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Germanistische Beiträge 36 - Final
Germanistische Beiträge 36 - Final
Germanistische Beiträge
36 / 2015
ERIH PLUS
http://Publishers.IndexCopernicus.com
EBSCO
UNIVERSITÄTSVERLAG
SIBIU/HERMANNSTADT
2015
Herausgegeben vom Departement für Germanistik
Prof. Dr. Maria Sass
Redaktionskreis:
Doz. Dr. Rodica-Ofelia Miclea
Doz. Dr. Johanna Bottesch
Doz. Dr. Sunhild Galter
Dr. Eugen Christ
Doz. Dr. Dana-Janetta Dogaru
Doz. Dr. Doris Sava
Prof. Dr. Horst Schuller
Redaktionsbeirat:
Prof. Dr. Stefan Sienerth
Prof. Dr. Heinrich J. Dingeldein
Dr. h.c. Joachim Wittstock
Peer Review:
Prof.Dr. Erzsebet Knipf-Komlósi: Philologische Fakultät Budapest, Ungarn
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Csaba Földes: Philosophische Fakultät, Universität Erfurt
Prof. Dr. George Guţu: Fakultät für Fremdsprachen Bukarest
Prof. Dr. Ioan Lăzărescu: Fakultät für Fremdsprachen Bukarest
Prof. Dr. András Balogh: Philologische Fakultät Klausenburg
Doz. Dr. Carmen Elisabeth Puchianu: Transilvania-Universität Braşov/Kronstadt
Gefördet vom
ISSN 1454-5144
Die Zeitschrift erscheint unter der Schirmherrschaft des Zentrums für anglo-amerika-
nische und germanistische Forschung
Inhalt
Vorwort......................................................................................... 9
5
6 Inhalt
II. Sprachwissenschaft
Doris SAVA (Sibiu/Hermannstadt): Linguistik auf Abwegen:
Nachdenken über Irrtümer, die aus wissenschaftlicher und
sprachpraktischer Sicht nicht ignoriert werden dürfen............. 149
Adina-Lucia NISTOR (Iassy): Das Bild des Anderen in den
Straßennamen von Mühlbach. Siculorumgasse, Griechengasse,
Opricestengasse, Str. Saxonii Noi............................................. 169
Sigrid HALDENWANG (Sibiu/Hermannstadt): Ein Einblick in
die Welt der kleinen Lebewesen mit Flügeln, der siebenbürgisch-
sächsischen Vogelwelt. Zu den Eulenarten – Eigenbezeichnugen
neben entlehnten Bezeichnungen aus den Nachbarsprachen.... 184
Adriana DĂNILĂ (Bukarest): Die Darstellung der
Machtverhältnisse in dem politischen Diskurs (Das Beispiel der
zum Tod des damaligen Präsidenten der Deutschen
Demokratischen Republik, Wilhelm Pieck, gehaltenen
politisierten Gedenkreden......................................................... 205
Ana KARLSTEDT (Bukarest): Das Bild des Anderen
in der interkulturellen Pädagogik.............................................. 222
Iulia ZUP (Iassy): Die Übersetzungen des Habsburger
Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuchs ins Rumänische......... 240
III. Bücherschau
Maria Sass: Die Wege sind zwei, aber das Ideal
ist immer nur Eines................................................................... 259
Doris Sava: Rezension............................................................. 264
Verzeichnis der AutorInnen....................................................... 269
Table of Contents
Foreword....................................................................................... 9
7
8 Table of Contents
II. Linguistics
Doris SAVA (Sibiu): Reflections about some erroneous
assessments from the perspective of language use................... 149
Adina-Lucia NISTOR (Iasi): The Image of “The Other’’
in the Street Names of Sebeş. Siculorumgasse,
Griedungasse, Saxonii Noi Street............................................. 169
Sigrid HALDENWANG (Sibiu): Insight into another world,
that oft the little winged beings of the Transylvanian world of
birds. About owl species – proper names as well as names
borrowed from neighboring languages..................................... 184
Adriana DĂNILĂ (Bucharest): The representation of power
relationship in the political discourse (The case of the politicized
commemorative speeches delivered on the death of the former
President of the German Democratic Republic
Wilhelm Pieck........................................................................... 205
Ana KARLSTEDT (Bucharest): The image of „the other“
in intercultural pedagogy.......................................................... 222
Iulia ZUP (Iasi): The translations of the Habsburg
civil code in Romanian............................................................. 240
Die Herausgeber
9
I. Literaturwissenschaft
und Landeskunde
Das Bild der Diktatur in Herta Müllers Roman
Herztier – Mit besonderer Berücksichtigung
der sprachlichen Mittel
Roxana NUBERT/Ana-Maria DASCĂLU ROMIŢAN
Prof.Dr., West-Universität Temeswar. E-mail: roxana.nubert@e-uvt.ro
Temeswar; Dr. Universität Bukarest
The aphorisms and the idioms used in the text express the
wrong behavior and communication mechanisms of the
protagonists, demonstrating the presence of the security
forces and of the dictatorship.
13
14 Roxana Nubert/Ana-Maria Dascălu Romiţan
Motto:
„Das Schweigen ist keine Pause beim Reden,
sondern eine Sache für sich.“
(Herta Müller)
Schon der erste Satz des Romans, ein Teil des Gesprächs
zwischen der Ich-Erzählerin und ihrem Freund Edgar, enthält
eine formelhafte Formulierung:
Wenn wir schweigen, werden wir unangenehm, sagte Edgar, wenn
wir reden, werden wir lächerlich. (H, 7)
4
Vgl. Schmidt, Ricarda: Metapher, Metonymie und Moral. Herta Müllers
Herztier. In: Brigid Haines (Hrsg.): Herta Müller. Cardiff 1998, S. 62.
5
Müller, Herta: Wenn wir schweigen, werden wir unangenehm – wenn
wir reden, werden wir lächerlich. Kann Literatur Zeugnis ablegen? In:
Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): TEXT + KRITIK, H. 153, Juli 2002,
S. 17.
18 Roxana Nubert/Ana-Maria Dascălu Romiţan
Vgl. Ebd.
9
20 Roxana Nubert/Ana-Maria Dascălu Romiţan
Ich stand gebückt und band meine Schuhe, als der Hauptmann Pjele
sagte: Eines ist sicher, wer sich sauber anzieht, kann nicht dreckig in
den Himmel kommen. (H, 146)
Dieser Erinnerung kann sie sich nicht entziehen, sie kann sich
nur von den Gegenständen fernhalten:
Nach Lolas Tod trug ich zwei Jahre keinen Gürtel mehr. (H, 41)
als auch auf jene des Vaters, wobei das Prinzip der Wiederholung
beträchtlich dazu beiträgt, die Gräueltaten des ehemaligen SS-
Soldaten zu betonen.
Ein heimgekehrter SS-Soldat, der Friedhöfe gemacht hat und die
Orte schnell verlassen hat. (H, 4)
Der Vater musste nie fliehen. Er war singend in die Welt marschiert.
Er hatte in der Welt Friedhöfe gemacht und die Orte schnell
Das Bild der Diktatur in Herta Müllers Roman „Herztier” 23
12
Dawidowski, Christian: Bild-Auflösung: Einheit als Verlust von
Ganzheit. Zu Herta Müllers Niederungen. In: Ralph Köhnen (Hrsg.):
Der Druck der Erfahrung treibt die Sprache in die Dichtung.
Bildlichkeit in Texten Herta Müllers. Frankfurt/Main 1997, S. 13.
13
Rössler, Lydia: Und sie lebt doch – Herta Müllers Roman Herztier als
Beispiel neuester rumäniendeutscher Literatur. Diplomarbeit an der
Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, 1995, S. 98.
24 Roxana Nubert/Ana-Maria Dascălu Romiţan
Georg hob mein Kinn mit dem Daumen hoch: Du mit deinem
schwäbischen Herztier, lachte er. (H, 89)
Das Herz als Größe für das menschliche Individuum fällt den
kollektiven Machenschaften im „angebundenen“ (H, 17, 42, 52)
sozialen Umfeld der Protagonistin zum Opfer. Einer der Freunde
der Ich-Erzählerin, Kurt, Ingenieur in einem Schlachthaus, be-
richtet von den „Blutsäufern“ (H, 134) an seiner Arbeitsstelle,
wobei die Grenze zwischen Realität und Surrealität fließend ist:
Wenn Neue hinzukommen, werden sie schnell zu Komplizen. Sie
brauchen nur einige Tage, bis sie wie die anderen schweigen und
warmes Blut saufen. (H, 100)
14
Müller, Philipp: Herztier. Ein Titel/Bild inmitten von Bildern. In:
Ralph Können (Hrsg.): Der Druck der Erfahrung treibt die Sprache in
die Dichtung: Bildlichkeit in Texten Herta Müllers, Frankfurt/Main
1997, S. 110.
Das Bild der Diktatur in Herta Müllers Roman „Herztier” 25
Und der verwundete Kurt hat sogar Angst, dass die Arbeiter ihn
„leer saufen“:
Die haben mich mit der Wunde allein gelassen […] und geschaut,
wie ich blute. Sie hatten Augen wie Diebe. Ich hatte Angst, die den-
ken nicht mehr. Die sehen Blut und kommen, die kommen und sau-
fen mich leer. (H, 134)
Unter diesen Umständen dauert es nicht lange, bis Kurt sich der
Magie des „Blut Saufens“ nicht mehr entziehen kann. Er wird
zum Komplizen der Blut saufenden Arbeiter, von denen er sich
letztlich nur durch Selbstmord befreien kann. Das Bild des
Blutes erhebt sich somit zum Symbol des Sterbens und der
Schuld.15 An das „Sakrament des Büffels“ in Heinrich Bölls
Roman Billard um halbzehn (1959) erinnernd, sei das „Blut
Saufen“ in Herztier ein Ritual, das sich zum Handwerk der
Polizisten entwickelt und die Menschen in Mitverantwortliche
und Mitwissende teilt, hebt Philipp Müller hervor16. In Billard
um halbzehn kann ein Sakrament des Lammes, mit dem die
Personen assoziiert werden, die sich jeder Gewaltausübung
fernhalten, noch in Opposition stehen zu dem des Büffels, das
jene beherrscht, die der Gewalt unterworfen sind. In Herta
Müllers Roman gibt es keine Alternative. Das totalitäre Regime
impliziert die Unterwerfung des Einzelnen unter staatlich-ideo-
logische Autorität, die jederzeit in Bestialität und sogar in Tod
15
Butzer, Günter/ Joachim Jacob (Hrsg.): Metzler Lexikon literarischer
Symbole. Stuttgart/Weimar 2008, S. 53-54.
16
Müller, Philipp, 1997, S. 111.
26 Roxana Nubert/Ana-Maria Dascălu Romiţan
17
Spiridon, Olivia: Untersuchungen zur rumäniendeutschen Erzähl
literatur der Nachkriegszeit. Oldenburg 2002, S. 257.
Das Bild der Diktatur in Herta Müllers Roman „Herztier” 27
18
Müller, Philipp, 1997, S. 112.
28 Roxana Nubert/Ana-Maria Dascălu Romiţan
Schlussfolgerungen
Herta Müller ist es in ihrem Roman gelungen, auch sprachlich
die Umstände, unter denen er entstanden ist, zu widerspiegeln
und zu entdecken. Der sozial-politische Kontext ist die Diktatur
Ceauşescus, die durch Terror den Menschen das authentische
Empfinden genommen hat. Das allgemeine Misstrauen dem
rein Begrifflichen gegenüber, das deswegen entstanden ist,
kommt in Müllers Text klar zum Ausdruck.
Die Spruch- und Erinnerungsformen sind ein unabweisba-
rer Ausdruck der gestörten Verhaltens- und Kommunikations
mechanismen der Figuren und leisten aufgrund der erweiterten
Bedeutungen einen entscheidenden Beitrag zur Demonstration
der umfassenden Präsenz des Geheimdienstes und damit zur
Darstellung der Diktatur.
Neben den Spruchformen, die die Auswirkungen der Diktatur
direkt auf die Figuren zeigen, rekurriert der Text auf mehrere
Strukturen, die als formelhaft bezeichnet werden können und
die Daueranwesenheit von Staatsmacht veranschaulichen. Dazu
zählt auch die Wiederholung von Gellu Naums Versen.
Im Roman Herztier können Spruchformen und sprachliche
Wiederholungen als scheinbare Erfahrungssätze nachgewiesen
werden, deren Einsatz ausschließlich der Illustration der
Diktatur dient und die Verkörperung von allgegenwärtiger
Bedrohung und Gewalt darstellt. Diese Formeln können auf ei-
ner höheren Ebene als Widerstand gegen das totalitäre Regime
gedeutet werden und so erscheint als letztmöglicher Ort der
Freiheit und Selbstbehauptung auch in einer Diktatur doch
19
Scheer, Udo: Nacktes, klopfendes Herztier. Leiden an der Diktatur
erhält den Impac Literaturpreis. In: Die Welt, 20. Mai 1998, S. 9.
Das Bild der Diktatur in Herta Müllers Roman „Herztier” 31
Bibliografie
Primärliteratur
Müller, Herta: Herztier. Reinbeck bei Hamburg, 1994.
Müller, Herta: Wenn wir schweigen, werden wir unangenehm
– wenn wir reden, werden wir lächerlich. Kann Literatur
Zeugnis ablegen? In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): TEXT
+ KRITIK, H. 153, Juli 2002, 6-17.
Müller, Herta: Der König verneigt sich und tötet. (DK)
München/Wien, 2003.
Müller, Herta: Wenn wir schweigen, werden wir unangenehm –
wenn wir reden, werden wir lächerlich. In: Dies.: Der König
verneigt sich und tötet. München/Wien, 2003, S. 74-105.
Sekundärliteratur
Butzer, Günter/ Joachim Jacob (Hrsg.): Metzler Lexikon lite-
rarischer Symbole. Stuttgart/Weimar, 2008.
Dawidowski, Christian: Bild-Auflösung: Einheit als Verlust
von Ganzheit. Zu Herta Müllers Niederungen. In: Ralph
Köhnen (Hrsg.): Der Druck der Erfahrung treibt die
Sprache in die Dichtung. Bildlichkeit in Texten Herta
Müllers. Frankfurt/Main, 1997, S. 13-16.
Mahlberg, Gerhard: Herta Müller: Herztier. Roman, Reinbeck
bei Hamburg 1994, ISBN: 3-498-04366-8, 252 Seiten. In:
Neue Literatur. Zeitschrift für Querverbindungen, 4/1994,
103-108.
Mahrdt, Helgard/ Laegreid, Sissel (Hrsg.): Dichtung und
Diktatur. Würzburg, 2013.
Meurer, Petra: Diktatorisches Erzählen. Formelhaftigkeit in
den Romanen von Herta
32 Roxana Nubert/Ana-Maria Dascălu Romiţan
33
34 Markus Fischer
4
Kierkegaard, Sören: Entweder-Oder, hg. von Hermann Diem und
Walter Rest. 3. Aufl. München 1980, S. 791.
5
Vgl. Lessing, Gotthold Ephraim: Laokoon oder über die Grenzen der
Malerei und Poesie. Stuttgart 1980, S. 23 und 115.
„Ich ist ein anderer“ – Selbst- und Fremdbilder in Max Frischs... 37
Krankheit zum Tode und anderes, hg. von Hermann Diem und Walter
Rest. München 1976, S. 327-440, hier: S. 351f.
38 Markus Fischer
12
Zu Frischs Sartre-Rezeption vgl.: Elsaghe, Yahya: Max Frisch und
das zweite Gebot. Relektüren von Andorra und Homo faber. Bielefeld
2014, S. 76f.
42 Markus Fischer
15
„Die Gegenwart genügt mir in einem manchmal bestürzenden Maß.“
(392)
16
„Ging es für Stiller nicht mehr darum, das Vergangene in seiner
Beziehung zu dieser Frau, das Sterile, das diese beiden Leute verkettet
hatte, wirklich aus der Welt zu schaffen, nämlich es nicht zu fliehen,
sondern es einzuschmelzen in die neue lebendige Gegenwart?“ (409f.)
44 Markus Fischer
Literatur
Primärliteratur
Frisch, Max: Stiller. Roman. 9. Aufl. Frankfurt am Main 1977
(= suhrkamp taschenbuch 105).
Frisch, Max: Tagebuch 1946-1949. Frankfurt am Main 1980.
Sekundärliteratur
Elsaghe, Yahya: Max Frisch und das zweite Gebot. Relektüren
von Andorra und Homo faber. Bielefeld 2014.
Kierkegaard, Sören: Die Wiederholung, In: Kierkegaard, Sören:
Die Krankheit zum Tode und anderes, hg. von Hermann
Diem und Walter Rest. München 1976, S. 327-440.
Kierkegaard, Sören: Entweder-Oder, hg. von Hermann Diem
und Walter Rest. 3. Aufl. München 1980.
Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen
Sprache. 21. Aufl. Berlin, New York 1975.
Lessing, Gotthold Ephraim: Laokoon oder über die Grenzen
der Malerei und Poesie. Stuttgart 1980.
Rothenbühler, Daniel: Erläuterungen zu Max Frisch Stiller.
4.Aufl. Hollfeld 2009 (= Königs Erläuterungen und
Matreialien Bd. 356).
Sartre, Jean-Paul: Die Wörter. Reinbek bei Hamburg 1965.
Sartre, Jean-Paul: Ist der Existentialismus ein Humanismus?
In: Sartre, Jean-Paul: Drei Essays. Mit einem Nachwort
von Walter Schmiele. Frankfurt am Main, Berlin, Wien
1975, S. 7-51.
„Gegen Inder“. Die Darstellung des Gegners
in Ernst Jüngers „In Stahlgewittern“
Alexander RUBEL
Dr. Alexandru-Ioan-Cuza-Universität Iassy.
E-mail: alexander.rubel@yahoo.de
„Der Krieg, aller Dinge Vater, ist auch der unsere; er hat uns
gehämmert, gemeißelt und gehärtet zu dem, was wir sind.“1
SW 7, S. 11. Die Werke Jüngers werden nach der Ausgabe Sämtlicher
1
Werke (Stuttgart 1978ff) unter der Sigle SW zitiert mit Ausnahme der
Zitate aus „In Stahlgewittern“, die nach der historisch-kritischen
Ausgabe, herausgegeben von Helmut Kiesel (2 Bde. Stuttgart 2013),
unter der Sigle SG nachgewiesen sind.
45
46 Alexander Rubel
Diese pathetischen Worte, die in der Tat von Ernst Jünger stam-
men – sie sind seinem bekanntesten Werk In Stahlgewittern
entnommen – könnte auch ein anderer seiner Generation bei
Kriegsausbruch verfasst haben. Den „Tod im Felde“, so meinte
ein zwanzig Jahre älterer deutscher Schriftsteller etwa zur glei-
chen Zeit, umgebe „eine religiöse Freiheit und Heiterkeit, eine
Gelöstheit vom Leben, ein Jenseits von Furcht und Hoffnung,
das unzweifelhaft das Gegenteil seelischer Erniedrigung, das
SG 1, S. 27.
2
„Gegen Inder“. Die Darstellung des Gegners in Ernst Jüngers... 47
noch viel in einer Weise, die eine fast sportsmännische Achtung aus-
drückte, und hätten am Schluß zum Andenken gern ein Geschenk
ausgetauscht. Um wieder klare Verhältnisse zu bekommen, erklärten
wir uns feierlich den Krieg binnen drei Minuten nach Abbruch der
Verhandlungen, und nach einem »Guten Abend!« von seiner und ei-
nem »Au revoir!« von meiner Seite gab ich trotz dem Bedauern mei-
ner Leute einen Schuß gegen seinen Schutzschild ab [...]. (SG 135)
Auch nach heftigen Kämpfen zollt Jünger den Gegnern von der
Insel Respekt: „Auch hier hatten wir wieder wie überall, wo
wir Engländern begegneten, den erfreulichen Eindruck kühner
Männlichkeit“ (SG 289). Die Röcke tragenden Hochländer aus
Schottland erregen ebenfalls Jüngers Wohlwollen: „Wir eilten
an noch warmen, stämmigen Gestalten vorüber, unter deren
kurzen Röckchen kräftige Knie glänzten, oder krochen über sie
hinweg. Es waren Hochländer, und die Art des Wiederstandes
zeigte, daß wir es mit Männern zu tun hatten“ (SG 553). In der
Ausgabe von 1934 hat Jünger zudem noch eingefügt, dass er
nach dem Krieg (als er bereits ein bekannter Kriegsschriftsteller
Die Wendung „das rührte mich an“ wurde 1961, der Nachsatz bezü
6
Literaturverzeichnis
Breuer, Stefan: Anatomie der Konservativen Revolution,
Darmstadt 1995.
Hirschfeld, Gerhard (Hg.): Kriegserfahrungen. Studien zur
Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs,
Essen 1997.
Jünger, Ernst: Sämtliche Werke, 23 Bde, Stuttgart 1978ff.
Jünger, Ernst: In Stahlgewittern, historisch-kritischen Ausgabe,
herausgegeben von Helmut Kiesel, 2 Bde. Stuttgart 2013.
„Gegen Inder“. Die Darstellung des Gegners in Ernst Jüngers... 57
Einführung:
In seiner umfassenden Studie Kultur und Imperialismus schrieb
Edward Said – “Es ist lohnender(…) über andere nachzuden-
ken, als nur über ‘uns’. Das aber bedeutet auch, den Versuch
aufzugeben, andere (…) in Hierarchien zu pressen, vor allem
5
Wahrig: Deutsches Wörterbuch. Bertelsmann Lexikon Verlag, Güterloh
und München, 1986-1991, S. 682; 843.
6
Wilpert, Gero von: Sachwörterbuch der Literatur. Kröner Verlag,
Stuttgart 1989, S. 405-406.
7
Duden: Deutsches Universalwörterbuch, A-Z. Dudenverlag, Mannheim/
Wien/Zürich, 1989, S.754
8
Logvinov, Michail, I.: Studia Imagologica: zwei metodologische
Ansätze zur komparatistischen Imagologie 1. In: Germanistisches
Jahrbuch GUS: Das Wort, 2003, S. 203.
9
Siebenmann, Gustav: Methodisches zur Bildforschung. In: Gustav
Siebenmann u. Hans-Joachim König (Hrsg.): Das Bild lateiamerikas
im deutschen Sprachraum. Max Niemeyer Verlag, Tübingen 1992, S. 1.
Die Darstellung des Eigenen und des Gegenübers in Andreas... 61
Andererseits, im Falle der Bilder, die wir uns von den Anderen
machen, sprechen wir von dem Hetero-Imagotype.10 Es ist her-
vorzuheben, dass das Bild des Anderen/Hetero-Imagotype im-
mer vom Bild des Eigenen /Auto-Imagotype abhängt, weil bei
der Beurteilung der Alterität immer das Eigene zum Kriterium
wird.11
Es sei noch zu ergänzen, dass bei der Analyse solcher Bilder
nicht bloß literarische Kriterien, sondern auch der außerlitera-
rische, sozial-historische Kontext zu berücksichtigen ist.12
O’Sullivan verwies darauf, dass die komparatistische Imagologie
“nicht den vermeintliche[n] Bezug zur empirischen Realität un-
tersucht, sondern die textuellen Ausdrucksformen eines Bildes
und dessen historischen Kontext. Dabei wird der zeitgeschicht-
liche Zusammenhang ebenso beachtet wie Konventionen des
Diskurses, beispielsweise die Interkulturalität.”13
In der vorliegenden Arbeit sollen, ausgehend von der ange-
führten theoretischen Grundlage zum Auto-Image und Hetero-
Image, die von Andreas Birkner im Roman Die Tatarenpredigt
konstruierten Bilder zweier ethnischer Gruppen untersucht
werden, dabei wird als Eigenbild das der Siebenbürger Sachsen
und als das Andere bzw. Gegenüber, das Romabild, betrach-
tet. Bei der Untersuchung der genannten literarischen Bilder
werden sowohl werkimmanente, als auch außertextuelle
Zusammenhänge ermittelt.
10
Ebenda, S. 1
11
Fischer, S. Michael: Nationale Images als Gegenstand vergleichender
Literaturgeschichte. Untersuchungen zu Entstehung der komparatis-
tischen Imagologie. Bouvier Verlag, Bonn 1981, S. 46
12
Nünning, Ansgar.: Grundbegriffe der Literaturtheorie. J.B. Metzler
Verlag, Stuttgart 2004, S. 99.
13
O’Sullivan, E.: Repräsentaionen eigener und fremder Kulturen in der
(Kinder)literatur. In: Irmgard Honef-Becker: Dialoge zwischen
Kulturen, interkulturelle Literatur und ihre Didaktik. (Diskussions
forum Deutsch. Bd. 24) Baltmannsweiler-Schneider Verlag Hohengehren
2007, S. 128.
62 Maria Sass
Zum Autor
Andreas Birkner, geboren am 15. August 1911, in einem am
Fuße der Fogarascher Gebirge gelegenen siebenbürgischen
Dorf, Kleinschenk, besuchte die Grundschule im Heimatdorf,
danach das theologisch-pädagogische Seminar in Hermannstadt,
das er 1930 absolvierte. Zeit seines Lebens wirkte er als
Schriftsteller und Pfarrer. Birkner debütierte 1934 als Erzähler
in der Kronstädter Zeitschrift Klingsor (1924-1939), in der er
mehrere Prosaschriften veröffentlichte. 1941 publizierte er sein
erstes Buch Die Straße neben dem Strom; 1944 erschienen der
Roman Wind in der Tenne und die Erzählung Der gelbe
Windhund. Seine letzte Veröffentlichung in Rumänien war die
Novelle Aurikeln (1956), für die ihm ein Preis der Zeitung
Neuer Weg verliehen wurde. Er ist einer der fünf deutschsprachi-
gen Autoren, die 1959 im Kronstädter Schriftstellerprozeß ver-
urteilt wurden. Birkners Strafe betrug 25 Jahre Zwangsarbeit.
1964 wurde er aus der Haft entlassen und 1968 mit den übrigen
Schriftstellern von den rumänischen Behörden rehabilitiert.14
1966 übersiedelte er nach Deutschland, wo er bis zu seiner
Pensionierung als Krankenseelsorger in der Augenklinik von
Freiburg arbeitete. Seit damals besuchte er Rumänien nie mehr.
In Deutschland publizierte er hauptsächlich im Europaverlag
(Wien, München, Zürich). Dort erschien 1973 auch der Roman
Die Tatarenpredigt. Im selben Verlag wurden auch die anderen
Romane Birkners Das Meerauge (1976), Heinrich, der Wagen
bricht (1978), Spiele mit Nausikaa (1981) und die Erzählungen
Der lange Segen und andere Geschichten (1975) und Der
Teufel in der Kirche (1980) veröffentlicht.
Sein Nachlass wurde dem Institut für deutsche Kultur und
Geschichte Südosteuropas anvertraut, wo er sich auch
Nowotnik, Michaela: „95 Jahre Haft”. Kronstädter Schriftstellerprozess
14
18
https://www.uni-due.de/einladung/Vorlesungen/epik/auktorial.htm:
23.02.2014
19
Klappentext: Birkner, Andreas: Die Tatarenpredigt. Roman.
Europaverlag. Wien 1973
20
Erzse-Boitor, Kinga: Das Bild des Anderen in der rumäniendeutschen
Kinder- und Jugendliteratur. Peter Lang, Frankfurt am Main, 2009,
S. 71.
66 Maria Sass
(Birkner: 28)”, doch es gab auch für ihn keine Ruhe mehr: “Von
zwölf Milchkühen war eine einzige übriggeblieben. Die Steuern.
Der Nachtrag zu der Nachtragsbesteuerung. Die Abgaben. Die
Fleischquote. Die Heuquote. Die Getreidequote. Die Milchquote.
Die Kartoffelquote. Davon waren die Ställe leer geworden.”
(Birkner: 42) Auf seinem Weg von einem Pfarrer zum anderen
und von Pretai nach Mediasch und zurück, reflektiert Malmkroger
über die stark herabgekommene Gesellschaft, vor der er den
Respekt verloren hatte. Selbst die Naturbeschreibung stellt
Endzeitgefühle dar:
Das Laub des Baumes lag als ein runder Teppich auf der Erde (…)
Langsam ging er unter den Linden des Kirchenwegs nach Hause.
Knöcheltief watete er durch das herabgefallene Laub. Auch hier lag
es auf der Erde. Keiner rechte es zusammen, um es als Streu zu ver-
wenden. Die Sachsen hatten kein Vieh mehr in den Ställen. Die neuen
Hofbesitzer dachten gar nicht daran. Vater Zeno hatte gemeint, die ha-
ben nur noch den Karl Marx und die Politik in ihrem Kopf. Vielleicht
würde es eine Sächsin sammeln, doch es eilte nicht damit, es würde
ihr kein Rumäne oder Zigeuner zuvorkommen. (Birkner: 198)
Toren lebt keiner sicherer. Er lauert Tag und Nacht auf Geräusche
und Bewegungen vorm Tor. Ein Bekannter klopft oder kratzt leise
ein verabredetes Zeichen. Sogar dem mißtrauten sie. Nicht einmal
die Kinder dürfen laut reden bei verschlossenen Toren – schweigt
doch, ich höre ja nichts, ob jemand am Tor ist! Und sie schweigen
erst recht, wenn’s laut ans Tor klopft. Da sind sie! Was wollen sie
denn heute schon wieder holen? Gestern waren es die Kühe.
Vorgestern war’s das Bettzeug. Vorvorgestern Pflug, Egge und
Sämaschine. Pferde, Geschirr und Wagen holten sie am ersten Tag.
Was holen sie sich heute? Es kann doch nicht wahr sein, daß nun die
Mastschweine dran sind, wovon werden wir leben, wenn sie auch
die Mastschweine wegnehmen! Doch es war die Wahrheit, sie hol-
ten sich auch die gemästeten Schweine. (Birkner: 161-162)
28
Ebenda, S. 40.
29
Ebenda, S. 40).
30
Ebenda, S. 40).
31
Remmel, Franz, vgl. Fußnote 21, S. 120.
32
Remmel, Franz, S. 41.
33
Ebenda, S. 41.
34
Ebenda, S. 41.
Die Darstellung des Eigenen und des Gegenübers in Andreas... 73
39
(Zit. nach: Julius Teutsch: Die siebenbürgischen Wanderzigeuner. In:
Klingsor (Hrsg. Heinrich Zillich) Heft 3, 10. Jahr, März 1933, S. 103.
Die Darstellung des Eigenen und des Gegenübers in Andreas... 77
Bengel, der den Mund nicht auftat, nur gegen die Sonne blinzelte
und lächelte, mit halbem Mund, wie eben Zigeuner lächeln, mit hal-
bem Mund. Auf der gleichen Bank fanden ihn die Bauern, wenn sie
abends von den Feldern heimkehrten. Mach Feierabend, Rudi, rief
ihm Malmkroger zu, er blinzelte, lächelte mit halbem Mund zur
Straße herüber, er blinzelte auch gegen den Mond, nicht nur gegen
die Sonne, ein rechter Taugenichts. (Birkner: 19-20).
oben im Langen grund. Alt alle drei, gebückt mehr unter der Last
der Jahre, alt unter dem Sack, schritten sie zielsicher voran, gefolgt
vom Bullibascha. Das war allerdings sonderbar, denn sonst war’s
nämlich umgekehrt: voran schritt der Mann, der Zigeuner, gar der
Bullibascha, aufrecht und fast ein wenig gebläht in seinem
Herrenstolz, der sich weigerte, eine Last zu tragen – die luden sich
die Weiber auf, einen Sack oder ein Kind, oder beides -, voran also
schritt der Mann, und nur in seinem gebührlichen Abstand folgten
ihm die Seinen, Frau und Kinder. (Birkner: 343)
Fazit
Der durch eine realistische Schreibweise charakterisierte
Roman Birkners Die Tatarenpredigt entstand in Retrospektive
in Deutschland und gibt als Reflektor der Innenseite der
Geschichte aussagekräftige Aufschlüsse über Begebenheiten
des Beginns der kommunistischen Ära sowie über deren
Wahrnehmung durch Betroffene. Beide untersuchten Bilder,
sowohl das Eigenbild, als auch das Bild des Gegenübers, sind
mit vielen Vorurteilen behaftet. Wie Wolfgang Höpken40 her-
vorhebt, sind sowohl Heterotype (Fremdwahrnehmung), als
auch Autostereotype (Selbstwahrnehmung) Instrumente der
nationalen Identitätsschöpfung, in Birkners Roman bauen bei-
de Bildarten auf Bipolarität in der Bewertung des Eigenen und
des Gegenübers auf. Während das Bild des Sachsen hauptsäch-
lich positiv, durch Überlegenheit versus seinem Gegenüber
wahrgenommen wird, fällt das Romabild – wenn auch einiger-
maßen differenziert dargestellt – hauptsächlich negativ aus.
Sachsen und ‘Zigeuner’ lebten in Siebenbürgen lange Zeit zu-
sammen, bei jeder ethnischen Gemeinschaft hatte sich ein
40
Wolfgang Höpken: Ethnische Stereotype in Sydosteuropa. Anmerkun
gen zu Charakter, Funktion und Entstehungsbedingungen. In: Das
Bild des Anderen in Siebenbürgen. Stereotype in einer multiethnischen
Region. Hrsg. von Konrad Gündisch / Wolfgang Höpken / Michael
Markel. Siebenbürgisches Archiv. Band 33, Böhlau Verlag: Köln /
Weimar / Wien, 1998, S.
80 Maria Sass
Bibliographie:
Primärliteratur
Birkner, Andreas: Die Tatarenpredigt. Roman. Europaverlag.
Wien 1973.
Birkner, Andreas: Der Brautschmuck des Sebastian Hann.
Erzählungen. Herausgegeben und mit einem Nachwort
Die Darstellung des Eigenen und des Gegenübers in Andreas... 81
Sekundärliteratur
Duden: Deutsches Universalwörterbuch, A-Z. Dudenverlag,
Mannheim/Wien/Zürich 1989.
Dyserick, Hugo: Komparatistik eine Einführung. Bd. 1,
Bouvier Verlag, Bonn 1981.
Emer, Kızıler: Dıe Imagologıe Als Arbeıtsbereıch Der
Komparatıstık. 2012. Pdf.: 15.10.2014
Erzse-Boitor, Kinga: Das Bild des Anderen in der rumäni-
endeutschen Kinder- und Jugendliteratur. Peter Lang,
Frankfurt am Main, 2009.
Fischer, S. Michael: Nationale Images als Gegenstand ver-
gleichender Literaturgeschichte. Untersuchungen zu
Entstehung der komparatistischen Imagologie. Bouvier
Verlag, Bonn 1981.
Gündisch, Konrad / Höpken, Wolfgang / Markel, Michael
(Hrsg.): Das Bild des Anderen in Siebenbürgen. Stereotype
in einer multiethnischen Region. Siebenbürgisches Archiv.
Band 33, Böhlau Verlag: Köln/Weimar/Wien, 1998.
Hoffmann, Michael: Interkulturelle Literaturwissenschaft,
Wilhelm Fink Verlag. Stuttgart 2006.
Honnef-Becker, Irmgard (Hrsg.): Dialoge zwischen
Kulturen, interkulturelle Literatur und ihre Didaktik.
(Diskussionsforum Deutsch. Bd. 24). Baltmannsweiler-
Schneider Verlag, Hohengehren 2007.
Klineberg, Otto: Die menschliche Dimension in den interna-
tionalen Beziehungen. (Schriften zur Sozialpsychologie,
Bd. 4). Huber Verlag, Bern/Stuttgart 1966.
Logvinov, Michail, I.: Studia Imagologica: zwei metodolo-
gische Ansätze zur komparatistischen Imagologie 1. In:
Germanistisches Jahrbuch GUS: Das Wort, 2003.
Nowotnik, Michaela: „95 Jahre Haft”. Kronstädter
Schriftstellerprozess 1959: Darstellungsformen und
82 Maria Sass
8
Vgl. Forest, S.105: “[…] experienţa spectrală a Eului şi a “revenirii”
sale presupune întotdeauna punerea în scenă a eului în dicţiunea dublă
a trăirii şi a virtualului.”
9
Forest, S. 109
86 Carmen E. Puchianu
Vergangenheit, einer
längst beigesetzten Zeit,
also dem Grab, an. Das
Plakat enthält darüber hi-
naus den intertextuellen
Hinweis auf einen im
Stück rezitierten Gedichts
text der Verfasserin1, so-
wie auf deren Vorliebe, gelegentlich mit Frack und Fliege
aufzutreten2.
Beruhten die Adaptionen von „DUO BASTET“ auf einem
eher kargen Bühnenbild, darin im besten Fall mit theatralisch
improvisierten Mitteln eine Erderhebung3 oder die Enge eines
Studierzimmers4 suggeriert und die Bühne an sich nicht nur als
Spielraum sondern auch als Spielpartner in die jeweilige Insze
nierung eingebunden wurde5, wird der Zuschauer dieses Mal
mit einem beinahe pedantisch naturalistischen Bühnenbild kon
frontiert: Ein akribisch ausgestatteter Innenraum wird sichtbar,
das Zimmer einer zum Pflegefall verkommenen Schriftstellerin
suggeriert eine triste Altfrauenwohnung, deren spezifisch-muf
figem Geruch nach Staub und Naphtalin man förmlich zu riechen
1
Vgl. „Entertainer Tod“ von C.E. Puchianu. Die Dichterin las das Gedicht
im Rahmen der Internationalen Poesie-Biennale 2013 in Kronstadt.
2
Frack, Fliege und Theaterschminke sind das Markenzeichen der von
C. E. Puchianu kreїrten Figur des „Konferenciers“ in den Programmen
Die fromme Helene (Spielzeit 2010/2011) und Telefonitis (Spielzeit
2012/2013) mit dem Ensemble KABARETT KAKTUS, dem auch die
Musiker Elena und Paul Cristian angehören. Auch eigene Lesungen
hat Puchianu in solcher Aufmachung bestritten
3
Vgl. Tägliche Tage nach Samuel Beckett (Spielzeit 2012/13)
4
Vgl. Nyktophobie oder Mephistos spatter Gruß an Faust (Spielzeit
2009/10; 2013)
5
Vgl. Puchianu, C. E.: „Die Bühne als Freiraum im Kontext (postmoder
nen) Theatermachens“. In: Freiräume. Österreichisch-Siebenbürgische
Kulturbeiträge (Hrsg. v. Verena Stross), Bd.6, Klausenburg, 2014,
S. 93-104
Fremd- und Selbstdarstellung in der Inszenierung „Pflegefall“... 89
Anfang an, von dem Moment an, als ich ihn aus mir herausgepresst
habe, ach du hast keine Ahnung wie schrecklich das war, ich kam
mir vor wie eine unreife Zitrone, aus der man keinen Tropfen her-
ausbekommt, schon vorher war er mir fremd, vom Moment an, als
ich ihn empfing, du verstehst, vom Moment als dieser widerliche
Mensch ihn gezeugt hat in mir, ihn mir eingepflanzt hat, obschon…
ich wollte immer ein Mädchen […]8
Auf diese Weise sprengt die Szene nicht nur Zeit und Raum, sie
bietet der Protagonistin auch die Freiheit, sich über sich selbst
und ihren stummen, beinahe willenlosen Mitspieler zu mokieren.
Der Mittelteil des Stückes enthält ein Mosaik aus Rückblenden
der Protagonistin: Sie inszeniert sich als spielendes Kind, als
jugendlich Verliebte, als sorgende Mutter und verführerische
Frau, immer darauf bedacht, ihrem Partner die eigene Jugend
und fehlende Erfahrung nicht nur ironisch ins Bewusstsein zu
rufen, sondern ihm diese vorzuwerfen. Eine weitere choreogra-
fische Einlage, eine parodierte Fassung eines Tangos10 sugge-
riert auf selbstironische Weise die sublimierte Erotik und das
Wunschdenken einer Frau, die nichts mehr zu verbergen hat.
Dabei wird den Zuschauern die reale Person der Spielerin stets
als rational verfremdende Vermittlerin in Form von selbstrefe-
renziellen Improvisationen vorgeführt:
Sie: ( sieht sich an, in einem Spiegel vielleicht, in Fotos, nippt am
Tee) Oh Gott, Tee, da trinke ich tatsächlich Tee…und plötzlich ist
der Geschmack von Kaffee da…aus den Jahren, da Kaffee getrun-
ken wurde und kein Tee…der Geschmack ist irgendwo unterwegs
verloren gegangen…hat sich verborgen zwischen den Zeilen der
Gedichte, zwischen den Zeilen der Zeit und im Alter entdeckst du
Ebd.
9
ihn wieder, vielleicht ganz unten im kleinen Zeh oder in der Spitze
des kleinen Fingers, mit dessen Nagel du die Essenreste zwischen
den maroden Zähnen herausfischst…an welchen Geschmack erin-
nerst du dich denn? … auch dafür zu jung…Wie schnell ich altere…
zu schnell…mein Geliebter…eine alte Ziege, nymphomanisch…oh
ja, da gab es einige…viele…Lacis…Hansen und Nicus…zu viele,
um mit einem zusammenbleiben zu können. Allen habe ich etwas
geschenkt… alle haben etwas mitgenommen, haben etwas mitgehen
lassen, haben mir etwas weggenommen…ich habe ja nie gegeizt mit
Reizen…habe ihnen alles, aber auch alles aufgetischt…aufgebet-
tet…alles umsonst, sozusagen für die Katz…11
Der letzte Teil des Stückes setzt mit dem Rückfall der Prota
gonistin ins alte Selbst ein, dem keine Wiederkunft sondern das
Abgeschoben-werden in den „gesellschaftlichen Dachboden“
bzw. in die Grube bevorsteht. Der Vorgang hebt auch die Trave
stierung des Pflegers auf. Die Protagonistin fordert mit barscher
Stimme das Kleid ihrer Mutter ein und fällt anschließend in
ihren Krankheitszustand zurück, während sich der Pfleger hastig
umkleidet und mit immer lauter werdender Stimme Tagebuchauf
zeichnungen zum Thema Krankheit verliest.
Er liest laut: Allein schon der Schmerz bei empfindlichem
Zahnschmelz, das Stechen der bloβen Zahnhälse und der entzünde-
ten Nerven. Die schreckliche Zange, die einem der Schmerz in den
Kiefer bohrt, dass man nicht weiβ, welches der schmerzende Zahn,
der kaputte, der marode, der vor Eiter Pochende wirklich ist, dass
man meint, alles tut einem weh, bis in den letzten Winkel des Hirns,
des Herzens und des Unterleibes. Aber das treibt einen an zum
Schreiben, zum Zeichnen, zum Spielen, zum Schaffen. Welche
Schmerzen muss Gott erlitten haben dazumal! 12
Der Tod, von dem die Protagonistin behauptet, er sei ein ewiger
Jungbrunnen, hebt alle Barrieren auf und veranlasst den Pfleger
Primärliteratur:
Puchianu, C. E. und Elekes, R. G.: Pflegefall. Unveröffentlichtes
Theaterskript. Am 4. 4. 2014 in Kronstadt uraufgeführt
Sekundärliteratur:
Forest, Phillipe: Romanul, realul şi alte eseuri. (in der Über
setzung von Ioan Pop-Curşeu). Cluj Napoca, 2008
13
Ebd.
96 Carmen E. Puchianu
Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet,
– ihr und ich! Wir Alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir diess
gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns
den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was thaten
wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt
sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen?
Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts,
nach allen Seiten? Giebt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir
nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere
Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die
Nacht und mehr Nacht? […] Gott ist todt! Gott bleibt todt! Und wir
haben ihn getödtet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?“1
Der Inhalt des Romans Der Mann schläft ist schnell erzählt:
Ein Mann und eine Frau machen Urlaub auf einer kleinen Insel im
Südchinesischen Meer. Nach einigen Tagen fährt der Mann mit der
Fähre aufs Festland, um Zeitungen zu kaufen. Er kehrt nicht zurück.
Anfragen bei der Polizei und in den Krankenhäusern bleiben ohne
Erfolg. Er ist einfach verschwunden. Nach drei Monaten ist die Frau
immer noch auf der Insel: „Abreisen, das wäre eine gezielte Aktion,
das hieße Ticket buchen, ein Flugzeug besteigen, zurück in mein
Leben und akzeptieren, dass ich wieder allein bin.“ Also läuft sie Tag
für Tag über die mit Betonquadern ausgelegten Wege und starrt auf
das graue Meer, während die Wellen die Erinnerungen an die gemein-
same Zeit mit dem Mann wie Treibholz an den Strand spülen. [...]10
immer da gewesen, wie ein Hunger, und ich hatte sie Sehnsucht
genannt, und Heimweh.“12 Diese, schon auf den ersten Seiten des
Romans geäußerte Ansicht soll den Ausgangspunkt vorliegen-
der Analyse bilden. Es handelt sich dabei um die titelgebende
Szene Damals. Im Winter. Vor vier Monaten. Denn Sibylle Berg,
die eher als Verfasserin von Theaterstücken und als Theaterregis
seurin bekannt ist, konzipiert auch ihre Romane dramaturgisch.
Der Mann schläft ist ein aus 67 Szenenbildern aufgebautes
unvollständiges Puzzle, in dem zudem noch ständig zwischen
fein nuancierten Zeitebenen hin und hergewechselt wird. Die
Folgen sind zum Teil sehr kurz und lakonisch, eineinhalb, zwei,
zweieinhalb Seiten, selten länger. Jede Szene trägt einen Titel,
der die Zeit angibt, wobei im ersten Teil des Titels die zwei auf
„den Mann“ bezogenen Perioden im Leben der Ich-Erzählerin
genannt werden: „Damals“ und „Heute“. Damit sind die zwei
Erzählstränge des Romans benannt, der erste setzt mit „Ehe
alles begann. Damals. Vor vier Jahren“ ein, im Buch ist es aber
die dritte Sequenz. Der zweite Erzählstrang setzt in der letzten
Nacht vor dem Erzählzeitpunkt ein und ist dementsprechend
im Präsens gehalten. Durch diese ungewöhnliche Strukturierung
„werden die Episoden der Liebesgeschichte ständig mit der Si
tuation der inzwischen desillusionierten Erzählerin kontrastiert“.13
Die tiefe Verbundenheit, das Glück, dass die beiden ohne
großes Aufheben davon zu machen, im Verlauf ihrer vierjähri-
gen Beziehung empfinden, wurzelt in der irrationalen Angst
vor der Einsamkeit, vor der Leere einer Existenz, die man mit
niemandem teilt. Es handelt sich um eine existentielle Angst,
deren Wurzeln schon in den Anfängen des Großstadtlebens im
20. Jahrhundert liegen, als die Großstadt von den Expressionisten
als menschenverschlingender Moloch dargestellt wurde, als
feindliches Medium, dass jedes Miteinander verhindert. Kurt
12
Ebenda, S. 10.
13
Wunderlich, Dieter (2010): Buchbesprechung. In: http://www.dieter-
wunderlich.de/Berg-mann-schlaeft.htm (Zugriff 18.11.2014)
Der Andere als notwendiges Gegenüber im Roman... 103
oder
Damals. Vor weniger als drei Monaten. Nach fünf Stunden
Abwesenheit des Nannes.
Damals. Vor drei Monaten und ein paar Tagen.
17
Berg, Sibylle: Der Mann schläft. a.a.O., S. 197.
Der Andere als notwendiges Gegenüber im Roman... 105
legte ich meinen Kopf auf den Bauch des Mannes, wie jede
Nacht. Der Bauch hob und senkte sich wie ein Meer, und ich
wollte nirgends anders sein als da, wo ich war. Am sichersten
Ort der Welt.“19
Der Schmerz über den Verlust dieser Geborgenheit macht
sie empfänglicher für die Leiden anderer. In dem chinesischen
Masseur und seiner Enkeltochter Kim, bei denen sie nach dem
Verschwinden des Mannes ein Zimmer mietet, findet sie zwei
Menschen, die sie brauchen, so wie sie ist – unglücklich, le-
bensmüde, enttäuscht. Und darauf läuft eigentlich auch der
ganze Roman hinaus: Das Wichtigste ist, den Menschen zu fin-
den, den man braucht und selber von einem Menschen ge-
braucht zu werden. Das höchste Glück ist, wenn die zwei Dinge
zusammentreffen, so wie es bei der Ich-Erzählerin und dem
Mann der Fall war.
Für den Menschen der europäischen Post-Postmoderne, der
in einer hochspezialisierten, technologisierten, digitalisierten
und vor allem nach fast ausschließlich wirtschaftlichen Kriterien
funktionierenden Welt lebt, in der das Individuum nicht mehr
als Individuum wahrgenommen wird, sondern als austauschba-
re Spielfigur, geht es nicht mehr um hohe Gefühle, gutes
Aussehen, sexuelle Ausstrahlung. Es geht schlicht und einfach
darum, den sinnstiftenden Zustand des Brauchens und Gebraucht
werdens zu erreichen.
Der Mann erfüllt in diesem Roman nicht die Rolle des klas-
sischen Liebespartners, so wie ihn die Literatur seit der Antike
dargestellt hat, er ist nicht der Eine und Einzige, mit dem die
Partnerin zu einem ausgewogenen Ganzen verschmelzen kann,
im Sinne des biblischen „Sie sollen ein Fleisch sein“20 oder der
chinesischen Yin-und-Yang-Philosophie. Auch das von tiefem
19
Ebenda, S. 241.
20
Die Bibel (in der Übersetzung Martin Luthers): 1. Mose 2, 24. In:
http://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/1_mose/2/ (Zugriff
19.11.2014)
Der Andere als notwendiges Gegenüber im Roman... 107
22
Berg, Sibylle: Der Mann schläft. a.a.O., S. 308.
23
Berg, Sibylle: Der Mann schläft. a.a.O., S. 309.
Der Andere als notwendiges Gegenüber im Roman... 109
dem Leben (werde) das Leben nicht mehr“, oder wie die
Erlösungsphilosophie der Entropie, die gerade mal beiläufig als
„Zustand“ des Menschen Erwähnung findet, „der nichts will, außer
wieder in Ruhe zu liegen“. Von Beckett unterscheidet Berg sich
ganz grundlegend durch die Welthaftigkeit, mit der sie die ewigen
Wiedergänger Dasein und Gesellschaft zum Totentanz bittet. Und
von ihnen allen durch das unsterbliche Glücksverlangen ihrer
Figuren.24
Bibliografie
Berg, Sibylle (2009): Der Mann schläft. München: Deutscher
Taschenbuch Verlag.
Sibylle Berg im Interview von Juliane Rusche: Romantik ist
Bullshit. Schriftstellerin Sibylle Berg holt das schönste
aller Gefühle zurück auf den Boden der Tatsachen. Sie
beweist: Liebe braucht Pragmatismus. In: uMagazine.de
2009, http://www.umagazine.de/artikel.php?ID=510035
(Abruf 27.10.2014)
Die Bibel (in der Übersetzung Martin Luthers): 1. Mose 2,
24. In: http://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/1_
mose/2/ (Zugriff 19.11.2014)
Dürrenmatt, Friedrich: Der Tunnel. In: http://www.de-
utschunddeutlich.de/contentLD/GD/GT64tTunnel.pdf
(Zugriff 20.11.2014)
Horkheimer, Max / Adorno Theodor W.: Dialektik der
Aufklärung. Philosophische Fragmente. In: Horkheimer,
Max (1987): Gesammelte Schriften. Band 5. Hg. von
Gunzelin Schmid Noerr, Frankfurt am Main.
Löchel, Ralf (o.J.): Totentanz der Wiedergänger. In: Glanz
und Elend. Magazin für Literatur und Zeitkritik. http://
www.glanzundelend.de/Artikel/sibylleberg.htm (Zugriff
15.11.2014)
24
Löchel, Ralf (o.J.: Totentanz der Wiedergänger. In: Glanz und Elend.
Magazin für Literatur und Zeitkritik. http://www.glanzundelend.de/
Artikel/sibylleberg.htm (Zugriff 15.11.2014)
110 Sunhild Galter
Im Juli des Jahres 2014 las ich in der Banater Zeitung einiges über
die Herkunft des Mathematikers János Bolyai (1802-1860) und
über eine damit verbundene missbräuchliche Nutzung, eine Instru
mentalisierung durch Ideologen des sozialistischen Regimes.1
Die Ausführungen haben mich einigermaßen verwundert.
Vgl. die 17-teilige Aufsatzfolge Minderheiten und Securitate von
1
Spezieller Hinweis auf Folge 1, vom 2. Juli 2014, und auf Folge 2,
vom 16. Juli 2014.
Im Geflecht der Identitäten... 113
7
Daten über die Geschichte von Bell, über das Schloss und die evange-
lische Kirche der Ortschaft verzeichnete Hermann Fabini in seinem
Atlas der siebenbürgisch-sächsischen Kirchenburgen und Dorfkirchen.
Bd. I. Hermannstadt 1998, S. 49-51.
8
Binder, Frida: Das Brauthemd. Sagen und Volkserzählungen aus dem
Kaltbachtal. Hrsg. von Horst Schuller Anger. Bukarest 1983, S. 55.
Im Geflecht der Identitäten... 117
12
Köpeczi, Béla (Hg. im Auftrag des Instituts für Geschichte der
Ungarischen Akademie der Wissenschaften): Kurze Geschichte
Siebenbürgens. Budapest 1990, S. 461.
120 Joachim Wittstock
Wenn auch nicht ganz im Bild über alle Bereiche ihrer geistigen
Beschäftigungen kennzeichnete Orbán Pál frischweg die Dorf
intelligenz vom Standpunkt ihrer Eignung, über Hiesiges Aufschluss
zu erteilen. Er empfahl ihm namentlich einen Notaren, der in der
Gegend viel herumgekommen sei und über die verzwicktesten
Rechtshändel Bescheid wisse, aber auch sämtliche Überlieferungen
des Dorfes kenne; weiterhin den reformierten Pfarrer, der schon so
lange im Dorf sei, dass er nicht nur zweimal verheiratet gewesen,
sondern sich auch von den beiden Ehefrauen getrennt habe, womit
freilich nichts gegen den in allen Dingen der lokalen Geschichte
bewanderten Junggesellen gesagt wäre, er sei vielmehr umgänglich
und ein treuer Diener des Herren.
Dann hatte Orbán Pál selbst eine Frage zu stellen: „Ein Gelehrter in
unserem Dorf?“
„Ja“, entgegnete Alföldi Gábor, „zu vielen wichtigen Fragen des
Lebens hat er wesentliche Gedanken geäußert: Wie soll die mensch-
liche Gesellschaft beschaffen sein? Er entwarf eine »Heilslehre«, in
der er für eine gerechte Ordnung eintrat.“
„Eine gerechte Ordnung…“ reproduzierte Orbán Pál mit unbeweg-
licher Miene, als habe er allen Humor eingebüßt, „gerechter wie
unsere Welt?“
„Besser, viel besser“, äußerte Alföldi Gábor mit Nachdruck, „ich
will das Wort »sozialistisch« vermeiden, bitte sehr, denn auch
Bolyai verwendet es nicht, er spricht vielmehr vom Reich der
Glückseligkeit auf Erden, aber es ist im Grunde eine sozialistische
Ordnung, an die er dachte.“
Ohne dem ihm kaum Bekannten gegenüber sich durch eine kritische
Äußerung aufs Glatteis zu begeben, vielmehr einen für ein
Gelegenheitsgespräch passenden neutralen Ton wählend, meinte
nun Orbán Pál: „Sagen Sie, ist in der »Heilslehre« vorgesehen, dass
die Bauern Quoten abgeben müssen?“
Herr Alföldi entgegnete nach einiger Überlegung: „Es ist mir be-
wusst, bitte sehr, dass mancher die verpflichtende Abgabe einer
Quote landwirtschaftlicher Erzeugnisse, die kürzlich beschlossen
wurde, nur schwer erfüllen kann, ich glaube aber, diese Maßnahme
wird dazu beitragen, die leider aus dem Gleichgewicht gekommene
Landwirtschaft wieder zu festigen… Genug dazu… Bolyai verkün-
det in seiner »Heilslehre«, dass der Grund gemeinschaftlich bear-
beitet und die Ernte gemeinsam eingebracht und in geeignete
Im Geflecht der Identitäten... 121
wenn ich mich so kurz und allgemein fasse, aber Bolyais eigenes
Leben und Schicksal zeigt uns, dass man selbst dann die Größe der
Zusammenhänge nicht aus dem Auge verlieren muss, wenn man
krank und wenig erfolgreich sein Leben verbringt. Er hat sich durch
seine Gedanken hoch über die Enge seiner Umwelt erhoben.
Vielleicht sehen wir uns in der Gemeinde bei einem eingehenderen
Gespräch, es würde mich freuen.“
Er reichte Orbán die Hand, nahm seine Reisetasche auf und ging mit
ungeschmeidigem Schritt, in etwas vornübergebeugter Haltung und
mit suchendem Gesichtsausdruck los.
Etliche Meter weiter hielt er ein: „Was ist ein Soldat? Ja, auf diese
Frage sind wir noch gar nicht zu sprechen gekommen. Gegenwärtig
lassen sich die Armeen noch nicht auflösen, sie sind ein notwendi-
ges Übel, aber unser Gelehrter, selbst Hauptmann, hielt dafür, es
werde später kein Militär erforderlich sein und keinen Krieg mehr
geben. Aus dieser Sicht der Zukunft ist das Soldatenhandwerk ein
vergeblicher Beruf. Schade um die Zeit, die man in Uniform ver-
bringt, schade um die Kraft, die dabei verloren geht. Aber Ihnen
gegenüber muss ich das ja nicht hervorheben… Sagen Sie mir bitte
noch eine Kleinigkeit. Es gibt hier viele Apfelbäume. Sagt man im
Ort zu einer dieser Sorten Poinik oder Boi-Apfel?“
„Poinik.“
„So, so. In einigen Ortschaften an der Kleinen Kokel, zumal in
Domáld, wo die Bolyais ein Gut hatten, wird der Poinik Boi-Apfel
genannt, in Erinnerung an einen von ihnen, der ein bekannter
Obstzüchter war.“
Literatur
Abafáy-Öffenberger, Gustav: Über die Herkunft des
Mathematikers János Bolyai. In: Forschungen zur Volks-
und Landeskunde, Bd. 18, Nr. 1, 1975.
Balotă, Nicolae: Scriitori maghiari din România, 1920-1980.
Bucureşti 1981.
Binder, Frida: Das Brauthemd. Sagen und Volkserzählungen
aus dem Kaltbachtal. Bukarest 1983.
Dudenredaktion (Hg.): Duden. Deutsches Universalwörterbuch.
Mannheim 52003.
Im Geflecht der Identitäten... 123
hen wir uns auf die Theorien von Michel Espagne und Michael Werner.
Vgl. Espagne, Michael; Werner, Michael: Deutsch-französischer
Kulturtransfer im 18. und 19. Jahrhundert. In: Francia 13 (1985). Oder
online: http://francia.digitale-sammlungen.de/Blatt_bsb00016288,00
518.html; Espagne, Michael (Hg.), Frankreichfreunde. Mittler des
französisch-deutschen Kulturtransfers. Leipzig 1996 und Lüsebrink,
Hans-Jürgen (Hg.): Kulturtransfer im Epochenumbruch. Frankreich-
Deutschland. Leipzig 1997.
126 Alexandra Chiriac
2
Chiţimia, Ion; Dan Simionescu: Studiu introductiv. In: Chiţimia, Ion /
Dan Simionescu (Hg.): Cărţile populare în literatura românească.
Bd. I. Bucureşti 1963, S. XVI.
3
Werner, Greiling: Gemeinnützigkeit als Argument. Zur Publikations
strategie der Volksaufklärung. In: Schmitt, Hanno et al. (Hgg.): Die
Entdeckung von Volk, Erziehung und Ökonomie im europäischen Netz
werk der Aufklärung. Bremen 2011, S: 239-259, hier: S. 246-247.
Der siebenbürgische „Bertoldo“ am Ende des 18. Jh. ... 127
von Bertoldo aus dem Jahre 1774 haben und dann, durch eine
französisch-deutsche Vermittlung, eine in Hermannstadt in der
Druckerei von Petrus Barth gedruckte Version.
Die so genannten moldawischen5 und siebenbürgischen
Varianten, die unabhängig voneinander übersetzt wurden6, er-
scheinen wie zwei völlig unterschiedliche Erzählungen; die ita-
lienische Quelle ist kaum erkennbar, eine Tatsache die zeigt,
wie markant die ideologische Prägung der Zeit die Übersetzungs
tätigkeit beeinflusst hat. Viel mehr als die moldawische
Variante, die eher dem italienischen Original treu bleibt7, wirkt
die in Herrmannstadt gedruckte Version von Giulio Cesare
5
Die moldawische Übersetzung ist heute in acht Manuskripten zu fin-
den: 1774 (Ms. 388, ehemaliger Zabelin 230); 1775 (Ms. 1417 BAR,
ff. 57r-113r); 1779 (Ms. 1067 BAR, ff. 34r-70v); 1794 (BCS, Nr. II-24,
ff. 148r-189v); 1793-1795 (Ms. 2088 BAR, ff. 152r-155r); 1813 (Ms.
2189 BAR, ff. 1r-42r); 1819 (Ms. II-37); Anfang des 19. Jahrhunderts
(Ms. 1759 BAR, ff. 2v-48v).
6
Die moldawische Übersetzung aus dem Jahre 1774 scheint eine Kopie
einer älteren Übersetzung zu sein. Die Analyse der acht erhaltenen
moldawischen Manuskripte, die über die Abenteuer von Bertoldo am
Hof des Königs Alboin berichten, beweist, dass mindestens zwei sepa-
rate, voneinander unabhängige Übersetzungen aus dem Griechischen
sind. Das heißt, wir können mit Sicherheit behaupten, dass wir insge-
samt drei (zwei moldwische und eine siebenbürgische) Übersetzungen
des Stoffes haben. Vgl dazu: Georgescu, Magdalena: Bertoldo. Studiu
filologic, studiu lingvistic, ediţie şi glosar. In: Gheţie, Ion / Alexandru
Mareş (Hg.): Cele mai vechi cărţi populare în literatura română.
Band III: Călătoria lui Zosim la Blaj * Bertoldo. Studiu filologic,
studiu lingvistic, ediţie şi glosar. Bucureşti 1999, S. 69-240; Lackner,
Irmgard: Ein Versuch zur literarischen Entwicklung und zum
Werdegang eines Volksbuches. a.a.O.; Verebceanu, Galaction: Viaţa
lui Bertoldo. Un vechi manuscris românesc. Studiu filologic, lingvi-
stic, ediţie de text şi indice de cuvinte. Chişinău 2002.
7
Vgl. Chiriac, Alexandra: Istoria lui Bertoldo în Moldova în secolul al
XVIII-lea. In: Dima, Eugenia; Andrei Corbea Hoişie (Hg.): Impulsul
Iluminismului în unele traduceri româneşti din secolul al XVIII-lea.
Iaşi 2014. S. 137-208.
Der siebenbürgische „Bertoldo“ am Ende des 18. Jh. ... 129
8
Das Epos von della Fratta bearbeitet den Stoff in 24 Gesängen und zwar
6 Gesänge für Bertoldo, acht für Bertoldino und acht für Cacasenno. 24
Literaten aus verschiedenen Städten wurden mit schriftstellerischen
Aufgaben beschäftigt. Jeder Dichter verfertigte einen Gesang, schrieb
Allegorien und moralische Betrachtungen, fügte historisch-linguisti-
sche Bemerkungen hinzu, usw. So entstand das großangelegte Werk,
das in Lelio Dalla Volpes eigener Druckerei gedruckt wurde und erst-
mals 1736 erschien unter dem Titel: „Bertoldo, Bertoldino e Cacasenno
in ottava rime“.
9
Rouch, Monique: Les communautes rurales de la campagne Bolonaise
et l’image de paysan dans l’oeuvre de Giulio Cesare Croce (1550-
1609). Promotionsschrift Universität Aix-Marseille, Lille 1984, S.
225-246.
130 Alexandra Chiriac
zu öffnen. Am nächsten Tag solle sie vor dem ganzen Hof die
Schachtel öffnen und was drin sei, würde entscheiden, ob ihre
Bitte angenommen oder abgelehnt werde. Aber die Dame – die
im deutschen Text die Frau des Premierministers ist (ein Detail
das man im rumänischen Text nicht findet), – ist zu neugierig
und öffnet die Schachtel früher, so dass der sich darin befindliche
Vogel wegfliegt. Diese Szene weicht in den zwei Texten nur um
wenige, unserer Meinung nach aber sehr wichtige Nuancen
voneinander ab. Der rumänische Text scheint verkürzt und be-
richtet die Fakten mit Hilfe neutraler Ausdrücke, ohne eine kla-
re Formulierung von Werturteilen. Der deutsche Text jongliert
viel stärker mit der Opposition Mann-Frau, die durch kurze, im
Subtext versteckte Anspielungen eine patriarchale Gesellschaft
und Mentalität ans Licht bringt.
Der König selbst gab diese Schachtel Şi ca să nu arate nici disgust
der Frau seines ersten Ministers in cătră ele, poruncisă craiul, prin
die Hände, und empfahl ihr sorgfäl- sfatul cel dat de Bertoldo,//să-i
tig, sie vierundzwanzig Stunden in aducă o scatúlcă cu căpac,
einem Garten, wozu sie allein den adecă cu coperiş răsuflători. Şi
Schlüssel hatte, aufzuheben. Alsdenn puind într-însa o pasăre, o au
sollte sie dieselbe zur Königin dat în mînile unei dame,
bringen, wo sie noch einige andre poruncindu-i să grijască
Damen finden würde. In deren scatúlca în grădina ei, unde
Gegenwart wollte man die Schachtel ţinea singură cheia. Şi după
öfnen, und über dasjenige, was sie doaozeci şi patru de ceasuri să
enthielte, in einem geheimen Rathe va deschide înaintea crăiesii,
sich berathschlagen, zu welchem der unde vor fi toate adunate, care
König sie zuzulassen versprach. Die au dat împreună cu ea cererea
Frist der vierundzwanzig Stunden cătră craiul. (S. 23-24)
war zwar nicht lang, dennoch aber Însă făcîndu-să zioa, au mers
konnte die Dame der Neugier dama ceva mai devreme în
mitlerweile nicht widerstehen; die grădină, că nu să putea învinge
ganze Nacht konnte sie nicht să nu ştie mai înainte ce este în
schlafen; das anvertraute Geheimniß scatulcă, mai vîrtos zicînd
drückte sie zu sehr, und mit dem craiul că aceea ce va fi în
Morgen eilte sie in den Garten, um scatúlcă va hotărî
140 Alexandra Chiriac
16
Der Begriff wird im Sinne von Alexandru Duţus Erläuterungen ver-
wendet. Vgl. dazu: Duţu, Alexandru: Cărţile de înţelepciune în cultu-
ra română. Bucureşti 1972. S. 87-93.
17
Das Volksbuch stellt das idealtypische Bild des Königs, dessen
Handlungen durch Rationalität, Vernunft, Gerechtigkeit und Toleranz
gekennzeichnet sind, in den Mittelpunkt. Das Bild des Herrschers
wird aber mit dem Bild des einfachen Bauern gekoppelt, der nicht als
antipodisches Gegenstück, sondern als komplementäre (Kontra-)Figur
des Fürstenbildes konstruiert wird. Die zwei Figuren werden auf den
ersten Blick, wegen des Statusunterschieds, gemäß dem Prinzip der
sich ausschließenden Gegenpaare konstruiert, aber bei genauerem
Hinsehen stellt man fest, dass die zwei Figuren einen einzigen Prototyp
abbilden, der aber mehrere Hypostasen durchläuft. Der einfache Bauer
Bertoldo ist der kluge Mann aus dem Volk, der nicht durch Bildung,
sondern durch angeborene Rationalität und gesunden Menschenverstand
geleitet wird. Der König, als Fürst und Herrscher des Volkes, versucht
ebenfalls rational und gerecht zu regieren und genau dieser Appell zur
Rationalität verbindet die beiden und leitet alle Dialoge zwischen ih-
nen. Das Frage-Antwort-Spiel, aufgrund dessen die Dialoge zwischen
Bertoldo und dem Fürsten gebildet werden, veranschaulicht auf einer
142 Alexandra Chiriac
Hinweis:
Die Angaben zu den Manuskripten von Fußnote 5 beziehen
sich auf die Aufbewahrungsorte derselben in der Bibliothek der
Rumänischen Akademie (BAR) und in den Universitäts
bibliotheken in Iași und Bukarest (BCS).
144 Alexandra Chiriac
Literatur:
Primärliteratur:
Der Italienische Aesopus oder Bertholds satirische Geschichte.
Darinnen seine sonderbare Begebenheiten, sinnreiche
Einfälle und kluge Aufführung bei Hofe und nebst Seinem
Testamente. Leben Bertoldo’s, seines Sohnes Bertoldino,
und seines Enkels Kakasenno. In: Reichard Max (Hg.):
Bibliothek der Romane. Bd. VII: Kapitel: Romane der
Ausländer. Berlin 1778. (Signatur: LB)
Viiaţa lui Bertoldo şi a lui Bertoldino feciorului lui, dimpreu-
nă şi a lui Cacasino nepotului lui. Acum întîiu culeasă din
cărţi istoriceşti desfătătoare. Sibiu, în tipografia lui Petru
Bart 1799. (Signatur: VB)
Sekundärliteratur:
Berger, Günter; Sick, Franziska: Französisch-deutscher Kultur
transfer im ‚Ancien Régime‘. Tübingen 2002.
Chiriac, Alexandra: Istoria lui Bertoldo în Moldova în secolul
al XVIII-lea. In: Dima, Eugenia; Corbea Hoişie, Andrei
(Hg.): Impulsul Iluminismului în unele traduceri româ-
neşti din secolul al XVIII-lea. Iaşi 2014. S. 137-208.
Chiriac, Alexandra (2014): Der deutsche „Bertoldo“ im
kulturellen Leben Siebenbürgens. Über die Rolle
der Übersetzung für die sprachliche und literarische
Entwicklung des aufgeklärten Siebenbürgen. In: Carmen
Elisabeth Puchianiu (Hg.): Kronstädter Beiträge zur
Germanistik. Neue Serie. Im Druck.
Duţu, Alexandru: Coordonate ale culturii româneşti în secolul
al XVIII-lea (1700-1821). Studii şi texte. Bucureşti 1968.
Duţu, Alexandru: Cărţile de înţelepciune în cultura română.
Bucureşti 1972.
Chiţimia, Ion; Dan Simionescu: Studiu introductiv. In: Cărţile
populare în literatura românească. Ediţie îngrijită şi stu-
Der siebenbürgische „Bertoldo“ am Ende des 18. Jh. ... 145
1. Vorbemerkungen
Eingangs muss ich darauf hinweisen, was mit diesem unge-
wöhnlich anmutenden Titel nicht gemeint ist. Es handelt sich
dabei nicht um Fehldeutungen und -erläuterungen von sprach-
lichen Erscheinungen oder Tendenzen.1 Zum Stichwort
10
Auszug aus dem Tagungsband hrsg. von Miclea, Rodica-Ofelia/
Sunhild Galter/Doris Sava: Confluenţe culturale româno-germane.
Bd. II. Sibiu 2008, S. 20-35.
11
Vgl. Steyer, Kathrin: Kookkurrenz. Korpusmethodik, linguistisches
Modell, lexikografische Perspektiven. In: Steyer, Kathrin (Hg.): Wort
verbindungen – mehr oder weniger fest. Jahrbuch des Instituts für
Deutsche Sprache 2003. Berlin 2004, S. 87-116 und Steyer, Kathrin:
Usuelle Wortverbindungen des Deutschen. Linguistisches Konzept
und lexikografische Möglichkeiten. In: Deutsche Sprache 28/2000,
S. 101-125.
Linguistik auf Abwegen: Nachdenken über Irrtümer... 157
erweist sich nicht immer als einfach, wenn man u.a. auch den
unbefriedigenden Zustand der Kodifizierung bei der herkömmli-
chen Zuordnung zu den Stilschichten berücksichtigt. Die stilisti-
sche Markiertheit bedingt, dass Phraseologismen in verschiedenen
Kommunikationsbereichen nicht in gleicher Weise und Häufig
keit auftreten. Unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zu einer
bestimmten Stilschicht (-ebene) können Phraseologismen eine
bestimmte Stilfärbung annehmen.12 Sie können in Bezug auf die
jeweilige Kommunikationssituation bzw. den Textzusammen
hang als „angemessen“ bzw. „unangemessen“ eingeschätzt wer
den. Die phraseologische Sprachproduktion – und damit der
aktive Gebrauch – verlangt die Berücksichtigung ihrer Gebrauchs
präferenzen und -restriktionen. Zentral ist die Frage der
Abschätzung, d.h. ob eine Fügung in die betreffende Kommuni
kationssituation passt. Phraseologismen erlauben eine vielseiti-
ge stilistische Verwendung in der gesprochenen wie auch in der
geschriebenen Sprache, in privaten, halböffentlichen und auch
öffentlichen Sprech- und Schreibsituationen. Ihr Gebrauch ist
situationsabhängig und damit u. U. unterschiedlich häufig. Die
Orientierung auf die Adressatenspezifik und Situationsange
messenheit verbietet eine einseitige stilistische Einordnung
phraseologischer Einheiten.13 Stärkeren Verwendungsbeschrän-
12
Vgl. Sava, Doris: Zum Stilwert von Phraseologismen. In: Germanistische
Beiträge 35/2014, S. 251-270.
13
Als gehoben und euphemistisch markiert gelten u.a. aus dem Leben/
Dasein scheiden/gehen, sein Leben/Dasein vollenden, das Leben ver-
lieren, von der Bühne des Lebens/vom Schauplatz des Lebens abtre-
ten, dem Leben entsagen, aus dem Leben abberufen/abberufen wer-
den, sein Leben aushauchen, während z.B. Freund Hein hat jmdn.
geholt, von seinem/seinen Leiden erlöst sein, der Herr/Gott hat jmdn.
zu sich genommen, jmdm. schlägt seine/die Stunde, es geht (mit
jmdm./etw.) zu Ende, jmdn. das Leben kosten, etw. mit dem/seinem
Leben/Tod zahlen/bezahlen, etw. mit seinem Kopf bezahlen als nor-
malsprachlich zu betrachten sind. ,Familiär‘/,derb‘ gefärbt sind u.a.
sich die Radieschen von unten begucken/besehen/ansehen, vor die
Hunde gehen, in die Grube fahren, die Kurve kratzen, ins Gras beißen,
158 Doris Sava
aus dem letzten Loch pfeifen, den Kuckuck nicht mehr schreien hören,
alle viere von sich strecken, den Löffel abgeben/weglegen. Dagegen
sind die Ausdrücke den letzten Dreck scheißen, den letzten Kringel
kacken, der Arsch hat Feierabend, den Hintern/Arsch zukneifen, den
Arsch zuschnappen, einen kalten Arsch haben, man schlägt jmdm. die
Schaufel aufs Loch vulgär markiert.
14
Dazu Sava, Doris: Zum Stilwert von Phraseologismen. In: Germanistische
Beiträge 35/2014, S. 251-270.
15
Konnotierte Sprachelemente charakterisieren die Kommunikations
situation, in der die Verwendung eines Lexems/Phraseologismus an-
gebracht ist (z.B. offiziell, formell, salopp, umgangssprachlich).
Linguistik auf Abwegen: Nachdenken über Irrtümer... 159
richtet sich die Kritik auf die Kriterien, die bei der Stichwortaus
wahl herangezogen wurden. Bei der Stichwortauswahl sind der
Adressaten- und der Gegenwartsbezug in den Vordergrund ge-
rückt. Bei der Erörterung der Selektionskriterien, die für eine
Nicht-Aufnahme ausschlaggebend sind, spielen bestimmte sti-
listische Kennzeichnungen wie derb oder vulgär, die regionale
Markierung, aber auch diachronische Markierungen eine Rolle.
Dies ist damit zu begründen, dass der Nicht-Muttersprachler
weitaus seltener mit diesen Ausprägungen konfrontiert wird.
Die neuere Phraseologie-Forschung fordert konsequent die
Einbeziehung peripherer phraseologischer Bereiche (z.B.
Funktionsverbgefüge, Routineformeln usw.) bzw. befürwortet
eine weite Phraseologie-Auffassung. Wird ein eingeschränkter
Bestand erfasst, so sollte ein zentraler und auch für den sprach-
praktischen Unterricht wichtiger Grundbestand aufgenommen
werden. Damit verbunden ist die Frage nach der Auswahl der
am häufigsten im Gebrauch befindlichen Phraseologismen. Der
Grad der Gebräuchlichkeit von Phraseologismen kann an fol-
genden Kriterien geprüft werden: (1) Aufnahme in den geläufi-
gen ein- oder zweisprachigen Wörterbüchern; (2) Vorkommen
in der eingesehen Fachliteratur; (3) Vorkommen in Textkorpora
und (4) Sprachkompetenz des/der Lexikografen.
Für den Benutzer des Deutschen als Fremdsprache müssen
die Informationen im Wörterbuch differenzierter gestaltet werden
als für den Muttersprachler. Auch darf man bei der Wörterbuch
konzeption keine muttersprachliche idiomatische Kompetenz
voraussetzen bzw. sich exklusiv auf diese Zielgruppe konzen
trieren. Gefordert wird ein Mehr an semantischer, pragmati-
scher und syntaktischer Darstellung im Hinblick auf die
Erleichterung der Textproduktion und -rezeption.
Die Spezifik einer gebrauchsorientierten Beschreibung von
Phraseologismen liegt darin, dass aufzuzeigen wäre, wie sich
der jeweilige Phraseologismus von seiner nichtphraseologi-
schen Entsprechung abhebt, wie der jeweilige Phraseologismus
Linguistik auf Abwegen: Nachdenken über Irrtümer... 161
22
Vgl. Sava, Doris: Die rumänische phraseografische Praxis mit Deutsch
aus der Perspektive des Fremdsprachlers und seiner Benützerbedürfnisse.
Zur linguistischen und metalexikografischen Behandlung der Phraseo
logismen in den Umtexten. In: Lăzărescu, Ioan/Hermann Scheuringer
(Hgg.): Worte und Wörter. Beiträge zur deutschen und rumänien-
deutschen Wortkunde. Passau 2013, S. 85-105.
23
Es finden sich in Wörterbüchern Einträge, die zwar die Semantik ei-
nes Phraseologismus erfassen, aber dennoch nicht gewährleisten, dass
auch ein Nichtmuttersprachler mit der dargebrachten Erklärung kor-
rekte Sätze zu bilden vermag. Die Wörterbucherklärungen müssen
deshalb Hinweise zu gebrauchsspezifischen Besonderheiten bieten.
Linguistik auf Abwegen: Nachdenken über Irrtümer... 165
24
Vgl. Schemann, Hans: Das phraseologische Wörterbuch. In: Hausmann,
Franz-Josef et al. (Hgg.): Wörterbücher – Dictionaries – Dictionnaires.
Ein internationales Handbuch zur Lexikografie. Berlin 1. Teilband
1989, S. 1019-1032; hier S. 1026.
25
Die lexikografischen Neuerungen der rumänischen bilingualen Wörter
buchpraxis mit Deutsch müssen auch phraseografisch vorbelastete
Problembereiche anvisieren, wobei die verbesserte Kennzeichnung
der Verwendungsweisen und eine differenziertere Markierungspraxis
die Qualität des mikrostrukturellen Profils eines phraseologischen
Nachschlagewerks entscheidend mitbestimmen.
Linguistik auf Abwegen: Nachdenken über Irrtümer... 167
Literatur
Blanco, Carmen Mellado (Hg.): Theorie und Praxis der idio-
matischen Wörterbücher. Tübingen 2009.
Burger, Harald: Phraseologie in den Wörterbüchern des he-
utigen Deutsch. In: Wiegand, H. E. (Hg.): Studien zur
neuhochdeutschen Lexikografie III. Hildesheim 1983, S.
13-66.
Busch, Albert/Oliver Stenschke: Germanistische Linguistik –
Eine Einführung. Tübingen 22011.
Heinrich, Lutz J.: Wirtschaftsinformatik – Einführung und
Grundlegung. Oldenbourg, München, Wien 1993, S. 62-66
(http://lswiim.wordpress.com/2008/11/04/was-ist-wissen-
schaftlich/; 6.10.2014).
Kühn, Peter: Pragmatische Phraseologie: Konsequenzen für die
Phraseographie und Phraseodidaktik. In: Sandig, B. (Hrsg.):
EUROPHRAS 92. Tendenzen der Phraseologieforschung.
Bochum 1994, S. 411-428.
Mantsch, Heinrich/Mihai Anuţei/Helmut Kelp: Dicţionar fra-
zeologic român-german. Bucureşti 1979.
Miclea, Rodica-Ofelia/Sunhild Galter/Doris Sava (Hgg.):
Confluenţe culturale româno-germane, Bd. II. Sibiu 2008,
S. 20-35.
Roman, Alexandru: Dicţionar frazeologic german-român.
Bucureşti 1998.
Sava, Doris: Die rumänische phraseografische Praxis mit
Deutsch aus der Perspektive des Fremdsprachlers und
168 Doris Sava
Internetquellen
http://www.sprachlog.de/2010/05/20/damlich/;7.07.2014.
http://www.bib.uni-mannheim.de/fileadmin/elearning/infor-
mationskreislauf/kriterien_wissenschaftlicher_publikatio-
nen.html; 6.10.2014.
http://www.docutechnica.com/; 6.10.2014.
http://lswiim.wordpress.com/2008/11/04/was-ist-wissen-
schaftlich/; 6.10.2014.
Das Bild des Anderen in den Straßennamen
von Mühlbach. Siculorumgasse, Griechengasse,
Opricestengasse, Str. Saxonii Noi
Adina-Lucia NISTOR
Doz. Dr., Alexandru-Ioan-Cuza-Universität Jassy.
E-mail: lnistor@uaic.ro
1
Drosdowski, Günther et al. (Hgg.): Duden-Deutsches Universalwörter
buch. Mannheim ³1996, S. 105; Pfeifer, Wolfgang: Etymologisches
Wörterbuch des Deutschen. München 62003, S. 39-40.
2
Marienburger, Georg: Topographie der Stadt Mühlbach. In: Hermann
städter Zeitung, Hermannstadt, erster Jahrgang 1785, Nr. 28-39.
3
Möckel, Alfred: Von Straßennamen, im besonderen von denen
Mühlbachs. In: Siebenbürgisch-Deutsches Tageblatt, Hermannstadt
1928, Nr. 16, S. 4.
4
Cărpinişanu, Radu: Nomenclatura actuală şi mai veche a străzilor
Sebeşului. In: Sebeşul, Sebeş 2003, Nr. 16, S. 3 und Nr. 17-18, S. 2.
5
Anghel, Călin: Contribuţii la nomenclatura stradală a oraşului Sebeş.
In: Primăria şi Consiliul Local al Municipiului Sebeş et.al. (Hgg.):
Acta Mvsei Sabesiensis. Terra Sebvs 2, Sebeş 2010, S. 399-411.
6
Academia Română/Comisia de Istorie a Oraşelor din România, Iacob,
Dan Dumitru et al. (Hgg.): Atlasul istoric al oraşelor din România.
Seria C Transilvania, Fascicula 2, Sebeş. Bucureşti 2004.
7
Anghel, Călin: Evoluţia urbanistică a oraşului Sebeş. Sebeş 2011.
Das Bild des Anderen in den Straßennamen von Mühlbach 171
Literatur
Academia Română /Comisia de Istorie a oraşelor din România,
Iacob, Dan Dumitru et al. (Hgg.): Atlasul istoric al oraşe-
lor din România. Seria C Transilvania, Fascicula 2, Sebeş.
Bucureşti 2004.
Anghel, Călin: Contribuţii la nomenclatura stradală a oraşu-
lui Sebeş. In: Primăria şi Consiliul Local al Municipiului
Sebeş et al. (Hgg.): Acta Mvsei Sabesiensis. Terra Sebvs 2.
Sebeş 2010, S. 399-411.
Anghel, Călin: Evoluţia urbanistică a oraşului Sebeş. Sebeş
2011.
Cărpinişanu, Radu: Nomenclatura actuală şi mai veche a stră-
zilor Sebeşului. In: Sebeşul, Sebeş 2003, Nr. 16, S. 3 und
Nr. 17-18, S. 2.
Drosdowski, Günther et al. (Hgg.): Duden-Deutsches Universal
wörterbuch. Mannheim ³1996.
55
R.J. Malinowski (1898-1967) war Oberbefehlshaber der sowjetischen
Landstreitkräfte und Verteidigungsminister der Sowjetunion.
56
Mureş, ein Fluss in Westrumänien, der in die Donau mündet.
57
Rosa Luxemburg war eine einflussreiche Vertreterin der europäischen
Arbeiterbewegung, des Marxismus und des proletarischen
Internationalismus. 1919 war sie Mitbegründerin der Kommunistischen
Partei Deutschlands.
58
Rum. alunel, dt. kleiner Haselstock.
59
Nübling, Damaris, 2012, S. 243.
Das Bild des Anderen in den Straßennamen von Mühlbach 181
Anhang:
Deutsche und rumänische Straßennamensschilder
in Mühlbach seit 2005. (Aufnahmen vom 24.8.2014).
Das Bild des Anderen in den Straßennamen von Mühlbach 183
Ein Einblick in die Welt der kleinen
Lebewesen mit Flügeln, der siebenbürgisch-
sächsischen Vogelwelt. Zu den Eulenarten
– Eigenbezeichnugen neben entlehnten
Bezeichnungen aus den Nachbarsprachen
Sigrid HALDENWANG
Dr.phil.; Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften –
Hermannstadt/Sibiu.
E-mail: sigridhaldenwang@yahoo.de
184
Ein Einblick in die Welt der kleinen Lebewesen mit Flügeln 185
1. Vorbemerkungen
Eine enge Beziehung des Menschen bestand schon immer nicht
nur zu Pflanzen, Tieren, Insekten sondern auch zu den Vögeln,
die Hof und Garten, Feld und Wald durch ihren Flug, ihr Spiel
und ihre Stimme beleben. Sie greifen tief in das Leben des
Menschen ein, sie erscheinen in Brauch und Sage warnend vor
Unglück oder das Glück verkündend. So wundert es nicht, dass
einige unserer Sprachforscher und Volkskundler in kleinern
Arbeiten auf bekannte Vogelnamen näher eingehen.
Zum Beispiel hat der nordsiebenbürgische Sprachforscher,
Gustav Kisch (1931/32) im Jahrbuch der luxemburgischen
Sprachgesellschaft die Arbeit Unsere Vogelnamen auf sprach-
vergleichender Grundlage veröffentlicht, in der er sich auf
Vogelnamen bezieht, die das Siebenbürgisch-Sächsische mit
dem Westmoselfränkischen gemeinsam hat. Die Arbeit der
Sprach- und Volkskundlerin Pauline Schullerus (1913) Die
Vögel. Aus: Das Volk in seinen Beziehungen zu den andern
Lebewesen der Natur behandelt „Vögel des Hofes“, (mundart-
lich „d#t hien#-g#flij#l“ ‘das Hühnergeflügel’: Gänse, Enten,
Hühner, Trut- und Perlhühner) und die des Waldes „die wilden
Vöglel“, mundartlich „d# wäld# fij#l|#r“ (z.B. Bachstelze,
Dohle, Elster, Hänfling, Krähe, Stieglitz, Taube, Schwalbe,
Star usw. mit ihren mundartlichen Bezeichnungen). Die Volks
kundlerin geht anschaulich auf diese ganze Vogelschar in
Bräuchen, Märchen, Reimen, Redensarten und Sprichwörtern
näher ein. In beiden Arbeiten werden jedoch die Bezeichnungen
sämtlicher Eulenarten außer Acht gelassen.
deuten die Belege: „uhu äsz d# gruisz bÆgoil“ (‘Uhu ist die
große bÆgoil’) [O-Ei]; „uhu ox buhu äsz Æl#sz ent“ (‘Uhu und
buhu ist dasselbe’) [B].
„doi reft d#m manytš#n, doi än dem hausz kroµk äsz, # wit
štarw#n“ (‘der ruft dem Menschen, der in dem Haus krank ist,
er wird sterben’) [Gr-schenk]; „wän d# buha d#sz nuaxszts ut
finszt#r kit, šprä|t #m, štirft # mäntš“ (‘wenn des Nachts eine
Ohreule ans Fenster kommt, sagt man, dass ein Mensch sterben
wird’) [Pdf/B];
auf den Kauz, das Käuzchen bezogen: „won d#r tšuwik
kreišt, s# šterft em#szt eisz dem heisz oder fum niob#r“ (‘wenn
der Kauz schreit, dann stirbt jemand aus dem Haus oder vom
Nachbarn’) [Werd, ähnlich auch Tat].
3. Schlussbetrachtungen
Die meisten Eulenbezeichnungen sind für Nordsiebenbürgen
belegt. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass bei Feldfor
schungen in Nordsiebenbürgen bezüglich der Eulenarten ge-
zielt Fragen gestellt wurden.
Die Horneule ist ssbg. nicht bezeugt, dafür aber buhu und
buha vereinzelt [De, Kl-Schenk, Lesch, Rosch, Schaal, Schl];
Hornbuh#, mal. h%rnbuh#, Waldbuha, mal. wÇltbuha,
Waldeule, mal. wÆltail sind für Nordsiebenbürgen bezeugt.
Südsiebenbürgen meldet Lielenbuha, mal. læn#buha [Rs].
Die Bezeichnung Uhu, mal. uhu ist im Nösnerland [B u.
Umgebug] häufig belegt, im Reener Ländchen nur in O-Ei und
Tkdf; dafür ist bub#h& in Wl bezeugt, das zum Reener Ländchen
gehört und Eulhorn, mal. ai#lh%rn als Einzelbeleg in Au im
Nösnerland. Dazu kommt auch bufnits# nur ssbg., aus Kr
gemeldet
Die Bezeichnungen bÆg§l, bogel sind nur in zwei
Ortschaften Südsiebenbürgens, in Dr und Zu vermerkt; dazu in
O-Ei, das zum Reener Ländchen gehört; die Bezeichnung fehlt
im Nösnerland (B und Umgebung).
4. Abkürzungen
f. = feminin
m. = maskulin
mal. = mundartlich
nsbg. = nordsiebenbürgisch
rum. = rumänisch
s.d. = siehe dort
s.s. = siebenbürgisch-sächsisch
ssbg. = südsiebenbürgisch
ung. = ungarisch
198 Sigrid Haldenwang
5. Schreibkonventionen
Die Mundartwörter werden klein geschrieben.
Besondere Lautzeichen:
Æ = dumpfes a
¾ (selten) = offenes e
î = geschlossener Hintergaumenlaut ohne Lippenrundung
(Reduktionsvokal zwischen i und ü, wie rumänisch î)
# = Murmel-e (auch in betonten Silben).
Kürze wird nicht bezeichnet, Länge durch darüber gesetz-
ten geraden Strich (@).
5.1.2 Die Konsonanten
p, t, k meist nicht behauchte Fortes
| stimmloser Ich-Laut
x stimmloser Ach-Laut
sz stimmloses s
š stimmloses sch
ts stimmloses z
tš stimmloses tsch
Ein Einblick in die Welt der kleinen Lebewesen mit Flügeln 199
µ Gutturalnasal ng
b, d, g stimmhafte Lenes
j stimmhafter Ich-Laut
³ stimmhafter Ach-Laut
s stimmhaftes s
² stimmhaftes sch
ds stimmhaftes z
d² stimmhaftes tsch
y
vor oder nach den Konsonanten d, t, l, n zeigt Mouillierung
an.
Auslautendes Endungs-n fällt im Südsiebenbürgischen vor
nachfolgendem Konsonanten, außer vor d, t, z, n und h, meist
aus (Eifler Regel).
Es werden folgende Zeichen verwendet:
(-™-) für die Betonung, die nur bei Abweichungen von der
Schriftsprache angegeben wird;
> = geworden aus.
6. Ortssigel
Abkürzung deutsch/rumänisch Kreis/jude¡: deutsch/
rumänisch
Arb = Arbegen/Agârbiciu = Hermannstadt/Sibiu
Agn = Agnetheln/Agnita = Hermannstadt/Sibiu
At = Attelsdorf/Domne¼ti = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Au = Auen/Cu¼ma = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
B = Bistritz /Bistri¡a = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Bai = Baierdorf/CrainimŒt = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Bgbg = Burgberg/VurpŒr = Hermannstadt/Sibiu
200 Sigrid Haldenwang
Bgh = Burghalle/Orheiu
Bistri¡ei = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Bhm = Birthälm/Biertan = Hermannstadt/Sibiu
Birk = Birk/Petelea = Mure¼
Boo = Bootsch/Bato¼ = Mure¼
Bud = Budak/Budacu
de Jos = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
De = Denndorf/Daia = Mure¼
Dr = Draas/DrŒu¼eni = Kronstadt/Bra¼ov
Eib = Eibesdorf/Ighi¼u Nou = Hermannstadt/Sibiu
Gr-A = Großalisch/Sele¼iu = Mure¼
Gr-Schenk = Großschenk/Cincu = Kronstadt/Bra¼ov
Gü = GürtelnGherdeal = Hermannstadt/Sibiu
H = Hermannstadt/Sibiu = Hermannstadt/Sibiu
Hetz = Hetzeldorf/A¡el = Hermannstdt/Sibiu
Jaad = Jaad/Livezile = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Joh = Johannisdorf/Sântioana = Mure¼
Katz = Katzendorf/Ca¡a = Bra¼ov
Kl-B = Kleinblasendorf/BlŒjel = Hermannstadt/Sibiu
Kl-Schenk = Kleinschenk/Cinc¼or = Hermannstadt/Sibiu
Krew = Kreweld/suburbie
a Bistri¡ei = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Lesch = Leschkirch/Nocrich = Hermannstadt/Sibiu
Lu = Ludwigsdorf/Logig = Mure¼
Min = Minarken/Monariu = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Mttdf = Mettersdorf/Dumitra = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Nd-Ei = Niedereidisch/Ideciu de Jos = Mure¼
Ein Einblick in die Welt der kleinen Lebewesen mit Flügeln 201
Nd-Wall = Niederwallendorf/suburbie
a Bistri¡ei = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
O-Ei = Obereidisch/Ideciu de Sus = Mure¼
O-Neudf = Oberneudorf/Satu Nou = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Pdf/B = Petersdorf/Bistritz/Petri¼ = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Pi = Pintak/SlŒtini¡a = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Reen = Reen/Reghin = Mure¼
Rosch = Rosch/RŒvŒ¼el = Hermannstadt/Sibiu
Rrbch = Rohrbach/Rodbav = Bra¼ov
Rs = Reußen/Ru¼i = Hermannstadt/Sibiu
Schaal = Schaal/½oala = Hermannstadt/Sibiu
Schbk = Schönbirk/Sigmar = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Schl = Schlatt/Zlagna = Hermannstadt/Sibiu
Sen = Senndorf/Jelna = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
S-Gg = Sankt Georgen/
Sângeorzu Nou = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Tat = Taterloch/TŒtârlaua = Alba
Tatsch = Tonciu = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Tkdf = Tekendorf/Teaca = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Tre = Treppen/TŒrpiu = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Wall = Wallendorf/Unirea/
înglobatŒ în Bistri¡a = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
Walt = Waltersdorf/Dumitri¡a = Bistritz-Nassod/Bistri¡a/
NŒsŒud
202 Sigrid Haldenwang
Literatur
Bielz, E(duard) Albert (1865): Fauna der Wirbelthiere
Siebenbürgens, eine systhematische Aufzählung und
Beschreibung der in Siebenbürgen vorkommenden
Säugethiere, Vögel, Amphibien und Fische. Hermannstadt.
Brockhaus-Enzyklopädie, in zwanzig Bänden, siebente völ-
lig neu bearbeitete Aufl. des Großen Brockhaus. Bd. 5
(DOM–EZ). Wiesbaden 1968.
Halász, Elöd (111994): Magyar-Német Szótár. Ungarisch-
Deutsches Wörterbuch. 2 Bde. Budapest.
Haltrich, Josef (1865): Plan zu Vorarbeiten für ein Idiotikon
der siebenbürgisch-sächsischen Volkssprache. Kronstadt.
Haltrich, Josef (1885): Zur Volkskunde der Siebenbürger
Sachsen. Kleinere Schriften. In neuer Bearbeitung hrsg.
von J(ohann) Wolff.
Kästner, Viktor (21895): Gedichte in siebenbürgisch-säch
sischer Mundart. Mit einem Vorwort v. Adolf Schullerus.
Hermannstadt.
Kisch, Gustav (1893): Die Bistritzer Mundart verglichen mit
der moselfränkischen. Sonderabdruck aus: Beiträge zur
Geschichte der deutschen Sprache und Literatur Bd. 17,
Heft 2.
Kisch, Gustav (1931/32): Unsere Vogelnamen auf sprachver-
gleichender Grundlage: Sonderdruck aus: Jahrbuch der
luxemburgischen Sprachgesellschaft, S. 61-67.
Ein Einblick in die Welt der kleinen Lebewesen mit Flügeln 203
1. Vorbemerkungen
Vorliegende Arbeit beleuchtet Aspekte der Darstellung von
Machtpositionen im offiziellen politischen Diskurs am Beispiel
204
Die Darstellung der Machtverhältnisse im politischen Diskurs 205
2
Politische Wertvorstellungen finden ihren Ausdruck im offiziellen po-
litischen Diskurs, der Vorschriften und Einstellungen mit normativem
Charakter enthält. Der offizielle Diskurs vor 1989 diente der
Darstellung der Monopolstellung der Kommunistischen Partei.
3
Gedenkrede des Genossen Walter Ulbricht, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
Die Darstellung der Machtverhältnisse im politischen Diskurs 207
7
Ebda.
8
Ebda.
9
Ebda.
10
Gedenkrede des Genossen Walter Ulbricht, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
Die Darstellung der Machtverhältnisse im politischen Diskurs 209
Seite an Seite mit dem deutschen Volk, mit der ganzen internatio-
nalen Arbeiterbewegung ist das rumänische Volk von dem durch
den Tod des Genossen Wilhelm Pieck verursachten Verlust zutiefst
ergriffen.15
In Stadt und Land ist unser Volk von tiefer Trauer über den großen
Verlust erfüllt.16
Der Tod unseres geliebten und verehrten Präsidenten der Deutschen
Demokratischen Republik, des Genossen Wilhelm Pieck, erfüllt nicht
nur seine unmittelbaren Angehörigen, sondern die deutsche Arbeiter
klasse und ihre marxistisch-leninistische Kampfpartei, das fried-
liebende Volk der beiden deutschen Staaten, die internationale
Arbeiterbewegung und das sozialistische Weltlager mit tiefem
Schmerz.17
11
Gedenkrede des Genossen Otto Grotewohl, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
12
Gedenkrede des Genossen Chivu Stoica, NW, 12. Jahrgang, Nr. 3537,
11. September 1960, Seite 3.
13
Gedenkrede des Genossen Otto Grotewohl, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
14
Gedenkrede des Genossen Chivu Stoica, NW, 12. Jahrgang, Nr. 3537,
11. September 1960, Seite 3.
15
Ebda.
16
Gedenkrede des Genossen Walter Ulbricht, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
17
Gedenkrede des Genossen Otto Grotewohl, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
210 Adriana Dănilă
Wie das Augenlicht werden wir die Einheit und Reinheit der
Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands hüten, deren Vater du
warst. Wir werden weiter in der Nationalen Front des Demokra
tischen Deutschland für die Vereinigung unseres Volkes kämpfen21;
Wir werden bemüht sein, dass sie hierzu noch mehr Ursache
haben.22
18
Ebda.
19
Gedenkrede des Genossen Walter Ulbricht, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
20
Ebda.
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3537, 11. September 1960, Seite 3.
22
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11. September 1960, Seite 3.
Die Darstellung der Machtverhältnisse im politischen Diskurs 211
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Ebda.
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3537, 11. September 1960, Seite 3.
212 Adriana Dănilă
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Ebda.
34
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11. September 1960, Seite 3.
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Ebda.
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37
Ebda.
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Ebda.
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Ebda.
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Ebda.
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41
Gedenkrede des Genossen Walter Ulbricht, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
42
Die Bedeutung und die Wirkung solcher Ideologiewörter werden in
Weißgerber, Ulrich: Giftige Worte der SED-Diktatur. Sprache als
Instrument von Machtausübung und Ausgrenzung in der SBZ und
DDR. Berlin 2010 ausführlich analysiert.
Die Darstellung der Machtverhältnisse im politischen Diskurs 217
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Gedenkrede des Genossen Chivu Stoica, NW, 12. Jahrgang, Nr. 3537,
11. September 1960, Seite 3.
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Gedenkrede des Genossen Otto Grotewohl, NW, 12. Jahrgang, Nr.
3537, 11. September 1960, Seite 3.
218 Adriana Dănilă
3. Fazit
Die Sprache ist ein wichtiges Instrument zur Darstellung poli-
tischer Leitlinien mit normativem Geltungsanspruch. Die drei
Gedenkreden veranschaulichen die Verhältnisse innerhalb der
parteilichen Organisation aber auch ihre Beziehungen zu anderen
politischen Systemen Anfang der 1960er-Jahre. Die kommu-
nistische Partei wird als eine sozialistische Staatsgemeinschaft
präsentiert, die mehrere Länder verbindet. Diese Gemeinschaft,
die vom Zentrum hierarchisch abgestuft ist, wird als Sowjetblock
verstanden: Die höchste Stellung nimmt die Sowjetunion ein,
welche die Parteilinie in der Innen- und Außenpolitik festlegt,
wobei die anderen sozialistischen Staaten ihrer engeren
45
Gedenkrede des Genossen Chivu Stoica, NW, 12. Jahrgang, Nr. 3537,
11. September 1960, Seite 3.
Die Darstellung der Machtverhältnisse im politischen Diskurs 219
Literatur
Primärliteratur
Gedenkrede des Genossen Walter Ulbricht, NW, 12. Jahrgang,
Nr. 3537, 11. September 1960, Seite 3.
Gedenkrede des Genossen Otto Grotewohl, NW, 12. Jahrgang,
Nr. 3537, 11. September 1960, Seite 3.
Gedenkrede des Genossen Chivu Stoica, NW, 12. Jahrgang,
Nr. 3537, 11. September 1960, Seite 3.
Sekundärliteratur
Girnth, Heiko: Einstellung und Einstellungsbekundung
in der politischen Rede. Eine sprachwissenschaftli-
che Untersuchung der Rede Philipp Jeningers vom 10.
November 1988. Frankfurt am Main u.a.1993.
Good, Colin: Zeitungssprache im geteilten Deutschland:
exemplarische Textanalyse. München 1989.
Köller, Wilhelm: Perspektivität und Sprache. Zur Struktur zur
Objektivierungsformen in Bildern, im Denken und in der
Sprache. Berlin 2004.
Lewandowski, Theodor: Linguistisches Wörterbuch, 3 Bände.
Heidelberg 61996.
Oschlies, Wolf: Würgende und wirkende Wörter – Deutsch
sprechen in der DDR. Berlin 1989.
Rad, Ilie (Hrg.): Limba de lemn în presă. Bucureşti 2009.
220 Adriana Dănilă
221
222 Ana Karlstedt
Das größte Manko der Gesellschaft ist, das Anderssein nicht verste-
hen zu können.
Pablo Pineda1
Ich hatte Angst, jemand hatte mich, den Fremden, beobachtet und
bückte mich schnell.
Gelich (2003, S. 16)
Interkulturalität
Für den interkulturellen Fremdsprachenunterricht ist das
Fachwissen des Dozenten darüber, wie fremde Kulturen wahr-
genommen werden, und wie diese Wahrnehmung den Lernenden
bewusst gemacht werden kann, unabdingbar. In diesem Sinne
sollen hier einige theoretische und methodische Begrifflichkeiten
erklärt werden.
Interkulturalität ist ein dynamisches und disziplinenüber-
greifendes Konzept, das auf die Erschließung von Bedingungen,
Möglichkeiten und Folgen einer Interaktion zwischen Kultur
kreisen basiert. Es wird in diesem Kontext die Annahme vertre-
ten, dass „soziale und kulturelle Aspekte einen nicht zu
unterschätzenden Einfluss auf den Prozess der menschlichen
Identitätsbildung ausüben“ (Nünning 2008, S. 325).
Des Weiteren wird davon ausgegangen, dass die Begegnung
mit fremden Kulturen nie „voraussetzungslos“ (Nünning 2008,
S. 325), sondern stets durch kollektiv geteilte Vorannahmen so-
wie individuelle Voraussetzungen geprägt ist.2 Fremdheit wird
1
Pablo Pineda, Spanier, ist der erste Europäer mit Down-Syndrom, der
einen Hochschulabschluss erworben hat und als Dozent tätig ist. Das
Zitat stammt aus einem Interview, das er Welt Online gegeben hat. Vgl.
http://www.welt.de/gesundheit/article3901173/Europas-erster-Lehrer-
mit-Downsyndrom.html; 8.8.2014.
2
Vgl. ebd. Kollektive Mentalitäten, aber auch individuell prägende
Faktoren wie die soziale Herkunft, Erziehung und Ausbildung spielen
bei dem Wahrnehmungsbildungs- und Verhaltensprozess in einer in-
terkulturellen Begegnung eine Rolle.
Das Bild des Anderen in der interkulturellen Pädagogik 223
Interkulturelle Kommunikation
Wenn Menschen verschiedener Kulturen einander begegnen,
bezeichnet man die damit verbundenen Kommunikationspro
zesse als interkulturelle Kommunikation. Manche Forscher
sprechen von interkultureller Interaktion und versuchen, die
beiden Begriffe voneinanander abzugrenzen. Im ersteren sehen
sie den Schwerpunkt eher bei der wechselseitigen Verständigung
und im letzteren eher beim Verhalten (vgl. Maletzke 1996, S.
37f.). In diesem Beitrag werden beide Auffassungen berücksich-
tigt und der Begriff interkulturelle Kommunikation verwendet.
Dabei werden die Begriffe Interaktion und Kommunikation als
synonym betrachtet. Beide Begriffe gehen von dem Prozess
des Gebens und Nehmens aus, der im vorherigen Abschnitt
thematisiert wurde.
Von interkultureller Kommunikation ist die Rede, wenn die
Begegnungspartner verschiedenen Kulturen angehören und
wenn sich die Partner „der Tatsache bewusst sind, dass der je-
weils andere ‚andersʼ ist, wenn man sich wechselseitig als
‚fremdʼ erlebt“ (vgl. Maletzke 1996, S. 37). Als interkulturell
geprägt werden alle Kommunikationsprozesse und -beziehun-
gen verstanden, in denen die Beteiligten „nicht ausschließlich
Das Bild des Anderen in der interkulturellen Pädagogik 225
Ebd., S. 24.
5
Das Bild des Anderen in der interkulturellen Pädagogik 227
Roth ist Kultur „in ihrem weitesten Sinne das, was dich zum
Fremden macht wenn du von zu Hause fort bist“6 – oder, wie
man hinzufügen könnte, „wenn du jemandem begegnest, der
von zu Hause fort ist“. Damit wird klar, dass Fremdheit keine
angeborene Eigenschaft ist. Man ist nicht von Natur aus fremd.
Man wird fremd in der Interaktion mit anderen. Fremdheit
existiert nie im Vakuum, sondern setzt stets einen Anderen vo-
raus, durch dessen Augen sie zum Vorschein kommt bzw. für
einen selbst wahrnehmbar wird.
Die Lokalisierung von Fremdheit richtet den Blick des
Betrachters auf die „Entdeckung“7 der eigenen Kultur. Über
eine interkulturelle Kompetenz zu verfügen bedeutet, eine
Sensibilisierung für die eigene Kultur aufzuweisen. Das soll
auch Ziel des interkulturellen DaF-Unterrichts sein. Einem
Studierenden hilft die Sensibilisierung für die eigene Kultur,
weil er für interkulturelle Begegnungen gewappnet ist. Die
Bewusstmachung seiner eigenen Kultur ermöglicht ihm, die
anfangs fremd erscheinenden Signale seines Gegenübers an-
ders zu deuten. So lassen sich Missverständnisse vermeiden
bzw. leichter klären.
Fremdheitsbeziehungen werden meist als „emotional
aufwühlend“8 erlebt. Der Fremde rückt mir zu nahe und ich
fühle mich eingeengt in meiner Sicherheit, fühle mich aus mei-
ner comfort zone gedrängt. Dessen Andersartigkeit wird sicht-
bar und manchmal auch „schmerzhaft fühlbar“9. Ein Beispiel:
Als Rumäne ist man in Deutschland bei jemandem zu Besuch
und wird gefragt, ob man noch vom Essen möchte. Als höfli-
cher Rumäne sagt man „nein“, selbst wenn man eigentlich
noch Hunger hat. Der Deutsche räumt daraufhin den Tisch ab.
6
Ebd.
7
Juliana Roth stellt einen ähnlichen Vergleich mit Deutschen und
Russen auf. Vgl. Roth/Köck 2006, S. 23.
8
Ebd.
9
Ebd.
228 Ana Karlstedt
Als Rumäne fühlt man sich beleidigt. Die Deutschen sind je-
doch sehr direkt und nehmen eine Aussage wörtlich.
Wenige sind sich dessen bewusst, dass indem sie jemanden
als „fremd“ empfinden, etwas über sich und ihre eigenen Vorstel
lungen von Fremdheit preisgeben. Einem deutschen Studierenden
in Rumänien kann es ungewöhnlich vorkommen, dass sein
Dozent sein Handy im Seminar eingeschaltet lässt, um Anrufe
entgegenzunehmen oder um zu simsen. Dass der deutsche
Student dieses Verhalten als störend empfindet liegt daran, dass
er einen Vergleich zu ihm bekannten Verhaltensweisen auf-
stellt. Einen bulgarischen Studenten würde das Verhalten des
Dozenten nicht stören und ihm würden u.U. andere Faktoren
als fremd auffallen.10 Dieses Beispiel zeigt, dass das Fremd
heitsgefühl relativ ist. Ein solches Wissen kann einen wichti-
gen Anstoß für den Prozess des interkulturellen Lernens geben.
Der Lerner kann jede Feststellung von Andersartigkeit nutzen,
um das eigene Register von meist automatisch hergestellten
und verwendeten Erwartungen und Zuschreibungen zu hinter-
fragen. So kann er diese Erwartungen und Zuschreibungen je
nach Situation neu anpassen. Der Rumäne, der in Deutschland
zu Besuch war (siehe obiges Beispiel), weiß beim nächsten
Mal, dass er auf eine Frage direkt antworten kann, ohne dabei
gegen eine Konvention zu verstoßen. Auch im DaF-Unterricht
sollte betont werden, dass in der interkulturellen Kommunikation
das Bild des Anderen ein sich ständig wandelndes ist und dass
man sich im Prozess des Deutens, Umdeutens und Neudeutens
dieses Bildes stets mit seiner eigenen Herkunft auseinanderzu-
setzen hat.11
Ebd.
10
chen, sich die eigene Position bewusst zu machen. Die Bedeutung der
kulturellen Eigensensibilisierung ist groß. Diese Umkehrung der
Perspektive fällt zunächst oft schwer, zumal man als Lerner einer
Fremdsprache gewohnt ist, direkt danach zu fragen, wie „die“
Deutschen, „die“ Franzosen usw. sind. Dies hat damit zu tun, dass wir
Das Bild des Anderen in der interkulturellen Pädagogik 229
geprägt sind und dass in Deutschland ein „ja“ ja und ein „nein“
nein heißt.
Der Mensch weiß also nicht, was „die“ Realität ist, sondern
nur, welche Wege sich als gangbar erwiesen haben, um sich ihr
anzunähern. Es ist ihm nicht möglich zu sagen, wie genau die
Realität beschaffen ist, sondern nur was für den Beobachter
„wirklich, wahr und wirksam“ (Maturana/Varela 1990, S. 149
f.) erscheint. Für den DaF-Unterricht – und interkulturelles
Lernen überhaupt – bedeutet das, dass die Aktivität des Denkens
die Fähigkeit ist, mit diesen Konstrukten flexibel umzugehen,
sie ggf. in Frage zu stellen und neue Deutungsmuster zu
erstellen.
Verstehen ist „eine Tätigkeit, bei der Zeichen erfasst und
gedeutet werden – und diese Deutungen verweisen immer auch
auf denjenigen, der sie entworfen hat“ (Holzbrecher 2006, S.
13). Was als „fremd“ wahrgenommen wird, offenbart auch die
Beziehung des wahrnehmenden Subjekts zum Objekt. Das Bild
des Fremden „oszilliert zwischen Angst und Faszination“12.
Beide Haltungen lassen sich zurückverfolgen in die Zeiten gro-
ßer Eroberungen und Entdeckungen. Sie gehen einher mit der
„Beherrschung des ‚Fremden’ mit dem Ziel der Stabilisierung
des ‚Selbst’“13. Sowohl die Angst vor möglichen Bedrohungen
als auch die Verlockung durch das Unbekannte sind ein Antrieb,
das Fremde zu beherrschen. Durch diese Dynamik wird deut-
lich, dass ‚Eigenesʼ und ‚Fremdesʼ „zwei Seiten derselben
Medaille“14 sind – die Beschäftigung mit dem Fremden ist somit
immer auch eine Reflexion der eigenen Wahrnehmungsmuster.
Aus didaktischer Perspektive ergibt sich hier die Chance, dass
man bei dem Versuch, Fremde und Fremdes kennenzulernen
und zu verstehen, zugleich sich selbst entdeckt. Ein Unterrichts
thema kann dabei wie folgt lauten: Wie sieht die Brille aus,
12
Ebd.
13
Ebd.
14
Ebd.
Das Bild des Anderen in der interkulturellen Pädagogik 231
15
Ebd.
232 Ana Karlstedt
Interkulturelles Lernen
Interkulturelles Lernen kann man als Antwort der Pädagogik
auf die Multikulturalität betrachten. Daher soll an dieser Stelle
erneut auf diese Begrifflichkeiten eingegangen werden:
Multikulturell ist ein Begriff, mit dem „eine unter Globalisie
rungsbedingungen sich entwickelnde Gesellschaft
18
Ebd.
Das Bild des Anderen in der interkulturellen Pädagogik 235
19
Ebd.
20
Roth/Köck verweisen auf die folgenden Arten von Indikatoren, die im
Fremdsprachenunterricht vermittelt werden können: Lexik, Sprech
handlungen, Tabus, Kommunikationsstile, Gesprächsorganisation
und paraverbale Faktoren (vgl. Roth/Köck 2004, S. 152f.).
236 Ana Karlstedt
Literatur
Primärliteratur
Gelich, Johannes: Die Spur des Bibliothekars. Salzburg 2003.
Sekundärliteratur
Auernheimer, Georg: Grundmotive und Arbeitsfelder inter-
kultureller Bildung und Erziehung. In: Bundeszentrale für
politische Bildung (Hg.): Interkulturelles Lernen. Arbeits
hilfen für die politische Bildung. Bonn 1998, S. 18-28.
Apeltauer, Ernst: Nonverbale Aspekte interkultureller
Kommunikation. In: Rosenbusch Heinz S./Otto Schober
(Hgg.): Körpersprache in der schulischen Erziehung.
Pädagogische und fachdidaktische Aspekte nonverbaler
Kommunikation. Hohengehren 21995, S. 100-165.
Bruck, Petra A.: Interkulturelle Entwicklung und Konflikt
lösung. In: Lüger, Kurt/Rudi Renger (Hgg.): Dialog der
Kulturen. Wien 1994 S. 343-357.
25
Ebd., S. 120.
26
Ebd.
27
Ebd., S. 120.
238 Ana Karlstedt
Internetquellen
http://www.welt.de/gesundheit/article3901173/Europas-
erster-Lehrer-mit-Downsyndrom.html; 8.8.2014.
http://ebwb.hu-berlin.de/team/schaeffter/downloads/III_19_
Modi_des_Fremderlebens_Endv.pdf; 8.8.2014.
Weiterführende Literatur
Stenger, Georg: Philosophie der Interkulturalität. Erfahrung
und Welten. Eine phänomenologische Studie. Freiburg 2006.
Die Übersetzungen des Habsburger Allgemeinen
Bürgerlichen Gesetzbuches ins Rumänische 1
Iulia ZUP
Dr., Alexandru-Ioan-Cuza-Universität Jassy.
E-mail: iuliazup@gmail.com
Ziel der Arbeit ist es, die Entwicklung der rumänischen Fach
sprache am Beispiel einiger Varianten von juristischen Termini
aufzuzeigen, und den Einfluss der rumänischen Übertragungen
des ABGB auf die Gesetzgebung der Donaufürstentümer Moldau
und Walachei darzulegen.
Das ABGB gilt als die Krönung der josephinischen Moderni
sierung des Rechtswesens. Dieses Zivilgesetzbuch wird Franz
von Zeiller zugeschrieben, einem Schüler und Anhänger des
Juristen Karl von Martini. Es beruht auf den Ideen des Natur
rechts und der Aufklärung. Veröffentlicht im Jahr 1811 tritt es
1812 in Kraft. Somit ist das ABGB das älteste gültige Gesetz
buch des deutschen Rechtskreises und neben dem französischen
Code civil die älteste noch gültige moderne Zivilrechtsko
difikation. Im Jahr 1852 wurde es kurzzeitig auf die gesamte
Habsburgermonarchie ausgedehnt. Erst in den Jahren 1914 bis
1915 erfuhr das ABGB weitgehendere Änderungen, als es an
das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch von 1896 angepasst wur-
de. Nach 1918 bestand das ABGB als Zivilgesetzbuch der
Republik Österreich, sowie einiger ehemaliger Kronländer, un-
ter anderem der Bukowina, weiter.
Die „Publicationspatente“ des ABGB erklärte den deutschen
Text „als Urtext“, „wonach die veranstalteten Übersetzungen
in verschiedenen Landessprachen zu beurtheilen sind“. Laut
Prof. Brauneder lagen bereits „drei Jahre nach der Fertigstellung
des ABGB Übertragungen in die wichtigsten Sprachen seines
Geltungsgebietes vor“. „Die Übersetzungen dienten [...] in erster
Linie der Rechtskenntnis der nichtdeutschen Bevölkerung“. Über
die Bedeutung der Rechtskenntnis hinaus wurden die «offiziellen
Übertragungen» gleichsam als authentische Interpretationen
des Gesetzestextes verstanden“.6
Die Erstauflage des ABGB bestand aus drei Teilen, welche
die folgenden Titel trugen: „Von dem Personen-Rechte“, „Von
dem Sachenrechte“ und „Von den gemeinschaftlichen Bestim
Ebd, S. 8-11.
6
242 Iulia Zup
Ebd., S. 144.
10
1970, S. 137.
Die Übersetzungen des Habsburger Allgemeinen... 245
13
Nach dem Vorbild der Bukowiner Elite setzen die Jassyer Jurastudenten
anschließend ihr Studium als Stipendiaten in Wien fort. Siehe Berechet,
Ștefan: Istoria vechiului drept românesc. Izvoarele. Iaşi 1933, S. 314.
14
Rădulescu 1970, S. 143.
15
Turczynski, Emanuel: Deutsch-rumänische Kulturbeziehungen in der
Zeit von Aufklärung und Frühliberalismus. In: Klaus Heitmann (Hg.):
Rumänisch-deutsche Interferenzen. Heidelberg 1986, S. 59-72. Hier
64-65.
16
Berechet 1933, S. 314.
Die Übersetzungen des Habsburger Allgemeinen... 247
22
Einen Schwerpunkt der Übersetzung von 1937 bilden auch die Neben
gesetze und die Jurisprudenz, die in den früheren Übersetzungen nicht
vorhanden waren.
23
Brauneder 2013, S. 12.
24
Ebd.
25
Horber, C.: Zur Terminologie des Zivilgesetzentwurfes. In: Schweizerische
Juristen-Zeitung, Nr. 16/1905, S. 14-15.
Die Übersetzungen des Habsburger Allgemeinen... 251
für denselben Begriff und der Armut der Sprache.“26 Mit Bezug
auf einige im Entwurf unklar formulierte Termini aus dem
Bereich Pfandrecht beweist Horber, dass es viel weniger darauf
ankommt, ob die Begriffe „die richtigen seien“, als dass über-
haupt brauchbare Wörter konsequent im ganzen Gesetz ange-
wendet werden, und dass erhöhte Aufmerksamkeit der
verwendeten juristischen Sprachen geschenkt wird.
Die Sprache des ABGB ist natürlich veraltet, für die öster-
reichische Version gibt es ausreichende Kommentare und Ausle
gungstexte, die auch den aktuellen Begriff wiedergeben. Diese
Handbücher bieten also nicht nur eine Auslegung des juristi-
schen Stoffes, sie stellen gleichzeitig auch ein „Wörterbuch“ der
alten deutschen Rechtssprache dar. Es gibt auch Termini, die
nur für bestimmte Räume, wie die Bukowina, und für das Reich
anwendbar waren. Was die zahlreichen rumänischen Varianten
betrifft, war die rumänische Terminologie in jeder Aflage aktu-
alisiert, die Archaismen wurden durch neue, eingeführte Wörter
ersetzt. Deshalb stellen diese Übersetzungen einen über
zeugenden Beweis dar, wie sich die rumänische Rechtssprache
von 1812 bis zur Zwischenkriegszeit entwickelt hat. Die erste
Übersetzung des Textes ins Rumänische beinhaltete viele latei-
nische Begriffe. Eine detaillierte Analyse dieser Entwicklung
werden wir uns in einer speziellen Studie vornehmen, wir be-
grenzen uns hier nur darauf, einige Beispiele zu nennen.
Rumänischer Begriff
Deutscher Begriff
1812 1960 1921 1937
Genugthuung deplinirea Satisfacere îndestulare îndestulare
(Ausgleich eines pagubii
Schadens), (§1323)
Ersatz, Schaden deplinirea recurpirea restituire, Restituire, dar
ersatz (§1295) pagubii reparaţiune şi despăgubire
26
Ebd.
252 Iulia Zup
Obschon der deutsche Text zum Teil auch veraltet ist, kann
man bemerken, vergleichend mit der österreichischen Version
und der aktuellen rumänischen Rechtssprache, dass sich die ru-
mänische Rechtssprache langsamer entwickelt hat. Allerdings
stellen wir fest, dass die Übersetzung von 1860 eine Moderni
sierung der Rechtssprache im Vergleich zu der Übersetzung von
1812 aufzeigt und ausschlaggebend für die weiteren Übersetzun
gen und für die Rechtssprache des 20. Jahrhunderts war. Die
Übersetzungen von 1921 und 1937 (zwischen denen es genü-
gende Ähnlichkeiten gibt) verdeutlichen eine ausgebildete ru-
mänische Rechtssprache, die Wortstellung, die Satzstruktur und
der Wortschatz sind zum Teil noch heute aktuell. Die Gründe
dafür sind:
Die Übersetzungen des Habsburger Allgemeinen... 253
27
Onciul, Aurel/Lupu, Florea: Repertoriu pentru secretarii comunali.
Czernowitz 1985, und Dicţionar juridic-politic. Czernowitz 1985.
254 Iulia Zup
Literatur
Primärliteratur
Cartea legilor pârgăreşti. Wien 1787.
Cartea legilor pravililor de obşte pârgăreşti. Chernivtsi 1812.
Codul civil austriac. Übersetzt ins Rumänische von Stefan
Laday. Klausenburg 1924-1925.
Codul civil general austriac. Übersetzt ins Rumänische von
Ioan Corjescu. Bukarest 1921.
Codul civil în vigoare în Ardeal şi Bucovina. Übersetzt ins
Rumänische von Aurel Tarnavschi, Octavian Pienescu,
Anton Iliese und George Alexianu. Bukarest 1937.
Codicele civile austriacu universale. Wien 1860.
Onciul, Aurel/Lupu, Florea: Repertoriu pentru secretarii co-
munali. Czernowitz 1985.
Onciul, Aurel/Lupu, Florea: Dicţionar juridic-politic.
Czernowitz 1985.
Sekundärliteratur
Berechet, Ștefan: Schiţă de istorie a legilor vechi româneşti.
Chişinău 1928.
Berechet, Ștefan: Istoria vechiului drept românesc. Izvoarele.
Iaşi 1933.
Horber, C.: Zur Terminologie des Zivilgesetzentwurfes. In:
Schweizerische Juristen-Zeitung, Nr. 16/1905, S. 14-15.
Leontin, Anca: Compendiu de drept civil. Cluj 1925.
Onciul, Aurel: Zur österreichischen Sprachenfrage. Wien 1898.
Protopopescu, Lucia: Noi contribuţii la bibliografia lui Ion
Budai-Deleanu. Documente inedite. Bukarest 1967.
Rădulescu, Andrei: Pagini din istoria dreptului românesc.
Bukarest 1970.
Scharr, Kurt: Die Landschaft Bukowina. Das Werden einer
Region an der Peripherie 1774-1918. Wien 2010.
Turczynski, Emanuel: Deutsch-rumänische Kulturbeziehungen
in der Zeit von Aufklärung und Frühliberalismus. In: Klaus
Die Übersetzungen des Habsburger Allgemeinen... 255
Internetquellen
Brauneder, Wilhelm: Die Übersetzungen von Gesetzen in der
Habsburgmonarchie. In: Donau-Institut Working Paper
No. 7/2013, http://www.neuerweg.ro/wp-content/uploads/
2014/07/Die-%C3%9Cbersetzungen-von-Gesetzen-im-
Habsburgerreich.pdf (31.01.2015).
III. Bücherschau
Die Wege sind zwei,
aber das Ideal ist immer nur Eines
Zimmermann, Silvia Irina: Das Königsbild
im Werk Carmen Sylvas und in Fotografien des
Fürstlich Wiedischen Archivs. Mit einem Vorwort
von Hans-Jürgen Krüger. Schriftenreihe der
Forschungsstelle Carmen Sylva. Fürstlich
Wiedisches Archiv, Bd. I, ibidem-Verlag Stuttgart
2014.
Maria SASS
Prof. Dr. Lucian-Blaga-Universität Sibiu/Hermannstadt; E-mail:
maria.sass@ulbsibiu.ro
259
260 Bücherschau
264
Bücherschau 265
CHIRIAC, Alexandra
Lekt. Dr. Alexandru-Ioan-Cuza-Universität Iassy
E-mail: axychiriac@gmail.com
DĂNILĂ, Adriana
Lekt. Dr. Christliche Universität „Dimitrie Cantemir“
Bukarest
E-mail: adriana.danila2013@gmail.com
FISCHER, Markus
Doz. Dr., Universität Bukarest
E-mail: drmarkusfischer@yahoo.de
GALTER, Sunhild
Doz. Dr., Lucian-Blaga-Universität Hermannstadt/Sibiu
E-mail: suni@galter.ro
HALDENWANG, Sigrid
Dr.phil., Forschungsinstitut für Geisteswissenschaften
– Hermannstadt / Sibiu
E-mail: sigridhaldenwang@yahoo.de
KARLSTEDT, Ana
Universität Bukarest
E-mail: ana.karlstedt@gmail.com
NISTOR, Adina-Lucia
Doz. Dr. , Alexandru-Ioan-Cuza-Universität Jassy
E-mail: lnistor@uaic.ro
269
270 Index der AutorInnen
NUBERT, Roxana
Prof. Dr., West-Universität-Temeswar
E-mail: roxana.nubert@e-uvt.ro
PUCHIANU, Carmen Elisabeth
Doz.Dr. Transilvania-Universität Kronstadt/Braşov
E-mail: carmenelisabethp@yahoo.de
RUBEL, Alexander
DAAD-Lekt. Dr., Alexandru-Ioan-Cuza-Universität Iassy
E-mail: alexander.rubel@yahoo.de
SASS, Maria
Prof.Dr. Lucian-Blaga-Universität Sibiu/Hermannstadt
E-mail:maria.sass@ulbsibiu.ro
SAVA, Doris
Doz. Dr., Lucian-Blaga-Universität Sibiu/Hermannstadt
E-Mail: dorissava71@yahoo.com
WITTSTOCK, Joachim
Dr. h. c., Schriftsteller und Literaturwissenschaftler, Sibiu/
Hermannstadt
ZUP, Iulia
Dr., Alexandru-Ioan-Cuza-Universität Iassy
E-mail: iuliazup@gmail.com