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KAP Kapitel 1

duktionsweise führen. Der Sozialismus ist damit das lismus in seiner reinen Ausprägung seit Langem
höhere Gesellschaftssystem, das zwangsläufige Er überholt ist.
gebnis kapitalistischer Wirtschafts und Gesell
schaftsbedingungen. Kapitalstock, Bestand an Sachkapital in einer
Eine verbreitete Unterscheidung des Kapitalismus Volkswirtschaft wie Fabrikgebäude, Maschinen
erfolgt in die Phasen Frühkapitalismus (etwa vom oder technische Anlagen, die zu Produktionszwe
ausgehenden 16. bis zum Anfang des 18. Jahrhun cken eingesetzt werden. Veränderungen des Kapi
derts), Hochkapitalismus (Zeit der industriellen Re talstocks werden als Investitionen (siehe dort) be
volution bis etwa 1870) und Spätkapitalismus (etwa zeichnet.
ab dem Ersten Weltkrieg). Keynesianismus, siehe Kapitel 3.
Der Ausdruck Kapitalismus taucht heute um
gangssprachlich vielfach im Zusammenhang mit ADAM SMITH
den westlichen Industriestaaten auf, wenn von die
Der britische Philosoph und Wirt-
sen als ›kapitalistischen Ländern‹ gesprochen wird.
schaftswissenschaftler lebte von
Dabei wird der Begriff Kapitalismus oft mit dem
1723 bis 1790. Im Unterschied zum
Begriff Marktwirtschaft (siehe dort) gleichgesetzt
Merkantilismus und zur Physiokratie
und davon ausgegangen, dass allein Privateigentum
betrachtete er die menschliche Arbeit
an den Produktionsmitteln kennzeichnend für eine
und die Arbeitsteilung als Quellen
kapitalistische Gesellschaftsordnung ist. Das Pri
des Wohlstands. Nur Arbeit vermehre den Wert eines
vateigentum an den Produktionsmitteln ist jedoch
Gutes und das umso wirksamer, je mehr sie nach ih-
nur ein Kennzeichen einer modernen, marktwirt
rer Qualifikation und Spezialisierung arbeitsteilig ein-
schaftlichen Wirtschaftsordnung. Seit dem Ende
gesetzt werde. Voraussetzung für die Arbeitsteilung
des 19. Jahrhunderts wurden die Wirtschaftsord
ist dabei ein funktionierender Marktmechanismus.
nungen der westlichen Industrieländer durch eine
Durch das wohlverstandene Eigeninteresse der Men-
große Anzahl von Sozial und Wirtschaftsgesetzen
schen stelle sich im freien Wettbewerb wie von einer
ständig den veränderten Wirtschafts und Gesell
unsichtbaren Hand gesteuert das Gleichgewicht zwi-
schaftsbedingungen entsprechend reformiert und
schen Produktion, Verbrauch, Lohn und Preis ein.
ihrer Zeit angepasst. Der Staat greift immer dann
Smith gilt als Begründer der klassischen Nationalöko-
lenkend in das Marktgeschehen ein, wenn dies z. B.
nomie und als ›Vater‹ der Marktwirtschaft. Obwohl er
aus sozialer oder wettbewerbsrechtlicher Sicht ge
die Vorteile der freien Marktwirtschaft betonte, lehn-
boten erscheint. Darüber hinaus sorgen starke Ge
te er keineswegs alle wirtschaftspolitischen Eingriffe
werkschaften für eine Vertretung der Interessen
des Staates ab. Zu den Staatsaufgaben zählte er Lan-
der abhängig Beschäftigten gegenüber den Arbeit
desverteidigung, innere Sicherheit, Bildung, Sicherung
gebern. Gerade in den westlichen Industrieländern
von Eigentum und Wettbewerb.
mit marktwirtschaftlicher Wirtschaftsordnung hat
der wirtschaftlich technische Fortschritt zu erheb
lichen sozialen Fortschritten geführt und auch da klassische Schule der Nationalökonomie, Klas
für gesorgt, dass sich in großen Teilen der Bevölke sik, Sammelbezeichnung für die ökonomischen
rung solide Wohlstandsverhältnisse entfalten konn Auffassungen und Theorien, die hauptsächlich von
ten. den bedeutenden englischen Ökonomen wie Adam
Rückblickend betrachtet zeigt sich somit, dass die Smith (* 1723, † 1790), Thomas Robert Malthus
Gesellschafts und Wirtschaftsverhältnisse, wie sie (* 1766, † 1834), David Ricardo (* 1772, † 1823)
Karl Marx zu seiner Zeit vorfand, mit den gegen und John Stuart Mill (* 1806, † 1873) entwickelt
wärtigen Produktionsbedingungen und einer an de wurden. Die Theorien der klassischen Schule haben
mokratischen und rechtsstaatlichen Werten orien vor allem gemeinsam, dass sie vom wirtschaftlichen
tierten Gesellschaft heutiger westlicher Industrie Eigennutz des einzelnen Menschen ausgehen und
staaten nicht zu vergleichen sind. Der Begriff Kapi die Auswirkungen dieses Handelns auf das Gemein
talismus beschreibt deshalb die heute existierende wohl untersuchen. Adam Smith versuchte in sei
marktwirtschaftliche Wirtschaftsordnung der west nem wichtigsten Werk ›Der Wohlstand der Natio
lichen Industrieländer nicht richtig, da der Kapita nen‹ zu zeigen, dass der eigennützig, auf seinen per

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