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Grenzmanagement in der

digitalen Welt
Jana Ballenthien & Tanja Carstensen
TU Hamburg-Harburg
Arbeit-Gender-Technik
Überblick
• Kontext
• Forschungsprojekt SKUDI
• Grenzen managen – Das zentrale Thema
der Interviews
• Fazit/Thesen
Kontext
Gesellschaftlicher Kontext
• Umstrukturierung von Erwerbsarbeit,
Sozialstaat, Bildung
• Sozialpolitischer Umbau
• Entgrenzung, Subjektivierung,
Ökonomisierung, Aktivierung und
Prekarisierung
• Appell an Eigenverantwortung und
„Selbermachen“
Technologischer Kontext
• Durchdringung unseres Alltags mit
digitalen Medien
• Web 2.0: Blogosphäre, Wikipedia,
Facebook, Twitter
• Widersprüchliche Nutzungsaufforderungen
und Diskurse um Datenschutz, Präsenz,
googelnde Arbeitgeber, Überwachung,
Æ
• Verschiedene Grenzen werden unklar, lösen
sich auf, verwischen, stehen zur Disposition
• Es existieren noch keine etablierten ‚richtigen’
Nutzungsweisen

• Anforderung an die Subjekte:


alles muss neu und selbst ausgehandelt werden
„Subjektkonstruktionen und
digitale Kultur“
SKUDI
• Kooperationsprojekt zwischen Hamburg,
Bremen, Klagenfurt und Münster
• 15-30jährige, die sehr viel mit dem Internet
machen
Fragen
• Neue Praktiken?
• Neue Selbst- und Weltbilder?
• Was machen sie, was bewegt sie, welche
Themen beschäftigen sie, wie sehen sie
sich und die Welt, das Internet?

Arbeit, Lernen, Kommunikation


Arbeit
• Arbeit mit dem Internet / Webwork:
Programmierer_innen, Online-
Journalist_innen, Webdesigner_innen,
Medienpädagog_innen, Social Media
Berater_innen, Content-Manager_innen…
Interviews zu…
… Internetsozialisation
… wieso sie mit dem Internet arbeiten
… was sie genau machen
… Tagesablauf
… Verständnis von Arbeit
… weitere Lebensbereiche
… Nutzungsweisen
… Zufriedenheiten und Unzufriedenheiten
… Pläne, Unterstützung, Barrieren…
Grenzen managen – Das
zentrale Thema der Interviews
Grenzmanagement
• Grenzmanagement privat – öffentlich &
Informations- und
Beziehungsmanagement
• Umgang mit und Abgrenzung vom
informationstechnischen Wandel
– Alte vs. Neue Lernkonzepte
• Erwerbsarbeit – Freizeit/anderes
Grenzmanagement privat – öffentlich &
Informations- und Beziehungsmanagement
• desinteressiert und nicht teilhabend
• strategisch postender ganzheitlicher
Netzwerker
• ökonomisch postend
• Schüchtern, unpersönlich oder passiv
Zwischenfazit
• Die warnenden Diskurse sind teilweise
berechtigt, aber die Subjekte sind nicht
willenlos
• Die, die am meisten preisgeben, machen
sich darüber die meisten Gedanken und
entwickeln die differenziertesten
Strategien
Umgang mit und Abgrenzung vom
informationstechnischen Wandel
• Vom technischen Wandel angestrengt und
gestresst
• Dem technischen Wandel voraus bzw. ihn
sehnsüchtig erwartend
• Den technischen Wandel mitgestalten als
Mission/Berufung/politisches Anliegen
• Umgang mit technischem Wandel als Mittel zur
Distinktion/Imagepflege/Qualifikation
• Schmalspurnutzung: Dem technischen Wandel
gegenüber ignorant
Zwischenfazit
• Technik ist am wenigsten Mittel zum Zweck, sondern vor
allem Qualifikationsressource, lebensstilbildendes
Medium, identitäts- und gemeinschaftsstiftend,
Gestaltungsaufgabe, Spielzeug, Leidenschaft, Hobby…
• Informationstechnischer Wandel konstituiert und
reproduziert soziale Ungleichheit, erzeugt
„Gewinner_innen“, „Vorreiter_innen“ und
„Hinterherhinker_innen“
• Grenzziehung gegenüber technologischem Wandel
durch Ignoranz, Ablehnung und diszipliniert-kontrollierte
Nutzungsweisen
• Insgesamt aber wenig Grenzziehungen
Alte vs. neue Lernkonzepte
• Große Kritik an klassischen
Lernkonzepten und Bildungsinstitutionen
• Gleichzeitig sehr hohe Bereitschaft sich
weiterzuentwickeln
• Institutionen werden ersetzt durch
selbstorganisiertes Lernen, Freund_innen,
lose Netzwerke und das Internet
• „einen Berufabschluss in der Tasche
haben“ ist aber noch wirkmächtig
Erwerbsarbeit – Freizeit/anderes
• Sich ehrgeizig ohne Erfolg abstrampeln und immer
weiter qualifizieren
• Freizeit steht im Vordergrund bei gleichzeitigem
Anspruch an Wohlstand, derzeitiger Job wird als nicht
zukunftsweisend erlebt
• Leidenschaftlich unfreiwillig Entgrenzte ohne Freizeit
• Arbeit in klaren Strukturen zu festen Zeiten ohne
Überstunden
• Webworker_innen auf der Überholspur, völlig
karriereorientiert, dabei freiwillig und glücklich und
professionell entgrenzt
Zwischenfazit
• Traditionelle Angestelltenverhältnisse sind
wieder hoch im Kurs
• Subjektivierung, Prekarisierung,
Entgrenzung erreicht einen weiteren
Höhepunkt, auch in der Festanstellung
• Es besteht viel Platz zur
Selbstverwirklichung, aber wenig für
finanzielle Absicherung
Fazit/Thesen
• Subjekte sind intensiv mit Grenzen
beschäftigt
• Bewusst-reflektiert
• Keine einheitliche Strategie oder
Nutzungsweise, Vielfalt
• Entgegen warnender Diskurse: hohe
Kompetenzen, selber und
eigenverantwortlich Grenzen zu ziehen
• Anforderungen weit über „soft skills“
hinaus
• Freiheit oder Belastung
• Autonomie vs. Burn-Out?
Vielen Dank!

jana.ballenthien@tu-harburg.de
carstensen@tu-harburg.de

skudi.net

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