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5. Massenspektrometrie
Messprinzip:
• In einer Ionisationskammer werden Moleküle (oder Atome im ICP-MS) im Vakuum oxidiert
oder reduziert. Dadurch entstehen Molekülionen, welche teilweise nicht mehr stabil sind und
durch Bindungsbrüche in Fragmente zerfallen. Die Fragmente können ebenfalls geladen sein.
• Die geladenen Teilchen werden durch "Ionenlinsen" in einer bestimmten Richtung beschleunigt
und fokussiert und treten in einen Analysator ("Massenfilter") ein. Dieser lässt - gesteuert
durch einen Computer - immer nur Teilchen mit einem bestimmten Verhältnis Masse/Ladung
(m/z) zum Detektor durch.
• Im Detektor werden die Ionen eines bestimmten m/z "gezählt" und ihre Häufigkeit ("Abun-
dance") in einen elektrischen Strom umgewandelt.
• Der Computer registriert die Abundances zu jedem Verhältnis m/z stellt diese als Funktion von
m/z in einem sog. Massenspektrum dar.
125
160
89
63
5.2 Instrumentelles
5.2.1 Ionenquelle
Die angeregten Moleküle sind nicht mehr stabil, sie werden oxidiert, reduziert, es treten Bindungs-
brüche oder Umlagerungen auf (s.u.). Mit einer Reihe von negativ geladenen Lochblenden ("Io-
nenlinsen") werden die kationischen Produkte dieser Zerfallsareaktionen in Richtung des Ausgan-
ges der Ionisierungskammer beschleunigt und fokussiert. Nur ein Bruchteil der in die Ionisierungs-
kammer eingeführten Moleküle wird ionisiert und deshalb vom Massenspektrometer erfasst, alle
nicht geladenen Fragmente und Moleküle werden über das Vakuumsystem abgeführt.
Zerfallsreaktionen
3. Reduktion von M
−
M + ekin. → M−
- Wird im Positive Ion Mode nicht beobachtet.
- Kann ein e- auf das M+ aus 1. übertragen und so dessen Abundance senken.
- Tritt mit 1000x kleinerer Häufigkeit auf wie 1.
4. Fragmentierungsreaktionen
−
M + ekin. → Mi + + 2e−
Mi + → F1i+ + F2
- Immer nur eines der beiden Fragmente F1 und F2 ist geladen und wird beobachtet. Wo die Ladung be-
vorzugt sitzt, hängt von der Stabilität der beiden ionischen Bruchstücke ab.
- Das nichtgeladene Fragment kann aufgrund der Unterschiede ∆m zwischen den Fragmentsignalen
festgestellt werden.
- Das Radikal-Elektron (teilweise gefülltes MO) kann auch auf F2 sein, wenn das entsprechende Radikal
stabil genug ist.
- Je grösser die kinetische Energie der Primärelektronen ist, desto eher treten Fragmentierungen auf.
Dies kann so weit gehen, dass das Molekülion nicht mehr beobachtet werden kann. Abhilfe bieten an-
dere schonendere Ionisierungsmethoden als EI, zum Beispiel chemische Ionisation oder MALDI (Mat-
rix Assisted Laser Desorption Ionization, s.u.), mit dem sich sogar Makromoleküle wie Proteine sehr
schonend ionisieren lassen.
- Fragmentierungen treten zudem auch unabhängig von der Ionisierungstechnik gehäuft auf, wenn M+
nicht stabil ist.
Chemische Ionisation CI
Grösster Nachteil der ansonsten sehr robusten und technisch ausgereiften EI-Ionisationsmethode
ist der "grobschlächtige" Beschuss der Analytmoleküle mit hochenergetischen Elektronen, was dazu
führt, dass bei wenig stabilen und vor allem grossen Molekülen das Molekülion nicht beobachtet
werden kann, weil es noch in der Ionisationskammer zerfällt. Eine gewisse Verbesserung ist mög-
lich mit der CI-Methode:
- Die Ionisationskammer wird mit einigen hPa eines Gases, z.B. Methan, gefüllt. Die CH4-Moleküle
liegen damit in viel höherer Konzentration vor als alle Probenbestandteile und werden vor allem
+
von den schnellen Elektronen getroffen, es entsteht CH4 :
−
CH4 + ekin. → CHi4+ + 2e−
+
- Kollidiert nun eines dieser CH4 -Radikale mit einem Analytmolekül, kann es ein Proton darauf
übertragen (funktioniert besonders gut bei Molekülen mit Heteroatomen, wieso?):
CHi4+ + M → CH3i + MH+
+
- Das MH -Ion wird nun wie üblich Richtung Ausgang der Ionisationskammer beschleunigt und im
Analysator, bzw. Detektor registriert. Zu beachten ist, dass das Signal nun nicht bei der molaren
Masse M erscheint, sondern bei M+1.
Es sind heute diverse andere Reaktandgase anstelle von Methan im Gebrauch, welche auch andere
Sekundärreaktionen mit Analytmolekülen eingehen können. Für weitere Informationen dazu vgl.
die entsprechende Spezialliteratur in der Bibliographie zu AnC3&4.
Beispiel: EI- und CI-Spektrum von Ephedrin (Molare Masse = 165 g/mol)
OH
CH CH3
CH
HN
CH3
100 58
100 166
EI CI (Methan)
80 80
60 60
40 40
148
20 20
107
106
0 0
0 40 80 120 160 0 40 80 120 160
m/z m/z
80
60
40
20
0
0 50'000 100'000 200'000 m/z
5.2.2 Analysator
Der Analysator hat die Funktion eines "Massenfilters", der immer nur Ionen mit einem bestimmten
Verhältnis m/z zum Detektor durchlässt (Analogie in der Spektroskopie: Monochromator lässt im-
mer nur Photonen einer bestimmten Energie zum Detektor durch). Der Analysator wird von einem
Rechner gesteuert, der gleichzeitig zu jedem Wert von m/z das Detektorsignal registriert. Dieses
Signal ist proportional zur Häufigkeit der Ionen mit dem Verhältnis m/z.
Im Gegensatz zu spektrometrischen Monochromatoren, deren Frequenz-, bzw. Wellenlängenachse
i.A. durch den Gerätehersteller einmal kalibriert wird, muss die m/z-Skala im Massenspektrometer
immer wieder mit Referenzsubstanzen kalibriert werden, welche ein charakteristisches MS mit mög-
lichst gleichmässig im gesamten interessierenden Bereich verteilten Linien aufweisen.
• Je grösser die zu messende Masse ist, desto besser muss die Auflösung des Gerätes sein, wenn
die gleiche Messunsicherheit verlangt wird.
• Je grösser eine Masse ist, desto mehr Möglichkeiten gibt es für die zugrunde liegende Sum-
menformel.
Quadrupol-Massenfilter
Funktionsprinzip: 4 parallele Metallstäbe (ca. 15 cm lang) sind quadratisch angeordnet. Zwischen
je 2 gegenüberliegende Stäbe wird eine Gleichspannung UDC gelegt, die zusätzlich mit einer Wech-
selspannung UAC mit der Frequenz νAC überlagert ist. UAC hat in den beiden Paaren umgekehrtes Vor-
zeichen (= Phasenverschiebung 180°). Die in der Ionenquelle beschleunigten und fokussierten
Ionen treten am einen Ende in den Quadrupol ein und werden von den Stäben je nach deren mo-
mentanem Potential angezogen oder abgestossen. Dadurch kommen sie immer stärker "ins Trudeln"
und kollidieren mit den Quadrupolstäben. Nur Ionen mit einem ganz bestimmten Verhältnis m/z
gelangen bis zum Ende des Quadrupols und werden dort vom Detektor registriert. Welche m/z zum
Detektor gelangen, wird durch νAC bestimmt. Die Frequenz wird nun kontinuierlich verändert, und
so das ganze Massenspektrum aufgezeichnet. Mit heutigen, computergesteuerten Geräten können
bis zu 1000 Massen/sec abgetastet werden.
U νAC
UAC
UDC
t
Vorteile:
• Sehr schnelle Aufnahme von MS möglich (-> GC-MS, LC-MS)
• Technisch wenig aufwendige und kaum störungsanfällige Konstruktion
• Gut reproduzierbare Resultate
• rel. billig
Nachteile:
• Schlechte Auflösung (A = 1000 - 1500)
• Nur kleine Massen (bis ca. m/z = 1000) in vernünftiger Präzision messbar
Sektorfeld-Magnet
Funktionsprinzip: Fliegen geladene Teilchen senkrecht zur Feldrichtung in ein homogenes Magnet-
feld, so werden sie auf eine Kreisbahn abgelenkt, deren Radius r proportional zu m / z ist. Der
Proportionalitätsfaktor ist abhängig von der Stärke des Magnetfeldes (B) und von der Spannung U,
mit welcher die Ionen vor Eintritt ins Magnetfeld beschleunigt wurden:
2⋅U
r= ⋅ m/ z (G30)
B
Technische Umsetzung: In der Praxis wird der Radius der Flugbahn konstant gehalten und die Mag-
netfeldstärke jeweils so variiert, dass nur Ionen mit ganz bestimmtem m/z auf den Detektor tref-
fen. (vgl. Grafik auf der nächsten Seite)
Vorteile:
• Sehr hohe Auflösungen erreichbar (A bis 300'000!) -> Einsatz v.a. in der Grundlagenforschung.
Nachteile:
• Apparativ aufwendig und daher teuer
• Aufzeichnung eines MS mit hoher Auflösung dauert mehrere Minuten -> für Kopplung mit
Chromatographie nicht geeignet.
Magnetfeld B senkrecht x x x x x x x x x x x x x
zur Bildebene
x x x x x x x x x x x x x
x x x x x x x x x x x x x
x x x x x x x x x x x x x
x x x x x x x x x x x x x
x x x x x x x x x x x x x
Beschleunigungsspannung U
Time-Of-Flight-Analysator (TOF)
Funktionsprinzip: TOF-Analysatoren werden meist mit einer MALDI-Ionenquelle kombiniert (MALDI-
TOF-MS). Nachdem die Analytmoleküle durch den Laserpuls aus der Matrix herausgelöst und ioni-
siert wurden, werden sie in einem Ionenlinsen-System beschleunigt. Je grösser m/z eines Teilchen
ist, desto kleiner wird seine Geschwindigkeit nach der Beschleunigungsstrecke sein, und desto
länger braucht es, bis es zum Detektor gelangt, der ca. 1-4m entfernt ist. Die Zeit, welche zwi-
schen dem Auslösen des Laserpulses im MALDI und dem Auftreffen der Ionen auf den Detektor
vergeht, ist also ein Mass für das Verhältnis m/z: je grösser m/z, desto länger ist die Flugzeit eines
Teilchens.
Vorteile:
• Molmassenbestimmungen sind bis zu sehr grossen Molekülen möglich (Proteinanalytik!)
• Auflösungen bis 15'000 möglich.
Nachteile:
• Komplexer Aufbau -> Teuer und störungsanfällig, nur von Spezialisten zu bedienen.
• Viele Störungsmöglichkeiten, besonders im Beschleunigungsteil, welche die Unsicherheit der
Massenbestimmung vergrössern.
Puls
+
+
Abundance
Matrix
Matrix
Beschleunigung
Beschleunigung A B Detektor
Detektor
m/z(A) m/z(B)
Zeit
0
Puls
5.2.3 Detektor
Zentrale Aufgabe des Detektors in der Massenspektrometrie ist die Messung der Abundance von
Ionen und Umwandlung dieser Information in ein elektronisches Signal. Dies geschieht in der Re-
gel mit einem Sekundär-Elektronenvervielfacher (Electron Multiplier, EM):
Die aus dem Analysator austretenden Ionen treffen mit hoher Geschwindigkeit auf ein negativ ge-
ladenes (bis 20'000 V !) Halbleiterelement, eine sog. Konversionsdynode, und "schiessen" aus de-
ren Oberfläche Elektronen heraus. Diese Sekundärelektronen werden von einer weiteren, gegenüber
liegenden Dynode, die ein positiv geladenes Potential aufweist, angezogen und lösen beim Auftref-
fen noch mehr Elektronen aus. Der Prozess wiederholt sich entlang einer Reihe von trichterförmig
angeordneten Dynoden, welche auf immer höhere positive Potentiale geladen sind, es entsteht
eine "Elektronenlawine". Am Ende des Trichters ist eine Anode, welche die auftretenden Elektronen
ableitet. Der dadurch resultierende elektrische Strom ist das analytische Signal; er ist proportional
zur Anzahl Ionen, welche auf die Konversionsdynode getroffen sind. Zwischen erster und letzter
Dynode eines EM tritt je nach Potentialdifferenz (typisch ca. 3'000V) ein Verstärkungseffekt von bis
7 7
zu 10 auf, d.h. ein einzelnes Ion, das auf die Konversionsdynode trifft, löst am Ende 10 Sekun-
därelektronen aus.
Dynoden
Dynoden
+1000V +1500V
+500V +2000V
+2500V
+ +3000V
+1750V
+1250V +2250V
+750V +2750V
Ableitelektrode
Ableitelektrode
-20‘000V
µA
Konversionsdynode
Konversionsdynode
5.3 Molekülion
+
Als Molekülion oder M wird jenes Teilchen bezeichnet, das die Summenformel des Analyten hat
und nur aus den leichtesten natürlich vorkommenden Isotopen der enthaltenen Elemente besteht
(vgl. Tabelle auf der nächsten Seite). Sein m/z entspricht der Summe der entsprechenden Isoto-
penmassen und muss nicht mit der molaren Masse übereinstimmen!
Beispiel: M+ und molare Masse von Chloroform
Summenformel: CHCl3
Molare Masse M: AR(C) + AR(H) + 3*AR(Cl) = 12.011 + 1.008 + 3*35.453 = 119.378 g/mol
+ 12 1 35
M (leichteste Isotope; C H Cl3): 12.00000 + 1.00783 + 3*34.96885 = 117.91438 a.m.u
(niedrige Auflösung: 118)
5.3.1 Identifizierung
Ein Molekülion (d.h. m/z = Molmasse) entsteht, wenn aus einem Molekül nur ein Elektron entfernt
wird (Prozess 1. in Kap. 5.2.1). Das Signal sollte das grösste Verhältnis m/z im Spektrum aufwei-
sen. Dies ist aber nur selten der Fall, z.B. aus folgenden Gründen:
•
+
M ist zuwenig stabil, es werden nur Fragmente beobachtet mit kleinerem m/z. Dieses Problem
kann manchmal behoben werden, indem eine schonende Ionisierungsmethode, z.B. CI oder
MALDI eingesetzt wird.
• Im System können Verunreinigungen vorhanden sein, welche Signale bei höherem m/z erzeu-
gen (Beispiel: Säulenbluten bei hohen Temperaturen im GC-MS)
• Basische Analyte (z.B. Alkohole oder Amine) können sich ein Proton "einfangen": es resultiert
+
ein Signal bei M +1.
•
+ +
Die schwereren Isotope können zu zusätzlichen Peaks bei M +1, M +2, etc. führen, die vor al-
+
lem, wenn mehrere Chlor oder Brom vorhanden sind, sogar intensiver als M sein können (vgl.
Kap. 5.3.2)
+
Hilfsmittel zur Identifizierung des M -Peaks
•
+
Ist M geradzahlig (Keine oder gerade Anzahl Stickstoffatome, s. 5.3.2), treten v.a. ungerad-
+
zahlige Fragmente auf (ausser sie enthalten ein N!). Ist M ungerade, findet man viele gerad-
zahlige Fragmente.
•
+
Das erste unterhalb von M sichtbare grössere Signal muss mindestens 12 Masseneinheiten
entfernt sein (Ausnahmen H oder H2-Abspaltung: ∆m = -1, bzw. -2).
Beispiele: DB-Aequivalente
Dichlorbenzylcyanid
C7H3Cl2N Cl
3+2−1−2
DBA = 7 − =6
2 C N
1 DBA für den Benzolring
2 DBA für die CN-Dreifachbindung
3 DBA für die aromatischen Doppelbindungen Cl
Isobuttersäurechlorid
C4H7ClO H3C Cl
7+1−2
DBA = 4 − =1 CH C
2 H3C O
1DBA für die Carbonylbindung
• Isotopensignale
Wird m/z nur mit niedriger Auflösung gemessen
(nur auf ganze Zahlen), so gibt es - vor allem bei
grösseren Massen - viele Möglichkeiten der Ele-
+
mentarzusammensetzung. Einem M -Peak mit der
H-Abspaltungen
Masse 155 könnten u.a. die folgenden Summen-
formeln zugrunde liegen: C7H6ClNO, C11H9N, C8H17N3,
etc.
+
Ein M -Signal (oder auch ein aus den leichtesten m/z
-4 -3 -2 -1 +1 +2 +3 +4
Isotopen aufgebautes Fragmentsignal) ist aber M+
immer auf seiner rechten Seite von sog. Isotopen- 37
Cl,81
37Cl, 81Br
Br 37
Cl22,,81
37Cl 81Br
Br22
signalen begleitet (es bildet mit diesen zusammen 13
13CC
einen "Isotopencluster"). Die Isotopensignale 34
34SS
enstehen durch Teilchen, welche eines oder mehrere der schwereren natürlichen Isotope ent-
halten (vgl. Tabelle auf der vorhergehenden Seite).
13
C 1.1% des natürlichen Kohlenstoffes besteht aus diesem um 1 a.m.u. schwereren Isotop. In
einem Molekül mit n C-Atomen besteht eine Wahrscheinlichkeit von n*1.1%, dass eines
13
dieser Atome ein C-Atom ist
+ +
Das Signal mit m/z = M + 1 steigt pro C-Atom um 1.1% (relativ zur Intensität von M )
Beispiel
100
Im nebenstehenden Spektrum ist M+ =
128, die Intensität von M++1 ca. 11%
von M+. Die Substanz enthält demnach
ca. 10 C-Atome.
50
Was hat sie für eine Summenformel und
wieviele DBA ergeben sich daraus?
Strukturvorschläge?
0
120 130
Störung: Durch Protonierung (z.B. in Alkoholen und Aminen) wächst M++1 ebenfalls und
kann so zu viele C-Atome vortäuschen.
34 34 32
S 4.2% des natürlichen Schwefels besteht aus S, der Rest ist S.
+ +
Das Signal mit m/z = M + 2 steigt pro S-Atom um 4.2% (relativ zur Intensität von M )
Beispiel
100
Ermitteln Sie aus dem nebenstehenden
MS die Summenformel und dann die 100% 5%
50
0
20 40 60
37 37 35
Cl 24.2% des natürlichen Chlors besteht aus Cl, der Rest ist Cl.
+
Das Signal mit m/z = M + 2 steigt bei einem Cl-Atom auf 32% (relativ zur Intensität
+ + +
von M ), bei mehreren Chlor erscheinen weitere Signale bei M +4, M +6, etc.
Die relativen Intensitäten in dem Isotopencluster sind charakteristisch für die Anzahl Cl-
und Br-Atome in dem Molekülioln oder Fragment (vgl. Tabelle auf der nächsten Seite).
100
Beispiel: Methylenchlorid CH2Cl2
Aus welchen Isotopen sind die den ein-
zelnen Signalen zugrunde liegenden Io-
nen zusammengesetzt?
50
0
0 20 40 60 80
81 81 79
Br 49.5% des natürlichen Broms besteht aus Br, der Rest ist Br.
+ +
Das Signal mit m/z = M + 2 wird durch ein Brom-Atom praktisch gleich gross wie M ,
+ + +
bei mehreren Brom erscheinen weitere Signale bei M +4, M +6, etc., und M ist nicht
mehr das intensivste Signal des Clusters
Die relativen Intensitäten in dem Isotopencluster sind charakteristisch für die Anzahl Cl-
und Br-Atome in dem Molekülioln oder Fragment (vgl. Tabelle auf der nächsten Seite).
Beispiel: Bromoform CHBr3
Wieviele Br-Atome hat es in den
einzelnen Clustern und was für ei-
ne Summenformel liegen den Sig-
nalen zugrunde?
Br Br2 2 Br 3 Br4 Br
Br55
Cl 2Br 4 Cl 2Br5
Cl2 Cl 2Br Cl 2Br2 Cl 2Br3
Cl 3Br 4 Cl 3Br5
Cl 3 Cl 3 Br Cl 3Br2 Cl3Br3
5.4 Fragmentierungreaktionen
•
+
Wird ein Molekülradikal M durch Bruch einer einzelnen Bindung in 2 Fragmente aufgeteilt, so
+
entsteht im Normalfall ein geladenes Fragment X , das im MS ein Signal erzeugt und ein unge-
+ +
ladenes Teilchen, dessen Masse nur aus der Differenz zwischen dem Signal von X und dem M -
Peak ersichtlich ist:
m(R)
Mi + → X i + + R
m/z
m(X+) M+
• Welche Bindung gebrochen wird und auf welches der beiden Fragmente die positive Ladung
transferiert wird, kann selten eindeutig vorhergesagt werden, sondern es sind nur Vorhersagen
möglich, welcher Fragmentierungsmechanismus wahrscheinlicher ist. Man wird also im Spekt-
rum z.B. auch bei m(R) ein Signal beobachten.
• Fragmente können weiter zerfallen, wodurch noch leichtere Teilchen entstehen.
• Alle Fragmentierungsreaktionen müssen abgeschlossen sein, bevor die Ionen den Analysator
erreichen; m/z von Teilchen, die erst später entstehen, wird nicht mehr richtig gemessen.
5.4.1 α-Spaltung
R1 Die Bindung zwischen den beiden Atomen in α- und β-Stellung zu einem Hete-
roatom wird bevorzugt gebrochen. Die Ladung sitzt bevorzugt auf jenem Frag-
ment, welches das Heteroatom enthält.
100
CH2 CH2
50
HO CH2 NH2
0
20 40 m/z 60
C CH3 50
H3C CH2
0
20 40 m/z 60
m/z = 43 ist typisch für Acetylgruppen!
Aus dieser Regel folgt, dass eine Substanz, deren Massenspektrum viele geradzahlige Fragmente
aufweist, wahrscheinlich Stickstoffatome enthält.
CH2 CH3
CH2
CH2
CH CH2
H2C CH2 C3H7
CH3
H3C
H3C CH3
C3H7
100%
50%
0
0 50 m/z 100 150 200
5.4.4 Umlagerungen
Grundprinzip von Umlagerungsreaktionen: Als Folge der Ionisierung werden bindende Elektronen-
paare verschoben ("Bindungen umgeklappt").
McLafferty-Umlagerung
Gibt es in γ-Stellung zu einer Mehrfachbindung ein Wasserstoffatom, so kann dieses via einen
sechseckigen Übergangszustand auf das Ende der Mehrfachbindung übertragen werden.
Uebung: Auch in 1-Hepten (Beispiel im Skript zur Allylspaltung) ist eine Mc-Lafferty-Umlagerung
möglich. Welches Signal im Massenspektrum gehört dazu?
m/z ∆m
1.
57
43
71
85
29
127 198
169
2. 59
45
87
41
31
69
3. 91
M
+i
137
65
39 107
79
51
30
4.
57
43 x10
29 85
99 M
+i
135 137
69 166
164
5.5 GC-MS-Kopplung
Die meisten Detektoren, welche in der Chromatographie verwendet werden, sind nur wenig spezi-
fisch, d.h. sie lassen keine Identifizierung der einem Chromatographiepeak zugrunde liegenden
Substanz zu. Dies kann höchstens über Vergleiche von Retentionszeiten (bzw. RF-Werten in plana-
ren Techniken) geschehen (vgl. Skript zum Modul AnC1). Die Methode kann v.a. in komplexen Sys-
temen sehr aufwendig und/oder mit Störungen behaftet sein und ist auf Referenzsubstanzen ange-
wiesen.
Einige der in den vorhergehenden Kapiteln vorgestellten MS-Analysatoren können Massenspektren
in sehr kurzer Zeit (<1sec) aufzeichnen, was ohne weiteres ausreicht, um einen schmalen Chroma-
tographiepeak in Echtzeit zu analysieren.
Werden mehrere komplexe instrumentalanalytische Verfahren miteinander gekoppelt, spricht man
von "Hyphenated Techniques" ("Bindestrich-Techniken"), z.B. GC-MS, GC-IR, HPLC-MS, CEP-
MALDI-TOF, ICP-MS.
Chromatographie Massen-
spektrometrie
Interface
Auftrennung Identifizierung
(“Probenaufarbeitung”) Quantifizierung
Beispiel: Soll die Intensität eines Peaks auf 3 Stellen genau gemessen und digital abgespeichert
werden, sind dafür 256 Bit, bzw. 1 Byte notwendig.Wird pro sec ein Massenspektrum von m/z = 40
bis 600 mit einer Präzision von 1/- 0.5 a.m.u. aufgezeichnet, fallen pro Sekunde 560 Intensitäten
zur Digitalisierung und Abspeicherung an, was bei einem Chromatogramm von 30 Minuten Länge ei-
nem Speicherplatzbedarf von ca. 1 MByte entspricht.
Diese Zahlen stellen natürlich, wenn sie an den Fähigkeiten heutiger Rechner und Spei-
chermedien gemessen werden, überhaupt kein Problem mehr dar, waren aber noch vor we-
nigen Jahren eine echte Herausforderung und verteuerten leistungsfähige GC-MS-Systeme
sehr stark.
Auch mit einem leistungsfähigen Rechner bleibt aber das Problem, dass die riesige Daten-
flut in einer Art und Weise archiviert werden muss, die einen schnellen und selektiven
Zugriff zu den jeweils gewünschten Informationen ermöglicht. Die Information muss ge-
strafft (sog. "Datenreduktion") werden können und in einer für den User möglichst über-
sichtlichen Art und Weise darzustellen sein.
m/z
142
119
Abundance
91
91
77
77
51
Zeit
Das TIC-Chromatogramm ist nur für die quantitative Analyse zu gebrauchen, die Identifizierung von
Peaks ist erst mit den einem Peak zugrunde liegenden Massenspektren möglich.
Wie für andere unspezifische Chromatographie-Detektoren, z.B. den FID, gilt auch für den TIC, dass
eine substanzspezifische Quantifizierung bei stark überlappenden Peaks unmöglich ist. Dieses Prob-
lem kann durch sog. Single Ion Monitoring SIM überwunden werden: Anstelle des TIC wird für
jede Retentionszeit nur die Abundance eines einzelnen Ions (in der obigen Abbildung m/z
51,77,91,119 oder 142) aus den Rohdaten extrahiert und als Funktion der Zeit dargestellt. Die so
entstehenden Single Ion Chomatogramme (SIC) können bei geschickter Wahl des beobachteten
Ions (muss für die gesuchte Substanzch typisch sein) hochselektiv einzelne Analyte anzeigen; das
Massenspektrometer wird so zu einem "massenselektiven Detektor" (MSD). Mit einem MSD ist sogar
die getrennte Quantifizierung völlig überlappender Peaks möglich!
SIM 91
Benzyldetektor
m/z
142
SIM 77
Aromatendetektor
Abundance
91
77
51
SIM 51
Zeit
Phenyldetektor
TIC
Zeit
283
NCI-Massenspektrum SIM/NCI-GC
Putenfleisch, 200fg Nitrofen
283