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Geboren wurde ich 1964 in Schleiden in der Eifel, wo ich auch aufgewachsen bin. Dort habe
ich eine Banklehre gemacht und anschließend in Köln Betriebswirtschaftslehre studiert. Ich
arbeite als Controller in einem Dienstleistungsunternehmen in Hürth. Seit 2001 lebe ich mit
meinem Partner Georg zusammen. Vor meinem Coming out war ich verheiratet und aus
dieser Zeit stammen meine zwei Töchter, 12 und 14 Jahre alt.
Im Rat der Stadt Köln bin ich Mitglied im Ausschuss für Allgemeine Verwaltung und
Rechtsfragen, im Finanzausschuss und der Stadtarbeitsgemeinschaft Lesben, Schwule,
Transgender. Darüber hinaus sitze ich im Aufsichtsrat bei der Kölnbäder GmbH und im
Zweckverband des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg.
Super! Die Kinder sind viel bei uns. Wir unternehmen viel gemeinsam. Die beiden sind
sportlich aktiv im Team der Deutschen Sporthochschule. Die Ältere ist zuletzt sogar
Kreismeisterin im Kugelstoßen geworden und auch Speerwerfen macht ihr Spaß. Die jüngere
begeistert sich für Hoch- und Weitsprung. Die kommt ganz auf mich. Das habe ich früher
neben Volleyball auch gemacht. Nur beim Schlagball war ich immer ganz schlecht.
Herta Däubler-Gmelin hat uns einmal gesagt, um diese Forderung durchzusetzen, braucht die
Gesellschaft zunächst Bilder und Beispiele. Bei uns läuft das mit den Kindern reibungslos. Ich
lebe zusammen mit Georg und meinen Kindern Regenbogenfamilie! Ich bin überzeugt, dass
Kinder in Regenbogenfamilien genauso behütet aufwachsen wie in herkömmlichen Familien
auch. Diese Kinder sind nicht von schlechten Eltern. Es gibt keinen Grund, lesbischen und
schwulen Paaren das Pflege- oder Adoptionsrecht zu versagen.
Zunächst habe ich es 2004 als sogenannter offen schwuler Kandidat erstmals in dem
Wahlkreis in der westlichen Innenstadt geschafft, mit einem Direktmandat in den Rat
einzuziehen. Es ist schon ein Unterschied, ob man das Regenbogenfähnchen nur im schwulen
Kontext schwenkt oder sich auch in seinem Wahlkreis dazu deutlich positioniert. Es gibt im
Umfeld um die Szenekneipen viele alteingesessene Einwohner, die das mit den ausgelassenen
Feiern nicht ganz so entspannt sehen wie die Kneipengäste. Hier haben wir mit dem
Platzvergabekonzept und mit Moderationsverfahren – wie am Brüsseler Platz – erreicht, dass
den Konflikten der Druck genommen wird.
Und wie sieht es mit der finanziellen Unterstützung der Organisationen aus?
Wir hatten in den letzten Jahren durch die bessere Finanzsituation der Stadt Köln das Glück,
viele Projekte mit in die Förderung zu nehmen. Wir haben uns besonders für die Erhöhung
der Mittel im Bereich der Prävention stark gemacht. Besonders stolz bin ich auf die Förderung
der Selbsthilfe und Beratungsstellen, allen voran für Jugendliche und Migranten, die
Seniorennetzwerke und die Förderung der lesbischen und schwulen Stadtgeschichte.
Außerdem hat die Stadt auf unseren Antrag erstmals offiziell eine Brücke in vier Kölner
Partnerstädte geschlagen und Vertreter zum CSD eingeladen.
CDU und FDP haben Kritik am Antrag von SPD und Grünen zur Schaffung eines Lesben-
und Schwulenreferates geäußert. Wie siehst Du das?
Das ist so nicht ganz richtig, denn im Rat haben auch CDU und FDP dem Antrag letztlich
zugestimmt. Die Notwendigkeit einer professionellen Arbeitsstruktur wird allgemein
anerkannt. Die Stadtarbeitsgemeinschaft und die Politik stoßen mit ihrer Arbeit eine Vielzahl
von Themen an, die von der Verwaltung unterstützt werden müssen. Da reicht es nicht, dass
diese Arbeit nebenher von der Umwelt- und der Sozialreferentin im Dezernat Bredehorst
gemacht wird. Das ist bei den anderen Stadtarbeitsgemeinschaften auch nicht der Fall. Der
Rat hat auch beschlossen, dass die Stadtarbeitsgemeinschaft bei der näheren Ausgestaltung
des Aufgabengebietes und der Besetzung der Stellen zu ihrer nächsten Sitzung im September
beteiligt wird. Insgesamt verstärken wir mit dem Referat das Fundament für eine gute Lesben-
und Schwulenpolitik.
Ein wichtiges Großereignis sind sicherlich die Gay Games 2010. Wir müssen zusammen mit
den anderen Fraktionen und der Verwaltung dafür sorgen, dass hier Köln angemessen
präsentiert wird. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen bin ich da sehr optimistisch,
fantastische Spiele zu erleben.
Die Stadt Köln ist der „Charta der Vielfalt“ beigetreten und hat sich verpflichtet, in diesem
Rahmen ein Diversity Konzept zu erstellen. Diesen Prozess werden wir aktiv begleiten.
Drei Dinge liegen mir darüber hinaus noch auf dem Herzen: Eine Förderung der schwul-
lesbischen Aufklärung an Schulen, die Verbesserung der Präventionsarbeit und - last but not
least - aufgrund meiner eigenen Biografie, die Förderung einer Beratung von
Regenbogenfamilien. Hier ist viel Bewegung in der Szene, dem müssen wir gerecht werden.