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Uwe Fengler

Die Strae

Da ist die Strae, die ich


schon seit so vielen Jahren
jeden Tag gehe.
Kaum trete ich aus der
Haustr, nehme ich die
vertrauten Gerche war

Pommes und Bratwurst vom


Imbissstand um die Ecke. Die
Bratwurst liegt nicht im Fett
einer
riesigen
Pfanne,
sondern befindet sich auf
einem Grill. Darum ist der
Geruch so angenehm. Selbst
im Winter haftet ihm ein
Hauch von Sommer und
einem gemtlichen Garten
an.
Zwei Huser weiter befindet
sich eine Kneipe. Aus ihr
dringt
Schnapsund

Biergeruch schon am Mittag.


Bei der Eingangstr, aber
doch in der Mitte des
Gehweges befindet sich der
Wagen mit der zahlreichen
Privatpost der Menschen, die
in meiner Strae leben.
Der Postbote macht hier
gerne halt und lsst sich einen
Korn und an besonders guten
Tagen auch einen Ouzo
einschenken.
Nach
dem
dritten oder vierten Glas hat
er die Briefe am Straenrand
vergessen und denkt nur noch

an seinen letzten Urlaub.


Irgendwann, wenn seine
Augen glasig geworden sind,
steht er wankend auf, sieht
die Post vor der Tr stehen
und macht sich auf den Weg.
Im Trrahmen winkt er dem
Wirt
zu,
ohne
sich
umzudrehen. Zahlen braucht
er nicht. Genauso wie
gestern. Und auch morgen
kann er sein Geld in der
Hosentasche stecken lassen.

So ist das nun einmal in


unserer Strae, hier kennt
jeder den Anderen. Und doch
backt das Glck kleine
Brtchen. Vor allem dann,
wenn ich zur Bude gegenber
gehe. Ein Kse- und ein
Salamibrtchen, bitte. Wie
jeden Tag. Und eine Dose
Cola
dazu,
eisgekhlt
natrlich
Links, nur ein paar Schritte
vom Kiosk entfernt, befindet
sich die Bushaltestelle. Hier

werde ich in wenigen


Minuten einsteigen und zum
Bahnhof fahren. Dort muss
ich umsteigen und werde
etwa 15 Minuten spter
meinen
Arbeitsplatz
erreichen.
Erst im Dunkeln werde ich
wieder in meiner Strae sein.
Und auch wenn der Imbiss an
der Ecke
dann schon
geschlossen hat, wird mir der
vertraute Bratwurstgeruch um
die Nase wehen, wenn ich

den Bus verlasse.

Uwe Fengler

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