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ICS 91.140.

30 VDI-RICHTLINIEN Juli 2010

VEREIN Raumlufttechnische Anlagen für Fertigungsstätten VDI 3802


DEUTSCHER
INGENIEURE Absaugung luftfremder Stoffe an Blatt 2
materialabtragenden Werkzeugmaschinen Entwurf

Air conditioning systems for factories – Capture of Einsprüche bis 2010-12-31


air pollutants at machine tools removing material vorzugsweise in Tabellenform als Datei per E-Mail an
gbg@vdi.de
Die Vorlage dieser Tabelle kann abgerufen werden unter
http://www.vdi-richtlinien.de/einsprueche
in Papierform an
VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik
Fachbereich Technische Gebäudeausrüstung
Postfach 10 11 39
40002 Düsseldorf

Inhalt Seite Inhalt Seite


Vorbemerkung ......................................................... 2 12 Nachweis der Funktion und
Optimierungshinweise ................................... 20
Einleitung ................................................................. 2
12.1 Nachweiskriterien .................................... 20
1 Anwendungsbereich ......................................... 2 12.2 CFD-Analysen ......................................... 21
2 Normative Verweise .......................................... 2 12.3 Experimenteller Nachweis an der
realen Maschine ....................................... 22
3 Begriffe .............................................................. 3
13 Transport und Reinigung der
4 Allgemeine Hinweise ........................................ 4 Prozessabluft .................................................. 24
5 Bearbeitungsverfahren (-maschinen) ............. 4 13.1 Dezentrale und zentrale Systeme ............. 24
6 Stoff- und Wärmefreisetzung ........................... 4 13.2 Absaugkanalsystem ................................. 28
6.1 Entstehungsmechanismen luftfremder 13.3 Prozessabluftreinigung............................. 29
Stoffe (Stofffreisetzung) ............................ 4 13.4 Bewertung und Überprüfung ................... 30
6.2 Kühlschmierstoffe und Wirkstoffe............. 6 13.5 Messverfahren.......................................... 32
6.3 Anhaltswerte für Wärmefreisetzung Anhang A Messverfahren zur Bestimmung der
und Feuchtigkeitseintrag ............................ 7 Emissionen aus Werkzeugmaschinen 33
7 Ausbreitungsmechanismen im Raum A1 Methode zur Bestimmung der
und Einfluss der Raumluftströmung ............... 8 Kühlschmierstoffkonzentrationen ............ 33
7.1 Stoffausbreitungsmechanismen.................. 8 A2 Methode zur Bestimmung dampf- und
7.2 Raumluftströmung ..................................... 8 gasförmiger Kohlenwasserstoffe (FID-
Methode) .................................................. 33
8 Grenzwerte ...................................................... 10
A3 Methoden zur Bestimmung der
8.1 Arbeitsplatzgrenzwerte ............................ 10
Partikelanzahlkonzentrationen ................. 33
8.2 Emissionsgrenzwerte ............................... 10
Anhang B Vorgaben für die Anwendung
9 Gestaltung von Maschinenabsaugungen ..... 11
von CFD-Verfahren ........................... 36
9.1 Bauarten von Erfassungseinrichtungen .... 11
B1 Geometrie ................................................ 36
9.2 Geschlossene Bauart/Vollkapselung ........ 13
B2 Spezifikation von Randbedingungen ....... 38
10 Explosionsschutz, Brandschutz an B3 Spezifikation von
Werkzeugmaschinen und Anfangsbedingungen ............................... 38
Absauganlagen ............................................... 16
B4 Setzen der Simulationsdauer und der
10.1 Bearbeitung mit nicht Zeitschrittweite ........................................ 38
wassermischbaren Kühlschmierstoffen .... 16
B5 Definition von Konvergenzkriterien ........ 38
10.2 Minimalmengenschmierung (MMS) ........ 18
B6 Hinweise zur Umsetzung der allgemei-
11 Überschlägige Ermittlung zur nen Regeln für die CFD-Analyse............. 38
Dimensionierung von Absaugluftströmen
aus vollgekapselten Werkzeug- Anhang C Reinluftrückführung – Beispiele ........ 43
maschinen ....................................................... 19 Schrifttum .............................................................. 44

VDI-Gesellschaft Bauen und Gebäudetechnik (GBG)


Fachbereich Technische Gebäudeausrüstung

VDI-Handbuch Raumlufttechnik
VDI-Handbuch Produktionstechnik und Fertigungsverfahren, Band 1: Grundlagen und Planung
VDI-Handbuch Verfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen, Band 4: Arbeitsschutz
–2– VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Vorbemerkung Um Mitarbeiter in den Betrieben vor luftfremden


Der Inhalt dieser Richtlinie ist entstanden unter Stoffen entsprechend der Gefahrstoffverordnung
Beachtung der Vorgaben und Empfehlungen der (GefstoffV) zu schützen, mögliche Schäden an
Richtlinie VDI 1000. Gebäuden und Personen zu vermeiden oder gar
Explosionen im Arbeitsraum der Maschine zu ver-
hindern, ist diese Richtlinie erarbeitet worden.
Sie soll Herstellern von Werkzeugmaschinen, Pla-
nern von technischen Absauganlagen und Betrei-
bern von diesen Anlagen Empfehlungen zur Aus-
legung und Gestaltung der Erfassung von Maschi-
nenabsaugungen mit der notwendigen Filtertechnik
geben.
Die Ermittlung der Abluftströme erfolgt dabei
An der Erarbeitung dieser VDI-Richtlinie waren
unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten, um mög-
beteiligt:
lichst die nachzuführenden Luftströme mit eventu-
Dipl.-Ing. Olaf Bernstorff, Herne ell erforderlichem Energieeinsatz so gering wie
Dipl.-Ing. Bernhard Biegert, Stuttgart möglich zu halten.
Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Detzer VDI, Hamburg
(Vorsitzender) 1 Anwendungsbereich
Dipl.-Ing. (FH) Björn Düchting VDI, Düsseldorf In Ergänzung zur Richtlinie VDI 3802 Blatt 1 be-
(VDI-Geschäftsstelle) fasst sich die vorliegende Richtlinie mit der Ver-
Wolfgang Geffers, Wolfsburg minderung von Gefahrstoffemissionen in die Ferti-
gungshalle durch Absaugung luftfremder Stoffe an
Dr.-Ing. Jakob Handte VDI, Tuttlingen
materialabtragenden Werkzeugmaschinen.
Dipl.-Ing. Ralf Haist, Tuttlingen
Sie umfasst Hinweise zur Gestaltung und Dimen-
Dipl.-Ing. Frank Lehnhäuser, Gießen sionierung von Maschinenabsaugungen mit der
Dipl.-Ing. (FH) Dieter Nisi, Stuttgart Zielsetzung der Minimierung von Absaugluftströ-
Dipl.-Ing. Wolfgang Pfeiffer, Sankt Augustin men unter Beachtung vorgegebener Schutzziele.
(Stellv. Vorsitzender) Es werden Möglichkeiten zum Funktionsnachweis
Dipl.-Ing. Ulli Rudat, Wolfsburg aufgezeigt, Abluftreinigungsverfahren für die je-
weiligen Anwendungsfälle beschrieben und
Dipl.-Ing. Jörg Schmid VDI, Stuttgart
Schutzmaßnahmen gegen Brand- und Explosions-
Dipl.-Ing. Harald Sefrin VDI, Mainz gefahren diskutiert.
Dipl.-Ing. Reinhard Stockmann, Sankt Augustin Nicht erfasst in dieser Richtlinie sind Ur- und Um-
Dipl.-Ing. Christoph Wernz, Salach formmaschinen, Fügemaschinen, zerteilende
Stefan Wiele, Bielefeld Trennmaschinen sowie Maschinen, bei denen dem
Werkstoffabtrag physikalische und chemische
Dipl.-Ing. (FH) Michael Wolf, Mainz
Arbeitsprinzipien zugrundeliegen.
Dipl.-Chem. Thomas von der Heyden, Sankt Au-
gustin
2 Normative Verweise
Allen, die ehrenamtlich an der Erarbeitung dieser Die folgenden zitierten Dokumente sind für die
VDI-Richtlinie mitgewirkt haben, sei gedankt. Anwendung dieser Richtlinie erforderlich:
Eine Liste der aktuell verfügbaren Blätter dieser BGR/GUV-R 143:2009-05 Tätigkeiten mit Kühl-
Richtlinienreihe ist im Internet abrufbar unter schmierstoffen
www.vdi.de/3802. BGI 560:2007 BG-Information – Arbeitssicherheit
durch vorbeugenden Brandschutz
Einleitung BGI 718:2006-02 Minimalmengenschmierung in
Beim Einsatz von Werkzeugmaschinen (WZM) der spanenden Fertigung
kommt es wiederholt zwischen Herstellern, Betrei- DIN 8580:2003-09 Fertigungsverfahren; Begriffe,
bern und Planern der Lufttechnik zu Unstimmig- Einteilung
keiten über die aus dem Arbeitsraum abzusaugen-
DIN 8588:2003-09 Fertigungsverfahren Zerteilen;
den Luftströme.
Einordnung, Unterteilung, Begriffe
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 –3–

DIN 51385:1991-06 Schmierstoffe; Kühlschmier- 3 Begriffe


stoffe; Begriffe Für die Anwendung dieser Richtlinie gelten die
DIN 51562 Viskosimetrie; Messung der kinemati- folgenden Begriffe:
schen Viskosität mit dem Ubbelohde-Viskosi-
Abscheidegrad
meter
Verhältnis von abgeschiedenem Massenstrom zu
DIN 51581-1:2003-02 Prüfung von Mineralöler- gesamt aufgegebenem Massenstrom.
zeugnissen; Bestimmung des Verdampfungsver-
lustes; Teil 1: Verfahren nach Noack Anmerkung: Der Abscheidegrad beschreibt quantitativ die
Abscheidewirkung. Man unterscheidet zwischen Gesamt-
DIN ISO 3448:2010-02 Flüssige Industrie- abscheidegrad und Trenngrad beziehungsweise Fraktions-
Schmierstoffe; ISO-Viskositätsklassifikation (I- abscheidegrad.
SO 3448:1992)
Belastungsgrad
DIN EN 12415:2003-05 Sicherheit von Werk-
Der Belastungsgrad gibt an, welcher Anteil des in
zeugmaschinen; Kleine numerisch gesteuerte
den Raum freigesetzten Laststroms (Wärme- oder
Drehmaschinen und Drehzentren (enthält Ände-
Stoffstrom) zur Belastung des Arbeitsbereichs
rung A1:2002); Deutsche Fassung EN 12415:
führt.
2000 + A1:2002
Anmerkung: Die Höhe des Belastungsgrads hängt ab von der
TRGS 900:2006-01 Arbeitsplatzgrenzwerte
Art der Luftzufuhr sowie von der Art und Anordnung der
VDI 2071:1997-12 Wärmerückgewinnung in Wärme- und Stoffquellen im Raum.
Raumlufttechnischen Anlagen
Emissionen
VDI 2262 Luftbeschaffenheit am Arbeitsplatz;
Minderung der Exposition durch luftfremde Stof- Emissionen sind im Sinn der TA Luft die von einer
fe Anlage ausgehenden Luftverunreinigungen.
VDI 2263:1992-05 Staubbrände und Staubexplosi- Emissionswerte
onen; Gefahren, Beurteilung, Schutzmaßnahmen Emissionswerte sind im Sinn der TA Luft die
VDI 3035:2008-05 Gestaltung von Werkzeugma- Grundlage für Emissionsbegrenzungen.
schinen, Fertigungsanlagen und peripheren Ein- Anmerkung: Die im Abgas enthaltenen Emissionen dürfen
richtungen für den Einsatz von Kühlschmierstof- die Werte der TA Luft nicht überschreiten. Die Anlagen müs-
fen sen mit Einrichtungen zur Begrenzung der Emissionen ausge-
rüstet und betrieben werden, die dem Stand der Technik ent-
VDI 3397 Blatt 1:2007-05 Kühlschmierstoffe für sprechen.
spanende und umformende Fertigungsverfahren
VDI 3397 Blatt 2:2005-09 Pflege von Kühl- Erfassungsgrad
schmierstoffen für die Metallbe- und -verarbei- Quotient aus erfasstem Stoffstrom und freigesetz-
tung; Maßnahmen zur Qualitätserhaltung, Ab- tem Stoffstrom.
fall- und Abwasserverminderung Anmerkung: Der Erfassungsgrad gibt an, welcher Anteil der
entstehenden luftfremden Stoffe mit der Erfassungseinrichtung
VDI 3397 Blatt 3:2008-03 Entsorgung von Kühl-
direkt am Entstehungsort erfasst werden kann.
schmierstoffen
VDI 3676:1999-10 Massenkraftabscheider Immission
VDI 3677 Filternde Abscheider Immissionen sind im Sinn der TA Luft auf Men-
VDI 3678 Elektrofilteranlagen schen sowie Tiere, Pflanzen oder andere Sachen
einwirkende Luftverunreinigungen.
VDI 3679 Nassabscheider
VDI 3802:1998-12 Raumlufttechnische Anlagen Immissionswerte
für Fertigungsstätten Der Schutz vor Gesundheitsgefahren durch Schad-
stoffe, für die Immissionswerte in der TA Luft
festgelegt sind, ist auf jeden Fall sichergestellt,
wenn die Kenngrößen für die Gesamtbelastung die
Immissionswerte auf keiner Beurteilungsfläche
überschreiten.
Stoff- und Bewertungsindex (TRGS 402)
Der Stoffindex wird durch Division des Ergebnis-
ses (Schichtmittelwert) mit dem jeweiligen ver-
bindlichen Grenzwert berechnet:
–4– VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

C Kühlschmierstoff-Aerosole (KSS-Aerosole) ent-


I stehen durch Verdampfen unter Einwirkung von
GW
Temperatur sowie durch Zerstäubung unter Ein-
Sind mehrere Stoffe gleichzeitig oder nacheinander
wirkung von Druck und hohen Bearbeitungsge-
zu beurteilen, wird der Bewertungsindex gebildet:
schwindigkeiten.
C1 C2 Cn
BI AGW !I "
AGW1 AGW2
" ...
AGWn
Durch den Trend zur Steigerung der Leistungsfä-
higkeiten der Maschinen werden insbesondere die
Schnittgeschwindigkeiten wie auch der Kühl-
4 Allgemeine Hinweise schmierstoffdruck gesteigert. Dies hat sowohl Ein-
fluss auf die Zerstäubungsneigung als auch auf die
Um die Anreicherung der Hallenluft mit Stäuben,
bei der Bearbeitung entstehenden Temperaturen.
Aerosolen, Dämpfen und Gasen zu minimieren,
Weitere Tendenzen liegen in der Minimalmengen-
sind drei Maßnahmen erforderlich:
schmierung (MMS) und der Trockenbearbeitung.
# Reduzierung der Entstehung von Aerosolne-
beln, Öldämpfen und Ölrauchen Typisierung der Kapselungen

# Erfassung unvermeidlicher Emissionen (siehe Maschinenkapselungen werden aus Sicherheits-,


Abschnitt 7.1) Emissions- und Lärmschutzgründen gebaut. Ge-
fahrstoffemissionen können durch Fugen und Öff-
# Raumbelüftung (siehe Abschnitt 7.2) nungen dringen, sodass bei der Typisierung im
Sinn dieser Richtlinie besonderes Augenmerk auf
5 Bearbeitungsverfahren(-maschinen) die Öffnungen gelegt wird.
Typisierung von Werkzeugmaschinen Maschinen ohne Kapselung sind häufig Handge-
Die DIN 8580 ordnet die bekannten Fertigungsver- räte oder Tischgeräte. Diese Geräte sind flexible
fahren, wobei die trennenden Verfahren in weite- handbediente Geräte, deren Zweckbestimmung
ren Normen DIN 8588 ff. feiner unterteilt werden. keine Kapselung zulässt. Wohl aber kann der Ar-
beitsplatz, an dem sie benutzt werden, entspre-
In Anlehnung an die DIN 8580 wurden in der
chend gestaltet sein, sodass entstehende Gefahr-
DIN 69651 Werkzeugmaschinen definiert: Sie sind
stoffe erfasst und abgesaugt werden.
als Elemente der Fertigungsanlagen zu verstehen.
Maschinen mit Teilkapselung sind in der Regel
Es wird unterschieden in:
ortsgebundene Maschinen geringerer Leistungs-
# spanende Maschinen für Werkzeuge mit klassen. Diese Teilkapselung bietet den sicher-
geometrisch bestimmter Schneide heitsrelevanten Eingriffschutz und verhindert, dass
Drehmaschinen, Bohrmaschinen, Bearbeitungs- Späne oder Werkzeugteile von der Maschine weg-
zentren für Fräsen und Bohren, Räummaschi- geschleudert werden. Die Erfassung von Gefahr-
nen und Sägemaschinen stoffen ist eingeschränkt möglich.
# spanende Maschinen für Werkzeuge mit Maschinen mit Vollkapselung bieten umfangrei-
geometrisch unbestimmter Schneide chen Personenschutz. Jede Kapselung hat Öffnun-
Schleifmaschinen, Bandschleifmaschinen, Hon- gen für den Werkzeugwechsel, Werkstückwechsel
maschinen, Läppmaschinen und Späneentsorgung sowie zu Wartungszwecken.
Ein weiteres, zusätzliches Hauptunterscheidungs- Die Öffnungen der Kapselung sind entweder per-
merkmal bildet der Automatisationsgrad der Werk- manent geöffnet, öffnen sich zyklisch oder werden
zeugmaschinen. Hauptgruppen sind die handbe- vom Bediener sporadisch geöffnet.
dienten, die halbautomatischen und die vollauto-
matischen Maschinen. 6 Stoff- und Wärmefreisetzung
Zusammenhang zwischen Bearbeitungsverfah- 6.1 Entstehungsmechanismen luftfremder
ren und den Gefahrstoffemissionen Stoffe (Stofffreisetzung)
Die Emissionen hängen neben dem Bearbeitungs- Die Haupt-Emissionsquelle für Kühlschmierstoff-
verfahren selbst vom eingesetzten Werkzeug, dem Aerosole, -Rauche und -Dämpfe sind die durch
Werkstoff sowie den Hilfsstoffen ab. Kühlschmierstoff beaufschlagten Bearbeitungspro-
Feinstäube entstehen beim Schleifen durch Ver- zesse des Zerspanens, Umformens u. a. Hierbei
schleiß des Werkzeugs gleichermaßen wie durch entstehen auf verschiedene Arten Dämpfe, Rauche
den Abtrag des Werkstoffs. Bei der Bearbeitung und Aerosole; auf mechanische Weise durch Zer-
können sie insbesondere bei graphithaltigen Werk- stäubung bei schnell rotierenden Teilen (z. B. beim
stoffen wie Grauguss entstehen. Drehen und Schleifen), bzw. thermisch durch Cra-
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 –5–

cken und Rückkondensation von verdampften Eine erhöhte Brandgefahr besteht in Bereichen, wo
Kühlschmierstoffen (Werkstücke, Werkzeuge oder große Mengen an brennbaren Metallspänen und -
heiße Späne). Die Tröpfchengröße ist in der Regel stäuben entstehen und sich ansammeln können.
bei mechanisch erzeugten Aerosolen deutlich grö- Anhaftender Schmierstoff erhöht zusätzlich die
ßer als bei solchen, die durch thermische Prozesse Brandgefahr. Während bei der Überflutungs-
entstehen. Beispielhafte Partikelverteilungen für schmierung Stäube gebunden und vom KSS weg-
Bearbeitungsprozesse bei Emissionen im Rohgas gespült werden, besteht bei der Minimalmengen-
vor Abscheidern sind in Bild 1 dargestellt. Neben schmierung/Trockernbearbeitung die Gefahr der
dem Bearbeitungsverfahren ist auch die Wahl des Ansammlung/Anhäufung brennbarer Metallstäube.
Kühlschmierstoffs von Einfluss auf die Größenver- Ab einer Partikelgröße kleiner als 500 µm gelten
teilung des Aerosols. brennbare Metallstäube als explosionsfähig. Abge-
Eine nicht zu vernachlässigende Emissionsquelle lagerter brennbarer Staub kann durch Aufwirbeln
sind die warmen, bearbeiteten Werkstücke, die in in Werkzeugmaschinen und Abscheidern zu explo-
offenen Behältern gelagert werden. Das Abblasen sionsfähiger Atmosphäre führen. Das Explosions-
der fertigen, noch mit Kühlschmierstoff benetzten risiko ist bei einer Ansammlung brennbarer Me-
Teile stellt ebenfalls eine beachtliche Emissions- tallstäube, insbesondere bei Leichtmetallstäuben
quelle dar. z. B. Aluminium und Magnesium, zu beachten.
Grundsätzlich gelten alle mit Kühlschmierstoff In der Richtlinie VDI 2263 Blatt 1 werden Unter-
benetzten Flächen (u. a. ölverschmierte Putzlap- suchungsmethoden zur Ermittlung von sicherheits-
pen, benetzte Fußböden, verschmutzte Arbeitsklei- technischen Kenngrößen von Stäuben beschrieben.
dung) als Emissionsquellen. Mit zunehmender In der GESTIS-STAUB-EX-Datenbank sind wich-
Temperatur steigt die Emission. tige Brenn- und Explosionskenngrößen von über
Weitere Emissionsquellen sind platzende Schaum- 4000 Staubproben aus stauberzeugenden und
blasen, Lösungs- und Reinigungsmittel. -verarbeitenden Anlagen zusammengestellt [1].
Bei der Metallbearbeitung können neben groben
Spänen auch feine Metallstäube und Abrieb in
staubförmiger Form entstehen.

nicht wassermischbarer Kühlschmierstoff

Bild 1. Beispielhafte Patikelverteilung Bearbeitungsprozess – Emissionen im Rohgas vor Abscheidern


–6– VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

6.2 Kühlschmierstoffe und Wirkstoffe tieren sowie die Vermeidung von Rauchbil-
dung. Insbesondere bei Innenbearbeitungen,
Nach DIN 51385 werden KSS nach ihrer Verwen-
wie Bohren oder Auskammerfräsen, werden die
dung definiert und in nichtwassermischbare und
Späne unter hohem Druck weggespült.
wassermischbare eingeteilt. Wassermischbare KSS
liegen als Konzentrat vor, das vor der Anwendung Die Inhaltsstoffe der KSS werden in Primärstoffe
mit Wasser gemischt wird. Die hieraus entstande- und Sekundärstoffe unterteilt. Primärstoffe sind
nen KSS-Emulsionen/-Lösungen werden im An- Basisstoffe (Grundöle) und Wirkstoffe (Additive).
wendungszustand als wassergemischte KSS be- Sekundärstoffe entstehen während des Gebrauchs
zeichnet. Weiterhin kommen Multifunktionsöle und sind Reaktionsprodukte (z. B. durch thermi-
zum Einsatz, die sowohl für mindestens zwei un- sche Zersetzung), eingetragene Fremdstoffe (z. B.
terschiedliche Anwendungen eingesetzt werden als eingeschleppte Hydrauliköle, Korrosionsschutz-
auch kompatible Produktfamilien umfassen. In der mittel) und Abbauprodukte von Mikroorganismen.
Richtlinie VDI 3397 Blatt 1 werden Arten, Aufga- (Weitere Hinweise siehe auch BGR 143/GUV-
ben und Anforderungen an die Kühlschmierstoff- R 143.)
gruppen genannt. Hinweise zu allgemeinen, verfahrensbezogenen
Nichtwassermischbare KSS sind vorwiegend auf Anwendungen von Kühlschmierstoffen sind in der
Basis von Mineralöl, Esteröl oder Polyalphaolefin Richtlinie VDI 3397 Blatt 1 genannt. Bei den
(PAO) als Grundöl aufgebaut und können Wirk- nichtwassermischbaren KSS ist die Viskosität für
stoffe (Additive) sowie Inhibitoren enthalten. Ba- die Kühlwirkung ein wichtiges Kriterium. Die
sisöle für wassermischbare KSS können Mineral- Viskosität wird in der Einheit mm2/s bei 40 °C
öle, Esteröle, synthetische Kohlenwasserstoffe und nach DIN 51562 angegeben (Tabelle 1).
Polyglykole sein. Wirkstoffe (Additive)
Weiterhin enthalten wassermischbare KSS im All- Um den Kühlschmierstoffen die gewünschten
gemeinen Emulgatoren und analog den nichtwas- funktionellen und tribologischen Eigenschaften zu
sermischbaren KSS Wirkstoffe sowie Inhibitoren. verleihen, werden den Basisölen spezielle Wirk-
Die Hauptaufgaben der KSS sind: stoffe, auch Additive oder Zusätze genannt, bei-
die Verringerung und Abfuhr der Prozesswär- gemischt.
me, das heißt zu kühlen Abhängig von der vorgesehenen Anwendung sind
durch Schmierung die Reibung an der Wirkstel- dies beispielhaft chemisch aktive und schmierfilm-
le zu verringern und damit verbunden den bildende Stoffe, Antinebelzusätze sowie Korrosi-
Werkzeugverschleiß, die Erwärmung der ons- und Schauminhibitoren. Bei wassermischba-
Werkstücke sowie den Energiebedarf zu ver- ren Kühlschmierstoffen werden zusätzlich Wirk-
mindern stoffe, z. B. Emulgatoren und Konservierungsmit-
tel, zugesetzt.
die anfallenden Späne sowie andere Feststoffe
von der Bearbeitungsstelle spülen und transpor-

Tabelle 1. Richtwerte für nicht wassermischbare emissionsarme KSS


Tendenz Viskositätsklasse Viskosität Flammpunkt nach Verdampfungs- Bearbeitungs-
nach DIN 51519 bei 40 °C ISO 2592 verlust bei 250 °C verfahren
(ISO 3448:1992) nach (Verfahren mit offe- nach DIN 51581-1 beispielhaft
DIN 51562 nem Tiegel nach (Verfahren nach
in mm2/s Cleveland) in °C Noack) in %
ISO VG 5 4,14–5,06 > 120 < 85 Honen, Reiben
Schleifen
ISO VG 7 6,12–7,48 > 145 < 80
Tiefbohren
ISO VG 10 9–11 > 155 < 60 Drehen, Fräsen
ISO VG 15 13,5–16,5 > 190 < 25 Bohren
Gewinde-
ISO VG 22 19,8–24,2 > 200 < 15 schneiden
ISO VG 32 28,8–35,2 > 210 < 13 Gewinderollen
Räumen
ISO VG 46 41,4–50,6 > 220 < 11
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 –7–

Emissionen Verringerung von Emissionen durch den Ein-


Durch die Auswahl emissionsarmer Kühlschmier- satz von Multifunktionsölen (VDI 3397 Blatt 1)
stoffe kann die Aerosol- und Dampfbildung durch Im Lauf der Zeit kommt es aufgrund von Leckagen
KSS am Arbeitsplatz reduziert werden. Emissions- und Einschleppung zur Vermischung der einzelnen
arme Kühlschmierstoffe zeichnen sich durch zwei Schmierstoffe in der Werkzeugmaschine. Die
wesentliche Merkmale aus: mengenmäßig bedeutendsten Fremdöleinträge in
aufgebaut auf Basis emissionsarmer Grundöle den KSS-Kreislauf entstehen durch Hydrauliköle.
(Hydrocracksolvate, Solventraffinate oder syn- Die Folge ist der Verlust der tribologischen Eigen-
thetische Esteröle) schaften, verbunden mit einer Änderung der Emis-
sionseigenschaften, insbesondere des Brand- und
Zusatz von Antinebeladditiven Explosionsverhaltens.
Bei wassermischbaren Kühlschmierstoffen lassen Konkret bedeutet dies, dass alle in der Werkzeug-
sich die Emissionen auf diesem Wege nur gering- maschine eingesetzten Schmierstoffe wie Hydrau-
fügig reduzieren. Die oben genannten Merkmale liköle, Bettbahnöle Getriebeöle und Spindelöle
zeigen insbesondere bei den nichtwassermischba- aufeinander abgestimmt und untereinander verträg-
ren KSS eine emissionsreduzierende Wirkung. lich sind. Leckagen haben keinen negativen Ein-
Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen fluss mehr auf den Kühlschmierstoff.
von Kühlschmierstoff-Aerosolen
Emissionsarme Bearbeitungsverfahren:
Durch den Zusatz von Antinebeladditiven lässt Minimalmengenschmierung (MMS)
sich die Bildung lungengängiger Aerosole mit Die Minimalmengenschmierung ist ein Verfahren,
einer Partikelgröße zwischen 0,5 µm und 5 µm bei dem durchschnittlich nicht mehr als 50 m
erheblich reduzieren. Antinebelzusätze sind beson- Schmierstoff je Prozessstunde und Bearbeitungs-
ders wirksam bei niedrigviskosen (< 10 mm2/s) stelle eingesetzt werden.
Kühlschmierstoffen, z. B. Schleif- und Honölen.
Durch den Einsatz der Minimalmengenschmierung
Die Wirkung der Antinebelzusätze kann durch bei der spanenden Metallbearbeitung lässt sich eine
mechanische und physikalische Beanspruchung Verringerung der Emissionen von KSS-Aerosolen
(Scherung) zeitlich eingeschränkt sein. und -Dämpfen erzielen.
Maßnahmen zur Reduzierung von Emissionen Das Verfahren ist gegenüber der Nassbearbeitung
von Kühlschmierstoff-Dämpfen mit einer erhöhten Wärmefreisetzung verbunden.
Von entscheidender Bedeutung für die Emissionen Weitere Informationen zum Einsatz der Minimal-
am Arbeitsplatz ist das Verdampfungsverhalten mengenschmierung finden sich in der BGI 718.
des Kühlschmierstoffs. Dämpfe entstehen durch
den Eintrag thermischer Energie beim Bearbei- Emission bei der Trockenbearbeitung
tungsprozess. Neben Kohlenwasserstoffverbindun- In Abhängigkeit des zu bearbeitenden Materials
gen, die hauptsächlich aus dem Basisöl stammen, können erhebliche Freisetzungen von Stäuben
können auch Additivbestandteile und die bei der entstehen.
Bearbeitung entstehenden Reaktionsprodukte ver- 6.3 Anhaltswerte für Wärmefreisetzung und
dampfen. Feuchtigkeitseintrag
Durch die Auswahl emissionsarmer Basisöle Elektrisch angetriebene Maschinen werden nach
(Hydrocracksolvate, Solventraffinate, synthetische ihrer Anschlussleistung beurteilt, jedoch ist davon
Esteröle) kann die Verdampfung des eingesetzten auszugehen, dass im Mittel nur ein Teil der An-
Kühlschmierstoffs erheblich reduziert werden. schlussleistung abgerufen und damit in Form von
Die Emission durch Verdampfen nimmt mit zu- Wärme freigesetzt wird.
nehmender Viskosität ab. Aufgrund zahlreicher Untersuchungen kann ein
Weitere Maßnahmen zur Temperaturreduzierung Mittelwert von 25 % bis 30 % der Anschlussleis-
können sein: tung angesetzt werden.
Erhöhung des Kühlschmierstoffstroms Können keine Werte für die Wärmefreisetzung in
(drucklos) den Raum bezogen auf die Anschlussleistung
Kühlung des Kühlschmierstoffs messtechnisch ermittelt werden, sind die Anhalts-
werte nach Tabelle 2 anzuwenden.
Verringerung der KSS-Umwälzzahl
(VDI 3035)
–8– VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Tabelle 2. Anhaltswerte für die Wärmefreisetzung Tabelle 3. Gliederung der Stoffausbreitungsme-


in den Raum chanismen
Abluft Abluft Stoffausbreitungs-
Ausbreitungsmerkmal
zentral dezentral mechanismus
KSS zentral a) ca. 15 % ca. 20% Strömungen, die durch Auf-
triebskräfte verursacht wer-
KSS dezentral ca. 20 % 25 % bis 30 %
Dichteunterschiede den, z. B. an warmen Ma-
Trockenbearbeitung/ ca. 15 % ca. 20% schinenoberflächen oder
MMS mit Späneent- durch exotherme Prozesse
sorgung zentral
Ausströmen des luftfremden
Trockenbearbeitung/ ca. 20 % 25 % bis 30 % Stoffs aus einem Leitungssys-
MMS mit Späneent- Druckunterschiede
tem oder Behälter, das/der
sorgung dezentral unter Überdruck steht
a)
Bei Verwendung von wassermischbaren Kühlschmierstoffen Auf den luftfremden Stoff wird
(Emulsionen) können ca. 5 % weniger angenommen werden. ein Bewegungsimpuls von
Diese werden in Form latenter Wärme frei.
außen übertragen, z. B. durch
Äußere Kräfte sich bewegende Maschinen-
Bei dezentraler Abluftbehandlung in Verbindung teile oder äußere Strömungen
(Raumströmung, Druckluft,
mit wassergemischten Kühlschmierstoffen ist dem
Kühlgebläse, etc.).
Feuchtigkeitseintrag in die Werkhalle durch Ver-
Selbständig verlaufende
dunstung Rechnung zu tragen.
Vermischung von miteinander
Anhaltswert für den Feuchtigkeitseintrag in die in Berührung stehenden Stof-
Diffusion
Abluft für wassergemischte Kühlschmierstoffe fen verschiedener Konzentra-
tion infolge ihrer Molekular-
g Wasser bewegung
!x 5
kg trockene Luft
7.2 Raumluftströmung
7 Ausbreitungsmechanismen im Raum Grundsätzlich unterscheidet man vier verschiedene
und Einfluss der Raumluftströmung Arten der Luftzuführung in Räume, die sich so-
7.1 Stoffausbreitungsmechanismen wohl von der Strömungsstruktur wie auch den
Die richtige Dimensionierung Raumlufttechnischer physikalischen Ausbreitungsprinzipien her unter-
Anlagen in Betriebsstätten, bei denen luftfremde scheiden (Bild 2).
Stoffe freigesetzt werden, setzt die Kenntnis der In Industriebetrieben finden die Konzepte der
Ausbreitungsmechanismen dieser Stoffe voraus. Mischströmung und der Schichtenströmung An-
Dabei sind die Ursachen der Ausbreitung häufig wendung.
verknüpft mit dem jeweiligen Fertigungsprozess. Mischströmung
Sie lassen sich gemäß Tabelle 3 in vier Haupt- Die Mischströmung ist dadurch gekennzeichnet,
gruppen untergliedern. dass durch die Induktion der sich an den Luft-
Bei Fertigungsprozessen mit materialabtragenden durchlässen ausbildenden Einzelluftstrahlen eine
Werkzeugmaschinen treten Gefahrstoff- und Wär- homogene Vermischung von Zuluft und Raumluft
mefreisetzung gekoppelt auf, sodass dem auf Dich- entsteht. Der im Raum transportierte Induktions-
teunterschieden basierenden Ausbreitungsmecha- luftstrom beträgt ein Vielfaches des an den Luft-
nismus die zentrale Bedeutung zukommt. durchlässen ausgeblasenen Primärluftstroms. Da-
Über der Emissionsquelle formiert sich eine Kon- mit verbunden sind meist relativ große Luftge-
vektionsströmung (Auftriebsströmung), die gleich- schwindigkeiten mit über den gesamten Raum
zeitig das Transportmedium für die freigesetzten gleichförmig verteilten Stoffkonzentrationen.
luftfremden Stoffe ist.
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 –9–

Oberfläche an die Umgebung abgegebenen kon-


vektiven Wärmestroms QK und der Strahllauflän-
ge z nach

Bild 2. Arten der Luftzuführung

Schichtenströmung
Bei der Schichtenströmung sind die natürlichen an Bild 3. Auftriebsstrahl über horizontalen Flächen
thermischen Quellen entstehenden Konvektions-
strömungen zum Aufbau der Raumluftströmung !
VH !z " % k1 # QK1 / 3 # z $ 1,7 # d hyd "
5/3
(1)
nutzbar. Die Zuluft ist dabei so einzubringen, dass
die Thermikströmung nicht gestört wird. Dabei ist
So wirken Schichtenströmungen bestimmend für k1 % 0,006 m 4 / 3 #W &1 / 3 # s &1
den Aufenthaltsbereich der Personen, sowohl hin-
sichtlich der thermischen wie auch der stofflichen QK % ( K # A # !T & T' "
Belastung. Bei sowohl horizontal als auch vertikal vorhande-
Mit der an den Wärmequellen entstehenden Kon- nen wärmeabgebenden Oberflächen können die
vektionsströmung wird die erwärmte und mit Ge- Vertikalflächen häufig vernachlässigt werden, da
fahrstoffen angereicherte Luft nach oben in einen die horizontalen Flächen mit einem erheblich grö-
Bereich gefördert, der außerhalb der Aufenthalts- ßeren Anteil zum Thermikstrom beitragen (siehe
zone des Menschen liegt. auch VDI 3802 Blatt 1 und VDI 2262 Blatt 4).
Um Rückströmungen aus den höher belasteten Störgrößen
Bereichen zu vermeiden, wird der Thermikstrom Bei Störungen des Thermikstrahls entstehen Aus-
abgeführt und durch nachströmende Zuluft ersetzt. spülungen. Sie führen zur Vermischung gefahr-
So lassen sich mittlere Stoffbelastungsgrade im stoffbelasteter Luft in der Aufenthaltszone.
Aufenthaltsbereich S von 10 % bis 20 % der Be-
Ausspülvorgänge werden durch Querströmungen
lastung bei Mischströmungen erreichen. Auch die im Raum beeinflusst, die durch die Art der Zuluft-
thermische Entlastung kann nahezu 50 % sein. zuführung sowie durch Öffnungen nach außen
Thermik an horizontalen und vertikalen Wand- (z. B. Tore) entstehen.
flächen Bewertung von Raumluftströmungen
Zur Dimensionierung der durch Thermik bewegten Zur Bewertung von Raumluftströmungen wird der
Luftströme sind die an den Thermikquellen sich Belastungsgrad herangezogen. Man unterscheidet
entwickelnden Konvektionsluftströme zu betrach- zwischen einem stofflichen und einem thermischen
ten. Betrachtet werden die thermisch wirksamen Belastungsgrad.
Oberflächen der Prozesseinrichtungen, die im All-
gemeinen horizontal oder vertikal im Raum ange- Der stoffliche Belastungsgrad gibt das Verhältnis
ordnet sind. Für horizontal angeordnete Oberflä- des im Arbeitsbereich von Personen wirksamen
chen (Bild 3) ergibt sich der in der sich ausbil- Gefahrstoffstroms zum gesamten an den maschi-
denden Konvektionsströmung transportierte Vo- nellen Einrichtungen in den Raum freigesetzten
Stoffstrom an.
lumenstrom VH ( z ) in Abhängigkeit des über die
– 10 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Bei Mischlüftungen kann man im Wesentlichen Tabelle 4. Auszug aus der TRGS 900
davon ausgehen, dass eine homogene Vermischung
Stoffbezeichnung Arbeitsplatz-
von stofflichen Freisetzungen und Raumluft er- grenzwert
folgt, sodass der Belastungsgrad im Mittel den in mg/m3
Wert 1,0 annimmt. Allgemeiner
Bei Schichtströmungen wird der Gefahrstoff in Staubgrenzwert
wesentlichen Anteilen mit der Thermikströmung Alveolengängige Fraktion 3
nach oben in einen Bereich geführt, der außerhalb Einatembare Fraktion 10
der Aufenthaltszone von Menschen liegt.
Bei richtiger Dimensionierung, geeigneter Luftzu-
Der allgemeine Staubgrenzwert ist anzuwenden für
führung und geringen Störgrößen kann der Belas-
schwerlösliche bzw. unlösliche Stäube, die nicht
tungsgrad Werte von 0,2 erreichen, das heißt, die anderweitig reguliert sind. Er darf nicht angewen-
Belastung im Aufenthaltsbereich von Personen det werden für krebserzeugende, fibrogene, allergi-
beträgt weniger als 20 % der sich bei vollständiger
sierende oder sonstige toxisch wirkende Stoffe.
Vermischung einstellenden stofflichen Belastung.
Der allgemeine Staubgrenzwert gilt nicht für lösli-
Analog zum stofflichen Belastungsgrad lässt sich
che, ultrafeine und grobdisperse Stäube.
auch ein thermischer Belastungsgrad definieren,
der jedoch im Allgemeinen nicht kleiner wird als Für folgende Stoffe kann der allgemeine Staub-
0,5, da ein erheblicher Anteil an Wärme durch grenzwert herangezogen werden:
Wärmestrahlung in den Aufenthaltsbereich direkt Aluminium, Aluminiumhydroxid, Aluminium-
eingetragen wird. oxid (außer Aluminiumoxid-Rauch)
Eisen(II)oxid, Eisen(III)oxid
8 Grenzwerte Grafit
8.1 Arbeitsplatzgrenzwerte Magnesiumoxid (außer Magnesiumoxid-Rauch)
Durch die mechanische Bearbeitung von Werkstof- Für die KSS-Emissionen (Aerosol, Dampf) exis-
fen können Beschäftigte einem Gefahrstoff ausge- tierte bis zur Änderung der GefStoffV zum
setzt sein. 01.01.2005 ein technisch begründeter MAK-Wert
Im Sinne der GefStoffV sind Beschäftigte auf- von 10 mg/m3.
grund von Tätigkeiten inhalativ einem Gefahrstoff Dieser Wert kann zur Beurteilung der Wirksamkeit
ausgesetzt, wenn eine über die Luftverunreinigung technischer Schutzmaßnahmen weiterhin herange-
der Umgebungsluft („Hintergrundbelastung“) hi- zogen werden.
nausgehende inhalative Belastung besteht.
Besteht die Möglichkeit, dass giftige, sehr giftige
Die Luftverunreinigungen können aus Stäuben, oder krebserzeugende, erbgutverändernde und
Aerosolen, Dämpfen, Gasen bestehen und das fruchtbarkeitsgefährdende Stoffe freigesetzt wer-
Größenspektrum der freigesetzten Stäube und/oder den, sind weitere Schutzmaßnahmen nach § 10 und
Aerosole reicht von 0,01 µm bis 100 µm. § 11 der GefStoffV notwendig. Bei fruchtbarkeits-
Je nach Bearbeitungsverfahren und eingesetzten schädigenden Stoffen ist die Mutterschutzverord-
Stoffen können unterschiedliche Emissionen auf- nung zu beachten.
treten. Durch Informationsermittlung und an-
8.2 Emissionsgrenzwerte
schließende Gefährdungsbeurteilung ist die Zuord-
nung von geeigneten Schutzmaßnahmen zur Tätig- Wird belastete Luft nach Außen abgeführt, sind die
keit vorzunehmen. Vorgaben des Bundesemissionsschutzgesetzes
(BImschG) zu berücksichtigen. Anhaltswerte für
Für bestimmte Gefahrstoffe hat der Gesetzgeber
die Gefahrstoffkonzentration in der Abluft bzw.
Arbeitsplatzgrenzwerte (AGW; TRGS 900) erlas-
maximal mögliche Massenströme von Gefahrstof-
sen, die angeben, bei welcher Konzentration eines
fen sind in der TA Luft zu finden.
Stoffs akute oder chronisch schädliche Auswir-
kung auf die Gesundheit im Allgemeinen nicht zu Für Kühlschmierstoffe ohne krebserzeugende und
erwarten sind. erbgutverändernde Inhaltsstoffe darf ein Gesamt-
Kohlenstoffgehalt von 50 mg/m3 oder Gesamt-
In Tabelle 4 (Auszug aus der TRGS 900) sind
Kohlenstoffmassenstrom von 0,5 kg/h nicht über-
einige Stoffe mit AGW aufgelistet.
schritten werden.
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 11 –

9 Gestaltung von Maschinen- Am wirkungsvollsten ist eine vollständige Einhau-


absaugungen sung der Emissionsquelle (geschlossene Bauart),
da bei dieser Bauform die kleinsten Erfassungsluft-
9.1 Bauarten von Erfassungseinrichtungen
ströme erforderlich werden. Sie sind im Wesentli-
9.1.1 Allgemeines chen abhängig von den Undichtheiten der Einhau-
Neben der Wahl des Luftführungssystems kommt sung.
auch der in einem Produktionsbereich installierten Offene oder teilgekapselte Maschinen
Erfassungstechnik eine maßgebliche Bedeutung
Bei der halboffenen Bauart befindet sich die Quel-
zu.
le luftfremder Stoffe innerhalb der Erfassungsein-
Für den in den Raum eingetragenen Stoffstrom richtung. Im Gegensatz zur geschlossenen Bauart
gilt: ist die halboffene Erfassungseinrichtung an min-
mS, RA $ 1 # %S ! " mS (2) destens einer Seite offen.
%S stellt hierbei den (Stoff-)Erfassungsgrad der Die offene Bauart stellt mit einem räumlichen Ab-
stand zwischen Emissions- und Erfassungsstelle
Erfassungseinrichtung dar, der Werte zwischen
die energetisch aufwendigste Ausführungsform
0 & %S & 1 annehmen kann. Ein hoher Wert bedeu- dar. Dennoch wird oft wegen produktionstechni-
tet, dass ein durch die lufttechnische Anlage des scher Gegebenheiten gerade diese Art der Absau-
Raumes abzuführender Massenstrom mS, RA luft- gung angewendet.
fremder Stoffe klein wird. Die Gültigkeit von Glei- Im Bereich der offenen Bauart finden Erfassungs-
chung (2) ist unabhängig vom Luftführungssystem. einrichtungen für punkt- und linienförmige Quel-
Im Hinblick auf die lufttechnische Ausrüstung len Anwendung (Bild 4, Bild 5). Häufig einge-
einer Produktionsstätte liefert sie die Aussage, dass setzte Elemente sind Düsenplatten und Drallerfas-
die Installation von Erfassungseinrichtungen ein sungssysteme. Düsenplatten bestehen aus einem
sinnvolles Mittel zur Minderung der Gefahrstoff- Saugrohr, an das orthogonal zur Rohrachse eine
exposition von Personen im Raum darstellt. Die Flanschplatte angebracht ist, wobei der Übergang
auf die Produktionseinrichtung abgestimmte Erfas- zwischen Rohr und Flanschplatte durch eine Ein-
sungseinrichtung sowie deren Dimensionierung laufdüsenkontur gebildet wird. Innerhalb von
soll dabei das Ziel verfolgen, bei möglichst gerin- Drallhauben wird ein Drallströmungsfeld angeregt,
gem Absaugvolumenstrom einen hohen Erfas- das vergleichbar ist mit einem aus der Natur be-
sungsgrad %S zu erreichen. kannten Wirbelsturm.

9.1.2 Klassifizierung und Bewertung von


Erfassungseinrichtungen
Erfassungseinrichtungen werden klassifiziert nach
ihrer baulichen Gestaltung an der Freisetzungsstel-
le der luftfremden Stoffe. Man unterscheidet in
' geschlossene Bauart (Einhausung, Kapselung),
' halboffene Bauart und
' offene Bauart.

Bild 4. Erfassungseinrichtungen für punktförmige Quellen


– 12 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Bild 5. Erfassungseinrichtungen für linienförmige Quellen


In direktem Zusammenhang mit der Geometrie der den Stoffen kontaminierte Luftstrom. Aus diesem
Erfassungseinrichtung steht das sich vor ihr ausbil- Sachverhalt kann abgeleitet werden, dass der Ab-
dende Geschwindigkeitsfeld. Für ein Saugrohr ist stand zwischen Emissionsquelle und Erfassungs-
dieses Feld in Form von sogenannten Geschwin- einrichtung möglichst klein gehalten werden sollte,
digkeitspotenzialen dargestellt. Unter Geschwin- damit der notwendige Erfassungsvolumenstrom
digkeitspotenzialen – sie werden auch als Iso- nicht zu groß wird. Der Erfassungsvolumenstrom
tachen bezeichnet – versteht man Linien bzw. Flä- selbst ergibt sich als Summe aus dem kontaminier-
chen gleicher Geschwindigkeit. Es ist zu erkennen, ten Luftstrom VS !zER " am Ort der Erfassungsein-
dass in einem dem Saugrohrdurchmesser entspre- richtung und einem zusätzlichen unkontaminierten
chenden Abstand ( x d 1 bzw. y d 1 ) die Umgebungsluftstrom V2 . Dieser Volumenstrom
Strömungsgeschwindigkeit nur noch etwa 6 % der lässt sich in Form eines Zuschlagfaktors S, der in
Geschwindigkeit im Rohr selbst beträgt. Abhängigkeit der Bauform und Anordnung einer
In Abhängigkeit von der Form und der Anordnung Erfassungseinrichtung unterschiedliche Werte
der Erfassungseinrichtung wird zur vollständigen annimmt, bei der Dimensionierung von Erfas-
Erfassung eines Stoffstroms ein zusätzlicher, un- sungsluftströmen berücksichtigen mit
kontaminierter Umgebungsluftstrom V2 mit abge- VER $ S # $ quer # VS !zER " (3)
saugt. Die Zusammenhänge verdeutlicht (Bild 6).
Neben S findet sich in Gleichung (3) die Größe
quer, durch die die Erhöhung des notwendigen
Erfassungsluftstromes aufgrund von Querströmun-
gen im Produktionsbereich (z. B. durch offenste-
hende Hallentore) berücksichtigt wird.
Anhaltswerte für den Zuschlagfaktor S für unter-
schiedliche Erfassungseinrichtungen sind in
Bild 7 wiedergegeben. Hier ist zu erkennen, dass
die Form der Erfassungseinrichtung einen erhebli-
chen Einfluss auf den erforderlichen Absaugvolu-
menstrom nimmt.
Die in Bild 7 angegebenen Werte gelten für die
dort dargestellte Positionierung der Erfassungs-
elemente in Bezug auf die Emissionsquelle sowie
Bild 6. Volumenstrombilanzierung für Erfassungs- die angedeutete Ausbreitungsrichtung der Emissi-
einrichtungen on. Bei der Dimensionierung von Erfassungsvolu-
menströmen ist daher neben der Bestimmung des
VS !0" an der Quelle freigesetzter Stoffstrom
Emissionsstroms VS !z " auch der Ausbreitungsrich-
VS !z " kontaminierter Luftstrom im Abstand z zur E-
tung Beachtung zu schenken. Grundsätzlich gilt
missionsquelle
hierbei, dass die Erfassungseinrichtung in Strö-
V2 unkontaminierter Umgebungsluftstrom
mungsrichtung (der Emission) hinter der Emissi-
VER Erfassungsvolumenstrom onsquelle angeordnet werden sollte. Die Ausbrei-
Der an der Quelle freigesetzte Stoffstrom induziert tungsrichtung luftfremder Stoffe an der Emissions-
auf seinem Strömungsweg durch den Raum Um- quelle ist im Wesentlichen geprägt durch Auf-
gebungsluft. Mit wachsendem Laufweg z vergrö- triebskräfte (Dichteunterschiede) und äußere Kräf-
ßert sich hierdurch der zu erfassende, mit luftfrem- te (vgl. Tabelle 3).
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 13 –

Bild 7. Anhaltswerte für den Zuschlagfaktor S unterschiedlicher Erfassungseinrichtungen

9.2 Geschlossene Bauart/Vollkapselung Werkzeugen bzw. Werkzeugaufnahmen, die


nur in größeren zeitlichen Abständen geöffnet
9.2.1 Ziele lufttechnischer Einrichtungen werden müssen.
Es ist anzustreben, das Luftführungskonzept bei Permanente Öffnungen sind in beiden Fällen zu
Werkzeugmaschinen als integralen Bestandteil der vermeiden. Die Öffnungen sollen so klein wie eben
Maschinenplanung zu behandeln. Dazu gehört von erforderlich gehalten werden und nur während des
Anfang an eine enge Zusammenarbeit zwischen Werkstück- bzw. Werkzeugwechsels geöffnet sein.
Maschinenplaner und Lufttechniker. Eine spätere Bei wechselnder Größe der Werkstücke sollen die
Einbeziehung der Ablufterfassung in das Maschi- Öffnungen in ihrer Größe an den jeweiligen Bedarf
nenkonzept ist praktisch immer mit Nachteilen angepasst werden können. Besonders ungünstig
hinsichtlich der Effektivität (z. B. Luftströme, Er- und deshalb ebenfalls zu vermeiden sind Lösun-
fassungsgrad) und der Kosten verbunden. gen, bei denen nur eine Öffnung für beide Anwen-
Die wesentlichen Ziele des Konzepts sind: dungen zur Verfügung steht (z. B. Schiebetüren,
keine Emissionen aus dem Bearbeitungsraum, die Teile der Vorderwand und des Dachs öffnen).
während der Bearbeitung Ablagerungen auf Werkstück und Spannvorrich-
möglichst geringe Emissionen beim Öffnen der tungen sind wegen ihres Einflusses auf Positionie-
Maschine rungsgenauigkeit und damit auf Produkt- und Fer-
tigungsqualität möglichst zu vermeiden. Sie kön-
keine Konzentrationsanreicherung im Bearbei-
nen einen negativen Einfluss auf prozessintegrierte
tungsraum
Mess- und Prüfeinrichtungen ausüben. Auch ist die
Minimieren von Brand- und Explosionsrisiken Sauberkeit der Werkstücke im Hinblick auf nach-
kein Verschleppen von Spänen und Kühl- folgende Bearbeitungsvorgänge sicherzustellen.
schmierstoffen in die Absaugung Durch geeignete Zu- und Abluftführung kann die
Eine überaus wichtige Voraussetzung für die Ver- Belastung innerhalb des Arbeitsraumes maßgeblich
besserung der KSS-Belastungssituation in der Ma- reduziert und damit das Emissionsverhalten der
schinenhalle ist die Dichtheit von Einhausungen. Werkzeugmaschine verbessert werden.
Je dichter eine Einhausung konzipiert und ausge- Die Erfassung ist von vielen externen Randbedin-
führt ist, desto größer ist der Spielraum bei der gungen abhängig, z. B.
Gestaltung der Luftführung in Verbindung mit Abluftstrom
möglichst kleinen Abluftströmen.
Zustand und Eigenbewegung der freigesetzten
Bei Öffnungen zum Be- und Entladen etc. (zwi-
Stoffe
schen den Bearbeitungsphasen und Rüstphase) ist
grundsätzlich zu unterscheiden zwischen Öffnun- Anordnung der Erfassungseinrichtung
gen für den Wechsel von Störströmungen im Raum
Werkstücken, die in kurzen zeitlichen Abstän- Strömungen, die durch bewegte Maschinenteile
den frequentiert werden, oder verursacht werden
– 14 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

9.2.2 Luftführung innerhalb der Werkzeug- auch gezielt angeordnete Öffnungen für diesen
maschine Zweck).
Bei der Luftführung auch innerhalb von Werk- Über Zuluftöffnungen wird der Einhausung bzw.
zeugmaschinen unterscheidet man nach dem Strö- bestimmten Bereichen der Einhausung maschinell
mungsmuster Mischlüftung und Verdrängungslüf- Luft zugeführt.
tung.
9.2.2.2 Hinweise zur Anordnung von Absaug-
9.2.2.1 Definitionen und Nachström- bzw. Zuluftöffnungen
Mischlüftung Allgemeine Hinweise
Die Mischlüftung ist im Idealfall gekennzeichnet ! Bei der Beurteilung des Zusammenwirkens von
durch eine gleichmäßige Durchmischung von Luft Nachström- und Abluftöffnungen ist zu beach-
und Stoffströmen (durch Bearbeitungsprozess frei- ten, dass die Luftströme bis zuletzt kaum von
gesetztes, luftgetragenes Material und luftgetrage- der Anordnung der Abluftöffnung(en) beein-
ne KSS-Bestandteile) im Betrachtungsbereich (Bi- flusst werden. Vielmehr folgen die Luftströme
lanzraum) und daraus resultierenden einheitlichen zunächst ihrer Eintrittsrichtung und -geschwin-
Stoff(S)- und KSS-Konzentrationen. Als Misch- digkeit. Die Richtung ändert sich erst, wenn der
luftstrom ist normalerweise der aus der Maschinen- Luftstrom von Einbauten oder Einhausungs-
einhausung abgesaugte Luftstrom anzusetzen. Die wänden oder von Luftströmen rotierender Teile
Konzentration im Betrachtungsbereich (Bilanzbe- abgelenkt wird. Luft, die in etwa parallel zu
reich) lässt sich (unter Annahme stationärer Bedin- Flächen der Einhausung (z. B. Boden) eintritt,
gungen und einer unbelasteten nachströmenden legt sich an diese Fläche an (Coanda-Effekt).
Luft) beschreiben durch
! Undefinierte Öffnungen (Undichtigkeiten) sind
mi grundsätzlich zu vermeiden bzw. zu minimie-
ci , Mi (4)
VER ren, um den Gestaltungsspielraum für definierte
Nachströmöffnungen bzw. eine definierte Luft-
(mit i für S oder KSS)
führung möglichst wenig einzuschränken.
In vielen Fällen ist die Stofffreisetzung zeitlich
! Hydraulische Kurzschlüsse zwischen Absaug-
schwankend.
öffnungen einerseits und Nachström- bzw. Zu-
Bedingt durch die meist punktuelle Stofffreiset- luftöffnungen andererseits sind ebenfalls unbe-
zung kann eine gleichmäßige Mischströmung in- dingt zu vermeiden.
nerhalb einer Einhausung in der Praxis nur in Teil-
bereichen erreicht werden. ! In vielen Fällen ist die Absaugung nach oben
vorteilhaft, da dadurch potentiell weniger nicht
Verdrängungslüftung luftgetragene Partikel erfasst werden (Schwer-
Die Verdrängungslüftung ist gekennzeichnet durch kraft und Thermikluftströme werden ausge-
eine einheitliche Strömungsrichtung und eine in nutzt).
Strömungsrichtung zunehmende Stoffkonzentrati- ! Bei feinen Spänen bzw. Stäuben ist die Nach-
on. Für die Entscheidung, welche Durchströ- strömsituation besonders zu betrachten. Nach-
mungsrichtung zu wählen ist, ist zu berücksichti- strömung über den Spänekanal ist hier eher un-
gen, dass die Stoffkonzentrationen von der Emissi- günstig, weil dabei Partikel in die Einhausung
onsquelle aus „stromaufwärts“ theoretisch null zurückgetragen werden können. Hier ist zu prü-
sind und „stromabwärts“ zunehmen. Die Verdrän- fen, ob es zweckmäßig ist, die Luft von oben
gungsströmung erfordert in jedem Fall den Einsatz nach unten zu führen, um den Bearbeitungs-
definierter Nachström- bzw. Zuluftöffnungen, da- und den Öffnungsbereich weitgehend von Par-
mit sich die gewünschte kolbenförmige Durch- tikeln freizuhalten (Vermeiden von Partikelaus-
strömung einstellt. Es werden sehr hohe Luftströ- tritt beim Öffnen der Einhausung). Bei starken
me benötigt. Thermikluftströmen ist dies jedoch schwierig,
Nachström- bzw. Zuluftöffnungen weil die Luftführung gegen den Auftrieb arbei-
ten muss.
Nachströmöffnungen sind solche Öffnungen in
einer Einhausung, durch die wegen des von der ! Bei einzelligen Bearbeitungsräumen (Ein- und
Absauganlage erzeugten Unterdrucks Luft aus der Mehrspindelmaschinen) kann das Erfassungs-
Umgebung der Maschine nachströmt (z. B. Türfu- konzept direkt auf den Bearbeitungsprozess ab-
gen, Verbindungsöffnung zum Späneförderer, aber gestimmt werden. Bei mehrzelligen Bearbei-
tungsräumen mit luftseitiger Verbindung (z. B.
Karussellmaschinen, Transferstraßen) sind
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 15 –

Gleichzeitigkeiten der unterschiedlichen Bear- Nachströmöffnungen können auch dazu benutzt


beitungsprozesse zu berücksichtigen. Ausglei- werden, bestimmte Maschinenbereiche (z. B.
chende Wirkungen des Luftverbundes hinsicht- Totzonen, Wandbereiche, Zerspanungsberei-
lich Pumpeffekten können zur Minderung des che) gezielt zu durchströmen.
Gesamtabluftstroms beitragen. Die Wirkung von Nachströmöffnungen ist um-
Hohe Umfangsgeschwindigkeiten führen in so besser, je dichter die Einhausung im Übrigen
Verbindung mit zerklüfteter Geometrie der ro- ausgeführt ist.
tierenden Teile zu starken Propellereffekten, Auch bei Nachströmöffnungen ist es je nach
welche zu starken Strömungen und zu Berei- ihrer Geometrie und Größe zweckmäßig, durch
chen mit statischem Überdruck innerhalb der konstruktive Maßnahmen (z. B. Leitbleche) das
Einhausung führen können. Fallen diese Berei- direkte Austreten von KSS-Partikeln und Spä-
che auf Öffnungen oder Undichtheiten, so kann nen zu vermeiden.
dort Luft aus der Einhausung ausströmen. Die
entstehenden Strömungen sollten hinsichtlich Abluftströme
der Luftführung genutzt werden. Abluftströme sind mindestens so groß zu wäh-
Absaugöffnungen – Gestaltung und Anordnung len, dass an allen Öffnungen und Undichtigkei-
ten Unterdruck herrscht (Nachströmgeschwin-
Um den Eintrag größerer Partikel (> 300 !m) digkeiten sollen zwischen 0,2 m/s und 0,4 m/s
zu vermeiden, soll die Strömungsgeschwindig- liegen).
keit an der Absaugöffnung kleiner als 4 m/s
sein und die Absaugöffnung soll mit einem Durch die Bewegung von Bearbeitungseinhei-
Schutz vor Partikeleintrag (z. B. konische ten entstehen innerhalb der Einhausung Luft-
Blende, Spänetor) ausgestattet sein. bewegungen (Schleppströmungen), und/oder es
wird das Volumen der Einhausung innerhalb
Bei Trockenbearbeitung bzw. MMS ist es sinn- kurzer Zeitspannen deutlich verändert. Bei einer
voll, dass die Absaugöffnungen möglichst nahe Verkleinerung des Luftvolumens wird das weg-
an der Freisetzungsstelle liegen, wobei dann fallende Luftvolumen aus der Einhausung her-
umso mehr darauf zu achten ist, dass sedimen- ausgedrückt (Pumpeffekt). Dieses Luftvolumen
tierende (nicht luftgetragene) Partikel nicht er- muss von der Absaugung aufgefangen werden,
fasst werden. was bei der Dimensionierung der Abluftströme
Bei Kombinationen von Späneabfuhr- und Ab- zu berücksichtigen ist.
saugsystem erfolgt die Absaugung unten in der
Funktionale Öffnungen
Maschine (gilt insbesondere für MMS bzw.
Trockenbearbeitung), wobei darauf zu achten Bei funktionalen Öffnungen (mechanisch be-
ist, dass Luft durch gezielte Öffnungen in der triebenen Klappen, Rollläden etc., Öffnungen
Einhausung nachströmen kann. Darüber hinaus mit translatorischer Bewegung, z. B. für Werk-
ist durch gezielte technische Maßnahmen si- zeug- oder Werkstückwechsel, Transportsyste-
cherzustellen, dass ein Zusetzen oder Verstop- me) ist zu überprüfen, ob im geöffneten Zu-
fen der Absaugkanäle vermieden wird. stand größere Abluftströme erforderlich sind als
im geschlossenen Zustand. Gegebenenfalls sind
Erfolgt die Absaugung im Bereich des separa-
mindestens während der Dauer der Öffnung
ten Spänekanals, so ist darauf zu achten, dass
größere Abluftströme sicherzustellen (Abluft-
eine Durchströmung des Bearbeitungsraums
management). Zu berücksichtigen ist auch der
aufrechterhalten wird, da sonst die Nachströ-
zeitliche Bedarf der jeweiligen Absaugluftströ-
mung ausschließlich über den Spänekanal er-
me (Gleichzeitigkeit). Entscheidend für die
folgt und damit für den Bearbeitungsraum wir-
Umsetzung geregelter Abluftsysteme ist die Be-
kungslos bleibt.
reitstellung schnell stellender Klappensysteme
Falls Nachströmungen, z. B. zur Reinhaltung und Regler.
des Maschineninnenraums vorgesehen werden,
sind folgende Punkte zu beachten: Bei manuell zu öffnenden Türen soll vor der
Freigabe der Türöffnung eine möglichst große
Nachström- bzw. Zuluftöffnungen sind so anzu- Zeitspanne zum Freispülen des Bearbeitungs-
ordnen, dass die Luft im Wesentlichen den Par- raums vorgesehen werden. Die Freispülzeit
tikel-Freisetzungsbereich gleichmäßig durch- kann durch Erhöhung des Abluftstroms ver-
strömt und die stoffbelastete Luft die Einhau- kürzt werden.
sung auf möglichst kurzem Weg verlässt.
– 16 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Sofern in Einhausungen infolge von Übertem- gebung kommen. Hinweise zur Erstellung eines
peraturen Thermikströme vorhanden sind, kön- Schutzkonzepts sind nachfolgend beschrieben.
nen an Öffnungen in der Maschineneinhausung 10.1.1 Merkmale der Kühlschmierstoffe
gleichzeitig Ein- und Ausströmvorgänge statt-
finden. Dabei strömt die wärmere, belastete Durch die Auswahl emissionsarmer Kühlschmier-
Luft im oberen Bereich der Öffnung aus der stoffe (KSS) kann die Aerosol- und Dampfbildung
Maschineneinhausung aus und im unteren Be- im Maschineninnenraum reduziert werden (siehe
reich der Öffnung strömt Luft in die Maschine Abschnitt 6). Neben dem Verdampfungs- und Ver-
nach. nebelungsverhalten des KSS sind zur Bewertung
des Explosionsrisikos folgende sicherheitstechni-
Aus diesem Grund ist eine Anordnung der Er- schen Kenngrößen relevant:
fassungseinrichtung direkt oberhalb der Öff-
nung grundsätzlich vorteilhaft. Dabei ist das Er- untere Explosionsgrenze in g/m3
fassungselement so auszuführen, dass die vor- maximaler Explosionsdruck in bar (Ü)
handene Öffnung auf ihrer ganzen Breite abge- maximaler Druckanstieg, wiedergegeben durch
deckt wird (linienförmiger Aufbau). Bei einer den KF-Wert in bar·m/s (Geschwindigkeit des
nur punktuellen Absaugung besteht die Gefahr Druckanstiegs)
eines Strömungsausbruchs an den Randberei-
Für KSS-Aerosole sind der Fachliteratur folgende
chen der Öffnung.
Werte für diese Kenngrößen zu entnehmen
Je nach Art der Türöffnung und abhängig von [1 bis 4]:
der Übertemperatur innerhalb der Einhausung
Untere Explosions- 25 g/m3 bis 60 g/m3
steigt der aus der Einhausung austretende Luft- grenze
strom kurz nach dem Öffnen der Türe auf einen
Maximalwert an (schwallartige Charakteristik). Geschwindigkeit des 75 bar·m/s bis 103 bar·m/s
Druckanstiegs
Um einen Ausbruch belasteter Luft aus der KF-Wert
Einhausung zu vermeiden, muss das verwende-
te Erfassungselement diesen Maximalwert be- In der Praxis gilt es, Einschleppungen von Fremd-
rücksichtigen (Pufferwirkung). ölen und Rückständen,z. B.
Geeignete Erfassungsprinzipien sind beispiels- Maschinenreingungs- und Pflegemittel,
weise Drallströmungen.
Reinigungs- und Lösemittel von Werkstücken,
Geschwindigkeit und Art der Öffnung von
Fremdöle etc.,
Türen etc. (bei Schiebetüren Öffnungsrichtung
und bei Flügeltüren Türanschlag bzw. in den Kühlschmierstoff in der Werkzeugmaschine
-anschläge beachten) haben ebenfalls Einfluss möglichst zu vermeiden (Hinweise zur KSS-Pflege
auf die Gefahr des Ausbruchs belasteter Luft. siehe VDI 3397 Blatt 2, BGR 143). Potenziale zur
Verringerung dieser Gefahren bestehen im Einsatz
10 Explosionsschutz, Brandschutz an von kompatiblen Multifunktionsölen (siehe auch
Werkzeugmaschinen und Absaug- VDI 3035).
anlagen 10.1.2 Maßnahmen gegen heiße Oberflächen
und „weitere Zündquellen“
10.1 Bearbeitung mit nicht wassermischbaren
Kühlschmierstoffen In den meisten Fällen wird ein Maschinenbrand an
Bei der Bearbeitung von Werkstoffen mit nicht der Bearbeitungsstelle durch einen glühenden
wassermischbaren KSS kommt es vor allem bei Span, einen Schleiffunken oder ein heißgelaufenes
hohen mechanischen und thermischen Belastungen Werkzeug ausgelöst. Eine zuverlässige und ausrei-
zur Verdampfung und Vernebelung der eingesetz- chende Kühlung der Bearbeitungsstelle durch KSS
ten Kühlschmierstoffe. Im Maschineninnenraum ist deshalb sicherzustellen, z. B. mittels Überwa-
entsteht ein Ölnebel-Dampf/Luft-Gemisch, wel- chung des Kühlschmierstoffstroms und optimaler
ches durch z. B. glühende Späne, energiereiche Auslegung des KSS-Kreislaufs.
Funken oder heiße Oberflächen gezündet werden Hinweise zur Auslegung des KSS-Kreislaufs sind
kann. Bei einer Zündung des KSS-Luft-Gemischs VDI 3035, VDI 3397 Blatt 1 bis Blatt 3 zu finden.
kann es zum Druckaufbau im Maschineninnen- 10.1.3 Konstruktive Maßnahmen Werkzeug-
raum und heftigen Flammenaustritten (z. B. aus maschine
Undichtheiten, aufgedrückten Gehäusetüren, Be-
Bei einer Zündung des KSS-Luft-Gemischs und
schickungs- und Entnahmeöffnungen sowie aus
bei Bränden können Flammen und heiße Gase aus
Druckentlastungsöffnungen) in der Maschinenum-
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 17 –

der Werkzeugmaschine austreten. Zur Verringe- schine gegenüber der Absauganlage oder umge-
rung dieser Gefährdung für den Bediener und die kehrt.
Umgebung, sind im Türbereich der Werkzeugma- Voraussetzung für den Maschinenstart ist eine
schine Türlabyrinthe zu installieren. laufende Absauganlage unter Einhaltung des vom
Bei gleichzeitigem Beladen am Rüstplatz während Maschinenhersteller vorgegebenen Mindestvolu-
des Bearbeitungsprozesses, ist der Beladeraum menstroms/Abluftstroms (Kontrolle z. B. mittels
vom Arbeitsraum flammendurchschlaghemmend Druck- oder Strömungswächter). Bei Unterschrei-
zu trennen. tung des erforderlichen Abluftstroms oder bei Stö-
Nicht vermeidbare Öffnungen, z. B. Werkstück- rung hat eine Störmeldung zu erfolgen.
öffnungen, sind sorgfältig abzudichten, z. B. über Dezentrale Absaugung
Klappen oder Schieber, die die Öffnung nur wäh-
Elektrostatischer oder mechanischer Filter:
rend eines Werkstückwechsels freigeben. Die
Sichtscheiben sind aus Polycarbonat und form- Voraussetzung für den Maschinenstart ist eine
schlüssig eingefasst (DIN EN 12415). laufende Absauganlage.
Ein optimaler Informationsaustausch zwischen der Im Brandfall Unterbrechung der Absaugung
Steuerung von Werkzeugmaschine, Absauganlage innerhalb 10 s bis 30 s nach Detektion (soforti-
und automatischer Löscheinrichtung ist die Vor- ge Auslösung), z. B. automatische Absperr-
aussetzung für ein sicheres Betreiben der Gesamt- klappe (die Zeit bis zur Unterbrechung des
anlage. Luftstroms bestimmt die Auslegung der Lösch-
Ein Start der Maschine darf nur möglich sein, mittelmenge bei automatischen Löschanlagen).
wenn: Zentrale Absaugung
Absauganlage ein/Späneabfuhr ein Der Anschluss ist nur an zentralen Absauganla-
Tür verriegelt mit Zuhaltung gen gestattet, in denen sich keine explosionsfä-
higen Stoffe oder Gemische, z. B. aus anderen
Löschanlage betriebsbereit
Prozessen, befinden können (Hinweis in der
Angezeigte Störungen müssen automatisch weiter- Betriebsanleitung). Dies ist u. a. notwendig, um
geleitet und umgehend beseitigt werden. Erst dann die Ausbreitung von Bränden in die ange-
darf die Anlage in Betrieb genommen werden. schlossenen Leitungen zu vermeiden.
10.1.4 Absauganlagen Voraussetzung für den Maschinenstart ist eine
Um eine Anreicherung der brennbaren und gege- laufende Absauganlage.
benenfalls explosionsfähigen KSS-Emissionen in Zur Verhinderung der Brandausbreitung soll in
der Werkzeugmaschine und in der unmittelbaren der Absaugleitung eine automatische Ver-
Umgebung zu vermindern, werden diese mittels schlusseinrichtung (z. B. Abluftabsperrklappe)
Absauganlagen erfasst, abgesaugt und abgeschie- angeordnet sein. Die Ansteuerung erfolgt bei
den. fremdbetätigten Systemen in der Regel durch
Generell müssen Anlagen zur Absaugung brennba- die Steuerung der Löschanlage.
rer Luftverunreinigungen und explosionsfähiger Eine Störung in der Abluftanlage muss signali-
Gemische aus leitfähigen oder elektrostatisch ab- siert werden. Die zugehörigen Bearbeitungsma-
leitfähigen Werkstoffen (z. B. Gehäuse, Absaug- schinen sind bei Ausfall nach Taktende der Be-
rohre) hergestellt und geerdet sein. arbeitungsprozesse außer Betrieb zu nehmen,
Beim Einsatz eines Vorabscheiders ist dieser wenn der Abluftstrom nicht gesichert werden
zündquellenfrei auszuführen, das heißt im Vorab- kann. Dies ist erforderlich, wenn sich bei Anla-
scheider selbst befinden sich auf der Rohgasseite genausfall explosionsfähige Gemische bilden
keine bewegten Teile oder elektrische Betriebsmit- können, die sich beim Austreten aus der Ma-
tel mit Oberflächentemperaturen über der Zünd- schinenkapselung auch außerhalb entzünden
temperatur. Der Absaugventilator befindet sich auf können.
der Reinluftseite. Eine Störung in einer WZM muss signalisiert
Besteht das Risiko eines direkten Eindringens der werden. Die WZM wird mit der zugeordneten
Flamme in die Rohrleitung und einer Brandaus- Absperrklappe von der Absauganlage getrennt.
breitung in andere Bereiche, sind schnellschließen- Die gesamte Absauganlage kann weiterbetrie-
de Absperrklappen (< 1,5 s) einzusetzen. Im ben werden.
Brandfall erfolgt bei der schnellschließenden Ab- Bei Ansprechen des Strömungswächters der
sperrklappe eine Abschottung der Werkzeugma- Einzelmaschine ist die zugeordnete Maschine
– 18 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

nach Beendigung des Bearbeitungstaktes außer Löschung mittels automatischer Feuerlöschanlage


Betrieb zu nehmen. unbedingt erforderlich.
Bei Stillstand der WZM ist die Abluft- Damit ein Maschinenbrand nicht auf die Umge-
Absperrklappe generell geschlossen. bung übergreift und bei einem Feuer bzw. einer
Löschung keine Personen zu Schaden kommen,
10.1.5 Druckentlastungseinrichtungen
sind die generellen Verhaltensregeln im Brandfall
Generell müssen Werkzeugmaschinen zum Einsatz sowie die allgemeinen Regeln des vorbeugenden
brennbarer Kühlschmierstoffen so konzipiert sein, Brandschutzes zu beachten (siehe auch BGI 560).
dass ein Herausschlagen der Flammen im Bedien-
Bei Tätigkeiten an Werkzeugmaschinen mit
bereich sowie ein reduzierter Explosionsdruck von
brennbaren Kühlschmierstoffen sollen im Rahmen
bis zu 60 mbar sicher verhindert werden kann.
der Unterweisung auf generelle Verhaltensregeln
Bei nicht ausreichender Druckfestigkeit der Ein- im Brandfall hingewiesen werden.
hausung einer Werkzeugmaschine ist der Einsatz
einer Druckentlastungseinrichtung (Druckentlas- 10.2 Minimalmengenschmierung (MMS)
tungsklappe) vorzusehen, um den Überdruck (bei Bei der Minimalmengenschmierung wird das
Zündungsreaktion) gezielt abzubauen. Brand- und Explosionsrisiko vorwiegend von der
Die Druckentlastungsklappe soll möglichst im Menge an vorhandenen brennbaren Metallspänen
Deckenbereich der Werkzeugmaschine installiert und -stäuben bestimmt.
werden, um Flammen und heiße Verbrennungsgase Bei der Bearbeitung von Magnesium und Titan ist
in ungefährliche Bereiche abzuleiten und eine Ge- mit einem erhöhten Risiko hinsichtlich Brand- und
fährdung der Maschinenbediener auszuschließen. Explosionsgefahr zu rechnen, und es ist ein beson-
Der Ansprechdruck von Druckentlastungseinrich- deres Explosionsschutzkonzept notwendig.
tungen zum Öffnen muss sehr niedrig sein (z. B. Beim Einsatz anderer Werkstoffe, z. B. Stahl,
< 5 mbar) und nach erfolgter Entlastung auch wie- Grauguss, Aluminium, Buntmetalle, ist bei der
der kurzzeitig schließen. Minimalmengenschmierung innerhalb der Werk-
Durch eine Zündung des KSS-Luft-Gemischs kön- zeugmaschine unter folgenden Bedingungen nicht
nen beim Ansprechen einer Druckentlastungsein- mit einer erhöhten Brand- und Explosionsgefahr zu
richtung sehr hohe Stichflammen austreten, die rechnen:
eine Gefährdung für die Umgebung der Maschine Fertigungsprozess erfolgt ausschließlich mit
darstellen. Im Bereich über der Druckentlastungs- definierter Schneide (Drehen, Fräsen, Bohren:
klappe dürfen sich daher keine brennbaren Materi- kein Schleifen, Bürsten)
alien (z. B. Holzverkleidung, Wärmedämmung) Anteil der Minimalmengenschmierung am Ge-
oder begehbare Stege befinden. samtbearbeitungsprozess innerhalb einer Ma-
Eine genauere Auslegung einschließlich der Über- schine (MMS/Trocken) liegt bei über 50 %.
tragung auf gängige Druckentlastungseinrichtun- MMS-System gewährleistet einen sicheren
gen kann nach dem Forschungsbericht VDW 3002 Zustand der Schmierstoffdosierung (min.
„Explosionsdruckentlastung von spanabhebenden 10 m /h bis max. 100 m /h). Ein Trockenlaufen
Werkzeugmaschinen“ [5] vorgenommen werden. oder gar eine extreme Schmierstoff-Über-
10.1.6 Löschen von Maschinenbränden dosierung ist sicher verhindert durch Überwa-
Ist das Betreiben einer Werkzeugmaschine mit chung des Luft- bzw. Ölvolumenstrom und
einem hohen Brandrisiko verbunden, müssen in- Verriegelung mit der Steuerung der Werk-
tegrierte Brandmelde- und Löscheinrichtungen zeugmaschine.
vorgesehen werden (DIN EN 13478). Hierbei wer- Einsatz von Schmierstoffen mit einem Flamm-
den folgende Abstufungen unterschieden: punkt von mindestens 150 °C und einer hohen
handbetätigtes Löschsystem Viskosität (> 10 mm2/min bei 40 °C), um die
Brandgefahr zu verringern
Brandmeldeanlage in Verbindung mit handbetä-
tigtem Löschsystem Werkzeugmaschine mit Späne- und Me-
tallstaubentsorgung, z. B. durch kontinuierli-
Brandmeldeanlage in Verbindung mit einer chen Austrag der Metallrückstände über Späne-
automatischen Löschanlage förderer, Gestaltung des Arbeitsraums und eine
Bei hohem Risiko von Personenschäden, bei große regelmäßige Reinigung
Sachwert- und Umweltschäden, aber auch bei der Absauganlage
Gefahr von nachfolgenden Metallbränden (z. B.
Magnesium) ist eine schnelle Branderkennung und
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 19 –

Erfahrungsgemäß besteht eine erhöhte Brandgefahr Absaugung


in Bereichen, in denen große Mengen an brennba- Die Strömungsgeschwindigkeit in den Absaugroh-
ren Metallspänen und -stäuben entstehen und sich ren muss so hoch sein, dass sich keine Stauban-
im Innenraum ansammeln können. Hinsichtlich des sammlungen bilden können (in der Regel Strö-
Explosionsrisikos sind Ansammlungen brennbarer mungsgeschwindigkeit > 20 m/s). Diese ist zu
Metallstäube mit einer Partikelgröße < 500 µm überwachen, z. B. mit Strömungswächter.
relevant. Abgelagerter brennbarer Staub kann Um die Wirkung der Absauganlage sicherzustel-
durch Aufwirbeln zu gefährlichen explosionsfähi- len, ist eine regelmäßige Reinigung der Vorab-
gen Staub/Luft-Gemischen führen. scheider bzw. Filter durchzuführen.
Eine Ablagerung von Stäuben im Maschineninnen-
raum kann verhindert werden durch: 11 Überschlägige Ermittlung zur Dimen-
schräg und steil angebrachte Arbeitsraumver- sionierung von Absaugluftströmen aus
kleidung (mindestens 35° zur Horizontalen) vollgekapselten Werkzeugmaschinen
möglichst glatte und unlackierte Oberflächen, Das Diagramm in Bild 8 dient als Richtgröße zur
z. B. aus Edelstahl, zum besseren Abgleiten der Festlegung des Absaugluftstroms aus einem Ar-
Späne beitsraum in Abhängigkeit von Randbedingungen
möglichst keine Rohrleitungen, Ecken oder wie
waagerechten Flächen, an denen es zu Späne- Arbeitsraumvolumen,
und Staubansammlungen kommen kann (bei eingesetzter Kühlschmierstoff,
Schrauben sind Linsenkopfschrauben vorzuzie-
hen) Werkstoff und
sorgfältige Abdichtung des Arbeitsraums, damit Bearbeitungsart mit definierter oder undefinier-
keine Stäube an empfindliche Teile wie An- ter Schneide.
triebs- und Führungselemente der Maschine ge- Die Gültigkeit des NH-Diagramms umfasst Bear-
langen beitungsprozesse in Einzelmaschinen, bei denen
nach Bearbeitungsende der Arbeitsraum geöffnet
thermische Entkopplung der Innenraumverklei-
wird, um das bearbeitete Werkstück gegen den
dung gegenüber dem Maschinengestell, damit
Rohling zu tauschen.
keine Wärmebrücken entstehen können
In Übertragung auf Transferstraßen kann der gra-
kontinuierliche Späneabfuhr, z. B. durch einen
fisch ermittelte Volumenstrom in Näherung hal-
Späneförderer
biert werden, da das Verschleppen der Emissionen
keine Abreinigung des Werkstücks und des durch Öffnen des Arbeitsraums hinfällig ist.
Maschineninnenraums durch Verwendung einer Bestehende Systeme können mithilfe des NH-
Handdruckluftpistole Diagramms auf Qualität der Erfassung überprüft
Späneentsorgung über den Späneförderer sowie werden.
die Absaugung ist von der Maschinensteuerung Geeignet für Abluftkonditionen gemäß VDI 3802:
zu überwachen.
keine Partikel > 300 m
Ausstattung mit einer Absaugung
Rohgaskonzentration im Halbstunden-Mittel-
Neben dem Maschineninnenraum der gekapselten wert < 300 mg/m3
Anlage sind auch die Rohrleitungen und der Filter-
bereich der Absauganlage, in denen Feinstaub Rohgaskonzentration Öldampf < 20 mg/m3
abgeschieden und aufgewirbelt werden kann, zu
berücksichtigen. Werden trockene feine Metall-
stäube konstruktionsbedingt abgereinigt oder auf-
gewirbelt, besteht unter Umständen Explosionsge-
fahr.
– 20 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Bild 8. NH-Diagramm zur Auslegung des Absaugvolumenstroms an Werkzeugmaschinen


12 Nachweis der Funktion und Optimie- Luftströme kann bei Betrieb mehrerer Werkzeug-
rungshinweise maschinen und entsprechender Abstimmung der
(CFD-Analyse und experimenteller Gesamtluftstrom reduziert werden (Abluftmanage-
Nachweis an ausgeführten Maschinen) ment).
12.1 Nachweiskriterien Im Betrieb der WZM ist der Luftstrom maßgeblich
definiert durch:
Um diffuse Emissionen der Werkzeugmaschine in
die Werkhalle zu verhindern, sind im Rahmen des Undichtheiten und Öffnungen
Luftführungskonzepts Mindestluftströme sicherzu- Pumpbewegungen
stellen. Diese orientieren sich maßgeblich am Be- Anordnung von Absaug- und Nachström-
trieb der Werkzeugmaschine. Hierbei unterscheidet öffnungen
man Bearbeitung mit geschlossener Umhausung (Art der Bearbeitung)
und die Phase unmittelbar vor und während des Nach Bearbeitungsende hängt der Luftstrom maß-
Öffnens funktionaler Öffnungen. Letztere be- geblich ab von:
stimmt den maximal erforderlichen Luftstrom.
Während der Bearbeitungsphase können die Ab- Durchströmung der Einhausung
luftströme in der Regel deutlich reduziert werden Zeitspanne (Spülzeit) zwischen Bearbeitung-
(Anhaltswert: 50 % des Maximalwerts). Durch die sende und Öffnung
Nutzung der Unterschiede der lastabhängigen Art und Anordnung der Erfassungsstelle
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 21 –

Größe und Position der funktionalen Öffnung ten Zeitpunkten dargestellt. Die Werte der Strö-
Thermik und bearbeitungsbedingte Strömungs- mungsgrößen zwischen diesen diskreten Stellen
vorgänge („Propellereffekte“) werden interpoliert.
Die Größe dieser beiden Mindest-Luftströme ist Zur Reduzierung des Berechnungsaufwands ist es
mittels CFD-Analyse und/oder experimentell üblich, die Berechnungsgleichungen durch soge-
nachzuweisen. Wesentliches Beurteilungskriterium nannte empirische Modelle zu vereinfachen, mit-
hierfür sind die Nachströmgeschwindigkeiten, die tels deren sich komplexe Größen aus den Berech-
nicht kleiner als 0,2 m/s, aber auch nicht größer als nungsgleichungen aus bekannten Größen herleiten
0,4 m/s sein sollen. lassen. Empirische Modelle werden beispielsweise
zur Turbulenzmodellierung eingesetzt.
Hinsichtlich der Abluftströme besteht grundsätz-
lich ein Minimierungsgebot. Zu berücksichtigen Die mathematische Lösung von Differenzialglei-
hierbei sind: chungen setzt die Angabe von Anfangs- und
Randbedingungen voraus. Diese Bedingungen sind
der Maschinengrundkörper bestehend aus Ma- auch bei einer numerischen Lösung der Gleichun-
schinenbett und Einhausung mit den Varianten gen zu definieren. Die Anfangsbedingung ist der
des Späneaustrags und des Werkstückwechels Zustand des betrachteten Strömungsfelds zu Be-
(Palettenwechsler, Schleuse, Dachluke und ginn der Simulation. Randbedingungen definieren
Frontbeladung) die Zustandsgrößen am Rand des Strömungsfelds
maßgebliche Konturen innerhalb des Arbeits- (z. B. an Wänden oder Öffnungen) als Funktion
raums (Werkstück und Werkzeug sowie deren von Ort und Zeit.
Aufnahmen – „Worst-Case“-Betrachtung) CFD-Berechnungen können als stationäre (zeitlich
Sofern es sich um funktional und auslegungstech- konstante Randbedingungen) oder instationäre
nisch baugleiche Maschinen handelt, kann ein (zeitabhängige Randbedingungen) Berechnungen
einmaliger Typennachweis als ausreichend be- ausgeführt werden.
trachtet werden.
12.2.2 Vorgehensweise bei der Berechnung
12.2 CFD-Analysen Der Ablauf einer CFD-Berechnung folgt einer
12.2.1 Einleitung systematischen Vorgehensweise:
Mittels der computergestützten Strömungssimula- Festlegung des Simulationsbereichs: Definition
tion (CFD-Berechnung) können Strömungsfelder des zu betrachtenden Strömungsbereichs (even-
in beliebigen Raumgeometrien unter festgelegten tuell Freischneiden eines Teilbereichs)
Randbedingungen berechnet werden. Diese Me- Erstellung eines Geometriemodells für den
thode basiert auf den Erhaltungsgleichungen für Simulationsbereich
Masse, Impuls und Energie, mit denen sich Strö-
Erzeugung eines Rechengitters
mungen in allgemeiner Form beschreiben lassen.
Das entstehende System von gekoppelten, nichtli- Auswahl eines Diskretisierungsverfahrens und
nearen partiellen Differenzialgleichungen ist analy- der Lösungsstrategie (Solver)
tisch nicht lösbar. Mithilfe eines numerischen Lö- Auswahl der mathematischen Modelle für die
sungsverfahrens kann jedoch an diskreten Punkten Simulation (Turbulenzmodell, Verbrennungs-
des Strömungsfeldes eine Näherungslösung be- modell, Strahlungsmodell, u. a.)
rechnet werden. Der Übergang von der exakten zur instationäre Berechnungen: Definition der Si-
Näherungslösung wird als Diskretisierung be- mulationsdauer und der Zeitschrittweite
zeichnet, bei der die analytischen Differenziale und
Integrale durch die numerisch berechenbaren fini- Definition von Stoffwerten (gegebenenfalls
ten Differenzen bzw. Volumen approximiert wer- abhängig von veränderlichen Zustandsgrößen,
den. Hierbei kommen meist Methoden der finiten z. B. Temperatur und Druck)
Differenzen, finiten Volumen und finiten Elemente Spezifikation der Randbedingungen, gegebe-
zum Einsatz. Diesen Methoden ist gemeinsam, nenfalls als Funktion der Zeit (Geschwindigkei-
dass der betrachtete Strömungsbereich durch ein ten, Drücke, Temperaturen, Konzentrationen,
mehrdimensionales Gitter (Rechengitter) in eine Turbulenzgrößen u. a.)
Vielzahl von Einzelzellen unterteilt wird. Die in Spezifikation von Anfangsbedingungen für die
der Realität kontinuierliche Verteilung von Strö- Berechnung (Geschwindigkeiten, Drücke,
mungsgrößen (z. B. Temperatur, Druck, Ge- Temperaturen, Konzentrationen, Turbulenzgrö-
schwindigkeit und Konzentration) wird dann durch ßen u. a.)
Werte an diskreten Stellen im Raum zu bestimm-
– 22 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Definition von Konvergenzkriterien zugleich an allen Maschinenöffnungen eine stabil


Ausführen der Berechnung in den Maschineninnenraum gerichtete Sperrluft-
strömung ausbildet.
Auswertung der Ergebnisse (Plausibilitätskon-
Diese Voraussetzungen müssen über den gesamten
trolle, grafische Aufbereitung der Ergebnisse,
Fertigungszyklus erfüllt sein. Dies bedeutet, dass
Interpretation, Bewertung, Schlussfolgerungen)
in die Untersuchung nicht nur der Bearbeitungs-
Dokumentation vorgang selbst, sondern auch Transportvorgänge
12.2.3 Dokumentation einschließlich dem Öffnen und Schließen von
Transport- und Bedienöffnungen mit einzubezie-
Im Folgenden ist ein Datenblatt zur Dokumentati-
on von Strömungssimulationen mit CFD- hen sind.
Verfahren angegeben. Das Ausfüllen dieses Da- Durch entsprechende Versuchsreihen mit variabler
tenblatts ist zwingend erforderlich. Je detaillierter Ablufterfassung, und Nachströmung von Hallen-
die Angaben im Datenblatt gemacht werden, desto luft, kann mittels Nebelvisualisierung die Absau-
besser kann die damit dokumentierte CFD- gung insgesamt optimiert und die Absaugstrom
Simulation und deren Qualität und Zuverlässigkeit bezogen auf den jeweiligen Bearbeitungsvorgang
beurteilt werden. minimiert werden.
Der experimentelle Funktionsnachweis bei mini-
12.3 Experimenteller Nachweis an der realen
Maschine mierten Absaugluftströmen ist an einer bestehen-
den Werkzeugmaschine durch die Nebelvisualisie-
12.3.1 Möglichkeiten und Grenzen des rung mit vertretbarem zeitlichen Aufwand zu
experimentellen Nachweises erbringen.
Neben der virtuellen Strömungssimulation (CFD- Der Zeitbedarf für eine komplette Optimierung der
Analyse) gibt es auch die Möglichkeit, die Effi- Lufttechnik (Ablufterfassung und Luftnachströ-
zienz der Absaugung experimentell an der realen mung) ist stark schwankend und hängt im Wesent-
Maschine nachzuweisen. lichen von der Anzahl der zu untersuchenden Vari-
Der Nachweis erfolgt dabei optisch durch Visuali- anten ab.
sierung und Bewertung von Luftströmungen inner- Im Vergleich zur virtuellen Optimierung durch die
halb und außerhalb der Werkzeugmaschinen. Strömungssimulation stößt der experimentelle
Eine effizient funktionierende Maschinenabsau- Nachweis hier an seine Grenzen, da vor jedem
gung zeichnet sich dadurch aus, dass sich über den Optimierungsschritt die Maschinen mit mehr oder
kompletten Fertigungsprozess hinweg, an allen wenig hohem zeitlichen und kostenintensiven
Maschinenöffnungen (Bedien- und Wartungstüren, Aufwand umzubauen sind.
Späneabwürfe, Undichtheiten usw.), ein in den Ein wesentlicher Nachteil der experimentellen
Maschineninnenraum gerichteter Sperrluftstrom Optimierung ist darin zu sehen, dass diese bei be-
mit minimaler, jedoch noch ausreichender Ge- reits feststehender und kaum mehr veränderbarer
schwindigkeit einstellt. Bei dieser stets nach innen Maschinenkonstruktion durchzuführen ist. Da-
gerichteten Luftströmung ist ausgeschlossen, dass durch verringern sich die theoretisch möglichen
die beim Bearbeitungsprozess freiwerdenden gas-, technischen Freiheitsgrade, sodass ein gesamtheit-
staub- und aerosolförmigen Emissionen in die Hal- liches Optimum hinsichtlich Luft- und Maschinen-
le gelangen und sich negativ auf die Luftqualität technik nur in den wenigsten Fällen darstellbar ist.
am Arbeitsplatz auswirken.
Darüber hinaus sind mit der experimentellen Me-
Der experimentelle Funktionsnachweis einer Ab- thode keine quantifizierbaren Einzelwerte inner-
saugung beruht darauf, die sich an den Maschinen- halb der Maschine feststellbar.
öffnungen ausbildenden Luftströmungen sichtbar
Vorteilhaft ist, dass es sich um Realmaschinen
zu machen und über deren Strömungsrichtung die
handelt mit den Originaleinbauteilen, den vorhan-
Funktion der Absaugung zu bestätigen.
denen Undichtigkeiten usw., die bei der Strö-
Die Visualisierung der Luftströmungen erfolgt mungssimulation teilweise vereinfacht angenom-
durch Einleitung von Nebel in die Werkzeugma- men werden müssen.
schine sowie durch seitliche Nebelbeaufschlagung
der Maschinenöffnungen von außen. 12.3.2 Versuchsdurchführung
Der Absaugbedarf einer bestehenden Werkzeug- Die Nebelversuche sind idealerweise bei geschlos-
maschine ergibt sich durch die experimentelle Er- senen und in Betrieb befindlichen Werkzeugma-
mittlung der Mindestabsaugmenge, bei der noch schinen durchzuführen.
kein Nebel aus der Maschine austritt und sich
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 23 –

Dadurch lassen sich die Wechselwirkungen zwi- 12.3.3 Technische Ausrüstung für den
schen Zerspanungsprozess und Lufttechnik erken- experimentellen Nachweis
nen. Schwachstellen wie Maschinenundichtheiten, Die Messung der Strömungsgeschwindigkeiten in
falsch angeordnete Erfassungselemente innerhalb den Absaugkanälen zur Ermittlung der jeweili-
des Arbeitsraums sowie zu klein ausgelegte Ab- gen Absaugvolumenströme erfolgt nach DIN
saugluftströme können optisch durch Nebelaustritt EN 12599 mit Messgeräten wie Prandtl-Staurohr,
aus dem Maschineninnenraum identifiziert und Flügelrad- oder Hitzdrahtanemometer.
durch gezielte technische Maßnahmen beseitigt Für die Visualisierung der Luftströmungen werden
werden. benötigt
Neben der Überprüfung des Emissionsverhaltens „Strömungsprüfer für Luft“
der Werkzeugmaschinen lassen sich durch die
Nebelvisualisierung wesentliche Erkenntnisse über Nebelmaschine
den Verlauf der Luftströmungen im Bearbeitungs- Die „Strömungsprüfer für Luft“ eignen sich auf-
raum der Werkzeugmaschine gewinnen. Diese grund ihrer geringen Nebelemission und gezielten
können zur Optimierung der Ablufterfassung für Zuführmöglichkeit besonders zur Visualisierung
diese und auch künftige Maschinen herangezogen von Sperrluftströmungen an kleineren Maschinen-
werden. öffnungen. Die Nebelmaschinen mit den bedeutend
Bei der in Bild 9 beispielhaft dargestellten Ab- höheren Nebelemissionen (120 m3/h bis 150 m3/h)
saugung wurde die ursprünglich im unteren Ma- sind für die Einleitung in den Maschineninnenraum
schinenbereich angeordnete punktuelle Abluft- bzw. für die flächige Beaufschlagung von Bedien-
erfassung durch zwei im oberen Bereich gegenü- und Wartungsöffnungen einzusetzen.
berliegend angeordnete Düsenplattenreihen ersetzt. Da bei großen Bearbeitungszentren und Transfer-
Durch die Überlagerung der Senkenfelder und die straßen die vorhandene Beleuchtung oftmals nicht
dadurch erzeugte Flächenabsaugung wird der von ausreicht, den Strömungsverlauf des Nebels inner-
unten eingeleitete Nebel nahezu vollständig erfasst halb des Bearbeitungsraums vollständig zu erken-
und aus dem Arbeitsraum abgeführt. nen, ist es sinnvoll, zusätzliche Beleuchtungskör-
per (z. B. Halogenstrahler) vorzusehen.
Die Auswertung, Dokumentation und Präsentation
der Nebelversuche erfolgt über Foto- und Video-
aufnahme.

Bild 9. Visualisierung der Strömungsverhältnisse im Maschineninnenraum


– 24 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

13 Transport und Reinigung der Prozess- Durch zeitlich schwankende Rohgaskonzentra-


abluft tionen ergeben sich höhere Reingaswerte.
13.1 Dezentrale und zentrale Systeme
Durch die Bauart bedingte Reinluftrückführung
Bei der Absaugung und anschließenden Abschei- entsteht ein höherer Aufwand bei der Hallenbe-
dung von Stäuben, Aerosolen, Dämpfen und Gasen lüftung, siehe auch Abschnitt 13.1.3.
ist in jedem Einzelfall zu entscheiden, ob jede E-
missionsquelle/Maschine mit einem eigenständi- 13.1.2 Zentrale Absauganlage
gen Filter (Einzelabsaugung) bestückt wird oder ob
sich einzelne Maschinengruppen bzw. im Extrem-
fall der gesamte, absaugtechnisch relevante Ma-
schinenpark über zentral angeordnete Filter (Grup-
penabsaugung) erfassen lassen. In jedem Einzelfall
wird die optimale Lösung von verschiedenen
grundsätzlichen Überlegungen und den in jedem
Produktionsbetrieb unterschiedlichen Randbedin-
gungen abhängig sein.
Bei beiden absaugtechnischen Konzepten sollten in
jedem Fall alle unvermeidbaren Emissionsquellen
(z. B. Maschine, Späneförderer, Auswurfkasten,
KSS-Aufbereitungsanlagen usw.) in das Erfas-
sungskonzept einbezogen werden. Bild 11. Zentrale Absauganlage
13.1.1 Dezentrale Absauganlage mit Einzel- Vorteile:
abscheidung wahlweiser Umluft- bzw. Abluftbetrieb mög-
lich
nur ein zentraler Wartungspunkt; dadurch ge-
ringere Wartungskosten als bei dezentraler Ab-
saugung
Die Wärmeenergie der Filterabluft kann bei der
Hallenbelüftung über Wärmerückgewinnungs-
systeme der Zuluft teilweise zugeführt werden.
Bild 10. Dezentrale Absauganlage
Nachteile:
Vorteile:
verhältnismäßig hoher Montageaufwand durch
qualitativ und quantitativ klar definierte Lösung
längere Rohrleitungen mit großen Querschnit-
für einen bestimmten Anwendungsfall
ten
Bei Wartung eines Filters ist nicht gleichzeitig
die Absaugung des übrigen Maschinenparks be- störende Rohrleitungsnetze (z. B. bei Kranbe-
troffen. trieb)
sehr hohe Flexibilität bei Neuanordnung des Das absaugtechnische Konzept z. B. für eine
Maschinenparks bzw. Entfall und Neuaufstel- Maschinengruppe muss nach Anbindung weite-
lung einzelner Maschinen rer Maschinen/Emissionsquellen angepasst
verhältnismäßig geringer Montageaufwand werden.
durch kurze Rohrleitungen höherer Aufwand hinsichtlich Brandschutz
keine störenden Rohrleitungsnetze 13.1.3 Reinluftrückführung
Nachteile: Aus energetischen Gründen kann ein Umluft-
Bei Installation zahlreicher Filter erhöht sich betrieb von Abscheideanlagen erwogen werden,
analog auch die Zahl der Wartungspunkte. das heißt der zur Erfassung von Gefahrstoffen
In den meisten Fällen ist ein Abluftbetrieb bzw. erforderliche Luftstrom wird über geeignete Ab-
alternativer Sommer-/Winterbetrieb nur mit scheider geführt und dann gereinigt wieder in den
verhältnismäßig hohem Aufwand zu realisieren Arbeitsbereich eingebracht. Diese Verfahrensweise
(viele Dach- bzw. Wanddurchbrüche, Behinde- wird als Reinluftrückführung bezeichnet (vgl.
rung senkrechter Abluftleitungen durch eventu- VDI 2262 Blatt 3).
ell vorhandenen Kranbetrieb).
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 25 –

Voraussetzung für die Rückführung gereinigter Tabelle 5. Grenzwerte für Bewertungsindizes bei
Erfassungsluft (Reinluftrückführung) ist, dass der Reinluftrückführung für lufttechnische Anlagen
Restgehalt an luftfremden Stoffen begrenzt ist. Die ohne Prüfzeugnis
Gefahrstoffkonzentration im Arbeitsbereich darf Stoffgruppe Index Index IZU
durch Reinluftrückführung verglichen mit der IUM (vgl. Bild 12)
Konzentration beim reinen Außenluftbetrieb nicht Stoffe mit arbeitsmedi-
nennenswert (Bild 12) erhöht werden. Für den zinisch begründeten
Nachweis ist es zweckmäßig, einen Bewertungsin- Arbeitsplatzgrenzwerten
dex für die Zuluft und die Umluft zu bilden: (AGW) nach TRGS 900 1/5 (0,225…0,125)· S
oder mit bis Ende 2004
c ZU geltenden Gefahrstoff-
I ZU (5) grenzwerten (MAK)
GW
c UM
I UM (6) In der Regel lassen sich die Grenzwerte für IUM
GW
nach Tabelle 5 mit den heute verfügbaren Ab-
Als Grenzwert GW für die Kühlschmierstoffemis- scheidern nicht einhalten. Dann wird aus
sionen (Aerosol, Dampf) ist zur Beurteilung der
mL,AU I UM
Wirksamkeit technischer Schutzmaßnahmen ein !1 (7)
Wert von GW = 10 mg/m3 heranzuziehen. Die mL,UM I ZU
Anlagen sind so zu betreiben, dass die in Tabelle 5 mit dem erreichbaren Wert für IUM und mit IZU
aufgeführten Werte für IUM und IZU eingehalten nach Tabelle 5 das erforderliche Verhältnis
werden. Der Belastungsgrad  S ist im Wesentli-
chen abhängig vom ausgeführten Luftführungssys-
mL , AU mL ,UM berechnet, wobei für die Stoffkon-
tem im Raum. Der Zuluftstrom setzt sich aus der zentrationen in der Außenluft cAU = 0 vorausge-
Außenluft und der Umluft zusammen. Die Umluft setzt ist. Die Auswertung dieser Gleichung ist in
kann aus der Raumabluft und/oder aus der Reinluft grafischer Form in Bild 13 dargestellt.
von Filteranlagen bestehen. Für Kühlschmierstoffe darf während der Produkti-
mL,AU on das Verhältnis von Außenluftstrom zu Umluft-
Reiner Umluftbetrieb 0 ist außerhalb der strom von mL,AM / mL,UM 0,43 nicht unterschrit-
mL,UM
Arbeits- und Produktionszeiten (wenn sich keine ten werden, das heißt der Außenluftanteil bezogen
Beschäftigten in den Räumen befinden) möglich: auf den Gesamtzuluftstrom muss mindestens 30 %
betragen.
" während der Aufheizphase vor Schichtbeginn
" zum Erhalten vorgegebener Raumluftzustände
(Temperatur, Feuchte) außerhalb der Schicht

Bild 12. Bewertungsindex IZU nach Tabelle 5 in Abhängigkeit vom mittleren Stoffbelastungsgrad S im
Arbeitsbereich (Luftführungssystem)
– 26 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Bild 13. Verhältnis von Außenluftstrom zu Umluftstrom mL,AM / mL,UM für Kühlschmierstoffe in Abhängigkeit
vom Bewertungsindex für die Umluft IUM und vom mittleren Belastungsgrad im Arbeitsbereich S, Arb

Es ist zu beachten, dass sich in der Halle inhomo- ! Eine Übertragung von Stoffen von der Fortluft-
gene Konzentrationsfelder mit lokalen Konzentra- auf die Außenluftseite soll vermieden werden.
tionserhöhungen ergeben können. Es ist sicherzu- ! Eingesetzte Materialien müssen dauerhaft dicht
stellen, dass die gültigen Arbeitsplatzgrenzwerte in und resistent gegen die geförderten Stoffe sein.
jedem einzelnen Arbeitsbereich eingehalten wer-
den. ! Eine Reinigung der Komponenten bis in den
Kern soll möglich sein.
Beispiele zur Reinluftrückführung siehe Anhang C.
! Anfallendes Kondensat von Kühlschmierstoffen
13.1.4 Wärmerückgewinnung soll ungehindert von den Übertrageroberflächen
Hauptsächlich bei zentralen Absaugsystemen wird ablaufen können und sicher aufgefangen und
der Einsatz von Komponenten zur Wärmerückge- abgeführt werden.
winnung energetisch, wirtschaftlich und aus Grün- ! Eine mögliche Vereisung der Fortluftseite ist zu
den der Ressourcenschonung und der Reduzierung beachten.
der Umweltbelastung sinnvoll.
Erfüllt werden diese Anforderungen von den in
Mit einer Übertragung der in der Abluft enthalte- Tabelle 6 genannten Systemen.
nen Wärme kann der Energieaufwand zur Erwär-
Bewährt hat sich für öl- und emulsionshaltige Fort-
mung der Zuluft für eine Fertigungshalle erheblich
luft zum Beispiel der Einsatz von Kreuzstrom-
reduziert werden.
Plattenwärmeübertragern hinter dem Abscheider
Der Nachweis der Wirtschaftlichkeit einer Wärme- und vor dem Fortluftventilator. Sinnvoll ist eine
rückgewinnungsanlage ist für jeden Anwendungs- diagonale Anordnung in einem Gehäuse mit integ-
fall individuell zu führen. rierter Kondensatwanne und Außenluft-Bypass,
In der Richtlinie VDI 2071 werden gebräuchliche Anströmung oben.
Wärmerückgewinnungssysteme vorgestellt und Das Material der Wärmeübertrager wird nach dem
bewertet. eingesetzten Kühlschmierstoff ausgewählt, um
Bei einer Nutzung von Wärmerückgewinnungssys- Dichtheit und Beständigkeit zu gewährleisten.
temen in Absauganlagen von Werkzeugmaschinen Üblich sind Aluminium (eventuell beschichtet) und
werden jedoch zusätzliche, spezielle Anforderun- verschiedene Al-Legierungen, aber auch Edelstahl.
gen an ihre Konstruktion gestellt: Ebenso ist auf die Emulsions- und Ölbeständigkeit
der eingesetzten Dichtmaterialien zu achten.
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 27 –

Tabelle 6. Anforderungen an die Konstruktion von Absauganlagen bei Wärmerückgewinnung


Kategorie Rekuperative Systeme Regenerative Systeme
Trennflächen- Kreislaufverbund- Rotations-
Bezeichnung
Wärmeübertrager Wärmeübertrager Wärmeübertrager
outside air / Außenluft
outside air / Außenluft outside air / Außenluft

Systembild

t
Fortluft / outgoing air Fortluft / outgoing air
Fortluft / outgoing air
Über Trennflächen (z. B. Plat- Über ein meist flüssiges Rotierende Speichermas-
tenwärmeübertrager) wird Wärmeträgermedium wird sen werden abwechselnd
Wärme von der Abluft zur mithilfe einer Zirkulations- mit Zu- und Abluft durch-
Zuluft übertragen. pumpe oder durch Naturum- strömt; Wärmeübertragung
Wirkungsprinzip
lauf zwischen den beiden erfolgt über Speichermas-
Wärmeübertrager in Abluft sen.
und Zuluft Wärme ausge-
tauscht.
einfacher Aufbau, hohe Rück- Keine Stoffübertragung, Zu- hohe Rückwärm- und rück-
wärmzahl, Anpassung der und Abluft können getrennt feuchtzahl, gute Regelfä-
Vorteile
Werkstoffe je nach Anforde- geführt sein. higkeit, geringer Platzbe-
rungen darf
keine Funktionsüberwachung, umfangreiche Rohrleitungs- Stoffübertragung möglich;
Gefahr von Gefahrstoffüber- und Pumpensysteme not- Stoffübertragung kann
tragungen bei Undichtigkeiten wendig, relativ niedrige jedoch durch Abdichtungen
(z. B. Korrosion), hoher Platz- Rückwärmzahl, Auffangbe- und durch Anordnung des
Nachteile bedarf, empfindlich gegen hälter und Entsorgung der Abluftventilators hinter und
Verschmutzung, Einfriergefahr Wärmeübertragungsmedien des Zuluftventilators vor
bei hoher Abluftfeuchte, zur erforderlich dem Wärmeübertrager
Regelung Bypass erforderlich weitgehend vermieden
werden.
nein nein ja
Stoffaustausch (außer bei Leckagen) (durch Maßnahmen be-
grenzbar)
Zu- und Abluft ja nein ja
müssen zusam-
mengeführt sein
Bewegliche Teile nein ja ja
Rückwärmzahl in % 50–60 50–60 60–70

Die Plattenabstände und die Kantenlängen richten Durch konstruktive Maßnahmen (wirksame radiale
sich nach der lufttechnischen Auslegung und auch und Querdichtungen, Spülzone und Druckgefälle
nach baulichen Gegebenheiten. von der Außenluft zur Fortluft) kann man jedoch
Wichtig ist die Möglichkeit der Reinigung der die Kontamination der Außenluft begrenzen.
Wärmeübertrager mittels Hochdruckreiniger mit Als Material für die Rotoren ist korrosionsbestän-
Dampf oder Heißwasser bis in den Kern. Das wird diges Aluminium in Folienstärken zwischen
u. a. durch größere Plattenabstände (ca. 8 mm bis 0,08 mm und 0,12 mm und mit einem Abstand von
12 mm) und entsprechende Anordnung der Ab- ca. 2 mm geeignet.
standshalter sichergestellt. Eine Vorrichtung zur intervallmäßigen Reinigung
In Rotationswärmeübertragern kann der Stoff- mit Wasser kann an den Rotoren fest installiert
transport von der Fortluft in die Außenluft durch werden.
Mitrotation von Luftströmen und Partikeln und durch
Leckagen nicht vollkommen verhindert werden.
– 28 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Die Wärmeübertrager in Kreislaufverbundsyste- einbauen, um die Übertragung einer Druckwelle


men sollen ebenfalls eine Reinigung mit Hoch- von einem Bearbeitungsraum in den gegenüber-
druckgeräten für Wasser und Dampf ermöglichen. liegenden zu vermeiden.
Vorteilhaft sind hier Lamellenabstände größer empfohlene Strömungsgeschwindigkeit ca.
5mm und eine Ausführung der Übertrager in Stahl 12 m/s bis 16 m/s, bei Ölbearbeitung soll diese
verzinkt oder Edelstahl. überwacht werden
13.2 Absaugkanalsystem Möglichkeit der Erdung (Einzelfallprüfung
Die innerhalb der Bearbeitungsmaschinen freiwer- notwendig)
denden Emissionen werden über eine Erfassungs- In Abhängigkeit von den Durchmessern und der
einrichtung abgesaugt. Diese Emissionen müssen Druckfestigkeit werden Wandstärken zwischen
über einen geeigneten Absaugkanal oder ein ge- 0,8 mm bis 2 mm empfohlen
eignetes Absaugkanalnetz der Abluftreinigungsein-
heit zugeführt werden. 13.2.2 Absaugung von Trocken- oder MMS-
Bearbeitung
Die gereinigte Abluft wird gegebenenfalls mit
einer Restbeladung über eine Leitung ins Freie Ausführung:
geführt. Aufgrund der höheren Abrasivität von trocke-
Grundsätzlich ist die Erfassungseinrichtung so nen Partikeln werden grundsätzlich Wandstär-
auszuwählen, dass keine Partikel bzw. Tröpfchen ken von > 1,5 mm empfohlen, insbesondere bei
> 300 µm ins Kanalsystem eingetragen werden. den Formstücken. Die Strömungsgeschwindig-
keit ist in diesem Fall mit 20 m/s festzulegen
In Abhängigkeit der transportierten Emissionen und zu überwachen.
ergibt sich an den Absaugkanal ein unterschiedli-
ches Anforderungsprofil. Bei der Bearbeitung von Alu oder Mg ist die
Strömungsgeschwindigkeit grundsätzlich zwi-
Grundsätzlich wird immer eine feste Verrohrung
schen 20 m/s bis 22 m/s festzulegen und zu ü-
aus Stahl empfohlen.
berwachen.
Unter der Vielzahl der Anwendungen werden hin-
über- und unterdruckfest bis ±100 mbar
sichtlich der Ausführungsanforderungen zwei Fälle
betrachtet. Möglichkeit der Erdung
13.2.1 Absaugen von Bearbeitungsräumen mit
Grundsätzlich müssen Leitungsnetze strömungs-
Nassbearbeitung (wassermischbare günstig aufgebaut werden, um erhöhten Druckver-
und nicht wassermischbare Kühl- lust, Verschleiß und Ablagerungen zu verhindern.
schmierstoffe) Die Funktion der Absaugleistung sollte überwacht
Ausführung: werden.
öldicht geschweißte Leitung Die Leitungen sollen innen möglichst glattwandig
sein. Aus diesem Grund ist der Einsatz von Spiral-
KSS-beständige Dichtungen Kunststoffschläuchen nicht zu empfehlen.
Kanalsystem, vorzugsweise runde Querschnitte Insbesondere aus Brandschutzgründen ist das Ab-
mit Gefälle (1 % bis 2 %) in Strömungsrichtung saugkanalnetz regelmäßig auf Ablagerungen zu
öldichte Rohrverbindung, geflanscht oder mit überprüfen und bei Bedarf entsprechend zu reini-
geeigneten Spannverschlüssen gen.
über- und unterdruckfest bis ±100 mbar Absaugkanalnetze sind statisch so auszuführen,
dass sie betreffend Traglast in der Lage sind, ein
regelmäßige Flüssigkeitsabläufe mit gut zu-
erhöhtes Gewicht (50 % gefüllt) durch eingetrage-
gänglichen Siphons zur Vermeidung von KSS-
ne Späne abzufangen. Ebenso ist die Abhängung
Ansammlungen im Kanalsystem
der Leitung derart auszuführen, dass ein Abkni-
ausreichend Wartungs- und Inspektionsöffnun- cken der Leitung im Brandfall im Bereich der
gen (z. B. vor Formstücken bei Kanaletagierun- Brandabschnitte sicher verhindert wird.
gen u. a.)
Bei Durchdringung von Brandabschnitten ist eine
In Verbindung mit Gaslöschanlagen Einsatz Abstimmung mit Behörden und Versicherungen
von schnell schließenden Klappen (Schließzeit erforderlich.
< 1 s), ohne Fremdenergie selbständig schlie- Mit einer arretierbaren Drosselvorrichtung in Ver-
ßend mit Endlagensignalisierung bindung mit einer Messstelle, müssen an jeder
Bei Ölbearbeitung und Absaugung mehrere Absaugstelle die Luftströme einstellbar sein.
Bearbeitungsmaschinen keine Doppel-T-Stücke
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 29 –

13.3 Prozessabluftreinigung Ölbearbeitungen auch sehr feine Partikel < 0,3 µm


Die Abluftreinigungsverfahren lassen sich nach gut abscheiden lassen.
zwei Wirkprinzipien unterteilen. Grundsätzlich soll bei der Abluftreinigung von
1) mechanische Abscheider, gemäß VDI 3677, Bearbeitungsräumen mit nicht wassermischbaren
VDI 3679, VDI 3676 Kühlschmierstoffen aus Brandschutzgründen dar-
2) elektrostatische Abscheider gemäß VDI 3678 auf geachtet werden, dass im Abscheider keine
größeren Ölmengen angesammelt werden und die
13.3.1 Mechanische Abscheider erste Filterstufe aus nicht brennbarem Material
Zu ihnen gehören alle Filter, bei denen der Ab- aufgebaut ist.
scheidevorgang aufgrund der mechanischen Eigen- Filternde Abscheider variieren durch unterschiedli-
schaften des abzuscheidenden Stoffs erfolgt, z. B. che Filtermembranmaterialien und bauartbedingt
Massenträgheit. die Fläche der Filtermembran. Je nach Feinheit der
Auch die filternden Abscheider – im Regelfall Partikel wird die Flächenbelastung zwischen
Trockenfilter – gehören zu den mechanischen Ab- 1 m3/m2 und 1,5 m3/m2 als Minimum empfohlen.
scheidern. Höhere Belastungen führen zu hohen Druckverlus-
In diesen Fällen erfolgt die Rückhaltung der luftge- ten. Grundsätzlich wird diese Filterart bevorzugt
tragenen Aerosole über eine Siebwirkung an einer bei Trocken- oder MMS-Bearbeitung eingesetzt,
porösen Oberfläche. wobei Reingaswerte < 0,5 mg/m3 leicht erreicht
Abscheider nach dem Massenträgheitsprinzip wie werden.
Nasswäscher, Gewirkfilter, Zyklone oder auch Zu beachten ist, dass bei der Aluminium-
scharfe Umlenkungen sind für die Abscheidung Bearbeitung zusätzliche Schutzmaßnahmen erfor-
von Partikeln (Aerosolen) bis zu einer Größe von derlich werden, da insbesondere beim Abreinigen
nicht kleiner als 0,5 µm aus Werkzeugmaschinen der Aluminiumstäube ein zündfähiges Gemisch
geeignet. Bei höheren Anforderungen würde der entstehen kann.
Energieaufwand unverhältnismäßig groß. Diese Schutzmaßnahmen umfassen Systeme wie
Der gemessene Druckverlust steht bei fachgerech- baulicher Explosionsschutz
ter Ausführung in direktem Zusammenhang zur
Explosionsunterdrückung durch Löschung
Abscheideleistung (Tabelle 7).
Offlineabreinigung
Tabelle 7. Abscheidegrad mechanischer Abschei- Innertisierung durch Kalk
der
13.3.2 Elektrostatische Abscheider
Bis 95 % Abscheidung Die Wirkungsweise der Elektrofilter beruht auf
200 Pa 20 µm dem physikalischen Prinzip der Ablenkung von
1000 Pa 1 µm elektrisch geladenen Partikeln im elektrischen
1500 Pa 0,7 µm Feld.
3000 Pa 0,5 µm Hierbei werden die in dem abgesaugten Trägergas
(Luft) enthaltenen festen und/oder flüssigen Teil-
chen in der Ionisationszone unipolar aufgeladen.
Der große Vorteil dieser Abscheider liegt in der Die Abscheidung erfolgt im elektrostatischen Feld
robusten Bauweise und Unempfindlichkeit gegen an den Platten der nachgeschalteten Abscheide-
Verkleben und Verstopfen. Diese Systeme werden zone.
gängig bei der Emulsionsbearbeitung eingesetzt.
Im Ionisator der Elektrofilterzelle sind parallel,
Nassabscheider müssen wegen Brand- und Ex- zwischen geerdeten Platten, Sprühelektroden ge-
Schutz bei der Mg-Trockenbearbeitung eingesetzt spannt und an einer positiven Hochspannungsquel-
werden. le (8 kV bis 12 kV) angeschlossen.
Eine Variante bei den mechanischen Abscheidern Ein Teil der durch Corona-Entladung erzeugten
ist die Kombination aus Trägheitsabscheidung und elektrischen freien Ladungsträger lagert sich an
Diffusionsabscheidung an sehr großen Oberflä- Aerosolteilchen an und lädt so die Partikel elekt-
chen. risch auf.
Hierbei werden beim Durchströmen großer Kasset- Im Kollektorteil, der ähnlich einem Plattenkonden-
ten oder gewickelten Patronen beide Abscheide- sator aufgebaut ist, sind die parallel angeordneten
effekte genutzt, wodurch sich insbesondere bei Aluminiumplatten abwechselnd geerdet bzw. eben-
– 30 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

falls an eine Hochspannungsquelle (4 kV bis 6 kV) mäß der Anschlussstutzen außerhalb der Werk-
angeschlossen. zeugmaschine.
Die im Ionisator aufgeladenen Teilchen treten in Nachfolgend aufgeführte Entscheidungsdiagramme
den Kollektor ein, werden durch die vom elektri- (Bild 15) dienen als Leitfaden zum Erlangen des
schen Feld erzeugten Coulomb-Kräfte aus dem geeigneten Filtersystems. Bezüglich des erforderli-
Luftstrom abgelenkt und an den Platten abgeschie- chen Volumenstroms ist Abschnitt 11 heranzuzie-
den. hen.
Ionisierungs- und Abscheidezone bilden mecha- Allgemein gilt, dass ein fester Werkstoff, wie
nisch getrennte Bauteile (Penny-Prinzip), die zu Hartmetall, eine größere Konzentration an Kühl-
einer Einheit kombiniert werden. schmierstoffnebel beim Bearbeiten entstehen lässt,
Die Ausbildung der Sprühdrähte, die Anzahl der als ein weicher Grauguss. Beim Schleifen wieder-
Ionisationsstufen und die Höhe der Ionisations- um entstehen weit höhere Konzentrationen als
spannung bzw. des Sprühstroms sind aufgrund beim Drehen oder Fräsen. Ebenso hat der Kühl-
praktischer Erfahrungen und theoretischer Planun- schmierstoff einen direkten Einfluss auf die Roh-
gen entsprechend dem jeweiligen Bedarfsfall aus- gas-Konzentration, wie auch die Art des Filtersys-
zulegen. Dabei ist es von Vorteil, dass die Modul- tems. So ist die ‚Rohgasdefinition an der Schnitt-
bauweise es gestattet, sich nachträglich an geän- stelle der WZM ein Produkt dieser drei Parameter.
derte Betriebsbedingungen anzupassen. Die Luftführung innerhalb der WZM muss so ge-
wählt werden, dass keine Aerosole > 300 µm aus-
Die Durchtrittsgeschwindigkeit durch das Elektro-
getragen werden und keine Späne in die Abluft
filter steht in direktem Zusammenhang mit der
gelangen.
Wirksamkeit des Elektrofilters (Bild 14). Die
Verweilzeit der Gefahrstoffe in der Aufladezone, Die Strömungsgeschwindigkeit in der Rohrleitung
der verfügbare Abscheideweg und der Überschuss muss entsprechend dem Bearbeitungsprozess (z. B.
an Ionen sind bedeutsame Kriterien des Abscheide- KSS soll größer 15 m/s sein) gewählt werden.
grads. Weiteres sehr wichtiges Auslegungskriterium ist
das Brand- und Explosionsverhalten des abzusau-
genden Mediums (siehe Abschnitt 10).
13.4 Bewertung und Überprüfung
Hauptkriterium eines Filtersystems ist der Ab-
scheidegrad, wobei beide Aggregatzustände
(Dampf, flüssig) mit zu berücksichtigen sind. Über
die gesamte Einsatzzeit muss die Abscheide-
leistung annähernd konstant sein.
Die abgeschiedenen Aerosole dürfen nicht nur
gepuffert werden und anschließend in die Gaspha-
se übergehen. Es muss ein schnelles Ablaufen der
abgeschiedenen flüssigen Aerosole gewährleistet
sein.
Gesamtabscheidegrad A
Bild 14. Wirkungsgrad eines elektrostatischen
Abscheiders Zur Bewertung eines Abscheiders für Kühl-
schmierstoffe kann der Abscheidegrad A herange-
Je höher die Geschwindigkeit ist, desto schlechter zogen werden. Er ist wie folgt definiert:
ist der Abscheidegrad.
& c Re in #
Für weitere Informationen zu Elektrofiltern siehe A ( $$1 ' ! 100 %
! (8)
Richtlinie VDI 3678 Blatt 2. % c Roh "
13.3.3 Kriterien für die Auswahl von Reini- Dabei ist
gungsverfahren und Gestaltung des cRein Gesamtkonzentration (Aerosol und
Absaugkanalsystems für Prozessabluft Dampf) von KSS im Reingas
Die Auslegung einer Absauganlage an Werkzeug- cRoh Gesamtkonzentration (Aerosol und
maschinen ist von verschiedenen Parametern ab- Dampf) von KSS im Rohgas
hängig. Die Schnittstelle zwischen Werkzeugma-
schine und Absaugkanalsystem ist definitionsge-
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 31 –

Bild 15. Entscheidungsdiagramme


– 32 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Kühlschmierstoff KSS – Aerosolabscheidegrad Fraktionsabscheidegrad E


AAerosol (gravimetrisch nach DIN EN 779) ist der Abscheidegrad bei einem bestimmten Aero-
Zur Überprüfung, ob sichtbare Emissionen in der soldurchmesser. Zusätzlich zum Gesamtabscheide-
Reinluft auftreten können, kann der Aerosol- grad wird der Fraktionsabscheidegrad beidem Ae-
abscheidegrad herangezogen werden. rosoldurchmesser von bei 0,3 !m bestimmt.
Er ist wie folgt zu berechnen: & c Re in )d i + #
E ( $$1 ' ! 100 % (11)
& m # % c Roh )d i + !"
AJ ( $$1 ' J !! 100 % (9)
% MJ " Dabei ist
Dabei ist cRein Gesamtkonzentration (Aerosol) von KSS im
mJ Masse des durch den Abscheider nicht abge- Reingas im Größenbereich di
schiedenen Aerosols (Massenzunahme eines cRoh Gesamtkonzentration (Aerosol) von KSS im
eingebrachten Endfilters m und der Aerosol- Rohgas im Größenbereich di
anteil hinter dem Abscheider) di mittlerer Durchmesser des Größenbereichs i
MJ Masse des aufgegebenen Prüfaerosols Prüfung von Abscheidern
Der mittlere Abscheidegrad wird aus den letzten Zur Prüfung der Leistungsmerkmale der Abschei-
fünf Messungen des Abscheidegrads berechnet: der für Kühlschmierstoffe werden Prüfungen vor-
gesehen, wobei die in Tabelle 8 aufgelisteten
1 Messverfahren angewendet werden können.
AM ( )M 1 A1 * M 2 A2 * M 3 A3 ... * M 5 A5 +
M 13.5 Messverfahren
(10)
Die wichtigsten Eigenschaften der Messverfahren
Dabei ist für Kühlschmierstoffe werden in Tabelle 8 zu-
M Gesamtmasse des aufgegebenen Aero- sammengefasst.
sols Die detaillierten Beschreibungen der Messverfah-
M1 bis M5 während der Messzyklen aufgegebene ren und Messgeräte sind in Anhang A aufgeführt.
Aerosolmassen

Tabelle 8. Messverfahren für Kühlschmierstoffe


Methode Prinzip Dampf- Partikel- Partikel- Partikel- Größen-
konzen- konzen- größen- größen- klassen
tration tration vertei- bereiche
lung in µm
A1 IPS-PD zwei Sammelpha- ja ja nein
sen, IR-Spektros-
kopie
A2 FID thermische Ionisa- ja nein nein
tion organischer
Verbindungen
A3.2 Optische Par- Straulichtmessung nein ja ja 0,1–40 4–32/
tikel-zähler Dekade
A3.3 Kondensati- Dampfkonzentra- nein ja nein 0,003–0,8
ons-kernzähler tion an Partikeln,
optische Zählung
A3.4 differenzielle elektrische Mobili- nein ja ja 0,002–1 64/Dekade
Mobilitätsana- tät geladener
lysatoren Partikel
A3.5 aerodynami- Partikelbeschleu- nein ja ja 0,2–20 32/Dekade
sche Partikel- nigung im Gas-
spektrometer strom
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 33 –

Anhang A Messverfahren zur Bestim- CHO+-Ionen entstehen. Der resultierende Ionen-


mung der Emissionen aus strom, der zwischen zwei Elektroden gemessen
Werkzeugmaschinen wird, ist proportional zum Kohlenstoffanteil der
A1 Methode zur Bestimmung der Kühl- organischen Substanzen (siehe Bild A1).
schmierstoffkonzentrationen
(IPS-PD-Methode/BGIA-Methode [2])
Bei der gleichzeitigen Probenahme von Dämpfen
und Aerosolen werden die isokinetisch erfassten
Aerosole auf einem Glasfaserfilter abgeschieden,
während die dampfförmigen Kühlschmierstoffan-
teile in einer nachgeschalteten XAD-2-Kartusche
adsorbiert werden. Die beaufschlagten Probenträ-
ger werden mit Tetrachlorethen extrahiert, der
Kohlenwasserstoffgehalt infrarotspektrometrisch
analysiert und auf das jeweilige Kohlenwasser-
stoffgemisch bezogen beurteilt.
Die infrarotspektroskopische Bestimmung wird im
Wellenzahlbereich zwischen 2800 cm-1 und
3000 cm-1, in dem die Valenzschwingungen der Bild A1. Schematische Darstellung eines FID
aliphatischen CH-, CH2- und CH3-Gruppen charak-
teristische Banden hervorrufen, vorgenommen. Die Das Ansprechverhalten (Response-Faktor) hängt
Methode ist nicht spezifisch für Kühlschmierstoffe, jedoch von der Art der Bindung des jeweiligen
da sehr viele organische Verbindungen ebenfalls Kohlenstoffatoms ab. Geringe Messunsicherheiten
über diese Molekülgruppen verfügen. Es ist des- lassen sich deshalb nur erzielen, wenn Einzelstoffe
halb bei der Bestimmung der Kühlschmierstoffe gemessen und auf den jeweiligen Response-Faktor
darauf zu achten, dass die Messwerte nicht durch bezogen werden.
kühlschmierstofffremde Mineralöle oder Lösemit- Da in der Praxis häufig Gemische organischer
tel beeinflusst werden. Störungen durch leicht Dämpfe und Gase unbekannter Zusammensetzung
flüchtige Kohlenwasserstoffe und Lösungsmittel in der Luft vorliegen, ist eine stoffspezifische Mes-
lassen sich mithilfe einer parallelen Probenahme sung in der Regel nicht möglich. Für die Bestim-
mit einem Aktivkohleröhrchen und anschließende mung des Gesamtkohlenstoffs erfolgt dann die
gaschromatografische Untersuchung ermitteln. Kalibrierung mit einem Prüfgas (z. B. Propan),
Zur quantitativen Bestimmung der Kühlschmier- sodass die Messunsicherheit im Vergleich zu ande-
stoffe werden die Signalflächen im Infrarotspekt- ren Verfahren relativ groß ist.
rum bestimmt und mittels einer Kalibriergeraden A3 Methoden zur Bestimmung der Partikel-
des jeweiligen Kühlschmierstoffs ausgewertet. Bei anzahlkonzentrationen
einem Probeluftvolumen von 5,6 m3 beträgt die Streulichtfotometrie
Bestimmungsgrenze des Verfahrens für KSS-
Aerosol 0,25 mg/m3 und für KSS-Dampf Optische Partikelzähler
0,5 mg/m3 (siehe BGIA-Arbeitsmappe, Kennzahl Kondensationskernzähler
3110). Differenzielle Mobilitätsanalysatoren (DMA)
A2 Methode zur Bestimmung dampf- und gas- Aerodynamische Partikelspektrometer
förmiger Kohlenwasserstoffe (FID-
Methode) A3.1 Streulichtfotometrie
Die Summe aller brennbaren organischen Gase und Streulichtfotometer werden in erster Linie zum
Dämpfe (CH) ist mit dem Flammenionisationsde- Registrieren von zeitlichen Konzentrationsverläu-
tektor (FID) bestimmbar. Es handelt sich dabei um fen, insbesondere von Expositionsspitzen, sowie
ein direktanzeigendes Messgerät. zum Aufspüren von Emissionsorten eingesetzt.
Bevor das Probegas in den eigentlichen Detektor Während der passiven Durchströmung der offenen
gelangt, werden Partikel durch ein geeignetes Fil- Messkammer mit der staubhaltigen Luft wird die
ter zum Schutz des Messgeräts abgetrennt. Das Partikelkonzentration aus der Streuung von mono-
Probegas wird anschließend in eine Wasserstoff- chromatischem Infrarotlicht bestimmt. Die in etwa
flamme geleitet und dort thermisch ionisiert, wo senkrecht zum Primärlichtsender mittels Fotodiode
bei aus kohlenwasserstoffhaltigen Substanzen gemessene Streulichtausbeute hängt neben der
– 34 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Partikelanzahl von der Teilchengröße und -form, Die Informationen über die ursprüngliche Größe
dem Streuwinkel und der Lichtwellenlänge ab. Um der Teilchen gehen allerdings bei diesem Verfah-
einen Bezug zur Partikelmassenkonzentration zu ren verloren.
erhalten, ist eine Kalibrierung mit einem gravimet- Um die für die Dampfkondensation erforderliche
rischen Messgerät erforderlich, wobei die Bedin- Übersättigung herbeizuführen, kommen bei den
gungen, wie die Zusammensetzung des Staubes, Kondensationskernzählern im Wesentlichen zwei
die Korngrößenverteilung und die Arbeitsverfah- Methoden zum Einsatz: In einem Fall wird das
ren, gleichbleibend sein müssen. Aerosol-Luft-Gemisch zunächst bei einer über der
Streulichtfotometer sind für Partikel mit aerody- Umgebungstemperatur liegenden Temperatur mit
namischen Durchmessern im Bereich von 0,2 µm Dampf gesättigt und dann durch Kontakt mit einer
bis 8 µm besonders empfindlich. Für einen Staub kalten Rohrwand abgekühlt. Im anderen Fall wird
mit einer Dichte von 1 g/cm3 und einem Maximum das Aerosol-Luft-Gemisch mit einem wärmeren
der Korngrößenverteilung bei 1 µm beträgt ihre dampfgesättigten Luftstrom gemischt, wobei die
Nachweisgrenze etwa 0,03 mg/m3. Mischung zur Übersättigung und Kondensation
führt.
A3.2 Optische Partikelzähler
Durch die Dampfkondensation ergibt sich ein
Bei optischen Partikelzählern wird das partikelhal-
Messbereich zwischen 3 nm und 0,8 µm.
tige Probegas durch ein intensiv durchleuchtetes
Messvolumen geleitet. Das an den Partikeln ge- A3.4 Differenzieller Mobilitätsanalysator
streute Licht wird unter einem definierten Raum- (DMA)
winkel von einem Fotodetektor erfasst und in einen In differenziellen Mobilitätsanalysatoren werden
elektrischen Impuls umgewandelt. Aus der Im- Partikel entsprechend ihrer elektrischen Beweg-
pulshöhe lässt sich die Partikelgröße ableiten, und lichkeit klassiert, wobei diese eine Funktion der
die Anzahl der Impulse pro Zeiteinheit stellt ein Partikelgröße und der Anzahl der elektrischen E-
Maß für die Partikelkonzentration dar. lementarladungen auf dem Partikel ist. Das zu
Der mit dieser Methode bestimmte Äquivalent- untersuchende polydisperse Aersosolgemisch wird
durchmesser hängt neben der geometrischen Parti- zunächst durch einen Neutralisator (radioaktive
kelgröße auch von der Form der Partikel und von Kr-85-Quelle) in ein bipolares Ladungsgleichge-
ihren optischen Eigenschaften ab. Messergebnisse wicht gebracht. Anschließend gelangt die Aerosol-
unterschiedlicher Partikelzähler können deswegen probe in den aus zwei konzentrisch angeordneten
nur verglichen werden, wenn sie für dasselbe Par- Elektroden bestehenden DMA, wobei sie durch
tikelmaterial kalibriert wurden. Eine Beziehung zur einen schmalen Ringspalt entlang der Außenelekt-
Massenkonzentration ist nur möglich, wenn zwi- rode eingeführt wird. Um die Innenelektrode
schen optischem Partikelzähler und einem gravi- strömt ein laminarer partikelfreier Schleierluft-
metrisch messenden Standardverfahren ein Um- strom. In Abhängigkeit von ihrer elektrischen Mo-
rechnungsfaktor ermittelt wurde. bilität wandern positiv geladene Partikel senkrecht
Bei zu hohen Partikelkonzentrationen bewirken zur Strömungsrichtung zur negativen Zentralelekt-
Koinzidenzfehler, dass mehrere Partikel, die sich rode, während negativ geladene Partikel auf der
gleichzeitig im Messvolumen befinden, als ein Außenelektrode abgeschieden werden. Durch ei-
größeres Partikel erfasst werden. Um diese Fehler nen Auslass am Ende der Innenelektrode wird ein
auszuschließen, müssen die vom Hersteller ange- Teilstrom mit Partikeln einer definierten elektri-
gebenen Maximalkonzentrationen eingehalten und schen Mobilität abgesaugt. Die monodispersen
die Proben gegebenenfalls verdünnt werden. Aerosolfraktionen werden in der Regel anschlie-
ßend mit einem Kondensationskernzähler gezählt
Bezüglich der Partikelgröße liegt der Messbereich (siehe Bild A2).
der optischen Partikelzähler zwischen 0,1 µm und
40 µm. Partikelgrößenverteilungen lassen sich ermitteln,
indem die Spannung der Zentralelektrode während
A3.3 Kondensationskernzähler der Messung in diskreten Schritten erhöht wird
Partikel, die für die direkte optische Messung zu (Differential Mobility Particle Sizer – DMPS).
klein sind, können durch Aufkondensieren eines Wird die Spannung als nahezu stetige Rampe er-
Dampfes vergrößert und dann einer Streulicht- höht, so spricht man von SMPS (Scanning Mobili-
oder Durchlichtmessung zugeführt werden. Die ty Particle Sizer).
Konzentration der entstandenen Tröpfchen wird
durch optische Zählung oder Fotometrie ermittelt.
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 35 –

Bild A2. Schematische Darstellung eines DMA


Bei einem Probenahmevolumenstrom > 0,3 /min ist eindeutig mit dem aerodynamischen Durchmes-
liegt der Messbereich bezüglich der Partikelgröße ser der Partikel verknüpft.
zwischen 2 nm und 1 µm und bezüglich der Parti- In einer Düse werden die Aerosolpartikel mit Man-
kelkonzentration im Bereich von 103 cm–3 und telluft umgeben und dann gemeinsam mit der Luft
106 cm–3. Die Kenntnis der Ladungsverteilung ist beschleunigt. Je größer die Teilchen sind, desto
die grundlegende Voraussetzung dieses Messver- weniger können sie aufgrund ihrer Trägheit der
fahrens. Durch die Zusammensetzung des Träger- Beschleunigung folgen, das heißt, desto langsamer
gases und auch durch zu hohe Partikelkonzen- sind sie. Die Geschwindigkeit der Partikel wird
trationen kann der Auflademechanismus gestört anhand ihrer Flugzeit nach dem Lichtschranken-
werden. prinzip zwischen zwei Laserstrahlen gemessen.
A3.5 Aerodynamische Partikelspektrometer Der erfassbare Partikelgrößenbereich erstreckt sich
Aerodynamische Partikelspektrometer (Aerodyna- von 0,2 µm bis 20 µm. Dabei können Partikel-
mic Particle Sizer – APS) eignen sich zur Messung zahlkonzentrationen von weniger als 1 cm–3 bis
der Größenverteilung von Aerosolpartikeln und zur maximal etwa 104 cm–3 gemessen werden. Für
Bestimmung ihrer Konzentration. Mit dem Gerät höhere Anzahlkonzentrationen sind Verdünnungs-
wird die Laufzeit von Partikeln im beschleunigten systeme erforderlich.
Trägergasströmungsfeld gemessen. Diese Laufzeit
– 36 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Anhang B Vorgaben für die Anwendung B1.1 Gitternetz


von CFD-Verfahren Die Aufgabe von Netzgenerierungsverfahren ist es,
B1 Geometrie die bei Werkzeugmaschinen vorhandenen, häufig
komplexen geometrischen Räume effizient in klei-
Zur Erstellung eines CFD-Modells ist zunächst die
ne Kontrollvolumina oder Elemente zu unterteilen.
Geometrie des zu untersuchenden Berechnungsge-
Dabei müssen je nach Rechenverfahren verschie-
bietes (Werkzeugmaschine und gegebenenfalls
dene Qualitätsanforderungen an die Elemente ein-
Teilbereiche der Umgebung) mithilfe eines CAD-
gehalten werden. Darüber hinaus existieren Mini-
Programms oder eines sogenannten Preprozessors
malanforderungen in Bezug auf die Zellenzahl, um
(im Allgemeinen Programmmodul der CFD-
die auftretenden Strömungsverhältnisse realitäts-
Software) realitätsnah darzustellen. Häufig kann
nah abbilden zu können.
dabei auf entsprechende Modelle der Hersteller
zurückgegriffen werden, die allerdings für die Die am häufigsten verwendeten Elementtypen sind
CFD-Berechnung meist überarbeitet werden müs- Hexaeder, Tetraeder, Prismen, Pyramiden und
sen. Bei der Modellierung müssen sämtliche, die Polyeder. Beim Aufbau des Rechengitters aus die-
Strömung wesentlich beeinflussenden Bauteile sen Elementen sind empirische Kriterien einzuhal-
(Vorsprünge, Versperrungen, Erfassungselemente, ten, um qualitativ hochwertige Gitter und CFD-
Nachströmöffnungen) abgebildet werden. Bei Lösungen zu erhalten. Diese Kriterien sind für alle
Werkzeugmaschinen treten häufig Bewegungsab- Elementtypen gültig. Es sind dies Folgende:
läufe auf (z. B. Spindel-, Werkzeug- und Werk- Die Winkel zwischen Gitterlinien (Netzwinkel)
stückrotation, translatorische Verfahrbewegungen). sollen im Intervall 20° < ! < 160° liegen. Diese
Hier ist sorgfältig zu prüfen, inwieweit die Bewe- Winkel haben einen direkten Einfluss auf die
gungsabläufe einen deutlichen Einfluss auf die Abbruchfehler der Diskretisierungsverfahren
Strömung innerhalb der Werkzeugmaschine haben und die Diskretisierungsfehler der Lösung.
(z. B. Propellereffekt durch rotierende Werkzeu- Die Expansionsrate des Rechengitters, das heißt
ge). In solchen Fällen muss der entsprechende das Verhältnis der Zellgrößen von jeweils zwei
Bewegungsablauf mit modelliert werden. Je nach Nachbarzellen, beeinflusst die Abbruch- und
Art der Bewegung kann später eine instationäre die Diskretisierungsfehler. Es wird empfohlen,
Berechnung erforderlich sein. dieses Verhältnis kleiner als ca. 1,5 zu wählen.
Bei Einhausungen von Werkzeugmaschinen sind Rechengitter müssen in Gebieten verfeinert
häufig Undichtheiten vorhanden, die einen erhebli- werden, in denen sich die Strömungsgrößen
chen Einfluss auf die Strömungsvorgänge inner- stark ändern. Dies ist z. B. in Wandnähe, in ei-
halb der Maschine haben (z. B. Leckluftstrom er- nem Auftriebsstrahl, in der Nähe von bewegten
schwert Unterdruckhaltung). Sofern Undichtheiten Objekten (z. B. Spindeln, Werkzeuge, Werkstü-
bekannt sind und sofern diese einen erkennbaren cke) oder in der Nähe von lufttechnischen Ele-
Einfluss auf die Strömung haben, müssen sie bei menten (Zu- und Abluftdurchlass, Erfassungs-
der Modellierung mit berücksichtigt werden. So- element) der Fall.
fern die Undichtheiten infolge ihrer geringen Ab-
messungen bei der Gittergenerierung zu erhebli- Ein gewisses Längen- zu Seitenverhältnis
chen Dimensionsunterschieden bei den Gitterele- (Aspect Ratio) der einzelnen Zellen ist einzu-
menten führen würden, ist der Einsatz hinsichtlich halten, da sonst das iterative Lösungsverfahren
Rechenaufwand und Nutzen abzuwägen. nicht mehr oder nur noch unzureichend konver-
giert. Auch können bei zu hohem Aspect Ratio
Die Ränder des betrachteten Gebietes, das heißt die
Rundungsfehler das Ergebnis negativ beeinflus-
Oberflächenstruktur von Einhausungen, Maschi-
sen. Der einzuhaltende Zahlenwert für das
nenelementen sowie Einbauten, sind maßstäblich
Aspect Ratio ist dem Handbuch des genutzten
zu berücksichtigen. Insbesondere sind gekrümmte
CFD-Programms zu entnehmen.
Oberflächen stetig abzubilden.
Bei der Erzeugung des Rechengitters ist weiterhin
Die Geometrie und später auch das Gitternetz sind
darauf zu achten, dass der wandnächste Gitterkno-
dreidimensional auszuführen. Zweidimensionale
tenpunkt im Anwendungsbereich der genutzten
CFD-Berechnungen werden den komplexen Strö-
Wandfunktion (bei Verwendung eines Zweiglei-
mungszuständen in Werkzeugmaschinen nicht
chungs-Turbulenzmodells) liegt.
gerecht. Zweidimensionale Berechnungen können
allenfalls in Voruntersuchungen eingesetzt werden. Bei der Verteilung der Gitterelemente im Strö-
mungsgebiet ist auf folgende Kriterien zu achten:
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 37 –

Strömungsrelevante Geometrien sind mit min- von der Lage der wandnächsten Gitterpunkte ab,
destens fünf Gitterpunkten je Kantenlänge ab- das heißt von der Dicke der an die Wand angren-
zubilden. zenden Zellschicht. Entsprechende Anwendungs-
Öffnungen und Durchlässe sind mit mindestens regeln sind in den Dokumentationen der jeweiligen
fünf Gitterpunkten auf der kurzen Achse abzu- Simulationsprogramme zu finden.
bilden. Alternativ zur Anwendung eines Zweigleichungs-
Darüber hinaus ist das Rechennetz an die Kontur turbulenzmodells und einer entsprechenden Wand-
der Raumgeometrie anzupassen. Dies gilt insbe- funktion kann bei CFD-Berechnungen grundsätz-
sondere für schräge oder gekrümmte Flächen. lich auch das Large Eddy Simulations (LES)- oder
das Detached Eddy Simulatons (DES)-Verfahren
B1.2 Mathematische Modelle zum Einsatz kommen. Bei diesen Verfahren wer-
Turbulenzmodelle den großskalige Turbulenzstrukturen in der Be-
rechnung aufgelöst, während kleine Wirbel durch
Die im Bereich von Werkzeugmaschinen auftre-
ein (einfaches) Turbulenzmodell berücksichtigt
tenden Strömungen sind in vielen Fällen turbulent.
werden. Durch die erforderliche Auflösung der
Turbulente Strömungen sind stets dreidimensional
größeren Wirbelstrukturen entstehen bei den LES-
und instationär und zeichnen sich durch ein Spekt-
bzw. DES-Verfahren sehr große Rechengitter, die
rum von Wirbelgrößen aus, das bei den im Bereich
einen gegenüber den Zweigleichungs-Turbulenz-
von Werkzeugmaschinen auftretenden Reynolds-
modellen um Größenordnungen höheren Rechen-
zahlen drei bis vier Größenordnungen umfasst. Um
aufwand erfordern. Daher werden LES- bzw. DES-
dieses Spektrum an Längenskalen in einer CFD-
Verfahren in der Praxis meist nur zur detaillierten
Beechnung numerisch vollständig auflösen zu
Betrachtung von kleineren Strömungsbereichen
können, sind auch bei einfachen Geometrien in
eingesetzt. Die Anwendung von LES- bzw. DES-
jeder der drei Raumrichtungen mehr als 1000 Git-
Verfahren auf zu grobe Rechengitter oder mit zu
terpunkte/cm notwendig, was zu einem unrealis-
großen Zeitschritten kann zu erheblichen Fehlern
tisch hohen Speicherplatz- und Rechenzeitbedarf
führen.
führt. Zur Berechnung technisch relevanter turbu-
lenter Strömungen wurden deshalb vereinfachte Auftriebsmodell
Ansätze, sogenannte Turbulenzmodelle eingeführt. Abhängig vom Werkstück und vom Bearbeitungs-
In der industriellen Anwendung haben sich hierbei verfahren können innerhalb von Werkzeugmaschi-
die Zweigleichungs-Turbulenzmodelle als beson- nen erhebliche Temperaturunterschiede auftreten,
ders verlässlich erwiesen. Zu nennen sind hier z. B. die zu thermischen Auftriebsströmungen führen.
das Standard-k-!-Modell, das RNG- und das Reali- Der thermische Auftrieb innerhalb einer Strömung
zable k-!-Modell. Für CFD-Berechnungen an findet bei der CFD-Berechnung Berücksichtigung
Werkzeugmaschinen ist mindestens die Verwen- im Auftriebsterm der Impulserhaltungsgleichung.
dung eines Zweigleichungsturbulenzmodells zwin- Diese Beziehung beschreibt die Kräftebilanz in-
gend erforderlich. nerhalb der Strömung.
Bei der Erstellung eines Simulationsmodells ist im Dabei sind neben der Auftriebskraft auch die
Zusammenhang mit der Turbulenz besonderes Trägheits- und die Reibungskraft Funktionen der
Augenmerk auf wandnahe Bereiche zu richten. Dichte und damit auch der Temperatur. Eine mit-
Wegen der Tatsache, dass das Fluid (meist Luft) an unter verwendete Vereinfachung ist es, die Tempe-
Wänden haftet, fallen die Strömungsgeschwindig- raturabhängigkeit der Dichte im Trägheits- und im
keiten in diesem Bereich, der als Grenzschicht Reibungsterm zu vernachlässigen (sogenannte
bezeichnet wird, auf null ab. Dies führt dazu, dass Boussinesq-Approximation). Bei Temperaturdiffe-
die Turbulenz in unmittelbarer Wandnähe ver- renzen im Strömungsfeld, die einen Wert von ca.
schwindet. Geschwindigkeitsprofile an Wänden ! (15…20) K überschreiten, ist die Verwen-
besitzen eine universelle Struktur, deren Verlauf dung dieser Vereinfachung zu vermeiden.
direkt an der Wand linear und mit zunehmender
Entfernung zur Wand logarithmisch ist. Strahlungsmodell
Zweigleichungs-Turbulenzmodelle in CFD-Ver- Strahlung ist neben Konvektion und Wärmeleitung
fahren tragen diesem Umstand Rechnung durch die die dritte Art des Wärmetransports. Bei CFD-
Überlagerung sogenannter Wandfunktionen, wobei Berechnungen an Werkzeugmaschinen muss sie
in der Regel zwischen logarithmischen und linea- dann berücksichtigt werden, wenn innerhalb der
ren Wandfunktionen unterschieden wird. Die rich- Werkzeugmaschine Temperaturunterschiede grö-
tige Wahl der Wandfunktion hängt entscheidend ßer als 10 K auftreten.
– 38 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Der Strahlungswärmetransport kann in der CFD- Die Anfangsbedingungen der instationären Be-
Berechnung hinreichend genau beschrieben wer- rechnungen werden im Allgemeinen durch die
den durch das Monte-Carlo-Verfahren und das vorgeschaltete Berechnung einer stationären Situa-
Discrete-Ordinate-Modell (DO-Modell). tion ermittelt.
Zur Berechnung des Strahlungswärmetransports B4 Setzen der Simulationsdauer und der Zeit-
mit den vorgenannten Modellen sind Emissions- schrittweite
und Absorptionskoeffizienten der beteiligten Ober- Die Simulationsdauer muss mindestens den Zeit-
flächen zu spezifizieren. Im Rahmen der Simulati- raum eines Zyklus der zu betrachtenden Vorgänge
on kann hierbei auf eine wellenlängenabhängige (z. B. Bewegung, Türöffnung) umfassen.
Betrachtung verzichtet werden. Mit den vorge-
nannten Modellierungsansätzen wird eine hinrei- Generell muss der Zeitschritt so klein gewählt
chend hohe Genauigkeit bei der Vorhersage des werden, dass die physikalischen Effekte aufgelöst
Strahlungswärmetransports realisiert. werden können und dass im Rahmen der für einen
Zeitschritt zugelassenen Anzahl von Iterations-
B1.3 Diskretisierung schritten eine (für diesen Zeitschritt) stationäre
Nach der Aufteilung des Rechengebiets in Elemen- Lösung erreicht werden kann.
te bzw. Kontrollvolumina und der Definition der Bei Verwendung eines LES-Ansatzes ist die Zeit-
mathematischen Modelle müssen die Modellglei- schrittweite deutlich zu verringern.
chungen diskretisiert, das heißt von Differenzial-
gleichungen in algebraische Gleichungen überführt B5 Definition von Konvergenzkriterien
werden. Die hierfür eingesetzten Diskretisierungs- Zur Beurteilung, ab welchem Stadium der Simula-
verfahren weisen grundsätzlich Diskretisierungs- tionsrechnung Konvergenz erreicht ist, werden
bzw. Abbruchfehler auf, wobei Verfahren mit Ab- standardmäßig zunächst die gewichteten Residuen
bruchfehler höherer Ordnung (das heißt höher als herangezogen. Als Faustregel gilt hier, dass sich
„Eins“) wesentlich geringere Diskretisierungs- diese während der Berechnungen um drei Größen-
fehler als Verfahren mit Abbruchfehler 1. Ordnung ordnungen verringern sollten. Abhängig von der
liefern. Qualität der eingesetzten Randbedingungen zu
Generell gilt: Beginn der Berechnung kann dieser Verlauf jedoch
nicht immer erreicht werden. Für eine ausführliche
Nach Möglichkeit ist ein Diskretisierungsver- Diskussion dieser Thematik sind die entsprechen-
fahren mit Abbruchfehler 2. oder höherer Ord- den Angaben in den Handbüchern der Simulations-
nung im Raum und in der Zeit für alle Variab- software zu berücksichtigen.
len zu verwenden.
Auf jeden Fall sollten neben dem beschriebenen
Nur wenn mit den obigen Verfahren keine Verlauf der Residuen zusätzlich auch noch andere
Konvergenz erzielt werden kann, sollte auf Ver- Konvergenzkriterien verwendet werden. Günstig
fahren mit Abbruchfehler 1. Ordnung zurück- hat sich dabei die Beobachtung von gemittelten
gegangen werden. Dabei empfiehlt es sich, die- Rechenwerten an strategisch wichtigen Positionen
se Verfahren nur für die nicht konvergierende des Simulationsmodells erwiesen (z. B. Beobach-
Variable zu verwenden. Des Weiteren ist insbe- tung des Verlaufs von gemittelter Temperatur,
sondere in diesem Fall eine gründliche Fehler- statischer Druck, Partikelkonzentration etc. in ei-
abschätzung notwendig. nem Absaugstutzen). Wenn sich hier über einen
B2 Spezifikation von Randbedingungen Zeitraum von 50 bis 100 Iterationsschritten kon-
stante Bedingungen einstellen, kann eine konver-
Auf den Oberflächen oder in den Quellzonen des
gierte Lösung angenommen werden. Zusätzlich
Berechnungsgebiets müssen entweder zeitlich kon-
sollte aber auf jeden Fall der Verlauf der Residuen
stante Werte der abhängigen Variablen (Ge-
mitbewertet werden.
schwindigkeitskomponenten, Drücke, Temperatu-
ren, Wärme- und Stoffströme, Konzentrationen) B6 Hinweise zur Umsetzung der allgemeinen
oder deren zeitlicher Verlauf vorgegeben werden. Regeln für die CFD-Analyse
B3 Spezifikation von Anfangsbedingungen Propellereffekt:
Der Einfluss rotierender Werkzeuge und/oder
Bei der Berechnung instationärer Strömungen sind
Werkstücke auf die Strömungsvorgänge in Ein-
die Anfangsbedingungen Teil des mathematischen
hausungen (Propellereffekt) kann in der Regel
Problems. Deswegen müssen diese besonders sorg-
nicht vernachlässigt werden. Für die Simulation
fältig gewählt werden und physikalisch sinnvoll
ist es hierbei erforderlich, mit relativ zueinander
sein.
bewegten Gitternetzen zu arbeiten. Simulati-
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 39 –

onsprogramme, die diese Option nicht bieten, wenn der zur erwartende Strömungswiderstand
sind für diese Art der Strömungsanalyse auch durch einen äquivalenten Widerstand aus Lite-
nicht geeignet. raturangaben ersetzt wird und die Fugenabmes-
KSS-Stoffwerte: sungen denen am Eintritt in die Einhausung
Insbesondere folgende Stoffeigenschaften der entsprechen. Bei der Gitterbildung ist zu beach-
Kühlschmierstoffe (Tabelle B1) müssen für ten, dass mindestens vier Zellreihen über der
die CFDAnalyse bekannt sein und bei der Si- Fugenbreite definiert werden.
mulation berücksichtigt werden: Abbildung rotierender Teile
! Dichte, An Werkzeugmaschinen sind in vielen Fällen Bau-
! Siedepunkt, teile (Spindeln zur Werkzeug- oder Werkstückauf-
! Wärmeleitfähigkeit, nahme) vorhanden, die zumindest während des
Bearbeitungsprozesses rotieren und dadurch einen
! spez. Wärmekapazität.
erheblichen Einfluss auf das Strömungsfeld inner-
Simulation von Partikelflugbahnen: halb der Maschineneinhausung haben können
Bei der Bewertung von Anordnung und Gestal- (Bild B1).
tung von Absaugöffnungen (gegebenenfalls
Entsprechend muss die Rotationsbewegung bei der
auch von Nachströmöffnungen) ist auch die
Strömungssimulation berücksichtigt werden. Zur
Analyse der Flugbahnen nicht luftgetragener
Modellierung von Rotationsbewegungen für die
Partikel im Rahmen der Strömungssimulation
Strömungssimulation stehen unterschiedliche
ein ergänzendes Werkzeug. Bei der Wahl der
Techniken zur Verfügung, je nachdem wie kom-
Software ist deshalb zubeachten, dass diese Op-
plex die Geometrien der rotierenden Bauteile sind.
tion zur Verfügung steht.
Die detaillierte Umsetzung der Techniken ist dabei
Wärmefreisetzung: abhängig von der jeweils verwendeten Simulati-
Die von Werkzeugmaschinenantrieben aufge- onssoftware.
nommenen elektrischen Leistungen werden
Grundsätzlich lassen sich die folgenden Fälle un-
insbesondere im Bearbeitungsbereich als Wär-
terscheiden:
me freigesetzt. Deshalb sind zur Berücksichti-
gung dieses Einflusses im Bereich der einfache zylindrische Geometrien, die um die
Werkstücke + Aufnahmen sowie der Werkzeu- Zylinderlängsachse rotieren (z. B. Bohrspin-
ge + Aufnahmen Flächen mit entsprechenden deln): hier kann der rotierenden Oberfläche im
flächenbezogenen Wärmefreisetzungen zu defi- Simulationsmodell einfach eine Rotationsachse
nieren. Der Realitätsgrad des Modells kann und eine Rotationsgeschwindigkeit zugewiesen
weiter verbessert werden, wenn in den oben ge- werden.
nannten Bereichen auch die Wärmeleitung im komplexere Geometrien: Das gesamte rotieren-
Material berücksichtigt wird. de Bauteil wird in einen umhüllenden, zylinder-
Türfugen: förmigen Gitterbereich (Zone) „verpackt“, dem
Türen und sonstige Fugen können hinsichtlich wiederum die Rotationsbewegung (und damit
Formen und Abmessungen wie das Original eine Relativbewegung gegenüber dem umge-
abgebildet werden, was bei labyrinthartigen benden Gitterbereich) aufgeprägt wird. Zwi-
Fugen allerdings mit erheblichem Aufwand schen beiden Gitterbereichen gibt es demnach
verbunden ist. Geometrisch komplizierte Fugen eine Trennschicht, in der Gitterebene (bewegt)
können als einfache Fugen abgebildet werden, auf Gitterebene (statisch) gleitet.

Tabelle B1. Beispiele für Stoffeigenschaften von Kühlschmierstoffen


Wassergemischte KSS auf Mineralölbasis
KSS
Dichte in kg/m³ 989,7900 830,0000
Spezifische Wärmkapazität in J/(kg·K) 4075,4000 2050,0000
Wärmeleitfähigkeit in W/(m·K) 0,5739 0,1350
Molekulargewicht in kg/kmol 28,1724 221,1600
Verdampfungsenthalpie in kJ/kg 2158,9194 180,0000
Siedetemperatur in °C 106,8640 237,8500
Sättigungsdampfdruck in Pa 2591,5500 1329,0000
– 40 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Bild B1. Rotierende Teile an Werkzeugmaschinen


Die entsprechende Funktionalität (z. B. „mo- Nahbereich aus innerhalb der zulässigen Faktoren
ving mesh“) muss von der Simulationssoftware liegen muss (growth rate ca. 1,2 bis 1,5).
unterstützt werden. Normalerweise wird mit ei-
Abbildung von Türen
nem solchen Modell eine stationäre Lösung be-
rechnet. Sofern die modellierten, rotierenden Der Öffnungsvorgang von Türen ist ein instationä-
Teile sehr starke Asymmetrien aufweisen, kann rer Vorgang und muss als solcher simuliert wer-
zur Lösungsfindung eine instationäre Simulati- den. Dabei ist es erforderlich, dass der Bewe-
onsrechnung erforderlich sein, da sich keine gungsvorgang in so kleine Schritte unterteilt wird,
stationäre Strömung einstellt. dass vom Simulationsprogramm nach jedem Teil-
schritt im Rahmen von ca. 20 bis 30 Iterations-
komplexe Geometrien ohne umhüllenden Git- schritten eine konvergierte Lösung erreicht werden
terbereich: Sofern die zuvor beschriebene Lö- kann. Aus Schrittweite und Bewegungszeit ergibt
sung nicht realisierbar ist, gibt es noch die sich dann die Zeitschrittweite für die Strömungs-
Möglichkeit, ein Bauteil innerhalb eines größe- simulation (Bild B2).
ren Gitterzellenbereichs (z. B. Bearbeitungs-
raum) rotieren zu lassen. Dabei wird das Bauteil Für die Modellierung des Öffnungsvorganges bei
für jeden Teilschritt der Rotationsbewegung Türen (Bild B3) wird normalerweise die Technik
rechnerisch entsprechend gedreht und das zu- der bewegten Gitter („moving mesh“) eingesetzt.
gehörige Gitter vom Simulationsprogramm je- Dabei werden statische Gitterbereiche (Bearbei-
weils neu erzeugt. Auch hier muss die entspre- tungsraum einer WZM, Umgebung einer WZM)
chende Funktionalität (z. B. „dynamic mes- und bewegte Gitterbereiche (Türen) definiert. Zwi-
hing“) von der Simulationssoftware unterstützt schen beiden Bereichen gibt es eine Grenzschicht
werden. Mit dieser Technik lassen sich auch in der Gitterebene (bewegt) auf Gitterebene (sta-
komplexere Bewegungen für die Strömungssi- tisch) gleitet. Die Öffnungsbewegung ist dabei
mulation modellieren. meist eine lineare oder eine rotierende Bewegung.
Für alle beschriebenen Methoden gilt, dass die Die bewegten Gitter werden dabei meist kombi-
Größe der Gitterzellen im Nahbereich der rotieren- niert mit einer Gitterneuberechnung nach einem
den Oberfläche, also im Bereich mit hohen Bewegungsteilschritt („dynamic meshing“). Bei
(Geschwindigkeits-)Gradienten entsprechend klein einer Linearbewegung werden dadurch in Bewe-
gewählt werden muss und dass das Größenwachs- gungsrichtung der Türe automatisch Gitterzellen
tum (growth rate) der Gitterzellen von diesem entfernt und entgegen der Bewegungsrichtung der
Türe neue Zellen eingefügt.
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 41 –

Bild B2. Zeitschrittweite für die Strömungssimulation

WZM_Tueroeff_0,0Sek WZM_Tueroeff_0,3Sek

WZM_Tueroeff_0,9Sek WZM_Tueroeff_1,4Sek
Bild B3. Öffnungsvorgang bei Türen
– 42 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Tabelle B2. Zusammenfassung der Randbedingungen und Ergebnisse


Allgemeine Angaben:
Bezeichnung des Objekts:
Standort:
Auftraggeber:
Durchführung
CFD-Simulation:
Angaben zur CFD-Software (Hersteller, Programmbezeichnung, Versionsnummer):

Beschreibung CFD-Modell:

Netzgenerierung:
Art des verwendeten Netzes: Anzahl der Netzelemente:

Anfangs- und Randbedingungen:


Anfangsbedingung aller im Modell definierten Oberflächen und Volumen:
Beiblatt
Randbedingung aller im Modell definierten Oberflächen, gegebenenfalls unterschiedliche Varianten:
Beiblatt
stationäre Simulation instationäre Simulation
Simulationsdauer (betrachtete Realzeit, nur bei instationären Berechnungen):
Zeitschrittweite (nur bei instationären Berechnungen):
Definition der Fluideigenschaften
Dichte Viskosität Wärmeleitfähigkeit

Wärmekapazität:

Physikalische Modelle
Turbulenzmodell – Feld:
Turbulenzmodell – Wand:
Verbrennungsmodell:
Strahlungsmodell:
Numerisches Verfahren
Diskretisierung:
Verwendete Ortsdiskretisierungs- FDM Diskretisierungsansatz:
methode FVM
FEM
Andere: Ordnung des Diskretisierungsansatzes:
Verwendete Zeitdiskretisierungs- Diskretisierungsansatz:
methode
Ordnung des Diskretisierungsansatzes:
Konvergenzkriterien:

Qualitätssicherung
Diskretisierung:
Iterationsfehlerkontrolle ja Zielgrößen:
nein
Werte des Iterationsfehlers:
Disketisierungsfehlerkontrolle ja Zielgrößen:
nein
Werte des Diskretisierungsfehlers:
Rundungsfehlerkontrolle ja Zielgrößen:
nein
Werte des Rundungsfehlers:
Abschätzung von Unsicherheiten ja Größen:
nein
Werte:
Entwurf VDI 3802 Blatt 2 – 43 –

Anhang C Reinluftrückführung – Die Installation von zulufttechnischen Anlagen


Beispiele dieser Größenordnung ist unangemessen und er-
In einer Fertigungshalle mit einer Grundfläche von fordert einen unrealistisch hohen technischen
A = 2600 m2 sollen 20 Stück Werkzeugmaschinen Aufwand. Im Konzept B werden daher einige Op-
mit einem Erfassungsluftstrom von jeweils timierungen vorgenommen:
VER, Masch = 1000 m3/h aufgestellt werden. Konzept B
Der gesamte Erfassungsstrom beträgt damit Unter Anwendung der in Abschnitt 9.2.2.2 und
VER, ges = 20 000 m3/h. Für die Fertigungshalle sind Abschnitt 12 dargestellten Optimierungsmöglich-
keiten kann der zur vollständigen Erfassung an den
die lufttechnischen Anlagen unter Berücksichti-
Maschinen erforderliche Luftstrom auf
gung der Vorschriften für die Reinluftrückführung
zu konzipieren. VER, Masch = 850 m3/h reduziert werden. Der Ge-
samtabluftstrom vermindert sich damit auf einen
Konzept A
Wert von VER, ges = 17 000 m3/h. Der Einsatz eines
Beim Konzept A werden die Maschinen jeweils
mit dezentralen Filtersystemen ausgerüstet, die verbesserten Filtersystems mit einem Umluftindex
eine Reinluftkonzentration entsprechend IUM = 1,1 IUM = 1,0 sowie der Einsatz eines Schichtlüftungs-
aufweisen. Die Halle soll mit Drallauslässen von systems mit einem mittleren Stoffbelastungsgrad
oben mit dem Prinzip der Mischströmung belüftet S, Arb = 0,2 und einem Grenzwert für den Zuluf-
werden. tindex IZU = (0,225 – 0,125)·0,2 = 0,2 liefert fol-
Der mittlere Belastungsgrad im Arbeitsbereich für gende Ergebnisse:
das gewählte Luftführungskonzept beträgt mL, AU 'I $ ' 1,0 $
S, Arb = 1,0. Der zulässige Wert für den Umluft-
! %% UM ( 1"" ! % ( 1" ! 4,0
mL, UM & I ZU # & 0,2 #
index IUM,zul = 0,2 (vgl. Tabelle 4) wird an den
einzelnen Filteranlagen überschritten. Eine Rein- m3 m3
VL, AU ! ) AU * mL, AU ! 40 *17 000 ! 680 000
luftrückführung ist daher nur zulässig, wenn eine h h
ausreichende Qualität der Zuluft unter Einhaltung Dies entspricht einem spezifischen Luftstrom von
des Grenzwertes IZU = (0,225 – 0,125)·1 = 0,1 nach
Tabelle 5 sichergestellt wird. Der notwendige Au- m3
VL, AU,spez ! 26
ßenluftstrom für die zulufttechnischen Anlagen h * m2
bestimmt sich nach Gleichung (7) oder aus Es ist abschließend zu prüfen, ob der Zuluftstrom
Bild 14: m3
VL, AU ! VZU ! 68 000 ausreicht, um die in den
mL, AU ' I UM, IST $ ' 1,1 $ h
!% ( 1" ! % ( 1" ! 10
mL, UM % I ZU, GW " & 0,1 # oberen Raumbereich abströmende Thermik in
& # H = 2,5 m zu ersetzen und damit der für diese Aus-
legung vorausgesetzte mittlere Stoffbelastungsgrad
für Mischlüftung S, Arb ! 1,0 von S, Arb ! 0,2 erreicht werden kann.
m3 m3
VL,AU ! ) AU * mL, AU ! 10 * 20000 ! 200000
h h
m3
20000 3
VL,AU,spez ! h ! 77 m
2600m 2 h * m2
– 44 – VDI 3802 Blatt 2 Entwurf

Schrifttum VDI 2262 Luftbeschaffenheit am Arbeitsplatz; Minderung der


Exposition durch luftfremde Stoffe (Workplace air; Reduction of
Gesetze, Verordnungen, Verwaltungsvorschriften exposure to air pollutants). Berlin: Beuth Verlag
Gesetz zum Schutz vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch VDI 2263:1992-05 Staubbrände und Staubexplosionen; Gefahren,
Luftverunreinigungen, Geräusche, Erschütterungen und ähnliche Beurteilung, Schutzmaßnahmen (Dust fires and dust explosions;
Vorgänge (Bundes-Immissionsschutzgesetz – BImSchG) vom 26. hazards, assessment, protective measures). Berlin: Beuth Verlag
September 2002 (BGBl I, 2002, Nr. 71, S. 3830-3855), zuletzt
VDI 3035:2008-05 Gestaltung von Werkzeugmaschinen, Ferti-
geändert am 11. August 2009 (BGBl I, 2002, Nr. 71, S. 3830–
gungsanlagen und peripheren Einrichtungen für den Einsatz von
3855)
Kühlschmierstoffen (Design of machine tools, production lines
Verordnung zum Schutz vor Gefahrstoffen (Gefahrstoffverord- and peripheral equipment for the use of metalworking fluids).
nung – GefStoffV) vom 23. Dezember 2004 (BGBl I, 2004, Berlin: Beuth Verlag
Nr. 74, S. 3758–3816), zuletzt geändert am 18. Dezember 2008
VDI 3397 Blatt 1:2007-05 Kühlschmierstoffe für spanende und
(BGBl I, 2008, Nr. 62, S. 2768–2779)
umformende Fertigungsverfahren (Metalworking fluids). Berlin:
Technische Regeln Beuth Verlag
VDI 3397 Blatt 2:2005-09 Pflege von Kühlschmierstoffen für die
BGR/GUV-R 143:2009-05 Tätigkeiten mit Kühlschmierstoffen
Metallbe- und -verarbeitung; Maßnahmen zur Qualitätserhaltung,
Berlin: Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
Abfall- und Abwasserverminderung (Maintenance of metalwor-
BGI 560:2007 BG-Information – Arbeitssicherheit durch vorbeu- king fluids; Measures for maintaining quality, and for reducing
genden Brandschutz. Köln: Carl Heymanns Verlag solid and liquid waste). Berlin: Beuth Verlag
BGI 718:2006-02 Minimalmengenschmierung in der spanenden VDI 3397 Blatt 3:2008-03 Entsorgung von Kühlschmierstoffen
Fertigung. Köln: Carl Heymanns Verlag (Disposal of coolants and cutting fluids). Berlin: Beuth Verlag
DIN 8580:2003-09 Fertigungsverfahren; Begriffe, Einteilung VDI 3676:1999-10 Massenkraftabscheider (Inertial separators).
(Manufacturing processes; Terms and definitions, division). Berlin: Beuth Verlag
Berlin: Beuth Verlag
VDI 3677 Filternde Abscheider (Filtering separators). Berlin:
DIN 8588:2003-09 Fertigungsverfahren Zerteilen; Einordnung, Beuth Verlag
Unterteilung, Begriffe (Manufacturing processes severing; Classi-
VDI 3678 Elektrofilteranlagen (Electrostatic precipitators). Ber-
fication, subdivision, terms and definitions). Berlin: Beuth Verlag
lin: Beuth Verlag
DIN 51385:1991-06 Schmierstoffe; Kühlschmierstoffe; Begriffe
VDI 3679 Nassabscheider (Wet separators). Berlin: Beuth Verlag
(Lubricants; metal working fluids; Terms). Berlin: Beuth Verlag
VDI 3802:1998-12 Raumlufttechnische Anlagen für Fertigungs-
DIN 51562 Viskosimetrie; Messung der kinematischen Viskosität
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kinematic viscosity by means of the Ubbelohde viscometer).
Berlin: Beuth Verlag Literatur
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Kleine numerisch gesteuerte Drehmaschinen und Drehzentren
2000, Kapitel 5.1
(enthält Änderung A1:2002); Deutsche Fassung EN 12415: 2000
+ A1:2002 (Safety of machine tools; Small numerically controlled [5] VDW 3002: Explosionsdruckentlastungen von spanabhe-
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