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Afrika
Unersättlicher Sklavenhunger
Im Orient ist die Sklaverei durch Keilschrifttexte schon für das 3.
Jahrtausend vor Christus belegt. Im Ägypten der Pharaonen gab es
Billig waren Sklaven in Rom nie: 200 vor Christus kostete ein
Arbeitssklave etwa 500 und ein gebildeter Haussklave bis zu 1550
Denare – mehr als das Zehnfache des Jahressolds eines Legionärs. In
der späten Kaiserzeit ging die Sklaverei stark zurück. Auf dem Land
nahmen immer häufiger an die Scholle gebundene Pächter den Platz
der Sklaven ein. Kaiserliche Gesetze schränkten die Verfügungsgewalt
der Herren über ihre Sklaven stark ein. Sklaven wurden zu
«Menschen, die unter der Herrschaft des römischen Volkes leben»,
so ein zeitgenössischer Autor. Der Unterschied zwischen Sklaverei
und anderen Formen der Unfreiheit begann sich zu verwischen.
«Humanitärer Kolonialismus»
Der transatlantische Sklavenhandel ist gut erforscht. Von 1519
bis 1867 wurden in etwa 27 000 Sklaventransporten 11,06 Millionen
Afrikaner nach Amerika verschleppt. Noch mehr fielen in freilich viel
längerer Zeit zwischen 650 und 1920 islamischer Sklaverei zum
Opfer: mindestens 17 Millionen. Rechnet man die Sklaven hinzu, die
in den subsaharischen Sklavenjägerländern blieben, so wurden in
1300 Jahren insgesamt wohl über 50 Millionen Afrikaner versklavt.
Noch nicht mitgerechnet ist dabei die grosse Zahl von Alten und
Kindern, die in den unendlich vielen, fürchterlichen Sklavenrazzien
niedergemetzelt wurden. Flaig glaubt, dass auch die düstersten
Zahlen noch nach oben korrigiert werden müssen: Alleine die
islamische Militärsklaverei erforderte über die Jahrhunderte einen
Sklavenimport von weit über 20 Millionen Menschen. Gerne
unterschlagen werden 1,2 Millionen Europäer, die Piraten aus Algier,
Tunis und Tripolis zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert von
den Küsten Spaniens, Frankreichs und vor allem Italiens raubten.
Sogar bis in die Themsemündung und nach Island fuhren die
nordafrikanischen Sklavenjäger.
Egon Flaig: Weltgeschichte der Sklaverei. C. H. Beck, 2009. 238 S., Fr. 22.90