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ZHW / CB / AnC4 SS 05

5. Massenspektrometrie

5.1 Physikalische Grundlagen

Spektroskopietyp: Keine elektromagnetische Strah-


lung beteiligt.
.
Provokation: Anregung und Ionisierung von + + e-
gasförmigen Molekülen oder Ato- e-
men durch verschiedene Metho-
den, z.B. Beschuss mit Elektronen
im Hochvakuum (Electron Impact
Ionization (EI) .
+ +
Reaktion: Bildung von Ionen und ihren Zer-
fallsprodukten, wenn die primären
Ionen nicht stabil sind (sog. Frag-
mente).
+ + e- + H
.
Analyt. Signal: Quantitative Analytik: Häufigkeit
("Abundance") der Ionen und io-
nischen Fragmente mit einem be-
stimmten Verhältnis Masse/Ionenladung (m/z).
Qualitative Analytik: Verteilung der Abundance auf die verschiedenen m/z
(="Massenspektrum")

Messprinzip:
• In einer Ionisationskammer werden Moleküle (oder Atome im ICP-MS) im Vakuum oxidiert
oder reduziert. Dadurch entstehen Molekülionen, welche teilweise nicht mehr stabil sind und
durch Bindungsbrüche in Fragmente zerfallen. Die Fragmente können ebenfalls geladen sein.
• Die geladenen Teilchen werden durch "Ionenlinsen" in einer bestimmten Richtung beschleunigt
und fokussiert und treten in einen Analysator ("Massenfilter") ein. Dieser lässt - gesteuert
durch einen Computer - immer nur Teilchen mit einem bestimmten Verhältnis Masse/Ladung
(m/z) zum Detektor durch.
• Im Detektor werden die Ionen eines bestimmten m/z "gezählt" und ihre Häufigkeit ("Abun-
dance") in einen elektrischen Strom umgewandelt.
• Der Computer registriert die Abundances zu jedem Verhältnis m/z stellt diese als Funktion von
m/z in einem sog. Massenspektrum dar.

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Analytische Information im Massenspektrum:


Observable Analytische Information
+
Molekülion M Molare Masse, Summenformel
Isotopenpeaks Elementarzusammensetzung, Summenformel
Fragmentsignale Funktionelle Gruppen
In ihrer Gesamtheit ("Fingerprint") sind die Fragmentsignale typisch für die
Molekülstruktur und können für Vergleiche mit Spektrendatenbanken genutzt
werden
Differenzen ∆m/z Funktionelle Gruppen, Fingerprintinformation
Abundances: Fingerprintinformation für Identifizierung; Quantitative Analyse

125

160

89

63

5.2 Instrumentelles
5.2.1 Ionenquelle

Elektronenstoss-Ionisierung (Electron Impact Ionization; EI)


Dies ist die in der Routine-Analytik am
Anode
Anode Ionenlinse
Ionenlinse
meisten genutzte Ionisierungsmethode: Am
-4
Rand der unter Hochvakuum (p < 10 hPa) ++ + + -
Probeneinlass
Probeneinlass
stehenden Ionisierungskammer werden -
mit einem Glühdraht freie Elektronen er- - Zum
Zum Massenfilter
Massenfilter
zeugt, die in Richtung einer positiv gelade- +
nen Anode auf eine hohe kinetische Energie -
beschleunigt werden (50 - 100eV). Dabei - -
kollidieren sie mit den ebenfalls in die -
Kammer hinein verdampften Probenmolekü-
len und übertragen einen Teil ihrer kineti- Glühkathode
Glühkathode

schen Energie an diese Moleküle (entspricht


der Provokation in der klassischen Spektroskopie bei Kollision mit einem Photon).

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Die angeregten Moleküle sind nicht mehr stabil, sie werden oxidiert, reduziert, es treten Bindungs-
brüche oder Umlagerungen auf (s.u.). Mit einer Reihe von negativ geladenen Lochblenden ("Io-
nenlinsen") werden die kationischen Produkte dieser Zerfallsareaktionen in Richtung des Ausgan-
ges der Ionisierungskammer beschleunigt und fokussiert. Nur ein Bruchteil der in die Ionisierungs-
kammer eingeführten Moleküle wird ionisiert und deshalb vom Massenspektrometer erfasst, alle
nicht geladenen Fragmente und Moleküle werden über das Vakuumsystem abgeführt.

Zerfallsreaktionen

1. Oxidation zum Molekülion:



M + ekin. → Mi+ + 2e−
- Die kinetische Energie des Elektrons muss grösser sein, als die 1. Ionisierungsenergie von M.
- Produkt: Einfach positiv geladenes Radikal des Moleküls; m/z = Molmasse von M

2. Doppelte Oxidation von M



M + ekin. → M2+ + 3e−
- Tritt nur selten auf, wenn M2+ relativ stabil ist
- Das Produkt hat m/z = halbe Molmasse von M

3. Reduktion von M

M + ekin. → M−
- Wird im Positive Ion Mode nicht beobachtet.
- Kann ein e- auf das M+ aus 1. übertragen und so dessen Abundance senken.
- Tritt mit 1000x kleinerer Häufigkeit auf wie 1.

4. Fragmentierungsreaktionen

M + ekin. → Mi + + 2e−
Mi + → F1i+ + F2
- Immer nur eines der beiden Fragmente F1 und F2 ist geladen und wird beobachtet. Wo die Ladung be-
vorzugt sitzt, hängt von der Stabilität der beiden ionischen Bruchstücke ab.
- Das nichtgeladene Fragment kann aufgrund der Unterschiede ∆m zwischen den Fragmentsignalen
festgestellt werden.
- Das Radikal-Elektron (teilweise gefülltes MO) kann auch auf F2 sein, wenn das entsprechende Radikal
stabil genug ist.
- Je grösser die kinetische Energie der Primärelektronen ist, desto eher treten Fragmentierungen auf.
Dies kann so weit gehen, dass das Molekülion nicht mehr beobachtet werden kann. Abhilfe bieten an-
dere schonendere Ionisierungsmethoden als EI, zum Beispiel chemische Ionisation oder MALDI (Mat-
rix Assisted Laser Desorption Ionization, s.u.), mit dem sich sogar Makromoleküle wie Proteine sehr
schonend ionisieren lassen.
- Fragmentierungen treten zudem auch unabhängig von der Ionisierungstechnik gehäuft auf, wenn M+
nicht stabil ist.

Chemische Ionisation CI
Grösster Nachteil der ansonsten sehr robusten und technisch ausgereiften EI-Ionisationsmethode
ist der "grobschlächtige" Beschuss der Analytmoleküle mit hochenergetischen Elektronen, was dazu
führt, dass bei wenig stabilen und vor allem grossen Molekülen das Molekülion nicht beobachtet
werden kann, weil es noch in der Ionisationskammer zerfällt. Eine gewisse Verbesserung ist mög-
lich mit der CI-Methode:
- Die Ionisationskammer wird mit einigen hPa eines Gases, z.B. Methan, gefüllt. Die CH4-Moleküle
liegen damit in viel höherer Konzentration vor als alle Probenbestandteile und werden vor allem
+
von den schnellen Elektronen getroffen, es entsteht CH4 :

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CH4 + ekin. → CHi4+ + 2e−
+
- Kollidiert nun eines dieser CH4 -Radikale mit einem Analytmolekül, kann es ein Proton darauf
übertragen (funktioniert besonders gut bei Molekülen mit Heteroatomen, wieso?):
CHi4+ + M → CH3i + MH+
+
- Das MH -Ion wird nun wie üblich Richtung Ausgang der Ionisationskammer beschleunigt und im
Analysator, bzw. Detektor registriert. Zu beachten ist, dass das Signal nun nicht bei der molaren
Masse M erscheint, sondern bei M+1.
Es sind heute diverse andere Reaktandgase anstelle von Methan im Gebrauch, welche auch andere
Sekundärreaktionen mit Analytmolekülen eingehen können. Für weitere Informationen dazu vgl.
die entsprechende Spezialliteratur in der Bibliographie zu AnC3&4.
Beispiel: EI- und CI-Spektrum von Ephedrin (Molare Masse = 165 g/mol)
OH

CH CH3
CH

HN
CH3

100 58
100 166

EI CI (Methan)
80 80

60 60

40 40
148

20 20
107
106

0 0
0 40 80 120 160 0 40 80 120 160
m/z m/z

MALDI (Matrix Assisted Laser Desorption Ionization)


Diese neue Ionisierungstechnik wird vor allem zur Analyse von Makromolekülen eingesetzt, z.B. für
die Analytik von Proteinen. Die Probe wird in einer organischen Matrix gelöst oder adsorbiert und
dann für wenige Nanosekunden einem intensiven UV-Laser-Puls ausgesetzt. Dadurch werden Mak-
romoleküle aus der Matrix herausgelöst und gleichzeitig ionisiert, indem eines oder mehrere Pro-
tonen von der Matrix auf die Analyte übertragen werden. Es treten nur wenige Fragmentierungen
auf, was die Bestimmung von Molmassen möglich macht. Die MALDI-Ionenquelle wird meist mit
einem Time-Of-Flight-Analysator (TOF; vgl. nächstes Kapitel) kombiniert, um das Massenspektrum
aufzuzeichnen. Weiterführende Literatur finden Sie im Hesse und im Modul Bioanalytik (6. Semes-
ter) ist MALDI-TOF ein wichtiges Thema.

Beispiel: MALDI-TOF-Spektrum eines monoklonalen Antikörpers


(aus: Lottspeich F., Zorbas H.: "Bioanalytik", Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 1998)
Was hat der Antikörper für eine Molmasse?
100

80

60

40

20

0
0 50'000 100'000 200'000 m/z

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5.2.2 Analysator
Der Analysator hat die Funktion eines "Massenfilters", der immer nur Ionen mit einem bestimmten
Verhältnis m/z zum Detektor durchlässt (Analogie in der Spektroskopie: Monochromator lässt im-
mer nur Photonen einer bestimmten Energie zum Detektor durch). Der Analysator wird von einem
Rechner gesteuert, der gleichzeitig zu jedem Wert von m/z das Detektorsignal registriert. Dieses
Signal ist proportional zur Häufigkeit der Ionen mit dem Verhältnis m/z.
Im Gegensatz zu spektrometrischen Monochromatoren, deren Frequenz-, bzw. Wellenlängenachse
i.A. durch den Gerätehersteller einmal kalibriert wird, muss die m/z-Skala im Massenspektrometer
immer wieder mit Referenzsubstanzen kalibriert werden, welche ein charakteristisches MS mit mög-
lichst gleichmässig im gesamten interessierenden Bereich verteilten Linien aufweisen.

Auflösung von MS-Analysatoren


In der Massenspektrometrie gelten 2 benachbar-
te Peaks als aufgelöst, wenn das "Tal" zwischen ∆m
ihnen mindestens 90% der Peakhöhe umfasst.
Die Auflösung A des Massenspektrometers wird
dann folgendermassen definiert:
m
A := (G29) 0.9h h
∆m
m : Mittelwert der benachbarten Massen
∆m: Abstand der beiden Massen
m/z
m
Niedrigauflösende MS, z.B. übliche GC-MS-
Detektoren, haben Auflösungen A ≤ 1000, d.h. sie können ein Signal m/z = 1000 von m/z = 1001
unterscheiden.
Hochauflösende MS weisen dagegen Auflösungen bis 200'000 auf, hier kann also m/z= 1000 von
1000.005 unterschieden werden.

Uebung 5a: Auflösung von Massenspektrometern


+
Das Massenspektrum einer unbekannten Substanz zeigt ein M -Signal bei m/z = 86. Unter
anderen sind für diese Molmasse die folgenden Summenformeln möglich (Jeweils Kombina-
1 12 14 16 32
tionen der leichtesten natürlich vorkommenden Isotope H, C, N, O, S):
Summenformel exakte Molmasse
A C6H14 86.10955 g/mol
B C5H10O 86.07317 g/mol
C C4H6S 86.01902 g/mol
D C4H10N2 86.08440 g/mol
Ueberlegen Sie, für die Unterscheidung welcher beiden Substanzen die höchste Auflö-
sung notwendig ist! Wie gross ist diese Auflösung?
A <> B A <> C A <> D B <> C B <> D C <> D
∆m 0.03638 0.09053 0.02515 0.05415 0.01123 0.06538
A

• Je grösser die zu messende Masse ist, desto besser muss die Auflösung des Gerätes sein, wenn
die gleiche Messunsicherheit verlangt wird.
• Je grösser eine Masse ist, desto mehr Möglichkeiten gibt es für die zugrunde liegende Sum-
menformel.

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Quadrupol-Massenfilter
Funktionsprinzip: 4 parallele Metallstäbe (ca. 15 cm lang) sind quadratisch angeordnet. Zwischen
je 2 gegenüberliegende Stäbe wird eine Gleichspannung UDC gelegt, die zusätzlich mit einer Wech-
selspannung UAC mit der Frequenz νAC überlagert ist. UAC hat in den beiden Paaren umgekehrtes Vor-
zeichen (= Phasenverschiebung 180°). Die in der Ionenquelle beschleunigten und fokussierten
Ionen treten am einen Ende in den Quadrupol ein und werden von den Stäben je nach deren mo-
mentanem Potential angezogen oder abgestossen. Dadurch kommen sie immer stärker "ins Trudeln"
und kollidieren mit den Quadrupolstäben. Nur Ionen mit einem ganz bestimmten Verhältnis m/z
gelangen bis zum Ende des Quadrupols und werden dort vom Detektor registriert. Welche m/z zum
Detektor gelangen, wird durch νAC bestimmt. Die Frequenz wird nun kontinuierlich verändert, und
so das ganze Massenspektrum aufgezeichnet. Mit heutigen, computergesteuerten Geräten können
bis zu 1000 Massen/sec abgetastet werden.
U νAC
UAC
UDC
t

m/z < m/zsoll Ablenkung durch UAC


U νAC
UAC m/z > m/zsoll Ablenkung durch UDC
UDC
t
m/z = m/zsoll Einflüsse von UAC und UDC kompensieren sich

Vorteile:
• Sehr schnelle Aufnahme von MS möglich (-> GC-MS, LC-MS)
• Technisch wenig aufwendige und kaum störungsanfällige Konstruktion
• Gut reproduzierbare Resultate
• rel. billig
Nachteile:
• Schlechte Auflösung (A = 1000 - 1500)
• Nur kleine Massen (bis ca. m/z = 1000) in vernünftiger Präzision messbar

Sektorfeld-Magnet
Funktionsprinzip: Fliegen geladene Teilchen senkrecht zur Feldrichtung in ein homogenes Magnet-
feld, so werden sie auf eine Kreisbahn abgelenkt, deren Radius r proportional zu m / z ist. Der
Proportionalitätsfaktor ist abhängig von der Stärke des Magnetfeldes (B) und von der Spannung U,
mit welcher die Ionen vor Eintritt ins Magnetfeld beschleunigt wurden:
2⋅U
r= ⋅ m/ z (G30)
B
Technische Umsetzung: In der Praxis wird der Radius der Flugbahn konstant gehalten und die Mag-
netfeldstärke jeweils so variiert, dass nur Ionen mit ganz bestimmtem m/z auf den Detektor tref-
fen. (vgl. Grafik auf der nächsten Seite)
Vorteile:
• Sehr hohe Auflösungen erreichbar (A bis 300'000!) -> Einsatz v.a. in der Grundlagenforschung.

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Nachteile:
• Apparativ aufwendig und daher teuer
• Aufzeichnung eines MS mit hoher Auflösung dauert mehrere Minuten -> für Kopplung mit
Chromatographie nicht geeignet.

Magnetfeld B senkrecht x x x x x x x x x x x x x
zur Bildebene
x x x x x x x x x x x x x
x x x x x x x x x x x x x
x x x x x x x x x x x x x
x x x x x x x x x x x x x

x x x x x x x x x x x x x

Beschleunigungsspannung U

m/z < m/zsoll Flugbahnradius < Probenkanal-Radius

r2 m/z > m/zsoll Flugbahnradius > Probenkanal-Radius


m/z = ⋅ B2
2U
m/z = m/zsoll Flugbahnradius = Probenkanal-Radius

Ionenfalle (Ion Trap Detector ITD)


Funktionsprinzip: Der ITD besteht aus einer ringför-
migen Elektrode mit hyperbolischem Querschnitt und -

2 Endkappen. In den Hohlraum dazwischen werden


nun Probenmoleküle eingeschleust und mit EI ioni-
siert. Durch hochfrequente Wechselspannungen an + +
der Ringelektrode und den Endkappen werden die + + +
+ +
entstehenden Ionen unabhängig von ihrem m/z in
dem entstehenden elektrischen Wechselfeld "gefan-
gen". Die Potentiale können anschliessend so verän-
dert werden, dass jeweils nur eine Sorte Ionen mit
bestimmtem m/z destabilisiert wird und die Falle
durch die Austrittsöffnung verlässt, wo sie vom De-
tektor registriert wird.
Vorteile:
• Sehr einfache und robuste Konstruktion.
• Hohe Empfindlichkeit: Die Probenmoleküle, bzw. ihre
Ionen können in der Falle über längere Zeit angerei-
chert werden, bevor mit der Aufzeichnung des Mas-
senspektrums begonnen wird.
• Sehr schnelles Abfahren des Massenspektrums mög-
lich: <0.2 s für 1000 Massen mit Auflösung +/- 0.5
a.m.u.
Nachteile:
• Nur niedrig aufgelöste Spektren mit relativ kleinen
Massen (bis m/z = 1000) können aufgezeichnet wer-
den.
• Teurer als Quadrupolanalysator, weil noch unter Pa-
tentschutz.

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Time-Of-Flight-Analysator (TOF)
Funktionsprinzip: TOF-Analysatoren werden meist mit einer MALDI-Ionenquelle kombiniert (MALDI-
TOF-MS). Nachdem die Analytmoleküle durch den Laserpuls aus der Matrix herausgelöst und ioni-
siert wurden, werden sie in einem Ionenlinsen-System beschleunigt. Je grösser m/z eines Teilchen
ist, desto kleiner wird seine Geschwindigkeit nach der Beschleunigungsstrecke sein, und desto
länger braucht es, bis es zum Detektor gelangt, der ca. 1-4m entfernt ist. Die Zeit, welche zwi-
schen dem Auslösen des Laserpulses im MALDI und dem Auftreffen der Ionen auf den Detektor
vergeht, ist also ein Mass für das Verhältnis m/z: je grösser m/z, desto länger ist die Flugzeit eines
Teilchens.
Vorteile:
• Molmassenbestimmungen sind bis zu sehr grossen Molekülen möglich (Proteinanalytik!)
• Auflösungen bis 15'000 möglich.
Nachteile:
• Komplexer Aufbau -> Teuer und störungsanfällig, nur von Spezialisten zu bedienen.
• Viele Störungsmöglichkeiten, besonders im Beschleunigungsteil, welche die Unsicherheit der
Massenbestimmung vergrössern.

Puls

+
+
Abundance

Matrix
Matrix

Beschleunigung
Beschleunigung A B Detektor
Detektor

m/z(A) m/z(B)

Zeit
0

Puls

5.2.3 Detektor
Zentrale Aufgabe des Detektors in der Massenspektrometrie ist die Messung der Abundance von
Ionen und Umwandlung dieser Information in ein elektronisches Signal. Dies geschieht in der Re-
gel mit einem Sekundär-Elektronenvervielfacher (Electron Multiplier, EM):
Die aus dem Analysator austretenden Ionen treffen mit hoher Geschwindigkeit auf ein negativ ge-
ladenes (bis 20'000 V !) Halbleiterelement, eine sog. Konversionsdynode, und "schiessen" aus de-
ren Oberfläche Elektronen heraus. Diese Sekundärelektronen werden von einer weiteren, gegenüber
liegenden Dynode, die ein positiv geladenes Potential aufweist, angezogen und lösen beim Auftref-
fen noch mehr Elektronen aus. Der Prozess wiederholt sich entlang einer Reihe von trichterförmig
angeordneten Dynoden, welche auf immer höhere positive Potentiale geladen sind, es entsteht
eine "Elektronenlawine". Am Ende des Trichters ist eine Anode, welche die auftretenden Elektronen
ableitet. Der dadurch resultierende elektrische Strom ist das analytische Signal; er ist proportional
zur Anzahl Ionen, welche auf die Konversionsdynode getroffen sind. Zwischen erster und letzter
Dynode eines EM tritt je nach Potentialdifferenz (typisch ca. 3'000V) ein Verstärkungseffekt von bis
7 7
zu 10 auf, d.h. ein einzelnes Ion, das auf die Konversionsdynode trifft, löst am Ende 10 Sekun-
därelektronen aus.

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 8 von 26 12.04.2005/Gae


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Dynoden
Dynoden
+1000V +1500V
+500V +2000V

+2500V

+ +3000V

+1750V
+1250V +2250V
+750V +2750V
Ableitelektrode
Ableitelektrode
-20‘000V

µA
Konversionsdynode
Konversionsdynode

Problem: Der EM hat nur eine begrenzte Lebensdauer, da v.a. die


Konversionsdynode durch den Beschuss mit Ionen immer stärker ver-
schmutzt wird und deshalb immer weniger Sekundärelektronen abgibt.
Je mehr ein EM beansprucht wird (z.B. durch hochkonzentrierte Pro-
ben), desto schneller sinkt seine Empfindlichkeit.

Test 5b: Physikalische Grundlagen und Messtechnik MS


Im WebCT-Kurs AnC II steht für dieses Kapitel zur Lernkontrolle ein interaktiver Test bereit.
Den Test finden Sie, wenn Sie zum Inhaltsverzeichnis des WebCT-Kurses AnC II gehen und
dort das Kapitel 5 anwählen.

5.3 Molekülion
+
Als Molekülion oder M wird jenes Teilchen bezeichnet, das die Summenformel des Analyten hat
und nur aus den leichtesten natürlich vorkommenden Isotopen der enthaltenen Elemente besteht
(vgl. Tabelle auf der nächsten Seite). Sein m/z entspricht der Summe der entsprechenden Isoto-
penmassen und muss nicht mit der molaren Masse übereinstimmen!
Beispiel: M+ und molare Masse von Chloroform
Summenformel: CHCl3
Molare Masse M: AR(C) + AR(H) + 3*AR(Cl) = 12.011 + 1.008 + 3*35.453 = 119.378 g/mol
+ 12 1 35
M (leichteste Isotope; C H Cl3): 12.00000 + 1.00783 + 3*34.96885 = 117.91438 a.m.u
(niedrige Auflösung: 118)

5.3.1 Identifizierung
Ein Molekülion (d.h. m/z = Molmasse) entsteht, wenn aus einem Molekül nur ein Elektron entfernt
wird (Prozess 1. in Kap. 5.2.1). Das Signal sollte das grösste Verhältnis m/z im Spektrum aufwei-
sen. Dies ist aber nur selten der Fall, z.B. aus folgenden Gründen:

+
M ist zuwenig stabil, es werden nur Fragmente beobachtet mit kleinerem m/z. Dieses Problem
kann manchmal behoben werden, indem eine schonende Ionisierungsmethode, z.B. CI oder
MALDI eingesetzt wird.

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 9 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

• Im System können Verunreinigungen vorhanden sein, welche Signale bei höherem m/z erzeu-
gen (Beispiel: Säulenbluten bei hohen Temperaturen im GC-MS)
• Basische Analyte (z.B. Alkohole oder Amine) können sich ein Proton "einfangen": es resultiert
+
ein Signal bei M +1.

+ +
Die schwereren Isotope können zu zusätzlichen Peaks bei M +1, M +2, etc. führen, die vor al-
+
lem, wenn mehrere Chlor oder Brom vorhanden sind, sogar intensiver als M sein können (vgl.
Kap. 5.3.2)

Natürliche Isotope der wichtigsten Elemente in der organischen Chemie

Isotop rel. Häufigkeit Masse Masse


% a.m.u gerundet
1
H 99.985 1.00783 1
2
H 0.015 2.01410
12
C 98.89 12.00000 12
13
C 1.11 13.00335 13
14
N 99.634 14.00307 14
15
N 0.366 15.00011
16
O 99.762 15.99491 16
17
O 0.038 16.99913
18
O 0.200 17.99916
19
F 100 18.99840 19
28
Si 92.23 27.97693 28
29
Si 4.67 28.97649 29
30
Si 3.10 29.97377 30
31
P 100 30.97376 31
32
S 95.02 31.97207 32
33
S 0.75 32.97146
34
S 4.21 33.96787 34
36
S 0.02 35.96708
35
Cl 75.77 34.96885 35
37
Cl 24.23 36.96590 37
79
Br 50.69 78.91833 79
81
Br 49.31 80.91629 81
127
I 100 126.90447 127

+
Hilfsmittel zur Identifizierung des M -Peaks

+
Ist M geradzahlig (Keine oder gerade Anzahl Stickstoffatome, s. 5.3.2), treten v.a. ungerad-
+
zahlige Fragmente auf (ausser sie enthalten ein N!). Ist M ungerade, findet man viele gerad-
zahlige Fragmente.

+
Das erste unterhalb von M sichtbare grössere Signal muss mindestens 12 Masseneinheiten
entfernt sein (Ausnahmen H oder H2-Abspaltung: ∆m = -1, bzw. -2).

5.3.2 Analytische Information


• Anzahl Stickstoffatome
Ist M+ geradzahlig, enthält das Molekül keine oder eine gerade Anzahl Stickstoffatome.
14
Begründung: N ist das einzige der leichteste Isotope in "normalen" organischen Molekülen,
das eine gerade Masse hat, aber eine ungerade Anzahl kovalenter Bindungen bildet. Bei allen
andern "üblichen" Elementen sind diese beiden Kennzahlen von gleicher Parität.
• Anzahl Doppelbindungsäquivalente (DBA)
Aus dem Verhältnis der Anzahl C zur Anzahl H lässt sich die Anzahl von Mehrfachbindungen
oder Ringschlüssen berechnen.
- Ein gesättigter Kohlenwasserstoff ohne Ringschlüsse hat immer die Formel CnH2n+2
- Mit jedem Ringschluss fallen 2 H-Atome weg.
- Jede Mehrfachbindung enthält 2 H-Atome weniger
- Ein Halogenatom ersetzt ein H-Atom

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 10 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

- Ein N oder P-Atom bindet ein zusätzliches H-Atom


- Ein Si-Atom ersetzt ein C
- Die Anzahl O oder S hat keinen Einfluss auf das Verhältnis C zu H
Werden alle diese Randbedingungen kombiniert, findet man
(nH + nHalogen − nN,P − 2)
Anzahl DBA = nC + nSi − (G31)
2
nC: Anzahl Kohlenstoffatome
nSi: Anzahl Siliziumatome
nH: Anzahl Wasserstoffatome
nHalogen: Anzahl F, Cl, Br oder I
nN,P: Anzahl N oder P (dreiwertig)
Die Formel stimmt nicht für Moleküle, in denen N und P nicht dreiwertig sind (z.B. Nitrover-
bindungen, Nitrate, Phosphonate, Phosphate), sowie für nicht zweiwertigen Schwefel (Sulfon-
säuren, Sulfonate, Sulfate).
Ebenfalls ausgeschlossen sind ionische Verbindungen.

Beispiele: DB-Aequivalente
Dichlorbenzylcyanid
C7H3Cl2N Cl
3+2−1−2
DBA = 7 − =6
2 C N
1 DBA für den Benzolring
2 DBA für die CN-Dreifachbindung
3 DBA für die aromatischen Doppelbindungen Cl

Isobuttersäurechlorid
C4H7ClO H3C Cl
7+1−2
DBA = 4 − =1 CH C
2 H3C O
1DBA für die Carbonylbindung

Uebung 5c: Doppelbindungsäquivalente


Zeichnen Sie alle möglichen Strukturisomere mit der Formel C3H4 !
Protonierung von Basen

• Isotopensignale
Wird m/z nur mit niedriger Auflösung gemessen
(nur auf ganze Zahlen), so gibt es - vor allem bei
grösseren Massen - viele Möglichkeiten der Ele-
+
mentarzusammensetzung. Einem M -Peak mit der
H-Abspaltungen
Masse 155 könnten u.a. die folgenden Summen-
formeln zugrunde liegen: C7H6ClNO, C11H9N, C8H17N3,
etc.
+
Ein M -Signal (oder auch ein aus den leichtesten m/z
-4 -3 -2 -1 +1 +2 +3 +4
Isotopen aufgebautes Fragmentsignal) ist aber M+
immer auf seiner rechten Seite von sog. Isotopen- 37
Cl,81
37Cl, 81Br
Br 37
Cl22,,81
37Cl 81Br
Br22
signalen begleitet (es bildet mit diesen zusammen 13
13CC
einen "Isotopencluster"). Die Isotopensignale 34
34SS

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 11 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

enstehen durch Teilchen, welche eines oder mehrere der schwereren natürlichen Isotope ent-
halten (vgl. Tabelle auf der vorhergehenden Seite).

13
C 1.1% des natürlichen Kohlenstoffes besteht aus diesem um 1 a.m.u. schwereren Isotop. In
einem Molekül mit n C-Atomen besteht eine Wahrscheinlichkeit von n*1.1%, dass eines
13
dieser Atome ein C-Atom ist
+ +
Das Signal mit m/z = M + 1 steigt pro C-Atom um 1.1% (relativ zur Intensität von M )

Beispiel
100
Im nebenstehenden Spektrum ist M+ =
128, die Intensität von M++1 ca. 11%
von M+. Die Substanz enthält demnach
ca. 10 C-Atome.
50
Was hat sie für eine Summenformel und
wieviele DBA ergeben sich daraus?
Strukturvorschläge?

0
120 130

Störung: Durch Protonierung (z.B. in Alkoholen und Aminen) wächst M++1 ebenfalls und
kann so zu viele C-Atome vortäuschen.

34 34 32
S 4.2% des natürlichen Schwefels besteht aus S, der Rest ist S.
+ +
Das Signal mit m/z = M + 2 steigt pro S-Atom um 4.2% (relativ zur Intensität von M )

Beispiel
100
Ermitteln Sie aus dem nebenstehenden
MS die Summenformel und dann die 100% 5%

Struktur der Substanz! 3%

50

0
20 40 60

37 37 35
Cl 24.2% des natürlichen Chlors besteht aus Cl, der Rest ist Cl.
+
Das Signal mit m/z = M + 2 steigt bei einem Cl-Atom auf 32% (relativ zur Intensität
+ + +
von M ), bei mehreren Chlor erscheinen weitere Signale bei M +4, M +6, etc.
Die relativen Intensitäten in dem Isotopencluster sind charakteristisch für die Anzahl Cl-
und Br-Atome in dem Molekülioln oder Fragment (vgl. Tabelle auf der nächsten Seite).
100
Beispiel: Methylenchlorid CH2Cl2
Aus welchen Isotopen sind die den ein-
zelnen Signalen zugrunde liegenden Io-
nen zusammengesetzt?
50

0
0 20 40 60 80

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 12 von 26 12.04.2005/Gae


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81 81 79
Br 49.5% des natürlichen Broms besteht aus Br, der Rest ist Br.
+ +
Das Signal mit m/z = M + 2 wird durch ein Brom-Atom praktisch gleich gross wie M ,
+ + +
bei mehreren Brom erscheinen weitere Signale bei M +4, M +6, etc., und M ist nicht
mehr das intensivste Signal des Clusters
Die relativen Intensitäten in dem Isotopencluster sind charakteristisch für die Anzahl Cl-
und Br-Atome in dem Molekülioln oder Fragment (vgl. Tabelle auf der nächsten Seite).
Beispiel: Bromoform CHBr3
Wieviele Br-Atome hat es in den
einzelnen Clustern und was für ei-
ne Summenformel liegen den Sig-
nalen zugrunde?

Uebung 5d: Bestimmung der Summenformel


1. Versuchen Sie, aus dem nebenstehenden Isotopencluster
des Molekülions herauszufinden, was die Substanz für eine
Summenformel hat.
2. Was haben die einzelnen Signale für "Isotopen-Formeln"?
3. Information aus der hochauflösenden Massenspektrometrie:
+ 13
Das Signal m/z=196 (M +1) wird durch C verursacht, Seine
Intensität könnte aber zusätzlich auch durch eine Protonie-
rung des Moleküls vergrössert werden. Berechnen Sie so ge-
nau wie möglich, wie gross der Unterschied in m/z zwi-
schen diesen beiden Signalen wäre. Aus diesem ∆m können
Sie jetzt berechnen, was für eine Auflösung ein Mas-
13
senspektrometer haben müsste, damit der C-Satellit von
+
einem MH -Signal unterschieden werden kann.
+ 37 34
4. Das Signal 197 (M +2) kann durch Cl und/oder S verur-
sacht werden. Welche Auflösung braucht es zur Unterschei-
dung dieser b eiden Signale?

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 13 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

Isotopencluster in halogenhaltigen Fragmenten

Br Br2 2 Br 3 Br4 Br
Br55

Cl ClBr ClBr2 ClBr 3 ClBr4 ClBr 5

Cl 2Br 4 Cl 2Br5
Cl2 Cl 2Br Cl 2Br2 Cl 2Br3

Cl 3Br 4 Cl 3Br5
Cl 3 Cl 3 Br Cl 3Br2 Cl3Br3

Cl4 Cl4Br Cl4Br 2 Cl4Br 3 Cl 4Br 4 Cl 4Br5

Cl 5 Cl5Br Cl 5Br2 Cl 5Br3 Cl 5Br 4 Cl 5Br5

Die Signale liegen jeweils 2 Masseneinheiten auseinander.

Test 5e: Elementzusammensetzung von MS-Clustern


Im WebCT-Kurs AnC II steht für dieses Kapitel zur Lernkontrolle ein interaktiver Test bereit.
Den Test finden Sie, wenn Sie zum Inhaltsverzeichnis des WebCT-Kurses AnC II gehen und dort
das Kapitel 5 anwählen.

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5.4 Fragmentierungreaktionen

+
Wird ein Molekülradikal M durch Bruch einer einzelnen Bindung in 2 Fragmente aufgeteilt, so
+
entsteht im Normalfall ein geladenes Fragment X , das im MS ein Signal erzeugt und ein unge-
+ +
ladenes Teilchen, dessen Masse nur aus der Differenz zwischen dem Signal von X und dem M -
Peak ersichtlich ist:

m(R)
Mi + → X i + + R
m/z
m(X+) M+

• Welche Bindung gebrochen wird und auf welches der beiden Fragmente die positive Ladung
transferiert wird, kann selten eindeutig vorhergesagt werden, sondern es sind nur Vorhersagen
möglich, welcher Fragmentierungsmechanismus wahrscheinlicher ist. Man wird also im Spekt-
rum z.B. auch bei m(R) ein Signal beobachten.
• Fragmente können weiter zerfallen, wodurch noch leichtere Teilchen entstehen.
• Alle Fragmentierungsreaktionen müssen abgeschlossen sein, bevor die Ionen den Analysator
erreichen; m/z von Teilchen, die erst später entstehen, wird nicht mehr richtig gemessen.

5.4.1 α-Spaltung

R1 Die Bindung zwischen den beiden Atomen in α- und β-Stellung zu einem Hete-
roatom wird bevorzugt gebrochen. Die Ladung sitzt bevorzugt auf jenem Frag-
ment, welches das Heteroatom enthält.

100

CH2 CH2
50
HO CH2 NH2

0
20 40 m/z 60

R2 Gibt es mehrere α,β-Bindungen zu einem Heteroatom, wird bevorzugt die Bin-


dung zum schwereren Rest gebrochen.
100

C CH3 50

H3C CH2

0
20 40 m/z 60
m/z = 43 ist typisch für Acetylgruppen!

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 15 von 26 12.04.2005/Gae


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R3 Fragmentsignale, welche durch den Bruch einer einzelnen Bindung enstanden


sind und eine ungerade Masse haben, enthalten keine oder eine gerade Anzahl
Stickstoffatome. Ist die Masse gerade, deutet dies auf Stickstoff im Fragment.

Aus dieser Regel folgt, dass eine Substanz, deren Massenspektrum viele geradzahlige Fragmente
aufweist, wahrscheinlich Stickstoffatome enthält.

5.4.2 Benzyl- und Allylspaltung

R4 Isolierte Mehrfachbindungen oder Aromaten wirken ähnlich wie Heteroatome:


sie schwächen die zu ihnen αβ-ständigen Bindungen.

CH2 CH3

CH2

Das entstehende Benzylkation wird zu-


sätzlich favorisiert, da es zu einem Tro-
+
pyliumion C7H7 umlagern kann:

CH2

m/z = 91 ist typisch für Benzylgruppen!

CH CH2
H2C CH2 C3H7

Hier entsteht ein Allylkation, das durch


die Möglichkeit, Grenzstrukturen einzu-
gehen, stabilisiert wird:
CH CH CH
H2C CH2 H2C CH2 H3C CH2

m/z = 41 ist typisch für endständige


Doppelbindungen!

5.4.3 Fragmentierung von Alkanen

R5a Im MS von n-Alkylgruppen erscheinen in regelmässigen Abständen von ∆m= 14


Signalcluster, die auf fortschreitende Abspaltung von CH2-Gruppen zurückzufüh-
ren sind.

Typische Sequenzen sind m/z 43 - 57 - 71 - 85 - , etc., welche von weniger intensiven 41 - 55 -


69.... (entstehen durch Elimination von H2) begleitet sind. Innerhalb einer Sequenz sind meistens
die Signale mit 3-4 C-Atomen die intensivsten.
+
In n-Alkanen ist M auch bis zu hohen Molmassen noch gut sichtbar.

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 16 von 26 12.04.2005/Gae


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CH3
H3C

R5b In verzweigten Alkylgruppen fragmentieren bevorzugt die Bindungen am se-


kundären C-Atom. Das schwerere der beiden Fragmente trägt die Ladung und
zeigt deshalb das intensivste Signal.
+
Wegen der ausgeprägten Neigung zur Fragmentierung an den Verzweigungsstellen ist M nur selten
zu finden. Die Fragmente der Seitenketten "verraten" sich dadurch, dass ihre Peaks nicht in die
"normale" Verteilung des n-Alkan-Spektrums (s.o.) passen.

H3C CH3

C3H7

100%

50%

0
0 50 m/z 100 150 200

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5.4.4 Umlagerungen
Grundprinzip von Umlagerungsreaktionen: Als Folge der Ionisierung werden bindende Elektronen-
paare verschoben ("Bindungen umgeklappt").

McLafferty-Umlagerung
Gibt es in γ-Stellung zu einer Mehrfachbindung ein Wasserstoffatom, so kann dieses via einen
sechseckigen Übergangszustand auf das Ende der Mehrfachbindung übertragen werden.

Beispiel: Massenspektrum von Butyraldehyd


In Butyrealdehyd erwartet man primär eine durch die CO-Doppelbindung induzierte Allylspaltung, welche
zu einem Fragmentsignal m/z = 43 führt. Dieses Signal ist auch im Spektrum ersichtlich. Gleich daneben
beobachtet man aber einen noch intensiveren Peak mit m/z = 44, der durch eine McLafferty-Umlagerung
zustande kommt.
Allylspaltung McLafferty
H
O

O C
C CH2 CH2 CH3
H CH2
H
H2C CH2

R6 Vereinzelte geradzahlige (In Stickstoffverbindungen ungeradzahlige) Fragmente


deuten auf Umlagerungsreaktionen

Uebung: Auch in 1-Hepten (Beispiel im Skript zur Allylspaltung) ist eine Mc-Lafferty-Umlagerung
möglich. Welches Signal im Massenspektrum gehört dazu?

Zu weiteren Umlagerungsmechanismen vgl Hesse:


Kap. 4.4 Retro-Diels-Alder-Reaktion
Kap. 4.6 Onium-Reaktion

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 18 von 26 12.04.2005/Gae


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5.4.5 Einsatz von Fragmentierungstabellen


Die nachfolgende Tabelle ist ein kleiner Auszug aus Hesse (Kap. 9, Tab. 4.8). Die angegebenen
Zahlenwerte müssen immer differenziert werden: Treten sie als eigenständige Signale auf (Spalte
m/z) oder sind es Differenzen zwischen M und einem andern Peak (Spalte ∆m)?
+

m/z ∆m

1 +1: Amine, Basen


Analysatoren nur mit schlechter
m/z <15 wird von den meisten
-1: Alkohole
2 +2: Cl, Br (Isotopencluster)
Auflösung erfasst.

-2: H2-Elimination aus Alkylgruppen


14 CH2-Sequenzen in n-Alkylgruppen
15 CH3
16 NH2
17,18 OH, H2O aus Alkoholen
19 F
28 N2, CO (aus Luft!) C=O aus Aldehyden
32 O2 aus Luft
35,36 Cl, HCl Cl, HCl (Gleichzeitig Veränderung des Isotopenclusters!)
40 Ar aus Luft
41/55/69... Endständiges C=C in Alkenen
43 Acetylgruppen
43/57/71... Alkylgruppen
44 CO2 aus Luft
51/77 Phenylgruppen
60 Carbonsäuren
65/91 Benzylgruppen
79/81,80/82 Br, HBr Br, HBr (Gleichzeitig Veränderung des Isotopenclusters!)

Uebung 5f: Qualitative Analyse mit Massenspektrometrie

1.
57

43

71

85

29

127 198
169

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 19 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

2. 59

45

87

41
31
69

3. 91

M
+i
137

65

39 107

79
51
30

4.
57

43 x10

29 85
99 M
+i
135 137
69 166
164

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 20 von 26 12.04.2005/Gae


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Test 5g: Qualitative Analyse mit Massenspektrometrie


Im WebCT-Kurs AnC II steht für dieses Kapitel zur Lernkontrolle ein interaktiver Test bereit.
Den Test finden Sie, wenn Sie zum Inhaltsverzeichnis des WebCT-Kurses AnC II gehen und dort
das Kapitel 5 anwählen.

5.5 GC-MS-Kopplung
Die meisten Detektoren, welche in der Chromatographie verwendet werden, sind nur wenig spezi-
fisch, d.h. sie lassen keine Identifizierung der einem Chromatographiepeak zugrunde liegenden
Substanz zu. Dies kann höchstens über Vergleiche von Retentionszeiten (bzw. RF-Werten in plana-
ren Techniken) geschehen (vgl. Skript zum Modul AnC1). Die Methode kann v.a. in komplexen Sys-
temen sehr aufwendig und/oder mit Störungen behaftet sein und ist auf Referenzsubstanzen ange-
wiesen.
Einige der in den vorhergehenden Kapiteln vorgestellten MS-Analysatoren können Massenspektren
in sehr kurzer Zeit (<1sec) aufzeichnen, was ohne weiteres ausreicht, um einen schmalen Chroma-
tographiepeak in Echtzeit zu analysieren.
Werden mehrere komplexe instrumentalanalytische Verfahren miteinander gekoppelt, spricht man
von "Hyphenated Techniques" ("Bindestrich-Techniken"), z.B. GC-MS, GC-IR, HPLC-MS, CEP-
MALDI-TOF, ICP-MS.

Chromatographie Massen-
spektrometrie
Interface
Auftrennung Identifizierung
(“Probenaufarbeitung”) Quantifizierung

5.5.1 Technische Probleme


Sowohl Chromatographen wie Spektrometer sind heute technisch so ausgereift und benutzerfreund-
lich konstruiert, dass ihr isolierter Betrieb auch für ein nicht spezialisiertes Labor kein Problem
mehr darstellt. Sollen die beiden Geräte aber in Serie geschaltet und via ein Interface verbunden
werden, entstehen zusätzliche Probleme, welche die Bedienung von gekoppelteten Techniken eini-
ges aufwendiger und auch störungsanfälliger machen (Ausnahme: Niedrig auflösendes GC-MS).
• Im Massenspektrometer herrscht Hochvakuum, am Ausgang eines Chromatographiesystems im
allgemeinen Normaldruck. Um diesen Druckgradienten zu überbrücken sind leistungsfähige
Pumpsysteme notwendig, welche die aus dem Chromatographen austretende mobile Phase
(Trägergas oder Eluent) wirkungsvoll entfernen, ohne soviel Analyt mitzunehmen, dass die in-
strumentelle Nachweisgrenze inakzeptabel hoch wird. Wie diese Probleme bei den verschiede-
nen Chromatographietechniken technisch gelöst wurden, kann im Schwedt oder spezialisierten
Lehrbüchern nachgelesen werden.
• Die Massenspektren müssen in sehr kurzer Zeit aufgenommen werden (1 Kapillar-GC-Peak ist
nur wenige Sekunden breit). Dies ist nur möglich mit niedrig auflösenden Analysatoren
(Quadrupol, Ionenfalle). Trotzdem ist auch hochauflösendes GC-MS möglich, aber nur, wenn
immer nur eine Masse beobachtet wird (sog. MSD; Mass Selective Detector, analog einem UV-
Detektor, der nur auf eine fixe Wellenlänge eingestellt werden kann). Diese Technik wird als
SIM (Single Ion Monitoring) bezeichnet und findet vor allem für die quantitative Analyse Ver-
wendung (vgl. Kap. 5.5.2).
• Es fällt eine grosse Menge Daten an, welche in Echtzeit erfasst, verarbeitet und ab gespeichert
werden muss.

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 21 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

Beispiel: Soll die Intensität eines Peaks auf 3 Stellen genau gemessen und digital abgespeichert
werden, sind dafür 256 Bit, bzw. 1 Byte notwendig.Wird pro sec ein Massenspektrum von m/z = 40
bis 600 mit einer Präzision von 1/- 0.5 a.m.u. aufgezeichnet, fallen pro Sekunde 560 Intensitäten
zur Digitalisierung und Abspeicherung an, was bei einem Chromatogramm von 30 Minuten Länge ei-
nem Speicherplatzbedarf von ca. 1 MByte entspricht.

Diese Zahlen stellen natürlich, wenn sie an den Fähigkeiten heutiger Rechner und Spei-
chermedien gemessen werden, überhaupt kein Problem mehr dar, waren aber noch vor we-
nigen Jahren eine echte Herausforderung und verteuerten leistungsfähige GC-MS-Systeme
sehr stark.
Auch mit einem leistungsfähigen Rechner bleibt aber das Problem, dass die riesige Daten-
flut in einer Art und Weise archiviert werden muss, die einen schnellen und selektiven
Zugriff zu den jeweils gewünschten Informationen ermöglicht. Die Information muss ge-
strafft (sog. "Datenreduktion") werden können und in einer für den User möglichst über-
sichtlichen Art und Weise darzustellen sein.

5.5.2 Datenreduktion und Darstellung


Wird ein Massenspektrometer als Chromatographiedetektor eingesetzt, kommt zur zweidimensiona-
len Darstellung des Chromatogramms (Abszisse = Zeit, Ordinate = Intensität) eine weitere Informa-
tion dazu, nämlich die m/z-Skala des Massenspektrums, welche als dritte Achse dargestellt wird.
Primär aufgezeichnete Rohdaten sind die Massenspektren, die jedes einer bestimmten Retentions-
zeit zugeordnet werden. Die Intensität des Chromatogrammes, der sog. Totalionenstrom TIC (Total
Ion Current)muss daraus berechnet werden, indem die Abundances der Einzelionen in jedem MS bei
der zugehörigen Retentionszeit integriert werden:
TICtR = ∫
m/ z
AbundancetR ⋅ d(m / z)

m/z

142

119
Abundance

91
91
77
77

51

Zeit

Das TIC-Chromatogramm ist nur für die quantitative Analyse zu gebrauchen, die Identifizierung von
Peaks ist erst mit den einem Peak zugrunde liegenden Massenspektren möglich.
Wie für andere unspezifische Chromatographie-Detektoren, z.B. den FID, gilt auch für den TIC, dass
eine substanzspezifische Quantifizierung bei stark überlappenden Peaks unmöglich ist. Dieses Prob-
lem kann durch sog. Single Ion Monitoring SIM überwunden werden: Anstelle des TIC wird für
jede Retentionszeit nur die Abundance eines einzelnen Ions (in der obigen Abbildung m/z
51,77,91,119 oder 142) aus den Rohdaten extrahiert und als Funktion der Zeit dargestellt. Die so
entstehenden Single Ion Chomatogramme (SIC) können bei geschickter Wahl des beobachteten
Ions (muss für die gesuchte Substanzch typisch sein) hochselektiv einzelne Analyte anzeigen; das
Massenspektrometer wird so zu einem "massenselektiven Detektor" (MSD). Mit einem MSD ist sogar
die getrennte Quantifizierung völlig überlappender Peaks möglich!

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 22 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

SIM 142 Detektor für


Tetradecan

SIM 91

Benzyldetektor
m/z

142
SIM 77

Aromatendetektor
Abundance

91
77

51
SIM 51
Zeit
Phenyldetektor

TIC

Zeit

Beispiel: Bestimmung von Nitrofen in Geflügelfleisch


(Schulz H.-J., Agilent Application Note (2002) ). Das Herbizid Nitrofen gelangt über die Nahrungskette in
Geflügelfleisch und findet sich dort im ppt-Bereich. Solch tiefe Nachweisgrenzen lassen sich im GC-MS mit
nicht selektiver TIC-Detektion nicht erreichen, weil die komplexe Probenmatrix, welche auch mit aufwen-
digen Aufarbeitungsschritten nicht entfernt werden kann, den winzigen Nitrofen-Peak verschwinden lässt.
Das Problem kann gelöst werden, indem nur ein für den Analyten sehr spezifisches Massensignal beobach-
tet wird. Im EI-Spektrum tritt ein solches Signal nicht auf, wird dagegen mit der chemischen Ionisati-
onsmethode NCI (Negative Chemical Ionization) gearbeitet, besteht das Analytspektrum nur noch aus
m/z = 283, 285 und 287 (M+ + Cl2-Cluster). Diese Signale treten in den NCI-Spektren der Matrixbestandtei-
le nicht auf, wird das SIM-Chromatogramm 283+285+287 aufgezeichnet, ist der Nitrofen-Peak mit sehr
tiefer Nachweisgrenze erkennbar: Die instrumentelle NWG liegt in einer Fleischprobe bei 200fg/Injektion !
EI-Massenspektrum von Nitrofen TIC/EI einer Fleischprobe

283

NCI-Massenspektrum SIM/NCI-GC
Putenfleisch, 200fg Nitrofen
283

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 23 von 26 12.04.2005/Gae


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Test 5h: GC-MS


Im WebCT-Kurs AnC II steht für dieses Kapitel zur Lernkontrolle ein interaktiver Test bereit.
Den Test finden Sie, wenn Sie zum Inhaltsverzeichnis des WebCT-Kurses AnC II gehen und dort
das Kapitel 5 anwählen.

5.6 Analytische Praxis


• Die Massenspektrometrie eignet sich sowohl für die qualitative Analyse (Elementar- und
Isotopenanalyse mit ICP-MS, Identifizierung von Organika mit Molmassen bis zu 500 Dalton)
wie auch für die quantitative Analytik, wo sie dank tiefer Nachweisgrenzen und hoher
Selektivität ausgezeichnete Resultate vor allem bei der Quantifizierung in komplexen
Gemischen liefert.
• Die Bestimmung der molaren Masse von Makromolekülen ist vor allem in der Polymer- und der
Biochemie von Bedeutung.
• Mit hochauflösenden Massenspektrometern lässt sich die exakte Elementarzusammensetzung
von Molekülen mit molaren Massen bis zu mehreren 1000 Dalton ermitteln.
• Die Kopplung eines Massenspektrometers mit einer Plasma-Flamme (Inductively Coupled Plasma
ICP) in einem ICP-MS-Gerät ist die nachweisempfindlichste, schnellste und vielseitigste Me-
thode für die qualitative und quantitative Elementaranalyse. Damit lässt sich der Gehalt einer
Probe an allen 90 Elementen des Periodensystems im unteren ppm-Bereich innerhalb weniger
Minuten ermitteln (Kalibration nicht mitgerechnet).
• Die kombinierte Verwendung der Massenspektrometrie zusammen mit IR und NMR erlaubt in
vielen Fällen die eindeutige Charakterisierung und Strukturaufklärung organischer Verbindun-
gen (vgl. Kap. 6).
• Wird ein Massenspektrometer mit einem Chromatographiesystem gekoppelt, erlaubt es als
hochselektiver Detektor die qualitative und quantitative Analyse auch bei nur teilweise aufge-
lösten Chromatographiepeaks.
Haupteinsatzgebiete:
• Qualitative und quantitative Analyse von anorganischen (ICP-MS) und organischen Gemischen
(GC-MS, HPLC-MS) aller Art
• Bestimmung der molaren Masse von Makromolekülen
• Sequenzanalyse von Proteinen
• Ermittlung der Herkunft biologischer Proben

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 24 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

Beispiel 1: Sequenzanalyse eines Peptides mit MALDI-TOF-Massenspektrometrie


Mit der Matrix-Laserdesorption-Ionisierung (Matrix Assisted Laser Desorption Ionization MALDI) kön-
nen auch von Makromolekülen relativ stabile Molekülionen erhalten werden, deren Fragmentierung
sich mit verschiedenen chemischen und physikalischen Methoden sehr exakt steuern lässt. Wird diese
Ionisierungsmethode mit einem Time of Flight-Massenfilter (TOF) kombiniert, können die Massen von
grossen Molekülionen so präzis ermittelt werden, dass Rückschlüsse auf die Elementarzusammenset-
zung möglich werden.
Das nachfolgende MALDI-TOF-Massenspektrum eines Peptides (Angiotensinogen; M = 1758 g/mol; aus
Lottspeich F., Zorbas H. (ed):"Bioanalytik",Spektrum-Verlag,Heidelberg (1998) ) erlaubt die Ermittlung
der Aminosäurensequenz, wie sie in der darunter stehenden Tabelle dargestellt ist.

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 25 von 26 12.04.2005/Gae


ZHW / CB / AnC4 SS 05

Beispiel 2: Prozesskontrolle mit einer Inline-MS-Sonde


In einem Bioreaktor wird in den Gasraum eine Sonde eingeführt, welche das kontinuierliche Absaugen
von Gasproben durch eine semipermeable Teflonmembran erlaubt. Die Proben werden direkt einem
Massenspektrometer zugeführt, dessen Massenfilter auf das Erfassen von für die interessierenden Mo-
leküle charakteristischen Massen programmiert ist (z.B. m/z =32 für Sauerstoff O2, 44 für CO2 oder 31
für Ethanol. So kann das Entstehen oder der Abbau mehrerer gasförmiger Substanzen hochselektiv und
simultan verfolgt werden.

Beispiel 3: Ultraspuren-Elementanalytik mit ICP-MS


(Kläntschi N. et al: "Elementanalytik", Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg (1996). Die Ele-
mentanalytik mit ICP-MS (Inductively Coupled Plasma-Mass Spectrometry) ist eine der vielseitigsten
und gleichzeitig nachweisempfindlichsten Analysemethoden überhaupt. Die Probe (Aggregatzustand
unwichtig) wird in einer über 7000°C heis-
sen Plasmafackel verdampft, atomisiert und
ionisiert. Die entstehenden Ionen werden
mit einer Ionenlinse in Richtung des Eingan-
ges des Massenspektrometers beschleunigt
und dort mit einem niedrig auflösenden
Quadrupol-MS analysiert. Nach einer Kalibra-
tion mit Standardlösungen sind damit quan-
titative Elementanalysen aller 90 Elemente
im Gemisch innerhalb weniger Minuten mög-
lich! Das nebenstehende Massenspektrum
stammt von einer wässerigen Probe, welche
je 10 µg/l Thallium, Blei und Wismut ent-
hält. Sehr schön ist darin erkennbar die Ver-
teilung des Bleis auf seine verschiedenen na-
türlich vorkommenden Isotope.

D:\Daten gae\ZHW\AnC4\Skript AnC4\SkriptMS.doc Seite 26 von 26 12.04.2005/Gae

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