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ONLINE WISSEN

Der richtige Pfad zur Information


Wie sich Erfolg im Internet messen lässt
Aus den USA schwappt wieder ein Trend über den großen Teich: „Engagement“ heißt der neue Leitbegriff beim Webcontrolling.
Damit versuchen Experten, die tatsächliche Wirkung einer Website nach komplexen Aspekten wie Markenwirkung und Kunden-
bindung zu erfassen. Klassische Messgrößen wie Seitenzugriffe, Besucherzahlen und Verweildauer reichen da nicht mehr aus.
Lesen Sie, mit welchen Methoden Sie Websites zielgenau optimieren und herausfinden, was genau Ihre Besucher im Internet
anspricht. Denn Umfragen zeigen: Sitebetreiber verschenken viel Analysepotenzial, indem sie die entscheidenden Messpunkte
im Internet falsch setzen oder ihren Webauftritt messuntauglich gestalten.

W ebcontrolling ist – zumindest Experten – nichts Neues. De facto


ignoriert aber immer noch die Mehrzahl der Unternehmen hierzu-
A U T O R : Niels Anhalt
Bereichsleiter Beratung und Konzeption
lande die Möglichkeiten effektiver Erfolgskontrolle im Web. Das ergab
bei der nexum AG (www.nexum.de)
eine Studie der Xamit Bewertungsgesellschaft aus dem Jahr 2007. Bei
neun von zehn der 14.000 untersuchten Webseiten quer durch alle
Branchen verzichteten die Betreiber auf spezielle Webstatistik- Zuerst fragen, wo es lang geht
Verfahren. Das heißt, kaum ein Unternehmen analysiert systematisch Zunächst: Neben dem Webcontrolling, also dem kontinuierlichen
seine Wirkung beim Internetpublikum. Hauptgrund dieser ernüchtern- Messen und Analysieren von Nutzerzugriffen, können Unternehmen
den Bilanz: Beim Webcontrolling erscheinen die Besucher von die Besucher ihrer Website auch befragen, direkt durch Interviews oder
Webseiten nur in Form langer Zahlenreihen und Statistiken. So einfach indirekt durch automatisierte Tests verschiedener Design- oder Inhalts-
kostenfreie Tools wie etwa Google Analytics auf den ersten Blick varianten. Gerade vor dem Start oder Relaunch einer Website empfiehlt
erscheinen mögen: Wer ernsthaft Webcontrolling betreiben will, es sich, die Nutzer einfach zu fragen, was sie tatsächlich auf der betref-
braucht eine Menge Wissen und Erfahrung, um diese Daten zu inter- fenden Website suchen. Denn angesichts immer komplexerer
pretieren. Zudem müssen Betreiber die Messapparatur schon beim Webpräsenzen lassen sich kaum alle Bedürfnisse und Motive des
Entwurf in die technische Architektur ihrer Onlineprojekte einbetten. Publikums voraussehen. Ohne solche Nutzerbefragungen kann späte-
res Webcontrolling im Betrieb sogar zu zweideutigen oder falschen
Was gilt es also zu beachten, um den Erfolg von Websites wirksam Analysen führen.
zu überprüfen und diese kontinuierlich an die Bedürfnisse der Ziel-
gruppen anzupassen? Dazu ein Beispiel: So sucht ein Mobilfunkkunde nach einem neuen
Vertragshandy. Um eine Übersicht der verfügbaren Geräte zu erhalten,
muss er auf der Website seines Providers so tun, als sei er Neukunde.
Sobald er sein favorisiertes Handy gefunden hat, bricht er die Online-
Sitzung ab. In gewisser Weise war also der Webzugriff für das
Unternehmen erfolgreich, da der Kunde seinen Vertrag wahrscheinlich
verlängern wird. Die Webanalyse dokumentiert indes nur den Abbruch

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Kontinuierliche Erfolgskontrolle
durch Webtracking
Interviews und automatisierte Tests liefern somit wichtige Moment-
aufnahmen, mit denen sich sowohl der generelle Kurs einer Website
korrigieren lässt als auch wichtige inhaltliche und gestalterische Details
verbessern lassen, wie etwa Form und Farbe eines Bestellbuttons oder
die Wirkung von Überschriften und Bildern. Für die kontinuierliche
Analyse des Nutzerverhaltens dient dagegen das Webtracking oder
Webcontrolling. Es wertet die Datenspuren aus, die Besucher auf den
Seiten einer Website tagtäglich hinterlassen. Tracking-Software bildet
darum die zweite Säule der Erfolgskontrolle im Web. Sie liefert dem
einer Onlinesitzung. Es entsteht also in zweifacher Hinsicht ein verzerr- Betreiber anhand bestimmter Schlüsselindikatoren Anhaltspunkte, wie
tes Bild: Der Betreiber muss an der Nutzerfreundlichkeit der Abläufe Websitebesucher die angebotenen Onlineinhalte nutzen. Die Macher
zweifeln, die die Nutzer zum Vertragsabschluss führen. Obendrein geht derSite erfahren etwa, wie lange sich Nutzer auf bestimmten Seiten auf-
ihm die entscheidende Information verloren, dass er einen Teil der halten, wie tief sie in das Angebot vordringen, von wo sie auf die Site
Informationen aus diesem Prozess auch seinen Bestandskunden ver- gelangt sind, über welche Suchmaschinen und Suchbegriffe etwa, aus
fügbar machen sollte. Dabei würde er zusätzlich profitieren, da sich welcher Region oder welchem Land sie darauf zugreifen und wie
Bestandskunden als solche auf seiner Website anmelden müssen. Der schnell sie einen Internetauftritt wieder verlassen.
Betreiber könnte dann einzelne Besuche einem bestimmten Besucher
zuordnen und noch besser Rückschlüsse auf den Erfolg seiner Site zie-
hen. Darum empfehlen sich vor dem offiziellen Start oder Neustart
einer Website so genannte Usability-Tests, bei denen ausgewählte
Kunden die neuen Seiten testen und anschließend dazu befragt wer-
den. Erst dadurch erfahren die Macher der Site, welche Ziele ihre
Kunden jenseits aller Werbehoffnungen tatsächlich verfolgen, an wel-
chen unerwarteten Barrieren sie scheitern und wo sie sich noch
Verbesserungen wünschen. Abstrakte Webstatistiken vermögen solche
Hinweise nicht zu liefern.

Nach dem Launch ist vor dem Launch


Tests und Befragungen rentieren sich dabei nicht nur vor dem Launch
einer Site, sondern auch im laufenden Betrieb. Denn ein hinreichend
komplexes Webprojekt lebt und erreicht seine Perfektion selten schon Was sagen ein-
zelne Indikato-
beim Stapellauf. Trotzdem ist für viele Sitebetreiber der Gedanke nach ren über den
wie vor ungewohnt, eine Präsenz auch nach ihrem Start laufend zu opti- Gesamterfolg
im Web aus?
mieren. In den meisten Onlinebudgets taucht dieser Posten darum erst
gar nicht auf. Damit verzichten Unternehmen jedoch auf einen ökono-
mischen Vorzug des Webmediums: Wofür in Printkampagnen jedes Damit fördern Webtracking-Tools wichtige Basisdaten für die
Mal Marktforscher bemüht werden müssen, erfolgt bei richtig einge- Erfolgskontrolle zutage. Trotzdem tun sich viele Unternehmen noch
stelltem Webcontrolling laufend und automatisch. Stichwort: Echt- schwer mit dem angemessenen Einsatz solcher Lösungen. Denn
zeitoptimierung. Wer ernsthaft Webcontrolling betreiben will, sollte bei Schlüsselindikatoren wie Seitenzugriffe (Page Impression, PI),
der Projektplanung daher auch Verbesserungszyklen nach dem Online- Verweildauer (Session), Besucherzahlen (Visits) oder Absprungraten
gang einplanen. liefern letztlich nur Informationsfragmente. So dreht sich der Zähler für

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Kurs halten im
Web durch
vorausschauende
Erfolgskontrolle

die Seitenzugriffe um einen Wert weiter, wenn ein Besucher beispiels- Interaktion statt stumme Lektüre messen
weise eine Produktinformationsseite anklickt. Ob er auf dieser Seite nur Doch für jedes noch so gute Webcontrolling-Cockpit gilt, messen lässt
die Einführung gelesen hat oder zusätzlich auch die technischen sich im Web nur, was eine lesbare Spur hinterlässt. Je stärker also eine
Spezifikationen, bleibt hingegen im Dunkeln. Gleiches gilt für Website ihre Nutzer zur Interaktion animiert, desto besser lässt sich das
Verweildauer und Absprungrate: So kann eine Produktseite mit verhält- Verhalten der Besucher später erfassen und interpretieren. Denn
nismäßig hoher Verweildauer von einigen Minuten und vielen Webtracking-Software vermag nicht zu messen, was ein Besucher bei
Seitenzugriffen eine hohe Absprungquote von achtzig Prozent aufwei- seiner stummen Lektüre denkt. Webtracking misst lediglich die
sen. Was sagt das über die Qualität einer Seite aus? Es kann bedeuten, Interaktionen des Nutzers mit der Website. Betreiber transaktionsorien-
dass die Nutzer dort, etwa aufgrund des Titels, relevante Inhalte erwar- tierter Sites wie zum Beispiel Onlinehändler sind dadurch naturgemäß
ten, vergeblich suchen und die Website daraufhin verlassen. Es kann im Vorteil. Klare Erfolgsquoten liefern hier Verkaufsraten oder das
aber genauso bedeuten, dass sie fündig wurden und ihre Onlinesitzung Verhältnis zwischen Nutzern, die sich im Internet zu Produkten bloß
beendet haben. informieren wollen, und jenen, die tatsächlich etwas online bestellen.
Wichtig ist auch die Konversionsrate, also die Verwandlung vom virtu-
Keine Blaupause ohne Controllingkonzept ellen Schaufensterbummler zum Käufer. Dagegen bieten contentlastige
Effektive Webanalysen erfordern also Erfahrung, um daraus valide Websites wie das Gros der Unternehmensauftritte per se wenig Anlässe
Rückschlüsse auf den Erfolg eines Onlineprojekts oder einer einzelnen zur Interaktion. Hier sind die Messpunkte bedeutend schwerer zu plat-
Kampagne und deren mögliche Optimierung zu ziehen. Mit der ange- zieren. Künstliche Klickfallen wie ein Gewinnspiel oder ein
messenen Interpretation von Webtrackingdaten allein ist hierbei indes Downloadangebot sind eine geeignete Möglichkeit, können aber in der
auch nicht getan: Da geht es Website-Betreibern ein wenig wie U-Boot- Breite echte, aus dem Inhalt erwachsende Interaktionen nicht ersetzen.
Fahrern. Denn der Erfolg einer Unterwasserfahrt beruht neben der
Interpretation von Mess- und Navigationsinstrumenten auch auf ihrer Eine Ursache interaktionsarmer Webseiten ist der Umstand, dass noch
sinnvollen Platzierung im Bootskörper. Schon bei der Planung des wenige Unternehmen den Rückkanal als großen Vorzug des Internets
Boots müssen darum die Konstrukteure entscheiden, welche gegenüber Print- und Rundfunkmedien zu nutzen wissen. So geben
Messwerte der Mannschaft später zuverlässig Auskunft über die siche- Webbesucher bei der Teilnahme an einem Onlinegewinnspiel oder
re Fahrt geben sollen. Betreiber von Websites sind also gewissermaßen beim Download besonderer Inhalte oft bereitwillig wertvolle
Schiffskonstrukteure und U-Bootfahrer in einer Person. Nicht erst nach Informationen zu sich und ihren Nutzungspräferenzen preis. Wie aber
dem Launch, sondern bereits in der Entwurfsphase ihrer Website müs- lässt sich dieses Prinzip auch für gewöhnliche Inhaltsseiten nutzen?
sen sie festlegen, wo und wie sie später den Erfolg ihrer Onlinepräsenz Eine nahe liegende Maßnahme kann sein, interaktionsarme Seiten in
messen wollen. So laufen nachher im Betrieb Controllingdaten in mehrere Einzelseiten aufzuspalten. Das zwingt den Besucher bei der
einem Instrumentencockpit zusammen, mit dem sich der erfolgreiche Lektüre, eine Klickspur durch die Inhalte zu hinterlassen und somit sein
Kurs der Seite bestimmen lässt. Interesse zu dokumentieren. Der Preis: Die Aufspaltung einer Seite

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macht den Internetauftritt als Ganzes unübersichtlicher. Zudem leidet informationen zusammenstellen, die seinen Bedürfnissen entspre-
die Bedienbarkeit, wenn der Browser des Nutzers mit jedem Klick eine chen, sie sogar ausdrucken oder speichern. Inzwischen sind
neue Seite laden muss. In der Folge sinkt die Verweildauer in den Webtracking-Tools auch in der Lage, Zugriffe innerhalb solcher
betroffenen Abschnitten. RIAs zu erfassen. Auf diese Weise wandeln sich bloße Contentseiten
zu interaktiven Informationsanwendungen mit messtauglicher
Verbesserte Interaktionsdesigns Web 2.0 Architektur.
Sitebetreiber stehen also vor widersprüchlichen Anforderungen:
Einerseits sollen sie ihren Besuchern einfach zugängliche Inhalte Gerade bei anspruchsvollen Produktdarstellungen lässt sich dieses
anbieten. Andererseits bedarf die Website einer geeigneten Archi- Prinzip weiter auf die Spitze treiben. Statt die technischen Spezifi-
tektur, in der die Nutzer gewissermaßen einen Abdruck ihrer Motive kationen in Tabellen abzulegen oder, noch schlimmer, über mehrere
hinterlassen. Neue Technologien aus dem Web-2.0-Umfeld wie Ajax Seiten zu verteilen, könnte ein Pumpenhersteller beispielsweise eine
und Flex ermöglichen neue, interaktionsstärkere Webdesigns. Mit Produktseite mit einem Konfigurator ergänzen. Dort stellt sich der
ihnen lassen sich wirksame Klickdramaturgien aufbauen, ohne dass Nutzer die gewünschte Pumpe nach Art, Leistung und Größe ihrer
sich der Besucher in umständlichen Seitenhierarchien verliert. Denn Bauteile zusammen. Vorteil für ihn: Er sieht auf den ersten Blick, wie die
auf Ajax oder Flex basierende Rich Internet Applications (RIAs) erlau- einzelnen Eigenschaften zusammenspielen, statt sich abstrakte
ben, Teilinhalte einer Webseite nachzuladen, anstatt jedes Mal die Leistungsdaten aus Tabellen mühsam heraussuchen zu müssen. Unter
komplette Seite neu aufzubauen. Dadurch verlieren Webseiten zuneh- Umständen kann er zugleich ablesen, wie sich seine Wunsch-
mend den Charakter digitalisierter Buchseiten und gleichen hingegen konfiguration auf den Preis des Produkts auswirkt. Der Sitebetreiber
eher Desktop-Anwendungen. wiederum erhält einen individuellen Abdruck des Lesevorgangs. Bietet
er dem Nutzer an, seine Konfiguration zu speichern, kann er ihn beim
Wie könnte eine gewöhnliche Produktinformationsseite danach nächsten Ladevorgang identifizieren und ein auf ihn zugeschnittenes
aussehen? Der Besucher könnte über einen kurzen Teaser hinaus Angebot unterbreiten. Bei einer ansprechend gestalteten Seite wird der
je nach Interesse weitere Inhalte freischalten, beispielsweise indem Besucher die Klickdramaturgie nicht als Hindernis zur Information emp-
er Infokästen ausklappt. Auf diese Weise kann er sich die Produkt- finden, sondern als erfolgreichen Pfad dorthin.

Online-Styleguides
lassen oft zu wenig
Spielraum für die
Interaktion mit dem
Nutzer

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Mit Web-2.0-Technologien lassen sich somit gewöhnliche Text-Bild- immer wieder zu einer Website zurückkehren. Ihr Engagement misst
Dokumente mit zusätzlichen Interaktions- beziehungsweise Konver- Peterson durch zwei Faktoren: Der Neuheitsindex, also die Tatsache,
sionsstellen aufrüsten. Stichwort Conversions. Mit diesem Schlüssel- dass diese Nutzer vorzugsweise nach neuen Inhalten suchen, sowie
indikator werden bislang etwa Verkaufszahlen auf Onlineshops, den Loyalitätsindex. Hierbei helfen Webcontrollingtools dem
Newsletter-Abonnements oder Downloads gemessen – und dank Web Betreiber, wiederkehrende Besucher als solche zu erkennen beispiels-
2.0 nun auch aktive Lektüre. Zahlreiche Konversionsstellen innerhalb weise durch den kombinierten Einsatz von Cookies mit Zählpixeln
einer solchen Websitearchitektur erlauben präzise Rückschlüsse für die oder so genannten Fingerprints, die den Nutzer über die individuelle
Verbesserung der Site, aber vor allem für die zielgenaue Ansprache Konfiguration ihres Rechners identifizieren.
jedes Nutzers.
Jeder Besucher verursacht aufgrund seiner besonderen Nutzungsweise unter-
Engagement als Messgröße für aktive Nutzer schiedliche Ausschläge in der Phalanx der Schlüsselindikatoren. Aus diesen
Trotz verfügbarer Technologien wird nicht jedes Unternehmen sogleich Werten bildet Peterson einen Durchschnitt, der als fixer Wert das Engagement
seine Website einem Oberflächenlifting à la Web 2.0 unterziehen. In eines Websitebesuchers ausdrückt. Mit dieser Methode fand Starblogger Robert
den USA entwickeln darum Webspezialisten wie Eric Peterson, Autor Scoble zum Beispiel heraus, dass Links des bekannten IT-Nachrichtenportals
des erfolgreichen Weblogs WebAnalyticsDemystified.com, oder Robert The Register nicht viel Wert sind. Denn trotz einer Millionen-Leserschaft klickt
Scoble, ehemaliger Starblogger bei Microsoft, neue Kategorien, mit kaum einer von ihnen einen Link auf sein Blog Scobleizer an. Das Social-News-
denen sich auch die Wirkung konversions- bzw. interaktionsarmer In- Portal Digg.com hingegen hat eine deutlich aktivere Leserschaft. Mit dreißig bis
haltsseiten messen lässt. Ihr Ziel: das Big Picture. Das heißt, Web- sechstausend regelmäßigen Nutzern ist das Digg-Publikum zwar deutlich klei-
controlling soll nicht nur seitenweise komplizierte Charts und Tabellen ner als bei The Register. Doch diese Leser klicken nicht nur auf den Link zu
ausspucken. Stattdessen suchen die Autoren nach einem möglichst Scobles Blog, sondern posten dort auch Kommentare, beteiligen sich also aktiv
einfachen Begriff vom Wert einer Seite. Oder genauer: vom Wert eines an der Diskussion.
Nutzers. Die Autoren vollführen nämlich einen Perspektivenwechsel.
Sie bemessen den Wert einer Seite anhand des Engagements seiner Das Engagement-Konzept wird zunehmend auch in Europa aufgegriffen und
Leser und Nutzer. Der englische Begriff engagement ist dabei vieldeu- weiterentwickelt. Ihm zugrunde liegt eine gereifte Sicht des Internet-Nutzers,
tig und meint Teilhabe und Bindung wie auch Verpflichtung. der nicht mehr nur als passiver Leser, sondern als aktiver, ja kreativer Partner
gesehen wird. Webcontrolling-Experten versprechen sich von dieser nutzerzen-
Um das Engagement der Leser auf seinem Weblog zu messen, zieht trierten Art der Erfolgsmessung eine beschleunigte Entwicklung in Richtung
Peterson dazu eine ganze Reihe Schlüsselindikatoren heran, darunter interaktiver Inhalte und Webdesigns. Zu erkennen ist bereits heute, dass
Klicktiefe, Verweildauer, Nutzung neuer Inhalte, aktive Rückmeldung über moderne, internetgestützte Publikumsbeobachtung sich immer weiter von den
Kommentare und Lesermails, Konversionen wie Downloads oder Abon- Kategorien der Gutenberg-Ära entfernt.
nements von Newslettern oder Newsfeeds, Anwahl der Website über
wichtige Schlüsselbegriffe in Suchmaschinen sowie die direkte Eingabe Pragmatismus beim Design
der URL etc. Durch die Vielzahl der Indikatoren vermeidet Peterson, nur Allerdings tangiert diese Entwicklung zu wirklich interaktiven Medien eine lei-
ein eindimensionales Bild der Nutzerbeteiligung zu erfassen. denschaftlich verteidigte Bastion der Werbeabteilungen: das Corporate Design
und die daraus abgeleiteten Gestaltungsrichtlinien für Onlinepublikationen.
Engagement hat viele Facetten Hier zeigt sich allzu oft, dass die zuständigen Designer noch mit der Offline-
Denn Engagement kann sich auf vielerlei Arten ausdrücken: Klickt Print-Brille auf das Web schauen und ihre Vorschriften nach der optisch anspre-
sich ein Nutzer durch eine ganze Liste von Seiten, lässt dies am bes- chenden Darstellung von Inhalten ausrichten. Doch die Regeln gefälliger
ten durch die Klicktiefe erfassen. Besucher die systematischer vorge- Contentdarstellung taugen nicht automatisch als effektives Interaktionsdesign.
hen und sich an der Seitenhierarchie entlang arbeiten, geben sich vor Die Folge: Konformes Design untergräbt nicht selten den Erfolg einer Website.
allem durch eine hohe Verweildauer zu erkennen. Dagegen mag es So kann sich etwa durch A-B-Testreihen oder multivariante Tests herausstellen,
auch Nutzer geben, die kaum mehr als eine Seite lesen, dafür aber dass stärker animierte Buttons mit mehr als den vorgeschriebenen fünfzehn

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Zeichen auch deutlich mehr Vertragsabschlüsse bewirken als die Version aus
dem Styleguide. Hier müssen sich Marketiers entscheiden, ob ihnen selbst A U TO R
gemachte Regeln wichtiger sind als der Erfolg bei ihrer Zielgruppe. Niels Anhalt
Insbesondere für transaktionsstarke Webseiten empfiehlt sich ein gesunder Bereichsleiter Beratung und Konzeption
Pragmatismus in Designfragen. bei der nexum AG
E-Mail: niels.anhalt@nexum.de
Effektive Erfolgskontrolle und darauf basierende Optimierung von Websites XING-Profil: www.xing.com/profile/Niels_Anhalt
bedarf also einer ganzen Phalanx von Maßnahmen: von der frühzeitigen
Planung einer wirksamen Messarchitektur zu einem interaktionsfreundlichen
THEMEN
Design bis zur Bereitschaft, fortlaufend am Kunden zu testen. Websitebetreiber
stehen dabei in gewisser Weise vor ähnlichen Herausforderungen wie Quan- • Schnittstellen-Kompetenz (IT, Marketing, Design)
tenphysiker oderSozialforscher: Jede Versuchs- oder Messanordnung beeinflusst • Multichannel-Konzeption (Web, Mobile, iTV, POI)
und formt geradezu den Ablauf des Experiments. Webdesign, Controlling und • Informationsarchitektur und Usability
aktiver Austausch mit den Sitebesuchern müssen darum eine Einheit bilden. • Content Management Prozesse

Wenn Sie mehr über Erfolgskontrolle und Website-Optimierung erfahren wol- LEBENSLAUF
len, steht Ihnen das Expertenteam von Niels Anhalt (niels.anhalt@nexum.de)
Seit April 2007 ist Niels Anhalt Bereichsleiter Beratung &
gerne zur Verfügung.
Konzeption bei der nexum AG. Hier berät er große und mittelstän-
dische Unternehmen zu den Themen Content-Management-
Prozesse, Rich Internet Applications, User Experience, Web-
FIRMENPROFIL
controlling und Multichannel.
nexum AG
Die nexum AG ist Beratung und Agentur In seiner Position als Manager Consulting leitete Niels Anhalt von
für digitale Medien. Die Philosophie der September 2005 bis April 2007 den Bereich Multichannel der
nexum AG ist es, durch den kreativen Einsatz modernster Tech- PIRONET NDH AG Consulting & Creative Services.
nologien gemeinsam mit ihren Kunden die gesteckten Geschäfts-
ziele und eine optimale User Experience zu erreichen. Bei der Pixelpark AG leitete er in den Jahren 2000 bis 2005 als Pro-
jektmanager Großprojekte und entwickelte als Senior Berater
Die Leistungen der nexum AG umfassen Beratung, Design, Strategie- und Umsetzungskonzepte für Unternehmen aus der
Entwicklung, Marketing Services, Redaktion und Projektmanage- Telekommunikations- und Medienbranche (z.B. VIVA, ZDF,
ment. Themenfelder der nexum AG sind E-Business, Multi- T-Online, iesy)
channel-Lösungen und Content Management. Die nexum AG mit
Hauptsitz in Köln und zweitem Standort in Jena beschäftigt mehr Als Projektleiter Internet und Intranet bei der Everest Design
als 70 feste Mitarbeiter und betreut sowohl mittelständische GmbH betreute Niels Anhalt im Zeitraum von 1998 bis 2000 den
Unternehmen als auch Konzerne. Zu den Kunden gehören unter Kunden Bayer AG und begleitete den Relaunch der Corporate
anderem o2 (Germany), Sony Europe, ThyssenKrupp, REWE, Website und den Aufbau des Corporate Intranet-Portals.
Sportfive, Lufthansa, BAUR Versand und coop Schweiz sowie die
Fußballbundesligisten 1. FC Köln, Hertha BSC, 1. FC Nürnberg und Mit seiner Diplomarbeit zum Thema „Interaktives Internet-
Hamburger SV. Fernsehen“ schloss Niels Anhalt 1998 sein Studium an der
Fachhochschule Köln im Fachbereich Photoingenieurwesen
www.nexum.de (Schwerpunkt Medientechnik) ab.

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