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1. KAPITEL:
DAS VERHÄLTNIS DES VÖLKERRECHTS ZUM INTERNATIONALEN STRAF-
RECHT IM ALLGEMEINEN
s. näher zu der Anwendung des Weltrechtsprinzips auf den unerlaubten Vertrieb von Be-
täubungsmitteln u. § 18 I.
12 Falk, Straffrätt och Territorium, 1976.
13 So Andenæs, Alminnelig Strafferett, 1974, S. 496, 500 (norw.); Greve/Unmack Lar-
sen/Lindegaard, Straffeloven. Almindelig del, 1981, S. 135 f. (dän.); Seyersted, Inter-
nasjonal strafferett, FS Andenæs, 1982, S. 289 (norw.), nennt neben der Immunität als
zweite vom allgemeinen Völkerrecht anerkannte Schranke inländischer Strafgewalt die
ausschließliche Hoheitsgewalt des Flaggenstaates über seine Schiffe auf der Hohen See
(ausgenommen Piraterie).
14 Vgl. § 14 norw. StGB; § 12 dän. StGB; 2. Kap. § 7 schwed. StGB; 1. Kap. § 9
finn. StGB.
15 Träskman, Den finska straffrättens tillämpningsområde, S. 133, unter Bezugnahme auf
Rosswog, S. 38.
16 Dies überrascht freilich nicht, denn Hans Schultz hat gerade auf dem Gebiet des in-
ternationalen Strafrechts viel gearbeitet; vgl. nur seine im Literaturverzeichnis an-
geführten Arbeiten.
12 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
17 H. Schultz, Einführung in den Allgemeinen Teil des Strafrechts, 1. Bd., 1977, S. 56.
18 Ebd. (vorher. Anm.), S. 99.
19 Noll, Schweizerisches Strafrecht, AT I, 1981, S. 45.
20 Triffterer, Österreichisches Strafrecht, 1985, S. 31.
21 Rittler, Lehrbuch des österreichischen Strafrechts, AT, 1954, S. 44, Anm. 1; dort be-
zeichnet er auch Bindings Theorie von der Kompetenz-Kompetenz der Staaten als
"durchaus herrschende Auffassung".
22 Vgl. ausführlich Oehler, Internationales Strafrecht, Rn. 163 ff.; Archbold, Pleading, Evi-
dence and Practice in Criminal Cases, § 192: "No british subject can be tried under
English law for an offence committed on land abroad, unless there is a statutory provision
to the contrary"; "(t)hus, subject to statutory exceptions to the contrary ... a person,
whether English or not, who commits crime abroad is not indictable here"; s. auch Bla-
kesley, Extraterritorial Jurisdiction, in Bassiouni (Hrsg.), International Criminal Law,
Vol. II, S. 8 ff., sowie Hirst, Jurisdiction over Cross-Frontier Offences, L.Q.R. 97 (1981),
S. 80; zum Ganzen Wagner, Internationales Strafrecht in England und in den USA, Jur.
Diss. Freiburg 1955.
Völkerrecht und internationales Strafrecht im allgemeinen 13
chen ist, ergibt sich aus der jüngeren anglo-amerikanischen Literatur nicht;
es werden hierfür in erster Linie historische Argumente angeführt.23
23 Oehler, Internationales Strafrecht, Rn. 178, bei Fn. 28, führt das Territorialprinzip in den
USA einerseits auf das Weiterwirken calvinistischer Rechtsauffassung, andererseits auf
historische Anlässe zurück; den letztgenannten Aspekt betonen auch Perkins/Boyce, Cri-
minal Law, S. 40, denen zufolge das Strafrecht nach der Unabhängigkeit der USA von
England "... was concerned so exclusively with the keeping of the peace ...".
24 Hauptvertreter des Dualismus sind Triepel, Völkerrecht und Landesrecht, 1899, S. 271,
und Anzilotti, Lehrbuch des Völkerrechts, 1929, S. 38, 42, et passim.
25 Vgl. dazu näher Verdross/Simma, Völkerrecht, § 72, m. w. Nachw. in Fn. 7.
26 Diese Theorie vertrat insbesondere Hans Kelsen, Das Problem der Souveränität und die
Theorie des Völkerrechts, 1920, S. 146, 211, et passim; Kelsen hat diese Theorie später
allerdings aufgegeben: Vgl. ders., Unrecht und Unrechtsfolge im Völkerrecht, ZöffR XII
(1932), S. 481 ff.; vgl. ferner Guggenheim, Lehrbuch des Völkerrechts, 1948, S. 24.
14 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
Die letztgenannte Theorie dürfte in einer gemäßigten Form als die heute
herrschende bezeichnet werden.27 Die Vertreter dieser Auffassung schlie-
ßen aus dem Vorrang des Völkerrechts nicht, daß jeder völkerrechtswidrige
innerstaatliche Rechtssatz eo ipso nichtig und unwirksam ist, sondern be-
lassen die Auflösung des Konflikts einem dafür vorgesehenen völkerrecht-
lichen Verfahren.
ob die Türkei dadurch gegen das Völkerrecht verstoßen hatte, daß sie ge-
gen den wachhabenden Offizier des französischen Postdampfers "Lotus",
der auf Hoher See mit dem türkischen Schiff "Boz-Kourt" zusammenge-
stoßen war, was den Tod von acht türkischen Seeleuten zur Folge hatte, ein
Strafverfahren durchführte. Mit knapper Mehrheit - wegen Stimmen-
gleichheit war die Stimme des Präsidenten maßgebend - verneinte das Ge-
richt diese Frage. Ausdrücklich nahm das Gericht nicht zu der Frage Stel-
lung, ob der türkische Strafanspruch aufgrund der türkischen Staatsangehö-
rigkeit der getöteten Seeleute - auf das passive Personalitätsprinzip hatte
das türkische Gericht die Verurteilung gestützt - begründet sei. Das Gericht
stellte vielmehr fest, daß der Erfolg der dem französischen Offizier zur Last
gelegten Tat - der Tod der türkischen Seeleute - auf einem türkischen
Schiff und damit auf türkischem Territorium eingetreten sei, da nach Auf-
fassung des Gerichts ein Schiff dem Territorium des Flaggenstaates
gleichzustellen sei; die Begründung von Strafgewalt über den Ort des Er-
folgseintritts verbiete das Völkerrecht nicht. Damit erkannte der StIGH le-
diglich das Ubiquitätsprinzip als völkerrechtsgemäß an.37
In unserem Zusammenhang sind die Erwägungen von Bedeutung, die das
Gericht zum Verhältnis des Völkerrechts zum internationalen Strafrecht im
allgemeinen anstellte: Danach sind die Staaten in der Ausdehnung ihrer
Strafgewalt auf außerterritoriale Sachverhalte frei, solange dem kein aus-
drückliches völkerrechtliches Verbot entgegensteht.38 Hierin scheint ein
Widerspruch zu den oben zitierten Völkerrechtsautoren begründet zu liegen,
die einen sinnvollen Anknüpfungspunkt als Mindesterfordernis für die
Ausdehnung staatlicher Strafgewalt auf Auslandssachverhalte voraussetzen.
Dieser scheinbare Widerspruch löst sich jedoch auf, wenn zwei Stufen un-
terschieden werden, auf denen das Völkerrecht Einfluß auf die Festlegung
innerstaatlicher Strafgewalt nehmen kann:
Auf der ersten Stufe verlangt das Völkerrecht lediglich eine Verbindung
zwischen Tat, Tatort, Täter oder Opfer einerseits und strafendem Staat an-
dererseits, also einen sinnvollen Anknüpfungspunkt. Ein Staat, der seine
Strafgewalt ohne einen derartigen Anknüpfungspunkt auf einen Auslands-
sachverhalt ausdehnt, "macht von einer Kompetenz Gebrauch, die nicht
S. 431 ff.; Rosswog, Das Problem der Vereinbarkeit, S. 76 ff., 102 ff.; Verdross/ Simma,
§ 1184; Wendt, Das passive Personalitätsprinzip, S. 56 f.
37 Ebenso Jescheck, AT, S. 152.
38 StIGHE 1927, S. 89 ff., 94 f., 97 f.; gegen diese Ausgangsposition ausdrücklich die Rich-
ter Loder, Lord Finlay und Nyholm in ihren abweichenden Ansichten (ebd., S. 107, 128,
137 f., 141); wie diese Bruns in seiner Kritik des Lotus-Urteils (ZaöRV I [1929], S. 53).
Völkerrecht und internationales Strafrecht im allgemeinen 17
ihm, sondern einem anderen Staat zusteht. Er erfüllt damit den Tatbestand
einer verbotenen Einmischung in die inneren Angelegenheiten des anderen
Staats."39
Ist ein Anknüpfungspunkt vorhanden, besteht eine Vermutung für die völ-
kerrechtliche Zulässigkeit der Ausdehnung nationaler Strafgewalt solange,
bis auf einer zweiten Stufe ein völkerrechtliches Verbot ermittelt wird. Der
Satz des StIGH bezieht sich augenscheinlich auf die zweite Prüfungsstufe,
da sich das Gericht nicht auf die Feststellung des Fehlens einer völker-
rechtlichen Verbotsnorm beschränkte, sondern - in einem hier als erste
Stufe bezeichneten Prüfungsschritt - einen Anknüpfungspunkt suchte und
im erweiterten oder objektiven Territorialitätsprinzip fand.40 Erst danach
untersuchte das Gericht in einem weiteren Schritt, ob im konkreten Fall der
Schiffskollision auf Hoher See das Völkerrecht die Ausdehnung der Straf-
gewalt durch die Türkei verbiete; einen solchen Satz vermochte es nicht zu
erkennen.41
III. Ergebnis
Im Ergebnis besteht Einigkeit darüber, daß zwischen dem strafenden Staat
und dem Täter, dem Opfer, dem Tatort oder der Tat selbst irgendeine Be-
ziehung bestehen muß, damit die Ausdehnung der Strafgewalt völker-
rechtsgemäß ist. Anerkannte Anknüpfungspunkte sind der Tatort im Inland,
die inländische Staatsangehörigkeit des Täters oder des Verletzten, die An-
griffsrichtung der Tat gegen bestimmte Rechtsgüter des strafenden Staates,
und schließlich die Verteidigung einiger weniger universeller Rechtsgüter;
diese Anknüpfungspunkte werden gemeinhin als die Prinzipien des interna-
tionalen Strafrechts bezeichnet.
42 Jescheck, AT, S. 152; Rosswog, S. 184, m. zahlr. w. Nachw. in Fn. 319; Wendt, Das pas-
sive Personalitätsprinzip, S. 98 ff., 105, 108, mit der abweichenden Begründung, die Be-
strafung in Anwendung des passiven Personalitätsprinzips trotz fehlender identischer
Norm verstoße gegen das völkerrechtliche Willkürverbot. Zweifelnd zu der Frage, ob das
Völkerrecht überhaupt den Grundsatz des Rechtsmißbrauchs kennt, allerdings von Münch,
Das völkerrechtliche Delikt, S. 19, m. w. Nachw., und Rudolf, Territoriale Grenzen staat-
licher Rechtsetzung, S. 19 ff.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 19
2. KAPITEL:
DIE STRAFRECHTLICHEN BEFUGNISSE IM BEREICH DES MEERES AUF-
GRUND VÖLKERRECHTS
48 Für Abecassis/Jarashow, Oil pollution from ships, S. 91, "... enshrines (Article 6) the
heart of flag state jurisdiction ...".
49 Gelegentlich wird freilich ohne weiteres aus dem Grundsatz der ausschließlichen Ho-
heitsgewalt des Flaggenstaates deduziert: "Thus any pollution offences by a ship on the
high seas must be dealt with by the flag state" (Bates, United Kingdom Marine Pollution
Law, 1985, S. 10 nach Fn. 6; ebenso Abecassis/Jarashow, S. 91).
50 Rüster, Freiheit der Meere - auch zur Verschmutzung?, in Mayer-Tasch (Hrsg.), Die Luft
hat keine Grenzen, 1986, S. 30; Petersmann, Rechtsprobleme der deutschen Interimsge-
setzgebung für den Tiefseebergbau, ZaöRV 41 (1981), S. 308 in Fn. 94; Ehlers/Kunig,
Abfallbeseitigung auf Hoher See, 1978, S. 9; Ehmer, Der Grundsatz der Freiheit der
Meere und das Verbot der Meeresverschmutzung, 1974, S. 36, 98 ff., 144 ff.; wohl auch
Wengler, Völkerrecht, Bd. II, S. 1076 bei Fn. 3; Welsch, Die völkerrechtliche Zulässig-
keit des Verbringens radioaktiver Stoffe in den Meeresuntergrund, 1986, S. 183, für die
Beseitigung radioaktiver Abfälle (gegen Welsch Kunig in seiner Rezension, NVwZ 1987,
S. 965; Ehlers/Kunig, Abfallentsorgung auf See, NVwZ 1987, S. 949 bei Fn. 24; der
Streit dreht sich in diesem Fall um die Frage, ob das LONDON-Übereinkommen vom 29.
Dezember 1972 [s. dazu u. § 4 V.] radioaktive Abfälle erfaßt oder nicht); zu diesem
Problem auch Bryde, Völker- und Europarecht als Alibi für Umweltschutzdefizite?, Mar-
tens-Gedächtnisschrift, 1986, S. 30; Wolfrum, Die grenzüberschreitende Luftverschmut-
zung im Schnittpunkt von nationalem Recht und Völkerrecht, DVBl. 1984, S. 494 l. Sp.
("[z]ur Zeit gibt es im Völkerrecht ... kein generelles Verbot der Umweltverschmutzung
als solcher").
51 Genannt werden die Freiheit der Schiffahrt, die Freiheit der Fischerei, die Freiheit, unter-
seeische Kabel und Rohrleitungen zu legen, und die Freiheit, die Hohe See zu überflie-
gen.
52 Vgl. die Darstellung bei Soni, Control of Marine Pollution in International Law, S. 133 ff.,
der diesen Ansatz freilich selbst ablehnt; als sonstige, nicht in Art. 2 genannte Freiheit ist
beispielsweise die Freiheit der wissenschaftlichen Meeresnutzung anerkannt.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 21
53 Vgl. Gündling, Ölunfälle bei der Ausbeutung des Festlandsockels, ZaöRV 37 (1977),
S. 548 in Fn. 117, gegen Ehmer; ders., Rechtsprobleme der Abfallbeseitigung auf See,
NuR 1982, S. 45 f.; Jaenicke, Stellungnahme, Zur Sache 3/71, S. 206; Soni, S. 134.
54 Vgl. zum Problem der völkerrechtlichen Verpflichtung von Einzelmenschen Verdross/
Simma, Völkerrecht, §§ 430 ff., m. zahlr. w. Nachw.; dort wird als einziger - streitiger -
Fall der unmittelbaren Verantwortlichkeit von Individuen aufgrund Völkerrechts - also
ohne Dazwischentreten innerstaatlicher, in Ausführung völkerrechtlicher Verpflichtungen
erlassener Strafnormen - die Befugnis genannt, Angehörige feindlicher Streitkräfte wegen
Verletzung des völkerrechtlichen Kriegsrechts zu bestrafen (aaO., § 439).
55 Vgl. Handl, State Liability for Accidential Transnational Environmental Damage by Pri-
vate Persons, AJIL 74 (1980), S. 525 ff., insbes. S. 529, 564; Kimminich, Völkerrecht,
S. 487 bei Fn. 13, für den Grundlage der völkerrechtlichen Haftung die (wohl unterblie-
bene) effektive Kontrolle über umweltschädigende Aktivitäten ist; s. zum Problem des
völkerrechtlichen Unrechts und seiner Wiedergutmachung im allgemeinen Verd-
ross/Simma, §§ 1262 ff., insbes. §§ 1281 ff.
22 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
II. Eigengewässer
Das geltende Völkerrecht kennt unterschiedliche Meereszonen mit in ihrer
Intensität abgestuften Hoheitsrechten der Küstenstaaten.57 Es sind dies die
inneren Gewässer 58 und das Küstenmeer, die Anschlußzone, das Fest-
landsockelgebiet und die Hohe See; ob Gebiete wie besondere Fi-
schereizonen und die ausschließliche Wirtschaftszone bereits zum gel-
tenden Völkerrecht zu rechnen sind, bedarf im folgenden noch der Klärung.
Keine Meereszone bilden die sogenannten Eigengewässer;59 mit diesem
Ausdruck werden Binnenseen und Binnenmeere (z.B. der Bodensee, Gen-
fer See) sowie Flüsse und Kanäle bezeichnet. Eigengewässer gehören zum
Staatsgebiet und unterstehen der vollen Hoheitsgewalt - auch in strafrecht-
licher Hinsicht - des Staates, in dem sie sich befinden.
56 Dieser Möglichkeit sieht Art. 6 Abs. 1 S. 1 Hohe-See-Übk. (abgedr. o. bei Anm. 48) aus-
drücklich vor.
57 Siehe zur Veranschaulichung die Skizze im Anhang II.
58 Dieser Begriff hat sich als deutsche Bezeichnung von internal waters in völkerrechtlichen
Übereinkommen und im völkerrechtlichen Schrifttum allgemein eingebürgert. Es ist aber
darauf hinzuweisen, daß gelegentlich andere Bezeichnungen verwendet werden: So nennt
Oehler, Internationales Strafrecht, Rn. 402, die inneren Gewässer "Binnengewässer";
Wille, Die Verfolgung strafbarer Handlungen an Bord von Schiffen und Luftfahrzeugen,
S. 7, bezeichnet sie unter Berufung auf Wengler, Völkerrecht, Bd. II, S. 1078, passim, als
"Eigengewässer"; ebenso Dreher/Tröndle, § 3 Rn. 4.
59 Vgl. dazu Verdross/Simma, § 1057; Wengler, Völkerrecht, Bd. II, S. 1078.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 23
nach dem Internationalen Übereinkommen zur Vereinheitlichung von Regeln über die
strafgerichtliche Zuständigkeit bei Schiffszusammenstößen und anderen mit der Führung
eines Seeschiffes zusammenhängenden Ereignissen (BGBl. 1972 II, S. 668) Schiffszu-
sammenstöße in Häfen ausschließlich vom Flaggenstaat strafrechtlich bewertet werden
dürften; gemäß Art. 4 Abs. 1 sind Häfen, Reeden und innere Gewässer ausdrücklich vom
Anwendungsbereich des Übereinkommens ausgeschlossen, so daß der Hafenstaat nach
dem Territorialprinzip Vorgänge in diesen Bereichen ohne weiteres strafrechtlich bewer-
ten und verfolgen darf.
66 Vgl. die Darstellung bei Hakapää, S. 169 f; Wille, S. 54 f.
67 Vgl. hierzu ausführlich Wille, S. 52 ff.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 25
IV. Küstenmeer
1. Begriff und räumliche Ausdehnung
Seit jeher haben die Staaten einen bestimmten Meeresstreifen vor ihren
Küsten für sich beansprucht und ihrer Souveränität unterworfen. Dieser
völkergewohnheitsrechtlich anerkannte Anspruch wurde in der Genfer
Küstenmeerkonvention vom 29. April 1958 kodifiziert.
Die Breite des Küstenmeeres (territorial sea/eaux territoriales) bestimmte
sich, wie es der berühmte Satz von BYNKERSHOEK "imperium terrae finitur,
ubi finitur armorum potestas" aus dem Jahr 1703 ausdrückte,68 nach der
Kanonenschußweite. Diese wurde überwiegend auf 3 sm festgesetzt, ohne
daß diese Entfernung immer und gleichermaßen anerkannt war. In der
Genfer KMK war eine zulässige äußerste seewärtige Grenze nicht aus-
drücklich genannt; diese durfte aber jedenfalls in nicht mehr als 12 sm
Entfernung von der Basislinie verlaufen, wie ein Umkehrschluß aus Art. 24
Abs. 2 ergibt. In der UNSRK wird dagegen als äußerste Grenze ausdrück-
lich eine Entfernung von 12 sm genannt (Art. 3).
Obwohl im März 1983 bereits 83 Staaten die Zwölfmeilenzone eingeführt
hatten und zu diesem Zeitpunkt lediglich 16 Staaten, darunter die Bundes-
republik und die USA, an der Dreimeilenzone festhielten, 69 kann die
Zwölfmeilenzone nach VERDROSS/SIMMA nicht als allgemein anerkannte
Norm des Völkerrechts angesehen werden.70
Zwischenzeitlich haben weitere Vertreter der Dreimeilenzone ihre Küsten-
meere auf 12 sm ausgedehnt. Hierzu gehören die DDR, 71 die Nieder-
lande, 72 Großbritannien 73 und Belgien; 74 Dänemark beabsichtigt eben-
68 Quaestionum juris publici libri duo, I, cap. VII, zitiert nach Verdross/Simma, § 1071
Fn. 13.
69 Angaben nach Verdross/Simma, § 1071 bei Fn. 15.
70 Ebd. (vorher. Anm.); gegenteiliger Auffassung im Sinne einer völkerrechtlichen Aner-
kennung der Zwölfmeilengrenze bereits im Jahr 1977 Rüster, Die Rechtsordnung des
Festlandsockels, S. 113 ff.
71 Mit Wirkung vom 1. Januar 1985; GBl. der DDR 1984 I, S. 441; die Bundesregierung hat
die Ausweitung einer "sorgfältigen Prüfung" unterzogen, ohne daß aber spätere Proteste
bekannt geworden wären (FAZ v. 3.1.1985).
72 Mit Wirkung vom 1. Juli 1985 durch Gesetz vom 9. Januar 1985 (Stb. 1985, Nr. 129); vgl.
dazu Wolfrum, AVR 24 (1986), S. 258 ff.; Ijlstra, De exclusieve economische zone, Mi-
lieu en recht 1986/7, S. 200.
73 Durch den Territorial Sea Act 1987, der am 1.10.1987 in Kraft getreten ist; s. dazu Chur-
chill, Current Legal Developments, ICLQ 37 (1988), S. 412 ff., demzufolge die Erweite-
26 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
2. Strafrechtliche Befugnisse
Das Küstenmeer untersteht der Souveränität des Staates, dem es vorge-
lagert ist;82 die Souveränität erstreckt sich nicht nur auf das Meer selbst,
sondern auch auf die darüber liegende Luftsäule und den darunter befind-
lichen Meeresgrund und -untergrund.83
In der Bundesrepublik besteht gemäß § 3 StGB die deutsche Strafgewalt
auch im Küstenmeer uneingeschränkt, da dieses Gebiet zum Inland ge-
hört;84 wird eine Straftat im Küstenmeer von einem Ausländer auf einem
ausländischen Schiff begangen, so kann die Staatsanwaltschaft nach
pflichtgemäßem Ermessen von der Verfolgung dieser Tat absehen (§ 153c
Abs. 1 Nr. 2 StPO), ohne daß hierdurch das Bestehen der deutschen Straf-
gewalt berührt würde.85
Das mit § 3 StGB/§ 153c Abs. 1 Nr. 2 StPO in der Bundesrepublik be-
gründete Regel-/Ausnahmeverhältnis erweist sich als eine Umkehrung der
vom Völkerrecht vorgegebenen Rechtslage: Nach allgemeinem Völ-
kerrecht86 genießen ausländische Schiffe im Küstenmeer fremder Staaten
das Recht auf friedliche Durchfahrt (innocent passage/passage inoffen-
sif);87 gegen die nicht friedliche Durchfahrt darf der Küstenstaat geeignete
Maßnahmen ergreifen.88
Die Durchfahrt gilt als friedlich, "so long it is not prejudicial to the peace,
good order or security of the coastal state". 89 Während in der KMK
(Art. 14 Abs. 5) als Beispiel für die nicht friedliche Passage lediglich das
Fischen unter Verletzung der Rechtsvorschriften des Küstenstaates durch
ausländische Fischereifahrzeuge genannt ist, finden sich in der UNSRK
(Art. 19 Abs. 2) neben dem unerlaubten Fischen noch elf weitere Beispiele
für die nicht friedliche Durchfahrt, darunter
"any act of wilful and serious pollution contrary to this Convention".
Nach der UNSRK soll augenscheinlich nur die "vorsätzliche und ernsthafte
Verschmutzung" den Küstenstaat zum Eingreifen berechtigen,90 während
demgegenüber nach dem allgemeiner gehaltenen Wortlaut der KMK jede,
d.h. auch eine betriebsbedingte oder sonst fahrlässige Verschmutzung als
schädlich für die "gute Ordnung" des Küstenstaates angesehen werden
kann, eine Durchfahrt damit als nicht friedlich erscheinen lassen und den
Küstenstaat zu Maßnahmen berechtigen. Jedoch wird auch die zitierte Be-
stimmung Art. 19 Abs. 2 lit. h) UNSRK nicht die restriktive Bedeutung für
die Küstenstaaten haben, die ihr auf den ersten Blick anzuhaften scheint.
Gemäß Art. 21 Abs. 1 lit. f) sind die Küstenstaaten berechtigt,
"in conformity with the provisions of this Convention and other rules of inter-
national law, relating to innocent passage through the territorial sea, in respect
of ... the preservation of the environment of the coastal State and the prevention,
reduction and control of pollution thereof"
Gesetze zu erlassen.
3. Ergebnis
Im Küstenmeer begangene Umweltstraftaten können vom Küstenstaat auch
dann strafrechtlich bewertet und sanktioniert werden, wenn sie von Aus-
ländern auf ausländischen Schiffen begangen werden. An dieser Befugnis
würde sich auch nach Inkrafttreten der das Küstenmeer betreffenden Be-
stimmungen der UNSRK nichts ändern.
V. Anschlußzone
1. Begriff und Umfang küstenstaatlicher Befugnisse
Die Anschlußzone (contiguous zone/zone contigue) ist ein bereits zur Ho-
hen See gehörender Meeresstreifen,92 der sich seewärts an das Küstenmeer
anschließt und sich nicht weiter als 12 sm nach der KMK (Art. 24 Abs. 2)
bzw. 24 sm nach der UNSRK (Art. 33 Abs. 2) von der Basislinie erstrecken
darf. Die Breite der Anschlußzone richtet sich demnach nach der Breite des
Küstenmeeres, die ein Staat für sich beansprucht; nimmt ein Staat die nach
der KMK maximal zulässige Breite des Küstenmeeres von 12 sm in An-
spruch, ist folglich nach bislang geltendem Völkerrecht die Inanspruch-
nahme einer gesonderten Anschlußzone nicht mehr zulässig.
91 Art. 27 Abs. 5, 56, 73, 192 ff.; näher dazu u. § 20, § 21.
92 Art. 24 Abs. 1 KMK; Art. 1 Genfer Konvention über die Hohe See; Verdross/Simma,
§ 1087; ob auch nach Inkrafttreten der UNSRK die Anschlußzone noch zur Hohen See
gerechnet werden kann, ist angesichts der Formulierung in Art. 86 fraglich: Dort heißt es,
daß die Bestimmungen des Abschnitts über die Hohe See auf diejenigen Meeresteile An-
wendung finden, die nicht zur ausschließlichen Wirtschaftszone, zum Küstenmeer oder
zu den inneren Gewässern gehören.
30 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
Manhattan im Jahr 1969, erstmals in der Geschichte einen Weg durch die
eisbedeckte Nordwest-Passage zu bahnen. 96 Kanada fürchtete, daß ein
Tankerunfall in den arktischen Gewässern wegen der geringen Abbaufä-
higkeit von Erdöl in eisbedeckten Meeresteilen besonders fatale ökologi-
sche Konsequenzen haben würde.97
Das einseitige kanadische Vorgehen stieß auf erheblichen Protest ins-
besondere seitens der USA98 und wurde im völkerrechtlichen Schrifttum -
abgesehen vom kanadischen - ganz überwiegend als völkerrechtswidrig
beurteilt.99 Kanada selbst schien sich der völkerrechtlichen Zulässigkeit
seiner einseitigen Maßnahme zumindest nicht sicher gewesen zu sein, teilte
es doch gleichzeitig mit Verabschiedung des AWPPA dem IGH mit, daß es
von dessen obligatorischer Gerichtsbarkeit, der Kanada sich unterworfen
hatte,
"disputes arising out or concerning jurisdiction or rights claimed or exercised by
Canada in respect of the conservation, management or exploitation of the living
resources of the sea, or in respect of the prevention or control of pollution or con-
tamination of the marine environment in marine areas adjacent to the coast of Ca-
nada"100
ausnehme.
Bemerkenswert ist, daß die kanadische Regierung und auch diejenigen ka-
nadischen Völkerrechtsautoren, die das kanadische Vorgehen für rechtmä-
ßig halten, zur Begründung nicht darauf abstellten, daß jeder Staat frei sei,
seine Hoheitsbefugnisse nach Belieben auszudehnen, solange dem das
Völkerrecht nicht explizit entgegenstehe. Sie suchten vielmehr nach völ-
kerrechtlichen Ermächtigungstiteln und nannten in diesem Zusammenhang:
101 Vgl. dazu Ehmer, S. 126 ff.; Hakapää, S. 222 ff.; Schultheiss, S. 18, 57.
102 Vgl. Martens, S. 152 ff.
103 Vgl. Ehmer, S. 123; Martens, S. 158 f.
104 Vgl. nur Ehmer, Hakapää, Martens, jeweils aaO.
105 AaO., S. 94, 119.
106 Abgedruckt bei Rüster/Simma, Bd. III, S. 1108; vgl. dazu Hakapää, S. 230 f.; Rüster,
S. 57, 119.
107 Internationales Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe
von 1973/1978; s. näher dazu u. § 4 III.
108 Text dieser Erklärung in BGBl. 1985 II, S. 1211.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 33
"(1) For the purposes of this Convention the term "within the jurisdiction" is in-
terpreted to mean the jurisdiction presently applied by the Government of the
Sultanate of Oman under the country's Marine Pollution Law of 1974 which ex-
tends to 50 nautical miles from the baselines from which the breadth of the terri-
torial sea is measured."
Die Bundesrepublik Deutschland notifizierte dem Generalsekretär der In-
ternationalen Seeschiffahrts-Organisation auf diese Erklärung Omans am
13. August 1985 folgende Erklärung:109
"Unter Bezugnahme auf die Erklärungen in der am 13. März 1984 von der Regie-
rung des Sultanats Oman hinterlegten Beitrittsurkunde zu dem Protokoll von 1978
zu dem Internationalen Übereinkommen von 1973 zur Verhütung der Meeresver-
schmutzung erklärt die Regierung der Bundesrepublik Deutschland, daß ihrer
Auffassung nach die Hoheitsbefugnisse, die das Sultanat Oman nach Maßgabe
seines Gesetzes von 1974 über Meeresverschmutzung jenseits der Grenzen seines
Küstenmeeres ausüben wird, über die vom Völkerrecht anerkannten Hoheitsbe-
fugnisse nicht hinausgehen dürfen."
Eine gleichlautende Erklärung wurde von den Niederlanden abgegeben.110
Ganz deutlich wird aus diesen Erklärungen die Haltung der Bundesrepublik
und der Niederlande in zwei Punkten: Zum einen sind diese Staaten der
Auffassung, daß ein Staat jenseits der seewärtigen Grenzen des Küsten-
meeres nur die vom Völkerrecht anerkannten Hoheitsbefugnisse (jurisdic-
tion) in bezug auf den Meeresumweltschutz wahrnehmen darf; zum ande-
ren wird deutlich, daß nach Meinung der Bundesrepublik die von Oman
beanspruchten Befugnisse das vom Völkerrecht beanspruchte Maß offen-
sichtlich überschreiten, da sich andernfalls ein Protest erübrigt hätte. Das
für den zitierten Protest verantwortliche Auswärtige Amt vertritt in der
Frage der Ausdehnung der Strafgewalt bei Meeresverschmutzungen offen-
sichtlich eine andere Auffassung als das für den Entwurf des 16.
StrÄndG 111 verantwortliche Bundesjustizministerium, das lediglich aus
"kriminalpolitischen wie praktischen Gründen" die Ausdehnung der Straf-
gewalt auf den Bereich des deutschen Festlandsockels beschränkte, im üb-
rigen eine noch weiterreichende Ausweitung für rechtlich unproblematisch
hielt.112
VI. Fischereizone
Bereits im Jahr 1974 hatte der IGH im Fischereistreit zwischen der Bun-
desrepublik/Großbritannien und Island 12 sm breite Fischereizonen als Teil
des Völkergewohnheitsrechts anerkannt, für darüber hinaus gehende Zonen
- Island hatte seinerzeit 50 sm und seit 1975 sogar eine 200 sm breite Fi-
schereizone für sich beansprucht - zwar Verständnis signalisiert, diese je-
doch als zum damaligen Zeitpunkt mit dem Völkerrecht unvereinbar abge-
lehnt.113 Inzwischen ist die Staatenpraxis in einem Maße fortgeschritten,
daß Fischereizonen bis zu 200 sm kaum noch als völkerrechtswidrig ange-
sehen werden können.114 So hat auch die Bundesrepublik aufgrund einer
Entschließung des EG-Rates vom 3. November 1976115 in einer abge-
stimmten Maßnahme gleichzeitig mit den übrigen EG-Staaten durch Pro-
klamation vom 21. Dezember 1976
"... mit Wirkung vom 1. Januar 1977 in der Nordsee vor der seewärtigen Grenze
ihres Küstenmeeres eine Fischereizone von bis zu 200 Seemeilen, gemessen von
der Basislinie ...",116
errichtet; mit Proklamation vom 18. Mai 1978117 hat die Bundesrepublik
mit Dänemark, dem anderen EG-Anrainerstaat der Ostsee,118 mit Wirkung
vom 15. Juni 1978 eine entsprechende Fischereizone in der Ostsee, aller-
dings ohne Angabe einer äußersten seewärtigen Grenze, errichtet. In beiden
Proklamationen wird betont, daß die Bundesrepublik in diesen Zonen "ho-
heitliche Rechte zum Zwecke der Erhaltung und Nutzung der Fischbestän-
de" ausübt und daß die Abgrenzung der deutschen Fischereizonen gegen-
über den Fischereizonen anderer Nordsee- bzw. Ostseeanrainerstaaten Ver-
einbarungen mit diesen vorbehalten bleibt.119 Eine Abgrenzung der deut-
schen Fischereizonen ist bislang weder in der Nordsee noch in der Ostsee
113 Vgl. ICJ-Reports 1974, S. 23 para. 52; vgl. dazu Rüster, S. 102 f., der in seiner Arbeit aus
dem Jahr 1977 über 12 sm hinausgehende Fischereizonen ebenfalls für völker-
rechtswidrig hält; ebenso Ehmer, S. 80 f. (1974).
114 Dies klingt vorsichtig an bei Verdross/Simma, § 1092 bei Fn. 28 und § 1111 (1984).
115 ABl. Nr. C 105, S. 1; die Zuständigkeit des EG-Rates beruht darauf, daß die Fischerei zur
Landwirtschaft i.S.v. Art. 38 EWG-Vertrag gehört.
116 BGBl. 1976 II, S. 1999.
117 BGBl. 1978 II, S. 867.
118 Zur Ausdehnung der dänischen Fischereizone siehe Gesetz Nr. 597 vom 17.12.1976,
Lovtidende A 1976, S. 1631, i.V.m. Bekanntmachung Nr. 43 vom 1.2.1978, Lovtidende
A 1978, S. 161.
119 S. hierzu insgesamt Ipsen, Die Europäische Gemeinschaft und das Meer, in Graf
Vitzthum (Hrsg.), Die Plünderung der Meere, S. 313.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 35
120 In den Rechtsakten der EG ist dementsprechend auch jeweils nur von der
"200-Meilen-Fischereizone der Mitgliedstaaten" die Rede; vgl. z.B. Art. 1 Abs. 1 der VO
(EWG) Nr. 178/83 des Rates vom 25. Januar 1983, ABl. Nr. L 24, S. 79.
121 BGBl. 1984 I, S. 876.
122 S. o. § 3 V. 3.
36 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
VII. Festlandsockel
1. Begriff und völkerrechtliche Entwicklung
Der Begriff Festlandsockel (continental shelf/plateau continental) ist ur-
sprünglich naturwissenschaftlicher Herkunft. Man versteht darunter den
Meeresboden, der sich von der Küste bis zu einer Wassertiefe von etwa 200
m erstreckt und jenseits dieser Grenze rasch zur vollen Ozeantiefe absinkt.
Schon vor dem 2. Weltkrieg war bekannt, daß der Meeresgrund
und -untergrund reich an biologischen, aber auch an mineralischen Roh-
stoffen wie Erdöl und Erdgas, Mangan, Nickel, Vanadium, Blei u.a.m.
ist.123 Zum Interesseobjekt der Staaten wurde der Festlandsockel jedoch
erst mit Entwicklung der technischen Voraussetzungen, diese Bodenschät-
ze aufzuspüren und auszubeuten.124
Die Entwicklung des Festlandsockels als Begriff des Völkerrechts setzte
unmittelbar nach Beendigung des 2. Weltkriegs ein. Am 28. September
1945 verkündete der amerikanische Präsident die nach ihm benannte Tru-
man-Proklamation, in der u.a. ausgeführt wurde:125
"... It is the view of the Government of the United States that the exercise of juris-
diction over the natural resources of the subsoil and sea bed of the continental
shelf by the contiguous nation is reasonable and just..."; "... the character as high
seas of the waters above the continental shelf and the right to their free and unim-
peded navigation are in no way thus affected."
Proteste gegen diese einseitige Maßnahme blieben überraschenderweise
aus,126 obwohl diese fraglos gegen das seinerzeit geltende Völkerrecht
verstieß; andere Staaten nahmen das amerikanische Vorgehen unverzüglich
zum Anlaß, selbst ähnliche Ansprüche anzumelden, die aber zum Teil, et-
123 Siehe hierzu Rüster, S. 36 ff.
124 Zu dieser Entwicklung aufschlußreich Rüster, S. 121 ff.
125 Proclamation by President Truman of 28 September 1945 on Policy of the United States
with Respect of the Natural Resources of the Subsoil and Sea Bed of the Continental
Shelf, abgedruckt bei Platzöder/Graf Vitzthum, Seerecht, S. 475.
126 Menzel, Der deutsche Festlandsockel in der Nordsee, AöR 90 (1965), S. 11, und Rüster,
S. 140, erklären dies mit vorrangigen anderen Problemen, welche die Staaten zu diesem
Zeitpunkt kurz nach Kriegsende beschäftigten.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 37
127 Vgl. Rüster, S. 236; Verdross/Simma, § 1114, m. w. Nachw. in Fn. 16; Wengler, Bd. II,
S. 1088.
128 FLSÜbk.; abgedruckt bei: von Münch/Buske, International Law, S. 120; Platzöder/ Graf
Vitzthum, S. 58; Rüster, Anhang III (S. 464); JIR 14 (1969), S. 490.
129 BGBl. 1964 II, S. 104.
38 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
130 BGBl. 1964 I, S. 497; mittlerweile aufgehoben und ersetzt durch die §§ 132-137, 175
Nr. 5 BBergG vom 14. August 1980 (BGBl. 1980 I, S. 1310), in Kraft getreten am
1. Januar 1982, sowie durch die aufgrund der §§ 65, 66, 67 Nr. 1 und 8, 68 Abs. 2 Nr. 2
und Abs. 3 BBergG erlassene Festlandsockel-Bergverordnung vom 21. März 1989 (BGBl.
1989 I, S. 554, in Kraft getreten am 1. Juli 1989).
131 Vgl. hierzu die Monographie von Klemm, Die seewärtige Grenze des Festlandsockels,
1976.
132 Dieses Prinzip bedeutet, daß jeder Punkt der Grenze vom jeweils nächstgelegenen Punkt
beider Territorien gleichweit entfernt sein muß.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 39
c) Rechte am Festlandsockel
Die grundlegenden Rechte eines Staates an dem ihm vorgelagerten Fest-
landsockel sind in Art. 2 FLSÜbk. niedergelegt:
"1. The coastal State exercises over the continental shelf sovereign rights for the
purpose of exploring it and exploiting its natural resources.
2. The rights referred to in paragraph 1 of this article are exclusive in the sense
that if the coastal State does not explore the continental shelf or exploit its natural
resources, no one may undertake these activities, or make a claim to the continen-
tal shelf, without the express consent of the coastal State.
3. The rights of the coastal State over the continental shelf do not depend on oc-
cupation, effective or notional, or on any express proclamation.
4. The natural resources referred to in these articles consist of the mineral and
other non-living resources of the seabed and subsoil together with living orga-
nisms belonging to sedentary species, that is to say, organisms which, at the har-
vestable stage, either are immobile on or under the seabed or are unable to move
except in constant physical contact with the seabed or the subsoil."
Der IGH hatte bereits in seinem Urteil vom 20. Februar 1969 im North Sea
Continental Shelf Case festgestellt, daß der Inhalt dieser Vorschrift ge-
wohnheitsrechtlich auch für diejenigen Staaten gelte, die - wie die Bundes-
republik - die Konvention nicht ratifiziert hatten.142 Von Rechten in bezug
auf den Meeresumweltschutz ist in dieser Vorschrift nicht die Rede. Daraus
ohne weiteres auf die Unzulässigkeit des Erlasses umwelt(straf)rechtlicher
Vorschriften zu schließen, wäre allerdings vorschnell, da mit den Begriffen
"Erforschungs- und Ausbeutungsrecht" die Rechte des Küstenstaates nicht
erschöpfend umschrieben sind, sondern weitergehende Rechtsetzungsbe-
fugnisse als Annexkompetenz notwendig hinzukommen müssen.143 Wenn
etwa, wie es in der überwiegenden Zahl der Fälle sein wird, ein Staat den
Festlandsockel nicht durch eigene Unternehmen ausbeutet, sondern sich
privater Firmen bedient, muß das verwaltungsrechtliche Instrumentarium
für die Vergabe von Erforschungs- und Förderkonzessionen bereitgestellt
werden.144 Es muß ferner ein Steuer- und Abgabensystem für die Öl-
förderung auf dem Festlandsockel geschaffen werden, um den staatlichen
Anteil an den Erträgen zu sichern.145 Weiter ist es erforderlich, die not-
wendigen Rechtsnormen für die Beachtung von Arbeitssicherheit und Ar-
beitnehmerschutz auf Bohrplattformen zu verabschieden. 146 Man wird
142 ICJ Reports 1969, S. 22; in diesem Punkt waren sich auch diejenigen Richter einig, die
eine dissenting opinion abgegeben hatten, ebenso die Literatur (vgl. z.B. F. Münch, Das
Urteil des Internationalen Gerichtshofes vom 20. Februar 1969, ZaöRV 29 (1969), S. 475;
Rüster, S. 234 ff., m. w. Nachw. in Fn. 399).
143 Vgl. zum Umfang staatlicher Gesetzgebungsbefugnis in bezug auf den Festlandsockel
H. Schneider, Gesetzgebung, S. 284 f., der gerade in Zusammenhang mit den Rechten am
Festlandsockel betont, daß der "Anspruch auf Geltung staatlichen Rechts über das eigene
Territorium hinaus ... selbstverständlich einen besonderen Rechtstitel (voraussetzt)".
144 Dies ist mit Verabschiedung des Gesetzes vom 24.7.1964 zur vorläufigen Regelung der
Rechte am Festlandsockel (BGBl. 1964 I, S. 497), jetzt ersetzt durch die §§ 134 ff., 175
Nr. 5 BBergG vom 14.8.1980 (BGBl. 1980 I, S. 1310), geschehen.
145 Der Gesetzgeber hat alle einschlägigen Steuergesetze um den Satz ergänzt: "Zum Inland
im Sinne dieses Gesetzes gehört auch der der Bundesrepublik Deutschland zustehende
Anteil am Festlandsockel, soweit dort Naturschätze des Meeresgrundes und des Meeres-
untergrundes erforscht oder ausgebeutet werden" (§§ 1 Abs. 1 S. 2 EStG, 1 Abs. 3 KStG,
1 Abs. 4 VStG, 2 Abs. 8 GewStG, 2 Abs. 2 ErbStG).
146 Dies ist zwischenzeitlich in den §§ 2-18 der Festlandsockel-Bergverordnung vom
21. März 1989 (BGBl. 1989 I, S. 554) geregelt.
42 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
147 Diese Bestimmung wurde aufgehoben durch Art. 8 Nr. 1 lit. b) des 18. StrÄndG vom 28.
März 1980, BGBl. 1980 I, S. 378.
148 Damit sind die Aufsuchung und Gewinnung von Bodenschätzen des deutschen Festland-
sockels und jede mit Bezug auf den Festlandsockel vorgenommene Forschungshandlung
gemeint.
149 Vom 21. März 1989 (BGBl. I, S. 554).
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 43
(2) Der Unternehmer darf Abwasser aus sanitären Einrichtungen, Küchen und
Speiseräumen nur in das Meer einleiten, wenn es entsprechend dem Stand der
Technik gereinigt wird und dabei ein Abbau von mindestens 90 % der organi-
schen Inhaltsstoffe erzielt wird (biologische Vollreinigung). Zurückgehaltene
Feststoffe müssen an Land entsorgt werden. Einzuleitendes Abwasser darf nicht
gechlort werden.
(3) Es ist verboten, Abfall in das Meer einzubringen."
Ein Verstoß gegen diese Bestimmung wird gemäß § 47 Abs. 1 Nr. 14 der
Verordnung ebenso wie das vorschriftswidrige Beseitigen von Bohrklein
und Arbeitsgeräten als Ordnungswidrigkeit verfolgt.
Anders zu beurteilen ist dagegen die pauschale Ausdehnung der Straf-
gewalt auf alle Umweltstraftaten nach den §§ 324, 326, 330 und 330a
StGB, die im Bereich des deutschen Festlandsockels begangen werden. Ein
ausländisches Schiff, das bei seiner Fahrt vom Staat A zum Staat B den
deutschen Festlandsockel überquert, ohne diesen zu erforschen oder seine
Bodenschätze auszubeuten, steht nicht unter der auf die Rechte am Fest-
landsockel funktional beschränkten Hoheitsgewalt der Bundesrepublik
Deutschland; das Schiff befindet sich im Bereich des deutschen Festland-
sockels vielmehr auf der Hohen See.150 Dies bedeutet, daß die für den Be-
reich der Hohen See geltenden Bestimmungen auch in diesem Bereich so-
weit und solange Anwendung finden, als nicht in besonderen Vorschriften
anderes bestimmt ist; gemäß Art. 6 Abs. 1 Hohe-See-Übk. unterstehen aber
Schiffe auf der Hohen See der ausschließlichen Hoheitsgewalt des Flag-
genstaates:
"Ships shall sail under the flag of one State only and, save in exceptional cases
expressly provided for in international treaties or in these articles, shall be subject
to its exclusive jurisdiction on the high seas."151
Eine ausdrückliche Ausnahme für Zwecke des Umweltschutzes im Bereich
des Festlandsockels ist weder dem Hohe-See-Übereinkommen selbst noch
- soviel sei der nachstehenden Untersuchung in § 4 vorweggenommen -
dem geltenden Völkervertragsrecht zu entnehmen. Der Bereich des Fest-
landsockels unterscheidet sich letztlich nicht von für Zwecke des Umwelt-
schutzes eigens errichteten Zonen, deren äußere Grenzen mehr oder weni-
150 Gemäß Art. 1 Hohe-See-Übk. umfaßt der Begriff "Hohe See" alle Meeresgebiete, die
nicht zum Küstenmeer oder zu den inneren Gewässern eines Staates gehören, also auch
den Bereich des Festlandsockels; dementsprechend wird in Art. 3 FLSÜbk der Rechts-
status der über dem Festlandsockel befindlichen Gewässer als Hohe See ausdrücklich
festgehalten.
151 Gleichlautend Art. 92 Abs. 1 S. 1 UNSRK.
44 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
ger willkürlich auf eine bestimmte Entfernung von der Küste festgelegt
werden. Derartige Zonen sind in der Vergangenheit - nicht zuletzt von der
Bundesrepublik - stets als völkerrechtswidrig zurückgewiesen worden, wie
die Beispiele des kanadischen 152 und des omanischen 153 Meeresver-
schmutzungskontrollgesetzes zeigen.
Auch die Begründung von strafprozessualen Ermittlungsrechten
und -pflichten für Bundesvollzugsbeamte 154 im Bereich des deutschen
Festlandsockels wird von den küstenstaatlichen Rechten am Festlandsockel,
wie sie vom Völkerrecht bestimmt werden, nicht gedeckt. Es verbleibt
vielmehr bei der allgemeinen Regel in Art. 19 Abs. 5 KMK, wo es heißt:
"The coastal State may not take any steps on board a foreign ship passing through
the territorial sea to arrest any person or to conduct any investigation in connecti-
on with any crime committed before the ship entered the territorial sea, if the ship,
proceeding from a foreign port, is only passing through the territorial sea without
entering internal waters."155
Diese die Ausübung von Zwangsmaßnahmen betreffende Bestimmung hat
um so mehr auf ein ausländisches Schiff Anwendung zu finden, das nicht
einmal deutsche Küstengewässer befährt, sondern den deutschen Festland-
sockel nur überquert.
Es verbleibt im Falle einer Umweltverschmutzung bei den allgemeinen
völkerrechtlichen Bestimmungen; diese sehen allein die Strafgewalt des
Flaggenstaates für auf der Hohen See begangene Umweltstraftaten vor, je-
denfalls solange und soweit diese keine Auswirkungen auf schützenswerte
Interessen dritter Staaten zeigen.
152 S. o. § 3 V. 2.
153 S. o. § 3 V. 3.
154 Durch Art. 11 des Gesetzes vom 11. Februar 1977 zu den Übereinkommen vom 15. Feb-
ruar 1972 und 29. Dezember 1972 zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch das
Einbringen von Abfällen durch Schiffe und Luftfahrzeuge (BGBl. 1977 II, S. 165) und
Art. 4 des MARPOL-Zustimmungsgesetzes vom 23. Dezember 1981 (BGBl. 1982 II,
S. 2); s. dazu u. § 21 XII. 2).
155 Gleichlautend Art. 27 Abs. 5 UNSRK, der allerdings mit dem Nebensatz eingeleitet wird:
"Except as provided in Part XII or with respect to violations of laws and regulations
adopted in accordance with Part V, the coastal State ..."; Teil XII enthält die Bestimmun-
gen über die "Protection an Preservation of the Marine Environment" [s. dazu ausführlich
u. § 23], Teil V befaßt sich mit der "Exclusive Economic Zone" [s. dazu ausführlich u.
§ 22 II. 3.]; vgl. zu dieser Bestimmung Shearer, ICLQ 35 [1986], S. 328.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 45
3. Zusammenfassung
Die Küstenstaaten besitzen aufgrund der völkergewohnheitsrechtlichen Be-
stimmungen, wie sie überwiegend in dem Genfer FLSÜbk. vom 29. April
1958 kodifiziert sind, ausschließliche Rechte an den Bodenschätzen des
Meeresgrundes und -untergrundes im Bereich des ihnen vorgelagerten
Festlandsockels. Diese Rechte sind nicht ausschließlich auf das reine Auf-
suchen und Fördern der Bodenschätze beschränkt, sondern umfassen als
Annexkompetenz auch die Regelungsbefugnis in sonstigen mit der Aufsu-
chung oder Gewinnung von Bodenschätzen zusammenhängenden Berei-
chen wie beispielsweise die Kontrolle von Arbeitssicherheit und Arbeit-
nehmerschutz an Bord von Ölförderplattformen, die Besteuerung von Ge-
winnen aus der Fördertätigkeit; dazu gehört auch die strafrechtliche Kon-
trolle von Verschmutzungen der über dem Festlandsockel befindlichen
Hohen See, soweit diese durch die Aufsuchung oder Gewinnung von Bo-
denschätzen des Festlandsockels verursacht werden oder hiermit sonst in
Zusammenhang stehen. Die generelle Erfassung von Umweltstraftaten, die
den Tatbestand der §§ 324, 326, 330 oder 330a StGB erfüllen, im Bereich
des deutschen Festlandsockels ist dagegen vom völkerrechtlichen Fest-
landsockelregime nicht erfaßt.
VIII. Ergebnis
Grundsätzlich unterscheidet sich die Strafgewalt eines Staates über das
Meer nicht von der über ausländisches Territorium: Taten, die im Bereich
des Meeres begangen werden, können von einem Staat seiner Strafgewalt
unterstellt werden, wenn eine sinnvolle Verbindung zu diesem besteht.
Diese Verbindung kann in der inländischen Staatsangehörigkeit von Täter
oder Opfer bestehen. Sie kann insbesondere bei Straftaten auf dem Meer
auch darin bestehen, daß das Schiff, an Bord dessen die Straftat begangen
wird, die Flagge des betreffenden Staates führt. Diese Anknüpfungspunkte,
die fast alle Staaten ihrem internationalen Strafrecht zugrunde gelegt haben,
sind als Ausnahmen vom Grundsatz der ausschließlichen Hoheitsgewalt
des Flaggenstaates über eigene Schiffe auf der Hohen See gewohnheits-
rechtlich anerkannt. Ferner kann ein Staat seine Strafgewalt in Anwendung
des Territorialitätsprinzips auch auf solche Taten erstrecken, die sich an
Bord eines Schiffes ereignen, das die zum Inland gehörenden Meerestei-
le156 befährt; dies gilt jedoch nicht unbeschränkt wie im übrigen Staatsge-
biet, sondern unter den besonderen Voraussetzungen des Völkergewohn-
156 Dies sind die inneren Gewässer (s. dazu o. § 3 III.) und das Küstenmeer (s. dazu o. § 3
IV.).
46 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
157 S. o. § 3 IV. 2.
158 S. o. § 3 V. 2.
159 S. o. § 3 V. 3.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 47
3. Ergebnis
Das OILPOL verpflichtet die Unterzeichnerstaaten, in Anwendung des
Flaggenprinzips Verschmutzungen des Meeres durch Öl durch im Inland
registrierte Schiffe unter Strafe zu stellen. Es hindert die Unterzeich-
nerstaaten nicht, weitere völkerrechtlich zulässige Anknüpfungspunkte he-
ranzuziehen und die Meeresverschmutzung durch Öl in größerem Umfang
als im OILPOL vorgeschrieben unter Strafe zu stellen. Die Bestrafung von
Meeresverschmutzungen außerhalb des eigenen Hoheitsgebiets, die durch
Ausländer auf ausländischen Schiffen begangen werden, ermöglicht das
OILPOL jedoch nicht.
175 International Convention for the Prevention of Pollution from Ships, unterzeichnet in
London am 2. November 1973, abgedruckt in: BGBl. 1984 II, S. 231 (Übereinkommen
i.d.F. des Protokolls vom 17.2.1978 durch Bekanntmachung v. 5.3.1984; Abdruck der
Anlagen I - V in Anlagenband zu BGBl. 1984 II Nr. 8 v. 24.3.1984); geändert am
5.12.1985 (BGBl. 1986 II, S. 942 und Anlagenband); Edom/Rapsch/ Veh, S. 67; Rüs-
ter/Simma, Bd. II, S. 552 (Übereinkommen), Bd. XIX, S. 9451 (Protokoll). Zum Inhalt
des MARPOL vgl. Edom/Rapsch/Veh, S. 24 ff.
176 BGBl. 1983 II, S. 632; die Fehlanzeigen hinsichtlich des Inkrafttretens von Bassiouni,
International Criminal Law Conventions by Crime, in: Bassiouni (Hrsg.), International
Criminal Law, Vol. I, 1986, S. 158, und von Nehlmeyer-Günzel, Der maritime Umwelt-
schutz, 1986, S. 160, treffen nicht zu.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 51
Eine Verbesserung des MARPOL mit Anlage I gegenüber dem OILPOL ist
die Einführung von sogenannten Sondergebieten,180 zu denen im europäi-
schen Raum die Ostsee, das Mittelmeer und das Schwarze Meer gehö-
ren.181 In diesen Sondergebieten ist für alle Tanker und für sonstige Schif-
fe ab einer bestimmten Größe jegliches Ablassen von Öl verboten; nur
kleinere Schiffe dürfen Öl in geringer Menge enthaltende Flüssigkeiten in
Sondergebieten ablassen.
184 So de lege lata auch Hakapää, S. 113, der de lege ferenda nach Inkrafttreten der UNSRK
auch die EEZ für miteinbezogen hält. Gündling, Ölunfälle bei der Ausbeutung der Fest-
landsockels, ZaöRV 37 (1977), S. 551, übersetzt jurisdiction in Art. 4 Abs. 2 mit Juris-
diktionsbereich und bezieht darin auch den Festlandsockel ein, soweit dessen Boden-
schätze ausgebeutet werden, und kommt damit zu einer zweifachen Verantwortlichkeit
des Küstenstaates für den Festlandsockel.
185 S. dazu o. § 3 VII.
186 Die amtliche, aber nicht verbindliche (Art. 20 MARPOL) deutsche Übersetzung lautet:
"Der Ausdruck "Hoheitsbereich" in diesem Übereinkommen ist entsprechend dem bei der
Anwendung oder Auslegung dieses Übereinkommens geltenden Völkerrecht auszulegen."
Es fällt hier die Übersetzung von "jurisdiction" nicht mit "Hoheitsgewalt" wie im
OILPOL (s.o. § 4 II. 2. in Anm. 173), sondern mit "Hoheitsbereich" auf, was m.E. zu eng
ist: So ist etwa in Art. 5 Abs. 2 von "ports or offshore-terminals under the jurisdiction of a
party" die Rede; gerade offshore-terminals befinden sich häufig im Bereich des Festland-
sockels, der nicht zum "Hoheitsbereich" des Küstenstaates gehört, auf dem befindliche
Anlagen zur Ölförderung und -verladung aber sehr wohl der "Hoheitsgewalt" des Ufer-
staates unterstehen (ebenso wohl Gündling, ZaöRV 37 [1977], S. 551).
54 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
3. Ergebnis
Das MARPOL verpflichtet die Unterzeichnerstaaten als Träger der Flag-
gen- und der Territorialhoheit, Meeresverschmutzungen durch Öl und nach
Inkrafttreten der übrigen Anlagen auch durch die sonstigen in ihnen ge-
nannten Schadstoffe strafrechtlich zu erfassen. Auch - ausländische - feste
und schwimmende Plattformen im Bereich des Festlandsockels werden der
Strafgewalt des betreffenden Küstenstaates unterstellt; diese Unterstellung
bewegt sich aber nur im Rahmen der nach allgemeinem Völkerrecht funk-
tional auf die Erforschung und Ausbeutung der Bodenschätze des Fest-
landsockels beschränkten Rechte und geht nicht über das Maß an Rechten
hinaus, das dem Küstenstaat ohnehin als Annexkompetenz zu den Erfor-
schungs- und Ausbeutungsrechten auch ohne ausdrückliche vertragliche
Regelung zusteht.188 Die Ausdehnung der Strafgewalt auf andere Meeres-
verschmutzungen gestattet das MARPOL dagegen nicht; einer solchen
Ausdehnung würde es aber, sollte diese völkerrechtlich anerkannt werden,
gemäß seinem Art. 9 Abs. 3 auch ohne ausdrückliche Anpassung nicht ent-
gegenstehen.
189 Convention for the Prevention of Marine Pollution by Dumping from Ships and Aircraft,
unterzeichnet in Oslo am 15. Februar 1972 (BGBl. 1977 II, S. 169; Rüster/ Simma, Bd. II,
S. 530; in deutscher Übersetzung abgedr. bei Edom/Rapsch/Veh, S. 261; dort [S. 40 ff.]
auch Erläuterungen zum Inhalt des Übereinkommens), für die Bundesrepublik in Kraft
getreten am 23.12.1977 (BGBl. 1977 II, S. 1492) zuletzt geändert am 2.3.1983 (BGBl.
1986 II, S. 999); s. hierzu Gündling, Abfallbeseitigung auf See, NuR 1982, S. 42 ff.
190 BR-Drs. 257/85, S. 1; BGBl. 1986 II, S. 999.
191 Art. 5; sogenannte 'schwarze Liste'.
192 Sogenannte 'graue Liste'.
193 Das Geltungsgebiet wird kartographisch dargestellt bei Edom/Rapsch/Veh, S. 41.
194 Art. 16; OSCOM.
56 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
der Bestrafung als solcher - zu zählen, die durch ihre bloße Existenz eben-
falls präventiv wirken. Hinzu kommt, daß in die Überwachungspflicht in
Art. 15 Abs. 1 insbesondere auch die im Inland registrierten Schiffe und
Luftfahrzeuge einbezogen sind, die von jeher der Hoheits- und Strafgewalt
des Flaggenstaates unterstehen; es befindet sich deshalb in Übereinstim-
mung mit den zuvor behandelten Meeresschutzkonventionen, wenn Art. 15
Abs. 1 das Strafrecht des Flaggenstaates über dessen eigene Schiffe zu ei-
ner Strafpflicht verstärkt.
Aus diesen Gründen spricht alles dafür, Art. 15 Abs. 1 OSLO-Übk. auch
die Verpflichtung zum Erlaß innerstaatlicher strafrechtlicher Normen in
dem dort beschriebenen Umfang - d.h. für im Inland registrierte Schiffe
und Luftfahrzeuge, für Schiffe und Luftfahrzeuge, die in das inländische
Küstenmeer Schadstoffe einbringen, und für im Inland mit Schadstoffen
beladene (ausländische) Schiffe und Luftfahrzeuge - zu entnehmen.197
3. Ergebnis
Zwar läßt auch das OSLO-Übk. die Bestrafung aller Verschmutzungen der
Hohen See durch das Einbringen von Schadstoffen durch Schiffe und
Luftfahrzeuge, die in keiner Verbindung zum strafenden Staat stehen, nicht
zu; es hätte dies entsprechend seinem generell beschränkten Geltungsgebiet
auch nur für den Bereich des Nordostatlantiks und der Nordsee tun können.
Das OSLO-Übk. bleibt mit seiner Verpflichtung der Unterzeichnerstaaten,
auf Meeresverschmutzungen mit der Anwendung des Flaggen- und des
Territorialitätsprinzips zu reagieren, im Rahmen des völkerrechtlich ohne-
hin Zulässigen. Neue Wege beschreitet das OSLO-Übk. jedoch mit der
Einführung eines Lade- oder Verursacherprinzips, wonach auch ausländi-
sche Schiffe und Luftfahrzeuge für das Einbringen von Schadstoffen in die
Hohe See im Inland bestraft werden können, wenn die Schadstoffe im In-
land geladen wurden.
197 Ebenso Timagenis, Marine Pollution, Vol. I, Rn. 138: "Punishment of violations of the
Convention is one of the means "to ensure compliance" with its provisions."
58 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
198 Convention on the Prevention of Marine Pollution by Dumping of Wastes and other Mat-
ter, unterzeichnet in London am 29. Dezember 1972 (BGBl. 1977 II, S. 155, 180; Rüs-
ter/Simma, Bd. II, S. 537; in deutscher Sprache abgedruckt bei Edom/Rapsch/Veh, S. 283;
dort [S. 46 ff.] auch kommentiert), zuletzt geändert am 12.10.1978 (BGBl. 1987 II,
S. 119).
199 BGBl. 1979 II, S. 273.
200 Am 23. Dezember 1977 (BGBl. 1977 II, S. 1492).
201 Gesetz vom 11. Februar 1977 zu den Übereinkommen vom 15. Februar 1972 und 29.
Dezember 1972 zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen von Ab-
fällen durch Schiffe und Luftfahrzeuge, BGBl. 1977 II, S. 165, zuletzt geändert durch
Art. 4 des Gesetzes vom 28. April 1980, BGBl. 1980 II, S. 606.
202 Dies sind die sich von der sogenannten Basislinie, von der aus sich das Küstenmeer see-
wärts ersteckt, landwärts anschließenden Gewässer, vor allem also Häfen, Buchten und
Flußmündungen; siehe näher dazu oben § 3 III.
203 Art. III Nr. 3.
204 So lautet die Definition von 'Einbringen' ('dumping') in Art. III Nr. 1 lit. a) i)
LONDON-Übk.
205 Vgl. Edom/Rapsch/Veh, S. 46; Sondergutachten Umweltprobleme der Nordsee,
BT-Drs. 9/692, S. 383.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 59
und sonstige Stoffe, die beim Betrieb von Schiffen, Luftfahrzeugen und
Plattformen entstehen, sowie die Beseitigung von Abfällen, die aus der
Ausbeutung und Verarbeitung von Mineralien des Meeresbodens entste-
hen.206
In der Regelungstechnik entspricht das LONDON-Übk. dem OSLO-Übk.
Gemäß Art. IV Abs. 1 ist das Einbringen der in Anlage I (sogenannte
'schwarze Liste') genannten Stoffe verboten, das Einbringen der in Anlage
II (sogenannte 'graue Liste') genannten Stoffe bedarf jeweils einer vorheri-
gen Sondererlaubnis, und das Einbringen aller sonstigen Stoffe bedarf einer
vorherigen allgemeinen Erlaubnis; bei der Erteilung von Erlaubnissen sind
jeweils die in Anlage III genannten Kriterien zu beachten.
Bemerkenswert ist, daß auf der 'schwarzen Liste' des LONDON-Übk. ne-
ben den in der 'schwarzen Liste' des OSLO-Übk. genannten Stoffen auch
Rohöl, hochgradig radioaktive Stoffe sowie biologische und chemische
Kampfmittel aufgeführt werden.207 Andererseits bestimmt Nr. 9 ausdrück-
lich, daß die Anlage I und damit ein absolutes Einbringungsverbot nicht für
solche Stoffe gilt, welche die in Anlage I genannten Stoffe - dazu zählen
organische Halogenverbindungen, Quecksilber und Cadmium - als Spu-
renverunreinigung enthalten; die Einbringung von Klärschlamm und Bag-
gergut - diese Stoffe werden in der Anlage I Nr. 9 beispielhaft genannt - ist
nach vorheriger Genehmigung also zulässig.
3. Ergebnis
Auch das LONDON-Übk. begründet keine schrankenlose Strafgewalt über
Meeresverschmutzungen. Es geht mit der Verpflichtung der Unter-
zeichnerstaaten zur Anwendung des Territorialitätsprinzips traditionelle
Wege und verfolgt mit der Anwendung des Lade- oder Verursacherprinzips,
das wie alle anderen Prinzipien außer dem Weltrechtsprinzip eine sinnvolle
Beziehung zum Inland aufweist, die bereits im OSLO-Übk. eingeschlagene
Richtung.
208 Im englischen Original heißt es: "(c) Vessels and aircraft and fixed or floating platforms
under its jurisdiction believed to be engaged in dumping."
209 Der Gesetzgeber hat sowohl dem OSLO-Übk. als auch dem LONDON-Übk. nur für die
Hohe See - d.h. unter Außerachtlassung eigener wie fremder Küstengewässer - bei Tat-
begehung durch im Inland registrierte oder beladene Schiffe innerstaatliche Geltung ver-
schafft (Art. 2 Abs. 1 Zustimmungsgesetz, BGBl. 1977 II, S. 165 = Edom/Rapsch/Veh,
S. 262).
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 61
VI. Das Übereinkommen über den Schutz der Meeresumwelt des Ost-
seegebiets vom 22. März 1974 (HELSINKI-Übk.)210
1. Geltungsbereich und Regelungsinhalt
Das HELSINKI-Übk. gilt für die gesamte Ostsee - ausgenommen die inne-
ren Gewässer 211 der Vertragsparteien - bis zu ihrem Übergang in die
Nordsee im Skagerrak; es wurde von allen sieben Ostseeanrainerstaaten
unterzeichnet und ratifiziert. Von den zuvor genannten Übereinkommen
unterscheidet sich das HELSINKI-Übk. insbesondere dadurch, daß es sei-
nem Regelungsinhalt nach nicht auf bestimmte Verschmutzungsformen
und -quellen beschränkt ist, sondern die Verschmutzung vom Land aus, die
Verschmutzung durch Schiffe, gleich ob betriebsbedingt oder durch Ab-
fallbeseitigung verursacht, die Verschmutzung in Zusammenhang mit der
Erforschung und Ausbeutung des Meeresgrundes und die Bekämpfung ei-
ner bereits eingetretenen Meeresverschmutzung in seinen Regelungsbe-
reich einbezieht.
Gemäß Art. 7 Abs. 1 HELSINKI-Übk. treffen die Vertragsparteien die in
der umfangreichen Anlage IV beschriebenen Maßnahmen,
"um das Ostseegebiet vor Verschmutzung durch vorsätzliches, fahrlässiges oder
unfallbedingtes Freisetzen von Öl und sonstigen Schadstoffen sowie durch Ein-
leiten durch Schiffsabwasser und -müll zu schützen";
nicht geregelt ist, ob die Vertragsparteien die Einhaltung des
HELSINKI-Übk. hinsichtlich dieser Verschmutzungsformen in Anwen-
dung des Territorialitätsprinzips und/oder des Flaggenprinzips sicherstellen
sollen.
Das Einbringen ('dumping'), d.h. die auf See erfolgende vorsätzliche Besei-
tigung von Abfällen oder sonstigen Stoffen, 212 ist von den Ver-
tragsparteien gemäß Art. 9 Abs. 1 grundsätzlich zu verbieten; lediglich
210 Convention on the Protection of the Marine Environment of the Baltic Sea Area (BGBl.
1979 II, S. 1229; Rüster/Simma, Bd. II, S. 683 [in englischer Sprache]; Edom/Rapsch/
Veh, S. 319 [in deutscher Sprache]); für die Bundesrepublik und international - ausge-
nommen die Anlage IV, die erst am 3. Mai 1981 in Kraft getreten ist - in Kraft getreten
am 3. Mai 1980 (BGBl. 1980 II, S. 1449), zuletzt geändert am 27.2.1987 (BGBl. 1987 II,
S. 206 [Zustimmungsverordnung], Anlage zu Nr. 9 [Konventionsänderungen]); zum In-
halt des HELSINKI-Übk. vgl. Edom/Rapsch/ Veh, S. 55 ff., und Ehlers, Zehn Jahre Hel-
sinki-Übereinkommen - Ein Bericht, NuR 1984, S. 138 ff.
211 Zum Begriff "innere Gewässer" s.o. § 3 III.
212 Vgl. im einzelnen die Legaldefinition in Art. 2 Nr. 3 lit. a) HELSINKI-Übk.
62 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
3. Ergebnis
Die verschiedene Verschmutzungsquellen erfassende und deshalb unge-
mein komplizierte Regelung im HELSINKI-Übk. erweitert die strafrecht-
lichen Kompetenzen der Küstenstaaten nicht. Auch die Bundesrepublik
vertritt in diesem Punkt keine andere Auffassung und erfaßt strafrechtlich
(als Ordnungswidrigkeit) in der bislang einzigen speziell zur Durchführung
des HELSINKI-Übk. erlassenen VO vom 11. Februar 1985 nur eigene
Schiffe in Anwendung des Flaggenprinzips (§ 1 Nr. 1), fremde Schiffe im
eigenen Küstenmeer und in den eigenen inneren Gewässern in Anwendung
des Territorialitätsprinzips (§ 1 Nr. 2), und schließlich schwimmende
Plattformen in Anwendung des Territorialitätsprinzips nur insoweit, als sie
im eigenen Küstenmeer betrieben werden (§ 1 Nr. 3). Im letztgenannten
Fall bleibt die Bundesrepublik sogar hinter den vom Völkerrecht einge-
räumten Kompetenzen zurück, indem sie weder die außerhalb des Küsten-
meeres im Bereich des deutschen Festlandsockels eingesetzten Plattformen
erfaßt222 noch Plattformen, die im Inland registriert sind, unabhängig vom
Tatort einer etwaigen Verschmutzung.
222 Dies dürfte damit zusammenhängen, daß die Bundesrepublik in der Ostsee noch keine
Initiative zur Abgrenzung eines bundesdeutschen Festlandsockelanteils ergriffen hat [s.
auch § 8 I. 2. a) bb)].
223 Convention for the Protection of the Mediterranean Sea against Pollution, in Kraft getre-
ten am 12. Februar 1978; englischer Text in ABl. Nr. L 240 v. 19.9.1977, S. 3; Rüs-
ter/Simma/Bock, Bd. XIX, S. 9497; in deutscher Übersetzung in Edom/Rapsch/ Veh,
S. 373; dort auch kommentiert (S. 61 ff.).
224 Vgl. Hakapää, S. 81; Nehlmeyer-Günzel, S. 186.
225 Dies gilt für den Libanon, Syrien und Israel, Griechenland und die Türkei, Algerien und
Marokko.
66 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
daß das Beladen zum Zwecke des Einbringens in das Mittelmeer erfolgen
muß, da das Übereinkommen nur für das Mittelmeergebiet gilt. Aus der
Bestimmung könnte gefolgert werden, daß das Einbringen ohne Erlaubnis
von dem für die Erteilung der Erlaubnis zuständigen Staat strafrechtlich
sanktioniert werden kann, was die Anwendung des Territorialitätsprinzips
und des Flaggenprinzips bedeuten würde. In Art. 11 des Dum-
ping-Protokolls werden jedoch in einer gesonderten Vorschrift alle Ver-
tragsparteien verpflichtet, "die zur Durchführung dieses Protokolls erfor-
derlichen Maßnahmen (anzuwenden)" - hierunter dürften auch Maßnahmen
zur Sanktionierung unberechtigten Einbringens zu subsumieren sein - auf
1) Schiffe und Luftfahrzeuge nach dem Flaggenprinzip,
2) Schiffe und Luftfahrzeuge, die im eigenen Hoheitsgebiet mit Schad-
stoffen zum Zwecke des Einbringens beladen werden (Lade- bzw.
Verursacherprinzip),
3) Schiffe und Luftfahrzeuge, von denen "ein Einbringen in Gebieten an-
genommen wird, die diesbezüglich zu ihrem Hoheitsbereich230 gehö-
ren" (Territorialitätsprinzip).
Schließlich hält Art. 13 ausdrücklich fest, daß das Recht jeder Ver-
tragspartei, andere mit dem Völkerrecht übereinstimmende Maßnahmen zu
treffen, um die durch das Einbringen verursachte Verschmutzung zu ver-
hüten, von dem Protokoll nicht berührt wird.
3. Ergebnis
Das BARCELONA-Übk. folgt dem in anderen Konventionen vorge-
zeichneten Weg und verpflichtet die Vertragsparteien neben der An-
wendung des Territorialitätsprinzips und des Flaggenprinzips zur Ein-
führung des hier als Lade- bzw. Verursacherprinzips 231 bezeichneten
Grundsatzes. Weitere Neuerungen hinsichtlich der Ausdehnung der Straf-
gewalt auf die Hohe See bei Meeresverschmutzungen durch ausländische
eine außerordentliche Sitzung des Rates der IMCO, der einen Sonderaus-
schuß einsetzte; dieser erarbeitete einen Konventionsentwurf als Grundlage
für das BRÜSSEL-Übk.237
Die zentrale Vorschrift des BRÜSSEL-Übk. ist Art. I Abs. 1; sie lautet:
"Parties to the present Convention may take such measures on the high seas as
may be necessary to prevent, mitigate or eliminate grave and imminent danger to
their coastline or related interests from pollution or threat of pollution of the sea
by oil, following upon a maritime casualty or acts related to such a casualty,
which may reasonably be expected to result in major harmful consequences."238
Aus den Legaldefinitionen in Art. II ergibt sich, daß nur Schiffe, nicht aber
Bohrplattformen und sonstige Einrichtungen zur Erforschung und Aus-
beutung des Meeresgrundes erfaßt sind.239 Ferner ergibt sich aus dem
Ausdruck maritime casualty,240 daß nur die unfallbedingte Verschmutzung
durch Öl den Küstenstaat zum Eingreifen berechtigt, nicht aber das vor-
sätzliche oder fahrlässige Einbringen.241
Daß nur die Hohe See in den Regelungsbereich des BRÜSSEL-Übk. ein-
bezogen ist, nicht aber das Küstenmeer, dürfte darauf beruhen, daß ein
Eingreifen im Falle eines Ölunfalls im Küstenmeer, der sich auf die Küste
auszuwirken droht, bereits aufgrund allgemeinen Völkerrechts zulässig ist:
Gemäß Art. 14 Abs. 1 des Genfer Küstenmeerübereinkommens von
1958242 genießen fremde Schiffe im Küstenmeer das Recht auf innocent
passage; in Abs. 3 desselben Artikels heißt es, daß eine
"[p]assage is innocent as long as it is not prejudicial to the peace, good order or
security of the coastal state".
anzumerken ist, daß Völkerrechtswidrigkeit angenommen wurde, obgleich das Schiff in-
nerhalb der von Großbritannien seinerzeit beanspruchten Anschlußzone von 9 sm ge-
strandet war.
237 Vgl. näher dazu Hakapää, S. 264 f.
238 Hervorhebung der wichtigsten Bestandteile dieser Vorschrift vom Verf.
239 So auch Edom/Rapsch/Veh, S. 36; Hakapää, S. 267; Nehlmeyer-Günzel, S. 151.
240 In der deutschen Übersetzung wird hierfür der Ausdruck "Seeunfall" verwendet.
241 So auch Gündling, ZaöRV 37 (1977), S. 554; Hakapää, S. 266 f.; Nehlmeyer-Günzel,
S. 150; Steiger/Demel, DVBl. 1979, S. 214.
242 Abgedruckt bei Platzöder/Graf Vitzthum, S. 17 ff.; das Abkommen wurde von der Bun-
desrepublik nicht unterzeichnet, gibt aber in dem hier entscheidenden Punkt lediglich
Völkergewohnheitsrecht wieder; vgl. näher hierzu o. bei § 3 IV.
70 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
247 International Convention for the unification of certain rules relating to penal jurisdiction
in matters of collision or other incidents of navigation, BGBl. 1972 II, S. 668 (Überein-
kommen), S. 653 (Zustimmungsgesetz), für die Bundesrepublik in Kraft getreten am 6.
April 1973 (BGBl. 1973 II, S. 343); vgl. dazu Oehler, Neuerer Wandel in den Bestim-
mungen über den strafrechtlichen Geltungsbereich in den völkerrechtlichen Verträgen, FS
Carstens, S. 437 f.
248 StIGHE 5 (1927), S. 71 ff.; s.o. § 2 II. 2.
249 Gemäß seinem Art. 4 gilt das Übereinkommen auch im Küstenmeer, nicht jedoch in den
inneren Gewässern; die Bundesrepublik hat aber einen nach Art. 4 Abs. 2 zulässigen
Vorbehalt erklärt, wonach sie sich die Verfolgung von in deutschen Hoheitsgewässern
begangenen Zuwiderhandlungen vorbehält; vgl. Oehler, Internationales Strafrecht, Rn. 15
und 424; unzutreffend bei Rn. 466, wonach auch bei Schiffszusammenstößen in Häfen
nur der Flaggenstaat zur strafrechtlichen Bewertung zuständig sein soll.
72 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
4. Ergebnis
Auch das BRÜSSEL-Übk. erweitert die strafrechtlichen Kompetenzen der
(Küsten-)Staaten hin zur Zulässigkeit der Ausdehnung der Strafgewalt auf
die Hohe See bei Meeresverschmutzungen nicht. Aus der Tatsache, daß
selbst das (präventive) Vorgehen gegen drohende Verschmutzungen der
eigenen Küste und damit bei unmittelbarer Gefährdung eigener Interessen
vom allgemeinen Völkerrecht verboten war und erst aufgrund einer Ver-
einbarung zwischen den seefahrenden Nationen erreicht werden konnte,
wird man vielmehr den Gegenschluß ziehen müssen, daß ein strafrechtli-
ches Vorgehen gegen Meeresverschmutzungen ohne Berührung eigener
Interessen des strafenden Staates völkerrechtlich nicht zulässig ist.
250 Freilich kann das Völkerrecht im Einzelfall die Heranziehung bestimmter Anknüp-
fungspunkte verbieten; ein Beispiel hierfür ist das Internationale Übereinkommen zur
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 73
Vereinheitlichung von Regeln ... bei Schiffszusammenstößen ... [s.o. § 4 VIII. 3.], das
andere Anknüpfungspunkte neben dem Flaggenprinzip ausschließt.
74 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
251 Zur Bedeutung von Art. 25 GG für die Praxis deutscher Behörden und Gerichte vgl. den
gleichlautenden Beitrag von R. Hofmann in FS Zeidler, S. 1885 ff.
252 Vgl. Hesse, Verfassungsrecht, Rn. 103; Stern, Staatsrecht, Bd. I, S. 489.
253 So das Bundesverfassungsgericht allerdings noch im Konkordatsurteil; vgl. BVerfGE 6,
S. 309 (363).
254 BVerfGE 23, S. 288 (316); 36, S. 342 (365); Stern, Staatsrecht, Bd. I, S. 494.
255 BVerfGE 75, S. 1 (19).
256 Dieses Gericht ist gemäß § 10a StPO bei im Bereich des deutschen Festlandsockels be-
gangenen Umweltstraftaten subsidiär zuständig, wenn sonst kein Gerichtsstand begründet
ist.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 75
- Gelangt das Gericht hingegen zu dem Ergebnis, daß die Tat zwar im
Bereich des deutschen Festlandsockels begangen wurde, im übrigen
aber keinerlei Auswirkungen auf deutsche Interessen hatte und damit
keine sinnvolle Verbindung zwischen der Tat und der Bundesrepublik
besteht, bleibt für eine völkerrechtskonforme Auslegung von § 5 Nr. 11
StGB kein Raum: Die Erstreckung und Ausübung deutscher Strafge-
walt auf diesen Täter ist wegen Verstoßes gegen eine allgemeine Regel
des Völkerrechts, die den - einfachen - Bundesgesetzen und damit auch
§ 5 Nr. 11 StGB gemäß Art. 25 GG vorgeht,257 unwirksam.258 Ist eine
Verurteilung auch nicht aufgrund von § 7 Abs. 2 Nr. 2 StGB259 mög-
lich, ist der Angeklagte freizusprechen, weil er der deutschen Strafge-
walt nicht unterliegt.260 Dies gilt freilich nur dann, wenn das erken-
257 Streitig ist die - hier nicht interessierende - Frage, ob Art. 25 S. 2 GG den allgemeinen
Regeln des Völkerrechts Vorrang nicht nur vor den unterkonstitutionellen Gesetzen, son-
dern auch vor der Verfassung selbst einräumt. Die h.M. lehnt dies ab und geht von einer
Zwischenposition zwischen Verfassung und einfachen Bundesgesetzen aus (vgl. Maunz
in Maunz/Dürig/Herzog/Scholz, Art. 25 Rn. 24; Rojahn in v. Münch, GG-Komm., Art. 25
Rn. 36; Stern, Staatsrecht, S. 493 ff., jeweils m.w.Nachw.).
258 Übersichten über die Rechtsprechung zur Existenz allgemeiner Regeln des Völkerrechts
und deren Anwendungsbereich finden sich bei Rojahn in v. Münch, GG-Komm., Art. 25
Rn. 22, 34; Stern, Staatsrecht, S. 490 f.
259 Nach dem Prinzip der stellvertretenden Strafrechtspflege kann ein Ausländer für eine
Auslandstat in der Bundesrepublik bestraft werden, "wenn die Tat am Tatort mit Strafe
bedroht ist oder der Tatort keiner Strafgewalt unterliegt" und der Täter "... im Inland be-
troffen und, obwohl das Auslieferungsgesetz seine Auslieferung nach der Art der Tat zu-
ließe, nicht ausgeliefert wird, weil ein Auslieferungsersuchen nicht gestellt oder abge-
lehnt wird oder die Auslieferung nicht ausführbar ist".
260 Die h.M. (vgl. BGHSt. 34, S. 1 [3]; OLG Saarbrücken, NJW 1975, S. 506 [509]; LG
Frankfurt, NJW 1977, S. 508; Dreher/Tröndle, § 3 Rn. 2b; Eser in Schönke/Schröder,
Vorbem. §§ 3-7 Rn. 2) würde allerdings das Verfahren wegen eines in dem Fehlen deut-
scher Gerichtsbarkeit begründeten Verfahrenshindernisses einstellen. Zwei Fallkonstella-
tionen sind zu unterscheiden: Wenn eine konkrete Tat nicht in den Schutzbereich eines
deutschen Straftatbestandes fällt (dies war in den genannten Entscheidungen des OLG
Saarbrücken und des LG Frankfurt, in denen es um den Schutzbereich von § 170 b ging,
der Fall) ist der Angeklagte freizusprechen; er hat keinen Straftatbestand verwirklicht und
sich folglich nicht strafbar gemacht (nicht überzeugend die Begründung des OLG Saar-
brücken, aaO., S. 509: "... der deutsche Strafrichter kann nur deutsches Strafrecht anwen-
den [...], so daß ein Strafverfahren nur durchgeführt werden kann, wenn deutsches Straf-
recht Anwendung findet ..."). Unterliegt der Täter dagegen nicht der deutschen Strafge-
walt (so der Fall in BGHSt. 34, S. 1), ist m.E. ebenfalls ein Freispruch die richtige Lö-
sung, weil das internationale Strafrecht "Geltungsvoraussetzung als auch Teil des natio-
nalen materiellen Strafrechts" ist (Eser in Schönke/Schröder, Vorbem. §§ 3-7 Rn. 2 [Her-
vorhebung im Original]). Die Argumentation der h.M. leidet daran, daß trotz Bekennt-
nisses zum materiellen Charakter des internationalen Strafrechts von der fehlenden Straf-
gewalt auf das Fehlen deutscher Gerichtsbarkeit geschlossen (so die Begründung in
BGHSt.34, S. 1 [3]) und damit ein Verfahrenshindernis begründet wird.
76 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
nende Gericht selbst der Überzeugung ist, daß eine allgemeine Regel
des Völkerrechts in dem hier vertretenen Umfang besteht und § 5
Nr. 11 StGB vorgeht; hat das Gericht lediglich Zweifel an Existenz und
Tragweite einer einschlägigen Völkerrechtsregel oder stößt es auf
ernstzunehmende Zweifel, ohne diese zu teilen, hat es in Anwendung
von Art. 100 Abs. 2 GG die Entscheidung des Bundesverfassungsge-
richts einzuholen.261
261 Vgl. Stern, Staatsrecht, S. 494 ff.; zur prozessualen Geltendmachung des hier ange-
nommenen Völkerrechtsverstoßes s. sogleich in § 5 II. 3.
262 Vgl. BGH, Urt. v. 2.8.1984 - 4 StR 120/83 -, NStZ 1984, S. 563, bestätigt durch BVerfG,
Beschl. v. 17.7.1985 - 2 BvR 1190/84 -, EuGRZ 1986, S. 18 = NJW 1986, S. 1427 (mit
Anm. von Herdegen, Die völkerrechtswidrige Entführung eines Beschuldigten als Straf-
verfolgungshindernis, EuGRZ 1986, S. 1 ff.); - BGH, Urt. v. 30.5.1985 - 4 StR 187/85 -,
NStZ 1985, S. 464 = EuGRZ 1987, S. 94, bestätigt durch BVerfG, Beschl. v. 3.6.1986 - 2
BvR 837/85 -, NStZ 1986, S. 468 = NJW 1986, S. 3021 = EuGRZ 1987, S. 92 (mit Anm.
von Trechsel, Grundrechtsschutz bei der internationalen Zusammenarbeit in Strafsachen,
EuGRZ 1987, S. 69 ff.); - BGH, Beschl. v. 23.10.1985 - 2 StR 401/85 - (unveröffentlicht),
bestätigt durch BVerfG, Beschl. v. 3.6.1986 - 2 BvR 1451/85 - (unveröffentlicht), in der
gleichen Sache BGH, Beschl. v. 19.12.1986 - 2 StR 588/86 -, NJW 1987, S. 3087 = StV
1987, S. 138 (mit Anm. von Schubarth, Faustrecht statt Auslieferungsrecht?, StV 1987,
S. 173 ff, und Sieg, StV 1988, S. 7 f.). - Neben den genannten Anmerkungen beschäftigen
sich die folgenden Arbeiten mit der Entführungsproblematik: Herdegen, Die Achtung
fremder Hoheitsrechte als Schranke nationaler Strafgewalt, ZaöRV 47 (1987), S. 221 ff.;
F.A. Mann, Strafverfahren gegen einen völkerrechtswidrig Entführten, NJW 1986,
S. 2167 f.; ders., Zum Strafverfahren gegen einen völkerrechtswidrig Entführten, ZaöRV
47 (1987), S. 469 ff.; H. Schultz, Male captus, bene deditus?, SchwJIR XL (1984), S. 93
ff.; Vogler, Strafprozessuale Wirkungen völkerrechtswidriger Entführungen von Straftä-
tern aus dem Ausland, FS Oehler, S. 379 ff. Ablehnend zur Zulässigkeit eines Strafver-
fahrens gegen einen durch Täuschung ergriffenen Straftäter wohl auch Oehler, HWiStR,
Stichwort "Internationales Strafrecht", S. 7 f.
Strafrechtliche Befugnisse im Bereich des Meeres 77
263 Gesetz vom 23. Dezember 1981 zu dem Internationalen Übereinkommen von 1973 zur
Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe und zu dem Protokoll von 1978 zu
diesem Übereinkommen, BGBl. 1982 II, S. 2.
264 Gesetz vom 11. Februar 1977 zu den Übereinkommen vom 15.2.1972 und 29.12.1972 zur
Verhütung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen von Abfällen durch Schiffe
und Luftfahrzeuge, BGBl. 1977 II, S. 165, zuletzt geändert durch Art. 4 des Gesetzes
vom 28. April 1980, BGBl. 1980 II, S. 606.
265 Vgl. BVerfGE 46, S. 342 (362 f.).
266 Vgl. Geiger, Grundgesetz und Völkerrecht, S. 192; Maunz in Maunz/Dürig/Her-
zog/Scholz, Art. 100 Rn. 41 a.E.; W. Meyer in v. Münch, GG-Komm., Art. 100 Rn. 32;
78 Deutsche Strafgewalt und Völkerrecht
Stern in Bonner Komm., Art. 100 Rn. 206 ff., 238 ff.; Stern, Staatsrecht, S. 496 ff.
267 BVerfGE 23, S. 288 (316); 75, S. 1 (11); Geiger, S. 192 f.
268 Vgl. Beschl. vom 11.10.1985 - 2 BvR 336/85 -, NJW 1986, S. 1425 (1426); vgl. auch
BVerfGE 23, S. 288 (300); 31, S. 145 (177); ebenso Frowein, Anm. zur Pakelli-Ent-
scheidung des BVerfG, ZaöRV 46 (1986), S. 286, und Geiger, Grundgesetz und Völker-
recht, S. 193, der neben Art. 2 Abs. 1 GG auch Art. 3 Abs. 1 GG verletzt sieht.
269 BVerfG, NJW 1986, S. 1426; vgl. auch BVerfGE 46, S. 342 (361 f.); ebenso Geiger,
Grundgesetz und Völkerrecht, S. 189 f., und R. Hofmann, FS Zeidler, S. 1885 f., Letzt-
genannter mit Hinweisen auf einschlägige unveröffentlichte Entscheidungen des BVerfG
aus dem Jahr 1987.