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Musik
im
Zeitalter
der
Digital
Natives

Konsumverhalten
und
neue
Vermarktungswege

Schriftliche
Hausarbeit
zur
Erlangung
des
akademischen
Grades
Bachelor
of
Arts
an
der
Fakultät
02
–
Gestaltung
–
der
Universität
der
Künste
Berlin
Gesellschafts‐
und
Wirtschaftskommunikation

vorgelegt
von
Christian
Lippert
aus
Berlin
(Deutschland)

Eingereicht
am
26.07.2010

1.
Gutachter:
Prof.
Klaus
Gasteier
Universität
der
Künste
Berlin

2.
Gutachter:
Prof.
Dr.
Franz
Liebl
Universität
der
Künste
Berlin
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Inhalt

___________________________________________________________
___________________ 3

Abbildungsverzeichnis 3

1. Hintergrund 4
1.1 Anliegen der Arbeit 4

1.2 MP3 und File-Sharing 6

1.2.1 Entwicklung des MP3-Formates 6

1.2.2 Verbreitung 7

1.2.3 Erste Distributionsversuche 9

1.2.4 Napster 10

1.2.5 File-Sharing Nachfolger 12

1.2.6 Heute 13

2. Konsument 15
2.1 Versuch einer Definition: Digital Native 15

2.1.1 Wandel im Sozial- und Kommunikationsverhalten 19

2.1.2 Wandel im Informationsverhalten 21

2.2 Digitale Kreativität 25

2.3 Urheberrecht & Piraterie 28

3. Musikindustrie 31
3.1 Wertschöpfungskette 31

3.1.1 Wandel der Wertschöpfungskette 33

3.1.2 Umgang mit illegalen Angeboten 37

3.3 Alternativen 41

3.3.1 Kostenpflichtige Downloadportale 42

3.3.2 Musikflatrates 43

3.3.3 Streaming 44

2
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

4. Perspektiven 48
4.1 Ausblick: Experteninterviews 48

4.1.1 Experteninterview mit Tina Funk 48

4.1.2 Experteninterview mit Corie Rappich 53

4.2 Fazit 56

Anhang 59
Leitfaden Experteninterviews 59

Quellenverzeichnis 60

______________________________________________________________________________

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Diversifizierung der Audio-Zugänge 18

Abbildung 2: Musiknutzung (höre Musik mit…) 22

Abbildung 3: Gespeicherte Musik auf Festplatten, MP3-Playern und Handys 23

Abbildung 4: Screenshot eines Literal Videos zu „Total Eclipse of the Heart“ 26

Abbildung 5: Vorstellung der Verletzung des Urheberrechts bei verschiedenen Austauschmöglichkeiten von
Musik beim Konsumenten 29

Abbildung 6: Klassische Wertschöpfungskette der Tonträgerindustrie (eigene Darstellung) 33

3
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

1. Hintergrund

1.1 Anliegen der Arbeit

Aufgewachsen
 mit
 MP3‐Playern,
 Computern
 und
 Spielekonsolen
 gehen
 die



heutigen
Jugendlichen
und
Mid20er
wie
selbstverständlich
mit
den
aktuellen

Technologien
und
Angeboten
der
sie
umgebenen,
digitalen
Welt
um1 .
E‐Mails,

Internet,
 Handys
 und
 Instant
 Messaging
 sind
 integrale
 Bestandteile
 ihres

täglichen
 Lebens.
 Das
 Internet
 bietet
 ihnen
 zudem
 die
 Möglichkeit,
 alle

Inhalte
 und
 Informationen
 sofort
 und
 kostenlos
 speichern
 und
 nutzen
 zu

können.
 Das
Web
2.0
sowie
eine
immer
schnellere
Internetanbindung
bieten

ihnen
dabei
 die
 strukturellen
 Grundlagen:
 nie
war
 es
 so
 einfach
wie
 heute,

große
 Mengen
 an
 Daten
 zielgerichtet
 an
 eine
 oder
 mehrere
 Personen
 zu

schicken
oder
selbst
 herunterzuladen.
 Auf
Basis
 des
 File‐Sharings,
 erstmals

im
 großen
 Stil
 durch
 die
 Plattform
 Napster
 durchgeführt2,
 _indet
 der

Internetnutzer
in
Sekundenschnelle
das,
 wonach
er
sucht
–
und
bekommt
 es

darüber
hinaus
 auch
 noch
kostenlos.
 Da
 erscheint
 es
 nur
 logisch,
 dass
 sich

vor
 allen
 Dingen
 die
 jungen,
 technikaf_inen
 Nutzer
 zu
 den
 illegalen

Angeboten
der
Tauschbörsen
hingezogen
fühlen.3

Die
Digital
 Natives
nutzen
die
neuen,
 ihnen
zur
Verfügung
 stehenden
Kanäle



und
 deren
 Angebotsvielfalt
 fast
 schon
 automatisch.
 Sie
 verarbeiten

Informationen
anders
 als
 frühere
Generationen,
 da
sie
 bereits
 sehr
früh
mit

den
 neuen
 Technologien
 und
 Kommunikationsmöglichkeiten
 in
 Kontakt

kommen.4 
 Kritiker
 meinen,
 durch
 diese
 Digitalisierung
 würde
 die
 junge

Generation
 die
 Wertschätzung
 zum
 eigentlichen
 physischen
 Produkt

verlieren,
 das
sie
nun
als
in
Dateien
zusammengefassten
Binärcode
auf
ihrer

Festplatte
oder
 MP3‐Player
 sichern.
 Ganze
CD
Sammlungen
_inden
nunmehr

Platz
 auf
 einem
 einzelnen
 Wiedergabegerät.
 Anstatt
 sich
 auf
 eine
 feste


1Horvath, P., Was tun mit den „Digital Natives“?, http://www2.mediamanual.at/themen/kompetenz/


60_Horvath-Was_tun_mit.pdf, 2007, S. 3, Zugriff am 14.06.2010
2 Röttgers, J., Mix, Burn & R.I.P. – Das Ende der Musikindustrie, 2003, S. 13
3 ebd., S. 51
4Horvath, P., Was tun mit den „Digital Natives“?, http://www2.mediamanual.at/themen/kompetenz/
60_Horvath-Was_tun_mit.pdf, 2007, S. 1, Zugriff am 14.06.2010
4
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Titelreihenfolge
 einer
 CD
 beschränken
 zu
 müssen,
 bieten
 Sammlungen
 aus



tausenden
Musikstücken
die
Möglichkeit,
einzelne
Titel
 herauszupicken
oder

sich
 selbst
 Playlisten
 (sogenannte
 Compilations)
 für
 vielerlei
 Anlässe

zusammenzustellen.
Die
Hörgewohnheiten
der
Digital
 Natives
unterscheiden

sich
 also
 maßgeblich
 von
 den
 Digital
 Immigrants,
 der
 Generation,
 die
 erst

später
 mit
 den
 digitalen
 Medien
 in
 Kontakt
 gekommen
 ist.
 Das

Gesamtkonzept
„Album“
wird
durch
die
stetige
Verfügbar‐
und
Personalisier‐
barkeit
 von
 einzelnen
 Musikstücken
 fragmentarisiert
 und
 verliert
 für
 die

Digital
Natives
an
Bedeutung.5


Im
 ersten
 Teil
 dieser
 Arbeit
 wird
 der
 Konsument
 vorgestellt.
 Was
 zeichnet

den
 Digital
 Native
 aus,
 wie
 unterscheidet
 er
 sich
 im
 Vergleich
 zum
 Digital

Immigrant
 vor
 allen
 Dingen
 im
 Konsum‐
 und
 Rezeptionsverhalten?
 Dabei

spielt
 auch
 die
 Entwicklung
 des
 MP3s
 und
 des
 File‐Sharings
 als
 Plattform

zum
Austausch
von
legalen
und
illegalen
Daten
eine
große
Rolle.
Hierbei
wird

zu
 Gunsten
 der
 möglichst
 facettenreichen
 Beschreibung
 eine
 internationale

Betrachtungsweise
dieser
Generation
gewählt.
Nachdem
geklärt
wurde,
 wer
der
Digital
Native
ist,
 wie
er
mit
Informationen

und
 Daten
 umgeht
 und
 welche
 Bedürfnisse
 diesem
 Verhalten
 zugrunde

liegen,
 gilt
 es
 im
 zweiten
 Teil
 dieser
 Arbeit
 herauszu_inden,
 wie
 die

Musikindustrie
auf
diese
Zielgruppe
reagiert.
Dabei
wird
im
ersten
Schritt
die

klassische
 Wertschöpfungskette
 beschrieben
 und
 der
 Absatz
 von
 CDs
 und

Online
 Verkäufen
 der
 letzten
 Jahre
 statistisch
 gegeneinandergestellt.
 Dabei

beschränke
 ich
 mich
 vorrangig
 auf
 den
 deutschen
 Markt,
 da
 eine

internationale
 Betrachtung
 aufgrund
 der
 verschiedenen
 Angebote,

Künstlerkataloge
 und
 Marktsituationen
 der
 Musikindustrie
 in

unterschiedlichen
 Ländern
 den
 Rahmen
 dieser
 Bachelorarbeit
 sprengen

würde.
 Zudem
 wird
 die
 herkömmliche
 Wertschöpfungskette
 der

Musikindustrie
 auf
 Grundlage
 der
 neuen
 Konsumenten‐/Anbieterrelation

analysiert
und
verändert.

Im
 dritten
 Teil
 der
 Arbeit
 werden
 mögliche
 zukünftige
 Entwicklungen

vorgestellt,
 die
 auf
 Grundlage
 der
 im
 vorherigen
 Kapiteln
 aufgestellten

Erkenntnisse
 einen
 Ausblick
 auf
 die
 möglichen
 Folgen
 der
 aktuellen


5Kessel, Prof. Dr. Thomas, Digital Natives, http://www.economag.de/magazin/2009/7-8/250+Digital+Natives,


2010, Zugriff am 14.06.2010
5
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Entwicklungen
 geben
 sollen.
 Um
einen
möglichst
 qualitativen
 Eindruck
 des



zukünftigen
 Umgangs
 mit
 Digital
Natives
 zu
gewinnen,
 spreche
 ich
mit
 zwei

Experten
aus
der
Musikbranche
und
gebe
die
wichtigsten
Kernpunkte
dieser

Interviews
wieder.

1.2 MP3 und File-Sharing

Das
 MP3‐Format
 gilt
 seit
 nunmehr
 über
 zehn
 Jahren
 als
 weit
 verbreiteter

Standard
 zur
 Komprimierung
 und
 Dekomprimierung
 von
 digital

gespeicherten
Audiodaten.
 Trotz
 vieler
Weiterentwicklungen
im
Bereich
der

möglichst
 verlustfreien
 Komprimierung
 von
 Audiodaten
 ist
 dieses
 Format

immer
 noch
 sehr
weit
verbreitet.
 Scheinbar
 revolutionäre
Formate
wie
zum

Beispiel
 das
 patentfreie
 OGG
 Vorbis
 aus
 dem
 Jahre
 1999
 wurden
 von

Fachleuten
 zwar
 bejubelt,
 fanden
 aber
 nur
 wenig
 Gehör
 bei
 den

Konsumenten.6 
Das
MP3
war
nicht
zuletzt
der
Beginn
der
File‐Sharing‐Welle,

die
Anfang
 dieses
 Jahrtausends
 die
 Existenzgrundlage
 der
 Major‐Labels,
 die

zu
 dieser
 Zeit
 immer
 noch
 auf
 die
 konventionelle
 Audio‐CD
 setzten,

veränderte.
 Hier
 beginnt
 bereits
 der
 Ein_luss
 der
 ersten
 Digital
 Native‐
Generation:
Es
fällt
auf,
dass
es
zum
großen
Teil
junge
Studenten
zwischen
18

und
25
Jahren
waren,
 die
das
Potential
 des
 neuen
Audioformates
mittels
der

Etablierung
 der
 P2P‐Technologie
 erkannten
 und
 die
 Musikwelt
 bis
 heute

nachträglich
beein_lussen.

1.2.1 Entwicklung des MP3-Formates

Initiiert
 wurde
die
Entwicklung
des
MP3s
bereits
1977
durch
den
deutschen

Professor
 Dieter
 Seitzer
 vom
 Frauenhofer
 Institut
 in
 Erlangen.
 Er
 hatte
 die

Idee,
 Musik
 nahezu
 verlustfrei
 über
 Telefonleitungen
 zu
 übertragen.
 Diese

Vorstellung
 galt
 damals
 als
 so
 utopisch,
 dass
 das
 Patentamt
 ihm
 die

Patentierung
 dieser
Idee
 verwehrte.
 Angespornt
durch
diese
Ablehnung
gab

er
 seinem
 Doktoranden
 Karlheinz
 Brandenburg
 die
 Aufgabe,
 einen
 Weg
 zu

_inden,
Audiodaten
ohne
größere
Verluste
zu
komprimieren.
Da
Brandenburg

auf
 keinerlei
 vorhandenes
 Forschungsmaterial
 zu
 diesem
 Thema

zurückgreifen
 konnte,
 dauerte
 es
 knapp
 zehn
 Jahre
 bis
 er
 1986,
 in

Zusammenarbeit
 mit
 dem
 französischen
 Elektronikunternehmen
 Thomson,


6
Haring, B., MP3 – Die digitale Revolution in der Musikindustrie, 2002, S. 38f.
6
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

einen
 geeigneten
 Weg
 zur
 für
 das
 menschliche
 Ohr
 nahezu
 verlustfreien

Komprimierung
von
Audiodaten
gefunden
hatte.
 Sein
Verfahren
ermöglichte

es,
 die
 Rohdaten
 (meistens
 unkomprimierte
 WAV‐Dateien)
 um
 den
 Faktor

zwölf
zu
komprimieren.7 
Zusammen
mit
dem
im
Patentrecht
starken
Partner

Thomson
(der
zuvor
bereits
das
PAL‐System
durchgesetzt
hatte)
ließ
sich
das

Frauenhofer
 Institut
 im
 Jahre
 1989
 das
 Verfahren
 patentieren.
 Den
 Namen

MP3 8 
bekam
 diese
Art
der
Komprimierung
erst
sechs
Jahre
später,
 
im
Jahre

1995.9

1.2.2 Verbreitung

Der
Ursprungsgedanke
des
Frauenhofer
Instituts
im
Umgang
mit
dem
neuen

Komprimierungsformat
 war
 dabei
 in
 der
 industriellen
 Verwertung

angesiedelt:
Sowohl
für
den
Encoder
(Verschlüsselung)
als
auch
den
Decoder

(Entschlüsselung)
 wollte
 das
 Institut
 und
 das
 Unternehmen
 Thomson
 Geld

verlangen.
 Während
 die
 großen
 Unternehmen
 für
 das
 Encoding
 viel
 Geld

bezahlen
 sollten
 um
 die
 Software
 im
 Anschluss
 über
 ihre
 Kanäle
 zu

distribuieren,
 kam
 der
 Konsument
 für
 das
 Dekodieren
 der
 Daten
 weniger

kostenintensiv
 weg.
 Dieses
 Finanzmodell
 sollte
 das
 MP3‐Format
 für
 alle

Zielgruppen
 attraktiv
 machen.
 Die
 Firma
 Opticon
 war
 der
 erste
 große

Partner,
der
erst
nach
sieben
Jahren
nach
der
Einführung
des
Patents
im
Jahre

1986
den
En‐
als
auch
Decoder
anbot.
Unter
den
vielen
Käufern
war
auch
ein

junger
 Student
 aus
 Australien,
 der
 die
 Encoding‐Software
 mit
 einer

gestohlenen
 Kreditkarte
 bezahlte
 und
 das
 gesamte
 Geschäftsmodell
 von

Opticon
 und
 dem
 Frauenhofer
 Institut
 unterlief:
 Er
 knackte
 die
 Software,

verbesserte
sie
und
stellte
sie
als
Freeware
auf
seinen
FTP‐Server
zum
freien

Download
 zur
 Verfügung.
 Innerhalb
 eines
 Jahres
 war
 das
 Programm

tausendfach
vervielfältigt.
Als
 einige
Jahre
später
noch
wesentlich
einfachere

und
optimierte
Codecs10 
wie
zum
Beispiel
MusicMatch
auf
den
Markt
kamen,

war
 es
 auch
 für
 den
 Heimanwender
 und
 weniger
 technikaf_inen
 Nutzer

möglich,
alle
CDs
als
 MP3
zu
konvertieren
und
sich
Musik
 von
Freunden
und


7 Haring, B., MP3 – Die digitale Revolution in der Musikindustrie, 2002, S. 38


8 Abkürzung für „Moving Picture Experts Group-1 Layer 3“
9Renner, T., Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm – Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie,
2004, S. 136ff.
10
Bezeichnung für eine Kombination aus Encoder und Decoder.
7
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Bekannten
auf
seinem
Computer
anzuhören.
Es
dauerte
nicht
lange,
 bis
erste

Unternehmen
auf
die
Idee
kamen,
diese
MP3s
über
das
Internet
zu
verkaufen.

Einer
 der
 Ersten
 war
 der
 Brite
 Ricky
 Adar,
 der
 Mitte
 der
 1990er
 Jahre
 in

England
 an
 der
 ersten
 „digitalen
 Jukebox“
 arbeitete
 und
 sich
 mit
 dem

Frauenhofer
 Institut
 in
 Verbindung
 setzte.
 Pro
 MP3
 wollte
 Adar
 1
 Pfund

verlangen.
 Dabei
 dachte
 er
 schon
 an
 ein
 Ausschüttungskonzept
 für
 die

Rechteinhaber
 (Musikverlage
 beziehungsweise
 die
 Künstler),
 welche
 die

Musik
bereitstellten:
sie
sollten
20
Prozent
der
Einnahmen
bekommen.
Doch

zu
dieser
Zeit,
im
Jahre
1996,
verbreitete
sich
das
MP3
schon
explosionsartig

im
 Netz.
 Dabei
 waren
 es
 vor
 allen
 Dingen
 amerikanische
 Studenten,
 die

Gefallen
 am
 neuen
 Format
 fanden
 und
 ihre
 nun
 digitalisierte
 und

komprimierte
Musik
auf
Universitäts‐Server
stellten.
Einer
von
ihnen
war
der

23‐jährige
 David
 Weekly
 von
 der
 kalifornischen
 Stanford
 Universität.
 Er

sammelte
 auf
 seiner
 Webseite
 alle
 Informationen,
 die
 er
 zum
 neuen

Komprimierungsformat
_inden
konnte,
und
stellte
zudem
eine
Handvoll
MP3s

zum
 kostenlosen
 Download
 zur
 Verfügung.
 Mit
 großem
 Erfolg:
 zeitweilig

nahm
 seine
 Webseite
 80
 Prozent
 der
 Netzwerkkapazität
 der
 Hochschule

ein.11 
 Zwar
 ließ
 der
 amerikanische
 Phonoverband
 RIAA12 
 knapp
 ein
 Jahr

später
alle
großen
MP3‐Seiten,
die
er
aufspüren
konnte
(unter
ihnen
auch
die

von
David
Weekly),
schließen,
doch
bereits
jetzt
hatten
sich
die
MP3s
bereits

hunderttausendfach
im
noch
jungen
Medium
Internet
verbreitet.
Ricky
Adars

angedachtes
Vertriebsmodell
fand
dadurch
schnell
ein
Ende.

Um
 dem
 illegalen
 Kopieren
 und
 Bereitstellen
 der
 Daten
 etwas



entgegenzusetzen,
 wurde
 bereits
 1994
 mit
 CDnow.com
 von
 den
 Zwillingen

Jason
 und
 Matt
 Olim
 einer
 der
 ersten
 Online‐Anbieter
 für
 physische

Tonträger
 vorgestellt.
 Gegründet
 mit
 einem
 Startkapital
 von
 $20.000
 und

betrieben
 im
 Keller
 des
 Elternhauses
 waren
 sie
 die
 Pioniere
 der

au_keimenden
 New
 Economy.
 Das
 Konzept
 von
 CDNow
 beruhte
 auf

schlechten
 Erfahrungen
 bei
 der
 Suche
 nach
 neuer
 und
 vor
 allen
 Dingen

ähnlicher
 Musik:
 Suchte
 der
 Konsument
 auf
 Grundlage
 positiver

Konsumerfahrungen
(zum
Beispiel
durch
ein
Album,
 das
ihm
gefällt)
nach
zu


11Renner, T., Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm – Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie,
2004, S. 138f.
12Abk. für „Recording Industry Association of America“. Ein 1952 gegründeter Verband der die Interessen
der Musikindustrie und seiner Unternehmen in den USA vertritt.
8
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

ihm
 passender
 Musik,
 war
 er
 ohne
 gekonnte
 Beratung
 durch
 den

Plattenhändler
seines
Vertrauens
auf
sich
allein
gestellt.13 
Das
Problem
sollte

durch
 einen
 semantisch
 sinnvoll
 verknüpften
 und
 auf
 dem
 Geschmack
 des

Hörers
basierenden
CD‐Online‐Handel
gelöst
werden;
Man
hoffte
darauf,
dass

der
 Konsument
 zugunsten
 des
 Angebots
 und
 der
 bereitgestellten

Informationen,
 also
 der
 viel
 zitierten
 „Convenience“,
 CDs
 legal
 bestellten
als

sie
 mühsam
 illegal
 herunterzuladen.
 Der
 Kunde
 konnte
 auf
 CDNow
 jede

Platte
 vorhören
 und,
 dank
 Kooperationen
 mit
 den
 Musikmagazinen
Rolling

Stone,
 Spin
 und
Q,
 Rezensionen
 zu
jeder
 der
zum
 damaligen
Zeitpunkt
 100

angebotenen
Alben
lesen.
 CDNow
 bediente
 damit
den
 musikalischen
Sektor

wie
es
Amazon
zur
gleichen
Zeit
mit
Büchern
tat.14 
Doch
das
Konzept
währte

nicht
 lange:
 Aufgrund
 des
 stetig
 wachsenden
 Marktes
 und
 der
 damit

zunehmenden
Konkurrenz
kam
das
Portal
in
eine
_inanzielle
Krise
und
wurde

schlussendlich
im
Jahre
2002
an
Amazon
verkauft.

1.2.3 Erste Distributionsversuche

Die
 Deutsche
 Telekom
 war
 eines
 der
 ersten
 Unternehmen,
 das
 den
 großen

Schritt
 in
 Richtung
 MP3‐Distribution
 im
 Internet
 unternahm.
 Im

Zusammenarbeit
 mit
 dem
 Er_inder
 des
 MP3s,
 Karlheinz
 Brandenburg,

gründete
 das
 Unternehmen
 die
 erste
 digitale
 Vertriebsplattform
 für
 MP3s

namens
 „Music
 on
 Demand“,
 kurz
 „MoD“.
 Erstmalig
 wurde
 diese
 Form
 des

Online‐Musikverkaufs
 auf
 der
 Internationalen
 Funkausstellung
 1997
 in

Deutschland
 vorgestellt,
 bevor
sie
im
 Zuge
 der
 CeBIT
 ein
 Jahr
 später
online

ging.
Man
versprach
sich
viel
vom
neuen
Vertriebsmodell:
Bis
zum
Jahre
2003

sollte
der
Handel
mit
Musikdaten
im
Internet
1,64
Milliarden
Dollar
betragen

–
 das
 entspräche
 einem
 Anteil
 von
 7,5
 Prozent
 des
 Gesamtumsatzes
 durch

Tonträgerverkäufe
im
Jahre
1998.15 
Dieses
Niveau
hat
man
allerdings
erst
im

Jahre
 2009,
 also
 mehr
 als
 zehn
 Jahre
 nach
 der
 Einführung
 dieses
 ersten

Musikdownload‐Portals,
 erreicht.
 Grund
 dafür
 war
 vor
 allem,
 dass
 die

Internetanbindung
 trotz
 der
 stark
 komprimierten
Daten
noch
nicht
 mit
den


13
Haring, B., MP3 – Die digitale Revolution in der Musikindustrie, 2002, S. 52

14Renner, T., Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm – Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie,
2004, S. 143f.
15Verhandlung mit Medienriesen, Deutsche Telekom testet Musik on demand, Online-Artikel der
COMPUTERWOCHE vom 23.01.2008, http://www.computerwoche.de/heftarchiv/1998/4/1085334/, Zugriff
am 17.06.2010
9
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Datenmengen
zurecht
kam.
Für
den
Download
einer
ganzen
CD
mit
Rund
660

MB
brauchte
der
Internetnutzer
mit
einer
damals
aktuellen
ISDN‐Verbindung

knappe
zwölf
Stunden.16 
Zudem
musste
der
Nutzer
 Kunde
von
T‐Online
sein

und
 den
 portaleigenen
 MoD‐Player
 benutzen,
 um
 die
 Daten
 abspielen
 zu

können.
 Die
 größte
 Einstiegshürde
 für
 den
 legalen
 Kauf
 von
 Online‐Musik

waren
 allerdings
 die
 Kosten:
 Aufgrund
 von
 Au_lagen
 der
 Musikindustrie

musste
 die
 Deutsche
 Telekom
 ein
 MP3
 zu
 einem
 Preis
 von
 4,50
 –
 7,85

Deutsche
 Mark
 anbieten
 (Albumpreis:
 circa
 60
 DM,
 umgerechnet
 ca.
 30

Euro).
 Im
 Musikfachhandel
 zahlte
 der
 Kunde
 dafür
 weniger
 als
 die
 Hälfte.

Zudem
 kamen
noch
Kosten
 für
 die
Internetverbindung
 dazu
–
 eine
 Flatrate

gab
es
 zu
diesem
 Zeitpunkt
 noch
 nicht.
 Der
 Nutzer
 zahlte
 in
 Datenpaketen

und
kam
pro
Album
auf
eine
stolze
Summe
für
die
Internetkosten
von
knapp

13,80
 Deutsche
 Mark.
17 
 Die
 Deutsche
 Telekom
 war
 den
 Ansprüchen
 der

Nutzer
 an
 das
 Angebot
 und
 den
 technischen
 Vorraussetzungen
 noch
 nicht

gewachsen.
 Zudem
 lag
 ein
 starker
 Druck
 von
 der
 Musikindustrie
 auf
 den

Schultern
 der
 Deutschen
 Telekom,
 sodass
 „Music
 on
 demand“
 am
 30.
 Juni

2003
 abgeschaltet
 wurde
 –
 genau
 in
 dem
 Jahr,
 als
 die
 oben
 genannten

Marktanteils‐Prognosen
Realität
werden
sollten.


1.2.4 Napster

Zur
gleichen
Zeit,
 als
die
Telekom
mit
„Music
 on
Demand“
die
ersten
Schritte



in
 Richtung
 MP3‐Onlinehandel
 wagte,
 war
 es
 wieder
 ein
 junger,
 erst
 18‐
jähriger
 Student,
 der
 das
 komprimierte
 Audioformat
 MP3
 mit
 einer
 neuen

Technologie
 unter
 die
 Internetnutzer
 brachte:
 Der
 Hobby‐Hacker
 Shawn

Fanning
studierte
zu
dieser
Zeit
Informatik
an
der
Northeastern
University
in

Boston,
USA,
und
verbrachte
viel
Zeit
damit,
sich
über
neue
Entwicklungen
im

Internet
 und
 das
 Aufspüren
 von
 Sicherheitslücken
 in
 damals
 aktueller

Software
zu
informieren.
 Das
World
Wide
Web,
entwickelt
von
Tim
Berners‐
Lee,
 macht
 zu
 dieser
 Zeit
 die
 ersten
 Gehversuche.
 Wollte
 man
 sich

untereinander
 in
 Echtzeit
 austauschen,
 war
 der
 damalige
 Internetnutzer


16
Online-Artikel
der COMPUTERWOCHE vom 23.01.2008, http://www.computerwoche.de/heftarchiv/
1998/4/1085334/, Zugriff am 17.06.2010
17Renner, T., Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm – Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie,
2004, S. 141
10
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

immer
 noch
 auf
 die
 Nutzung
 von
 sogenannten
 Newsgroups18 
 oder
 IRCs19

angewiesen.
 Im
 letzteren
 schrieb
 Fanning
 mit
 dem
 Usernamen
 Napster
 im

Jahre
 1998
 von
 seiner
 Idee,
 eine
 Tausch‐Software
 für
 MP3s
 namens

Musicshare
zu
entwickeln.
Denn:
Wie
auch
die
meisten
seiner
Kommilitonen

macht
sich
Fanning
die
schnelle
Internetanbindung
der
Universität
 zu
Nutze

um
über
 einschlägige
 Suchmaschinen
nach
 MP3s
 zu
 suchen.
 Problem
 dabei

war
 es
 aber,
 dass
 die
 meisten
(privaten)
Server,
 auf
 denen
 die
 Daten
lagen,

schon
 nach
 kurzer
 Zeit
 geschlossen
 wurden.
 Seine
 Idee
 war
 es,
 die

Audiodaten
 direkt
 von
 den
 Festplatten
 anderer
 Nutzer
 herunterzuladen

anstatt
auf
übergeordnete
Server
zu
vertrauen.
 Die
Software
dient
 dabei
nur

als
Vermittler,
 als
sogenannter
Client.
 Dieser
nahm
die
Suchanfragen
auf
und

indexierte
 die
 verfügbaren
 MP3s.
 Nun
 verband
 er
 die
 IP‐Adresse
 der

Suchanfrage
 mit
 einer
 passenden
 IP‐Adresse
 des
 Nutzers,
 der
 das
 gesuchte

MP3
auf
seinem
Rechner
hatte.
Die
zugrundeliegende
Technologie
war
schon

seit
 den
1970er
Jahren
 bekannt
und
nannte
sich
„Peer
 to
 Peer“
(kurz:
P2P),

wurde
 hier
 jedoch
 das
 erste
 Mal
 im
 großen
 Stil
 durch
 eine
 große

Nutzergemeinde
 verwendet;
 Da
 der
 Nutzer
 nicht
 nur
Daten
 anderer
Nutzer

herunterladen
 (Download),
 sondern
 auch
 eigene
 Daten
 hochladen
 und
 der

Community
 nutzbar
 machen
 sollte
 (Upload),
 gingen
 keine
 Daten
 verloren

sondern
 vermehrten
 sich
 nach
 dem
 Schneeballprinzip.
 Es
 sollte
 ein
 Geben

und
 Nehmen
 werden;
 Das
 Grundprinzip
 des
 Filesharings,
 einer
 digitalen

Tauschbörse
 für
 Daten,
 war
 geboren.
 Nach
 einem
 Jahr
 intensiver

Entwicklungsarbeit
 stellte
 Fanning
 1999
 seine
 erste
 Beta‐Version
 von

Napster,
nun
benannt
nach
seinem
Usernamen
im
IRC,
online.
Die
Reaktionen

waren
 überwältigend,
 die
 Server
 überlastet.
 Bereits
 16
 Monate
 nach
 dem

Start
der
Plattform
waren
bereits
30
Millionen
Nutzer
aktiv
und
tauschten
in


18
Newsgroups sind Internetforen zu einem bestimmten Thema. Über E-Mails können User Informationen,
Nachrichten oder Artikel an die Mitglieder schicken. Die bekannteste Newsgroup-Technologie ist das
UseNet. Newsgroups wurden zur Entstehungsphase des Internets vor allen Dingen von technikaffinen
Nutzern und Hackern benutzt, um sich unter dem Deckmantel der Anonymität über aktuelle Entwicklungen
und Sicherheitslücken auszutauschen.
19IRC („Internet Relay Chat“) ist ein Chatsystem das Ende der 1990er Jahre vor allen Dingen bei
technikaffinen Nutzern beliebt wurde. Die Textnachrichten werden in sogenannten Channels an alle im Kanal
anwesenden Nutzer übertragen. Diese Channels können von jedem beliebigen Nutzer erstellt und u.a. auch
verschlüsselt oder passwortgeschützt werden. Zur Teilnahme am IRC wird ein sogenannter IRC-Client sowie
eine Server-Adresse, auf dem sich die Channels befinden, benötigt.
11
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Höchstphasen
2,8
Milliarden
Dateien
 monatlich
miteinander.20 
 Bereits
 nach



kurzer
Zeit
stellte
Fanning
Mitarbeiter
ein,
welche
die
Serverkapazitäten,
 die

aufgrund
 der
 bereits
 nach
wenigen
Monaten
 unüberaschaubaren
 Menge
 an

MP3s
 fast
 permanent
 ausgelastet
 war,
 überwachen
 und
 ausbauen
 sollten.

Damit
 war
 die
 Welle
des
 File‐Sharings,
 welche
 die
 Musikindustrie
 bis
 heute

plagt,
 geboren.21 
 Zwar
 wurde
 Napster
 aufgrund
 der
 auf
 dem
 Server

indexierten
 MP3s
 und
 Nutzer‐IP‐Adressen
 innerhalb
 kürzester
 Zeit
 von
 der

RIAA
und
vielen
Künstlern
(unter
anderem
Lars
Ulrich
von
Metallica
und
dem

Rapper
Dr.
Dre)
verklagt,
jedoch
schaffte
dies
nur
noch
mehr
Aufmerksamkeit

für
 das
 kostenfreie
 Portal:
 Kurz
 vor
 der
 Schließung
 Napsters
 umfasste
 die

Community
 im
 Frühjahr
 2001
 um
 die
 80
 Millionen
 Nutzer
 aus
 der
 ganzen

Welt.
Dabei
waren
im
Durchschnitt
1,6
Millionen
User
gleichzeitig
online.22 


1.2.5 File-Sharing Nachfolger

Doch
andere
Angebote
standen
zu
dieser
Zeit
schon
in
den
Startlöchern
und

boten
 den
 tauschwilligen
 Nutzern
 verbesserte
 Alternativen:
 Gnutella

arbeitete
 zwar
 vollkommen
 dezentral
 (das
 heißt,
 dass
 keine
 Daten
 auf

S e r ve r n
 g e s p e i c h e r t
 w u rd e n .
 D e r
 C l i e n t
 ü b e r n a h m
 n u r
 d i e

Vermittlungsfunktion),
 war
 aber
 den
 Millionen
 von
 Nutzern,
 die
 nach
 der

drohenden
 Schließung
 von
 Napster
 im
 Jahre
 2000
 innerhalb
 weniger

Stunden
 nach
 einer
 Alternative
 suchten,
 nicht
 gewachsen.
 Die
 zweite

Generation
 der
 P2P‐Netzwerke,
 darunter
 die
 Größen
 Grokster
 und
 Kazaa,

wurden
 zu
 den
 neuen
 Anlaufstellen
 der
 File‐Sharing‐Nutzer.
 Mit
 Kazaa,

entwickelt
 von
 zwei
 niederländischen
 Internet‐Unternehmern,
 wurde
 den

Internutzern
die
erste
technisch
verbesserte
Plattform
 angeboten,
die
es
mit

der
 Popularität
 des
 langsam
 aber
 sicher
 eingehenden
 Napsters
 aufnehmen

konnte.
Neben
MP3s
konnte
hier
auch
Software,
Filme
und
E‐Books
getauscht

werden.
Während
in
Amerika
der
Rechtsstreit
zwischen
Napster
Inc.
und
den

Anwälten
der
Musikindustrie
seinen
Höhepunkt
fand,
 schaffte
es
Kazaa
ohne

jegliche
 Werbung
oder
 Promotion
 zur
 ersten
 Wahl
 in
 Alternative
 zu
Shawn


20Palfrey, J., Gasser, U., Generation Internet, Die Digital Natives: Wie sie leben, Was sie denken, Wie sie
arbeiten, 2008, S. 163
21
Röttgers, J., Mix, Burn & R.I.P. – Das Ende der Musikindustrie, 2003, S. 14ff.

22Green, M., Napster Opens Pandoraʼs Box: Examining How File-Sharing Services Threaten the
Enforcement of Copyright on the Internet, http://moritzlaw.osu.edu/lawjournal/issues/volume63/number2/
green.pdf, Zugriff am 20.06.2010
12
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Fannings
 revolutionären
 Tauschbörse
 zu
 werden.23 
 Andere
 Portale
 wie



Grokster
warben
gezielt
um
die
Gunst
der
Napster‐Nutzer,
wurden
aber
nicht

so
 erfolgreich.24 
 Nach
 vier
 Jahren,
 im
 Jahre
 2004,
 traf
 es
 aber
 auch
 Kazaa:

Nach
 Klagen
 und
 Forderungen
 durch
 die
 RIAA
 und
 dem
 australischen

Sharman
 Network
 wurde
 Kazaa
 seiner
 Grundfunktion,
 dem
 kostenfreien

Tausch
 von
 allen
 digitalen
 Medieninhalten,
 beraubt.
 Die
 Plattform
 wurde

einige
 Jahre
 stillgelegt
 und
ist
 seit
 Februar
 2009
 nur
noch
 mit
 der
 Zahlung

einer
 monatlichen
 Pauschale
 von
 als
 Musikdownload‐Flatrate
 nutzbar.

Ebenso
 erging
 es
 der
 Vorreiter‐Plattform
 Napster:
 Nach
 Konkursanmeldung

und
anschließender
Schließung
Napsters
im
Juli
2001
ist
die
Plattform
heute

ein
legaler
Musikdownload‐Shop
(Napster
2.0,
siehe
Kapitel
3.3.2).25


1.2.6 Heute

Die
 P2P‐Technologie
 wurde
 und
 wird
 stets
 weiterentwickelt
 um
 der
 stetig

wachsenden
 Filesharing‐Gemeinde
 eine
 Plattform
 zu
 bieten.
 Nach
 Napster

und
 Kazaa
 ist
 es
 heute
 die
 dritte
 Generation
 der
 P2P‐Netzwerke,
 die
 auf

einem
hybriden
System
basieren;
Sie
stellen
eine
Mischung
aus
der
zentralen

Serververwaltung
(die
 schlussendlich
das
 Aus
 für
Napster
 bedeutete)
 sowie

der
dezentralen
Struktur
 von
Kazaa
 und
Grokster
 dar,
 die
 Daten
 direkt
 von

User
 zu
 User
 („friend‐to‐friend“)
 schickten,
 und
 nutzen
 mehrere,
 zeitgleich

agierende
 Server,
 die
 als
 „Superknoten“
 fungieren
und
 die
 Daten
 unter
 den

Nutzern
 verwalten.
 Ist
 ein
 Server
 überlastet
 oder
 stillgelegt,
 wird

automatisch
 ein
 anderer
 genutzt.
 Prominente
 Netzwerke
 und
 Clients
 wie

eDonkey
 oder
 Gnutella2
 erreichen
 heute
 weitaus
 mehr
 Nutzer
 als
 zu

Napsters
 Höchstzeiten.
 Das
 ebenfalls
 populäre
 Filesharing‐Protokoll

BitTorrent
 nutzt
 die
 Bereitstellung
 von
 sogenannte
 Torrent‐Dateien.
 Mit

einem
 geeigneten
 Client
 ist
 der
Nutzer
 in
 der
 Lage,
 sich
mit
 allen
 Usern
zu

verbinden,
 die
 entweder
 den
 gesamten
 Dateiinhalt
 („Seeder“)
 oder
 nur

Bruchstücke
 bereitstellen
 und
 die
 Daten
 selbst
 gerade
 downloaden

(„Leecher“).
Je
mehr
User
sich
also
eine
Datei
 herunterladen,
desto
 schneller

wird
der
Download,
 da
sich
der
Client
automatisch
die
Teile
der
Datei
sucht,


23 Röttgers, J., Mix, Burn & R.I.P. – Das Ende der Musikindustrie, 2003, S. 21
24Palfrey, J., Gasser, U., Generation Internet, Die Digital Natives: Wie sie leben, Was sie denken, Wie sie
arbeiten, 2008, S. 166
25
Napster, Offizielle Website, http://www.napster.de/product_info.html, Zugriff am 20.06.2010
13
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

die
 dem
 Nutzer
 noch
 fehlen.
 Dadurch
 stehen
 die
 Nutzer
 nicht
 in
 direkter

Verbindung
 mit
 einem
 großen
 Netzwerk,
 sondern
 es
 entsteht
 für
 jede

einzelne
Torrent‐Datei
ein
separates
Netzwerk.
 26

Zwar
 wurde
 die
 Entwicklung
 des
 MP3s‐Formates,
 das
 bis
 heute
 die

Grundlage
 des
 sowohl
 legalen
 als
 auch
 illegalen
 File‐Sharings
 ist,
 von

Wissenschaftlern
und
Entwicklern
 initiiert;
 Die
Popularität
 und
 Verbreitung

dieses
 Formates
 begründet
 sich
 allerdings
 durch
 das
 Interesse
 und
 dem

technischen
 Know‐How
 der
 Digital
 Natives,
 der
 jungen
 Generation,
 die
 das

Potential
 dieses
 Formates
 Mitte
 der
 1990er
 erkannt
 und
 auf
 revolutionäre,

wenn
 auch
 leichtfertige
 Weise
 innerhalb
 weniger
 Jahre
 in
 den
 Fokus
 der

jungen
 Internetnutzer,
 der
 Urheberrechtsbesitzer
 und
 der
 Medien
 gerückt

haben.

26 vgl. FAQ der offiziellen deutschen BitTorrent-Seite, http://www.bittorrent-faq.de/, Zugriff am 22.06.2010


14
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

2. Konsument

Der
 in
 den
 Medien
 und
 der
 Fachpresse
 vielzitierte
 Digital
 Native
 ist
 nur

schwierig
zu
de_inieren,
da
sich
der
Begriff
im
stetigen
Wandel
be_indet.
Neue

Technologien
 und
 digitale
 Angebote
 fordern
 und
 verändern
 jede
 neu

heranwachsende
 Generation
 aufs
 neue
 und
 prägen
 das
 Informations‐
 und

Sozialverhalten.
In
diesem
Kapitel
soll
deutlich
werden,
wie
vielschichtig
und

facettenreich
der
Digital
 Native
ist
und
wie
sich
die
junge
Internetgeneration

von
den
Digital
Immigrants,
der
späteren
Generation,
abgrenzt.

2.1 Versuch einer Definition: Digital Native

Die
 Digital
 Natives
 konkret
 zu
beschreiben
 ist
 nahezu
unmöglich.
 Es
 lassen



sich
 lediglich
 einige
 ober_lächliche
 Gemeinsamkeiten
 feststellen
 –
 deren

konkreten
 Ausprägungen
müssen
 jedoch
 immer
 in
 Anbetracht
 der
 sozialen

Umstände,
 den
persönlichen
Interessen
und
den
zeitlichen
sowie
regionalen

Gegebenheiten,
unter
denen
sie
aufwachsen,
betrachtet
werden.
Etabliert
 wurde
 der
 Begriff
 des
 Digital
 Natives
 durch
 einen
 zweiteiligen

Artikel
 von
 Marc
 Prensky
 im
 Magazin
 On
 The
 Horizon
 im
 Oktober
 und

Dezember
2001.
 Die
 Bezeichnung
meint
einen
„digitalen
Ureinwohner“,
 also

eine
 Person,
 die
mit
 den
 digitalen
 Medien,
 Technologien
 und
 Inhalten
groß

geworden
ist
 und
 sich
dadurch
an
Umgang
 mit
 ihnen
 gewöhnt
 hat.27 
 Dazu

zählt
 Marc
Prensky
 alle
jungen
Menschen
von
 Kindergarten
bis
 Hochschule.

Bis
 heute
 haben
 sich
verschiedene
Bezeichnungen
 etabliert,
 unter
 anderem

Generation@,
 Net
Generation,
Generation
Y,
 Millenials,
DNAdigitals
 und
born

digitals.
 Marc
 Prensky,
 ausgebildeter
 Pädagoge
 und
 Autor
 im
 E‐Learning‐
Sektor,
 bezog
 seine
 Erkenntnisse
 vor
 allen
 Dingen
 auf
 den
 Bereich
 der

Lernens:
 Eine
 verkürzte
 Aufmerksamkeitsspanne
 aufgrund
 hoher

Informations‐
 und
 Interaktionsdichte
 führt
 dazu,
 dass
 Digital
 Natives


27
Die Artikel
sind kostenlos als PDFs downloadbar:
http://www.marcprensky.com/writing/Prensky%20-%20Digital%20Natives,%20Digital%20Immigrants%20-
%20Part1.pdf und:
http://www.marcprensky.com/writing/Prensky%20-%20Digital%20Natives,%20Digital%20Immigrants%20-
%20Part2.pdf
15
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Lernstoff
anders
aufnehmen
und
verarbeiten
als
die
Generationen
vor
ihnen.

Im
stetigen
Kommunikations‐
und
Informationsstrom
der
digitalen
Welt
 fällt

es
 ihnen
 schwer,
 sich
 auf
 herkömmliche
 Prozesse
 wie
 schulische
 Aufgaben

und
 Lektüren
 zu
konzentrieren.
 Ihre
 Denkstrukturen
haben
sich
 verändert:

Sie
sind
„Native
Speaker“
der
„digitalen
Sprache“.
Dagegen
stellt
Marc
Prensky

die
 Menschen,
 die
 vorrangig
 mit
 analogen
Technologien
 aufgewachsen
 sind

und
 sich
 erst
 zur
 späteren
 Zeit
 ihres
 Lebens
 mit
 den
 neuen,
 digitalen

Angeboten
 auseinandergesetzt
 haben:
 die
 Digital
 Immigrants
 („Digitale

Immigranten“).28 
Hier
 sieht
 der
 Autor
 eine
 starke
 Kluft
(„Immigrant/Native

divide“),
 die
sich
vor
allen
Dingen
in
der
unterschiedlichen
Habitualisierung

zu
 den
 neuen,
 digitalen
 Medien
 äußert:
 So
 können
 sich
Digital
 Immigrants,

zum
 Beispiel
 Pädagogen,
 in
 der
 Regel
 nicht
 vorstellen,
 schulische
 Aufgaben

beim
 Fernsehschauen
 und
 dem
 gleichzeitigem
 Chatten
 mit
 Freunden,

beantworten
von
E‐Mails
oder
dem
 Hören
von
Musik
zu
bearbeiten.
 Sie
sind

es
 zwar
 gewohnt,
 mit
 den
 neuen
 Technologien
 die
 digitalisierten
 Welt
 zu

arbeiten,
 sind
 aber
 nicht
 so
 stark
 an
 permanente,
 mehrkanalige

Informationsströme
 gewöhnt
 wie
 die
 Digital
 Natives.
 Das
 liegt
 vor
 allen

Dingen
daran,
 dass
die
Immigrants,
im
Gegensatz
zu
den
Natives,
 in
der
Lage

sind,
 die
 digitalen
 Technologien
 der
 heutigen
 Zeit
 gegen
 die
 analogen

Vorgänger
zu
stellen,
 mit
denen
sie
groß
 geworden
sind.
 Dadurch
entstehen

auf
 beiden
 Seiten
 Vorurteile:
 Während
 die
 Digital
 Natives
 nach
 Auffassung

der
 Immigrants
 nicht
 mehr
 wirklich
 „zuhören“
 können,
 sind
 die
 Digital

Immigrants
 in
 den
 Augen
 der
 Natives
 die
 Leute,
 die
 sich
 ihre
 E‐Mails
 und

Dokumente
 immer
 noch
 ausdrucken
 müssen
 um
 damit
 arbeiten
 zu

können.29 Als
 einzige
 Lösung
 zur
 Überbrückung
 dieser
 Kluft
 sieht
 Marc

Prensky
die
Annäherung
der
Immigrants
an
die
Natives,
also
die
Änderung
im


28
Prensky,
M., Digital Natives, Digital Immigrants, Artikel im On The Horizon, Oktober 2001, http://
www.marcprensky.com/writing/Prensky%20-%20Digital%20Natives,%20Digital%20Immigrants%20-
%20Part1.pdf,
Seite 1f.

29
Prensky, M., Digital Natives, Digital Immigrants, Artikel im On The Horizon, Oktober 2001, http://
www.marcprensky.com/writing/Prensky%20-%20Digital%20Natives,%20Digital%20Immigrants%20-
%20Part1.pdf, Seite 3
16
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

eigenen
 Lehr‐
 und
 Kommunikationsverhalten
 zu
 Gunsten
 der
 in
 der



digitalisierten
Welt
groß
gewordenen
Digital
Natives.30 


Als
 ein
 Standardwerk
 über
 die
 heutige
 Internet‐Generation
 gilt
 das
 2008

erschienene
 Werk
 „Born
 Digital:
 Understanding
 The
 First
 Generation
 Of

Digital
Natives“
von
John
Palfrey
und
Urs
Gasser31.
Die
Autoren
de_inieren
die

Digital
 Natives
 als
 die
 Generation(en),
 die
 ab
 dem
 Jahr
 1980
 geboren

wurde(n)
 ‐
 zum
 heutigen
 Zeitpunkt
 sind
 sie
 also
 nicht
 älter
 als
 30.32 
 Die

Autoren
untersuchen
die
digitale
Generation
nicht
als
eine
zeitlich
festgelegte

Altersspanne,
 sondern
 beschreiben
 eine
 durch
 die
 Digitalisierung

hervorgerufene
 Mediensozialisation,
 die
 Auswirkungen
 auf
 die
 jetzige
 aber

auch
 alle
 weiteren
Generationen
 hat.
 Schon
 jetzt
 ist
 der
 Digital
 Native
 laut

einer
 zehnjährigen
 Langzeitstudie
 des
 JIM
 aus
 dem
 Jahre
 2008
 in

Deutschland
 zweigeteilt:
 Zum
 Zeitpunkt
 der
 ersten
 Untersuchung
 1998

nutzten
zum
Beispiel
 nur
5%
 der
knapp
 über
 1.000
 befragten
Jugendlichen

zwischen
12
und
19
Jahren
das
Internet
mehrmals
die
 Woche
–
2008
waren

es
84%.33 
Gaben
bereits
1998
35%
an,
 einen
Computer
 zu
besitzen,
 hat
sich

die
 Zahl
 zehn
 Jahre
 später
 in
 der
 selben
 Altersspanne
 mit
 71%
 mehr
 als

verdoppelt .
 Auch
 war
 die
 Nutzung
 von
 MP3‐Playern
 vor
 der

Jahrtausendwende
 noch
 nicht
 annähernd
 so
 etabliert
 wie
 heute
 –
 der

Siegeszug
dieses
Gerätes
 fand
erst
2001
mit
der
Einführung
von
Apples
 iPod

statt.


30
Prensky, M., Digital Natives, Digital Immigrants, Artikel im On The Horizon, Oktober 2001, http://
www.marcprensky.com/writing/Prensky%20-%20Digital%20Natives,%20Digital%20Immigrants%20-
%20Part1.pdf, Seite 6
31
Anmerkung: In dieser Arbeit wird die deutsche Fassung „Generation Internet“ verwendet.

32Palfrey, J., Gasser, U., Generation Internet, Die Digital Natives: Wie sie leben, Was sie denken, Wie sie
arbeiten, 2008, Seite 1
33 vgl. Klingler, W., Eine Analyse auf Basis der Studienreihe Jugend,
Information und (Multi-)Media/JIM, Jugendliche und ihre Mediennutzung 1998 bis 2008, Artikel im Magazin
MEDIA PERSPEKTIVEN, Dezember 2008, S. 1f.
17
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Abb. 1: Diversifizierung der Audio-Zugänge, 12-19 Jahre, mindestens mehrmals pro Woche
genutzt, in %

Der
 Medienkonsum
 von
 Musik
 über
 CDs
oder
Kassetten
sank
 innerhalb
der



JIM‐Studiendauer
von
zehn
Jahren
von
94%
auf
68%
‐
das
MP3
hat
2008
mit

82%
den
größten
Anteil
bei
der
Rezeption
von
Musik
bei
 Jugendlichen
(siehe

Abbildung
 134).
 Man
 kann
 davon
 ausgehen,
 dass
 eine
 negative
 Korrelation

zwischen
 der
 steigenden
 MP3‐Nutzung
 und
 des
 sinkenden
 Konsums

physischer
 Tonträger
 besteht.
 Das
 MP3
fungiert
dabei
 als
 Substitut
 und
hat

das
„Hören“
von
Musik
diversi_iziert:
Die
Digital
Natives
von
heute
sind
nicht

mehr
 auf
 physische
 Tonträger
 und
 dazugehörige,
 zumeist
 stationäre

Abspielstationen
 wie
 zum
 Beispiel
 HiFi‐Anlagen
 angewiesen.
 Musik
 kann

jetzt
auch
unterwegs
heruntergeladen,
gehört,
beliebig
miteinander
gemischt

sowie
 per
 Podcast
 oder
 Internetradio
 rezipiert
 werden.
 Die
 heutige

Generation
 der
 Digital
 Natives
 wächst
 also
 mit
 anderen
 sie
 umgebenen

technischen
Möglichkeiten
auf
als
die
erste
Generation
1998.
Während
die
in

den
1980er
 Jahren
 Geborenen
relativ
 spät,
 im
 Laufe
 ihrer
 Jugend,
 mit
 dem

Handy,
 MP3‐Player
 und
 Social
 Communitys
 in
 Berührung
 gekommen
 sind,

bekamen
 die
 Geburtenjahrgänge
nach
 1990
bereits
 im
 sehr
 frühen
Stadium


34 aus: Klingler, W., Eine Analyse auf Basis der Studienreihe Jugend,
Information und (Multi-)Media/JIM, Jugendliche und ihre Mediennutzung 1998 bis 2008, Artikel im Magazin
MEDIA PERSPEKTIVEN, Dezember 2008, S. 8
18
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

ihres
 Lebens
 Kontakt
 zum
 großen
 Repertoire
 der
 sie
 umgebenen
 digitalen

Welt.
Dadurch
zeichnet
sich
bereits
jetzt
eine
generationsbasierte
Teilung
der

Digital
 Natives
 in
 „Twens“
 (20‐
 bis
 30‐Jährige),
 die
 zumeist
 arbeitstüchtig

sind,
 und
 12‐
 bis
 19‐jährige
 Jugendliche
 ab,
 die
 ganz
 besonders
 von
 den

Entwicklungen
des
Web
2.0 35
geprägt
sind.
Dieser
Umstand
beweist,
dass
die

Gruppe
 der
 Digital
 Natives
 nicht
 klar
 zu
 de_inieren
 und
 einem
 stetigen

Wandel
 unterworfen
 ist.
 Was
 sie
 verbindet,
 ist
 der
 natürliche
 Umgang
 mit

digitalen
Medien
als
Bestandteil
ihrer
 erzieherischen,
 gesellschaftlichen
 und

kulturellen
Erfahrungen.36 
 Dabei
 ist
 vor
 allen
 Dingen
ein
Wandel
 im
Sozial‐

und
Informationsverhaltes
festzustellen.


2.1.1 Wandel im Sozial- und Kommunikationsverhalten

Die
Digital
Natives
p_legen
ihre
sozialen
Kontakte
sowohl
off‐
als
auch
online.

Diese
 „Hybrid“‐Existenz37 ist
 für
 die
 junge
 Internetgeneration
 völlig

selbstverständlich
 und
 unterscheidet
 sie
 grundlegend
 von
 den
 Digital

Immigrants,
 die
 mit
 den
 neuen
 Kommunikationsmöglichkeiten
 durch
 das

Internet
erst
spät
in
Berührung
gekommen
sind.

Die
realen
und
virtuellen
Existenzen
verschmelzen
dadurch
mehr
und
mehr.

Jürgen
 Fritz,
 deutscher
Professor
 für
 Spielpädagogik,
 Interaktionspädagogik

und
 komplexe
 Kommunikation
 im
 Fachbereich
 Sozialpädagogik,
 stellt
 dabei

fest:
„Die
virtuelle
Welt
verwandelt
unsere
leiblich‐konkrete
Existenzweise
in
eine

geisthafte.
 Wir
 werden
 zu
 einem
 Mischwesen,
 konkret
 und
 leiblich
 in
 der

realen
 Welt
 verankert
 und
 gleich
 geisthaft
 in
 die
 virtuelle
 Welt
 so

hineinwirkend,
dass
wir
in
ihr
zu
leben
glauben.“38


35
Web 2.0 ist eine durch Tim OʼReilly geprägte Bezeichnung für die heutige Form des Internets. Signifikant
ist die zum Teil vertauschte Rollenverteilung Sender und Empfänger. Der Internetnutzer wird im Web 2.0
mehr und mehr selbst zum Erschaffer von Inhalten („User Generated Content“) und prägt somit die
Internetlandschaft. Zudem zeichnet sich das Web 2.0 durch eine hohe Vernetzbarkeit zwischen Nutzern aus.
Der Nutzer konsumiert, produziert und kommuniziert in Echtzeit.
36
Frieling,
J., Zielgruppe Digital Natives, Wie das Internet die Lebensweise der Jugendlichen verändert,
2010, Seite 32
37Palfrey, J., Gasser, U., Generation Internet, Die Digital Natives: Wie sie leben, Was sie denken, Wie sie
arbeiten, 2008, Seite 5
38 Fritz, J., Ich chatte also bin ich, Virtuelle Spielegemeinschaften zwischen Identitätsarbeit und
Internetsucht, http://snp.bpb.de/referate/fritzvsg.htm, 2005, Zugriff am 30.06.2010
19
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Die
„virtuelle
Welt“
ist
also
identitätsstiftend
und
stellt
eine
Erweiterung
der

eigenen,
 realen
Person
dar.
Der
Digital
Native
macht
sich
im
Internet,
ebenso

wie
im
 realen
Leben,
 Gedanken
darüber,
 wie
das,
 was
 er
 zum
 Beispiel
 über

ein
Statusupdate
bei
Facebook
 kommuniziert,
 auf
seine
Außenwelt
wirkt.
Es

ist
 nicht
 unüblich,
 dass
 ein
 postkommunikativer
 Austausch
 außerhalb
 der

virtuellen
 Welt
 statt_indet,
 bei
 dem
 man
 sich
 über
 das
 im
 Internet

veröffentlichte
 „real“
 austauscht.
 Die
 Grenze
 zwischen
 Of_line‐
 und
 Online‐
Welt
 verschwimmt
 mehr
 und
 mehr.
 Die
 Kommunikation
 zwischen
 den

Grenzen
ist
anschlussfähig
und
wandelt
von
indirekter
(Internet)
zu
direkter

(face‐to‐face‐Kommunikation)
und
zurück.
Die
dabei
aufgestellten
Prognosen

und
Thesen
zur
Auswirkung
auf
die
reale
Kommunikation
_inden
sich
bereits

in
 den
 frühen
 Theorien
 zur
 „Medialisierung
 des
 Alltags“
 unterschiedlicher

Medientheoretiker
 im
 Bereich
 der
 Virtualität
 wieder.
 So
 beschreibt
 Vilém

Flusser
 schon
1985,
 dass
sich
die
Gesellschaft
 in
fünf
Stufen
vom
„konkreten

Erleben
 der
 Umwelt
 zur
 Abstraktion
 in
 das
 Universum
 der
 technischen

Bilder“
 entwickeln
 wird.39 
 Konkret
 auf
 die
 Beziehung
 zwischen
 den

Menschen
 und
 deren
 Kommunikation
 bezieht
 es
 Pierre
 Lévy
 1997
 und

beschreibt
 die
 Theorie
 einer
 kollektiven
 Intelligenz,
 die
 zu
 einer
 „Cyber‐
Demokratie“
führt.
Diese
ist
überall
verteilt,
 koordiniert
 sich
in
Echtzeit
 und

zeichnet
sich,
begünstigt
durch
die
effektive
Mobilisierung
von
Kompetenzen,

durch
 eine
 stetige
 Wertschaffung
 aus.
 Dabei
 wird
 auf
 Macht
 und
 Hierarchie

verzichtet
 –
 viel
 eher
 beschreibt
 Lévy
 eine
 gegenseitige
 Anerkennung
 und

Bereicherung
 des
 menschlichen
 Wissens
 und
 Handelns.
 Damit
 hat
 Pierre

Lévy
 bereits
 vor
 13
 Jahren
 das
 vorausgesagt,
 was
 wir
 heute
 als
 User

Generated
 Content,
 also
 von
 Internetnutzern
 selbst
 bereitgestellte

Informationen
und
Inhalte,
bezeichnen.40 

Betrachten
 wir
 die
 neuen
 Kommunikationskanäle
 in
 Bezug
 auf
 die

Kommunikation
 zwischen
 Künstler
 (Musiker)
 und
Fan
intensiviert
 sich
 das

Verhältnis
im
Gegensatz
 zu
früher.
Wo
 der
Anhänger
einer
bestimmten
Band

oder
Musikers
noch
Fanbriefe
 schreiben
und
auf
Antworten
warten
musste,

ist
 es
 ihm
 nun
 möglich,
 über
 die
 vermehrt
 von
 Künstlern
 eingerichteten

Twitter‐,
 Facebook‐
 und
 Myspace‐Pro_ile
 direkten
 Kontakt
 zum
 Musiker


39 Flusser, V., Ins Universum der technischen Bilder, 1985, S. 10 - 15


40
Lévy, Pierre, Die kollektive Intelligenz, Für eine Anthropologie des Cyberspace, 1998, S. 160ff.
20
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

aufzunehmen.
 Dadurch
 entfällt
 der
 herkömmliche
 Umweg
 über
 Vermittler



wie
 Platten_irma
 und
 Management,
 die
 Kommunikation
 wird
 geradliniger

und
 persönlicher.
 Über
 Konzert‐Onlineübertragungen
 haben
 Millionen
 von

Fans
 gleichzeitig
 die
 Möglichkeit,
 einen
 Musiker
 auf
 der
 Bühne
 zu
 sehen.

Dadurch
bieten
sich
für
die
Fans
neue
Kommunikations‐
und
für
den
Künstler

neue
 Promotion‐Möglichkeiten
 (siehe
 Experteninterviews
 im
 Ausblick,

Kapitel
4.1).

2.1.2 Wandel im Informationsverhalten

Bereits
 2004
 indexierte
 Google
 acht
 Milliarden
 Websites,
 die
 durch
 den

Suchalgorithmus
 durchforstet
 wurden.
 Für
 das
 Jahr
 2010
 wird
 eine

Produktion
 von
 998
 Milliarden
 Gigabyte
 digitaler
 Informationen

vorhergesagt
 –
 im
 Jahre
 2007
waren
es
noch
161
Milliarden.
 Die
Masse
der

Daten,
die
jedes
Jahr
ins
Internet
gestellt
und
damit
der
ganzen
Welt
(und
vor

allen
Dingen
den
Digital
 Natives)
zur
Verfügung
 gestellt
wird,
steigt
von
Jahr

zu
 Jahr
 an.41 
 In
Anbetracht
 dieser
 unvorstellbaren
Masse
 an
 Information
 in

textlicher
sowie
audiovisueller
Form
 ist
der
 Digital
 Native
dazu
 gezwungen,

sein
 Informations‐
 und
 vor
 allem
 Selektionsverhalten
 zu
 ändern.
 Aufgrund

der
 Komplexität
 und
 Fülle
 der
 Informationen
 kann
 der
 Digital
 Native

einzelnen
Inhalten
im
Schnitt
weniger
 Zeit
widmen
als
 die
Generation
zuvor.

Dabei
 hilft
 ihm
 vor
 allen
 Dingen
 der
 gekonnte
 Umgang
 mit
 den
 aktuellen

Technologien
 und
 Tools,
 die
 ihm
 das
 Internet
 zur
 Verfügung
 stellt;
 Viele

Filterungssysteme,
 das
 Abonnement
 von
 RSS‐Feeds
 und
 die
 gezielte
 Suche

nach
zum
 Beispiel
 Büchern
 und
 Filmen
 auf
dafür
zugeschnittenen
 Portalen

erhöht
 die
 Chance,
 schneller
 zu
 der
 Information
 zu
 kommen,
 die
 gesucht

wurde.
 Zudem
 sind
 die
 Digital
 Natives
 mit
 dem
 Prinzip
 des
 Multi‐Taskings

aufgewachsen,
 dem
gleichzeitigen
Ausführen
 verschiedener
 Tätigkeiten.
 Die

serielle
Abarbeitung
von
Information
hat
sich
zu
einer
parallelen
Anordnung

von
 Aufgaben
 gewandelt,
 die
 allesamt
 zur
 gleichen
 Zeit
 zum
 Beispiel
 im

Browser
 oder
 der
 Taskleiste
 des
 Nutzers
 bearbeitet
 werden.
 Aber
 auch

Informationen
 aus
 der
 umgebenen
 Of_line‐Welt
 sind
 oft
 zur
 gleichen
 Zeit

aktiv
und
wirken
auf
den
Nutzer
ein;
So
 surfen
2007
mehr
als
 die
Hälfte
der


41Palfrey, J., Gasser, U., Generation Internet, Die Digital Natives: Wie sie leben, Was sie denken, Wie sie
arbeiten, 2008, Seite 225
21
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

14‐
 bis
24‐Jährigen
während
des
 Chattens
(„Instant
Messaging“)
im
 Internet



oder
hören
dabei
Musik
–
neben
dem
Chatten
beschäftigen
sie
sich
im
Schnitt

mit
 3,6
 anderen
 Tätigkeiten.42 
 Die
 Technologie
 macht
 es
 möglich:
 die
 drei

Grundprinzipien
 aus
 kommunikationstheoretischer
 Sicht
 (informieren,

unterhalten,
 kommunizieren)
 können
 von
 einem
 herkömmlichen
 PC
 oder

Notebook
 zur
 gleichen
 Zeit
 erfüllt
 werden.43 
 Dabei
 nimmt
 Musik,
 trotz
 der

beiläu_igen
 Funktion,
 immer
 noch
 eine
 Starke
 Rolle
 ein:
 87%
 der

Jugendlichen
sagen,
dass
 „Musik
 immer
noch
sehr
 wichtig“
für
 sie
 sei.
 Dabei

hat
 Musik
 vor
 allen
 Dingen
 eine
 identitätsstiftende
 Funktion;
 So
 stimmen

67%
 zu,
 dass
 „Musik
 sehr
 viel
 über
 meine
Person“
aussagt.44 
 Für
 über
vier

Fünftel
 der
 Jugendlichen
 zwischen
 12
 und
 19
 Jahren,
 die
 bei
 der
 JIM‐
Erhebung
 im
 Jahre
 2009
 befragt
 wurden,
 ist
 es
 wichtig
 oder
 sehr
 wichtig

über
 Neuigkeiten
 aus
 dem
 Bereich
 „Musik“
 schnell
 Bescheid
 zu
 wissen.

Interessant
ist
dabei,
dass
die
am
häu_igsten
genannte
Informationsquelle
im

Internet
 zum
 Thema
 „Musik“
 mit
 Abstand
 das
 Videoportal
 „YouTube“
 ist.


Abb. 2: Musiknutzung (höre Musik mit…), 12-19 Jahre, Deutschland, JIM Studie 2009

42
MTV-Networks, Studie in Zusammenarbeit mit MSN, Circuits of Cool-Germany, 2007, http://www.kjr-


stormarn.de/assets/Downloads/Studien/Circuits-of-CoolDeutschland.pdf, Folie 10, Zugriff am 04.07.2010
43Frieling, J., Zielgruppe Digital Natives, Wie das Internet die Lebensweise der Jugendlichen verändert,
2010, Seite 46ff.
44MTV-Networks, Jugendstudie in Zusammenarbeit mit MSN, Circuits of Cool-Germany, 2007, http://
www.kjr-stormarn.de/assets/Downloads/Studien/Circuits-of-CoolDeutschland.pdf, Folie 22, Zugriff am
04.07.2010
22
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Rezipiert
wird
Musik
allerdings
immer
noch
am
meisten
über
das
 klassische

Medium
 Radio
 (70%),
 dicht
 gefolgt
 vom
 MP3‐Player
 (64%,
 siehe
 Abb.
 245).


Signi_ikant
ist
der
Anstieg
der
Musiknutzung
über
das
Internet,
die
innerhalb

eines
Jahres
von
40%
auf
58%
gestiegen
ist.46 
Die
Flatrate
im
Kinderzimmer

macht
das
 Internet
 zu
einer
 globalen
Musicbox.
Die
Möglichkeit,
 immer
 und

überall
 genau
das
zu
 hören
oder
 (il)legal
 herunterzuladen,
 was
 man
 gerade

hören
möchte,
 begünstigt
 diese
 Aussage,
 fördert
 aber
 auch
 die
 Beliebigkeit:

Die
 Summe
an
MP3s
 und
 anderen
Audiodaten,
 die
auf
externen
 Festplatten,

USB‐Sticks,
Notebooks
oder
anderen
Medien
gespeichert
wurden,
 hat
 sich
in

Deutschland
 von
 8,8
 Milliarden
 (2005)
innerhalb
 von
 vier
 Jahren
 im
 Jahre

2009
mit
47,1
Mrd.
Dateien
fast
verfünffacht
(siehe
Abbildung
3) 47.

Abb. 3: Gespeicherte Musik auf Festplatten, MP3-Playern und Handys

45aus: JIM 2009, Jugend, Information, (Multi-)Media, Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in
Deutschland, Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, 2009, Seite 23.
46
ebd., Seite 22ff.

47Bundesverband Musikindustrie, Musikindustrie in Zahlen 2009, 2010, Seite 28. Anmerkung: Betrachtet
man diesen Anstieg ohne die 2009 hinzugezogenen externen Festplatten, so hat sich die Speichermenge
verdreifacht.
23
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Laut
 einer
 im
 Sommer
 2009
 durch
 UK
 Music48 
 bei
 der
 University
 of

Hertfordshire
 in
 Auftrag
 gegebenen
 Studie
 über
 die
 Musiknutzung
 von

Jugendlichen
 von
 14
 bis
 24
 Jahren
 in
 Großbritannien
 kam
 heraus,
 dass
 die

MP3‐Musiksammlungen
 der
 1.808
 befragten
 durchschnittlich
 8.159
 Titel

umfasst.
Das
entspricht
bei
einer
durchschnittlichen
Titellänge
von
3
Minuten

einer
 Gesamtdauer
 von
 408
 Stunden
 (17
 Tage)
 Musik,
 also
 680
 Alben
 (12

Titel
 pro
Album).
 In
Einzelfällen
wurden
aber
auch
75.000
und
mehr
 Tracks

angegeben.
 Davon
 wurden,
 laut
 Studie,
 im
 Schnitt
 48%
 illegal
 erworben 49.

Diese
Masse
an
Musikdaten
bewusst
und
regelmäßig
zu
hören
scheint
dabei

unmöglich,
 da
 im
 Schnitt
 nur
 1.800
 Musikstücke,
 also
 22%
 der

durchschnittlichen
 Gesamtmasse,
 auf
 einem
 herkömmlichen
 MP3‐Player

gespeichert
 werden
 können.
 Durch
 die
 wachsende
 Omnipräsenz
 von

Informationen,
die
zum
Beispiel
durch
die
Werbung
in
TV,
Radio
und
Internet

auf
 die
 junge
 Internetgeneration
 wirken
 und
 um
 seine
 Aufmerksamkeit

kämpfen,
 ist
 zudem
 zu
 vermuten,
 dass
 die
 Digital
 Natives
 weniger
 Zeit
 und

Konzentration
 als
 frühere
 Generationen
 zur
 Verfügung
 haben,
 um
 sich

vollends
auf
das
Medium
Musik
einzulassen.
Die
besonders
in
den
Medien
als

homogene
Währung
geltende
 „Aufmerksamkeit“,
 die
Georg
Franck
in
seinem

Werk
 „Ökonomie
 der
 Aufmerksamkeit“
 als
 ein
 Substitut
 für
 Geld
 und

mögliche
Reichweite
 beschreibt50,
 lässt
 den
 Schluss
 zu,
 dass
 Musik
 eher
 ein

beiläu_iges
 als
 bewusst
 rezipiertes
 Medium
 ist
 und
 gerade
 bei
 jungen

Konsumenten
eher
der
Sammelleidenschaft
als
der
Passion
zum
Künstler
und

dessen
Musik
 zugehörig
ist.51 
Heruntergeladen
wird
Musik
 vor
allen
Dingen

wegen
 ihrer
 kostenlosen
 Verfügbarkeit,
 weniger
 wegen
 eines
 bestimmten

Anlasses,
 die
Musik
jetzt
 unbedingt
hören
zu
wollen.
 Das
 bestätigt
 auch
das

Ergebnis
aus
der
besagten
Studie
von
UK
Music:
40%
der
File‐Sharing‐Nutzer

betreiben
das
 illegale
 Downloaden
 vor
 allen
Dingen
 wegen
der
 kostenlosen

Verfügbarkeit
 von
 Daten.
 Hier
 spielt
 die
 Form
 des
 „Besitzens“
 eine
 große


48
UKMusic/British Music Rights ist die Vertretung fü̈r 34.500 Komponisten und Textautoren sowie 2.500
Musikverleger und die zuständige Verwertungsgesellschaft in Großbritannien.
49Diese Zahl kann aufgrund von Hemmschwellen der Jugendlichen in Bezug auf die Ehrlichkeit bei der
Angabe eigener gesetzlicher Vergehen durch File-Sharing bei der Befragung auch größer ausfallen.
50
Nolte, K., Der Kampf um Aufmerksamkeit, 2005, Seite 50ff.

51 Krömer, J., Sen, E., No Copy, Die Welt der digitalen Raubkopie, 2006, Seite 226
24
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Rolle;
 Zwar
 kann
 ein
 Großteil
 der
 Musik
 schon
 kostenlos
 und
 legal
 von

Streaming‐Portalen
 bezogen
werden
 (siehe
 Kapitel
 3.3.3),
 doch
geben
 89%

der
befragten
Jugendlichen
an,
 Musik
 trotzdem
noch
„besitzen“
zu
wollen.
52 

Zu
untersuchen
 wäre,
 ob
es
sich
bei
 den
Digital
 Natives
 und
deren
zum
 Teil

Sammelwut‐ähnlichen
Konsum
um
 die
Erfüllung
 einer
Opinion
Leader‐Rolle

handelt,
 durch
welche
sie
 sich
in
ihrem
 Freundes‐
und
Bekanntenkreis
 eine

besondere
 Position
 als
 „Musikkenner“
 und
 „‐Besitzer“
 verschaffen
 wollen.

Zum
 Zeitpunkt
 dieser
 Arbeit
 lassen
 sich
 dahingehend
 noch
 keine

statistischen
Erhebungen
oder
wissenschaftlichen
Arbeiten
_inden.

Neben
 der
 passiven
 Rezeption
 soll
 an
 dieser
 Stelle
 aber
 auch
 das
 aktive

kreieren
und
bearbeiten
von
Musik
auf
kreativer
Basis
erwähnt
werden.
Denn

dank
 der
vielen
Möglichkeiten
mit
leistungsstarker
 und
zumeist
 kostenloser

Hard‐
und
Software
selbst
Musikinhalte
zu
kreieren
wandelt
 sich
der
Digital

Native
vom
Konsument
zum
Prosument.

2.2 Digitale Kreativität

Benötigte
 man
 früher
 noch
 teures
 Equipment
 und
 viel
 technisches
 Wissen

um
ein
Video
 oder
 Musikstück
 professionell
 aufzunehmen,
 bieten
die
neuen

Technologien
 sowie
 das
 Internet
 großes
 schöpferisches
 Potential.
 Dadurch

hat
 jeder
 die
 Möglichkeit,
 sich
 an
 eigenen
 Werken
 zu
 versuchen
 und
 diese

einer
 großen
 Masse
 an
 Zuschauern
 und
 –Hörern
 zu
 präsentieren.

Kostengünstige
 Audiointerfaces,
 Handykameras
 und
 leistungsstarke
 Ton‐

sowie
 Videobearbeitungssoftware,
 die
 zum
 Teil
 billig
 oder
 gar
 kostenlos

(Freeware)
im
Internet
zur
Verfügung
stehen,
 machen
es
den
Digitale
Natives

leicht,
 ihren
kreativen
Output
in
hoher
 Qualität
 zu
verarbeiten.
 Sie
kreieren

damit
User
Generated
Content
in
ganz
unterschiedlicher
Qualität;
Der
Begriff

„Kreativität“
ist
 weit
 gefasst
 und
reicht
von
einer
 simplen
Textnachricht
auf

Twitter
(„Tweet“)
bis
hin
zu
ganzen
Online‐Shows
und
Musikstücken,
die
zum

Beispiel
auf
YouTube
gepostet
werden.

52
UK Music, Music Experience and Behaviour in Young People, Studie, http://www.ukmusic.org/files/
musically_focusgroups.pdf, 2009, Zugriff am 05.07.2010
25
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Abb. 4: Screenshot eines Literal Videos zu „Total Eclipse of the Heart“ (Quelle: http://
www.youtube.com/watch?v=lj-x9ygQEGA)

Besonders
 beliebt
 sind
 die
 Bearbeitungen
 von
 bereits
 verfügbarem



Videomaterial,
 sogenannte
 „Fun‐Synchros“.
 Hier
 werden
 TV‐Sendungen,

Filmausschnitte
 oder
 Musiktitel
 mit
 einer
 neuen
 Tonspur
 versehen.
 In
 den

letzten
 zwei
 Jahren
 sind
 im
 musikalischen
 Bereich
 die
 „Literal
 Videos“
sehr

beliebt
 geworden.
 Hier
 werden
 erfolgreiche
 Pop‐Hits
 aus
 allen
 Epochen

parodiert
 und
 mit
 einer
 neuen
 Gesangsspur
 versehen,
 die
 kleine

Textänderungen
 beinhaltet,
 aber
 trotzdem
 auf
 der
 ursprünglichen
 Melodie

beruht
 (siehe
 Abbildung
 4).
 Die
 neu
 eingesungenen
 Passagen
 verbalisieren

dabei
die
Situationen
im
Musikvideo
 und
rücken
selbige
in
ein
neues,
 in
den

meisten
Fällen
skurriles
Licht.
 Text
und
Bild
bringen
das
Musikvideo
 auf
eine

analytische
Meta‐Ebene,
 auf
der
 die
 Szenen
und
Kameraeinstellungen
banal

und
unsinnig
wirken.53 


Auffallend
ist
die
Akribie,
mit
denen
die
Videos
bearbeitet
werden.
Man
meint

fast,
 hier
 die
 Originalinterpreten
 zu
 hören.
 Andere
 Bearbeitungen
 im

Musikbereich
sind
die
mit
neuen
Audiospuren
versehenen
„Shred“‐Videos
die

2008
 und
 2009
 auf
 YouTube
 populär
 wurden.
 Der
 Internetnutzer
 mit
 dem

Nicknamen
„StSanders“
parodiert
hier
bekannte
und
virtuose
Gitarristen
und


53
vgl.Macht, W., Netzpiloten Blog, Die 10 besten Literal Videos, http://www.netzpiloten.de/2009/07/03/


die-10-besten-literal-videos/, Juli 2009, Zugriff am 04.07.2010
26
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

deren
 Live‐Aufnahmen
 und
 ersetzt
 das
 scheinbar
 technisch
 auf
 hohem



Niveau
 anzusehende
 Gitarrenspiel
 durch
 amateurhaftes
 „Geklimper“.
 Auch

hier:
 Hohes
 Niveau
 in
 der
 Karikierung
 populärer
 und
 virtuoser
 Künstler,

sowohl
vom
Klang
als
auch
vom
Timing
der
gegriffenen
und
angeschlagenen

Saiten.54 
 Aufgrund
 von
 Urheberrechtsklagen
 durch
 die
 Gitarristen
 selbst

mussten
 die
 Videos
 und
 der
 Nutzeraccount
 im
 Februar
 2008
 von
 YouTube

entfernt
 werden55 
 –
 doch
 da
 waren
 die
 Videos
 bereits
 im
 auf
 Blogs
 und

unterschiedlichen
 Videoportalen
 verstreut,
 unter
 anderem
 auch
 auf

StSanders
 of_izieller
 Website.
 Eine
 große
 Fangemeinde
 schaut
 sich
 seine

neuen
 Videos
 regelmäßig
 an,
 zudem
 vertreibt
 StSanders
 verschiedene

Merchandise‐Artikel.56


Ebenfalls
 populär
 sind
 sogenannte
 „Mash‐ups“.
 Dabei
 werden



unterschiedliche
 Musiktitel
 und
 –Elemente
 einzelner
 Songs
 oder
 ganzer

Alben
 miteinander
 gemischt
 –
 also
 ähnlich,
 wie
 es
 der
HipHop‐
 und
Dance‐
Bereich
bereits
1990
mit
dem
Sampling
und
Remixing
betreibt.
 Das
 Internet

fungiert
 dabei
 als
 Präsentationsplattform
 wo
 das
 selbstkreierte
 Material

einer
 breiten
 Masse
 vorgestellt
 werden
 kann.
 So
 geschah
 es
 mit
 dem
 „Grey

Album“
 von
 Danger
 Mouse
 im
 Jahre
 2004.
 Der
 Künstler
 vermischte
 hier

(unauthorisiertes)
Instrumentalmaterial
von
Beatles’
„White
Album“
und
die

Gesangsspur
 von
 Jay‐Zs
 „Black
 Album“
 (der
 die
 Weiterverarbeitung
 seines

Audiomaterials
 bereits
im
Vornherein
authorisierte)
und
kreierte
daraus
 ein

komplett
 neues
 Album.
 Trotz
 einer
 verhältnismäßig
 kleinen
 physischen

Au_lage
von
3.000
CDs
verbreitete
sich
das
„Grey
Album“
rasend
schnell,
vor

allen
 Dingen
als
digitale
 Audio_iles
 im
 P2P‐Bereich.
 Die
 EMI,
 die
 damals
 die

Rechte
 an
 den
 Beatles‐Aufnahmen
 besaß,
 handelte
 schnell
 und
 ließ
 eine

einstweilige
 Verfügung
 an
 alle
 Händler
 und
 den
 Künstler
 Danger
 Mouse

zukommen.
 Dieser
 Versuch
 die
 Verbreitung
 zu
 verhindern
 ging
 aber
 nach

hinten
 los
 (siehe
 auch
 Kapitel
 3.1.2):
 Das
 Vorgehen
 der
 EMI
 sprach
 sich

schnell
 in
 Blogs
 und
 Musikmagazinen
 herum,
 sodass
 das
 Album
 nun
 noch


54
Knoke,F., Spiegel Online, Akustischer Fleischwolf, Gitarrenhelden auf der Schlachtbank, http://
www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,654292,00.html, 10.10.2009, Zugriff am 04.07.2010
55Wortham, J., Wired Online, Banned From YouTube: Parody Guitar Videos, http://www.wired.com/
underwire/2008/02/watch-the-parod/, 08.02.2008, Zugriff am 04.07.2010
56 vgl. StSanders offizielle Webseite, http://www.stsanders.com, Zugriff am 04.07.2010
27
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

erfolgreicher
 und
 sogar
 in
 klassischen
 Printmedien
 wie
 dem
 Rolling
 Stone

besprochen
und
rezensiert
wurde.57

2.3 Urheberrecht & Piraterie

Die
Digital
Natives
 wachsen
damit
auf,
 dass
Informationen
jederzeit
und
von



überall
kostenlos
zugänglich
sind.
Viele
schöpfen
aus
dieser
Entwicklung
der

Digitalisierung
 neue,
 kreative
 Potentiale
 (siehe
 Kapitel
 2.2),
 stehen
 damit

allerdings,
 wie
 alle
 anderen
 auch,
 dem
 Rechtssystem
 gegenüber.
 Man
 kann

davon
ausgehen,
 dass
die
überwiegende
Mehrheit
der
Digital
Natives
derzeit

regelmäßig
gegen
das
 Urheberrecht
 verstößt.
 Zwar
ist
 ihnen
in
den
meisten

Fällen
 bewusst,
 dass
 das
 Herunterladen
 von
 Musik
 und
 anderen

urheberrechtlich
 geschützten
 Daten
 über
 File‐Sharing‐Systeme
 illegal
 ist
 –

viele
 sehen
 es
 aber
 als
 ein
 Kavaliersdelikt
 an
 und
 sind
 sich
 über
 die

konkreten
 Folgen
 des
 illegalen
 File‐Sharings
 nicht
 bewusst.
 Die
 genauen

Bestimmungen
 der
 Urheberrechtsgesetze
 sind
 ihnen
 nicht
 klar.
 Ein
 großer

Ein_lussfaktor
ist
 zudem
 die
Tatsache,
 dass
 die
 von
den
 Digital
Natives
zum

Dateiaustausch
 genutzten
 Systeme
 von
 ebenfalls
 jungen
 Digital
 Natives

erdacht
 und
 populär
 gemacht
 wurden
 (siehe
 Kapitel
 1.2.4)
 und
 dadurch

gerade
 in
 ihren
Kreisen
 eine
 enorm
 hohe
 Popularität
 erreichen.58 
 Dadurch

schwindet
das
Unrechtsbewusstsein.
In
einer
Studie
zur
Internetpiraterie
der

Queensland
 University
 of
 Technology,
 initiiert
 vom
 Medien‐
 und

Kommunikationsforscher
 Dr.
 Stephen
 Harrington,
 wurde
 im
 Juli
 2009

herausgefunden,
 dass
 ein
 Großteil
 der
 befragten
 „Piraten“
 nicht
 glaubten,

dass
sie
etwas
falsches
taten.
 Viel
 eher
rechtfertigten
sie
ihr
Verhalten
durch

eigene
Regeln
und
 Grenzen.
 So
 gaben
sie
 zum
 Beispiel
 an,
 keine
Musik
 von

Künstlern
 herunterzuladen,
 die
 sie
 mögen
 oder
 besonders
 klein
 oder
 nur

lokal
 beliebt
 sind.
 Dadurch
 relativiert
 sich
 die
 durch
 die
 Marketing‐
Kampagnen
 der
 Musikbranche
 oft
 herangezogene
 „Gleichstellung
 von

Internetpiraterie
mit
 dem
 Diebstahl
 einer
 Handtasche
 oder
 eines
 Autos“,
 so


57
Palfrey,J., Gasser, U., Generation Internet, Die Digital Natives: Wie sie leben, Was sie denken, Wie sie
arbeiten, 2008, Seite 143
58 ebd., Seite 166ff.
28
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Dr.
 Stephen
 Harrington.59 
 Dabei
 waren
 die
 Gesetze
 auf
 diesem
 Gebiet

international
 nicht
 einheitlich:
 gerade
 in
den
ersten
 Jahren
des
 Filesharings

waren
 die
 rechtlichen
 Rahmenbedingungen
 des
 Datentausches
 weltweit

mehr
als
unklar,
sodass
die
Nutzer
nicht
sicher
sagen
konnten,
ob
das,
was
sie

taten,
 in
ihrem
 Land
illegal
 ist.
 So
 war
es
 zum
Beispiel
 in
 der
Schweiz
 nicht

rechtswidrig,
 Daten
 herunterzuladen.
 Das
 Hochladen
 urheberrechtlich

geschützter
Inhalte
ist
dagegen
nahezu
überall
illegal.


Durch
 intensive
 Au_klärungs‐
 und
 Abmahnungsmaßnahmen
 durch
 die



großen
Labels
und
Urheberrechtsvertretungen
weltweit
 (siehe
Kapitel
3.1.2)

ist
 laut
 der
 UK
 Music‐Studie60 
 aus
 dem
 Sommer
 2009
 84%
 der
 1.808

befragten
Jugendlichen
zwischen
14
und
24
klar,
 dass
das
Herunterladen
von

Musik
von
P2P‐Portalen
illegal
ist.
Allerdings
unterscheiden
die
Jugendlichen

immer
 noch
 zwischen
 den
 technischen
 Formen
 des
 Datenaustausches;
 So

sehen
nur
50%
in
dem
Austausch
von
Musik
über
Skype
oder
Bluetooth
eine

gleichsame
 Rechtsverletzung
 wie
 durch
 das
 P2P‐Filesharing
 (siehe
 Abb.
 5).

Abb. 5: Vorstellung der Verletzung des Urheberrechts bei verschiedenen


Austauschmöglichkeiten von Musik. (UK Music Studie), 14 - 24 Jahre, Großbritannien

59Queensland University of Technology, Harrington, S. Dr., Online pirates police themselves, http://
www.news.qut.edu.au/cgi-bin/WebObjects/News.woa/wa/goNewsPage?newsEventID=29402, Juli 2009,
Zugriff am 05.07.2010
60
UK Music, Music Experience and Behaviour in Young People, Studie, http://www.ukmusic.org/files/
musically_focusgroups.pdf, 2009, Zugriff am 05.07.2010, Seite 23
29
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Es
 mangelt
 daher
 immer
 noch
 an
 Bewusstsein,
 dass
 der
 Austausch
 von

urheberrechtlich
 geschützten
 Werken
 ohne
 Genehmigung
 des
 zuständigen

Lizenzträgers/Urheberrechtsträgers
 illegal
 ist
 ‐
 egal,
 auf
welchem
Kanal
 die

Daten
 getauscht/heruntergeladen
 werden.
 Die
 Musikindustrie,
 dabei

vorrangig
 die
 Major‐Labels,
 versucht
 schon
 seit
 Jahren,
 dieses
 Bewusstsein

bei
 den
Konsumenten
 zu
schaffen.
 Dabei
 arbeiteten
die
 Labels
 weniger
 mit

als
viel
eher
gegen
die
Masse
der
Filesharer,
 kamen
gegen
das
Argument
der

kostenlosen
und
immerwährenden
Verfügbarkeit
 von
Musik
in
der
 digitalen

Welt
aber
bisher
nur
bedingt
an.

30
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

3. Musikindustrie

Um
ein
Verständnis
 dafür
zu
entwickeln,
 wie
 sich
der
deutsche
Musikmarkt



und
 die
 Absatzzahlen
 der
 physischen
 Tonträgerverkäufe
 durch
 die

Digitalisierung
verändert
haben
ist
es
vonnöten,
die
grundlegenden
Aufgaben

eines
Labels
sowie
die
klassische
Wertschöpfungskette,
an
der
sich
die
Labels

seit
Jahrzehnten
orientieren,
und
deren
Wandel
zu
beschreiben.


Zu
 Beginn
 soll
 auf
eine
sprachliche
Ungenauigkeit
 eingegangen
werden,
 die



sich
 durch
 die
 ein
 Großteil
 der
 Fachliteratur
 und
 medialen
 Bericht‐
erstattungen
zieht:
 Die
Bezeichnung
 „Musikindustrie“
wird
 in
 der
 Regel
 mit

Tonträgerindustrie,
 also
 der
 Produktion,
 Vermarktung
 und
 Vertrieb
 von

Musik
als
Grundaufgabe
einer
Platten_irma,
gleichgesetzt.
Die
Musikindustrie

umfasst
 allerdings
 ebenfalls
 die
Bereiche
Verlagswesen,
 Live‐Entertainment,

die
 Verwertungsgesellschaften
 GEMA
 und
 GVL
 sowie
 Begleitindustrien
 wie

das
 Geschäft
 mit
 Musikinstrumenten,
 Studiotechnik
 und
 Merchandising.

Aufgrund
der
 Komplexität
 des
Marktes
und
Relevanz
für
das
 Thema
 werden

die
 Begriffe
 Musikindustrie
 und
 Musikbranche
 in
 dieser
 Arbeit
 allerdings

vorrangig
 auf
 die
 Tonträgerindustrie
 und
 die
 dabei
 administrativ

auftretenden
Platten_irmen
bezogen.61
Diese
Arbeit
beschränkt
sich
dabei
auf

die
 vier
 großen
 Major‐Labels
 (Universal
 Music,
 Warner
 Music
 Group,
 Sony

BMG,
 EMI
 Music)
 im
 deutschen
 Raum,
 da
 der
 Aufwand,
 die
 oft

unterschiedlichen
 Strategien
 und
 Arbeitsweisen
 der
 unzähligen
 kleinen

Labels
 (sogenannter
 „Indies“)
 zu
 analysieren
 den
 Rahmen
 dieser
 Bachelor‐
Arbeit
sprengen
würde.

3.1 Wertschöpfungskette

Das
 grundlegende
 Geschäft
 der
 Major‐Labels
 beruht
 auf
 der
 Produktion



sowie
 dem
 Vertrieb
 von
 physischen
 Tonträgern.
 Sie
 sind
 die
 Schnittstelle

zwischen
Künstler
und
Konsumenten.
 Sogenannte
A&Rs62,
die
immer
auf
der

Suche
 nach
 neuen
 Musikern
 für
 den
 platten_irmeneigenen
 Künstlerkatalog

sind,
 stehen
 innerhalb
 eines
 Labels
 in
 der
 Verantwortung,
 aktuelle


61
Kromer, E., Wertschöpfung in der Musikindustrie, Zukünftige Erfolgsfaktoren bei der Vermarktung von
Musik, 2009, Seite 24ff.
62
Abkürzung für „Artist & Repertoire“
31
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

musikalische
 Entwicklungen
 und
 Trends
 zu
 erkennen
 und
 diese
 durch
 das

Heranholen
 passender
 Künstler
 zu
 bedienen.
 Der
 A&R‐Manager
 ist,

zusammen
 mit
 dem
 Product
 Manager,
 zeitgleich
 das
 kommunikative

Bindeglied
 zwischen
 dem
 Künstler
 bzw.
 dessen
 Management
 und
 der

Platten_irma.
 Er
 muss
 beiderlei
 Interessen
 in
 Einklang
 bringen.
 In
 der

anschließenden
 Produktion
 werden
 die
 ausgewählten
 Musiker
 durch
 die

Platten_irma,
 den
 Produzenten
 sowie
 Management
 beraten,
 gegebenenfalls

werden
 in
 sogenannten
 Songwriting‐Sessions
 passende
 Titel
 von

unterschiedlichen
 Komponisten
 für
 die
 Musiker
 geschrieben.
 Als
 Ziel
 der

Produktion
 steht
 in
 der
 Regel
 ein
 Album
 mit
 zugrundeliegender

Veröffentlichungsstrategie,
 in
 der
 bereits
 Zeiten
 und
 Budget
 für
 Au_lage,

Marketing
 und
 Promotion
 bei
 Radio,
 TV
 und
 Presse
 geregelt
 sind.
 Durch

einen
 sogenannten
 Bandübernahmevertrag
 oder
 Künstler(‐Exklusiv)vertrag

übergibt
der
 Künstler
und
sein
Management
 die
fertigen
Aufnahmen
an
das

Label,
 das
 sich
 nun
 um
 die
 Pressung
 sowie
 Preiskalkulation
 kümmert

(„Packaging
 &
 Pricing“).
 Darin
 enthalten
 sind
 auch
 immer
 die

Veröffentlichung
 von
 zwei
 bis
 vier
 Singles,
 die
den
 Albumverkauf
vor
 sowie

nach
 der
 Veröffentlichung
 durch
 punktuelle
 Medienpräsenz
 fördern
 sollen.

Hier
 übernimmt
 in
 der
 Regel
 der
 Product
 Manager
 die
 Kontrolle
 über
 den

weiteren
 Verlauf
 des
 Albums,
 der
 Vertrieb
 kümmert
 sich
 derweil
 um
 die

Promotion
 bei
 den
 Händlern.
 Der
 Product
 Manager
 muss
 Marketing‐
 und

Promotion‐Aktivitäten
wie
zum
Beispiel
Anzeigenschaltung
und
Plakatierung

im
 Auge
 behalten
 und
 koordinieren
 sowie
 ein
 stimmiges
 Corporate
 Design

des
 Künstlers
 garantieren.
 Es
 hängt
 zum
 großen
 Teil
 von
 ihm
 ab,
 ob
 ein

Künstler
 und
 dessen
 Produkt
 (Veröffentlichung)
 auf
 dem
 Markt
 Erfolg
 hat.

Nach
der
Herstellung
gehen
das
Album
und
die
Singles
über
den
Vertrieb
der

Platten_irma
 zu
 den
 Händlern,
 die
 nun,
 je
 nach
 Verhandlungsgeschick
 der

Vertriebsmitarbeiter
 und
 Popularität
 des
 Künstlers,
 das
 physische
 Album

präsent
in
ihrer
Verkaufs_läche
positionieren.
 Dieses
Point‐of‐Sale‐Marketing

stellt
 zeitgleich
 den
 Abschluss
 der
 Wertschöpfungskette
 für
 die
 Labels
 dar.

Das
Label
hat
also
keinen
direkten
Kontakt
zum
Kunden,
sondern
vermarktet

das
Produkt
des
Künstlers.63

63
Scholz, L., Die Musikbranche, Ausbildungswege und Tätigkeitsfelder, 2007, S. 9ff.


32
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Abb. 6: Klassische Wertschöpfungskette der Tonträgerindustrie (eigene Darstellung)

Durch
 die
 gezielte
 Positionierung
 von
 Alben
 und
 Singles
 auf
 der

Verkaufs_läche
sowie
im
Radio
 und
Musikfernsehen
war
es
den
Major‐Labels

möglich,
 ihre
 Künstler
 gezielt
 und
 sehr
 präsent
 an
 den
 Kunden
 zu
 bringen.

Durch
diese
 Präsenz,
 die
 kleinere
 Labels
 aufgrund
ihrer
 Marktposition
 und

den
 begrenzten
 Ausstell_lächen
 beim
 Händler
 nicht
 bieten
 konnten,

bestimmten
größtenteils
die
großen
Platten_irmen
die
Positionen
der
Top100

Single‐
 und
 Album‐Charts,
 die
 wöchentlich
 vom
 Marktforschungs‐
unternehmen
 Media
 Control
 im
 Auftrag
 des
 Bundesverbandes
 der

Phonographischen
 Wirtschaft
 (Bundesverband
 Musikindustrie)
 erhoben

werden.
 Die
 Major‐Labels
 betrieben
 damit
 Agenda
 Setting
 und
 bestimmten

den
 Musikmarkt.
 Mit
 dem
 Au_kommen
 von
 P2P
 gab
 es
 allerdings
 keine

Grenzen
in
Verkaufs_lächen
mehr;
jeder
 Künstler
 von
jedem
 Label
 war
 über

das
Internet
auf_ind‐
und
hörbar.
Zudem
wurde
die
Produktion
eigener
Musik

durch
 moderne
 Software‐
 und
 billige
 Hardware‐Lösungen
 immer
 einfacher,

sodass
 der
 Markt
der
Nischenkünstler
 immer
größer
und
unüberschaubarer

wurde;
 der
 Long
Tail
 wächst
 stetig.
 Musik
 musste
sich
nicht
 erst
10.000
mal

verkaufen
 oder
 als
 CD
 im
 Schaufenster
 der
 Plattenladens
 liegen,
 um
 von

musikfreudigen
Konsumenten
Beachtung
zu
_inden.
64

3.1.1 Wandel der Wertschöpfungskette

Als
zwischen
1999
und
2001
die
File‐Sharing‐
und
P2P‐Welle
der
CD‐Brenner

das
 vorrangig
 junge
 Publikum
 vermehrt
 zum
 illegalen
 Kopieren
 und

Downloaden
 von
 Musik
 greifen
 ließ,
 ging
 der
 Umsatz
 der
 deutschen

Musikindustrie
 trotz
 merkbar
 höherer
 Musiknutzung
 innerhalb
 dieser
 zwei

Jahre
um
40%
zurück.
Besonders
stark
traf
es
dabei
den
physischen
Verkauf:

Der
 Absatz
 in
 Deutschland
 sank
 zwischen
 1999
 und
 2003
 von
 184,6

Millionen
verkauften
Einheiten
(2001)
auf
146,8
Millionen
im
Jahre
2003
um

fast
 38
 Millionen.
 Dagegen
 wurde
 die
 CD‐R,
 also
 der
 CD‐Rohling,
 immer


64 Anderson, C., The Long Tail, Der lange Schwanz, 2007, Seite 8f.
33
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

beliebter:
 Aufgrund
 von
 sinkenden
 Anschaffungskosten
 von
 CD‐Brennern



und
 Rohlingen
stieg
 der
Verkauf
von
CD‐Rs
 und
 DVD‐Rs
 von
 182
 Millionen

(2001)
auf
337
Millionen
(2003),
also
um
185
Prozent
an.
Der
Höhepunkt
der

Absatzzahlen
 erreichte
 der
 CD‐Rohling
 im
 Jahre
 2006
 (447
 Millionen).

Aufgrund
 der
 steigenden
 Popularität
 von
 tragbaren
 MP3‐Playern
 ist
 dieser

Wert
 im
 Jahre
 2009
 aber
 wieder
 auf
 278
 Millionen
 zurückgegangen
 und

erreicht
 damit
 das
 Niveau
 vom
 Jahre
 2002.
 Zwar
 lassen
 sich
 durch
 bloße

Verkaufszahlen
 der
 Rohlinge
 keine
 direkten
 Rückschlüsse
 auf
 das
 illegale

Kopieren
 von
 Musikdatenträgern
 schließen,
 jedoch
lassen
 sie
 im
 Verhältnis

zu
 den
sinkenden
 physischen
 Verkäufen
 der
 deutschen
 Musikindustrie
 eine

negative
 Korrelation
 vermuten.65 
 Erst
 ab
dem
 Jahre
 2008
 be_indet
sich
der

deutsche
 Musikmarkt
 wieder
 auf
 Konsolidierungskurs.
 Zwar
 nimmt
 der

Markt
der
physischen
Tonträger
 in
Deutschland
2009
immer
noch
78%
und

damit
 Dreiviertel
 des
 Gesamtertrages
 ein,
 doch
 ist
 ein
 starker
 Trend
 in

Richtung
 des
 digitalen
 Vertriebs
 sowie
 Einnahmen
 aus
 neuen

Geschäftsfeldern
 zu
 beobachten.
 Die
 Major‐Labels
 partizipieren
 mehr
 und

mehr
 an
 den
 Einnahmen
 aus
 dem
 Live‐Geschäft,
 Künstlermanagement
 und

Merchandising.
 4%
 der
 Gesamteinnahmen
 der
 deutschen
 Musikindustrie

stammen
 2009
 aus
 diesen
 Bereichen.
 Auch
 der
 Downloadmarkt
 wächst
 in

Deutschland
langsam
aber
stetig;
waren
es
2008
noch
6%,
stammen
2009
8%

der
Einnahmen
 aus
 digitalen
Verkäufen.
 Dabei
 stehen
vorrangig
sogenannte

„Download‐Bundles“
wie
zum
Beispiel
Alben
oder
Compilations
mit
52%
der

Downloadverkäufe
 in
 der
 Gunst
 der
 Käufer,
 dicht
 gefolgt
 vom
 Kauf
 von

Einzeltracks
(40%).
 Der
 in
 den
letzten
Jahren
boomende
 Klingelton‐Verkauf

wie
zum
 Beispiel
 durch
Jamba
 sinkt
 dagegen
 von
 2008
 (15%)
zu
 2009
auf

8%.66 


Die
Platten_irmen
erkennen
das
Potential
der
neuen
Handlungsoptionen
und

partizipieren
 vermehrt
 an
 Einnahmen,
 die
 keinen
 direkten
 Bezug
 zur

Kernkompetenz,
 also
 dem
 Au_bau
 von
 Künstlern
 und
 Verkauf
 derer
 Alben

haben.
Gleichzeitig
arbeiten
sie
an
neuen
digitalen
Angeboten
im
Internet
wie

zum
Beispiel
Musik_latrates
(s.
Kapitel
3.3.2)
um
die
Gunst
des
Konsumenten

zu
gewinnen.
Dadurch
erweitert
sich
die
klassische
Wertschöpfungskette:
So


65 Bundesverband Musikindustrie, Musikindustrie in Zahlen 2009, 2010, Seite 30


66 ebd., Seite 14
34
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

muss
 das
 Point‐of‐Sale‐Marketing
 nicht
 nur
 mit
 klassischen
 Händlern



zusammenarbeiten,
 sondern
 ebenso
 die
 Präsenz
 des
 Künstlers
 auf
 den

gängigen
 Downloadportalen
 wie
 iTunes,
 Musicload
 und
 AmazonMP3
 für

etwaige
 Veröffentlichungen
 sicherstellen.
 Durch
 die
 wachsende
 Popularität

von
 Konsolen
 und
 Konsolenspielen
 bei
 Jugendlichen
hat
 sich
 in
 den
letzten

Jahren
außerdem
die
Positionierung
der
Künstler
und
deren
jeweils
aktuellen

Singles
 in
 Videospielen
 etabliert:
 So
 gibt
 es
 zu
dem
 jährlich
 erscheinenden

Computer‐
 und
 Konsolenspiel
 FIFA
 von
 Electronic
 Arts
 einen
 ebenfalls

verfügbaren
Soundtrack,
 der
 alle
Titel,
die
im
Spiel
 selbst
 zu
hören
sind,
auf

Compilations
 zum
 Kauf
 bereitstellt.
 Im
 Jahre
 2008
 (im
 Zuge
 der

Veröffentlichung
 von
 FIFA
 09)
 war
 es
 zum
 Beispiel
 eine
 junge
 Berliner

Newcomer‐Band
namens
„Radiopilot“,
 die
es
durch
geschickte
Positionierung

seitens
ihrer
 Platten_irma
Sony
Music
 Entertainment
geschafft
hat,
 mit
ihrer

Single
„Fahrrad“
auf
den
Soundtrack
des
 Spiels
 zu
kommen.67 
 Andere
 Spiele

wie
 zum
 Beispiel
 Activisions
 „Guitar
 Hero“
 machen
 die
 Musik
 selbst
 zum

Mittelpunkt
des
Geschehens.


Gleichzeitig
 eröffnet
 das
 Internet
 dem
 Konsumenten
 neue
 Möglichkeiten,



Musik
zu
entdecken:
Durch
die
Verfügbarkeit
von
nahezu
jedem
Künstler
aus

jedem
Genre
im
Internet
ist
der
Long
Tail
an
Angeboten
mittlerweile
so
groß

geworden,
 dass
 sich
der
Konsument
 selbst
 suchen
und
 beraten
lassen
 kann,

was
ihm
gefällt
–
der
Hörer
nimmt
dadurch
einen
Teil
der
A&R‐Rolle
ein
und

_indet
 selbst
 das,
 was
 ihm
 gefällt.
 Durch
 folksonomische68 
 Strukturen

innerhalb
von
Musik‐Communitys
wie
zum
Beispiel
 Last.FM
ist
 er
außerdem

in
der
Lage,
 sich
Musik
auf
Basis
seiner
eigenen
Hörgewohnheiten
empfehlen

zu
lassen.
Durch
die
ihm
zugeschriebene
Kompetenz
 kann
er
sich
als
Opinion

Leader
 positionieren
 und
 andere
 Hörer
 mit
 Musiktipps
 und
 Empfehlungen

versorgen.
Die
Musikindustrie
 muss
nun
mehr
und
unmittelbarer
als
vorher

auf
 den
 Geschmack
 und
 das
 Interesse
 der
 Konsumenten
 im
 Internet


67Electronic Arts GmbH, Pressemitteilung, FIFA 09 gibt den Ton an, http://www.pressebox.de/
pressemeldungen/electronic-arts-gmbh/boxid/197596, 15.08.2008, Zugriff am 19.07.2010
68 Der Begriff Folksonomie ist eine Wortneuschöpfung aus den Wörtern „Folk“ (englisch für „Volk“, „Laie“)
und „Taxonomie“. Die Folksonomie bricht die monohierarchische Struktur der Taxonomie auf und ist
Grundlage des „Social Tagging“, also der freien Verschlagwortung durch ein kollaboratives System an
Nutzern. Dabei stehen keine Regeln für die Struktur der Daten über der Informationseingabe des Nutzers.
Die dabei entstehenden Sammlungen an Tags werden „Folksonomien” genannt und bilden eine Grundlage
für das Semantic Web. Die Nutzer sortieren und strukturieren ihre Informationen selbst. Die daraus
ergebene Ordnung ist die Basis für den weiteren Umgang mit Information.
35
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

reagieren
 um
 Trends
 frühzeitig
 zu
erkennen
und
in
 ihr
 Verwertungssystem



ein_ließen
 zu
 lassen.
 Dabei
 ist
 die
 Auseinandersetzung
 mit
 den
 sozialen

Netzwerken,
 dem
„Social
Media“,
immer
wichtiger
geworden:
Hier
ist
 man
in

der
 Lage,
 von
 den
 schneeballartigen
 Vernetzungen
 einzelner
 User
 zu

pro_itieren.
 Positioniert
 sich
 ein
 potentieller
 Konsument
 klar
 für
 eine

bestimmte
Band,
sehen
das
in
der
Regel
alle
seine
Freunde
in
seinem
sozialen

Netzwerk.
 Es
 _indet
 daher
 eine
 viel
 direkter
 vermittelte
 Kommunikation

zwischen
Künstler
und
Konsument(en)/Fans
statt.
Kritisch
wird
immer
noch

die
 Präsenz
 des
 Labels
 als
 scheinbar
 unabhängige
 Marke
 in
 sozialen

Netzwerken
 betrachtet:
 Aufgrund
 eines
 bei
 Major‐Labels
 sehr
 heterogenen

Künstlerkataloges
 und
 die
 damit
 verbundenen,
 unterschiedlichen

Zielgruppen
 ist
 es
 schwierig,
 eine
 einheitliche
 Markenkommunikation
 zu

erzeugen.
 Zudem
sind
Kritiker
 der
Meinung,
 dass
 Konsumenten
Musik
 nicht

wegen
des
Labels,
 sondern
wegen
des
Künstlers
 konsumieren
‐
 keiner
kauft

eine
CD
von
Britney
Spears,
nur
weil
sie
von
einem
 bestimmten
Major‐Label

herausgebracht
wurde.69 
Nichtsdestotrotz
 gibt
es
 zum
Beispiel
auf
Facebook

von
 allen
 vier
 Major‐Labels
 eine
 Deutschland‐Fanpage,
 deren
 Nutzerzahlen

jedoch
stark
 schwanken.
 Die
meisten
Fans
kann
zum
Zeitpunkt
dieser
Arbeit

Warner
 Music
 Germany
 aufweisen
 (4.798
 Fans) 70,
 dicht
 gefolgt
 von
 EMI

Music
 Germany
(3.174
Fans)
.71 
Zwar
haben
 die
 Fanseiten
der
 Künstler,
 die

bei
 den
 jeweiligen
 Labels
 unter
 Vertrag
 stehen,
 eine
 sehr
 viel
 höhere

Personenreichweite
 bei
 Facebook‐Nutzern,
 nichtsdestotrotz
 kann
 man
 an

diesen
 von
 den
 Labels
 kreierten
 Möglichkeiten,
 mit
 den
 Konsumenten
 in

Kontakt
 zu
 treten
 und
 sie
 über
 neue
 Entwicklungen
 zu
 informieren
 eine

Bereitschaft
zur
Kommunikation
erkennen,
die
vor
einigen
Jahren
noch
nicht

vorhanden
war.
 Doch
die
Musikindustrie
hat
diese
Potentiale
des
Dialogs
mit

dem
Konsumenten
erst
recht
spät
erkannt
und
sich
in
den
letzten
Jahren
eher

damit
 beschäftigt,
 diesem
 und
 damit
 vorrangig
 den
 Digital
 Natives
 mit


69Kusek, D., Leonhard, G., Die Zukunft der Musik, Warum die Digitale Revolution die Musikindustrie retten
wird, 2005, Seite 21f.
70Offizielle Fanpage von Warner Music Germany auf Facebook, http://www.facebook.com/warnermusicde,
Zugriff am 19.07.2010
71Offizielle Fanpage von EMI Music Germany auf Facebook, http://www.facebook.com/emimusicgermany,
Zugriff am 19.07.2010
36
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

unterschiedlichen
Methoden
der
Bekämpfung
von
illegalen
Musikdownloads

entgegenzutreten.


3.1.2 Umgang mit illegalen Angeboten

In
 den
 letzten
 zwölf
 Jahren
 haben
 die
 Major‐Labels
 und
 internationale

Urheberrechts‐Vertretungen
 auf
 vielen
 Wegen
 versucht,
 dem
 illegalen

Download
sowie
 den
Raubkopien
 Einhalt
 zu
 gebieten.
 Als
 Kritik
 an
 diesem

Vorgehen
 wurde
 in
 vielen
 Fällen
 angegeben,
 dass
 die
 Musikindustrie
 die

Konsumenten,
 also
die
 Menschen,
 die
physischen
CDs
kaufen
sollten,
 an
den

Pranger
 stellten
 anstatt
 sie
 zu
 umwerben
 und
 attraktive
 Alternativen

anzubieten.


In
 Deutschland
gab
 es
 bereits
 1999
 die
 erste
 Initiative
 namens
 „Copy
 Kills

Music“
vom
deutschen
Phonoverband.
Diese
bezog
sich
vor
allen
Dingen
auf

das
illegale
Raubkopieren
von
CDs.
Die
Kampagne
behauptete
unter
anderem,

dass
 10.000
 gebrannte
 Audio‐CDs
 das
 Au_kommen
 einer
 Nachwuchsband

verhindere
 und
 dass
 jährlich
 10
 Millionen
 schwarz
 gebrannte
 CDs
 in

Deutschland
 in
 Umlauf
 gebracht
 werden.
 Diese
 Zahlen
 waren
 jedoch
 bar

jeder
 statistischen
 Belegbarkeit72 
 und
 verschafften
 der
 deutschen

Musikindustrie
 ein
 schlechtes
 Image,
 da
 hier
 der
 eigene
 Kunde
 bekämpft

wurde.
 Auch
 Diamond
 Media,
 die
 1998
 den
 ersten
 tragbaren
 MP3‐Player

entwickelten,
 gerieten
in
die
 Schusslinie
 der
 Recording
 Industry
Association

of
 America.
 Dieser
 Versuch,
 das
 Abspielen
 von
 MP3s
 auf
 tragbaren

Endgeräten
 zu
verbieten,
 scheiterte
 vor
 Gericht.
 Nichtsdestotrotz
 erreichten

beide
 Parteien
 eine
 Einigung
 und
gründeten
 1998
 die
 Secure
 Digital
 Music

Initiative
 (SDMI)
 die
 es
 sich
 zur
 Aufgabe
 gemacht
 hat,
 einen
 funktionalen

Kopierschutz
 für
 MP3s
 zu
 entwickeln
 –
 der
 Beginn
 des
 Digital
 Rights

Management
 (DRM 73).
 Nach
 Veröffentlichung
 der
 ersten
 SDMI‐geschützten


72
Bei10 Millionen CDs im Jahr wären das 1.000 Nachwuchsbands jährlich, deren Karriere durch das
Raubkopieren vermeintlich verhindert worden wäre. Im Jahr wurden aber nur knapp 100 Bands bei den
Major-Labels in Deutschland unter Vertrag genommen.
73DRM („Digital Rights Management“) ist ein durch die amerikanische RIAA initiierter Kopierschutz für
digitale Audioformate. Durch „digitale Wasserzeichen“ ist es möglich zu kontrollieren, woher die Datei kommt
und wie oft sie schon kopiert wurde. Dieses Verfahren findet heute, aufgrund heftiger Kritik von
Konsumenten und Händlern, kaum noch Anwendung.
37
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

MP3s
rief
die
Initiative
alle
Programmierer
und
Hacker
auf,
den
Kopierschutz

zu
 knacken.
 Als
 Belohnung
 waren
 10.000
 US‐Dollar
 ausgeschrieben.
 Kurz

darauf
schaffte
 es
 der
Princeton‐Professor
Edward
 Felten,
 den
Kopierschutz

zu
 entschlüsseln
 –
 und
 wurde
 nach
 dem
 Vorhaben,
 seine
 Erkenntnis
 der

Öffentlichkeit
 zu
 präsentieren,
 von
 der
 RIAA
 prompt
 darauf
 hingewiesen,

dass
er
nach
Veröffentlichung
mit
einer
Klage
rechnen
könne.
Im
Jahre
2001

führten
 schlussendlich
 Kon_likte
 zwischen
 Technologieherstellern
 und

Platten_irmen
dazu,
dass
SDMI
von
der
Bild_läche
verschwand.
74
Von
jetzt
an

war
jeder
auf
sich
allein
gestellt:
Sowohl
Apple
als
auch
Sony
und
Microsofts

Real
Networks
arbeiten
zum
Teil
bis
heute
mit
eigenen
Technologien,
die
das

Kopieren
 von
 MP3s
 beschränkt
 oder
 gar
 verhindert.
 Aber
 auch
 Audio
 CDs

wurden
 nicht
 vor
 Kopierschutzsystemen
verschont:
Im
Jahre
2000
kam
 mit

Philip
Boas
„My
Private
War“
und
HIMs
„Razorblade
Romance“
die
ersten
mit

dem
 Cactus
 Media
 Shield‐Kopierschutz
 versehenen
 CDs
 in
 Deutschland

heraus.
 Eine
 kopiergeschützte
 CD
 konnte
 von
 keinem
 CD‐Rom
 Laufwerk

gelesen
werden.
Das
Problem:
Solche
Laufwerke
gab
es
auch
im
Auto
oder
in

bestimmten
CD‐Playern
von
HiFi‐Anlagen.
 So
 kam
 es,
 dass
 tausende
Käufer

ihre
 CD
 nicht
 auf
 der
 Fahrt
 oder
 zu
 Hause
 hören
 konnten,
 die
 illegal

gebrannten
 CDs
 aber
 sehr
 gut
 funktionierten.
 Außerdem
 hatten
auch
ältere

Audio
CD‐Player
ihre
Problem
mit
den
kopiergeschützten
CDs.
Das
war
nicht

nur
 ein
 Problem
 für
 den
 Konsumenten,
 sondern
 auch
für
 Radio‐
 und
Club‐
DJs,
welche
die
Alben
promoten
sollten:
Nach
Ankündigung
der
neuen
Single

des
 jeweiligen
 Künstlers
 folgte
 oft
 sekundenlange
 Stille
 und
 letztlich
 der

Abbruch,
 da
 die
 CD
 nicht
 abgespielt
 werden
 konnte.
 Auch
 die
 Qualität
 der

Aufnahmen
war
mit
64
KiloBit
nur
halb
so
gut
wie
bei
herkömmlichen
MP3s.

die
 in
 der
 Regel
 mit
 128
 KiloBit
 pro
 Sekunde
 komprimiert
 werden.
 Den

Unmut
über
die
mit
Kopierschutz
 versehenen
CDs
bekamen
in
erster
Instanz

die
 Künstler
 zu
 spüren,
 deren
 Websites
 von
 den
 enttäuschten
 Käufern
 mit

Beschimpfungen
 überhäuft
 wurden.
 Nachdem
 bereits
 130.000
 CDs
 an
 den

deutschen
 Handel
 ausgeliefert
 wurden,
 beendete
 die
 EMI
 die
 weitere

Pressung
 von
 CDs
 mit
 eingebautem
 Kopierschutz.
 Doch
 ließen
 sich
 die

großen
 Platten_irmen
 nicht
 beirren
 und
 veröffentlichten
 ihre
 geschützten

Produkte
 2001
 auch
 in
 den
 USA,
 wo
 sie
 prompt
 nach
 der
 Veröffentlichung


74 Röttgers, J., Mix, Burn & R.I.P. – Das Ende der Musikindustrie, 2003, S. 58 - 63
38
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

von
 einer
 Konsumentin
 verklagt
 wurden.
 Auch
 in
 Großbritannien
 ließ
 der

Unmut
 der
 Käufer
 über
 den
 fragwürdigen
 Kopierschutzmechanismus
 die

Labels
 dazu
 übergehen,
 allen
 Konsumenten
 nach
 weniger
 Zeit
 einen

kostenlosen
 Umtausch
 der
 CD
 anzubieten.75 
 Klaus
 Petri,
 damaliger

Pressesprecher
 vom
 Elektronikkonzern
 Philips,
 welcher
 Ende
 der
 1970er

Jahre
 zusammen
 mit
 Sony
 die
 Compact
 Disc
 entwickelte,
 bezeichnete
 die

neue,
kopiergeschützte
CD
als
„Un‐CD“
und
sagte
bei
einem
Interview
mit
der

Financial
Times
Anfang
2002:
„Das
[die
kopiergeschützten
CDs,
Anm.
d.
Verf.]

sind
Silberscheiben
mit
Musik
drauf,
die
CDs
ähneln,
aber
keine
sind.“ 76

Neben
 dem
 Cactus
 Media
 Shield
 gab
 es
 noch
 weitere
 Technologien,
 deren

Entwicklung
 vor
 allen
 Dingen
 von
 den
 Majors
 angespornt
 wurde;
 So

arbeiteten
 die
 Veröffentlichungen
der
 EMI
mit
 den
Kopierschutz
 Mediamax,

die
Künstler
von
BMG
wurden
dagegen
mit
Mediacloq
und
die
CDs
von
Sony

mit
 dem
 Key
 2
 Audio‐Kopierschutz
 herausgebracht.
 Kurzum:
 Da
 sich
 die

Platten_irmen
 auf
 keinen
 einheitlichen
 Standard
 einigen
 konnten,
 war

schlussendlich
 der
 Konsument
 derjenige,
 der
 darunter
 leiden
 musste.
 Jeder

CD‐Kauf
 geriet
 damit
 zu
 einem
 Glücksspiel,
 ob
 das
 CD‐Player,
 den
 man
 zu

Hause
(oder
im
Auto)
hatte,
den
Audiodatenträger
abspielen
konnte
oder
gar

der
 Computer
 nach
 dem
 Einlegen
 der
 CD
 nicht
 einfach
 abstürzen
 würde

(siehe
Celina
 Dions
 Album
 „A
 new
day
 has
 come“
aus
 dem
Jahre
 2002).
 Die

Labels,
 allen
 voran
 Universal,
 stellten
 nach
 tausenden
 Beschwerden
 darauf

um,
den
Kopierschutz
 zwar
auf
dem
Cover
des
Albums
zu
vermerken,
diesen

aber
 im
 Endeffekt
 nicht
 in
 die
 Audio‐CDs
 zu
 implementieren.
 Dadurch

erhofften
 sie
 sich,
 Raubkopierer
 bereits
 vor
 dem
 Kauf
 abzuschrecken.
 Die

Methode
 war
 legitim:
 Es
 konnte
 Major‐Labels
 keiner
 daran
 hindern,
 ihr

Produkt
als
 schlechter
 zu
verkaufen
 als
 es
eigentlich
sei.77 
 Seit
 2008
nutzen

nur
 noch
 die
 wenigsten
 physischen
 Veröffentlichungen
 einen
 Kopierschutz,

zumal
 auch
 die
 digitalen
 Vertriebsplattformen
 wie
iTunes
 und
AmazonMP3

seit
2008
auf
den
digitalen
Kopierschutz
DRM
verzichten.
 Die
Musikindustrie


75 Röttgers, J., Mix, Burn & R.I.P. – Das Ende der Musikindustrie, 2003, S. 89ff.
76CD-Erfinder Philips kritisiert Kopierschutz, TecChannel vom 10.01.2002 mit Berufung auf Financial Times
Deutschland, http://www.tecchannel.de/news/themen/business/410205/
cd_erfinder_philips_kritisiert_kopierschutz/, Zugriff am 18.07.2010
77Renner, T., Kinder, der Tod ist gar nicht so schlimm – Über die Zukunft der Musik- und Medienindustrie,
2004, S. 251 - 245
39
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

bekämpft
 jeher
 nicht
 mehr
 die
 physischen
 sondern
 mit
 Nachdruck
 die

digitalen
 Raubkopierer.
 Dabei
 nutzt
sie
 das
Versenden
von
kostenintensiven

Abmahnungen
an
Nutzer
mit
einer
IP‐Adresse,
die
aus
den
P2P‐Tauschbörsen

herausge_iltert
 wurden.
 Waren
 es
 in
 Deutschland
 im
 Jahre
 2004
 noch
 20

abgeschlossene
 Zivilverfahren,
 ist
 die
 Zahl
 im
 Jahre
 2008
 auf
 13.562

gestiegen.
Laut
der
Untersuchungen
der
GfK
im
Auftrag
des
Bundesverbandes

Musikindustrie
 e.V.
 zeigt
 dieses
 Vorgehen
 Wirkung:
 So
 ging
 die
 Zahl
 der

illegalen
 Downloads
 von
 Musik
 über
 Tauschbörsen,
 Sharehostern
 oder
 ftp‐
Servern
 laut
 der
 Studie
 von
 316
 Millionen
 Songs
 (2008)
 auf
 258
 Millionen

Titel
 (2009)
 zurück.
 Durch
 das
 gleichzeitige
 Ansteigen
 der
 legalen

Onlineverkäufe
 von
digitaler
Musik
 verbessert
 sich
zwar
das
 Verhältnis
vom

illegalen
zum
legalen
Download,
 jedoch
kommen
auf
einen
legal
 erworbenen

Song
 immer
 noch
 sechs
 illegal
 heruntergeladene
 Titel.78 
 Dabei
 möchte
 die

deutsche
 Musikindustrie
 in
 Zukunft
 auf
 das
 Abmahnen
 verzichten.

Stattdessen
soll
 hierzulande
ein
Modell
 durchgesetzt
 werden,
 das
 gerade
 in

Frankreich
 verabschiedet
 wurde:
 Dort
 werden
 im
 Sommer
 2010
 die
 ersten

Warnhinweise
an
Nutzer
verschickt,
 die
 beim
illegalen
Download
von
Musik

und
Filmen
ertappt
wurden.
Dabei
tritt
das
neue
Gesetz
"zur
Verbreitung
und

zum
Schutz
kreativer
Inhalte
im
Internet"
in
Kraft.
 Wird
ein
Nutzer
erwischt,

erhält
 er
 zunächst
 zwei
 warnende
 E‐Mails
 und
 ein
 anschließendes

Einschreiben.
 Lädt
 er
 sich
 weiterhin
 Urheberrechtlich
 geschütztes
 Material

illegal
 herunter,
 wird
eine
Internetsperre
über
bis
zu
einem
Jahr
verhängt.
In

dieser
 Zeit
 muss
 der
 Nutzer
 seinen
 Provider
 weiterhin
 bezahlen.
 Die

Verabschiedung
dieses
Gesetzes
spaltet
sowohl
Politiker
als
 auch
Sozialisten;

Nach
ihrer
Ansicht
darf
niemand
kommunikativ
ausgegrenzt
werden.
Andere

sehen
 dahingehend
 eine
 Chance,
 extreme
 Downloader
 und
 Raubkopierer

effektiv
zu
bekämpfen,
ohne
sie
gleich
in
_inanzielle
Engpässe
zu
zwängen.79

Seit
 neuestem
 versucht
 die
 Industrie
 jedoch,
 die
 junge
 Generation
 der

internetaf_inen
 Internetnutzer
 durch
 neue
 Musikplattformen
 und
 attraktive

Distributionsmöglichkeiten
 zu
 erreichen
 und
 ihnen
 die
 Vorteile
 des
 legalen

Erwerbs
digitaler
Musik
näher
zu
bringen.


78 Bundesverband Musikindustrie, Musikindustrie in Zahlen 2009, 2010, Seite 27ff.


79Netzsperre für illegale Downloads, Französisches Parlament beschließt Strafen, Tagesschau.de vom
12.05.2009, http://www.tagesschau.de/ausland/downloadsfrankreich100.html, Zugriff am 18.07.2010
40
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

3.3 Alternativen

„Die
größte
Herausforderung
für
die
Musikindustrie
war
schon
immer,

das
Kaufen
von
Musik
leichter
zu
machen
als
das
Stehlen.“

John
Kennedy,
Vorsitzender
der
IFPI 80

Die
 Hauptgründe
 für
 den
 Boom
 der
 digitalen
 und
 physischen
 Raubkopie

fußen
vor
allen
Dingen
auf
der
nahezu
kostenfreien
Beschaffung.
Das
Manko:

die
Bequemlichkeit.
Die
Digital
Natives
müssen
sich
durch
den
Dschungel
der

illegalen
 Angebote
 forsten,
 viele
 Quellen
 ausprobieren
 und
 sich
 immer
 um

aktuelle
 Updates
 für
 Filesharing‐Clients
 und
 Rapidshare‐Konten
 bemühen.

Selbst
 dann
 muss
 der
 geneigte
 Downloader,
 vor
 allen
 Dingen
 bei
 älteren

Musikveröffentlichungen,
 manchmal
 stunden‐
 und
 tagelang
 warten,
 um
 das

zu
bekommen,
was
er
will.
 Im
Anschluss
muss
die
illegal
beschaffte
Musik
 in

der
 Regel
 noch
 der
 eigenen
 Katalogisierung
 des
 Computers
 sowie
 in
 der

Bezeichnung
der
ID3‐Tags
angepasst
werden,
um
sie
überhaupt
lokal
auf
dem

Computer
 und
 mobil
 auf
 MP3‐Playern
 wiederauf_indbar
 zu
 machen.
 Die

Musikindustrie
 hat
 in
 den
 letzten
 Jahren
 erkannt,
 dass
 sie
 der
 Welle
 der

illegalen
 Raubkopierer
 nur
 dann
 entgegentreten
 kann,
 wenn
 das
 Angebot

sowohl
 von
 der
 Verfügbarkeit,
 vom
 Preis‐/Leistungsverhältnis
 und

schlussendlich
beim
Abrufen
und
Ordnen
der
Daten
klare
Vorteile
gegenüber

den
aktuellen
Filesharing‐
und
P2P‐Angeboten
aufweisen
kann.
Dabei
sind
es

weniger
 die
 Major‐Labels
 selbst
 als
 viel
 eher
 dritte
 Unternehmen,
 die
 als

Dienstleister
 Inhalte
 der
 Platten_irmen
 im
 Internet
 auf
 verschiedene
 Arten

distribuieren.
 Hierbei
 haben
 sich
 in
 letzter
 Zeit
 einige
 Distributions‐
 und

Re_inanzierungsmodelle
 herauskristallisiert,
 die
 den
 oben
 genannten

Komfort
 bieten
 und
 nun
 vorgestellt
 werden
 sollen.
 Dabei
 stellen
 die

vorgestellten
 Modelle
 und
 Plattformen
 nur
 eine
 Auswahl
 der
 wichtigsten

neuen
 Distributionsformen
 dar
 und
 beziehen
 sich
 ausschließlich
 auf
 den

Internetbereich.
Eine
Betrachtung
von
zum
Beispiel
den
in
den
letzten
Jahren

forcierten
 Kooperationen
 mit
 Mobilfunkunternehmen
 und
 ‐Herstellern
 wie

Nokia,
 die
 zum
 Kauf
 eines
 Produktes
 ihrer
 „Comes
 With
 Music“‐Reihe


80IFPI: 05, Digital Music Report, Januar 2005, http://www.ifpi.org/content/library/digital-music-


report-2005.pdf, Seite 3, Zugriff am 18.07.2010
41
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

gleichzeitig
 ein
 Musikabonnement
 auf
 Flatrate‐Basis
 anbieten,
 würden
 den



Umfang
dieser
Bachelorarbeit
übersteigen.81

3.3.1 Kostenpflichtige Downloadportale

Gerade
der
deutsche
Markt
weist
in
den
letzten
Jahren
eine
steigende
Zahl
an

digitalen
 Distributionsplattformen
 für
 Musik
 auf.
 Waren
 es
 2002
 nur
 zwei

Anbieter
(Pop_ile
und
MP3.de),
sind
es
mittlerweile
mehr
als
40
verschiedene

Plattformen
 auf
 denen
 der
 Nutzer
 Musik
 herunterladen
 kann.
 Damit
 bietet

Deutschland
 den
 Musikkäufern
 die
 weltweit
 größte
 Auswahl
 an
 digitalen

Musikdiensten.
 Marktführer
 sind
 jedoch
 trotzdem
 die
 internationalen

Anbieter
 iTunes,
 Musicload
 und
 AmazonMP3.
 Diese
 Portale
 bestechen
 vor

allen
 Dingen
durch
einen
 riesigen
Künstlerkatalog,
 allen
 voran
AmazonMP3

mit
12
Millionen 82
und
iTunes
mit
über
11
Millionen
Titeln.83 
Sie
_inanzieren

sich
durch
den
Verkauf
 von
 Audotiteln,
 deren
Preis
 sich
bei
 allen
Anbietern

zwischen
0,69
EUR
 und
1,29
EUR
 eingependelt
 hat,
 und
durch
 Werbung
für

Künstler,
 die
 durch
 Verhandlungen
 mit
 den
 jeweiligen
 Platten_irmen
 und

Managements
 der
 Künstler
 auf
 den
 plattformeigenen
 Seiten
 gefeatured

werden.
 Jede
 der
 drei
 großen
 Plattformen
 bedingt
 das
 Herunterladen
 von

einem
 Client,
 der
 sich
 mit
 dem
 Katalog
 des
 Anbieters
 verbindet,
 die
 Daten

herunterlädt
und
die
Kosten
für
den
Konsumenten
abwickelt.
Das
geht
in
der

Regel
 vollautomatisch,
 der
 Download
 eines
 Albums
 dauert
 nicht
 länger
 als

wenige
Minuten,
 ist
klar
betitelt
und
bereit
zum
Übertragen
auf
den
mobilen

MP3‐Player.
 Diese
 hohe
 Convenience
 stellt
 einen
 klaren
 Vorteil
 gegenüber

illegalen
Angeboten
dar.


Die
Anbieter
kostenp_lichtiger
Musikdownloads
werben
vor
allen
Dingen
mit

dem
 riesigen
 Künstlerkatalog
 sowie
 dem
 unregelmäßigen
 Aktionsangebot

von
 besonders
 günstigen
 Produkten.
 Das
 sind
 in
 der
 Regel
 sogenannte

„Bundles“,
 also
 Alben
oder
 Compilations,
 und
 seltener
 Einzeltitel.
 Das
 zeigt

Wirkung:
In
Deutschland
ist
 die
Zahl
der
 digitalen
Albumverkäufe
von
2008


81mehr Informationen zu diesem Thema u.a. hier: ZDNet.de, Nokias "Comes with Music" startet am 4. Mai in
Deutschland, http://www.zdnet.de/news/
mobile_wirtschaft_nokias__comes_with_music__startet_am_4__mai_in_deutschland_story-39002365-4100
3358-1.htm, Zugriff am 24.07.2010
82 AmazonMP3, Offizielle Seite, http://www.amazonmp3.de, Zugriff am 18.07.2010
83 Apple, Offizielle Webseite, http://www.apple.com/de/itunes/what-is/, Zugriff am 18.07.2010
42
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

auf
2009
um
65
%
gestiegen
und
beträgt
nun
7,6
Millionen
Einheiten.84 
Dabei

versuchen
 die
 digitalen
 Musikanbieter
 ihren
 Alben
 vermehrt
 sogenannten

Rich
 Media‐Content
 wie
 Videos,
 PDF‐
 oder
 Flash‐Booklets
 und
zusätzliches

Audiomaterial
 wie
 Interviews
 zum
 digitalen
 Albumkauf
 mitzuliefern.

Vorreiter
in
diesem
erweiterten
Angebot
ist
iTunes
LP,
ein
erweitertes
Format

das
es
dem
Käufer
ermöglicht,
während
des
Hörens
beispielsweise
Songtexte

oder
 Videos
 des
 Künstlers
 anzuschauen.85 
 Um
 dies
 den
Fans
 des
 Künstlers

bereitzustellen
 ist
 aber
 noch
 ein
 hoher
 organisatorischer
 Aufwand
 seitens

der
 Platten_irma
 nötig:
 Die
 zusätzlichen
 Daten
 müssen
 erst
 passend
 zur

Plattform
 programmiert
 und
 anschließend
 von
 iTunes
 geprüft
 und

freigegeben
werden.
Da
dieser
Prüfungsvorgang
mehrere
Monate
dauern
und

daher
noch
nicht
in
den
Veröffentlichungsplan
des
Albums
eingeplant
werden

kann,
 ist
 die
 Zahl
 der
 zur
 Verfügung
 stehenden
 Alben
 bisher
 aber
 noch

begrenzt
 und
 in
 der
 Regel
 nur
 großen
 Platten_irmen
 und
 deren
 Künstlern

vorbehalten.86

3.3.2 Musikflatrates

Ein
 modernes
 Konzept
 bieten
 die
 Flatrate‐Plattformen
 an,
 die
 es
 dem

Konsumenten
ermöglicht,
 immer
und
nahezu
überall
die
Musik
zu
hören,
 die

er
oder
sie
sich
wünscht.
Dabei
zahlt
der
Hörer
eine
monatliche
oder
jährlich

abgerechnete
 Pauschale
 und
 kann
 in
der
 Zeit
 seiner
 Mitgliedschaft
 auf
den

gesamten
Musikkatalog
des
 Anbieters
zurückgreifen.
 Signi_ikant
ist,
dass
vor

allen
Dingen
die
ehemaligen
P2P‐Riesen
Kazaa
und
Napster,
 die
ursprünglich

die
 beliebtesten
 Plattformen
 für
 das
 illegale
 Filesharing
 waren,
 nach
 ihrer

Schließung
 auf
 diese
 Systeme
 umgestellt
 haben.
 So
 ist
 Kazaa
 (vergleiche

Kapitel
1.2.5)
seit
Februar
2009
nur
noch
mit
der
Zahlung
einer
monatlichen

Pauschale
von
$19,98
als
Musikdownload‐Flatrate
nutzbar.
Jedoch
können
die

gekauften
 Daten
 nicht
 auf
 MP3‐Playern
 abgespielt
 und
 aufgrund
 des
 DRM‐
Kopierschutzes
auch
nicht
kopiert
 werden.87 
Ebenso
erging
es
der
Vorreiter‐

84 Bundesverband Musikindustrie, Musikindustrie in Zahlen 2009, 2010, Seite 20


85Apple, Offizielle Webseite, iTunes LP, http://www.apple.com/de/itunes/whats-new/#itunes-lp, Zugriff am
18.07.2010
86 Diese Erkenntnis beruht auf eigenen, beruflichen Erfahrungen mit der Veröffentlichungen von Künstlern.
87
Kazaa, offizielle Webseite, http://www.kazaa.com/about/about.aspx, Zugriff am 20.06.2010
43
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

P2P‐Plattform
 Napster:
 Nach
 Konkursanmeldung
 und
 anschließender



Schließung
 Napsters
 im
 Jahre
 2002
 ist
 die
 Plattform
 heute
 ein
 legaler

Musik_latrate‐Dienst
 namens
 „Napster
 2.0“,
 über
 den
 Nutzer
 für
 einen

monatlichen
 Pauschalpreis
 Millionen
 von
 Songs
 kostenlos
 hören
 und
 auf

kompatiblen
 MP3‐Playern
abspielen
 können.88 
 Aber
 auch
 hier
 greift
immer

noch
 der
DRM‐Kopierschutz
 ein:
 Die
 gekauften
Titel
 und
Alben
 können
nur

auf
bis
zu
maximal
drei
MP3‐Playern
kopiert
und
sieben
Mal
auf
CD
gebrannt

werden.
Gleichsam
verhält
es
sich
auch
mit
Rhapsody:
Je
nach
ausgewähltem

Paket
 kann
der
 Nutzer
 die
 Dateien
 nur
 ein
 oder
 maximal
 drei
 mal
 auf
den

MP3‐Player
 kopieren.89 
 Im
 Vergleich
 zu
 anderen
 kostenp_lichtigen

Downloadportalen
 schwindet
 auch
 hier
 wieder
 die
 Bequemlichkeit:
 Hat
 ein

Nutzer
 für
 einen
 Titel
 oder
 ein
 Album
 bezahlt,
 dann
 möchte
 er
 auf
 diesen

auch
 in
 vollem
 Umfang
 zugreifen
 können.
 Wie
 tragfähig
 diese
 Flatrate‐
Modelle
sind
und
wie
sie
sich
in
Zukunft
positionieren
können
ist
nur
schwer

zu
beurteilen.

3.3.3 Streaming

Besonders
 beliebt
 sind
 die
 zumeist
 kostenfreien
 Streaming‐Angebote.
 Sie



ermöglichen
 es,
 die
 Musik
 zwar
 zu
 hören,
 aber
 nicht
 herunterzuladen.

Wachsender
Beliebtheit
erfreut
sich
das
im
Jahre
2006
gegründete
und
2008

als
digitale
Internet‐Jukebox
umfunktionierte
soziale
Netzwerk
Grooveshark.

Gegründet
 wurde
 dieser
 Dienst
 von
 drei
 Studenten
 der
 Universität
 von

Florida
‐
wir
haben
es
also
auch
hier
wieder
mit
jungen
Digital
Natives
zu
tun,

die
 eine
 besondere
 Idee
 in
 die
 Tat
 umsetzten.
 Trotzdem
 man
 sich
 nicht

zwingend
 bei
 der
 Plattform
 anmelden
 muss,
 um
 den
 Dienst
 nutzen
 zu

können,
 wächst
die
durchschnittliche
Nutzerzahl
 von
Grooveshark
monatlich

um
zwei
bis
 drei
 Prozent.
 Pro
 Monat
werden
hier
 durchschnittlich
50
bis
60

Millionen
Songs
von
400.000
Nutzern
abgerufen,
sowohl
über
lokale
Rechner

als
 auch
 über
 die
 mobilen
 Applikationen,
 die
 nur
 über
 einen

kostenp_lichtigen
Premium‐Account
nutzbar
sind.90 
 Dabei
 basiert
die
Anzahl

der
Titel
auf
einer
Community,
die
Musik
suchen,
 hören
und
hochladen
kann.


88
Napster, Offizielle Website, http://www.napster.de/product_info.html, Zugriff am 20.06.2010

89 Rhapsody, Offizielle Website, http://www.rhapsody.com/-discover/plans, Zugriff am 18.07.2010


90 Wikipedia, Grooveshark, http://de.wikipedia.org/wiki/Grooveshark, Zugriff am 18.07.2010
44
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Doch
 auch
 hier
 stellt
 sich
 die
 Frage
 der
 Lizensierung
 der
 urheberrechtlich

geschützten
 Songs:
 Grooveshark
 hat
 bisher
 nur
 mit
 der
 EMI
 einen

Lizenzvertrag
zur
Nutzung
des
Künstlerkatalogs
abgeschlossen.
Die
Plattform

beruft
 sich
 dabei
 auf
 die
 „Takedown
 Provisions“
 des
 Digital
 Millennium

Copyright
 Act,
 der
 bereits
 1998
 in
 Amerika
 unterzeichnet
 wurde
 und
 die

Rechte
 von
 Copyright‐Besitzern
 im
 digitalen
 Raum
 klärt.
 In
 diesen

„Provisions“
 heißt
 es,
 dass
 ein
 (Musik‐)Portal,
 das
 keine
 direkte
 Kontrolle

über
die
Daten
hat,
 die
User
 auf
die
Plattform
 stellen,
 und
keine
Einnahmen

durch
zum
Beispiel
den
Download
der
Inhalte
erzielt,
erst
nach
dem
Wunsch

der
Platten_irmen
zur
Beseitigung
der
Daten
in
der
P_licht
ist,
 diese
Titel
aus

ihrem
 System
 zu
 nehmen.91 
 Dabei
 bewegt
 sich
 die
 Plattform
 in
 einer

gesetzlichen
Grauzone:
Zwar
macht
Grooveshark
keine
direkten
Umsätze
mit

den
 Titeln,
 die
 User
 in
 das
 System
 laden,
 nichtsdestotrotz
 wird

Bannerwerbung
 sowie
 das
 Angebot
 kostenp_lichtiger
 Premium‐Accounts,

welche
diese
Bannerwerbung
ausblenden
und
die
Nutzung
von
Grooveshark

auf
 mobilen
 und
internetfähigen
Endgeräten
ermöglicht,
zur
Re_inanzierung

genutzt.92 
 Grooveshark
 steht
 mit
 seinem
 Angebot
 auf
 wackligen
 Beinen,

wächst
 aber
 trotzdem
 zu
 einem
 weltweiten
 Konkurrenten
 zu
 Streaming‐
Pionieren
 wie
 Spoti_iy93 
 und
 Pandora94 ,
 deren
 Dienste
 in
 Deutschland

aufgrund
 von
 fehlenden
 Lizenzen
 für
 die
 Bereitstellung
 der
 Musik
 nicht

nutzbar
sind.
Zum
 Streaming
 zählt
 auch
 die
 große
 Gruppe
 der
 Internetradios
 und

Podcasts95 .
 Gerade
 aufgrund
 der
 nahezu
 kostenfreien
 Möglichkeit,
 diese

Radios
 auf
 seinem
 eigenen
 Server
 oder
 auf
 sogenannten
 „Hosts“
 wie
 zum

Beispiel
 http://www.live365.com/
 bereitzustellen,
 ist
 der
 im
 Internet
 zur

Verfügung
 stehende
 Long
 Tail
 an
 Webradio‐Stationen
 nur
 schätzbar.


91Hoffman, I., The Notice and Take Down Provisions of the DMCS, http://www.ivanhoffman.com/dmca.html,
Zugriff am 18.07.2010
92Bonanos, P., Grooveshark Has a New Look, But Itʼs Still Streaming Unlicensed Content, http://
gigaom.com/2009/10/26/grooveshark-has-a-new-look-but-its-still-streaming-unlicensed-content/, Zugriff am
18.07.2010

93 Spotify, offizielle Webseite, http://www.spotify.com/int/get-spotify/overview/, Zugriff am 18.07.2010


94 Pandora, Internet Radio, offizielle Webseite, http://www.pandora.com, Zugriff am 18.07.2010
95Podcasts sind abonnierbare Audio- oder Videodateien von unterschiedlichen Anbietern wie Radio- oder
Fernsehsendern, die über einen sogenannten „Feed“ automatisch aktualisiert werden und vom Rezipienten
zeitlich unabhängig vom Programm des jeweiligen Senders rezipiert werden können.
45
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Nichtsdestotrotz
 erfreuten
 sich
 diese
 Stationen
 gerade
 in
 den
 letzten
 drei

Jahren
wachsender
Beliebtheit.
Nach
der
ARD/ZDF‐Onlinestudie
2009
nutzen

12%
 der
 Internetsurfer
 in
 Deutschland
 mindestens
 einmal
 wöchentlich

Webradio
 per
 Livestream.
 Im
 Jahr
 2003
 waren
 es
 noch
 7%.
 Im
 Jahre
 2009

gaben
 10,9
 Millionen
 Internetnutzer
 in
 Deutschland
 an,
 zumindest

„gelegentlich“
Webradios
zu
hören.96 
Seit
zwei
Jahren
stagniert
die
Hörerzahl

jedoch
um
die
10
Millionen‐Grenze.
 Man
kann
vermuten,
dass
Internetradios

ihren
 Sättigungspunkt
 erreicht
 haben,
 zumal
 das
 reibungslose
 Abrufen
 der

D a t e n
 ü b e r
 d e n
 S t r e a m
 e i n e
 s c h n e l l e
 l o k a l e
 o d e r
 m o b i l e

(Breitband‐)Internetverbindung
 voraussetzt,
 die
 in
 Deutschland
 bereits
 im

Jahre
 2009
 bei
 72%
 der
 Internetnutzer
 in
 den
 Haushalten
 verfügbar
 war

(2006
waren
es
nur
48%)97.

Es
 stellt
 sich
 heraus,
 dass
 Internetradios
 besonders
 für
 den
 Nischenmarkt

interessant
 sind,
 denn
 hier
 _inden
 vor
 allen
 Dingen
 unabhängige

Indenpendent‐Labels
 und
 ‐Künstler
 Platz.
 Nach
 einer
 Untersuchung
 des

großen
 Online‐Radiosenders
 Live365
 aus
 dem
 Jahre
 2007
mit
 über
 10.000

unterschiedlichen
 Radiostationen
 stammen
 56%
 der
 gespielten
 Künstler

nicht
 von
 den
 Major‐Labels.
 98 
 Hier
 _inden
 Konsumenten
 abseits
 des

Mainstreams
 ihre
 Künstler.
 Ein
 Trend
 geht
 dabei
 vor
 allen
 Dingen
 in

Recommendation‐Systeme,
 die
 dem
 Nutzer
 anhand
seiner
Hörgewohnheiten

neue
 Künstler
 vorschlagen.
 Populärster
 Anbieter
 dieser
 Funktion
 ist
 die

Musik‐Community
 und
 ‐Radio‐Plattform
 Last.fm.
 Der
 Nutzer
 hat
 hier
 die

Möglichkeit,
 seinen
 Lieblingskünstler
 auszuwählen
 und
 sich
 dann
 ein

dynamisches
 Radioprogramm
 durch
 Last.FM
 zusammenstellen
 zu
 lassen.

Dabei
 werden,
 neben
 dem
 angegebenen
 Künstler,
 ähnliche
 Titel
 anderer

Musiker
in
das
Programm
genommen.
Eine
simple
Bewertungsfunktion
lässt

den
 Nutzer
 nun
 wählen,
 ob
 Last.FM
 seinen
 Geschmack
 getroffen
 hat
 oder

nicht.
 Die
Plattform
registriert
dabei,
was
der
Nutzer
wie
oft
gehört
und
was

ihm
 gefallen
 oder
nicht
gefallen
 hat.
 Zusätzlich
 kann
der
 User
seine
iTunes‐

96ARD/ZDF Online Studie 2009, Analyse der Audionutzung in Deutschland, http://www.ard-zdf-


onlinestudie.de/index.php?id=169, Zugriff am 19.07.2010
97ARD/ZDF Online Studie 2009, Analyse der Internetzugänge in Deutschland, http://www.ard-zdf-
onlinestudie.de/index.php?id=175, Zugriff am 19.07.2010
98Heise Online, Independents dominieren Internet-Radios, http://www.heise.de/newsticker/meldung/
Independents-dominieren-Internet-Radios-157602.html, Zugriff am 19.07.2010
46
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Playlist
„scrobblen“
lassen.
 Das
bedeutet,
dass
die
Musik,
die
der
Nutzer
lokal

auf
 seinem
Rechner
hat,
 auf
Hörverhalten
analysiert
 wird.
 Auch
diese
Daten

_ließen
in
das
System.
Je
mehr
Musik
der
Nutzer
auf
Last.fm
hört,
desto
mehr

passt
 sich
die
Plattform
 an
 den
eigenen
Geschmack
 an.
 Dabei
 greift
 Last.fm

auf
eine
folksonomisch
vernetzte
(siehe
Fußnote
Nummer
68,
 Seite
35)
Tag‐
Struktur
 zurück,
 die
 Merkmale
 ähnlicher
 Künstler
 wie
 zum
 Beispiel
 Genre

und
 Erscheinungsjahr
 miteinander
 verbindet.
 Die
 Nutzer
 können
 alle

Informationen
 der
 Künstler
 wie
 zum
 Beispiel
 Beschreibung
 und
 passende

Tags
 verändern
 und
 damit
 die
 Funktionalität
 der
 Plattform
 verbessern.

Last.fm
 greift
 damit
 auf
 ein
 Wiki‐ähnliches,
 auf
 User
 Generated
 Content

basierendes
System
der
nutzereigenen
Selbstkontrolle
und
‐Verbesserung
der

Daten
zurück.99
Ähnliche
 Recommendation‐Systeme
 nutzen
 seit
 einigen
 Jahren
 auch
 junge,

sehr
erfolgreiche
 deutsche
 Musikvideo‐Portale
wie
 tape.tv100 
 und
 putpat101.

Sie
verstehen
sich
als
kostenfreie
Musikfernsehsender
wie
MTV
und
VIVA
im

Online‐Kontext.
Auch
hier
kann
der
Nutzer
auswählen,
was
ihm
(nicht)
gefällt

(tape.tv)
 oder
 sogar
 den
 eigenen
 Geschmack
 über
 Equalizer‐ähnliche

Eingabemaske
 anhand
 präferierter
 Künstler
 festlegen
 (putpat,
 nur
 nach

Anmeldung)
 und
 nun
 Musikvideos,
 die
 diesen
 Kriterien
 entsprechen,

streamen.
Das
Videostreaming
als
Musikquelle
wird
in
Deutschland
vermehrt

genutzt
und
führt
das
derzeitige
Hörverhalten
der
Onliner
im
digitalen
Raum

mit
36%
an
(„mindestens
einmal
im
Monat
genutzt“).102 


99 Last.fm, „About“-Sektion der offiziellen Seite, http://www.last.fm/about, Zugriff am 19.07.2010


100 Tape.tv, Musik kostenlos anschauen, http://www.tape.tv/, Zugriff am 19.07.2010
101 Putpat, Persönalisiertes Musikfernsehen, http://www.putpat.tv/, Zugriff am 19.07.2010
102 Bundesverband Musikindustrie, Musikindustrie in Zahlen 2009, 2010, Abbildung 14, Seite 27
47
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

4. Perspektiven

In
der
 Analyse
der
 neuen
 Generation
 der
Musikkonsumenten
 sowie
 der
 ihr



umgebenen
 Industrie
 wird
 deutlich,
 dass
 sich
 beide
 Parteien
 in
 einem

stetigen
 Umwälzungsprozess
 be_inden.
 Dabei
 passt
 sich
 das
 Konsum‐
 und

Nutzungsverhalten
 des
 Digital
 Native
 dem
 ihm
 umgebenen
 Markt
 an
 und

schafft
 sich
 zugleich
 selbst
 Alternativen,
 während
 die
 Industrie
 vermehrt

versucht,
 die
 Wünsche
 des
 Konsumenten
 in
ihr
 Angebot
 zu
integrieren
 und

eine
Alternative
zu
den
illegalen
Angeboten
zu
bieten.


4.1 Ausblick: Experteninterviews

Die
 aktuelle
 Situation
 des
 Verhältnisses
 zwischen
 Konsumenten
 und



Industrie
 lässt
 unterschiedliche
Entwicklungen
 zu.
 Dabei
 kann
 generell
 von

einer
 Schwächung
 der
 Position
 der
 Major‐Labels
 und
 einer
 Stärkung

kleinerer,
unabhängiger
Anbieter
im
Internet
ausgegangen
werden.
 Doch
die

Digitalisierung
 hat
 sowohl
 gesellschaftlichen,
 wirtschaftlichen
 als
 auch

politischen
 Ein_luss,
 dessen
 Ausprägung
 sich
 durch
 die
 stetig
 wandelnde

Zielgruppe
 der
 Digital
 Natives
 ständig
 ändert.
 Wie
 stark
 sie
 dabei
 auch
 in

Zukunft
 den
 Markt
 formen
 werden,
 sollen
 zwei
 mögliche,
 zukünftige

Ausblicke
verdeutlichen.
Diese
Einschätzungen
fußen
auf
Experteninterviews

die
ich
im
 Zuge
dieser
Arbeit
im
Juli
2010
mit
Tina
Funk
und
Corie
Rappich,

zwei
 langjährigen
 Mitarbeitern
 der
 Musikbranche,
 geführt
 habe
 (Leitfaden

für
diese
Interviews:
siehe
Anhang).
Sie
sollen
einen
praxisnahen
Einblick
 in

den
zukünftigen
Umgang
mit
den
Digital
Natives
gewähren.


4.1.1 Experteninterview mit Tina Funk

Werdegang

Tina
 Funk
 fand
 ihren
 Weg
 in
 die
 Musik‐
 und
 Plattenindustrie
 durch
 den

Journalismus
 und
 die
 Arbeit
 bei
 Musikmagazinen.
 Seit
 1994
 hat
 sie
 viele

Stationen
 der
 Major‐
 und
 Independent‐Labels
 durchlaufen.
 Unter
 anderem

arbeitete
 sie
 als
 Labelmanagerin
 für
 Mute
 Records
 bei
 der
 Intercord

Tonträger
GmbH,
 einem
 großen,
 unabhängigen
Indie
der
internationale
 Acts

wie
 Depeche
 Mode
 betreute
 und
 baute
 im
 Anschluss
 mit
 Patrick
 Orth

48
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

(Geschäftsführer
 der
 Toten
 Hosen‐Platten_irma
 JKP
 [Jochens
 kleine



Platten_irma])
 Richard
 Bransons
 Label
 V2
 Records
 in
 Deutschland
 auf,

nachdem
Branson
Virgin
zuvor
an
die
EMI
verkauft
hatte.
Danach
kehrte
sie

zurück
zu
Mute
und
eröffnete
für
das
Label
eine
eigene
GmbH
in
Deutschland,

um
schließlich
 die
 Verantwortung
 für
 weitere
Platten_irmen
wie
 Virgin
 und

Labels
 sowie
 schlussendlich
 die
 Gesamtverantwortung
 für
 alle
 Front
 Line

Labels
 der
 EMI
 zu
 übernehmen
 und
 2006
 die
 Position
 des
 Senior
 Vice

President
 Music
 einzunehmen.
 Trotz
 dieser
Karriere
war
sich
Tina
Funk
 nie

sicher,
 ob
sie
 wirklich
im
 Major‐Kontext
 arbeiten
möchte,
 da
sich
ihr
 Ansatz

im
 Umgang
mit
Künstlern
von
dem
der
Majors
unterschied.
2007
verließ
sie

die
 EMI
 und
 gründete
 zusammen
 mit
 der
 Anwaltskanzlei
 Scheuermann

Westerhoff
 Strittmatter
 die
 Firma
 Creative
 Lobby.
 Die
 Idee,
 mit
 einer

Anwaltskanzlei
 zu
 arbeiten
 hatte
 sie
 schon
 länger:
 Zusammen
 mit
 einem

j u r i s t i s c h
 k o m p e t e n t e n
 P a r t n e r
 r e p r ä s e n t i e r t
 s i e
 e i n e
 A r t

Unternehmensberatung
für
Künstler
und
beschränkt
sich
dabei
 nicht
nur
auf

den
 Musikmarkt
 sondern
 auf
 alle
 Bereich
 des
 medialen
 Entertainments.

Dabei
 unterstützt
 sie
 Kunden,
 die
 sich
 selbst
 und
 ihre
 Arbeit
 als
 Business‐
Unternehmen
 verstehen
 und
 verstanden
 haben,
 dass
 es
 bei
 langfristigen

Erfolgen
bei
 zum
 Beispiel
Musikern
nicht
 nur
 darum
 geht,
 Alben
 bei
 Major‐
Platten_irmen
 herauszubringen.
 Durch
 ihre
 beru_liche
 Praxis
 hat
 sie

dahingehend
 viel
 Kontakt
 mit
 Menschen,
 die
 sich
 damit
 beschäftigen,
 wie

Kommunikation
im
Internetzeitalter
der
Digital
Natives
funktioniert.
 Derzeit

arbeitet
 sie
 mit
 Corie
 Rappich
 (siehe
 Kapitel
 4.1.2)
 an
 einer
 Kampagne,
 die

sich
mit
 der
 Handhabung
 und
Ansprache
 dieser
Zielgruppe
im
 Rahmen
der

Musikvermarktung
beschäftigt.

Musik
wird
nicht
mehr
bewusst
konsumiert
und
recherchiert.

Für
 Tina
 Funk
 ist
 ein
 typischer
 Digital
 Native
 jemand,
 der
 Musik
 in
 erster

Linie
 als
 ein
 Nebenbei‐Medium
 versteht.
 Musik
 wird
 ständig,
 aber
 nicht

bewusst
 konsumiert.
 Musik
 ist
 den
 Natives
 zwar
 immer
 noch
sehr
 wichtig,

erfüllt
 dabei
 keine
 primäre
 Rolle
 zum
 Au_bau
 von
 Stimmungen
 und

Atmosphären.
 
Bei
der
jungen
Generation
spielt
vor
allen
Dingen
der
„Besitz“

von
 Musik
 eine
 große
 Rolle
 und
 erfüllt
 damit
 einen
 anderen
 Wert
 ‐
 selbst

wenn
sie
legal
 über
Napster
oder
andere
Portale
bezogen
wurde
‐
als
 früher.


Gerade
 auf
sozialen
Netzwerken
wie
Facebook
_indet
dahingehend
ein
reger

49
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Austausch
 über
 zum
 Beispiel
 YouTube‐Clips
 statt.
 Dieser
 Austausch
 ist



gleichzeitig
 auch
 der
 Weg,
 auf
 dem
 der
 Digital
 Native
 neue
 Musik

kennenlernt.
 Das
 klassische
 Radio
 und
 die
 vermeintlichen
 „Jugendwellen“

sind
 für
 Tina
 Funk
 kein
 Medium
 mehr,
 an
 dem
 sich
 die
 Digital
 Natives

orientieren.
 Eine
 wichtige
 Rolle
 spielen
 jedoch
 immer
 noch
 die
 deutschen

Gratiszeitschriften
 wie
 zum
 Beispiel
 INTRO
 oder
 unclesally*s.

Kostenp_lichtige
Musikzeitschriften
wie
VISIONS
oder
Musikexpress
verlieren

mehr
 und
 mehr
 an
 Bedeutung
 und
 zielen
 in
 dieser
 Zeit
 (in
Anbetracht
 der

schrumpfenden
Au_lagenzahl)
eher
auf
die
kleine
Gruppe
der
Musikliebhaber

ab.

Labels
müssen
ihre
Künstler
breit
kommunizieren.

Damit
 Labels
 ihre
 Künstlern
 in
 der
 heutigen
 Zeit,
 in
 der
 die
 jungen
 User

ständig
 mit
 Informationen
 konfrontiert
 werden,
 erfolgreich
 vermarkten

können,
 benötigt
 es
 einer
 breiten
 Streuung
 der
 Information
 auf

kommunikativer
 Ebene:
 Da
 die
 Durchfallrate
 in
 zum
 Beispiel
 sozialen

Netzwerken
 sehr
 hoch
 ist,
 muss
 das
 Label
 sich
 sehr
 breit
 aufstellen
 um

möglichst
viele
Kontakte
zu
erreichen.
Eine
gezielte
Promotion
von
Künstlern


bei
 einer
 spitzen
Zielgruppe
 ist
 nicht
 mehr
ausreichend,
 eine
hohe
 Rotation

bei
 MTV/VIVA
 sind
 kein
Garant
 für
 gute
 Absatzzahlen
 des
 Produktes.
 Neue

Musikfernsehformate
wie
putpat
oder
tape.tv
(siehe
Kapitel
3.3.3)
sind
dabei

eine
 Alternative,
 aber
 kein
 Substitut
 für
 das
 klassische
 Musikfernsehen,
 da

der
Konsument
genau
auswählen
kann,
was
er
hören
möchte
und
nicht
mehr

auf
seinen
Lieblingsclip
im
Fernsehen
warten
oder
gar
abstimmen
muss.

Beim
Bild
zählt
die
Idee,
beim
Ton
die
Qualität.

Tina
Funk
glaubt,
dass
die
Qualität
eines
Musikstückes
vor
allen
Dingen
beim

Ton
 sehr
 wichtig
 ist.
 Da
 Musikvideos
 im
 Internet
 keiner
 professionellen

Aufmachung
wie
zum
Beispiel
HD
benötigen,
 zählt
 hier
vor
allen
Dingen
die

Idee
 und
die
 Originalität
 (siehe
zum
Beispiel
 das
 Video
 „Here
it
 goes
 again“

von
„OK
GO“103).
Dies
sind
gleichzeitig
die
Argumente,
 die
einen
Künstler
vor

allen
Dingen
im
Internet
und
im
besonderen
durch
virale
Streuung
nach
vorn

bringen
können.


103 YouTube, Video zu „Here it goes again“ von „OK GO“, http://www.youtube.com/watch?v=oPmhTCaDkGA
50
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Digital
Natives
zahlen
für
Qualität.

Lernt
 der
 Digital
 Native
 einen
 Künstler
 kennen,
 ist
 er
 oder
 sie
 beim
 ersten

Hören
 nur
 bedingt
 darauf
 aus,
 ein
 qualitativ
genauso
 hochwertiges
 Produkt

wie
 beim
 Kauf
 zu
 vor
 sich
 zu
 haben.
 Das
 ändert
 sich
 laut
 Tina
 Funk
 aber

genau
 dann,
 wenn
 der
 Künstler
 gefallen
 beim
 Konsumenten
 _indet
 und

dadurch
 eine
 Wertschätzung
 entsteht.
 Als
 Paradebeispiel
 gibt
 sie
 dabei
 die

Guerilla‐Marketingkampagne
 von
der
 Band
Nine
Inch
 Nails
an,
 die
ihr
 2007

noch
 unveröffentlichtes
 Album
 „Year
 Zero“
 als
 USB‐Sticks
 bei
 ihrer
 Europa‐
Tour
in
verschiedenen
Konzerthallen
verteilten
und
damit
ihre
Stücke
schon

vor
Veröffentlichung
an
die
Konsumenten
herausgaben.
 Die
Titel
lagen
dabei

ungeordnet
 und
 in
 einer
 minderen
 Qualität
 vor.
 Trotz
 dieser
 kostenlosen

Abgabe
 der
 Stücke
 (die
 sich
 wie
 ein
 Lauffeuer
 im
 Internet
 verbreiteten),

schaffte
 es
 das
 Album
 nach
 Veröffentlichung
 auf
 Platz
 1
 der
 Amazon‐
Download‐Charts.
 Diesen
 Umstand
 führt
 Tina
 Funk
 auf
 die
 Treue
 der
 Fans

und
der
Wunsch
nach
qualitativ
hochwertigen
Produkten
zurück.

Die
Industrie
muss
„zuhören“
lernen.

Die
 Musik‐
 und
vor
 allen
 Dingen
 Plattenindustrie
 ist
 sich
 noch
 nicht
 sicher,

wie
 sie
 mit
 den
 Digital
 Natives
 kommunizieren
 soll.
 Derzeit
 wird
 viel

probiert,
 die
 Labels
 „stochern“
 (O‐Ton)
 noch
 mit
 Versuchen
 herum,
 eine

erfolgreiche
(=
 absatzfördernde)
Kommunikation
 mit
dem
 Konsumenten
zu

führen.
Tina
Funk
sieht
den
Schlüssel
dafür
aber
eher
in
der
zumeist
passiven

Rolle
 des
 Zuhörers,
 der
 offen
 ist
 für
 Anregungen
 und
 Wünsche
 der
 jungen

Internetgeneration.
 Das
 Label
 ist
 „Dienstleister,
 nicht
 König“
 (O‐Ton):
 Es

funktioniert
 nicht
 mehr,
 dem
 Konsumenten
 nur
 ein
 „Produkt“
 vorzusetzen

und
 darauf
 zu
 warten,
 dass
 er
 oder
 sie
 es
 kauft.
 Eine
 zweiseitige

Kommunikation
 läuft
 dahingehend
am
 besten
über
 den
Künstler
selbst,
 der

direkt
 und
 ehrlich
 über
 zum
 Beispiel
 Social
 Media‐Kanäle
 wie
 Twitter
 und

Facebook
 kommunizieren
 muss.
 Dabei
 stellt
 Tina
 Funk
 eine
 Parallele
 zur

frühen
ZDF
 Hitparade
auf:
 Hier
 waren
die
Künstler
am
 beliebtesten,
 die
ihre

Fanpost
live
vor
der
Kamera
beantwortet
haben.


Der
Konsument
muss
beteiligt
werden.

Um
eine
möglichst
hohe
Bindung
zum
Künstler
(und
damit
auch
zum
Label)

zu
 schaffen,
 muss
 der
 Konsument
 so
 weit
 es
 geht
 in
 die
 Produktion
 eines

51
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Produktes
involviert
werden.
 
Wenn
das
schon
nicht
auf
kreativer
Ebene
geht,

dann
 auf
 administrativer.
 Je
 mehr
 der
 Konsument
 merkt,
 dass
 er
 oder
 sie

seinen
Teil
zum
Werk
beigetragen
hat,
desto
eher
kauft
er
das
Produkt.


Unrechtsbewusstsein
 durch
 Kommunikation,
 Transparenz
 und



Empathie.

Tina
 Funk
 ist
 der
 Meinung,
 dass
 die
 steigende
 Zahl
 der
 abgeschlossenen

Zivilverfahren
im
Bereich
des
illegalen
Downloads
und
der
Raubkopie
bei
den

meisten
 Digital
 Natives
 zu
 dem
 Wissen
 geführt
 hat,
 dass
 diese
 Tätigkeiten

gegen
 das
 Urheberrecht
 verstoßen.
 Dieser
 Weg
 ist
 jedoch
 nicht
 die

Patentlösung,
 denn
immer
 noch
ist
 das
Unrechtsbewusstsein
gegenüber
der

illegalen
Musikbeschaffung
sehr
gering
‐
nicht
nur
bei
der
jungen
Gruppe
der

Digital
 Natives.
 Dieses
 Bewusstsein
 lässt
 sich
nur
 über
 Kommunikation
 und

Interaktion
 schaffen.
 Zudem
 sollte
 die
 Musikindustrie
 und
 deren

Tätigkeitsfelder
 transparenter
 an
 den
 Konsumenten
 gebracht
 werden.
 Nur,

wenn
der
Konsument
(und
damit
auch
der
Digital
Native)
merkt,
 dass
hinter

einer
 CD
 nicht
 nur
 Geld,
 sondern
 vor
 allen
 Dingen
 auch
 Menschen
 und

Künstler
 stehen,
 die
 davon
 leben
 müssen,
 lässt
 sich
 Empathie
 und

Enthusiasmus
 erzeugen.
 Als
 Beispiel
 führt
 Tina
 Funk
 hier
 die
Künstler
 und

Bands
an,
 die
sich
 im
 „alten
 System“
 vor
 der
Digitalisierung
 eine
große
 und

immer
 noch
 wachsende
 Fangemeinde
 erspielt
 haben
 (zum
 Beispiel
 „Die

Ärzte“
oder
 „Die
 Toten
Hosen“).
 Zwar
 laden
 sich
die
Fans
 die
 Tracks
 in
 der

Regel
 immer
 noch
 kostenlos
 herunter,
 doch
 das
 sind
 zumeist
 die
 Early

Adopters,
 welche
 die
 Musik
 ihrer
 Lieblingsband
 schon
vor
 Veröffentlichung

hören
 möchten.
 Interessant
 ist,
 dass
 sich
 diese
 Fans
 die
 Musik
 nach

Veröffentlichung
 trotzdem
 kaufen;
 Sie
 wollen
 „ihren“
Künstler
 unterstützen

und
live
dabei
sein,
wenn
das
„Ritual“
der
Veröffentlichung
statt_indet.

Professionelles
Marketing,
Promotion
und
Vertrieb
sind
unverzichtbar.


Die
 Musikindustrie
 und
 ‐Business
 sind
 als
 Dienstleistung
 auch
 in
 Zukunft

unumgänglich.
 Zwar
 bietet
 das
 Internet
 die
 Möglichkeit,
 nahezu
 kostenfrei

Musik
 auf
 iTunes
 und
 andere
 Plattformen
 zu
 bringen,
 jedoch
hat
 es
 immer

noch
einen
anderen
Effekt,
wenn
eine
Pro_i
aus
dem
Musikbereich
mit
Know‐
How
 und
 _inanziellen
 Ressourcen
 die
 Veröffentlichung
 betreut,
 promotet,

vermarktet
und
in
die
richtigen
Kanäle
bringt
(O‐Ton
Tina
Funk:
“Ein
Künstler

ohne
 Plattenvertrag
 wird
 nie
 auf
die
 Frontpage
 des
 iTunes‐Stores
 kommen

52
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

können“).
 Ein
 Künstler
 sollte
 vorrangig
 Künstler
 bleiben
 und
 lediglich
 die

Vorteile
 der
 digitalen
 Kommunikationsmöglichkeiten
 mit
 den
 Fans
 für
 den

Dialog
 nutzen
(O‐Ton
 Tina
 Funk:
 „Wenn
 dem
 nicht
 so
 wäre,
 dann
 wären
 in

den
letzten
 zehn
Jahren
 aus
 den
vielen
hunderttausenden
MySpace‐Acts
 [...]

schon
Stars
geboren
worden,
die
alle
nicht
da
sind.“).

Die
Pornoindustrie
als
Vorbild

Die
 Pornoindustrie
 leidet
 unter
 ähnlichen
 Problem
 wie
 die
 Musikindustrie:



Auch
 hier
 hat
 der
 kostenlose,
 illegal
 gestreute
 Content
 sehr
 früh
 die

Absatzzahlen
 des
 Kerngeschäfts
 der
 Videovermarktung
 geschwächt.
 Doch

diese
 Industrie
 hat
 schnell
 verstanden,
 dass
 sie
 ihre
 potentielle
 Zielgruppe

am
ehesten
über
direkte
Kommunikation
über
Stars
sowie
über
das
 Angebot

von
 Qualitativ
 hochwertigen
Produkten,
 die
das
 Internet
 nur
bedingt
bieten

kann,
 zum
 Kauf
 bewegen
 kann.
 Die
 kostenlosen
 Inhalte
 sind
 hier
 nur
 zum

Anfüttern
für
den
schlussendlichen
Kauf
des
 Produktes
gedacht.
 Zudem
sind

viele
 der
 besonders
 populären
 Darsteller
 dazu
 übergegangen,
 sich

selbstständig
zu
machen
anstatt
von
Agenturen
Aufträge
zu
bekommen.
 Eine

ähnliche
Entwicklung
gibt
es
 im
deutschen
Musikbereich
bei
 Bands
wie
„Die

Toten
 Hosen“
 oder
 „Die
 Ärzte“,
 die
 seit
 einigen
 Jahren
 erfolgreich
 eigene

Platten_irmen
führen
(„JKP“
bei
den
„Toten
Hosen“
und
„Hot
Action
Records“

für
„Die
Ärzte“)
und
sich
selbst
vermarkten,
anstatt
primär
mit
Major‐Labels

zu
arbeiten.
 Erst
vor
Kurzem
hat
Tina
Funk
bei
der
jährlichen
statt_indenden

c/o
 Pop‐Messe
einen
Porno‐Star
zu
Gast
gehabt
und
einige
Parallelen
in
der

Handhabung
der
Digitalisierung
feststellen
dürfen.


4.1.2 Experteninterview mit Corie Rappich

Werdegang

Diplom
Multimedia
Producer
Corie
Rappich
studierte
Multimedia‐Informatik

und
 hat
 nebenher
 immer
 schon
 praktisch
 gearbeitet.
 Sie
 betreibt
 sei
 elf

Jahren
 Online
 Marketing
 und
 hat
 die
 Entwicklung
 und
 Promotion
 des

Internets
 von
 Beginn
 an
 mitbekommen.
 Das
 meiste
 lernte
 sie
 über

Praxiserfahrungen
im
Beruf:
Sie
war
bei
verschiedenen
Musiklabels
wie
Mute

Records,
 Virgin,
 Labels
 und
 der
 EMI
 für
 Online
 Promotion
 und
 ‐Marketing

zuständig.
 Zuletzt
 war
 sie
 als
 Managerin
 für
 New
 Media
 für
 den
 Bereich


53
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Nationale
 Künstler
 „Pop“
 bei
 Universal
 Music
 tätig.
 Derzeit
 ist
 sie

selbstständige
Online‐Marketing‐Beraterin
und
erstellt
sowie
betreut
Online‐
Strategien
für
verschiedene
Unternehmen.

Digital
Natives
unterscheiden
sich.

Corie
 Rappich
stellt
vor
allen
Dingen
bei
 der
sehr
jungen
Gruppe
der
Digital



Natives
(12
‐
17
Jahre,
 Schüler)
einen
gravierenden
Wandel
 im
Konsum‐
und

Rezeptionsverhalten
fest
und
grenzt
diese
von
den
älteren
(20
‐
30
Jahre)
ab.

Unmittelbare
Verfügbarkeit
wichtiger
als
Qualität.

Nach
Corie
Rappichs
Beschreibung
ist
es
dem
Digital
Native
nicht
wichtig,
 ob

die
 Musik,
 die
 er
 oder
 sie
 gerade
 hört,
 qualitativ
 hochwertig
 komprimiert

oder
 wiedergegeben
 wird;
 Die
 Wiedergabe
 durch
 den
 Handylautsprecher

oder
auf
YouTube
reicht
der
jungen
Generation
oftmals
aus.
 Viel
wichtiger
ist

die
 Verfügbarkeit:
 Die
 Internetgeneration
 ist
 damit
 aufgewachsen,

Informationen
 und
 Antworten
 überall
 sofort
 und
 kostenlos
 zu
 bekommen.

Das
 gleiche
 gilt
 auch
 für
 Musik.
 Der
 Native
 möchte
 nicht
 mehr
 auf

Veröffentlichungstermine
 eines
 Albums
 warten
 oder
 in
 den
 Plattenladen

gehen
und
sich
die
CD
kaufen
müssen.

Freunde
und
Bekannte
bestimmen
Musikgeschmack.

Musik
bezieht
die
junge
Generation
vor
allen
Dingen
von
Menschen
aus
ihrem

unmittelbaren
 Umfeld.
 Hier
 werden
 Songs
 und
 Alben
 innerhalb
 von

Sekunden
von
einem
Handy
auf
zehn
weitere
übertragen.

Kein
Unrechtsbewusstsein
bei
der
jungen
Generation.

Aus
 eigener
 Erfahrung
 kann
 Corie
 Rappich
 berichten,
 dass
 die
 jüngste

Generation
kein
Bewusstsein
darüber
hat,
 dass
Musik
eigentlich
Geld
kostet.

So
 erhielt
 sie
in
der
 Vergangenheit
 als
 Betreuerin
von
Social
 Media‐Pro_ilen

ihrer
 Künstler
 viele
 Nachrichten
 von
 Fans,
 die
 sich
 das
 Album
 XY
 des

Künstlers
 illegal
 heruntergeladen
 haben
 und
 nun
 anfragen,
 ob
 man
 ihnen

nicht
die
Titel
in
besserer
Qualität
(kostenlos)
zukommen
lassen
könne.


54
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Zurechtweisung
mit
erhobenen
ZeigeQinger
ist
der
falsche
Weg.

Um
 das
 Unrechtsbewusstsein
 zu
 schärfen
 ist
 es
 falsch,
 die
 jungen

Konsumenten
 von
oben
 herab
 mit
 Marketing‐Kampagnen
und
gerichtlichen

Abmahnungen
an
 den
Pranger
zu
stellen.
 Die
Musikindustrie
muss
viel
eher

verstehen,
wie
die
junge
Generation
kommuniziert.

Kommunikation
auf
Augenhöhe.

Laut
 Corie
 Rappich
 sind
 es
 die
 Digital
 Natives
 gewohnt,
 auf
gleicher
 Ebene

mit
ihrem
Gegenüber
zu
kommunizieren.
Das
 gilt
sowohl
 für
die
Künstler
als

auch
 die
 Musik‐
 und
 Plattenindustrie.
 Sie
 sind
 es
 gewohnt,
 ihre
 Meinung

immer
 und
 überall
 preiszugeben
 und
 angehört
 zu
 werden.
 Corie
 Rappich

sieht
dahingehend
eine
Chance.


Digital
Natives
sind
bereit
für
den
Dialog.

Aus
 eigener
 Erfahrung
 kann
 Corie
 Rappich
 berichten,
 dass
 die
 jungen

Konsumenten
 gerne
 in
 den
 kommunikativen
 Austausch
 gehen.
 Sie
 glaubt

daher,
dass
man
durch
Gespräche
und
Unterhaltungen
mit
den
Konsumenten

verdeutlichen
 kann,
 dass
 die
 Mitarbeiter
 der
 Industrie
 „zu
 ihnen“,
 also
 den

Musikliebhabern,
 gehören.
 Eine
 ausschließlich
 einseitige
 Kommunikation

durch
die
klassischen
Medien,
die
keinen
Dialog
zulassen,
hält
Corie
Rappich

für
nicht
mehr
zeitgemäßg.

Transparenz
als
bestes
Argument

Ähnlich
 wie
 Tina
 Funk
 sieht
 es
 Corie
 Rappich
 als
 wichtig
 an,
 dem

Konsumenten
 die
 Strukturen
 und
 Entstehungsprozesse
 der
 großen

„Maschine
 Musikindustrie“
 offenzulegen.
 Der
 Konsument
 kriegt
 von
 der

Musikbranche
 in
 der
 Regel
 nur
 Preisverleihungen,
 Partys,
 Luxus
 und

Hochglanz‐Musikvideos
 sowie
 eine
 fertige
 CD/Album
 mit,
 die
 er
 sich
 im

Laden
 oder
 Online
 kaufen
 kann.
 Nur
 wenn
 man
 zeigt,
 dass
 hinter
 den

Produkten
und
Kampagnen
„echte
Menschen“
stehen,
die
von
dem,
was
sie
da

tun,
 ihren
 Lebensunterhalt
 begleichen
 müssen,
 schafft
 man
 es,
 eine

persönliche
 Bindung
 zum
 (jungen)
 Konsumenten
 zu
 schaffen
 und
 das
 Bild

der
Industrie
zu
verändern.

55
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Bewusstsein
des
„Fans“
reaktivieren.

Auf
lange
Sicht
ist
es
laut
Corie
Rappich
wichtig,
wieder
das
Gefühl
das
„Fan‐
Seins“
in
die
Köpfe
der
Digital
Natives
zurückzuholen.
Wer
Fan
ist,
kauft
nicht

nur
die
CDs
und
andere
Produkte
des
Künstlers,
 sondern
promotet
ihn
dabei

zeitgleich.
 Dieser
 Support
 stellt
 dann
auch
die
 Möglichkeit
 der
 kostenlosen

Beschaffung
 in
 Frage:
 Zwar
 kriegt
 man
 das
 neue
 Album
 von
 XY
 auch

kostenlos,
jedoch
will
das
ein
„Fan“
gar
nicht,
da
er
„seinen“
Künstler
in
allen

Belangen
unterstützen
will.

Den
Konsumenten
am
Produkt
beteiligen.

Hier
 sind
 sich
 Corie
 Rappich
 und
 Tina
 Funk
 einer
 Meinung:
 Die
 Industrie

erzeugt
am
 ehesten
eine
 Bindung
zum
Konsumenten,
wenn
man
ihn
so
 weit

es
 geht
 in
 die
 Produktions‐
 und
 Vermarktungsvorgänge
 des
 Künstlers

einbezieht.
 Wird
 der
 Konsument
 aktiviert
 und
 hält
 ein
 Produkt
 in
 den

Händen,
 an
 dessen
 Verfügbarkeit
 er
 beteiligt
 war,
 ist
 er
 eher
 dazu
 geneigt,

auch
anderen
Leuten
davon
zu
erzählen
(„Word
of
Mouth“‐Marketing).
Dieser

exklusive
Mehrwert
 führt
 zu
einer
neuen
Wertschätzung
des
 Künstlers
 und

Musik
im
Allgemeinen.

Die
Trennung
zwischen
Konsument
und
Industrie
wird
sich
auQheben.

In
 Zukunft
 wird
 die
 Grenze
 zwischen
 Anbieter
 und
 Konsument



verschwimmen.
 Der
 Konsument
 bekam
 und
bekommt
in
den
 letzten
Jahren

und
in
Zukunft
mehr
und
mehr
Tools
in
die
Hand,
selbst
kreativ
zu
sein
(siehe

Kapitel
2.2)
und
seine
Kreationen
kostenfrei
und
selbstständig
zu
promoten
‐

er
 wird
 ein
 „Prosument“.
 Dieser
 Wandel
 _indet
 nicht
 nur
 in
 der
 Musik‐,

sondern
auch
in
allen
anderen
Bereichen
der
Medienindustrie
statt.
Auf
lange

Sicht
 wird
 diese
 Entwicklung
 alle
 Rollen‐
 und
 Machtvorstellungen
 der

Industrie
aus
den
Angeln
heben.

4.2 Fazit

Es
 wurde
 gezeigt,
 dass
 die
 junge
 Zielgruppe
 der
 Digital
 Natives
 äußerst

heterogen
 und
 damit
 sehr
komplex
ist.
 Eine
einheitliche
 De_inition
ist
 nicht

möglich,
 sie
zeichnet
sich
 eher
 durch
 einige,
 sie
verbindende
Merkmale
auf,

die
 jedoch
 unterschiedlichste
 Ausprägungen
 haben.
 Die
 junge
 Internet‐

56
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

generation
 hat
 eine
 ganz
 eigene
 Auffassung
 von
 Kreativität,
 Qualität,



Kommunikation,
sozialem
Verhalten
und
Urheberrecht.
Sie
wächst
damit
auf,

dass
 sie
 Informationen
 immer
 und
 überall
 kostenlos
 bekommen
 kann
 und

_indet
 sich
 sehr
 viel
 schneller
 mit
 neuen
 Technologien
 und
 Angeboten

zurecht.
 Die
 Generation(en)
 der
 Digital
 Natives
 handelt
 dabei
 nach
eigenen

Gesetzmäßigkeiten
 und
 bewegt
 sich
 in
 selbstde_inierten
 sozialen
 und
 zum

Teil
 auch
gesetzlichen
 Grenzen.
 Sie
hat
 es
 geschafft,
 die
Musikbranche
kurz

vor
 der
Jahrtausendwende
durch
ihre
 Eigendynamik
 zu
überraschen
 und
 in

einem
Maße
zu
verändern,
wie
es
bisher
noch
keine
Generation
vor
ihr
getan

hat.
 Fest
steht
 auch,
dass
 ihr
 in
Zukunft
noch
mehr
Ein_luss
 und
daher
auch

Bedeutung
 für
 alle
 sozialen,
 gesellschaftlichen
 und
 politischen
 Bereiche

zugeschrieben
 werden
 kann.
 Die
 Digital
 Natives
 haben
 durch
 die

kommunikativen
 Entwicklungen
 im
 Zuge
 der
 stetig
 andauernden

Digitalisierung
 mehr
 Macht,
 sowohl
 auf
 der
 Ebene
 der
 Informations‐
beschaffung
als
auch
im
Bereich
der
Kreation.
 User
Generated
Content
sowie

kollaboratives
Filtern
von
Informationen
wie
zum
Beispiel
auf
Last.fm
zeigen,

dass
sich
 die
Digital
 Natives
 wie
keine
 zweite
Generation
ihre
Inhalte
 selbst

schaffen
und
damit
nicht
mehr
auf
die
Angebote
des
sie
umgebenden
Marktes

angewiesen
sind.

Die
 Musikindustrie
 hat
 erst
 sehr
 spät
 auf
 die
 Zielgruppe
 reagiert
 und
 sie

zugleich
 als
 monokausalen
 Verursacher
 für
 die
 sinkenden
 Absatzzahlen

statuiert.
 Mit
 Verboten,
 Zivilverfahren,
 Kopierschutzmechanismen
 und

Marketing‐Kampagnen
 hat
 die
 Branche
 versucht,
 Herr
 der
 Lage
 zu
 werden

und
das
Medium
CD
weiterhin
zu
am
Leben
zu
erhalten.
 Dabei
 hat
sie
genau

die
 Gruppe
 an
 den
 Pranger
 gestellt,
 die
 für
 sie
 am
 wichtigsten
 ist:
 die

Konsumenten.
 Heute
 erkennt
 die
 Branche,
 dass
 sie
 auf
 anderen
 Wegen

versuchen
 muss,
 die
 Digital
 Natives
 zum
 Kauf
 von
 Musik
 zu
 überzeugen.

Betrachtet
 man
 den
 sich
 stetig
 auf
 technologischer
 und
 kommunikativer

Ebene
entwickelnden
Internetmarkt,
 dann
hat
 ein
 statisches
 Modell
 wie
das

der
klassischen
 Wertschöpfungskette
 der
Plattenindustrie
auf
Basis
des
 CD‐
Verkaufs
 keine
 Beständigkeit.
 Daher
 hat
 die
 Industrie
 in
 den
 letzten
 Jahren

die
 Handlungsoptionen
 des
 digitalen
 Raums
 wahrgenommen
 und
 versucht

nun
 mehr
 und
 mehr,
 lukrative
 Alternativen
 und
 damit
 neue

Vermarktungswege
 zu
 beschreiten,
 die
 einen
 Kauf
von
 Musik
 rechtfertigen.

Sie
 hat
 erkannt,
 dass
 sie
 dynamischer
 und
 reaktionsfähiger
 sein
 und
 einen

57
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Schritt
 auf
 den
 Konsumenten
 zugehen
 muss.
 Die
 umgesetzten



Geschäftsmodelle
 im
 digitalen
 Raum
 nehmen
 zu
 und
 werden
 vermehrt

ausgebaut,
sind
prozessorientierter
und
stehen
unter
ständiger
Veränderung.

Auf
 kommunikativer
 Ebene
 ist
 diese
 strategische
 Umpositionierung
 sicher

noch
 nicht
 hundertprozentig
 gelungen,
 jedoch
 zeigt
 zum
 Beispiel
 die

Abschaffung
 des
 DRM‐Kopierschutzes
 bei
 nahezu
 allen
 großen

Downloadportalen,
 dass
 die
 Industrie
 sich
 ihrer
 neuen
 Zielgruppe
 bewusst

ist.
 Die
 Branche
reagiert
 auf
den
Kunden
und
dessen
Wünsche
und
erkennt

die
 Gruppe
 der
 Digital
 Natives
 vermehrt
 als
 Chance
 ‐
 und
 nicht
 mehr
 als

Gefahr.
 Die
 Branche
muss
 Entwicklungen
und
Angebote
 gemeinsam
mit
den

Interessen
 der
 Zielgruppe
voranbringen.
 Es
 wird
sich
in
Zukunft
 zeigen,
 ob

die
 vier
 großen
 Platten_irmen
 mit
 einem
 administrativen
 System,
 das

ursprünglich
 nicht
 zur
 dynamischen
 Anpassung
 an
 Trends
 und

technologische
 Entwicklungen
 ausgelegt
 war,
 in
 der
 Lage
 sind,
 diesem

reaktionären
 und
 schnelllebigen
 Zeitalter
 auf
 lange
 Sicht
 standzuhalten.

Bereits
 jetzt
 fußen
 die
 meisten
 der
 neuen
 digitalen
 Angebote,
 wie
 zum

Beispiel
 das
 Online‐Musikfernsehen,
 auf
 den
 Ideen
 und
 Umsetzungen

kleinerer
 Unternehmen,
 deren
 Mitarbeiter
 und
 Entwickler
 in
 den
 meisten

Fällen
selbst
der
Gruppe
der
Digital
Natives
angehören.


Eines
 steht
 jedoch
 fest:
 Wie
 sich
 das
 Angebot
 und
 der
 Konsum
 in
 den

nächsten
zehn
Jahren
verändern
entscheiden
die
Personen,
 die
zu
dieser
Zeit

in
 den
 Chefsesseln
 und
 Büros
 der
 Musikbranche
 sitzen
 werden:
 die
 Digital

Natives.

58
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Anhang
Leitfaden Experteninterviews

Erkenntnisinteresse:
Die
 Interviews
 sollen
 dazu
 dienen,
 einen
 praktischen
 Insight
 durch
 die

Ansichten
 der
 Menschen
 zu
bekommen,
 die
 sich
tagtäglich
 mit
 dem
 Thema

Musikvermarktung
im
digitalen
Zeitalter
auf
beru_licher
Basis
befassen.

Konsument
(Digital
Native)
‐ Was
ist
das
persönliche
Bild
der
Befragten
vom
„Digital
Native“?
‐ Wie
 unterscheidet
 sich
 dessen
 Musikrezeptionsverhalten
 von
 früheren

Generationen?
‐ Wie
sieht
das
heutige
Rezeptionsverhalten
im
Detail
aus?
‐ Wie
groß
ist
der
Ein_luss
des
Digital
Natives
auf
die
jetzige
(und
zukünftige)

Entwicklung
der
Musikbranche?

(Musik­)Industrie
‐ Wie
geht
in
die
Industrie
mit
der
verhältnismäßig
neue
Konsumenten
um?
‐ Seit
wann
wurde
diese
Gruppe
ernstgenommen?
‐ Welche
Strategien
wurden
seitdem
angewandt,
um
diese
zu
erreichen?
‐ Wie
 wurde
 auf
die
 technischen
 Neuerungen
 durch
 P2P,
 Web
2.0
und
 dem

damit
verbundenen
UGC
seitens
der
Industrie
reagiert?

Zukunft
(Ausblick)
‐ Wie
wird
sich
das
Machtverhältnis
Konsument
zu
Industrie
in
den
nächsten

Jahren
entwickeln?
‐ Was
 muss
 die
 Industrie
 tun,
 um
 den
 Konsumenten
 in
 dieser
 Zukunft

befriedigen
zu
können?
‐ Ist
das
klassische
Konzept
der
Major‐Labels
dahingehend
tragbar?
‐ Wird
 sich
 das
 das
 Urheberrecht
 und
 das
 Rechtsbewusstsein
 des

Konsumenten
in
den
kommenden
Jahren
wandeln?
‐ Wird
 Musik
 ein
 Allgemeingut?
 Oder:
 Wie
 selbstverständlich
 wird
 es
 sein,

Musik
 immer
 und
 überall
 (und
 möglicherweise
 kostenlos
 oder

_latratebasiert)
zu
konsumieren?

59
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

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63
Musik im Zeitalter der Digital Natives Christian Lippert

Erklärung

Hiermit
 versichere
 ich,
 dass
 ich
 die
 vorliegende
 Bachelorarbeit
 selbständig



verfasst
 und
keine
 anderen
Hilfsmittel
als
die
angegebenen
verwendet
habe.

Die
Stellen,
die
anderen
Werken
dem
Wortlaut
oder
dem
Sinn
nach
entlehnt

worden
 sind,
 habe
 ich
 in
 jedem
 einzelnen
 Fall
 durch
 Angabe
 der
 Quelle

gekennzeichnet.

Berlin,
den
_______________________

____________________________________
Christian
Lippert

64

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