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STUDIA IN HONOREM STANISLAI STACHOWSK! DICATA Vou Xxxvi FOLIA ORIENTALIA KRAKOW 2000 PETER ZIEME VOM THRON ZUR LIEGE ~ ZUR GESCHICHTE DES POLNISCHEN WORTES tapczan St. Suchowski hatin seinem Beitrag ober die trkischen Lehnwrter im Polnischen' auch poln. tapezan “breite Liege, Couch”, llgemein wohl auch fir “Liege” gebriuchlich, aus dem Tatarischen ‘etki, sicher zu Recht. Seine Vermutung, daB das tatarische Wort aus ‘dem Mongolischen und dieses aus dem Chinesischen stamme?, bedarf einer kleinen Prizisierung, insofem nimlich, als der Weg Uber das Mongolische nicht der cinzige migliche ist. Dieses Wort gehdt zu den weit gewanderten Kulturwirtem, und ich michte hier versuchen, den ‘Werdegang etwas eingehender zu verfolgen. Der Ausgangspunkt ist, wie St. Stachowski richtig feststellt, das Chinesische, wo der Begriff #8 daiochéng lautet und vor allem im ‘buddhistischen Schrifitum weit verbreitet ist. Er hat einen weiten Be- Heils- bereichss stitzen 1aBt.”” In Gandhara-Skulpturen sieht man den Buddha meist auf einem erhidhten Podest sitzen', der vermutlich eine Reprisentation des Er- Teuchtungsortes war. Japanese-English Buddhist Dictionary, Tokyo 1979, 470. 'S. Beal, Buddhist Records ofthe Western World, London 1884, H, 115-116. Edgerton, Buddhist Hybrid Sanskrit Dictionary, New Haven 1952, 402b. Kottkamp, Der Stpa als Repraseniation des buddhistischen Heilsweges. Untersuchungen zur Enisichung und Entwicklung architektonischor Sim- ‘bolit, Wiesbaden 1992, 208. * H Chr. Ackermann, Narrative Stone Reliefs from Gandara in the Victo- ria and Albert Museum in London. Catalogue and Attempt at a Siyistc History, Rome 1975. Neben seiner religidsen Prigung hat im Japanischen dojo, die pphonetische Entsprechung des chinesischen Wortes, auch eine nichtre~ Tigidse Nuance, es bedeutet “I. a drill hall; an exercise hall; a gymna- sium; an arena; and 2. a seminary for the Buddhist priesthood”. In den alttirkischen buddhistischen Texten ist als lautlich aus dem Chinesischen abemommenes Lehnwor neben tavéay auch savéo recht Indufig belegt. Alle Belege im alttarkischen GoldglanzsGitra sind nicht sondem favéo zu lesen. In alien Fallen ist dies die lautliche Wiedergabe von chin. daochdng''. Daneben gibt es, wenn auch sel- tener, savéay". In der Xuanzang-Biographie ist die Gbliche Form taoéay {Pwe°nk]”, doch kommt aueh tevéan vor’ Das Wort mu8 im Alttirkischen sehr verbreitet gewesen sein, denn selbst in manichaischen Texten taucht es auf, wo chinesische Lehnwérter cher selten sind. So beztichnet savéap, geschrieben in manichtischer Schrift, in einem Inthronisationstext den Juwelenthron des Herrschers!, | Masuda, Kenkyusha's New Japanese-English Dictionary, Tokyo 1974, 2083. '® So zuletzt auch bei C. Kaya, Uygurca Altun Yaruk. Girig, Metin ve Dizin, ‘Ankara 1994, S. 6886. "" P. Zieme, Buddhistische der Viguren, Berlin 1985 (Berliner Turfantexte XIID, 15.5. " P. Zieme, Buddhistische der Viguren, Berlin 1985 (Berliner Turfantexte XII1), 39.22. L. Ju. Tuguieva, Ujgurstaia versa biografit Juan '-Csana, Moskva 1991, 368. “* K. Rohtbom, Die aliurkische Xuanzang-Biographic. Vil. Nach det Hand- schrift von Leningrad, Paris und Peking sowie nach dem Transkript von ‘Annemarie v. Gabain herausgegeben, ibersetzt und kommenter., Wies- ‘baden 1991, . 1095 Anm. éaweian (aber Z. 1121 taxéap). ch glaube nich, 4B in diesem 1. die Uschi fOr chin shing ~Baldachin” stecken ‘kbonte, wie K. ROhrbom vermutet. Ehe leg eine interpetirende Uber- setzang vor, in der das schon im Turkischen verbreitete Wort. benuta ‘wurde. "© A.¥. Le Coq. Tarkische Manichaica aus Chotscho. I, Abhandlungen der Preupischen Akademie der Wissenschafien \922, 2, Ne 1S. 370 Im Mongolischen laBt sich sabay nachweisen'*, ob es auch tabco ‘gnb, ist nicht sicher, aber nicht unmdglich. Lessings Worterbuch fir. folgende Bedeutungen auf: “plateau; platform, dais; throne; table top", auch Ober die urspringliche religidse Bedeutung hinausgehend, wie ”. Sehr aufSchludreich ist t faptsy “diwan, die ruhebank, erhhung, estrade; das obere stockwerk” mit einem von diesem Nomen abgeleiteten Verb: tapisy 1f'yo “sich eine ruhebank, einen diwan machen, als bank verwenden”". Far die weitere Geschichte des Wortes ist es bemerkenswert, daB es in der Folge ein vom buddhistischen Umfeld losgeldstes Eigenleben gefthrt hat. So findet es sich bereits im 11. Jahrhundert bei KiSyarT in einer profanen Bedeutung, namlich als “Tritt mit 3 Fussen zum Pflacken von Weintrauben”” und dies sogar in zwei lautlich unter- schiedlichen Formen: sapéan und sapéay. G. Clauson definiert sie als “Problebly «Hoan w{ord] of unknown oi fos are Gancak™ R. DankofT und J. Kelly fuhren die leicht uner- schiedlichen Worter wie folgt auf: rapéan “a three-legged [stool] shaped like a tray (xian), used to stand on when picking grapes. It is ee eae und ‘tapéan “a thing in the shape of a tray with three legs, on which the vineyard keeper climbs when picking grapes to reach the bunches”, “a Wie 2.8. im mong. Laltavistra, vp. L. Ligeti, Les dowze actes du Boud- ‘dha. Arban qovar foliyampya les de Chos-4yi‘od-er, Budapest 1974, 407: ‘abcang. F. D. Lessing (General Editor), Mongolian-English Dictionary, Bloomington 1973, 1184a dagegen hat als religidsen Terminus neben fab- ‘cang auch tbsang “= debsker,T. gan; S.tsana. Sea, manner of siting” "FD. Lessing (General Editor), Mongolion-English Dictionary, Bloom- ington 1973, 7606. "SG. J, Ramsted, Kalmickisches Worterbuch, Helsinki 1976, 3800. " C. Brockelmann, Mielturtischer Wortschatz nach Mahmid al-Kasyars ‘Divan hay at-turk, Budapest 1928, 191. G. Clauson, An Etmological Dictionary of Pre-Thirtenth-Cenury Turk- 4sh, Oxford 1972, 436, * R. Dankoft. J. Kelly, Compendium of the Turkic Dialects, Lill, Harvard 1982-1985, 1,328. 37 three-legged [stool] shaped like @ try (xiwdn) which the vineyard keeper mounts when picking grapes in order to reach the bunches." Beide Formen lassen sich aus dem Chinesischen erklliren: Gay ist die dbliche Enisprechung flr chin. ching, vgl. die ata. Formen, doch kann finales -9 auch 2u -n werden, wie J. Hamilton nachgewiesen hat”. Ein sehr ktares Beispiel it das Wort fUr die manichdische “Fastenhalle”, die in den manichtischen Texten als éaidam belegt ist". Trotz des Hinweises bei KASyarT selbst ist cin iranisches Etymon, wie auch G. Clauson meinte, sehr unwahrscheinlich, nach den obigen Oberlegungen ausgeschlossen. In einigen kiptschakischen Denkmilern kommt das Wort mit fol- ‘genden Belegen vor: ‘apay (bisherige Lesung: Japcak) “Herrscherthron (hkiimdar tah)", Merkwiirdig ist die Bedeutung fir iapean bei Aba Hayyan: “Arapga terciimesine bakilisa - yontmak ~ manasindadhr. Lakin tarkgesi isim olduguna delilet etmektedir. Bu taktirde casi yerine cn:ait [MeiBel) olmalidir (2). Manasi ~ agag ve tas yontacak ale." Wenn man statt “ast jedoch <8 list, liegt dieselbe Bedeu- tung “Thron” vor, denn “MeiBel” ist zwar im Tatarischen als capéiq “yung” (Hobel] belegt”, doch darfte es sich dabei um ein anderes ‘Wort handeln, das mit dem hier behandelien nichts zu tun hat. In den heutigen Sprachen kommt das Wort u.a. im Tatarischen ‘vor, wo fapéan ein “plumpes Mabel, das als Sitz oder Bett verwendet ® R. Dankoff, J. Kelly. Compendium of the Turkic Dialects, Ll, Harvard 1982-1985, 1, 347. * J. Hamilton, Nasales instables en ture khotanais du X* siecle, in: Bulletin of ‘the School of Oriental and African Studies 40 (1977), 508-521. Auf S. $12 cerwalhnt er auch die variierenden Formen 1apay / tapeian, ohne aut die sa Etmologiceinzugehen. ‘Vel J. Hamilton, Le colophon de rk ii, dans: Tucica 7 (1975), 14-15. » B Atalay, Enndfersecekine fi-igatsirtyye, Istanbul 1945, 252. Vel E. 1. Faxylow, M.T. Zijaevar Leshan) dar gurkskomu jacyu (Gram smatigestij rota XIV v.na arabskom jazyk). Taskent 1978, 385. ™ A. Caferoglu, Abi Hayydn. Kudb al-arak lisa aA Istanbul 1931, 9. Tatar telonen dialetologik sislege, Kazan 1969, 398: “tabalamast inde britadan tdgetgen — Sul alama agp parm ikem tUbsngA: tpiklar crypt yagypciber”. an wird” bezeichner™. Im Karaimischen liegen fir sapéan folgende Be-

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