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ver di campus
Studierende in der Gewerkschaft
Nr. 1, WS 2009/10

Herausgegeben von der ver.di Campus-Gruppe Uni Duisburg-Essen


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Bewegte Bilder i e re eg! U Euch
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Videoaktivismus in der atu ahls hört
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W b zu m dg
S. 3 He
Außerparlamentarischen
Gel ztes
Widerstand organisieren let
Der parlamentarischen
Opposition nicht trauen! S. 4

Elterlicher Unterhalt
Fluch oder Segen?
S. 5
Twitter
Wenn Gewerkschafter zwitschern
S. 6
Kommentar
ossi.com

Horst Schlämmer, Titanic


und das Wahlrecht S. 7
© de-R

Wenn nichts mehr hilft: REVOLUTION


Chancenlosigkeit der Bachelorabsolventen in NRW
X S. 2
Wenn nichts mehr hilft:
Chancenlosigkeit der
Revolution
nicht mit jedem Bachelor jeden Master
studieren. In der Regel ist es so, dass für
einen Master eine bestimmte Anzahl
Doch ist das wirklich so? Ist der Bach-
Bachelorabsolventen in NRW elor nicht jetzt auch schon wertlos? von Credits in einem bestimmten Be-
reich erlangt werden müssen. Verlangt
Dies ist der Titel eines Threads in der zum Beispiel die Uni Köln, dass man 30
StudiVZ – Gruppe MASTER FÜR ALLE Eine Umfrage hat ergeben, dass Per- Credits im Bereich Statistik haben muss,
– PETITION!!! In der Gruppe geht es sonalchefs, wenn sie die Wahl haben, aber der Bachelor in Duisburg sieht
darum Studenten und StudiVZ-Nutzer lieber Diplomer oder andere Absol- nur 20 vor, dann kann man sich in Köln
zu animieren, sich an einer Petition zu venten einstellen. In BWL haben nur schon mal nicht bewerben. Es gibt also
beteiligen, die vom 14.06.2009 bis zum 8% der Pesonaler eine Chance für Bach- generell nicht so viele Master, die man
7.08.2009 auf der Petitionsseite des elorabsolventen gesehen und das machen kann, die wirklich auf das Bach-
Bundestags zum Mitzeichnen bereit war die höchste Prozentzahl! In den elorstudium aufbauen. Dabei wurden die
stand. Der Text der Petition lautete: „Der Naturwissenschaften haben Bachelor- Bachelorstudiengänge zur Vereinheit-
Deutsche Bundestag möge beschließen, absolventen nur eine 1%ige Chance. lichung und Internationalisierung einge-
dass jeder Bachelorabsolvent einen Mas- Man muss einräumen, dass es auch führt. Doch wenn sie noch nicht mal im
terstudienplatz erhält, unabhängig von viele Personalchefs gibt, die keine Prä- gleichen Bundesland vereinheitlicht
Note, Herkunft und sozialem Stand.“ ferenzen haben, aber wenn man diese sind, wie lange wird es dann noch dau-
zu je 1/3 auf die Abschlüsse verteilt, ern bis dies international verwirklicht ist?
kommt man bei den Naturwissen-
Bachelor meist nicht schaften beispielsweise auch nur auf 11%.
Zusammenfassend ist also zu sagen,
dass Bachelor nicht eingestellt werden,
berufsqualifizerend aber viele auch keine Chance auf ein
weiterförderndes Studium haben. Es
besteht kein Anreiz mehr überhaupt
Die Begründung war: „Mit der jetzigen studieren zu gehen und dafür auch noch
Regel, bei der es so organisiert ist, dass 500 Euro pro Semester zu investieren.
nicht alle einen Masterplatz erhalten,
steigt der Konkurrenzkampf unter den
Studenten. Es geht nur noch darum, gute
Noten zu erzielen, um einen Masterstu-
Kaum Bachelor
dienplatz zu erhalten. Die Möglichkeit,
Interessen auch innerhalb des Studiums
im öffentlichen Dienst
zu vertiefen, bleibt aus. Der Bachelor ist Absolventen auf dem Abstellgleis?
meist nicht berufsqualifizierend, sodass Besonders deutlich wird dies am Beispiel
Foto: uni-due.de
die übrig gebliebenen Studenten kaum des öffentlichen Dienstes. Viele Bache-
etwas mit dem Abschluss erreichen kön- Es ist also mittlerweile kein Geheimnis lor können nicht eingestellt werden, da
nen. Zunehmend wird die Qualität sinken mehr, dass ein Bachelor kein qualifizier- sie nicht im Tarifvertrag eingruppiert
durch das angestrebte Ziel, dass die Stu- ter akademischer Abschluss ist. Natürlich werden können. Dort gibt es den Bache-
denten möglichst schnell das Studium bleibt noch die Möglichkeit, einen Mas- lor schon seit acht Jahren, doch erst jetzt
beendet haben müssen. Dies alles ist nicht ter zu machen. Doch ist das wirklich so werden über neue Tarife verhandelt –
tragbar, wenn ein Studium interessant einfach? Natürlich nicht, denn es gibt und das auch nur auf Länderebene. Doch
sein und auf den Beruf vorbereiten soll!“ nicht für alle Bachelorabsolventen einen es ist immerhin ein Anfang und bis Weih-
Masterstudienplatz. Zumindest nicht nachten soll es zu einer Einigung zwisch-
in Nordrhein-Westfalen. Bayern oder en ver.di und der Tarifgemeinschaft der
Bei Ablauf der Frist wurden 42740 Baden-Württemberg haben beispiels- Länder kommen. Doch dies ist wahr-
Mitzeichner verzeichnet. Das sind weise viele verfügbare Masterstudien- scheinlich das, was man als Tropfen auf
zwar keine 50000, aber im Vergleich plätze, aber einige Studiengänge noch dem heißen Stein bezeichnet, denn es
zu anderen Onlinepetitionen trotz- nicht auf den Bachelor umgestellt. Wie ist unumstritten, dass viele Arbeitgeber
dem sehr viele. Viele andere Petitionen bei so vielem des Bologna-Prozesses, mit den neuen Studiengängen nichts an-
schaffen noch nicht einmal die Tausen- hapert es mal wieder an der Umsetzung. fangen können und eine angemessene
dermarke. Es wird also deutlich, was
Vergütung der Absolventen gar nicht
auch der Bildungsstreik gezeigt hat:
bestimmen können. Teilweise wird der
Die Studenten sind mit ihrer Ausbil- Doch auch wenn genug Masterstudien- Bachelor wie ein Diplom eingestuft, in an-
dung nicht zufrieden und die Politiker plätze vorhanden wären, bedeutet das deren Bereichen wiederum als Abschluss
müssen handeln, um die akademische nicht, dass alle Bachelor einen bekom- einer FH. Auch hier wurde das Ziel der
Bildung wieder attraktiv zu machen. men würden. Bei vielen Studiengängen Vereinheitlichung folglich weit verfehlt.
muss ein bestimmter Numerus Clau-
sus erreicht werden oder Motivations-
Ein weiterer Thread heißt „Der Mas- (Judith Zoike)
schreiben und Lebensläufe eingereicht
ter für alle macht den Bachelor wertlos“. werden. Außerdem kann man auch
2
Bewegte
Traditionelle Formen gewerkschaftli-
cher Mitgliedergewinnung und -Akti- Für die Mitgliedergewinnung und -Akti-
vierung lassen sich aus heutiger Sicht vierung im Rahmen gewerkschaftlicher
durchweg als „analog“ bezeichnen. Die
genutzten Medien beschränken sich
gemeinhin auf Flyer und Informations-
Bilder Arbeit ist dies von größtem Nutzen.
Ebenso von größtem Nutzen ist die
Möglichkeit einer alternativen Be-
broschüren. Obwohl vielfach bewährt, Videoaktivismus in der richterstattung. Dank fortschreitender
stellen diese „alten Medien“ in Zeiten
globaler Vernetzung oftmals einen re- gewerkschaftlichen Arbeit Technisierung und hochverfügbarer
gelrechten Anachronismus dar. Dieser breitbandiger Internetan-
wird vor allem dann besonders deutlich, schlüsse ist es auch mit
wenn es um die Gewinnung und Akti- kleinem Budget jedermann
vierung einer jüngeren Zielgruppe möglich, selbst erstellte
geht. multimediale Inhalte einem
breiten Publikum zugänglich
zu machen. Die beliebteste
Ein Clip sagt Plattform dafür ist weltbekannt und

mehr als 1000


kostenlos: YouTube.

Flyer
Bildungsangebote
Im Gegensatz zu „analogen“ Me- nutzen
dien bietet der Einsatz digitaler audiovi-
sueller Medien zwei entscheidende Vor-
teile: Emotionalisierung und alternative Ver.di und DGB veranstalten regelmäßig
Berichterstattung. Ein geschriebener Seminare zum Thema Videoaktivismus.
und illustrierter Text vermag es zwei- Im Rahmen von Wochenendworkshops
felsohne, Ereignisse zu dokumentieren. werden den Teilnehmern die Grundla-
Doch er vermag es nicht, das „Human gen von Dreh und Videoschnitt in Theo-
Interest“ in einem derart hohen Maß rie und Praxis vermittelt. Interesse?
zu befriedigen, wie es audiovisuelle Me- Ver.di Campus informiert gerne.
dien tagtäglich tun. Das Kino macht es
vor: Wir weinen, wenn Bambis Mutter
(Cornelius Brandt)
stirbt, wir lachen über Al Bundy. Richtig
eingesetzt ist eine geschickte Bild- und
Tonkomposition ein idealer Carrier der Bildungsstreik 2009 - ver.di Campus bewarb
Komponente Emotion. die Demonstrationen in Essen und Düsseldorf
via YouTube: youtube.com/user/VerdiCampus
Foto: Cornelius Brandt

Jogging für den Kopf:


ver.di Campus-Sudoku
Für studierbare Studiengänge!

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Außerparlamentarischen
Widerstand organisieren
Der parlamentarischen Opposition nicht trauen

Am 27.09.2009 führte eine historisch VertreterInnen unserer Interessen eine


Abgepinnt
niedrige Wahlbeteiligung zu einer Absage erteilen. Kein Vertrauen den
rechten Mehrheit im Bundestag. Mil- Agenda 2010, Kriegs- und Privatisie-
lionen WählerInnen rechneten mit der rungsparteien. Ihr Ziel sind die Futter-
sozialen Kahlschlagspolitik der SPD tröge der parlamentarischen Demokra- “Wir müssen damit rechnen, dass soziale
der letzten Jahre ab. Nun wird eine tie. Vom Wahlergebnis hängen gut Auseinandersetzungen sich zuspitzen.
CDU – FDP – Koalition diese Politik in- bezahlte Posten im Parteiapparat ab. Die entscheidenden politischen The-
tensiviert fortsetzen. Die für marode Die außerparlamentarische Opposition men haben im Wahlkampf von CDU, SPD
Banken und Unternehmen verpulverten ist für sie Mittel zum Zweck. Hinter der und FDP doch kaum eine Rolle gespielt:
Milliarden sollen nun bei der lohnab- Regierung steht das Kapital. Aber auch Wer bezahlt die Zeche - die Verursacher
hängigen Bevölkerung wieder einge- die unterlegenen parlamentarischen oder die Opfer der Krise? Wie bringen
trieben werden. Die Krise kommt jetzt! Parteien wollen eine Zusammenarbeit wir den sozialen und ökonomischen
mit dem Kapital. Sie verstehen sich als Umbau voran? Wie bekommen wir die
VerhandlungspartnerInnen zwischen entfesselten Finanzmärkte in den Griff?
Straßenmehrheit statt Kapital und Arbeit. Diese Politik wurde Stattdessen: Viel Merkel statt CDU, wenig
Steinmeier und vor allem Steuersenkungs-
Parlamentsmehrheit ins besondere in den DGB-Gewerk-
gerede. Nun haben wir die Bescherung:
schaften etabliert und führte zur völligen
Lähmung der Gewerkschaftsbewegung. Das Programm der FDP lautet: Steuern
runter, den Sozialstaat aushöhlen, mehr
„Nicht auf’s Parlament vertrauen – auf
Industrieförderung, weniger Arbeitneh-
Widerstand von unten bauen“ lautet eine
Parole der außerparlamentarischen Mit den Füßen abstimmen merrechte, weniger Umweltschutz und
vor allem: kein wirksames Rezept gegen
Opposition. Dieser Spruch gewinnt
Lohndumping. In der Wirtschaftskrise
im Angesicht der Erfahrungen mit
wird dieses Programm die Probleme nicht
den politisch etablierten Parteien
lösen können, sondern eher verschär-
zunehmend an Bedeutung. Die FDP
fen. Die Verteilungskämpfe drohen sich
propagiert den Kahlschlag offen. Die
zuzuspitzen. Es ist Zeit, aufzustehen!”
Union ist nur während der Wahl christlich.
Die SPD hat auch nach der Wahlnieder-
lage noch nichts kapiert und die Grünen Frank Bsirske, ver.di-Vorsitzender zur
wahren unter Rot-Grün Mitgestalterin- SonnTAZ-Frage: “Rüttelt Schwarz-
nen der Agenda 2010. Auch die Linke ist Gelb die sozialen Bewegungen auf?”
keine Alternative. Wenn auch viele die
Linke als zu radikal wahrgenommen ha- TAZ vom 2./3./4. Oktober 2009, S. 18
ben, bleibt unter dem Strich jedoch nicht
mehr als die Erkenntnis, das die Linke nur
existiert um die SPD zu „korrigieren“. Dies
Die französische soziale Bewegung hat
ist angesichts der bedrückenden Lage
es uns vorgemacht. Die Mehrheiten
von Millionen Arbeitslosen, Lohnab-
müssen auf der Straße zusammen kom-
hängigen und Studierten keine Lösung.
men. Radikalem sozialem Kahlschlag
muss mit Massenaktionen begegnet
werden. Es gilt über Streiks, Demon-
Gesundes Misstrauen strationen und weiteren Aktionsformen
pflegen sich zu verweigern und ein politisches
Zeichen zu setzen. Auch wenn es bei
der derzeitigen politischen Landschaft
Bei den zu erwartenden sozialen Pro- schwierig erscheint führt an diesem
testen werden VertreterInnen von SPD, Weg nichts vorbei. Eine starke außer-
Grüne und die Linke sich verstärkt in den parlamentarisch agierende Organisa- Foto: presse.verdi.de
Vordergrund spielen und versuchen die tion der sozialen und Gewerkschafts-
Bewegung für Ihre Zwecke aufs Parla- bewegung ist dringend notwendig.
ment zu orientieren. Wir müssen dem
widerstehen und den selbst ernannten
(Jens Brode)

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gut, das für viele nicht finanzierbar ist.

Elterlicher Unterhalt Da aus einem Unterhaltsstreit meist


kein freundschaftliches Verhältnis
erwächst, können Betroffene auf
die freiwillige finanzielle Unterstüt-
zung ihrer Eltern bei besonderen
Neben regelmäßigen Diskussionen
um Bafög, Studienkredite und Neben-
jobs, die zur Sicherung des monatlichen
Fluch oder Segen? studienbedingten Ausgaben nicht
mehr zählen. Das bedeutet, dass
Studierende im schlimmsten Fall in
Einkommens dienen, wird nur selten
der elterliche Ausbildungsunterhalt an- eine Gesetzeslücke fallen, die ihnen
gerichtliche Lösung in die Wege zu leiten.
gesprochen. Dieser gilt gemeinhin als den Zugang zu staatlichen finan-
Tritt keine Besserung der Situation ein,
die angenehmste Art seinen Lebensun- ziellen Hilfen verwehrt, obwohl der
bleibt nur der Gang zum Gericht. Ein Geri-
terhalt während des Studiums zu bestrei- monatliche Unterhalt nicht aus-
chtsverfahren kann jedoch viele Monate
ten, denn man muss ihn später weder reicht die anfallenden Kosten zu
dauern und wird zu einer psychischen
zurückerstatten, noch ist man gezwun- decken. Manch ein Studierender
Belastungsprobe für die Betroffenen.
gen nach einigen Semestern den Eltern könnte auf die Idee kommen seinen
Manchmal kann auch das Bafög-Amt hel-
den erfolgreichen Abschluss des Grund- Eltern den Nebenjob zu verschwei-
fen, denn dieses bietet Vorausleistungen
studiums zu belegen. Leider habe ich die gen, was allerdings zum Verlust des
für den noch ausstehenden elterlichen
Erfahrung gemacht, dass der elterliche Unterhaltsanspruches führen kann.
Unterhalt an. Aber auch in diesem Fall
Unterhalt nicht unbedingt ein Segen kommt es zu einem Gerichtsverfahren,
ist, für den er meistens gehalten wird. da das Bafög-Amt den Unterhalt von den Ein Grund für die wenig eindeutige
Eltern zurückfordert und diese im Zweifel Rechtslage könnte in der Annahme
verklagt. Sollte es also zu einem Rechts- liegen, dass Eltern ihre Kinder ohne-
Anspruch auf streit zwischen den Eltern und ihrem Kind hin über die Maßen unterstützen, um
kommen, kann der „Gang zum Gericht“ ihnen eine erfolgreiche berufliche
640 € pro Monat unter Umständen recht weit ausfallen, Zukunft zu ermöglichen. Dies trifft si-
denn die Verhandlung findet am Wohnort cherlich auch auf die Mehrheit der El-
des Beklagten statt. Wenn die Anwesen- tern zu. Allerdings sollten durch eine
In Deutschland hat ein volljähriger, un- heit des Klägers gewünscht ist, muss die- klarere Rechtssprechung auch dieje-
verheirateter, nicht mehr bei den Eltern ser den Weg auf sich nehmen, um an der nigen geschützt werden, deren Eltern
lebender Studierende Anspruch auf 640 € Verhandlung teil zu nehmen. Aber das ist nicht zu dieser Mehrheit gehören.
monatlich. Dieser Unterhalt geht aus der nicht die einzige Problematik, die ein Un-
Düsseldorfer Tabelle hervor, die eine Leitli- terhaltsverfahren mit sich bringt. Denn An dieser Stelle kann trotz der Unter-
nie für den Kindesunterhalt darstellt. Im im Gegensatz zu den Bafög-Gesetzen ist haltspflicht der Eltern nicht mehr von
Prinzip sind alle Eltern ihren Kindern ge- das deutsche Unterhaltsrecht erstaunlich einer Chancengleichheit unter den
genüber unterhaltsverpflichtet und müs- lückenhaft. So ist die Düsseldorfer Tabelle Studierenden gesprochen werden.
sen Sorge tragen, dass sie ihrem Kind mit lediglich eine Art Empfehlung, aber nicht Denn es ist vor allem die Teilnahme
der Ausbildung die Möglichkeit geben, gesetzlich bindend und somit liegt die an meist kostenpflichtigen Zusatz-
sich langfristig finanziell selbst zu versor- endgültige Entscheidung über die Höhe angeboten (Auslandsaufenthalt,
gen. Im Gegenzug verpflichtet sich der des Unterhalts beim zuständigen Rich- Praktika), die dem Studierenden
Unterhaltsempfänger seine Ausbildung ter. Außerdem dürfen Eltern Einkünfte bessere Jobaussichten einräumen.
möglichst zügig zu Ende zu bringen, um ihrer Kinder aus Nebenjobs vom Unter- Leider lassen sich solche Extras von
die Eltern finanziell so wenig wie möglich halt abziehen. (!) Selbst beim Bafög gibt 640 € monatlich nicht annähernd
zu belasten. Falls die Eltern nicht über es einen Freibetrag von 4 800 € pro Jahr, realisieren. Deshalb wäre die gesetz-
ausreichende Mittel verfügen ihrem Kind den ein Student ohne Abzüge zusätzlich liche Einführung eines Freibetrags,
eine Ausbildung zu ermöglichen, springt zum Bafög verdienen darf. Des weiteren der zum Unterhalt dazuverdient
der Staat ein und sichert durch Bafög Zah- erhalten Bafög Empfänger eine GEZ Be- werden darf, ein wichtiger Schritt in
lungen den Unterhalt des Studierenden. freiung, welche Unterhaltsempfängern Richtung Gleichbehandlung der Stu-
nicht zusteht. Allerdings gilt bei der dierenden. Denn reiche Eltern allein
Dauer der Unterhaltszahlungen derselbe sorgen nicht zwangsläufig für den
reibungslosen Ablauf des Studiums.
Rechtliche Schritte Maßstab wie beim Bafög, nämlich die
Regelstudienzeit. Gerade in Zeiten wach-
sender finanzieller Anforderungen an
(Alina Biesenbaum)
Wenn sich die Eltern allerdings weigern die Studierenden durch Auslandsaufent-
Unterhalt zu bezahlen, obwohl sie selbst halte, unentgeltliche Praktika oder teure
nicht bedürftig sind, kann der Streit so- Exkursionen erscheint es fatal, wenn das
gar vor Gericht landen. Der Studierende mühsam verdiente zusätzliche Einkom-
ist gezwungen rechtliche Schritte gegen men einfach vom Unterhalt abgezogen
seine Eltern einzuleiten, was von den werden darf. Aber selbst absolut unent-
meisten abgelehnt wird. Der erste Schritt behrliche Ausgaben im Studienalltag, wie
besteht dann zumeist darin einen Rechts- Fachbücher, die Wohnungsmiete in einer
anwalt zu konsultieren, der die Eltern zu- Studentenstadt oder teure Studienma-
erst anschreibt und versucht eine außer- terialien, verkommen bei der knappen
monatlichen Kalkulation zu einem Luxus-
5
Twitter
Wenn Gewerkschafter
zwitschern
Das Wahlkampfteam von Barack
Obama nutzte es massiv im US-Präsi-
Twitter ist ein äußerst effizientes und öko-
nomisches Medium zur Vernetzung von
Twitter in der Praxis
dentschaftswahlkampf 2008 und bei gewerkschaftlichen Aktiven auf national- Von Gewerkschaftern wird Twitter man-
den Protesten gegen den Wahlbetrug er und internationaler Ebene. Ergänzend cherorts bereits erfolgreich eingesetzt,
im Iran war es ein wichtiges Kommu- zu oftmals unregelmäßig besuchten Web- wie etwa von uns. Seit Mai 2009 weisen
nikationsmittel der Opposition. Auch sites und wenig beachteten Email-Ver- wir per Tweets auf Veranstaltungen
die US-Gewerkschaft Service Employ- teilern ist Twitter ein ideales Werkzeug, und Aktionen hin, auf Updates unserer
ees International Union (SEIU) nutzt KollegInnen aktiv über neue Inhalte zu Homepage, sowie auf neue Videos auf
es und informiert so mehrere tausend informieren und im Rahmen von Kam- unserem YouTube-Kanal. Insbesondere
Leser/innen. Hierzulande machen pagnen und Streiks zu mobilisieren. letzterem wurde durch die Hinweise via
über 30.000 Benutzer/innen davon Twitter eine hohe Aufmerksamkeit zu-
Gebrauch. Die Rede ist von Twitter. teil. So wurde ein Mobilisierungsvideo
zur DGB-Großdemonstration am 16.
Mai 2009 in Berlin wenige Tage zuvor
Folgen und gefolgt werden bei YouTube hochgeladen und unmittel-
bar danach per Twitter beworben. Durch
Twitter ist ein so genannter “Mikro so genannte Retweets (die Weiterlei-
Blogging-Dienst”, ein meist öffentlich tung eines Tweets durch Abonnenten,
einsehbares und einfach zu hand- anzeigt durch das Kürzel „RT") kam es
habendes Online-Tagebuch. Regis- innerhalb weniger Stunden zu meh-
trierten Absendern ist es möglich, reren hundert Zugriffen auf das Video.
an die Abonnenten Textnachrich- Ohne Twitter wären solch
ten mit maximal 140 Zeichen, hohe Zugriffszahlen nie
erreicht worden.
das heißt SMS-Länge zu
verschicken. Twitters
Funktionsprinzip beruht
Ausblick
auf dem (gegenseitigen) In der Kürze liegt
Abonnement der Beiträge die Würze:
anderer Nutzer. Die Twitter ist einfacher als
Abonnenten, so genannte Email, prägnanter als ein
„Follower" (engl. to fol- Flyer und wird von seinen
low = folgen) können auf Nutzern weltweit wegen seines kompri-
Updates antworten und mierten Informationsgehaltes geschätzt.
somit mit anderen Be- Twitter ist gleichzeitig als Medium zur
nutzern kommunizieren. Das Posten Information, Kommunikation und Mobi-
eines Beitrages auf Twitter wird „Up- Dies kann von fast überall aus geschehen lisierung geeignet, da es den Abonnenten
date" oder auch „Tweet" genannt und das in Echtzeit. Mit einem Note- direkt, in Echtzeit und ohne Umwege
(engl. to tweet = zwitschern) und kann book, oder der entsprechenden Software erreicht. Besonders interessant ist die
entweder auf der Twitter-Homepage, auf einem Mobiltelefon installiert, ist die Verknüpfung von Twitter mit weiteren
mittels eigenständiger Software, per Verbreitung von Inhalten an je- Web 2.0-Plattformen, wie etwa Facebook,
Browser-Funktion (Plugin) oder über dem Ort und zu jeder Zeit möglich. StudiVZ, oder den diversen Blogging-
internetfähige Mobiltelefone erfol- Und nicht zu vergessen: Die Nut- Diensten, z.B. Blogger.
gen. Einen Überblick über die ver- zung von Twitter ist kostenfrei.
schiedenen Programme, um Twitter-
beiträge zu schreiben, liefert u.a. das (Cornelius Brandt)
wurde am 18. August 2009 im ver.di Mit-
Die ungekürzte Fassung dieses Artikels

Heise Software-Verzeichnis, durch-


suchbar unter: heise.de/software/
Die ver.di Campus- Tweets könnt
gliedernetz veröffentlicht

Ihr problemlos auf unserer


Homepage verfolgen:
www.verdi-campus.de
dgb-jugend.de/studium Einfach mal vorbeischauen!

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Kommentar
Der ehemalige Chefredakteur der Ti- Die
Horst Schlämmer, Titanic und das Wahlrecht

repräsentative Demokratie, Aber Du darfst es nicht! Mit je-


tanic und Gründer der „Partei“, Martin in der man mit der Abgabe seiner der Ansprache an die BürgerIn-
Sonneborn, machte auf den leeren Stimme auch sein Mitspracherecht nen wirst Du negiert, Du bist
Diskurs zwischen Politik und Wählern abgibt, ist nicht zu Unrecht kritisiert. nicht gemeint, Du zählst nicht.
satirisch aufmerksam und castete un- Uns bleiben ja nach einer Stimm- Während die einen also nicht
ter vielen jungen Frauen eine Kanzler- abgabe kaum Einflussmöglich- wählen wollen, dürfen es die an-
kandidatin. 23 Jahre jung und wunder- keiten auf politische Prozesse, mal deren gar nicht. Also liebe Nicht-
schön trat die Münchnerin Samira El abgesehen von sozialen Unruhen. wähler: wenn Ihr das nächste Mal
Ouassil mit dem Slogan: “Frau ja, aber Dennoch halte ich es – gerade in dürft, aber nicht wollt, klingelt doch
schöner” vor die Kameras. Die Rol- Zeiten, in denen Mitbestimmung mal bei Euren Nachbarn, oder fragt
lenverteilung im Team war klar: „In der weiter abnimmt – für fatal, das Stimm- Eure Freunde oder Familienange-
Regel redet Martin, und ich sehe aus“, recht aufzugeben. Besser Stimm- hörige, die nicht dürfen, was oder
so El Ouassil über die auf Personen recht als keines. Denn das Wählen wen sie denn wählen würden. Und
zugespitzte Wahlkampfstrategie. hat definitiv Einfluss auf die Poli- was sie eigentlich zum Wahlrecht,
tik. Die Parteien unterscheiden sich zur Demokratie, zur Politik und zu
(wenn sie auch auch in vielen Din- den Parteien in Deutschland sagen?
gen ähnliche Positionen vertreten) in Und dann mal überlegen, wie
manchen, für uns unmittelbar spür- wir ein Wahlrecht für alle (und
baren Details nämlich sehr wohl. Und alles, was sonst noch wün-
wie Ihr aus den „Geh wählen“-Spots schenswert ist) durchsetzten.
wisst, hat auch das Nichtwählen Eins ist auf jeden Fall klar: um
Effekte für oder gegen Parteien. wirklich was zu verändern, reicht
Während um die Stimmen der einen das Wählengehen allein nicht aus.
gebuhlt wird, werden andere ausge-
schlossen. In Deutschland wird wei-
terhin kaum diskutiert, dass gar nicht (Caroline Heß)
alle BürgerInnen wählen dürfen. Damit
meine ich keine Kinder (obwohl das
Sonneborn, El Ouassil. Foto: Handelsblatt auch ein interessantes Thema ist),
sondern alle, die nicht im Besitz der
Angesichts der realen Inhaltsleere deutschen Staatsbürgerschaft sind.
in diesem Wahlkampf ist das Bedürf-
nis nach Satire groß. Auch Hape Stell’ Dir mal vor, Du müsstest diese
Kerkeling und seine Figur Horst schreckliche Zeit der Hackfressen-
Schlämmer halfen uns den alltägli- Wahl-Propaganda durchmachen, wo
chen Frust mit Humor zu ertragen. Du an jeder Ampel, nach jeder Fern-
sehsendung und in jeder Zeitung auf-
Wir werden wohl nie erfahren, wie gefordert wirst, sie oder ihn zu wählen,
viele der Ungültigwähler bei dieser oder zumindest überhaupt wählen
Wahl Samira oder Horst gewählt ha- zu gehen:
ben. Oder die Simpsons, die auf Pro
7 im Stil der Wahlslogans bewor-
ben wurden („Wählt die Simpsons“).
Doch im Humor steckt immer auch et-
was reale Kritik. Nicht wenige haben
sich dazu entschieden, gar nicht zu
wählen, um mit ihrer stummen Stimme
ein politisches Zeichen zu setzten.
Sandra Maischberger hatte einen
Nichtwähler auf ihrer Talkshow-Couch.
Sonst treiben sich diese ja meist im In-
ternet umher: Protest-Nichtwähler. Es
sind nicht etwa resignierte oder Poli-
Bild:

tikverdrossene, sondern politische und


teilweise engagierte Menschen, die
Pro7

glauben, durch das Nichtwählen unsere


Gesellschaft verändern zu können.

7
Selbstdarstellung
Die ver.di Campus-Gruppe ist Unsere Homepage bietet Dir

trauens-leuten der Beschäftigten der Universität Duisburg-Essen.


ver.di Campus-Gruppe, Studierenden, sowie den ver.di-Ver-
Die ver.di Campus-Zeitung ist ein Gemeinschaftsprojekt der
ein freier Zusammenschluss von viele weitere Infos über uns,
gewerkschaftlich aktiven Stu- Gewerkschaften, Jobs, Prak-
dierenden. Wir suchen immer tika und Studium. Dort kannst
interessierte Studis, die unsere Du auch unsere News via Twit-
Gruppe aktiv unterstützen wol- ter abonnieren und Dir un-
len. Jeder ist herzlich dazu einge- sere YouTube-Videos ansehen:
laden, bei uns vorbeizuschauen w w w.ve rd i - c a m p u s . d e
und sich mit einzubringen.
Wir würden uns freuen, wenn
Wir sind eine aktive Gruppe, Du mal bei uns vorbeischaust.
unsere Themen politisch. Wir Die Termine für unsere Treffen
entwerfen Kampagnen, planen kannst Du dem Kalender un-
Aktionen, geben Seminare, ver- serer Homepage entnehmen.
anstalten Reisen, Parties, etc.
e
ampus-Grupp
Bis bald!
Deine ver.di C

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