Der neue Landdoktor 25 – Arztroman: Warum tust du mir das an?
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Es war die richtige Entscheidung, nach Bergmoosbach zu gehen, dachte Felicitas. Sie spazierte über den sonnigen Marktplatz und zückte dann und wann ihre Kamera, um eines der hübschen Häuser mit ihren Lüftlmalereien zu fotografieren.
Auch das prächtige Rathaus mit dem goldenen Wetterhahn auf dem Turm gefiel ihr noch besser als bei ihrem ersten Aufenthalt in dem lieblichen Dorf am Fuße der Allgäuer Alpen.
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Der neue Landdoktor 25 – Arztroman - Tessa Hofreiter
Der neue Landdoktor –25–
Warum tust du mir das an?
Felicitas fühlte sich von Hass verfolgt
Roman von Tessa Hofreiter
Es war die richtige Entscheidung, nach Bergmoosbach zu gehen, dachte Felicitas. Sie spazierte über den sonnigen Marktplatz und zückte dann und wann ihre Kamera, um eines der hübschen Häuser mit ihren Lüftlmalereien zu fotografieren.
Auch das prächtige Rathaus mit dem goldenen Wetterhahn auf dem Turm gefiel ihr noch besser als bei ihrem ersten Aufenthalt in dem lieblichen Dorf am Fuße der Allgäuer Alpen.
Nach einem zweiwöchigen Praktikum als Fotografin beim Bergmoosbacher Tagblatt hatte sie in München an einem Seminar für Pressefotografen teilgenommen. Sie hatte einige interessante Leute kennengelernt, und eine große Zeitung bot ihr eine halbjährige Praktikumsstelle an, die sie aber ablehnte. Sie hatte sich bereits für die Festanstellung in Bergmoosbach entschieden. Das Tagblatt ließ seinen Reportern die größtmöglichen Freiheiten bei der Auswahl der Berichte, und sie kam mit ihren zukünftigen Kollegen gut aus. Das stärkste Argument, das für Bergmoosbach sprach, war allerdings die Konditorei Höfner am Marktplatz.
Nein, nicht die Konditorei, dachte Felicitas lächelnd, als sie sich im dazugehörigen Café an einen freien Tisch unter der alten Kastanie setzte. Der überzeugendste Grund, um nach Bergmoosbach zu kommen, war Henning Höfner, der Besitzer der Konditorei.
»Was darf ich bringen?«, fragte die Bedienung in dem honigfarbenen Dirndl, die gleich darauf an ihren Tisch kam.
»Ein Stück Käsekuchen, den mit den Aprikosen, und einen Cappuccino bitte, Frau Wermig.«
»Sie wissen, wer ich bin?« Ursel Wermig, die dienstälteste Angestellte im Café Höfner, sah Felicitas erstaunt an. Verunsichert rieb sie sich über den Nacken.
»Henning hat schon einige Male von Ihnen gesprochen. Er ist sehr froh, dass er Sie hat. Auf die Ursel ist immer Verlass, sagt er.« Felicitas hatte das Café nur einmal während ihres Praktikums aufgesucht und war Ursel damals nicht begegnet. Trotzdem erschien sie ihr vertraut, so wie viele andere Bergmoosbacher auch, die Henning in seinen Schilderungen über das Dorf erwähnt hatte. In den letzten Wochen hatte sie fast jeden Abend mit ihm telefoniert und viel über ihr neues Zuhause erfahren.
»Geh, jetzt weiß ich’s. Sie sind die Fotografin vom Tagblatt, die Felicitas«, stellte Ursel lächelnd fest und betrachtete die hübsche junge Frau mit den kinnlangen blonden Haaren und den rehbraunen Augen.
»Erst ab morgen bin ich beim Tagblatt. Heute habe ich noch frei«, antwortete Felicitas.
»Ich glaub, da wird sich jemand recht freuen, wenn er hört, dass Sie hier sind.«
»Ich hoffe, dass er sich freut.«
»Freilich tut er das«, sagte Ursel und huschte ins Café.
Es war ein gemütliches Café mit großen Fenstern zum Marktplatz, runden Tischen aus Eichenholz, grün gepolsterten Stühlen und einer großen Theke mit Kuchen, Torten und Pralinen. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee, Kakao und Schokolade zog durch den Raum.
»Wo ist der Chef, Rieke?«, wandte sich Ursel an die junge Frau, die hinter der Kuchentheke stand. Sie trug das gleiche honigfarbene Dirndl wie sie, hatte ihr aschblondes Haar zu zwei dicken Schnecken gedreht und über den Ohren festgesteckt. Eine Frisur, die ihrem runden Gesicht etwas Puppenhaftes verlieh.
»Er ist in der Backstube, denk ich«, antwortete Rieke. Sie sah nur kurz auf, während sie jeweils ein Stück Schokoladentorte auf die drei Teller legte, die vor ihr standen. »Den Kaffee bringt die Ursel dann gleich«, richtete sie sich an die drei älteren Damen, die an der Theke darauf warteten, ihre Teller mit nach draußen an ihren Tisch zu nehmen.
»Ich hätt dann gern noch ein Stück Käseaprikose und einen Cappuccino für Tisch drei«, sagte Ursel.
»Ist gut«, murmelte Rieke.
»Henning ist nicht in der Backstube.«
»Aha, wo denn?« Ursel sah die überschlanke Frau an, die an dem Tisch gleich neben der Treppe saß, die hinunter in die Backstube führte.
»In der Bäckerei«, sagte die Frau und deutete auf den Hinterausgang.
»Danke.« Die Tür führte auf den Hof, der die Konditorei mit der Bäckerei verband, die auch der Familie Höfner gehörte und um die sich Hennings Eltern und seine Schwester kümmerten.
Sie hat ihn wieder unter Beobachtung, dachte Ursel und streifte die Frau in dem dunkelblauen knielangen Cocktailkleid mit einem argwöhnischen Blick. Ariane Wintermeyer, eine Bankangestellte aus München, verbrachte seit vier Jahren ihren Sommer- und Winterurlaub in Bergmoosbach. Die meiste Zeit des Tages saß sie im Café Höfner, angeblich um in gemütlicher Atmosphäre ihre Romane zu lesen. Auch jetzt lag wieder ein Buch vor ihr auf dem Tisch, und doch wussten alle, die im Café arbeiteten, dass Ariane nicht wegen der gemütlichen Atmosphäre kam, sondern wegen Henning.
Wenn er hinter dem Tresen stand oder Ursel beim Bedienen half, verschlang sie ihn mit ihren Blicken, und wann immer sich die Gelegenheit bot, versuchte sie, ihn in ein Gespräch zu verwickeln. Dass er sich im letzten Sommer einen Nachmittag frei genommen hatte, um ihr die tausendjährige Eiche zu zeigen, die in einem Waldstück außerhalb von Bergmoosbach stand, wertete sie als erste Liebesbezeugung. In Wirklichkeit war es nur eine höfliche Geste gegenüber einer Stammkundin.
»Nie wieder werde ich mich auf so etwas einlassen«, hatte er nach diesem Ausflug mit Ariane gesagt.
Offensichtlich hatte sie versucht, ihn zu küssen, aber so genau wusste Ursel das nicht. Sie wollte es auch gar nicht wissen. Als sie wieder zum Tresen ging, um die Bestellungen für draußen auf ein Tablett zu laden, kam Henning über den Hof herein.
»Ursel möchte etwas von dir, Henning«, sagte Ariane, die Henning seit ihrem Ausflug zur alten Eiche duzte. Mit einem selbstgefälligen Lächeln betrachtete sie den jungen Konditor.
Groß und schlank, mit braunem Haar und hellen Augen sah er genauso aus, wie sie sich den Mann ihrer Träume vorstellte.
»Danke«, antwortete Henning kurz angebunden, weil er inzwischen wusste, dass sie sich fast jedes Wort merkte, das er zu ihr sagte, und vielen eine Bedeutung zumaß, die sie einfach nicht besaßen. »Was kann ich für dich tun?«, wandte er sich an Ursel und beachtete Ariane nicht weiter.
»Hier, das bringst du bitte an Tisch drei«, sagte sie und drückte ihm den Teller mit dem Käsekuchen und die Tasse Cappuccino in die Hände.
»Du brauchst Hilfe beim Bedienen?«
»Nur für diesen Tisch.«
»Keine Ahnung, was genau du mir damit sagen willst, aber meinetwegen.« Vermutlich saß jemand an diesem Tisch, den Ursel nicht mochte. Wenn er ihr damit eine unangenehme Begegnung ersparen konnte, dann würde er ihr diesen Gefallen gern tun.
»Guten Morgen, Henning«, grüßten ihn die Bergmoosbacher, die über den Marktplatz liefen und ihre Einkäufe erledigten. Henning nickte ihnen freundlich zu, während er auf den Tisch unter der Kastanie zusteuerte.
Ich bin echt gespannt, wer diese Frau ist, der Ursel aus dem Weg gehen will. Auf jeden Fall hat sie schöne Beine und sie geht gern zu Fuß, dachte Henning.
Die Frau saß unter einem tiefhängenden Ast der Kastanie. Zunächst konnte er nicht mehr von ihr sehen als ihre langen schlanken Beine und die roten Lackschnürschuhe, die sie trug.
»Guten Morgen, Cappuccino und Käsekuchen«, sagte er und ging um den tiefhängenden Ast herum.
»Guten Morgen, Henning.«
»Felicitas«, flüsterte er überrascht, und ein glückliches Lächeln flog über sein Gesicht. »Ich dachte, du kommst erst nächste Woche.«
»Das Tagblatt meinte, ich könnte schon morgen anfangen, und hier bin ich.«
»Warum hast du mich nicht angerufen?«, fragte er und stellte Kuchen und Cappuccino auf den Tisch.
»Weil ich dich überraschen wollte, was mir wohl auch gelungen ist«, stellte sie amüsiert fest.
»Ja, das ist dir gelungen.« Er setzte sich auf den Stuhl neben sie, nahm ihre Hände in seine und sah sie zärtlich an. »Es ist schön, dass du hier bist«, sagte er und küsste sie auf die Wange. »Hat das mit der Wohnung geklappt, die der Verlag dir vermitteln wollte?«
»Sie haben mich erst einmal im Appartementhaus des Hotels Sonnenblick untergebracht. Fürs erste bin ich recht zufrieden. Ich habe