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N I EDERSAC HSEN
O K TO B E R 2 0 0 9 | W W W. S P D - N I E D E R S A C H S E N . D E
EDITORIAL
NIEDERSACHSENAUFRUF
GEGEN ATOMKRAFT
Der Widerstand gegen die Atomenergie nimmt weiter zu. nis 90/Die Grünen), Siegfried Sauer (ver.di) sowie den SPD-
In Niedersachsen haben Gewerkschaften, Grüne und SPD Politikern Garrelt Duin und Wolfgang Jüttner. Der »Nieder-
eine gemeinsame Kampagne gegen die Verlängerung der sachsenaufruf gegen Atomkraft« benötigt eine breite
Restlaufzeiten von Atommeilern und gegen den Endlager- Basis an Unterstützern – auch ihr könnt Euch als Unter-
standpunkt Gorleben gestartet. Der »Nieder-sachsenauf- zeichner anschließen. Im Internet unter http://spdlink.
ruf gegen Atomkraft« wird unterstützt von Hartmut Mei- de/aktion und mit dem Formular auf der nächsten Seite
ne (IG Metall), Rebecca Harms und Brigitte Pothmer (Bünd- kann unterzeichnet werden. Also: mitmachen! ■
»Wir in Niedersachsen wissen, dass der Atomausstieg unumkehrbar gemacht werden muss. Gor-
LIEBE GENOSSINNEN, leben und Asse belegen die verfehlte Energiepolitik der Vergangenheit. Der Atomlobbyismus
blockiert den Fortschritt bei den sauberen Technologien und bei der Arbeit von morgen. Deshalb
LIEBE GENOSSEN, treten wir der Dreistigkeit von CDU, CSU und FDP entgegen: Atomkraft darf keine Zukunft
es gibt handfeste Gründe, weder haben.«
Schwarz noch Gelb zu wählen. Einer Garrelt Duin, MdB, Landesvorsitzender der SPD Niedersachsen
davon: Eine CDU-FDP-Koalition in Berlin
würde schon bald und direkt Arbeits-
plätze kosten. Vor allem in Niedersach-
sen. Beide Parteien sagen seit Jahren »Atomkraft ist kein Klimaschutz, sondern eine Hochrisikotechnologie. Der Gau, der Müll, die
offen, dass sie den von Gerhard Schröder Bombe sind die drei Megarisiken. Jedes für sich ist Grund genug für meinen Einsatz für den Aus-
vereinbarten Ausstieg aus der Atom- stieg aus der Atomenergie.«
energie kippen und alte Atommeiler Rebecca Harms, MdEP, Vorsitzende der Grünen im Europäischen Parlament
länger laufen lassen wollen. Das hätte
– abgesehen von den Risiken der
Atomkraft – fatale Folgen für bestehen- »Die Verlängerung der Restlaufzeiten der Atomkraftwerke gefährdet den Umstieg in eine rege-
de Arbeitsplätze und somit für eine nerative Zukunft und erweist sich als Investitionsbremse. Aus der Verantwortung für eine sichere
umweltfreundliche Boom-Industrie, in Endlagerung kommen wir nicht heraus. Deshalb brauchen wir ein transparentes und ergebnisof-
der bereits rund 280.000 gute Jobs fenes Erkundungsverfahren. Schluss mit dem ignoranten Insistieren auf Gorleben! «
entstanden sind. Tendenz wachsend. Wolfgang Jüttner, MdL, Fraktionsvorsitzender der SPD im Niedersächsichen Landtag
Mehr Atomkraft zwingt Windkraft
ökonomisch in die Knie und lähmt
Forschung und Entwicklung in diesem »Die Atomenergie ist eine rückwärtsgewandte und veraltete Technologie. Es bedarf eines Umden-
Industriezweig. Sie würde auch die kens und innovativer Ideen zur Stärkung der erneuerbaren Energien. Aber auch die Wind- und
Auseinandersetzungen über die unge- Solarbranche darf nicht länger ihren Beschäftigten Mitbestimmungsrechte und tarifliche Ent-
löste Endlagerung verschärfen. Allei- gelte verweigern.«
nige Profiteure wären Betreiber von Hartmut Meine, IG Metall-Bezirksleiter Niedersachsen – Sachsen-Anhalt
Atomkraftwerken. Börsenspekulanten
jedenfalls setzen seit Wochen auf
Aktien dieser Konzerne. Sie wittern den
Reibach, der ihnen Schwarz-Gelb in die »Atomkraft ist tödlich, teuer und blockiert die ökologische Wende. Das Asse-Atommüll-Desaster
Taschen spülen würde. Wenn nicht die darf sich nicht in Gorleben wiederholen. Deshalb sind meine Familie im Wendland und ich Teil
Wähler das Spekulantentum durch- des 30-jährigen Widerstandes. Gorleben soll leben! «
kreuzen. Brigitte Pothmer, MdB, Bündnis 90/Die Grünen Niedersachsen
Euer
»Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass der Salzstock Gorleben, die Asse und Schacht Kon-
rad als Atommüll-Endlager ungeeignet sind. Deshalb muss die Bundesregierung nach geeigne-
ten alternativen Endlager-Standorten für abgebrannte Brennelemente außerhalb Niedersach-
Garrelt Duin sens suchen.«
Landesvorsitzender Siegfried Sauer, ver.di Landesleiter Bezirk Niedersachsen – Bremen
II NIEDERSACHSEN 10/2009 vorwärts
DAS GEHT
NIEDERSACHSENAUFRUF NUR MIT DER
SPD
gegen
atomkraft
Der Anti-Atom-Treck nach Berlin war ein klares Zeichen gegen die Nutzung der Atomenergie und die ungeklärte
Entsorgung des strahlenden Mülls an die Politik in Berlin. Die Menschen wollen den Ausstieg aus Atomenergie und
den Umstieg auf regenerative Energien.
Wir meinen, es reicht. Niedersachsen ist nicht Atommülldeponie der Republik. Am Atomausstieg darf nicht
gerüttelt werden.
UNTERSTÜTZEN SIE UNSEREN AUFRUF MIT IHRER UNTERSCHRIFT!
» Sozialer Friede und eine sichere
Welt. Das geht nur mit der SPD. «
Herbert Schmalstieg, Oberbürgermeister
Vorname, Name Anschrift
A Unterschrift der Stadt Hannover von 1972–2006
Sie können den Aufruf auch direkt im Internet unter www.spd-niedersachsen.de unterstützen! de der AsF von 1981–1992, Bundesschatz-
Weitere Listen zur Unterstützung des Aufrufs gibt es zum Download unter www.spd-niedersachsen.de. meisterin der SPD von 1991–2007
10/2009 vorwärts NIEDERSACHSEN III
Es liegt im tiefen Innern einer Sozialde- ferreichenden Probleme des Kapitalis- ger Programm am Grundwert des demo-
mokratin/eines Sozialdemokraten, mus zu bewältigen? kratischen Sozialismus festzuhalten.
dass wir hohe Ansprüche an uns haben, Wir brauchen Indikatoren, die sozial- Gleichzeitig müssen wir konstatieren,
dass wir hadern – mit uns, mit der Rea- demokratische Theorie und praktisches dass sich die Welt stetig verändert.
lität, mit unserer Partei und mit unse- Handeln vereinigen. Ein entsprechender Wir sehen heute, dass ein Denken nach
ren Erfolgen. Während andere Parteien Indikator ist für mich die Schere zwischen dem Motto »immer höher, immer weiter,
oder politische Strömungen notwendi- Arm und Reich. Ein weiterer Indikator ist immer mehr« in ein Desaster führen kann
ge Kompromisse als Erfolge vermark- die Frage, inwieweit die Herkunft über und zwar in ein ökologisches, in ein ökono-
ten, überwiegt bei uns häufig die »das einen Bildungsabschluss entscheidet. misches und in ein soziales Desaster!
Glas ist halb leer Stimmung«. Das Diese beiden Indikatoren hängen eng mit Die Sozialdemokratie ist aufgerufen,
macht uns aber auch das Leben schwer. unseren Grundwerten Freiheit, Gerech- zwischen den Marktgläubigen und den
Wieviel Kompromisse können wir ver- tigkeit und Solidarität zusammen. plumpen Umverteilern eine qualitativ
tragen? Wir brauchen nicht verhandelbare hochwertige Antwort zu finden. Nach-
Die Grundfrage lautet: Inwieweit ist
die demokratische Linke in der Lage,
Forderungen: Wenn wir feststellen, dass
Menschen für Hungerlöhne arbeiten –
haltigkeit ist für mich der Schlüssel. Auch
das Morgen in die politische Handlungs-
»
Es muss keine
gemeinsame Perspektiven zu erarbeiten wenn wir sehen, dass die Tarifpartner perspektive mit einzubeziehen und Din- Grenzen dort
und umzusetzen? Die bestimmenden allein nicht in der Lage sind, den Grund- ge sozial, ökonomisch und ökologisch zu geben, wo sie im
Begriffe bei Peter von Oertzen waren satz »Gleicher Lohn für gleiche Arbeit« denken, eröffnet eine große Chance. Ein Interesse der
Demokratie und Sozialismus. Das Wech- zu realisieren, brauchen wir Maßnah- Wachstum, dass nicht vom Mehr, son- Gemeinsamkeiten
selverhältnis beschrieb er, indem er eine überwunden
Demokratie ohne Sozialismus als sub-
stanzlos und realpolitisch ebenso gefähr-
werden können. «
Matthias Miersch im Sinne
det beschrieb, wie ein Sozialismus ohne von Peter von Oertzen
Demokratie als inakzeptablen Wider-
spruch.
Die Zeilen des Berliner Grundsatz-
programms, an dessen Text Peter von
Oertzen als Autor mitbeteiligt gewesen
ist, sind beeindruckend: »Die bürgerli-
chen Revolutionen der Neuzeit haben
Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit Professorale Politik: Peter
mehr beschworen als verwirklicht. Des- von Oertzen, eingerahmt vom
halb hat die Arbeiterbewegung die Ide- früheren Vorsitzenden der
ale dieser Revolution eingeklagt: Eine SPD-Landtagsfraktion,
solidarische Gesellschaft mit gleicher Bernhard Kreibohm, Joachim
Freiheit für alle Menschen. Es ist ihre Stief (MdL von 1970–1986),
historische Grunderfahrung, dass Repe- und den damals noch jungen
raturen am Kapitalismus nicht genügen. Landtagsabgeordneten
Eine neue Ordnung von Wirtschaft und Rolf Wernstedt und Inge
Gesellschaft ist nötig«. Wettig-Danielmeier.
Im Jahr 2000 schrieb er resigniert:
»Die SPD ist absolut außerstande, mit den men, die für uns Sozialdemokraten in dern vom Besseren geprägt ist. Das wird
weiter- und tieferreichenden Problemen künftigen Regierungen unverzichtbare man nur erreichen, wenn die Regeln klar
des Kapitalismus fertig zu werden. Früher Mindestanforderungen sind. und die Solidarität Primat des Handelns
hat man sich in Krisen wenigstens noch Wir brauchen stets ein gewisses Maß ist. Dazu benötigt man einen handlungs-
bemüht, die Wirklichkeit zu durchdrin- an Sensibilität. Es muss Schmerzgrenzen fähigen Staat.
gen. Das ist heute unerwünscht« geben, die von den Verantwortlichen der Wenn Freiheit, Gerechtigkeit und Soli-
Da kommt es wieder zum Ausdruck: SPD in Regierungen zu beachten sind. Die darität Grundwerte des demokratischen
Das Spannungsfeld zwischen Theorie Diskussionen über die Länge des Arbeits- Sozialismus bleiben und das Prinzip der
und praktischer Regierungsverantwor- losengeldes I, die Debatte über die Privati- Nachhaltigkeit gilt, haben wir eine große
tung. Kann die Sozialdemokratie nicht sierung der Deutschen Bahn und die Chance der Profilierung gegenüber den
aber auch stolz sein auf den Atomaus- Debatte über die Einführung von Studi- politischen Mitbewerbern, die entweder
stieg, auf die Nichtbeteiligung am Irak- engebühren unter rot-grüner Regierung die ökonomische, die ökologische oder die
krieg, auf das Ganztagsschulprogramm, in Niedersachsen sind Punkte, bei denen soziale Komponente betonen. Die Themen
auf den Erhalt der Tarifautonomie und diese notwendige Sensibilität nicht aus- liegen also auf der Hand! Wir müssen alle
den Kündigungsschutz? Ist die Durchset- reichend berücksichtigt worden ist. einladen, die in unserem Sinne streiten
zung von über drei Millionen Mindest- Wir brauchen die stetige Fortent- wollen oder, um es mit Peter von Oertzen
löhnen in der heutigen Zeit nicht auch wicklung der Programmatik unter zu sagen: Es muss keine Grenzen dort
ein Erfolg? Brauchen wir nicht auch den Berücksichtigung traditioneller Werte: geben, wo sie im Interesse der Gemeinsam-
Pragmatismus, um die weiter- und tie- Es war richtig und wichtig, im Hambur- keiten überwunden werden können. ■
IV NIEDERSACHSEN 10/2009 vorwärts
KOMMUNALPOLITISCHER
O O S KONGRESS
O G SS DES S
SPD-LANDESVERBANDES AM 21.11.2009 IN HANNOVER
Die SPD in Niedersachsen macht sich auf in Niedersachsen ab. Dabei sind wir als Nägeln brennen: Kommunale Daseins-
den Weg! Am 21. November 2009 wollen die Kommunalpartei im Lande besonders vorsorge, Bildungspolitik vor Ort, Zukunft
wir auf einem Kommunalpolitischen gefordert: veränderte fiskalische Voraus- des Ehrenamtes und die Integration aus-
Kongress in Hannover den Grundstein für setzungen, der demografische Wandel, ländischer Mitbürgerinnen und Mitbür-
erfolgreiche Kommunalwahlen 2011 die Europäisierung und Globalisierung ger. Besonders freuen wir uns, dass wir
legen. Wir können dabei auf ein starkes haben schon heute konkrete Auswirkun- mit den Oberbürgermeistern Stephan
Fundament kommunaler Verankerung in gen auf das politische Handeln und Pla- Weil (Hannover) und Christian Ude (Mün-
Niedersachsen aufbauen. In zahlreichen nen in den Städten und Gemeinden. Wir chen) zwei anerkannte Kommunalpoliti-
Städten, Gemeinden und Landkreisen stellen uns diesen Herausforderungen. ker als Referenten gewinnen konnten. ■
stellen wir die Oberbürgermeister, Bür- Am 21. November 2009 wollen wir des- Was: Kommunalpolitischer Kongress des
Impressum
Herausgeber: SPD Niedersachsen germeister und Landräte und verantwor- halb in verschiedenen Foren mit den SPD-Landesverbandes Niedersachsen
Verantwortlich: Michael Rüter ten mit nahezu 7000 ehrenamtlichen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Wann: Sa., 21. November 2009, 11.00 Uhr
Redaktion: Lothar Pollähne,
Sebastian Schumacher Mandatsträgern die Politik in den Räten Kommunalpolitikerinnen und Kommu- Wo: Hannover Congress Centrum (HCC)
Anschrift: Odeonstraße 15/16 und Kreistagen unseres Bundeslandes. nalpolitikern sowie fachkundigen Refe- Alle Interessierten sind schon jetzt herz-
30159 Hannover
E-Mail: lopo.vorwaerts@gmx.de Aus dieser Stärke vor Ort leiten wir unsere rentinnen und Referenten die Themen lich zu dieser Veranstaltung eingeladen!
Layout & Satz: Anette Gilke Verantwortung für eine zukunftsorien- diskutieren, die in den Städten und Anmeldungen sind bereits möglich unter
mail@AnetteGilke.de
tierte und bürgernahe Kommunalpolitik Gemeinden in Niedersachsen auf den spd-niedersachsen@spd.de
10/2009 vorwärts NIEDERSACHSEN V
MIT ZUVERSICHT
UND SIEGESWILLEN
WAHLKAMPF BIS ZUR LETZTEN MINUTE
Ich sehe, dass unsere Partei kämpft. Erst mit dem Gefühl des »Wir las-
sen uns von den miesen Umfragen nicht unterkriegen«. Doch in der
heißen Phase treiben Zuversicht und Siegeswillen uns an, bis zur letz-
ten Minute um Stimmen zu werben.
Das kommt nicht von ungefähr. Immer mehr Menschen kommen zu
unseren Ständen, Diskussionsrunden und Kundgebungen. Das befeuert
auch Frank-Walter Steinmeier. Er kommt an bei den Leuten, weil er sich
nicht verstellt. Er wirkt locker, strahlt Zuversicht aus und redet klare Sät-
ze. Er spürt: Die Menschen horchen auf, hören zu. Die SPD hat richtige
Antworten auf ihre drängenden Fragen – ganz im Gegensatz zu Schwarz-
Gelb, die hinterm Berg hält, was sie den Menschen zumuten will.
Wie kommen wir einigermaßen heil aus der Krise? Behalten wir
unsere Arbeit? Was ist mit Altersteilzeit? Bekommen wir im Alter auch
gute Pflege? Haben unsere Kinder wirklich gute Bildungschancen?
Bleibt Gesundheit bezahlbar? Das treibt die Menschen um. Wir geben
ihnen ehrliche Antworten. Wir sind zuversichtlich, damit bis zum
27. September noch viele Menschen zu überzeugen.
Euer Garrelt Duin
VI NIEDERSACHSEN 10/2009 vorwärts
Das Bundesverfassungsgericht hat am Das Bundesverfassungsgericht hat in sei- ten der Wirtschaftskrise steht Europa vor
30. Juni entschieden: Der Vertrag von Lis- ner Entscheidung den Grundsatz der Euro- globalen Herausforderungen und kann
sabon ist mit dem Grundgesetz vereinbar, parechtsfreundlichkeit und die Integrati- nur solidarisch ohne Kleinstaaterei die-
aber die Mitbestimmungsrechte des Bun- onsverantwortung des Bundestages aus- sen gewachsen sein.
destages und Bundesrates, geregelt im drücklich betont. Die Bundesregierung Festzuhalten bleibt: Die CSU hält an
Begleitgesetz, müssen deutlicher festge- darf nur mit Zustimmung des Bundesta- ihrem europaskeptischen Kurs weiterhin
schrieben werden. Die Ratifikation des ges, Abstimmungsregeln im Ministerrat fest. Ihre Haltung aus der Sicht einer
neuen EU-Vertrages kann erst nach ändern oder erweiterte europäische Kom- Regionalpartei ist deutlich: Die Europä-
ische Union soll so wenig wie möglich an
Kompetenzen bekommen. Dieser Kurs
schürt eine enorme Europarechtsfeind-
lichkeit und führt dazu, dass die Men-
schen noch unsicherer auf die "Entschei-
dungen, die aus Brüssel kommen" blicken.
Kurzfristige Entscheidungen auf Mini-
sterratsebene sind hiernach unmöglich.
Deutschland ist aber in einer führenden
Rolle und kann es sich nicht erlauben, die
wichtigen Entscheidungen unnötig zu
verzögern. Mit dem sog. Frühwarnme-
chanismus im neuen EU-Vertrag und der
Klarstellung im neuen Begleitgesetz wer-
den Zustimmungserfordernisse des Par-
laments nötig, aber die Handlungsfähig-
keit Deutschlands bleibt erhalten.
Die Europäische Union ist auf einem
sehr guten Weg und wird durch den Ver-
trag von Lissabon einen sehr entscheiden-
den Schritt vorankommen. Die Kritik des
Stark für Deutschland und Bundesverfassungsgerichts ist in einigen
stark für Europa: Frank- Inkrafttreten der Beteiligungsrechte petenzen schaffen. Im Rahmen ihrer Teilen nicht nachvollziehbar, zumal es
Walter Steinmeier und sein abgeschlossen werden. Kompetenz gilt dies auch für den Bundes- doch sehr verwundert, dass es als einzi-
Kompetenz-Team auf dem Unter der Leitung von Thomas Opper- rat. Die Forderungen der Linkspartei und ges Europäisches Gericht bislang noch
Opernplatz in Hannover mann, parlamentarischer Geschäftsfüh- von Teilen der CSU, das Lissabon-Urteil keine Vorabentscheidung beim Europä-
am 31. August 2009. rer der SPD-Bundestagsfraktion, wurde in verlange auch Elemente der direkten ischen Gerichtshof eingeholt hat.
Foto: Martin Steiner der Sommerpause intensiv an einer Neu- Demokratie oder die Einführung neuer
auflage gefeilt. Im Vorfeld legte die CSU Klagearten findet keine Unterstützung.
einen Forderungskatalog von 14-Punkten Schon die langjährige Rechtsprechung
vor und fing sich schon in der eigenen des Bundesverfassungsgerichts zeigt,
Fraktion eine deutliche Schlappe ein. Die dass das System der Klagearten ausreicht
übrig gebliebenen Punkte, ein völker- und kein praktischer Bedarf an neuen
rechtlicher Vorbehalt und ein neues Kla- Verfahrensarten besteht.
geverfahren bei Kompetenzüberschrei- Ein wichtiger Teil des Urteils ist, die
tungen, sollten im Europaausschuss intensive Auseinandersetzung mit Demo-
erneut diskutiert werden. Teile der CSU kratie und Legitimation des europäischen
lehnten Anträge der Koalitionsfraktion Parlaments. Zu Recht wird in dem Urteil
ab und stimmten sogar teilweise mit der die wachsende Bedeutung des Europä-
Linkspartei. Mit ihrem Abstimmungsver- ischen Parlaments hervorgehoben. Ohne
halten riskierte die CSU eine weitere Ver- Zustimmung der Europaparlamentarier
zögerung der Ratifikation und einen offe- kann im Mitentscheidungsverfahren
nen Bruch des Koalitionsvertrages mit der eine Verordnung oder eine Richtlinie nicht
SPD. Schließlich war sich aber der Aus- zustande kommen. Die Kritik an der feh-
schuss einig. lenden Wahlrechtsgleichheit des Europä-
Am 8. September hat der Bundestag in ischen Parlaments hinkt in einer solidari-
seiner Sondersitzung die vier EU-Begleit- schen Gemeinschaft. In Deutschland
gesetze mit deutlicher Mehrheit ohne die leben zwar 17 Prozent der EU-Bürger und
Stimmen der Linkspartei angenommen. nur 13 Prozent der Stimmen im EU-Parla-
Am 18. September wird sich dann der ment kommen hierher, aber in einer föde-
Bundesrat mit den Begleitgesetzen rativen Ordnung hilft der Starke dem Klei- Unser Ziel bleibt weiterhin eine Stärkung
abschließend befassen, so dass noch vor nen nun mal. Malta kann genauso wenig des Europäischen Parlaments, der euro-
den Bundestagswahlen der Ratifikation mit Deutschland verglichen werden, wie päischen Parteien und eine Direktwahl
Deutschlands nichts mehr im Wege steht. Nebraska mit Kalifornien. Gerade in Zei- des europäischen Präsidenten. ■
10/2009 vorwärts NIEDERSACHSEN VII
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