Freud in 60 Minuten
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Dabei – und bei der Entwicklung unserer Sexualität und unserer Beziehungen kommt es manchmal zu Kränkungen und Traumatisierungen. Freud war Arzt und praktizierte eine revolutionäre Behandlungsmethode, die Psychoanalyse. Er entdeckte als Erster, dass das Lebensgefühl der Menschen oft aus Erlebnissen herrührt, die man zwar nicht ändern aber emotional neu bewerten kann. Mehr noch: Freud erklärt uns eindrucksvoll, wie unser „psychischer Apparat“ Tag für Tag funktioniert und wir in jeder Sekunde blitzschnell unsere Triebe, Gedanken und Wahrnehmungen verarbeiten. Nicht ohne Grund wurde Freud von Lesern der New York Times zum bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts gewählt.
In dem kleinen Buch „Freud in 60 Minuten“ wird dessen revolutionäre und neuartige Sicht auf den Menschen an vielen Beispielen und mit über vierzig Zitaten schrittweise erklärt. Denn alle wichtigen Bausteine seiner Theorie von der oralen Phase, dem Ödipuskomplex, dem Triebkonflikt, der Sublimierung, der Verdrängung, dem Widerstand, der Symptombildung, der Übertragung bis hin zur Therapie bauen aufeinander auf. Im zweiten Teil des Buches wird gefragt: „Was nützt uns Freuds Entdeckung heute?“ Es ist erstaunlich, wie wichtig und hilfreich seine Erkenntnisse für unsere ganz persönliche Lebensgestaltung sein können, wenn man sie richtig anwendet.
Das Buch ist in der beliebten Reihe „Große Denker in 60 Minuten“ erschienen.
Walther Ziegler
Walther Ziegler est professeur d'université et docteur en philosophie. En tant que correspondant à l'étranger, reporter et directeur de l'information de la chaîne de télévision allemande ProSieben, il a produit des films sur tous les continents. Ses reportages ont été récompensés par plusieurs prix. En 2007, il a prit la direction de la « Medienakademie » à Munich, une Université des Sciences Appliquées et y forme depuis des cinéastes et des journalistes. Il est l'auteur de nombreux ouvrages philosophiques, qui ont été publiés en plusieurs langues dans le monde entier. En sa qualité de journaliste de longue date, il parvient à résumer la pensée complexe des grands philosophes de manière passionnante et accessible à tous.
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Book preview
Freud in 60 Minuten - Walther Ziegler
Dank an Rudolf Aichner für seine unermüdliche und kritische Redigierung,
Silke Ruthenberg für die feine Grafik, Angela Schumitz, Lydia Pointvogl, Eva Amberger,
Christiane Hüttner, Dr. Martin Engler für das Lektorat
und Dank an Prof. Guntram Knapp, der mich für die Philosophie begeistert hat.
Inhalt
Freuds große Entdeckung
Freuds Kerngedanke
Orale, anale und phallische Phase
Der Ödipuskomplex
Der Triebkonvikt
Der psychische Apparat
Libido und Triebbefriedigung
Die Sublimierung
Die Verdrängung
Abwehr und Symptombildung
Therapie und Übertragung
Heilung und Psychosynthese
Aus Es soll Ich werden
Das Unbehagen in der Kultur
Was nützt uns Freuds Entdeckung heute?
Dem Lustprinzip folgen: Lustgewinn suchen – Unlust vermeiden
Aus Es soll Ich werden −
vom Lustprinzip zum Realitätsprinzip
Zwischen Scylla und Charybdis − das Geheimnis der guten Erziehung
Angst gehört zum Leben – mit ihr umgehen lernen, heißt leben lernen
Zitatverzeichnis
Freuds große Entdeckung
Sigmund Freud (1856-1939) ist zweifellos einer der bedeutendsten Denker des zwanzigsten Jahr hunderts. Wie kein anderer hat er unser modernes Selbstverständnis geprägt, die Art und Weise, wie wir uns selbst sehen. Es ist sein Verdienst, dass wir uns heutzutage nicht mehr nur als rationale Verstandeswesen, sondern auch als Gefühlswesen mit Ängsten, Wünschen und Sehnsüchten begreifen. Zweitausend Jahre lang hat die Philosophie den Menschen nur von seiner Vernunft her interpretiert. „Ich denke, also bin ich", sagte beispielsweise der französische Philosoph René Descartes und behauptete, dass das logische Denken das Wesen des Menschseins ausmache. Der Körper sei nur der Diener des Geistes.
Freud widerspricht dieser Auffassung fundamental. Es sei genau umgekehrt. Der Mensch, so entgegnet er provokativ, ist ein Triebwesen, ein „Homo Natura". Er folgt vor allem seinen Trieben, Bedürfnissen und Instinkten. Der Geist ist nur ein sekundäres Phänomen, ein Diener der Triebe. Denn, so Freud:
Unsere Wahrnehmung der Welt und unser Handeln sind nach Freud weniger von Vernunft als von Gefühlsregungen bestimmt, derer wir uns nicht bewusst werden. Wir glauben zwar stets logisch und vernünftig zu handeln, in Wirklichkeit aber werden wir von unbewussten Wünschen regiert. Wenn man der Wahrheit ins Auge sehe, könne man nur zu der Schlussfolgerung kommen:
Die Philosophen hätten sich mit ihrer Überhöhung der Vernunft geirrt und wären zweitausend Jahre lang einem falschen Weg gefolgt. Mit dieser radikalen Feststellung machte er sich die gesamte abendländische Philosophie zum Feind. Der Philosoph Heidegger warf ihm vor, er „begaff e Seelenzustände, Karl Jaspers bezeichnete die Entdeckung unbewusster Sehnsüchte und Triebe gar als „Afterphilosophie
. Angesichts dieser massiven Kritik stellte Freud nüchtern fest:
Tatsächlich haben die Philosophen Freuds Annahme des Unbewussten zuerst als logischen Widerspruch kritisiert: Entweder hat Freud recht und es gibt in der Psyche tatsächlich einen unbewussten Bereich, dann aber können wir logischerweise nichts über diesen Bereich wissen, denn er ist ja unzugänglich. Auch Freud selbst könnte dann keine Bücher darüber schreiben. Oder aber wir können das Unbewusste doch mit unserem Wachbewusstsein erfassen, dann aber ist das, was wir erfassen, nicht mehr