Winterkost: Lyrik und Kurzgeschichten
By Lisett Erden
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Lisett Erden
Die Autorin wurde 1940 in Zweibrücken/Rheinland-Pfalz geboren und wuchs dort auf. Heute lebt sie in mit ihrer Familie in der Kolpingstadt Kerpen/Nordrhein-Westfalen. Neben dem Schuldienst im In- und Ausland (Santiago de Chile) bildete sie sich weiter zur Bibliodrama- und Meditationsleiterin. Ihr Interesse gilt den Weltreligionen, und hier besonders den mystischen Zugängen zum Glauben. Die ostasiatische Poetenmalerei liebt sie und malt im meditativen Aquarell-Stil. Zunächst veröffentlichte sie unter dem Autorennamen Lisa Erden, jetzt unter Lisett Erden.
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Book preview
Winterkost - Lisett Erden
Inhalt
Gedichte
Weihnachten
Kalttage und Raunächte
Narretei
Vorfrühling
Kurzgeschichten
Sprachlos
Drei Kompotte am Heiligabend
Weihnachtswährung
Spur im Schnee
Stürmische Reise
Kneipenliebe
Weihnachten
Dies ist die Nacht,
da mir erschienen
des großen Gottes
Freundlichkeit …
Caspar Friedrich Nachtenhöfer (1684)
leergefegt
Vor dem ersten Advent
sammle ich ums Haus,
was wegzurechen ist:
die gelben Blätter des Strauchs im Hof
und die braunen, verdorrten Blättchen
der Waldreb‘ auf der Terrasse,
im Garten, was die Brombeere abwarf,
aus dem kleinen Teich die Kiefernadeln,
welke Rosenblätter vor der Tür.
Es muss sauber sein. Aufgeräumt sein.
Außen.
Innen.
Leer sein.
In Erwartung dessen, was da kommt und
füllt:
die heilige Unruhe,
das alte Wissen,
die Bilder aus der Kindheit,
die Sehnsucht nach ...
Wenn man ‘s nennt, wird es banal.
Weihnachtskisten
Mit den Weihnachtskisten,
aus dem Stauraum unterm Dach gefischt,
hinterm Drempel
zwischen altem Krempel,
naht im Hause der Advent,
noch eh‘ die erste Kerze brennt.
Oh! Was Herrlichkeiten,
hölzern, gläsern, wächsern eingepackt!
Jedoch so mancher Überraschungsfund
ist nicht mehr begehrt und kugelrund.
Manche Teile sind verjährt,
haben Mode-Schick verloren.
Werden gesondert von den sinnigen
und innigen:
einem Stern aus Transparentpapier
von der Tochter, sie war vier;
einem verknitterten Rauschegold-Engel
vom kleinen Sohnebengel;
drei Kugeln mit abgeplatztem Glimmer
der verstorbenen Eltern
aus Zeiten von Bombengeflimmer
und Tränengewimmer.
Nur noch eine Kiste standhält
dem Bedarf nach deutsamer Einfachheit.
Ausgemustert die üppige Nichtigkeit
für die grüne, adventliche Zeit.
Im
Fenster Sterne
künden von Sehnsucht nach Licht,
das oftmals so
ferne.
Minusgrade
Das Thermometer zeigt an unter null.
Auch das Stimmungsbarometer
zwischen ihr und ihm ist gefallen.
Die Luft draußen ist klar und wundervoll.
Letzte Sonnenstrahlen malen am Himmel
im prächtigsten Aquarell
ein lilarotes Wolkenfell.
Sie bindet auf der Terrasse
aus Tanne und kahlen Zweigen der Kirsche,
Baum einer alten Rasse,
ummantelt von großen Zapfen der Fichte,
gehalten von heller Verpackungsschnur,
ein Gesteck für ‘n Advent,
wie man es landläufig so nicht kennt.
Wissend verknoten die Hände
die eitlen Gefühle
zu hässlichem Knäuel,
entsorgen es,
mit dem Abfall.
Für warme Regungen machen sie Platz,
teurer Ersatz.
Der Reiher auf Nachbars First
standhaft verharrt. Ein luftiger Fürst!
be-hauptet
Der Hutai auf der Fensterbank
lächelt noch gefälliger als sonst.
Die Wasserlilie lässt mit ihrem Spross
auf seinem kahlen Schädel
die zarten, grünen Sträußlein wachsen.
Aus ihrem Foto
schaut Selma Lagerlöf,
weltwissend, allverloren,
ein wenig überheblich auch,
als säße sie
auf ihrem breiten, schwarzen Hut,
mit Federn der Unsterblichkeit gebauscht
-dem Thron der Weisheit gleich -,
in matriarchalischer Attitüde.
Und das - auf einer Büchertüte.
Hinterm Drucker empor ragt meine Muse,
als langhalsige Blechfigur.
In Weihnachtszeiten ist sie engelhaft.
Ein Elfenkrönchen ziert die Locke,
einziger Schwung in ihrer stöckernen Statur.
Fordert kleinmündig auf,
mich auch zu be-haupten.
Lege mir einen Bogen Papier auf den Kopf.
Nikolaustag
Sankt Nikolaustag
vereint Jung und Alt im Spiel
von Geben und Nehm’n.
Hier die Tüten süß.
Da ein kindlich Lachen froh.
Seit ewigen Zeiten so.
räuchern
Das Räuchermännlein aus dem Erzgebirge,