Julia und der Unbekannte: Dr. Norden Bestseller 233 – Arztroman
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Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Schau, Mami, der Himmel sieht jetzt ganz gelb aus«, rief Danny Norden seiner Mutter zu.
Ja, drohend sah der Himmel aus, und ein Sturm kam auf, der die Fenster zuschlug. Eben noch hatte brütende Hitze den Wunsch nach einem kühlen Bad in Fee Norden geweckt, denn sie hatte sich den ganzen Tag ziemlich schlapp gefühlt, was selten vorkam.
»Es kommt ein Gewitter auf«, sagte sie. »Alles unter Dach.«
Und da brach es schon los. Hagel prasselte vom Himmel herunter, und die Kinder duckten sich voller Angst und Entsetzen, als schon einige der faustgroßen Eisbälle durch die noch offene Terrassentür fielen. Fee und Lenni handelten schnell, aber sie konnten so rasch die Jalousien gar nicht herablassen, wie die Eisbälle an die Fenster prasselten.
Die kleinen Zwillinge begannen zu schreien, Anneka begann angstvoll zu weinen, Felix war wie erstarrt, und Danny sagte: »Hoffentlich ist Papi nicht unterwegs.«
Und der Hagel trommelte herab. »Das darf doch gar nicht wahr sein«, murmelte Fee.
»So was habe ich noch nicht erlebt«, flüsterte Lenni. »Aber habt keine Angst, ihr seid doch nun in Sicherheit.«
Hoffentlich, dachte Fee, der die Minuten zur Ewigkeit wurden, und auch in ihr bebte Angst, da sie ihren Mann unterwegs zu Hausbesuchen wusste.
Endlich hörte der Hagelschlag auf, aber nur ganz vorsichtig wagte Lenni die Jalousie hochzuziehen und hinauszublicken. Und dann schluchzte sie trocken auf.
Der Garten sah aus wie ein weißes Schlachtfeld, war noch bedeckt von den Eiskugeln, deren Größe man erst jetzt so richtig sah.
»Das ist ein Albtraum«, flüsterte Lenni.
Das ist grausame Wirklichkeit, dachte Fee. Die Natur zeigt uns
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Julia und der Unbekannte - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 233–
Julia und der Unbekannte
Wird er Glück oder Unglück in ihr Leben bringen?
Patricia Vandenberg
»Schau, Mami, der Himmel sieht jetzt ganz gelb aus«, rief Danny Norden seiner Mutter zu.
Ja, drohend sah der Himmel aus, und ein Sturm kam auf, der die Fenster zuschlug. Eben noch hatte brütende Hitze den Wunsch nach einem kühlen Bad in Fee Norden geweckt, denn sie hatte sich den ganzen Tag ziemlich schlapp gefühlt, was selten vorkam.
»Es kommt ein Gewitter auf«, sagte sie. »Alles unter Dach.«
Und da brach es schon los. Hagel prasselte vom Himmel herunter, und die Kinder duckten sich voller Angst und Entsetzen, als schon einige der faustgroßen Eisbälle durch die noch offene Terrassentür fielen. Fee und Lenni handelten schnell, aber sie konnten so rasch die Jalousien gar nicht herablassen, wie die Eisbälle an die Fenster prasselten.
Die kleinen Zwillinge begannen zu schreien, Anneka begann angstvoll zu weinen, Felix war wie erstarrt, und Danny sagte: »Hoffentlich ist Papi nicht unterwegs.«
Und der Hagel trommelte herab. »Das darf doch gar nicht wahr sein«, murmelte Fee.
»So was habe ich noch nicht erlebt«, flüsterte Lenni. »Aber habt keine Angst, ihr seid doch nun in Sicherheit.«
Hoffentlich, dachte Fee, der die Minuten zur Ewigkeit wurden, und auch in ihr bebte Angst, da sie ihren Mann unterwegs zu Hausbesuchen wusste.
Endlich hörte der Hagelschlag auf, aber nur ganz vorsichtig wagte Lenni die Jalousie hochzuziehen und hinauszublicken. Und dann schluchzte sie trocken auf.
Der Garten sah aus wie ein weißes Schlachtfeld, war noch bedeckt von den Eiskugeln, deren Größe man erst jetzt so richtig sah.
»Das ist ein Albtraum«, flüsterte Lenni.
Das ist grausame Wirklichkeit, dachte Fee. Die Natur zeigt uns ihre Macht.
»Unser wunderschöner Garten«, schluchzten die Kinder.
»Und was ist mit den armen Vögelchen«, jammerte Anneka.
»Wenn bloß Papi nichts passiert ist«, sagte Danny wieder, und das war freilich ein beängstigender Gedanke, auch für Fee. Aber sie hätte jetzt gar nicht gewusst, wo er zu erreichen gewesen wäre.
Da läutete das Telefon. Ja, es läutete tatsächlich, und das war nach diesem Inferno wie eine Erlösung.
Es war Dr. Daniel Norden. »Wie sieht es bei euch aus?«, fragte er hastig.
»Wir sind heil, der Garten ist hin«, erwiderte Fee. »Aber wie geht es dir? Das ist wichtiger.«
»Ich bin gerade bei den Rohdens. Hier sieht es ganz schlimm aus. Und mein Wagen ist hin, Fee. Jedenfalls die Heckscheibe total und sonst, na, das ist auch zu richten. Aber ich muss noch Besuche machen.«
»Ich bringe dir meinen Wagen«, sagte Fee sofort.
»Augenblick, Fee, Herr Rohden sagt nämlich gerade, dass ich seinen Wagen nehmen kann. Der stand in der Garage und ist nicht beschädigt. Dafür aber das Haus. Die Atelierfenster sind kaputt, das Wasser läuft herunter.«
»Ich rufe Seppi an, der wohnt nicht weit entfernt. Vielleicht kann er helfen.«
»Wenn bei ihm nicht auch solcher Schaden ist. Ich muss noch zu Littkes und Schumachers. Hoffentlich kommt nichts nach.«
Der erste Schock war überstanden. Sie gehörten nicht zu denen, die endlos jammerten. Sie lebten, und alles, was wiederherzustellen war, konnte sie nicht so schrecken. Bei Seppi Wagner hatte es keinen großen Schaden gegeben. Er war ein Allroundhandwerker, derzeit arbeitslos, aber damit sollte es nun vorbei sein. Er war sofort bereit, bei den Rohdens zu helfen, als Fee anrief.
»So grauslich, wie es auch ist, ich kann endlich wieder schaffen, Frau Doktor. Empfehlen Sie mich bitt schön weiter«, sagte er.
Was des einen Leid, kann des anderen Hilfe sein, dachte Fee, denn freuen konnte der gute Seppi Wagner sich über das Elend anderer gewiss nicht. Er war vom Schicksal selbst genug gebeutelt worden. Er hatte es nicht begreifen wollen, dass die Firma, bei der er so lange beschäftigt gewesen war, die Pforten hatte schließen müssen, aber er war ja nicht der Einzige, der nun arbeitslos geworden war. Ihm ging es jedoch gegen seinen Stolz, Arbeitslosenunterstützung anzunehmen. Und er musste sich das Gezeter seiner Frau anhören, dass er sich längst hätte selbstständig machen können.
Da waren auch noch drei Kinder, die noch in der Schule waren, und Seppi Wagner machte sich auch Gedanken um deren Zukunft.
Als das Unwetter losging, hatte er wieder das Gezeter seiner Frau ertragen müssen, aber bei ihnen hatte es nur ein paar Dachziegel zerschlagen. Da hatten die alten Bäume viel abgehalten, und die hatten dabei sogar bewiesen, wie gesund sie doch noch waren.
Er machte sich auf den Weg zu den Rohdens in die Parkstraße. Dort sah er Dr. Nordens Auto stehen.
»Jesses, das ist doch der Wagen von Dr. Norden«, sagte er etwas bestürzt. »Den hat es aber erwischt. Den Doktor doch wohl hoffentlich nicht auch?«
»Er war gerade bei uns«, erwiderte Jürgen Rohden. »Meine Tochter hatte zu viel Sonne bekommen.«
»Und nun das«, meinte Seppi. »Mal schauen, was wir gleich richten können.«
Not macht erfinderisch, hieß es, und Seppi Wagner gehörte zu jenen praktischen Menschen, die sehr erfinderisch waren, wenn auch improvisiert werden musste. Und an einem solchen Tag musste man da schon improvisieren können.
Dr. Ing. Jürgen Rohden, seines Zeichens Chefingenieur in der Computerbranche, griff selbst mit zu. Er war allerdings gehandicapt, weil er sich an den Scherben schon geschnitten hatte. Da hatte Dr. Norden zwar noch Erste Hilfe leisten können, aber es schmerzte ihn jetzt doch.
»Lassen Sie nur, Herr Chef«, sagte Seppi. »Ich komme schon zurecht. Kümmern Sie sich nur um das kranke Töchterl.«
Bei ihm nahm man das nicht als plumpe Vertraulichkeit. Bei Seppi war alles natürlich und kam aus dem Herzen, und deswegen erfreute er sich auch allseits größter Beliebtheit. Er bekam auch Material von den Lieferanten, Fensterscheiben und Material, was immer er auch brauchte. Er spürte, dass man ihn mochte, und dass man ihm jetzt auch weiterhelfen wollte und konnte. Für ihn konnte die Nacht überhaupt nicht zu lang werden.
*
Für Dr. Norden wurde sie lang. Herr Littke und Frau Schumacher waren ohnehin schon schwierige und schwerleidende Patienten gewesen, aber durch dieses fürchterliche Unwetter hatten sie besonders gelitten.
Herr Littke, der zu seinem Herzleiden auch noch schwer kriegsbeschädigt war, hatte immer gejammert, dass sie nun doch aus dem Weltall kommen würden, und Frau Schumacher weinte um ihre Beerenernte und die Äpfel. Ihr Mann war da allerdings anderer Meinung.
»Abgerackert hat sie sich doch nur immer für die Kinder und Enkel«, sagte er. »Einkochen musste sie bis zum Umfallen. Was brauchen wir zwei Alten denn schon noch. Und was tun die Jungen für mein Malchen? Nichts. Sie fahren in der Weltgeschichte umeinand, während sie schafft und schafft. Der Herrgott musst es richten, damit sie mal nicht dafür sorgen muss, dass nichts aus dem Garten verkommt. Helfen tut ihr doch keiner, aber ich werde mit ihr wegfahren und mal ein paar Wochen Urlaub machen. Mal sehen, wer sich von der Familie findet, der hier Ordnung schafft. Jetzt soll sie sich bloß nicht mehr so aufregen. Ich hab’ es immer gesagt, Herr Doktor: Der Herrgott sorgt dafür, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen und die Menschen auch mal wieder die Macht der Natur zu spüren bekommen. An die Technik haben sie sich schon viel zu sehr gewöhnt.«
Aber leider bekommen es meist die Falschen zu spüren, dachte Dr. Daniel Norden, als er nach zwei weiteren Krankenbesuchen endlich heimfahren konnte. Da wartete heißer Tee und ein kräftiger Imbiss. Und natürlich warteten Fee und Lenni.
»Wie schaut es aus?«, fragte er, seine Frau in den Armen haltend.
»Wie es bei Tageslicht aussehen wird, weiß ich noch nicht. Jedenfalls kein Glasbruch und kein Wasserschaden. Für den Garten zahlt die Versicherung sowieso nichts. Die Hauptsache ist doch, dass wir alle gesund sind. Andere Stadtteile hat es noch viel schlimmer erwischt. Mir ist es schleierhaft, wie das kommen konnte. So etwas war doch noch nie da.«
»Die drückende Hitze, es waren über dreißig Grad, und in der Atmosphäre die Minustemperaturen, die auch bis dreißig Grad gegangen sein sollen. So habe ich es im Radio gehört. Meinen Wagen haben wir übrigens in Rohdens Garage geschoben, ich muss mich morgen früh gleich darum kümmern, dass ich die Scheiben bekomme.«
»Das macht Seppi auch«, sagte Fee. »Ich habe schon mit ihm gesprochen. Ihm hat das Unwetter Glück gebracht. Herr Rohden besorgt ihm eine Stellung.«
»Er hätte sich wirklich selbstständig machen sollen«, sagte Daniel. »Er kann doch alles.«
»Fast alles«, sagte Fee. »Nur geschäftstüchtig ist er nicht, und das weiß er ganz genau. Es ist gut,