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Zusammenfassung von
1984
George Orwell 

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Wir haben die Zusammenfassung! Erfassen Sie die
Kernaussagen in nur 10 Minuten.

Dystopie
Literaturklassiker Nachkriegszeit

Worum es geht
Ein Plädoyer gegen totalitäre Herrschaft
„Big Brother is watching you!“ – der Slogan ist längst zum Synonym für totale
staatliche Überwachung geworden. Als George Orwell 1948 seinen Roman
1984 fertigstellte, stand er unter dem Eindruck der Entwicklungen in der
Sowjetunion unter Stalin. Da englische Intellektuelle dem Sozialismus
sowjetischer Prägung zunehmend mit Akzeptanz begegneten, befürchtete
Orwell, sie könnten sich vom totalitären Staatsdenken verführen lassen. Als
Folge führte er ihnen in seinem Roman den Totalitarismus drastisch vor
Augen. Lohnt es sich nach dem Untergang des Ostblocks noch, den Roman zu
lesen? Auf jeden Fall, denn das Buch ist nicht nur ein eindringliches Plädoyer
gegen totalitäre Herrschaft jeglicher Couleur, sondern hat auch literarische
 Qualitäten. 1984 verbindet fantastische mit realistischen Elementen, Login
politische Satire mit einem spannenden Plot. Eindringlich führt der Roman
vor, wie Sprache zum Instrument der Manipulation gerät und moderne
Kommunikationsmittel die Privatsphäre der Menschen bedrohen. Orwells
düsterer und pessimistischer Zukunftsroman war schon bei seinem
Erscheinen nur wenige Schritte von der Gegenwart entfernt – und ist es auch
heute noch.

Take-aways
• George Orwells Roman
1984 zählt zu den berühmtesten Antiutopien der Weltliteratur.
• Inhalt: Winston Smith widersetzt sich der totalen Herrschaft des
Staates Ozeanien: Heimlich beginnt er eine Liebesbeziehung und tritt
einer Widerstandsbewegung bei. Zu spät erkennt er, dass die
allmächtige Partei jeden seiner Schritte beobachtet hat. Durch Folter
wird sein Denken und Fühlen ausgelöscht; er wird zum perfekten
Parteisoldaten.
• Der 1948 fertiggestellte Roman spielt auf die historische Entwicklung in
der Sowjetunion unter Stalin an.
• Da sich die englische Linke zunehmend mit dem Sozialismus
sowjetischer Prägung anfreundete, fürchtete Orwell eine Ausbreitung
totalitären Denkens.
• 1984 prangert sowohl den Imperialismus wie auch die
gesellschaftlichen Missstände an, die Orwell in seiner englischen
Heimat vorfand.
• Orwells Zukunftswelt hat fantastische und zugleich realistische Züge, in
denen der Leser seine eigene Gegenwart wiedererkennt.
• Die Sprache als Instrument der Manipulation spielt im Roman eine
bedeutende Rolle.
• Das Buch wurde schon bald nach seinem Erscheinen ein Welterfolg und
mehrmals verfilmt.
• Zahlreiche Begriffe und Wendungen des Werks sind in den alltäglichen
Sprachgebrauch eingegangen. Am bekanntesten: „Big Brother is
watching you.“
• Zitat: „Freiheit bedeutet die Freiheit, zu sagen, dass zwei und zwei vier
ist. Gilt dies, ergibt sich alles Übrige von selbst.“

Zusammenfassung
Die totale Überwachung
Es ist der 4. April 1984. Oder doch nicht? Winston Smith hat schon seit
 Langem jedes Zeitgefühl verloren. Zudem erscheinen ihm seine Erinnerungen Login
trügerisch, seit in Ozeanien Engsoz, der Englische Sozialismus, herrscht. In
ganz London, der Hauptstadt der drittbevölkerungsreichsten Provinz
Ozeaniens, hängen Plakate, von denen der Große Bruder herunterstarrt. Die
Straßen sind überwacht, Kinder bespitzeln ihre Eltern. Nicht einmal in den
eigenen vier Wänden entkommt man der Kontrolle der Partei. Dafür sorgt der
Teleschirm, ein Apparat, über den die Bewohner mit Propaganda beschallt
und gleichzeitig beobachtet werden. Mittels der Techniken Realitätskontrolle
und Doppeldenk beherrscht die Partei das Gedächtnis der Menschen. Doch
die Erinnerung des 39-jährigen Winston steht noch nicht völlig unter
fremdem Einfluss. Gelegentlich flackern Bilder besserer Zeiten auf, in denen
seine Eltern und seine Schwester, die vaporisiert wurden, noch lebten. Wenn
er auch vieles vergessen hat, eines weiß Winston sicher: Er muss der Zukunft
ein Zeugnis hinterlassen, ein Tagebuch, das er in einer vom Teleschirm nicht
erfassten Nische seiner Wohnung führt. Während er darin schreibt, denkt er
an einen Mann namens O’Brien, ein mächtiges Mitglied der Inneren Partei,
von dem er glaubt, dass er auf seiner Seite steht.

Die Lügen der Propaganda


Winston ist Angestellter im Miniwahr, dem Ministerium für Wahrheit, das
sich mit dem Nachrichtenwesen, der Erziehung und den schönen Künsten
befasst. Seine Aufgabe ist es, schriftliche Zeugnisse der Vergangenheit der
Gegenwart anzupassen. Unermüdlich schreibt er ältere Zeitungsartikel und
Bücher um, korrigiert Statistiken und wirtschaftliche Prognosen, löscht die
Namen von Personen, die vaporisiert wurden, und erfindet damit die
Geschichte neu. Nach der Korrektur wirft er die alten Dokumente in das
Gedächtnis-Loch, wo sie verbrannt und für immer aus dem Bewusstsein der
Menschen gelöscht werden. Auch der Akt des Auslöschens sollte damit
vergessen werden, doch das gelingt offenbar nicht immer: Ende der 60er
Jahre etwa wurden in großen Säuberungsaktionen die ursprünglichen Führer
der Revolution beseitigt. Drei von ihnen, Jones, Aaronson und
Rutherford, legten umfangreiche Geständnisse ab und wurden hingerichtet.


Etwa fünf Jahre später fiel Winston zufällig ein alter Zeitungsartikel in die
Hände, der die drei entlastete. Zu dem Zeitpunkt, an dem sie angeblich Verrat
begangen hatten, waren sie tatsächlich ganz woanders gewesen. Damit war


bewiesen, dass ihre Geständnisse unter Folter erzwungene Lügen waren.
Winston vernichtete das brisante Dokument, das die Macht der Partei hätte
sprengen können, doch in seiner Erinnerung existiert es fort.

KRIEG IST FRIEDEN. FREIHEIT IST SKLAVEREI.


UNWISSENHEIT IST STÄRKE.“ (Parteiparolen, S. 10)
Syme, ein Kollege von Winston, mit dem er in der heruntergekommenen
 Kantine sein karges Mittagessen einnimmt, hat die Aufgabe, der Amtssprache Login
– dem Neusprech – ihren letzten Schliff zu geben. Massenweise Wörter
werden ausgemerzt; die Sprache wird so auf ihr nacktes Gerüst reduziert. Das
Wort „schlecht“ etwa wird durch „ungut“ ersetzt, das Wort „hervorragend“
durch „plusgut“. Auf diese Weise sollen alle Gedankenschattierungen
verschwinden und Gedankenverbrechen unmöglich gemacht werden, da es
keine Worte mehr geben wird, mit denen man sie ausdrücken kann. Syme
erklärt, die Literatur werde komplett umgeschrieben, der Begriff „Freiheit“
ausgelöscht und so werde Strenggläubigkeit schließlich das Denken ersetzen.
Er wirft Winston vor, noch zu sehr im Altsprech – und damit in dem alten
Denken – verhaftet zu sein.

Alltag in Ozeanien
Nach offiziellen Verlautbarungen herrscht in Ozeanien Überfluss, tatsächlich
aber sind selbst alltägliche Gebrauchsgegenstände wie Rasierklingen
Mangelware. Die Parteimitglieder sind entgegen dem propagierten
Menschenideal überwiegend klein und hässlich. Sie tragen Trainingsanzüge,
ernähren sich von Eintöpfen und Kunstfleisch. Ihre Häuser sind verfallen und
schmutzig, die Möbel kaputt, Zigaretten und Schokolade rationiert, nur
synthetischer Gin zur Betäubung der Sinne fließt reichlich. Der Alltag – vom
Morgensport bis zu den Gemeinschaftsabenden – ist streng geregelt. Täglich
werden Hass-Sendungen ausgestrahlt, deren Wirkung sich niemand
entziehen kann. Sie dienen dazu, die Bevölkerung gegen Emmanuel
Goldstein, einst ein Revolutionsheld und jetzt der Anführer der
Untergrundorganisation „Die Brüderschaft“, und gegen den Kriegsfeind
Eurasien aufzustacheln. Dass Eurasien bis vor wenigen Jahren der
Verbündete Ozeaniens im Kampf gegen Ostasien war, wurde aus dem
allgemeinen Bewusstsein gelöscht; Winston erinnert sich allerdings noch
vage daran. Das einzige erlaubte Vergnügen für Parteimitglieder bieten
Schauprozesse und öffentliche Hinrichtungen. Sex unter Genossen, selbst
verheirateten, ist verpönt und dient allein der Fortpflanzung. Die Prostitution
von Proles-Frauen dagegen wird stillschweigend geduldet, bei ihnen können
Parteimitglieder ihre Instinkte ausleben.

Auf der Suche nach der Vergangenheit


Winstons ganze Hoffnung liegt auf der Unterschicht, den Proles – immerhin
85 % der Bevölkerung. Zwar erhebt die Partei den Anspruch, sie aus Armut
und kapitalistischer Knechtschaft befreit zu haben, doch es geht ihnen nicht
besser als vor der Revolution. Weitgehend unkontrolliert leben sie in ihren
Elendsvierteln und lenken sich mit Lotto, Kino, Fußball und Bier von der
schweren körperlichen Arbeit ab. Um sich ein eigenes Bild vom Leben der
Proles zu machen, fährt Winston in eines ihrer Viertel. Hier herrscht buntes
Treiben in den Straßen und Kneipen, wenngleich die Menschen abgestumpft
wirken. Doch im Unterschied zu den Parteimitgliedern scheinen sie innerlich
nicht verhärtet, sondern menschlich geblieben zu sein. Bei dem
Antiquitätenhändler Charrington kauft Winston einen gläsernen
Briefbeschwerer – ein verbotener Akt in einem Staat, der alles Alte und
 Schöne auszumerzen trachtet. Winston lässt sich ein Zimmer zeigen, das mit Login
alten Möbeln und Bildern seine Sehnsucht nach der Vergangenheit weckt. Auf
einem Stich ist eine Kirche zu sehen, von der nur noch eine Ruine übrig ist.
Ein alter Kinderreim über die Glocken der Londoner Kirchen, den
Charrington aufsagt, geht Winston nicht mehr aus dem Sinn. Draußen auf der
Straße bemerkt er ein Mädchen aus der Literaturabteilung des Ministeriums,
von dem er sich schon lange beobachtet fühlt. Kein Zweifel: Sie ist eine
Agentin der Gedankenpolizei und spioniert ihm nach.

Verbotene Liebe
Eines Tages steckt ihm das Mädchen im Ministerium heimlich einen Zettel
zu, auf dem „Ich liebe dich“ steht. Unter Lebensgefahr gelingt es Winston und
ihr, sich im Wald zu treffen. Außer Reichweite von Mikrofonen und


Bildschirmen gesteht das Mädchen – Julia –, sie habe in Winstons Gesicht
gelesen, dass er gegen die Partei sei. Ihr Geständnis, schon mit Hunderten
Parteimitgliedern geschlafen zu haben – und das gerne –, gefällt ihm, denn
nichts hasst er mehr als Reinheit und Unschuld. Der animalische Trieb, da ist
er sich sicher, wird einstmals die Macht der Partei brechen. Mit Julia zu
schlafen, ist für ihn ein Akt des politischen Widerstands.


Immer die Augen, die einen beobachteten, die Stimme, die
einen umgab. Im Wachen oder im Schlaf, bei der Arbeit oder
beim Essen, drinnen oder draußen, im Bad oder im Bett – es
gab kein Entrinnen. Nichts gehörte einem, bis auf die paar
Kubikzentimeter im eigenen Schädel.“ (S. 36)

Allmählich lernt Winston Julia besser kennen. Sie hasst zwar die Partei und
verstößt gegen Gesetze, doch wie viele der Jüngeren, die nie etwas anderes
erlebt haben, übt sie keine prinzipielle Kritik an den Doktrinen. Sie
interessiert sich weder für die Zukunft noch für die Vergangenheit, sondern
will nur die Gegenwart unbeschwert genießen. Winston empfindet jetzt nicht
mehr bloß Begehren, sondern eine tiefe Zärtlichkeit für sie. Um ungestört mit
ihr zusammen sein zu können, mietet er das Zimmer über Mr. Charringtons
Laden. Gemeinsam liegen sie im Bett, dösen und lauschen den Geräuschen
von draußen – früher eine Selbstverständlichkeit, heute ein Verbrechen. Von
einer Ratte erschreckt, gesteht Winston, dass er sich vor nichts mehr fürchtet
als vor diesen Tieren.

Die Erkenntnis der Wahrheit


Mitten in einer Hasskundgebung gegen Eurasien wird den Demonstrierenden
mitgeteilt, dass der bisherige Verbündete Ostasien nun der Kriegsgegner sei,
Eurasien hingegen ein Verbündeter. Die Masse setzt ihre Demonstration fort,
als sei nichts gewesen, nur die Zielscheibe ihres Hasses hat sich abrupt
geändert. Eine Riesenaufgabe liegt vor den Angestellten des
Wahrheitsministeriums: Alle Artikel, Geschichtsbücher, Flugblätter und
Plakate der Vergangenheit müssen eilig korrigiert werden: Ozeanien stand


 immer schon im Krieg mit Ostasien, Eurasien war immer schon ein Login
Verbündeter. Wie die anderen Angestellten arbeitet Winston ohne Pause bis
zur Erschöpfung. Unterdessen hat O’Brien Kontakt zu ihm aufgenommen und
ihn zusammen mit Julia für die Brüderschaft angeworben. Die Mitglieder


dieser Widerstandsbewegung kennen einander nicht, und sie kämpfen für
eine Idee, deren Verwirklichung in weiter Ferne liegt.

Alles löste sich in einer Welt des leeren Scheins auf, in der
zuletzt sogar die gültige Jahreszahl unsicher geworden war.“
(S. 40)

In seinem Versteck über dem Laden liest Winston Julia ein Buch vor, das
O’Brien ihm hat zukommen lassen. Nach der Theorie des Verfassers
Goldstein teilt sich die Menschheit seit jeher in eine Ober-, eine Mittel- und
eine Unterschicht. Die Geschichte ist ein ewiger Kreislauf von Revolutionen.
Sobald eine Schicht an der Macht ist, wird sie von den anderen gewaltsam
verdrängt. Unter dem Banner von Freiheit und Gleichheit wurden stets neue
Tyranneien errichtet. Erst der Sozialismus machte sich ab 1900 Unfreiheit
und Ungleichheit bewusst zum Ziel. Goldstein beschreibt detailliert die
Oligarchie der herrschenden Partei, die sich mithilfe von Terror und
Gehirnwäsche an der Macht hält. All diese Gedanken sind Winston
keineswegs neu. Trotzdem macht ihn die Lektüre glücklich. Nun weiß er
endlich, dass es eine Wahrheit gibt und er nicht verrückt ist. Eines Tages, so
meint er, werden die Proles, die sich unberührt von Lügen und Hass ihr Herz
bewahrt haben, die Welt umstürzen. Im Augenblick dieser Erkenntnis werden
Winston und Julia verhaftet. Der alte Charrington, in Wirklichkeit ein Spitzel
der Gedankenpolizei, hat sie verraten.

Zwei und zwei ist fünf


In der Gefängniszelle im gefürchteten Ministerium für Liebe kreisen
Winstons Gedanken unablässig um dieselben Fragen: Wann bekommt er
endlich etwas zu essen? Was ist mit Julia? Wird O’Brien ihm helfen? Unter
den Gefolterten und Verhungernden, die nacheinander in seine Zelle gebracht
und wieder abgeholt werden, befinden sich auch Kollegen von ihm. Wie lange
Winston selbst gefoltert wird, weiß er nicht. In den Tag und Nacht hell
erleuchteten Räumen ist ihm jedes Zeitgefühl abhandengekommen. Zwischen
den brutalen Schlägen und Tritten verliert er immer wieder das Bewusstsein.
Nach stundenlangen quälenden Verhören unterschreibt er, was man von ihm
verlangt, und gesteht Verbrechen, die er nie begangen hat. Winstons Ahnung,
dass hinter allem der Parteiobere O’Brien stehen könnte, wird schließlich zur
schrecklichen Gewissheit. Die Elektroschocks verabreicht dieser ihm selbst.
Dabei erklärt er sanft, Winston leide unter Gedächtnisstörungen. Die
Vergangenheit existiere nirgendwo sonst als in den Aufzeichnungen. Und da
die Partei diese kontrolliere, habe sie auch die Macht über die Vergangenheit.
Winstons Einwand, sie könne nicht das Gedächtnis kontrollieren, weist
O’Brien zurück. Die Wirklichkeit sei nichts Objektives, sondern existiere nur
 im menschlichen Denken. Der Einzelne könne sich irren, nicht aber die Login
Partei, deren kollektives Denken unsterblich sei. Winston müsse
Selbstaufgabe und Demut lernen, um geistig gesund zu werden. O’Brien quält
Winston so lange mit Elektroschocks, bis dieser aus tiefster Überzeugung
anerkennt, das zwei und zwei fünf ist – wenn die Partei das behauptet.

Gehirnwäsche
Trotz allem bewundert Winston O’Brien, der sich als der wahre Verfasser von
Goldsteins Buch entpuppt, der alles durchschaut und dennoch an die Lügen
der Partei glaubt. Naturgesetze seien eine Fiktion, die Sonne drehe sich um
die Erde, selbst Schwerkraft und Materie unterlägen der allmächtigen Partei.
Diese verfolge – im Unterschied zu den alten Utopien – nicht das Wohl der


Menschheit, sondern nur den eigenen Machterhalt. Macht bedeute, den
menschlichen Geist zu kontrollieren und ihn nach eigenem Gutdünken neu zu
erschaffen. Ziel sei die Zerstörung aller menschlichen Bindungen und eine
Welt, in der Hass und Grausamkeit herrschten. O’Brien zwingt Winston,


seinen nackten geschundenen Körper im Spiegel zu betrachten und
anzuerkennen, dass er nur noch ein Wrack ist.

Er fragte sich wie schon so oft, ob er nicht selbst irrsinnig war.


Ein Irrer war vielleicht nichts weiter als eine
Einmannminderheit.“ (über Winston, S. 99)

Nachdem er wieder hochgepäppelt worden ist, beginnt Winston seinen Geist


im Parteidenken zu üben. Ozeanien stand immer schon im Krieg mit
Ostasien, die Naturgesetze sind Unsinn, Jones, Aaronson und Rutherford
waren schuldig, und der Zeitungsausschnitt, der das Gegenteil bewies, hat nie
existiert. Es ist alles ganz einfach – warum hat er sich überhaupt dagegen
aufgelehnt? Sein Verstand funktioniert zur Zufriedenheit O’Briens, doch in
seinem Innersten lebt noch die Liebe zu Julia. Damit er lernt, nur den Großen
Bruder zu lieben, wird ihm ein Käfig mit Ratten vors Gesicht geschnallt, die
nur durch eine Drahttür von ihm getrennt sind. Bislang hat er Julia selbst
unter dem größten Schmerz nicht verraten, doch nun ist es so weit: In seiner
grenzenlosen Panik wünscht er ihr die eigenen Schmerzen. Sein Innerstes ist
ausgebrannt. Als ein vom Wahn geheiltes, gefühlloses Wesen wird er in die
Welt entlassen.

Zum Text
Aufbau und Stil
Orwells Roman 1984 ist in drei längere Abschnitte unterteilt, von denen der
letzte nahezu ausschließlich im Gefängnis und in den Folterräumen spielt.
Zwei längere Exkurse – verfasst im Stil einer wissenschaftlichen Abhandlung
– heben sich deutlich von der eigentlichen Romanhandlung ab: zum einen
das angeblich von Emmanuel Goldstein verfasste Buch über die
 oligarchischen Tendenzen in der Geschichte, zum anderen die ans Ende Login
angefügte Erläuterung zum Neusprech, der Amtssprache Ozeaniens.

Interpretationsansätze

• Eine Kombination von fantastischen und realistischen


Elementen zeichnet den Roman aus: Die Zukunft spielt nicht in einer
ganz anderen, verfremdeten Welt, sondern ist nur wenige Schritte von
der Gegenwart entfernt.
• Die Sprache als Instrument der Manipulation spielt eine
bedeutende Rolle: Immer wieder tauchen im Text propagandistische
Slogans auf. Winstons Kampf gegen den totalen Überwachungsstaat ist
auch ein Kampf gegen dessen Sprachdiktat. Die Freiheit des
Individuums ist letztlich die Freiheit der Sprache. Alte Lieder und
Abzählreime, die den Roman leitmotivisch durchziehen, symbolisieren
Winstons Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit.
• Zweifelsfrei ist 1984 ein Plädoyer gegen jede Art von
Totalitarismus, ob faschistischer oder sozialistischer Prägung. Für
Ozeanien stand aber unverkennbar die Sowjetunion der Stalin-Ära
Modell. So wie der Große Bruder mit seinem dicken Schnauzbart und
dem durchdringenden Blick die Züge Stalins trägt, hat der ehemalige
Revolutionsheld und Abtrünnige Emmanuel Goldstein deutliche
Ähnlichkeiten mit Leo Trotzki.
• Schon bald nach seinem Erscheinen wurde der Roman von
Konservativen vereinnahmt. Orwell verwahrte sich jedoch dagegen,
1984 als Waffe im Kampf gegen den Sozialismus einzusetzen. Er
betonte, jede Zeile, die er seit 1936 zu Papier gebracht habe, sei direkt
oder indirekt gegen den Totalitarismus und für den demokratischen
Sozialismus geschrieben worden.
• Orwells Staat hat auch etwas von einer Theokratie: Der Große Bruder,
der jeden noch so versteckten Gedanken kennt und bedingungslose
Liebe verlangt, besitzt göttliche Allmacht. Das den Parteimitgliedern
abverlangte Glaubensbekenntnis, dass zwei und zwei fünf ergebe, steht
im Widerspruch zu den Naturgesetzen und verstößt gegen jede
Vernunft.
• Die Überzeichnung der imperialistischen Tendenzen, der
gesellschaftlichen Missstände und der Verelendung der Arbeiter, die
Orwell in England und anderen westeuropäischen Ländern
beobachtete, verleihen dem Roman zeitkritische, satirische Züge.
• Der Titel 1984 und damit die zeitliche Verortung der Romanhandlung
hat vermutlich keine tiefere Bedeutung, sondern geht allein auf eine
Umkehrung von 1948, dem Jahr der Fertigstellung des Romans,
zurück.
• Aus psychoanalytischer Sicht wurde Winstons Kampf gegen die
totalitäre Herrschaft als kindliche Abwehr gegen elterliche Kontrolle
interpretiert: Demnach hat Orwell in 1984 u. a. die eigene Schulzeit in
 einem autoritär geführten Internat, das stupides Auswendiglernen und Login
drakonische Prügelstrafen praktizierte, literarisch verarbeitet.

Historischer Hintergrund
Enttäuschung vom real existierenden Sozialismus
Nach Lenins Tod im Jahr 1924 setzten in der Sowjetunion Machtkämpfe
zwischen Josef Stalin und Leo Trotzki ein. Mithilfe der Geheimpolizei
gelang es Stalin, die eigene Position in Politbüro und Partei weiter
auszubauen. Trotzki, der für eine Demokratisierung im Innern der Partei
eintrat, musste von seinem Ministeramt zurücktreten und ins Exil fliehen, wo
ihn die Geheimpolizei 1940 ermordete. Unter Stalins Alleinherrschaft geriet
Russland in den 30er Jahren zu einem totalitären Staat, der jede Form von
Opposition mit Folter und Tod bestrafte. Der Diktator nutzte seine Machtfülle
zur Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft und zu einer rigorosen, an
phantasmagorischen Fünfjahresplänen ausgerichteten Industrialisierung. In
einer großen „Säuberungsaktion“ mit Schauprozessen und öffentlichen
Hinrichtungen vernichtete Stalin zwischen 1936 und 1938 die letzten
ehemaligen Mitstreiter der bolschewistischen Revolution. Im Zweiten
Weltkrieg schloss die Sowjetunion 1939 einen Nichtangriffspakt mit
Hitlerdeutschland, doch nach dem deutschen Übergriff auf Russland 1941
wurde der einstige Verbündete zum Kriegsfeind.

Als sozialkritischer Schriftsteller trat George Orwell von Beginn an vehement


für den Sozialismus und die Sache der Arbeiter ein. Gegen einen linken
Labour-Flügel, der mit der sowjetischen Spielart des Marxismus
sympathisierte, hatte er jedoch seine Vorbehalte. Dem Anhänger eines
humanistischen Sozialismus waren Leninismus und Stalinismus mit ihren
diktatorischen Tendenzen zutiefst suspekt. Als 1936 der Spanische
Bürgerkrieg ausbrach, meldete er sich sogleich als Freiwilliger und kämpfte
auf der Seite der anarchistisch-marxistischen Partei gegen die faschistischen
Truppen von General Franco. Orwell bewunderte die freiheitliche, an
Michael Bakunin anknüpfende politische Haltung seiner spanischen
Mitkämpfer, die ihn in seiner Ablehnung eines staatsgläubigen, hierarchisch
strukturierten Sozialismus bestärkten. Hier sah er sein Ideal vom klassen-
und herrschaftslosen, solidarischen Zusammenleben verwirklicht. Nachdem
jedoch die Sowjetunion die republikanische Front in Spanien mit Waffen zu
unterstützen und ideologisch zu infiltrieren begann, änderte sich die
Situation schlagartig. Unter dem Einfluss moskautreuer Funktionäre begann
die Hatz auf spanische Freiheitskämpfer, die nicht mit der Parteilinie
konform gingen und angeblich Anhänger Trotzkis waren oder sogar Franco
unterstützten.

Orwell, der nur knapp der Verhaftung entkam, fühlte sich in seiner
Ablehnung des Bolschewismus bestätigt. Zurück in London musste er entsetzt
feststellen, dass die sowjetische Version der Geschichte über spanische
Anarchisten und Syndikalisten, die angeblich von Franco finanziert wurden,
 bei englischen Linken auf offene Ohren stieß. Mit dem Ziel, diese Lügen als Login
russische Propaganda zu entlarven, veröffentlichte er 1938 Mein Katalonien.
Nachdem sein linkssozialistischer Verlag das Manuskript ablehnte, fand
Orwell in Frederic Warburg einen neuen Verleger. Von nun an verfolgte
der Schriftsteller nur noch ein Ziel: den literarischen Kampf gegen den
verhassten Bolschewismus.

Entstehung
Bereits Anfang der 40er Jahre trug sich Orwell mit dem Gedanken, einen
Roman über den Totalitarismus zu schreiben, doch es sollte noch dauern, ehe
er seinen Plan in die Tat umsetzte. Um in Ruhe arbeiten zu können, zog sich
der an Tuberkulose Erkrankte in das abgelegene Haus eines Freundes auf den
Hebriden vor der Küste Schottlands zurück, das weder Strom noch
Wasseranschluss hatte. Schwer krank und fiebernd schrieb er den Roman die
meiste Zeit im Bett liegend. Ursprünglich hatte Orwell für sein letztes Werk
den Titel The Last Man in Europe vorgesehen. Auf Vorschlag Warburgs
benannte er den Roman in Nineteen Eighty-Four um.

Wirkungsgeschichte
Nach seinem Erscheinen im Juni 1949 erlebte der Roman in
englischsprachigen Ländern eine geradezu explosionsartige Verbreitung.
Außerdem wurde er in 65 Sprachen übersetzt und erzielte weltweit
Millionenauflagen. Neben Aldous Huxleys Schöne neue Welt ist 1984 der
bekannteste und meistzitierte antiutopische Roman. Er hinterließ bis in den
alltäglichen Sprachgebrauch hinein seine Spuren: So wurde „1984“ zum
Synonym für totalitäre Herrschaft und der immer wiederkehrende Slogan
„Big Brother is watching you“ zum Kampfbegriff gegen eine lückenlose
staatliche Kontrolle und Verletzung der Privatsphäre. In der DDR und
anderen Ostblockstaaten war das Buch verboten.

Literarisch beeinflusste 1984 Werke wie Ray Bradburys Fahrenheit 451


und Anthony Burgess’ Die Uhrwerk-Orange. Der Roman wurde 1956 von
Michael Anderson und im „Orwell-Jahr“ 1984 erneut unter der Regie von
Michael Radford verfilmt. 1985 schuf der britische Regisseur Terry
Gilliam unter dem Titel Brazil eine eigene filmische Adaption des Werks.
Mit der viel diskutierten Dokusoap Big Brother wurde Orwells Vision von der
totalen Überwachung 1999 auf bizarre Weise in die Realität umgesetzt.
Organisationen wie Big Brother Watch, die etwa die Totalüberwachung durch
Straßenkameras kritisieren, zeugen davon, dass Orwells Roman immer noch
aktuell ist.

Über den Autor


George Orwell wird am 25. Juni 1903 als Eric Arthur Blair im indischen
Motihari geboren. Er besucht die englischen Eliteinternate Eastbourne und
Eton. Danach lässt er sich, wie vor ihm sein Vater und Großvater, zum
Polizeioffizier ausbilden und tritt in den britischen Kolonialdienst ein. Bis
 1927 ist Orwell in Burma, dem heutigen Myanmar, für die Indian Imperial Login
Police tätig. Dann quittiert er den Dienst aus Protest gegen die
kolonialistischen Methoden. In den folgenden Jahren schlägt sich Orwell in
London und Paris durch. Er arbeitet als Tellerwäscher, Buchhandelsgehilfe,
Lehrer und Journalist. 1933 erscheint sein autobiografisches Buch über
diesen Lebensabschnitt, Erledigt in Paris und London (Down and Out in
Paris and London). 1936 heiratet Orwell Eileen O’Shaughnessy und reist als
Reporter nach Barcelona, um am Spanischen Bürgerkrieg teilzunehmen. Wie
viele andere Künstler auch kämpft er selbst an der Front gegen Francos
Faschisten. Nach dem Sommer im Krieg kehrt er verwundet und
desillusioniert nach England zurück. 1944 stellt Orwell den Roman Farm der
Tiere (Animal Farm) fertig. Eine Veröffentlichung wird aber bis zum Ende
des Krieges verhindert, weil die Kritik am Bundesgenossen Stalin zu jener
Zeit in Großbritannien nicht opportun ist. 1945 stirbt Eileen während einer
Operation. 1948 stellt der unabhängige Sozialist Orwell eine zweite Dystopie
mit erschreckend hoffnungslosem Ende fertig, mit der er weltweit berühmt
wird: 1984. In diesem Meisterwerk der politisch-philosophischen Science-
Fiction treibt Orwell sein pessimistisches Geschichtsbild auf die Spitze. Am
21. Januar 1950, nur drei Monate nach seiner Heirat mit Sonia Mary
Brownell, stirbt Orwell 46-jährig in London an Tuberkulose.

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