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Dieter Rucht, Mundo Yang, Ann Zimmermann-Politische Diskurse Im Internet Und in Zeitungen - Das Beispiel Genfood
Dieter Rucht, Mundo Yang, Ann Zimmermann-Politische Diskurse Im Internet Und in Zeitungen - Das Beispiel Genfood
Politische Diskurse
im Internet
und in Zeitungen
Das Beispiel Genfood
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
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Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
1. Auflage 2008
Der VS Verlag für Sozialwissenschaften ist ein Unternehmen von Springer Science+Business Media.
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cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
ISBN 978-3-531-15942-3
7050_book.fm Page ii Wednesday, July 12, 2006 3:27 PM
Inhalt
Vorwort 11
Einleitung 13
3 Empirische Untersuchungen 63
3.1 Untersuchungshypothesen 63
3.2 Methodische Konzeption der Studie 65
3.3 Kategorienbildung 69
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 76
3.4.1 Untersuchungsdesign 76
3.4.2 Auswertung der Textanalyse 80
3.4.3 Zusammenfassung der Textanalyse: Konstruktionen von
Genfood in Zeitungsartikeln und Internet-Texten 136
6 Inhalt
5 Fazit 185
Literaturverzeichnis 211
Abbildungsverzeichnis
Diese Studie beruht in ihrem Kern auf einem Gutachten, das die Autoren im
Auftrag des Deutschen Bundestages, vermittelt durch das Büro für Technikfol-
genabschätzung beim Deutschen Bundestag, im November 2004 vorgelegt ha-
ben. Allerdings geht der nun präsentierte Band in mehrfacher Hinsicht über das
ursprüngliche Gutachten hinaus. Zum ersten wurde die empirische Untersuchung
der medialen Thematisierung und Problematisierung von Genfood in einen brei-
teren Rahmen gestellt. Hierzu gehört eine im Vergleich zum Gutachten umfas-
sendere Diskussion des Forschungsstands zur Risikokommunikation sowie zu
den wissenschaftlichen und politischen Auseinandersetzungen um Genfood.
Zum zweiten haben wir an einigen Stellen die empirische Analyse verfeinert und
vertieft. Schließlich wurden im Schlusskapitel unsere Ergebnisse im Lichte ande-
rer einschlägiger Studien, auch wenn diese nicht Genfood zum Gegenstand hat-
ten, diskutiert.
Wir danken dem Deutschen Bundestag und speziell dem dort angesiedelten
Büro für Technikfolgenabschätzung, dass sie diese Studie ermöglicht und auch
zur Publikation freigegeben haben. Wir sind zudem dankbar dafür, dass uns am
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung die Bedingungen geboten
wurden, um eine derartige Studie bzw. die darauf aufbauende Buchpublikation
anzufertigen.
Einzelne Vorteile des Internet stehen außer Zweifel. Man denke etwa an den
schnellen Zugriff auf eine nahezu unendliche Fülle von angebotenen Informatio-
nen, die weltweit mögliche und bequeme Kommunikation per e-mail sowie die
kommerzielle Nutzung des Netzes für Preisvergleiche und den Kauf bzw. die
Verbreitung von Gütern und Diensten. Daneben wird das Internet, ursprünglich
„eine US-amerikanische Erfindung aus der Zeit des Kalten Krieges“ (Ramonet
2005: 1), aber auch als ein Medium der politischen Kommunikation und vor
allem der offenen, diskursiven und egalitären Meinungsbildung gepriesen. „Vom
Internet wird erwartet, es werde ein ideales Instrument zur Förderung der Demo-
kratie sein – und diese Erwartung gibt es noch immer.“ (Castells 2005: 165)
Vielfach wird behauptet oder zumindest vermutet, das Internet habe eine Reihe
von Eigenschaften, die einer aktiven Teilnahme der Bürgerschaft an öffentlichen
politischen Debatten besonders förderlich seien. Insbesondere biete das Internet
im Vergleich zu anderen Medien den Raum für ein breiteres Spektrum von Spre-
chern bzw. Akteuren, bilde damit auch ein differenzierteres Meinungsspektrum
ab und erlaube insgesamt eine dezentrale und interaktive Kommunikation. Damit
würden, so eine These, die Möglichkeiten für „civic learning and engagement“
vervielfacht (Bimber 2000: 323) und die Zivilgesellschaft gestärkt.1 Zudem er-
mögliche das Internet, mit den herkömmlichen Medien kritischer umzugehen:
„The monopoly of the traditional mass media will erode. No longer will the news
editors and anchorpersons of television networks and newspapers solely deter-
mine what the mass audience learns and thinks about current events. An increas-
ingly skeptical audience will be able to compare raw news reports with the pre-
digested, incomplete, out-of-context and sometimes biased renditions offered by
televisions and newspapers.”2
Im Sinne der demokratischen Teilhabe informierter und aktiver Bürgerinnen
und Bürger wären all dies wünschenswerte Effekte. Aber stimmen diese Annah-
men? Stellt das Internet jenen offenen Kommunikationsraum dar, in dem ein
1
„The Internet has become a vitally important arena for civil society. While more powerful political
and economic interests dominate traditional media, the Internet has allowed the voices of the ordinary
citizens and organisations lacking strong financial resources to be heard.“ (GreenNet ULR, zit. nach
Naughton 2001: 154)
2
Charles Swett, ein Angestellter des Pentagon, zitiert nach Ferdinand (2000: 179).
14 Einleitung
3
Skeptische Kommentare mehren sich in jüngster Zeit, basieren jedoch im Allgemeinen auf Com-
mon Sense-Argumenten oder einzelnen empirischen Illustrationen (z.B. Ayres 2000).
4
In einem ersten obligatorischen Schritt war eine Kartierung ausgewählter politischer Diskurse (Mo-
dul 1) gefordert. In zwei weiteren optionalen Vertiefungsschritten konnte eine vergleichende Nutzer-
analyse ausgesuchter Angebote im Netz (Modul 2) sowie eine Inhaltsanalyse ausgewählter Angebote,
die im Modul 1 als besonders interessant erkannt wurden, erstellt werden.
Einleitung 15
Auf diese Ausschreibung haben wir mit einem Angebot reagiert, aus dem die
Auftragsstudie hervorgegangen ist. Diese bildet wiederum die Grundlage für die
hier in Buchform vorgelegte erweiterte Studie. Wir haben uns letztlich dazu ent-
schieden, die vom Auftraggeber gestellten Fragen am Beispiel des Diskurses
zum Thema Genfood zu untersuchen. Es handelte sich dabei lediglich um eine
thematische Option neben anderen (z.B. neben dem Zuwanderungsgesetz), die
den geforderten bzw. nahe liegenden Auswahlkriterien entsprach, nämlich:
Die Festlegung auf das Thema Genfood erfolgte in Absprache mit dem Auftrag-
geber der Studie. Für uns stand dabei nicht das Thema also solches im Mittel-
punkt, also weder die im Einzelnen eingenommenen Positionen, vorgebrachten
Argumente und eingeschlagenen Kommunikationsstrategien, noch die damit
verbundenen bzw. daraus hervorgehenden politischen Entscheidungen. Vielmehr
galt es, die vermutete Besonderheit der Internet-Kommunikation exemplarisch
an einem kontroversen Thema zu untersuchen5, das es uns erlauben sollte, die
gestellten Fragen – im Rahmen unserer begrenzten Möglichkeiten und bezogen
auf ein Fallbeispiel – zu beantworten. Den Ausgangspunkt dazu bildeten insbe-
sondere folgende Annahmen über Spezifika des Internet:
ken getrübten Blick auf Internet-Kommunikation, sondern nur durch den syste-
matischen Vergleich der Kommunikation im Internet und in etablierten Medien
(hier: Zeitungen) beantworten. Obgleich die Analyse netzbasierter Kommunika-
tion im Zentrum des Interesses steht, gelten somit doch erhebliche Energien auch
der Analyse des Diskurses in herkömmlichen Medien. Im Einzelnen wird anhand
eines Themenfeldes und bezogen auf die beiden Gattungen der Online- und Off-
line-Kommunikation untersucht,
Analysiert wurden Texte, Links und Webseiten im Internet sowie Texte in Zei-
tungen innerhalb eines Zeitraums von zehn Wochen im Sommer 2004. Dabei
haben wir hinsichtlich der Internetanalyse teilweise innovative methodische
Wege beschritten, da für diese Art von Untersuchung keine ausgereiften und
weithin praktizierten Verfahren bereit stehen. Diese Verfahren sowie ihre Vor-
aussetzungen und Begründungen werden zunächst in einem Überblick zum me-
thodischen Vorgehen erläutert (3.2 und 3.3). Weitere, den drei zentralen Unter-
suchungsblöcken vorangehende methodische Ausführungen beschreiben diese
Schritte dann im Einzelnen.
Der Einleitung zu dieser Studie folgt als erstes ein Kapitel zu den theoreti-
schen Grundlagen und dem Forschungsstand unserer Thematik. Das zweite Ka-
pitel gibt einen Überblick zu Fragen der Risikokommunikation und insbesondere
der Auseinandersetzung um Genfood in den wichtigsten Arenen (Wissenschaft,
Öffentlichkeit, regulative Politik). Das zentrale und mit Abstand umfangreichste
dritte Kapitel ist unserer empirischen Primäruntersuchung gewidmet. Den Be-
merkungen zum Untersuchungsdesign und methodischen Vorgehen folgen die
drei an jeweils verschiedenen Untersuchungsweisen orientierten Blöcke: (1) die
Inhaltsanalyse von Texten im Internet und in Zeitungen, (2) die Hyperlinkanaly-
se und (3) die Webseitenanalyse. Im abschließenden vierten Kapitel werden die
Befunde im Lichte der anfangs vorgestellten Fragen und Hypothesen eingeordnet
und interpretiert, hinsichtlich ihrer Verallgemeinerbarkeit bewertet und mit den
Ergebnissen anderer Studien verglichen.
Einleitung 17
Wir gehen nicht davon aus, mit dieser Studie definitive Antworten bieten zu
können, bleibt sie doch auf ein Sachthema (Genfood), einen Sprachraum
(deutsch), eine kurze Zeitspanne (Sommer 2004) und relativ kleine Ausschnitte
(z.B. bestimmt durch eine Suchmaschine) aus der Vielzahl der Medienangebote
beschränkt. Immerhin legen wir innerhalb dieses engen Rahmens empirisch fun-
dierte Ergebnisse vor, deren Untersuchung in anderen und weiter gespannten
Feldern wünschens- und lohnenswert erscheint. Zudem zeichnen wir im Hinblick
auf die Untersuchung der politischen Potentiale des Internet methodische Wege
auf, die künftige Arbeiten inspirieren könnten.
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1 Theoretische Grundlagen und Forschungsstand
1 Theoretische Grundlagen und Forschungsstand
Fragt man nach der Art und Weise, in der das Internet politische Kommunikati-
onsprozesse verändert, so ist zunächst zu klären, auf welche spezifische Form
von politischer Kommunikation man sich bezieht. Den Gegenstand unserer Un-
tersuchung bildet politische Kommunikation im Sinne solcher Diskurse. Nach
der Darstellung der Funktionen und Strukturen öffentlicher Diskurse in moder-
nen demokratischen Gesellschaften (vgl. 1.1) wenden wir uns der Frage zu, wie
das Internet diese Strukturen verändern könnte (vgl. 1.2). Anhand eines Über-
blicks über die wissenschaftliche Diskussion werden positive und negative Er-
wartungen aufgezeigt, die mit dem neuen Medium verbunden werden. Vor dem
Hintergrund einer kritischen Diskussion des empirischen Forschungsstands wird
das eigene methodische Vorgehen skizziert.
mann 1978). Obgleich ein „Fenster zur Welt“, sind Medien doch mehr als nur
ein Rahmen, der den Bildausschnitt bestimmt. Sie sind vielmehr Konstrukteure
eines Bildes, das sie selbst nur sehr partiell aus erster Hand, d.h. als Augenzeu-
gen gewinnen. Und selbst wo sie dies tun, sind – wie bei jeder Beobachtung –
immer schon vorgängige Selektions- und Deutungsmuster am Werk, die in die
Realitätskonstruktion einfließen. In einer kurzen Formel: media are not mirrors
but moulders.
Massenmedium ist nicht gleich Massenmedium. Die mediale Wirklichkeits-
konstruktion, die ja nicht einfach Fiktion ist, sondern an erfahrbare und teilweise
nachprüfbare Tatsachen und Vorgänge rückgebunden bleibt, ist auch von den
Besonderheiten des jeweiligen Mediums – insbesondere Zeitungen, Radio, Fern-
sehen, Film und Internet – geprägt. Und selbst innerhalb dieser Mediengattungen
bestehen wiederum Strukturunterschiede (z.B. öffentlich-rechtliches vs. privates
Fernsehen; Qualitätszeitung vs. Boulevardzeitung), die die Auswahl und Präsen-
tation der Themen beeinflussen.
Ein großer Teil des Themenangebots der Massenmedien hat einen unterhal-
tenden oder Unterhaltung und Information verbindenden Charakter (infotain-
ment). Ein anderer Teil zielt darauf, kontroverse Positionen und Argumente zu
bestimmten Themen wiederzugeben und auch – mehr oder weniger offen – von
Medien selbst vertretene Meinungen zur Geltung zu bringen. In diesem Zusam-
menhang kann von öffentlichen bzw. spezifischer: massenmedialen Diskursen
gesprochen werden. Allerdings wird damit ein anspruchsloser Begriff von Dis-
kurs verwendet, der im Regelfall nicht den Voraussetzungen von Habermas’ Dis-
kurs entspricht. Öffentlicher Diskurs bedeutet nicht mehr als eine in der Öffent-
lichkeit ausgetragene Debatte um ein kontroverses Thema, sei es um die Ästhetik
eines auf dem Marktplatz ausgestellten Kunstobjekts, sei es um die Vor- und
Nachteile der neoliberalen Globalisierungsstrategie. Eingeschlossen ist auch der
zumeist latent bleibende Sachverhalt, dass viele Meinungsäußerungen nicht als
solche explizit kenntlich sind (z.B. in der Rubrik „Kommentar“), sondern auch
im Gewande eines Faktenberichts, z.B. einer Nachrichtensendung, vorkommen
(van Dijk 1998).
Diskurse werden in wissenschaftlichen Kontexten durch Diskursanalysen
erschlossen. Mit diesem Sammelbegriff werden jedoch höchst unterschiedliche
theoretische Zugänge und empirische Verfahren benannt, die hier nicht im Ein-
zelnen vorgestellt werden sollen. Sie können sich u.a. auf Alltagsgespräche,
wissenschaftliche Auseinandersetzungen, parlamentarische Debatten und mas-
senmediale Thematisierungen von Konfliktthemen beziehen, können qualitativ
oder quantitativ angelegt sein oder beide Elemente verbinden; können auf die
Erhebung formaler oder stärker inhaltlicher Merkmale abzielen usw. Hierzu gibt
es eine Fülle von Literatur und einen reichen Erfahrungsschatz auch hinsichtlich
22 1 Theoretische Grundlagen und Forschungsstand
6
Nach einer Eurostat-Umfrage im Jahr 2005 benutzten in Deutschland 54 % der Personen im Alter
von 16 bis 74 Jahren das Internet mindestens einmal pro Woche. EU-weit lag der entsprechende
durchschnittliche Anteil bei 43 % (EU 25) bzw. 46 % (EU 15) (http://epp.eurostat.cec.eu.int/portal/
page?_pageid=1996,39140985&_dad=portal&_schema=PORTAL&screen=detailref&language=de&
product=Yearlies_new_science_technology&root=Yearlies_new_science_technology/I/I5/ecb125 60).
1.2 Besonderheiten der Internet-Kommunikation 23
mer/Voss 2004: 207).7 Selbst wenn immer größere Teile der Bevölkerung das
Internet nutzen werden, ist nicht zu erwarten, dass der relative Anteil politischer
Kommunikation deutlich zunehmen wird.
Gleichwohl können auch von kleinen Kommunikationsanteilen innerhalb
eines Informationsnetzes, das Hunderte Millionen von Menschen umfasst, große
Wirkungen ausgehen. Dies ist jedenfalls die Hoffnung vieler – und zumal trans-
national agierender – zivilgesellschaftlicher Gruppen, die verstärkt das Internet
beanspruchen und daran hohe Erwartungen knüpfen.8 Einzelne Beispiele, wie
der Fall des Studenten Peretti, der den Nike-Konzern herausforderte und eine
Lawine von Kommunikationen auslöste (Bennett 2001; Rucht 2003), oder die
breiten und erfolgreichen Mobilisierungen für den Bann von Landminen (Yang
2003) und gegen die WTO-Konferenz in Seattle 1999 (Smith 2001b), bestärken
diese Sichtweise. Entsprechend wird gefolgert, das Internet begünstige, gemes-
sen an anderen Kommunikationsmedien, kleine und ressourcenschwache Akteu-
re,9 fördere den politischen Informationsstand und Informationsaustausch und
trage insgesamt zu einer Demokratisierung der Massenkommunikation und zu
einer Stärkung der politischen Partizipation bei.10 So meint zum Beispiel Smith
(2001a): „The new technologies, in short, help decentralize access to information
– about political and legal processes, about policy critiques, and about resistance
strategies and organization. This serves to reinforce the democratic, participatory
norms that pervade much of the movement.” Ein weiterer Vorteil wird darin
gesehen, dass das Internet von Zensur weitgehend frei sei: Nirgendwo „sonst
werden gesellschaftlich und politisch relevante Themen unzensiert von einer so
breiten Öffentlichkeit diskutiert“ (Musch 1996). Schließlich wird darauf hinge-
7
Auch im Vergleich zu den herkömmlichen Massenmedien wird das Internet weniger stark zur poli-
tischen Information herangezogen. Einer Umfrage zufolge nahm bei der Nutzung von Tageszeitung,
Hörfunk und Fernsehen die gezielte Information über das politische Geschehen den ersten Rang unter
21 Antwortkategorien ein. Hingegen wird das Internet vorrangig bei der Suche nach Informationen
über Kino, Musik, Literatur sowie für wirtschaftliche Anliegen eingesetzt (Blödorn et al. 2005: 643 f.).
8
Hingegen sieht Siedschlag (2003: 14) den Beitrag des Internet für die „sich abzeichnenden erweiter-
ten Möglichkeiten für Willensbildung und Partizipation“ vor allem „im Bereich der Partei- und
Parlamentsarbeit“.
9
„Die neuen Netztechnologien begünstigen Gruppierungen, die über viel Idealismus und Engage-
ment, aber wenig Geld verfügen, während reichliche Geldmittel allein keinen Erfolg verbürgen. Un-
ter ihrem Einfluss wird die Binnenmobilisierung und das Mitgliederengagement zu den bestimmen-
den Kriterien, die die innere Kohäsion eines Verbands einerseits und seine externen Artikulations-
und Handlungsfähigkeiten andererseits determinieren.“ (Geser 2000)
10
Dies meint auch eine Minderheit in der Bevölkerung. „Insgesamt 29 % der Befragten in Deutsch-
land (34 % der Onliner, 25 % der Offliner) glauben, dass das Internet dazu beitragen kann, dass der
einzelne Bürger stärker an politischen Entscheidungen teilhaben kann. Damit sind sie im internatio-
nalen Vergleich vergleichsweise positiv eingestellt.“ (Groebel/Gehrke 2003: 202; siehe auch Hill/
Hughes 1998; Rogg 2003; Ferndinand 2004; Siedschlag/Bilgeri 2004).
1.2 Besonderheiten der Internet-Kommunikation 25
„A reduction in information costs will improve the quality and quantity of informa-
tion about groups available to prospective members. People will be more likely to
find a group that fits their interests and less likely to join a group that does not fit
their interests. The result is a better fit from the start of their membership and a re-
duced likelihood that they will drop out. Lower organization costs may also draw
members into the organization more fully. By participating more actively in the or-
ganization, members may be less likely to leave.” (Bonchek 1995)
Dagegen steht allerdings eine ganze Reihe von Argumenten, die zusammenge-
nommen zu Skepsis gemahnen (Rucht 2004a; 2004b). Unter anderem wird auf
Folgendes verwiesen: Durch das Internet würde die Fragmentierung der Öffent-
lichkeit beschleunigt, was der Qualität von Demokratie abträglich sein könnte
(Sunstein 2001); bei der praktischen Nutzung des Internet stünden die ohnehin
schon dominanten Interessengruppen und sonstigen Akteure im Vordergrund;
die schiere Fülle des Informationsangebots erzwinge radikale Selektionen und
den Gebrauch entsprechender Selektionshilfen, die wiederum kleine Akteure
benachteiligten; nur die bereits politisch interessierten und aktiven Personen
nutzten das Internet auch für politische Zwecke; auch antidemokratische Grup-
pierungen profitierten vom Internet; Informations- und Diskussionsangebote im
Internet genügten nicht, wie journalistisch kontrollierte Medien, bestimmten
Qualitätsstandards; das Internet könnte längerfristig den Charakter einer „Herr-
schaftsarchitektur“ (Lessig 2004) annehmen usw.
Während die Diskussion in ihren Anfängen11 auf einer weitgehend spekula-
tiven Ebene ohne empirisch fundierte Erkenntnisse stattfand, nimmt spätestens
seit Ende der 1990er Jahre der empirische Kenntnisstand kontinuierlich zu
(Wellman 2004: 378). Empirische Studien, die das politische Potential des Inter-
net untersuchen, lassen sich in Studien der Internetnutzer, der Anbieter und der
strukturellen Besonderheiten des Internet unterteilen (vgl. Zimmermann 2006).
Studien auf der Nutzerebene untersuchen in erster Linie Verbreitung, Häu-
figkeit und Art der Internetnutzung sowie soziodemographische und sozioöko-
nomische Merkmale von Nutzern und Nicht-Nutzern. Die meisten Arbeiten in
diesem Feld sind quantitative Erhebungen, die auf herkömmliche Befragungsme-
thoden zurückgreifen, teilweise aber auch Online-Befragungen. Zu Beginn waren
solche Studien in erster Linie von wirtschaftlichen Interessen geleitet und wur-
11
Die Kontroverse um das demokratische Potential des Internet hat sich Anfang der 1990er Jahre in
den USA entzündet und wird seit Mitte/Ende der 1990er Jahre auch in Deutschland geführt (vgl.
Bieber 1999).
26 1 Theoretische Grundlagen und Forschungsstand
12
„With the important exception of age, if the profile for Net users is similar to the profile for those
already most likely to participate politically, the Internet may function to reinforce rather than trans-
form the existing social inequality in civic society.“ (Norris 2000)
1.2 Besonderheiten der Internet-Kommunikation 27
15
Informationen über das Projekt sowie Codebücher und Berichte sind unter http://europub.wz-
berlin.de/ erhältlich.
16
Lediglich 16% der Befragten gaben an, Chats, Gesprächsforen oder Newsgroups zu nutzen (Eime-
ren/Frees 2005: 370).
1.2 Besonderheiten der Internet-Kommunikation 29
Die Fokussierung auf das Thema Genfood bietet erstens den Vorteil, dass es sich
dabei um ein relativ klar abgrenzbares Themenfeld handelt, wodurch eine syste-
matische Informationssuche im Internet erleichtert wird. Zweitens stellt es einen
Gegenstand aktueller Debatten dar, sodass eine Echtzeitrecherche möglich ist.
Schließlich spricht die Genfood-Thematik ein breites Publikum an, da sie alle
Bürger in ihrer Eigenschaft als Konsumenten betrifft. Vor allem handelt es sich
hierbei um einen Risikodiskurs, der ein hohes gesellschaftliches Konfliktpotenti-
al in sich birgt, wodurch von einer relativ breiten Aufmerksamkeit auszugehen
ist. Zunächst werden die allgemeinen Eigenschaften von Risikokommunikation
dargestellt, dann Ursprung, Entwicklung, Inhalte und Folgen der Debatte über
Genfood in Deutschland nachgezeichnet und schließlich die politischen und
rechtlichen Regulierungen skizziert.
2.1 Risikokommunikation
2.1 Risikokommunikation
Ursprünglich war die Risikoforschung eine Domäne von naturwissenschaftlich-
technischen Experten, die sich mit statisch berechenbaren Wahrscheinlichkeiten
und Ausmaßen von Risiken befassten. Im Prinzip wurde damit nicht über die
Risikokalküle im Zusammenhang mit älteren technischen Geräten (z.B. Dampf-
kessel, Munitionsfabriken) hinausgegangen, wenngleich die Anforderungen an
derartige Berechnungen aufgrund der Komplexität moderner technischer Syste-
me enorm gestiegen sind. Mit der gesteigerten Reichweite und Eingriffstiefe
moderner Techniken rückten deren manifeste wie auch potentielle negative Fol-
gen als Systemzusammenhänge in den Vordergrund. Im Zuge der damit verbun-
denen sozialen und politischen Auseinandersetzungen entwickelte sich die sozia-
le Wahrnehmung von und Kommunikation über Risiken zu einem Feld der The-
oriebildung und empirischen Forschung. Dieses Thema wurde insbesondere im
Bereich der Techniksoziologie, der sozialwissenschaftlichen Risikoforschung
und der Kommunikationswissenschaften bearbeitet. Dabei wurde auch das Be-
wusstsein dafür geschärft, dass es sich um sozial und kulturell konstruierte Risi-
ken handelt, die ungeachtet der „objektiven“ Risiken, auf die sich die Wahrneh-
mung bezieht, eine „soziale Tatsache“ im Sinne Emile Durkheims darstellen und
entsprechende soziale Konsequenzen zeitigen. Bahnbrechend für diese Sicht war
das Buch von Aaron Wildavsky und Mary Douglas mit dem Titel „Risk and
32 2 Der Risikodiskurs um Genfood
17
Im Rahmen der World Energy Conference wurde eine „International Research Group on Risk
Communication“ als Untergruppe des Committee „Energy technologies and the public“ eingerichtet.
In Deutschland war vor allem die 1988 eingesetzte Arbeitsgruppe „Mensch und Technik“ im Rahmen
der Programmgruppe Technik und Gesellschaft der Kernforschungsanlage Jülich von Bedeutung.
2.1 Risikokommunikation 33
von Pflanzen, weil diese überwiegend die Grundlage für Genfood bildet. An-
schließend wird die öffentliche Debatte um Genfood dargestellt, um dann auszu-
führen, welche Diskussionen um die gesetzliche Regulierung von Genfood statt-
finden. Als Quellen dienen vor allem Stellungnahmen gesellschaftlicher Akteure
selbst, einschlägige Literatur über die politische Regulierung und über die ver-
schiedenen, mit dem Thema Genfood verbundenen gesellschaftspolitischen An-
liegen. Hierbei kamen auch die untersuchten Internet-Texte und Printmedienve-
röffentlichungen zum Tragen. Die Darstellung der öffentlichen Debatte bezieht
sich auf mehrere größere Kontroversen, die nacheinander angestoßen wurden
und alle bis heute bedeutend geblieben sind. Dabei haben sich genetisch verän-
derte Lebensmittel von der abstrakten Möglichkeit zum regulierungsbedürftigen
Problemfeld und schließlich zum umstrittenen Gegenstand politischer Implemen-
tation entwickelt.
Seit Mitte der 1980er Jahre diskutierten zunächst technische und wissen-
schaftliche Experten sowie ein überschaubarer Kreis vor allem umweltpolitischer
Aktivisten die potentiellen Risiken und Gefahren der grünen Gentechnik, insbe-
sondere deren direkte gesundheitliche und ökologische Folgen. Mit den ersten
Protesten zielten die Gegner auf eine stärkere öffentliche Behandlung des The-
mas. Aber auch konfrontative Protestformen, wie Zerstörungen von Versuchs-
feldern, kamen zum Einsatz, um die Einführung der neuen Technik zu behindern.
Mit den ersten großflächigen Bewirtschaftungen in anderen Ländern An-
fang und Mitte der 1990er Jahre wurde die Diskussion um Genfood durch neue
Aspekte (Abschnitt 2.5) stärker politisiert. An den Diskussionen im Rahmen der
Biodiversitätskonvention im Gefolge der Rio-Konferenz 1992 lässt sich die Aus-
weitung der Debatte auf wirtschaftliche, soziale und weiter gefasste ökologische
Auswirkungen zeigen. Auch verschafften verschiedene Ereignisse dem Thema
Genfood bald eine breitere gesellschaftliche Aufmerksamkeit. Die ersten Importe
genetisch veränderten Sojas 1996 in die EU wurden ebenso von lautstarken Pro-
testen beispielsweise von Greenpeace und Friends of the Earth International
begleitet wie die ersten Markteinführungen genetisch veränderter Lebensmittel
gegen Ende der 1990er Jahre in verschiedenen europäischen Ländern. Konkrete
politische Fragen zu Gentechnik in der Landwirtschaft, auf dem Lebensmittel-
markt und zu den Rechten von Verbrauchern (Abschnitt 2.6) gewannen nun an
Gewicht. Das Thema Genfood rückte stärker in den Alltag der Bevölkerung.
Begriff „grüne Gentechnik“, obwohl die Bestandteile „grüne“ und „-technik“ vielfach in Frage ge-
stellt wurden. Kritiker bemängeln, dass die Übertragung von Fremdgenen auf Pflanzen durch die Be-
zeichnung „grüne Gentechnik“ beschönigt werde. Häufig werde mit den Attributen „grün“ und „Bio“
(zum Beispiel im Begriff Biotechnologie) der Anschein erweckt, es handele sich um ökologisch be-
sonders verträgliche Verfahren. Wir verwenden dennoch den Begriff „grüne Gentechnik“, da er sich
im Unterschied zu Begriffen wie „transgene Pflanzen“ mittlerweile eingebürgert hat und auch hand-
habbarer erscheint.
36 2 Der Risikodiskurs um Genfood
Neben den bisherigen politischen Akteuren beteiligten sich nun vermehrt ökolo-
gisch und konventionell wirtschaftende Landwirte, Lebensmittelhändler, Ver-
braucherschützer, Parteien, Gewerkschaften und globalisierungskritische Organi-
sationen wie Attac an der politischen Debatte. Auch führten in den folgenden
Jahren die Auswirkungen der BSE-Krise in Deutschland zu einem sehr ein-
schneidenden Wandel im öffentlichen Diskurs über Landwirtschafts- und Le-
bensmittelpolitik. Konsumentenrechte und Forderungen nach Transparenz bei
Lebensmittelherstellung und -handel gewannen an Gewicht. Die Nachfrage nach
qualitativ hochwertigen und ökologisch erzeugten Lebensmittelprodukten nahm
zu.
Parallel zur Ausweitung des Themenspektrums entwickelte sich auch das
Protestgeschehen zu Genfood in Deutschland (siehe Abbildung 1). Anhand der
Berichterstattung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zei-
tung und der TAZ lässt sich gut erkennen, dass es bis 1997 im Abstand von drei
bis vier Jahren wiederholt zu vermehrten Protesten kam. Es scheint, dass je stär-
ker Genfood zur Marktreife gelangte und je mehr sich Anbaugebiete und Handel
ausweiteten, desto häufiger wurde protestiert. Nach den besonders intensiven
Jahren 1996 und 1997, als die ersten größeren Importe von Genfood nach
Deutschland kamen, flaute der Protest jedoch ab. Grund hierfür ist wahrschein-
lich, dass seit 1998 die EU ein Moratorium für die Zulassung von genetisch ver-
änderten Pflanzen erließ (siehe Abschnitt 2.7) und auch Lebensmittelhändler
vermehrt Abstand von Genfood nahmen (siehe Abschnitt 2.6). Nach dem Fall
des EU-Moratoriums im Jahr 2004 nahmen die Proteste wieder deutlich zu.
Der aktuelle Genfood-Diskurs in Deutschland beruht auf Debatten und
Konflikten, die seit Jahrzehnten andauern und dabei Wandlungen durchliefen,
bestimmte Muster aber auch beibehielten. Im Vergleich zu früher wird nun be-
deutsam, dass Genfood und gentechnisch veränderte Pflanzen sich stetig ausge-
breitet haben. Weltweit ist Genfood mittlerweile in Lebensmittelwirtschaft, -
handel und der Landwirtschaft alltäglich geworden. Auch ist die Debatte um
Genfood nicht mehr stellvertretend für die allgemeine Diskussion um Gentech-
nik zu verstehen. Ging es in der Vergangenheit noch vor allem darum, die Ein-
führung der Gentechnik als solche kritisch zu begleiten,19 so stehen heute bei
Genfood dessen spezifische Folgen und Risiken im Mittelpunkt. Die Befürworter
weisen zum Beispiel darauf hin, dass viele Verfahren der so genannten weißen
Gentechnik, also zum Beispiel die Herstellung von Enzymen für Waschmittel,
kaum noch öffentlich in Zweifel gezogen würden. Aufschlussreicher sind aller-
dings die Eurobarometer-Befragungen. Ihnen zufolge wird sehr deutlich zwi-
19
Die Debatte um die Risiken und ethischen Implikationen der Gentechnik begann schon sehr früh.
Häufig wird die Fachkonferenz in Asilomar/Kalifornien 1975 mit dem Beginn dieser ersten Diskurse
verbunden, die vor allem von Genforschern selbst geführt wurden (Grobstein 1979).
2.2 Allgemeine Aspekte der Genfood-Debatte 37
18
15
12
0
1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004
Prodat TAZ
Mit der zunehmenden Vielfalt thematischer Aspekte und der deutlicheren Ab-
grenzung von Genfood von anderen gentechnischen Verfahren ist auch das
Spektrum der beteiligten politischen Akteure breiter geworden. Zwar werden in
den folgenden Abschnitten tendenzielle Zuordnungen der gesellschaftspoliti-
schen Gruppen vorgenommen, doch erscheint eine genaue Aufteilung, welche
politischen Akteure für oder gegen Genfood sind, kaum noch möglich. Die Dro-
20
Prodat: überregionale Berichterstattung von Montagsausgaben der FR und SZ. TAZ: gesamte
überregionale Berichterstattung. Dargestellt ist die Anzahl der Proteste.
38 2 Der Risikodiskurs um Genfood
hung des Unternehmers Claus Hipp von Anfang 2006,21 er werde die Produktion
von Babynahrung ins Ausland verlagern, falls der Anbau von gentechnisch ver-
änderten Pflanzen in Deutschland zunehme, zeigt, dass herkömmliche Gegen-
überstellungen von gentechnikfreundlicher Wirtschaft und wirtschaftsfernen
Gegnern zusehends fragwürdig werden. Hipps Drohung basierte schließlich auf
unternehmerischem Kalkül. Das Vertrauen der Kunden in ökologisch angebaute
Vorprodukte sei demzufolge nur durch garantiert gentechnikfreie Landwirtschaft
zu sichern. Auch das lange Zeit ins Feld geführte Argument neuer Arbeitsplätze
durch innovative Genfood-Produkte hat sich mittlerweile ins Gegenteil verkehrt.
So spricht die Gewerkschaft IG Bauen-Agrar-Umwelt davon, dass eine Ausbrei-
tung der grünen Gentechnik in Europa schätzungsweise 100.000 Arbeitsplätze
gefährden könne.22
Zu beachten ist zudem, dass seit den 1990er Jahren die Debatte um Genfood
zunehmend unter den Vorzeichen der Globalisierung steht (vgl. Hampel 2005).
So vertreiben multinationale Konzerne Genfood und genetisch verändertes Saat-
gut grenzüberschreitend. Genforscher arbeiten in internationalen Teams. Kaum
eine rechtliche Regulierung ist heute noch unabhängig von internationalen Vor-
gaben. Auch die Gegner von Genfood mobilisieren grenzüberschreitend und
verweisen auf globale ökologische Folgen. Die ersten Importe von Gen-Soja
entfachten 1996 eine europaweite Welle öffentlichen Protests, sodass eine inter-
nationale „Sychronisierung“ (Seifert 2002) vormals eher national orientierter
Genfood-Kontroversen vermutet werden kann. Stärker als früher scheinen dabei
transnational agierende soziale Bewegungsorganisationen wie Greenpeace auf
der einen Seite, aber auch konzertierte europaweite PR-Strategien von genfood-
freundlicher Seite, eine wichtige Rolle zu spielen. Laut den Eurobarometer-
Umfragen war in Folge der Kontroversen zwischen 1996 und 1999 in fast allen
europäischen Ländern ein deutlicher Stimmungsumschwung zugunsten der Kri-
tik an Genfood zu verzeichnen (Gaskell et al. 2003). Gerade in den südeuropä-
ischen Ländern, aber auch in Belgien oder Großbritannien, also besonders dort,
wo zuvor weite Teile der Bevölkerung Genfood eher befürwortet hatten, war
diese Entwicklung besonders markant. Mit Beginn des neuen Jahrtausends stellte
sich die viel zitierte „German angst“, also die vermeintlich übertriebene Skepsis
in Deutschland gegenüber Genfood, als europäisches Mittelmaß heraus. Der
vermehrte internationale Bezug in Debatten über Genfood hat allerdings nationa-
le Besonderheiten nicht völlig eingeebnet. So steht José Bové als bekannte Leit-
figur der Confédération Paysanne für eine Gegnerschaft zu Genfood in Frank-
21
TAZ, 14.01.2006, S. 7.
22
Online unter: http://www.igbau.de/db/v2/inhalt.pl?e1=&e2=1&did=1611&mode=detail&edit=
0&persid=1075031677.44682.
2.2 Allgemeine Aspekte der Genfood-Debatte 39
reich, die vor allem durch die Ablehnung einer „McDonaldisierung“ der nationa-
len Landwirtschaft und Esskultur motiviert ist.
Im Themenfeld Genfood entwickelten sich die Medien zu wichtigen politi-
schen Mittlern zwischen Wirtschaft, politischen Eliten, Forschung, Protestgrup-
pen und allgemeiner Bevölkerungsmeinung. Allerdings wurde ihr Einfluss auf
die Debatte um Genfood und andere gentechnische Anwendungen seit den
1980er Jahren kontrovers diskutiert. Die deutschen Medien hatten ihre Berichter-
stattung über Genfood nach 1996 nicht nur deutlich ausgeweitet, sondern auch
stärker internationalisiert. Zwar liegen keine genauen Zeitreihen über die Presse-
berichterstattung zu Genfood vor. Aber in einer Untersuchung über die Themati-
sierung von Gentechnologie in Spiegel und Frankfurter Allgemeine Zeitung
wurde festgestellt, dass bis Anfang der 1990er Jahre noch vorrangig über die
USA und das Inland berichtet wurde und dabei zum Beispiel Aspekte der Land-
wirtschaft, die gewöhnlich eng mit Genfood verbunden sind, kaum eine Rolle
spielten. Danach gewann sowohl die Berichterstattung über landwirtschaftliche
Themen als auch über das europäische Ausland und andere außereuropäische
Länder deutlich an Gewicht (Görke et al. 2000). Eine von uns angestellte Re-
cherche in der linksalternativen TAZ kommt zu einem sehr ähnlichen Ergebnis
(siehe Abbildung 2).23 Demzufolge nahm die TAZ-Berichterstattung über Gen-
food seit 1996 zu und fand im Jahr 2004 einen vorläufigen Höhepunkt.
Diese unterschiedlichen Thematisierungsschübe und Wendepunkte in den
Diskussionen um Genfood haben allerdings in Deutschland nicht dazu geführt,
dass bestimmte Kontroversen – sei es um die gesundheitlichen Gefahren oder die
sozialen Auswirkungen in südlichen Ländern – einander abgelöst hätten. Viel-
mehr dehnte sich die Diskussion um Genfood auf immer neue Aspekte und ge-
sellschaftspolitische Akteursgruppen aus, ohne dass in bereits seit Jahrzehnten
diskutierten Fragen Konsens erreicht worden wäre. Genfood hat sich als Gegen-
stand von Expertendiskursen zu einer öffentlichen Angelegenheit entwickelt, zu
der ein sehr breites Spektrum gesellschaftlicher Akteure Stellung bezieht.
23
Gesucht wurde mit den Suchwortkombinationen „Grüne Gentechnik“, „Gentechnik“ in Kombina-
tion mit „Landwirtschaft“ und „genfood“ im Volltext der TAZ zwischen 1992 und 2005. Die Ergeb-
nisse basieren auf der Anzahl der Artikel, die eine der Suchwortkombinationen an beliebiger Stelle
enthielten.
40 2 Der Risikodiskurs um Genfood
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
Gerade die thematische Komplexität, die Vielfalt der beteiligten Akteure sowie
die vielen Kontroversen waren mit ein Grund dafür, das Thema Genfood auszu-
wählen (zu weiteren Auswahlkriterien vgl. die Einleitung). Gleichwohl stellen
diese Charakteristika die Inhaltsanalyse von Internet-Texten und Zeitungsarti-
keln vor besondere Herausforderungen. Um die inhaltliche Struktur des Untersu-
chungsmaterials hinreichend zu erfassen, war es notwendig, die verwendeten
analytischen Kategorien und Schemata mit Hilfe inhaltlicher Vorkenntnisse zu
konstruieren. So wurde zum Beispiel bei der Konzeption der Textanalyse deut-
lich, was eine stärker internationale Berichterstattung im Themenfeld Genfood
bedeuten könnte. Bekannt war, dass die EU die maßgeblichen politischen Rah-
menbedingungen für Genfood in Deutschland setzt und dass die Folgen von
Genfood insbesondere für die Länder des Südens kontrovers diskutiert werden.
Bei der Textanalyse wurde dementsprechend zwischen den verschiedenen grenz-
überschreitenden Bezügen unterschieden. Auch flossen Vorkenntnisse in die
inhaltliche Interpretation der quantitativen Analysen ein. Zum Beispiel wurde die
Hypothese zur Rolle schwacher zivilgesellschaftlicher Gruppen im Internet nicht
nur durch die reine Auszählung dieser Akteure überprüft. Darüber hinaus wurde
gefragt, inwieweit das Internet für solche Themen, Positionen und Problemkon-
2.3 Anwendungen und Risiken der grünen Gentechnik 41
struktionen genutzt wird, die besonders von den ressourcenschwachen und vor
allem aus der Umwelt- und Dritte-Welt-Bewegung stammenden Genfood-Geg-
nern betont werden. Diese Vorkenntnisse werden im Folgenden vorgestellt, weil
sie für die Konzeption und Interpretation der Textanalyse bedeutend waren und
weil sich damit auch die inhaltsanalytischen Ergebnisse besser verstehen und
einordnen lassen.
24
Entwickelt wurde die Methode vom Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln und
zeitgleich auch von dem Unternehmen Monsanto (Akademieunion 2005: 9).
25
Die so genannte “Flavr-Savr” oder “Anti-Matsch”-Tomate, die Mitte der 1990er Jahre auf den US-
amerikanischen Markt gebracht wurde, konnte sich nicht durchsetzen. Produktion und Vertrieb
wurden kurze Zeit später eingestellt. In Europa ist sie nie in den Handel gelangt.
26
Enzyme, also Proteine, die als Katalysatoren in der Lebensmittelherstellung verwendet werden,
werden hingegen kaum noch kontrovers beurteilt. Genetisch veränderte Enzyme haben sich in der
Lebensmittelherstellung ähnlich wie bei Waschmitteln oder Medikamenten weitgehend durchgesetzt.
Die Kontrollierbarkeit von Risiken wird hier kaum noch in Zweifel gezogen. Auch trug die Tatsache,
dass nach EU-Vorschriften keine Kennzeichnung notwendig war, dazu bei, dass sich diese genetisch
veränderten Inhaltstoffe ohne breite politische Debatte durchsetzten (Sauter 2005: 121).
42 2 Der Risikodiskurs um Genfood
hingegen nur einige wenige Getreidesorten. Hierbei zielen die genetischen Modi-
fikationen dieser ersten Generation von Genfood fast ausnahmslos auf verbesser-
te Anbaubedingungen in der konventionellen Landwirtschaft. Etwa drei Viertel
der ausgesäten Sorten weisen eine Herbizidresistenz auf. Während bei herkömm-
lichen Verfahren spezielle auf Unkräuter ausgerichtete Mittel eingesetzt werden
müssen, können auf Feldern mit herbizidresistenten Gen-Pflanzen Breitbandher-
bizide angewandt werden, die alle anderen unerwünschten Pflanzensorten abtö-
ten (BMVEL 2002a). Ein zweites großes Anwendungsgebiet ist die durch gene-
tische Modifikation erreichte Herstellung des seit Jahrzehnten gebräuchlichen
Toxins aus dem Bacillus thuringiensis (Bt) durch die angebauten Pflanzen selbst.
Solche Bt-Toxin produzierende Pflanzen stellen Insektenbekämpfungsmittel
selbst her und sollen so die Anwendung von chemischen Kampfstoffen von au-
ßen erübrigen (BMVEL 2002a).
In Hinsicht auf die zweite Generation von Genfood versprechen die Befür-
worter, dass auch gesundheitsförderliche und dezidiert umweltfreundliche Funk-
tionen eingebaut werden könnten. Die Gegner befürchten mit der zweiten Gene-
ration noch bedrohlichere Risiken, wenn Medikamentenwirkstoffe und Lebens-
mittel gentechnisch miteinander kombinierbar werden oder wenn auch genetisch
veränderte tierische Nahrungsmittel auf den Markt kommen sollten. Für die
öffentliche Auseinandersetzung um Genfood ist diese Unterscheidung von Gene-
rationen deshalb von Bedeutung, weil häufig kritisiert wird, dass eine unsachli-
che Vermischung von Gegenwart und Zukunft stattfindet. Skeptiker und Befür-
worter tendierten dazu, selektive Szenarien zu erstellen, wenn ihnen Argumente
ausgingen, die sich auf gegenwärtige Tatsachen beziehen.
Die erste Generation genetisch veränderter Nutzpflanzen bestand 2004 welt-
weit vor allem aus genetisch veränderten Soja-, Mais-, Baumwoll- und Rapssor-
ten. Diese wurden auf ca. 81 Mio. Hektar angebaut. Die Anbauflächen verzeich-
nen insgesamt hohe Zuwachsraten. So wird bereits auf mehr als der Hälfte der
Anbaufläche für Soja genetisch verändertes Saatgut ausgebracht. Allerdings liegt
knapp die Hälfte der Anbauflächen aller genetisch veränderter Pflanzen in den
USA. Ungefähr 94 Prozent der Anbaugebiete für Genfood sind in Nord- und
Lateinamerika. Der Rest wird größtenteils von China, Südafrika und Indien ge-
stellt. Deutschland gehört zu den europäischen Ländern, in denen genetisch ver-
änderte Pflanzen angebaut werden. Bislang beschränkte sich dies jedoch auf Ver-
suchs- und Erprobungsanbau. Seit Frühjahr 2006 werden erstmals Genpflanzen
für die rein kommerzielle Nutzung in Deutschland angebaut. In Europa findet ein
umfangreicher Anbau für die direkte kommerzielle Nutzung bislang nur in Ru-
mänien und Spanien statt.27 Da der Import genetisch veränderter Pflanzen und
27
Die Daten entstammen dem International Service for the Acquisition of Agri-biotech Applications
(http://www.isaaa.org/).
2.3 Anwendungen und Risiken der grünen Gentechnik 43
28
Vertikaler Gentransfer bedeutet zum einen die schrittweise Verwilderung genetisch veränderter
Sorten, die auch außerhalb der eigentlichen Anbauflächen auftreten könnte. Horizontaler Gentransfer
bezieht sich auf das sehr unwahrscheinliche Szenario einer Weitergabe von genetisch verändertem
Pflanzenmaterial an Wildpflanzen durch nicht-sexuelle Übertragungswege. Von solchen Auskreu-
zungen wird befürchtet, genetisch veränderte Pflanzen könnten verwildern und sich unkontrolliert in
der nicht-kultivierten Umwelt ausbreiten.
2.4 Politische Kontroversen um direkte Folgen der grünen Genforschung 45
ein anderes übertragen werden. Die Betonung der Besonderheit dieser Pflanzen sei daher völlig
übertrieben.
32
http://www.foodwatch.de/cmsimages/1098780664Winnacker_offener_brief.pdf
2.4 Politische Kontroversen um direkte Folgen der grünen Genforschung 47
rierten. Daher drohe ein „Gen-Gau“. In einem vielzitierten Artikel spricht Agrar-
experte Graefe zu Baringdorf mit Verweis auf die Diskussionen um die Atom-
energie gar von einem möglichen „gentechnischen Tschernobyl“.33 Die Gegner
betonen, dass gerade die Übertragung von Genen von einem auf einen anderen
Organismus eine unkontrollierbare und irreversible Beschleunigung der bisheri-
gen Züchtungsmethoden darstelle. Auch würden die erkennbaren ökologischen
und sozialen Risiken in der bisherigen Forschung heruntergespielt, indem diese
bewusst nicht untersucht würden. Es gelte das Prinzip „don’t look, don’t find“
(Mertens 2003; Schneider 2003: 12ff).
Von Seiten der kritisierten Forschung wird wiederum darauf verwiesen,
dass die von den Gegnern verwendeten Begriffe wie „Biodiversität“, „ökologi-
scher Schaden“ und die Unterscheidung zwischen „Kulturpflanzen“ und „Wild-
pflanzen“ problematisch seien. Sie entzögen sich wissenschaftlich eindeutiger
Definitionen und Risikobewertungen.
Manche Gegner von Genfood beschwören den Mythos der „Büchse der
Pandora“ und wenden ein, dass der von partikularen Interessen geleitete unvor-
sichtige Umgang mit der neuen Technik und die schiere Neugier auf das Mach-
bare dazu führen könnten, dass bislang nicht sichtbare Risiken die Allgemeinheit
gefährdeten und nicht mehr rückgängig zu machende Veränderungen hervorru-
fen könnten. Um diesen Entwicklungen vorzubeugen, sollte Genfood zum einen
entsprechend dem „Vorsorgeprinzip“ (precautionary principle) auch ohne ein-
deutige wissenschaftliche Befunde restriktiv behandelt werden, um mögliche Ge-
fahren abzuwehren. Zum anderen sollte das „Verursacherprinzip“ zur Anwen-
dung kommen, dem zufolge die Unternehmen und Forschungseinrichtungen für
alle möglichen Folgeschäden haftbar gemacht werden können.
Die Befürworter von Genfood sehen in diesen Argumentationsmustern eine
innovationsfeindliche und irrationale Sichtweise. Eine den bisherigen Naturzu-
stand konservierende Haltung sei moralisch nicht vertretbar. Ohne gewisse Risi-
ken einzugehen, wäre keine der heute bedeutenden technologischen Neuerungen
möglich gewesen. So bemühte der amerikanische Rechtsphilosoph Ronald
Dworkin den Prometheus-Mythos, um seine positive Sichtweise auf die Gen-
technik zu begründen. Es sei eben eine dem Menschen ureigene Neigung, Gefah-
ren einzugehen und den Fortschritt voranzutreiben (Dworkin 1999).
33
TAZ, 27.4.2004, S. 6.
48 2 Der Risikodiskurs um Genfood
34
Siehe www.percyschmeiser.com.
35
Im August 1998 verklagte Monsanto Schmeiser daraufhin auf Schadensersatz. Es folgte eine Reihe
von Gerichtsverhandlungen, die Schmeiser zunächst verlor. Schließlich entschied 2004 der Oberste
Gerichtshof Kanadas, dass Schmeiser die Schadenssumme in Höhe von umgerechnet ca. 90.000 Euro
zwar nicht bezahlen müsse. In der Hauptsache untermauerte allerdings das Gericht Monsantos allge-
meinen Anspruch auf das Patent und die Lizenzen für round-up-ready-Raps. Der mittlerweile 75-
jährige Schmeiser reagierte auf das Urteil und das Verhalten von Monsanto, indem er das Unterneh-
men nun seinerseits auf Schadensersatz wegen der Kontamination seiner Felder verklagte. Die Klage
ist bislang nicht entschieden.
2.5 Kontroversen um wirtschaftliche und soziale Folgen 49
nach jeder Ernte erneut Saatgut kaufen müssen. Viele Skeptiker und Gegner von
Genfood in Deutschland haben sich die Kritik an der Gentechnik aus dem Süden
zu eigen gemacht. So äußern sich kirchliche Vertreter und insbesondere Akteure
aus der Entwicklungszusammenarbeit wie Misereor oder die im linksradikalen
Spektrum angesiedelte BUKO-Agrarkoordination kritisch zu den Folgen der
Gentechnik in den Ländern des Südens.
Die Befürworter sehen das anders. Insbesondere die Terminator-Techno-
logie berge die Chance, eine unkontrollierte Auskreuzung von genetisch verän-
derten Pflanzen zu verhindern. Während es nicht überrascht, dass Genforscher
und die bekämpften Unternehmen auf den Nutzen der Gentechnik für südliche
Länder hinweisen, gibt es durchaus auch Stimmen von Umweltschützern und
Akteuren aus der Entwicklungszusammenarbeit, die in der Gentechnik mehr
Chancen als Gefahren sehen. Sie halten den Gegnern entgegen, dass sie kein
Recht hätten, für die Bevölkerung im Süden zu sprechen.36 Faktisch begrüßten
sowohl die Bevölkerungen als auch die Regierungen vieler südlicher Länder
vermehrte Forschungen über Genfood. Aus Sicht der Befürworter sei der Nutzen
für die Dritte Welt schon deshalb evident, weil die Anbauflächen sehr schnell zu-
nähmen. Die Bauern entschieden sich freiwillig für genetisch veränderte Pflan-
zen, weil so Pestizide eingespart und höhere Gewinne erzielt würden. Mit der
Beibehaltung bisheriger Anbaumethoden wären dagegen weitere Umweltzerstö-
rungen durch die Ausdehnung von Ackerflächen nicht zu verhindern, da eine
wachsende Weltbevölkerung auch mit einer wachsenden Menge von Nahrungs-
mitteln versorgt werden müsse (Maxeiner/Miersch 2003). In diesem Sinne
spricht die Food and Agriculture Organization (FAO) in Analogie zur „grünen
Revolution“ von einer möglichen „gene revolution“.37 In gleicher Weise befür-
wortete 2001 das United Nations Development Programme in seinem jährlichen
Bericht die grüne Gentechnik. Als Fortsetzung der grünen Revolution, die seit
den 1960er Jahren vor allem durch chemische Hilfsmittel, ertragreichere Sorten
und Maschineneinsatz zu einer Verbesserung der Ernährungslage in Ländern des
Südens geführt habe, solle nun die Gentechnik den Hunger in den Ländern des
Südens bekämpfen helfen (UNDP 2001).38
36
Hier ist auch Vandana Shiva, die als Trägerin des alternativen Friedens-Nobel-Preises eine promi-
nente Stellung in der Weltöffentlichkeit einnimmt, ins Visier der Kritik geraten. So verlieh das gen-
technikfreundliche Liberty Institute India 2002 Vandana Shiva am Rande der Konferenz über nach-
haltige Entwicklung in Johannesburg den „Bullshit Award for Sustaining Poverty“. Shiva trage durch
ihre Positionen zur Verfestigung der Armut im Süden bei (Katzek 2003).
37
http://www.fao.org/newsroom/en/news/2004/41714/index.html.
38
In ähnlicher Weise hat sich auch die internationale Umweltorganisation IUCN (International Union
for Conservation of Nature and Natural Resources) positiv über die Entwicklungschancen von Gen-
food geäußert.
2.5 Kontroversen um wirtschaftliche und soziale Folgen 51
Besonders erzürnt zeigten sich die Befürworter von Genfood, als 2002 meh-
rere afrikanische Staaten Entwicklungshilfe aus den USA in Form von genetisch
verändertem keimfähigem Getreide zurückwiesen. Die Ablehnung durch die
afrikanischen Regierungen sei mit wissenschaftlich völlig unhaltbaren Argumen-
ten drastischer Gesundheitsschäden durch die Lieferungen begründet worden.
Hingegen sahen die Gegner von Genfood in dieser Form der Hungerhilfe für
Afrika den Versuch, Genfood durch die Schaffung von Fakten durchzusetzen
(Tippe 2003). Diese Art von Entwicklungshilfe sei ein trojanisches Pferd gewe-
sen. Dies sei schon dadurch bewiesen, dass die US-Regierung sich weigerte,
nicht genetisch verändertes Getreide zur Verfügung zu stellen. Die Ablehnung
sei somit ein mutiger Schritt gewesen.
Auch das wohl am häufigsten angeführte Beispiel für die positiven Potenzi-
ale von Genfood für die Länder des Südens, nämlich der so genannte Goldene
Reis, ist umstritten. Ausgangspunkt für die genetische Veränderung des Reis war
der Wunsch, ein Grundnahrungsmittel aus dem Süden zum Nutzen der dortigen
Bevölkerung zu optimieren. Die einseitige Ernährung mit Reis wird von Ernäh-
rungswissenschaftlern als Ursache für frühzeitigen Tod, Mangelerkrankungen
und die Erblindung von Kindern insbesondere in Südostasien gesehen. Daher
entwickelten Ingo Potrykus von der Technischen Hochschule Zürich und Peter
Beyer von der Universität Freiburg eine Reissorte, die dank genetischer Verän-
derung deutlich mehr Vitamin A produziert und so die Entstehung von Mangel-
erscheinungen verhindern soll.39 Für die Befürworter von Genfood ist diese Ent-
wicklung der Beweis, dass wirtschaftliche und soziale Fortschritte vereinbar sind
und die grüne Gentechnik ein hohes Potenzial für die Bekämpfung von Hunger
und Elend in südlichen Ländern aufweist.
Die Gegner führen jedoch zwei Gründe gegen den Goldenen Reis an. Zum
einen basiere die Konzeption auf einer ähnlich fehlerhaften Diagnose des Ernäh-
rungsproblems, die schon bei der grünen Revolution mehr Schaden als Nutzen
gestiftet habe (Shiva 1991). Mangelernährung beruhe wie Hunger vor allen Din-
gen auf sozial ungerechter Verteilung gesellschaftlichen Reichtums. Die einseiti-
ge Mangelernährung mit weißem Reis sei auch ohne Gentechnik mit sozial und
kulturell besser verträglichen Maßnahmen zu beheben. Die Betroffenen müssten
in die Lage versetzt werden, die mit traditionellen Anbau- und Esskulturen ver-
schwundenen vitaminreichen Gemüsepflanzen wieder anbauen zu können. Die
konventionelle, auf Monokulturen ausgerichtete Landwirtschaft habe gerade zur
Mangelernährung beigetragen, indem eine einseitige Ernährung mit Reis vorpro-
grammiert wurde (Brauner 2003). Einfache Abhilfe wie der Verzehr von Fleisch,
Gemüse und Obst scheitere eben an drückender Armut. So kam der Greenpeace-
39
Der Goldene Reis wurde erstmals 1999 vorgestellt und seitdem ständig weiter entwickelt.
52 2 Der Risikodiskurs um Genfood
Sprecher Michael Hopf zu dem Schluss, dass momentan „Gen-Reis die teuerste,
am schlechtesten ausgereifte und ökologisch gefährlichste Methode“ sei, um
gegen Vitamin-A-Mangel vorzugehen (Ohne Autor 2001).
Zum anderen handle es sich bei der Entwicklung des Goldenen Reis um ein
Täuschungsmanöver, um die Öffentlichkeit für Genfood einzunehmen. In diesem
Sinne bezeichnete Vandana Shiva den Goldenen Reis als „ein trojanisches Pferd,
um gentechnisch veränderte Nutzpflanzen und Lebensmittel in den Markt zu
drücken” (Ohne Autor 2001). Die Entwicklung des Goldenen Reis sei eine Miss-
achtung der Ernährungssouveränität, also des Rechts, über die Zusammenstel-
lung der eigenen Nahrung selbst bestimmen zu können, und des Rechts auf eige-
ne unabhängige Nahrungsmittelproduktion (BMVEL 2002b: 27). Diese Entwick-
lung aus nördlichen Labors diene dazu, das alltägliche Leben in südlichen Län-
dern zu kontrollieren.
Nicht minder scharf reagieren die Befürworter von Gentechnik auf die Vor-
würfe. So warf Ingo Potrykus Greenpeace und anderen Kritikern wörtlich vor,
„letzten Endes dafür verantwortlich“ zu sein, „dass viele Kinder erblinden und
sterben“. Er halte ein solches ideologisch motiviertes Verhalten „für ein Verbre-
chen gegen die Menschlichkeit“ (Ohne Autor 2001).
40
http://www.gendreck-weg.de
54 2 Der Risikodiskurs um Genfood
41
http://archiv.greenpeace.de/gp_grafik/karten/currypat.pdf; www.diecurrywurst.de/
42
Neben den Eurobarometer-Daten zeigt auch die GFK-Marktforschung eine deutliche Ablehnung
von Genfood. Im Frühjahr 1999 lehnten über 75 Prozent der Befragten die Entwicklung und Einfüh-
rung gentechnisch veränderter Lebensmittel ab. Fast alle Befragten (95 %) waren für eine durchgän-
gige Kennzeichnungspflicht. Auch Fokusgruppen-Untersuchungen in Baden-Württemberg bestätigen
diese Ergebnisse (Renn 2003). Das Meinungsforschungsinstitut TNS-Emnid ermittelte im Septem-
ber/Oktober 2003, dass sich knapp 75 Prozent der deutschen Konsumenten nicht oder eher nicht mit
gentechnisch veränderten Nahrungsmitteln ernähren würden. 88 Prozent der Befragten hielten eine
Kennzeichnung genetisch veränderter Nahrungsmittel für wichtig (http://www.welthungerhilfe.de/
whhde/aktuelles/presse_archiv/gentechumfrage1.html). Weiterhin ermittelte im April 2004 das Mei-
nungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Wochenzeitschrift Stern, dass 68 Prozent der deutschen
Verbraucher keine gentechnisch veränderten Lebensmittel kaufen wollten (http://www.stern.de/poli
tik/deutschland/index.html?id=522974&q=gentechnik). Auch kam eine methodenkritische Untersu-
chung, die nach instabilen und künstlichen Aspekten von Befragungsergebnissen zur Gentechnik
fragte, zu dem Schluss, dass die Einstellungen in der Bevölkerung „hochgradig stabil“ seien (Urban
1998: 40).
43
Europaweit sprachen sich Ende der 1990er Jahre mit Tesco (Italien), Sainsbury (Großbritannien)
und Carrefour (Frankreich) große Lebensunternehmen gegen Genfood aus. In Deutschland sicherten
nach den gescheiterten Markteinführungsversuchen Firmen wie Tegut, Metro, Nestlé und Rewe
schriftlich zu, auf Genfood im Sortiment zu verzichten, was im Umkehrschluss allerdings auch heißt,
dass Genfood von anderen Firmen weiter vermarktet wird.
2.7 Der politische Regulierungsdiskurs 55
den müsse. Kommt eine Wahrnehmung hoher Risiken hinzu, sprechen die Geg-
ner gar von Genfood als „Frankenstein-Lebensmittel“ (Shiva 2001: 91) und von
einem Feldversuch mit der Bevölkerung.
Hinzugekommen ist im Verlaufe der Debatte auch die Frage, inwieweit
Verbraucher das Recht auf transparente Kennzeichnung von Genfood haben
sollten. Dabei gingen die Befürworter lange Zeit davon aus, dass Genfood dann
nicht gekennzeichnet zu werden braucht, wenn es zwar zur Anwendung gekom-
men ist, später allerdings nicht mehr technisch nachweisbar ist. Wie weiter unten
ausgeführt wird, hat die EU-Gesetzgebung in dieser Hinsicht allerdings die
Kennzeichnungsbestimmungen für Genfood verschärft. Bis 2004 wurde immer
wieder der Vorwurf erhoben, dass die Verbraucher getäuscht würden und keine
echte Wahlfreiheit hätten, indem der Eindruck erweckt werde, „kennzeichnungs-
freie“ Nahrungsmittel seien auch „gentechnikfrei“.
Über die Ausweitung des Anbaus genetisch veränderter Pflanzen geraten
auch die Interessen der Landwirtschaft stärker in die Diskussion. Mit Verweis
auf mögliche Kontaminationen, wie im obigen Falle des kanadischen Farmers
Schmeiser, befürchten ökologische Landwirte enorme Behinderungen, eventuell
sogar das eigene wirtschaftliche Ende durch die Einführung von genetisch ver-
änderten Pflanzen, weil für sie zumeist vorgeschrieben ist, dass keine Gentech-
nik zum Einsatz kommen darf. Radikalere Stimmen fordern daher ein Verbot der
Gentechnik, selbst wenn keine konkreten Risiken und Gefahren nachzuweisen
sind. Eine Koexistenz von Gen-Landwirtschaft und anderen Anbauformen sei
praktisch unmöglich. Vermischungen, Kontaminationen und Auskreuzungen
seien nicht zu verhindern, und somit werde die Gentechnik über kurz oder lang
durch die Hintertür erzwungen (Schneider 2003: 12ff). Nimmt man hingegen an,
dass eine Koexistenz technisch machbar ist, entschärft sich der Konflikt. Insbe-
sondere ist zu klären, in welchem Ausmaß Schutzvorkehrungen zu treffen sind,
wer die Kosten hierfür trägt und inwieweit dieser Prozess für die Verbraucher
transparent sein sollte. Insbesondere die Frage, wer finanziell für die unkontrol-
lierte Ausbreitung von Genpflanzen haften soll, sorgte für Streit beim neuen
Gentechnikgesetz der rot-grünen Bundesregierungen, wie im Folgenden näher
erläutert wird.
44
Nach inoffiziellen Schätzungen betrug die Anbaufläche für solche Pflanzen zwischen 600.000 bis
eine Million Hektar (TAZ, 29.12.1999, S. 4).
45
Anfang der 1990er Jahre gab es mit dem damaligen Gentechnik-Gesetz bereits erste Regulierun-
gen.
2.7 Der politische Regulierungsdiskurs 57
April 2004 in allen EU-Ländern. Ihnen liegt, anders als in der Vergangenheit,
das „Anwendungsprinzip“ zugrunde. Demnach ist jede direkte Anwendung von
gentechnisch veränderten Organismen bei der Herstellung oder Erzeugung von
Lebens- und Futtermitteln kennzeichnungspflichtig. Dabei ist es unerheblich, ob
der Einsatz von Gentechnik im Endprodukt nachweisbar ist. Anstelle der bis dato
geltenden Nachweiskontrolle muss jetzt die Information vorliegen, ob Nahrungs-
mittel aus gentechnisch veränderten Organismen hergestellt wurden. Für die
Lebensmittel- und Futterwirtschaft bedeutet dies, dass aufwändige Kontroll- und
Nachweissysteme eingerichtet werden müssen. Aus Sicht der Verbraucher ergibt
sich, dass für mehr Produkte als bisher eine Kennzeichnungspflicht besteht. So-
mit erhöhte sich die rechtlich vorgeschriebene Transparenz, und der Verbraucher
erhält die Möglichkeit, mit seiner Kaufentscheidung nicht nur Einfluss auf die
endgültige Zusammensetzung des Produkts, sondern auch auf die ursprünglich
verwendeten Zutaten nehmen zu können. Mit diesen Regelungen wurden erneute
Diskussionen über die Auslegung der Bestimmungen, Ausnahmen, Verbote und
Einsickermöglichkeiten von Genfood entfacht.
Auf internationaler Ebene sind die Vorschriften der WTO und des Biosi-
cherheits-Protokolls der Vereinten Nationen für die Regulierung von Genfood
relevant. Im September 2003 wurde das Biosicherheits-Protokoll der Vereinten
Nationen (auch Cartegena-Protokoll über Biosicherheit), das bereits 2000 in
Montreal beschlossen worden war, wirksam.54 Die dort vorgesehenen Regelun-
gen beziehen sich auf den internationalen Handel mit lebenden genetisch verän-
derten Organismen, die zur Freisetzung bestimmt sind. Wenn beispielsweise
genveränderter Mais exportiert wird, um als Saatgut verwendet zu werden, muss
das Empfängerland im Rahmen festgelegter Verfahren um Erlaubnis gefragt
werden. Anders als in der WTO sind vorsorgliche Einfuhrverbote im Biosi-
cherheits-Protokoll auch ohne genaue wissenschaftliche Beweisführung möglich.
Die im Rahmen der WTO vorgesehenen Regelungen über Hygienestandards und
Artenreinheit (so genanntes SPS-Abkommen) erlauben Einfuhrbeschränkungen
nur, wenn sich Sicherheitsbedenken auf wissenschaftlich unzweifelhaft nachge-
wiesene Schäden beziehen können. Für den Handel mit Saatgut bestehen also
konkurrierende internationale Regelungen (BMVEL 2002b). Im Unterschied zu
vielen anderen Ländern sehen die USA ihre Vorstellungen in den WTO-Rege-
lungen besser vertreten als im Biosicherheitsabkommen.
Auch führten schärfere EU-Regelungen zu einem Streit zwischen den USA
und der EU innerhalb der WTO. Die US-Regierung klagte schließlich 2003 ge-
gen die EU-Zulassungsbestimmungen. Zeitungsberichten55 über einen Zwischen-
54
Das Cartagena-Protokoll ist ein Nachfolgeabkommen der in Rio 1992 verabschiedeten Konvention
über Biodiversität, das erstmals genetische Vielfalt als schützenswertes Gut einstufte.
55
TAZ, 08.02.2006, S. 7.
60 2 Der Risikodiskurs um Genfood
bericht der WTO zufolge ist zu erwarten, dass der Streit zugunsten der USA
entschieden wird. Die US-Regierung kündigte auch an, gegen die verschärften
EU-Kennzeichnungsregelungen vor der WTO zu klagen. Sie sah darin Wettbe-
werbsverzerrungen zu Lasten von Vertragsstaaten, die mit genetisch veränderten
Pflanzen und Genfood handeln.
In der EU ist man bezüglich Genfood zögerlicher und vorsichtiger als in an-
deren Ländern. Jedoch wird auf lange Sicht eine schrittweise Nutzbarmachung
der Technologie angestrebt. So fiel das de facto-Moratorium innerhalb der EU
im Mai 2004 mit der Neuzulassung einer genetisch veränderten Maissorte. Zuvor
herrschte Zurückhaltung. So wurde beispielsweise die Entscheidung über die
Zulassung einer umstrittenen Genmais-Sorte (MON 863), die von dem Konzern
Monsanto beantragt worden war, im September 2004 aufgrund eines Votums des
zuständigen Fachausschusses bei der Kommission verschoben. Dem vorausge-
gangen waren Bedenken vor allem französischer Forscher, die in Tierversuchen
bei der Verfütterung dieser Maissorte zahlreiche „Anomalien“ festgestellt hatten.
Umstritten ist bis dato auch, welcher Schwellenwert für die Kennzeichnung
gentechnisch behandelten Saatguts (im Unterschied zu Lebensmitteln) festgelegt
werden soll. Hatte die Kommission zunächst eine Kennzeichnung ab einer Ver-
unreinigung von 0,3 Prozent ins Auge gefasst,56 so forderten Politiker der Grü-
nen im Verbund mit Umwelt- und Verbraucherverbänden eine Schwelle von 0,1
Prozent.
56
Nach geltendem EU-Recht ist ein Anteil von 0,9 Prozent gentechnisch veränderter Substanz in
einem Produkt erlaubt. In diesem Fall gilt eine Kennzeichnungspflicht.
2.8 Genfood als eigenständiges und vielschichtiges Politikfeld 61
Genfood wird nicht nur als eigenständiges, sondern auch in sich kohärentes
Politikfeld verstanden, obwohl die Thematik vielfältige Aspekte aufweist. Betei-
ligte können sehr wohl die wirtschaftlichen Aspekte von Genfood begrüßen und
trotzdem die ökologischen Folgen von Genfood fürchten, um sich letzten Endes
insgesamt für oder gegen Genfood auszusprechen. Auch nehmen an den Kontro-
versen um Genfood Akteure wie z.B. Verbraucherschutzverbände oder Saatgut-
firmen teil, die zu anderen gentechnischen Anwendungen selten Stellung bezie-
hen.
Trotz dieser Eigenständigkeit kann kaum von einer einheitlichen Konflikt-
struktur beim Thema Genfood gesprochen werden. Mal geht es vornehmlich um
die Verteidigung der Entscheidungsautonomie von Konsumenten, mal reprodu-
zieren sich ältere Konflikte zwischen neuen sozialen Bewegungen einerseits und
Naturwissenschaft, Technik und Wirtschaft andererseits. So werden zuweilen
Parallelen zur Atomkraft oder „grünen Revolution“ bemüht. Schließlich wird
Genfood auch zum Streitpunkt zwischen linken und rechten politischen Parteien
sowie zwischen Machtblöcken auf internationaler Ebene. Dabei wurden im Zeit-
verlauf immer neue Teildiskurse eröffnet, sei es um die Folgen von Genfood in
Ländern des Südens oder um die Auslegung von EU-Recht. Allerdings gelang es
keiner Seite, bestimmte Themenfelder für sich zu besetzen. Weder können die
Befürworter unwidersprochen behaupten, Genfood sichere und schüfe Arbeits-
plätze, noch haben es die Gegner erreicht, ökologische Schäden und Risiken in
Folge von Genfood als wissenschaftlich unstrittige Tatsache zu etablieren. Dabei
wiederholt sich ein Muster: In der Hoffnung, bestehende Diskursblockaden und
Pattsituationen in bereits ausgiebig erörterten Bereichen zu überwinden, eröffnet
eine Seite einen zusätzlichen Teildiskurs. Umgehend folgt ihr jedoch die andere
Seite und entwickelt das entsprechende Gegenargument. Wie viel Aufwand da-
bei mitunter betrieben wird, verdeutlicht das Beispiel des Goldenen Reis. Dieser
sollte nicht nur die Behauptung der Gegner entkräften, derzufolge Genfood nega-
tive Auswirkungen für die Länder des Südens habe, sondern auch ein positives
Licht auf Forschung und Anwendung im Norden werfen, um so Bedenken gegen
den Verzehr von Genfood zu zerstreuen. Die Reaktionen von Seiten der Gegner
erfolgten prompt und heftig. Sie erstellten Gegenexpertisen zur Tauglichkeit des
Goldenen Reis und kritisierten, dass die Ernährungssouveränität südlicher Be-
völkerungen unterminiert werde. Trotz der Ausdifferenzierung verschiedener
Teilkontroversen sorgte also das Spannungsverhältnis von Gegnern und Befür-
wortern stets dafür, dass die unterschiedlichen Themen und Argumente eng mit-
einander verknüpft blieben.
Die Komplexität und Eigendynamik der zahlreichen eng miteinander ver-
knüpften Kontroversen sollten allerdings nicht zu dem Schluss verleiten, es han-
dele sich um ein abgesondertes und ganz einzigartiges Themengebiet. Vielmehr
62 2 Der Risikodiskurs um Genfood
Unsere empirische Untersuchung orientiert sich an Hypothesen, die sich aus der
Debatte um das politische Potential des Internet ableiten lassen (vgl. Abschnitt
3.1). Unser empirische Analyse gliedert sich in drei Teile: Den ersten Teil (Ab-
schnitt 3.4) bildet einerseits eine Inhaltsanalyse von Texten, die durch die Ver-
wendung der Suchmaschine Google im Internet gefunden wurden. Zum Ver-
gleich wird andererseits eine Inhaltsanalyse von Zeitungsartikeln durchgeführt.
Im zweiten Teil (Abschnitt 3.5) wird die Struktur der Hyperlinkverweise auf den
Webseiten politischer Akteure untersucht. Der dritte Teil (Abschnitt 3.6) besteht
aus einer Webseitenanalyse von Online-Angeboten politischer Akteure.
3.1 Untersuchungshypothesen
3.1 Untersuchungshypothesen
Die Hoffnungen und Befürchtungen, die sich insbesondere um Online-Diskurse
ranken, lassen sich anhand technischer Eigenschaften des Internet aufzeigen.
Darauf bauend formulieren wir vier leitende Hypothesen, die teilweise vor dem
Hintergrund eines Vergleichs des Internet mit Zeitungen zu verstehen sind.
Erstens ist das Internet eine Kommunikations- und Informationstechnologie,
die es jedem erlaubt, seine Informationen und Anliegen einem breiten Publikum
medial zugänglich zu machen. Die Kosten, eine Webseite zu betreiben, sind – im
Vergleich zur Produktion einer Zeitung, eines Radio- oder Fernsehsenders –
verschwindend gering. Politische Akteure sind demnach nicht mehr darauf an-
gewiesen, dass die Medien über sie berichten, um öffentliche Sichtbarkeit zu
erlangen. Stattdessen können sie die Bürger über ihre eigene Webseite erreichen.
Da es insbesondere ressourcenschwachen zivilgesellschaftlichen Akteuren ohne
politischen Einfluss und Macht nur selten gelingt, die Aufmerksamkeit der Me-
dien auf sich zu ziehen, scheint das Internet gerade ihnen neue Möglichkeiten der
Teilhabe an politischen Diskursen zu bieten. Entsprechend lautet unsere erste
Hypothese:
1. Diskurse im Internet zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine größere Band-
breite von Sprechern bzw. Akteuren einschließen sowie einen höheren An-
teil an kleinen und ressourcenschwachen Akteuren aufweisen. In diesem
64 3 Empirische Untersuchungen
Aus der Hypothese 1 ergibt sich zweitens, dass die größere Bandbreite von Spre-
chern auch zu einem breiter gefächerten Meinungsbild führt als dies in her-
kömmlichen Massenmedien der Fall ist. Weiterhin ist zu vermuten, dass die
Akteure die Möglichkeit, sich direkt an ein breites Publikum zu richten, in erster
Linie dazu nutzen, ihre eigenen Positionen zu stärken und dafür Unterstützung
zu erlangen. Daraus leitet sich unsere zweite Hypothese ab:
Neben der Möglichkeit, das Publikum über eine eigene Webseite zu erreichen,
bietet das Internet drittens neue Möglichkeiten der interaktiven Kommunikation
und weist keine inhärent hierarchischen Kommunikationsstrukturen wie die
herkömmlichen Massenmedien auf. Vielmehr stellt es in seiner Gesamtheit ein
dezentral organisiertes Kommunikations- und Informationsnetzwerk dar. Hieraus
ergibt sich unsere dritte Hypothese:
Viertens ist das Internet ein transnationales Medium, das keine räumlichen Gren-
zen kennt, sondern eine weitgehend unbeschränkte weltweite Information und
Kommunikation ermöglicht. Dementsprechend lautet unsere vierte Hypothese:
57
Die Unterscheidung von politischem Zentrum und Peripherie nimmt Habermas im Anschluss an
Peters (1992: 337 ff.) vor. Der Kernbereich des Zentrums besteht aus den „institutionellen Komple-
xen der Verwaltung (einschließlich der Regierung), des Gerichtswesens und der demokratischen
Meinungs- und Willensbildung (mit parlamentarischen Körperschaften, politischen Wahlen, Partei-
enkonkurrenz usw.)“ (Habermas 1992: 430). Die polyarchisch strukturierte Peripherie besteht aus
Assoziationen, Verbänden, sozialen Bewegungen, kulturellen Einrichtungen, public interest groups,
Kirchen und dergleichen.
3.2 Methodische Konzeption der Studie 65
bestimmten Akteurs zu diesem Thema oder dessen Meinung dazu interessiert ist,
sondern – ähnlich wie bei der Nutzung herkömmlicher Massenmedien – einen
breiteren Blick auf das Thema bekommen möchte, so wird er wahrscheinlich
eine Suchmaschine verwenden, um sich im Informationsdschungel des Internet
zurecht zu finden.58 Um dieses Verhalten abzubilden, haben wir mit der in
Deutschland am meisten genutzten Suchmaschine unter Verwendung der am
häufigsten verwendeten Suchwortkombinationen zum Thema Genfood eine
Suche nach Informationen bzw. Texten zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten
durchgeführt. Im Untersuchungsjahr 2004 war Google die am häufigsten genutz-
te Suchmaschine in Deutschland.59 Laut Schätzungen der Bertelsmann-Stiftung
hält Google als Suchmaschine einen Marktanteil von 70 Prozent (Neuberger
2005). Nielsen-Netrating zufolge wurde Google von 55 Prozent der aktiven In-
ternetnutzer im März 2004 verwendet und stand damit unter den Suchmaschinen
mit Abstand an erster Stelle.
Im Zeitraum von der ersten und bis zur zweiten Stichprobenziehung wurden
parallel zur Textsuche mit Google alle Artikel, die in ausgewählten deutschen
Printmedien zum Thema Genfood veröffentlicht wurden, selektiert. Unabhängig
davon, ob sie online oder offline gefunden wurden, wurden diese Texte – bis auf
einige medienspezifische Unterschiede – inhaltsanalytisch auf die gleiche Art
und Weise ausgewertet. Dadurch wurde unter Berücksichtigung der unterschied-
lichen Medienarten ein höchstmöglicher Grad an Vergleichbarkeit geschaffen.
Im Zentrum der Untersuchung steht hierbei die Überprüfung der Hypothese 1,
nach der sich Diskurse im Internet im Vergleich zu Zeitungsdiskursen durch eine
größere Bandbreite von Sprechern bzw. Akteuren auszeichnen und insbesondere
in stärkerem Maße zivilgesellschaftliche Akteure der „politischen Peripherie“
begünstigen. Weiter soll untersucht werden, ob sich auch Aussagen der Hypo-
these 2 auf dieser Ebene bestätigen lassen, die besagt, dass Diskurse im Internet
in ihrer Gesamtheit zwar ein breiteres argumentatives Spektrum aufweisen, auf-
grund weitgehend fehlender journalistischer Kriterien und Kontrollen jedoch
stärker parteilich sind und weniger die Argumente der jeweiligen Gegenseite prä-
sentieren. Entsprechend enthalten sie auch mehr auf Mobilisierung ausgerichtete
Elemente (z.B. Protestaufrufe).
58
Wenn jemand nur an den Informationen eines bestimmten Akteurs interessiert ist, wird er die Web-
seite dieses Akteurs direkt aufsuchen. Wäre dies (durch Eingabe der URL der gesuchten Webseite)
jedoch der einzige Weg, Informationen im Internet zu finden, so wäre von vorneherein von einer blo-
ßen Replikation der herkömmlichen Aufmerksamkeitsstrukturen in Bezug auf unterschiedliche politi-
sche Akteure auszugehen. In diesem Fall könnten nur Informationen von Akteuren online abgerufen
werden, die auch unabhängig von ihrer Online-Präsenz bekannt wären. Die Bekanntheit politischer
Akteure wird in modernen Gesellschaften jedoch maßgeblich durch ihre Präsenz in den herkömmli-
chen Massenmedien beeinflusst.
59
Das Wort „googeln“ gelangte sogar in die 23. Auflage des Dudens.
3.2 Methodische Konzeption der Studie 67
Auf der zweiten Stufe des Vorgehens wird die Verlinkungsstruktur zwi-
schen den Webseiten von Akteuren untersucht, deren Angeboten durch Google
ein prominenter Platz zugewiesen wird. Nachdem also auf der ersten Stufe ge-
klärt wurde, welcher Informations- und Kommunikationsraum sich den Nutzern
durch die Verwendung von Google eröffnet, wird nun gefragt, in welcher Form
die Informationsanbieter selbst Aufmerksamkeit im Internet strukturieren, indem
sie Hyperlinks zu anderen Akteuren anbieten. Neben Suchmaschinen sind die
Hyperlinks, die von Webseiten auf andere Webseiten verweisen, eine der wich-
tigsten Orientierungshilfen von Internetnutzern. Durch die Platzierung von Hy-
perlinks treten Anbieter im Internet, ähnlich wie Journalisten in herkömmlichen
Medien, als gatekeeper auf, die entscheiden, wem in ihren Augen öffentliche
Aufmerksamkeit gebührt und wem nicht. Forschungsleitend auf dieser Ebene ist
in erster Linie die Überprüfung der Hypothese 3, die u.a. besagt, dass das Inter-
net eine stärker verzweigte und dezentrale Kommunikationsstruktur aufweist.
Ähnlich wie bei der Hypothese 1 wird auch hier nach der Bedeutung bzw. Sicht-
barkeit zivilgesellschaftlicher Akteure der politischen Peripherie in den kommu-
nikativen Räumen gefragt, die sich durch die Verlinkung verschiedener Websei-
ten ergeben. Außerdem wird sowohl bei der Untersuchung der Hyperlinkstruktur
zwischen den Webseiten als auch der Textanalyse die Hypothese 4 zu überprüfen
sein, nach der Diskurse im Internet einen höheren Grad an grenzüberschreitender
Information und Kommunikation aufweisen.
Auf der dritten Stufe der Untersuchung werden die Webseiten der Akteure
analysiert, die in der Suchmaschinenanalyse und/oder der Hyperlinkanalyse als
besonders relevant im Online-Diskurs zum Thema Genfood identifiziert wurden.
Die Fragestellung dieses Teils richtet sich vor allem auf mögliche Veränderun-
gen der Handlungsmöglichkeiten und -notwendigkeiten politischer Organisatio-
nen und soziokultureller Gruppen aufgrund strukturell neuer Bedingungen medi-
aler Öffentlichkeit. Von Interesse sind Auswirkungen auf die Gestaltungs- und
Interaktionsmöglichkeiten von Individuen und Gruppen wie auch auf die gene-
relle Qualität des politischen Diskurses (Hypothese 2 und 3). Um diesen Fragen
anhand des ausgewählten politischen Diskurses nachzugehen, wurde ein eigenes
inhaltsanalytisches Instrumentarium entwickelt, das die systematische Untersu-
chung verschiedener Aspekte ermöglicht, wie beispielsweise Art und Aktualität
der angebotenen Informationen, das Angebot internetspezifischer kommunikati-
ver und interaktiver Tools, vorherrschende Kommunikationsstrategien, Zielpub-
likum sowie inhaltliche und argumentative Positionierung.
68 3 Empirische Untersuchungen
Textselektion Textselektion in
durch Google Printmedien
TEXTANALYSE
Internet- Vergleich
Zeitungs-
texte artikel
(N = 119) (N = 148)
Die wichtigsten
Anbieter (N = 16) HYPERLINK-
ANALYSE
(N = 16)
WEBSEITEN-
ANALYSE
(N = 27)
3.3 Kategorienbildung
3.3 Kategorienbildung
In der Darstellung des Untersuchungsdesigns wurde die Auswahl der systema-
tisch zueinander in Bezug stehenden Untersuchungsmaterialen erläutert. Nun
ergibt sich die Aufgabe der Operationalisierung der Hypothesen. In der Inhalts-
analyse wird dieser Prozess Kategorienbildung (vgl. Früh 1991; Mayring 1988)
oder auch Konstruktion des Erhebungsinstruments bzw. der Variablen (Merten
1995) genannt. Es geht dabei um die Festlegung des verwendeten Sets von Kate-
gorien und Variablen (im Folgenden lediglich Kategorienbildung bzw. Katego-
rien). Dabei wird zwischen empiriegeleiteter und theoriegeleiteter Kategorienbil-
dung unterschieden (Früh 1991: 132ff). Werden bei der ersteren die später ver-
wendeten Kategorien aus einem Teil des zu untersuchenden Materials abgeleitet,
so werden bei der letzteren vorgefasste theoretische Konzepte in Untersuchungs-
kategorien überführt. Anstelle rein empiriegeleiteter bzw. theoriegeleiteter Kate-
60
So wird geschätzt, dass ein Viertel aller Webseiten innerhalb eines Jahres verschwindet (Köhler
1999; zitiert nach Rössler/Wirth 2001: 281).
61
Bislang wurden hier vor allem die Analyse von log-files auf Seiten der Webseitenbetreiber oder
sozialpsychologische Experimente, bei denen das Nutzerverhalten ausgewählter Versuchspersonen
per Video mitgeschnitten wird, als Lösungswege vorgeschlagen. Beide Optionen stellen jedoch über-
aus aufwändige Verfahren dar und sind methodisch nicht unproblematisch (vgl. Rössler/Wirth 2001).
70 3 Empirische Untersuchungen
rienbildung einbezogen. Die Analyse von Frames geht auf die sozialkonstrukti-
vistischen Arbeiten von Goffman (1974) zurück, der die grundlegende Tatsache
betonte, dass jede zwischenmenschliche Interaktion in bereits vorhandene Sinn-
strukturen eingebettet ist. Inhaltsanalytische Verfahren nahmen diesen Ansatz
auf und konzentrieren sich meist auf die inhaltliche Rahmung eines zuvor be-
stimmten Themas. Bisherige Arbeiten in diesem Bereich (z.B. Gamson/Modig-
liani 1989) argumentieren, dass nicht allein die Position zu einem Thema, son-
dern vielmehr der inhaltliche Rahmen, in den es gestellt wird, Einfluss darauf
nimmt, wie es bewertet wird.63 In der Inhaltsanalyse wird dieser Zusammenhang
von Rahmung und Bewertung eines Themas anhand der Darstellungsweise des
Textes herausgearbeitet. Dafür galt es, verschiedene Frame-Kategorien auf
Grundlage unseres Basiswissens und bisheriger Frame-Analysen zu konzipieren.
Da wir in unserer Textanalyse einen Vergleich verschiedener Mediengat-
tungen vornahmen, entschieden wir uns für eine Kategorienbildung, die drei
Anforderungen stellte. Um einen Vergleich sehr unterschiedlicher Texte hand-
habbar zu machen, wurde erstens darauf geachtet, nur solche Frames zu erheben,
die sich auf einen einzelnen Begriff bringen lassen. Zwar hat jeder Text vielfälti-
ge inhaltliche Rahmungen. Für einen Vergleich zwischen Rahmungen in unter-
schiedlichen Texten ist es jedoch nötig, sich auf solche Bezüge zu konzentrieren,
die sich auf ein tertium comparationis, d.h. auf einen in allgemeinen Begrifflich-
keiten fassbaren Vergleichsmaßstab beziehen lassen. Zweitens wurde darauf ge-
achtet, dass sich die Frames deutlich untereinander und von anderen Kategorien
abgrenzen lassen. Schließlich wurden drittens nur solche Frames ausgewählt, die
ein Unterthema derart darstellen, dass eine positive, negative oder ambivalente
Positionierung nahe liegt. Die hier analysierten Frames stellen also keine er-
schöpfende Kategorisierung der in Diskursen zu Genfood verwendeten Rahmun-
gen dar. So könnte auch nach dem Ausmaß der Risikofreudigkeit oder der Zu-
schreibung von Verantwortung bzw. Verursachung (vgl. Iyengar 1991) gefragt
werden. Allerdings waren für einen handhabbaren Vergleich Beschränkungen
notwendig. Dabei erwies sich bei unseren inhaltlichen Vorarbeiten die Frage
nach dem Für und Wider von Genfood als besonders entscheidend.
Im Ergebnis wurden sieben Frames identifiziert. Als positive Frames stehen
„Fortschritt“, „Markt“ und „Bekämpfung von Armut, Hunger und Krankheit
(Humanität)“. Ein Beispiel ist Genfood. Genfood sei zukunftsträchtig („Fort-
schritt“), schüfe Arbeitsplätze („Markt“) und der Goldene Reis lindere den Er-
nährungsmangel in der Dritten Welt („Humanität“). Negative Frames sind „Aus-
beutung“, „Risiko“ und „Eingriff in die Schöpfung/Anmaßung“. So wird der
63
Sozialpsychologische Arbeiten belegten beispielsweise in Experimenten, dass unterschiedliche
Rahmungen funktional identischer Entscheidungsoptionen zu erheblichen Unterschieden im Ent-
scheidungsverhalten von Probanden führen können (Kahnemann/Tversky 1982).
74 3 Empirische Untersuchungen
Verweis auf den Fall Percy Schmeiser (vgl. Abschnitt 2.5) sehr häufig von den
Gegnern genutzt, um auf die Problematik ökonomischer Ausbeutung hinzuwei-
sen. Während das Frame „Risiko“ selbsterklärend ist, wurde „Eingriff in die
Schöpfung/Anmaßung“ einbezogen, um zum Beispiel Verweise auf die Wider-
natürlichkeit von Genfood zu erfassen. Mit dem Frame „Pakt mit dem Teufel“
wurde schließlich berücksichtigt, dass viele Argumentationen auf eine Abwä-
gung von Chancen und Gefahren abzielen. So lautet ein beliebtes Argument,
dass zwar durchaus Risiken von Genfood bestünden, diesen allerdings auch
erhebliche Vorteile gegenüber stünden.
Unserem Untersuchungsdesign zufolge treten also Akteure öffentlich in Er-
scheinung und geben ihre Position zu Aspekten von Genfood innerhalb eines
diskursiven Rahmens wieder. Entsprechend der zweiten und dritten Hypothese
wurde vermutet, dass diese Akteure im Internet auch bestimmte Handlungsmus-
ter aufweisen. Zum einen wurde deshalb nach der Rolle von Protestmobilisie-
rung, zum anderen nach besonders interaktiven, verzweigten und dezentralen
Mustern gefragt. In der Textanalyse schlugen sich diese Vorhaben in der Bildung
von Handlungskategorien für die in den Texten genannten Sprecher und Han-
delnden nieder. Dafür konnte auf die sehr breit angelegten Handlungskategorien
des Europub-Projektes (Koopmans/Zimmermann 2003) zurückgegriffen werden,
die unter anderem auch unterschiedliche Protestformen enthielten. Auf den As-
pekt der Protestmobilisierung wurde zusätzlich reagiert, indem bei der Einord-
nung der Textarten im Internet auch nach dem Texttyp „Protestaufruf“ gefragt
wurde. In unserer Hyperlinkanalyse dienen, wie in bisherigen Arbeiten üblich,
die Verknüpfungen zwischen verschiedenen Webseiten als Hinweise für die
Verzweigtheit und Dezentralität im Internet. Auch bei der Webseitenanalyse
haben wir uns bei der Kategorienbildung vor allem von unseren theoretisch for-
mulierten Vermutungen leiten lassen. Es wurde nach interaktiven Modulen ge-
forscht, bei denen Nutzer mit dem Anbieter und/oder anderen Nutzern in Kon-
takt treten können. Zudem wurde untersucht, ob die Webseite der Protestmobili-
sierung diente.
Neben besonderen Interaktionsmustern und breiten Meinungs- und Akteurs-
spektren werden häufig auch vermehrte grenzüberschreitende Bezüge im Internet
vermutet. Es liegt nahe, hier eine einfache Kategorisierung von internationalen,
in- und ausländischen geographischen Bezügen vorzunehmen. Da bei Kontrover-
sen um Genfood häufig die EU oder internationale Saatgutfirmen thematisiert
werden, wurden jedoch weitere geographische Kategorien gebildet. Neben auf
Deutschland beschränkten Akteuren und Thematisierungen wurden EU-Institu-
tionen und andere zwischenstaatliche Organisationen als gesonderte Kategorien
behandelt. Zusammenfassend wird im Folgenden auch von supranationaler Ebe-
ne gesprochen. Transnationale Bezüge ergaben sich dort, wo sich nicht-staatliche
3.3 Kategorienbildung 75
Akteure über zwei oder mehr Länder erstreckten. Dabei wurden supranationale
und transnationale Nennungen häufig für Auswertungen zusammengefasst und
als internationale Bezüge bezeichnet.64 Schließlich wird von ausländischen Ak-
teuren und Thematisierungen gesprochen, wenn diese auf einzelne Länder au-
ßerhalb Deutschlands bezogen waren.
Aufgrund unseres Basiswissens wurde allerdings deutlich, dass eine trenn-
scharfe Zuordnung eines geographischen Bezugs häufig problematisch sein wür-
de. So weisen beispielsweise Greenpeace-Aktivisten aus Deutschland, die in
Polen gegen Genfood protestieren, mehrere geographische Bezüge auf. Sie arbei-
ten zwar hauptsächlich in Deutschland, verstehen sich aber als Teil einer transna-
tionalen Organisation und treten in diesem Fall durch ihre Protestteilnahme im
Ausland in Erscheinung. Um hier eine trennscharfe Zuordnung zu ermöglichen,
wurde vorrangig der Standort und der allgemeine Aktionsradius der Akteure und
ihrer Mitarbeiter bzw. Mitglieder zugrunde gelegt. Im hier genannten Beispiel
wurden also die Greenpeace-Aktivisten dem Inland zugeordnet.
Mit der Erläuterung der geographischen Zuordnungen ist die Darstellung
der verwendeten Kategorien vorerst abgeschlossen. Anhand einiger Beispiele
soll an dieser Stelle lediglich deutlich werden, unter welchen methodischen Ge-
sichtspunkten die Kategorienbildung insgesamt erfolgte. Die einzelnen Katego-
rienschemata für Text-, Hyperlink- und Webseitenanalyse unterscheiden sich im
Detail, da sie für verschiedene Untersuchungsmaterialen konzipiert wurden.
Merkmale größerer Teile von Webseiten bedürfen beispielsweise anderer Kate-
gorien als einzelne Textinhalte. Auf diese Besonderheiten wird jeweils in den
entsprechenden Abschnitten näher eingegangen.
Die beschriebene Vorgehensweise stellt erstens eine enorme Reduktion und
zweitens – im ursprünglichen Wortsinne von Analyse – eine Zerlegung zusam-
menhängender Sinnstrukturen dar. Dies sind typische Merkmale quantifizieren-
der Inhaltsanalysen, die in der Literatur kontrovers diskutiert wurden (vgl. Glä-
ser/Laudel 1999; Kracauer 1952). Zum ersten Problem ist zu betonen, dass eine
vollständige Beschreibung der untersuchten Texte, Akteure und Handlungen
nicht Ziel der Untersuchung war. Vielmehr wurde eine Beschränkung auf das
Wesentliche, nämlich auf empirische Informationen zu den Hypothesen, vorge-
nommen. Bei den folgenden Auswertungen sollte also beachtet werden, dass
64
Die von uns vorgenommene Unterteilung internationaler Themen und Akteure in transnationale
und supranationale Bezüge ist bewusst gewählt worden, widerspricht jedoch anderen begrifflichen
Konventionen. So sprechen wir der klaren Abgrenzung wegen bei zwischenstaatlichen Organisatio-
nen von supranationalen statt wie üblich internationalen Akteuren. Damit soll den hier untersuchten
zwischenstaatlichen Organisationen nicht notwendigerweise eine subordinierende Funktion zuge-
sprochen werden. Außerdem wird in der Literatur von Transnationalität gesprochen, wenn es um die
Überschreitung nationalstaatlicher Grenzen geht. In dieser Studie definieren wir hingegen nur grenz-
übergreifend basierte nicht-staatliche Akteure als transnational.
76 3 Empirische Untersuchungen
jeweils nur ein kleiner Teil des Untersuchungsmaterials sichtbar wird. Wir rea-
gierten auf das zweite Problem, indem wir die einzelnen statistischen Befunde
aufeinander bezogen und anhand allgemeiner Eindrücke vom Untersuchungsma-
terial interpretierten. Bei der Erörterung der Hypothesen wurde also nicht nur
darauf geachtet, wie häufig beispielsweise zivilgesellschaftliche Akteure im
Internet auftreten. Darüber hinaus galt es, nach Verknüpfungen von Akteuren,
Meinungen und geographischen Bezügen zu forschen, die zur Bearbeitung der
Hypothesen beitragen. So kann z.B. auch erfasst werden, ob Genfood-Gegner
aus Umweltverbänden und entwicklungspolitischen Gruppen Proteste organisie-
ren, um schwach organisierte gesellschaftliche Gruppen in den Ländern des
Südens zu unterstützen.
3.4.1 Untersuchungsdesign
65
Aus forschungs- und zeitökonomischen Gründen erscheint es sinnvoll, sich bei der Offline-Kom-
munikation auf das klassische Medium Zeitungen zu beschränken. Die Einbeziehung des Fernsehens
als eines audiovisuellen Mediums wäre nicht nur methodisch anspruchsvoller und zeitaufwändiger,
sondern würde auch den Vergleich mit Texten als dem primären, wenngleich nicht exklusiven Mate-
rial im Internet erschweren. Die Einbeziehung des Rundfunks wiederum würde aufgrund der sehr
unvollständigen Dokumentation von Rundfunksendungen erhebliche Probleme aufwerfen.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 77
sich dieses Kriterium im Falle des Internet dar. Theoretisch stehen allen Nutzern
im Internet alle nicht durch Zugangssperren geschützten Informationen zur Ver-
fügung. Im Unterschied zum durchschnittlichen Leser einer Tageszeitung, der
sich schnell einen Überblick zu berichteten und ihn speziell interessierenden
Themen verschaffen kann, wird der Nutzer des Internet nur einen Bruchteil des
tatsächlichen Angebots aufrufen können.66 Hierbei wird er zumeist innerhalb des
gesuchten Themenfeldes den Relevanzkriterien von Suchmaschinen folgen. Dem
entsprechen wir mit einer Suchstrategie, die dieses Verhalten imitiert: Mit Blick
auf das Internet wurden daher diejenigen Texte ausgewählt, die in der Suchma-
schine Google unter Verwendung der am häufigsten eingegebenen Suchwort-
kombinationen zum Thema Genfood auf vordersten Rängen der Ergebnislisten
erscheinen.
Die Identifikation der Suchwortkombinationen für einschlägige Texte zum
Thema Genfood erfolgte in einem relativ komplexen, mehrstufigen Verfahren,
dessen Einzelheiten im Anhang A näher beschrieben sind. Dabei wurde darauf
geachtet, möglichst alle synonymen und relevanten Suchwortkombinationen zu
berücksichtigen, um methodische Verzerrungen zu vermeiden (vgl. Hagen
2001). Wir haben uns bei diesen Schritten außerdem von dem üblichen Nutzer-
verhalten leiten lassen und es unter Einbeziehung der in Deutschland am häufigs-
ten verbreiteten Suchmaschine Google operativ simuliert. Aus 100 möglichen
Suchwortkombinationen wurden mittels Google-Adwords67 diejenigen ermittelt,
die am häufigsten von Nutzern eingegeben wurden. Dieses Verfahren führte im
Ergebnis zur Verwendung von sechs Suchbegriffen: „Genfood“, „genmanipulier-
te“, „gentechnisch veränderte“, „genmanipulierte Lebensmittel“, „genveränder-
te“, „genetisch veränderte“. Auf dieser Basis erstellte Google Ergebnislisten. Die
Platzierung der Webseiten innerhalb dieser Ergebnislisten basiert u.a. auf der
Anzahl der Links, die auf eine bestimmte Webseite verweisen. Die Texte wurden
entsprechend ihrer Rangfolge in den Ergebnislisten der Reihe nach auf ihre Re-
levanz hin untersucht, bis zehn Texte pro Suchanfrage identifiziert wurden. Die
Relevanz eines Textes bestimmte sich anhand von vier Kriterien:
66
Ein direktes Messen der Aufrufe aller Texte im Internet zum Thema Genfood ist nur theoretisch
möglich. Mittels Log-file-Analyse könnte die Anzahl der Aufrufe bestimmter Dateien miteinander
verglichen werden. Da diese Daten jedoch nur selten und in sehr unterschiedlicher Form zur Verfü-
gung stehen und darüber hinaus die Anzahl verfügbarer Angebote im sechsstelligen Bereich liegt,
bietet sich dieses Verfahren nicht an.
67
Siehe Google-Adwords ( https://adwords.google.com/select/ ).
78 3 Empirische Untersuchungen
Inhaltliche Relevanz: Die Texte wurden nur dann in die Codierung aufge-
nommen, wenn sie sich mit dem Thema Genfood beschäftigten.
Politische Stellungnahme oder Handlung: In Anlehnung an die Methode der
Claims-Kodierung (vgl. Koopmans/Statham 1999; Koopmans/Zimmermann
2003) wurden nur Texte erfasst, in denen einem Akteur eine politische Stel-
lungnahme oder Handlung zugeordnet werden konnte. Nicht erfasst wurden
somit bloße Erwähnungen der Thematik in Verbindung mit einer Auflistung
weiterer Themen sowie reine Sachstandsberichte, z.B. Zahlen zum Anteil
genetisch behandelter Lebensmittel auf dem Weltmarkt.
Textlänge: Bei umfangreicheren Texten wurde lediglich der erste Textab-
schnitt bis zu einer Länge von ca. zwei DIN A4-Seiten codiert.
Für die zu analysierenden Texte wurde nach der Eintragung von Suchvariablen
im nächsten Schritt ermittelt, um welche Textsorte es sich handelt (politisches
Positionspapier, Presseartikel, Kommentar, Aufrufe etc.) und welche Akteure
diese Texte anbieten (staatliche Akteure, Parteien, Interessenverbände, NGOs,
herkömmliche Massenmedien, Online-Medien etc.). Auf dieser Grundlage lässt
sich u.a. ermitteln, ob – bezogen auf das Thema Genfood – im Internet tatsäch-
lich eine größere Bandbreite von Sprechern präsent ist als in Berichten von Ta-
geszeitungen. Auch kann geprüft werden, ob im Internet verstärkt kleinere und
ressourcenschwache Akteure am Diskurs beteiligt sind (Hypothese 1). In weite-
ren Schritten wurden der konkrete Gegenstand von Aussagen und Handlungen
sowie die dazu eingenommenen Positionen und Forderungen festgehalten, um
u.a. die Breite des argumentativen Spektrums und die Verteilung von Positionen
zu ermitteln (Hypothese 2). Weiterhin wurde untersucht, an welche Akteure sich
die Äußerungen oder Handlungen richten (Adressaten) und welche Akteure
dadurch unmittelbar betroffen sind (Objektakteure).
68
In Entsprechung zu diesen Untersuchungsdimensionen wurde auf Basis des Programms „Access“
eine relationale Datenbankstruktur erstellt, die die vier Ebenen, und somit vier miteinander verknüpf-
bare Datensätze, umfasst. Diese Struktur, ebenso wie das Codierschema, lehnt sich in Teilen an Ar-
beiten an, die im Rahmen des Europub-Projektes entstanden sind (http://europub.wz-berlin.de/). Die
technische Bereitstellung dieser Datenbank-Struktur erfolgte im Rahmen eines Werkvertrags mit
Mitteln des WZB. An dieser Stelle gilt unserer besonderer Dank Tobias Schlecht, der die Erstellung
und Programmierung dieser Struktur übernommen hatte.
69
Bei Texten, die Abbildungen enthielten, wurden nur Textüberschriften, Bildunterschriften und
Texte außerhalb von grafischen Darstellungen erfasst, nicht dagegen Bilder und Animationen.
80 3 Empirische Untersuchungen
Die Ergebnisse der Textanalyse zum Thema Genfood werden auf drei Ebenen
festgehalten: Erstens auf der Ebene der untersuchten Texte. Hier wurden Merk-
male erhoben, die für den Text als Ganzes stehen. Gefragt wurde beispielsweise,
wer die Anbieter der Texte waren, welche Tendenz die Texte zum Thema Gen-
food aufwiesen oder ob Hyperlinks zu anderen Internet-Texten angeboten wur-
den. Zweitens wurde die Ebene der politischen Stellungnahmen oder Handlun-
gen, die in den Texten enthalten sind, untersucht. Gefragt wurde beispielsweise,
welche Akteure eine politische Stellungnahme abgeben, wo diese Akteure geo-
graphisch zu verorten sind und mittels welcher Handlungsformen sie politisch
Stellung beziehen. Da Nutzer auch die in den Texten wiedergegebenen politi-
schen Handlungen nur sprachlich vermittelt wahrnehmen, sprechen wir im Fol-
genden meist zusammenfassend von „politischen Stellungnahmen“. Folgerichtig
werden die innerhalb der Texte durch eine politische Stellungnahme in Erschei-
nung tretenden Akteure „Sprecher“ genannt, auch wenn sie nicht in allen Fällen
mit Sprechakten Aufmerksamkeit erlangen, sondern teilweise auch durch andere
Handlungsformen. Drittens wurde die Ebene der unterschiedlichen Themen, auf
die sich die politischen Stellungnahmen bezogen, untersucht. Hier wurde bei-
spielsweise nach den Unterthemen und Aspekten der Genfood-Thematik, nach
dem geographischen Bezug der politischen Stellungnahmen und nach tendenziel-
len Bewertungen der einzelnen Aspekte von Genfood gefragt.
Für die Untersuchung der eingangs dargestellten Fragestellungen werden im
Folgenden die Ergebnisse der Textanalyse auf den drei Untersuchungsebenen in
mehreren Schritten dargestellt.
Bei der Auswahl der untersuchten Internet-Texte wurde angestrebt, das Suchver-
halten interessierter Nutzer nachzuahmen, die zu zwei Zeitpunkten zum Thema
Genfood recherchieren. Dabei wurden jeweils sechs Suchwortkombinationen in
Google eingegeben und jeweils zehn Internet-Texte pro Suchwortkombination
erhoben. Daraus ergab sich die Vorgabe, insgesamt 120 Texte zu analysieren.
Bei der Erhebung der Internet-Texte kam es zu geringfügigen Abweichungen.70
So wurden beim ersten Download am 21. Juni 2004 insgesamt 61 Texte und
beim zweiten Download am 03. August 2004 weitere 58 Texte erhoben. Um die
70
Erst im Verlauf der Analyse stellte sich heraus, dass zwei ursprünglich zur Codierung herangezo-
gene Texte nicht verwendbar waren, da sie keine politische Stellungnahme enthielten. In einem an-
deren Falle wurde zusätzlich ein Artikel herangezogen, der nachträglich als verwendbar eingestuft
wurde, da er wider Erwarten den Relevanzkriterien entsprach.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 81
71
Im Rahmen einer Studie, die für die Themenfelder „Arbeitslosigkeit“ und „Rückenschmerzen“ die
inhaltliche Treffsicherheit verschiedener Suchmaschinen prüfte, ergab sich – allerdings entlang an-
ders gefasster Relevanzkriterien –, dass nur ein Drittel der Suchergebnisse relevant war (vgl. Neuber-
ger 2005).
82 3 Empirische Untersuchungen
72
Sofern 19 bzw. 21 Texte erhoben wurden, wurde die Quote der Fehleinträge für die Basis 20 be-
rechnet und anschließend gerundet. Bei den Suchwortkombinationen „genmanipulierte lebensmittel“
waren 13, bei „genetisch veränderte“ acht Fehleinträge für 20 relevante Texte in Kauf zu nehmen.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 83
Sozioökonomische Interessengruppen 4 3
Zivilgesellschaft, non-profit 29 24
Medien 61 51
Printmedien 4 3
Radio 8 7
Fernsehen 8 7
Allgemeine Internetportale 12 10
Themenspezifische Portale 29 24
Sonstige (Privatersonen) 2 2
chen Vertretern aus der Wirtschaft waren auch Anbieter aus der wissenschaftli-
chen Forschung kaum sichtbar. Bei den sehr gut vertretenen staatlichen Behör-
den fanden sich vermehrt Landeseinrichtungen und nur zwei bundesweite, aller-
dings nachgeordnete Institutionen. So sind das Niedersächsische Landesamt für
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit sowie das Bundesinstitut für
Risikobewertung (BfR) mit Beiträgen vertreten. Das für die bundesweite politi-
sche Debatte ungleich gewichtigere Bundesamt für Verbraucherschutz und Le-
bensmittelsicherheit sowie das Bundesamt für Naturschutz tauchten ebenso we-
nig auf wie andere Ministerien oder Behörden. Die EU hingegen als bedeutende
gesetzgebende Instanz war mit drei Texten vertreten. Allerdings richteten sich
diese wohl vorrangig an ein Expertenpublikum. Es handelt sich ausschließlich
um Texte, die einem breiteren Publikum nicht verständlich gemacht wurden.
Auch bezog sich ein Text auf eine sehr spezifische Kommissionsentscheidung
von 1996, ohne dass ein Bezug zur aktuellen Debatte dargelegt wurde. In der
politischen Bewertung von Genfood war das Angebot von staatlicher und be-
hördlicher Seite ausgewogen. Von 23 Texten wiesen nur acht eine erkennbare
politische Tendenz zum Thema Genfood auf. Die eine Hälfte dieser Texte lehnte
Genfood eher ab. Die andere befürwortete Genfood eher, wobei deutliche Mei-
nungsbekundungen weitgehend fehlten. Ein Grund für das Übergewicht neutraler
Positionen war sicher, dass Positionen von Parteien durchgängig fehlten. Es
wurde lediglich auf einen Text der parteinahen Konrad-Adenauer-Stiftung ver-
wiesen. Die Google-Ergebnisse lieferten also auf Anhieb kein besonders auf-
schlussreiches Bild der Positionen staatlicher Stellen oder Parteien, also von
wichtigen Akteuren, die Genfood keineswegs neutral gegenüberstehen.
Die in Google weit oben gelisteten zivilgesellschaftlichen Akteure sind hin-
gegen aus früheren Debatten und Diskurszusammenhängen geläufig. Mit Green-
peace, dem Evangelischen Entwicklungsdienst und der „Coordination gegen
BAYER-Gefahren“ erschienen einschlägig bekannte Gegner von Genfood. Die
angebotenen Texte lehnten Gentechnik überwiegend ab und bezogen sich mit
wenigen Ausnahmen auch auf aktuelle Diskussionen. Allerdings wurden 12 der
29 Texte, die von zivilgesellschaftlichen Anbietern stammen, von einer Webseite
(www.netlink.de/gen) angeboten. Diese gab sehr ungenügend Aufschluss über
ihre Urheber und präsentierte vorrangig Nachrichtenmeldungen, die von Mitte
der 1990er Jahre stammten. Jedoch fehlten Stellungnahmen anderer einschlägi-
ger zivilgesellschaftlicher Organisationen. Weder der Bund für Umwelt und
Naturschutz (BUND), der Naturschutzbund (NABU) und der Deutsche Natur-
schutzring (DNR) noch die diversen ökologischen Landbau- und Lebensmittel-
handelsverbände waren mit Texten vertreten. Auch verwiesen die Google-Er-
gebnislisten nicht auf die Online-Angebote des seit den 1980er Jahren im The-
menfeld aktiven gen-ethischen Netzwerkes.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 85
Eine knappe Mehrheit der Anbieter bestand aus Medienakteuren. Fast ein
Fünftel waren herkömmliche Medienakteure aus Presse, Funk und Fernsehen.
Internetmedien stellten mit einem Drittel die größte Gruppe unter den Anbietern.
Dominant waren nicht so sehr die Online-Angebote der Printmedien. Vielmehr
nutzten Radio und Fernsehen die Chance, zum Thema Genfood Stellung zu be-
ziehen. Auf Seiten der allgemeinen Internetportale fanden sich einschlägig be-
kannte Anbieter wie zum Beispiel „Telepolis.de“. Besonders bemerkenswert
war, dass sich unter den themenspezifischen Portalen auch auf Genfood oder
grüne Gentechnik spezialisierte Internetportale befanden, die sehr eingehend
über Genfood berichteten. Während bei den übrigen Medien Genfood eines von
vielen Themen war, widmete sich bei diesen Angeboten ein Großteil des Web-
auftritts dem Thema Genfood. Seiten wie www.transgen.de oder www.genfood.
at boten so einem breiten Publikum die Möglichkeit sich umfassend zu informie-
ren. In ihrer Ausrichtung waren auch die Texte der Medienakteure Genfood
gegenüber eher ablehnend eingestellt. Allerdings beschreibt jeder vierte Text das
Thema ambivalent oder neutral. Dies steht im Gegensatz zu den von zivilgesell-
schaftlichen Akteuren angebotenen Texten. Hier fanden sich in 29 Fällen nur
vier ambivalente Texte. Insgesamt sind die Texte von Webseiten der Medien
allgemeinverständlicher und an die aktuelle politische Debatte anschlussfähiger
als die anderer Anbieter. Kaum ein Text war an ein rein fachliches Publikum
gerichtet. Die herkömmlichen Medien, bei denen aktuelle Nachrichten überwo-
gen, folgten allerdings dem Tagesgeschehen stärker als die Internet-Medien. Hier
waren mehrheitlich Hintergrundartikel vorzufinden. Die vielfach beklagte Ten-
denz insbesondere der Printmedien, sich vorrangig auf aktuelle Ereignisse in
Kurzform zu konzentrieren, wurde nicht von den Internet-Medien gespiegelt.
Diese hatten oft den Charakter themenspezifischer Zeitschriften, die sich an ein
Laienpublikum wenden. Allerdings fällt auf, dass keine der Webseiten einschlä-
giger Fachzeitschriften zum Beispiel der „gen-ethische Informationsdienst“
(GID), in den Ergebnissen auftauchte.
Dass etwa die Hälfte der Anbieter von Internet-Texten keine Medienakteure
waren, weist auf einen markanten Unterschied hin. Im Gegensatz zu Zeitungen,
die vorrangig als Mittler zwischen Leserschaft und den verschiedenen Nachrich-
tenquellen auftreten, bot Google bei etwa der Hälfte der Texte einen vergleichs-
weise direkten Zugang. Diese Texte wurden von politischen Akteuren angebo-
ten, die nicht als Medienakteure einzustufen sind. Bei der Diskussion um Gen-
food scheint sich die These zu bestätigen, im Internet könnten sich auch kleinere
Akteure behaupten. Diese Akteure haben jedoch nur in Relation zu etablierten
Akteuren wie Zeitungen und staatlichen Einrichtungen eine periphere Position.
Nicht formell organisierte Akteure wie zum Beispiel lose Gruppen von Privat-
86 3 Empirische Untersuchungen
personen stellten nur einen Anteil von 12 Prozent der 119 untersuchten Anbieter
von Internet-Texten.
Anders als bei den Internet-Texten spiegelt die Anzahl der Zeitungsartikel den
Umfang der Berichterstattung über Genfood zwischen dem 24. Mai und dem 03.
August 2004 in den überregionalen Teilen der untersuchten Zeitungen wider.
Hierbei wurden 148 Artikel analysiert (siehe Abbildung 4). Die Anzahl zu codie-
render Zeitungsartikel pro Woche schwankte beträchtlich.
20
15
10
0
bis 30. bis 06. bis 13. bis 20. bis 27. bis 04. bis 11. bis 18. bis 25. bis 02.
Mai* Juni Juni Juni Juni Juli Juli Juli Juli Aug**
in Wochen
* Die Woche bis zum 30. Mai ist um einen Tag kürzer.
** Die Woche bis zum 02.August ist um einen Tag länger.
Wie an der Anzahl der Artikel pro Woche zu ersehen ist, war die Berichterstat-
tung in den Zeiträumen kurz vor bzw. kurz nach diesen drei Ereignissen deutlich
umfangreicher als in anderen Untersuchungsphasen. Allein in der Woche vom
21.06. bis zum 27.06.2004, in der das „Müllermilch“-Urteil fiel, wurde 29 mal
über Genfood berichtet. Somit stellten Artikel aus dieser Woche knapp ein Fünf-
tel aller untersuchten Artikel.
Die meisten Artikel zum Thema Genfood fanden sich im Untersuchungs-
zeitraum in der TAZ mit 36 Artikeln und in der WELT mit 35 Artikeln. Mit
jeweils zwei Artikeln war der Umfang der Berichterstattung in Bild, Spiegel und
ZEIT am geringsten (siehe Tabelle 2). Als einzige der untersuchten Zeitungen
widmete die TAZ dem Thema Genfood eine ganzseitige wöchentliche Serie mit
dem Titel: „TAZ-Serie Grüne Gentechnik“. Diese zehnteilige Serie vom 24.04.
04 bis zum 03.07.2004 fiel somit teilweise in den gewählten Untersuchungszeit-
raum. Während also mit Google-Suchen jederzeit die vorhandenen Informatio-
nen im Netz abgerufen werden können, ist der Zeitungsleser davon abhängig, ob
über ein Thema berichtet wird. Es muss betont werden, dass bestimmte Ereignis-
74
Gesetz zur Durchführung von Verordnungen der Europäischen Gemeinschaft auf dem Gebiet der
Gentechnik und zur Änderung der Neuartige Lebensmittel- und Lebensmittelzutaten-Verordnung.
88 3 Empirische Untersuchungen
se, aber auch die Tatsache, dass 2004 eine ganze Reihe politischer Weichenstel-
lungen auf EU- wie auf nationaler Ebene erfolgte, eine eingehende politische
Thematisierung von Genfood in den Printmedien beförderten. Die Zeitungsarti-
kel bedienen ein allgemeines Laienpublikum mit Informationen und Meinungen,
die zumeist mit aktuellen Ereignissen verknüpft werden. Die allein schon sprach-
lich wenig allgemein zugänglichen Expertentexte, die sich im Internet finden,
werden in den Zeitungen nicht geboten.
Die besondere Struktur der Berichterstattung in den Zeitungen lässt sich mit
einem publizistikwissenschaftlichen Ereignisbegriff verbinden (Kepplinger
2001). Die Behandlung von Genfood erfolgt also vor allem dann, wenn Zeitun-
gen der Meinung sind, dass Ereignisse vorhanden sind. Ereignisse sind dabei
nicht immer „originär“ in dem Sinne, dass sie von den Medien völlig unabhängig
stattfinden. Im Untersuchungszeitraum kann lediglich die Debatte um das Gen-
technikgesetz als „originär“ gelten. Das heißt, die Novellierung wäre auch er-
folgt, wenn nicht darüber berichtet worden wäre. Schließlich handelte es sich um
die längst überfällige Umsetzung bereits geltenden EU-Rechts. Im Gegensatz
dazu sind die „Müller-Milch-Entscheidung“ und die „Klagedrohung wegen Ge-
heimhaltung von Versuchsfeldern“ als Verkettung verschiedener mediatisierter
Ereignisse zu verstehen. Hier wird Berichterstattung motiviert, weil gesell-
schaftspolitische – in diesem Falle vor allem zivilgesellschaftliche – Akteure mit
medienwirksamen Äußerungen und Handlungen hervortraten. Für die Rolle zi-
vilgesellschaftlicher und ressourcenschwacher Akteure ist diese besondere Struk-
tur der Medienberichterstattung wichtig. Sie müssen ein hohes Maß an Geschick
und/oder Ressourcen aufbringen, um mediale Aufmerksamkeit zu erreichen und
nehmen in Kauf, dass ihre ursprünglichen Positionen durch die Massenmedien
selektiv oder verzerrt wiedergegeben werden könnten (Rucht 2004b). Im Unter-
suchungszeitraum ist die Erregung medialer Aufmerksamkeit offensichtlich ge-
lungen. Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass dies in früheren bzw. späte-
ren Zeitabschnitten durchaus anders aussehen könnte.
Die von Medienereignissen getragene Berichterstattung schlägt sich, wie im
Folgenden gezeigt wird, auch in der Struktur der Artikel wieder. Es werden be-
sonders solche Akteure, Themen und Positionen in Szene gesetzt, die einen di-
rekten Bezug zu medialen Ereignissen haben. Im Internet hingegen spielen Er-
eignisse eine geringere Rolle, da hier eine tagesaktuelle Berichterstattung nicht
das wichtigste Kriterium für die Veröffentlichung von Beiträgen ist. Vielmehr
bestimmen die politische Position der Anbieter und die thematische Ausrichtung
der Webseiten die inhaltliche Struktur der Internet-Texte.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 89
75
http://www.wsws.org/de/1999/aug1999/gene-a18.shtml.
76
http://gruppen.greenpeace.de/koblenz/stuff/sind_gen_lebensmittel_sicher.pdf.
90 3 Empirische Untersuchungen
sollen die von den jeweiligen Autoren als wichtig erachteten Diskursstränge und
Unterthemen in der Diskussion dargestellt werden.
Eine Reihe von Texten richtet sich jedoch zweitens dezidiert an Experten
aus unterschiedlichen Bereichen oder thematisiert sehr spezifische Themen, die
in Zeitungsberichten seltener auftreten. So erfährt man, dass französische Wein-
kellereien wie „Latour und Romanée gegen genveränderte Reben“77 seien oder
dass „Unilever … 13 Prozent mehr Gewinn“78 verzeichne, allerdings weiterhin
an der Entwicklung von Genfood festhalte. Auch die bereits beschriebenen, zu-
weilen wenig verständlich kommentierten Rechtsakte der EU gehören zu dieser
Art von Texten.
Schließlich macht eine Gruppe von Texten unmissverständlich klar, welche
Position zu Genfood nach Meinung der Autoren eingenommen werden soll. Stil
und Inhalt zielen darauf, den Rezipienten von dem Für oder Wider von Genfood
zu überzeugen, manchmal auch in etwas reißerischer Absicht zu überreden. An-
geboten werden zum Beispiel „10 Argumente gegen Genfood“79. Häufig werden
auch Negativszenarien wie „Geklonte Pandabären und genmanipulierte Riesen-
karpfen“80 oder „Genveränderte Turbolachse“81 als Bestandteil der Überschrift
gewählt.
Berücksichtigt werden muss, dass die Betitelung und Auszeichnung eines
Artikels etwas darüber aussagt, welcher erste Eindruck beim Nutzer hinterlassen
wird. Ob sich allerdings hinter einem abwägenden oder neutralen Titel nicht
letztendlich doch eine politisch einseitige Kampfschrift verbirgt, lässt sich nur
durch eine genauere Inhaltsanalyse klären. Beim Vergleich zwischen Internet-
Texten und Zeitungsartikeln ist zunächst zu beachten, dass drei inhaltliche Ebe-
nen analysiert wurden (siehe Spalten in Tabelle 2). Auf der Textebene wurden
Merkmale erfasst, die dem untersuchten Schriftstück aus dem Internet bzw. aus
den Zeitungen als Ganzem zuzuordnen waren. Unterhalb der Textebene wurden
auf der Sprecherebene politische Stellungnahmen und Handlungen, die in den
Texten enthalten waren oder über die berichtet wurde, einzeln untersucht.
Schließlich wurden auf der darunter befindlichen Themenebene die unterschied-
lichen inhaltlichen Bezüge und Aspekte von Genfood innerhalb der politischen
Stellungnahmen codiert. Sobald also ein Text mehrere politische Stellungnah-
men enthielt, wurden diese erfasst und dem Text zugewiesen. Ebenso konnten
auf diese Weise mehrere thematische Aspekte von Genfood einer politischen
Stellungnahme zugeordnet werden.
77
http://www.wein-plus.de/magazin/?show=fullnews&nr=1965.
78
http://www.netlink.de/gen/Zeitung/970211a.htm.
79
http://www.naturkost.de/schrotundkorn/genfood/dossier/gruende.html.
80
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/lis/4281/1.html.
81
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/lis/9544/1.html.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 91
Tageszeitungen
Bild 2 3 3 1,5 1,5
FAZ 27 96 115 3,6 4,3
FR 18 42 54 2,3 3,0
SZ 26 85 101 3,3 3,9
TAZ 36 145 191 4,0 5,3
Welt 35 130 161 3,7 4,6
Tageszeitungen gesamt 144 501 625 3,5 4,3
Wochenzeitungen
Spiegel 2 3 3 1,5 1,5
Zeit 2 4 7 2,0 3,5
Wochenzeitungen gesamt 4 7 10 1,8 2,5
Zeitungen gesamt 148 508 635 3,4 4,3
Wie bereits dargelegt, ergeben sich klare Unterschiede hinsichtlich des Publi-
kums, das die jeweiligen Texte ansprechen wollen. Hier zeigte sich, dass die
Internet-Texte nicht durchgängig an ein allgemeines Publikum gerichtet sind.
Vielmehr werden auch sehr spezifische Expertendiskurse wiedergegeben. Diese
Tendenz wird beim Vergleich der einzelnen Texttypen besonders deutlich. Die
Zeitungen folgen hierbei bekannten und relativ stabilen Mustern. Die Stichprobe
der Zeitungsartikel besteht zu drei Achteln aus Hintergrundartikeln und zu einem
Drittel aus Nachrichten. Kommentare, Leserbriefe und Interviews machen den
Rest aus. Aus dem Rahmen fällt hierbei die TAZ, deren Berichterstattung zu
mehr als der Hälfte aus Hintergrundartikeln besteht, was mit der bereits ange-
sprochenen Artikelserie zum Thema Genfood zu tun hat. Die FR weicht unter
den Tageszeitungen erheblich ab. Sie berichtete insgesamt seltener und publizier-
te nur zwei Hintergrundartikel.
Anbieter von Texten im Internet sind nicht wie Zeitungen darauf festgelegt,
eine allgemeine Berichterstattung über eine Vielzahl von Themen und Gebieten
zu liefern und dabei interessante Ereignisse für ein größeres Publikum zu verar-
beiten. Vielmehr lassen sich im Groben drei zusätzliche Textformen im Internet
unterscheiden. Diese sind „Selbstdarstellung“, „Mobilisierung“ und „Diskussi-
onsforum“. Die Textform „Selbstdarstellung“ zielt darauf ab, die eigene Position
und den eigenen Arbeitsbereich durch den Anbieter selbst in der Öffentlichkeit
darzustellen. Hierzu können Positionspapiere, Programmatiken, Pressemitteilun-
gen, wissenschaftliche Texte und die Veröffentlichung von Gesetzen und Ver-
ordnungen zählen. Mit der Textform „Mobilisierung“ soll ein breiteres Publikum
zu politischem Handeln bewegt werden. Hierzu gehören vor allem Protestaufru-
fe. Die Textform „Diskussionsforum“ kann von einem breiten Publikum als
Autor und Rezipient gleichzeitig verwendet werden. Sie zeichnet sich also da-
durch aus, dass Beiträge verschiedener Nutzer aufeinander bezogen sind. Es
wäre zu erwarten, dass durch die geringere marktförmige Einbettung der Anbie-
ter von Texten im Internet eher ein direkter und ungezwungener politischer Mei-
nungsaustausch stattfindet. Dies würde bedeuten, dass agitatorische, polemische
oder auch diskursive Textformen häufiger vorkämen als solche, die eher deskrip-
tiv, verlautbarend oder informierend sind (vgl. Hypothese 2).
94 3 Empirische Untersuchungen
Die Verteilung der Textformen deutet darauf hin, dass die untersuchten Anbieter
im Internet das ihnen zugeschriebene Potential kaum ausschöpfen (siehe Tabelle
3). Die Bandbreite an Textformen ist im Internet zwar bedeutend größer als in
den Printmedien. So finden sich in den Printmedien nur fünf verschiedene Arten
von Texten, während in den untersuchten Internet-Texten zehn Textformen ver-
treten sind. Lediglich Interviews sind in den Internet-Texten nicht enthalten.
Jedoch zeigen die Verteilungen zwischen den Texttypen, dass sich Internet-Texte
und Zeitungsartikel ähnlicher sind als vielfach angenommen wird. Hauptgrund
ist hierfür die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Anbieter von Texten im
Internet Medienakteure waren, die ein den Zeitungen ähnliches Muster der Be-
richterstattung reproduzieren. Mehr als zwei Drittel der Pressetexte waren Hin-
tergrundartikel und Nachrichten (39 % und 31 %). In den untersuchten Internet-
Texten gehörten sogar 71 Prozent der Texte diesen beiden Gattungen an (44 %
bzw. 29 %). Im Internet sind hingegen Kommentar und Leserbrief selten. Hier-
aus lassen sich zwei Schlüsse ziehen. Erstens werden die Potentiale der „Mobili-
sierung“ und des „Diskussionsforums“ in den untersuchten Internet-Texten kaum
genutzt. Texttypen der Selbstdarstellung (wie Pressemitteilungen und Positions-
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 95
Keine oder eine neutrale Tendenz enthält in beiden Mediengattungen etwas mehr
als ein Fünftel der Texte (Internet: 23 %, Zeitungen: 21 %). Die untersuchten
Texte im Internet beurteilen das Thema Genfood wesentlich häufiger negativ
96 3 Empirische Untersuchungen
(51 %) als die zum Vergleich herangezogenen Zeitungsartikel (42 %). Zudem
berichten die Zeitungsartikel häufiger ambivalent (13 %) über das Thema als die
Internet-Texte (8 %). Grund für die häufiger negative Behandlung von Genfood
ist nicht nur, dass gentechnikfeindliche zivilgesellschaftliche Anbieter in Google
selbst Texte anbieten, während gentechnikfreundliche sozioökonomische Inte-
ressengruppen wie Gen-Firmen oder die Pharma-Industrie nicht zu Wort kom-
men (vgl. Tabelle 1). Vielmehr stammen Genfood ablehnende Internet-Texte
auch von anderen Anbietern.
Genfood wird im Internet zudem entschiedener abgelehnt. Viele Texte
wenden sich häufig schon in Titeln wie „Gen-Food, nein danke!“82 offensiv und
eindeutig gegen Genfood. Die Befürwortung erschließt sich hingegen häufig erst
durch die genauere Lektüre und wird erst nach der Ablehnung des Widerstandes
gegen Genfood verdeutlicht. Die Zeitungsartikel sind weniger meinungsbetont.
Mit Ausnahme der TAZ, die Genfood auch als „Frankenstein-Food“83 bezeich-
net, enthält man sich deutlicher Schlagworte oder Parolen. Auch hier gilt aller-
dings, dass die Befürwortung von Genfood eher über die Diskussion der ableh-
nenden Position hergeleitet wird und mit einigen Ausnahmen in der WELT und
FAZ auch nur sehr moderat ausfällt.
Bisher beruhten die quantitativen Ergebnisse vor allem auf Gesamtwerten
für alle untersuchten Zeitungen und Internet-Texte. Bekanntermaßen bestehen
allerdings deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Printmedien.
Auch die Suchwortkombinationen selbst unterscheiden sich bereits in ihrem
politischen Gehalt. Insbesondere ist die Rolle wertender Begriffe in der Debatte
um Genfood nicht zu unterschätzen. Nicht ohne Grund sprechen Skeptiker eher
von „Genmanipulation“, während Befürworter eher zu Begriffen wie genetische
„Veränderung“ oder „Verbesserung“ neigen. Tabelle 5 macht die Bedeutung der
unterschiedlichen Bezugsquellen der Texte für die Haltung zu Genfood deutlich.
82
http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13311/1.html.
83
„Frankenstein-Food“, TAZ 12./13.06.2004, S. 4.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 97
FAZ 10 6 5 6 27
WELT 16 6 5 8 35
FR 2 9 3 4 18
SZ 3 15 4 4 26
TAZ 4 24 2 6 36
Spiegel 1 1 0 0 2
ZEIT 0 1 0 1 2
Bild 0 0 0 2 2
Gesamt 36 62 19 31 148
84
Hierbei sollte jedoch einschränkend bemerkt werden, dass in der vorliegenden Untersuchung die
kürzlich eingerichtete Suchfunktion unter Google (http://news.google.de/nwshp?hl=de&gl=de), die
sich auf tagesaktuelle Texte konzentriert, ebenso wenig einbezogen wurden wie Möglichkeiten,
Suchanfragen auf Seiten zu beschränken, die von den Betreibern in einem bestimmten Zeitraum ak-
tualisiert wurden.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 99
Durchschnitt mehr als doppelt so lang wie die Zeitungsartikel mit durchschnitt-
lich 640 Wörtern (ca. zwei DIN A4 Schreibmaschinenseiten).
Auch die Möglichkeit des Internet, Texte mit anderen Texten durch so ge-
nannte Hyperlinks zu verknüpfen, unterscheidet es von den Zeitungen (siehe
Tabelle 6). Während knapp 65 Prozent der Internet-Texte Hyperlinks zu anderen
Internet-Quellen verwendeten, wiesen nur 3 Prozent der Zeitungsartikel auf In-
ternet-Texte hin. Solche Hinweise standen bei Zeitungsartikeln immer unterhalb
des Textes. Die Vernetzungsmöglichkeiten durch Hyperlinks wurden bei den
Internet-Texten nur unzureichend ausgeschöpft. Mehr als ein Drittel der Texte
wies keine Hyperlinks auf. Wiederum knapp ein Viertel der Texte verlinkte le-
diglich zu Webseiten desselben Anbieters, und etwas weniger als ein Drittel der
Texte verwendete Hyperlinks innerhalb des Textes.
Tabelle 6: Anteil von Texten mit Hyperlinks nach Ziel und Position (Prozente)
Innerhalb Innerhalb Unterhalb Gesamt
und
unterhalb
Extern 3 1 8 13
Intern und extern 7 8 13 28
Intern 9 4 11 24
Gesamt 19 13 32 65
Keine Hyperlinks 35 %, N = 42. Texte insgesamt N = 119
Sowohl einzelne Zeitungsartikel als auch Internet-Texte bieten Raum für die
politischen Stellungnahmen mehrerer Akteure. Diese Sprechenden und Handeln-
den adressieren wiederum häufig andere Akteure (Adressaten) und haben dabei
Auswirkungen auf Dritte im Blick (Objektakteure). Für die Untersuchung unse-
rer Hypothesen ist die Erörterung dieser Akteurskonstellationen in Texten von
besonderem Interesse. So lässt sich eruieren, ob auch Akteure aus der Zivilge-
sellschaft oder aus geographisch weit entfernten Gegenden zu Wort kommen
bzw. in der politischen Auseinandersetzung berücksichtigt werden. Zunächst
untersuchen wir politische Sprecher und Handelnde und behandeln anschließend
die Rolle von Adressaten und Objektakteuren.
In der bisherigen Forschung über das Internet wurde, wie bereits mehrfach
erwähnt, die These vertreten, das Internet biete auch ressourcenschwachen politi-
schen Akteuren die Möglichkeit, eine relativ breite Öffentlichkeit zu erreichen.
In dieser Argumentation wird das Internet als polyarchisches Netzwerk hetero-
gener Akteure den herkömmlichen Massenmedien als relativ homogenen, hierar-
chischen Organisationen gegenübergestellt. Es wurde bereits dargelegt, dass sich
dieses Bild vom Internet im Hinblick auf seine breitere Anbieterstruktur bestä-
tigt. Über Suchmaschinen wie Google werden auch Texte von Anbietern, die
nicht als Medienunternehmen tätig sind, zugänglich. Allerdings ist offen, ob sich
dies auch inhaltlich in den im Internet erscheinenden Texten widerspiegelt. Des-
halb wird gefragt, welche Sprecher in den untersuchten Texten auftauchen. (sie-
he Tabelle 7).
Im Ergebnis zeigt sich, dass – anders als auf der Ebene der Anbieter – staatliche
Akteure als Sprecher häufiger vorkommen als zivilgesellschaftliche Gruppen.
Zivilgesellschaftliche Akteure treten mit 27 Prozent in den untersuchten Internet-
Texten fast ebenso oft in Erscheinung wie in den Zeitungsartikeln, wo sie
28 Prozent der politischen Stellungnahmen ausmachen. Häufiger als in den un-
tersuchten Internet-Texten (13 %) sind sozioökonomische Akteure in den Zei-
tungen vertreten (17 %). Bei den Medienakteuren, die politische Stellungnahmen
abgeben, handelt es sich überwiegend um die Anbieter der Texte. Obwohl der
Anteil zivilgesellschaftlicher Akteure in den Zeitungsartikeln fast gleich hoch
wie in den Internet-Texten ist, fällt das Spektrum der zu Wort kommenden zivil-
gesellschaftlichen Akteure in den Internet-Texten breiter aus. Anders als in den
Zeitungsartikeln erscheinen in den Internet-Texten auch Kirchen, Verbraucher-
schutz- und Gesundheitsverbände. Von den Umweltverbänden kommen aller-
dings sowohl im Internet als auch in den Zeitungen überwiegend Sprecher von
Greenpeace zu Wort. Nur gelegentlich tauchen auch Organisationen wie BUND
oder NABU auf. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Parteien auch innerhalb
der Texte und Artikel kaum in Erscheinung treten. In den Internet-Texten treten
sie nur zweimal auf. In den Zeitungen kommen deutlich mehr parteipolitische
Sprecher vor, die allerdings insgesamt nur 2 Prozent aller Stellungnahmen aus-
machen. Sprecher aus der Gentechnik-Wirtschaft wie z.B. InnoPlanta, Monsanto
oder Syngenta sind sowohl in Zeitungen als auch im Internet mit 4 Prozent
schwach vertreten. Darüber hinaus bezieht in den Zeitungsartikeln gelegentlich
die Versicherungswirtschaft – vorwiegend zur Frage der Haftung bei unkontrol-
lierter Auskreuzung von Gen-Pflanzen – Stellung. Die übrigen sozioökonomi-
schen Interessengruppen bestehen in beiden Medien zum Großteil aus dem kon-
ventionellen Lebensmittelhandel. Ökologische oder alternative Lebensmittel-
märkte spielen nur sehr selten eine Rolle in der Berichterstattung. Auf Vertreter
aus der konventionellen Landwirtschaft und dem Ökoland-Bau gehen im Internet
nur 3 Prozent und in den Zeitungen nur 5 Prozent der politischen Stellungnah-
men zurück. In den Zeitungen finden sich jedoch etwas häufiger Stellungnahmen
der einschlägigen Verbände wie z.B. des Deutschen Bauernverbandes. Im Ein-
klang mit bisherigen Forschungsergebnissen zur medialen Debatte um Gentech-
nik allgemein steht das Ergebnis, dass in beiden Medien nur etwa jede zehnte
Stellungnahme aus der Genforschung selbst kommt (Kepplinger 1995).
Insgesamt werden die Sprecher in den Zeitungsartikel mit 40 Prozent deut-
lich häufiger namentlich genannt als in Internet-Texten (24 %). Im Internet
kommen hierbei US-Präsident George W. Bush (sechsmal), der für seine strikte
Ablehnung von Genfood bekannte Prince Charles (viermal) sowie Ministerin
Renate Künast (dreimal) häufiger zu Wort als andere Personen. In den Zeitungs-
artikeln hingegen kommt Renate Künast 18 mal zu Wort und wird somit mit
102 3 Empirische Untersuchungen
„Der Landwirt und seine Saatgutlieferanten wollen mit dem Ortstermin einerseits
vermitteln, warum die Gentech-Pflanzen eine gute Sache sind, aber andererseits
wollen sie den Standort des Ackers geheim halten, damit es nicht zu tätlichen Über-
griffen kommt. (…) Der zum Acker gehörende Landwirt präsentiert sich als uner-
schrockener Mann, den an der Gentechnik ‚das Neue, Fortschrittliche’ reizt, doch er
lässt sich lieber von hinten fotografieren, wie es sonst nur Geheimdienstagenten oder
verschreckte Verbrechensopfer tun. (…) Erst im Frühjahr haben unbekannte Täter
des Nachts bei Bernburg ein Versuchsfeld der Firma Syngenta abgeräumt.“
Die Äußerungen des Landwirtes werden hier vor allem vor dem Hintergrund der
– so wörtlich – „gewaltsamen“ Konfrontationen im Rahmen von Versuchsfeld-
zerstörungen wiedergegeben. Die eigentlichen inhaltlichen Aussagen zur Frage
des Für und Wider der Geheimhaltung von Anbauflächen durch die Landesregie-
rung von Sachsen-Anhalt folgen später im Artikel von Seiten einiger Organisati-
onsvertreter. Wie in vielen anderen Zeitungsartikeln steht hier die Position von
Greenpeace stellvertretend für die Seite der Genfood-Gegner. Interessant ist vor
allem die Konfrontativität beim Streit um den Versuchsanbau, die in militäri-
scher Sprache ausgedrückt wird:
„Doch Greenpeace und andere grundsätzliche Gegner der Gentechnik sehen in dem
bescheidenen Anbauprogramm keine Friedensinitiative, sondern eine Kriegserklä-
rung.“
„Brot für die Welt, Caritas International, EED, FIAN Deutschland, Greenpeace und
MISEREOR haben sich gegen die Versorgung der Staaten Angola und Sudan mit
genveränderten Nahrungsmitteln durch das Welternährungsprogramm (WFP) ausge-
sprochen.“85
85
Siehe: http://www.eed.de/de.home/de.aktuell.short.23/ vom 01.06.2004.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 105
Oft wird geäußert, dass im Internet geographisch weit entfernte Akteure eher zu
Wort kommen als in den klassischen Medien wie z.B. Zeitungen (vgl. Hypothese
4). Daher wurden die Anbieter der Internet-Texte auf ihren geographischen Be-
zug hin in ausländische und internationale Akteure klassifiziert, wobei internati-
onale Akteure wiederum nach transnationalen und supranationalen Bezügen
unterschieden wurden (vgl. Abschnitt 3.3). Im Gegensatz zu den ausgewählten
Zeitungen war für die Internet-Texte keine Beschränkung auf deutsche Akteure
gegeben. Stattdessen wurde die Perspektive eines durchschnittlichen deutschen
Internetnutzers eingenommen. Entsprechend wurde in der deutschen Google-
Version mit deutschsprachigen Suchwortkombinationen zum Thema Genfood
recherchiert. Anschließend wurde die geographische Basis derjenigen Anbieter
ermittelt, deren Webseiten aus den Suchergebnislisten ausgewählt wurden.
Da in deutscher Sprache gesucht wurde, ist es nicht erstaunlich, dass
70 Prozent der Anbieter von Texten im Internet als deutsche Akteure einzustufen
sind (siehe Tabelle 8). Immerhin wurden 25 Prozent der untersuchten deutsch-
sprachigen Internet-Texte von ausländischen oder internationalen Akteuren an-
geboten. Hierbei spielten nationale Anbieter aus dem Ausland mit 16 Prozent
86
Siehe http://www.kas.de/db_files/dokumente/laenderberichte/7_dokument_dok_pdf_3843_1.pdf
07.01.2004. Neben den ersten beiden für die Kodierung herangezogenen Seiten wurde hier der ge-
samte Beitrag für die Bewertung der Sprecherstruktur berücksichtigt.
106 3 Empirische Untersuchungen
eine größere Rolle als EU-Akteure mit 7 Prozent, die wiederum deutlich häufiger
in Erscheinung traten als supranationale Akteure. Keine Rolle spielten transnati-
onale Nichtregierungsorganisationen. Organisationen wie Greenpeace folgen in
ihrem Webauftritt dem Prinzip nationaler Selbständigkeit, sodass lediglich die
Webseiten von Greenpeace Deutschland und von regionalen Greenpeace-Grup-
pen in Erscheinung traten. Allerdings konnte der zivilgesellschaftliche Anbieter
„Campaign to ban genetically engineered foods“, der die Webseite „netlink.de“
betreibt und immerhin sieben Texte anbot, die in die Stichprobe eingegangen
sind, wegen mangelnder Informationen geographisch nicht zugeordnet werden.
bilden EU-Akteure, die fast ein Viertel aller Sprecher in den Internet-Texten
stellen. Insgesamt zeigt sich für alle Kategorien, dass internationale und auslän-
dische Akteure in den Zeitungen deutlich seltener auftreten als im Internet. Mit
Bezug auf die oben angeführten Beispiele der Presseerklärung des EED, der
Fachstudie der KAS (Konrad-Adenauer-Stiftung) und des Artikels aus der FAZ
lässt sich beispielhaft zeigen, dass weit entfernte Sprecher aus dem Ausland im
Internet eher zu Wort kommen als in den Zeitungen. So wird in der Presseerklä-
rung des Evangelischen Entwicklungsdienstes ein öffentlicher Aufruf von 65
afrikanischen NGOs erwähnt, der sich gegen Genfood in Form von Hungerhilfe
richtet; auch gibt die KAS-Studie über den Streit um Genfood in Brasilien fast
ausschließlich brasilianische Positionen wieder. Ganz anders hingegen der FAZ-
Artikel, in dem es um den Streit über den Probeanbau in Sachsen-Anhalt geht.
Hier wie in den meisten der Zeitungsartikel – mit Ausnahme der TAZ – kommen
vorrangig inländische Sprecher zu Wort. Die links-internationalistische Ausrich-
tung der TAZ dokumentiert sich in großformatigen Artikeln, die sich ausführlich
mit Genfood mal mit Schwerpunkt auf Osteuropa oder mal konzentriert auf Bra-
silien beschäftigen.87 Dementsprechend häufig sind politische Äußerungen aus
dem Ausland.
87
Siehe: „Gentechnik erobert Brasilien“ (TAZ, 26.06.2004, S. 5) bzw. „In Osteuropa wachsen die
Designpflanzen – mit Hilfe von US-Dollars“ (TAZ, 29.05.2004, S. 4).
108 3 Empirische Untersuchungen
88
Die Konstellation von Sprechern, Adressaten und Objektakteuren kann z.B. so aussehen: Green-
peace (Sprecher) fordert von der Lebensmittelindustrie (Adressat), dass sie alle Lebensmittel, die
genmanipulierte Bestandteile enthalten, gut sichtbar kennzeichnen, damit die Verbraucher (Objektak-
teure) wissen, was sie zu sich nehmen.
89
In der vorliegenden Untersuchung wird jeweils nur der erste Adressat und der erste Objektakteur
einer Äußerung oder Handlung berücksichtigt.
110 3 Empirische Untersuchungen
andere staatliche Akteure ansprechen (72 %). Auch die Medienakteure richteten
im Internet ihre politischen Stellungnahmen zu drei Vierteln auf staatliche Ak-
teure aus. Sozioökonomische Interessengruppen waren die einzigen Akteure, die
zivilgesellschaftliche und staatliche Akteure zu gleichen Teilen adressierten.
Zivilgesellschaftliche Akteure richteten beinahe die Hälfte ihrer Äußerungen an
staatliche Akteure.
27
40% 11 24
72 75
58
48 48 50
20% 41 44 42
36 32 29
0%
N=85
N=105
N=28
N=41
N=58
N=82
N=85
N=17
N=85
N=9
N=187
N=254
off
on
on
on
on
on
off
off
off
on
off
off
Staat und Parteien sozio-ökonom. Zivilgesellschaf t, Medien Sonstige Gesamt
Interessengr. non-prof it
90
Ein gutes Beispiel ist hier der Kampagnenaufruf der Coordination gegen Bayer-Gefahren. Siehe:
http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Kampagnen/Genfood/genfood.html.
91
Für herkömmliche mediale Diskurse wie die innerhalb der Presse ist das wenig überraschend, da
die Akteure meistens in erster Linie daran interessiert sind, ihr Profil in der Öffentlichkeit zu stärken,
was in Abgrenzung zu anderen Akteuren einfacher zu erreichen ist als durch Zustimmung.
112 3 Empirische Untersuchungen
Tabelle 10: Bewertung der Adressaten durch die Sprecher nach Akteursgruppen
im Internet und in den Zeitungen (Prozente)
Staat und Sozioöko- Zivil- Medien Sonstige Gesamt
Parteien nom. gesellschaft
Interessen
ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF
Positiv 18 7 27 23 63 3 - - 53 36 28 12
Negativ 66 60 68 60 21 90 - 100 27 14 58 65
Ambivalent 3 1 - 4 - - - - - - 2 2
Neutral 13 32 5 13 16 7 100 - 20 50 12 22
Gesamt % 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
Gesamt N 101 106 41 70 19 58 1 3 15 14 177 251
Interessant ist weiter, dass der Bezug auf staatliche Adressaten im Internet häufi-
ger positiv ausfiel (18 %) als in den Zeitungen (7 %), auch wenn negative Ein-
schätzungen in beiden Medien mit 66 Prozent bzw. 60 Prozent dominierten. In
den Zeitungen wurden staatliche Akteure hingegen beinahe dreimal so häufig auf
eine neutrale Art und Weise adressiert (32 %) wie im Internet (13 %).
Vor allem die Beurteilungen zivilgesellschaftlicher Adressaten unterschei-
den sich in den beiden Medienformaten. Online waren 63 Prozent der Bezüge
auf zivilgesellschaftliche Akteure positiv, wohingegen die Sprecher in den Zei-
tungen in der großen Mehrzahl der Fälle eine negative Haltung gegenüber zivil-
gesellschaftlichen Akteuren einnahmen (offline: 90 %, dagegen online nur:
21 %). Grund hierfür war vor allem die Zeitungsberichterstattung über den Ge-
richtsstreit zwischen Greenpeace und Müller-Milch. Rund zwei Drittel der nega-
tiven Äußerungen über zivilgesellschaftliche Akteure hatten Greenpeace zum
Adressaten. Negativ wurde Greenpeace besonders häufig in der WELT und der
FAZ bewertet. So bezeichnete die WELT die Umweltorganisation im Titel der
Reportage vom 24.06.2004 (S. 10) als „Protestkonzern“ und rechnete aus Anlass
des Gerichtsurteils wegen der Müller-Milch-Kampagne mit Greenpeace ab. Die
Greenpeace Kampagne, bei der es um die Verfütterung von genetisch veränder-
ten Pflanzen zur Erzeugung von Müller-Milch-Produkten ging, sei typisch für
Greenpeace als „Supertanker der Ökobewegung“:
„(...) ein wenig kommt Erinnerung auf an die bisher größte Havarie der PR-
Organisation: Ihre Kampagne Mitte der neunziger Jahre gegen den Shell-Konzern
und die Entsorgung der Ölplattform ‚Brent Spar’ – Greenpeace hatte mit vollkom-
men unhaltbaren Argumenten gekämpft, musste sich beim Gegner entschuldigen.“
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 113
Weiter wird ausgeführt, dass Greenpeace vor allem auf Emotionen und Ängste
der Bürger setze und resistent gegenüber wissenschaftlich erwiesenen Tatsachen
sei. Wirtschaftsunternehmen könnten durch solche Kampagnen in den Ruin ge-
trieben werden. Greenpeace sei vor allem auf Spendengelder aus. Folgerichtig
seien daher Pläne, der Organisation den Status der Gemeinnützigkeit abzuerken-
nen.
In den Internet-Texten hingegen fand zur selben Zeit kaum eine negative
Adressierung von Greenpeace oder anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren
statt. Die nicht nur in der konservativen Presse unter Beschuss stehenden Vertre-
ter von Greenpeace hatten hier die Möglichkeit, ihre eigene, unvermittelte Stel-
lungnahme zu verbreiten, die jedoch wenig später aufgrund des Gerichtsurteils
wieder vom Netz genommen wurde:92
Deutlich wird durch die Gegenüberstellung des WELT-Artikels und des Beitra-
ges der Greenpeace Gruppe Saar, welche Bedeutung das Internet für ressourcen-
schwächere zivilgesellschaftliche Akteure hat. Sie wurden im Internet weitaus
seltener negativ adressiert und konnten sich selbst in ein positives Licht rücken.
Abbildung 6 zeigt die Verteilung der geographischen Bezüge der Sprecher
und ihren jeweiligen Adressaten im Internet und in den Zeitungen. Im Durch-
schnitt beider Medien fällt zunächst auf, dass im Internet deutsche Akteure deut-
lich seltener adressiert wurden (20 %) als in den Zeitungen (69 %). Hingegen
bezogen sich im Internet die meisten Sprecher auf ausländische nationale Akteu-
re (34 %) und EU-Akteure (26 %). Aus Abbildung 6 geht hervor, dass diese
Verteilung nicht nur dadurch zustande kommt, dass im Internet ausländische
nationale Akteure und EU-Akteure signifikant häufiger als Sprecher vorkamen
als in den Zeitungen (vgl. Tabelle 9) und diese sich in erster Linie an Akteure
92
http://gruppen.greenpeace.de/weblogs/gpsaar/lebensmittel/muellermilch_kuehe_fressen_genmani
pulierte_pflanzen.html.
114 3 Empirische Untersuchungen
wandten, die auf der gleichen geographischen bzw. politischen Ebene agieren
wie sie selbst. Vielmehr adressierten im Internet auch deutsche Akteure in ihren
Äußerungen oder Handlungen deutlich häufiger EU-Akteure (27 %) im Ver-
gleich zu den Zeitungen (3 %). In den Zeitungen richteten sich deutsche Akteure
hingegen fast ausschließlich an andere deutsche Akteure (90 %, zum Vergleich
online: 56 %).
(N=17)
on (N=2)
(N=12)
(N=10)
(N=187)
(N=254)
(N=59)
(N=182)
(N=73)
(N=35)
on (N=5)
(N=8)
(N=2)
off
off
on
on
on
on
off
off
off
on
off
off
Tabelle 11: Bewertung der Adressaten durch die Sprecher nach geographischen
Bezügen im Internet und in den Zeitungen (Prozente)
National: National: Internatio- Supranat: Supranat: Unbe-
Gesamt
DE nicht DE nal EU nicht EU kannt
ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF
Positiv 24 10 32 20 55 33 26 5 - - 20 19 28 12
Negativ 51 76 60 28 45 56 60 21 78 57 60 63 58 65
Ambiva-
lent 3 1 - 4 - 11 5 - - - - 6 2 2
Neutral 22 13 8 48 - - 9 74 22 43 20 13 12 22
Gesamt % 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100 100
Gesamt N 37 175 62 25 11 9 43 19 9 7 15 16 177 251
Neben den Adressaten wurden auch die Objektakteure, für die die politische
Stellungnahme eines Akteurs unmittelbar Folgen hat oder haben kann, codiert.
Abbildung 7 zeigt, dass die Unterschiede im Durchschnitt beider Medien in Be-
zug auf die Akteurskategorien deutlich geringer sind als dies bei den Adressaten
der Fall war.
Die im Durchschnitt am häufigsten in einer politischen Stellungnahme an-
gesprochenen Objektakteure waren sowohl im Internet als auch in den Zeitungen
sozioökonomische Interessengruppen mit Anteilen von 42 Prozent bzw. 44 Pro-
zent. An zweiter Stelle folgte eine Akteursgruppe, die bisher nur in geringem
Maße sichtbar war, nämlich die Kategorie „Sonstige“ (29 % bzw. 19 %). Diese
Reihenfolge dürfte in erster Linie themenspezifisch sein, da sich gerade beim
Thema Genfood viele der Forderungen an Unternehmen richten, Richtlinien ein-
zuhalten oder kein Genfood zu verwenden, um die Verbraucher zu schützen.
Tabelle 12 zur Verteilung der Akteure in der Kategorie „Sonstige“ zeigt erwar-
tungsgemäß, dass es sich hierbei sowohl im Internet als auch in den Zeitungen in
mehr als 90 Prozent der Fälle um die Allgemeinheit handelte.
116 3 Empirische Untersuchungen
14 11 22 19
68 17 10
13 25
60% 20
28 41
69
40% 50 44 42 44
53 36 50
3
50
20% 35 19
29
16 20 18
10 14 10 14
4 8
0%
N=103
N=127
N=42
N=68
N=94
N=93
N=31
N=50
N=16
N=12
N=286
N=350
on
on
on
on
off
off
off
off
on
on
off
off
Staat und Parteien sozio-ökonom. Zivilgesellschaf t, Medien Sonstige Gesamt
Interessengruppen non-prof it
Im Internet waren die von Sprechern unterstellten Folgen für die Objektakteure
in der Mehrzahl der Fälle positiv (69 %), wie aus Tabelle 13 hervorgeht. In den
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 117
Zeitungen war das Verhältnis zwischen positiven (48 %) und negativen (43 %)
Folgen für die Objektakteure hingegen relativ ausgeglichen. Wiederum bestan-
den besonders bei den zivilgesellschaftlichen Akteuren auffallende Unterschiede
zwischen den beiden Medien. Im Internet unterstellten 83 Prozent der politischen
Stellungnahmen positive Effekte auf zivilgesellschaftliche Akteure. In den Zei-
tungen traf dies nur auf 27 Prozent der Fälle zu, wobei 72 Prozent der Stellung-
nahmen von negativen Effekten für diese Akteursgruppe ausgingen. Dies ist ein
Ergebnis, das den Befunden auf Ebene der Adressaten entspricht. Hier wurde in
den Zeitungen auf zivilgesellschaftliche Akteure überwiegend kritisch Bezug
genommen, wohingegen die Beurteilung dieser Akteure im Internet meist positiv
ausfiel. Fast ausschließlich positive Folgen wurden den Akteuren in der Katego-
rie „Sonstige“ zugeordnet: Sowohl im Internet als auch in den Zeitungen erklär-
ten ca. 90 Prozent der Akteure, dass ihre Ziele oder Forderungen positive Aus-
wirkungen auf diese Akteursgruppe, die in erster Linie aus der Allgemeinheit
besteht, haben würden.93
Tabelle 13: Art der Wirkung der Forderung/Handlung auf die Objektakteure im
Internet und in den Zeitungen (Prozente)
Staat und Sozioöko- Zivil- Medien Sonstige Gesamt
Parteien nom. Interes- gesellschaft,
sengruppen non-profit
ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF
Positiv 56 22 54 51 83 27 - - 91 89 69 48
Negativ 38 60 42 40 17 72 - 100 9 5 29 43
Ambivalent - 5 4 3 - 2 - - - - 1 2
Neutral 6 13 1 7 - - - - - 6 1 6
Gesamt % 100 100 100 100 100 100 - 100 100 100 100 100
Gesamt N 48 63 112 152 30 64 - 1 80 66 270 346
Betrachtet man die Sprecher und ihre jeweiligen Objektakteure nach ihren geo-
graphischen Bezügen (vgl. Abbildung 8), so zeigen sich – wie auf Ebene der
Adressaten – deutliche Unterschiede zwischen den beiden Medien. Im Internet
war die durchschnittliche Verteilung der Objektakteure nach ihren geographi-
93
Das heißt jedoch nicht, dass alle das Gleiche unter positiven Folgen für die Allgemeinheit verste-
hen. So kann z.B. ein Akteur fordern, genveränderte Lebensmittel zu verbieten, um die Verbraucher
zu schützen, wohingegen ein anderer Akteur fordert, genveränderte Lebensmittel unbeschränkt zu-
zulassen, damit die Verbraucher davon profitieren können.
118 3 Empirische Untersuchungen
(N=265)
(N=87)
(N=39)
on (N=5)
(N=7)
(N=56)
(N=24)
on (N=4)
(N=3)
(N=11)
(N=11)
(N=286)
(N=349)
off
off
on
on
on
off
off
off
on
on
off
off
Tabelle 14 zeigt, dass ausländische nationale Akteure die einzige Gruppe waren,
für die sich die Äußerungen und Forderungen in den Zeitungen häufiger positiv
auswirken sollten (75 %) als im Internet (60 %). Gleichzeitig war dies auch die
einzige Gruppe, die online häufiger negative Effekte zu erwarten hatte (30 %) als
offline (17 %). In allen anderen Fällen waren die Auswirkungen für die Akteure
online häufiger positiv als offline.
Tabelle 14: Art der Wirkung der Forderung/Handlung der Sprecher auf die
Objektakteure nach geographischen Bezügen der Akteure im
Internet und in den Zeitungen (Prozente)
National: National: Internatio- Supranat: Supranat: Unbe-
Gesamt
DE nicht DE nal EU nicht EU kannt
ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF ON OFF
Positiv 58 46 60 75 84 57 87 32 - - 62 40 69 48
Negativ 40 49 30 17 16 32 12 32 - 100 38 43 29 43
Ambivlent - - 7 6 - 7 - 5 - - - 7 1 2
Neutral 1 5 3 3 - 4 2 32 - - - 10 1 6
Gesamt % 100 100 100 100 100 100 100 100 - 100 100 100 100 100
Gesamt N 67 232 60 36 38 28 52 19 - 1 53 30 270 346
scher Diskurse auf. Vielfach wurde das Bild eines für gegensätzliche Positionen
und randständige Themen offenen Kommunikationsraums Internet gezeichnet.
Auch sei ein größeres Spektrum von einfachen Nachrichten bis hin zum Online-
Protest in Echtzeit relevanter Bestandteil der politischen Kommunikation im
Internet. Für die hier untersuchten Zeitungsartikel und die Ergebnisse der
Google-Suchmaschine können diese Thesen überprüft werden.
Mittels unserer relationalen Datenbank können auch die unterschiedlichen
Formen politischer Stellungnahmen innerhalb der Texte untersucht werden. Zu
diesem Zwecke wurde die insgesamt 62 Kategorien umfassende Liste politischer
Handlungsformen zu fünf Handlungstypen zusammengefasst: staatliche Ent-
scheidungen, verbale Stellungnahmen, Handlungsaufforderungen, demonstrati-
ve/konfrontative sowie gewaltförmige Proteste. Verbale Stellungnahmen wurden
als politische Stellungnahmen definiert, die nicht mit einem der anderen Hand-
lungstypen einhergingen.
matisiert. In positivem Sinne werden Themen behandelt, die nach dem innovati-
ven Potential von Genfood fragen oder die das Prinzip des Freihandels in Bezug
auf Genfood thematisieren. Mittels dieser Kategorien kann die These eines brei-
teren argumentativen Spektrums in den Internet-Texten im Vergleich zu den
Zeitungsartikeln untersucht werden.
N % N %
Staatliche Regulierung 248 39 236 37
Forschung 31 5 55 9
Produktion, Handel 80 13 89 14
Verbraucherschutz 81 13 108 17
Wirtschaft 30 5 32 5
Gesundheit, Ökologie, Soziales 140 22 86 14
Genfood allgemein 24 4 26 4
Sonstige Themen - - 3 1
Gesamt 634 100 635 100
Für das Thema Genfood lassen sich beim Vergleich beider Mediengattungen
kaum große Unterschiede in der thematischen Bandbreite entdecken (siehe Ta-
belle 16). So ist sowohl in den Zeitungsartikeln (37 %) als auch in den Internet-
Texten (39 %) die staatliche Regulierung von Genfood das häufigste Thema.
Größere Abweichungen zeigen sich nur beim Thema „Verbraucherschutz“, das
in den Zeitungsartikeln mit 17 Prozent etwas häufiger aufgegriffen wird als im
Internet mit 13 Prozent. Auch immerhin 22 Prozent der Themen in den unter-
suchten Internet-Texten beschäftigten sich mit gesundheitlichen, ökologischen
oder sozialen Aspekten von Genfood. In den Zeitungsartikeln betrug der entspre-
chende Anteil hingegen nur knapp 14 Prozent. Insbesondere das Einzelthema
Gesundheit wurde mit knapp 13 Prozent besonders häufig in den untersuchten
Internet-Texten aufgegriffen. Während also die thematische Bandbreite von In-
ternet-Texten und Zeitungsartikeln durchaus ähnlich ist, werden einzelne The-
men wie Gesundheit, Ökologie und Soziales in den Internet-Texten stärker be-
tont als in den Zeitungsartikeln. Da solche Aspekte vor allem von zivilgesell-
schaftlichen Akteuren thematisiert werden, welche Genfood ablehnen, liegt es
nahe zu prüfen, ob diese Akteure mit ihren Anliegen eher im Internet zu Wort
kommen. Hierzu wurde gefragt, zu welchen Themenfeldern die verschiedenen
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 123
94
31 % der 189 Thematisierungen von Seiten zivilgesellschaftlicher Akteure in den Internet-Texten
beziehen sich auf ökologische, gesundheitliche und soziale Folgen (nur gesundheitliche Folgen:
10 %). In den Zeitungsartikeln beziehen sich 29 % der 176 Thematisierungen zivilgesellschaftlicher
Akteure auf Verbraucherschutz (nur ökologische, gesundheitliche und soziale Folgen: 15%).
124 3 Empirische Untersuchungen
Internet Zeitungen
N % N %
National: DE 127 20 354 56
National: andere Länder 123 19 74 12
Transnational 86 14 51 8
Supranational: EU 198 31 106 17
Supranational: Nicht-EU 11 2 8 1
Unbekannt 89 14 42 7
Gesamt 634 100 635 100
Erstens: Anders als in Zeitungen sind die Anbieter im Internet häufig selbst
ausländische oder grenzüberschreitende Akteure. Die trotzkistische World Socia-
list Website stellt ein typisches Beispiel für transnationale Anbieter im Internet
dar, die verstärkt über das eigene Land hinausgehende Thematisierungen vor-
nehmen. Der generelle Webauftritt wird vom Internationalen Komitee der Vier-
ten Internationalen durchgeführt und ist in länderspezifische Webseiten unter-
gliedert. Der deutschsprachige Teil wird von einer hiesigen Redaktion betrieben,
beinhaltet aber eine ganze Reihe von englischsprachigen Texten, die ins Deut-
sche übersetzt wurden. Der von uns analysierte Text der World Socialist Website
trägt den Titel „Worum geht es in der Debatte um genetisch veränderte Nah-
rungsmittel?“.95 Inhaltlich wird jedoch sehr stark auf Großbritannien verwiesen,
da der Text in diesem Kontext entstanden ist.
Eine zweite Art grenzüberschreitender Berichterstattung durch transnationa-
le Anbieter lässt sich anhand der Einstiegsseite der Initiative zum Verbot von
genmanipulierter Nahrung veranschaulichen.
Zunächst erscheint die starke Bezugnahme auf die Europäische Union zwar
inhaltlich zutreffend. Sie konzentriert sich aber nicht auf das eigentliche Anlie-
gen, Nutzer aus Deutschland gegen Genfood zu mobilisieren. Zielführend wäre
hier auch eine Kritik an der deutschen Bundesregierung gewesen, die an anderer
Stelle als hauptsächlicher Adressat für E-Mails genannt wird, die Nutzer aus
Protest gegen Genfood verschicken sollen. Betrachtet man die Struktur der Web-
seite genauer, wird allerdings deutlich, dass es sich bei der Thematisierung der
EU nicht nur um eine inhaltliche Entscheidung handelt. Vielmehr hängt sie da-
mit zusammen, dass eine europaweite Kampagne gegen Genfood angestrebt
wird. Unter der Überschrift befinden sich anderssprachige Hyperlinks, die zu
inhaltlich identischen Versionen des Textes führen. Es wurde also eine einzelne
Originalversion des Textes in verschiedene Sprachen übersetzt. Daraus ergab
sich die Notwendigkeit, den Text vorab so zu formulieren, dass sich Bürger in
mehreren Ländern gleichzeitig angesprochen fühlen. Dies kann durch EU-The-
matisierungen, nicht aber durch länderspezifische Bezüge erreicht werden. Ver-
mutlich war dabei die Wahl, die EU zu thematisieren, inhaltlich begründet. Die
EU ist die entscheidende politische Instanz in Fragen zu Genfood im europä-
ischen Raum.
95
http://www.wsws.org/de/1999/aug1999/gene-a18.shtml.
126 3 Empirische Untersuchungen
Im März 1996 hat das Europäische Parlament eine vollständige und lückenlose Kennzeichnungspflicht von
genmanipulierter Nahrung abgelehnt.
Am 3. April 1996 hat die Europäische Kommission dem Import, der Lagerung und der Verarbeitung von
Monsantos genmanipulierter Sojabohne, Roundup Ready, in der Europäischen Union zugestimmt. Die
Sojabohnen müssen beim Import nicht gekennzeichnet werden. Sojabohnen werden in 60% aller Lebensmittel,
wie Brot, Pasta, Bonbons, Speiseeis, Torten, Gebäck, Margarine, Fleischprodukten und vegetarischem
Fleischersatz verwendet. Ab Herbst 1996 erwarten den Verbraucher diese Produkte ungekennzeichnet in den
Geschäften.
Diese Entscheidungen wurden getroffen, ohne die Öffentlichkeit entsprechend zu informieren. Die Wünsche der
Bevölkerung werden dabei völlig ignoriert. Umfragen ergeben, dass 97% der europäischen Verbraucher eine
klare Kennzeichnung aller genmanipulierten Nahrungsmittel fordern und 80% genmanipulierte Nahrungsmittel
vollständig ablehnen.
96
http://www.bionetonline.org/deutsch/Content/ff_cont1.htm.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 127
Pestizid-resistenter Raps
Pestizid-resistenter Raps enthält ein Gen, das es der Pflanze ermöglicht, einem
bestimmten Unkrautvernichtungsmittel zu widerstehen. Dieses Gen stammt aus
einem Bakterium, das von Natur aus in der Lage ist, bestimmten Pestiziden zu
widerstehen. Der Landwirt kann nun solche Felder mit dem betreffenden Pestizid
besprühen und so die meisten unerwünschten Pflanzen auf dem Feld vernichten,
ohne den Raps zu schädigen.
Vorteile:
Der Landwirt kann größere Mengen anpflanzen, weil es nun leichter ist,
Schädlinge zu bekämpfen.
In einigen Fällen kann der Landwirt ein umweltfreundlicheres Spritzmittel
einsetzen.
Der Landwirt kann weniger Pflanzenschutzmittel einsetzen, was ebenfalls
der Umwelt zugute kommt.
Nachteile:
Die neuen Gene aus dem Raps könnten auf andere Pflanzen übertragen
werden, die dann ebenfalls pestizid-resistent werden könnten. Der Einsatz
des betreffenden Pflanzenschutzmittels würde sinnlos.
Manche „Unkräuter“ sind nahe mit Raps verwandt und der Raps-Pollen
kann diese Pflanzen bestäuben. So könnten Resistenzgene aus dem Raps
z.B. auf die Kohlrübe oder Wruke, ein in Rapsfeldern häufiges Unkraut,
übertragen werden. Ein pestizid-resistentes Unkraut wäre entstanden.
97
http://www.tor.at/resources/focus/telepolis/science/heise.de/tp/deutsch/inhalt/lis/4281/1.html.
128 3 Empirische Untersuchungen
dern. Die Hälfte beschäftigt sich mit der EU. So fielen unter die relevanten
Suchergebnisse Textbeiträge, die überwiegend die Auswirkungen von EU-Rege-
lungen für Verbraucher in Deutschland erläuterten. Die Thematisierungen zu
Regulierungsfragen in den Zeitungsartikeln beschäftigten sich dagegen nur zu
einem Drittel mit der EU. Auch wird die EU im Internet thematisch breiter be-
handelt. Während in den Printmedien mit der EU hauptsächlich Regulierungs-
fragen verbunden werden, spielen z.B. wirtschaftliche, soziale, ökologische und
verbraucherpolitische Aspekte in der EU in den Internet-Texten eine deutlich
stärkere Rolle.
Zusammenfassend ist somit festzuhalten, dass aus einer Reihe von Gründen,
darunter bestimmten strukturellen Merkmalen des Internet, aber auch der journa-
listischen Orientierung von Zeitungsjournalisten an den Interessen ihrer Leser-
schaft, transnationale Aspekte von Genfood weitaus häufiger im Internet als in
Zeitungen zur Sprache gebracht werden.
ver-Bauer“. So antwortet der Bauer auf die Frage, warum er gentechnisch verän-
derten Mais anbaue, dass ihn „an der Gentechnik ‚das Neue, Fortschrittliche’
reizt“. Hier dient der Rekurs auf das Frame „Fortschritt“ als alleinige Begrün-
dung für eine gentechnikfreundliche Einstellung. Die diskursive Bedeutung von
Frames wird im Artikel anhand der Position der Saatgutfirma KWS, mit der der
Bauer zusammenarbeitet, noch deutlicher:
„Die KWS wolle die Gentechnik nicht mit der Brechstange durchsetzen, und über-
haupt sei gar nicht ausgemacht, ob man damit jemals mehr Geld verdienen werde als
mit konventionellem Saatgut oder mit organischem Saatgut, das die Firma auf ihrem
eigenen Bauernhof bei Northeim nach allen Regeln des ökologischen Landbaus ge-
winnt. ‚Aber ganz ohne Gentechnik bleiben wir global nicht wettbewerbsfähig.’“
In diesem Artikel wird Genfood zunächst wenig attraktiv dargestellt. Die Firma
kann noch keine ökonomischen Vorteile von Genfood erkennen. Allerdings
spielt der anderen Bedenken übergeordnete Sachzwang globaler Wettbewerbsfä-
higkeit letztlich die entscheidende Rolle für die Absicht, am Programm mit gen-
technisch verändertem Saatgut festzuhalten.
Was die Verteilung der Frames betrifft, so wurden in den Internet-Texten
mit knapp 22 Prozent aller Thematisierungen etwas häufiger Frames eingesetzt
als in den Zeitungsartikeln, wo der Anteil knapp 19 Prozent betrug. In den Zei-
tungsartikeln wird weitaus stärker zwischen positiven und negativen Frames
abgewogen als im Internet, wo die Frames „Ausbeutung“ und „Risiko“ überwie-
gen (Tabelle 18). Beispielsweise wird auf der Webseite des Norddeutschen
Rundfunks die Frage gestellt: „Wie viel Kilo genmanipulierten Mais muss eine
Kuh fressen, damit sie einen Liter Frostschutzmittel gibt?“98 Damit soll der unna-
türliche und deshalb abstoßende Charakter von Genfood verdeutlicht werden.
Auf der Webseite der Coordination gegen BAYER-Gefahren wird die häufig
verwendete Formel genutzt, Genfood komme einem „Feldversuch mit der Be-
völkerung“99 gleich.
Bezüglich des Akteursspektrums und hier insbesondere der Rolle zivilge-
sellschaftlicher Akteure fällt auf, dass 44 Prozent der Internet-Frames in den
Internet-Texten von zivilgesellschaftlichen Sprechern vorgebracht werden. Diese
Sprecher verwenden überwiegend negative Frames, sind aber auch in der Gruppe
der positiven Frames am häufigsten vertreten. In den Zeitungsartikeln haben die
Journalisten selbst mit etwa mehr als einem Viertel den höchsten Anteil an Fra-
mes. Es folgen staatliche Akteure mit etwas weniger als einem Viertel und dann
erst zivilgesellschaftliche Akteure mit etwa 22 Prozent. Tragen zivilgesellschaft-
98
http://www.ndr.de/tv/nordmagazin/service/20040419.html
99
http://www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Kampagnen/Genfood/genfood.html
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 131
liche Akteure im Netz vor allem negative Frames vor, so ist in den Zeitungsarti-
keln das Verhältnis negativer und positiver Frames von zivilgesellschaftlicher
Seite in etwa ausgeglichen. Zivilgesellschaftliche Sprecher haben somit in den
Internet-Texten eine Deutungshoheit. Dort können sie selbst viel häufiger als in
den Zeitungsartikeln den diskursiven Rahmen bestimmen, in dem Genfood erör-
tert wird.
Negativ:
Enteignung, Kontrollverlust, Schä- 54 40 34 29
den („Ausbeutung“)
Risikotechnologie, Ungewissheit 33 25 21 18
(„Risiko“)
Eingriff in Schöpfung 6 5 7 6
(„Anmaßung“)
Ambivalent:
Nachteile in Kauf nehmen 8 6 2 2
(„Pakt mit dem Teufel“)
Frames Gesamt 136 100 119 100
Unterthemen Gesamt 634 22 635 19
Der geographische Bezug der Internet-Texte ist auch bei den Frames stärker
international als bei Zeitungen. Während ein Viertel der Frames in den Internet-
Texten im deutschen Kontext verortet wird, ist dies in den Zeitungsartikeln
knapp die Hälfte.
132 3 Empirische Untersuchungen
„Während die Städte verarmen, floriert die Wirtschaft auf dem Land dank dem Ge-
schäft mit genetisch manipulierten Sojabohnen. Und der Bohnenboom kurbelt die
gesamte Wirtschaft des Landes an.“
Weiter wird ausgeführt, dass dank eines hohen Weltmarktpreises staatliche Sozi-
alprogramme „fast komplett“ durch Steuereinnahmen aus dem Soja-Export fi-
nanziert würden und dass 98 Prozent des Sojas in Argentinien genetisch manipu-
liert seien. Werden wirtschaftliche und auch soziale Aspekte von Genfood zu-
nächst positiv thematisiert, kommt der Artikel im weiteren Verlauf dennoch zu
einer Genfood ablehnenden Tendenz, die auf der negativen Thematisierung lang-
fristiger wirtschaftlicher Resultate und bereits sichtbarer ökologischer und ge-
sundheitlicher Folgen beruht. Bemängelt wird das Fehlen eines „nachhaltigen
Wirtschaftsprogrammes“, da schließlich der Weltmarktpreis schnell wieder fal-
len könne. Gravierende ökologische Folgen seien bereits heute zu beobachten, da
durch Gen-Soja Unkräuter resistent geworden seien und deshalb immer mehr
Pestizide ausgebracht würden. Diese Pestizide wiederum „vergiften Land und
Leute“.
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 133
Festgehalten wurde nicht nur, ob ein Text in seiner allgemeinen Tendenz für
oder gegen Genfood eintritt (siehe oben), sondern auch, wie viele positive, nega-
tive, ambivalente und neutrale/ungerichtete Bewertungen zu den einzelnen As-
pekten und Unterthemen von Genfood innerhalb der Texte vorgenommen wur-
den. Für alle Aspekte und Genfood-Unterthemen, die innerhalb der Texte bewer-
tet wurden, zeigt sich wie für die Ebene der Texte, dass im Internet seltener
(30 %) für Genfood Stellung bezogen wird als in Zeitungsartikeln (37 %). Die
negativen Thematisierungen von Genfood sind in den untersuchten Internet-
Texten hingegen nur geringfügig höher als in den Printmedien (53 % bzw.
51 %). Unterthemen werden im Internet geringfügig häufiger ambivalent oder
neutral dargestellt.
N % N %
Ambivalent 37 6 19 3
Neutral/keine Tendenz 73 12 62 10
Positiv 75 19 28 30
Negativ 14 73 30 53
Ambivalent/neutral 12 8 43 17
Gesamt % 100 100 100 100
Gesamt N 95 377 162 634
Printmedien
Positiv 62 23 31 37
Negativ 31 65 48 51
Ambivalent/neutral 7 12 21 13
Gesamt % 100 100 100 100
Gesamt N 182 294 159 635
Ein weiteres Merkmal der Texte im Internet und in den Zeitungen war die Nach-
vollziehbarkeit der darin enthaltenen politischen Stellungnahmen. Hierzu wurde
untersucht, ob politische Stellungnahmen Analysen, Behauptungen oder Vermu-
tungen enthalten oder aber auf Handlungen beruhen. Dahinter steht die Annah-
me, dass Vermutungen weniger verlässliche Informationen darstellen als Be-
hauptungen und Behauptungen wiederum weniger verlässlich erscheinen als
berichtete Handlungen. Maßstab hierfür ist die intersubjektive Nachvollziehbar-
keit. Berichtete Handlungen können von Dritten leichter geprüft werden als Be-
hauptungen bzw. Vermutungen. Gesetzesentwürfe, politische Abstimmungen,
Protestereignisse oder gerichtliche Klagen sollten eher nachvollziehbar sein als
mündliche Kommentare zu Gesetzesentwürfen, Interview-Aussagen, bloße An-
kündigungen von Protestereignissen oder Vermutungen über den Ausgang eines
Gerichtsprozesses. In dieser Hinsicht unterscheidet sich die Berichterstattung in
den untersuchten Internet-Texten und Zeitungsartikeln nicht wesentlich. In den
136 3 Empirische Untersuchungen
Die in der bisherigen Analyse dargestellten Befunde erlauben eine erste Ein-
schätzung im Hinblick auf die leitenden Hypothesen, die in Abschnitt 3.1 vorge-
stellt wurden. Bevor wir die einzelnen Hypothesen auf der Basis des Vergleiches
von Internet-Texten und Zeitungsartikeln erörtern, gehen wir kurz auf das Ver-
hältnis beider Mediengattungen ein. Die bisherigen Ergebnisse stehen dabei im
Einklang mit der mittlerweile gängigen Erkenntnis, dass Internet-Texte für Zei-
tungsartikel eher eine Ergänzung, nur begrenzt eine Konkurrenz und sicher kei-
nen vollständigen Ersatz darstellen (vgl. Blödorn et al. 2005). Hinsichtlich der
Diffusion zwischen beiden Mediengattungen zeigte sich in unserer Untersu-
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 137
chung, dass sich Internet und herkömmliche Massenmedien nur marginal und
dabei sehr asymmetrisch durchdringen. Zwar wurde eine nennenswerte Anzahl
von Texten herkömmlicher Massenmedien im Internet gefunden, doch umge-
kehrt spielten Verweise auf Informationen aus dem Internet in den untersuchten
Zeitungsartikeln kaum eine Rolle. Auch wurde in den Zeitungen so gut wie nicht
über politische Stellungnahmen oder Handlungen, die nur online vollzogen wur-
den, berichtet. Offline wurde dem Internet als eigenständigem politischen Hand-
lungsraum somit keine Aufmerksamkeit entgegen gebracht.
Hinsichtlich der ersten Hypothese, die das breite Akteursspektrum und die
Rolle peripherer Akteure im Internet hervorhebt, fällt unsere Einschätzung ambi-
valent aus. Auf der Ebene der Anbieter, die mit ihren Webseiten auf den oberen
Rängen in den Google-Ergebnislisten Sichtbarkeit erlangten, war das Akteurs-
spektrum zum einen sehr breit, und zum anderen wurden diese Webseiten tat-
sächlich häufiger von zivilgesellschaftlichen Akteuren betrieben als von staatli-
chen oder sozioökonomischen Akteuren. Zusätzlich war eine signifikante Anzahl
alternativer Medien-Anbieter wie beispielsweise telepolis.de vertreten, die Posi-
tionen und Sichtweisen vor allem ökologisch und links-alternativ orientierter
zivilgesellschaftlicher Genfood-Gegner wiedergaben. Unternehmen und For-
scher, die eine stärkere Verbreitung von Genfood wünschen, wurden dagegen
nur selten gefunden. Die zivilgesellschaftlichen Akteure richteten sich auf ihren
Webseiten mit einigen Ausnahmen an ein breites Publikum und nutzten die
Chance, ihre grundsätzliche Meinung über Genfood zu verbreiten, was ihnen in
Zeitungen in der Regel nicht möglich war. Staatliche Anbieter sprachen stattdes-
sen häufig primär ein begrenztes Fachpublikum mit ihren Texten an. Ausführlich
und manchmal auch durch Hyperlinks vernetzte Hintergrundtexte, Positionspa-
piere und andere Schriftstücke, die explizit der politischen Meinungsbildung
dienen, stellten zwar nicht die Mehrheit der Online-Texte, wurden jedoch relativ
häufig angeboten. In den Zeitungen wurde entsprechend der ausgewählten For-
mate durchgängig ein allgemeines Publikum angesprochen.
Anders als bei den Anbietern lagen auf der Ebene der Sprecher, die online
und offline zu Wort kamen oder über deren politische Stellungnahmen berichtet
wurde, in Bezug auf ihre anteilige Zusammensetzung nach Akteursgruppen
kaum Unterschiede zwischen den beiden Medien vor. Sowohl im Internet als
auch in den Zeitungen traten staatliche Akteure am häufigsten als Sprecher auf,
gefolgt von zivilgesellschaftlichen Akteuren und sozioökonomischen Interessen-
gruppen. Medien-Akteure waren in beiden Medien am seltensten als Sprecher
vertreten. Während die Zeitungen als gatekeeper zwischen dem Publikum und
den politischen Akteuren agieren, können sich die politischen Akteure im Inter-
net direkt an ihr Publikum richten. Sie können aber auch anderen Akteuren eine
Plattform auf ihren Webseiten bieten. So kamen zivilgesellschaftliche Sprecher
138 3 Empirische Untersuchungen
hauptsächlich auf ihren eigenen Webseiten zu Wort oder auf den Webseiten, die
von anderen zivilgesellschaftlichen Akteuren angeboten wurden. Auf den Web-
seiten nicht-zivilgesellschaftlicher Anbieter war dies hingegen vergleichsweise
selten der Fall. So setzt sich das Spektrum der Anbieter im Internet zwar an-
teilsmäßig anders zusammen als in den Zeitungen; das Spektrum der Sprecher
unterscheidet sich hinsichtlich der anteiligen Zusammensetzung der Akteure –
entgegen Hypothese 1 – zwischen den beiden Medien hingegen kaum.
Bei der Untersuchung, an welche Akteure sich die Sprecher mit ihren politi-
schen Stellungnahmen wendeten (Adressaten) oder wer ihrer Meinung nach
davon betroffen war oder sein sollte (Objektakteure), fiel auf, dass in den Zei-
tungen solche Akteurskonstellationen (Sprecher, Adressat, Objektakteur) häufi-
ger auftraten als im Internet. Allerdings liegen hier deutliche Unterschiede bei-
spielsweise zwischen Online-Hintergrundartikeln und -Protestaufrufen vor.
Wenn andere Akteure im Internet von den Sprechern adressiert wurden, handelte
es sich meistens um staatliche Akteure. Im Vergleich zeigte das Gesamtbild der
Adressierungen in den Zeitungen im Durchschnitt aller Akteursgruppen ein deut-
lich ausgewogeneres Spektrum von Bezugnahmen durch Staat, Wirtschaft und
Zivilgesellschaft. Umgekehrt wurden im Internet mehr Themen und Frames be-
nannt als in den Zeitungen, in dem die Online-Texte eher einzelne thematische
Aspekte von Genfood erörterten, als dass sie wiedergaben, wer was zu wem mit
welchen Auswirkungen auf wen sagt.
In beiden Medien wurde Genfood häufiger negativ als positiv bewertet. An-
ders als in den Zeitungen fiel im Internet auch die Mehrzahl der Beurteilungen
negativ aus. Die meisten der ablehnenden Artikel wurden auf den Webseiten von
Medien-Anbietern und zivilgesellschaftlichen Akteuren gefunden. Zusätzlich
wurde in den Internet-Texten häufiger eine links-progressive, ökologisch orien-
tierte Konstruktion von Genfood vorgenommen. So zeigten sich beispielsweise
im Ausspruch „Genfood – nein danke!“100 die Wurzeln in der Anti-Atomkraftbe-
wegung. Weiter wiesen einige der gefundenen Online-Anbieter wie die Coordi-
nation gegen BAYER-Gefahren, Greenpeace oder der Evangelische Entwick-
lungsdienst klare Bezüge zu neuen sozialen Bewegungen auf. Grundsätzlich
vertraten Genfood-Gegner in beiden Medien überwiegend eine „grüne“ Perspek-
tive, wobei ökologische, soziale und gesundheitliche Folgen online allerdings
stärker thematisiert wurden als offline. Nicht die Anmaßung gegenüber der
Schöpfung, sondern Frames wie Ausbeutung und Risiko wurden angeführt, um
eine ablehnende Haltung darzulegen. Gerade bei der Formulierung von Frames
und Begründungen gaben zivilgesellschaftliche Sprecher im Internet den Ton an,
100
Siehe: http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/13311/1.html
3.4 Textanalyse von Zeitungsartikeln und Internet-Texten 139
3.5 Hyperlinkanalyse
3.5 Hyperlinkanalyse
Die Hyperlinkanalyse innerhalb dieser Studie basiert auf folgender theoretischer
Annahme: Öffentlichkeitsrelevante Kommunikationsräume – im Sinne massen-
medialer Öffentlichkeit – entstehen im Internet durch Selektion. Hierbei können
zwei zentrale Mechanismen unterschieden werden: Selektion durch Suchmaschi-
nen und Selektion durch Hyperlinks. Die Untersuchung des Kommunikations-
raums, der durch Suchmaschinen und deren Selektionskriterien geprägt ist, war
Gegenstand der Textanalyse in Abschnitt 3.4. Hierauf baut die Analyse des
Kommunikationsraums auf, der durch Hyperlinks gebildet wird. Aufgrund von
Suchmaschinenergebnissen zu spezifischen Suchbegriffen, die sich auf das The-
menfeld Genfood beziehen, konnten zentrale Akteure ermittelt werden, die mit
ihren Webseiten eine erhöhte öffentliche Aufmerksamkeit erlangen. Geht man
davon aus, dass viele Internetnutzer bei der Informationssuche auch den Hyper-
links folgen, die auf Webseiten angeboten werden, erscheint es sinnvoll, die
Hyperlinks auf den Webseiten dieser zentralen Akteure als zweiten Untersu-
chungsgegenstand innerhalb der empirischen Analyse von Online-Diskursen zu
wählen.
3.5.1 Untersuchungsdesign
„ ...every link is planned and, most often, specifically created by the web designer.
Thus, the presence of a link reflects a communicative choice made by the designer.
A link, therefore is strategic. The possible variations for the structure are shaped by
communicative ends, rather than technological means. The use of the link in the
creation of Web structure enables the designer to control the potential ways a user
can move through information.” (Jackson 1997)
Hyperlinks können als eine neue Form sozialer Beziehungen verstanden werden
oder, gemäß Park und Thelwall (2003), als „a newly emerging social and com-
municational channel“.
Natürlich kann nicht allein aufgrund einer Hyperlink-Verbindung zwischen
den Webseiten zweier Akteure auf eine enge Beziehung zwischen diesen ge-
schlossen werden. Zudem sagt ein Hyperlink für sich genommen nichts über die
Intention des Verweises aus. So kann sich ein Akteur durch einen Hyperlink zu
der Webseite eines anderen Akteurs von diesem abgrenzen, sich zu ihm in Oppo-
sition stellen, ihn unterstützen usw. Unabhängig davon, welche Intention hinter
einem Hyperlink steht, kann jedoch davon ausgegangen werden, dass damit
einem Akteur eine Wichtigkeit im Diskurs zugesprochen wird – gleich ob in
einem positiven, negativen oder neutralen Sinne.
Vor dem Hintergrund dezidiert öffentlichkeitstheoretischer Fragestellungen
wurden Hyperlinks bisher kaum untersucht, wie im Abschnitt 1.2 gezeigt wurde.
Ein erster Ansatz wurde in den Arbeiten von Koopmans/Zimmermann (2003)
und Zimmermann/Schlecht/Koopmans (2004) entwickelt, an den sich unser Vor-
gehen anlehnt und ihn in zentralen Aspekten weiterentwickelt, beispielsweise
durch Berücksichtigung der Suchmaschinenanalyse zur Stichprobenziehung und
einer zusätzlichen Identifikation von Akteuren für das Sample über die vorge-
fundenen Hyperlinkstrukturen. Insgesamt gliederte sich das Vorgehen in fünf
Arbeitsschritte:
1. Auswahl der Akteure, auf deren Webseiten die Hyperlinks erhoben werden,
nach dem Relevanzkriterium der Position, welche die Angebote der einzel-
nen Akteure in den Ergebnislisten der Suchmaschinen einnehmen,
2. Codierung untersuchungsrelevanter Informationen zu den einzelnen Akteu-
ren,
3. Erhebung der Hyperlinks, die auf den Webseiten der ausgewählten Akteure
angeboten werden,
4. Auswahl der relevanten Zielakteure, auf deren Webseiten mindestens drei
Ausgangsakteure durch Hyperlinks verweisen,
144 3 Empirische Untersuchungen
Der erste Schritt der Hyperlinkanalyse bestand in der Bestimmung der Akteure,
deren Webseiten wir als Ausgangspunkt für die Untersuchung verwendeten (im
Folgenden: Ausgangsakteure). Da die Hyperlinkanalyse aufgrund unserer theore-
tischen Annahmen an die vorausgegangene Textanalyse anknüpfen sollte, stan-
den zwei Vorgehensweisen zur Auswahl. Die eine Möglichkeit bestand darin,
diejenigen Akteure auszuwählen, die im Rahmen der gesamten Erhebung beson-
ders häufig vorkamen. Die andere Möglichkeit war, sich auf die Akteure zu kon-
zentrieren, die prominente Positionen einnahmen. Dies wurde dadurch operatio-
nalisiert, dass die Texte, die die Akteure anbieten, auf der Suchergebnisliste
unter den ersten fünf Plätzen vorkommen mussten. Somit standen sich zwei
unterschiedliche Messungen von Zentralität gegenüber: Zentralität durch Häu-
figkeit und Zentralität durch Platzierung. Da gerade im Internet mit seinem riesi-
gen Informationsangebot die Erzeugung von Aufmerksamkeit eine zentrale Rolle
spielt, haben wir uns für das Kriterium „Platzierung der Angebote“ entschieden.
Dieses Vorgehen wird zudem durch die Annahme gerechtfertigt, dass die Mehr-
zahl der Nutzer sich vor allem die ersten Suchergebnisse genauer ansieht und die
Aufmerksamkeit mit sinkendem Rang der Angebote abnimmt. Hinzu kommt,
dass zentrale Akteure aus all unseren Suchen einbezogen werden sollten. Hätten
wir uns nur auf die Akteure konzentriert, die insgesamt am häufigsten vorkom-
men, wäre es möglich, dass wichtige Akteure aus Suchläufen mit einem be-
stimmten Suchbegriff nicht auftauchen, da das Akteursspektrum innerhalb dieser
Suchen besonders breit ist. So könnte es z.B. sein, dass innerhalb einer Suche die
ersten zehn relevanten Texte von zehn unterschiedlichen Akteuren angeboten
werden, während bei einer anderen Suche innerhalb dieser ersten zehn Plätze nur
drei Akteure vorkommen, die mit jeweils unterschiedlichen Texten mehrmals
vertreten sind. Diese drei Akteure wären somit überproportional häufig präsent,
während die fünf Akteure auf den ersten Plätzen der anderen Suche ignoriert
würden.
In Tabelle 21 sind alle Akteure aufgelistet, die im Rahmen der Textanalyse
im Internet als Anbieter von relevanten Texten und Informationen auf Basis der
ersten Stichprobenziehung vorkamen. Die Angebote, die innerhalb der einzelnen
Suchläufe auf einen der ersten fünf Ränge gelangten, sind grau unterlegt. Auf-
grund des Kriteriums „Platzierung der Angebote“ enthält unsere Stichprobe
insgesamt 17 Akteure.101 Die Akteure, die mehr als einmal vorkamen, sind fett
101
Theoretisch gibt es bei sechs unterschiedlichen Suchen insgesamt 30 Akteure, die unter den ersten
fünf Suchergebnissen der sechs unterschiedlichen Suchen auftauchen können. Die deutlich geringere
Zahl von 17 Akteuren ergibt sich dadurch, dass bei unterschiedlichen Suchen dieselben Akteure
3.5 Hyperlinkanalyse 145
markiert. Eine Auswahl nach diesem Kriterium hätte 16 Akteure umfasst. Würde
man ein strengeres Kriterium wählen und nur die Akteure einbeziehen, die min-
destens dreimal vorkommen, wären nur noch vier Akteure in der Stichprobe. Das
Akteursspektrum der Anbieter aus der Suchmaschinenanalyse ist demnach breit
gestreut, was schon in den vorhergegangenen Textanalysen deutlich wurde. Ver-
gleicht man die Akteure, die häufig vorkamen, mit den Akteuren, die die obers-
ten Ränge einnahmen, fallen Unterschiede hinsichtlich der beiden Kriterien auf.
Die zwei Akteure, die insgesamt am häufigsten vorkamen („Telepolis“ und
„Campaign to ban genetically engineered foods“), waren nicht auf einem der
ersten fünf Plätze vertreten. Es bleibt abzuwarten, ob diese Akteure durch die
Hyperlinkanalyse in die Studie miteinbezogen werden. Dies muss nicht zwangs-
läufig der Fall sein. Auch wenn bei Google die eingehenden Hyperlinks für die
Reihenfolge der Ergebnisse zentral sind, so heißt das nur, dass die Akteure auf
den oberen Rängen von auffällig vielen anderen Akteuren verlinkt werden –
nicht jedoch, dass auch diese Akteure ihrerseits häufig verlinken.
vorgekommen sind und auch innerhalb derselben Suchen dieselben Akteure mehrmals unter den
ersten fünf Suchergebnissen vertreten waren.
102
Alle Akteure, die innerhalb der Google-Ergebnisliste auf Rang 1 bis 5 vorkamen, sind grau unter-
legt. Alle Akteure, die mindestens dreimal in der Textanalyse als Anbieter vorkamen, sind fett mar-
kiert.
146 3 Empirische Untersuchungen
gen wurde für die vorliegende Analyse das Programm Xenu’s Link Sleuth TM
(im folgenden: Xenu) ausgewählt.104 Xenu erstellt Listen, die sowohl die inter-
nen als auch die externen Hyperlinks einer Webseite enthalten. Wilkinson/Thel-
wall/Xuemi (2003) definieren interne Hyperlinks als solche, die von einer Web-
seite innerhalb eines Webangebots zu einer anderen Webseite des gleichen Web-
angebots verweisen. Externe Hyperlinks hingegen zielen auf Webseiten, die zu
einem anderen Webangebot gehören, das meistens auch von einem anderen Ak-
teur betrieben wird. In den Fällen, in denen ein Akteur mehrere Webangebote
unter verschiedenen URLs bereitstellt, würden Hyperlinks zwischen diesen An-
geboten auch als externe Hyperlinks gelten.
Insgesamt konnten 16 der 17 ausgewählten Webseiten herangezogen wer-
den.105 Die Listen mit den jeweils gefundenen Hyperlinks wurden abgespeichert.
Werden alle Hyperlinks, die auf den 16 Webseiten registriert wurden, addiert,
erhält man eine Gesamtzahl von 319.413 (siehe Tabelle 22). Diese Zahl schließt
sowohl die internen als auch die externen Hyperlinks ein, wobei für unsere Ana-
lyse nur die externen Hyperlinks von Bedeutung sind.
Nachdem die Hyperlinks registriert wurden, galt es im vierten Schritt dieje-
nigen herauszufiltern, die auf Webseiten verweisen, welche von mindestens drei
Webseiten aus unserem Sample angelinkt wurden. Um diesen Prozess für
319.413 Hyperlinks zu erleichtern, wurde ein Programm geschrieben, das diese
Auswahl automatisch durchführt. Insgesamt wurden so 379 Hyperlinks gefun-
den. Dahinter standen 112 Akteure, wobei auf dieser Ebene jeder Hyperlink nur
einmal als Treffer gezählt wurde, auch wenn der Akteur mit mehreren Hyper-
links auf dieselbe Webseite verwies (siehe Tabelle 22).
dem Hintergrund, dass selbst mittelgroße Webseiten Zehntausende von Hyperlinks aufweisen und
große Webseiten sich in einer Größenordnung von Hunderttausenden von Hyperlinks bewegen, kön-
nen diese Unterschiede wohl vernachlässigt werden. Ein weiteres Problem besteht darin, dass Hyper-
links, die auf bestimmte Art und Weise programmiert wurden, nicht von den Crawlern erfasst werden
können (Zimmermann et al. 2004). Das gilt insbesondere für dynamische Hyperlinks, die in JavaSc-
ript oder ähnlichen Programmiersprachen geschrieben wurden. Bisher liegen allerdings keine Er-
kenntnisse darüber vor, dass z.B. bestimmte Arten von Akteuren eine Art der Programmierung be-
vorzugen, sodass durch vereinzelte Ausfälle mit strukturellen Verzerrungen zu rechnen wäre.
104
Xenu kann kostenlos im Internet heruntergeladen werden (http://snafu.de/tilman/senulink.html).
Das Programm wurde entwickelt, um auf Webseiten Hyperlinks zu finden, die nicht mehr funktionie-
ren, um es den Betreibern einer Seite zu erleichtern, ihre Webseite zu warten. Obwohl die Intention
der Programmgestaltung somit keine wissenschaftliche war, ist das Programm für unsere Zwecke ge-
eignet. Um die nicht mehr funktionierenden Hyperlinks zu finden, durchsucht Xenu die gesamte
Webseite und erstellt eine Liste mit allen Hyperlinks, die auf der entsprechenden Seite angeboten
werden.
105
Die Webseite des Studiengangs Online-Journalismus der FH Darmstadt (http://www.online-jour-
nalismus-darmstadt.de/) konnte aufgrund technischer Probleme nicht einbezogen werden. Da jedoch
dem Thema „Genfood“ auf der gesamten Webseite kaum eine Bedeutung zukommt, dürfte dieser
Ausfall keine relevanten Konsequenzen haben.
148 3 Empirische Untersuchungen
Das zweite Auswahlkriterium bezieht sich auf die thematische Ausrichtung der
Akteure, die die Webseiten betreiben. Werden aus den 112 Akteuren nur die aus-
gewählt, die sich mit dem Thema Genfood beschäftigen (entweder als Haupt-,
Neben- oder Unterthema), bleiben 69 Akteure übrig, auf die 244 Hyperlinks ent-
fallen. Das heißt, dass 64 Prozent aller Akteure, auf die mindestens drei Aus-
gangsakteure verwiesen, das Thema Genfood behandelten und 75 Prozent der
identifizierten Hyperlinks auf ihre Webseiten verwiesen. Dies spricht dafür, dass
3.5 Hyperlinkanalyse 149
3.5.2 Ergebnisse
106
Nicht mehr in der Analyse ist die Webseite des Evangelischen Entwicklungsdienstes (http://www.
eed.de/), die Webseite „Flensburg meint“ der Stadtbuchredaktion Flensburg (http://www.flensburg-
meint.de/) und die Webseite von Thomas Hauske (http://www.hauske.de/).
107
Die Auswertungen wurden zum größten Teil mit SPSS ausgeführt und die netzwerkanalytischen
Berechnungen und Darstellungen mit UCINET (Borgatti/Everett 2002).
150 3 Empirische Untersuchungen
ßend wird der Frage nachgegangen, welche Akteure zu welchen anderen Akteu-
ren verlinken.
Grundsätzlich ist zu unterscheiden zwischen den Akteuren, die durch die Verlin-
kung untereinander einen kommunikativen Raum bilden, und den Hyperlinks,
die diesen Raum strukturieren:
108
In netzwerkanalytischer Begrifflichkeit haben wir uns bei dem Vorgehen innerhalb der Hyperlink-
analyse an den egozentrierten Ansatz der Stichprobenziehung angelehnt. Egozentrierte Ansätze kon-
zentrieren sich eher auf einzelne Akteure als auf ein gesamtes Netzwerk. Ähnlich wie bei unserem
Vorgehen legen sie Ausgangsakteure fest, deren Beziehungen zu anderen Akteuren (alter) untersucht
werden. Damit das so eingegrenzte Geflecht als Netzwerk qualifiziert werden kann, ist es erforder-
lich, dass auch die Verbindungen zwischen den Bezugsakteuren erhoben werden (Jansen 1999: 58).
Aufgrund der begrenzten Ressourcen war dies in unserem Fall nicht möglich. Gleichwohl erlauben
uns einige netzwerkanalytische Verfahren und Abbildungstechniken, die Beziehungen der Ausgangs-
akteure noch einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Zu beachten ist, dass Hyperlinks
von den Zielakteuren zu den Ausgangsakteuren empirisch durchaus vorhanden sein können, jedoch
von uns nicht erhoben wurden.
3.5 Hyperlinkanalyse 151
anderen für die Webseite von Greenpeace Deutschland. Beide hatten einen In-
degree von fünf und wurden damit von jeweils fünf unterschiedlichen Ausgangs-
akteuren angelinkt.
Tabelle 24 enthält den Indegree jedes Zielakteurs. Der Outdegree entfällt, da wir
auf den Webseiten der Zielakteure die Hyperlinks nicht registriert haben. Die
meisten Zielakteure (45) erhielten von drei Ausgangsakteuren Hyperlinks. Der
Rest wurde am häufigsten von vier Ausgangsakteuren angelinkt. Die Europäi-
sche Kommission war der einzige Akteur, auf dessen Webseite neun unter-
schiedliche Akteure verlinkten.
152 3 Empirische Untersuchungen
Der Vergleich zwischen Tabelle 24 und Tabelle 21 zeigt, welche Akteure wir
durch die Hyperlinkanalyse erfasst haben, die schon in der Suchmaschinenanaly-
se eine zentrale Rolle gespielt haben, aber aufgrund des Kriteriums „Platzierung
der Angebote“ nicht in unser Ausgangssample aufgenommen wurden. Dabei
handelte es sich um drei der insgesamt neun Akteure: Telepolis – Magazin der
Netzkultur, Transgen – Transparenz für Gentechnik bei Lebensmitteln sowie
Westdeutscher Rundfunk (WDR).
Ordnet man die Ausgangsakteure in verschiedene Kategorien ein, ergibt
sich ein relativ ausgeglichenes Bild (siehe Tabelle 25). Staatliche und zivilgesell-
schaftliche Akteure wiesen jeweils einen Anteil von ca. 31 Prozent innerhalb der
Ausgangsakteure auf, wobei der Schwerpunkt bei den staatlichen Akteuren auf
Behörden und bei den zivilgesellschaftlichen Akteuren auf Umweltverbänden
und -organisationen lag. Medien stellten ca. 39 Prozent der Ausgangsakteure.
Sozioökonomische Interessengruppen (wie z.B. Unternehmen) fehlten vollkom-
men.
154 3 Empirische Untersuchungen
Die beiden rechten Spalten in Tabelle 25 geben an, wie viele der erhobenen Hy-
perlinks von den Webseiten der einzelnen Akteursgruppen ausgingen, wobei
einige Abweichungen auffallen. Medienakteure verwiesen mit knapp 50 Prozent
überproportional häufig auf eine der relevanten Webseiten, während zivilgesell-
schaftliche Akteure und NGOs mit einem Anteil von 18 Prozent am seltensten
auf eine der relevanten Webseiten verlinkten.
Ein anderes Bild ergibt sich für die Verteilung der Hyperlinks auf die Web-
seiten der unterschiedlichen Zielakteure in Tabelle 26.
3.5 Hyperlinkanalyse 155
Deutschland 9 102 42 11
EU 1 4 2 4
Österreich 3 138 57 46
Betrachtet man die mittlere Spalte in Tabelle 27, so fällt auf, dass die österreichi-
schen Akteure maßgeblich die Verteilung der Hyperlinks bestimmten, also deut-
lich häufiger zu einem (nach unserer Definition) relevanten Zielakteur verlinkten
als deutsche Akteure. Die österreichischen Akteure stellten mit drei Akteuren
knapp ein Viertel der Ausgangsakteure, bestritten jedoch mehr als die Hälfte
aller ausgehenden Hyperlinks (57 %). Dementsprechend war die durchschnittli-
che Anzahl von Hyperlinks für österreichische Akteure mit 46 viermal höher als
die durchschnittliche Anzahl von elf Hyperlinks für deutsche Akteure.
Obwohl die meisten der Hyperlinks von österreichischen Webseiten ausgin-
gen, zeigt Tabelle 28, dass insgesamt die deutschen Akteure mit Abstand die
größte Gruppe innerhalb der Zielakteure darstellten. In Bezug auf die Hyperlink-
struktur bleibt dieses Bild konstant.
3.5 Hyperlinkanalyse 157
N % N %
Belgien 1 1 6 2
Deutschland 25 36 91 37
Europa 2 3 8 3
Europäische Union 6 9 26 11
Großbritannien 5 7 16 7
International 12 17 41 17
Österreich 11 16 34 14
Schweiz 2 3 6 2
USA 5 7 16 7
N N %
Positiv 1 8 3
Negativ 7 94 39
Ambivalent 2 37 15
Neutral 3 105 43
Die Zielakteure hatten mit 15 Prozent häufiger eine positive Einstellung zu Gen-
food als die Ausgangsakteure (Tabelle 30). Insgesamt nahm allerdings die Mehr-
zahl der Zielakteure entweder eine negative (36 %) oder eine neutrale (32 %)
Position zu Genfood ein.
N % N %
Positiv 10 15 38 16
Negativ 25 36 82 34
Ambivalent 9 13 45 18
Neutral 22 32 76 31
Keine Tendenz 3 4 3 1
Tabelle 31 zeigt, dass nur einer der Ausgangsakteure sich hauptsächlich mit dem
Thema Genfood beschäftigte. Für die übrigen Ausgangsakteure bildete Genfood
hingegen ein Unterthema eines übergeordneten Hauptthemas oder wurde nur als
ein Nebenthema behandelt.
3.5 Hyperlinkanalyse 159
N N %
Hauptthema 1 42 17
Unterthema 8 123 50
Nebenthema 4 79 32
Auch wenn nur ein Akteur sich hauptsächlich mit Genfood beschäftigte, so präg-
te er mit 17 Prozent aller ausgehenden Hyperlinks überproportional stark das
Gesamtbild. Ähnlich wie die Ausgangsakteure befassten sich jedoch die meisten
Zielakteure mit dem Thema Genfood als Unterthema eines übergeordneten The-
mas (siehe Tabelle 32). Nur 6 Prozent widmeten sich hauptsächlich dem Thema
Genfood.
N % N %
Hauptthema 4 6 14 6
Unterthema 40 58 149 61
Nebenthema 25 36 81 33
Die weitere Betrachtung konzentriert sich darauf, wie die dargelegte Akteurs-
und Hyperlinkverteilung zustande kam und welche Ausgangsakteure auf die
Webseiten welcher Zielakteure verwiesen.
Tabelle 33 zeigt, dass staatliche Akteure vor allem auf die Webseiten ande-
rer staatlicher Akteure verwiesen (78 % aller staatlichen Akteure). Die Medien
neigten ebenfalls dazu, überwiegend staatliche Akteure anzulinken (56 %). Nur
160 3 Empirische Untersuchungen
Staat und
78 2 10 10 100 83
Parteien
Ausgangsakteure
Zivilge-
sellschaft, 14 0 66 20 100 44
non-profit
Gesamt % 56 2 27 15 100 -
Tabelle 34 zeigt, wie sich die Hyperlinks auf die Herkunftsländer verteilten.
Auffällig ist, dass die Ausgangsakteure aus Deutschland kaum auf die Webseiten
von Zielakteuren aus anderen Ländern verwiesen. Man könnte erwarten, dass
aufgrund sprachlicher Barrieren Hyperlinks, die über die nationalen Grenzen
hinausgehen, vor allem auf Akteure aus Ländern mit der gleichen Sprache ver-
weisen. Davon ist in unserem Fall jedoch nicht auszugehen, da sowohl österrei-
chische als auch schweizer Akteure kaum als Zielakteure deutscher Ausgangsak-
teure in Erscheinung traten. Wichtiger scheinen hingegen Zielakteure aus dem
englischsprachigen Raum gewesen zu sein. Zusammengenommen verwiesen im-
merhin 11 Prozent aller Hyperlinks, die von deutschen Akteuren ausgingen, auf
Webseiten englischer oder US-amerikanischer Akteure. Abgesehen von den
deutschen Zielakteuren scheinen internationale Akteure eine wesentlich bedeu-
tendere Rolle als nationale Akteure gespielt zu haben. Sowohl die deutschen als
auch die österreichischen Akteure verwiesen zu mehr als einem Drittel auf inter-
nationale Akteure, wobei solche auf der institutionellen Ebene der EU eine ge-
ringere Rolle spielten als andere internationale Akteure. Bei österreichischen
Ausgangsakteuren ist die Bedeutung deutscher Zielakteure hervorzuheben, die
mit 28 Prozent sogar etwas häufiger angelinkt wurden als österreichische Zielak-
teure (23 %). Dies legt die Vermutung nahe, dass die österreichischen Akteure
sich im Untersuchungszeitraum stark an der deutschen Genfood-Debatte orien-
tierten.
162 3 Empirische Untersuchungen
International109
Gesamt %
Gesamt N
Europa
USA
UK
CH
AT
DE
EU
BE
DE 2 2 1 52 6 5 5 10 18 100 102
Ausgangsakteure
EU 0 25 0 0 0 25 0 25 25 100 4
AT 23 2 4 28 7 7 2 11 16 100 138
Gesamt % 14 2 2 37 7 7 3 11 17 100 -
Gesamt N 34 6 6 91 16 16 8 26 41 - 244
109
Die Kategorie „International“ bezieht sich auf alle internationalen Ebenen, die nicht Europa oder
die Europäische Union betreffen.
3.5 Hyperlinkanalyse 163
Ambi-
27 14 22 35 3 100 37
valent
Neutral 18 24 22 35 1 100 105
Gesamt % 16 34 18 31 1 100 -
Gesamt N 38 82 45 76 3 - 244
sche Parteien
Zivilgesellschaft
7 77 7 9 0 100 44
& NGOs
Gesamt % 16 34 18 31 1 100 -
Gesamt N 38 82 45 76 3 - 244
Aus Tabelle 36 geht hervor, dass zivilgesellschaftliche Akteure und NGOs mit
Abstand am häufigsten auf die Webseiten von solchen Zielakteuren verwiesen,
die eine kritische Haltung zu Genfood einnahmen (77 %). Dagegen bezogen
staatliche Akteure und Medien stärker auch solche Akteure ein, die eine positive
Meinung zu Genfood vertraten (22 % bzw.15 %). Negativ eingestellte Zielakteu-
3.6 Webseitenanalyse 165
3.6 Webseitenanalyse
3.6 Webseitenanalyse
Die innerhalb des Medienvergleichs angewandte Methode der Textanalyse (vgl.
Abschnitt 3.4) ist, trotz ihrer mehrere Ebenen umfassenden Struktur, Beschrän-
kungen unterworfen. Bislang nicht analysiert wurden die Anbieter, die die unter-
166 3 Empirische Untersuchungen
3.6.1 Untersuchungsdesign
len war die Eingangswebseite der Genfood-Rubrik die Startadresse, da sich der
gesamte Webauftritt hauptsächlich mit Genfood beschäftigte.
Insgesamt 13 der 37 Anbieter des ersten Google-Downloads erfüllten die
genannten Selektionskriterien. Zusätzlich wurden diejenigen Anbieter aus der
Hyperlinkanalyse mit in das Sample aufgenommen, auf die mindestens drei
unterschiedliche Akteure von ihren Webseiten aus mit Hyperlinks verwiesen und
die ebenfalls Genfood als Unter- oder Hauptthema behandelten. Hierdurch wur-
den 14 Anbieter gewonnen, von denen zwei bereits aus den Google-Ergebnissen
bekannt waren. Somit beinhaltet die Analyse insgesamt 27 Webseiten (siehe
Tabelle 37).
Diese Stichprobe hat den Vorteil, dass nicht nur die durch den Google-Suchme-
chanismus als relevant eingestuften Akteure einbezogen werden, sondern auch
solche, die als Knotenpunkte im Netzwerk von Webauftritten identifiziert wur-
den. So wurde sichergestellt, dass zentrale Webseiten zum Thema Genfood er-
fasst wurden, die von durchschnittlichen Nutzern aufgefunden werden können.
Einerseits kann davon ausgegangen werden, dass Nutzer, die über Einträge in
Google auf Webseiten landen, innerhalb thematisch einschlägiger Webseitenrub-
riken weiter recherchieren. Andererseits beginnen viele Nutzer mit Google-Ein-
trägen, um sich anschließend über Hyperlinks auf neue Webseiten zu begeben.
Der Großteil der untersuchten Webauftritte beschäftigt sich nicht aus-
schließlich mit Genfood. Vielmehr ist Genfood bei 22 Webauftritten eine Rubrik
unter anderen. Für die Codierung der Webseiten wurde ein eigenes inhaltsanaly-
tisches Instrumentarium entwickelt, das sich an die Hyperlink- und Textanalyse
anlehnt (vgl. Anhang B).
Wie bereits beschrieben, stellen die hier analysierten 27 Webseiten eine Auswahl
von zentralen Anbietern der Hyperlink- und Textanalyse dar. Acht Webseiten
wurden von Umweltverbänden und Kampagnen gegen Genfood betrieben. Hier-
unter befand sich auch der einzige nicht formell organisierte Anbieter. Regie-
rungsstellen und Behörden stellten elf Webseiten. Die verbleibenden acht Web-
seiten gingen auf Medienakteure zurück, darunter allein fünf auf Genfood spe-
zialisierte Internetportale. Bemerkenswert ist, dass weder Wirtschaft noch sozio-
ökonomische Interessenverbände zu den zentralen Akteuren gehören.
Diese Verteilung ist in etwa deckungsgleich mit den Ergebnissen der Hy-
perlinkanalyse. Im Vergleich zur Textanalyse haben allerdings sozioökonomi-
sche Interessengruppen keine Bedeutung. Sie sind in der Webseitenanalyse über-
haupt nicht mehr präsent. Medienakteure treten hingegen häufiger auf.
Ähnlich wie bei der Textanalyse und Hyperlinkanalyse sind die meisten der
hier untersuchten Anbieter in Deutschland angesiedelt (siehe Tabelle 38). Unter-
schiede ergeben sich vor allem daraus, dass nur die Webseiten der Google-Suche
und der Hyperlinkanalyse berücksichtigt wurden, die nicht nur einen einzelnen
Text im Internet anboten, sondern dem Thema Genfood eine ganze Rubrik wid-
meten oder sich auf ihren Webseiten hauptsächlich mit dem Thema Genfood
befassten.
18
Forum 4 0 17 Selbstdarstellung
10
Mobilisierung
112
Das Format „Information“ beinhaltet eine faktenorientierte Berichterstattung zum Thema Gen-
food. Im Unterschied zur „Selbstdarstellung“ kommt es hierbei nicht darauf an, vorrangig die eigene
Arbeit oder Position zu präsentieren. Vielmehr soll dem Nutzer die Möglichkeit geboten werden,
seinen Wissensstand zu Genfood zu erweitern.
Bei der „Selbstdarstellung“ ist der jeweilige Anbieter bestrebt, die Arbeit und die politischen Positio-
nen seiner Organisation oder Gruppe einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren.
Eine Webseite weist das Format „Mobilisierung“ auf, wenn die dargebotenen Informationen dazu
dienen, die Nutzer zu konkreten politischen Handlungen anzuleiten. Hierbei wurde gefordert, dass es
sich um konkrete Informationen zu den jeweiligen politischen Handlungen handelt. Dies betrifft bei-
spielsweise die Möglichkeit, online oder offline an einer Unterschriftensammlung teilzunehmen,
einen vorformulierten Brief an politische Entscheidungsträger zu senden oder Informationen über an-
stehende Protestereignisse zu erhalten.
Ein „Diskussionsforum“ liegt vor, wenn es den jeweiligen Nutzern möglich ist, auf den Webseiten
eigene Beiträge zu veröffentlichen. Diese müssen sich auf die Beiträge anderer Nutzer beziehen.
113
Von 27 Webseiten. Mehrfachnennungen waren möglich.
3.6 Webseitenanalyse 171
Das Format „Information“ ist auf fast allen Webseiten anzutreffen. 25 der 27
Webseiten stellen Informationen über die Genfood-Thematik auch unabhängig
von politischen Handlungsaufforderungen und Selbstdarstellungen zur Verfü-
gung. Allerdings konzentrierten sich nur sechs der Anbieter ausschließlich auf
das Format „Information“. Die Webseiten der verbleibenden 19 Anbieter nutzten
auch die Formate „Selbstdarstellung“, „Mobilisierung“ und „Diskussionsforum“.
17 der 27 Webseiten dienten auch der Selbstdarstellung der Anbieter. Allerdings
nahm nur ein Anbieter, nämlich die „European Food Safety Authority“, nicht die
Möglichkeit wahr, dieses Format mit anderen Formaten zu verbinden. Deutlich
seltener als die vornehmlich darstellenden Formate waren die zu Aktivität anre-
genden Formate „Mobilisierung“ und „Diskussionsforum“. Immerhin zehn der
27 Webseiten enthielten das Format „Mobilisierung“. Auffällig war, das unter-
schiedliche Gruppen und Webseiten von Greenpeace allein sechs dieser Websei-
ten stellten. Die Möglichkeit, auf Webseiten ein Diskussionsforum für unter-
schiedliche Beiträge von Nutzern einzurichten, wurde nur von vier der unter-
suchten Webseiten genutzt. Solche Diskussionsforen wurden nur im Rahmen
themenspezifischer Internet-Portale angeboten, die gleichzeitig auch andere For-
mate enthielten. Alle vier Betreiber von Diskussionsforen boten auf ihren Web-
seiten auch informative Formate an. Zwei nutzten ihren Internet-Auftritt zudem
zur Selbstdarstellung.
Abbildung 11 zeigt anhand der untersuchten Medienformate zentraler An-
bieter, dass das Potential des Internet, politische Handlungen und Stellungnah-
men zu stimulieren, kaum ausgeschöpft wird. Stattdessen ähneln die untersuch-
ten Anbieter in dieser Hinsicht den Offline-Medien. Es geht ihnen wie den Zei-
tungen darum, einem breiten Nutzerkreis Informationen über das Thema Gen-
food zu vermitteln. Darüber hinaus wird das Medium Internet aber auch genutzt,
um die eigene Gruppe oder Organisation in der Öffentlichkeit darzustellen.
In Ergänzung zu den Formaten kann auch nach dem Kommunikationsstil
der Webseiten gefragt werden, wobei ein agitierender und ein diskursiver Stil
unterschieden werden. Zudem kann ermittelt werden, welche Kommunikations-
stile die Webseiten insgesamt aufweisen, da hier keine Mehrfachantworten zuge-
lassen wurden.
Das Ergebnis steht im Einklang mit der Untersuchung der Formate. 15
Webseiten wiesen einen überwiegend deskriptiven bzw. verlautbarenden Kom-
munikationsstil auf. Weitere acht waren eher polemisierend und agitatorisch, und
nur drei konnten als eher diskursiv eingestuft werden. Während die Formate „In-
formation“ und „Selbstdarstellung“ nur bedingt mit einem deskriptiven Kommu-
nikationsstil einhergingen (acht von 25 bzw. acht von 17), waren neun der zehn
Webseiten mit dem Format „Mobilisierung“ überwiegend agitierend oder pole-
misierend. Das Format „Diskussionsforum“ war hingegen nur in zwei von vier
172 3 Empirische Untersuchungen
114
Hierbei ist zu beachten, dass diese „many to one“-Interaktionen nicht deshalb erhoben werden,
weil eine Kommunikation zwischen dem politischen Entscheidungsträger und dem Nutzer zustande
kommt, sondern weil Nutzer und Webseitenanbieter interagieren können. Denn der Nutzer richtet mit
seinem Brief an einen Dritten auch eine explizite Botschaft an den Anbieter der Webseite.
115
Die hohe Anzahl von Leserbriefen in den untersuchten Zeitungen zeigt nämlich, dass auch dort
eine freilich redaktionell gesteuerte „many to one“-Kommunikation stattfindet. Auch in Radio und
Fernsehen kommen vereinzelt Hörer und Zuschauer zu Wort.
174 3 Empirische Untersuchungen
Bezieht man die Überschneidungen zwischen den „many to many“- und „many
to one“-Kommunikationen ein, so ergibt sich, dass elf der 27 untersuchten Web-
seiten keine interaktiven Module anboten. „Many to many“-Module gingen in
vier der fünf Fälle auch mit einem Angebot von „many to one“-Modulen einher.
Insgesamt wurde also auf 16 der 27 Webseiten dem Nutzer die Möglichkeit ge-
geben, mit dem Anbieter oder anderen Akteuren zu kommunizieren. Differen-
ziert man zwischen Anbietern, die auf ihren Webseiten Interaktionsmöglichkei-
ten offerieren und solchen, die dieses nicht tun, zeigt sich lediglich für staatliche
Akteure ein deutlicher Unterschied. Während sieben der neun zivilgesellschaftli-
chen Akteure und fünf der sechs Internetportale interaktive Module anboten,
waren dies bei den staatlichen Akteuren nur vier von elf.
Ein großer Teil der untersuchten Anbieter ist als parteilich anzusehen, weil sie
ihre Webseiten zur Darstellung der eigenen politischen Positionen nutzten. In
dieser Hinsicht bestätigt sich die Hypothese 2. Allerdings wurden auch Websei-
ten vorgefunden, die zwischen verschiedenen Positionen abwägen oder in ihren
Stellungnahmen ambivalent waren. Der Kommunikationsstil war häufiger de-
skriptiv/verlautbarend als agitierend/polemisierend. Nicht bestätigt werden konn-
3.6 Webseitenanalyse 175
An das Internet wurden in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre überwiegend
euphorische Erwartungen gerichtet. Es soll zur breitenwirksamen Information,
diskursiven Meinungsbildung und Demokratisierung beitragen. Inzwischen hat
mehr Zurückhaltung und Nüchternheit Platz gegriffen. Zwar wird das Internet
zunehmend, und insbesondere von der jüngeren Generation, intensiv genutzt.
Aber nur ein sehr kleiner Bruchteil der Nutzung bezieht sich auf politische
Kommunikation im weitesten Sinne des Wortes.116 Viele derer, die ohnehin
politisch interessiert sind und schon von den bisherigen Möglichkeiten der In-
formationsbeschaffung und Meinungsäußerung Gebrauch gemacht haben, bezie-
hen das Internet als ein zusätzliches und effizientes Medium ein. Andere Grup-
pen dagegen nutzen das Internet gar nicht oder ausschließlich für Zwecke der
Unterhaltung, der privaten E-Mail-Kommunikation oder des Konsums.
Für politisch interessierte und mit seinem Umgang versierte Personen bietet
das Internet aufgrund seiner technischen Eigenschaften die allseits bekannten
Vorteile, mit denen jedoch auch eine Kehrseite verbunden ist. Das Internet
gleicht aufgrund seiner schieren Größe, Verzweigtheit und Unübersichtlichkeit
einem riesigen Dschungel, neben dem sich herkömmliche Medien – Zeitungen,
Radio und Fernsehen – wie penibel geordnete Kleingärten ausnehmen. Aller-
dings erlauben es leistungsfähige Suchmaschinen, in diesen Dschungel rasch und
gezielt einzudringen. Dadurch können einzelne Angebote auch ohne Kenntnis
der URL-Adresse in Sekunden ausfindig gemacht werden, sofern deren spezifi-
sche Eigenschaften dem Suchenden bekannt sind bzw. die geeigneten Suchbe-
griffe gewählt werden. Prinzipiell bleiben jedoch die Zahl der Angebote, ihre
komplexen Verbindungen untereinander und damit auch die Struktur des
Dschungels im Dunkeln. Das bedeutet auch, dass themenorientierte Kommuni-
kationsflüsse und Diskurse im Internet, ganz zu schweigen vom Universum aller
dort stattfindenden Kommunikationen, immer nur in kleinen Ausschnitten sicht-
bar werden.
Wenn also selbst thematisch relativ klar abgrenzbare Diskurse wie die hier
untersuchte Debatte zum Thema Genfood nur partiell sichtbar werden, ist es
116
Neben den schon in der Einleitung erwähnten Hinweisen zeigt die Studie von Emmer/Vowe
(2004) der Internetnutzer in Kassel und Erfurt, dass 90 Prozent der Befragten weniger als 5 Prozent
ihrer Onlinezeit für politische Aktivitäten nutzten.
178 4 Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse
umso wichtiger, den gesuchten Ausschnitt aus dem Universum der Internet-
Kommunikation anhand von wohl überlegten und transparenten Kriterien zu
wählen. Dabei haben wir uns von dem üblichen Verhalten eines neugierigen,
aber nicht unbedingt technisch versierten und thematisch spezialisierten Internet-
Nutzers leiten lassen. Ein solcher Nutzer wird die für ihn nahe liegenden Stich-
worte aufgreifen und in die weitaus gebräuchlichste Suchmaschine Google ein-
geben. Anhand von Ergebnislisten, die von dieser Suchmaschine produziert
wurden, wird der Nutzer einzelne oder alle der weit oben platzierten Web-
Adressen konsultieren. Dieses Verfahren haben wir in exakt dokumentierten
Schritten imitiert, um auf diesem Wege eine Teilmenge von Webseiten, Texten
und Links zum Thema Genfood auszuwählen und zu analysieren. Da die mögli-
chen Besonderheiten des Internet erst im Vergleich mit anderen Medien sichtbar
und nachvollziehbar werden, erstreckte sich unsere Analyse auch auf den Dis-
kurs zu Genfood in ausgewählten Tageszeitungen.
1. Diskurse im Internet zeichnen sich dadurch aus, das sie eine größere Band-
breite von Sprechern bzw. Akteuren einschließen sowie einen höheren An-
teil kleiner und ressourcenschwacher Akteure aufweisen. In diesem Sinne
begünstigen sie – relativ zu Diskursen in Zeitungen – in stärkerem Maße die
zivilgesellschaftlichen Akteure der „politischen Peripherie“.
2. Diskurse im Internet enthalten in ihrer Gesamtheit ein breiteres argumenta-
tives Spektrum. Allerdings sind die einzelnen Texte aufgrund weitgehend
abwesender journalistischer Kriterien und Kontrollen stärker parteilich und
repräsentieren somit auch weniger die Argumente der jeweiligen Gegensei-
te. Entsprechend enthalten sie auch mehr Elemente, die auf Mobilisierungen
ausgerichtet sind (z.B. Protestaufrufe).
3. Diskurse im Internet weisen eine stärker interaktive, verzweigte und dezen-
trale Kommunikationsstruktur auf.
4. Diskurse im Internet zeichnen sich durch einen höheren Grad an grenzüber-
schreitender Information und Kommunikation aus.
117
Die Studie umfasste Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Schweiz und
Spanien. In der Suchmaschinenanalyse wurden die Politikfelder EU-Integration, Geld-, Agrar-,
Immigrationspolitik, Truppenstationierung, Renten- sowie Bildungspolitik untersucht. Pro Politikbe-
reich wurden ein allgemeiner und ein spezifischer Suchbegriff verwendet.
4.2 Reflexionen zur Methode und Verallgemeinerbarkeit der Ergebnisse 183
118
Die Politikfelder waren EU Integration, Agrarpolitik und Immigrationspolitik. Die Akteursgrup-
pen umfassten: staatliche Akteure und Parteien, sozioökonomische Interessengruppen, zivilgesell-
schaftiche Akteure und Medien.
184 4 Zusammenfassung und Einordnung der Ergebnisse
Auch wenn wir nur einen kleinen Ausschnitt für unsere Studie gewählt haben, so
lassen sich doch, gestützt auch durch Befunde anderer Untersuchungen, einige
verallgemeinernde Feststellungen treffen: Als Medium der politischen Kommu-
nikation bietet das Internet wohl vor allem denen Vorteile, die genau wissen, was
sie suchen bzw. die einen bereits bestehenden Kreis von Kommunikationsteil-
nehmern ansprechen wollen. Entgegen verbreiteter Behauptungen (z.B. Léon/
Burch/Tamayo 2001) dürfte das Internet als Medium der politischen Mobilisie-
rung nur eine geringe Bedeutung haben. Zwar nutzen politisch Motivierte und
Engagierte das Internet als eine Informationsquelle für anstehende Proteste und
Kampagnen, doch hat die Überzeugungsarbeit dafür in der Regel außerhalb des
Internet (im Freundeskreis, bei Treffen von Gruppen und Organisationen) statt-
gefunden.
Es steht also nicht zu vermuten, dass das Internet die politische Kommuni-
kation revolutionieren und die relative Reichweite und Bedeutung herkömmli-
cher Medien reduzieren wird. „The Internet is a supplement to political dis-
course, not a gigantic paradigm shift.“ (Hill/Hughes 1998: 177) Es stellt gewiss
eine bedeutsame Erweiterung des politischen Kommunikationsraumes dar, die
bestehende Asymmetrien etwas abschwächen, aber keinesfalls beseitigen kann
(Grunwald et al. 2005). So folgert auch Siedschlag (2004: 80): „Herkömmliche
Massenmedien behalten die Agenda-Setting-Macht auch für die netzgestützte
Kommunikation.“
Bei einer Bewertung des Internet im Vergleich zu herkömmlichen Medien
ist weiterhin zu bedenken, dass es einen stärker fragmentierten Kommunikati-
onsraum darstellt, da konträre Positionen seltener innerhalb eines Beitrags auf-
tauchen und zudem seltener gegeneinander abgewogen werden. Als ein Medium
der Deliberation ist das Internet zwar theoretisch geeignet, wird aber in diesem
Sinne wohl nur spärlich genutzt. Ein Blick auf Diskussionsforen und Chat-Räu-
me, die hier nicht untersucht wurden, würde zeigen, dass von diesen Möglichkei-
ten nur relativ wenige Menschen, darunter aber einige mit einer hohen Zahl von
Beiträgen, Gebrauch machen (siehe Ward/Gibson/Lusoli 2003).
Schließlich hat das Internet weitere, bislang nur wenig beachtete Nachteile.
Es verstärkt die Zersplitterung politischer Öffentlichkeit in voneinander weitge-
hend unabhängige Teilöffentlichkeiten. Zudem unterliegen viele Informations-
und Diskussionsbeiträge im Internet keinerlei Qualitätskontrolle, sodass sich ihre
Seriosität und ihr Wahrheitsgehalt schwer abschätzen lassen. Damit stehen den
186 5 Fazit
Nach mehreren Tests wurde ein Verfahren zur Festlegung einschlägiger Such-
begriffe entwickelt, um diese Begriffe dann in Google einzugeben. Der erste
Schritt bestand in der Eingrenzung des als relevant erachteten semantischen
Raums zum Thema Genfood.
Dieser wurde bestimmt als das Spektrum der Themen, die die semantischen
Konzepte (nicht speziell die Begriffe!) „genetisch verändert“ und „Lebensmittel“
enthalten. Hierzu steht eine unüberschaubare Menge an Wortkombinationen
bereit, die nur einen zusammengesetzten Begriff enthalten können (wie z.B.
Genfood), sich potentiell aber auch über mehrere Sätze erstrecken mögen. Aus
praktischen Gründen ist somit die Eingrenzung aus einer Fülle möglicher und
semantisch einschlägiger Suchwortkombinationen unabweisbar. Ausgeschlossen
wurde sowohl eine Reihe allgemeiner als auch spezifischer Begriffe zur Um-
schreibung von Genfood. Relativ allgemein sind z.B. die in manchen Definitio-
nen enthaltenen Wörter wie Produkte, Organismen, DNA, Pflanzen und Tiere, da
sie nicht per se auf den Sachzusammenhang Genfood verweisen oder im Kontext
sonstiger Begriffe andere Bedeutungshorizonte eröffnen (z.B. genetischer Vater-
schaftstest). Spezifischere Begriffe oder Wortgruppen wie „Soja-Lecithin aus
dem Labor“, „Gen-Mais“ oder „Marker-Gene einbringen“ wurden ebenfalls
ausgeschlossen, da sie in der Regel nur das Suchverhalten von Experten leiten,
nicht aber den allgemeineren Informationsbedarf von politisch interessierten
Laien zum Thema Genfood.119
Somit wurden für die Suche nur die Begriffe „genetisch verändert“ und
„Lebensmittel“ und deren Synonyme verwendet. Für den Begriff „Lebensmittel“
wurde ein Thesaurus zu Rate gezogen. Für die Kategorie „genetisch verändert“
wurden in Ermangelung aktueller Lexika alle Suchwörter berücksichtigt, die im
deutschen Sprachraum als verständlich und relativ verbreitet erachtet wurden.
Aus der hieraus resultierenden Liste wurden dann Wörter ausgeschlossen, die in
Google – in Kombination mit dem sehr allgemeinen Wort „genetisch“ – kaum
nennenswerte oder sogar irreführende Ergebnisse erbrachten.120 Ausgeschlossen
119
Beispiel: „Wo kann ich den genmanipulierten Schokoriegel Butterfinger kaufen?“ oder „Das
genetisch veränderte Soja Lecithin hat neuartige chemische Eigenschaften...“
120
Ein Beispiel hierfür ist „Gericht“ als Synonym für Lebensmittel (und in diesem Sinne Homonym
für „Gericht“ im juristischen Sinne), das zusammen mit „genetisch“ vor allem zu Texten über Ge-
richtsurteile führte; ein anderes Beispiel ist das Synonym „Speise“, das als veralteter Begriff kaum
nennenswerte Ergebnisse zeitigte.
188 Anhang A: Auswahl der Suchbegriffe
wurden weiterhin alle Flexionen (außer Erweiterungen des Nominativs) und alle
Verbformen wie „genetisch manipulieren“ oder „verzehren“, denn sie markieren
weder inhaltliche Unterschiede zu den gewählten grammatikalischen Varianten
noch liegt ihre Verwendung als Suchbegriffe nahe. Neben Flexionen wurden
schließlich alle Bindestrich-Kombinationen ausgeschlossen. So wurde nur nach
Genfood, nicht aber nach gen-food gesucht. Welcher Nominativ Verwendung
fand, wurde von dem beigeordneten Substantiv abhängig gemacht (Beispiel:
„genmanipuliertes Essen“, „genmanipulierte Nahrung“. Es wurde nur eine Flexi-
on der kürzesten Form (genmanipuliert) verwendet. Die Tabelle 39 enthält die
nach diesen Schritten verbleibenden Stichworte, aus denen sich verschiedene
Kombinationen für Suchbegriffe ergeben.121
Die bisherige Eingrenzung, der logische Argumente wie auch Plausibilitäts-
gesichtspunkte zugrunde liegen, wurde in einem weiteren Schritt durch das em-
pirische Suchverhalten von Internet-Nutzern verengt, die sich Google bedienen.
Daraus ergab sich erstens der Hinweis, längere Wortreihen wie z.B. „Konsum
gentechnisch veränderter Produkte“ auszuschließen, da sie (1) keinen semanti-
schen Unterschied zu ein- oder zweiteiligen Wortreihen bezeichnen und (2) in
dieser Verbindung als Suchbegriffe kaum Verwendung finden. Letzteres bestä-
tigt die monatliche Veröffentlichung der zehn meistbenutzten Suchwortkombina-
tionen von April 2003 bis März 2004 in Google (Google Zeitgeist 2004, siehe
Fußnote 122). Unter den 120 Suchwortkombinationen befanden sich wenige
dreiteilige und zweiteilige Suchwortkombination. Diese waren überwiegend
Eigennamen (zum Beispiel „Der Herr der Ringe“) und keine Begriffe oder Sach-
wörter. Die einzigen zweiteiligen Begriffe unter den 120 Ergebnissen, die keine
Eigennamen (wie z.B.: „Stiftung Warentest“) darstellten, waren „IQ Test“ und
„Mitfahrzentrale“. Somit wurde nur ein kleiner Teil der möglichen dreiteiligen
Suchwortkombinationen einbezogen, während längere Umschreibungen wie
„Konsum genetisch veränderter Produkte“ a priori ausgeschlossen wurden.
121
So wurden alle gültigen Flexionen, Kombinationen und Kombinationen von Flexionen der in den
Zeilen angegebenen Wörter einbezogen.
Anhang A: Auswahl der Suchbegriffe 189
Übersicht: Die häufigsten Eingaben in Google von April 2003 bis März
2004122
122
Siehe Google-Zeitgeist (http://www.google.com/press/zeitgeist/archive.html). Dargestellt sind
jeweils die monatlichen Top Ten aus diesem Zeitraum.
123
Google-Adwords (https://adwords.google.com/select/) ist ein Online-Angebot von Google, das
Werbekunden dient. Diese können mittels einer Online-Abfrage ermitteln, welche Suchwortkombina-
tionen häufig von den Google-Nutzern verwendet werden. Dadurch können Werbekunden entschei-
den, auf welche Suchwortkombinationen Werbeanzeigen geschaltet werden sollten, um die meisten
Nutzer zu erreichen.
Anhang A: Auswahl der Suchbegriffe 191
124
Der Indikator „Klicks pro Tag“ ist eine Schätzung über die Anzahl der Nutzer, die mit der jeweili-
gen Suchwortkombination in Google gesucht und anschließend auf einen gesponsorten Link geklickt
haben.
192 Anhang A: Auswahl der Suchbegriffe
Variablenliste Textanalyse
Ebene 1: Suche-Variablen
5 genveränderte
6 genetisch veränderte
Ebene 2: Text-Variablen
Variable TXTYP
‘Art des Textes’
numerisch
1 Kommentar (auch Internet)
2 Hintergrundartikel/Infomaterial
3 Nachrichten
Anhang B: Datenstruktur, Variablen und Variablenausprägungen 195
Variable TXTENDEN
‘Tendenzielle Bewertung von Genfood durch den Text’ (numerisch)
1 ‘positiv’
2 ‘negativ’
196 Anhang B: Datenstruktur, Variablen und Variablenausprägungen
3 ‘ambivalent’
4 ‘neutral’
9 ‘keine Angabe’
Variable TXKOPF
‘Taucht das Thema inhaltlich im Titel, Überschrift, oder ersten Satz auf?’
1 ja
2 nein
Verbände/Zivilgesellschaft/NGOs
300 Zivilgesellschaft allgemein
301 Gewerkschaften
302 Biotech-/Pharmazie-/Chemie-Unternehmen
303 Andere Unternehmen
304 Wirtschaftsverbände ohne Landwirtschaft
305 Landwirtschaft
306 Kirchliche, religiöse Verbände/Gruppen
307 Wissenschaft, Genforschung, Medizin, Agrarwissenschaft, Lebensmittel-
technik
308 Wissenschaftlich, andere
309 Studenten, Schüler, Eltern
310 Solidaritätsgruppen (Globalisierungskritiker, Menschenrechte, Eine Welt,
Hilfsorg.)
311 Verbraucherschutzverbände
312 Gesundheitsverbände (Allergiebund)
313 Pro- und Anti-Kampagnen zu Genfood
314 Umweltverbände
315 Lebensmittel-Verarbeiter und -Distributoren
319 Sonstige
Medien
500 Allgemein: „Die Medien”
501 Allgemeine Printmedien
502 Printmedien themenspezifisch
503 Allgemein Radio
504 Allgemein Fernsehen
505 Nachrichtenagenturen
506 Internet, Allgemeine Portale, redaktionelle Teile von Suchmaschinen
507 Internetportale themenspezifisch
Sonstige
800 Privatmenschen
900 Die Allgemeinheit, die „Öffentlichkeit”, die Wähler
901 Nationale Volkswirtschaften, wenn explizit genannt
999 Sonstige/Anonym
Variable TXQUEKAT
‘Einordnung der Quelle in Akteurskategorien’
siehe TXANBKAT.
0 ‘Quelle und Anbieter/Zeitung sind der gleiche Akteur
Variable TXQUEORG
‘Organisationsgrad der Quelle’
siehe TXANBORG.
Variable TXQUEORS
‚Repräsentierte Organisation‚Name der Organisation der Quelle’
siehe TXANBORS.
Variable TXQUEEBE
’Ebene des räumlichen Bezugs der Quelle’
siehe TXANBEBE.
Variable TXAUTKAT
’Einordnung des Autors in Akteurskategorien’
Anhang B: Datenstruktur, Variablen und Variablenausprägungen 199
siehe TXANBKAT.
0 ‘Autor und Anbieter/Zeitung sind der gleiche Akteur’
Variable TXAUTORG
‘Organisationsgrad des Autors’
siehe TXANBORG.
Variable TXAUTORS
‘Repräsentierte Organisation‚Name der Organisation des Autors’
siehe TXANBORS.
Variable TXAUTEBE
‘Ebene des räumlichen Bezugs des Autors’
siehe TXANBEBE.
Ebene 3: Claim-Variablen
Variable CLAIORS
‘Repräsentierte Organisation‚Name der Organisation des Claimants’
siehe TXANBORS.
42 Interview
43 Reden
44 Offener Brief
45 Artikel
46 Buch, Forschungsbericht
47 Flugblatt
48 Graffitti
49 Präsentation von Umfragen/Statistiken
50 Öffentlichkeitskampagnen, inklusive politische Werbung
59 Sonstige
Treffen (nur in geschlossenen Räumen/geschlossener Gesellschaft)
60 Staatstreffen, -besuche
61 Kabinettssitzungen der Regierung
62 Parteikongress
63 Parlamentssitzungen/-debatten
64 Wahlkampftreffen
69 Sonstige
Direkt-demokratisches Handeln
70 Volksentscheid/Volksabstimmung bis zur Abstimmung, Vorstufen
71 Abstimmung des Volksentscheids/der Volksabstimmung
79 Sonstige
Petition/Unterschriftensammlung
80 Unterschriftensammlung/Petition
81 Briefe/Postkarten/Mail-Aktionen
89 Sonstige
Demonstrative Proteste
90 Protestkundgebung
91 Legaler Protestmarsch/Demonstrationszug
92 Mahnwachen
99 Sonstige
Konfrontative Proteste
100 illegale nichtgewalttätige Demo
101 Boykott
102 Streik
103 Selbstverletzung, Hungerstreik, Selbsttötung
104 Blockade
105 Besetzung
106 Stören von Veranstaltungen
107 Symbolische Konfrontation
109 Sonstige
202 Anhang B: Datenstruktur, Variablen und Variablenausprägungen
Gewalttätige Proteste
110 Drohung, Bombendrohung
111 Symbolische Gewalt
112 Gewalt gegen Eigentum
113 Sabotage
114 Gewalttätige Demo
115 Sprengstoffanschlag gegen Eigentum
116 Sprengstoffanschlag gegen Personen
117 Physische Gewalt gegen Personen
119 Sonstige
Ebene 4: Thema-Variablen
Variable THEMEBE
‘Ebene des räumlichen Bezugs des Themas’
siehe TXANBEBE.
Adressaten
Variable THADPOS1 (numerisch)
‘Charakterisierung des Adressaten’
1 ‘positiv’
2 ‘negativ’
3 ‘ambivalent’
4 ‘neutral’
Variable THADKAT1
‘Einordnung des Adressaten in Akteurskategorien’
siehe TXANBKAT.
Variable THADORG1
‘Organisationsgrad des Adressaten’
siehe TXANBORG.
Variable THADNAM1
‘Name der Quelle, Einzelperson, Repräsentant’
siehe TXANBNAM.
Variable THADORS1
‘Repräsentierte Organisation‚ Name der Organisation des Adressaten’
siehe TXANBORS.
Anhang B: Datenstruktur, Variablen und Variablenausprägungen 205
Variable THADEBE1
‘Ebene des räumlichen Bezugs des Adressaten’
siehe TXANBEBE.
OBJEKT AKTEURE
Variable THOBKAT1
‘Einordnung des Objektakteurs in Akteurskategorien’
siehe TXANBKAT.
Variable THOBORG1
‘Organisationsgrad des Objektakteurs’
siehe TXANBORG.
Variable THOBNAM1
‘Name der Quelle, Einzelperson, Repräsentant’
siehe TXANBNAM.
Variable THOBORS1
‘Repräsentierte Organisation‚Name der Organisation des Objektakteurs’
siehe TXANBORS.
Variable THOBEBE1
‘Ebene des räumlichen Bezugs des Objektakteurs’
siehe TXANBEBE.
2 ‘positiv’
3 ‘ambivalent’
4 ‘neutral’
Variable ANBLISTR
‘String-Variable: Probleme und Anmerkungen’
3 ‘In beiden’
1 Agitation/Polemik
2 Diskurs
3 Mitteilung (Deskription, Verlautbarung)
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