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Seminararbeit
vorgelegt von
Oswin Kleinhans
Günter Nimmerfall
2.9 Sozialverhalten...................................................................................................................... 9
4.2 Zielgruppe:........................................................................................................................... 11
5. Intervention begründen: Warum nehmen Sie an, dass Ihre Handlung die gewünschten
Wirkungen besser erzielen wird? ................................................................................................ 12
11. Literatur.................................................................................................................................... 27
Für die Aufgabe in der Online-Nachphase (Modul 10) wollten wir in einer Volksschulklasse
eine „etwas andere Deutschstunde“ arrangieren:
Wir sind beide Hauptschullehrer, die schon Jahrzehnte lang 10-15 jährige SchülerInnen un-
terrichten. Wir wollten aber nicht diese uns bekannte Altersstufe auswählen, sondern wählten
bewusst jüngere Kinder aus einer Volksschule aus, nämlich SchülerInnen im Alter von 8-10
Jahren. Diese uns unbekannte Altersstufe stellte uns vor eigene, weitestgehend unbekannte
und daher reizvolle Herausforderungen. Zusätzlich wollten wir ältere SchülerInnen aus der
vierten Klasse der nahegelegenen Hauptschule als „GruppenleiterInnen“ einsetzen. Gerade
diese Situation war für uns der fruchtbare Reiz des Besonderen, der unsere Arbeit als „For-
scher“ beflügelte. Daher versuchten wir schon im Design der Unterrichtsstunde Handlungs-
muster anzuwenden, die für die Lernenden und für den Lernprozess förderliche Situationen
erzeugen. Durch den Einsatz der „Tutoren“, also die älteren SchülerInnen, sollte eine Entlas-
tung der Lehrkraft stattfinden. Daher war eines der Ziele die Zurücknahme fremdbestimmten
Lernens hin zu mehr Selbstbestimmung und Verantwortung der SchülerInnen. Lehrkräfte
sollen unserer Meinung nach eher zu Moderatoren und Lernbegleitern werden. Auch Baum-
gartner sieht in der Schaffung von optimalen Lernumgebungen Möglichkeiten, Situationen zu
generieren, die den Lernprozess möglichst gut unterstützen (vgl. Baumgartner, 2006, S.11).
Nach Hermann wird bei Kindern die Neugier am meisten durch aktive Betätigung geweckt.
Diese Neugier ist jedoch nicht festgelegt, sondern wird Fähigkeiten und Erfahrungen im Lau-
fe des Reifungsprozesses festgelegt. Durch die Neugier sucht und findet das Kind notwendi-
ge Erfahrungen in seiner Umwelt, es wird beim Lernen geleitet. (vgl. Hermann, 2008)
Dabei ist es seitens der Eltern nicht nötig, die Neugier und die damit verbundene Aktivität
beim Kind zu wecken:
Wenn dem Kind genügend Gelegenheiten geboten werden, lernt es „quasi“ von sich aus,
„von selbst“. Dieses „Selbstgelernte“ wird dabei auch vom Gehirn selbst erzeugt, wobei die
Vorgänge des Gehirns beim Erzeugen des Wissens unbewusst erfolgt und vom „Selbstler-
nenden“ unbeeinflussbar bleibt. (vgl. Hermann, 2008)
„Gelernt wird nicht nur am besten, wenn damit eine Aktivität des Lernenden verbun-
den ist, sondern wenn diese Aktivität auch Spaß macht“ (Herrmann, 2008, S. 88).
Bei diesem freudvollen Vorgang werden im Gehirn sog. Neuromodulatoren als Botenstoffe
freigesetzt:
• Noradrenalin: Aufmerksamkeit, Erregung, Stress
• Dopamin: Antrieb, Neugier, Belohnungserwartung
• Serotonin: Dämpfung, Beruhigung, Wohlgefühl
• Acetylcholin: gezielte Aufmerksamkeit, Lernförderung
All diese Neuromodulatoren sind die Voraussetzung, dass Lernen überhaupt stattfinden
kann.
Laut Gehirnforscher Henning Scheich sind folgende Punkte für erfolgreiches Lernen nötig:
• Individuelle Erfolgserlebnisse sichern Motivation und Gedächtnis
• Klare Lernherausforderungen für bewältigbare Problemstellungen verhindern Ver-
meidungsverhalten
• Lernen beruht auf der richtigen Mischung von Anregung und Herausforderung, Moti-
vation, Erfolgserlebnissen und Herausforderungen. (vgl. Hermann, 2008)
Doch welche Rolle nimmt hierbei die Lehrperson ein? Ihre Aufgabe ist die Entwicklung von
Lernmaterialien, die Organisation und Beratung von Lerngruppen. Exemplarisches und indi-
viduelles Lernen wird dabei vor allem durch Projektarbeit gefördert. (vgl. Hermann, 2008)
Die Voraussetzung für Motivation ist also Individualisierung und stellt sich zwangsläufig
durch Erfolge ein. „Das Gehirn ‚sagt‘: Ich bringe etwas zuwege, und deshalb fühle ich mich
wohl“ (Herrmann, 2008, S. 91). Fortgesetztes Lernen wird durch positive Selbstwahrneh-
2.3 Neurowissenschaften
Die Neurowissenschaften untersuchen den Aufbau und die Funktionsweise von Nervensys-
temen. Die Neurowissenschaften kann man als Überbegriff bezeichnen. „Forschungsrichtun-
gen der Neurowissenschaft, die sich hauptsächlich mit der Untersuchung von Aufbau und
Leistungen des Gehirns von Menschen und nicht-menschlichen Primaten befassen, werden
oftmals als Hirnforschung oder Gehirnforschung bezeichnet.“
Laut Wikipedia ist die Gehirnforschung eine Teildisziplin der Neurowissenschaften. In den
letzten Jahrzehnen entwickelten sich zahlreiche weitere Interaktionen zwischen den Neuro-
wissenschaften und anderen Fachbereiche, wie beispielsweise der Pädagogik. (vgl. Seite
„Neurowissenschaften“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie, 2009)
2.4 Motivation
Das Gehirn ist permanent damit beschäftigt, aus Eindrücken Voraussagen zu produzieren.
Meist treffen diese Voraussagen ein, dann wird dieses Geschehen als unbedeutend bewer-
tet. Tritt der Fall ein, dass sich das Eintretende von den Vorausberechnungen positiv abhebt
= besser als erwartet, wird im Gehirn ein Signal ausgelöst, dass Lernen stattfindet. Daher
wird nur das gelernt, was auch positive Konsequenzen hat. Eine ganz bestimmte Gruppe
von Dopaminen ist für die Bewertung von Reizen zuständig und damit auch dafür verantwort-
lich, was für den einzelnen Menschen bedeutsam ist. Bedeutsam ist das, was neu ist, was
für uns gut ist und was für uns besser ist als erwartet. Das Handeln wird durch diesen Faktor
beeinflusst und motiviert Aktivitäten zu setzen (Türöffnerfunktion). Aber nicht nur dieses Sys-
tem, sondern auch freundliche Blicke, nette Worte, schönes Wetter motivieren das menschli-
che Handeln und Lernen.
Menschen sind von Natur aus motiviert. Dass dieses Faktum in der Schule nicht zu funktio-
nieren scheint, liegt laut Spitzer (2007) an der Tatsache, dass Menschen nicht immer das
tun, was von ihnen verlangt wird. Motivation kann nicht verabreicht werden, sondern das
sog. Belohnungssystem muss aktiviert werden. Für den Bereich Schule ist dafür der Lehrer
als Person selbst verantwortlich. Ein Thema wird von den SchülerInnen als bedeutsam ein-
gestuft werden, wenn dies auch mit „Leib und Seele“ dargebracht wird. Genau dann wird das
Belohnungssystem aktiv und Lernen kann stattfinden. Viele Anreize, angenehme Rahmen-
bedingungen, vor allem das authentische Präsentieren von Sachverhalten sowie das span-
"Handlungsorientierter Unterricht ist ... der ... Versuch, tätige Aneignung von Kultur
in Form von pädagogisch organisierten Handlungsprozessen zu unterstützen. Über
die ikonische Aneignungsweise hinaus bietet er die Möglichkeit, handelnd Denk-
strukturen aufzubauen und den Zugang zur Welt nicht über ihre Abbilder, sondern
durch vielfältige sinnliche Erfahrungen zu schaffen. Kompensatorisch zur tenden-
ziellen »Entwirklichung der Wirklichkeit« dient er dem Aufbau einer umfassenden
Handlungskompetenz ... Er bezieht sich auf Handeln als tätigen Umgang mit Ge-
genständen, Handeln in sozialen Rollen und Handeln auf symbolisch-geistiger Ebe-
ne" (Gudjons 1986, S.49).
Ziel des handlungsorientierten Lernens ist es demnach, die Schülerinnen und Schüler mit
umfassender Handlungskompetenz auszustatten Handlungsorientierter Unterricht hat auf-
bauend auf den Interessen der Beteiligten, vor allem der SchülerInnen unter anderem fol-
gende wichtige Zielsetzungen (vgl. u. a. Beck 1991, S. 388; Benteler u. a. 1989, S. 47 ff.)
• selbstverantwortlich den Umgang mit Gegenständen des wirklichen Lebens oder das
Handeln in sozialen Rollen üben,
Manfred Spitzer hat die Abhängigkeit der Gedächtnisleistung von der emotionalen Beteili-
gung untersucht (Spitzer, 2007, S.256 ff). Die Ergebnisse zeigen, dass nicht Daten und Fak-
ten, sondern Gefühle, Geschichten und andere Menschen Lernprozesse beeinflussen. Ein
positiver, emotionaler Kontext bewirkt ein Einspeichern von Gelerntem im Hippocampus und
Parahippocampus, während ein Einspeichern in der Amygdala erfolgt, wenn in negativem
emotionalem Kontext (Druck, Belastung, Spannung, Angst) gelernt wird. Spitzer (2007) weist
darauf hin, dass Angst einen kognitiven Stil hervorruft und das rasche Ausführen einfacher
Routinen erleichtert, jedoch das Assoziieren und die Kreativität in hohem Maße einschränkt.
Daher sind Unterrichtssituationen in einer angenehmen, nicht angstbesetzten Atmosphäre
vorzuziehen.
Auch Heinz Schirp, ein Professor an der Universität Bielefeld, beschreibt, dass sich
„emotionale Erregungszustände positiv und negativ auf Lernen, auf Behaltensleis-
tungen, auf die Aktualisierung von deklarativen Gedächtnisinhalten und Leistungs-
potentiale auswirken“ (Schirp, 2008, S. 118).
Alle Aussagen von Spitzer und Schirp lassen den Schluss zu, dass emotional positiv behaf-
teten Lernsituationen der Vorzug zu geben ist, und daher in unserem Lernarrangement auch
verwendet werden.
2.7 Belohnung
Wie schon weiter oben angeführt, spielt der Botenstoff Dopamin für Motivation und Beloh-
nung eine große Rolle. Der Botenstoff wird dabei nur dann vom Dopaminsystem freigesetzt,
wenn das Lernergebnis „besser ausfällt als erwartet“. (Spitzer, 2007, S. 177) Dabei wirken
sich positive Lernerfahrungen daher günstig auf das Lernen aus. Lernen und Handeln in so-
zialer Gemeinschaft „ist wahrscheinlich der bedeutendste Verstärker". (Spitzer, 2007, S. 181)
2.8 Computer
Laut Spitzer haben Computer in der Grundschule nichts verloren. Er begründet diese Be-
hauptung mit dem Umstand, dass Kinder erst dann in der Lage sind, Verständnis für virtuel-
len Welten zu entwickeln, wenn sie sich bereits ausreichend mit der Realität auseinanderge-
setzt haben.
Die Methode des Unterrichts ist zweitrangig, oberste Voraussetzung ist das Verhältnis zwi-
schen SchülerInnen und LehrerInnen. Die Freude am Beruf stehe vor dem Einsatz didakti-
scher Tricks. Qualitätsverbesserung erfordert jedoch Evaluation und Reflexion.
Demgegenüber stellt jedoch Hayer die Behauptung, dass vor allem im offenen Unterricht
durch Computereinsatz Kompetenzen gestärkt werden, die für den Umgang mit einem allge-
genwärtigen Instrument unserer Informationsgesellschaft notwendig sind. (vgl. Hayer, 1999)
Seiner Meinung nach wird dabei „ein Stück Welt in die Kinder gesetzt“(Hayer, 1999, S. 276)
und somit ein hohes Maß an Individualität, die rückgebunden ist an Kooperation mit der Um-
welt. Somit werden die Kinder wieder in „die Welt gesetzt, die sie individuell gestalten“
(Ebd.).
2.9 Sozialverhalten
Sozialverhalten kann nach Spitzer nur in der Gruppe gelernt werden, indem Kindern in für sie
überschaubaren Bereichen Verantwortung übernehmen, gemeinsam Entscheidungen treffen
lernen und diese auch mittragen. Diese Regeln für kooperatives Verhalten werden am bes-
ten im Spiel gelernt. (vgl. Spitzer, 2007)
Nach Spitzer (2007) ist Lernen eine Aktivität, die dann erfolgreich stattfinden kann, wenn die
Rahmenbedingungen optimal gestaltet sind. Daher ist ein Nachdenken über die Gestaltung
dieser von großer Wichtigkeit. Jeder Lernprozess bewirkt eine Veränderung im Gehirn. Aus
vielen Wiederholungen extrahiert das Gehirn „Allgemeines“ - das Gehirn ist eine Regelex-
traktionsmaschine. Neue Inhalte werden zunächst vom Hippokampus aufgenommen, durch
oftmaliges Üben und Wiederholen (auch im Schlaf) werden Gedächtnisspuren vom kleinen
flüchtigen Speicher in den Kortex, den großen und sicheren Speicher übertragen.
Lernvorgänge können nur ablaufen, wenn neue Nervenzellen im Hippocampus gebildet wer-
den. Entscheidend für das Lernen sind Neuigkeit und Bedeutsamkeit des Inhalts. Das Gehirn
produziert permanent neue Voraussagen. Jede von außen eintreffende Neuigkeit wird mit
Vorhersagen aufgrund früherer Erfahrungen konfrontiert. Dies bedeutet, dass wir unsere
Welt nicht wahrnehmen, sondern konstruieren.
Für den Unterricht bedeuten diese Erkenntnisse, dass ein wiederholtes Einüben an prakti-
schen Beispielen mit hoher Beteiligung an Eigenaktivität sehr sinnvoll ist. Die SchülerInnen
lernen aus Beispielen Regeln abzuleiten und diese wieder an neuen Beispielen anzuwen-
den. Je tiefer Inhalte verarbeitet werden, desto besser bleiben sie im Gedächtnis. „Fast alles,
was wir gelernt haben, wissen wir nicht, aber wir können es“ (Spitzer, 2007, S. 59).Auch die
Aufmerksamkeit trägt nach neuesten Erkenntnissen entscheidend zum Lernen bei. Beim
Lernen wird die synaptische Übertragungsstärke modifiziert. Je aktiver neuronales Gewebe
in bestimmten Regionen des Gehirns ist, desto eher finden Synapsenveränderungen und
damit Lernen statt. Im Großhirn, genauer in der Großhirnrinde, sind bereits bei der Geburt
Für den Unterricht stellt sich also die Frage nach der Aktivierung der selektiven Aufmerk-
samkeit auf das, was gelernt werden soll = auf das dargebotene Material.
Für die durchgeführte Stunde war die ungewohnte Situation sicherlich ein Aufmerksamkeits-
faktor. Vor allem die Gruppenarbeit mit den „Gruppenführern“ aus der vierten Klasse Haupt-
schule wird den Kindern noch lange in Erinnerung bleiben. Weiters wurden die Aktivitäten bei
den einzelnen Stationen so gewählt, dass jeweils neue Impulse bzw. Reize angeboten wur-
den.
4.1 Lehrziele:
Lesefertigkeit und sinnerfassendes Lesen trainieren, und in Gruppenarbeit eine zusammen-
hängende Geschichte formulieren können. Richtige Rechtschreibung und Satzstellung
üben. Verbesserung der Sozialkompetenzen durch Gruppenarbeit mit älteren „Gruppenfüh-
rern“ aus der Hauptschule. Entlastung der Lehrkraft durch Einführung von „Tutoren“ = ältere
SchülerInnen
4.2 Zielgruppe:
Volksschulklasse, 3. Stufe (3. Klasse) und Hauptschule 8. Schulstufe (4. Klasse)
Eine Märchenstunde läuft normalerweise wie folgt ab: Die Lehrkraft erklärt, wie ein Märchen
formal aufgebaut ist. Anschließend wird häufig ein Märchen vorgelesen. Jetzt sollen die
SchülerInnen selbst ein Märchen nach Vorlage oder mit Hilfe von Einsetzübungen schreiben.
Für die SchülerInnen ist dies einfach eine Schulstunde wie viele andere auch. Einsetzübun-
gen erinnern sie an die Deutschstunde. Wichtiger wäre es, dass sich die SchülerInnen aktiv
in der Gruppe mit dem Thema auseinander setzen. Mangelnde Rechtschreibkenntnisse wer-
den mit Hilfe von SchülerInnen aus der vierten Klasse Hauptschule (8. Schulstufe) einiger-
maßen ausgeglichen.
Wir wollen so eine Märchenstunde aber ganz anders und mit Hilfe von Computern machen!
Natürlich wird der gesamte Inhalt des Märchens an die kognitiven Möglichkeiten der Schüler
und Schülerinnen angepasst Zuerst wird als Einstimmung und Motivationsauslöser ein Mär-
chen vorgelesen. Die Lehrkraft stellt einen großen, geheimnisvollen Koffer vor sich auf einen
Tisch, so dass ihn alle sehen können. Was mag da wohl drin sein?
Anschließend wird das „Märchen vom Koffer“ vorgelesen. Es handelt sich dabei um einen
alten Mann, der einen alten Koffer besitzt, in dem eine kleine Märchenerzählerin sitzt, die
wunderschöne Märchen erzählen kann. Nach etwa zwei Dritteln (siehe Vorbereitung der
Stunde) wird abrupt abgebrochen. Nun erklären wir den Kindern den weiteren Verlauf der
Stunde. „Wollen wir mal sehen, ob ihr auch so schöne Märchen erzählen könnt!“ Die Kinder
werden in vier Gruppen geteilt. Gruppenleiter sind jeweils HauptschülerInnen aus der nahe-
liegenden Hauptschule Niederndorf. Sie haben die Aufgabe, die Gruppengeschichte zu ko-
ordinieren und in den Computer zu schreiben. Jede Gruppe sieht auf ihrem Computer ein
Bild und einige Sätze, die den Beginn des dazugehörigen Märchens skizzieren soll. Jede
Gruppe liest die Sätze. Nun wird in der Gruppe das Märchen weiter erzählt. Satzkette: Im
Sinne einer Fortsetzungsgeschichte soll jedes Kind einen Teil zum Gelingen der Geschichte
beitragen, indem es einen Satz sagt, der inhaltlich zum Fortschreiten der Geschichte bei-
Sollte noch Zeit bleiben, dann wird das Märchen vor den anderen Gruppen aufgeführt.
(handlungsorientierter Unterricht)
Aufgrund der Untersuchungen S. Freuds und C.G. Jungs werden Märchen in der Psychothe-
rapie mit Kindern eingesetzt. Nach Jung schildert das Märchen einen Menschen auf dem
Weg zu sich selbst. Kinder kommen meist in Familie und Kindergarten mit Märchen in Berüh-
rung. Auch wenn das einstige Erzählen von „Gute-Nachtgeschichten“ durch Hörbücher
und/oder verfilmte Märchen auf DVD oder Videocassetten ersetzt wurde, gibt es kaum ein
Kind im Volksschulalter, das nicht mit Märchen in Berührung gekommen ist. Im Schulalltag
ist deutlich erkennbar, dass Kinder speziell in den unteren Schulstufen beim Schreiben von
Geschichten im Deutschunterricht ihrer Phantasie meist freien Lauf lassen. Mit zunehmen-
dem Alter und dem Wunsch nach Perfektionismus bzw. der schulischen Forderung möglichst
keine Grammatik- und/oder Rechtschreibfehler zu machen, verlieren sie die Lust am Schrei-
ben und der Inhalt von schriftlichen Arbeiten lässt eher phantasievolle Inhalte vermissen.
Computer üben auf Kinder und Jugendliche einen besonderen Reiz aus, viele assoziieren
mit Computer gleichzeitig Spiel und Spaß. Daher sollte die gestellte Aufgabe für die Kinder
reizvoller sein, als wenn derselbe Arbeitsauftrag mit Papier und Bleistift erledigt werden soll-
Durch das gemeinsame Erarbeiten der Geschichte am Computer sind die SchülerInnen ge-
zwungen, ihre Texte öfters durchzulesen – und dies ist unmittelbar mit Erkenntnisgewinn
verknüpft. (vgl. Manfred Spitzer, 2007, S. 244) Die SchülerInnen produzieren Bedeutung, sie
erkennen den Sinn und die Bedeutung der geschriebenen Geschichte. Sie werden inhaltlich
in der Gruppe kreativ. Mangelnde Computer- und Rechtschreibkenntnisse werden durch die
SchülerInnen der 8. Schulstufe ausgeglichen.
Die szenische Aufführung ist gerade in dieser Altersstufe ebenfalls nützlich für Erkenntnis-
gewinn. Handlungsorientierung wird nach W. H. Kilpatrick mit Erfahrungsorientierung ver-
knüpft. Das Konzept beruht darauf, dass Lernerfolge besser möglich sind, wenn Dinge aus-
probiert und anschließend reflektiert werden. In unserem Falle ist dies die szenische Auffüh-
rung der Geschichten. Es handelt sich also um ein „Lernen durch Handeln“. Im Englischen
bedeutet dies: „Learning by doing“. (s.a. Begriffserklärung „Handlungsorientierter Unterricht“)
Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit konnten wir die gruppenweisen szenischen Aufführungen
nicht mehr durchführen, wohl aber konnten die Gruppenmitglieder ihre Ergebnisse den ande-
ren MitschülerInnen vorlesen.
Klasse(n): 3. Klasse (3. Stufe) Volksschule Niederndorf, und 4 SchülerInnen (8. Stufe) der
HS Niederndorf
Klassenlehrerin: Dipl.-Päd. Gertraud Schneider-Kantor, ergänzt durch Günter Nimmerfall
und Oswin Kleinhans
Datum: Freitag, 15.10.2010, 9:35 – 10:25
Thema der Stunde: Wir erarbeiten ein Märchen.
Lehrziele:
a) Das Märchen aufnehmen:
• aufmerken, zuhören,
• erkennen, dass etwas erzählt wird, dabei zur Ruhe kommen;
• sich dem Erzähler aufmerksam zuwenden;
• die Stimmung genießen können.
b) Gestaltete Sprache erleben:
• Hier liegt der Schwerpunkt zunächst auf dem Bereich des Eindrucks, d.h.
der Schüler soll Freude an Sprache gewinnen und fähig werden, den Sinn
zu erfassen.
• Erkennen, dass Märchen häufig eine Lebensweisheit beinhalten.
• das eigene Ausdrucks- und Darstellungsvermögen weiter entwickeln,
c) Anregung und Anleitung zu eigenen Äußerungen:
• Etwas aussagen, auf Fragen antworten, Einzelheiten wiederholen:
• verbal, z.B. in Einwortsätzen, bzw. Satzschema anwenden
d) Förderung im Bereich der Wahrnehmung:
• Zunehmend Reize aufnehmen und sie in die eigene Person integrieren;
e) Förderung von sozialen Fähigkeiten:
• einander wahrnehmen, Blickkontakt aufnehmen;
• sich anderen zuwenden und Zuwendung beantworten;
• Umgangsformen und Regeln beachten;
• soziale Situationen verstehen lernen;
• Konflikte veranschaulichen und Lösungen finden;
• Sprach- und Verhaltensmuster einüben,
• Anerkennen und Zusammenarbeit mit dem älteren Gruppenleiter aus der
Hauptschule
• Einhalten von Regeln beim Diktieren der einzelnen Sätze.
Ein alter Herr, der viel reiste, besaß einen Koffer. Schön war der Koffer nicht, sondern
grundhässlich; denn er war mit struppigem Seehundsfell überzogen und hatte eiserne Bän-
der und Ecken. In dem Fell aber waren schon oft die Motten gewesen, und das eiserne Be-
schläge war stark verrostet, hatte auch mit der Zeit manchen Buckel und manche Schmarre
bekommen.
Der Herr, dem der Koffer gehörte, war ein Sonderling. Wenn er zu Haus war, musste der
Koffer stets in seiner Stube unter dem vergoldeten Spiegel stehen, obgleich es recht ko-
misch aussah: der alte, hässliche Koffer in der sonst ganz hübschen, gemütlichen Stube.
Und wenn er reiste und irgendwo einkehrte, war es stets das erste, dass er sich den Koffer
bringen und neben sein Bett stellen ließ.
“Es wird wohl Geld im Koffer sein!” meinten die Leute, “weil er ihn gar nicht aus den Augen
lässt.”
Doch in diesem Punkte waren sie völlig auf dem Holzwege. Etwas darin war schon; aber
Geld? Nein, Geld am allerwenigsten!
War nun der alte Herr ganz allein in der Stube, so drückte er auf eine geheime Feder.
Schwupp! sprang der Koffer auf, und was war darin? Ein vollständig verschlossener, pracht-
voller Kasten mit rotem Samt beschlagen und mit goldenen Tressen und Schnüren besetzt.
Sobald jemand anderes in die Stube eintrat, schnapp! schlug der Deckel zu.
Doch das Dienstmädchen des alten Herrn war sehr schlau. Einmal ließ sie die Schuhe vor
der Türe stehen und schlich ganz leise in Strümpfen bis an den Koffer hin, der gerade offen
stand.
Sie war schon ganz dicht daneben, und als sie es so rot und golden im Koffer blinken sah,
vergaß sie sich und rief: “Herrgott, der alte Koffer ist ja wohl inwendig ganz hübsch!” Da
merkte der Koffer, dass jemand Fremdes da sei. Schnapp! schlug er mit Gewalt zu und hätte
ihr beinahe den Finger abgeklemmt; denn sie wollte eben hineingreifen, um sich zu überzeu-
gen, ob es wirklich Samt und weich wäre.
“Pfui!” sagte sie erschrocken, “was ist das für ein alter, garstiger Koffer; mit dem darf man
sich gar nicht einlassen!”
Aber es war doch etwas Besonderes in dem Koffer. Denn zuweilen riegelte der alte Herr vor-
sichtig sämtliche Zimmertüren zu, drückte auf die geheime Feder, so dass der Deckel auf-
sprang, horchte dann noch einmal, ob alles draußen still wäre, und wenn er niemanden hör-
te, hob er den roten Samtkasten aus dem Koffer heraus und setzte ihn vor sich auf den
Tisch. Darauf drückte er auf eine zweite verborgene Feder am Kasten, und der rote Samtde-
ckel sprang auch auf.
Unglaublich, aber wahr! Eine ganz niedliche kleine Märchenprinzessin mit zwei langen Zöp-
fen hinten herunter und roten Hackenschuhen. Sie sprang auch sofort mit gleichen Beinen
Und der alte Herr saß im Lehnstuhl und hörte ihr aufmerksam zu.
Eines Tages, als sie eben mit Erzählen fertig war, sagte sie: “Ich habe dir nun schon so viele
hübsche Märchen erzählt; ich glaube, du vergisst sie immer wieder. Kannst du sie nicht auf-
schreiben?”
“O ja”, antwortete der alte Herr, “aufschreiben könnte ich sie schon, wenigstens so einiger-
maßen und freilich bei weitem nicht so hübsch, als du sie erzählst; aber es darf niemand
wissen, woher ich sie weiß, und besonders nicht, dass du in dem alten Koffer steckst. Denn
ich muss dich ganz allein haben. Sonst kommen gleich alle Leute und wollen dich besehen
und tapsen dich mit ihren ungeschickten Fingern an. Der Samt am Kasten würde auch bald
schlecht werden.”
“Nein, um Gottes willen!” entgegnete die kleine Märchenprinzessin. “Aber wundern würden
sich die Leute doch, wenn sie wüssten, wer in dem alten Koffer steckt.”
“Still!” sagte auf einmal der alte Herr, “es klopft jemand an der Türe. Kriech rasch wieder in
den Kasten.” Sodann trug er eilig den Kasten in den Koffer. Schnapp! schlug der Deckel mit
Seehundsfell zu, und als das Dienstmädchen denn sie war es hereinkam und den Tee
brachte, stand der alte Koffer wieder ganz mürrisch und struppig unter dem Spiegel.
Als sie an ihm vorbeiging, gab sie ihm heimlich, und ohne dass der alte Herr es merkte, ei-
nen Fußtritt und murmelte: “Alter garstiger Koffer, gestern hast du mir beinahe den Finger
abgeklemmt.”
Gruppenweise werden die Geschichten be- Einschreiben der Märchen in die 4 Computer
sprochen
Einschreiben der Märchen in den Computer Neugierige wollen schon den Koffer
aufmachen
Frau Schneider-Kantor liest gemeinsam mit Die vier Gruppenleiter aus der Hs
den Kindern die Geschichten den anderen Niederndorf: Lisa Reichenbach, Angermeier
vor. Christina, Geisler Anton, Heufler Manuel
(Alle 4 Märchen wurden weder korrigiert noch inhaltlich verändert, sondern nur aus Pbworks
kopiert ) Pbworks ist eine Wiki-Plattform, die sich für unsere Zwecke hervorragend eignet:
www.pbworks.com
Die roten Textteile wurden von uns vorgegeben.
(Der farbig gekennzeichnete Text sollte den Kindern als Einstiegshilfe dienen)
(Der farbig gekennzeichnete Text sollte den Kindern als Einstiegshilfe dienen)
Im Reitstall, in dem
Betty ihre Reitstunden
nahm, kam vor ein
paar Tagen ein
schwarzes Fohlen zur
Welt. Es hatte pech-
schwarzes Fell und
strahlend weiße Hufe.
Betty hatte nie zuvor
ein schöneres Pony
gesehen. In jeder
freien Minute stand
Betty im Pferdestall
und streichelte das
Pony oft stundenlang.
Sie liebte es
sehr. Betty sah ein
schwarzes Pony. Oft
dachte sie sich einen
Namen für das
schwarze Pony aus. Aber kein Name passte. Endlich fand sie einen Namen. Sie nannte das
Pferd Emily. Ja, der Name passte. Sie fand den Namen sehr schön. Eines Tages sagte ihre
Reitlehrerin sie durfte auf Emily reiten. Sie genoss die Stunde. Danach pflegte sie das Pferd
und putzte es. Dann sattelte sie es ab. Sie fragte die Lehrerin ,ob sie am nächsten Tag noch
mal auf Emily reiten darf. Als Betty die Lehrerin fragte, antwortete sie mit ja!. Betty freute sich
auf die nächste Reitstunde. Betty reitete so gut , dass Emily ihr Pflegepferd war. Sie sagten
es ihre Eltern und die beiden waren sehr Stolz auf sie. Am nächsten Tag als Betty Emily
besuchte war sie auf einmal schwer krank. Sie sagte es schnell ihre Lehrerin und Sie ruften
den Tierarzt an. Der Tierarzt gab ihr eine Beruigungsspritze ei Tagen wurde Emily gesund.
Betty konnte auf Emily trozdem nicht reiten ,denn sie war zu schwach. Nach einer Woche
erholte Emily sich wieder und war sehr kräftig . Doch jetzt war sie zu wild und lief weg. Betty
lief ihr schnell nach. Dann fand sie Emily und ihr Vater kaufte das Pferd namens Emily.Sie
lebten glücklich einander.
(Der farbig gekennzeichnete Text sollte den Kindern als Einstiegshilfe dienen)
Sie machten alles kaputt. Die Kinder erschraken. Die Kinder wollten fliehen , doch die Tür
war zugesperrt. Dann kam ein Geist mit einer Axt und packten die ängstlichen Kinder. Die
Kinder weinten.
Er wollte die drei Freunde erschrecken. Dann kam der fetteste aller Geister. Der fette Geist
war nicht zu frieden mit ihnen. Plötzlich kam ein Geist und brachte die Kinder nachhause.
Von nun an gab es das Geisterhaus nicht mehr. Die Kinder waren froh, dass sie endlich zu-
hause waren, und in ihren schönen Betten liegen können.
(Der farbig gekennzeichnete Text sollte den Kindern als Einstiegshilfe dienen)
Gudjons, H.: Handlungsorientiert Lehren und Lernen. Projektarbeit und Schüleraktivität, Bad
Heilbrunn 1986
Hayer, S. (1999). Die Welt in die Kinder setzen- Gedanken einer Seminarleiterin. In:
Freiarbeit und Computer in der Grundschule. Akademie für Lehrerfortbildung und
Personalführung Dillingen. Akademiebericht Nr. 320. Projektleitung: H.C. Rainer Büch-
ner,Johannes Böttcher (S. 274-277).
Herrmann, U. (2008). Lernen findet im Gehirn statt: Die Herausforderung der Pädagogik
durch die Gehirnforschung. In Caspary, R.; Stern, E. (Hrsg.): Lernen und Gehirn: Der Weg
zu einer neuen Pädagogik (S. 85-98). Freiburg im Breisgau: Herder:
Herder-Spektrum.
Spitzer, Manfred (2007). Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Berlin: Sprin-
ger Verlag
Schirp, Heinz (2008). Neurowissenschaften und Lernen: Was können neurobiologische For-
schungsergebnisse zur Weiterentwicklung von Lehr- und Lernprozessen beitragen? In
Caspary, R.; Stern, E. (Hrsg.): Lernen und Gehirn: Der Weg zu einer neuen Pädagogik (S.
99-127). Freiburg im Breisgau: Herder: Herder-Spektrum.