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Der Eigentümer, der eine Kanalisationsleitung, die widerrechtlich auf seiner Parzelle verläuft (d.h. nicht durch ein Durchleitungsrecht nach ZGB 691 gerechtfertigt ist, weil etwa der bestimmungsgemässe Gebrauch des herrschenden
Grundstücks die Durchleitung erfordert), verstopft, handelt unverhältnismässig und kann sich nicht durch Berufung auf ZGB 926 rechtfertigen (BGE 128 IV 250; in casu handelte es sich bei der Verstopfung sogar um eine Sachbeschä-
digung i.S.v. StGB 144, weil die rückfliessenden Abwässer nur mit erheblichem zeitlichen, arbeitsmässigen und finanziellen Aufwand wieder zu entfernen waren).
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Eine Störung liegt z.B. in der Überschreitung des Wegrechts durch einen Wegberechtigten, oder durch den Gestank eines benachbarten Misthaufens, oder durch das Einwerfen von unadressierter Post in den Briefkasten trotz
erkennbarem Willen, diese Sendungen nicht zu erhalten.
Besitzesrechtsschutz 2
David Vasella, Oktober 2004 – keine Gewähr
Aus unselbständigem Besitz folgt die Vermutung eines beschränkten dinglichen oder eines
persönlichen Rechts. Diese Vermutung gilt gegenüber jedem Dritten, der die Sache entzie-
hen will, aber nicht gegenüber dem Eigentümer der Sache.5
1. der Erwerber ist gutgläubig, d.h. kennt das Fehlen der Verfügungsbefugnis nicht und muss Der Besitzer hat die Sache ohne Entschädigung herauszugeben (Entschädigung
es auch nicht kennen (ZGB 3 II6; müsste er es, entfällt die Vermutung des guten Glaubens). mag er von seinem Vorbesitzer verlangen), und sein guter Glaube hilft ihm
Massgebend ist der Zeitpunkt des Besitzeserwerbs (mala fides superveniens non nocet).7 nicht.14,15
2. Die Sache war dem nichtberechtigten Veräusserer anvertraut, d.h. sie befand sich mit Wissen Sonderfälle bestehen bei der öffentlichen Versteigerung (ZGB 934 II); hier wird
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Falls der frühere Besitzer die Sache vom gegenwärtigen Besitzer herausverlangen will und es ihm gelingt, den Gegenbeweis oder den Beweis des Gegenteils zu führen (z.B. indem er nachweist, dass das kausale Verfügungsgeschäft
auf einer mangelhaften causa beruht hat), kann er die Sache gestützt auf die Vermutung seines früheren, und offenbar nicht aufgehobenen, Eigentums herausverlangen.
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Die Eigentumsvermutung gilt nicht für Ehegatten, unabhängig vom Güterstand. Je nach Güterstand gilt aber eine Vermutung nach Ehegüterrecht, z.B. ZGB 200 II.
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Wer einen Ring zu Pfand erhalten kann, kann sich gegenüber Dritten darauf berufen. Gegenüber dem Eigentümer des Rings hat er strikten Beweis zu führen.
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Der Grad der gebotenen Aufmerksamkeit richtet sich nach dem Verhältnissen einer redlichen Person unter den gleichen Umständen.
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Es kann kraft gesetzlicher Anordnung sein, dass auch bei gutem Glauben nicht erworben wird, so z.B. beim Kauf nach Konkurseröffnung.
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David Vasella, Oktober 2004 – keine Gewähr
und Wollen des Eigentümers in dessen Besitz8, denn nur dann hat er Eigentümer den Rechts- das Herausgaberecht durch ein Lösungsrecht ersetzt, d.h. durch das Recht, die
schein geschaffen, auf den sich der gutgläubige Erwerb stützt. Sache vom Erwerber gegen Bezahlung des Preises, den dieser dafür bezahlt hat,
Sind diese Voraussetzungen erfüllt, erwirbt der neue Besitzer die Sache gültig zu Eigentum. Der frühe- herauszuverlangen (ZGB 934 II i.f.). Dasselbe gilt beim Marktkauf.
re Eigentümer muss sich an den nichtberechtigten Veräusserer halten.9
Bei Bösgläubigkeit gilt ZGB 936: die Fahrnis- bzw. Besitzesrechtsklage kann unbefristet geltend
gemacht werden.10
Neben der Fahrnisklage kann u.U. auch die „Klage aus dem Recht“ (Vindikation bzw. actio confes-
soria) zur Verfügung stehen.11 Nach herrschender Lehre ist die Vindikation aber ausgeschlossen,
wenn die fünfjährige Frist nach ZGB 934 I abgelaufen ist, weil der gutgläubige Besitzer der abhanden
gekommenen Sache damit Eigentümer geworden ist.
Verantwortlichkeit des nicht berechtigten Besitzers (ZGB 938 ff.)
Bei gutgläubigem Besitz einer abhanden gekommenen Sache (5-J-Frist) Bei bösgläubigem Besitz einer Sache, ob anvertraut oder nicht (keine Frist)
Keine Verantwortlichkeit entsteht dem gutgläubigen Besitzer für die Verwendung der Der bösgläubige Besitzer schuldet vollen Schadenersatz, wenn er herausgabepflichtig ist
Sache, die dem vermuteten Recht entspricht (ZGB 938; hält er sich für den Eigentümer, (ZGB 940). Diese Schuld entsteht bereits mit der Pflicht zur Herausgabe, nicht erst mit ihrer
kann er die Sache auch anzünden, wenn ihm danach ist und er kein Umweltschutzrecht Geltendmachung, und muss ab diesem Zeitpunkt also verzinst werden.
verletzt). 16 Schadenersatzanspruch besteht gegenüber jedem bösgläubigen Besitzer für die Zeit seines
Für notwendige und nützliche Verwendungen kann gutgläubige Besitzer bei Herausgabe Besitzes.
Ersatz beanspruchen (ZGB 939 I); bis zur Ersatzleistung kann der die Sache retinieren. Für
andere (luxuriöse) Verwendungen hat er keinen Ersatzanspruch, doch kann er solche Ver- Eine Ausnahme gilt nach ZGB 940 III, wenn der Besitzer nicht weiss (und nicht wissen
wendungen wegnehmen, sofern dadurch die Sache nicht beschädigt wird (ZGB 939 II). kann/muss), an wen er die Sache herausgeben soll. Dann haftet er nur für verschuldeten
Hat der Besitzer Früchte bezogen, so muss er diese nicht herausgeben, doch wird ihm ihr Schaden.
Wert auf den Verwendungsersatz angerechnet (ZGB 939 III). Anspruch auf Verwendungsersatz besteht, aber nur für notwendige, nicht für nützliche
Verwendungen.
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Z.B. bei Leihe, Miete, Hinterlegung; Übertragung zu einem beschränkten dinglichen Recht usw. Auch wenn der Besitz aufgrund einer Täuschung übertragen wurde, ist die Sache anvertraut, sofern sich die Täuschung nur auf das
zugrundeliegende Rechtsverhältnis bezieht und nicht auf die Besitzübertragung als solche (BGE 121 III 345; es ging um einen VW Golf, den die Veräussererin einer Zweitperson zur Weiterveräusserung an einen Dritten und Herausga-
be des Verkaufserlöses an sie übergab. Den Erlös erhielt sie vom Zweiten, einem gewerbsmässigen Betrüger, nie heraus. Der Dritte verkaufte den Wagen an einen Vierten. Die Veräussererin klagte gegen den Vierten auf Herausgabe
des Wagens und gegen den Zweiten und den Dritten auf Schadenersatz unter solidarischer Haftbarkeit. Das BGer wies die Herausgabeklage ab, da sich die Täuschung bei der Herausgabe an den Zweiten auf den Erwerbsgrund, nicht
die Besitzübertragung bezog.
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Ihm entsteht dadurch ein Vermögensschaden; Betrug kann vorliegen, BGE 121 IV 26.
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Fehlt es an der Voraussetzung des guten Glaubens, besteht ein unbefristeter Rückforderungsanspruch; fehlt es am Anvertrautsein der Sache, kann diese aber nur während 5 Jahren zurückgefordert werden, ZGB 934 I.
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Nur die Besitzesrechtsklage dann, wenn das Eigentum bzw. das beschränkte dingliche Recht nicht bestand, weil der Vorbesitzer z.B. Mieter war (bei bloss obligatorischer Berechtigung besteht keine der vindicatio bzw. actio confes-
soria nachgebildete Klage). Dasselbe gilt, wenn der Vorbesitzer, obwohl er gutgläubig war, kein Recht an der Sache erwerben konnte, z.B. weil er die von einem früheren Dieb gutgläubig erworben hatte und jetzt gegen einen neuen
Dieb vorgeht). Dagegen ist nur die Vindikation möglich, wenn der Eigentümer nicht Besitzer war oder wenn die obligatorische Klage auf Rückgabe aus Miete u.dgl. bereits verjährt ist.
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Die Frist muss nicht unbedingt von einer Person abgewartet werden; wenn ein Dieb die Sache nach dem Diebstahl zwei Jahre bösgläubig im Besitz hat und sie dann einem gutgläubigen Dritten veräussert, so kann sie der Eigentü-
mer der Sache nach dreijähriger Besitzdauer des Erwerbers nicht mehr zurückfordern, dieser wird Eigentümer.
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Wurde sie unter Wert veräussert, kann die Differenz als Schadenersatz i.S.v. ZGB 940 (s.u.) liquidiert werden.
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Grundsätzlich kann der gute Glaube nur da eine Funktion haben, wo er auf einen Rechtsschein gestützt ist (fumus boni iuris), indem die Rechtsordnung diesem Rechtsschein rechtsbegründende Wirkung verleiht. Dieser Rechtschein
besteht nach der Wertung von ZGB 933 ff. aber nur da, wo die Sache anvertraut ist.
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Ausser im Fall von Geld und Inhaberpapieren; hier erwirbt der Gutgläubige auch dann Eigentum, wenn das Geld oder die Inhaberpapiere abhanden gekommen sind, ZGB 935.
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Bei Weiterveräusserung des eingebildeten Eigentümers ist umstritten, ob der Verkaufserlös an die Stelle der Sache tritt (Surrogation, ob dinglich oder vermögensmässig); das BGer hat das 1925 verneint.
Besitzesrechtsschutz 4
David Vasella, Oktober 2004 – keine Gewähr