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Autoreninterview über das neue Buch v.

Oliver Alexander Kellner


Speed Control – Die neue Dimension Zeitmanagment

Gebundene Ausgabe: 214 Seiten


Verlag: Gabler; Auflage: 1 (27. Oktober 2009)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3834918261
ISBN-13: 978-3834918260

Werfen Sei einen Blick ins Buch…

Michael Blanz: Hallo Herr Kellner, als Coach, Trainer, Redner, Autor und natürlich Familienmensch ist
Ihr Terminkalender bestimmt übervoll. Dennoch haben Sie sich Zeit für unser kurzes Interview
genommen. Vielen Dank dafür.

Michael Blanz: Sie haben das Buch Speed Control – Die neue Dimension Zeitmanagment geschrieben. Dazu haben Sie
sich mehrere Jahre Zeit genommen. Warum?
Oliver A. Kellner: Meine ersten beiden Bücher wurden von mir, wie in der
Wirtschaftsbuchbranche üblich, zuerst verkauft und dann geschrieben. Dies bringt
automatisch enormen Zeitdruck mit sich. Ich wollte belegen, dass dies auch anders
geht. Eben, dass man Zeitdruck durch SOG ersetzen kann. Insgesamt habe ich mir
nahezu vier Jahre für diese Werk Zeit gelassen. Dadurch entstand unter anderem
auch die enorme Bandbreite an inspirierenden Praxisgeschichten rund um das Thema
Speed Control, das dieses Buch heute auszeichnet.

Michael Blanz: Lässt sich Zeit überhaupt managen?


Oliver A. Kellner: Nein, und das ist auch gut so. Wir Menschen sind veranlagt alles irgendwie zu
unseren - scheinbaren - Gunsten zu manipulieren. Schön, dass die Zeit das nicht zulässt. Zeit ist für
mich das demokratischste Kapital auf der Erde - jeder hat wirklich gleich viel davon. Der Begriff
`Zeitmanagement` ist lediglich eine Wortübersetzung, damit das Themengebiet mit einem Begriff
beschrieben werden kann. Ein weiterer Grund dafür, warum ich die Botschaft `Speed Control`
gewählt habe, denn diese beschreibt, was tatsächlich möglich ist. Wir können uns nur selbst besser
managen und mit die größte Macht sind dabei unsere persönlichen Handlungsgeschwindigkeiten im
richtigen Moment.

Michael Blanz: Sie schreiben, dass die Wirtschaftskrise auch eine Tempokrise ist. Was meinen Sie damit?
Oliver A. Kellner: Ich werfe diese Frage ganz bewusst auf. Wenn für gewisse Menschen an
wichtigen Schaltstellen als einziger Lebenswert „Geld“ übrig bleibt. Wenn diese skrupellos alles und
jeden dafür bereit sind zu opfern, dann werden die Menschen blind und es wird gefährlich. Ich stelle
deshalb die provozierende Frage, ob hier nicht einige Menschen vor lauter Rennen von ihrer eigenen
Gier überholt wurden? Vielleicht als Vergleich ein Alltagsbeispiel dazu. Sie sind im
Lebensmittelgeschäft und kaufen eine Schachtel Eier. Sie werden sich die Zeit nehmen und die
Schachtel öffnen um nachzusehen, ob denn alle Eier unbeschadet sind. Ein ganz normaler Vorgang.
Scheinbar nicht so in der Finanzwelt. Hier wurden `Eierschachteln´ mit viel Geschwindigkeit
weiterverkauft, ohne dass sich auch nur irgendjemand die wichtige Zeit nimmt, die darin verpackten
Produkte einmal zu hinterfragen. Warum auch, wenn man mit faulen Eiern scheinbar sehr schnell, viel
Geld verdienen kann?

Michael Blanz: In Ihrem Buch haben Sie verschiedene Tipps und Tricks für erfolgreiches Zeitmanagment veröffentlicht.
Wenn Sie jetzt nur einen Tipp geben dürften, welcher wäre das dann?
Oliver A. Kellner: Meiner Erfahrung nach resultieren 80 Prozent unserer Zeitverluste daraus, dass
wir im falschen Moment Gas geben. Deshalb mein Tipp – sei `ON`. `ON` beschreibt eine tiefere
Botschaft des `im Moment seins`, das im Buch detailliert beschrieben wird. Man kann dieses `ON
sein` gegenüber sich selbst, seinen Kunden, seinen Kollegen bis hin in den eigenen Familien- und
Bekanntenkreis in der Praxis leben. Wer dieses `ON´ in seinen Alltag aktiv integriert, der wird mit viel
schnelleren und ganzheitlicheren Erfolgen belohnt werden.

Interview-Oliver-Kellner / 20.12.2009 Seite: 1/4


Michael Blanz: Manche Menschen kommen anscheinend ohne großen Stress aus und erreichen trotzdem Ihre Ziele, sind
erfolgreich und stehen mitten im Leben. Andere hingegen sind immer angespannt, wirken gehetzt, sogar im Urlaub. Was ist
der Unterschied zwischen diesen Menschen?
Oliver A. Kellner: Dies in wenigen Worten zu beschreiben, ist eine
echte Herausforderung. Eine der Hauptursachen ist sicher folgende:
Die einen machen die Dinge nur richtig, die andere machen die
richtigen Dinge! Das eine vom anderen zu unterscheiden, dafür
nehmen sich die wenigsten Zeit. Sie rennen viel lieber, denn dieses
`Werkzeug` haben Sie trainiert. Dieser Dauersprint ist im
Geschäftsleben obendrein gern gesehen. Wer dauernd mit Tempo
unterwegs ist, der `muß` ja schließlich auch viel leisten. Ein fataler
Irrglaube - Rennerei und Effektivität sind meist in der Praxis zwei
völlig verschiedene Dinge.

Michael Blanz: Sie sind viel in Unternehmen unterwegs und erleben dort wie in Ihrem Buch beschrieben, die
haarsträubendsten Geschichten. Gibt es ein passendes Beispiel, wie in einem Unternehmen falsch mit Zeit umgegangen
wird?
Oliver A. Kellner: Spontan fallen mir da zwei Dinge ein. Das `Hobby` Besprechungen und der Email-
Verkehr. Die Besprechungsflut nimmt immer mehr zu. Führungskräfte verbringen nach belegbaren
Untersuchungen inzwischen bis zu 50 Prozent ihrer Arbeitszeit in Besprechungen. Das stellt sich die
Frage: Wann wollen diese dann die daraus resultierenden Aufgaben jemals professionell umsetzen?
Zudem wird in den Besprechungen munter zu spät gekommen, die Handys nicht abgeschaltet, an
den Laptops werden gleichzeitig Emails bearbeitet, es gibt keine wirklichen Ziel- und Maßnahmenplan
u.s.w. Das heißt wir haben hier zwei wichtige Aufgaben, die Effektivität von Besprechungen zu
optimieren und die Anzahl der Besprechungen zu minimieren. Die zweite Herausforderung stellt
dabei den größten Zeitgewinn dar, an den sich jedoch die wenigsten in der Praxis wirklich
herantrauen.
Zum Email-Verkehr. Viele Mitarbeiter lassen sich Ihr Email durch optische oder akustische Signale
anzeigen. So werden Sie ständig aus wichtigen Aufgaben gerissen und rufen wie unter Zwang alle
zehn Minuten ihre Post ab. Ich empfehle sich bei der Durchsicht sich an den Rhythmus der Briefpost
zu halten. Diese kommt ein bis zwei Mal am Tag, was vollkommen ausreichend ist. Wer sich jedes
eingehende Mail mit einem Signal anzeigen lässt, gibt damit vielleicht sogar zu, dass ihn seine Arbeit
so sehr langweilt, dass er sich gar nicht erst in sie vertiefen will. Wer künftig wirklich schnell sein will,
sollte die neuen Zeitwerkzeuge der professionellen Langsamkeit im richtigen Moment anwenden. Alle
anderen könnten in der Zukunft ein „überholtes Modell“ sein.
Michael Blanz: Wie können Mitarbeiter unter Zeitdruck von Ihrer Führungskraft gefördert werden?
Oliver A. Kellner: Grundsätzlich begegnen mir in der Praxis durchaus sehr gute Fachkräfte mit
Führungsaufgaben, jedoch sind das nach meiner Definition längst noch keine Führungskräfte. Eines
der wichtigsten Führungsinstrumente, das auch unter Zeitdruck gelebt werden kann, ist das
Vorbildverhalten. Selbst wenn ich als Chef im Moment gerade wenig Zeit für meinen Mitarbeiter habe,
kann ich über mein vorbildliches Verhalten immer noch enormen SOG auslösen.
Eine Dame transportierte mir diesen Spagat zwischen Fachkraft und Führungskraft, neulich mit einer
sehr tiefgründigen und feinfühligen Sprache. Sie berichtete aus Ihrem Unternehmen mit folgenden
Worten: „Wissen Sie Herr Kellner, bei uns saßen früher im Vorstand lauter Herren. Heute sitzen da
leider nur noch Männer.“ Diese Aussage spiegelt mir eine große Sehnsucht zur Rückkehr verlorener
Werte, einer gelebten Unternehmenskultur und wichtiger Zeitprofessionalität.

Michael Blanz: „Burn Out“ ist heute fast so normal, wie Grippe oder Zahnschmerzen. Wie kann ich feststellen, ob ich Burn-
Out- gefährdet bin?
Oliver A. Kellner: Grundsätzlich halte ich jeden von uns für Burn-Out-gefährdet. Das fatale daran,
dass ein Mensch von Burn-Out befallen ist, läßt sich gar nicht so einfach wahrnehmen. Einer, der
nach außen sehr hektisch wirkt, kann beispielsweise innerlich deutlich entspannter sein, als ein
Mensch, der sich im Alltag mit einer gut aufgebauten Fassade sehr ausgeglichen gibt. Es ist heute oft
arbeitsplatzentscheidend, wie viel Druck ich aushalte. Deshalb wird hier viel verschleiert und dadurch
verlieren wir enorme Potenziale. Die France Télécom hat beispielsweise aktuell innerhalb von 20
Monaten 25 Angestellte durch Suizid verloren. Ich will hier nicht moralisieren, denn die wahren
Ursachen mögen hier viel tiefer liegen. Dennoch ist es mir wichtig, die erschreckende Ernsthaftigkeit
des Themas auf den Tisch zu bringen. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass die richtige Speed
Control ihre Mitarbeiter nicht nur schützt, sondern ebenso ihre Effektivität erhöht und obendrein einen
enormen Wettbewerbsvorteil bedeutet.

Interview-Oliver-Kellner / 20.12.2009 Seite: 2/4


Zurück zu Ihrer Kernfragen, ein paar Indikatoren für übermäßigen Stress: gesteigerte Nervosität,
wachsende Vergesslichkeit, plötzliche Stimmungsschwankungen, sich öfters `leer` fühlen, grundlose
Traurigkeit, allgemeine Lustlosigkeit auch für private Unternehmungen, abends nicht abschalten
können, und vieles andere mehr. Im Buch finden Sie hier auch einen „Stresstest“ als kleinen Auszug.

Michael Blanz: Was kann ich dagegen tun?


Oliver A. Kellner: Lesen Sie das Buch „Speed Control“ und kommen Sie am 15. Januar ins Seminar
nach Buchenberg im Allgäu. Das mag jetzt sehr nach Verkauf klingen, ist aber als freundschaftlicher
Rat gemeint. Das Thema ist viel zu brisant, Sie als Mensch sind viel zu wichtig, als dass Sie diese
`professionelle Langsamkeit´ nicht in Ihren Alltag integrieren. Beschleunigen lässt sich dieser Prozess
in Unternehmen, in dem sich auch die Führung dessen ganzheitlichen Wettbewerbsvorteil bewusst
wird. Das Buch ist neu auf dem Markt. Dennoch habe ich schon von zwei Chefs eine Rückmeldung
erhalten, die das Werk von ihren Mitarbeitern geschenkt bekommen haben - eine clevere Idee als
wohlwollendes Präsent mit Hintergedanken.

Michael Blanz: Ein beliebter Unternehmensleitsatz lautet: „Unser Kunde ist König!“ Jedoch durch immer stärkeren
Wettbewerb und geringere Margen wird jedoch oft zuerst am Personal und dann am Service gespart. Ist dieser Weg richtig?
Oliver A. Kellner: Ich finde auf diese Frage passt ein Zitat von Berthold Brecht sehr gut: „Wer A sagt,
muß nicht B sagen, er kann auch erkennen, dass A falsch war.“. Keine Frage, wir alle müssen
wirtschaftlich arbeiten und demnach fortwährend unser Angebot hinterfragen. Die Grenzen zwischen
Sinn und Wahnsinn sind hier oft fließend. Gefährlich wird es grundsätzlich immer dann, wenn Geld
zum einzig und allein entscheidenden Indikator erhoben wird. So wurde vieles schon im Sturm
umgesetzt, um später zu erkennen, dass man einen Schritt zu weit ging. Brecht bringt es meiner
Meinung nach auf den Punkt.
Michael Blanz: Was lieben sie am meisten an Ihrem Beruf?
Oliver A. Kellner: Dass ich die `Magie Mensch` erleben und deren unglaubliche Potenziale immer
wieder auf das Neue mit meinen Kunden und deren Mitarbeitern in der Praxis entfalten darf.
Michael Blanz: Sie sind ja auch als Coach tätig, und erzählen uns im Buch verschiedene Geschichten, wie Sie als Coach
anderen Menschen helfen. Wie wichtig ist Coaching für effektives Zeitmanagement?
Oliver A. Kellner: Je kleiner die Trainingseinheit, desto effektiver die Wirkung für den Einzelnen. Das
heißt, bei einem Vortrag mit 500 Menschen kann ich „Speed Control“ eben sehr breit als Anstoß für
das Gesamtunternehmen, jedoch nicht so individuell wie bei einem Einzelcoaching transportieren.
Dabei hat beides seinen besonderen Wert. Die Frage ist im besonderen Fall, welches Ziel ich mit
welcher Maßnahme verfolge. Grundsätzlich steckt die letzte Herausforderung immer in der eigenen
Persönlichkeit. Diese kann in der kleineren Seminareinheit bzw. im Coaching natürlich viel tiefer
umgesetzt werden. Außerhalb vom Seminar kann ein guter Coach ebenso der Lebenspartner, das
eigene Kind, der Landwirt um die Ecke sein - wenn wir bereit sind ihm zuzuhören.

Michael Blanz: Menschen sind Ihnen wichtig, und Sie sind auch sozial stark engagiert. Was freut Sie dabei am meisten?
Oliver A. Kellner: Seit über 10 Jahren unterstütze ich beispielsweise aktiv die Kindernothilfe. Wenn
dann unangemeldet im Businessalltag ein Brief vom Patenkind kommt, werde ich wieder in die
wirklich wichtigen Werte eingenordet. Plötzlich werden unsere scheinbar großen
Unternehmensprobleme unermesslich klein. Stets schließt mein Patenkind Talita ihren Brief mit den
Worten einer „liebevollen Umarmung für mich“ ab, spätestens dann weiß ich, dass ich dort etwas
richtig gemacht habe.

Michael Blanz: Würden Sie uns Ihr neues Projekt: „Time for excellence!“ kurz vorstellen?
Oliver A. Kellner: http://www.time-for-excellence.de ist ein neues
Internetportal, das Spitzenleister bekannt macht und rein auf sozialem
Nutzen basiert. Das heißt hier werden besondere Unternehmen,
Persönlichkeiten und Produkte kostenfrei präsentiert, wenn diese sich für
soziale oder umweltfördernde Projekte engagieren. Ein Konzept, das auf
reinem Idealismus beruht und vielfachen Nutzen bringt. Gleichzeitig können
Kunden der präsentierten Unternehmen hier online Ihr Feedback einstellen,
interessante News erfahren und vieles mehr. Wir wollen, das gelebtes
soziales Engagement im Business zum „Muß“ wird. Wir brauchen viele
kleine Brücken zwischen Arm und Reich, dabei zählt jede helfende Hand.
Vielleicht will uns einer Ihrer Leser dabei sogar weiterführend unterstützen.

Interview-Oliver-Kellner / 20.12.2009 Seite: 3/4


Michael Blanz: Welche Ziele nehmen Sie sich Sie sich für das neue Jahr vor?
Oliver A. Kellner: Wieder ein Stück mehr ´ON` zu sein. Dies soll
gleichermaßen beschreiben, dass es sich dabei um einen nie
abschließenden Prozess handelt. Große Lust hätte ich zudem eine spezielle
„Burn-ON-Tour“ mit einer besonderen Vortragsreihe durch Deutschland zu
starten. Weg vom Frust, hin zur Lust - den Menschen bewegend zu zeigen,
welche Potenziale in ihnen brach liegen, die nur darauf warten geweckt zu
werden. Ich bin hier noch auf der Suche nach einem Partner, der seinen
Kunden diese hoch motivierende Business-Botschaft auf einer
Deutschlandtour transportieren möchte. Wenn es 2010 nicht klappt, dann
eben 2011 – ich gönne diesem Projekt Zeit.

Michael Blanz: In Ihren Büchern kommt der Humor auch nie zu kurz. Welches ist Ihr derzeitiger Lieblingswitz?
Oliver A. Kellner: Das wechselt natürlich bei mir sehr häufig, da ich Humor sehr ernst nehme. Oh,
ein schönes Wortspiel. Der fällt mir spontan ein: Der Personalchef zum Bewerber: „Ich muß ihnen
leider mitteilen, dass sie nicht die Person sind, die wir uns als Verkaufsleiter vorgestellt haben.
Derjenige, der ihnen jedoch diesen Anzug angedreht hat, der würde uns interessieren!“

Michael Blanz: Vielen Dank für dieses spannende und interessante Interview Herr Kellner, auch im
Namen der Leser, bzw. Hörer! Mehr über Herrn Kellner können Sie auf seiner Homepage
www.simsalawin.de erfahren.

PS: Hat Ihnen dieser Beitrag oder das Buch gefallen? Dann freuen wir uns über
Ihr positives Feedback auf http://www.time-for-excellence.de/index.php
Vielen Dank, Sie unterstützen damit auch das soziale Projekt v. Oliver Kellner!

Interview-Oliver-Kellner / 20.12.2009 Seite: 4/4

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