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Diplomarbeit
zur Erlangung des Grades eines Diplomchemikers
dem
Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg
vorgelegt von
Matthias Junkers
aus Leverkusen
Marburg/Lahn, 2002
Abgabedatum: 15.01.2002
Erstgutachter: Prof. Dr. Thomas Schrader
Zweitgutachter: Prof. Dr. Thomas Carell
MEINEN ELTERN
Die vorliegende Diplomarbeit wurde von Mai bis Dezember 2001 unter der Anleitung von
Prof. Dr. Thomas Schrader am Fachbereich Chemie der Philipps-Universität Marburg
angefertigt.
Ich danke Herrn Prof. Dr. Thomas Schrader für die spannende Aufgabenstellung und die stete,
hilfreiche Diskussionsbereitschaft.
Herrn Prof. Dr. Thomas Carell danke ich für die freundliche Übernahme des Zeitgutachtens.
Ohne Einzelpersonen hervorheben zu wollen gebührt mein Dank dem gesamten Arbeitskreis
Schrader für die anregende und angenehme, manchmal lebhafte Arbeitsatmosphäre, für
zahlreiche Hilfestellungen und neue Ideen.
Für seine besonderen Bemühungen zur Aufnahme von Massenspektren möchte ich Herrn Dr.
Uwe Linne danken.
Zudem sei all meinen Freunden gedankt, die mich in den letzten Jahren begleitet haben, auch
hier, ohne einzelne Namen anderen vorzuziehen.
Weit mehr als Dankbarkeit empfinde ich für meine Eltern Thesi und Günter. Ohne ihre
großartige Unterstützung und ihren Rückhalt wäre diese Arbeit niemals entstanden.
Inhalt
1 Einleitung
2 Theoretischer Teil
2.1 Aufgabenstellung 8
2.2 Synthese der Bausteine
2.2.1 Synthese des Grundgerüstes 11
2.2.2 Darstellung eines sechsfach positiv geladenen Bausteins 12
2.2.3 Darstellung von sechsfach negativ geladenen Bausteinen 12
2.2.4 Auf dem Wege zu Aniliniumcalix[6]arenen 14
2.2.5 Versuche zur Bromierung von Calix[6]arenen 15
2.3 Bindungsstudien 16
2.3.1 Bindungsstudien an Calix[6]arensulfonat 11 mit den Azakronen 12, 13 16
2.3.2 Bindungsstudien an Calix[6]arenphosphonat 9 mit der Azakrone 13 18
2.3.3 Bindungsstudien an anionischen mit kationischen Calix[6]arenen 20
3.1 Zusammenfassung 23
3.2 Ausblick 25
4 Experimenteller Teil
5 Anhang
5.1 Abkürzungsverzeichnis 44
5.2 Literaturverzeichnis 45
Einleitung 1
1 Einleitung
1.1 Die Natur als Vorbild
In zahlreichen Beispielen nutzt die Natur die molekulare Erkennung zum selbstorganisierten
Aufbau von aktiven Komplexen. So setzt sich Hämoglobin, das Sauerstofftransportprotein der
Erythrozyten, aus zwei Paaren jeweils identischer Polypeptidstränge zu einer tetrameren Struktur
zusammen.1 Diese vier Untereinheiten werden durch nichtkovalente Kräfte zusammengehalten.
Im Inneren des Moleküls finden sich fast ausschließlich Aminosäuren mit unpolaren
Seitenketten, während polare Seitenketten an der Peripherie die Wasserlöslichkeit des Proteins
fördern.
Abb. 1: Tetramere Struktur des Hämoglobins und Lage der prosthetischen Gruppen2,3
Jede der vier ansonsten sehr kompakten Globineinheiten besitzt nahe der Oberfläche eine Tasche
mit einem Eisenporphyrin als prosthetischer Gruppe. Diese Hämgruppen werden durch je zwei
Histidine aus dem Polypetidstrang koordiniert, den einzigen polaren Aminosäuren im Inneren
des Moleküls. Dieser komplexe Aufbau ermöglicht die reversible Bindung von Sauerstoff an das
Eisen der Hämgruppen und seinen Transport durch den Blutkreislauf. Die Koordination durch
die Histidine moduliert die Substratspezifität des Proteins und reguliert die Bindungsstärke für
Sauerstoff.
1.2 Calixarene
Eine Aufgabe der bioorganischen Chemie ist es, die Bauprinzipien der Natur durch rationales
Design in kleineren synthetischen Strukturen nachzuahmen, sie dadurch besser zu verstehen und
Einleitung 2
neue Anwendungen zu finden. Calixarene haben sich dabei in den vergangenen Jahren als
vielversprechende Grundgerüste zur Synthese von molekularen Kapseln und Containern
erwiesen.4 Sie entstehen aus der Kondensation von Formaldehyd mit p-Alkylphenolen unter
basischen Bedingungen. Schon in den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts hat ZINKE von
solchen zyklischen, phenolischen Mehrkernverbindungen berichtet.5 Populär sind Calixarene
jedoch erst durch die bahnbrechenden Arbeiten von GUTSCHE in den 70er und frühen 80er
Jahren geworden.6 Seitdem sind Calix[4]-, Calix[6]- und Calix[8]arene durch kostengünstige
Eintopfreaktionen in relativ großen Mengen zugänglich.
OH
OH OH HO
OH OH HO
OH HO OH HO
OH OH HO
OH OH HO
OH
Durch die Einführung sterisch anspruchsvoller Substituenten (R > Ethyl) an den phenolischen
Hydroxylgruppen im Calix[4]aren läßt sich die Konformation des Moleküls stabilisieren.7 Die an
einen Kelch erinnernde cone-Konformation kann isoliert werden.
Abb. 3: Vergleich der Cone- und Wing-Konformation von Calix[4]- und Calix[6]arenen
Eingezeichnet die von den verbrückenden Methylengruppen aufgespannten Ebenen8
einzigen, z.T. stark verbreiterten Singulettsignal für die Protonen der verbrückenden
Methylengruppen im Kernresonanzspektrum bei 20 °C. Dagegen werden in Calixarenen mit
stabiler Konformation die beiden Protonen einer Methylengruppe unterscheidbar und liefern
getrennte Signale. Selbst die vollständige Funktionalisierung mit sperrigen Gruppen am „upper“
oder „lower rim“ im Calix[6]aren läßt die Rotation der Arylringe noch zu.10
Dagegen kann durch Vermindern der Temperatur auf 235 K (-38 °C) sogar bei den
unsubstituierten Hydroxycalixarenen die Konformation in Bezug auf die NMR-Zeitskala
stabilisiert werden.11 Tetrahydroxycalix[4]aren zeigt bei 235 K das für die cone-Konformation
typische Aufspaltungsmuster im Kernresonanzspektrum. Bei Hexahydroxycalix[6]aren wird bei
235 K eine C2-symmetrische Konformation stabilisiert, bei der jeweils drei Signale für die
Hydroxylprotonen und drei Signalpaare für die Methylenprotonen beobachtet werden.
Die gleichmäßige Hexa-O-Alkylierung von Calix[6]arenen führt also nicht zur Stabilisierung einer
bestimmten Konformation. Beachtenswert ist daher, daß das alternierende Substitutionsmuster
eines 1,3,5-R1-2,4,6-R2-substituierten p-tert-Butylcalix[6]arens zur Stabilisierung einer abgeflachten
cone-Konformation bei Raumtemperatur in Lösung führt, wenn R1 eine kleine Methylgruppe und
R2 einen raumfüllenden Substituenten bezeichnet.12 Die kleinen Methylgruppen werden durch
Selbsteinschluß in die Schale gezogen und stabilisieren die cone-Konformation durch schwache
CH - π - Wechselwirkungen. Auch die kovalente Verknüpfung von mindestens drei der
phenolischen Hydroxylgruppen miteinander vermag die Konformation des Moleküls zu
stabilisieren. In einem ersten Beispiel sind mit zwei Phosphatgruppen jeweils drei
nebeneinanderliegende Hydroxylgruppen starr verknüpft.13 Auch die 1,3,5-Verbrückung der
Hydroxylgruppen am „lower rim“ mit einem C3-symmetrischen Linker ist möglich.14,15,16 Die
Kristallstruktur des jüngesten Beispiels dieser Art, eines p-tert-Butylcalix[6]arens mit einer Brücke
aus Triethanolamin, zeigt eine cone-Konformation.17
Sind die phenolischen Hydroxylgruppen des Calix[6]arens nicht geschützt, so findet man eine
Abhängigkeit der Kristallstruktur von dem bei der Kristallisation verwendeten Lösungsmittel.18
Kann das Lösungsmittel, z. B. Benzen, keine Wasserstoffbrücken zu den phenolischen
Hydroxylgruppen des Calix[6]arens ausbilden, so findet man eine verzerrte cone-Konformation,
in der alle sechs Hydroxylgruppen des Calix[6]arens intramolekular in einer zyklischen
Anordnung verbrückt sind. Kann ein kompetitives Lösungsmittel wie Aceton oder DMSO
dagegen diese intramolekularen Wasserstoffbrücken teilweise brechen, so nimmt das Calix[6]aren
eine 1,2,3-alternierende Konformation ein.19
Einleitung 4
Abb 4.: Kristallstruktur von Calix[6]arenhexasulfonat und gezeichnete Lewis-Struktur von ATWOOD
mit 1,2,3-alternierender Konformation
Computergestützte Rechnungen mit dem MM3-Kraftfeld20 zeigen, daß für die verhältnismäßig
großen und flexiblen Calix[6]arene 90 verschiedene, ineinander überführbare stabile
Konformationen berücksichtigt werden müssen, während für Calix[4]arene nur insgesamt vier
existieren (die bereits beschriebene cone-Konformation, die beiden möglichen Konformationen
mit je zwei Arylringen nach oben bzw. unten zeigend und eine Konformation mit einem Arylring
nach oben und dreien nach unten). 21
Calix[4]arene in der cone-Konformation sind bereits optimal in Form einer nach unten
geöffneten Schale präorganisiert. Versieht man eine solche Schale nun oben mit einem
„klebrigen“ Rand, so lassen sich zwei solcher Schalen zu einer geschlossenen Kugel
zusammensetzen. Unabhängig voneinander haben diese Idee REBEK und BÖHMER mit
22
Calix[4]arenen verwirklicht, die sie am „upper rim“ mit Harnstoffgruppen funktionalisiert
haben.23,24 In unpolarer Lösung finden sich solche Calix[4]arene paarweise und bilden stabile
Kapseln, die über Wasserstoffbrücken zwischen den Harnstoffgruppen gehalten werden. Der
Einschluß von Gastmolekülen im Inneren derartiger Kapseln ist bereits gut untersucht.25,26
Um für physiologische Anwendungen wie z.B. den Transport eines Pharmakons im Organismus
interessant zu werden, müssen diese Kapseln jedoch auch in polaren Lösungsmitteln stabil sein.
Wasserstoffbrücken als entscheidende Kraft für den molekularen Aufbau sind in der Regel zu
schwach, weil sie in kompetitiven polaren Lösungsmitteln wie Methanol oder Wasser zu wenig
Bindungsenergie liefern können. Einen deutlich stärkeren Beitrag als Wasserstoffbrücken können
hier die elektrostatischen Anziehungskräfte zwischen geladenen Gruppen liefern. Beispiele für
Calix[4]arenkapseln aus je zwei unterschiedlichen, komplementären Calix[4]arenen, von denen
das eine am „upper rim“ vier positive und das andere vier negativ geladene Gruppen trägt, haben
in jüngster Zeit unsere Gruppe27 und die TIMMERMAN-Gruppe28 gezeigt.
Einleitung 5
SO3Na
RHN NH2+Cl-
a) R = -CH2CH2CH3
b) R = -H
c) R = -CH(CH3)2 4
O
d) R = -(CH2)6CH3
In der in Wasser und Methanol stabilen Kapsel von TIMMERMAN bildet ein
Calix[4]arentetrasulfonat vier elektrostatische Kontakte zu den positiv geladenen
Amidiniumgruppen eines komplementären Calix[4]arens aus. Tragen die Amidiniumgruppen je
einen Propylrest, so wird bei Ausbildung der Kapsel im Kernresonanzspektrum eine deutliche
Hochfeldverschiebung der zugehörigen Signale beobachtet. Dies kann durch den Selbsteinschluß
einiger Propylgruppen in das unpolare Kapselinnere erklärt werden.
Die ersten beiden Beispiele für selbstorganisierte molekulare Kapseln aus Calix[6]arenen als
Grundgerüst sind kürzlich von POCHINI beschrieben worden. 29,30
Bei beiden Kapseln handelt es sich um ein über Wasserstoffbrücken nichtkovalent verbundenes
Homodimer aus einem 1,3,5-trisubstituierten Calix[6]aren. Im einen Fall werden insgesamt sechs
Wasserstoffbrücken zwischen je drei alternierend am „upper rim“ der beiden Calix[6]arene
angeordneten Carboxylgruppen ausgebildet. Im zweiten Fall sind die Carboxylgruppen durch
Harnstoffgruppen ersetzt, die bis zu 12 Wasserstoffbrücken ausbilden können. Der gestapelten
Anordnung der Kapsel mit Carboxylgruppen stehen die reißverschlußartig ineinander greifenden
Harnstoffgruppen gegenüber. Wie bereits bei Calix[4]arenkapseln im vorigen Abschnitt erläutert,
sind die beiden hier gezeigten Kapseln nur in unpolaren Lösungsmitteln wie Chloroform stabil.
Abb. 7: Kristallstruktur eines Komplexes aus einem Calix[4]arentetrasulfonat, Cyclam und Cr3+ von RASTON
1.6.2 Resorcinarene
Von der Struktur her eng verwandt mit Calixarenen sind die vom Resorcin abgeleiteten
Resorcinarene. Wie bei Calixarenen läßt sich ihr Grundgerüst in einer verhältnismäßig wenig
aufwendigen, einstufigen Synthese aufbauen. Die meisten Resorcinarene werden aus der
säurekatalysierten Kondensation von Resorcin mit aliphatischen oder aromatischen Aldehyden
gebildet.33
Abb. 8: links wasserlöslicher tiefer Cavitand, rechts Kristallstruktur einer dimeren Resorcinarenkapsel
(beide von REBEK)
Einführung von großen, planaren Substituenten an ein Calixaren oder Resorcinaren vergrößert
den von der Schale umschlossenen Hohlraum.34 RUDKEVICH und REBEK haben durch
Einführung von ionischen Gruppen an der Peripherie eines solchen tiefen Cavitanden eine nach
oben hin offene, wasserlösliche, monomere Kapsel hergestellt.35 Die Seitenwände dieser Kapsel
werden über Wasserstoffbrücken zwischen Amidgruppen zusammengehalten.
Weniger substituierte Resorcinarene mit mehreren freien Hydroxylgruppen können aus bis zu
50% Wasser enthaltenden Lösungsmittelgemischen als dimere und hexamere Kapseln
kristallisiert werden.36,37 Diese Kapseln gehören damit zu den wenigen Vertretern, die auch in
polaren, protischen Lösungsmitteln über Wasserstoffbrücken stabilisiert werden können.
Theoretischer Teil 8
2 Theoretischer Teil
2.1 Aufgabenstellung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist der selbstorganisierte Aufbau molekularer Kapseln aus
Calix[6]arenbausteinen durch multiple ionische Wechselwirkungen.
Vorarbeiten der Gruppe Schrader haben gezeigt, daß symmetrische Trisphosphonate mit
verschiedenen Trisammonium- oder Trisamidiniumverbindungen thermodynamisch hochstabile
kugelförmige Komplexe bilden. Die Bindungskonstanten Ka reichen bis zu 106 M-1 in Methanol
und liegen teilweise über 103 M-1 in Wasser. 38
O
O Me
P NH 3 N H
H N H
3 NBu 4 O H OMe H
3 Cl H
O P O
M eO O + O N H O
P H3N H O P OMe
O H
O MeO P
O P O NH 3
O Me
Abb. 9: Schematische Darstellung des selbstorganisierten Aufbaus des 1:1 – Komplexes aus einem
Trisphosphonat und einem Trisammoniumkation und gezeichnete Lewisstruktur der Gleichgewichtsreaktion
Wie in der Einleitung bereits beschrieben sind Calix[6]arenderivate in Lösung äußerst flexibel.
Für die Bildung von Kapseln müßten zwei hochkomplementäre Calix[6]arenbausteine gegenseitig
in einem „induced fit“ - Mechanismus die Stabilisierung einer möglichst symmetrischen cone-
Konformation bewirken, damit der von den zwei Halbschalen umschlossene Raum maximal
wird. Dies könnte erreicht werden, indem man Calix[6]arengrundkörper am „upper rim“
vollständig mit ionischen Gruppen funktionalisiert.
H N H HN H H N H HN H
H H N N
H H H H N N
H H
H H H H H H H H
O O O O
O O O O O OO O O OR
OO O O
O O P RO P P P P OR
O OR P
OO O OO OO O OO
O n-Bu O n-Bu
n-Bu n-Bu n-Bu n-Bu
n-Bu n-Bu n-Bu n-Bu
n-Bu n-Bu
Abb. 10: mögliche Beispiele für molekulare Kapseln aus komplementären Calix[6]arenbausteinen
Ein Calix[6]aren mit sechs positiven Ladungen könnte mit einem weiteren Calix[6]aren mit sechs
negativen Ladungen wechselwirken und schließlich eine Kapsel ausbilden. Besitzen die gewählten
funktionellen Gruppen zudem Wasserstoffbrückendonor- und akzeptoreigenschaften, würde die
Bindung zusätzlich verstärkt.
Bislang sind nur sehr wenige wasserlösliche Calix[6]arenderivate bekannt. Zunächst stellt sich
daher die Aufgabe, neue Synthesewege zu vollständig am „upper rim“ mit geeigneten ionischen
Gruppen funktionalisierten Calix[6]arenen zu entwickeln, bzw. bekannte Synthesewege
nachzuvollziehen und gegebenenfalls entsprechend anzupassen. Der Salzcharakter solcher
Verbindungen läßt generell eine gute Löslichkeit in polaren Lösungsmitteln und Wasser erwarten.
Nach der Synthese geeigneter komplementärer Calix[6]arene sollen diese auf ihre
Bindungseigenschaften in Lösung untersucht werden. Kernresonanzspektren liefern Aufschluß
über konformationelle Stabilisierungen der einzelnen Bausteine. Mit NMR-Titrationen und
Theoretischer Teil 10
Abb. 11: Modell einer molekularen Kapsel aus Calix[6]arenbausteinen, links frei,
rechts mit α-D-Glucose als Gast (Cerius2, molecular simulations, Molekülmechanikrechnung)
Wie in der Einleitung bereits geschildert kann ausgehend von Formaldehyd und Phenol durch
basische Kondensation mit Kaliumhydroxid in Xylol selektiv das p-tert-Butylcalix[6]aren 1
dargestellt werden.39 Die Dealkylierung der tert-Butylgruppe mit Aluminiumchlorid und Phenol
öffnet den „upper rim“, also den oberen Rand des Calixarens, für weitere Funktionalisierungen.
Anschließend können die phenolischen Hydroxylgruppen am „lower rim“ durch Umsetzung mit
Halogenalkanen wie Iodmethan oder n-Brombutan verethert werden.40
"upper rim"
+
O Xylol, ∆ AlCl3 DMF, ∆
H H 0.4 mol KOH Phenol RHal, NaH 6
6
6 OH OR
OH OH a) R = Methyl 90%
"lower rim" b) R = n-Butyl 60%
76% 1 80% 2 3a,b
Cl
Alkyl-O-CH2Cl
SnCl4, CHCl3 a) R = Methyl
6 6
OR OR b) R = n-Butyl
Der hohe Kaufpreis für die Chlormethylalkylether macht diesen Syntheseschritt allerdings zur
teuersten Reaktion, die in der vorliegenden Arbeit gezeigt wird. In einem zusätzlichen
Syntheseschritt kann daher Chlormethyloctylether auch durch Einleiten von Chlorwasserstoff in
eine Lösung aus Octanol und Paraformaldehyd in Chloroform selbst hergestellt und direkt ohne
weitere Aufreinigung für die Synthese eingesetzt werden.43 Allerdings fallen dabei Ausbeute und
Reinheit des erhaltenen Chlormethylcalix[6]arens geringer aus.
Das Hexachloromethylhexabutoxycalix[6]aren 4b ist in der vorliegenden Arbeit nicht mehr für
weitere Synthesen eingesetzt worden. Das Kernresonanzspektrum dieser Verbindung zeigt
extrem verbreiterte Signale, die die Charakterisierung nachfolgender Umsetzungen stark
erschweren. Die Butoxygruppen verlangsamen die Rotation der Aromaten durch den
Calixarenzyklus, können jedoch keine definierte Konformation stabilisieren.
Von Hexachloromethylhexamethoxycalix[6]aren 4a ausgehend sind dagegen der Azidbaustein 5,
das Pyrazoliumsalz 7 und das Phosphonat 9 hergestellt worden.
O O
OR OMe
N3 Cl P P -
OR O
Aceton, NaN3 POR3 H2O, Bu4N+OH-
Reflux, 7 Tage Reflux Reflux, 20 Tage
6 6 6
OMe OMe OMe 6
OMe
5 90% 4a 80% 8a,b 100% 9
a) R = Methyl
b) R = Ethyl
Pyrazol, NaOH
60%
Benzol, Bu4N+OH-
Reflux, 7 Tage
N H +
N
N
N
HCl, H2O
6
OMe 6
OMe
6 100% 7
Schema 3: Syntheserouten ausgehend von Hexachloromethylhexamethoxycalix[6]aren 4a
Für die Substitution der Chloratome im Calixaren 4a gegen Azidgruppen erhitzt man das
Calixaren sieben Tage mit einem Überschuß Natriumazid in Aceton unter Rückfluß und erhält in
quantitativer Ausbeute das Azidocalix[6]aren 5. Dies kann als Ausgangsverbindung zur Synthese
von benzylischen Ammoniumderivaten verwendet werden. Die effiziente Reduktion
verschiedenster Azide zu Aminen mit Iodtrimethylsilan haben Kamal, Rao und Laxman 1997
gezeigt.44 Bei der entsprechenden Reaktion des Calixarenazids 5 mit Iodtrimethylsilan läßt sich
Theoretischer Teil 13
die Bildung des Amins neben Nebenprodukten im NMR-Spektrum beobachten. Isolierung und
Reinigung des Produktes gelingt auf diese Weise jedoch nicht. Das Produkt zerfällt noch auf der
Chromatographiesäule unter Bildung einer violetten Lösung. Ohne Aufreinigung läßt es sich
nach wenigen Tagen bei Raumtemperatur unter den Reaktionsprodukten nicht mehr nachweisen.
N3 NH2
(CH3)3SiI
Acetonitril, RT
Zerfall
6 6
OMe OMe
5 10
Um dieses Problem zu umgehen könnte das instabile Amin direkt als Ammoniumchlorid
abgefangen werden. Bei der Reduktion des analogen Azidocalix[4]arens mit Wasserstoff auf
Palladium/Kohle in salzsaurer Lösung ist dies bereits gelungen.45 Allerdings ist hierbei bereits
eine lange Reaktionszeit von sieben Tagen notwendig gewesen, die für die größeren Calix[6]arene
noch länger zu erwarten ist. Daher ist dieser Weg für die vorliegende Arbeit noch nicht versucht
worden.
Ein negativ geladener Baustein läßt sich ebenfalls durch eine Michaelis-Arbuzow-Reaktion aus
dem Chlormethylcalix[6]aren 4a darstellen. Den so in wenigen Stunden verfügbaren
Diethylphosphonsäureester 8b haben WHITE et al. 1989 schon beschrieben.47 Die gezielte
Spaltung je einer Ethylesterbindung pro Phosphonsäuregruppe mit Lithiumbromid zu einem
sechsfach negativ geladenen Calixarenbaustein gelingt damit jedoch nicht. Daher ist eine
modifizierte Reaktionsführung zur Synthese des Dimethylesters 8a entwickelt worden, der
leichter zu spalten sein sollte. Auch der Dimethylester liefert bei der Spaltung mit Lithiumbromid
Theoretischer Teil 14
allerdings stets mehrere, nicht trennbare Salze. Statt dessen verläuft die basische Esterspaltung
mit Tetrabutylammoniumhydroxid selektiv und quantitativ. Dabei ist eine lange Reaktionszeit
nötig. Nach sieben Tagen beobachtet man etwa 50% Umsatz und erst nach weiteren 13 Tagen ist
die Spaltung komplett zum Tetrabutylammoniumphosphonat 9 abgelaufen, welches sowohl in
polaren Lösungsmitteln wie Wasser oder Methanol als auch in unpolaren wie Chloroform löslich
ist.
Zum Vergleich ist die schon seit 1986 bekannte Synthese des Calix[6]arenhexasulfonats 11
nachvollzogen worden.48 Ausgehend von dem leicht verfügbaren Calix[6]aren 2 erhält man in
einer Eintopfreaktion einen weiteren, schon bekannten sechsfach negativ geladenen
Calixarenbaustein.
-
SO3
1) H2SO4 konz., ∆
OH
6 2) BaCO3, NaCO3 6
OH
2 75% 11
Schema 5: Synthese des Calix[6]arenhexasulfonats 11
Calix[4]arene lassen sich selbst unter extrem harschen Bedingungen mit rauchender Salpetersäure
und heißem Eisessig leicht in die Tetranitroverbindungen umsetzen.49 Diese wiederum können
mit Hydrazin und Raney-Nickel zu den Tetraaminocalix[4]arenen reduziert werden.50 Durch
einfache Protonierung erhält man daraus die Tetraaniliniumcalix[4]arensalze.
+
NO2 NH3
HNO3 H2NNH2 H+
Ra-Ni 4
4 4
OR OR OR
Bei Calix[6]arenen gestaltet sich die Nitrierung jedoch deutlich schwieriger. Auch unter
Variierung der Reaktionsbedingungen erhält man sowohl für die Ipsonitrierung des p-tert-
Butylcalix[6]arens 1 sowie die Nitrierung des bereits dealkylierten Calix[6]arens 2 stets ein
Gemisch nicht weiter identifizierbarer Zerfallsprodukte, die vermutlich aus ungewünschten
Oxidationsreaktionen heraus entstehen. Einzig eine Methode von Shinkai führt zur Isolierung
Theoretischer Teil 15
von Hexanitrocalix[6]aren.51 Dabei geht man vom Sulfonat 11 aus und wählt milde
Reaktionsbedingungen, bei denen die Temperatur stets unter 10 °C gehalten wird und nur
halbkonzentrierte Salpetersäure eingesetzt wird. Die Ausbeute bleibt dabei jedoch unter 10 %. Da
im Rahmen der vorliegenden Arbeit keine verbesserten Reaktionsbedingungen zur effizienten
Synthese einer ausreichenden Menge des Hexanitrocalix[6]arens gefunden werden konnten, ist
auf die weitere Reaktionsfolge verzichtet worden.
Calix[6]arene lassen sich nach einer Methode für Calix[4]arene am „upper rim“ bromieren.52
Br Br Br
2.3 Bindungsstudien
Aus den synthetischen Arbeiten stehen nun zwei sechsfach negativ geladene und ein sechsfach
positiv geladener Calix[6]arenbaustein zur Verfügung.
H +
O N
OMe
P - - N
SO3
O
6 6
6 OH OMe
OMe
9 11 7
Abb. 12: Synthetisierte am „upper rim“ vollständig mit geladenen Gruppen funktionalisierte Calix[6]arene
Zusätzlich stehen zwei weitere sechsfach positiv geladene Bausteine für Bindungsstudien zur
Verfügung. Die Hexaazakrone 12 ist käuflich. Eine weitere Hexaazakrone 13 mit zwei starren p-
Xylolspacern ist in unserer Gruppe hergestellt worden.
N NH HN
NH H HN
NH *6 HBr HN
*6 HCl
NH H HN NH HN
N
12 13
Abb. 13: Zwei sechsfach positiv geladene Hexaazakronen
Das Calix[6]arenhexasulfonat 11 und die beiden Hexaazakronen 12 und 13 sind sehr gut in
Wasser löslich. Werden wäßrige Lösungen der Azakronen im Überschuß zu einer Lösung des
Sulfonats 11 gegeben, bilden sich Niederschläge. Auch durch Verwendung anderer Lösungsmittel
wie Methanol oder Dimethylsulfoxid und verschiedenste Michungsverhältnisse zwischen diesen
drei Lösungsmitteln können solche Niederschläge nicht unterdrückt oder wieder aufgelöst
werden. Nur Zugabe von Basen wie Natronlauge oder Natriumcarbonat, die die Azakronen in
die deprotonierte, ungeladene Form überführen, kann die Niederschläge auflösen. Wegen der
Niederschlagsbildung können die auftretenden Shifts in NMR-Titrationen nicht sinnvoll
ausgewertet werden, weil das Verhältnis der Komplexpartner in Lösung nicht der Einwaage
Theoretischer Teil 17
entspricht. Die Shifts in den Kernresonanzspektren folgen nicht den erwarteten Titrationskurven.
Ein Job-Experiment der Azakrone 12 mit dem Calix[6]arenhexasulfonat 11 deutet auf einen 2:1
Komplex dieser beiden Komponenten hin. Ebenso findet man ein 2:1 – Verhältnis der beiden
Komponenten, wenn der gebildete Niederschlag des Komplexes mit einer Base wie z.B. K2CO3
vollständig aufgelöst wird und die Integrale der Signale im 1H-NMR-Spektrum verglichen
werden.
Ist in schwach basischer Lösung die Azakrone 12 teilweise deprotoniert, so kann bei der Titration
der Azakrone gegen das Sulfonat 11 bei einem Verhältnis von etwa 2:1 Azakrone zu Sulfonat die
Konformation des Sulfonates 11 in Lösung relativ zur NMR-Zeitskala fixiert werden.
HDO
Ar-H
Ar-CH2-Ar
HDO
Ar-H Ar-CH2-Ar
Abb. 14: unten NMR-Signale von freiem Calix[6]arenhexasulfonat 11 in Wasser und oben aufgespaltete
Signale für im Komplex konformationell fixiertes Sulfonat 11
Abb. 15: OPLS-AA minimierter 2:1 – Komplex aus der Azakrone 12 und dem Sulfonat 11
Durch Molecular Modeling kann die Struktur eines 2:1 Komplexes zwischen der Azakrone 12
und dem Calix[6]arensulfonat 11 verdeutlicht werden. Das Calixaren ist in der 1,2,3-alternate-
Konformation fixiert. Je eine Azakrone lagert sich von oben und unten an die Schalen an, die
von jeweils drei Aromaten geöffneten werden. Bereits bei neutralem pH-Wert sind die
Hydroxylgruppen des Calixarens teilweise deprotoniert. Das Calixaren liegt als Octaanion vor.
Die Ammoniumprotonen der Azakronen können daher leicht mehrere Wasserstoffbrücken zu
den Hydroxylgruppen im Inneren des Calixarens ausbilden sowie einige zu den weiter außen
liegenden Sulfonatgruppen. Ein Gasteinschluß scheint in einem solchen Komplex nicht mehr
möglich zu sein. Die beiden Azakronen füllen den Raum im Calixaren bereits vollständig aus.
Wird in Wasser mit der Hexaazakrone 13 als Wirtverbindung das Phosphonat 9 als Gast
hinzutitriert, so zeigt sich im Kernresonanzspektrum eine Hochfeldverschiebungen der Signale
der Azakrone zwischen 0.12 ppm in den aromatischen Protonensignalen und 0.24 ppm in den
Methylengruppen am Aromaten.
Theoretischer Teil 19
Titrationskurve 9 vs 13 Job-Plot 9 vs 13
0,30 0,14
0,25
0,12
0,20
∆δ [ppm]
0,10
∆δ [ppm]
0,15
0,10
0,08
0,05
0,06
0,00
0,04
0,0 5,0e-4 1,0e-3 1,5e-3 2,0e-3 2,5e-3 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
c [M] Molenbruch χ
Abb. 16: Titrationskurve und JOB-Plot für die Komplexbildung des Phosphonats 9 mit der Azakrone 13
Mit nichtlinearer Regression läßt sich aus den aufgenommenen Titrationskurven eine
Assoziationskonstante ka von 5x103 M-1 (± 70%) ermitteln. Ein JOB-Plot zeigt ein Maximum bei
einem Wirt-Gast-Verhältnis von 1:1.
Das Phosphonat 9 bildet also einen in Wasser stabilen 1:1 – Komplex mit der Azakrone 13.
Dabei werden leider in den NMR-Signalen des Calix[6]arens 9 zu keinem Zeitpunkt aufgespaltete
oder stark verbreiterte Signale beobachtet. Das Calix[6]aren 9 ist also auch im Komplex relativ
zur NMR-Zeitskala sehr beweglich. Die Azakrone 13 kann keine definierte Konformation des
Calix[6]arens 9 stabilisieren.
Aufschluß, wie der Komplex im zeitlichen Mittel aussehen könnte, liefert wieder das Molecular
Modeling.
Abb. 17: Seitenansicht und Aufsicht für den OPLS-AA minimierten 1:1 – Komplex aus dem Phosphonat 9
mit der Hexaazakrone 13
Theoretischer Teil 20
Abb. 18: OPLS-AA minimierte Kapsel aus dem Phosphonat 9 mit einem Tetrabutylammoniumkation als Gast
und der Hexaazakrone 13 als Deckel
Zumindest nach Rechnungen kann auch ein stabiler ternärer Komplex zwischen dem
Phosphonat 9 und der Azakrone 13 sowie dem ohnehin als Gegenion zum Phosphonat 9 in
Lösung vorhandenen Tetrabutylammoniumkation formuliert werden. Dabei kann ein
Tetrabutylammoniumkation templatartig die Azakrone aus dem Inneren der Calixarenschale
fernhalten. Die Azakrone legt sich daher wie ein Deckel über die Schale mit Gast.
Experimentell läßt sich diese molekulare Kapsel jedoch nicht nachweisen. Weder wird sie in
hochaufgelösten ESI-massenspektroskopischen Untersuchungen gefunden noch zeigen die
NMR-Signale des Tetrabutylammoniumkations bei der Titration Hochfeldshifts..
Das Pyrazoliumcalix[6]aren 7 trägt stark azide Protonen. Der pka-Wert von Pyrazol in Wasser
beträgt etwa 2.5. Wie Kernresonanzspektren zeigen, bewirkt bereits die Zugabe von Wasser als
Base in eine methanolische Lösung des Salzes eine teilweise Deprotonierung der
Theoretischer Teil 21
Titrationskurve 9 vs 7
0,06
0,05
0,04
∆δ [ppm]
0,03
0,02
0,01
0,00
0 1 2 3 4 5 6
Äq. Zugabe 9
Abb. 19: Titrationskurve für das Phosphonat 9 mit der Azakrone 13 in Methanol, verfolgt werden die chem.
Verschiebungen der Signale im Phophonat 9
Erwartet wird ein unmittelbarer Anstieg der Kurve, die sich dann einem Grenzwert annähert.
Stattdessen zeigt die Kurve mit einem zunächst nur flachen Anstieg eher sigmoidalen Verlauf.
Theoretischer Teil 22
Berücksichtigt man weiterhin, daß zum Ende der Titration hin die chemischen Verschiebungen
der Signale im Pyrazolium zu den Werten des freien Pyrazols gewandert sind, so muß davon
ausgegangen werden, daß ein Protonentransfer vom Pyrazoliumcalix[6]aren auf das
Calix[6]arenphosphonat stattfindet und die beobachteten Shifts nicht einer Komplexbildung
zuzuschreiben sind.
Abb. 20: links Komplex aus Pyrazoliumcalix[6]aren 7 in blau mit Phosphonat 9 in rot, rechts symmetrische
Kapsel aus starr funktionalisierten Calix[6]arenbausteinen, einem Aniliniumcalix[6]aren in blau mit einem
Phosphonat in rot (Monte Carlo Rechnungen, OPLS-AA, 5000 Iterationen, Wasser)
Monte Carlo Rechnungen zeigen zudem, daß das Pyrazoliumcalix[6]aren 7 kein optimaler
Bindungspartner für die Bildung einer molekularen Kapsel ist. Die beweglichen großen
Pyrazolarme werden teilweise ins Innere der Kavität gezogen und können keine elektrostatischen
Kontakte zu den Phosphonatgruppen des Bindungspartners mehr ausbilden. Das Phosphonat 9
kann der symmetrischen cone-Konformation ausweichen und geht in eine günstigere
Konformation über, bei der zwei Phosphonatarme nach außen weggestreckt werden. Ein
starreres Grundgerüst ohne die benzylischen Methylengruppen der Calix[6]arene zeigt in
Rechnungen bessere Ergebnisse.
Zusammenfassung und Ausblick 23
3.1 Zusammenfassung
H +
O N
OMe
P - N
O
6 6
OMe OMe
9 7
Abb. 21: Zwei neue, gegensinnig geladene Calix[6]arenbausteine
N3
NH2 Br
6 6 6
OMe OMe OMe
Mit dem Azidocalix[6]aren 5 wurde ein Vorläufer zu einem alternativen positiv geladenen
Calix[6]arenbaustein dargestellt. In einer weiteren Stufe könnte hieraus ein
Ammoniumcalix[6]aren entwickelt werden.
Die Versuche zur Nitrierung und Bromierung von Calix[6]arenen zeigen mögliche Wege zu starr
verküpften Calix[6]arenbausteinen ohne benzylische Methylengruppen am „upper rim“ auf. Vor
allem die Experimente zur Nitrierung von Calix[6]arenen belegen, daß für Calix[4]arene etablierte
Synthesen nicht ohne weiteres auf Calix[6]arene übertragen werden können.
Zusammenfassung und Ausblick 24
Das Phosphonat 9 bildet einen in Wasser stabilen 1:1 Komplex mit der komplementären,
sechsfach positiv geladenen Hexaazakrone 13 mit einer Assoziationskonstante Ka von 5x103 M-1.
Dabei bleibt das Calixaren auch im Komplex beweglich genug, um keine fixierte Konformation
im Kernresonanzspektrum zu zeigen.
Abb. 23: Seitenansicht und Aufsicht für den OPLS-AA minimierten 1:1 – Komplex aus dem Phosphonat 9
mit der Hexaazakrone 13
Mit der Hexaazakrone 12 und dem Calix[6]arensulfonat 11 konnte ein stabiler 2:1 Komplex
nachgewiesen werden, in dem die Konformation des Calix[6]arensulfonats eingefroren ist. Im
Kernresonanzspektrum des Calix[6]arens zeigen sich hier aufgespaltete Signale, die einer 1,2,3-
alternate-Konformation des Calix[6]arens zugeordnet werden können.
Abb. 24: OPLS-AA minimierter 2:1 – Komplex aus der Azakrone 12 und dem Sulfonat 11
Zusammenfassung und Ausblick 25
3.2 Ausblick
+
N
+ N+ N N N+ N
+
N
6 6 6 6 6
OMe OMe OMe OMe OMe
Abb. 25: mögliche, alternative kationische Gruppen für die Funktionalisierung von Calixarenen
In einer solchen Reihe könnte auch der Einfluß der Position der positiven Ladung im
Heterocyclus auf die Komplexbildung studiert werden.
Ein weiteres Problem zur Bildung von molekularen Kapseln aus Calix[6]arenen ist die große
Flexibilität der Calix[6]arenbausteine. Die Kapselbildung solch großer Systeme ist entropisch
ungünstig. Dem System könnten sechs Torsions-Freiheitsgrade genommen werden, wenn eine
direkte Verknüpfung der funktionellen Gruppen an den Aromaten des Calixarens in para-
Position ohne die verbrückenden benzylischen Methylengruppen erreicht wird. Synthetisch
könnte ein derartiges Phosphonat durch Bromierung der Hexaalkoxycalix[6]arene 3a und 3b und
anschließender Phosphorylierung erzielt werden. Ein analoges Calix[4]arenphosphonat ist in
unserer Gruppe bereits hergestellt worden. Bei dem Calix[6]arenhexasulfonat 11 handelt es sich
bereits um einen am „upper rim“ starr verknüpften Calixarenbaustein. Hier müßten noch die
Hydroxylgruppen am „lower rim“ geschützt werden, die ansonsten im Calixaren eine 1,2,3-
Zusammenfassung und Ausblick 26
Abb. 26: Berechnete stabile Kapsel aus einem starr verknüpften Calix[6]arenphosphonat und einem
Aniliniumcalix[6]aren (MonteCarlo, 5000 Iterationen, OPLS-AA, Wasser)
Noch nicht näher untersucht ist weiterhin ein möglicher Templateffekt auf die Kapselbildung.
Ein geeignetes Gastmolekül könnte zunächst einen Komplex zu einer Halbschale eines
Calix[6]arenbausteins ausbilden und das Calixaren in Richtung einer cone-Konformation
drängen. Diese Vororganisation könnte schließlich die Bildung einer Kapsel mit einem
komplementären Calix[6]arenbaustein entscheidend begünstigen. Der zweite Baustein müßte sich
zur Ausbildung eines Komplexes mit der komplementären Calixarenschale kugelförmig um den
Gast falten. Dazu müßten weitere Modeling Studien durchgeführt werden und Komplexe aus
den einzelnen Halbschalen mit möglichen Gastmolekülen untersucht werden. Vergleichbare
Templateffekte sind für die Bildung von Carceranden beschrieben worden, in denen ein kleiner
Zusammenfassung und Ausblick 27
Gast zwei sphärische Moleküle vororientiert und so erst die Kupplungsreaktion zum
geschlossenen Carceranden möglich macht.54
Ein sicherer Weg zur Erreichung einer besseren Präorganisation der Calix[6]arenbausteine
bestünde in der starren 1,3,5-Verknüpfung am „lower rim“ des Calixarens mit geeigneten
Spacern.14,15,16 Synthetisch erreicht man solche 1,3,5-verknüpften Calix[6]arene durch vorherige
Veretherung der Positionen 2, 4 und 6 mit Halogenalkanen nach gängigen Methoden.55
Anschließende Umsetzung mit einem C3-symmetrischen tripodalen Linker wie z.B.
Triethanolamin ergibt in 23 %iger Ausbeute ein fixiertes Calix[6]aren, das in der Kristallstruktur
eine cone-Konformation aufweist.
R1 CH2
OR
O N O
O O H2 C N CH2
= N N
R1 R1 , H2C CH2 , CH2
OR RO
O O
R1 = -CH2CH2OC(=O)CH2-
Abb. 27: Fixierung der cone-Konformation durch 1,3,5-Verknüpfung eines Calix[6]arens am „lower rim“ mit
geeignetem Spacer
Auf diese Weise verbrückt wären bereits drei Aromaten im Calix[6]arenbaustein fest in der cone-
Konformation fixiert und die Beweglichkeit der dazwischenliegenden Aromaten stark
eingeschränkt. Alle bereits erarbeiteten Synthesen zur Funktionalisierung des Calix[6]arens am
„upper rim“ sollten analog möglich sein.
Experimenteller Teil 28
4 Experimenteller Teil
Alle Reaktionen ausgenommen derjenigen mit Wasser als Lösungsmittel wurden unter
Stickstoffatmosphäre durchgeführt.
Alle verwendeten Lösungsmittel wurden vor Gebrauch destilliert.
Dimethylformamid wurde vor der Destillation drei Tage über Magnesiumsulfat getrocknet und
schließlich über 4 Å-Molekularsieb gelagert bis zur Verwendung.
Käufliche Reagenzien wurden von den Firmen Sigma-Aldrich, Merck, Deutero und Acros bezogen
und ohne weitere Aufreinigung wie geliefert eingesetzt.
4.3.1 NMR-Titrationen57
Eine definierte Menge der Wirtverbindung wird in 7.00 mL deuteriertem Lösungsmittel gelöst
und gleichmäßig auf 10 NMR-Röhrchen verteilt. Die Konzentration der Lösung sollte zwischen
10-4 und 10-3 Mol/L liegen. Von der Gastverbindung werden mindestens 0.61 mL einer
17.56 fach konzentrierteren Lösung erstellt. Von dieser Lösung titriert man je
0/10/20/.../60/80/120/200 µL zu den 10 Proben. Aus den Verschiebungen der
kernresonanzspektroskopisch gemessenen Signale kann mittels nichtlinearer Regression die
Assoziationskonstante für 1:1 - Komplexes berechnet werden.58 Die in dieser Arbeit vorgestellten
NMR-Titrationen sind am Bruker AMX 300 mit 256 Pulsen aufgenommen worden.
4.3.2 Job-Plot-Experimente
Bei dieser Methode von Job, die für die moderne Kernresonanzspektroskopie angepaßt worden
ist, wird die Gesamtkonzentration der beiden gelösten Bestandteile konstant gehalten. 59,60 In 9
äquidistanten Schritten variiert man den Anteil des einen Komplexbindungspartners zwischen 10
und 90 %. Die gemessenen Signalverschiebungen im Kernresonanzspektrum, multipliziert mit
dem jeweiligen Molenbruch, trägt man gegen den Molenbruch auf. Das Maximum der sich
ergebenden Kurve gibt die Komplexstöchiometrie an. Auch die JOB-Experimente sind am Bruker
AMX 300 mit 256 Pulsen erfolgt.
4.4 Kraftfeldrechnungen
Kraftfeldrechnungen wurden mit dem Programm MacroModel V7.261 der Firma Schroedinger
erstellt mit Hilfe der darin integrierten Kraftfelder OPLS-AA62, MM363 und AMBER64.
Minimierungen wurden zunächst für die Gasphase berechnet und anschließend nochmals für
Wasser optimiert. Monte Carlo Rechnungen wurden mit 5000-6000 Iterationsschritten
durchgeführt für die Gasphase und wäßrige Phase. Ausgangsstrukturen für Monte Carlo
Rechnungen wurden stets zuvor minimiert.
Experimenteller Teil 30
4.5 Synthesen
5,11,17,23,29,35-Hexa-tert-butyl-37,38,39,40,41,42-hexahydroxycalix[6]aren 1
OH
OH HO
OH HO
OH
37,38,39,40,41,42-Hexahydroxycalix[6]aren 2
OH
OH HO
OH HO
OH
(d, 3JH,H = 7.6 Hz, 12 H, Ar-H), 10.39 (s, 6 H, -OH). Das gemessene Spektrum stimmt mit
Literaturangaben überein.66
13
C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ = 32.2 (Ar-CH2-Ar), 121.8 (Ar), 127.4 (Ar), 129.5 (Ar), 149.6 (Ar-
ipso).
Experimenteller Teil 32
37,38,39,40,41,42-Hexamethylcalix[6]aren (3a)
37,38,39,40,41,42-Hexabutoxycalix[6]aren (3b)
OR
OR RO
a) R = Methyl
OR b) R = n-Butyl
RO
OR
3a,b
Die Alkylether 3a und 3b werden durch Umsetzung mit Iodmethan bzw. Brombutan dargestellt.
Für die Reaktion von 1.16 g (1.82 mmol) Hexahydroxycalix[6]aren werden 5.35 g NaH (60%ige
Suspension in Weißöl, 80.0 mmol, 44 Äq.) dreimal mit je 30 mL n-Hexan gewaschen und
daraufhin 90 mL trockenes DMF sowie das Calixaren zugegeben. Die Suspension wird unter
Rühren auf 70 °C erwärmt. Man tropft langsam 82.0 mmol (45 Äq.) des Halogenalkans zu und
rührt drei Stunden. Nach Abkühlen der Suspension gibt man ca. 3 mL Methanol zu, bis keine
Gasentwicklung mehr zu beobachten ist. Das Lösungsmittel wird so weit wie möglich
abkondensiert. Den zurückbleibenden gelben Feststoff nimmt man in 100 mL Wasser auf,
filtriert und wäscht mit 80 mL Methanol. Zwei- bis dreimalige Umkristallisation aus Aceton
ergibt das gewünschte Produkt als weißen Feststoff mit 90% Ausbeute für das
Hexamethoxycalix[6]aren 3a und 60% für das Hexabutoxycalix[6]aren 3b.
Hexamethoxycalix[6]aren 3a:
H-NMR (300 MHz, CDCl3): δ = 3.18 (s, 18 H, -OCH3), 3.96 (s, 12 H, Ar-CH2-), 6.87 (t, 3JH,H =
1
7.5 Hz, 6 H, Ar-Hpara), 6.97 (d, 3JH,H = 7.6 Hz, 12 H, Ar-Hmeta). Das Spektrum stimmt mit
Literaturangaben überein. 67
Experimenteller Teil 33
13
C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ = 30.2 (Ar-CH2-Ar), 60.1 (Ar-OCH3), 123.4 (Ar), 129.0 (Ar),
134.5 (Ar), 156.2 (Ar-ipso).
MS (FD, CH2Cl2), m/z = 720.7.
Hexabutoxycalix[6]aren 3b:
DC: RF (PE/CH2Cl2 1:1) = 0.34.
H-NMR (300 MHz, CDCl3): δ = 0.83 (br s, 18 H, -CH2-CH3), 1.32 (br s, 24 H, -CH2-CH3 und -
1
CH2-CH2-CH3), 3.24 (br s, 12 H, -OCH2-), 3.92 (s, 12 H, Ar-CH2-), 6.80 (t, 3JH,H = 7.5 Hz, 6 H,
Ar-Hpara), 6.97 (br s, 12 H, Ar-Hmeta). Das Spektrum stimmt mit Literaturangaben überein. 68
13
C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ = 14.2 (CH3CH2-), 19.4 (CH3CH2-), 30.3 (Ar-CH2-Ar), 32.4
(CH3CH2CH2-), 72.6 (-CH2-O-), 123.4 (Ar), 129.0 (Ar), 134.5 (Ar), 155.1 (Ar-ipso).
MS (FD, CH2Cl2), m/z = 974.
5,11,17,23,29,35-Hexachloromethyl-37,38,39,40,41,42-hexamethoxycalix[6]aren (4a)
5,11,17,23,29,35-Hexachloromethyl-37,38,39,40,41,42-hexabutoxycalix[6]aren (4b)
Cl
Cl OR Cl
OR RO
a) R = Methyl
OR RO b) R = n-Butyl
Cl
OR Cl
Cl
4a,b
Experimenteller Teil 34
Die Hexachloromethylether 4a und 4b können nach demselben Protokoll hergestellt werden. Für
die Synthese von Hexachloromethylhexabutoxycalix[6]aren 4b werden zu einer Lösung von
500 mg Hexabutoxycalix[6]aren 3b (514 µmol) in 40 mL Chloroform bei 0 °C 6.24 g (35.0 mmol,
68 Äq.) Chlormethyloctylether zugegeben. Daraufhin tropft man langsam 1.56 mL SnCl4
(13.1 mmol, 25 Äq.) zu. Nach Entfernen des Eisbades läßt man eine Stunde bei Raumtemperatur
rühren. Die Reaktion wird durch Zugabe von Wasser beendet. Die abgetrennte organische Phase
wird dreimal mit Wasser gewaschen, über Natriumsulfat getrocknet und am Rotationsverdampfer
so weit wie möglich eingeengt. Zugabe von n-Hexan führt zum Niederschlag eines weißen
Feststoffes, der zweimal aus Chloroform/Methanol umkristallisiert wird und so 350 mg
(278 µmol, 54 %) Hexachloromethylhexabutoxycalix[6]aren 4b erzielt. Für das
Hexachloromethylhexamethoxycalix[6]aren 4a kann die Ausbeute bis zu 90 % betragen.
Hexachloromethylhexamethoxycalix[6]aren 4a:
H-NMR (300 MHz, CDCl3): δ = 3.68 (s, 18 H, -OCH3), 3.96 (s, 24 H, Ar-CH2-Ar und Ar-CH2-
1
Hexachloromethylhexabutoxycalix[6]aren 4b:
DC: RF (PE/CH2Cl2 1:1 v/v) = 0.61.
Smp.: 265 °C.
H-NMR (300 MHz, CDCl3): δ = 0.98 (br s, 18 H, -CH2-CH3), 1.54 (br s, 12 H, -CH2-CH3), 1.88
1
(br s, 12 H, -CH2-CH2-CH3), 3.85 (br s, 24 H, -OCH2- und Ar-CH2-), 4.51 (br s, 12 H, -CH2-Cl),
6.91 (br s, 12 H, Ar-H).
13
C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ = 14.0 (CH3CH2-), 19.4 (CH3CH2-), 31.4 (Ar-CH2-Ar), 32.6
(CH3CH2CH2-), 45.9 (Ar-CH2-Cl), 74.3 (-CH2-O-), 129.9 (Ar-meta), 133.4 (Ar-ortho), 135.1 (Ar-
para), 166.7 (Ar-ipso).
MS (FD, CH2Cl2), m/z: = 1263 (M+), 1228 (M – Cl)+.
Experimenteller Teil 35
5,11,17,23,29,35-Hexaazidomethyl-37,38,39,40,41,42-hexamethoxycalix[6]aren 5
N3
N3 O N3
O O
O O
N3
O
N3
N3
5,11,17,23,29,35-Hexa(1-pyrazolylmethyl)-37,38,39,40,41,42-hexamethoxycalix[6]aren 6
N
N
N
N O N
O O N
O O
N
O
N
N
N
N N
200 mg (198 µmol) Chlormethylmethoxycalix[6]aren 4a wird zusammen mit 360 mg (5.28 mmol,
26 Äq.) Pyrazol, 3.5 mL 40%iger wäßriger Natronlauge und 4 Tropfen
Tetrabutylammoniumhydroxidlösung (1 M in Wasser) in 20 mL Benzen 7 Tage unter Rückfluß
erhitzt. Das Produkt wird danach aus diesem Gemisch mit Dichlormethan extrahiert und die
organische Phase je 5 Mal mit Wasser und Natronlauge (1 M) gewaschen. Nach Verdampfen des
Lösungsmittels unter vermindertem Druck wird das Rohprodukt säulenchromatographisch
aufgereinigt (Chloroform/Aceton 1:1 v/v) und man erhält 170 mg (142 µmol, 72%)
Pyrazolylmethylmethoxycalix[6]aren 6.
H, Ar-CH2-N), 6.19 (t, 3JH,H = 2 Hz, 6 H, -N-CH-CH-), 6.70 (s, 12 H, Ar-H), 7.17 (d, 3JH,H =2 Hz,
6 H, -N-CH-), 7.48 (dd, 3JH,H = 2 Hz, 4JH,H = 0.5 Hz, 6 H, -N-CH-).
H-NMR (300 MHz, d4-MeOH): δ = 3.34 (s, 18 H, -OCH3), 3.91 (s, 12 H, Ar-CH2-Ar), 4.93 (s,
1
12 H, -CH2-N), 6.24 (s, 6 H, -N-CH-CH-), 6.76 (s, 12 H, Ar-H), 7.39 (d, 3JH,H = 1.5 Hz, 6 H, -N-
CH-), 7.45 (d, 3JH,H = 1.5 Hz, 6 H, -N-CH-).
13
C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ = 30.3 (Ar-CH2-Ar), 55.2 (Ar-CH2N-), 60.5 (-OCH3), 105.6 (-N-
CH2-CH2-), 128.6, 129.0, 131.8 (zwei Ar und -N-CH-), 134.4 (Ar), 139.3 (-N-CH-), 156.0 (Ar-
ipso).
MS (FD, CH2Cl2), m/z = 1200 (M+), 1223 (M + Na+)+.
EA ber. für C72H72N12O6: C 71.98, H 6.04, N 13.99, gef.: C 70.52, H 5.95, N 12.48.
Experimenteller Teil 37
5,11,17,23,29,35-Hexa(1-pyrazolylmethyl)-37,38,39,40,41,42-
hexamethoxycalix[6]arenhexahydrochlorid 7
H
N
N
H
N N
O N
O O N
H
O O
O
H
N
N N H
N
H
N N
100 mg (71.0 µmol) des Pyrazolylcalixarens 6 werden in einem Überschuß wäßriger 2 M Salzsäure
etwa eine Stunde gerührt, bis sich das Pyrazolylcalixaren vollständig gelöst hat. Anschließend
kann das Lösungsmittel unter vermindertem Druck verdampft und das Produkt im Hochvakuum
getrocknet werden.
12 H, -CH2-N), 6.53 (s, 6 H, -N-CH-CH-), 6.90 (s, 12 H, Ar-H), 7.88 (s, 12 H, -N-CH-).
13
C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ = 31.2 (Ar-CH2-Ar), 55.8 (Ar-CH2N-), 61.2 (-OCH3), 108.4 (-N-
CH2-CH2-), 130.0 (-N-CH2-CH2-), 130.2 (Ar), 131.6 (Ar), 136.2 (-N-CH-).
MS (FD, MeOH), m/z: = 1265 (M – 5 HCl + Na+)+, 1241 (M –5 HCl)+, 1202 (M – 6 Cl- - 5
H+)+.
Experimenteller Teil 38
37,38,39,40,41,42-Hexamethoxy-5,11,17,23,29,35-
hexa(dimethoxyphosphorylmethyl)calix[6]aren (8a)
37,38,39,40,41,42-Hexamethoxy-5,11,17,23,29,35-
hexa(diethoxyphosphorylmethyl)calix[6]aren (8b)
1452.5 g/mol
1621.6 g/mol
OR
O
P
RO
OR
O
RO
P O P OR
O O RO
O
a) R = Methyl
OR O O b) R = Ethyl
O OR OR
P
O
P O
OR
OR
P O
RO
(8a,b)
Phosphonsäuredimethylester 8a
DC: RF (CH2Cl2/MeOH 10:1 v/v) = 0.13. Smp.: 104 °C.
H-NMR (300 MHz, CDCl3): δ = 2.84 (d, 2JH,P = 21.2 Hz, 12 H, Ar-CH2-P), 3.36 (s, 18 H,
1
OCH3), 3.58 (d, 3JH,P = 10.9 Hz, 36 H, -POCH3), 3.89 (s, 12 H, Ar-CH2-Ar), 6.82 (s, 12 H, Ar-H).
13
C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ = 30.3 (Ar-CH2-Ar), 31.8 (d, 1JC,P = 137.0 Hz, Ar-CH2-P), 52.7 (d,
2
JC,P = 6.7 Hz, POCH3), 60.3 (ROCH3), 126.2 (d, 2JC,P = 9.5 Hz, Ar-para), 130.2 (d, 3JC,P = 6.2 Hz,
Ar-meta), 134.3 (d, 4JC,P = 3.4 Hz, Ar-ortho), 155.3 (Ar-ipso).
31
P-NMR (81 MHz, CDCl3): δ = 29.73 (s).
MS (FD, MeOH), m/z: = 1454 g/mol (M+), 1476 (M + Na+)+.
EA ber. für C66H90O24P6: C 54.55, H 6.24, gef.: C 52.99, H 6.11.
Phosphonsäurediethylester 8b
H-NMR (300 MHz, CDCl3): δ = 1.21 (t, 3JH,H = 7.1 Hz, 36 H, -POCH2CH3), 2.74 (d, 2JH,P =
1
20.5 Hz, 12 H, Ar-CH2-P), 3.45 (s, 18 H, -O-CH3), 3.91 (s, 12 H, Ar-CH2-Ar), 3.94-3.98 (m, 24
H, POCH2CH3), 6.79 (s, 12 H, Ar-H).
13
C-NMR (75 MHz, CDCl3): δ = 15.8 (POCH2CH3), 30.0 (Ar-CH2-Ar), 32.5 (d, 1JC,P = 128.6 Hz,
Ar-CH2-P), 60.2 (ROCH3), 61.6 (d, 2JC,P = 6.7 Hz, POCH2CH3), 126.3 (d, 2JC,P = 9.0 Hz, Ar-para),
130.1 (Ar-meta), 133.9 (Ar-ortho), 155.0 (Ar-ipso).
31
P-NMR (81 MHz, CDCl3): δ = 27.44 (s).
Die NMR-Daten stimmen mit der Literatur überein.70
MS (FD, MeOH), m/z = 1621 (M+).
Experimenteller Teil 40
37,38,39,40,41,42-Hexamethoxy-5,11,17,23,29,35-
hexa(dimethoxyphosphoryl)methylcalix[6]arentetrabutylammoniumsalz 9
2817.8 g/mol
O O
P
O
O O
O O
P O P
O O O O
O O O O
O P O
O
P
O
O
O
P O
O
(9)
3.40 (d, J, 15H, (d, 3JH,P = 10.3 Hz, 18 H, -POCH3), 3.90 (s, 12 H, Ar-CH2-Ar), 6.93 (s, 12 H,
Ar-H).
13
C-NMR (75 MHz, D2O): δ = 30.7 (Ar-CH2-Ar), 33.4 (d, 1JC,P = 127.5 Hz, Ar-CH2-P), 52.2 (d,
2
JC,P = 6.2 Hz, POCH3), 60.6 (ROCH3), 130.8 (Ar), 130.9 (Ar), 134.5 (Ar), 154.3 (Ar-ipso).
31
P-NMR (81 MHz, D2O): δ = 26.71 (s).
HRMS (ESI negativ, MeOH/H2O), m/z: = 1366.2976 (M + 4H+)2-, 1607.5826 (M + 3H+ +
Bu4N+)2-, 1849.8646 (M + 2H+ + 2 Bu4N+)2-, 2091.1340 (M + H+ + 3 Bu4N+)+,
berechnet: M6- = 1362.28 g/mol.
Experimenteller Teil 41
4.6 Tabellen
5 Anhang
5.1 Abkürzungsverzeichnis
Äq. Äquivalente
Ar Aromat
ber. berechnet
br s Breites Singulett
d Dublett
DC Dünnschichtchromatographie
EA Elementaranalyse
ESI Elektronensprayionisation
FD Felddesorption
gef. gefunden
HRMS Hochaufgelöste (high resolution) Massenpektrometrie
ka Assoziationskonstante
m Multiplett
MeOH Methanol
MS Massenspektrometrie
NMR Nuclear Magnetic Resonance
PE Petrolether (Siedebereich 60-90 °C)
ppm Parts per million
RF ratio of fronts
RT Raumtemperatur
s Singulett
Smp. Schmelzpunkt
t Triplett
TMS Tetramethylsilan
v/v Volumenverhältnis
Zers. Zersetzung
Anhang 45
5.2 Literaturverzeichnis
1
M. F. Perutz, Scientific American 1978, 239, 6.
2
J. Tame, B. Vallone, Brookhaven Protein Datenbank Struktur 1A3N, 1997.
3
Struktur als mitgeliefertes Beispiel in Accelrys ViewerLite 4.2
4
Die Bezeichnug „Calixarene“ wurde von Gutsche geprägt nach lat. calix crater: Kelch.
Umfassende Darstellungen der Calixarenchemie finden sich in: a) C.D. Gutsche, Calixarenes, The
Royal Society of Chemistry, Cambridge, England 1989, b) V. Böhmer, Angew. Chem. 1995, 107,
785-818, c) C.D. Gutsche, Calixarenes revisited, The Royal Society of Chemistry, Cambridge,
England 1998.
5
A. Zinke, E. Ziegler, Ber. 1941, 74B, 1729.
6
C. D. Gutsche, B. Dhawan, K. H. No, R. Muthukrishnan, J. Am. Chem. Soc. 1981, 103, 3782.
7
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8
T. Harada, S. Shinkai, J. Chem. Soc. Perkin Trans. 2, 1995, 2231-2242.
9
G. D. Andreetti, F. Ugozzoli, A. Casnati, E. Ghianini, A. Pochini, R Ungaro, Gazz. Chim. Ital.
1989, 119, 47.
10
C. D. Gutsche, P. F. Pagoria, J. Org. Chem. 1985, 50, 5795.
11
T. Harada, S. Shinkai, J. Chem. Soc. Perkin Trans. 2, 1995, 2231-2242.
12
J. P. M. van Duynhoven, R. G. Janssen, W. Verboom, S. M. Franken, A. Casnati, A. Pochini, R.
Ungaro, J. de Mendoza, P. M. Nieto, P. Prados, D. N. Reinhoudt, J. Am. Chem. Soc. 1994, 116,
5814-5822.
13
F. Grynszpan, O. Aleksiuk, S. E. Biali, Chem. Com. 1993, 13-16.
14
K. Araki, K. Akao, H. Otsuka, K. Nakashima, F. Inokuchi, S. Shinkai, Chem. Lett. 1994, 1251-
1254.
15
H. Otsuka, S. Shinkai, J. Am. Chem. Soc. 1996, 118, 4271-4275.
16
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Lett. 1994, 35, 6555-6558.
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18
A. R. Bott et al., Supramol. Chem. 1996, 7, 67.
19
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Chem. Soc. 1992, 114, 7558-7559.
20
N. L. Allinger, Y. H. Yuh, J.-H. Lii, J. Am. Chem. Soc. 1989, 111, 8551, 8566, 8576.
21
T. Harada, S. Shinkai, J. Chem. Soc. Perkin Trans. 2, 1995, 2231-2242.
Anhang 46
22
Die Seite eines Calixarens mit den phenolischen Sauerstoffatomen bezeichnet man als „lower
rim“, die gegenüberliegende Seite als „upper rim“.
23
O. Mogck, V. Böhmer, W. Vogt, Tetrahedron 1996, 52, 8489.
24
K. D. Shimizu, J. Jr. Rebek, Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1995, 92, 12403.
25
C. A. Schalley, R. K. Castellano, M. S. Brody, D. M. Rudkevich, G. Siuzdak, J. Jr. Rebek, J. Am.
Chem. Soc. 1999, 121, 4568-4579.
26
J. Jr. Rebek, Chem. Comm. 2000, 637-643.
27
a)T. Schrader, R. Zadmard, T. Grawe, Poster presentation, GDCh-Tagung Würzburg, 2001.
b) Thomas Grawe, Dissertationsschrift 2001.
28
F. Corbellini, P. Timmerman, D. N. Reinhoudt, Poster presentation, Eur. Symp. on Org. Chem.,
2001, P2-196.
29
A. Arduini, L. Domiani, L. Ogliosi, A. Pochini, A. Secchi, R. Ungano, J. Org. Chem. 1997, 62,
7866-7868.
30
J. J. González, R. Ferdani, E. Alberini, J. M. Blasco, A. Arduini, A. Pochini, P. Prados, J. de
Mendoza, Chem. Eur. J. 2000, 6, 73-80.
31
L. D. Costanzo, S. Geremia, L. Randaccio, R. Purrello, R. Laceri, D. Sciotto, F. G. Gulino, V.
Pavone, Angew. Chem. 2001, 113, 4375-4377.
32
M. J. Hardie, C. L. Raston, J. Chem. Soc. Dalton Trans. 2000, 2483-2492.
33
Einen guten Überblick über Synthese, Eigenschaften und Funktionalisierung von Resorcin-
arenen gibt: P. Timmerman, W. Verboom, D. N. Reinhoudt, Tetrahedron 1996, 52, 2663-2704.
34
D. M. Rudkevich, J. Jr. Rebek, Eur. J. Org. Chem. 1999, 1991-2005.
35
D. M. Rudkevich, J. Jr. Rebek, J. Chem. Soc. Dalton Trans. 2000, 2483-2492.
36
A. Shivanyhuk, J. Jr. Rebek, Chem. Comm. 2001, 2374-2375.
37
J. L. Atwood, L. J. Barbour, A. Jerga, Chem. Comm. 2001, 2376-2377.
38
T. Grawe, T. Schrader, M. Gurrath, A. Kraft, F. Osterod, Org. Let. 2000, 2, 29-32.
39
C. D. Gutsche, B. Dhawan, M. Leonis, D. Stewart, Org. Synth. 1990, 68, 238.242.
40
H. M. Chawla, K. Srinivas, Indian J. of Chem. 1993, 32B, 1162-1164.
41
A. Ikeda, S. Shinkai, J. Am. Chem. Soc 1994, 116, 3102-3110.
42
M. Almi, A. Arduini, A. Casnati, A. Pochini, R. Ungaro, Tetrahedron 1989, 45, 2177-2182.
43
A. Warshawsky, A. Deshe, J. Polym. Sci. Polym. Chem. Ed. 1985, 23, 1839-1841.
44
A. Kamal, N. V. Rao, E. Laxman, Tet. Let. 1997, 38, 6945-6948.
45
Thomas Grawe, persönliche Mitteilungen
46
C. M. Hrtshorn, P. J. Steel, Aust. J. Chem. 1995, 48, 1587-1599.
Anhang 47
47
J. M. Harrowfield, M. Mocerino, B. J. Peachey, B. W. Skelton, A. H. White, J. Chem. Soc. Dalton
Trans. 1996, 1687-1699.
48
S. Shinkai, S. Mori, H. Koreishi, T. Tsubaki, O Manabe, J. Am. Chem. Soc. 1986, 108, 2409-2416.
49
D. N. Reinhoudt et al., Chem. Eur. J. 1998, 4, 1225-1234.
50
A. Arduini, V. Böhmer, A. Pochini, F. Ugozzoli et al., Chem. Eur. J. 2000, 6, 2135-2144
51
S. Shinkai, K. Araki, T. Tsubaki, T. Arimura, O. Manabe, J. Chem. Soc. Perkin Trans. I 1987,
2297-2299
52
C. D. Gutsche, P. F. Pagoria, J. Org. Chem. 1985, 50, 5795-5802.
53
J. Alvarez, Y. Wang, M. Gómez-Kaifer, A. E. Kaifer, Chem. Comm. 1998, 1455-1456 und 1457-
1458.
54
R. G. Chapman, N. Chopra, E. D. Cochien, J. C. Sherman, J. Am. Chem. Soc. 1994, 116, 369-
370.
55
R. G. Janssen, W. Verboom, D. N. Reinhoudt, A. Casnati, M. Freriks, A. Pochini, F. Ugozzoli,
R. Ungaro, P. M. Nieto, Synthesis 1993, 380-386.
56
H. E. Gottlieb, V. Kotlyar, A. Nudelman, J. Org. Chem. 1997, 62, 7512-7515.
57
L. Fielding, Tetrahedron 2000, 56, 6151-6170.
58
Wir danken Prof. Schneider für sein Programm zur Auswertung von 1:1-Komplexen.
59
P. Job, Compt. Rend. 1925, 180, 928.
60
M. T. Blanda, J. H. Horner, M. Newcomb, J. Org. Chem. 1989, 54, 4626.
61
MacroModel V7.0: F. Mohamadi, N. G. J. Richards, W. C. Guida, R. Liskamp, M. Lipton, C.
Caulfield, G. Chang, T. Hendrickson, W. C. Still, J. Comp. Chem. 1990, 11, 440.
62
W. L. Jorgensen, J. Tirado-Rives, J. Am. Chem. Soc. 1988, 110, 1657-1666.
63
J. P. Bowen, N. L. Allinger, Comp. Chem. 1991, 3, 81-97.
64
S. J. Weiner, P. A. Kollman, D. A. Case, J. Comp. Chem. 1986, 7, 230-252.
65
C. D. Gutsche, B. Dhawan, M. Leonis, D. Stewart, Org. Synth. 1990, 68, 238-242.
66
C.D. Gutsche, L. J. Bauer, J. Lorenz, J. Am. Chem. Soc. 1985, 107, 6052-6059.
67
C. D. Gutsche, L.-G. Lin, Tetrahedron 1986, 42, 1633-1640.
68
M. Markowitz, V. Janout, D. G. Castner, S. L. Regen, J. Am. Chem. Soc. 1989, 111, 8192-8200.
69
M. Almi, A. Arduini, A. Casnati, A. Pochini, R. Ungaro, Tetrahedron 1989, 2177-2182.
70
J. M. Harrowfield, M. Mocerino, B. J. Peachey, B. W. Skelton, A. H. White, J.Chem. Soc. Dalton
Trans. 1996, 1687-1699.