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MP Strafrecht 26.

Jänner 2009:

1. Fall:

Bei der Polizei erscheinen die 17jährige Linda und ihre 13jährige Schwester Karin und wollen eine
Anzeige erstatten: Zwei Männer hätten Karin zum Geschlechtsverkehr zwingen wollen.

a. Wie sind die beiden Mädchen zu vernehmen? Was ist dabei zu beachten und woran sollte auch
im Hinblick auf das weitere Verfahren geachtet werden, um die Belastung der Mädchen (oder
eines der beiden) durch das Strafverfahren möglichst gering zu halten?

Aufgrund der Aussagen ergibt sich zunächt folgender SV: Die Mädchen haben in einem
bekannten Discoschuppen zwei Männer getroffen: Bernhard (22), den Linda von einer Party
kannte, und dessen Freund Anton (23). Bernhard hat Linda zu einigen Cocktails eingeladen,
während Anton mit Karin geflirtet hat. Als Linda schon ziemlich betrunken war, hat Anton allen
angeboten, sie nach Hause zu bringen. Während der Fahrt ist Linda übel geworden. Auf einem
Parkplatz hat Anton gehalten und Linda ist hinter die Bäume gegangen, um zu erbrechen.
Währenddessen sind Anton und Bernhard auf Karin losgegangen, um sie gegen ihren Willen zum
Sex zu zwingen. Sie haben Karin aus dem Auto gezerrt und Anton hat versucht, ihr die Kleidung
auszuziehen. Bernhard hat sie zu Boden gestoßen, dabei ist Karin gestürzt und hat sich- wie sich
im Krankenhaus herausgestellt hat- die Hand gebrochen. Anton hat dann von ihr abgelassen,
obwohl er gerade im Begriff war, Karins Beine auseinander zu drücken. Karin selbst hat sich kaum
mehr gewehrt, da sie schon recht kraftlos gewesen ist. Die beiden Männer sind dann einfach
weggefahren. Ein etwas später vorbeikommender LKW-Lenker hat Karin in ein Krankenhaus
gebracht; nach der Behandlung sind sie von dort direkt zur Polizei gefahren. Linda kann Angaben
zu Bernhards Wohnort machen, der - obwohl volljährig - noch bei seinen Eltern wohnt.

b. Wäre der Karin behandelnde Arzt bei Kenntnis der Umstände anzeigepflichtig?

c. Auf welcher rechtlichen Basis könnte die Polizei das Haus von Bernhards Eltern betreten, um
nach Bernhard zu suchen oder ihn zu vernehmen bzw ihn zu einer Vernehmung mitzunehmen? In
welcher Form ist Bernhard einzuvernehmen, was ist dabei zu beachten?

Bernhard bestätigt weitgehend die Aussage der Mädchen, soweit er sich erinnern kann: Er sei
bereits ziemlich betrunken gewesen. Aufgrund seiner Aussage ergibt sich der folgende
(ergänzende) SV: Anton hat die Idee gehabt, Karin zum Beischlaf zu zwingen. Bernhard hat ihm
dabei geholfen und hat Karin aus dem Auto gezerrt. Dann hat er sie auf Aufforderung des A zu
Boden gestoßen, ohne sie verletzen zu wollen. Karin ist dabei unglücklich gefallen und hat
aufgeschrien. Anton hat dann plötzlich von Karin abgelassen und Bernhard aufgefordert zu
verschwinden. Das haben auch beide getan. Bernhard selbst wollte mit Karin keinen Verkehr, "da
er das mit einer 13jährigen nicht mache".

d. Auf welcher rechtlichen Basis könnte der Alkoholspiegel von Bernhard - allenfalls gegen seinen
Willen - erhoben werden?

Anton wird weder an seinem Arbeitsplatz noch in seiner Unterkunft gefunden.

e. Was hat rechtlich zu geschehen, um Anton zu finden?

Anton ist bei Christian, dem er die Geschichte erzählt hat, untergetaucht. So ist er 3Wochen
unentdeckt geblieben. Dann hat er eine goldene Uhr des Christian (15000€) eingesteckt und
später verkauft. Als Christian das gemerkt hat, hat er die Polizei gerufen. bei der Einvernahme
gibt Anton alles zu. Es stellt sich heraus, dass Anton nichts von Karins Alter gewusst hat, sie
vielmehr für mindestens 16J gehalten hat. Darüber hinaus hat Anton aufgehört und den
Geschlechtsverkehr nicht vollzogen, weil er gesehen hat, dass sich Karin die Hand gebrochen hat.
Er hat plötzlich Mitleid bekommen. Daraufhin sind Anton und Bernhard weggefahren. Später wird
auch festgestellt, dass Bernhard im tatzeitpunkt volltrunken (3,2Promille) war.

f. Prüfen Sie die Strafbarkeit von A, B und C (anhand des geschilderten SV)!

g. Christian erscheint, trotz ordnungsgemäßer Ladung, nicht zur HV. Was hat zu geschehen?

2. Fall:

Überfall auf eine Bank. Aufgrund der Aussage des Kassiers ergibt sich folgender SV: Ein
vermummter Mann (Friedrich) hat mit gezogener Waffe "Geld oder Leben" verlangt. Der Kassier
hat ihm daraufhin Geldbündel übergeben, die nur an oberster Stelle Noten zu 100€ enthalten
haben, der Rest waren Farbkopien. Da es der Täter eilig hatte, ist er mit 6 derartigen Paketen
weggelaufen. Der Filialleiter (Georg) ist ihm nachgelaufen. Dieser hat nichts von den Tarnpaketen
gewusst, da er dem Kassier ihre Verwendung verboten hatte. Es kann noch der folgende SV
festgestellt werden: Der Filialleiter hat auf offener Straße dem Täter nachgeschossen, diesen aber
nur gestreift (Fleischwunde). Der Schuss hat aber eine Passantin an der Halsschlagader getroffen,
die an Ort und Stelle verblutet ist. Bei seiner Einvernahme behauptet F nur eine Spielzeugpistole
verwendet zu haben. Da dies glaubwürdig erscheint und die "Waffe" auch nicht gefunden wird,
geht der StA von dieser Behauptung (und dem vorher geschilderten SV) aus und erhebt eine
entsprechende Anklage.

a. Prüfen Sie die Strafbarkeit des F und des G!

F wird entsprechend dieser Anklage zu einer unbedingten Freiheitsstrafe rechtskräftig verurteilt.


Einige Zeit danach stellt sich heraus, dass F einige dieser erbeuteten Farbkopien als echte 100€-
Scheine an gutgläubige Dritte weitergegeben hat. Das hat er aber nicht nur vor dem
erstinstanzlichen Urteil wegen des Überfalls gemacht, sondern auch danach, als ihm
Strafaufschub gewährt wurde. Überraschend wird auch eine Waffe gefunden, deren
Untersuchung eine Zuordnung an F ermöglicht. In Wahrheit hat F bei dem Überfall doch eine
echte Waffe verwendet.

b. Prüfen Sie die Strafbarkeit des F wegen der Weitergabe der Geldscheikopien! Angenommen F
wird deswegen verurteilt: Ist bei der Strafzumessung etwas zu beachten?

c. Kann die Tatsache, dass F eine Waffe verwendet hat in irgendeiner Form prozessual
aufgegriffen werden? Was hat mit der Waffe zu geschehen?

3. Fall:
Hans steht im dringenden Tatverdacht einen Einbruchsdiebstahl begangen zu haben. Im
Ermittlungsverfahren wird die Überwachung seines Telefons angeordnet. Bei der Überwachung
wird auch ein Gespräch zwischen Hans und seiner Freundin Margit aufgezeichnet, in dem sie ihm
sagt, dass sie gerade einen "Joint" rauche.

a. Dürfte das Telefon des Hans überwacht werden? Wer isr dafür zuständig?

b. Hat sich Margit strafbar gemacht, wenn sie einen Joint raucht?

c. Darf das Gespräch in Schriftform übertragen werden und diese Aufzeichnungen sodann im
Strafverfahren gegen M verwendet und dem Urteil zugrunde gelegt werden?

d. Wenn die Aufzeichnungen verwendet und M zu einer Geldstrafe verurteilt wird: Welches
Rechtsmittel könnte sie gegen das Urteil mit welcher Begründung erheben?

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