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White Paper

Green ICT.
Der Weg zum grünen Business.
Inhalt.

3 1. Einleitung.

4 2. Mehrwerte durch Green ICT.

7 3. Wie kann ein Unternehmen Green ICT umsetzen?


7 3.1 Green ICT am Büroarbeitsplatz.

8 3.2 Green ICT im Rechenzentrum.

12 3.3 Unterstützung der Kernprozesse durch Green ICT.

14 4. Der Weg zum Green ICT-Aktionsplan.

19 5. Fazit.

20 6. Umweltinitiativen.

21 7. Glossar.

22 8. Abbildungsverzeichnis.

23 9. Quellenverzeichnis.


1. Einleitung.

Weltweit spielt die IT im Wirtschafts- und Privatleben eine immer größere Rolle und ist somit auch in zunehmenden
Maße ein wesentlicher Energiekonsument und CO2-Emittent. Wer würde annehmen, dass ihr jährlicher CO2-
Ausstoß dem von knapp 320 Mio. Kleinwagen entspricht? Nach Berechnungen des Beratungsunternehmens A.T.
Kearney erzeugt sie weltweit CO2-Emissionen von etwa 600 Mio. t pro Jahr. Wenn diese Entwicklung ungebremst
weitergeht wird allein in Deutschland bis 2020 ein weiterer Anstieg um 60% prognostiziert. Mit Hilfe von Green IT
kann dieser Trend gestoppt werden. Allein durch eine konsequente Umsetzung von bereits bekannten Energie-
sparkonzepten kann die IT ihren eigenen CO2-Ausstoß in Summe annährend halbieren.

Unter Green IT verstehen Analysten, Hersteller und Anbieter sämtliche IT-Lösungen, die zu Energieeinsparungen
im Unternehmen führen. „Green IT“ umfasst daher Hardware, Software und auch Services: Im Hardwarebereich
bieten energieeffiziente Desktop PCs, Thin Client-Architekturen und Rechenzentrums-Hardware ebenso Potenziale­
wie Energieversorgungs- und Kühlsysteme. Insbesondere Virtualisierungssoftware und Lösungen für das dyna­
mische Kapazitätsmanagement sowie Rechenzentrumsplanung oder Storage Offshoring kommen im Software-
und Servicebereich hinzu. Aufgrund der zunehmenden Konvergenz von IT und TK gilt es weiter zu denken. So
müssen die positiven Ansätze von Green IT noch um Energiesparlösungen aus dem Telekommunikationsbereich
- z.B. Videokonferenzsystemen – erweitert werden: Aus Green IT wird Green ICT.

Bei Green ICT geht es grundsätzlich um die Frage, in welcher Weise


! Anwender und Anbieter von ICT den ökologischen Auswirkungen der
Nutzung von ICT Rechnung tragen.
Eingehende Betrachtungen zeigen, dass Green ICT weitere, nur selten diskutierte Aspekte entlang kompletter
Lebenszyklen umfasst: Eine ressourcenschonende Beschaffung, bewusstes Arbeitsplatzverhalten und Rechen-
zentrumsbetrieb mit nachhaltig erzeugter Energie bis hin zu umweltgerechter Entsorgung von Elektroaltgeräten
und möglichst weitgehendem Recycling fallen ebenfalls unter diesen Begriff.

Dieses White Paper soll Unternehmen eine Hilfestellung geben, das eigene Haus für Green ICT zu sensibilisieren,
die verursachten CO2-Emissionen zu reduzieren und sowohl ökologisch, als auch ökonomisch erfolgreicher zu
werden. Wir zeigen auf, welche Mehrwerte Green ICT bietet und beschreiben mögliche Ansatzpunkte in den zen-
tralen Einsatzbereichen Büroarbeitsplatz, Rechenzentrum und in den Kernprozessen. Abschließend stellen wir
ihnen einige erfolgreiche Green ICT – Projekte vor und geben Hinweise auf Initiativen, weiterführende Informationen
und Handlungsoptionen zum Thema Green ICT.

3
2. Mehrwerte durch Green ICT.

Eine Verbesserung der Umweltbilanz und Kosteneinsparungen stellen oft die alles überstrahlenden Mehrwerte von
Green ICT dar. Denn Unternehmen verbrauchen zunehmend Energie – und emittieren damit vermehrt Treibhaus-
gase. Mit dem Carbon Footprint, also der Summe dieser CO2-Emissionen, wird die Umweltbilanz eines Unternehmens
gemessen. Ihren Carbon Footprint zu verringern und somit ihre Umweltbilanz zu verbessern ist eine gesellschaftliche
Verantwortung, der Unternehmen zunehmend gerecht werden wollen und müssen. Die Energieversorgung stellt
im Unternehmen allerdings auch einen größer werdenden Kostenfaktor dar. Besonders hier bietet Green ICT etwa
durch effizientere Hardware und eine intelligente Nutzung der Strukturen erhebliche Einsparpotenziale.

Der Schluss liegt also nahe, dass Ausgangspunkt aller Überlegungen zum Thema „Green ICT“ eigentlich der
Aspekt der Kosten beziehungsweise die Möglichkeiten zur Kostensenkung ist. Eine umfassende Green ICT-Strategie
bietet jedoch zahlreiche weitere Vorteile - bei allen relevanten Anspruchsgruppen eines Unternehmens: Die
Mitarbeiterzufriedenheit steigt an, Kapitalmarkt und Gesellschaft bewerten das Unternehmen positiver und neue
Kundengruppen werden erschlossen.

! Green ICT bietet Mehrwerte bei allen relevanten Anspruchsgruppen.


Denn nicht nur Kosten, auch Einnahmen des Unternehmens werden positiv beeinflusst: Nach einer aktuellen Studie
des Marktforschers McKinsey wählen bereits 21% der Endkunden bewusst Produkte von nachhaltig und um-
weltbewusst agierenden Unternehmen – und nehmen dafür einen höheren Preis in Kauf. Weitere 13% sind eben-
falls dazu bereit, grünes Engagement zu „bezahlen“, haben diese Bereitschaft allerdings noch nicht in die Tat
umgesetzt. Ein erkennbar umweltbewusstes Handeln des Unternehmens stellt damit ein zusätzliches – vielleicht
entscheidendes – Kaufargument für Endkunden dar und erschließt so auch neue Kundengruppen.

Endkunden eingeteilt nach der Bereitschaft für ökosoziale Produkte zu zahlen

21% sind dazu bereit und haben schon gekauft


13%
21% 13% sind dazu bereit und haben noch nicht gekauft
13% sind sensibilisiert aber wegen mangelnder
Informationen nicht dazu bereit
27% 13% 13% sind sensibilisiert aber wegen Sorge vor
Qualitätseinbußen nicht dazu bereit
27% sind sensibilisiert aber aus anderen Gründen
13% nicht dazu bereit
13% 13% sind nicht sensibilisiert

Endkunden eingeteilt nach der Bereitschaft für ökosoziale Produkte zu zahlen, weltweit, 2007, in %.

Abb.1: McKinsey: Adressing consumer concerns about Climate Change, 2008.

4
Außerhalb des adressierbaren Kundenkreises wird die Erfüllung gesellschaftlicher Pflichten ebenfalls wahrge-
nommen. Ein ökologisch bewusstes unternehmerisches Handeln und damit auch ein nachhaltiger Umgang mit
der ICT wird verstärkt beobachtet und ist so ein wichtiger Baustein einer umfassenden Corporate Social Respon-
sibility-Strategie (CSR-Strategie). Diese ist ein wesentlicher Faktor für die Entwicklung des Markenwertes und des
Unternehmensbildes in der Öffentlichkeit. Dabei wirkt sich ein positives Verhältnis zu Non-Governmental Organisations
(NGOs) wie Greenpeace – gemeinsame Projekte oder beispielhafte Erwähnung durch die NGO - ebenso förderlich
auf das Image des Unternehmens aus wie Spitzenplatzierungen in Nachhaltigkeitsrankings, wie etwa im „Good
Company-Ranking“ des „manager magazin“.

Mehrwerte bei Anspruchsgruppen durch Green ICT

Umwelt/Gesellschaft Minimiert CO - Emissionen


²
Reduziert Ressourcenverbrauch
Erfüllt gesetzliche Regelungen (zukünftig)

Unternehmen Reduziert Energiekosten


Reduziert Betriebskosten des Rechenzentrums
Reduziert Anzahl der benötigten Hardware

Mitarbeiter Kapitalmarkt Kunden Öffentlichkeit


Steigert Mitarbeiter- Verbessert Rating Erhöht Kunden- Verbessert Image
zufriedenheit Beeinflusst Aktienkurs bindung Vervollständigt
Erhöht Loyalität positiv Erschließt neue CSR-Strategie
Erleichtert Recruiting Steigert Kundengruppen Erhöht Markenwert
Unternehmenswert Erhöht Kunden-
zufriedenheit

Abb.2: Mehrwerte bei Anspruchsgruppen durch Green ICT - T-Systems, 2008.

Oft wird auch der Effekt einer Green ICT-Strategie auf den Kapitalmarkt unterschätzt. Die Ausprägung der CSR-
Aktivitäten eines Unternehmens ist bei vielen Ratingagenturen von zunehmender Bedeutung. So kann sich der
Einsatz von Green ICT positiv auf Aktienkurs und Unternehmenswert auswirken.

Eine durchdachte Green ICT-Strategie wirkt allerdings nicht nur nach außen, sondern auch im Unternehmen selbst:
Verschiedene Studien zeigen, dass Mitarbeiter es bevorzugen, in einem umweltbewusst handelnden Unternehmen
zu arbeiten. Vertrauen in den Arbeitgeber, Loyalität und Arbeitszufriedenheit werden positiv beeinflusst. Auch im
Wettbewerb um potenzielle neue Mitarbeiter, im „War for Talents“, ist das gesellschaftliche Engagement eines Un-
ternehmens ein wichtiger Faktor.

5
Mit Green ICT können Sie jetzt positive Imageeffekte erzielen und
! gesetzlichen Regelungen zuvor kommen.
Als wichtigstes Motiv für den Einsatz von Green ICT-Technologien wurde bei einer Anwenderbefragung des Markt-
forschers Experton noch vor Kostensenkungen die „Einhaltung von gesetzlichen Vorgaben“ genannt – obwohl
derzeit keine konkreten rechtlichen Vorgaben für ICT-Technologien existieren. Auch die Analysten selbst zeigten sich
überrascht und bemerkten, dass es sich hier scheinbar um ein typisch deutsches Phänomen zu handeln scheint.
Denn tatsächlich sind in der EU bisher nur die Verwendung gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikaltgeräten
sowie deren Entsorgung gesetzlich geregelt. Im Zuge der zunehmenden Politisierung des Klimaschutzes ist aller-
dings davon auszugehen, dass auch für die Informations- und Kommunikationstechnologie konkrete gesetzliche
Vorgaben geschaffen werden. Nach Einschätzung des Marktforschers Gartner etwa werden Unternehmen bis
2012 in einem ersten Schritt dazu verpflichtet sein, das Ausmaß ihrer CO2-Emissionen offen zu legen.

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3. Wie kann ein Unternehmen Green ICT umsetzen?

Das folgende Kapitel stellt Ihnen nun vor, wie die eben beschriebenen Mehrwerte erreicht werden können. Be-
trachtet man einmal genauer, wo die ICT CO2 emittiert, können zwei Hauptfelder identifiziert werden: Der Büro-
arbeitsplatz und das Rechenzentrum. Ganze 40 % der ICT-bedingten CO2-Emissionen werden durch Arbeitsplatz-
computer und dazugehörige Monitore verursacht, weitere 23% durch Server und Kühlsysteme. Daher stellen wir zu-
nächst Ansätze vor, wie durch Green ICT die CO2-Emissionen am Büroarbeitsplatz (siehe Kapitel 3.1) und im Re-
chenzentrum (siehe Kapitel 3.2) verringert werden können.

Green ICT kann zudem – vor allem wenn es konsequent eingesetzt wird – weit mehr zum Umweltschutz beitragen
als nur durch die direkte Verringerung der eigenen Emissionen. Auch in ursprünglich ICT-fremden Kernprozessen­
von Unternehmen, kann Green ICT Abläufe optimieren und den CO2-Ausstoß in der gesamten Prozesskette dras-
tisch senken (siehe Kapitel 3.3). Erst hier wird ihr wahres Potenzial sichtbar: Denn nach Angaben der Marktforscher
von Gartner werden zwar aktuell „nur“ etwa 2 % der weltweiten CO2-Emissionen von der ICT verursacht – wobei
auch das ein beunruhigend großer Anteil ist. Doch auch die übrigen 98% aller CO2-Emissionen, die nicht von der
ICT verursacht werden, können mit der Hilfe von Green ICT erheblich reduziert werden.

3.1 Green ICT am Büroarbeitsplatz.


3.1.1 Energieeffizienter Einsatz der Endgeräte und der Einsatz energieeffizienter Endgeräte.
Jeder einzelne Büroarbeitsplatz bietet (für sich gesehen) die Chance, Energie zu sparen. Dies ermöglichen sowohl
ein energieeffizienter Umgang mit den Endgeräten als auch der Einsatz von energieeffizienten Endgeräten.

Ein Kopierer, der über Nacht in Betrieb ist, braucht die gleiche Energie
! wie die Erstellung von 1500 Kopien. [Experton 2007]
Bereits ohne jeden Ressourceneinsatz lassen sich durch Verhaltensänderungen der Mitarbeiter Einsparungen
realisieren. Die Nutzung von Sleep Modes und Power Management Software bei Endgeräten oder das beidseitige
Bedrucken von Papier und die generelle Vermeidung von Hard Copies können durch einfache Unternehmens-
richtlinien vorgegeben und so die Mitarbeiter für Green ICT sensibilisiert werden.

Die neueste Generation energiesparender Desktops kann mit ihrer optimierten Energieversorgung, Speicher-
technologie und Prozessoren nach der Einschätzung von Experton mehr als 60 % der Energiekosten einsparen,
darüber hinaus hat man mit dem Einsatz moderner LCD-Monitore sowie Thin Client Architekturen zahlreiche
weitere Möglichkeiten.

Immer über leistungsfähige und energieeffiziente – und damit kostensparende – Endgeräte zu verfügen, stellt
für Unternehmen eine große Herausforderung dar. Das Outsourcing der gesamten ICT-Landschaft im Büro bietet
hier im Sinne von Green ICT die Möglichkeit, die Anzahl der Arbeitsplatzrechner und Drucker zu minimieren und
ihre Effizienz zu jedem Zeitpunkt zu maximieren.

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Exkurs: Thin Clients.

Ökologischer Vergleich: Desktop PC vs. Thin Client

1.500 2500

1.200 2000
CO² eq-Emisionen über 5 Jahre

900 1500

Kosten in €
600 1000

300 500

0 0
Desktop PC Thin Client Desktop PC Thin Client

Entsorgung
Betrieb
Beschaffung

Abb.3: Fraunhofer Umsicht, Ökologischer Vergleich der Klimarelevanz von PC und Thin Client Arbeitsplatzgeräten, 2008.

Die Fraunhofer Gesellschaft hat in einer Studie ermittelt, dass Thin Clients verglichen mit herkömmlichen Desktops
wesentlich energiesparender arbeiten und dadurch sowohl CO2-Emissionen als auch Anschaffungs- und Betriebs­
kosten reduzieren. Wird ein Desktop PC durch einen Thin Client inklusive Terminal ersetzt, sinken die CO2-Emissio­
nen des Arbeitsplatzsystems um über 54%; bezogen auf ein Gesamtsystem (jeweils inklusive LCD-Monitor) betragen
die Einsparungen 44%. Thin Clients haben ein wesentlich geringeres Gewicht, ein geringeres Volumen und setzen
sich aus weniger Komponenten zusammen, was vor allem beim Transport, bei der Entsorgung sowie beim Material­
verbrauch wirksam wird.

Ein Rechenbeispiel: Ein Unternehmen mit 300 Arbeitsplätzen, das 75 % seiner Arbeitsplätze mit Thin Clients aus-
stattet, kann dadurch innerhalb einer fünfjährigen Nutzungszeit ca. 148t CO2 einsparen. Zum Vergleich: Ein Auto
vom Typ eines VW Golf würde erst bei einer Distanz von mehr als 1.093.000 km (das entspricht einer 27fachen
Erdumrundung) entsprechende Emissionen verursachen.

3.1.2 Communication und Collaboration.


Schon der Weg zum Büroarbeitsplatz stellt eine erhebliche Umweltbelastung dar: Millionen Pendler verbringen
täglich Stunden auf deutschen Straßen und verursachen dabei Abgase in erheblichen Ausmaß. Hinzu kommt der
regelmäßige Weg zum Geschäftstermin – ob für eine Stunde zum Lieferantengespräch oder für eine Woche zur
internen Strategiebesprechung. Die Anreise verursacht nicht zu vernachlässigende Emissionen und kostet zudem
auch noch richtig Geld: 2007 haben deutsche Unternehmen fast 50 Mrd. Euro für Geschäftsreisen ausgegeben –
mit steigender Tendenz (siehe Abbildung 4).

8
Dauer und Kosten von Geschäftsreisen in Deutschland

Gesamt: Gesamt:
Gesamt: 48,7
50 Gesamt: 47,4 100 % 7%
46,2
44,0 12%
8,7 9,6
8,2
40 80 %
12,4
35%
30 60 %

38,7 39,1 40 %
20 38,0
31,6
46%
10 20 %
Mrd. €

0 0%
2004 2005 2006 2007 2007 Ø[2,3]

Betriebe mit: über 500 Mitarbeitern bis zu 1 Tag Ø Durchschnittliche


10-500 Mitarbeitern 2-3 Tage Dauer der Geschäfts-
4-5 Tage reisen in Tage
6 und mehr Tage

Abb.4: VDR, Geschäftsreiseanalyse, 2008.

Fast die Hälfte der Geschäftsreisen dauert dabei weniger als einen Tag – besonders diese kurzen Geschäftsreisen
sind häufig nahezu gleichwertig durch Kommunikations- bzw. Collaboration- Lösungen zu ersetzen. Und diese
Möglichkeit bietet sich nicht nur großen Konzernen: Auch für kleine und mittlere Unternehmen, auf die etwa 80 %
der Ausgaben für Geschäftsreisen entfallen, existieren mittlerweile qualitativ hochwertige Systeme.

Im Bereich der Bürokommunikation hat es schon eine gewisse Tradition, dass ICT- Anwendungen herkömmliche
Kommunikationsmittel ersetzen. In weiten Teilen konnte der Brief (und damit Briefpapier, Transport und Logistik)
durch den Einsatz von E-Mail und SMS abgelöst werden. Nun bietet eine neue Generation von Communication
und Collaboration Tools die Möglichkeit, auch standortunabhängig ohne Qualitätsverlust zusammen zu arbeiten.
Videokonferenzsysteme ermöglichen dabei eine realistische Face-to-Face-Kommunikation und Collaboration Tools
den gleichzeitigen, gemeinsamen Zugriff auf zu bearbeitende Dokumente und Präsentationen. So werden virtuelle
Meetings möglich, die dem „realen“ Meeting in nichts nach stehen. Diese Tools können viele Geschäftsreisen gleich­
wertig ersetzen und unterstützen Arbeitsformen wie Flexiwork, das Arbeiten aus dem Home Office: Wenn Mitarbeiter
von zu Hause arbeiten, wird neben Zeit und Büroflächen vor allem der Arbeitsweg eingespart.

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Die interaktivste Form der virtuellen Kommunikation sind Videokonferenzen. Zwar werden diese bereits seit Jahren
vereinzelt eingesetzt, doch erst technische Innovationen der jüngeren Vergangenheit haben zu einer flächen-
deckenden Akzeptanz bei den Nutzern geführt. Verschiedene Ausprägungen dieses Mediums ermöglichen dabei
die standortunabhängige Zusammenarbeit in nahezu allen Situationen. Nach Forrester sind es im Wesentlichen
vier verschiedene Videokonferenztypen, die sich herausgebildet haben:

PC-basierte Lösung: Kleine Videofenster mit bequemem Zugang zu Collaboration Tools und Arbeitspro-
dukten am Arbeitsplatz-PC verbessern die Effektivität der Zusammenarbeit zwischen zwei Personen.
Raum-basierte Lösung: Größere Bildschirme, bspw. 42-Zoll Plasmabildschirme, die permanent in Sitzungs-
räumen installiert sind, geben Geschäftsbesprechungen ein natürliches Ambiente. Sie werden oft zusammen
mit Collaboration Screen Technologien angewandt.
Auditorium-basierte Lösung: Sehr große Bildschirme, bspw. 120-Zoll Projektionswände, erlauben ganzen
Organisationseinheiten, Videokonferenzen mitzuverfolgen. Sie werden oft für die innerbetriebliche Kommu-
nikation angewandt.
Telepresence-Lösung: Bildschirme in HD-Qualität, ein spezielles Raumdesign und die Anzeige in Lebens-
größe ermöglichen fast reale Meetings.

3.2 Green ICT im Rechenzentrum.


Hätten Sie gedacht, dass es weltweit drei Millionen Rechenzentren gibt? Alleine die Rechenzentren in Deutsch-
land verbrauchen jährlich fast 9 Terawattstunden (TWh) Strom. Bis 2010 wird dieser Wert um weitere 50 % an-
steigen, wenn sich die derzeitigen Effizienztrends fortsetzen, aber von Seiten der Politik, der ICT-Hersteller und
vor allem der Betreiber von Rechenzentren keine zusätzlichen Effizienzmaßnahmen ergriffen werden.

In all diesen Rechenzentren kann man durch Green ICT große Einspareffekte erzielen. Geht man davon aus, dass
die besten heute verfügbaren Energieeffizienz-Technologien und Lösungen (State-of-the-Art) auf breiter Front an­
gewendet werden, so kann der Stromverbrauch durch Server und Rechenzentrumsinfrastruktur bis 2010 auf
4,48 TWh sinken. Im Falle dieses „State-of-the-Art“-Szenarios würde der Stromverbrauch der deutschen Rechen­
zentren innerhalb von nur vier Jahren also halbiert.

Stromverbrauch von Rechenzentren in Deutschland

14
12,88 TWh
12

10
8,67 TWh
8

4
3,98 TWh 4,48 TWh
2

0
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Szenario „State-of-the-Art“
Szenatio „Aktuelle Effizienz-Trends“
Bisherige Entwicklung

Abb.5: Borderstep, Zukunftsmarkt energieeffiziente Rechenzentren, 2007.

10
Die Experton Group geht ebenfalls von Energiesparpotenzialen im Rechenzentrum von mindestens 50 % aus.
Dabei werden 20% bis 30% durch energieeffizientere Hardware (Server, Speicher, Netzwerkausrüstung, Kompo-
nenten zur unterbrechungsfreien Stromversorgung) und optimierte Kühlung gewonnen und mindestens ebenso
viel aus der Nutzung der Abwärme. Experton hat erhoben, in welchen Bereichen des Rechenzentrumsbetriebs
wie viel Energie gespart werden kann:

Verbesserte Netzteile 25 %
Stromsparende CPUs 5-10 %
Effizientere Lüfter 10-15%
Gleichstrom durch Rack-basierte Systeme 10-15%
Optimierte Kühlungsströme 5-10 %

Ein weiterer entscheidender Faktor beim Rechenzentrumsbetrieb ist die Auslastung. Nach Experton beträgt die
durchschnittliche Server-Auslastung in gut gemanagten Umgebungen bei Unix-Servern 35 % - 45 %, bei Intel-
Servern sogar nur 15 % - 30 %. Auch die durchschnittliche Storage-Auslastung liegt bei lediglich 25 % - 40 %.
Die Konsolidierung von Servern, Storage und ganzen Rechenzentren verbessert diese Auslastungsrate deutlich
und spart somit erheblich Energie. Historisch gewachsene dezentrale Rechenzentrums-Landschaften können auf
einige wenige Rechenzentren konsolidiert werden. Dabei spielt Outsourcing eine große Rolle. Mit der Hilfe eines
professionellen IT-Service Providers ist etwa eine Konsolidierung auf große, effiziente Rechenzentren realisierbar, in
denen der Provider mehrere seiner Kunden versorgt.

Die optimale Auslastung von Rechenzentren erreicht man wie erwähnt durch Virtualisierung und Dynamic Services-
Lösungen. Dabei werden logische Systeme von der physischen Implementierung abstrahiert. Ressourcen werden
so nicht dediziert, sondern gemeinsam genutzt und damit besser ausgenutzt. Die intelligente Zuordnung und
Verwaltung der Ressourcen ist daher eine wichtige Funktionalität innerhalb der Virtualisierung und garantiert
eine maximale Flexibilität in der Bereitstellung von Ressourcen. Unzählige Server, die vorher nur bedingt ausge-
lastet waren, werden damit überflüssig – und durch eine Stilllegung maximale Einsparungen realisiert.

Virtualisierung senkt die Gesamtkosten durch eine höhere Auslastung der Ressourcen also vor allem durch folgende
zentrale Ansätze:

Effizientes Infrastruktur-Management
Migration, Backups und Datenwiederherstellung wird einfacher
Server-Betriebssicherheit: mehrere Betriebssysteme laufen nebeneinander und sind gut voneinander isoliert

Darüber hinaus werden Kapazitätserweiterungen einfacher, da virtuelle Server- und Storage-Netzwerke zentral
administriert werden können.

Die Wirtschaftlichkeit wird insgesamt verbessert da jeder Server und jedes Storage-System, das nicht benötigt wird:

keine Energie verbraucht
nicht gekühlt werden muss
keine Netzwerkverbindung braucht und
nicht administriert werden muss.

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3.3 Unterstützung der Kernprozesse durch Green ICT.
Verstärkt werden ICT-Anwendungen auch zur Unterstützung eigentlich ICT-fremder Geschäftsprozesse herange-
zogen. Besonders der intelligent kombinierte, gesamtheitliche Einsatz von IT und TC, von „Real ICT“, bietet
gezielte prozessspezifische Lösungen. Diese Lösungen vereinfachen den Ablauf von Kernprozessen und bieten­
durch eine Optimierung von Einsatz und Kombination aller Ressourcen erhebliches Einsparpotenzial – nicht nur,
aber auch von CO2-Emissionen. Zusätzlich ist es durch den Einsatz von ICT möglich, entlang der Wertschöpfungs­
kette überall Energieverbrauch sowie CO2-Emissionen detailliert zu messen und Prozesse und Strukturen dem-
entsprechend zu optimieren. Hier sind exemplarisch Ansätze in der Zulieferung, besonders in lieferintensiven
Branchen ein entscheidender Prozess, und der Entwicklung und Produktion von Automobilen vorgestellt. Doch
auch untergeordnete, unterstützende Prozesse wie die Ressourcenausnutzung im Büro kann die ICT entschei-
dend beeinflussen.

Nach Angaben der Europäischen Kommission werden 50 % des


! Kraftstoffverbrauchs durch Verkehrsstörungen und ungünstige
Routenplanung verursacht!
Eine Verringerung des Verkehrsaufkommens ist in lieferintensiven Branchen der Hauptansatzpunkt. Nach An-
gaben der Europäischen Kommission werden 50 % des Kraftstoffverbrauchs durch Verkehrsstörungen und un-
günstige Routenplanung verursacht. Intelligente Transportsysteme für die Straßenbeförderung vereinen eine Viel-
zahl von verschiedenen Einzelanwendungen und können bei gleich bleibender Transportleistung 30 % des Kraft-
stoffverbrauches einsparen – und damit auch einen erheblichen Prozentsatz an CO2-Emissionen.

Aktuelle und detaillierte Verkehrsinformationen, erhoben durch ein enges Netz an IT-Endgeräten, übertragen
durch Telekommunikationstechnologien, bilden die Grundlage dieser Systeme. Auf dieser Basis errechnen und
aktualisieren für Fahrzeug und Beladung optimierte Routenplaner und Navigationssysteme durchgehend die
bestmögliche Route. Zurückzulegende Strecken und somit Zeit, Kraftstoffkosten und in hohem Maße CO2-Emissio­
nen werden dadurch minimiert. Weitere Applikationen wie etwa die Satelliten- und RFID-gestützte genaue Posi­tions­
bestimmung unterstützen die optimale Auslastung der gesamten Fahrzeugflotte.

Diese Technologien lassen sich auch auf weltweite Wasser- und Lufttransportwege übertragen – optimiert man
beispielsweise den Luftfrachtverkehr, können hier ebenfalls mehr als 10 % des Treibstoffes eingespart werden.

Produzierende Branchen wie etwa die Automobilbranche arbeiten besonders ressourcenintensiv – hier sind daher
in den Kernprozessen Entwicklung und Produktion auch besonders große Einsparpotenziale durch den intelli-
genten Einsatz von ICT zu finden. Immer genauer und realitätsnäher funktionierende computergestützte Simu-
lations- und Designanwendungen (CAD, Computer Aided Design) machen physikalische Prototypen in der Ent-
wicklungsphase mehr und mehr überflüssig – oder zumindest auf ein Minimum reduzierbar. Auch kann hier ver-
stärkt ein Augenmerk auf softwaregestützte Energiesparfunktionen für den Nutzer selbst gelegt werden. So ge-
nannte Auto-Start-Stop-Funktionen in Fahrzeugen etwa schalten den Motor beim Auskuppeln kurzzeitig aus und
erst beim Anfahren wieder an.

In der Produktionsphase können dann entlang der gesamten Wertschöpfungskette weitere CO2-Emissionen ein-
gespart werden. Aufbau des Netzwerkes, Zuliefertransporte und Auslastung der Kapazitäten werden mit Hilfe der
ICT deutlich klimaeffizienter gesteuert.

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Viele branchenübergreifende vorhandene Hilfsprozesse können durch die ICT ebenfalls positiv beeinflusst wer-
den. Als besonders wirksame Ansätze erweisen sich dabei Energiemanagement und Dematerialisierung. Energie-
sparaspekte werden bestenfalls bereits bei der Konstruktion neuer Büro- und Produktionsgebäude mit in die
Planung einbezogen, so dass „Smart Buildings“ entstehen, die nur ein Minimum an Energie verbrauchen. Doch
auch in schon bestehenden Gebäuden können ohne großen Aufwand innovative Energiemanagementsysteme
den Energieverbrauch an den tatsächlichen Bedarf von Licht-, Heiz- und Kühlanlagen anpassen.

Durch Dematerialisierungsmaßnahmen wie eine konsequente Umstellung des Schriftverkehrs auf E-Mails, der
Abrechnungsprozesse auf eBilling und der Archivierungssysteme in elektronische Formate können in nahezu
jedem Unternehmen Tonnen von Papier eingespart werden. Besonders bei überregional agierenden, mit zentralen­
Archiven arbeitenden Unternehmen kommt eine drastische Verkürzung der Bearbeitungszeiten hinzu, da der Trans­
portweg (wie auch das dazugehörige Verkehrsaufkommen!) nicht mehr notwendig ist.

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4. Der Weg zum Green ICT-Aktionsplan.

Das Thema Green ICT ist in Fachkreisen seit Monaten dauerhaft präsent – den Artikeln in Fachpublikationen, der
CeBIT und der intensiven Bewerbung durch Anbieter konnte kaum ein ICT-Entscheider entkommen. Vermehrt
werden Green ICT-Technologien nun auch praktisch eingesetzt: Nach Umfragen der Marktforscher von Forrester
etwa ist der Anteil der Unternehmen, die Umweltschutzaspekte in der Entwicklung und Auswahl ihrer IT-Land-
schaft berücksichtigen, zwischen April und Oktober 2007 von 25 % auf 38 % angestiegen – die Unternehmen
handeln.

Doch leider handeln sie allzu oft ohne Konzept: Die gleiche Erhebung hat ergeben, dass nur 15 % der Unterneh-
men einen umfassenden Green ICT-Aktionsplan verfolgen und weitere ca. 25% an einem solchen Konzept­arbei­ten.
Demnach setzen über 60 % der befragten Unternehmen Green ICT-Technologien ohne jedes Konzept um (siehe
Abbildung 6), wovon immerhin knapp 2/3 (39% der befragten Unternehmen) es wenigstens in Erwägung ziehen,
einen Green ICT-Aktionsplan zu erstellen. Ein richtiger Schritt: Ohne einen solchen Plan laufen zwar viele einzelne
Green ICT-Projekte ab, es fehlt aber die umfassende, steuernde Klammer. Ein Aktions­plan gibt die Richtung und
das Ziel der Green ICT-Aktivitäten vor. So können diese ganzheitlich gesteuert und aufeinander abgestimmt ab­
laufen, alle einzelnen Aktionen können auf eine Zielvorgabe ausgerichtet und in eine sinnvolle zeitliche Reihen-
folge gebracht werden. Alle Anspruchsgruppen, ob Management, Mitarbeiter oder Kunden, können sich an einem
durchdachten Aktionsplan orientieren. Er unterstützt die realistische Einschätzung aller Einsparpotenziale – der
ökologischen wie der ökonomischen.

Der Weg zum Green ICT-Aktionsplan

15%

22%

25%

39%

Existiert in Ihrem Unternehmen ein umfassender Green IT-Plan? n=130


Ja, wird eingesetzt
Ja, wird erstellt
Nein, wird aber in Betracht gezogen
Nein, nicht geplant

Abb.6: Forrester, Green Progress in Enterprise IT, 2007.

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T-Systems zufolge liegen der Einführung von Green ICT-Technologien die verschiedensten Motivationen zu Grunde –
vom Bekenntnis zum Umweltschutz über die Senkung der Energiekosten bis hin zur Verbesserung des Images.
Diese häufig stark differierenden Ziele und Erwartungen müssen in einem ersten Schritt gebündelt und bewertet
werden, um eine von allen akzeptierte und verstandene Ausgangslage zu schaffen.

Ein Aktionsplan kann folgendermaßen aussehen:

1. Erwartungen sammeln
2. Status festlegen
3. Aktionsplan kommunizieren
4. Low-Hanging Fruits ernten
5. Messungen implementieren
6. Auswahlprozess überarbeiten
7. Nutzung optimieren
8. Mitarbeiter sensibilisieren
9. ICT-Infrastruktur umgestalten
10. Kernprozesse unterstützen

Nach dem Sammeln von Erwartungen sollte eine umfassende Bestandsaufnahme folgen: Welche Green ICT-
Aktivitäten wurden bereits initiiert? Wie führt man diese zusammen? Wie fügt man das Green ICT-Konzept in
die übergeordnete CSR-Strategie ein? Welche Prozesse liegen der Auswahl von Hardware und Zulieferern zu
Grunde? Und ein ebenfalls wesentlicher, im Vorfeld zu berücksichtigender Punkt: Welche Hindernisse gilt es zu
überwinden, welche Grenzen einzuhalten?

Unterstützend zur Kommunikation des Aktionsplanes gilt es, so genannte „Low-Hanging Fruits“ zu identifizie-
ren und zu nutzen. Einige wenige, einfach durchzuführende, gezielt in Szene gesetzte Aktionen lenken die Auf-
merksamkeit sowohl der Mitarbeiter als auch der Öffentlichkeit auf die Green ICT-Bemühungen des Unterneh-
mens. So werden schon vor dem eigentlichen Beginn des Projektes durch erkennbare Erfolge Interesse, Akzep-
tanz und Bereitschaft zur Mitarbeit erzeugt. Dieser Effekt ist schon durch die Entsorgung nicht genutzter Hard-
ware, die Einführung eines unternehmensweiten Power-Management-Systems oder dem Beitritt zu einer Um-
weltschutzorganisation zu erreichen.

Erst danach tritt der eigentliche Aktionsplan umfassend in Kraft. Dieser sollte laut Forrester vor allem folgende Maß­­
nahmen beinhalten: Überarbeitung der Messmethoden und Auswahlprozesse, Optimierung der Nutzung der be­
stehenden ICT-Landschaft, Um- und Neugestaltung der Infrastruktur und Einsatz von ICT in den Kernprozessen.

Die Einführung umfassender Messungen ist elementar notwendig: Um den Erfolg einer Green ICT-Strategie
sichtbar zu machen, muss zum Beispiel der Energieverbrauch des Rechenzentrums detailliert darstellbar sein.
Auch wissen derzeit ICT-Verantwortliche meist nicht, welchen Stromverbrauch sie verursachen – hier müssen
ICT und Gebäudemanagement näher zusammengeführt werden, die Messergebnisse müssen auf allen Ebenen
verfügbar sein, die Energiekosten des Rechenzentrums müssen dem CIO bekannt sein. Die bestehenden Pro-
zesse etwa bei der Auswahl von Hardware und Lieferanten sollten um nun messbare, den Umweltschutz berück-
sichtigende Kriterien erweitert werden.

15
Exkurs: „Green Dynamics“ Modell.
Um diese Transparenz für CIOs schaffen zu können, entwickelte T-Systems in Zusammenarbeit mit Dr. Christian
Hölzl (Communications & Simulation Engineering, Fachhochschule St. Pölten) das „Green Dynamics“ Modell,
welches die unterschiedlichen Einflussfaktoren auf den Energieverbrauch in Rechenzentren analysiert und aufzeigt.

Mittels des „Green Dynamics“ Modells lassen sich Effizienzsteige-


! rungen und somit eine Reduktion des Energiebedarfs durch unter-
schiedliche technologische Maßnahmen aufzeigen und messen.

Dazu zählen unter anderem Virtualisierungsgrade, Pooling-Effekte, Verbesserung des PUE-Wertes . Physische
Ressourcen umfassen Rechenleistung, CPU, Storage oder andere Betrachtungsgegenstände.

Entwicklung Entwicklung
Wachstumsrate Wirkungsgrad Energiebedarf
Leistungsbedarf physische Ressourcen physischer Ressourcen

IT-Leistungsbedarf Wirkungsgrad Energiebedarf DC Infrastructure


pro Kunde physische Ressourcen physische Ressourcen
Efficiency Energietarif

Kosten pro
Benötigte Kunde
Physische
logische kWh pro
Ressourcen Kunde
Anzahl der Ressourcen Energiebedarf
Kunden gesamt CO2-Emission
Auslastungsgrad
Pooling-
physischer Virtualisierungsgrad
Effizienz
Ressourcen Konsolidierungs-
intensität

Abb.7: Green Dynamics Modell – Simulation von Wirkungszusammenhängen

Das Modell verzichtet zu Gunsten von Verständlichkeit und Transparenz auf eine allzu umfassende Komplexität
und ermöglicht eine schnelle, fundierte Bewertung der Ist- und Sollzustände. Somit erleichtert es die unter-
nehmerische Entscheidungsfindung ohne wichtige Aspekte außer Acht zu lassen und zeigt mögliche CO2-Ein-
sparpotenziale auf.

Die Aussagekraft des Modells kann anhand von CPU-Ressourcen exemplarisch aufgezeigt werden.

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Szenario 1: Szenario 2:
Eigenbetrieb in typischer Betrieb im optimierten
Infrastrukturumgebung Rechenzentrum bei einem
Service Provider

Simulation auf 1 Jahr

kWh pro Kunde 262.800 48.159


Kosten in EUR pro Kunde2 18.396 3.371
Kosten 100 % 18 %
CO2-Ausstoß in Tonnen 45,99 8,73
CO2-Ausstoß 100 % 18 %
Entspricht PKW km3 287.438 52.673
Ersparnis PKW km - 234.764

Simulation auf 5 Jahre

kWh pro Kunde 728.820 110.231


Kosten in EUR pro Kunde4 51.017 7.716
Kosten 100 % 15 %
CO2-Ausstoß in Tonnen 127,54 19,29
CO2-Ausstoß 100 % 15 %
Entspricht PKW km5 797.147 120.565
Ersparnis PKW km - 676.582
2 Annahme: Marktpreis 0,07 EUR pro kWh
3 Annahme: 160 g CO
2-Ausstoß pro km
4 Annahme: Marktpreis 0,07 EUR pro kWh
5 Annahme: 160 g CO
2-Ausstoß pro km

Abb.8: Simulation von Eigenbetrieb vs. Betrieb im optimierten Rechenzentrum eines Service Providers (für 1 und 5 Jahre).

Die errechneten Simulationsergebnisse bestätigen das dynamische Verhalten der ICT-Infrastruktur und den Ein-
fluss auf den Energieverbrauch.

Die Ergebnisse im Überblick (5-Jahres-Simulation)

Energiereduktion um 618.589 kWh


Kostenreduktion um 43.301 EUR
CO2-Reduktion um 108,25 t (dies entspricht mehr als 676.000 gefahrenen PKW-km)

Diese Einsparungen ergeben sich durch eine Reduktion der Hardware (bis zu 4/5 ermöglicht durch Virtualisierung),
eine Reduktion der Mainframes (bis zu 50% durch Pooling und Erhöhung der Serverauslastung von 15% auf
70%) sowie einen optimierten Infrastrukturbetrieb (ein PUE-Wert von 1,5 ist möglich, typische Rechenzentren
haben hier einen Wert von 2,5).

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140 800.000
120 700.000

Stromverbrauch [kWh]
Typischer 600.000 Typischer
100
CO2- Emission [t]

Eigenbetrieb Eigenbetrieb
500.000
80
Optimierter Betrieb 400.000 Optimierter Betrieb
60
im Rechenzentrum 300.000 im Rechenzentrum
40 des Service Providers 200.000 des Service Providers
20 100.000

0 1 2 3 4 5 0 1 2 3 4 5
Zeit [Jahre] Zeit [Jahre]

Abb.9: CO2-Emissionen und Stromverbrauch im Vergleich: Eigenbetrieb vs. optimierter Betrieb im Rechenzentrum des Service Providers

Anhand des „Green Dynamics“ Modells werden Transparenz und Bewusstsein für Green IT sowohl intern als
auch extern gestärkt und gleichzeitig der Beitrag der ICT Industrie zu einer globalen CO2-Reduktion aufgezeigt.

Auch ohne Millionen in neue Strukturen zu investieren bietet die bestehende ICT-Landschaft wie in Kapitel 3 be-
schrieben zahlreiche Optimierungspotenziale - von der korrekten Entsorgung der Hardware bis zur verbesserten
Kühlung des Rechenzentrums.

Eine umfassende Schulung der Mitarbeiter muss direkt angeschlossen werden: Ihnen muss bewusst werden,
wo sie selbst durch einfache Handgriffe die Umweltbelastung verringern können – und sie selbst müssen diese
Handgriffe verinnerlichen. Nur wenn die Belegschaft die Umweltschutzziele des Unternehmens kennt und mit
trägt, wird sie entsprechenden Richtlinien folgen und diese aktiv weiterentwickeln.

Der Um- oder Neugestaltung der Infrastruktur sind größere, langfristige Projekte zuzuordnen. Im Gegensatz zu
den „Low-Hanging Fruits“ können diese Projekte nicht ad hoc durchgeführt werden, sondern erfordern eine de-
taillierte Planung. Beispielhafte Umgestaltungen sind die Einführung einer Thin Client-Landschaft, der umfassen-
de Austausch von Hardware im Rechenzentrum – oder aber die konsequente Auslagerung aller Rechenzentren.

Der Einsatz von ICT in den Kernprozessen des Unternehmens wie in Kapitel 3.3 beschrieben, sollte ebenfalls fes-
ter Bestandteil des Aktionsplanes sein. Auf der Basis einer „grünen“ ICT-Landschaft entfaltet die ICT in den Kern-
prozessen ihr volles Potenzial und trägt dazu bei, jeden Unternehmensbereich grün einzufärben. Die Vermeidung
unnötigen Papierverbrauchs, die Reduzierung des Verkehrsaufkommens und die Optimierung industrieller Work-
flows bieten größere CO2-Einsparpotenziale. Jedes Unternehmen sollte also in diesem Schritt prüfen, wie sich die
eigenen Kernprozesse durch den Einsatz von ICT vereinfachen und verschlanken lassen. Gleichzeitig wird der
gesamte CO2-Ausstoß des Unternehmens durch den intelligenten Einsatz von ICT verringert.

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5. Fazit.

Die Themen Klimawandel und Umweltschutz werden schon seit Jahrzehnten diskutiert. Jetzt sind sie auch in der
Realität der Unternehmen angekommen, jetzt übernehmen auch Unternehmen die Verantwortung für die von
ihnen verursachten CO2-Emissionen, jetzt handeln auch Unternehmen.

Die ICT spielt dabei in mehrfacher Hinsicht eine wesentliche Rolle. Sie verursacht etwa 2 % der weltweiten CO2-
Emissionen, diese müssen – und können! – reduziert werden. Darüber hinaus kann die ICT auch in allen übrigen
Geschäftsprozessen intelligent eingesetzt zur Reduzierung der Umweltbelastung beitragen.

Unternehmen, die Green ICT einsetzen, leisten so einen wertvollen Beitrag zum Umweltschutz. Und auch darüber
hinaus profitieren sie in vielfacher Hinsicht. Viele der vorgestellten Ansätze sind mit Kostensenkungen verbunden,
besonders natürlich die Reduzierung des Energieverbrauches. Das Unternehmensimage und sowohl die Kunden-
als auch die Mitarbeiterzufriedenheit werden spürbar verbessert. Setzt sich die Politisierung der Klimadebatte
fort, werden in naher Zukunft auch verschiedene gesetzliche ICT-Regelungen hinzukommen – Unternehmen
sind also gut beraten, schon jetzt zu handeln.

Und einige Ansätze sind bereits in der Praxis angekommen: Nach Angaben des VDR (Verband deutsches Reise-
management) etwa setzen bereits 65 % der deutschen Unternehmen Telefon- und Videokonferenzsysteme zur
Reisevermeidung ein, die Virtualisierung von Servern wird nach Erkenntnissen der Experton Group in fast 60 %
der deutschen Unternehmen vorgenommen.

Jedes Unternehmen hat unterschiedliche Startvoraussetzungen. Diese sollten zuerst analysiert werden. Mögliche
Ansatzpunkte in den Kernprozessen sowie den Bereichen Rechenzentrum und Büroarbeitsplatz haben wir ja
bereits kennen gelernt. Schnelle Erfolge lassen sich dabei vor allem durch so genannte „Low-Hanging Fruits“ re-
alisieren - beispielsweise mittels energieeffizienten Umgangs mit Endgeräten oder durch beidseitiges Bedrucken
von Papier. Größere Potenziale können einfacher gemeinsam mit einem ICT Service Provider gehoben werden.

So können zum Beispiel sein Know-how in der Videotelefonie, in der elektronischen Archivierung oder wie bei
Dynamic Services seine professionellen Rechenzentrumsstrukturen deutliche Mehrwerte für jedes Unternehmen
schaffen. Aber Vorsicht! Besonders Eingriffe in die Kernprozesse müssen sorgfältig geplant werden – dafür
versprechen aber gerade diese Maßnahmen hervorragende und vor allem nachhaltige Ergebnisse. Entscheidend
bleibt bei allen Ansätzen, dass Unternehmen erstens strukturiert vorgehen und zweitens all ihre Green ICT-Bemü-
hungen aufeinander abstimmen, ja bestenfalls sogar bündeln.

19
6. Umweltinitiativen.

Verschiedenste Organisationen haben Umweltinitiativen im Bereich Green ICT gestartet. Eine Auswahl der sicht-
barsten Initiativen ist nachfolgend aufgelistet:

BITKOM Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. BITKOM


Leitfaden „Energieeffizienz von Rechenzentren“.
www.bitkom.de

THE GREEN GRID Allianz von vornehmlich US-amerikanischen IT-Unternehmen und Softwareherstellern,
die sich zum Ziel gesetzt haben, die Energieeffizienz von Servern und Rechenzentren zu
erhöhen „The Green Grid Metrics“.
www.thegreengrid.org

ETNO 1996 veröffentlichte die European Telecommunications Network Operators Association


(ETNO) ihre Charta „Umwelt und Nachhaltigkeit“ mit dem Ziel den Kontinuierlichen
Verbesserungsprozess zu fördern und Best Practices bezüglich umweltfreundlichen Han-
delns und andere Nachhaltigkeitskriterien gemeinsam zu nutzen.
www.etno.be

UNITED NATIONS Global Compact ist ein weltweiter Pakt, der zwischen Unternehmen und den Vereinten
GLOBAL COMPACT Nationen geschlossen wird, um die Globalisierung sozialer und ökonomischer zu gestal-
ten. Teilnehmende Unternehmen erklären ihren Willen, sich um bestimmte soziale und
ökologische Mindeststandards zu bemühen.
www.unglobalcompact.org

GESI GeSI, die Global e-Sustainability Initiative, ist eine globale Initiative von ICT-Firmen, die
Technologien für eine nachhaltige Entwicklung fördert.
www.gesi.org

CLIMATE SAVERS Initiative von Unternehmen (Energieunternehmen, Umweltorgani- sationen, Hersteller


von Computern und Servern, Käufer von Computern und Servern) die Ihre Energie- und
Kosteneffizienz erhöhen wollen.
www.climatesaverscomputing.org

80 PLUS 80 plus ist eine nordamerikanische Initiative zur Förderung von PC-Netzteilen, die einen
Wirkungsgrad von mindestens 80 % aufweisen. Die Initiative listet auch konforme Geräte
und stellt die entsprechenden Messprotokolle im Internet zur Verfügung. Ihr Ziel ist es, die
Energieeffizienz von Servern und Rechenzentren zu erhöhen.
www.80plus.org

20
7. Glossar.

CAD Computer Aided Design; Software zur rechnergestützten Konstruktion.

Carbon Footprint Die Summe der CO2-Emissionen eines Unternehmens wird als „Carbon Footprint“ bezeichnet.

CO2 eq Kohlendioxid-Äquivalent: Jedes Treibhausgas kann hinsichtlich seiner Treibhauswirkung


auf Kohlendioxid (CO2) umgerechnet werden. 1 kg Methan (CH4) entspricht zum Beispiel
21 kg CO2-Äquivalent gemäß dem Intergovernmental Panel on Climate Change.

Collaboration Zusammenarbeit von mehreren Personen, etwa durch internetbasierte Software.

CSR Corporate Social Responsibility; beschreibt ein freiwilliges verantwortliches und nachhalti-
ges Handeln des Unternehmens in sozialen, ökologischen und ökonomischen Belangen.

Dynamic Services T-Systems Angebot zur variablen und bedarfsgerechten Bereitstellung von ICT-Ressourcen
und Leistungen, z.B. Rechenkapazität, Datenservices oder SAP-Anwendungen.

NGO Non-Govermental Organisation; englisch für nicht staatliche Organisationen, die nicht auf
Gewinn ausgerichtet sind.

Power Usage Kennzahl zur Effektivität des Energieeinsatzes; der Wert berechnet sich aus der gesamten ein-
Effectiveness gesetzten Energie und der Leistung der IT-Geräte (Quotient); Quelle: Green Grid Organisation

Real ICT Die Fähigkeit, weltweit eine technologieübergreifende, durchgängige Palette an Services und
Lösungen rund um gesamtheitliche Informations- u. Kommunikationstechnologie zu bieten.

SLA Service Level Agreement. Dieses fomal vereinbarte Dokument, das in der Regel Vertrags-
bestandteil einer ICT-Dienstleistung ist, legt quantitative (oder qualitative) Messgrößen
fest,­die regelmäßig zur Überprüfung eines Service ermittelt werden. Das SLA enthält
dabei alle notwendigen Regelungen und Verantwortlichkeiten. Typische SLAs beschreiben
z.B. Betriebszeiten oder Verfügbarkeiten.

RFID Radio Frequency Identification; eine Technologie zur Identifizierung und Abfrage von
Informationen per Funk.

Smart Building Gebäude mit informations- und kommunikationstechnisch vernetzten Anlagen, wie z.B.
Heizung, Beleuchtung, Multimediasysteme, Hausgeräte und Sanitäranlagen und Anbin-
dung an externe Netzwerke wie das Internet.

Thin Client Arbeitsplatzrechner, dessen Funktionalitäten auf Ein- und Ausgabe beschränkt sind.
Betriebssystem und Software liegen auf zentralen Servern und werden von dort administriert.

Virtualisierung Bereitstellung nicht physisch vorhandener ICT-Ressourcen.

Workflow Vordefinierte Abfolge von Aktivitäten, auch Arbeitsablauf genannt.

Quelle: In Anlehnung an im Quellenverzeichnis dokumentierte Studien und Artikel.

21
8. Abbildungsverzeichnis.

Abbildung 1: Endkunden eingeteilt nach der Bereitschaft für ökosoziale Produkte zu zahlen.

Abbildung 2: Mehrwerte bei Anspruchsgruppen durch Green ICT.

Abbildung 3: Ökologischer Vergleich: Desktop PC vs. Thin Client.

Abbildung 4: Dauer und Kosten von Geschäftsreisen in Deutschland.

Abbildung 5: Stromverbrauch von Rechenzentren in Deutschland.

Abbildung 6: Der Weg zum Green ICT-Aktionsplan.

Abbildung 7: Green Dynamics Modell – Simulation von Wirkungszusammenhängen.

Abbildung 8: Simulation von Eigenbetrieb vs. Betrieb im optimierten Rechenzentrum eines Service
Providers (für 1 und 5 Jahre).

Abbildung 9: CO2-Emissionen und Stromverbrauch im Vergleich.

22
9. Quellenverzeichnis.

[A.T. Kearney 2008] Green IT – vom Umweltsünder zum Klimaretter

[BitKom 2006] Broschüre Virtualisierung

[Borderstep 2007] Zukunftsmarkt energieeffiziente Rechenzentren

[EICTA 2008] High Tech – Low Carbon

[Experton 2007.1] Green IT – Was für Anwender sinnvoll ist

[Experton 2007.2] Building a Green Server Infrastructure

[Experton 2008] „Green IT“ - im Spannungsfeld zwischen Modewort und wirtschaftlicher


Notwendigkeit

[Fraunhofer Umsicht 2008.1] PC vs. Thin Client. Wirtschaftlichkeitsbetrachtung.

[Fraunhofer Umsicht 2008.2] Ökologischer Vergleich der Klimarelevanz von PC und Thin Client Arbeits-
platzgeräten

[Forrester 2007.1] Green Progress in Enterprise IT

[Forrester 2007.2] Creating the Green IT Action Plan

[Gartner 2007.1] IT Organizations will need eight Technologies to provide „Greener“ Services

[Gartner 2007.2] Conceptualizing ‚Green‘ IT and Data Center Power and Cooling Issues

[IfKom Lexikon 2008] Was ist eigentlich… Green IT?

[McKinsey 2008] Addressing consumer concerns about Climate Change

[MFG Stiftung 2007] IT-basierte Öko-Effizienz

[Sterman, John D.] Thinking and Modeling for a Complex World

[T-Systems 2008] White Paper Dynamic Services

[T-Systems 2008] White Paper Real ICT

[VDR 2007] Geschäftsreiseanalyse

[VDR 2008] Geschäftsreiseanalyse

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Herausgeber:
T-Systems Enterprise Services GmbH
Mainzer Landstraße 50
D - 60325 Frankfurt am Main

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70771 Leinfelden-Echterdingen 53175 Bonn
E-Mail: Hermann.Haenle@t-systems.com E-Mail: Ralf.Buendgen@t-systems.com

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