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13. 9.

2009

Fahrpläne

Ich suche im Internet nach einem Fahrplan


von Essen (Freisenbruchstr.) nach
Dortmund Hbf. Die Verbindung, die nach
kurzer Zeit auf dem Bildschirm erscheint,
sagt mir, dass ich am Bahnhof Steele-Ost
umsteigen muss. Hierfür bleiben mir etwa
3 Minuten Zeit. Da ich mich in Essen
auskenne, weiß ich, dass die Strecke von
der Bushaltestelle bis zum Bahnhof etwa
200 – 250 Meter lang ist. Außerdem sind 2
Straßen mit Ampelschaltung zu
überqueren, wozu eine
Hauptverkehrsstraße gehört. Da ist einfach
mal so rüber laufen auf keinen Fall drin.
Am Bahnhof angekommen, muss ich eine
Treppe abwärts und nach ein paar Metern
eine weitere Treppe aufwärts benutzen um
zu meinem Gleis zu gelangen. Das alles
in 3 Minuten ...

Es ist Freitag Nachmittag. Im


Hauptbahnhof Göttingen herrscht ein
reges Treiben. Überall Studenten, die an
allen vorhandenen Schaltern und
Automaten lange Schlangen bilden, um
ihre Fahrkarte in ein wohl verdientes
Wochenende im wahrsten Sinne des
Wortes zu erstehen.
Und ich will nur bis Kassel. Das sind mit
dem IC etwa 20 Minuten Fahrt.
Endlich finde ich zwischen zwei Gleisen
einen fast freien Automaten. Nur eine
Person, die dort gerade eine Fahrkarte
kauft... Kaum vorstellbar.
Aus Entfernung sehe ich, wie die Person,
die sich gerade am Fahrkartenautomaten
befindet, ihre Kreditkarte in den
entsprechenden Schlitz schiebt. Schnellen
Schrittes bewege ich mich auf den
Automaten zu. Ich kann mein Glück kaum
fassen, keiner zwischen mir und dem
Fahrkartenkäufer, der, nachdem er seinen
Fahrschein hat, auf irgendein Gleis
verschwindet. Noch 17 Minuten bis mein
IC fährt – und der Automat befindet sich
tatsächlich am Bahnsteig an dem ich
meinen Zug erreiche. Ich gebe schnell die
Abfahrtzeit und den gewünschten Zug
ein ... und es darf einfach nicht wahr sein
– die Maschine zeigt meinen gewünschten
Zug nicht mehr an, da ich ihn nicht mehr
erreichen kann. Direkt am Gleis – noch 15
Minuten Zeit.
Bei so viel Dummheit beschließe ich
schwarz zu fahren. Als ich schließlich am
Bahnsteig ankomme wird eine Verspätung
von 10 Minuten bekannt gegeben.

Ich habe nun kein schlechtes Gewissen


mehr.

© Uwe Fengler

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