You are on page 1of 9

»Wer sich nicht ändert, ...

«
1
Zu-Gänge zum Subjekt oder: Ist Sozialtherapie möglich?
Ulrich Kobbé

»... und sichere uns vor den Bösen« ..: Wenn hierzu unter psychologisch-psychotherapeutischen Gesichts-
punkten verschiedene Aspekte und Auswirkungen der neuen Gesetzgebung im Bereich des sog. Sexualstraf-
rechts erörtern werden sollen, so thematisiert dies nicht nur sozialpsychologische und klinisch-psychologische
Fragestellungen, sondern impliziert dies zugleich zwangsläufig auch politisch-psychologische und rechtsphiloso-
phische Gedankengänge. Denn: Rechtswissenschaftler haben andere Begriffssysteme, Modellvorstellungen
und Menschenbilder als Psychologen und Psychotherapeuten, sodass diese Differenz hier einerseits zur Spra-
che finden und zugleich zu einer Verständigung finden muss2 . Der hier im Sinne von Lyotard gebrauchte Termi-
nus »Differenz« gibt an, dass menschliches Verhalten oder gesellschaftliche Phänomen auf unterschiedliche
Weisen zu erklären sind, ja, erklärt werden müssen, um zu einer vollständigeren, sprich, komplementären Sicht
des Phänomens zu kommen. Dass es insofern auch keinen herrschaftsfreien Diskurs innerhalb der Wissen-
schaften geben kann, der Streit „nicht durch friedliche Übereinkunft“ beigelegt werden könne, sondern „(als Pro-
zess) einer Sentenz, d.i. des rechtskräftigen Spruches eines Richters (der Vernunft)“ bedürfe, definiert bereits
Kant (1798, 31) im »Streit der Fakultäten« . Insofern sollen die vorangegangenen Diskurse zur Kriminalpolitik3
im weiteren in gewisser Weise »verkantet« werden.
Mit dieser Bezugnahme auf Kant wird bereits eine weitere Voraussetzung der nachfolgenden Überlegungen ein-
geleitet: Wenn die gesellschaftlichen Diskurse über das Sexualstrafrecht hinsichtlich einiger Facetten eines ak-
tuellen befriedungspolitischen Mainstreams auf ihre Konsequenzen für die Praxis wie für die politische Kultur
untersucht werden sollen, bedarf es einer geschichtlichen Positionierung. Das heisst, jede Psychologie des
konkreten Individuums muss dessen und den eigenen historisch-sozialen Kontext mitdenken, sofern man Men-
schen nicht nur als Marionetten begreift, die in den gesellschaftlichen Strukturen zappeln.
Zugleich erscheint bedeutungsvoll, dass man im Sprechen über Strafgesetzgebung und Strafvollzug wie über
Behandlung und Psychologie mit Ergebnissen eines Projekts der Moderne konfrontiert ist4 . Für die Psychologie
skizziert Foucault (1968, 112), erst durch die Schaffung psychiatrischer Anstalten, „dieser Welt der strafenden
Moral“, sei „der Wahnsinn etwas geworden, das wesentlich die menschliche Seele, ihr Schuldgefühl und ihre
Freiheit, betrifft; er ist jetzt in den Bereich der Innerlichkeit verlegt, und dadurch wird der Wahnsinn zum ersten-
mal in der abendländischen Welt nach Status, Struktur und Bedeutung psychologisch“. Hier hat Psychologie ih-
ren Ursprung in einem Projekt der aufklärerischen Vernunft, das zwar Vernunftkritik betreibt, jedoch als Psycho-
logie zugleich vergisst, „dass die »objektive« oder »positive« oder »wissenschaftliche« Psychologie ihren Ur-
sprung und ihren Grund in einer pathologischen Erfahrung gefunden hat“. Oder „anders gewendet: der Mensch
ist eine psychologisierbare Gattung erst geworden, seit sein Verhältnis zum Wahnsinn eine Psychologie er-
möglicht hat, d.h. seit sein Verhältnis zum Wahnsinn äußerlich durch Ausschluss und Bestrafung und innerlich
durch Einordnung in die Moral und durch Schuld definiert ist“ (Foucault 1968, 113).
Insofern besteht der Auftrag von Psychologie innerhalb der freiheitsentziehenden Institutionen5 in einer „Grenz-
sicherung" zwischen ungefährlichen Vernünftigen und gefährlichen Vernünftigen, d.h. der Garantierung des un-
gestörten öffentlichen Diskurses. „Damit diese Aufgabe ordnungsgemäß erfüllt wird, wurde es einmal als nütz-
lich angesehen, Psychiater und Psychotherapeuten von der philosophischen Reflexion abzukoppeln, damit sie
sich im positivistischen Glauben an ihre Wissenschaft nicht stören lassen" (Dörner 1988, 451). Gerade dies
aber mache die Wiedereinführung auch philosophischen Reflektierens in die Psychologie (und Psychiatrie) er-
forderlich, um ihre Praxis - ihr Denken und Handeln - gegen die „eigene Gefährlichkeit zu schützen" (Dörner
1988, 451-452).
Das Schlagwort der »Verschärfung des Sexualstrafrechts« verweist bereits auf eine lange Reihe gesetzlicher
Bestimmungen der vergangenen Jahre, die für den kriminalrechtlichen Umgang der Gesellschaft mit ihren sog.
Sexualstraftätern eine härtere Gangart markieren. Ein Strafrecht mit erweiterten Tatbeständen, höheren Stra-
fen, ausgedehnten Verjährungsfristen, eingeschränkten Strafaussetzungsmöglichkeiten, verlängerten Unterbrin-
gungszeiten etc. ist ein schärferes Strafrecht, so wie es von denjenigen, die dies erfolgreich betrieben haben,
auch ganz offen propagiert wurde. Die kriminalpolitische Trendwende wird deutlich daran ersichtlich, dass es in

1
Vortrag. Jahrestagung der Evangelischen Konferenz für Gefängnisseelsorge in Deutschland. Wiesbaden-Naurod, 03.-07.05.1999.
2
vgl. Kobbé und Pollähne (1999)
3
vgl. Bock (1999)
4
vgl. Kobbé (1996, insb. S.83 ff.); Magar (2000)
5
vgl. Kobbé (1999a)
Kobbé: »Wer sich nicht ändert, ...« 2

den 60er und 70er Jahren kaum ein Kriminalpolitiker gewagt hätte, offen Strafrechtsverschärfungen zu fordern,
während es heute zum Wagnis wird, offen für Entkriminalisierung, Liberalisierung oder auch nur für Gelassen-
heit und Zurückhaltung einzutreten. Man mag einzelne Verschärfungen mit guten Gründen befürworten, etwa die
strafrechtliche Gleichbehandlung der vormals straflosen ehelichen Vergewaltigung, die Einbeziehung der im
Ausland verübten Kinderpornographie oder die Hemmung der Verjährung für Kindesmissbrauch bis zur Volljäh-
rigkeit des Opfers, um nur einige zu nennen. Und dennoch ist zu konstatieren, dass die Kriminalpolitik der letz-
ten Jahre einen Schwerpunkt im Bereich der sog. Sexualstraftaten gelegt und dabei ausschließlich auf das Mit-
tel der Strafrechtsverschärfung gesetzt hat. Wer Kriminalpolitik unter der Prämisse der Bekämpfung von Krimi-
nalität betreibt und dabei das Strafrecht als Waffe einsetzt, bedient Bedrohungsszenarien, die sicher auch auf
realen gesellschaftlichen und individuellen Verunsicherungen beruhen, an deren Inszenierung er aber zugleich
selbst beteiligt war: Ein sicherheitspolitischer Teufelskreis, der unversehens zur Verschärfungsspirale eskaliert.
Wenn das Soziale durch die Gesetze strukturiert wird, ist andererseits zugleich doch ebenso erkennbar, dass
diese Diskurse durch die in ihnen enthaltenen sozialen Repräsentationen bestimmt werden. Immerhin verwei-
sen uns die aktuellen Neufassungen und Verschärfungen von Gesetzen auf ein schwer zu durchdringendes Si-
cherheitsbedürfnis eines Großteils der Bürger, deren Affektivität und Rechthaberei keinerlei Differenzierung
mehr zulässt. Wenn sich jedoch Angst und Absicherungsanspruch universalisieren, scheint die Dynamik einer
quasi unendlichen Spirale von Sicherheitsanspruch, gleichzeitigem Anwachsen des Unsicherheitsgefühls und
staatlicher Sicherung der Sicherheit auf: Es handelt sich um eine zwangsläufig immer verpasste Antwort der
Politik, die neue Sicherheitsansprüche nährt. Deutlich wird zugleich, dass der gesetzliche Auftrag einer Behand-
lung und Wiedereingliederung von Rechtsbrechern in die Gesellschaft dem unbestimmbaren Sicherheitsbedürf-
nis untergeordnet bzw. geopfert wird. Anders ausgedrückt: „Wer die Gefahr abweichenden Verhaltens aus-
schalten will, zerstört den Rechtsstaat“ (Haffke 1998).
Damit aber ist die Rationalität der Gesetze auf damit verknüpfte Grenzüberschreitung politischer Gewalt zu be-
fragen (Foucault 1984, 299-300). An dieser Stelle scheint mir der Hinweis auf eine Abhandlung wesentlich, die
der Italiener Cesare Beccaria 1764 am Vorabend der Französischen Revolution unter der Überschrift »Über
Verbrechen und Strafen« herausgab. Sechzehn Jahre nach dem »Geist der Gesetze« von Montesquieu (1748)
und zwei Jahre nach »Émile oder die Erziehung« von Rousseau erscheint dieses Traktat, das das zivilisierte
Strafrecht der Moderne mitbegründen wird. Eine Arbeit übrigens, die dem Werk »Schuld und Sühne« von Do-
stojewskij 1866 ihren Titel gab6 . Nicht als Entwurf eines neuen juristischen Paradigmas jedoch interessiert die-
se Arbeit hier, sondern als Entwurf einer Ethik des Rechts, sprich, einer Ethik des gesellschaftlichen Diskurses.
Denn dieses Projekt an der Schwelle der Aufklärung bezieht sich auf einen Gesellschaftsvertrag, bei dem nun-
mehr niemand mehr ausserhalb der Gesetze steht. Dieses Buch über Verbrechen und Strafen kennzeichnet ein
wesentliches Stadium auf dem Wege zur Humanisierung der Menschheit: Beccaria stellt heraus, dass »sensibi-
lità« - Empfindsamkeit also - wesentliches Charakteristikum des zivilisierten Menschen sein muss, indem dieser
„empfänglich ist für das, was an Lust und Schmerz auf andere seinesgleichen einwirkt" (Alff 1988, 39). Mit die-
ser Verpflichtung zum Respekt des anderen wie der Sorge für ihn bricht Beccaria mit der bisherigen egoisti-
schen Willkürpraxis politischer und rechtlicher Macht: Sein moralischer Fortschritt vertritt eine Vermenschli-
chung des Menschen als allgemeines Prinzip der Aufklärung, bei dem die Vermenschlichung „des Irren und des
Verbrechers [...] nur die Grenzfälle" darstellen (Alff 1988, 44).
Das aktuelle Strafrechtssystem Westeuropas beruht auf dieser Ablösung der sog. peinlichen Körperstrafen
durch eine - mehr oder weniger lange - Zeitstrafe in Gefängnis, Zuchthaus, Festungshaft oder Verbannung.
Hierzu beschreibt uns Foucault (1989, 94), „diese Notwendigkeit einer Züchtigung ohne Marter [artikuliere] sich
zunächst als Schrei des Herzens oder der entrüsteten Natur: im verruchtesten Mörder ist zumindest eines noch
zu respektieren, wenn man bestraft: seine menschliche Natur.“ In der Aufklärung wird der Mensch nicht als Ge-
genstand „einer bessernden und ändernden Straf-Intervention [...] der Barbarei entgegengehalten, sondern als
Rechtsschranke, als legitime Grenze der Strafgewalt. Er ist nicht das, was die Staatsgewalt angreifen und ver-
ändern, sondern was sie intakt lassen und respektieren soll.“ Mit diesem »Noli me tangere« setzen die Refor-
mer der Aufklärung, wie bspw. Beccaria, den Menschen nicht als das Maß der Dinge, sondern als Mass der
Macht durch. Foucault (1989, 116) formuliert dies so: „Wo lässt sich zwischen dem Vertragsprinzip, das den
Verbrecher aus der Gesellschaft ausstößt, und dem von der Natur verschlungenen Monster eine Grenze aus-
findig machen - wenn nicht in der menschlichen Natur, die sich weder in der Strenge des Gesetzes noch in der
Blutgier des Missetäters zeigt, sondern in der Empfindsamkeit des verständigen Menschen, der das Gesetz
macht und kein Verbrechen begeht?“
Hierin scheint mir die aktuelle Bedeutung dieser Abhandlung zu liegen, nämlich dass sich gerade im Umgang mit
ihren Aussenseitern der Reifegrad einer Gesellschaft erweist. Wenn die Zyklen der Kriminalpolitik einmal mehr
den Strafgedanken, ein anderes Mal stärker den Behandlungsgedanken in den Vordergrund schieben, so müss-
6
,In in einer verdienstvollen Neuübertragung Swetlana Geiers (Amman Verlag) wurde dieser moralisierende, den Wortsinn des Originals ent-
stellende Titel 1994 in »Verbrechen und Strafe« korrigiert.
Kobbé: »Wer sich nicht ändert, ...« 3

te der Umgang mit den Tätern dennoch eines leisten, nämlich das aus dem Gesellschaftsvertrag herausgefalle-
ne moralische ‚Monster‘ als Rechtssubjekt durch die Bestrafung nicht aus der Gesellschaft auszuschließen,
sondern es vielmehr wieder einzubürgern.
Gerade die soziale Repräsentation des »Sexualstraftäters« verhindert dies jedoch: Denn mit diesem Etikett
wird er auf seine Tat festgelegt, wird sie zur einzig wahrnehmbaren und vermeintlich einzig relevanten Eigen-
schaft dieses Individuums. Diese Reduzierung entspricht der kollektiven Herstellung eines gemeinsamen Ob-
jekts »Sexualstraftäter« mit seriellen Verhaltensweisen, seriellen Gefühlen, seriellen Gedanken, was im übrigen
nicht nur das Stereotyp der Öffentlichkeit bestimmt, sondern auch das Selbstbild des Täters negativ beeinflusst.
Öffentlich jedoch wird ein Phantasma geschaffen, das ein gemeinsames statisches Objekt, eine Art Anti-Selbst
des Bürgers ist, seine erstarrte Negatividentität sozusagen. Mit dieser impliziten Zuschreibung zeitlosen An-
dersseins werden darüber hinaus Entwicklungsprozesse und Veränderungsmöglichkeiten negiert, wird der Pro-
zesscharakter des Lebens ignoriert.
Zwar führt das neue Strafrecht die Pflicht zur Behandlung ein, doch ist dies ja keineswegs als Möglichkeit zur
allgemeinen Persönlichkeitsentwicklung, zur Förderung persönlichen Wachstums, gedacht, sondern zur Vorbeu-
gung weiterer Delinquenz, sprich: zur Behandlung von »Gefährlichkeit«. Um nicht missverstanden zu werden: In
der konkreten Tatsituation erweist sich der Täter fraglos als aktuell und real fremdgefährlich, doch ist kein
Mensch quasi permanent so »auf Zündung«, dass er situationsunabhängig andauernd akut gefährlich wäre.
Hierfür spielen auch situative Momente intrapsychischer Befindlichkeiten, zum Beispiel die subjektive Unaus-
haltbarkeit bestimmter Affekte, eine Rolle wie auch höchst individuelle, unter Umständen verzerrte Wahrneh-
mungen der Gesamtsituation und der Interaktionspartner. Die Reduzierung der komplexen Dynamik des Täters
mit dem Opfer auf eine scheinbar rein subjektspezifische, zeitüberdauernde Gefährlichkeit muss als nicht an-
gemessen kritisiert werden. So fordert denn auch Schumann (1988, 32) die Aufgabe des „kultivierten Verbre-
cherbildes" vom gefährlichen Menschen und formuliert die extravagante These, dass es „nur gefährliche Le-
benssituationen" gebe, dass also bis auf Ausnahmen konkrete Individuen nur in spezifischen Situationen - und
nicht generell - gefährlich seien. »Gefährlichkeit« sei, schrieb denn auch Fromm in einem Aufsatz »zur Psycho-
logie des Verbrechers und der strafenden Gesellschaft« bereits Anfang des Jahrhunderts, „ein relativer, vom
gesellschaftlichen System und den aus ihm resultierenden Wertungen abhängiger Begriff" (Fromm 1931, 144).
So lässt aktuell die Psychiatrie, die als Wissenschaft der Moderne den Tod des «homo delinquens» , des ge-
borenen Verbrechers Lombrosos, proklamierte, diesen mit den Diagnosen einer sog. „antisozialen" oder „disso-
zialen Persönlichkeitsstörung" in medikalisierter oder psychologisierter Gestalt wieder auferstehen, d.h. in kei-
neswegs klinischen Diagnosen einer psychischen Störung, sondern einer Art sozialer Diagnostik im klinischen
Gewand. Denn diese diagnostischen Etiketten bezeichnen letztlich nur die Symptomatik, für deren Ursache sie
ausgegeben werden: Sie definieren lediglich das auf eine soziale Verhaltensnorm bezogene »Anormale« des
Verhaltens und eröffnen als normalitätswissenschaftliche Bestätigung des gesunden Menschenverstandes -
»W er so etwas tut, ist doch nicht normal!« - eine durchaus realitätsgestaltende Wirkung, da moralische Wer-
tungen auf einem entsprechenden sozialen Hintergrund diagnoseträchtig sind. Damit aber sind Tätergruppen
quasi austauschbar und kann konsequent zu Ende gedacht - ganz nach der jeweiligen »Stimmung« in der Be-
völkerung7 - jedwede sozial randständige oder anders stigmatisierte Gruppe von Bürgern a) als solche geschaf-
fen, b) pathologisiert und c) einer zwangsweisen Behandlung zugeführt werden.
Denn die neuerliche Debatte stellt die von Moser (1971, 202-220) herausgearbeitete »Psychopathenfrage«
neu. Ging es in den letzten Jahren nicht mehr um die Akzeptanz der »Zuständigkeit« für schwer und schwerst
persönlichkeitsgestörte Rechtsbrecher, kommt nunmehr diesbezüglichen Bedenken neue Bedeutung zu: Rasch
(1983, 17) schrieb, sofern das Personal des Massregelvollzugs "ein therapeutisches Verständnis entwickeln"
wolle, läge "der Wunsch nahe, die therapeutisch nicht angehbaren Patienten einer noch weiter randwärts gele-
genen Institution zuzuschieben". Entsprechend ist dem früheren und nun gelegentlich neu aufscheinenden My-
thos der Unheilbarkeit psychischer Störungen - »Die kann man sowieso nicht heilen« oder »Behandlung bringt
da gar nichts« - einschließlich neuer Behandlungspraxen der Anpassung, Disziplinierung und Verwahrung ent-
schieden entgegenzutreten. Dies auch, wenn es Patienten gibt, die aufgrund der Schwere ihrer Deliktdynamik,
ihrer Störung, ja, auch ihres Störens als kaum oder nicht behandelbar gelten8 , weil sie "nicht mehr formbar" und
"so festgelegt" erscheinen oder sind, dass ihnen - scheinbar - "kein Pädagoge, Psychologe oder Psychoanaly-
tiker mehr helfen kann" (Heigl 1987, 74). Und dennoch wird hier die "Münze Therapie" in zwei Währungen ge-
handelt, wie Pfäfflin und Haake (1983, 97) hinsichtlich des teils aktiven Desinteresses verantwortlicher Thera-
peuten feststellen: Gerade "in schwerwiegenden Fälle zählt sie entsprechend weniger. Psychiater sind sehr viel
zögernder in ihren Therapievorschlägen und Richter skeptischer. Es scheint unklar und unsicher, was Therapie
genau ist. Juristen und forensische Psychiater, sofern sie nicht selbst Therapeuten sind, teilen diese Unsicher-
heit."
7
oder Stimmungsmache in den Medien bzw. der Politik
8
vgl. Kobbé (1997)
Kobbé: »Wer sich nicht ändert, ...« 4

Bestritt Schumann (1989, 3) vor Jahren das Recht der Psychiatrie, trotz zunehmend entwickelten sozialen Ge-
wissens gerade die Gruppe der schwer behandelbaren Patienten "mit einem Achselzucken zu übergehen, weil
sie schwierig ist und zahlenmäßig nicht ins Gewicht fällt", hat sich angesichts überfüllter Maßregelvollzugsklini-
ken die Wahrnehmung dieser- im Vergleich zu allen, meist im Strafvollzug befindlichen Rechtsbrechern nach wie
vor wenigen Patienten - sichtlich verändert: Nunmehr gilt ihnen zunehmendes Medieninteresse und politisches
Problembewusstsein, was jedoch die infrage gestellte Handlungsethik mitnichten verbessert. Verstärkt wird die-
ser Trend zur Stigmatisierung 'problematischer' Patienten durch die Einführung neuer Diagnosen, die sich als
Rückgriff auf frühere Konzepte entpuppen und den Versuch beinhalten, den Patienten bzw. die Situation des
Maßregelvollzuges nicht anders zu beherrschen als mit "veralteten Schlagwörtern und den kaum erneuerten
Techniken der anderen" (Foucault 1984a, 29). Denn es wird - wieder - von "Psychopathen" gesprochen, wird
hierzu eine klinisch-kriminologische Programmatik der Gefährlichkeitsprognose und Kriminaltherapie vorgelegt
und scheint das Thema der "antisozialen Persönlichkeit" wieder aktuell. Gebahnt wurden diese wiederentdeck-
ten Argumentationsfiguren 1989 durch die Einführung der diagnostischen Kategorie einer sog. "antisozialen
Persönlichkeitsstörung" im DSM-III-R (301.7) und 1991 einer sog. "dissozialen Persönlichkeitsstörung" im ICD-
10 (F60.2). Wie an anderer Stelle gezeigt werden konnte9 , bleiben derartige Änderungen der Diagnostik nicht
ohne Auswirkung auf die konkrete klinische Praxis, so auch nicht auf die der forensischen Psychiatrie. Denn
anhand dieser diagnostischen Kategorien lässt sich in vermeintlich ausgewiesen wissenschaftlichen Untersu-
chungen belegen, dass diese Täterpersönlichkeiten eine signifikant schlechte Behandlungs-, Sozial- und Ge-
fährlichkeitsprognose hätten10 , ja, dass sie geradezu "fehlplaziert" seien (vgl. Freese & Born 1995, dagegen
Dittmann 1995).
Wenn zuvor auf den früheren, negativistischen Mythos der Unheilbarkeit Bezug genommen wurde, ist die aktu-
elle Entwicklung u. a. auch als Resultat eines absolut gesetzten Mythos der Heilbarkeit zu verstehen: Mit der o.
g. Thematik der als »behandlungsunfähig«, als »therapieresistent«, als »unbehandelbar«, als »refraktär«, als
»unverbesserlich«, als »unheilbar« oder als »Therapieversager« diffamierten forensischen Psychiatriepatien-
ten scheint eine Dynamik auf, die keineswegs nur die dann hoffnungslos-langjährig in der freiheitsentziehenden
Maßregel untergebrachten Patienten, sondern auch deren Therapeuten betrifft. Rasch formulierte vor Jahren
kritisch, Psychiaters Traum laute: "W o lasse ich meine schwierigen ungeliebten Patienten?". Und in der Tat
scheint die Gefahr groß, dass sie der Maßregelvollzug just der Patienten zu entledigen suchen könnte, die zwar
nicht allein, aber dennoch spezifisch sein eigentliches Klientel ausmachen müssten.
Hinsichtlich des Behandlungsansatzes innerhalb der forensischen Psychiatrie thematisiert dies die Situation
des Psychotherapeuten, der um seine eigene Unzulänglichkeit und Widersprüchlichkeit, um sein Wissen wie
sein Nicht-Wissen weiss: Zweifelsohne kann es nicht darum gehen, illusionär einen offensiv oder avantgardi-
stisch vertretenen Heilungsanspruch fortzuschreiben. Denn dieser birgt zwangsläufig die Gefahr, seine Opfer,
die "Unheilbaren", selbst zu produzieren, ähnlich wie der Anspruch, alle Menschen erziehen zu können, irgend-
wann die Unerziehbaren aussondert, ihre gleichberechtigte Existenz in Frage stellt (Dörner 1983, 29). Hierin
liege das eigentliche Lernpotential der Psychiatriegeschichte, kommentiert Blasius (1986, 101): Sie kläre über
die Mythen psychiatrischen Fortschritts auf, die in der Illusion einer leidensfreien Gesellschaft ihre Wurzeln ha-
ben. In diesem Sinne riskiert auch die Reformentwicklung der forensischen Psychiatrie von einer kustodialen
Anstaltspsychiatrie hin zu einer therapeutischen Spezialklinik aktuell wieder im Sinne negativer Dialektik neu
umzuschlagen und für einen - je nach Interesse anders zu definierenden - Teil der psychisch kranken Rechts-
brecher zur Verwahranstalt zu werden.
Wenn einerseits also den Behandlungsmaßnahmen - »Das bringt doch sowieso nichts!« - populistisch fehlende
Wirksamkeit unterstellt wird, setzt die Neuregelung des Straf- und Strafvollzugsrechts gerade auf die Effizienz
von Behandlung, indem sie diese undifferenziert und ohne Indikationsstellung als »Pflicht« einführt. Nicht nur,
dass
die psychiatrische Klassifizierung einen konstitutionellen Charakter psychisch kranker Rechtsbrecher an-
deutet,
einzelne Autoren - wieder - biologistische Erklärungsmodelle verwenden11 ,
darüber hinaus »behandlungsbedürftige« Straftäter latent pathologisiert werden und
Delinquenz im Sinne einer sozialen Krankheit oder "sozialpathologischen Erscheinung" aufgefasst zu wer-
den scheint,
auch gesellschaftlich werden die Täter undifferenziert als »Sexualstraftäter« bezeichnet und mit emotionali-
sierenden Schlagworten, »Kinderschänder« zum Beispiel, belegt.

9
vgl. Kobbé (1993)
10
Dass es sich angesichts der sozialen Eingangskriterien dieser Diagnose hierbei um eine quasi tautologische Feststellung (s.a. Kobbé 1993,
42-43), mitnichten aber um solide Wissenschaft handelt, wird angesichts statistischer Datenmengen und eingängig-nachvollziehbarer Präsen-
tation der Ergebnisse verschleiert bis unterschlagen.
11
Freese und Born (1995, insb. 88-91)
Kobbé: »Wer sich nicht ändert, ...« 5

Hier sollen weder individuelle Betroffenheit noch persönliche Empörung in Frage gestellt werden, doch ist die
selektive Sensibilisierung des öffentlichen Diskurses mit der parallelen »Entdeckung« des Opfers, das unver-
sehens zum Dreh- und Angelpunkt selbsternannt-fortschrittlicher Kriminalpolitik geriet, fatal. Um nicht missver-
standen zu werden: In der Tat hatte und hat die Gesellschaft sozialpolitischen Nachholbedarf bei der Betreuung
und in der Solidarität für die Opfer ihrer Kriminalität. Schaut man genauer hin, wird die sicherheitspolitische In-
strumentalisierung der Kriminalitätsopfer sichtbar, gegen die die Täter ausgespielt werden. Weder die realen
noch die potentiellen Opfer sog. »Sexualstraftäter« profitieren hiervon, doch sicher ist, dass die Täter - oft ge-
nug selbst Opfer gesellschaftlicher oder familiärer Macht- und Gewaltverhältnisse - auf der Strecke bleiben.
So erlaubt die Verbindung von Metapher und Stigmatisierung die Entwicklung sozialer Repräsentationen auf der
Grundlage vager Vorstellungen ohne wirkliches Wissen. Deutlich wird, dass diese eng mit Vorurteilen, Stereo-
typen und Phantasmen zusammenhängen und defensive, angstbindende Funktion haben, indem ungewohnte
oder beunruhigende Gedanken verankert, auf vertraute Kategorien und Bilder reduziert und abstrakte Ideen
oder Konzepte in ein konkretes Bild übersetzt werden. Stigmatisierung sei - schreibt Finzen (1998, 116) - „mehr
als Vorurteil. Das Bedürfnis, andere Menschen zu »zeichnen«, scheint tief in unserer Gefühlswelt verankert zu
sein." Was sich - wie ersichtlich - aktuell nicht mehr findet, ist das Charakteristikum einer zivilisierten Gesell-
schaft, mit der gebotenen »sensibilità« auch im noch so devianten Straftäter ein menschliches Subjekt wahrzu-
nehmen, das des Respekts seiner Würde und der diesbezüglichen Rechtsgarantien bedarf. Mit dieser zeitüber-
dauernden Eigenschaft jedoch bleibt der Stigmatisierte quasi ewiger Straftäter und wird er zeitlebens zum Nicht-
Bürger ausserhalb der bürgerlichen Gesellschaft, wenn wie bspw. analog zu Megan’s Law in den USA auch in
Deutschland die öffentliche Bekanntgabe seines Wohnorts nach Entlassung aus Strafhaft oder Maßregelvollzug
gefordert wird.
Anknüpfen möchte ich mit einem weiteren Aspekt, der die Frage der Ethik betrifft: Aktuell behindert - wie zuvor
bereits skizziert - die undifferenzierte Argumentationsfigur des »Sexualstraftäters« einerseits alle Vorausset-
zungen einer therapeutischen Reintegration des aus dem Gesellschaftsvertrag herausgefallenen delinquenten
Subjekts, obgleich andererseits im selben Diskurs ein fiktives Rechtssubjekt konstituiert wird, dem eine „Pflicht"
zur Behandlung auferlegt wird. Das aktuelle politische Schlagwort von der „Behandlung für Täter", dieses Enga-
gement und Sicherheit suggerierende Killerargument, wirft die Frage danach auf, was „Behandlung" ist, was bei
den Tätern im Strafvollzug behandelt werden soll, wenn es zumeist keine Krankheit im psychiatrischen Sinne
gibt? Jeder erfahrene und qualifizierte Psychologe wird ein ausschließlich deliktzentriertes Vorgehen, diese
manipulative Idee einer speziellen Therapie für Sexualstraftäter, auf ihre Prämissen hin befragen. Denn: Be-
handlungsethik ist der Behandlung nicht unter- sondern übergeordnet. Insofern ist festzuhalten, dass das
Verbrechen – wie von Liszt sich 1905 ausdrückte – eine „sozial-pathologische Erscheinung“ sein mag, dass
delinquentes Verhalten psychisch Gesunder zwar Zeichen einer metaphorisch als »krank« zu bezeichnenden
Gesellschaft sein kann, jedoch kein Symptom einer irgendwie zu behandelnden »sozialen Krankheit« ist, son-
dern schlichtweg sozial abweichendes Verhalten. Das bedeutet auch, dass der Behandlungsgedanke sowohl
dazu führt als auch davon profitiert, das A-Soziale im Namen der Norm oder Normalität auf das Pathologische
zu reduzieren. Mit der pauschalen Behandlungsauflage für Rechtsbrecher werden fraglos neue Thera-
pie“notwendigkeiten“ als staatliche Interventionsmöglichkeiten konstruiert .
Eine generell geforderte „Behandlung der Täter" im Strafvollzug aber erfüllt differenzierende Behandlungskriteri-
en der klinischen Diagnose, Indikationsstellung usw. in Einzelfällen nur sehr bedingt, auf gänzlich andere Weise
und zumeist gar nicht. Was im Einzelfall - aber keineswegs pauschal für irgendwelche "Deliktgruppen" - indiziert
ist, sind Trainings sozialer Kompetenz, Korrekturen von Wahrnehmungsverzerrungen, Einüben von Rollenüber-
nahme und Perspektivenwechsel, Anti-Aggressionstrainings, Förderung von Sprach- und Dialogfähigkeit wie
anderer Interaktionsformen usw. als Form von Nachsozialisation. Dreßen (1982) etikettiert Strafhaft denn auch
als „pädagogische Maschine". Darüber hinaus wirkt psychologische Behandlung - wie auch jede psychothera-
peutische, pädagogische oder andere einstellungs- und verhaltensbeeinflussende Maßnahme - nur dann, wenn
das Milieu ein insgesamt entwicklungsstimulierendes Milieu ist. Und hier ist jede Justizvollzugsanstalt als prinzi-
piell antitherapeutisches Milieu zu charakterisieren, was auch nicht grundlegend durch die Einstellung von mehr
Psychologen und Sozialpädagogen zu verändern ist. Andererseits aber ist - gegen diese Kritik - anzumerken,
dass nunmehr Personen therapeutisch 'erreicht' werden könn(t)en, die aus Sicht der Experten u.U. behand-
lungsbedürftig sind, von sich aus wegen fehlendem Problembewusstsein, aus Angst vor Veränderung und/oder
aufgrund von Unkenntnis über Hilfemöglichkeiten niemals in Behandlung gegangen wären.
Grundlegend weisen dabei Sternberger, Storz und Süskind (1957, 88) in ihrem »W örterbuch des Unmen-
schen« darauf hin, dass „schon das Verbum »Behandeln« [...] eine Affinität entweder zu schlechten, harten,
gemeinen Subjekten oder aber zu schadhaften, ihrer lebensvollen Selbständigkeit schon beraubten Objekten
der Behandlung" beinhaltet, „zu Verhältnissen der Unterdrückung oder zu Verhältnissen der hilflosen Krankheit,
in jedem Fall oder in irgendeinem Sinne zu Verhältnissen der Unterdrückung oder Abhängigkeit". Weiter heisst
es: „Wer immer jemanden handelt oder behandelt, tut es nach Willkür und Laune, aus einer Position der Herr-
Kobbé: »Wer sich nicht ändert, ...« 6

schaft über den anderen, und zumeist im üblen Sinn [...] Behandlung von Menschen ist eben nicht weit von
Misshandlung entfernt" (Sternberger et al. 1957, 89).
Konsequent zu Ende gedacht, beinhaltet die Rechtspraxis der »Pflicht zur Behandlung« mit den dazugehören-
den Ausführungsvorschriften eine u. U. fundamentale Infragestellung der bisherigen moralischen Begründung
des Freiheitsentzugs: Wurde die Ablösung der Körperstrafen durch die zeitliche Freiheitsstrafe auf ethisch-
moralische - und zweifelsohne auch gesellschaftspraktische - Argumentationen gestützt, wie sie am Beispiel
von Beccaria skizziert werden können, so beinhaltet Strafe ursprünglich und von der Intention her ausschließ-
lich Freiheitsentzug i. S. einer "infinitesimale[n] Gewalt über den tätigen Körper" (Foucault 1989, 175). Nicht
beabsichtigt, ja, geradezu ausgeschlossen, sind daher alle anderen Formen des Strafens i.S. des Zufügens von
körperlichem oder seelischem Leid, wie zuvor sie in den "peinlichen" Körperstrafen der Brandmarkung, Ver-
stümmelung von Gliedmassen usw. intendiert waren. Mit der Verpflichtung zur Behandlung jedoch setzt der Ge-
setzgeber für eine willkürlich bestimmte - und jederzeit auf andere gesellschaftliche Gruppen erweiterbare -
Personengruppe, die »Sexualstraftäter«, eine Art Zugabe fest, mit der Strafe nicht mehr nur den gesellschaftli-
chen Ausschluss und die Einschränkung der individuellen Freiheits- und Selbstbestimmungsspielräume für einen
bestimmbaren Zeitraum beinhaltet, sondern auf die Persönlichkeit und deren Veränderung abzielt.
Hierzu schrieb bereits Foucault (1989, 41), "die Geschichte dieser »Mikrophysik« der Strafgewalt" sei zugleich
auch "eine Genealogie oder ein Stück Genealogie der modernen »Seele«. Denn in dieser "Verzahnung von
Machtwirklichkeit und Wissensgegenstand" seien nicht nur "Psyche, Subjektivität, Persönlichkeit, Bewusstsein,
Gewissen usw." als Begriffe und Untersuchungsbereiche geschaffen worden, sondern man habe "darauf wis-
senschaftliche Techniken und Diskurse erbaut" und "die moralischen Ansprüche des Humanismus gegründet.
Dennoch täusche man sich nicht: man hat an die Stelle der Seele, der Illusion der Theologen, nicht einen wirkli-
chen Menschen, einen Gegenstand des Wissens, der philosophischen Reflexion oder technischen Interventi-
on, gesetzt. Der Mensch, von dem man uns spricht und zu dessen Befreiung man uns einlädt, ist bereits in sich
das Resultat einer Unterwerfung, die viel tiefer ist als er. Eine »Seele« wohnt in ihm und verschafft ihm eine
Existenz, die selber ein Stück der Herrschaft ist, welche die Macht über den Körper ausübt. Die Seele: Effekt
und Instrument einer politischen Anatomie. Die Seele: Gefängnis des Körpers" (Foucault 1989, 42).
Zugleich aber stellt er fest, dass sog. "Besserungstechniken" von Anfang an zur "institutionellen Ausstattung der
Strafhaft" gehörten, indem die Länge der Strafe nicht als "»Tauschwert« des Vergehens" fungieren dürfe, son-
dern "zur »nützlichen« Umformung des Häftlings" beitragen solle (Foucault 1989, 313). In dieser Logik fordert
bspw. der Reformer Bonneville 184612 : "Wie der kluge Arzt seine Behandlung abbricht oder fortsetzt, je nach-
dem der Kranke zur völligen Heilung gelangt ist oder nicht, so sollte auch die Strafe ein Ende nehmen, sobald
die völlige Besserung des Sträflings erreicht ist." Neben diesen euphemistisch als "Maßnahmen einer »vorbe-
reitenden Freiheit« bezeichneten Strafverkürzung durch Behandlung forderte Bonneville13 allerdings auch Zu-
satzstrafen für den Fall, "dass das Strafmaß [...] zur Herbeiführung des erwarteten Effekts nicht ausgereicht
hat". Dieser Logik von Strafverkürzung um max. 1/4 der Strafe bzw. -verlängerung um max. 1/8 der Strafzeit
entspricht nunmehr - so scheint es - auch der Strafvollzug mit seinen Aussetzungsmöglichkeiten zur Bewährung
nach der Hälfte bzw. 1/3 der Strafhaft und der 'Verlängerung' incl. Verpflichtung zur Behandlung bis zur Höchst-
frist bzw. als Bewährungsauflage.
Diese reaktualisierte Besserungsidee löst also die humanistischen Grundlagen des Freiheitsentzugs nicht auf,
sondern löst lediglich das ein, was als negativ-dialektische Umstülpung bereits historisch in der Reform der
Strafsysteme angelegt ist. Denn es geht um eine "Technologie der Macht über den Körper, die von der Techno-
logie der »Seele« - derjenigen der Erzieher, Psychologen und Psychiater - weder maskiert noch kompensiert
werden kann, da sie ja nur eines ihrer Instrumente ist" (Foucault 1989, 42). Mit dieser durchaus auch selbstkri-
tischen Anmerkung wird deutlich, dass - wie Beck (1988, 53) sich ausdrückt - jede „Dramaturgie" einer Behand-
lungsethik zugleich „die Dramaturgie ihrer Gegensätze bedeutet". Denn Psychotherapie beinhaltet nicht mehr
und nicht weniger als die, wie Caruso (1972, 142) formuliert, „schwer zu erlernende Kunst [...], langsam und nur
nach Maß der Möglichkeit", mithin ohne spektakuläre Erfolge, "das zerrissene Gewebe der individuell gelebten
Geschichte zu flicken". In dieser, dem sozialtechnologischen Effizienzdenken der Bürokraten, Ökonomen und
Politiker entgegenstehenden Haltung, bleibt Psychotherapie zwangsläufig „desillusionierte Skepsis, aber gleich-
zeitig auch eine hartnäckige, fast unsinnige Hoffnung darauf, dass der Mensch sich selbst dazu aufrufe, mehr
Mensch zu werden" (Caruso 1972, 142). Womit wir bei einer quasi praktisch gewordenen Idee der Aufklärung
angekommen wären.
In der Tat stellt Kant 1784 mit seinem Aufsatz »W as ist Aufklärung?« die Frage danach, wer wir in diesem
Moment der Geschichte sind. Foucault (1984) antwortet uns, angesichts unserer selbstverschuldeten Unmün-
digkeit müsse das Ziel sein, nicht zu entdecken sondern zu verweigern, was wir sind ... Denn das Projekt der

12
zitiert bei Foucault (1989, 313-314)
13
zitiert bei Foucault (1989, 314 Fn 44)
Kobbé: »Wer sich nicht ändert, ...« 7

Aufklärung, das die Vermenschlichung jedes Menschen zum Ziel hatte, scheint zu einem Gutteil selbst das Pro-
blem geworden zu sein, das sie zu lösen beabsichtigte: Wenn Kant versprach, die von der kritischen Vernunft
eröffnete Lücke mit Hilfe der instrumentellen Vernunft zu schließen, so ist dies mehr als gelungen und zugleich
dennoch Fiktion. Gerade im gesellschaftspolitischen Bereich des juristisch-psychiatrisch-psychologischen Zu-
sammenspiels, der „Menschenbehandlung" (Sternberger et al.) in Straf- und Maßregelvollzug, hat sich der in-
strumentelle Charakter der Vernunft in einer Weise verselbständigt und aktuell akzentuiert, dass er - im gesell-
schaftlichen Alltag wie in den Wissenschaften - alle Aspekte des Irrationalen, Affektiven, Imaginären oder Un-
bewussten in einer Weise denunziert und ausschliesst, dass dieses Verdrängte in den sozialen Repräsentatio-
nen unweigerlich wiederkehrt. Anders ausgedrückt: „Unwiderruflich hat das Denken praktisch zu werden. Und
sei es mit Gewalt" (Podak 1998). Sehr eindeutig konstatierte hierzu allerdings Kant (1797, 127), das Recht
müsse „nie der Politik, wohl aber die Politik jederzeit dem Recht angepasst werden" und definiert er an anderer
Stelle: „Die Politik dem Recht zu accomodieren ist gut und nützlich aber umgekehrt falsch und abscheulich“
(Kant 1799, 117). Damit aber sind einerseits die Garantie des Respekts des Patienten und seiner Willensbe-
stimmung, parallel die kritisch-distanzierte und politisch-psychologische Analyse aktueller Tendenzen in Wis-
senschaft und Politik zu fordern, doch befindet sich jeder Vertreter einer solchen Ethik des Handelns und der
Behandlung zwangsläufig im Widerspruch zur gegenwärtigen Straf- und Disziplinierungsideologie, mithin im Ab-
seits des gesellschaftlichen Mainstreams.
Damit bringt sich das ethische Subjekt mit einer solchen Analyse in die Zwangslage, keine »Lösungen« zu er-
halten, sondern vielmehr die Beschreibung der Probleme, die ihm immer wieder neue, alltägliche ethisch-
politische Entscheidungen abfordern. Das heißt, jenseits der kodifizierten Moralvorschriften erlaubten und ver-
botenen Verhaltens fragt dies nach der Art der Beziehung, die man zu sich selbst hat, nach einem Selbstbezug,
den Foucault „Ethik“ nennt und der „bestimmt, wie das Individuum sich als vermeintliches moralisches Subjekt
der eigenen Handlungen konstituiert." Insofern knüpft Foucault an Kants Philosophie der Aufklärung an, der da-
nach fragt, wer das Individuum in einem präzisen Moment der Geschichte - sprich der Gegenwart - ist.
Mit diesem - zugegebenermaßen philosophischen - Selbst-Verständnis könnten Situationen unausweichlicher
Verantwortungsübernahme ihre imaginäre Überdeterminiertheit rspkt. Übercodierung verlieren, wenn wir Philo-
sophie mit Foucault als jene Verschiebung und Transformation der Denkrahmen, als Modifizierung etablierter
Werte begreift, die dazu „gemacht wird, um anders zu denken und anders zu werden als man ist". Aus quasi a-
moralischen Position der Selbstsorge erst könnte die Sorge um den anderen entwickelt und praktisch werden:
"Es ist eine Illusion zu glauben, dass der Wahnsinn - oder die Delinquenz oder das Verbrechen - von einem ab-
soluten Außen her zu uns spricht. Nichts ist unserer Gesellschaft und ihren Machtwirkungen innerlicher als das
Unglück eines Irren oder die Gewalttätigkeit eines Kriminellen" (Foucault 1976, 86). Insofern bleibt zu prüfen,
inwieweit psychotherapeutische Parteinahme und sozialpolitische Verantwortungsübernahme für das gesell-
schaftlich dezentrierte Subjekt im konkreten Fall das undialektisch erstarrte Entweder-Oder, dieses Verhaken
von Subjekt- und Objekt-Positionen verhindern kann. Basis hierfür ist, sich im o.g. Sinn als Subjekt zu „konstitu-
ieren", den Gegenüber als Subjekt anzuerkennen und zu rezentrieren, sprich: sprachlich, kulturell, individuell zu
kontextualisieren, denn „man kann eine Person nicht aus ihrem sozialen Kontext reissen und sie weiterhin als
Person ansehen oder als Person behandeln . Wenn man aber aufhört, den Anderen als Person zu behandeln ,
dann hört man selber auf, Person zu sein" (Laing 1969, 96). Hierfür bedarf es einer eigenen, selbstbewusst-
bescheidenen Positionierung und einer praktisch-selbstkritischen Ethik, die dazu dient, „sich von sich selber
loszumachen", das heißt, das eigene Denken zu modifizieren, sich ständig instandzusetzen, sprich in den Stand
zu versetzen, auch unter dem Druck des Realen ethisch zu handeln, mithin sich - und den Gegenüber - anders
zu beherrschen als mit veralteten Schlagwörtern und irgendwelchen Techniken des »traitement moral«.
In diesem Sinne ist die Ethik des Behandlers als konkrete soziale Praktik gemeint, die die Freiheit des anderen
insofern anerkennt und respektiert, als damit einseitige Zuschreibungen von Schuld, Krankheit, Defizit versus
Verantwortung, Kompetenz usw. aufgehoben und wechselseitige, kongruente und komplementäre Interaktions-
möglichkeiten wieder hergestellt werden könnten: Mithin geht es Foucault um eine insgesamt kritische und
selbstkritische Haltung einer Ethik, in der Kritik von ihm als eine Denkbewegung verstanden wird, in welcher
sich das Subjekt das Recht herausnimmt, die Wahrheit auf ihre Machteffekte hin zu befragen und die Macht auf
ihre Wahrheitsdiskurse hin. Diese Position fordert zugleich, eine moralische und politische Haltung, eine Den-
kungsart zu entwickeln, da der Umgang mit der Autorität anderer wie des Gesetzes, mit der eigenen - geborgten
bzw. abgeleiteten - Macht eine Basis für eine kritsch-autonome Haltung schafft, für eine Ethik, von der aus
„sich die Akzeptanz eines Systems - sei es das System der Geisteskrankheit, der Strafjustiz, der Delinquenz,
der Sexualität usw. - erfassen lässt" (Foucault 1978, 33). Insofern ist der Psychologe als potentieller Behandler
von Tätern im Strafvollzug untrennbar in das Gesamt der Machtspiele verwoben, ohne darum bloßes Anhängsel
politisch-institutioneller Prozesse zu sein. Denn fraglos sind auch die Theoretiker der Praxis Teil des Machtsy-
stems, und „die Vorstellung, dass sie die Agenten des »Bewusstseins« und des Diskurses sind, gehört zu die-
sem System" (Foucault 1972, 89). Folglich habe sich der Intellektuelle dort kritisch mit den politisch-
Kobbé: »Wer sich nicht ändert, ...« 8

institutionellen - so auch psychotherapeutischen - Machtspielen auseinanderzusetzen14 , „wo er gleichzeitig de-


ren Objekt und Instrument ist: in der Ordnung des »Wissens«, der »Wahrheit«, des »Bewusstseins«, des »Dis-
kurses«" (Foucault 1972, 89). Für Foucault ist der Intellektuelle keineswegs "Träger universeller Werte", son-
dern hat er vielmehr eine "spezifische Position" einzunehmen, deren politische Problematik nicht in den Katego-
rien "Wissenschaft/Ideologie", sondern denen von "Wahrheit/Macht" zu denken sei (Foucault 1982, 66). An ein
"Wahrheitspositiv" gebunden, beinhalte das entscheidende Problem nicht, "die ideologischen Inhalte zu kritisie-
ren, die an die Wissenschaft gebunden sind, oder so zu tun, als sei eine wissenschaftliche Praxis von einer
richtigen Ideologie begleitet" (Foucault 1982, 67). Dies bedeute, den "schrecklichen Maulwurfsbau zu erfor-
schen, in dem Politik sich zu verlaufen droht" (Foucault 1977, 194), und für das ausgegrenzte, einseitigen
Machtmitteln unterworfene Subjekt sorgenvoll Partei zu ergreifen; dies im Sinne einer Ethik des Selbst, die so-
wohl Sorge für und um den anderen beinhaltet als zugleich auch eine Sorge um sich selbst.

Literatur

Alff, W. 1988: Zur Einführung in Beccarias Leben und Denken. In: Beccaria, C. (Hrsg. W. Alff): Über Verbrechen und Stra-
fen. Frankfurt a.M. (1988) S. 7-46
Beccaria, C. 1764: Über Verbrechen und Strafen. In: Beccaria, C. (Hrsg. W. Alff): Über Verbrechen und Strafen. Frankfurt
a.M. (1988) S. 47-177
Beck, U. 1988: Wir Fatalisten. Im Labyrinth der Risikogesellschaft. In: Schmid, T. (Hrsg.) Entstaatlichung. Neue Perspekti-
ven auf das Gemeinwesen. Berlin (1988) S. 51-67
Blasius, D. 1986: Umgang mit Unheilbare. Studien zur Sozialgeschichte der Psychiatrie. Bonn
Bock, M. 1999: Der neue Glaube an die Strafe. Kriminalpolitisches Grundsatzreferat. Jahrestagung der Ev. Konferenz für
Gefängnisseelsorge in Deutschland. Wiesbaden-Naurod, 03.-06.05.99
Caruso, I.A. 1972: Soziale Aspekte der Psychoanalyse. Reinbek
Dittmann, V. 1995: Wer stört, ist fehl am Platz? Kommentar zu R. Freese, P. Born: " Fehlplazierungen in den Maßregelvoll-
zug (§ 63 StGB). Ein Beitrag zur Versachlichung eines Problems." In: Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, 2. Jg.
(1995) H. 2, S. 105-109
Dörner, K. 1983: Vom Mythos der Heilbarkeit. In: Dörner, K. (Hrsg.) „Die Unheilbaren“. Was machen Langzeitpatienten mit
uns – und was machen wir mit Ihnen? Rehburg-Loccum (1983) S. 29-35
Dörner, K. 1988: Über die Randständigkeit des Menschen. In: König, T. (Hrsg.): Sartre. Ein Kongreß. Reinbek (1988) S.
451-460
Dostojewskij, F. 1866: Verbrechen und Strafe. Zürich 1994
Dreßen, W. 1982: Die pädagogische Maschine: zur Geschichte des industrialisierten Bewußtseins in Preußen. Frankfurt
a.M.
Finzen, A. 1998: Das Pinelsche Pendel. Die Dimension des Sozialen im Zeitalter der biologischen Psychiatrie. Bonn
Foucault, M. 1968: Psychologie und Geisteskrankheit. Frankfurt a.M.
Foucault, M. 1972: Die Intellektuellen und die Macht. In: Deleuze, G.; Foucault, M. (Hrsg.): Der Faden ist gerissen. Berlin
(1977) S. 86-100
Foucault, M. 1976: Die gesellschaftliche Ausweitung der Norm. Ein Gespräch mit Pascale Werner. In: Foucault, M. 1976:
Über Strafjustiz, Psychiatrie und Medizin. Berlin (1976) S. 83-88
Foucault, M. 1977: Nein zum König Sex. In: Foucault, M. 1978: Dispositive der Macht. Berlin (1978) S. 176-198
Foucault, M. 1978a: Was ist Kritik? Merve, Berlin 1992
Foucault, M. 1982: Der sogenannte Linksintellektuelle. Gespräch mit M. Fontana. In: Foucault, M. 1982: Der Staub und die
Wolke. Bremen (1982) S. 55-68
Foucault, M. 1984: Pourquoi étudier le pouvoir: La question du sujet. In: Dreyfus, H.; Rabinow, P. (Hrsg.) Michel Foucault.
Un parcours philosophique, Paris (1984) S. 297-308
Foucault, M. 1989: Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt a.M.
Freese, R.; Born, P. 1995: Fehlplazierungen in den Maßregelvollzug (§ 63 StGB). Ein Beitrag zur Versachlichung eines
Problems oder: Der Psychiater als Hüter der Schranken zwischen Gesellschaft und psychisch Kranken. In: Forensische
Psychiatrie und Psychotherapie, 2. Jg. (1995) H. 2, S. 85-103
Fromm, E. 1931: Zur Psychologie des Verbrechers und der strafenden Gesellschaft. In: Fromm, E. (Hrsg.) Analytische So-
zialpsychologie und Gesellschaftstheorie. Frankfurt a.M. (1972) S. 115-144
Haffke, B. 1998 [zitiert nach Holzhaider, H. 1998: Die Wut gefährdet den Rechtsstaat. In: Süddeutsche Zeitung (21.04.98)]
Heigl, F. 1987: Indikation und Prognose in Psychoanalyse und Psychotherapie. Göttingen
Kant, I. 1784: Beantwortung der Frage. Was ist Aufklärung? In: Kant, I. (Hrsg. J. Zehbe): Was ist Aufklärung?: Aufsätze zur
Geschichte und Philosophie. Göttingen (1994) S. 55-61
Kant, I. 1797: Über ein vermeintes Recht, aus Menschenliebe zu lügen. In: Kant, I. (Hrsg. J. Zehbe): Was ist Aufklärung?:
Aufsätze zur Geschichte und Philosophie. Göttingen (1994) S. 123-128
Kant, I. 1798: Der Streit der Fakultäten. In: Kant, I. (Hrsg. S. Dietzsch): Der Streit der Fakultäten. Leipzig (1992) S. 5-115
Kant, I. 1799: Krakauer Fragment. In: Kant, I. (Hrsg. S. Dietzsch): Der Streit der Fakultäten. Leipzig (1992) S. 116-124
Kobbé, U. 1993: Zur Dialektik operationaler Diagnostik. In: Fundamenta Psychiatrica, 7. Jg. (1993) S. 123-128

14
vgl. Kobbé (1998)
Kobbé: »Wer sich nicht ändert, ...« 9

Kobbé, U. 1996: Zwischen gefährlichem Irresein und gefahrvollem Irrtum. Determinanten, (Kon)Texte, Praxis des Ent-
scheidungsverhaltens im reformierten Maßregelvollzug. Eine theoretisch-textkritische Analyse und empirisch-explorative
Untersuchung. Lengerich
Kobbé, U. 1997: Bocksgesang vom „päderastrischen Überbein“ oder Die Krankheit zum Tode. Therapie“unfähige“, Thera-
pie“versager“ & Co. als psychotherapeutische Berufsaufgabe. In: Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, 4. Jg.
(1997) H. 1, S. 117-142
Kobbé, U. 1998: Seel-Sorge oder Die Praktiken des Selbst. Eine ethische Foucaultiade. In: Psychologie & Gesellschafts-
kritik, 22. Jg. (1998) H. 4, S. 7-28
Kobbé, U. 1999a: Grenzsicherungen: Gesellschaftliche Erwartungen an Psychologie, Rollenkonflikte und Spielräume im
Berufsalltag. In: Rietz, I.; Kliche, Th.; Wahl, S. (Hrsg.): Das Image der Psychologie. Empirie und Perspektiven zur Fach-
entwicklung. Pabst Science Publ., Lengerich (1999) S. 192-216
Kobbé, U. 1999b: „Besserung und Sicherung": Auftrag, Praxis, Ethik der Behandlung schwerstgestörter Rechtsbrecher im
Maßregelvollzug. In: Vögele, W. (Hrsg.): Wohin mit den Tätern? Strafvollzug - Psychiatrie - Führungsaufsicht. Loccumer
Protokolle, nº 72/98 (1999) S. 113-132
Kobbé, U.; Pollähne, H. 1999: RechtsSicherheit oder Die Neuordnung des Sozialen. Gesellschaftspolitische Aspekte des
Sexualstrafrechts. Eine Disputation. In: Moser, H. (Hrsg.): Sozialisation und Identitäten - Politische Kultur im Umbruch?
[ZfPP SH/99] Bonn (1999) S. 237-256
Laing, R.D. 1969: Undurchschaubarkeit und Evidenz in modernen Sozialsystemen. In: Kursbuch 16 'Kulturrevolution. Dialek-
tik der Befreiung'. (1969) S. 93-110 [Reprint in Enzensberger, H.M. (Hrsg.): Kursbuch Bd. II: nº 11-20 (1968-70) Suhr-
kamp, Frankfurt a.M. 1976]
Liszt, F. von 1905: Das Verbrechen als sozial-pathologische Erscheinung. In: Liszt, F. von (Hrsg.): Strafrechtliche Aufsätze
und Vorträge, Bd. II. Berlin
Magar, E. 2000: Angst, Gewalt, Mißbrauch und die Grenzen der Vernunft. In: Forensische Psychiatrie und Psychotherapie,
7. Jg. (2000) H. 1 [in Druck]
Moser, T. 1971: Repressive Kriminalpsychiatrie. Vom Elend einer Wissenschaft. Eine Streitschrift. Frankfurt a.M.
Pfäfflin, F.; Haake, E. 1983: Zur Behandlung besonders schwerwiegender Sexualdelikte. In: Psychiatrische Praxis, 10. Jg.
(1983) H. 3, S. 97-102
Podak, K. 1998: Wer Gewalt denkt. Das Testament des Dr. Marcuse: Zum hundertsten des Philosophen. In: Süddeutsche
Zeitung, Nr. 163 (18./19.07.98) S. 14
Rasch, W. 1983: Gutachten zur Situation und zu Entwicklungsmöglichkeiten in der Durchführung des Maßregelvollzugs
nach den §§ 63 und 64 StGB im forensischen Bereich des Westfälischen Landeskrankenhauses Eickelborn. In: Land-
schaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.): Kran und/oder kriminell? Maßregelvollzug in Westfalen-Lippe. Münster (1984)
S. 7-74
Rasch, W. 1984: Vorwort. In: Föster, M. (Hrsg.) Jürgen Bartsch. Nachruf auf eine „Bestie“. Essen (1984) S. 9-17
Schumann, K.F. 1988: Eine Gesellschaft ohne Gefängnisse. In: Schumann, K.F.; Steinert, H.; Voß, M. (Hrsg.) Vom Ende
des Strafvollzugs. Ein Leitfaden für Abolotionisten. Bielefeld (1988) S. 16-34
Schumann, V. 1989: Fünf Jahre Maßregelvollzug im Westfälischen Zentrum für Forensische Psychiatrie Lippstadt-
Eickelborn. In: Sozialpsychiatrische Informationen, 19. Jg. (1989) H. 4, S. 2-8
Sternberger, D.; Storz, G.; Süskind, W.E. 1962: Aus dem Wörterbuch des Unmenschen. Hamburg

Dr. Ulrich Kobbé


iwifo-Institut Lippstadt
Postfach 30 01 25
D-59543 Lippstadt
ulrich.kobbe@iwifo-institut.de
ulrich@kobbe.de

You might also like