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The Black Company 3 - Dunkle Zeichen: Ein Dark-Fantasy-Roman von Kult Autor Glen Cook
The Black Company 3 - Dunkle Zeichen: Ein Dark-Fantasy-Roman von Kult Autor Glen Cook
The Black Company 3 - Dunkle Zeichen: Ein Dark-Fantasy-Roman von Kult Autor Glen Cook
Ebook502 pages11 hours

The Black Company 3 - Dunkle Zeichen: Ein Dark-Fantasy-Roman von Kult Autor Glen Cook

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About this ebook

THE BLACK COMPANY - DUNKLE ZEICHEN
Der dritte Teil der Fantasy-Serie von Bestseller-Autor Glen Cook

Sie ist ihre einzige Hoffnung…

Die Söldner der Schwarzen Kompanie haben die Seiten gewechselt. Gemeinsam mit den Rebellen der Weißen Rose ziehen sie sich an einen geheimnisvollen Ort zurück, um ihre Kräfte zu sammeln. Mystische Wesen mit magischen Fähigkeiten halten die finstere Lady und Ihre Scharen fern.

Doch die Ruhe trügt. Seltsame Nachrichten eines Unbekannten erreichen die Kompanie und verheißen nichts Gutes. Ein unaussprechliches Grauen soll erwacht sein, eine dunkle Macht, die sie alleine nicht besiegen können.

Nur eine Allianz mit dem Feind kann sie retten…
LanguageDeutsch
Release dateMar 13, 2017
ISBN9783945493632
The Black Company 3 - Dunkle Zeichen: Ein Dark-Fantasy-Roman von Kult Autor Glen Cook
Author

Glen Cook

Born in 1944, Glen Cook grew up in northern California, served in the U.S. Navy, attended the University of Missouri, and was one of the earliest graduates of the well-known "Clarion" workshop SF writers. Since 1971 he has published a large number of Science Fiction and fantasy novels, including the "Dread Empire" series, the occult-detective "Garrett" novels, and the very popular "Black Company" sequence that began with the publication of The Black Company in 1984. Among his science fiction novels is A Passage at Arms. After working many years for General Motors, Cook now writes full-time. He lives near St. Louis, Missouri, with his wife Carol.

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    Book preview

    The Black Company 3 - Dunkle Zeichen - Glen Cook

    WAHL

    KAPITEL EINS

    DIE EBENE DER ANGST

    Die unbewegte Wüstenluft wirkte wie eine Linse. Die Reiter schienen in der Zeit stillzustehen und bewegten sich, ohne näher zu kommen. Wir zählten abwechselnd. Ich kam nicht zweimal auf die gleiche Zahl.

    Der Hauch einer Brise seufzte zwischen den Korallen hindurch und raschelte am Laub des Alten Vaterbaumes. Die Blätter kitzelten einander zum Lied von Windspielen. Im Norden erhellte das Blitzen von Wetterleuchten den Horizont wie der entfernte Zusammenprall kriegerischer Götter.

    Ein Fuß knirschte auf dem Sand. Ich drehte mich um. Silent starrte einen sprechenden Menhir an. Er war in den letzten paar Sekunden erschienen und verblüffte ihn. Hinterhältige Felsen. Spielen gerne Spielchen.

    „Da sind Fremde auf der Ebene", sagte er.

    Ich zuckte zusammen. Er kicherte. Menhire haben das bösartigste Lachen auf dieser Seite der Märchenwelt. Brummend duckte ich mich in seinen Schatten. „Schon heiß hier draußen. Und: „Das sind One-Eye und Goblin, zurück aus Tanner.

    Er hatte recht und ich lag falsch. Mein Fokus war zu begrenzt. Die Patrouille war einen Monat länger weg gewesen als geplant. Wir waren besorgt. In letzter Zeit waren die Truppen der Lady entlang der Grenzen der Ebene der Angst aktiver geworden.

    Noch ein Kichern von dem Felsblock.

    Er ragte über mir auf, vier Meter hoch. Ein mittelgroßer. Die über fünf Meter großen bewegen sich selten.

    Die Reiter waren näher und doch wirkten sie nicht näher. Ich gebe meinen Nerven die Schuld. Die Zeiten sind schlimm für die Schwarze Kompanie. Wir können uns keine Gefallenen leisten. Jeder verlorene Mann war ein jahrelanger Freund. Ich zählte wieder. Diesmal schien es richtig. Aber da war ein reiterloses Pferd … Ich schauderte trotz der Hitze.

    Sie waren auf dem Pfad, der zu einem Bach dreihundert Meter von unserem Beobachtungsposten hinunterführte, verborgen hinter einem großen Felsen. Die wandernden Bäume neben der Furt regten sich, obwohl die Brise abgeflaut war.

    Die Reiter drängten ihre Pferde zur Eile. Die Tiere waren erschöpft. Sie waren widerwillig, obwohl sie wussten, dass sie beinahe daheim waren. In den Bach. Wasser spritzte. Ich grinste und klopfte Silent auf den Rücken. Sie waren alle da. Alle Mann und noch ein weiterer.

    Silent vergaß seine gewohnte Schroffheit und lächelte zurück. Elmo schlüpfte aus der Wagenburg und marschierte los, um unsere Brüder zu empfangen. Otto, Silent und ich hasteten ihm hinterher.

    Hinter uns wurde die Morgensonne zu einer riesigen, sengenden Kugel aus Blut.

    Männer glitten grinsend von ihren Pferden. Aber sie sahen schlimm aus. Goblin und One-Eye am schlimmsten von allen. Doch sie waren in ein Territorium zurückgekommen, wo ihre magischen Kräfte nutzlos waren. Denn in Darlings Nähe sind sie nicht besser als der Rest von uns.

    Ich warf einen Blick zurück. Darling war zum Eingang des Tunnels gekommen und stand wie ein Phantom in seinem Schatten, ganz in Weiß.

    Männer umarmten Männer, dann übernahm der alte Brauch wieder die Macht. Alle taten, als wäre es einfach ein normaler Tag. „Schlimm da draußen?", fragte ich One-Eye. Ich betrachtete den Mann, der sie begleitete. Er kam mir nicht bekannt vor.

    „Ja." Der runzlige kleine schwarze Mann war mitgenommener, als ich zuerst gedacht hatte.

    „Bist du in Ordnung?"

    „Pfeil abgekriegt. Er rieb seine Seite. „Fleischwunde.

    Hinter One-Eye quiekte Goblin: „Die haben uns fast erwischt. Haben uns einen Monat lang gejagt. Wir konnten sie nicht abschütteln."

    „Lass uns dich ins Loch hinunterbringen", sagte ich zu One-Eye.

    „Ist nicht entzündet. Ich habe es sauber gemacht."

    „Ich will trotzdem einen Blick darauf werfen." Er ist mein Assistent, seit ich mich als Arzt der Kompanie verpflichtet habe. Sein Urteil ist fundiert. Trotzdem unterliegen Gesundheitsfragen letztlich meiner Verantwortlichkeit.

    „Sie haben auf uns gewartet, Croaker." Darling war vom Tunneleingang verschwunden, zurück in die Eingeweide unserer unterirdischen Festung. Die Sonne blieb im Osten blutig, ein Zeugnis des vergangenen Wetterleuchtens. Etwas Großes trieb vor ihrem Gesicht. Ein Windwal?

    „Hinterhalt?" Ich warf einen Blick zurück zur Patrouille.

    „Nicht direkt für uns. Die wollten Ärger. Die waren auf Draht." Die Patrouille hatte eine zweifache Mission gehabt: unsere Sympathisanten in Tanner zu kontaktieren, um herauszufinden, ob die Leute der Lady nach einer langen Ruhepause wieder zum Leben erwachten, und die dortige Garnison zu überfallen, um zu beweisen, dass wir einem Reich, das eine halbe Welt umspannte, wehtun konnten.

    Als wir am Menhir vorbeigingen, sagte er: „Da sind Fremde auf der Ebene, Croaker."

    Warum passieren diese Dinge immer mir? Die großen Steine sprechen mehr mit mir als mit jedem anderen.

    Aller guten Dinge sind zwei? Ich passte auf. Wenn sich ein Menhir wiederholte, bedeutete das, dass er seine Botschaft extrem wichtig fand. „Die Männer, die euch jagen?", fragte ich One-Eye.

    Er zuckte mit den Achseln. „Sie wollten nicht aufgeben."

    „Was geht da draußen vor?" Statt mich auf der Ebene zu verstecken, hätte ich genauso gut lebendig begraben sein können.

    One-Eyes Gesicht blieb ausdruckslos. „Corder wird es erklären. „Corder? Ist das der Kerl, den ihr mitgebracht habt? Ich kannte den Namen, aber nicht den Mann. Einer unserer besten Informanten.

    „Jupp."

    „Keine guten Neuigkeiten, hm?"

    „Nein."

    Wir schlüpften in den Tunnel, der in unseren Bau hinunterführt, in unsere stinkende, schimmelnde, feuchte, enge, kleine Kaninchenbau-Festung. Sie ist ekelhaft, aber sie ist Herz und Seele der Rebellion der Neuen Weißen Rose. Der Neuen Hoffnung, wie man unter den unterworfenen Nationen flüstert. Der Lächerlichen Hoffnung für diejenigen von uns, die hier leben. Sie ist so schlimm wie jeglicher rattenbefallene Kerker – obwohl man hier weggehen kann. Wenn einem ein Ausflug in eine Welt, wo sich alle Macht eines Reiches gegen einen wendet, nichts ausmacht.

    KAPITEL ZWEI

    DIE EBENE DER ANGST

    Corder war unsere Augen und Ohren in Tanner. Er hatte überall Kontakte. Seine Arbeit gegen die Lady reicht schon Jahrzehnte zurück. Er ist einer der wenigen, die in Charm ihrem Zorn entkamen, wo sie die Rebellen der alten Zeiten vernichtete. Zum größten Teil war dafür die Kompanie verantwortlich. In diesen Tagen waren wir ihre starke rechte Hand. Wir lockten ihre Feinde in die Falle.

    Eine Viertelmillion Männer starb in Charm. Niemals gab es eine derart gewaltige oder grausame Schlacht oder einen so endgültigen Ausgang. Selbst der blutige Fehlschlag des Dominators im Alten Wald kostete nur halb so viele Leben.

    Das Schicksal zwang uns, die Seiten zu wechseln – als erst einmal niemand übrig war, der uns in unserem Kampf beistehen konnte.

    One-Eyes Wunde war so sauber, wie er behauptet hatte. Ich entließ ihn und marschierte in mein Quartier. Es hieß, Darling wolle, dass sich die Patrouille ausruhte, ehe sie ihr Bericht erstatten sollte. Ich erschauderte unter einer üblen Vorahnung. Es graute mir davor, ihre Neuigkeiten zu hören.

    Ein alter, müder Mann. Genau das bin ich. Was wurde aus dem alten Feuer, der Tatkraft, der Ambition? Das waren Träume von vor langer Zeit, Träume, die jetzt beinahe vergessen waren. An traurigen Tagen entstaube ich sie und liebkose sie nostalgisch, mit einer herablassenden Verwunderung über die Naivität der Jugend, die sie erträumte.

    Das Alter befällt mein Quartier. Mein großartiges Projekt. Achtzig Pfund an uralten Dokumenten, von der Generalin Whisper erbeutet, als wir der Lady und Whisper, der Rebellin, dienten. Sie sollen den Schlüssel enthalten, um die Lady und die Entführten zu zerstören. Ich habe sie seit sechs Jahren. Und in diesen sechs Jahren habe ich gar nichts gefunden. So viele Fehlschläge. Deprimierend. Heutzutage blättere ich meistens nur darin herum, dann wende ich mich diesen Annalen zu.

    Seit unserer Flucht aus Juniper sind sie zu wenig mehr als einem persönlichen Tagebuch geworden. Die Überreste der Kompanie verursachen wenig Aufregung. Was wir an Nachrichten von außerhalb bekommen, ist so dünn und unzuverlässig, dass ich mir selten die Mühe mache, es aufzuzeichnen. Außerdem scheint die Lady seit ihrem Sieg über ihren Gatten in Juniper sogar noch erstarrter zu sein als wir und funktioniert nur noch mit letzter Kraft.

    Der Schein trügt natürlich. Und die Essenz der Lady ist die Illusion.

    „Croaker."

    Ich blickte von einer Seite in uraltem TelleKurre auf, die ich schon hunderte Male studiert hatte. Goblin stand in der Tür. Er sah aus wie eine alte Kröte.

    „Ja?"

    „Droben passiert irgendetwas. Schnapp dir ein Schwert."

    Ich packte meinen Bogen und einen ledernen Brustpanzer. Ich bin zu alt für den Nahkampf. Ich stehe lieber abseits und schieße, wenn ich schon kämpfen muss. Als ich Goblin folgte, betrachtete ich den Bogen. Ich hatte ihn während der Schlacht von Charm von der Lady selbst erhalten. Oh, die Erinnerungen. Mit ihm hatte ich dabei geholfen, Soulcatcher zu töten, die Entführte, die die Kompanie in den Dienst der Lady gestellt hatte. Diese Tage schienen mir jetzt beinahe prähistorisch.

    Wir rannten ins Sonnenlicht. Andere kamen mit uns nach draußen und verteilten sich zwischen Kakteen und Felsen. Der Reiter, der den Pfad herunterkam – den einzigen Pfad hierher –, würde uns nicht sehen.

    Er ritt allein, auf einem mottenzerfressenen Maultier. Er war nicht bewaffnet. „All das für einen alten Mann auf einem Muli?, fragte ich. Männer hasteten durch die Felsen und zwischen Kakteen umher und machten einen Höllenlärm. Der alte Kerl musste wissen, dass wir da waren. „Wir sollten besser daran arbeiten, leiser hier heraufzukommen.

    „Jupp."

    Verblüfft wirbelte ich herum. Elmo stand hinter mir und machte mit einer Hand einen Schatten über seinen Augen. Er sah so alt und müde aus, wie ich mich fühlte. Jeden Tag erinnert mich irgendetwas daran, dass keiner von uns mehr jung ist. Verdammt, keiner von uns war jung, als wir über die See der Qualen in den Norden kamen. „Wir brauchen frisches Blut, Elmo."

    Er lächelte spöttisch.

    Ja. Wir werden noch viel älter werden, ehe das erledigt ist. Falls wir es überstehen. Denn wir erkaufen uns so nur Zeit. Jahrzehnte hoffentlich.

    Der Reiter durchquerte den Bach und hielt an. Er hob seine Hände. Männer erschienen und hielten ihre Waffen locker. Ein alter Mann, allein, im Herzen von Darlings Nullfeld, stellte keine Gefahr dar.

    Elmo, Goblin und ich spazierten hinunter. Während wir marschierten, fragte ich Goblin: „One-Eye und du, hattet ihr Spaß, während ihr weg wart?" Sie bekriegen sich schon seit Ewigkeiten. Aber hier, wo Darlings Anwesenheit es verhindert, können sie sich keine magischen Streiche spielen.

    Goblin grinste. Wenn er grinst, erstreckt sich sein Mund von einem Ohr zum anderen. „Ich habe ihn aufgemischt."

    Wir erreichten den Reiter. „Erzähl es mir später."

    Goblin kicherte, ein quiekendes Geräusch wie von Wasser, das in einem Teekocher blubbert. „Ja."

    „Wer bist du?", fragte Elmo den Mulireiter.

    „Tokens."

    Das war kein Name. Es war ein Passwort für einen Kurier aus dem weit entfernten Westen. Wir hatten es seit langer Zeit nicht mehr gehört. Boten aus dem Westen mussten die Ebene durch die Provinzen erreichen, die der Lady am ergebensten waren.

    „Ah ja?, sagte Elmo. „Was sagt man dazu? Willst du absteigen?

    Der alte Mann glitt von seinem Reittier und zeigte seine Schutzbriefe. Elmo fand sie akzeptabel. Dann verkündete der Alte: „Ich habe hier zwanzig Pfund Zeug. Er tippte an eine Kiste hinter seinem Sattel. „Jede verdammte Stadt hat noch etwas zu meiner Ladung hinzugefügt.

    „Hast du die ganze Reise selbst gemacht?", fragte ich.

    „Jeden Meter von Oar aus."

    „Oar? Das sind …"

    Mehr als tausend Meilen. Ich hatte nicht einmal gewusst, dass wir dort oben jemanden hatten. Aber es gibt vieles, das ich nicht über die Organisation weiß, die Darling um sich gesammelt hat. Ich verbringe meine Zeit damit, diese verdammten Papiere dazu zu kriegen, mir etwas mitzuteilen, das vielleicht gar nicht darin ist.

    Der alte Mann sah mich an, als würde er meine Seele einer Prüfung unterziehen. „Bist du der Arzt? Croaker?"

    „Ja. Und?"

    „Hab etwas für dich. Persönlich. Er öffnete seine Kuriertasche. Für einen Augenblick waren alle alarmiert. Man weiß ja nie. Aber er holte ein Päckchen hervor, das in Ölhaut gewickelt war, um etwas bis ans Ende der Welt zu schützen. „Da droben regnet es die ganze Zeit, erklärte er. Er übergab mir das Päckchen.

    Ich wog es in meiner Hand. Nicht allzu schwer, abgesehen von der Ölhaut. „Von wem ist es?"

    Der alte Mann zuckte mit den Achseln.

    „Woher hast du es bekommen?"

    „Vom Hauptmann meiner Zelle."

    Natürlich. Darling ging behutsam vor, strukturierte ihre Organisation so, dass es für die Lady fast unmöglich ist, mehr als einen kleinen Bruchteil zu vernichten. Das Mädchen ist ein Genie.

    Elmo nahm den Rest an sich und befahl Otto: „Bring ihn hinunter und such ihm ein Bett. Ruhe dich etwas aus, alter Mann. Die Weiße Rose wird dich später befragen."

    Es stand wohl ein interessanter Nachmittag bevor, wenn dieser Kerl und Corder beide Bericht erstatten sollten. Ich packte das mysteriöse Päckchen und sagte zu Elmo: „Ich gehe mal einen Blick darauf werfen." Wer konnte es geschickt haben? Ich kannte niemanden außerhalb der Ebene. Also … aber die Lady würde keinen Brief in den Untergrund einschleusen. Oder doch?

    Ein Nagen von Furcht. Es war eine Weile her, aber sie hatte versprochen, in Kontakt zu bleiben.

    Der sprechende Menhir, der uns vor dem Boten gewarnt hatte, blieb wie angewurzelt neben dem Pfad. Als ich an ihm vorbeiging, sagte er: „Da sind Fremde auf der Ebene, Croaker."

    Ich hielt inne. „Was? Noch mehr davon?"

    Er blieb seinem Charakter wieder treu und wollte nichts mehr sagen.

    Ich werde diese alten Steine niemals verstehen. Verdammt, ich verstehe immer noch nicht, warum sie auf unserer Seite sind. Sie hassen alle Außenstehenden unabhängig voneinander, aber gleich tief. Sie und alle anderen der seltsamen Wesen hier draußen.

    Ich betrat mein Quartier, entspannte meinen Bogen und ließ ihn an der irdenen Wand lehnen. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und öffnete mein Päckchen.

    Ich erkannte die Handschrift nicht. Ich stellte fest, dass es am Ende nicht unterschrieben war. Ich begann zu lesen.

    KAPITEL DREI

    GESCHICHTE AUS VERGANGENEN ZEITEN

    Croaker:

    Die Frau machte wieder Zicken. Bomanz massierte seine Schläfen. Das Pochen wurde nicht leichter. Er bedeckte seine Augen. „Saita, sayta, suta", murmelte er, seine Zischlaute wütend und schlangenartig.

    Er biss sich auf die Zunge. Man schickte keinen Fluch über seine Ehefrau. Man ertrug die Konsequenzen jugendlichen Leichtsinns mit bescheidener Würde. Ah, aber welche Versuchung! Welche Provokation!

    Genug, Narr! Studiere die verdammte Karte.

    Weder Jasmine noch die Kopfschmerzen ließen nach.

    „Zur Hölle!" Er schlug die Gewichte von den Ecken der Karte weg und rollte das dünne Seidentuch um einen schmalen Glasstab. Er steckte den Stab in den Schaft eines gefälschten antiken Speers. Dieser Schaft glänzte vor Abnutzung.

    „Besand würde es in einem Augenblick erkennen", murrte er.

    Er biss die Zähne zusammen, als sein Magengeschwür einen stechenden Schmerz durch seine Eingeweide sandte. Umso näher das Ende kam, umso größer war die Gefahr. Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er befürchtete, dass er vor der letzten Barriere zusammenbrechen würde, dass ihn seine Feigheit verschlingen würde und er umsonst gelebt hätte.

    Siebenunddreißig Jahre waren eine lange Zeit, um sie im Schatten der Henkersaxt zu verleben.

    „Jasmine, murmelte er. „Und eine Sau Schönheit nennen. Er schob den Türvorhang weg und rief nach unten: „Was ist jetzt wieder?"

    Es war das, was es immer war. Motzen, das nicht mit der Wurzel ihrer Unzufriedenheit zusammenhing. Eine Unterbrechung seiner Studien als Rache, weil sie sich einbildete, er hätte ihr Leben verdorben.

    Er hätte in Oar ein bedeutender Mann werden können. Er hätte ihr ein riesiges Haus geben können, vollgestopft mit katzbuckelnden Bediensteten. Er hätte sie in mit Gold verwobene Stoffe kleiden können. Er hätte sie zu jeder Mahlzeit mit fettigem Fleisch füttern können. Stattdessen hatte er das Leben eines Gelehrten gewählt, verbarg seinen Namen und seinen Beruf und zerrte sie auf diese düstere, verfluchte Lichtung im Alten Wald. Er hatte ihr nichts als Elend, eiskalte Winter und Demütigungen durch die Ewige Wache geschenkt.

    Bomanz stapfte die schmale, knarzende, tückische Treppe hinunter. Er verfluchte die Frau, spuckte auf den Boden, schob Silber in ihre ausgetrocknete Hand und trieb sie mit dem Versprechen weg, dass das Abendessen ausnahmsweise eine richtige Mahlzeit sein würde. Demütigung?, dachte er. Ich erzähle dir etwas von Demütigung, du alte Krähe. Ich erzähle dir, wie es ist, mit einer ständig Quengelnden zu leben, einer hässlichen alten Schachtel voller leerer jugendlicher Träume …

    „Hör auf, Bomanz, murmelte er. „Sie ist die Mutter deines Sohns. Gib ihr, was ihr zusteht. Sie hat dich nicht betrogen. Wenn auch sonst nichts, teilten sie immer noch die Hoffnung, die in der Karte auf der Seide enthalten war. Es war hart für sie, weil sie wartete, ohne von seinen Fortschritten zu erfahren, und nur wusste, dass beinahe vier Jahrzehnte kein greifbares Ergebnis gebracht hatten.

    Die Glocke an der Ladentür klingelte. Bomanz setzte seine Ladenbesitzermiene auf. Er stolperte nach vorn, ein fetter, glatzköpfiger kleiner Mann, der seine mit blauen Venen durchzogenen Hände vor seiner Brust verschränkte. „Tokar. Er verbeugte sich leicht. „Ich habe dich nicht so bald erwartet.

    Tokar war ein Händler aus Oar, ein Freund von Bomanz’ Sohn Stancil. Er hatte eine plumpe, ehrliche, respektlose Art an sich, bei der sich Bomanz einredete, dass er einen Geist seiner selbst in jüngerem Alter vor sich hatte.

    „Hatte nicht geplant, so bald wiederzukommen, Bo. Aber Antiquitäten sind der letzte Schrei. Es übertrifft jede Erwartung."

    „Du willst noch eine Ladung? Jetzt schon? Du kaufst mich leer." Unausgesprochen, die stille Beschwerde: Bomanz, das bedeutet Arbeit beim Lagerauffüllen. Zeit, die der Forschung fehlt.

    „Die Schreckensherrschaft ist dieses Jahr der Hit. Hör auf, herumzutrödeln, Bo. Mach Kohle, und zwar viel. Nächstes Jahr könnte der Markt so tot sein wie die Entführten."

    „Sie sind nicht … Vielleicht werde ich zu alt, Tokar. Mir macht der Streit mit Besand keinen Spaß mehr. Verdammt. vor zehn Jahren ging ich auf die Suche nach ihm. Eine gute Konfrontation beendete die Langeweile. Das Graben macht mich auch fertig. Ich bin erschöpft. Ich will einfach auf der Veranda sitzen und beobachten, wie das Leben vorbeizieht." Während er plapperte, legte Bomanz seine besten antiken Schwerter, Rüstungsteile, Soldatenamulette und einen beinahe perfekt erhaltenen Schild heraus. Eine Kiste voller Pfeilspitzen mit eingravierten Rosen. Ein paar Wurfspeere mit breiten Klingen, uralte Speerspitzen, die auf Schaftrepliken montiert waren.

    „Ich kann dir ein paar Männer schicken. Zeig ihnen, wo sie graben sollen. Ich werde dir eine Kommission zahlen. Du müsstest gar nichts tun. Das ist eine verdammt tolle Axt, Bo. TelleKurre? Ich könnte eine Wagenladung an TelleKurre-Waffen verkaufen."

    „Eigentlich UchiTelle. Ein Stich von seinem Magengeschwür. „Nein. Keine Helfer. Das war genau das, was ihm noch fehlte. Ein Haufen heißblütiger, junger Kerle, die ihm über die Schulter schauten, während er seine Feldberechnungen anstellte.

    „War nur ein Vorschlag."

    „Entschuldige. Beachte mich gar nicht. Jasmine hat mich heute Vormittag wieder genervt."

    Leise fragte Tokar: „Hast du irgendetwas mit einer Verbindung zu den Entführten gefunden?"

    Mit der Leichtigkeit jahrzehntelanger Übung zuckte Bomanz zurück und spielte den Erschrockenen. „Die Entführten? Bin ich wahnsinnig? Ich würde es nicht anfassen, selbst wenn ich es am Überwacher vorbeibringen könnte."

    Tokar lächelte verschwörerisch. „Klar. Wir wollen die Ewige Wache nicht beleidigen. Trotzdem … Es gibt einen Mann in Oar, der für etwas, das man einem der Entführten zuschreiben könnte, gut zahlen würde. Er würde seine Seele für etwas verkaufen, das der Lady gehörte. Er ist in sie verliebt."

    „Dafür war sie bekannt." Bomanz wich dem Starren des jüngeren Mannes aus. Wie viel hatte Stance preisgegeben? War das eine von Besands Spitzelaktionen? Umso älter Bomanz wurde, umso weniger genoss er dieses Spiel. Seine Nerven hielten sein Doppelleben nicht mehr aus. Er war in Versuchung, alles zu gestehen, nur um sich Erleichterung zu verschaffen.

    Nein, verdammt! Er hatte zu viel investiert. Siebenunddreißig Jahre. Jede Minute davon graben und kratzen. Schleichen und sich verstellen. Die fürchterlichste Armut. Nein. Er würde nicht aufgeben. Nicht jetzt. Nicht, wenn er so nahe dran war.

    „Auf meine Weise liebe ich sie auch, gab er zu. „Aber ich habe nicht jegliche Vernunft vergessen. Ich würde nach Besand schreien, sollte ich irgendetwas finden. So laut, dass du mich in Oar noch hören würdest.

    „Also gut. Was auch immer du sagst. Tokar grinste. „Genug auf die Folter gespannt. Er zog eine Tasche mit Briefen hervor. „Briefe von Stancil."

    Bomanz nahm die Tasche. „Hab nichts mehr von ihm gehört, seit du das letzte Mal hier warst."

    „Kann ich anfangen aufzuladen, Bo?"

    „Sicher. Mach nur. Geistesabwesend nahm Bomanz seine aktuelle Inventarliste aus einem Fach. „Markiere alles, was du mitnimmst.

    Tokar lachte gutmütig. „Alles diesmal, Bo. Nenn mir einfach einen Preis."

    „Alles? Die Hälfte davon ist Müll."

    „Ich habe es dir erklärt, die Schreckensherrschaft ist der letzte Schrei."

    „Hast du Stance getroffen? Wie geht es ihm?" Er war halb durch den ersten Brief. Sein Sohn hatte nichts Bedeutendes zu berichten. Seine Briefe waren voller alltäglicher Belanglosigkeiten. Pflichtschuldige Briefe. Briefe von einem Sohn an seine Eltern, unfähig, die zeitlose Kluft zu überbrücken.

    „Übelkeitserregend gesund. Von der Universität gelangweilt. Lies weiter. Es gibt eine Überraschung."

    „Tokar war hier", sagte Bomanz. Er grinste und hampelte von einem Fuß auf den anderen.

    „Dieser Dieb? Jasmine starrte ihn finster an. „Hast du daran gedacht, ihn bezahlen zu lassen? Ihr fettes, schlaffes Gesicht war zu ständiger Missbilligung verzogen. Generell stand ihr Mund aus dem gleichen Grund offen.

    „Er hat Briefe von Stance mitgebracht. Hier. Er bot ihr das Päckchen an. Er konnte sich nicht mehr zusammenreißen. „Stance kommt nach Hause.

    „Nach Hause? Das kann er nicht. Er hat seine Stelle an der Universität."

    „Er nimmt ein Sabbatjahr. Er kommt über den Sommer."

    „Warum?"

    „Um uns zu sehen. Um uns im Laden zu helfen. Um wegzukommen, damit er einen Aufsatz fertigstellen kann."

    Jasmine murrte. Sie las die Briefe nicht. Sie hatte ihrem Sohn nicht vergeben, dass er das Interesse seines Vaters an der Schreckensherrschaft teilte. „Was er vorhat, ist, herzukommen, um dir dabei zu helfen, herumzuschnüffeln, wo man nicht herumschnüffeln soll, nicht wahr?"

    Bomanz warf schnelle Blicke auf die Ladenfenster. Seine Existenz bestand aus gerechtfertigter Paranoia. „Es ist das Jahr des Kometen. Die Geister der Entführten werden sich erheben, um das Ende der Schreckensherrschaft zu betrauern."

    Dieser Sommer würde die zehnte Wiederkehr des Kometen markieren, der in der Stunde des Falls des Dominators erschienen war. Die Zehn, die Entführt Wurden würden sich stark manifestieren.

    Bomanz hatte in dem Sommer, als er in den Alten Wald gekommen war, lange vor Stancils Geburt, einen Vorbeiflug erlebt. Das Barrowland war beeindruckend gewesen, als die Geister wandelten.

    Vor Aufregung zog sich sein Magen zusammen. Jasmine würde es nicht zu schätzen wissen, aber dies war der Sommer. Das Ende einer langen Suche. Ihm fehlte nur ein Schlüssel. Den finden und er konnte den Kontakt herstellen, konnte beginnen, herauszuziehen, statt hineinzustecken.

    Jasmine lachte höhnisch. „Warum habe ich mich darauf eingelassen? Meine Mutter hat mich gewarnt."

    „Es ist Stancil, von dem wir reden, Frau. Unser einziges Kind."

    „Ah, Bo, nenne mich nicht eine grausame alte Frau. Natürlich werde ich ihn willkommen heißen. Habe ich ihn nicht auch gern?"

    „Würde dir nicht wehtun, es zu zeigen. Bomanz untersuchte die Überreste seines Inventars. „Nichts übrig bis auf den schlimmsten Müll. Diese alten Knochen schmerzen, wenn ich nur an das Graben denke, das mir bevorsteht.

    Seine Knochen schmerzten, aber sein Geist war begierig. Die Vorräte aufzufüllen, war ein plausibler Grund, um am Rand des Barrowlands herumzuspazieren.

    „Keine bessere Zeit als jetzt, um anzufangen."

    „Versuchst du, mich aus dem Haus zu kriegen?"

    „Das würde meine Gefühle nicht verletzen."

    Seufzend blickte Bomanz über seinen Laden. Einige wenige Stücke an Ausrüstung, die mit der Zeit verrottet waren, zerbrochene Waffen, ein Schädel, den man nicht zuordnen konnte, weil ihm die dreieckigen eingearbeiteten Charakteristiken von Offizieren aus der Schreckensherrschaft fehlten. Sammler waren nicht an den Knochen von Lakaien oder denen von Gefolgsleuten der Weißen Rose interessiert.

    Interessant, dachte er. Warum sind wir vom Bösen so fasziniert? Die Weiße Rose war heroischer als der Dominator oder die Entführten. Sie war von allen bis auf die Männer der Überwachung vergessen worden. Jeder Bauer kann die Hälfte der Entführten aufzählen. Das Barrowland, wo das Böse ruhelos liegt, wird bewacht, und das Grab der Weißen Rose ist vergessen.

    „Weder hier noch dort, brummte Bomanz. „Zeit, ins Feld zu ziehen. Hier. Hier. Spaten. Zauberstab. Taschen … Vielleicht hatte Tokar Recht. Vielleicht sollte ich einen Helfer anstellen. Bürsten. Könnte mir helfen, das Zeug herumzuschleppen. Theodolit. Karten. Darf die nicht vergessen. Was noch? Absperrbänder. Natürlich. Dieser verdammte Men Fu.

    Er stopfte die Dinge in eine Tasche und behängte sich mit Ausrüstung. Er packte Spaten und Rechen und Theodolit. „Jasmine. Jasmine! Öffne die verdammte Tür."

    Sie lugte durch die Gardine, die ihren Wohnbereich verbarg. „Hättest sie zuerst aufmachen sollen, Dummkopf. Sie marschierte durch den Laden. „Eines Tages, Bo, wirst du organisiert. Wahrscheinlich am Tag nach meiner Beerdigung.

    Er taumelte murrend auf die Straße hinaus. „Ich werde an dem Tag organisiert, wenn du stirbst. Verdammt, das glaubst du besser. Ich will dich in der Erde haben, ehe du es dir anders überlegst."

    KAPITEL VIER

    DIE NAHE VERGANGENHEIT: CORBIE

    Das Barrowland liegt weit nördlich von Charm, im Alten Wald, der so tief in den Legenden der Weißen Rose verankert ist. Corbie kam im Sommer, nachdem der Dominator daran scheiterte, über Juniper aus seinem Grab zu entkommen, in die Stadt dort. Er fand die Lakaien der Lady in bester Laune vor. Der gewaltige Teufel im Großen Grabhügel musste nicht länger gefürchtet werden. Der Abschaum der Rebellen war in die Flucht geschlagen. Das Reich hatte keine weiteren bedeutenden Feinde mehr. Der Große Komet, Vorbote aller Katastrophen, würde jahrzehntelang nicht wiederkehren.

    Ein einzelner Kern des Widerstands verblieb, ein Kind, von dem man behauptete, es sei die Wiedergeburt der Weißen Rose. Aber sie war auf der Flucht, floh mit den Überresten der verräterischen Schwarzen Kompanie. Nichts daran war zu fürchten. Die überwältigenden Ressourcen der Lady würden sie vernichten.

    Corbie kam die Straße von Oar heraufgehumpelt, allein, mit einem Rucksack auf dem Rücken, einen Stab fest in der Hand. Er behauptete, er sei ein behinderter Veteran aus dem Feldzug von Limper in Forsberg. Er suchte Arbeit. Es gab reichlich Arbeit für einen Mann, der nicht zu stolz war. Die Ewige Wache wurde gut bezahlt. Viele von ihnen heuerten Arbeitssklaven an, um ihnen ihre Pflichten abzunehmen.

    Zu dieser Zeit besetzte ein Regiment das Barrowland. Zahllose Zivilisten umschwärmten seine Festung. Corbie tauchte unter ihnen ab. Als Kompanien und Bataillone abgezogen wurden, war er ein etablierter Teil der Landschaft.

    Er spülte Geschirr, striegelte Pferde, mistete Ställe aus, überbrachte Botschaften, schrubbte Böden, schälte Gemüse, übernahm jede Bürde, für die er vielleicht ein paar Kupfermünzen verdienen würde. Er war ein ruhiger, großer, finsterer, grüblerischer Typ, der keine besonderen Freundschaften schloss, sich aber auch keine Feinde machte. Selten war er gesellig.

    Nach einigen Monaten bat er um Erlaubnis, die er auch erhielt, ein verfallenes Haus zu beziehen, das lange verlassen gewesen war, weil es einst einem Hexer aus Oar gehört hatte. Wenn Zeit und Ressourcen es gestatteten, renovierte er das Gebäude. Und wie der Hexer vor ihm verfolgte er die Mission, die ihn in den Norden gebracht hatte.

    Zehn, zwölf, vierzehn Stunden am Tag arbeitete Corbie in der Stadt, dann ging er heim und arbeitete noch etwas mehr. Die Leute fragten sich, wann er je ruhte.

    Wenn es irgendetwas gab, das einem an Corbie auffiel, dann war es, dass er sich weigerte, seine Rolle völlig anzunehmen. Die meisten Botenjungen mussten viele persönliche Beleidigungen ertragen. Corbie akzeptierte das nicht. Machte man ihn zum Opfer, wurden seine Blicke kalt wie Stahl im Winter. Nur ein Mann bedrängte Corbie jemals, nachdem er diesen Blick geerntet hatte. Corbie verprügelte ihn mit grausamer, gnadenloser Kaltblütigkeit.

    Niemand hatte ihn im Verdacht, ein Doppelleben zu führen. Außerhalb seines Hauses war er Corbie, der Tagelöhner, sonst nichts. Er lebte diese Rolle mit Herz und Seele. Wenn er daheim war, war er in den helleren Stunden Corbie, der Renovierer, und schuf aus einem alten Heim ein neues. Nur in den späten Stunden, wenn alle außer der nächtlichen Patrouille schliefen, wurde er zu Corbie, dem Mann auf einer Mission.

    Corbie der Renovierer fand in einer Wand in der Küche des Hexers einen Schatz. Er nahm ihn mit nach oben, wo Corbie der Getriebene aus den Tiefen hervorkam.

    Das Papierstück trug ein Dutzend Worte, die in einer wackligen Handschrift geschrieben waren. Ein Codeschlüssel.

    Dieses magere, finstere, seit langem nicht mehr lächelnde Gesicht schüttelte seine Eiseskälte ab. Dunkle Augen funkelten, Finger zündeten eine Lampe an. Corbie setzte sich und starrte eine Stunde lang ins Nichts. Dann ging er immer noch lächelnd nach unten und in die Nacht hinaus. Er hob eine Hand zu einem freundlichen Gruß, wann immer er der nächtlichen Patrouille begegnete.

    Er war jetzt bekannt. Niemand bestritt sein Recht, herumzuhumpeln und die Sternenkonstellationen beim Vorbeiziehen zu beobachten.

    Er ging nach Hause, als sich seine Nerven beruhigten. Es würde keinen Schlaf für ihn geben. Er legte Papiere aus, begann sie zu studieren, zu entziffern, zu übersetzen, und einen Brief mit einer Geschichte zu schreiben, der sein Ziel noch jahrelang nicht erreichen würde.

    KAPITEL FÜNF

    DIE EBENE DER ANGST

    One-Eye kam herein, um mir Bescheid zu geben, dass Darling gleich Corder und den Boten befragen wollte. „Sie sieht kränklich aus, Croaker. Hast du sie beobachtet?"

    „Ich beobachte. Ich berate. Sie ignoriert mich. Was kann ich noch tun?"

    „Wir haben noch über zwanzig Jahre, bis sich der Komet zeigt. Es bringt nichts, wenn sie sich totarbeitet, oder?"

    „Sag das ihr. Sie erklärt mir nur, dass diese Sache lange, bevor der Komet wieder vorbeikommt, erledigt sein wird. Dass es ein Wettlauf gegen die Zeit ist."

    Sie glaubt das. Aber der Rest von uns brennt nicht mit ihrem Feuer. Isoliert auf der Ebene der Angst, von der Welt abgeschnitten, stellen wir manchmal fest, dass der Kampf gegen die Lady an Bedeutung verliert. Zu oft beschäftigt uns die Ebene selbst. Ich erwischte mich dabei, wie ich One-Eye abhängte. Dieses vorzeitige Begräbnis war nicht gut für ihn. Ohne seine Gaben wird er körperlich geschwächt. Er beginnt, sein Alter zu zeigen. Ich ließ ihn aufholen.

    „Habt ihr euer Abenteuer genossen, Goblin und du?"

    Er konnte sich nicht zwischen einem Schmunzeln und einem finsteren Starren entscheiden.

    „Hat dich wieder erwischt, hm?" Ihre Schlacht tobt seit der Dämmerung der Zeit. One-Eye beginnt jedes Scharmützel. Goblin beendet es normalerweise.

    Er brummte etwas.

    „Was?"

    „He!, brüllte jemand. „Alle nach oben! Alarm! Alarm!

    One-Eye spuckte aus. „Zweimal an einem Tag? Was zur Hölle?"

    Ich wusste, was er meinte. Wir hatten in den ganzen zwei Jahren, seit wir hier waren, keine zwanzig Alarme. Jetzt zwei an einem Tag? Unwahrscheinlich.

    Ich hastete zurück zu meinem Bogen.

    Diesmal stürmten wir mit weniger Lärm hinaus. Elmo hatte sein Missfallen in einigen persönlichen Gesprächen schmerzhaft deutlich gemacht.

    Wieder Sonnenlicht. Wie ein Schlag. Der Eingang zum Loch ist nach Westen gerichtet. Die Sonne stach in unsere Augen, als wir hinauskamen.

    „Du verdammter Narr!, brüllte Elmo gerade. „Was zur Hölle tust du da? Ein junger Soldat stand im freien Gelände und deutete. Ich folgte ihm mit meinen Blicken.

    „Oh, Mist, flüsterte ich. „Oh, verdammte Scheiße.

    One-Eye sah es auch. „Entführter."

    Der Punkt in der Luft schwebte höher, umkreiste unser Versteck, zog weiter herein. Plötzlich wackelte er.

    „Jupp. Entführter. Whisper oder Journey?"

    „Schön, alte Freunde zu sehen", sagte Goblin, als er sich zu uns gesellte.

    Wir hatten die Entführten nicht mehr gesehen, seit wir die Ebene erreicht hatten. Davor waren sie uns ständig im Nacken gesessen und hatten uns die gesamten vier Jahre verfolgt, die wir gebraucht hatten, um von Juniper aus hierherzukommen.

    Sie sind die Verwalter der Lady, ihre Zweitbesetzungen im Schrecken erregen. Einst waren sie zehn. Zur Zeit der Schreckensherrschaft versklavten die Lady und ihr Gatte die größten ihrer Zeitgenossen und machten sie zu ihren Handlangern: die Zehn, die Entführt Wurden. Die Entführten kamen mit ihren Herren unter die Erde, als die Weiße Rose vor vier Jahrhunderten den Dominator besiegte. Und sie erhoben sich mit der Lady wieder. Seither ist der Komet zweimal wiedergekehrt. Und als sie sich untereinander bekämpften – denn einige blieben dem Dominator treu –, wurden die meisten vernichtet.

    Doch die Lady besorgte sich neue Sklaven. Feather. Whisper. Journey. Feather und der letzte der alten, Limper, wurden in Juniper vernichtet, als wir den Versuch des Dominators, selbst wieder aufzuerstehen, vereitelten. Zwei sind übrig. Whisper. Journey.

    Der fliegende Teppich wackelte, weil er die Grenze erreicht hatte, wo Darlings Nullfeld stark genug war, um seinen Auftrieb zu stören. Der Entführte drehte ab, lenkte nach außen und kam weit genug, um wieder die Kontrolle zu erlangen. „Schade, dass er nicht

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