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Intensivstationen
zur Motivation
Ein groB angelegtes Projekt auf
Intensivstationen in Wiener Kran-
kenhausern soll den Ursachen
von Uberlastung auf den Grund
gehen. Coaches begleiten
Arzte und Pfleger; erste
Ergebnisse werden fiir 2009
erwartet. Von Jutta Maucher
'm eine solche Idee, ein solches
Projekt 2u finanzieren, war es
norwendig, die Unterstitzung,
‘wesentlicher Trager 2a gewinnen.
Von Beginn an war dies cin Projekt,
das aufgrund meiner Ressourcen aus-
schlieBlich auf Wien angelegt war
Daher ging cs darum, die Entschei-
dungstriger beim KAV und im AKH
au iberseugen, was auch gelungen
ist’, erklare Initiatior und Projektlei-
ter Univ, Prof, Wolfgang Lalouschek
Dariiber hinaus haben sich auch Fe
| schungsfonds und private Unterneh-
men bhereie erklirt, dieses Projekt fi-
nanziell zu unterstiitzen. Insgesamt
konnten wir neun Stationen gewin-
nen, die sich an diesem Projekt betei-
ligen, Diese sind im AKH, in KAV-
Spitilern sowie bei den Barmherzigen
i Bridem 2u finden‘, so Lalouschek.
| Eine Ausbildang 2um systemischen
l Coach motivierte den Neurologen
Lalouschek dazu, sich mit dem The-
ma Burnout umfangreich auseinander
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au setzen. Uber seine Motive sagt er:
alch war selbst im Akutbereich catig,
hhabe die Belascungen miterlebt, auch
die besonders enge Zusammenarbeit
awischen Pflegern und Arzten und ge-
mmerkt, dass ich fiir beide Berufsgrup-
pen etwas tun méchte.”
Kommunikation
als Projektziel
Das auf freiwilliger Basis funktio-
nierende Projekt ,Burnout auf Inten-
sivstationen” startete im April dieses
Jahres. Das Projekt wurde auf der Sta-
tion den Pflegern und Arzten vorge-
stelle und zu Beginn wurde der Burn-
our-Status auf der jeweiligen Station
cethoben. In einem Zeitraum von sechs
Monaten werden nunmehr den beteli-
geen Abteilungen regelmaBig Coaches
fiir das Team sowie fir einzelne Mitar-
beieer zur Verftigung gestellt. Nach ei
nen weiteren halben Jahr ~ also Mitte
2009 — wird es 2u einer Folge-Evalua-
sion kommen. ,Entscheidend ist, und
das haben wir schon jeter beobachten
énnen, dass es im moderierten Rah
men zu einem Austausch kommt. Ge
meinsam kénnen die Teilnehmer ihre
Zicle priifen", meine der medizinische
Coach und nennt neben organisato-
rischen und personenbezogenen Fak-
toren als cin weiteres zentrales Thema:
Es geht um eine bessere incerdiszipli-
nite Kommunikation.”
Engebnisse gibt es vorerst_ noch
nicht, aber welche Themen jedenfills
fiir Burnout zentral sind, kann schon
definiert werden: Das Vethilenis der
Fithrungspersonen 2um Team, die Be-
rufsgruppensituation, der Umgang
mit Emotionen, die Optimierung der
Fehlerkuleur und das oprimierte Pat
cntenmanagement. Fir den im For-
schungskomitee beteligten Gesund-
heitsékonom, Univ. Prof. Johannes
Steyrer, Leiter des Lehrgangs Health-
care Management" an der Wirtschaftniversitat Wien, steht eines dabei ganz
Klar im Vordergrund: Je schlechter
die Fahrung, desto mehr halten sich
Arace und Pflegepersonal am Patienten
schadlos." Dies konnte Steyrer in ei-
ner fridheren Studie feststellen, in der
15 Variablen, die im Krankenhaus zu
Burnout fidhren kénnen, untersucht
warden, ,Aus- und Weiterbildung re-
duziert Burnout ebenso wie Supervisi-
fon. Auch ein angepasstes Arbeitsceit-
modell wirke sich positiv aus", sage der
Gesundheitsékonom und nent dazu
awei ihm vorliegende Zahlen: 33 Pro-
ent aller Arate fidhlen sich vorn Burn
out betroffen und 38 Prozent aller
Pfleger. wm Durchschnitt sind zwar
weniger Arete betroffen als Pfleger,
aber dicjenigen Arzce, die von Burnout
betroffen sind, sind dies in einer stir-
keren Ausprigung.” Das wirde laut
Umfragen vor allem daran liegen, dass
sich Arzte bei medizinisch-kritischen
Entscheidungen vielfach im Stich ge-
lassen fihlen. Und noch etwas kommt
nach Ansicht von Steyrer dazu: ,Die
Seress-Anerkennung. ist. hierzulande
unter Arzten relativ gering.” Das sei
etwa in den USA, aber auch bei an-
deren Berufsgeuppen wie ewwa bei
Piloten anders, ,Arate sagen nach 16
Stunden Dienst noch immer, dass sie
ihre Tatigkeit bestens ausfidhren kén-
nen, Diese Fassade der Unfehlbarkeit
fibre ebenso zu Burnout", restimiert
Steyrer.
Gerne Arzt bleiben
Was beim Projeke Burnout auf
Intensivstationen” nun _tatsichlich
herauskommen wird, wird erst Mitte
2009 bekannt sein, Steyrer geht davon
aus, dass sich die Supervision posi-
tiv auswirkt, aber: , Wir schauen uns
im besonderen Ma die Féhrung an
Und maglicherweise ist diese eine so
rentrale Gre, dass auch Coaching
und Supervision nur wenig erreichen
konnen.* Allerdings wirde ein solches
Projekr jedenfalls zu einer ,psychohy-
Zum Thema Burnout auf Intensivstationen
Univ. Prof. Dr. Wilfried lias, Vorstand dor Abtellung fir Anasthesiologle, Intensivmedi
2in und Sehmorztherapio am Krankenhaus dor Barmherzigon Briidor in Wien:
lass hat sich sofort for das Projet ,.Bumout auf Intonsssationen”intressior: . Wichtig war
allerdings, dass icn mich auch selbst am Fragebogen betelige, damit ich meinen Mitarb
{em ime welatgen Angst in Bezug auf mégiche Ergebnisse dieses Fregebogens nehme.”
lias ist ecenfals davon Gberzeug, dass Burnout aut IntensWstationen Zur Tagesordnung
‘eho, Als wesentiche Ursache sient er, dass Niarbette von inven Hollegen und Vorgeset-
on niedergemacht werden, wean sie Fehler machen. Dabel wirde das persoriiche Unfold
‘el zu wonig beachtet werden. ,Junge Menschen knnen Beziehungsprobleme haben, was
‘ich noturgema auf das Berufsleben auevirt und wenn wir das wissen, kénnen wit ger2
‘anders miteinander umgehen*, ist der Vrstand der intensivmedinischen Abtelung bel den
Barmheragen Brider berzeugt. Und er kann daher stole erkléren: Wir haben ein extern
‘obustes Team, das deraut zuickaufUtven ist, dass ale gut miterander reden Kénnen.
Denn eines Sobel Sumout nicht zu vegessen:, Burnout hat letaich Kollektve Ursacien und
Jann dann auch nur gamainsam gest werden”, et lias,
Unis, Prof. Dr. Claus-Georg Krenn, Universitatsklnik fir Andsthesie und allgemeine
Intensivmedizin der Medizinisehen Universit Wien
ern ist Veeprsident der Osterrelchischen Gesellschaft fr Andsthesiologle und besonders
in disor Funktion an einer umfangreichen Studie zm Thema Burmoutinteressiet, denn
bisiang wOrde es vel 2u wenig Daten geben. .Sumout ist nent nur ein perstnlches Problem,
‘sondern berufsassaziert, da wir gerade aut Intenshstationen unter extremen Belastungen
leiden und kaur Hifestalung etwa in Form von Superision haben’, ert Ciaus-Georg,
ron, dor als GogenmaBahme ce Etablerung eines Frohwarnsystems vorechidgt. Dieses
énte vielerei Kompenenten teinhaten,etwa einen Peyehologen auf der Station oder ein
_Beancertes Arboitszetmadel, Durch cie aktuelle Studie envaret sich der Vzeprisident der
Ostereichschen Gesellschaft fur Andsthesiologe nach mehr Aumentationen fir deartige
‘MaBahmen, dle aber Jedenfals schon heute ais gundsétzich kostenganstig im Verseich
‘ur Alematne eingestuft werden: .Um aut eine Intensistation2u gelangen, naten sowohl
Jinte ais auch Plager eine lange Ausbiicung hinter ch. Nach zehn bis funfaehn Jahven
‘wechseln rte wegen Burnout in einen anderen medinischen Bereich und das Pilegeperso-
ral verlasst don Boru iberhaupt. Und dass, obwohl vets mit Engagement indie Intenivme-
zn gekommen sind", so Krenn.
gicnischen Orientierung* beitragen, so
der Okonom. Auch Lalouschek mach-
te sich noch niche auf eine konkrete
Aussage betreffend zu erwartender
Ergebnisse einlassen, Eines ist fir ihn
jedoch klar: Burnout gibt es. Und
daher kann er sich noch jede Menge
weitere Projekte dieser Art vorstellen.
Das betrifft zunichst die Ausweitung
auf andere medizinische Facher, etwa
dic Geriatric oder die Ausweitung
auf andere Regionen in Osterreich
Und schlieBlich betrifft es auch die
Pacienten und ihre Angehdrigen. Alle
diese [deen scheitern derzeit an den fc
> osterreichische arztezeitung ¢ 20» 25. Oktober 2008,
nanziellen Ressourcen. Neue Projekte
achce Lalouschek allerdings im Sinn
des. systemischen Coachings positiv
betiteln, wie etwa: .Gerne Arzt blei-
ben." Denn nur unter einem solchen
positiven Grundgedanken sei das we-
sentliche Ziel des medizinischen Coa-
chings erreichbar; ,Nur wenn es mir
selbst gue geht, kann ich auch anderen
helen", sagt Lalouschek. M«
Weitere Informatione sum Projekt:
Univ, Prof. Wolfgang Lalouschek
Tel.; 06991110 721 52
www burnout-intensio.at
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