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Viele Patienten mit Reizdarmsyndrom ckeralkohole zusammen. Das Konzept Wachstum von Bifidobakterien und Lac-
(RDS) klagen über eine Verursachung knüpft an Volksweisheiten („Jedes Böhn- tobazillen stimulieren, wie zum Beispiel
ihrer Beschwerden durch Ernährungsfak- chen gibt ein Tönchen“) und an bekann- Fruktooligosaccharide (FOS), Inulin, Iso-
toren (1,2). Aus der Kenntnis, dass bei te Unverträglichkeiten (zum Beispiel ge- maltooligosaccharide (IMOS), Xylooligo-
RDS-Patienten gehäuft eine Laktoseinto- gen Zwiebeln und Knoblauch) an. saccharide (XOS), Laktulose und Raffino-
leranz, eine Fruktosemalabsorption oder se werden als Präbiotika bezeichnet. Sie
Sorbitintoleranz vorkommen und dass Chemie der Ballaststoffe und natürli- werden vielen lebensmitteltechnologisch
bei diesen Patienten andere Zucker wie ches Vorkommen von FODMAPs modifizierten Nahrungsmitteln und den
Laktulose, Mannitol oder das Fruktooli- Ballaststoffe (Pflanzenfaserstoffe) wie Functional Foods zugesetzt.
gosaccharid Inulin die klinische Sympto- Zellulose, die Hemizellulosen, die Pekti-
matik verstärken können (1), wurde in ne und die Beta-Glucane sind chemisch Im FODMAP-Konzept bleiben langket-
den vergangenen Jahren das über die überwiegend hochmolekulare Polysac- tige nicht lösliche Polysaccharide (wie
Unverträglichkeit eines einzelnen Zu- charide (Nicht-Stärke-Polysaccharide). Hemizellulosen oder Zellulose) außer Be-
ckers hinausgehende FODMAP-Konzept Lignin ist kein Polysaccharid, sondern tracht, da sie kaum verdaut beziehungs-
entwickelt (3-5). ein Polyphenylpropan, ein Polymer aus weise von Darmbakterien metabolisiert
Sinapyl, Coniferyl- und Cumarylalkoho- werden können. Unter den Oligosaccha-
Was versteht man unter FODMAPs? len. Zellulose besteht ausschließlich aus riden löslicher Ballaststoffe spielen kurz-
Das aus den Anfangsbuchstaben der b-(1-4)-glykosidisch gebundenen Gluko- kettige Kohlenhydrate wie Frukto- und
nachfolgenden englischen Wörter zu- semolekülen. Die Hemizellulosen enthal- Galakto-Oligosaccharide (FOS und GOS;
sammengesetzte Akronym FODMAP ten unterschiedliche Zuckermoleküle wie Kohlenhydratkettenlänge mit weniger als
steht für: Glukose, Mannose, Galaktose, Uronsäu- zehn Zuckereinheiten) und längerkettige
ren, Xylose und Arabinosen (6,7). Ballast- Fruktane (zum Beispiel Inulin) und Galak-
F ermentable stoffe können in lösliche und nicht lösli- tane (Kettenlänge von mehr als 20 Zu-
che Ballaststoffe unterschieden werden. ckereinheiten) eine wichtige Rolle (3,4).
O ligosaccharides
Die therapeutischen Effekte von Ballast- Fruktane (FOS und Frukto-Polysacchari-
D isaccharides
stoffen beim RDS beruhen überwiegend de) kommen hauptsächlich in Weizen,
M onosaccharides auf der Erhöhung des Stuhlvolumens Roggen, Zwiebeln und Knoblauch vor,
A nd und der Beschleunigung der Darmpas- GOS hauptsächlich in Hülsenfrüchten
sage. Die negativen Effekte – insbeson- (3,4). Die in Weizen vorkommenden FOS
P olyols
dere löslicher Ballaststoffe – sind auf den sind kurz-kettiger als die in Roggen vor-
Mit dem Kunstwort FODMAP sind (von Abbau durch die menschliche Darmflora kommenden FOS und verursachen mehr
Darmbakterien) vergärbare Mehrfach- und die Fermentierung zu Gasen zurück- Beschwerden. Inulin ist ein Fruktooli-
zucker, Doppelzucker (wie Laktose), Ein- zuführen (7). Oligosaccharide, die das gosaccharid mit einer Kettenlänge von
fachzucker (wie Fruktose) und Zuckeral-
kohole (Süßstoffe) gemeint.
mehr als zehn Zuckereinheiten; meist be- es vielen lebensmitteltechnologisch ver- en“ Produkten wie Bonbons, Lollis und
trägt die Kettenlänge mehr als 20 Fruk- arbeiteten Nahrungsmitteln zugesetzt. Kaugummis enthalten. In den Tabellen
tosemoleküle. Das Disaccharid Laktose Zuckeralkohole finden sich in zahlreichen eins bis drei sind Nahrungsmittel aufge-
kommt natürlicherweise nur in Milch und Früchten wie Äpfel, Birnen, Aprikosen, listet, die einen besonders hohen Gehalt
Milch-produkten vor, das Monosaccharid Pfirsichen, Pflaumen, Kirschen und Nek- an FOS und Fruktanen, GOS und Galak-
Fruktose in Honig, zahlreichen Früchten tarinen. Als Zucker-Ersatzstoffe sind sie in tanen und Polyolen aufweisen (aus (3,4).
und Fruchtsäften. Darüber hinaus wird vielen Light-Produkten oder „zuckerfrei-
Tabelle 1: Nahrungsmittel mit (gering polymerisierten) Fruktooligosacchariden (FOS) (nach Barrett und Gibson (4))
Ananas Mango weiße Pfirsiche
Artischocken Rambutan Weizen*
Dattelpflaumen Schalotten Zucchini
Frühlingszwiebeln Spanische Zwiebeln Zwiebeln
gelbe Pfirsiche Spargel
Knoblauch Wassermelone
Lauch/Porree Weintrauben
RR* Weizen ist in größeren Mengen problematisch, vor allem wenn er Hauptbestandteil eines Nahrungsmittels ist wie zum Beispiel
in Brot, Pasta, Biskuit, Nu-deln, Kuchen und Gebäck. Aus Weizen hergestellte Produkte wie Weizeneindicker, Maltodextrin und
Dextrose enthalten nur vernachlässigbare Mengen an Fruktanen.
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Tabelle 2: Nahrungsmittel, die Galaktooligosaccharide (GOS) enthalten (nach Barrett und Gibson (4))
4-Bohnen-Gemisch gelbe Bohnen Kohl
Borlotti-Bohnen grüne Bohnen Linsen
Butterbohnen Kichererbsen Rosenkohl
gekochte Bohnen Kidney-Bohnen schwarze Bohnen
Tabelle 3: Nahrungsmittel, die Polyole (Zuckeralkohole) enthalten (nach Barrett und Gibson (4))
Früchte Süßstoffe*
Äpfel Isomalt
Aprikosen Mannitol
Birnen Sorbitol (E420)
Kirschen Xylitol
Nektarinen
Pfirsiche
Pflaumen
Was bewirken FODMAPS im Körper des als zehn Fruktose-Molekülen bestehend) terien zu Gasen (wie Wasserstoff, Koh-
Menschen? können im menschlichen Darm nicht wie lendioxid und Methan) und zu kurzket-
Die Mehrfachzucker Fruktooligosaccha- zum Beispiel Traubenzucker (Glukose) tigen Fettsäuren (wie Azetat, Propionat
ride (FOS) und Galaktooligosaccharide zügig aufgenommen und dem Körper als und Butyrat) verstoffwechselt werden.
(GOS), das einigen präbiotischen Jo- Nährstoff zur Verfügung gestellt werden. Das gleiche passiert mit Laktose, wenn
ghurts zugesetzte Inulin und die in vielen Sie gelangen in tiefere Darm-abschnitte dieser Doppelzucker bei Laktasemangel
Nahrungsmitteln enthaltenen Fruktane (terminales Ileum und Colon ascendens), nicht gespalten und resorbiert werden
(= langkettige Kohlenhydrate, aus mehr wo sie unter Einwirkung von Darmbak- kann, und mit Fruktose, wenn dieser
Zucker in Mengen eingenommen wird, Dickdarm entstehen zum einen kurzket- Gasvolumen im Dickdarm. Eine gleich-
die die Aufnahmekapazität des mensch- tige Fettsäuren, die als Energiesubstrat zeitige Zugabe von Glukose zu Fruktose
lichen Darms übersteigen (Fruktosemal- für die Mukosazellen des Dickdarms fun- reduziert den Effekt von Fruktose auf
absorption). Auch die in einigen Früch- gieren und eine pH-Änderung im Darm- Wassergehalt des Dünndarms und Was-
ten vorkommenden Zuckeralkohole und lumen (mit nachfolgender Änderung serstoffexhalation.
künstliche Süßstoffe wie beispielsweise von Zusammensetzung und Stoffwech-
Sorbitol und Mannitol (in „zuckerfreien“ selaktivität des intestinalen Mikrobioms) Bei randomisierter Testung von Nah-
Kaugummis, Bonbons, Limonaden ent- bewirken, und zum andern Wasserstoff, rungstriggern für RDS-Beschwerden
halten) werden in analoger Weise von Methan und Kohlendioxid, die Blähun- fanden Shepard und Gibson, dass durch
Darmbakterien vergärt. gen und Flatulenz auslösen. Fruktose und Fruktane Symptome bei
RDS-Patienten provoziert werden kön-
Fruktose und kurzkettige FOS und GOS Unterschiedliche FODMAP-Komponen- nen und dass die Symptomprovokation
sind osmotisch aktiv, bewirken einen ten haben unterschiedliche Effekte. eindeutig von der Menge der zugeführ-
Wassereinstrom ins Darmlumen, die Vo- Während Mannitol oder Fruktose – ten Fruktose beziehungsweise Fruktane
lumenzunahme regt die Peristaltik an aufgrund ihrer Osmolarität – zu einem abhängig ist. Abbildung 1 stellt schema-
und führt zu größeren Stuhlvolumina. vermehrten Flüssigkeitsvolumen im tisch dar, wie FODMAPs gastrointestinale
Durch die bakterielle Fermentierung im Dünndarm führen, führt Inulin zu einem Beschwerden triggern (4).
terminalen Ileum und im (rechtsseitigen) gegenüber Fruktose deutlich vermehrten
physio-
logischer
Effekt
erhöhte
Wassereinstrom ins
Gasproduktion
Darmlumen
(H2, CO2 und CH4)
Induktion
von
Symptomen Peristaltik + Blähungen ++ Schmerzen Windabgang
RRPhysiologische Effekte von FODMAPs und Auslösung gastrointestinaler Beschwerden (modifiziert nach Barret und Gibson (4))
Ong und Mitarbeiter (8) untersuchten schwerden und Müdigkeit an, während mit ileoanalem Pouch kann durch eine
in einer verblindeten Cross-over Studie sie unter FODMAP-armer Ernährung FODMAP-arme Ernährung die Stuhlkon-
mit je 15 RDS-Patienten und gesunden mehrheitlich keine oder nur geringe Be- sistenz verbessert und die Zahl der Stühle
Probanden die Effekte einer FODMAP- schwerden hatten. halbiert werden.
armen (9 g/Tag) und FODMAP-reichen
(50 g/Tag) Ernährung. Während die Pro- Therapeutische Effekte einer FODMAP- Zwar ist schon länger bekannt, dass eine
banden unter FODMAP-reicher Ernäh- armen Ernährung diätetische Restriktion einzelner FOD-
rung lediglich über vermehrte Blähungen Patienten mit Ileostoma haben unter MAP-Komponenten wie zum Beispiel
klagten, gaben die RDS-Patienten unter FODMAP-reicher Ernährung ein um über Laktose bei RDS-Patienten mit Laktosein-
FODMAP-reicher Ernährung signifikant 20 Prozent höheres Stuhlvolumen, eine toleranz oder Fruktose bei RDS-Patienten
höhere Scores für Bauchschmerzen, Blä- niedrigere Stuhlkonsistenz und vermehr- mit Fruktosemalabsorbtion Blähungen,
hungen, Flatulenz, Übelkeit, Magenbe- te Blähbeschwerden (9). Bei Patienten Bauchkrämpfe und breiige Stuhlkonsis-
einem RDS. Eine FODMAP-arme Ernäh- Umsetzung des FODMAP-Konzepts in rung oder gar völligen Normalisierung
rung „heilt“ den Reizdarm nicht, sondern die Praxis der Beschwerden, ist eine langfristige
hilft nur, Bauchbeschwerden auslösende Das FODMAP-Konzept ist nicht ganz FODMAP-arme Ernährung ratsam. In
oder „triggernde“ Nahrungsfaktoren zu einfach umzusetzen. Es erfordert eine einer zweiten Phase sollten verschiede-
vermeiden. eingehende diätetische Beratung, am ne FODMAP-haltige Nahrungsmittel auf
besten durch einen spezialisierten Ernäh- ihre individuelle Verträglichkeit getestet
Eine FODMAP-arme Ernährung kann rungsberater, und ist sicherlich nicht für werden. Hierzu kann über drei bis vier
auch bei Patienten mit Fruktosemalab- jeden Patienten mit RDS geeignet. Der Tage ein FODMAP-haltiges Nahrungs-
sorption und/oder Sorbitintoleranz, bei FODMAP-Gehalt verschiedener Nah- mittel in steigender Menge eingenom-
denen eine fruktose- und/oder sorbitar- rungsmittel wurde in den letzten Jahren men werden, um herauszufinden, wel-
me Ernährung allein keine ausreichende eingehend analysiert, es wurde ein semi- che Menge von diesem Nahrungsmittel
Besserung gebracht hat, oder Patienten quantitativer Fragebogen zur Ermittlung vertragen wird. Eine Woche später kann
mit Laktoseintoleranz, bei denen eine des FODMAP-Gehalts in der Ernährung dann ein weiteres FODMAP-haltiges
laktosearme Ernährung (unter Verwen- entwickelt und validiert. Mitunter ist es Nahrungsmittel wiederum in steigenden
dung von laktosefreier Milch oder lakto- initial hilfreich, auf Zwiebeln, Knoblauch, Mengen über drei bis vier Tage getestet
sefreiem Käse) keine ausreichende Besse- Functional Food (präbiotische Joghurts – werden. Bei der systematischen Austes-
rung gebracht hat, hilfreich sein. mit FOS oder Inulin) zu verzichten und tung der individuellen Verträglichkeit
Brot mengenmäßig deutlich zu reduzie- geht es darum, die FODMAP-haltigen
Auch Patienten mit zum Beispiel chro- ren (3,4) oder auf Dinkelbrot umzustel- Nahrungsmittel, die im konkreten Einzel-
nisch-entzündlichen Darmerkrankungen len. In einer ausführlichen Ernährungs- fall Beschwerden auslösen, zu erkennen
(CED), die unter CED-spezifischer medi- anamnese müssen in der individuell und langfristig wegzulassen. (War zum
kamentöser Therapie zwar in klinischer präferierten Ernährung durchaus als ge- Beispiel der Laktose-H2-Atemtest nega-
Remission sind, aber noch reizdarm-ähn- sund angesehene, aber FODMAP-reiche tiv, steht eine Vermeidung von Milch und
liche „Restbeschwerden“ haben, kön- Nahrungsmittel ausfindig gemacht und Milchprodukten nicht im Vordergrund).
nen unter FODMAP-armer Ernährung durch FODMAP-arme Nahrungsmittel
weniger Bauchschmerzen und eine bes- ersetzt werden (Tabellen 4, 5, 6 und 15, Ziel ist, eine Ernährung zu finden, bei
sere Stuhlkonsistenz haben, ebenso wie 16, 17). der – ohne zu große diätetische Ein-
Patienten mit Zöliakie, die beobachtet schränkungen – die Beschwerden auf ein
haben, dass trotz glutenfreier Ernährung erträgliches Maß reduziert werden und
andere Nahrungsbestandteile bei ihnen die Lebensqualität zufrieden-stellend ge-
Blähbeschwerden oder breiige Stühle bessert bleibt. Dies kann auch mit einer
triggern. Ernährung erreicht werden, die allgemei-
ne Diätempfehlungen mit individuellen
Welche Untersuchungen sollten vor Unverträglichkeiten berücksichtigt (18).
Beginn einer FODMAP-Diät durchge-
führt werden? Differenzialdiagnose Weizensensitivität:
Vor Beginn einer FODMAP-armen Ernäh- FODMAP-arme oder glutenfreie Ernäh-
rung sollten Untersuchungen zum Aus- Die Angaben in den aus der englisch- rung?
schluss von Nahrungsmittelunverträg- sprachigen Literatur übersetzten Tabel- Bei einer Untergruppe von RDS-Patienten
lichkeiten, H2-Atemtests zum Ausschluss len (Tab. 1 bis 6) zu FODMAP-reichen kann auch eine glutenfreie Ernährung zu
oder Nachweis einer Kohlenhydratmal- und FODMAP-armen Nahrungsmitteln einer Linderung der Beschwerden füh-
absorption und Untersuchungen zum sind nicht immer kongruent, was zum ren. Viele Patienten mit RDS berichten
Ausschluss einer chronisch-entzündli- Teil daran liegt, dass Nahrungsmittel je von einer Besserung ihrer körperlichen
chen Darmerkrankung erfolgen. Das sind nach Reifegrad einen unterschiedlichen und/oder psychischen Beschwerden
zum Beispiel: Gehalt an Fruktose oder Fruktanen auf- nach Weglassen von Weizenprodukten
weisen und zum Teil daran, dass die und beginnen unter der selbstgestellten
• Blutuntersuchungen zum Ausschluss Grenzwerte zur Beurteilung, wann ein Verdachtsdiagnose „Weizensensitivität“
einer Entzündung (CRP,BB), gegebe- Nahrungsmittel als FODMAP-reich oder eine glutenfreie Ernährung. Eine korrek-
nenfalls inklusive einer Stuhluntersu- -arm gilt, variieren. Die Angaben dienen te Diagnostik zum Ausschluss einer Zö-
chung zum Ausschluss einer Entzün- daher eher zur groben Orientierung; im liakie oder Weizenallergie wird dadurch
dung im Darm (Calprotectin im Stuhl). Einzelfall müssen die individuell verträg- erschwert. Nur bei den circa einem Pro-
• H2-Atemtest zum Aussschluss oder lichen Mengen FODMAP-haltiger Nah- zent der Bevölkerung, bei denen ein-
Nachweis einer Laktoseintoleranz, rungsmittel ausgetestet werden. deutig eine Zöliakie festgestellt wurde,
Fruktosemalabsorption oder Sorbitin- ist eine glutenfreie Ernährung obliga-
toleranz. Wie sollte bei einer FODMAP-armen torisch. Fünf bis zehn Prozent der Be-
• Darmspiegelung zum Ausschluss ei- Ernährung vorgegangen werden? völkerung vermuten bei sich selbst eine
ner chronisch-entzündlichen Erkran- Alle FODMAP-reichen Nahrungsmittel Weizenunverträglichkeit und halten eine
kung. (siehe Tabellen 1 bis 4 und 6) sollten an- glutenfreie Ernährung ein. In kontrollier-
• Blutuntersuchungen zum Screening fangs für sechs bis acht Wochen kom- ten Belastungstests konnte eine Weizen-
auf Zöliakie (IgA, t-TG-Ak) und Aus- plett gemieden werden (3,4). Kommt sensitivität jedoch nur in einem geringen
schluss einer Weizenallergie. es hierunter zu einer deutlichen Besse- Prozentsatz objektiviert werden (19,20).
Wissenschaftlich ist zurzeit umstrit- Faktor für eine Stimulierung des angebo- Weizen) und kommen damit gut zurecht.
ten, welcher Bestandteil von Weizen renen Immunsystems und Triggerung der
Beschwerden auslöst, FODMAPs, ATIs abdominellen Beschwerden. Ob eine glu- FODMAP-Konzept und neuere ernäh-
(Amylase-Trypsin-Inhibitoren) oder Glu- tenfreie Ernährung bei Patienten mit RDS rungsmedizinische Erkenntnisse sind in
ten (Abb.2) (19,20). Während die aust- zwingend erforderlich ist, ist unklar. Statt Leitlinien zum RDS nicht adäquat be-
ralische Arbeitsgruppe um Gibson in den glutenfreiem Brot (meist aus Reis oder rücksichtigt. Die S3-Leitlinie Reizdarm-
FODMAPs, insbesondere den FOS in Wei- Mais; enthält 0,19 g Fruktane/100 g) syndrom wird aktuell überarbeitet. Das
zen, die Hauptursache von Reizdarmbe- essen viele RDS-Patienten Brot aus Din- Ergebnis wird in der VFEDaktuell vorge-
schwerden sehen, hält die Arbeitsgruppe kelmehl (enthält 0,14 g Fruktane/100 g; stellt.
um Schuppan die ATIs als auslösender Glutengehalt 16 Prozent geringer als in
RRBild: www.pixabay.de
RRAbb. 2: Aufbau eines Weizenkorns und mögliche Effekte bei Zufuhr von Weizen in der Ernährung (nach Leiß (19))
Fermentierung
verschiedene Aktivierung
Gasproduktion Änderung des toxische Effekte
Formen der angeborene
SCFA-Bildung Mikobions auf Mukosa
Zöliakie Immunantwort
gastrointestinale Symptome
RRTabelle 6: Übersicht über Nahrungsmittel mit hohem und niedrigem FODMAP-Gehalt (Arizona University, USA, http://www.health.arizona.edu/health_topics/nutriti-
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