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Der erste Mord: Der Tod des Apsyrtos als Schlüsselmoment für moderne Interpretationen

des Medea-Mythos: Jahnn, Pasolini, Wolf, Loher


Author(s): Mira Shah
Source: KulturPoetik, Bd. 14, H. 1 (2014), pp. 43-69
Published by: Vandenhoeck & Ruprecht (GmbH & Co. KG)
Stable URL: https://www.jstor.org/stable/24369745
Accessed: 09-08-2019 11:41 UTC

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Der erste Mord

Der Tod des Apsyrtos als Schlüsselmoment für moderne


Interpretationen des Medea-Mythos: Jahnn, Pasolini, Wolf, Loher

Mira Shah

Murderous Medea: following Euripides' seminal tragedy countless authors and artists
have depicted Medea as child-slaughtering outlaw and avenger. But the Medea myth is
much more diverse and holds more depth than this. Medea's career path as princess,
magician, wife, mother and avenger opens with another abominable death: that of her
brother Apsyrtos. This article focuses on how and why the death of Medea's brother
Apsyrtos has been examined and instrumentalised in modern adaptions of the myth by
Hans Henny Jahnn, Pier Paolo Pasolini, Christa Wolf and Dea Loher. Whether Medea
is guilty as charged but with sensible intentions to gain self-rule and show herself trust
worthy, or innocent of crime or murder but stricken with guilt and alienation, her
involvement in her brother's death seems to hold the key to modern interpretations o
antiquity's different strands of the Medea myth and its adaptability to modern concerns
of subjectivity and emancipation.

I. Mythos Medea: Mörderin

Stirb! Denn jetzt werde ich weise, damals war ich's nicht.
Als aus der Heimat, aus Barbarenländern ich
Dich Fluch nach Hellas führte, dich Verräterin
Des Vaters und des Landes, das dich auferzog.
Dich bösen Daimon warfen mir die Götter zu,
Dich, die den Bruder erst erschlug am Vaterherd
Und dann der Argo schöngebautes Schiff bestieg.
In solcher Art begannst Du [...].
Euripides, Medea1

Medea - das ist das Paradigma der mörderischen Mutter, der Furie, die ihre
Kinder aus Rache am Mann hinschlachtet. Dass dieses Bild der mythischen
Figur nicht ungebrochen bleiben kann, haben etliche Beschäftigungen mi
dem Mythos Medea gezeigt. Dennoch bleibt der Kindermord das Kernmo
ment eben jener Erzählung, wie sie seit Euripides' Tragödie aus dem Jahr 431
v. Chr. den Mythos in relativ fester Form repräsentierte und über Jahrhun
derte bewahrte. Der Mythos selbst ist vielschichtiger; es scheinen mehrer

1 Euripides, Medea. In: Ders., Sämtliche Tragödien in zwei Bänden. Nach der Übers,
v. ]. J. Donner. Bearb. v. Richard Kannicht. Anmerkungen v. Bolko Haben. Einl. v. Walte
Jens. Stuttgart 1958, Bd. 2., S. 185-233; hier S. 230 (Verse 1330-1335).

KulturPoetik Bd. 14,1 (2014), S. 43-69, ISSN (Printausgabe): 1616-1203, ISSN (online): 2196-7970
© Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen 2014

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44 Mira Shah

Erzählungen
den zu sein. I
denen Eurip
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hat, und die
Mythos als S
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des Medea-M
(1) In ihrer
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seine Tochter
flieht nach A

2 Vgl. Christo
hunderts. Aktu
3 Vgl. hierzu u
the Enchantres
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4 Renate Schle
Abstammung,
sierte Geschich
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stammung ver
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Medeas Verwan
Medeas Wandl
1998, S. 1-12; h

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Der erste Mord 45

Herrschergeschle
aus der Fremde he
Jedes dieser Segm
Fülle an Motiven.
ferungen verdan
eine Synthese ver
Euripides hat aus
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Medea die Geschi
wird. Obwohl das
und reichlich Stof
Segmente des Myt
von Hinweisen auf
halb?

Medea scheint al
Frau göttlicher Ab
tum verhilft, wie
Mörderin in der s
einer starken, be
mörderin durchs
lasten Medeas anfü
einerseits als >Meh
det,7 verleiht der
gische Schärfe un
heit und versprich
eine Zukunft. Die
im Gedächtnis bli
Mord an ihren K
Tragödien, Die Kol
(Rhizotomoi), die

5 Steskal untersche
iolkischen und einem
das verschollene Arg
thos birgt den Aspe
rinthiaka (ebenfalls a
mit dem Hera-Kult
(Anm. 2), S. 62-68.
6 Vgl. James J. Cla
Apollonius' Redefini
on Medea in Myth,
nese der mythische
(Anm. 2), S. 62-70.
7 Vgl. Inge Stephan,
Weimar, Wien 2006,

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46 Mira Shah

jedoch nur in
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Hans Henny
Medea (1969)
Drama Manh
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ten. Hier soll
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Aspekt des M

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Der erste Mord 47

Deutung des Mythos


santen Motive unter

II. Monster Medea: Brudermord

Allein ging er geradewegs seiner Schwester


entgegen - wie ein Kind sich in seiner Naivität
in einem winterlichen angeschwollenem
Strom wagt, den nicht einmal junge Männer
durchqueren wollen.
Apollonius von Rhodos, ArgonautikiP

Medea unterscheidet sich von anderen mythischen Gestalten der griechischen


Antike dadurch, dass ihre Taten durch ihre Opfer oder den Hergang des Mor
des als besonders verabscheuungswürdig gezeichnet sind. Anders auch als bei
den meisten Figuren des heroischen Zeitalters sind diese Morde und ihr Han
deln nicht eingebunden in eine Familienlegende oder einen Familienfluch,
wie dies z. B. bei der Thebais oder der Atridensage geltend gemacht werden
kann. Medea handelt selbständig und eigenverantwortlich und bietet sich da
her auch an als Reflexionsfigur für die Frage nach der Form und Motivation
von Gewalt.
Seit Euripides dient die Erwähnung des ersten Mordes, den Medea begeht,
des Brudermordes, als Verweis auf eine abscheuliche Tat, die Medea fortan
kennzeichnen soll. Der Mord wird von Medeas Widersachern auf eine Art
und Weise instrumentalisiert, die von einer Gleichgültigkeit gegenüber dieser
vergangenen Tat geprägt ist und sich ganz auf eine gegenwärtige Diskreditie
rung der Medea und ihrer Ansprüche konzentriert. Christa Wolf hat diesen
Aspekt hervorgehoben, indem sie den Plot von Medea Stimmen wesentlich als
Ränkespiel gegen Medea gestaltet, in dem der Tod Apsyrtos' zum Leitmotiv
wird. Hans Henny Jahnn dagegen sucht in seiner archaisierten Medea-Bear
beitung den Mord mit der Schönheit des gewaltvollen Moments zu kontras
tieren und Dea Loher versucht sich an einer Entschuldung Medeas durch ein
neues Motiv für den Mord, das ihn zur Notwehr werden lässt. Pasolini hält
sich an die antike Überlieferung des Mordes, setzt ihn jedoch in besonderer
Deutlichkeit in Zusammenhang mit einem Menschenopfer.
Allen vier Bearbeitungen ist eine Art detektivischer Beschäftigung mit die
sem ersten Mord zu eigen, die sie von anderen Medea-Dramen und -Erzäh
lungen unterscheidet: Die Tat entfällt weder im Sinne einer anderen Gewich
tung noch wird sie schlicht unreflektiert übernommen.9 Im Folgenden soll

8 Apollonius von Rhodos, Das Argonautenepos. Hg., übers, u. erl. v. Reinhold Glei u.
Stephanie Natzel-Glei. Darmstadt 1996, Bd. 2, S. 105 (4. Buch 459).
9 Der Brudermord wird meist dort ausgespart, wo ein hohes zeitgenössisches Aktua

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48 Mira Shah

derMord an
fürden >Fall
Opfer {wer?)

2.1 Wer? - D

Wär ein G
und auch
wenn diesen ich umarmt. Wenn aber Mutter
Vater schläft, schon im Ort der Toten beide,
steht's nicht als wüchs ein anderer Bruder wieder.
Sophokles, Antigone10

Apsyrtos ist kein beliebiges Opfer. Er ist ein Verwandter, mehr noch, der
nächste Blutsverwandte Medeas: ihr Bruder, Kind des gleichen Vaters Aietes.
Dies macht das Verbrechen in den Augen und Ohren des antiken Zuschauers
so abscheulich - denn ein gewalttätiger Mord gilt im klassischen Griechen
land zwar als verwerflich, die Erinnerung an die archaische Periode, in der
Morde an (politischen oder ökonomischen) Gegnern kaum geahndet wur
den, ist jedoch noch lebhaft vorhanden."
Das Entsetzen am Mord am eigenen Bruder - wohlgemerkt durch eine
Frau - lässt sich nur vor dem Hintergrund antiker bzw. klassisch-atheni
scher Familienstrukturen erklären. Denn an ein klassisches griechisches
Publikum richtet sich die Darstellung bzw. Erwähnung dieses Mordes - der
Fratrizid der Medea taucht erstmals bei Pherekydes im 5. Jahrhundert auf.
Geschwisterbeziehungen wurden in der griechischen Antike durch die El
tern sehr gefördert. Anders als unter Schwestern und unter Brüdern beruh
te die Beziehung zwischen Schwester und Bruder nicht auf einem gleich
berechtigten Vertrauensverhältnis, sondern spiegelte das geschlechterspezi
fische Machtverhältnis des antiken Staates auf intimer Ebene wider. In
einer Gesellschaft, in der Frauen keine Bürger waren und sich einer restrik
tiven Rolle zu unterwerfen hatten, die sie verstärkt auf im wörtlichen Sinn
Heim und Herd verwies,12 waren Frauen auf ein ihnen wohl gesonnenes

lisierungspotenzial verwirklicht wird wie z. B. in Max Zweigs Drama Medea in Prag oder
Helga M. Novaks Hörspiel Stadtgespräch Nr. 1. Kenkel spricht daher von einer Entmy
thologisierung: einer Reduzierung der Mythologeme auf einen Kern, die Neuzusammen
stellung und die Anreicherung mit eigenen Motiven; vgl. Konrad Kenkel, Medea-Dra
men. Entmythisierung und Remythisierung. Euripides, Klinger, Grillparzer, Jahnn,
Anouilh. Bonn 1979, S. 3.
10 Sophokles, Antigone. Übers, v. Friedrich Hölderlin, bearb. v. Martin Walser u. Edgar
Selge. Frankfurt/M., Leipzig 1989, S. 62 f.
11 Vgl. Jan N. Bremmer, Why Did Medea Kill Her Brother Apsyrtus? In: James J.
Clauss/Sarah lies Johnston (Hg.), Medea. Essays on Medea in Myth, Literature, Philoso
phy, and Art. Princeton 1997, S. 83-100; hier S. 84.
12 Zur religiösen Bedeutung des Herdes für das Heim und die Rolle der Frau als dessen

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Der erste Mord 49

männliches Famil
und - im Falle de
as their sister's ky
or taking them i
sen gesellschaftli
Schwestern mit f
mythische und h
aufopferungsvoll
lyneikes.
Die ideale geschwisterliche Beziehung ist die der bedingungslosen Solidarität
zwischen Bruder und Schwester: Durch Geschlecht und Alter vielleicht getrennt,
bedeuten sie einander doch in durchaus materiellem Sinn die Welt, wie Brem
mer schreibt: »Brothers and sisters were imagined to be especially close [...], but
their closeness arose in part from the fact, that the brother was responsible for the
sister, and she was dependent upon him«.14 Die Aufgabe des Bruders war es, seine
Schwester zu beschützen, zu verteidigen und gegebenenfalls auch zu disziplinie
ren; die Schwester hatte Sorge dafür zu tragen, die Ehre des Bruders durch ihr
Verhalten nicht zu kompromittieren und sich für ihn einzusetzen. Bremmer
zeigt auf, dass griechische Mythen kaum Streitigkeiten zwischen Bruder und
Schwester thematisieren. Ganz im Gegenteil zeigen sie, wie gefährlich die Kraft
dieses Geschwisterbundes werden kann, zum einen durch die Inzestimplikation,
die sich wohl auch in historischen Anklagen hielt,15 zum anderen durch die
Tragweite, die unbedingte Solidarität und Loyalität bedeuten konnte: z. B. dem
Orest eine Elektra zu sein. War der Bruder das Ideal des Beschützers, so zeichnet
sich das Schwesternideal darin ab, das Leben des Bruders als höchstes Gut zu
halten, es vor allen anderen Familienangehörigen zu bevorzugen: »the motif of
the sister who privileges her brother's life over those of her husband and child
ren«16 lässt sich nicht nur in der europäischen Antike finden.17
Antigone und Iphigenie sind Paradigmen dieses antiken Bruder-Schwester
Verhältnisses, sie lassen sich hochhalten als Ideale der angestrebten innerfami
liären Bindungen. Indem die klassischen Autoren, im Gegensatz zu den älteren
Quellen des geometrischen und archaischen Griechenlands, Medea auch noch
zur Brudermörderin werden lassen und diesen Mord zudem in schillernden

Hüterin vgl. u. a.: Margaret Visser, Medea. Daughter, Sister, Wife and Mother. Natal Fam
ily Versus Conjugal Family in Greek and Roman Myths About Women. In: Martin
Cropp/Elaine Fantham/S. E. Scully (Hg.), Greek Tragedy and its Legacy. Essays Presented
to D.J. Gronacher. Calgary, Alberta 1986, S. 149-167.
13 Mark Golden, Children and Childhood in Classical Athens. Baltimore, London
1990, S. 129.
14 Bremmer (Anm. 11), S. 100.
15 Vgl. ebd., S. 95 f.
16 Ebd., S. 97.
17 Vgl. ebd., S. 97 f.

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50 Mira Shah

Farben krede
hung der fam
allen familiär
wird zum An
sich ihres Be
ihren Frauen
Deshalb werd
tails beigefüg
als starke Em
kurs an, wie
Apsyrtos sel
der lässt sich
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Enkel des He
junger Krieg
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gere Quellen
Bruder Med
sammenhang
als »le lieu de
blessure mor
tont. Sie ist b

2.2 Wie? - »Z

Dieser Tod n
laut Steskal
Rahmen gött
phokles heiß
Euripides' M

18 Vgl. bei Ap
te der Sohn de
245).
19 Alain Moreau, Le Mythe de Jason et Médée. La va-nu-pied et la sorcière. Paris 1994,
S. 128.
20 Ebd.
21 Heiner Müller, Medeamaterial Landschaft mit Argonauten. In: Ders., Werke 5. Die
Stücke. Hg. v. Frank Hörnigk. Frankfurt/M. 2002, S. 74-80; hier S. 76.
22 Steskal (Anm. 2), S. 66.
23 Sophokles, Werke in zwei Bänden. Übers, u. hg. v. Dietrich Ebener. Berlin 1995,
Bd. 2, S. 213 (Vers 262).

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Der erste Mord 51_

schlagen.24 Bei Apollonius ist


weitaus schillernder: »Der heldenhafte Aisonide schnitt dem Toten die Extre
mitäten ab, leckte dreimal an dem Blut und spie es dreimal wieder aus, wie es
Brauch ist bei Mördern, die die Blutschuld eines Meuchelmordes entsühnen
wollen«.25 Seneca lässt Medea später sagen: »Dazu die Flucht, der Raub, Verrat
am Vater auch, des Bruders Leib zerstückt«.26 Ovids Medea schreibt: »Aber
dich, oh mein Bruder, ließ ich bei meiner Flucht nicht zurück! An dieser Stelle
stockt meine Feder. Was meine Rechte zu tun wagte, wagt sie nicht zu schrei
ben. So hätte ich zerfleischt werden müssen, aber zusammen mit Dir!«27 Und
Ovid lässt auch Hypsipyle an Jason schreiben: »Medeas Hände sind geeignet
zu jedem Verbrechen. Wer die zerfleischten Körperteile seines Bruders auf den
Feldern zerstreuen konnte, würde der wohl meine Kinder verschonen?«28
Hier zeigt sich ein Wechsel vom zerstückelten Säugling zum Mord am Herd
und wieder zurück zur Zerstückelung. Aus der Zerstückelung des Säuglings -
und auf diese erste Erwähnung wird noch weiter einzugehen sein - machen
die attischen Tragiker einen Mord am Heiligsten des Hauses: am Herd. Die
Entweihung des Herdes scheint zu dieser Zeit schwerer zu wiegen, das Ver
brechen grausamer zu machen, als die Zerstückelung. Oder aber es liegen
dramaturgische Gründe vor: Die Aufmerksamkeit soll nicht durch Mutma
ßungen abgelenkt werden, die sich anlässlich eines Mordes durch bzw. mit
darauf folgender Zerstückelung bei einem mit religiösen Bräuchen und Kul
ten vertrauten Publikum ergeben könnten. Apollonius macht in einem Ver
such, spezifisch die Zerstückelung der Leiche zu erklären, die rituelle Ver
stümmelung Ermordeter durch den Mörder (den maschalismos) geltend: Me
dea ist hier jedoch nur mitschuldig am Tod des Bruders, der Ausführende
(und anscheinend mit den Modi des Tötens bestens Vertraute) ist Jason.
Das Zerstückelungsmotiv wird von den römischen Autoren wieder aktiviert,
denn es fügt sich in das Bild der rasenden, leidenschaftlich sich selbst erkennen
den Medea, wie es Seneca in seinem Drama zeichnet. Die Überlieferung in die
Moderne ging somit in der Kombination von euripideischer und der >Medea
Fiam< Senecas vonstatten. Es lässt sich nicht ausmachen, ob >ursprünglich< von
einer zerstückelnden Tötung, derer sich viele in antiken Mythen finden lassen,
oder einer Tötung mit anschließender Zerstückelung die Rede ist. Als Konsens
scheint sich die Zerstückelung des zuvor Erschlagenen etabliert zu haben. Aber

24 Vgl. Euripides (Anm. 1), S. 193 u. 230 (Verse 169 u. 1333).


25 Apollonius von Rhodos (Anm. 8), S. 105 (4. Buch, Verse 477-479).
26 Lucius Annaeus Seneca, Medea. Lat./dt. übers, u. hg. v. Bruno W. Häuptli. Stuttgart
1993, S. 29 (Verse 277 f.).
27 Publius Ovidius Naso, Medea an Iason. In: Ders., Heroides. Briefe der Heroinen.
Lat./dt. übers, u. hg. v. Detlev Hoffmann, Christoph Schliebitz u. Hermann Stocker.
Stuttgart 2000, S. 123-137; hier S. 131.
28 Publius Ovidius Naso, Hypsipyle an Iason. In: Ders., Heroides. Briefe der Heroinen.
Lat./dt. übers, u. hg. v. Detlev Hoffmann, Christoph Schliebitz u. Hermann Stocker.
Stuttgart 2000, S. 57-69; hier S. 67.

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52 Mira Shah

auch eine solc


Brutalität, di
einer gewissen
entweder blin
medizinische
bunden mit r
then,29 faszin
lichen Schilde
selhaft bleiben
Hans Henny
das Fragmen
(anatomisch)
staltete:

Mit Jason floh


der / in grause
ihres Vaters, F
sie den Knaben
es in das grüne
vom Rumpf d
Stücke / ins r
spaltete / sie n
Zunge aus, abt
warf das Zerst
Sitz, zerstücke
rissen in die F
nach der Knoc

Auch Pier Pao


Zerstückelun
nauer ein Fru
monie mit ein
lauf dieser er
wird dem To
später zunäch
weiß, wen er

29 Eine Fragm
spiels (in dem
erfolgt) auch in
und den Fichte
thos und dem
30 Vgl. Claudia
strukturen in
(1994), S. 63-8
31 Hans Henny

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Der erste Mord 53

eher Reihenfolge
des Körpers.32
Christa Wolf stel
gische Spekulation
jungen Apsyrtos i
Ritual um den ein
thischen Königst
Wolfs Medea der T
die indirekteste Sc
als Opferung eine

Absyrtos, Bruder,
chelchen aufgelesen
ber dich verstreut
habe ich ins Meer g
da bin ich sicher, a
Kolchis, die uns ve
der »Argo« und wa

Dea Loher lässt de


Bruder tritt als A
ihres ungeborenen
Loher zurückgedr
lung ist hier eine

Mein Bruder Wir si


verlassen zu dritt I
Ich Ich habe es Mein
Du wirst es töten
Und wenn ich wüss
tu ich es Jason sag
Mein Bruder Nicht
sagt Dann gebt mir
Der Bruder packt e
Ich greife in den B
an und faßt seine A
nes in Fetzen aus P
halten und ihn in d
Tropfen auf den Pl
verschwand im Du

Jahnn und Pasolin


archaischen Aspe

32 Vgl. Medea. Itali


33 Christa Wolf, Me
34 Dea Loher, Manh
der Frauen. Zwei Stü

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54 Mira Shah

chaisches hie
der Gewalt, w
bei Jahnn vo
und Wiederh
misierten Spr
als Verdeutlic
der Figur psy
Wolf und Lo
rende Abnor
stellung der
gedrängt: Wo
ckelung wi
Ausübung be
ber«35 sei in
sammelt die
Überreste, e
brauch der K
tung der Kn
Wolf den Tod des Bruders zumindest seiner Form nach in einen kulturellen
und kultischen Zusammenhang ein und versucht so, die Abnormität in die
Normalität zu überfuhren.
Loher dagegen zeichnet den Bruder derart negativ und bedrohlich, dass
sein Tod sich zwangsläufig dramaturgisch ergibt. Zudem geht diesem Tot
schlag bei Loher schon ein Matrizid Jasons voraus - als zweiter Tod ist seine
Wirkung somit per se bereits abgeschwächt. Den Mord am eigenen Fleisch
(die fehlende Interpunktion und Strukturierung der Passage legt immer wie
der nahe: »Mein Fleisch Mein Bruder«) schwächt Loher dadurch ab, dass hier
neues Fleisch entsteht, welches auch Jason »Mein Fleisch« zu nennen vermag.
In dem Moment, in dem der Bruder sich als »Ein Fremder« bekennt, wird er
von »Mein Bruder« zu »der Mann«, fleischliche Bindungen sind aufgelöst
bzw. durch andere, wichtigere abgelöst. Die Wiederherstellung von Normali
tät heißt hier: Töten, um nicht töten zu müssen, d. h. es wird ein kompliziertes
Geflecht um einen Ethos gebaut: »Ich habe ein Leben für ein anderes genom
men. Mein Bruder, der wie mein zweites Leben war. Um eines Mannes willen,
der kein Messer wert war. Jetzt zählt nur noch das Kind. Und dieses Leben,
für das ich getötet habe, wirst Du mir nicht nehmen«.36
Das Motiv der Zerstückelung wird somit von Wolf und Loher zugunsten
einer bestimmten Interpretation des Mordes verdrängt, während Jahnn und
Pasolini es hervorheben und damit wiederum andere Interpretationen dieses
Gewaltaktes anstreben und umsetzen. Dass die Auseinandersetzung mit die

35 Wolf (Anm. 33), S. 93.


36 Loher (Anm. 34), S. 50 f.

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Der erste Mord 55

sem Motiv für Auto


dass die Zerstückelu
Aura der Sakralität
ma der Zerstückelu
mit Grauen gesätti
tergangen oder auf
muss.37 Bei Wolf is
dem Kolchis eher a
Zügen, in der das L
aufrichtiger (man
und geschlechtlich
sterben, damit das
Zukünftigkeit eine
tätigen nach archai
seines Mediums für
eine archaische Wel
then ihre Berechtig

2.3 Warum? - Mord als Instrument

It is not, to tell the truth, through passivity that evil is


described, but through evil that suffering is understood.
Emmanuel Lévinas, Useless Suffering

Wie schon angesprochen, stellt der erste Mord, den Medea begeht, vor allem
hinsichtlich seines Motivs ein Problem für moderne Autoren dar. Der Mord
an Pelias lässt sich als Tyrannenmord darstellen und erhält so politischen
Gehalt für die Argonautensage bzw. im Mythos von Medea und Jason. Die
Tötung der Königstochter respektive Kreons ist leicht als Rache Medeas ver
ständlich und auch der Kindermord fügt sich in die Darstellung einer allum
fassenden Rache der betrogenen, verlassenen Frau an ihrem Mann. Doch der
Tod Apsyrtos' bleibt vage und uneinheitlich. Erstens werden die Partikel die
ser Episode in ihrer antiken Darstellung unterschiedlich variiert. Zusammen

37 Vgl. Hartmut Böhme, »Eine Schematisierung der Zerstückelungsphantasien«. Über


einen Ursprung der Fichte'schen Literatur. In: Forum Homosexualität und Literatur 10
( 1990), S. 5-21; hier S. 7. Böhme spricht hier von einem »Zerstückelungsdrama«, das sich
in drei Ebenen aufteilt: eine phylogenetische, in deren Mittelpunkt das Ritual der Zerstü
ckelung steht, eine ontogenetische, in der die primäre Zerstückelung (Lacan) die Stabili
tät von Ich-Bewusstsein und Körper-Selbstbild gefährdet, und eine Ebene der Kunst, die
immer wieder den psychohistorischen Hintergrund der vermeintlich rationalen Ge
schichte der medizinischen Anatomie erhellt.
38 Emmanuel Lévinas, Useless Suffering. In: Robert Bernasconi/David Wood (Hg.),
The Provocation of Lévinas. Rethinking the Other. London u.a. 1988, S. 156-167; hier
S. 157.

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56 Mira Shah

fassend lässt
oder Jason g
jedoch sind
vage. Euripid
es dagegen ex
bers zu entm
In den antik
schen Gründ
nig erhalten,
Mordes zu er
des Apsyrtos
ne Motive zu
Anfang der b
doch immer
einschlagen w
Die Deutung
nung des Br
Mythos. Bei
heiß aus dem
werden, wird
geschnitten,
eine Handlun
frère Apsyr
syrtos' wie M
wird, d. h. an
Frage bildet
tungen zum
Pasolinis ber
nauer ein Er
seinem Blut u
me bestriche
Zerstückelun
niell, doch b
bige Straße >
ist. Auch die
den, weisen
oder Ernteop

39 Siehe Fered
e commento a
40 Moreau (An
bare< Opfer de
ren im heiligen
Interpretatione

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Der erste Mord 57

ses zu Gute komm


barkeit gebracht w
rodie des Opfers: »
non comme l'image
ce rite. [...] Les ser
Vergleicht man den
nicht vollständig d
auch als Unsterblic
Medea den Körper
lange nicht verfolg
Das Einsammeln alle
Ganzes zusammenfü
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lichkeit des Körper
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werden die Toten i
bern überlassen un
einem anderen Körp
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dieses Knaben also /
so ihn schön, / nich
Das Verjüngungsrit
drei Teilen: der Töt
Apsyrtos lässt sie d
die Stücke dann jed
liegt mit Moreau w
Christa Wolf hin
führten Rituals e
schafissicherung di
Tag regiert und am
um eine mehr ode
Herrschaft erneuern bzw. wiederbeleben soll:

Er [überraschte] sie mit einer weitschweifigen Erzählung des alten Brauchs, nach
dem ein König nur zweimal sieben Jahre herrschen durfte, und mit der großspu
rigen Erklärung, daß er sich diesem Brauch beugen werde; mehr noch, er werde
genau das tun, was seine Vorväter getan hätten: Er werde für einen Tag seine Würde

41 Moreau (Anm. 19), S. 125 f.


42 Vgl. zur Bedeutung der Ganzheitlichkeit des toten Körpers u. a. Marie Delcourt, Le
partage du corps royal. In: Studie e materiali di storia delle religioni 34 (1963) 1, S. 3-25;
bes. S. 16 f.
4Î Wolf (Anm. 33), S. 57.
44 Jahnn (Anm. 31), S. 58.

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58 Mira Shah

niederlegen, u
tos, König in
tun; denn sow
ältesten Ritua
fert werden m

Medea trifft
sierten Opfer
her dient di
Tod und Wie
sche Riten z
als schuldig
klebt kein Blut an ihren Händen. Interessanterweise kontrastiert Wolf die li
terarische Freisprechung Medeas mit dem Trauma der Schuld, das Medea
dennoch erfahrt, weil sie den Bruder ihrem Vater preisgab. Gegen die psychi
sche Schuld gibt es, anders als gegen die juristische, kein Mittel: Ein anderes
Ritual, das Reinigungsritual der Kirke, kann nicht wirken, da Medea den
Mord nicht begangen hat. Es gibt keine Reinigung der Zeugen.
Alain Moreau sieht jedoch gerade im Tod des Apsyrtos als diasparagmos
ein Reinigungsopfer. Apsyrtos wird mit auf die Argo genommen als königli
ches Opfer, das in jenem Moment zum Einsatz kommt, in dem das Schiff und
seine Argonauten sich in höchster Gefahr befinden. Dies kann die Verfolgung
durch die Kolcher ebenso sein wie - eine Passage der Argonautensage - der
Aufenthalt in der Unterwelt. Dabei ist die Zerstückelung fester Teil des Ritus,
der im Moment des Grenzübertritts, des >ffanchissement du passages eine
gute Fahrt gewähren soll: »Nous sommes bien dans un contexte de passage
d'un monde à l'autre, passage dangereux qui impose un rite exceptionnel: on
ne peut échapper à la mort et à ce monde de mort qu'en provoquant la mort
et en accompagnant cette mort d'un rituel sanglant et magique«.47 Die He
rausforderung und gleichzeitige Besänftigung des Todes durch ein blutiges
Ritual trifft auf den diasparagmos als Bestandteil der Bitte um gute Fahrt, wie
sie zum Beispiel das Defilée der Truppen Xerxes' zwischen den beiden Kör
perhälften des Pythios-Sohnes illustriert.48
Gute Fahrt, das bedeutet für Medea jedoch auch den Aufbruch in ein an
deres Leben - das Leben mit Jason als ihrem Mann. Die gemeinsame Flucht

45 Wolf (Anm. 33), S. 92.


46 »[W]enn mich dein furchtbarer Tod etwas gelehrt hat, Bruder, dann dies, daß wir
nicht nach Belieben mit den Bruchstücken der Vergangenheit verfahren können, sie zu
sammensetzen oder auseinanderreißen, wie es uns gerade paßt. Dadurch, daß ich das
nicht verhinderte, daß ich es noch beförderte, habe ich zu deinem Tod beigetragen«; Wolf
(Anm. 33), S. 94. Medeas Wortwahl setzt das Verfahren mit der Vergangenheit und den
Umgang mit dem Opferkörper in einem Schuldkontext parallel.
47 Moreau (Anm. 19), S. 128.
48 Vgl. ebd., S. 127.

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Der erste Mord 59

besiegelt eine Zusamme


gesellschaftlichen und
hier einen weiteren p
same Schuld und geteil
seulement sur la solid
la transgression du pac
Mörderin und der Zeug
werden schon im Akt d
sich für einen kurzen
titäten auflösen hin z
men der Auflösung, w
sierung des Mordes fin
dea sich verschleiert,
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diesen (jungfräulichen)
gängige Symbol der v
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det. Apsyrtos kann som
nes, wie Delcourt schre
communauté entre Méd
Ein Aufrufen einer so
dea und Jason lässt si
Medea beharrt meist
ständnis Schuld auf sic

Ermeßt der Kolchrin Lie


nie saht den Bruder, /[.
weil lau nur seine Taten. /
Der hundert Knaben lieb
daß nicht sein Auge sich
deas heimlich grauenvolle
junge Leben. Ansah er, w
ganz / in einem Augenb
ihr ermesst, / was Helios

Eine liebende Vereinig


ist, trägt den Keim ihr
die Zerstörung des fre

49 Ebd., S. 126.
50 Vgl. dazu das Batailles Konzept des Mordes als erotische Erfahrung besprechende
Kapitel Murder as (carnal) Knowledge in: Joel Black, The Aesthetics of Murder. A Study
in Romantic Literature and Contemporary Culture. Baltimore, London 1991, S. 104-131.
51 Delcourt (Anm. 42), S. 18.
52 Moreau (Anm. 19), S. 126.
53 Jahnn (Anm. 31), S. 58 f.

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60 Mira Shah

und Medea, al
Opferung des
mit der Berei
sogar sich selb
Bei Jahnn ist
malisation de
willen, indem
rite du passag
Zerteilung des
Liebhaber-Bru
ewige Jugend
Jason ewig ju
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Göttern darb
modernen Sub
Den Mythos
tes zu betrach
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Mordes: Der M
tet. Dabei läss
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kurses, zum a
Der Mord an
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dient, ein rad
dert, besteht
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sehr margina
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der Männer zu

54 Vgl. Benthie
damit zum ern
Verhältnis jedoc
Rettung des ge
ment, in dem J
muss sogar ster
55 Moreau (An
56 Vgl. auch Yix
traud Mierhofe
Kreutzer zum 6

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Der erste Mord 61

ist die Frau das Bi


und ihrer angehe
seitige, enge Freu

Every woman bring


her husband. To th
she has with the or
[...] She is the point

Wie Margalit Fink


Entstehungszeit d
da Herrschaft mei
tinuität einer He
Machtmittel waren: Selbst nicht zur Herrschaft bestimmt machten sie die
Männer zu Herrschern, mit denen sie verheiratet wurden. Die Weitergabe des
Herrschaftsanspruchs durch die weibliche Linie erklärt die Hochzeit des He
ros mit der Königstochter, die in vielen Mythen eine solch prominente Stel
lung einnimmt.59 Eine Gesellschaftsform, in der die politische Macht des Kö
nigs nur daher rührte, Begleiter der Königin zu sein, fußte auf einer zumin
dest teilweise matriarchalen Ordnung, in der diese Königin als Vertreterin
oder Priesterin einer lokalen weiblichen Gottheit fungierte.60 Es ist also eine
Herrschaftsform, in der die Frau als Machtspenderin und Religionshüterin
eng mit ihrer Heimat verbunden ist, während ein Fremder mit ihrer Hilfe die
Herrschaft über diese Heimat übernehmen kann.
Dies steht im Gegensatz zur athenischen Welt, in der die Frau als Tochter
das Haus des Vater und den oikos als ihre unmittelbare Lebenswelt verlassen
muss, um als Ehefrau in das ihres Mannes einzuziehen und hier fortan als
wesentlich Fremde das Heiligtum des Hauses, den Herd, zu hüten. Der Me
dea-Mythos umfasst jedoch die beiden gegensätzlichen Entwürfe: Hier
kommt ein Fremder nach Kolchis und könnte dort mit Hilfe der ihm zuge
tanen Königstochter die Herrschaft ergreifen. Dies erklärt auch das feindseli
ge Verhalten von Aietes, das in allen Versionen des Mythos zu Tage tritt. Statt
dessen nimmt Jason sie mit, um sie in seinem Haus zur Hüterin des Herdes
zu machen. Medea jedoch verweigert sich sowohl der >alten< wie der >neuen<
Funktion als Frau. Sie hintergeht ihren Vater und legt es darauf an, Kolchis,
also ihr Erbe, zu verlassen und inszeniert als radikalen Bruch mit dieser Hei

57 Visser (Anm. 12), S. 150.


58 Margalit Finkelberg, Greeks and Pre-Greeks. Agean Prehistory and Greek Heroic
Tradition. Cambridge 2005, S. 65.
59 So ließe sich erklären, weshalb ödipus lokaste heiraten muss. Um über Theben
herrschen zu können, reicht es nicht aus, den alten König zu töten - die Macht fällt
dadurch zurück an das mütterliche Haus, d. h. an Iokastes Bruder Kreon. Erst die Ehe
mit der Frau, die den Herrschaftsanspruch verleiht, macht ödipus zum Herrscher The
bens und sukzessive zu seinem eigenen Vater.
60 Vgl. Finkelberg (Anm. 58), S. 90.

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62 Mira Shah

mat und Ver


verdeutlicht i
en in ihre Zuk
Bruderlosigke
Bruder und d
Tod geboten h
Indem sie ihr
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Entschlossenh
ten an den M
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61 Wolf (Anm.

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Der erste Mord 63

lung der Medea kein


Frauen hart an, man
bargen sich in den H
als hätten sie, jede
ihre Männer und b
fordern für Medea
vorübergehen sollte
ner von Korinth obe
vom Lied.62

Jason und Medea sind da schon längst seltsam verblasst vor den Geschehnissen,
die ihr Leben bestimmen, und der gesellschaftlichen Entwicklung, die sich voll
zogen hat: Von Kolchis, der Gesellschaft der offenen politischen Diskussion und
gleichzeitig kraftvollen Rituale, in der die Gleichberechtigung von Männern und
Frauen so stark in Erinnerung ist, dass das Verhältnis ausgewogen scheint - hin
zu Korinth, in dem sich die Männer als Schmerzens- und die Frauen als Scham
gemeinschaft in einer eindeutigen Hierarchie gegenüberstehen.
Die Opposition Frau/Mann wird im Medea-Mythos ergänzt und umfasst
von derjenigen von Zivilisation/Barbarei bzw. des Eigenen/Fremden. Medeas
Fremdheit in der griechischen Kultur wird Jason immer wieder als Argument
für seine Entscheidung zur neuen Ehe in den Mund gelegt. Gleichzeitig sieht
er sich meist als Kulturbringer für die Barbarin, denn er schreibt sich das
Verdienst zu, dass Medea nun »in Hellas statt in traurigen / Barbarenlän
dern«63 wohne und Recht und Sitte gelernt habe, um »dem Gesetz [zu] ge
horchen, nicht der rohen Kraft«.64 Fremdheit wird dabei für die Autoren des
mehr oder minder postkolonialen Europas zu einem Fixpunkt, um den sich
der Medea-Mythos legen kann. So besteht Jahnn 1926 mit Vehemenz darauf,
»die Barbarin Medea kann auf der heutigen europäischen Bühne nur Negerin
oder Chinesin sein«,63 Pasolini kreiert eine insgesamt archaisch fremd anmu
tende Welt, in der Medea eher spirituell fremd ist als durch Aussehen und
Kleidung, und Dea Loher macht aus Medea und Jason illegale Emigranten
einer Kriegsregion.66
Kolchis an der Schwarzmeerküste scheint jenes wohlige Maß an Fremdheit
auszustrahlen, welches den antiken Autoren gerade recht kam: eine Kultur,

62 Ebd., S. 196.
63 Euripides (Anm. 1), S. 204 (Verse 536-537).
64 Ebd. (Vers 538).
65 Hans Henny Jahnn, Es wird ein Stück von mir in meiner Vaterstadt gespielt. In:
Ders., Werke in Einzelbänden. Hamburger Ausgabe. Hg. v. Ulrich Schweikert. Dramen I
1917-1929. Dramen, Dramatische Versuche, Fragmente. Hg. v. Ulrich Bitz. Hamburg
1988, S. 941-943; hier S. 941.
66 Weitere Bearbeitungen sehen Medea als Vagabundin im >Zigeunerwagen< (Jean
Anouilhs Medea), >Mulattin< (Paul Heyses Medea Novelle), Jüdin (Gertrud Kolmars Die
Jüdische Mutter), Malayin (Maxwell Andersons The Wingless Victory) oder Araberin (Max
Zweigs Medea in Prag).

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64 Mira Shah

den Griechen
dass man sich von ihr abheben und auf sie hinab blicken konnte. Es ist im
attischen Griechenland die Sicht der Kolonialmacht auf die domestizierten
>Eingeborenen<, die ihr jenes unheimliche Potenzial repräsentieren, welches
sie zur Selbstbestätigung heranziehen kann, ohne dass es ihr faktisch gefähr
lich werden könnte. Dabei funktioniert Fremdheit anscheinend weniger über
unterschiedliche Bräuche und Riten (denn diese lassen sich metaphorisch
einordnen) als über das unabänderliche Äußere. Bei Pindar und Apollonius
finden sich Verweise darauf, bei Medea habe es sich um eine dunkelhäutige
Frau gehandelt, die dem schönen blonden Helden verfallen sei. Diese
hell/dunkel-Komponente des Fremdheitsdiskurses ist hinlänglich untersucht
worden, doch die Fremdheit, die der Mythos thematisiert, ist nicht nur die
einer kulturell oder ethnisch fremden Frau in der griechischen Kultur. Es ist
auch die der Frau als Fremder schlechthin.
Euripides lässt Medea das allgemeine Leid der Frauen beklagen,67 und stellt
dabei heraus, wie fremd sich die Ehegattin ihrem unbekannten Gatten fühlt.
Im attischen Griechenland ist die Frau unbeweglich, festgeschrieben auf die
innersten Gemächer des oikos, während der Mann als mobiler Teil der Gesell
schaft funktioniert. Indem er sich aber eine Frau sucht, fuhrt er eine Fremde
an den heiligen Herd als dessen Hüterin, die zuvor beschränkt war auf das
Haus ihres Vaters. Diese geschlechterspezifische Form der Fremdheit bringt
Visser folgendermaßen auf den Punkt: »Men are foreigners before marriage,
coming to take the bride away; women are foreigners afterwards«.68 Gleich ob
man nun die Fremdheit im Mikrokosmos der Geschlechter oder im Makro
kosmos der Kulturen sucht - und in der Medea als »the outsider par excel
lence«69 wird beides vereint -, auch hier kann der Mord an Apsyrtos wegwei

67 Dies wird in der Härtung-Übersetzung wesentlich deutlicher als in jener Donners:


»Von allem, was auf Erden Geist und Leben hat, / Die allerärmsten Wesen sind wir Frauen
doch. / Wettstreit des Geldes erstlich muß den Gatten uns / Erkaufen, dem als Herren
unser Leib sodann / Gehört, und dies ist übler als das Übel selbst! / Dabei ist großes
Wagnis, ob er bieder ist, / Ob böse: denn unrümlich ist dem Weibe stets / Die Scheidung,
und verschmähen den Bräutigam darf sie nicht. / Gekommen dann zu ungewohnter Sitt
und Sinn, / Erraten muß sie, nicht vom Hause her belehrt, / Wie eben ihres Ehgemahles
Wesen sei. / Wenn nun dies alles glücklich ihr vonstatten geht / Und ihr Verlobter froh
mit ihr im Bunde lebt, / Dann ist ihr Leben neidenswert - sonst besser tot!«; Euripides:
Medea. Übers, v. J. A. Härtung. In: Aischylos, Sophokles, Euripides, Die großen Tragö
dien. Hg. v. Wolf Hartmut Friedrich. Düsseldorf 2006, S. 631-672; hier S. 639 f. (Verse
230-242).
68 Visser (Anm. 12), S. 151.
69 Dolores M. O'Higgins, Medea as Muse. Pindar's Pythian 4. In: James J. Clauss/Sarah
lies Johnston (Hg.), Medea. Essays on Medea in Myth, Literature, Philosophy, and Art.
Princeton 1997, S. 103-126; hier S. 104. O'Higgins beschreibt, inwiefern Medea bei Pin
dar und Euripides drei Ebenen der Fremdheit gegenüber der männlichen griechischen
menschlichen Norm vereint: als Frau in einer Gesellschaft, die alle Frauen zu Außensei
tern macht; als Repräsentantin ethnischer und kultureller Differenz; als Pharmazeutin,

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Der erste Mord 65

send für das Dram


verdrängte >barba
und ethnischen W
der getötet und p
lich der vollständi
en, oder schlicht
en nicht mehr zurückschrecken zu können.
Medea befreit sich demnach von ihrem kulturellen Selbst, um sich auf eine
koloniale Besetzung einzulassen, von der sie sich jedoch verraten fühlen wird.
Apsyrtos' Tod steht damit am Anfang der Bemühung um Integration in eine
andere Kultur respektive Familie, die eben daran scheitern muss, dass das
Eigene ihr zuliebe sterben musste. Es ist ein Tötungsakt als Form der Selbst
beffeiung durch Selbstverstümmelung: Im Spiegel des Anderen, des Bruders,
der einem wie kein anderer Mensch vertraut und verwandt ist, wird das, was
das Subjekt isoliert, zerrissen. Selbstverstümmelung ist hier also auch Selbst
entfremdung.
Dea Loher transponiert diese Funktion auf Jason und den Tod seiner Mut
ter. Sie opfert sich für ihn, füllt sich die Taschen beim Überqueren des Flusses
mit Steinen und lässt sich ins Wasser gleiten, damit er, der sie zuvor auf den
Schultern trug, unbeschadet den Strom durchschwimmen kann. Jason lässt
dies nicht nur geschehen, sondern legt selbst Hand an, um sie unter Wasser
zu halten. Loher lässt ihn seine Erzählung enden mit den Worten: »da / gab
es niemand mehr / der mir näher war als ich mir selbst / und keinen der mir
fremder war als ich mir selbst«.70 Das Motiv des zu überquerenden Wassers
kommt damit bei Loher zwei Mal vor, beide Male geht es dabei um einen
entscheidenden Schritt von einer Welt in eine andere und beide Male auch
fordert diese Trennung vom Alten und Hinwendung zum Neuen ein >Opfer<.
Als müsste man sich von den Altlasten befreien und die Vergangenheit gleich
sam gewalttätig von sich ablösen, um in ein neues, anderes Leben einzutreten.
Als müsste man erst sich selbst entfremdet werden, um sich selbst zu finden.
Hans Henny Jahnns Medea durchlebt in ihrer Schilderung des Mordes eben
jene Fremdheit von sich selbst noch einmal, indem sie von sich als Subjekt
abstrahiert und in der dritten Person spricht. Ergänzend ist hier der Mord am
Bruder auch ein Erwachen aus einem zeitlosen und als idyllisch empfundenen
Zustand des Inzest: »Medea trug in sich verborgen, verzückt, / das Bildnis
ihres jungen Bruder. /[...] Was Meer war, wußte nicht Medea, / und Schiffe
kannten ihre Augen nicht. / Nur schwarze Säulenhallen eines un- / gemeßnen
Tempels und ihres Bruders Nacktheit. / Bis Jason kam«.71 Jahnn reichert den
Medea-Mythos um den des Osiris an, der zur Strafe für den Inzest mit seiner

Zauberin und göttliches Wesen: »[S]he evokes familiar fears of a subtle, alien menace at
the very heart of man's life«; ebd.
70 Loher (Anm. 34), S. 22.
71 Jahnn (Anm. 31), S. 57.

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66 Mira Shah

Schwester Isis
wird.72 Medea
haft pränatale
körperlichen
negiert werde
hier beides: D
von dem naiv
streben, durc
betreiben, in d
syrtos, um ihr
dies jedoch so,
Sein Bild kann fortan nur noch in ihr bestehen - sie hat ihn für die Welt
ausgelöscht und zugleich in sich selbst verschlossen. Der Mord an Apsyrtos
übernimmt damit bei Jahnn zwei erotische Momente zugleich: Einerseits
dient er der Einverleibung des Anderen durch seine Auslöschung, andererseits
der gemeinsamen Erfahrung der Dissolution mit ihrem neuen Geliebten Ja
son. Emanzipation und Entgrenzung gehen hier Hand in Hand.

III. Moderne, Medea: Subjekt. Ein Fazit

murder is the act of disruption by which innocence is lost


W. H. Auden, The Guilty Vicarage73

I carry the crime I don't feel with the right to be innocent.


Ivana Sajko, Archetype: Medea74

Hans Henny Jahnn, Pier Paolo Pasolini, Christa Wolf und Dea Loher gestalten
in ihren Texten jeweils eigene Interpretationen und Inszenierungen des My
thos. Ihnen geht eine lange Tradition der Beschäftigung mit diesem und an
deren antiken Mythen voraus, in denen die Figur der Medea, ihre Beziehung
zu Jason und ihr Morden vielfach unterschiedlich thematisiert wurden. Diese
vier Bearbeitungen des 20. Jahrhunderts rücken jedoch den ersten Mord, den
Medea begeht, auf jeweils eigene Weise ins Licht, um mit diesem die Figur
Medea zu erhellen. Aufgrund der fragmentarischen und uneinheitlichen
Überlieferung zum Mord an Apsyrtos als Teil des Mythos bietet er viel Raum

72 Vgl. Hans Henny Jahnn, Die Sagen um Medea und ihr Leben. In: Ders., Werke in
Einzelbänden. Hamburger Ausgabe. Hg. v. Ulrich Schweikert. Dramen 1 1917-1929. Dra
men, Dramatische Versuche, Fragmente. Hg. v. Ulrich Bitz. Hamburg 1988, S. 934-940.
73 W. H. Auden, The Guilty Vicarage. Notes on the Detective Story. By an Addict. In:
Harper's Magazine 5 (1948); auch: http://harpers.org/archive/1948/05/the-guilty-vicara
ge/1/ (13.07.2013).
74 Ivana Sajko, Archetype: Medea. Monologue For A Woman That Sometimes Speaks.
Manuskript, S. 7 f.

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Der erste Mord 67

für Deutung und Ne


Schwierigkeit, diese
maturgischen Aufb
scheidet sich von d
dadurch, dass ihm je
tes bei der Verfolgun
fehlt. Apsyrtos zu tö
schaftliche Ordnun
Schutzlosigkeit und S
Tötung Anschluss an
Pier Paolo Pasolinis M
tensage als auch auf
rende Darstellung de
der gesellschaftlich a
tung des Apsyrtos m
hier werde von der
indem es pervertier
ungerührt in den gr
heit sowohl gegenüb
Kraft, die sie an diese
Sinnkrise, der Mord
zum Vaterland verni
rend die jungen Argo
ihrer Entschlossenhe
Herkunft zum Opf
stranden, aus der si
Auch später wird M
sein, die eine weitere
die gemeinsamen
Kin
Hans Henny Jahnn
ner Archaisierung,
merkmale zu sein h
gen75 zu einer vielsch
Bruder, mit dem sie
Es ist der Sprung au
nen Zerstückelung
Selbstentffemdung, i
Mann Jason zu trans
auflösung wird sie ab

75 Jahnns Auseinande
erstmals erschienenem
logie des dichterischen Sc

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68 Mira Shah

Körperbild de
Jugend, die
greifen, ford
die Intensität
in diesem pes
hier sic über
gemacht«.76 D
selbst zu opf
zwangsläufig
Christa Wolf
Vater zum Op
allen Verbrec
zu liefern, we
Mord, dessen
politische Hin
schen Erneuer
ckung in ein
schaftsordnun
lösung von m
darzustellen
örtern. Medea
keine direkte
Romans, an d
Einen Mittelw
schuldender
Jason angefü
zipation von d
stellen. Darin
auch die sie
Mörderin ihr
und zur Bedr
sehr präsent,
Übergabe der
Liebesbeziehu
weitert dies
Mittel zur Sel
Geschwister.
Während dem
ihrer Schuldh
suchen, ist es
und Medeas U

76 Jahnn (Anm

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Der erste Mord 69

vollständig. Medea
und völlig bedeut
wehr handeln lässt
Medea weiter mord
den kann, sucht si
nur über die Verni
respektive sich sel
Nach wie vor bleib
dem ersten Mord M
außerhalb der Ordn
von einer Ordnun
herausfällt und de
immer im Zusamm
konstituierenden G
Symbol des Bruche
den. Die Medea, die
ihrer dramaturgisc
Potenzial und ihr g

Mira Shah, Universi


49, CH-3012 Bern;

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