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Öffentliches Recht
Grundkurs
Hausarbeit
W o l f , R.
3.) Beschwerdebefugnis
Gemäß § 90 I BVerfGG muß der Beschwerdeführer
darlegen, daß er durch das Handeln der öffentlichen
Gewalt zumindest möglicherweise in seinen Grundrechten
selbst, unmittelbar und gegenwärtig verletzt ist5, d.h. nach
der Möglichkeitstheorie6 darf eine Grundrechtsverletzung
nicht von vornherein ausgeschlossen sein.
T ist Eigentümer von zehn Motorrädern.
Dies könnte einen Eingriff in das Eigentum des Art. 14 I
darstellen. Weiter kann T die Motorräder nicht nutzen und
sich damit frei bewegen. Dies könnte eine mittelbare
Beeinträchtigung seines Grundrechts auf
Entfaltungsfreiheit nach Art 2 I sein..
Eine Verletzung der Grundrechte aus Art. 14 I und Art. 2 I
erscheint jedoch zumindest möglich.
T macht die Verletzung eigener Grundrechte geltend, da
ihm persönlich die Zulassung, d.h. das Fahren untersagt
wurde. Er ist selbst betroffen.
Weiter müßte T unmittelbar betroffen sein, d.h. es dürfte
keines weiteren Vollzugsaktes bedürfen. Durch
Verwaltungsakt wurden ihm weitere Bewegungen
untersagt, dies wurde allerdings noch nicht
verwaltungsgerichtlich in letzter Instanz bestätigt.
Mögliche Sanktionen oder Vollstreckungsmaßnahmen
abzuwarten ist zumutbar9. Daher ist T noch nicht
unmittelbar betroffen.
Die mögliche Beeinträchtigung müßte auch gegenwärtig
sein. Die Nicht-Zulassung besteht seit 01.01.2000, daher
ist T bereits betroffen.
T ist somit teilweise befugt, Verfassungsbeschwerde zu
erheben.
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II Begründetheit
Die Verfassungsbeschwerde ist begründet, wenn die
Verordnung rechtswidrig sind und den T daher tatsächlich
in seinem Grundrecht aus Art. 14 I verletzen.
a.) Verletzung von Artikel 14 I GG
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Die Verwaltungsakte und die Urteile, die dem T das
Forschen auf dem Gebiet des Klonens verbieten, könnten
ihn in seinem Grundrecht der Wissenschaftsfreiheit aus
Art. 5 III verletzen.
1.) Eingriff in den Schutzbereich
a) Schutzbereich eröffnet?
Zunächst müßte der sachliche Schutzbereich des Art 5
III eröffnet sein. Wissenschaft im Sinne dieses Artikels ist
der Oberbegriff für Forschung und Lehre10; Forschung
wiederum umfaßt den nach Inhalt und Form ernsthaften
und planmäßiger Versuch zur Ermittlung der Wahrheit11. T
arbeitet an Verfahren zur genetisch identischen
Replikation von Schimpansen, er versucht mithin neue
Erkenntnisse auf dem Gebiet der Gentechnik zu ermitteln.
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III Ergebnis
Die Verfassungsbeschwerde der X ist zulässig und
begründet. Sie hat daher Aussicht auf Erfolg.
C Sachverhaltsvariante
Der SächsVerfGH könnte berechtigt sein, die
Verfassungsbeschwerde des T dem BVerfG im Rahmen
einer Divergenzvorlage nach Art. 100 III GG, § 85
BVerfGG zur Entscheidung vorzulegen.
1.) Vorlageberechtigung
Zunächst müßte der SächsVerfGH vorlageberechtigtes
Gericht sein. Dies sind jedenfalls die Verfassungsgerichte
der Bundesländer61. Der SächsVerfGH ist das
Verfassungsgericht des Landes Sachsen und daher
vorlageberechtigt.
2.) Entscheidungserheblichkeit
Die Verlage ist weiter nur zulässig, wenn sie der Klärung
dient, welcher von mehreren Auslegungen des GG der
Vorzug zu geben ist, und dies für die Entscheidung des
Gerichtes erheblich ist62. Der SächsVerfGH ist damit
befaßt, ob der gegen den T ergangene Verwaltungsakt
und die ihn bestätigenden Urteile den T in seinem
Grundrecht der Forschungsfreiheit aus Art. 21 SächsVerf
sowie der Berufsfreiheit aus Art. 28 I SächsVerf verletzen.
Die Urteile sind unter Anwendung der VwGO des Bundes
ergangen. Fraglich ist nun, unter welchen
Voraussetzungen Urteile eines Landesgerichts durch
Landesverfassungsgerichte auf die Verletzung von
Landesgrundrechten überprüft werden können, ob also die
Verfassungsbeschwerde des T zulässig ist. Dazu werden
aufgrund divergierender Interpretation des Art 31 GG
unterschiedliche Ansichten vertreten.
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Alternativkommentare
Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
2. Auflage 1989
Benda, Ernst
Genetik und Recht - eine Zwischenbilanz
NJW 1985, 1730 ff
Benda, Ernst / Klein, Eckart
Lehrbuch des Verfassungsprozeßrechts
1. Auflage 1991
Berkemann, Jörg
Ein Landesverfassungsgericht als Revisionsgericht
NVwZ 1993, 409 ff
Bleckmann, Albert
Staatsrecht II - Die Grundrechte
4. Auflage 1997
Dreier, Horst
Grundgesetz Kommentar
1. Auflage 1996 - zit.: Dreier
Enders, Christoph
Die Menschenwürde und ihr Schutz vor
gentechnologischer Gefährdung
EuGRZ 1986 S. 241 ff
Ipsen, Jörn
Staatsrecht I
8. Auflage 1996
Isensee, Josef / Kirchhof, Paul
Handbuch des Staatsrechts
1. Auflage 1990 - zit.: HbStR
Jarass, Hans D. / Pieroth, Bodo
Grundgesetz Kommentar
3. Auflage 1995 - zit.: J/P
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25 BVerfGE 39, 1, 38
26 im Ergebnis ebenso Benda / Klein Rn 367; M/D-Dürig
Art 1 Rn 24
27 BVerfGE 87, 209, 228
28 P/S Rn 386
29 Häberle HbStR I 857
30 Riedel S. 476
31 Benda S. 1733
32 Häberle HbStR I 857
33 Enders S. 252
34 P/S Rn 397
35 Enders S. 249; J/P Art 1 Rn 3; Spiekerkötter S. 38f
36 Häberle HbStR I 823; J/P Art 1 Rn 2
37 J/P Art 2 Rn 48a
38 J/P vor Art 1 Rn 40
39 J/P Art. 74 Rn 33
40 JP Art 72 Rn 1
41 BVerfGE 7, 342, 347; JP Art 72 Rn 2; Schmidt -
Bleibtreu / Klein Art. 72 Rn 3
42 Mü Art 72 Rn 11
43 BVerfGE 49, 168, 181
44 BVerfGE 18, 353, 364
45 BVerfGE 10, 234, 242
46 J/P Art. 12 Rn 9; Schmidt - Bleibtreu / Klein Art 12 Rn
25
47 BVerfGE 7, 377, 400ff
48 J/P Art 12 Rn 4; M/D - Scholz Art 12 Rn 18
49 BVerfGE 22, 286, 289
50 BVerfGE 7, 377, 397
51 P/S Rn 889
52 J/P Art 12 Rn 7
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