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Musikgeschichte 1 - Fernlehre Band 8

3. Abschnitt: Das Zeitalter der Renaissance


(in vier Einheiten)
Teil 3: Die 4. und 5. Generation

G. P. Palestrina
Inhalt:
1) Zum 16. Jahrhundert allgemein/politisch
2) Die 4. und 5. Generation der Franko-Flämischen Schule
3) Italien im 16. Jhdt.
4) Das Renaissance Madrigal
5) Ergänzungen zur Kirchenmusik 1300 bis 1600
Der Beginn der Protestantischen Kirchenmusik
6) Hofkapellen - Staatskapellen in Deutschland
1) Zum 16. Jahrhundert allgemein/politisch
Die Weltbevölkerung zu Beginn dieses Jahrhunderts wird im Mittel auf 440 Millionen
Menschen geschätzt, während sie zum Ende des Jahrhunderts schätzungsweise auf 560
Millionen Menschen anstieg.[1] Der globale Austausch von Gütern und Ideen erreichte
eine nie zuvor gekannte Intensität und Qualität.

Die iberischen Reiche (Spanien unter den Habsburgern und


Portugal) etablierten ein weltumspannendes Handelsnetz, in das
sie Amerika integrierten. Amerikanische Güter gelangten sowohl
nach Europa als auch nach Asien und Afrika und erweiterten das
dortige Lebensmittelangebot. Umgekehrt gelangten zahlreiche
Kulturpflanzen und vor allem Nutztiere von Europa nach
Amerika. Einerseits ging die indigene Bevölkerung durch die von
Europäern mitgebrachten Epidemien stark zurück, anderseits
gab es eine starke Einwanderung aus Afrika und Europa. Die
lateinische Christenheit Europas spaltete sich im Zuge der
Reformation. Der eng mit der Reformation verknüpfte starke
Anstieg gedruckter Werke vergrößerte die Bildung breiter
europäischer Bevölkerungsschichten.
Während das am Rande Europas gelegene Russische Zarenreich seine Expansion nach
Sibirien begann, expandierte das Osmanische Reich rund um das Mittelmeer und wandelte
sich zu einer Regionalmacht mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung. Weiter östlich
entstanden mit dem iranischen Safawidenreich und dem indischen Mogulreich zwei weitere
große islamische Regionalmächte. Wie im christlichen Europa wurde auch für die islamischen
Schießpulver-Reiche die konfessionelle Ausrichtung als Merkmal zur gegenseitigen
Abgrenzung immer wichtiger. Auf den südostasiatischen Inseln wurde der Islam zur
vorherrschenden Religion. Chinas wirtschaftlicher Aufschwung ging mit einer Reduzierung
der Standesunterschiede einher. Der Anstieg der Buchproduktion deckte die Nachfrage
breiter Bevölkerungsschichten.
Die Welt im Jahr 1555, Bedeutende Gesellschaftsformen. Über Afrika weiß man inzwischen
deutlich mehr, als hier dargestellt.

Europa
Der Kontinent gliederte sich in zahlreiche christlich geprägte Territorialstaaten. Die
Territorien wurden von Monarchen regiert, die ihre Herrschaft an ihre Nachkommen
vererbten. In diesem Jahrhundert stieg die Dynastie der Habsburger zur mächtigsten
Dynastie Europas auf. Das in Osteuropa gelegene russisch-orthodox geprägte Russische
Zarenreich eroberte nicht nur europäische Nachbarterritorien, sondern begann seine
Expansion nach Sibirien. Südosteuropa wurde vom muslimischen Osmanischen Reich
beherrscht.

Über die iberischen Reiche nahm die Einbindung Europas in den globalen Handel stark
zu, was nicht nur das europäische Warenangebot, sondern auch das Wissen über die
Welt deutlich vergrößerte. Humanismus und Renaissance, die vorher ihren
Schwerpunkt in Italien hatten, etablierten sich in den Ländern nördlich der Alpen. Sie
führten zum Aufschwung der Wissenschaften und zu einer stärkeren Versachlichung
der Herrschaft.

Die Reformation veränderte nicht nur die religiösen Vorstellungen von Teilen der
europäischen Bevölkerung, sondern führte auch zu einer Veränderung der politischen
Verhältnisse. Diese Veränderungen mündeten in mehrere gewaltsame Konflikte.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts waren die Temperaturen in Europa im Mittel nur geringfügig
kühler als die Durchschnittstemperatur im 20. Jahrhundert. Jedoch gingen die Temperaturen
nach dem Jahr 1540, dem wärmsten und trockensten Jahr des Jahrhunderts, im Trend nach
unten. In dieser Zeit, in der es Schwankungen und Zwischenphasen gab, mehrten sich ab 1560
extreme Kälteperioden, wobei der Winter des Jahres 1573 der kälteste Winter des
Jahrhunderts war.
Zentral- und Südeuropa

Europäischer Herrschaftsbereich Karls V., nach seiner Wahl 1519


• Kastilien (weinrot)
• Besitzungen Aragons (rot)
• Burgundische Besitzungen (orange)
• Österreichische Erblande (gelb)
• Heiliges Römisches Reich (blassgelb)

Verlesung der „Confessio Augustana“ auf dem Augsburger Reichstag von 1530

Der größte Teil Zentraleuropas war Teil des Heiligen Römischen Reiches, Sacrum Imperium
Romanum. Dieses gliederte sich in zahlreiche Herrschaften und reichsfreie Städte.
Insbesondere die größeren Fürstentümer bauten ihre autonome Herrschaft zu quasi
souveränen Reichen aus. Am mächtigsten waren die Kurfürstentümer, deren Regenten den
Kaiser wählen durften. Er sowie die Reichsorgane konnten nur beschränkt Macht über die
Fürsten und Reichsstände ausüben. Mit der Reformation wurde die Mehrheit des Reiches
evangelisch. Die evangelischen Fürsten zogen die Besitztümer von Kirche und
Mönchsorden in ihrem Herrschaftsgebiet zu ihren Gunsten ein und bauten so die
Zentralherrschaft in ihren Territorien aus. Insbesondere Kaiser Karl V. (von 1530 bis
1556 Kaiser) versuchte, durch den Schmalkaldischen Krieg den katholischen Glauben
wiedereinzuführen und nach seinem Sieg die kaiserliche Zentralherrschaft zu stärken. Auch
wenn er Zwischenerfolge erzielte, scheiterte er letztendlich mit seinen Anliegen. Der
Augsburger Religionsfriede des Jahres 1555 sicherte den evangelischen Fürsten ihre
Besitzstände zu, bot jedoch auch Anknüpfungspunkte für die Gegenreformation. Die
Bauern wurden durch die Ausdehnung der fürstlichen Rechte und
Herrschaftsbefugnisse zunehmend bedrängt. Angeregt durch die Freiheitsversprechen
einiger Reformatoren brachen Bauernaufstände aus, die zu Bauernkriegen eskalierten.
Bei der militärischen Niederschlagung der Aufstände verloren viele Bauern ihr Leben. Die
Fürsten schränkten ebenfalls die Macht der kleinadeligen Ritter ein, die ihre wirtschaftliche
Grundlage und angestammte Lebensweise in Gefahr sahen. Der Aufstand der Ritter wurde
wie der Aufstand der Bauern durch die Fürsten niedergeworfen.
Auf Reichsebene gab es Institutionen, wie den Reichstag und den Reichsgerichtshof, die
jedoch nur einen geringen Einfluss auf die einzelnen Territorien hatten. Dennoch gelang es
mit der Constitutio Criminalis Carolina, einem Strafgesetzbuch, das Strafrecht im Reich zu
reformieren und einheitlicher zu gestalten. Kaiser Karl V. war sowohl Regent des Reiches
als auch Spaniens. Dessen Ressourcen und die seiner Kolonien nutzte er für zahlreiche
Kriege in Europa so stark, dass Spanien in diesem Jahrhundert, trotz starkem
Silberimport aus Südamerika, mehrfach in den Staatsbankrott geriet. Philipp II. führte
die Politik seines Vaters fort, auch wenn er nicht mehr über die österreichischen
Erblande mit ihrem Kaisertitel gebot. Ihm gelang ein vorübergehender Sieg gegen die
Osmanen im Kampf um die Vorherrschaft im Mittelmeer. Ferner konnte er seine
Machtstellung in Italien, ganz Süditalien gehörte zu seinem Herrschaftsbereich, festigen.
Durch einen Erbfall erlangte er zum Jahrhundertende zusätzlich die Herrschaft über
Portugal. Hingegen konnte er den Abfall eines Teils der Niederlande nicht verhindern und
seinen Einfluss auf England nicht aufrechterhalten.

Karl und Philipp sicherten ihre Macht im Innern durch eine Allianz mit der Kirche. Mit
königlicher Rückendeckung gingen die katholischen Inquisitoren mit den Mitteln des
Inquisitionsverfahrens gewaltsam gegen jegliche Abweichung vom katholischen
Glauben in Spanien vor. Ihr massives Vorgehen gegen konvertierte Juden und Muslime
förderte deren Massenauswanderung. Weiterhin sicherte der Aufbau einer Bürokratie
und Diplomatie, die Ansätze eines modernen Staates hatte, die monarchische Macht.

Die königlichen Finanzschwierigkeiten hinderten Spanien nicht, wirtschaftlich wie


kulturell ein goldenes Zeitalter zu erleben. Doch die Krisen des folgenden Jahrhunderts
kündigten sich mit der Inflation durch den Silberimport bereits an.

Italien

Der Norden der italienischen Halbinsel war ein Ort ständiger Auseinandersetzungen
zwischen den österreichischen Habsburgern, Frankreich, den italienischen Kleinstaaten
und dem Kirchenstaat. Im Laufe des Jahrhunderts konnten die Habsburger Frankreich
aus Italien weitgehend verdrängen. Die verschiedenen Kleinstaaten hielten ihre
Stellungen.

Westeuropa

Das Armadaporträt ließ Elisabeth I. als Reaktion auf den Sieg über die Spanische Armada
malen.

England wurde im 16. Jahrhundert von der Tudor-Dynastie regiert. Heinrich VIII. löste sich
im Jahr 1534 von der römisch-katholischen Kirche und gründete die anglikanische
Kirche, dessen Oberhaupt der Monarch war. Nach der Trennung von Rom löste er die Klöster
seines Reiches auf, konfiszierte ihren Landbesitz und verkaufte diesen an Kleinadelige und
reiche Bauern zu sehr günstigen Preisen. Diese Profiteure der englischen Reformation waren
eine wichtige Machtbasis, auf die die Krone die Durchsetzung der Reformation stützte. Aber
erst Elisabeth I. setzte das anglikanische Bekenntnis in England mit massiven
Repressionsmaßnahmen flächendeckend durch. Hingegen blieb die irische Bevölkerung,
deren Könige die Tudors in Personalunion waren, katholisch. In der zweiten
Jahrhunderthälfte besiedelten zahlreiche Engländer anglikanischen Bekenntnisses die
irische Insel. Die von Elisabeth unterstützte Piraterie gegen Spanien und der religiöse
Gegensatz führten zu mehreren Seekriegen beider Länder, die die Engländer gewannen.

Auch in den Spanischen Niederlanden fand die Reformation, hier die calvinistische
Auslegung, großen Anhang. Ihre Anhänger wurden jedoch von den herrschenden spanischen
Habsburgern unterdrückt. Mit dem Bildersturm von 1566 begann der Niederländische
Freiheitskampf, der als bedeutende frühbürgerliche Revolution des 16. Jahrhunderts
einen wichtigen Schritt vom Übergang vom Feudalismus zum Frühkapitalismus in
Westeuropa bedeutete. Nach zahlreichen Auseinandersetzungen erklärte sich der nördliche
Teil als Republik der Sieben Vereinigten Provinzen im Jahr 1581 für unabhängig.

Paris während der Bartholomäusnacht. Zeitgenössisches Gemälde von François Dubois

Vor der Auseinandersetzung mit Spanien waren England und die Spanischen
Niederlande Teil eines Handelsnetzwerkes, das über die Hafenstadt Antwerpen mit dem
iberischen Welthandel verbunden war. Über dieses Netzwerk exportierten sie ihre
Waren, beide hatten eine bedeutende Textilproduktion, in die ganze Welt. Im Zuge der
Auseinandersetzungen mit Spanien zerbrach dieses Handelsnetzwerk und beide Länder
begannen ihren Aufstieg zu Welthandelsmächten, die den iberischen Welthandel im
folgenden Jahrhundert stark zurückdrängten.

Frankreich

Nach den Rückschlägen des Hundertjährigen Krieges erholte sich Frankreich. Die Könige an
der Spitze des Staates versuchten ihre Macht gegenüber Adel und Bürgertum
auszubauen. Dabei half ihnen das Konkordat, mit dem sie die Ämter der einflussreichen
Kirche besetzen konnten. Die kleine aber einflussreiche Gruppe von Adeligen und Bürgern
die Mitte des Jahrhunderts zur calvinistischen Konfession übertraten, sahen die Monarchen
als Gefahr ihrer Macht.[4] Die religiösen Gegensätze wurden in der zweiten Jahrhunderthälfte
in einer Reihe von Bürgerkriegen, den Hugenottenkriegen, ausgetragen. Diese wurden mit
dem Edikt von Nantes beendet, das den Calvinisten umfangreiche religiöse Rechte einräumte.
Außenpolitisch versuchten die Könige ihre Macht gegenüber den Habsburgern zu
behaupten, wozu sie Bündnisse über religiöse Grenzen hinweg mit den deutschen
evangelischen Fürsten, den Osmanen und dem anglikanischen England abschlossen.[4] Es
gelang ihnen, die Grenzen Frankreichs nicht nur zu halten, sondern zu erweitern.
2) Die 4. und 5. Generation (der Franko-
Flämischen Schule)
ZUSAMMENFASSUNG

4. Abschnitt (1530-1560)

Die berühmtesten Vertreter dieses Abschnittes sind Nikolas Gombert (ca. 1500-60), Jacobus
Clemens non Papa (ca. 1513 – 1556) und Adrian Willaert ( 1480 – 1562).

Gombert ist Schüler Josquins und wirkt ab circa 1525 in der Hofkapelle Karls V. Sein
Schaffen umfasst hauptsächlich Motetten (160), zehn Messen (die meisten davon
Parodiemessen), acht Magnificats, ein italienisches Madrigal und 60 Chansons.

Jacobus Clemens non Papa (als Abgrenzung zum Dichter Jacobus Clemens Papa) aus
Middelburg wirkt ab 1544 als Sangmeister in Brügge, bevor er 1556 in Dixmuiden stirbt. Von
ihm sind neben zahlreiche Messen und Motetten, in denen er mit einem kontrapunktisch eher
einfacheren Satz arbeitet, weit über 100 dreistimmige holländische Psalmlieder überliefert.

Adrian Willaert bringt das musikalische Zentrum der Renaissance-Musik endgültig


nach Italien. Er gilt als Gründer der so genannten Venezianischen Schule. Von ihm
gehen wichtige neue „Lehrer-Schüler-Stammbäume“ aus, welche bis zu Heinrich Schütz
reichen. Ebenfalls gehört der Italiener Nicola Vicentino zu seinen Schülern, der in seiner
Abhandlung L’antica musica ridotta alla moderna pratiqua Enharmonik und Chromatik
behandelt und sich für diese ausspricht. Hieraus wird nur allzu deutlich, welch wichtige
Rolle in der Renaissance Italien inzwischen spielt – insbesondere sind es von nun an die
für die Musikgeschichte wichtigen innovativen Impulse, die von hier ausgehen; das
franko-flämische Zentrum ist inzwischen Italien als Heimat bedeutender Komponisten
und Theoretiker gewichen.

5. Abschnitt (1550-1600)

Der fünfte Abschnitt wird maßgeblich von Giovanni


Pierluigi da Palestrina (ca.1525 – 1594) aus
Palestrina bei Rom und Orlando di Lasso (1532-
1603) aus Mons im Hennegau bestimmt.

Hier erreicht die Vokalpolyphonie der „Renaissance“


ihren letzen Höhepunkt. Zahlreiche Komponisten
dieser Generation sind gar keine „Franko-Flamen“
mehr, sondern übernehmen deren Techniken und
entwickeln daraus neue Formen und Stile.
Ausgewählte Komponisten
- Adrian Willaert

Adrian Willaert

Adrian Willaert (* um 1490; † 7. Dezember 1562 in


Venedig) war ein flämischer Komponist und der
Begründer der venezianischen Schule.

Für ein Studium der Rechte begab er sich um 1510


nach Paris, wechselte jedoch etwa 1514 zur Musik über.
Sein Lehrer war Jean Mouton, ein Mitglied der
königlichen Kapelle. Am 8. Juli 1515 trat er in Rom in
den Dienst des Kardinals Ippolito I. d’Este. Im
Oktober 1519 reiste Willaert im Gefolge seines
Dienstherren nach Ungarn und kehrte 1519 nach Ferrara
zurück.

Nach Ippolitos Tod 1520 trat er in die Dienste des Herzogs Alfonso und blieb bis 1527 ein
Mitglied dieser Kapelle des Bruders Ippolitos. Am 12. Dezember desselben Jahres wurde
Willaert zum Kapellmeister von St. Markus in Venedig ernannt. Obwohl verwurzelt in
den Prinzipien kontrapunktischer Komposition, wurde Willaert schnell beeinflusst von
der neuen, in Florenz entwickelten Manier, die dem melodischen Element einen
wichtigen Stellenwert einräumt.

Willaert hatte bedeutenden Anteil an der Entstehung des Madrigals und der
Doppelchörigkeit am Dom St. Markus in Venedig, weshalb er als Begründer der
„Venezianischen Schule“ gilt.

Er war ein bedeutender Lehrer. Zu seinen Schülern zählen unter anderem die
Komponisten Cypriano de Rore, Constanzo Porta, Francesco della Viola († 1568),
Gioseffo Guami und Andrea Gabrieli sowie die Musiktheoretiker Nicola Vicentino und
Gioseffo Zarlino.

Willaert schuf ein umfangreiches Werk: 8 Messen, über 50 Hymnen und Psalmen, mehr als
150 Motetten, circa 60 Chansons, über 70 Madrigale und mehrere Instrumentalstücke
(Ricercares).

Er starb am 7. Dezember 1562 in Venedig.


Mattheus Le Maistre
Mattheus Le Maistre (* um 1505 in Roclenge-sur-Geer im Fürstbistum Lüttich; † März
1577 in Dresden) war ein franco-flämischer Komponist des 16. Jahrhunderts.

3.5.14. Jakob Arcadelt


Jakob Arcadelt, auch: Jachet Arkadelt, Archadelt, Hercadelt, Arcadet und Arcadente, auch
Jacobus Flandrus [1], (* 1504, 1506 oder (unwahrscheinlicher) 1514; † nach 1562,
möglicherweise 4. Oktober 1568 in Paris) war ein niederländischer Komponist und
Kapellmeister.

In Rom unter Paul III.


Im Oktober 1534 war Alessandro Farnese als Paul III. zum Papst gewählt geworden. In die
Zeit seines Pontifikates fällt der Aufenthalt Arcadelts. Paul III. war im humanistischen
Lager groß geworden, sprach flüssig griechisch und bewies schon als Kardinal großen
Kunstverstand und Interesse an den Wissenschaften. Sein Pontifikat ist als eine Zeit des
Übergangs von der Renaissance zur Gegenreformation von größter kulturgeschichticher
Bedeutung, unter ihm schuf Michelangelo das Jüngste Gericht in der Sixtinischen
Kapelle und übernahm die Bauleitung der Peterskirche. Der Petrarkist Pietro Bembo
wurde in das Kardinalskollegium berufen, Paul III. nahm die Widmung von Nicolaus
Copernicus’ De Revolutionibus Orbium Coelestium an und bestätigte die Gesellschaft Jesu,
der nach dem Sacco di Roma verbotene Karneval lebte wieder auf. In diesem zunächst
allgemein aufklärerischen und nicht weniger feierfreudigen Klima des Vatikans erlangte auch
die weltliche Musik zur Unterhaltung der Gäste neue Bedeutung. So auch die Musik
Arkadelts, die hier auf zahlreichen prunkvollen Veranstaltungen erklang. Es ist daher
nicht weiter verwunderlich, dass Arcadelt, obwohl er päpstlicher Kapellsänger war und später
gar das Amt eines Abbas (Finanzverwalters) bekleidete, fast ausschließlich weltliche Musik
schrieb, in deren Texten echter Renaissancegeist herrscht.

Seit dem Pontifikat Julius’ II. gab es zwei päpstliche Kapellen: Die Capella Sixtina (Pontifica)
und die Capella Julia.

Werk
Arcadelts Chansons, Messen, Motetten und Madrigale erschienen häufig in den während des
16. Jahrhunderts in Rom, Venedig und Paris gedruckten Sammelwerken. Er vertonte Texte
von Giovanni Boccaccio, Lorenzo de’ Medici, Francesco Petrarca, Pietro Bembo und
Michelangelo. Außer geistlichen Werken gehörten Sonette, Canzonen und Liebesgedichte
ebenso in sein Schaffen wie die Vertonung frivoler Texte. Bis 1654 erfuhr das erste Buch
seiner Madrigale 31 Ausgaben, woraus sich auf Arcadelts große Beliebtheit bei seinen
Zeitgenossen schließen lässt. Seine Werke wurden bis hinein in bachsche Zeiten als
maßgeblich in der musikalischen Pädagogik angesehen.

Arcadelts Stil ist die reine chorische Vokalität. Wenn Riemann im Musiklexikon den
Palestrinastil „den von allen Schlacken instrumentalen Passagewesens gereinigten idealen
Kirchenstil“ nennt, so trifft diese Charakteristik, wenn man für „idealen Kirchenstil“
reservatischen Madrigalstil einsetzt, auch für Arcadelt wie für das frühe Madrigal überhaupt
zu. Die Vokalität des Cinquecento ist das beiden Stilen Gemeinsame. Sie zeigt sich neben der
korrekten Textbehandlung und vorbildlichen Deklamation vor allem in der wortgezeugten,
vorzugsweise tetrachordalen Thematik und dem maßvollen Umfang aller Stimmen. Das
negative Kriterium mag die Abwesenheit aller Instrumentalisten sein. Sequenzen, Ostinati
bzw. Redikten, lange Haltetöne, Doppelnoten oder sprunghafte Stimmführung sucht man bei
Arcadelt vergebens. Als Nachfolger Josquins und unmittelbarer Vorgänger Palestrinas,
als „Römer“, hält Arcadelt trotz gleichzeitiger „chromatischer“ Rivalen, deren Zentrum
Venedig ist, an der alten Diatonik fest. Ihm gelingt die bewundernswerte Synthese
zwischen dem kirchentonal-melodischen Geist der Niederländer und dem reservatisch-
harmonischen der Italiener. Mit anderen Worten: sein Madrigalstil stellt eine Synthese aus
dem Stil Josquins und dem der Frottole dar. Wo Arcadelt modern ist, ist er italienisch-
frottolistisch, wo er archaisch ist, ist er niederländisch-motettisch. Niemals aber ist er extrem,
sondern verbindet stets die polaren Elemente mit größter Harmonie zu einer Einheit.

Clemens non Papa


Clemens non Papa (* 1510 vermutlich in Middelburg; † zwischen 1556 und 1558 in
Dixmuiden) war ein flämischer Komponist der Renaissance.

Clemens non Papa hieß eigentlich Jacques Clement. Es ist umstritten, warum er sich selbst
„non Papa“ nannte.

Clemens non Papa zählte zur Römischen Schule, zur IV. Musikergeneration in der
Renaissance (1520–1560). Als einer der bedeutendsten Komponisten der Epoche von
Josquin des Prez bis Giovanni Pierluigi da Palestrina galt er als der Hauptmeister der
Motette. In seinen Motetten setzte er die Unterscheidung zwischen lyrischen und
epischen Motetten durch.
- Cyprian de Rore

Cyprian de Rore

Cyprian de Rore (* 1515/16 in Ronse; † 1565 in Parma) war ein


flämischer Komponist der Renaissance.

Leben und Werk


Cyprian de Rore war von besonderer Bedeutung in der Geschichte
des Madrigals. Seine Madrigale (seit 1542) stellen die erste Blütezeit dieser
Kunstgattung dar und wurden wegweisend bis Claudio Monteverdi (1567–1643).

Rore war Schüler von Adrian Willaert (* zwischen 1480 und 1490; † 1562) in Venedig.
Hier war er Kapellsänger an der Markuskirche, bevor ihn Herzog Ercole II. d'Este 1553 an
seinen Hof in Ferrara als Kapellmeister holte. 1558 zog es ihn zurück nach Antwerpen, und
nach einem längeren Aufenthalt dort ging er 1561 als Hofkapellmeister nach Parma. Als
Willaert 1563 starb, wurde Cyprian de Rore dessen Amtsnachfolger als Markuskapellmeister,
ging aber schon 1564 wieder nach Parma.

Rore gehörte zur zweiten Generation der Madrigalisten. Sie bevorzugte den volleren Satz von
fünf Stimmen. Rore hat zur Schärfung vor allem die Chromatik ausgebaut und damit die
extreme Chromatik weitergebildet. Diese Ausbildung der Chromatik, die später
Gioseffo Zarlino (1517–1590) noch intensivierte, ist zugleich ein Niederschlag der
humanistisch-antikisierenden Tendenz als Nachahmung der Chromatik und
Enharmonik der antiken griechischen Musik.

Zu den bedeutenden Schülern de Rores zählt Giaches de Wert.

Werke (Auswahl)
• 5 Bücher 5-stimmige Madrigale cromatici (1542-1565)
• 4- bis 5-stimmige Madrigale Le vive fiamme (1565).

Zudem schrieb er über 80 Motetten und fünf Messen, darunter Missa ›Praeter rerum seriem‹.
Orlando di Lasso

Orlando di Lasso

Orlando di Lasso (* 1532 in Mons, Burgundische Niederlande;


† 14. Juni 1594 München, Herzogtum Bayern), auch Orlande
oder Roland de Lassus; auch lat. Rolandus Lassus (Orlando selbst
unterschrieb oft in einer Mischform dieser Versionen) war einer
der bedeutendsten Komponisten der Hochrenaissance.

Bereits im Kindesalter kam er als Chorknabe mit der Musik in


Kontakt. Er folgte 1545 Ferrante Gonzaga nach Italien, wo er mit
der weltlichen Musik der Adelskreise vertraut wurde. Nach mehrjähriger Wanderschaft
gelangte er 1551 nach Rom, wo er 1553 Kapellmeister an der Kirche S. Giovanni in
Laterano wurde. 1555 verließ er Rom wieder und kam nach kurzem Aufenthalt in
Antwerpen 1556 als Mitglied der herzoglichen Hofkapelle nach München. 1562
übernahm Orlando das Amt des Kapellmeisters, das er bis zu seinem Tod bekleidete.
1570 von Kaiser Maximilian II. geadelt, starb er 1594 in München.

Begraben wurde er auf dem 1789 aufgelassenen Friedhof der Kirche St. Salvator in München.

Bedeutung

Orlando di Lasso mit der bayerischen Hofkapelle


zu München

Von seinen Bewunderern wurde Orlando di Lasso


„princeps musicorum“ (Fürst der Musiker)
genannt. Neben Palestrina (1525–1594) gilt er als
der bedeutendste Komponist der 2. Hälfte des 16.
Jahrhunderts. Sein kompositorisches Spektrum
übertrifft in seiner Vielseitigkeit alle
Musikerkollegen.

Orlando di Lasso war ein hochgebildeter,


sensibler Geistmensch der Renaissance, ein
ausgeprägter Kosmopolit des 16. Jahrhunderts.

Orlando di Lasso vereint höchste kompositorische


Meisterschaft mit enormer Schaffenskraft. Durch
ihn und Palestrina kommt es zum letzten
Höhepunkt der Musik des 15. und 16. Jahrhunderts. Er zeigt eine Universalität im
Werk wie kein anderer und komponiert sowohl volkstümliche deutsche Lieder als auch
Musik für die Liturgie und für weltliche Repräsentationszwecke. Er beherrscht viele
Stile, komponiert in verschiedenen Sprachen (große Literaturkenntnisse) und befindet
sich damit auf der Höhe seiner Zeit.
Orlandos liturgische Musik wurde im 19. Jahrhundert wiederentdeckt.

Werke
Insgesamt komponierte Orlando di Lasso rund 2000 Werke, manche wurden bis zu 30-mal in
Druck gegeben.

Orlando di Lasso - From Lamentationes Hieremiae Prophetae

https://www.youtube.com/watch?v=_Wn8DAOKT5w

Matona, mia cara – Orlando di Lasso (Lassus)

https://www.youtube.com/watch?v=lmf2H7IxNDY

“Das große Nasenlied”:

https://www.youtube.com/watch?v=DYEeUgynfZo

Orlando di Lasso: Chi chi li chi (performed by the EVCH)

https://www.youtube.com/watch?v=tLmmyh6JJVA

“Ich liebe dich”

https://www.youtube.com/watch?v=UToZjFdKm08

- Jacobus de Kerle
Jacobus de Kerle (* 1531 oder 1532 in Ypern; † 7. Januar 1591 in Prag) war ein franko-
flämischer Komponist.

Seine Stücke im „lyrischen“ „Palestrina-Stil“ (Anm: beide Begriff sind äußerst


hinterfragenswert) haben möglicherweise die Väter des Konzils von Trient davon überzeugt,
polyphone Musik nicht aus der Kirche zu verbannen. Diese vermeintliche Rettung der
mehrstimmigen katholischen Kirchenmusik wurde bisher meist Palestrinas "Missa Papae
Marcelli" zugeschrieben, geschah jedoch möglicherweise durch die "Preces speciales" von
Jacobus de Kerle.
3) Italien im 16. Jhdt.
Mit dem Ende der „Franko-Flämischen Schule“ kommen nun viele bedeutende
italienische (!) Komponisten in Italien auf. Gegen Mitte/Ende des Jahrhunderts entfaltet
sich eine Kontroverse zwischen den „Fortschrittlichen“ und den „Traditionalisten“. Als
Extreme symbolisieren dies Venedig (Weltliches Musizieren, Mehrchörigkeit,
Entwicklung des „Konzertierens“) und Rom („Römische Schule“, die eng an die Kirche
gebunden ist). Verwirrenderweise steht auch in Venedig mit San Marco ein Dom im
Zentrum des musikalischen Geschehens. Venedig erlebt nun eine unvergleichliche
kulturelle Blüte (etwa bis zur franz. Revolution).
Römische Schule

Die Römische Schule war ein Kreis von Komponisten der Renaissance, der von der Mitte des
16. Jahrhunderts bis ins 17. Jahrhundert hinein in Rom wirkte. Bekannte Komponisten dieser
Schule waren zB. Giovanni Pierluigi da Palestrina, Tomás Luis de Victoria und Gregorio
Allegri. Der Schwerpunkt lag auf mehrstimmiger (polyphoner) Vokalmusik, die in
melodischer, harmonischer und rhythmischer Hinsicht ruhig und fließend angelegt war,
wodurch sich sagen lässt, dass die Römische Schule stilistisch die Niederländische
Polyphonie fortführte und weiterentwickelte.

Die kirchenmusikalischen Forderungen der Gegenreformation, welche auf dem Konzil von
Trient formuliert worden waren, wurden in ihr umgesetzt.

Nur unter festgelegten Bedingungen erlaubte das Konzil das Spielen von mehrstimmiger
Musik in Kirchen:

• Textverständlichkeit
• Würde im Ausdruck
• Ausschluss von Parodiemessen

Venezianische Schule

Als Venezianische Schule wird eine Gruppe von Komponisten der Renaissance bezeichnet,
die in Venedig ansässig war und über viele Jahrzehnte, von der Mitte des 16. Jahrhunderts bis
ins 17. Jahrhundert hinein, europaweite Auswirkungen hatte. Als Begründer gilt der gebürtige
Niederländer Adrian Willaert. Weitere bedeutende Komponisten der Venezianischen Schule
sind Cipriano de Rore, Giovanni Croce, Claudio Merulo, Andrea Gabrieli, Giovanni Gabrieli
und Claudio Monteverdi.

Die Venezianische Schule leistete in der Orgel-Toccata und anderen rein instrumentalen
Gattungen (Ricercar) bedeutende Beiträge zur Emanzipation der Instrumentalmusik
(„Concertare“); musikgeschichtlich überaus wichtig ist auch das Konzept des Musizierens im
gesamten Raum durch die Entwicklung der so genannten Venezianischen Mehrchörigkeit.

Stilistisch ist die Venezianische Schule durch Erkundung der Chromatik und Abzielen auf
starke Kontraste sowohl in der Dynamik als auch in der Klangfarbe gekennzeichnet.

Der Begriff wird oft auch für spätere Venzianer wie Vivaldi, Marcello etc. verwendet. Dies ist
nicht korrekt.

Der Begriff der „Venezianischen Oper“ ist vergleichsweise breiter und bezieht sich über
Jahrhunderte (ab Monteverdi) auf Komponisten aus dieser Stadt; (mehr dazu im Barock)
- Andrea Gabrieli (Venedig)

Andrea Gabrieli

Andrea Gabrieli (* um 1510 in Venedig; † 1586 ebenda)


war ein italienischer Organist und Komponist.

Leben
Gabrieli war ein Schüler des in Venedig als
Kapellmeister des Markusdoms wirkenden
Niederländers Adrian Willaert. Ab 1585 dort erster
Organist war. Sein Neffe Giovanni Gabrieli war einer
seiner Schüler.

Er gilt als der bedeutendsten Komponisten der venezianischen Tonschule und einer der
einflussreichsten der Renaissance überhaupt. Seine Wirkung reichte bis weit nach Österreich
und Deutschland hinein. Seine Schüler waren unter vielen anderen auch Gregor Aichinger,
Hans Leo Haßler und Rogier Michael. Er verhalf der Dur- und Mollharmonik zum
Durchbruch und war seinen Zeitgenossen auch in der Präzision seiner instrumentalen
Vorgaben weit voraus.

Beispielhaft für ein grundlegendes Stilprinzip Gabrielis ist sein achtstimmiges Madrigal
„Felici d’Adria“, welches anlässlich des Besuchs von Erzherzog Karl von Österreich in
Venedig (1569) entstand. In diesem wird nicht auf die formelle Verteilung der Stimmen auf
verschiedenen Chöre vertraut, sondern es wird durch die laufende Umschichtung vokaler
Gruppierungen eine kaleidoskopische Folge wechselnder Klangfarben und Klangfülle
erzeugt, ein Verfahren, das letztlich dem Vorbild Di Lassos folgt und für viele der
großformatigen Werke Anwendung fand.

Die andere von ihm eingesetzte Technik geht mehr auf das Coro-spezzato-Prinzip
(geteilte oder gegliederte Chöre) von Adrian Willaert zurück, bei dem die Stimmen auf
zwei oder mehr fest definierte, räumlich getrennte und einander gegenüber gestellte
Gruppen verteilt werden, welche dann abwechselnd vortragen, bis diese dann im
Schlussteil, häufig im kontrastierenden Dreiertakt, zusammengeführt werden. Dieser
Mehrchörigkeits-Stil wurde später von seinem Neffen Giovanni weiter entwickelt.

Andrea Gabrieli - Jubilate Deo (1587)

https://www.youtube.com/watch?v=mUmTjrTk8Uc
(Man muss sich das auch räumlich aufgeteilt im Markusdom vorstellen)

Andrea Gabrieli - Ricercari

https://www.youtube.com/watch?v=xQVXfQnjztI

(Die Instrumentalmusik nimmt Fahrt auf…)

Markusdom mit den „Chören“ - hier beginnt die „Venezianische Mehrchörigkeit“


Venedig, Piazza San Marco mit Dom und Dogenpalast

- Vincenzo Ruffo
Vincenzo Ruffo (* um 1510 in Verona; † 9. Februar 1587 in Sacile bei Udine) war ein
italienischer Geistlicher, Kapellmeister und Komponist.
- Giovanni Pierluigi da Palestrina
(Römische Schule)

Giovanni Pierluigi da Palestrina

Giovanni Pietro Aloisio Sante da Palestrina (*


wahrscheinlich am 2. oder 3. Februar 1514 oder 1515
(nach anderen Quellen erst 1524, 1525 oder 1529) in
Palestrina; † 2. Februar 1594 in Rom) war ein
italienischer Komponist und Erneuerer der Kirchenmusik.

Name
Pierluigi ist der Familienname, da Palestrina bezeichnet
die Herkunft. Heute ist es in der Musikwissenschaft
üblich, kurz von Palestrina zu sprechen. Der latinisierte
Name lautet Johannes Petrus Aloisius Praenestinus.

Palestrina wurde wahrscheinlich um 1525 als Sohn von Sante und Palma Pierluigi in
Palestrina geboren. [1] Er kam 1540 nach Rom, wo er in der Schule von Claude
Goudimel seine Ausbildung erhielt. Von 1544 bis 1551 war er Organist an der
Hauptkirche seiner Vaterstadt und wurde dann zum Magister puerorum „Lehrer der
Singknaben“ an der Peterskirche in Rom ernannt und noch in demselben Jahr zum
Kapellmeister befördert.

Durch Palestrinas Messen ab dem Trientiner Konzil, deren erste Aufführung am 19. Juni 1565
stattfand, war den Italienern ein eigener Kirchenstil geschaffen, der später unter dem Namen
„Palestrina-Stil“ – als hohe Stufe kontrapunktischer Satzkunst – für alle weiteren
Arbeiten dieser Gattung mustergültig wurde.

Geistliche Werke

• 104 Messen
• 375 Motetten
• 35 Magnificatvertonungen,
• 68 Offertorien
• 45 Hymnen
• verschiedene weitere Kompositionen.

Weltliche Werke

• rund 140 Madrigale


Zur Wirkungsgeschichte
Der Komponist Hans Pfitzner (1869–1949) fand durch musikgeschichtliche Studien,
„dass das Leben dieses Mannes (Palestrina) ein Künstlerdrama ersten Ranges in sich
schloss“. Palestrina erschien ihm „in besonders geheimnisvollem, eigentümlichem Lichte“.
Das lange Ringen auf dem Konzil von Trient und danach um den der Messe
angemessenen Musikstil verdichtete Pfitzner zu seiner Oper Palestrina, die er als
„Musikalische Legende“ in den Jahren 1910 bis 1915 dichtete und komponierte.

Palestrinastil
Der Begriff Palestrinastil bezeichnet nicht nur den Personalstil des Komponisten, sondern
steht seit dem frühen 17. Jahrhundert auch für ein didaktisch vermitteltes, kontrapunktisches
Satzmodell, das unter anderem im Gradus ad Parnassum des österreichischen
Komponisten Johann Joseph Fux vertreten wird. Wichtigstes Merkmal ist die melodische,
rhythmische und harmonische Ausgewogenheit der Komposition. Große Intervallsprünge
werden vermieden oder mit Gegenbewegung in Sekundschritten beantwortet. Die Harmonik
beruht größtenteils auf grundstelligen Dreiklängen, die Verwendung von Sextakkorden
unterliegt strenger Reglementierung. Die Rhythmik steigert sich von langen Notenwerten zu
Beginn des Stücks hin zu schnellerer Bewegung, wobei das Nebeneinander von stark
kontrastierenden Notenwerten vermieden wird.

Palestrina - Motette Viri Galilaei

https://www.youtube.com/watch?v=X-qWPOjzGYU

Gloria - Missa Papae Marcelli - Palestrina

https://www.youtube.com/watch?v=5k3bfqQ1SpU

(Textverständlichkeit in der Kirchenmusik war ein Thema des Trientiner


Konzils; Palestrina vereinigt hier sozusagen diese mit der Polyphonie)

Die Frage “prima la musica” bezeichnet dieses “Problem” über die


Jahrhunderte: Vorrang dem Text? - Oder dem musikalischen Geschehen?

Unterstützt die Musik den Text, den Inhalt des Textes? - Oder dient der
Text “nur” dazu, um “Musik” singen zu können? - Ist der “Inhalt” im Text
- oder in der musikalischen Struktur?

Verschiedene Zeiten und Stile geben verschiedene Antworten…

“Prima la musica” meint dann zuletzt: wenn die Musik schlecht ist, hilft kein guter
Text! - Ein schlechter Text kann trotzdem grandios vertont sein…
- Marc’Antonio Ingegneri
Marc’Antonio Ingegneri (Schreibweisen auch Ingegnieri, Ingignieri, Ingignero, Inzegneri; *
1535 oder 1536 in Verona; † 1. Juli 1592 in Cremona) war ein italienischer Komponist der
späten Renaissance. Obwohl er die meiste Zeit seines Lebens in Norditalien arbeitete, wird er
wegen seiner stilistischen Ähnlichkeit mit Palestrina oft als Mitglied der Römischen Schule
der polyphonen Kirchenmusik betrachtet.

Er ist auch berühmt als Lehrer Claudio Monteverdis.

Der Dom von Cremona, Wirkungsstätte von Marc’Antonio Ingegneri


Claudio Merulo

Claudio Merulo

Claudio Merulo auch Claudio da Correggio (* 8. April 1533 in Correggio; † 5. Mai 1604 war
ein italienischer Komponist und Organist der Spätrenaissance.

Von Zeitgenossen wurde er als einer der besten Organisten seiner Zeit geschätzt und gilt als
ein Pionier der Toccata. Die von ihm überlieferten Orgelwerke sind echte
Instrumentalwerke, die sich von der reinen Nachahmung des vokalen Stils deutlich
entfernt haben. Er komponierte vielfach im Rahmen der venezianischen Mehrchörigkeit
und gehört zu den Pionieren des Stylus Phantasticus. Zu seinen Schülern gehörten
Florentio Maschera (um 1540 – 1584) und Giovanni Battista Mosto.

Eine Toccata (Entwicklung Instrumentalmusik)


https://www.youtube.com/watch?v=VUR6kW-Gfh0

- Florentio Maschera (Entwicklung


Instrumentalmusik)
Florentio Maschera, auch: Mascara Fiorenzo (* um 1540 in Brescia; † um 1584 ebenda) war
ein italienischer Komponist und Organist der Spätrenaissance.

Werk
Bekannt blieb Maschera vor allem durch seine 21 vierstimmigen Instrumental-
Canzonen, die 1582 unter dem Titel Libro primo de canzoni : da sonare a quattro voci
erschienen. Sie gehören zu den ältesten erhaltenen italienischen Werken, die speziell für
ein Instrumentalensemble veröffentlicht wurden und nicht, wie sonst üblich, von
Vokalkanzonen stammen.

https://www.youtube.com/watch?v=hQAfLJ08TlQ&list=OLAK5uy_lj_6wZqkH8pzBYqfP1R
BEfCOLWGm3GXII
Gasparo da Salò

Gasparo da Salò in Salò

Gasparo da Salò, auch Gasparo Bertolotti (* 20. Mai 1540 (in manchen Quellen auch 1542)
in Polpenazze del Garda nahe Salò; † 14. April 1609 in Brescia) war ein italienischer
Geigenbauer und Kontrabassist.

Da Salo war der Begründer der Brescianer Schule im Geigenbau.

- Luzzasco Luzzaschi
Luzzasco Luzzaschi (* 1545 in Ferrara; † 11. September 1607 in Ferrara) war ein
italienischer Komponist und Organist.

Luzzaschi wirkte auch als Lehrer, Girolamo Frescobaldi ist sein bekanntester Schüler.

Werk
Luzzaschi ist heute hauptsächlich durch seine Madrigale bekannt. Hier legte er, wie sein
Lehrer de Rore, besonderen Wert auf textorientiertes Komponieren, also die Wahl
musikalischer Stilmittel in direktem Bezug zum gesungenen Text.

Concerto Delle Dame Di Ferrara. Luzzasco Luzzaschi (1545 - 1607)

https://www.youtube.com/watch?v=2G5YgvhLJIY
Stark verzierte Singstimmen, einfachere ausgeschriebene Begleitstimme im Madrigal O
dolcezz'amarissime d'Amore
- Luca Marenzio

Luca Marenzio.

Luca Marenzio (* 1553 oder 1554 in Coccaglio, Provinz


Brescia; † 22. August 1599 in Rom) war ein italienischer
Komponist.

Bedeutung
Die zahlreichen Nachdrucke der Werke Marenzios
bezeugen den Ruhm, den er in verschiedenen
musikalischen Kreisen Italiens und anderer europäischer
Länder genoss, und machen seinen großen Einfluss auf
die Komponisten seiner Zeit und der unmittelbaren
Nachwelt deutlich. Hier sind besonders zu nennen in
Italien Claudio Monteverdi, in Deutschland Hans Leo Haßler, Heinrich Schütz und
Johann Hermann Schein, in England wurden 1580, 20 Madrigale in englischer Sprache
neuverlegt (RISM 1590/29). John Wilbye, Thomas Weelkes und John Dowland, der sich
1595 darum bemühte bei Marenzio in Rom zu studieren, eine direkte Begegnung fand
jedoch nicht statt, dennoch korrespondierten beide miteinander. Noch lange über
Marenzios Tod hinaus, waren seine Werke beliebt, noch um 1650 führte der venezianische
Verleger Alessandro Vincenzi fast sämtliche Madrigalbücher und Villanellen in seinem
Katalog auf.

Mit Don Carlo Gesualdo und Monteverdi zählte Marenzio, laut Alfred Einstein zu den
Vollendern des Madrigals im späten 16. Jahrhunderts [1]. In der Tradition von Cyprian
de Rore (1516-1565) und Giovanni Gabrieli (1557-1612) stehend, sind seine Madrigale
durch die Eleganz der Melodik, durch Klarheit und Ebenmaß des Rhythmus und eine
lyrische Grundhaltung von großer Farbigkeit und Delicatezza gekennzeichnet. Marenzio
versteht es, gelehrte Kontrapunktik mit ruhigen, homorhythmisch deklamierten
Abschnitten wechseln zu lassen und berücksichtigt sorgfältig die Prosodie der Worte,
vor allem in den Madrigalen, die aus der Zeit nach dem Wirken der Camerata
Fiorentina stammen.

Seine Madrigalkunst hat ihm den Beinamen des piu dolce cigno d'Italla eingebracht.
Marenzios besondere Aufmerksamkeit gilt dem musikalischen Ausdruck von Sinn und Affekt
der Texte (von Francesco Petrarca, Jacopo Sannazaro, Torquato Tasso und Giovanni Battista
Guarini), unter anderem mit Hilfe der Chromatik, welche allerdings weniger kühn ist als bei
Don Carlo Gesualdo di Venosa. Sparsam ist Marenzio auch in der Verwendung musikalisch-
deskriptiver Mittel.

Hier kann man studieren, warum das Madrigal das


Eperimentierfeld für die kommende Oper ist:

https://www.youtube.com/watch?v=PXevB-cY9H4
https://www.youtube.com/watch?v=X7usT1d860I

- Giovanni Croce
Giovanni Croce (* 1557 in Chioggia; † 15. Mai 1609 in Venedig) war ein italienischer
Komponist, Kapellmeister und Priester der venezianischen Renaissance.

Leben und Wirken


Giovanni Croce war ein Schüler von Gioseffo Zarlino. Er wirkte ab 1565 als Chorknabe und
Sänger, ab 1594 als Vizekapellmeister und von 1603-1609 als Kapellmeister an Markusdom
in Venedig. Er war bedeutend für die Entwicklung des konzertierenden Stils der
venezianische Schule. Er komponierte u. a. Madrigale, Kanzonetten, Motetten, Messen und
Orgelmusik. Durch eine in der Mitte der 1590er Jahre geschlossene Bekanntschaft mit
John Dowland, fanden seine Werke in England Verbreitung.

(Seine Name „Croce” stellt - so eine Musikgeschichtemerkhilfe - das „Kreuz“ dar:


zwischen Alt und Neu „Barock“, zwischen Italien und England; das betrifft aber mehr
seine Zeit als ganzes, als ihn ganz persönlich. Wir betreten jetzt die neue Epoche: das
Barock!)

- Francesco Soriano (Rom nach Palestrina)


Francesco Soriano (* 1548 oder 1549 in Soriano nel Cimino nahe Viterbo; † 19. Juli 1621 in
Rom) war ein italienischer Komponist der Spätrenaissance. Er war bedeutendes Mitglied der
Römischen Schule in der ersten Generation nach Giovanni Pierluigi da Palestrina.

Er schrieb Messen, Motetten (einige für acht Stimmen), Psalmen (eine Sammlung, die 1616 in
Venedig veröffentlicht wurde, ist für 12 Stimmen und Basso continuo geschrieben),
Fassungen der Passion entsprechend aller vier Evangelisten, Marianische Antiphonen und
mehrere Madrigalbücher. Die Fassungen seiner Passionen sind bedeutende Vorläufer der
bekannteren Fassungen aus der Barockzeit, wie zum Beispiel von Johann Sebastian
Bach; sie sind in einem zurückhaltenden aber dramatischen Stil komponiert und weisen
einen beschreibenden Charakter auf. In gewisser Hinsicht stellen sie den Vorläufer des
barocken Oratoriums dar, bei dem Sologesang, Chorgesang und Instrumentalstücke
aneinandergereiht werden, sind im Stil jedoch Palestrina näher als den Kompositionen
des Barocks.
Felice Anerio (Rom nach Palestrina)

Felice Anerio (* 1560 in Narni; † September 1614 in Rom) war


ein italienischer Komponist, der zahlreiche Werke der
Kirchenmusik, aber auch säkulare Musik verfasste.

Leben und Wirken


Felice Anerio war ein Schüler von Giovanni Maria Nanino in Rom. Nach verschiedenen
Anstellungen als Chorleiter folgte er Giovanni Pierluigi da Palestrina auf den Posten des
Komponisten der päpstlichen Kapelle. Obwohl sein Stil dem seines Vorgängers ähnelte –
mehrere seiner Werke wurden lange Zeit fälschlicherweise Palestrina zugeschrieben – führte
er doch schrittweise neue Ideen ein, wie etwa die Verwendung des Basso Continuo.
Felice Anerio war zusammen mit Francesco Soriano maßgeblich an der Bearbeitung der
Editio Medicaea beteiligt, in der der Gregorianische Choral infolge des Konzils von
Trient neu herausgegeben wurde.

- Giovanni Francesco Anerio


Er war der jüngere Bruder Felice Anerios.

- Stefano Bernardi (Italien-Salzburg)


Stefano Bernardi (auch Steffano, * 1577 in Verona; † 15. Februar 1637 ebenda) war ein
italienischer Komponist und Musiktheoretiker der Spätrenaissance und des Frühbarock.

1622 trat er die Nachfolge Antonio Cifras als Hofkapellmeister des Bischofs von Breslau und
Brixen, Erzherzog Karl, in dessen Residenz im schlesischen Neisse an. Nach dem Tode Karls
1624 erhielt Bernardi von Fürstbischof Paris von Lodron die Stelle des
Hofkapellmeisters in Salzburg, die er bis 1634 ausübte. In Salzburg erhielt Bernardi die
Priesterweihe und promovierte zum Doktor beider Rechte, diese brachten ihm eine
sogenannte Doctoralpfründe des zum Salzburger Dom gehörenden Schneeherrenstifts ein.
Gegen Ende seines Lebens kehrte Bernardi nach Verona zurück.

Die Werke Bernardis sind sowohl im polyphonen Stil Palestrinas, als auch im neuen
Concertato-Stil gehalten. Für die Einweihung des neu errichteten Salzburger Doms
komponierte Bernardi ein monumentales zwölfchöriges Te Deum (verschollen), welches
am 24. September 1628 aufgeführt wurde [1].
4) Madrigal
Das Madrigal ist ein mehrstimmiges Vokalstück meist weltlichen Inhalts und repräsentiert
eine wichtige musikalische Gesangsform der Renaissance und des Frühbarock. (Es ist nicht zu
verwechseln mit dem Trecento-Madrigal.)

Madrigale boten dem Komponisten die Möglichkeit, sich unabhängig von der
dominierenden und stark formalisierten sakralen Musik kreativ frei zu entfalten.
Anders als für weltliche Musik zu dieser Zeit üblich, war das Madrigal komplex
durchkomponiert und auf emotionalen Ausdruck hin orientiert. Insbesondere die Option,
den Text nicht nur einfach wiederzugeben, sondern durch Gesang wie Instrumentierung mit
lautmalerischen Effekten gestalterisch zu sich kommen zu lassen, ließ in kürzester Zeit
zahlreiche neuartige musikalische Techniken entstehen (so z. B. Tremolo und Pizzicato).

Das Madrigal wurde im Verlauf seiner Entwicklung auch zu einer Keimzelle anderer
weltlicher, aber auch sakraler Musikformen, wie z. B. der Kantate, des Oratoriums
sowie der Oper (bei Claudio Monteverdi).

Das Madrigal war die bedeutendste weltliche Musikform seiner Zeit. Seine Blütezeit hatte es
in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts hingegen verlor
es allmählich wieder an Bedeutung.

Das frühe Madrigal (1520–1550)

Bernardo Pisano kann als der Vorreiter der frühen Madrigalisten gelten, der den Boden
bereitet hat für Philippe Verdelot, die beiden Festa-Brüder und Jacques Arcadelt, die auf
seinem Fundament mit größerem Talent sein Werk fortführten.

1530 erscheint in Rom mit Madrigali de diversi musici ... primo libro de la Serena, der
erste Musikdruck mit dem Wort Madrigal im Titel.

Das frühe Madrigal ist lokal noch auf Florenz und Rom beschränkt. Erst ab der Blütezeit
wird mit A. Willaert die Entwicklung in Venedig und übrigen Teilen Italiens fortgesetzt.

Das klassische Madrigal (1550–1580)

In dieser Phase gewinnt das Madrigal an Ausdruck und formaler Vielfalt. Meistens
fünfstimmig, wechselnd homophon und polyphon und mit starken rhythmischen und
harmonischen Kontrasten, werden die musikalischen Mittel zum Ausdruck der Textvorlage
verwandt, die zugleich an formaler Strenge verliert und so die Form freier werden lässt. Die
bedeutendsten Vertreter dieser Zeit sind Orlando di Lasso, Luca Marenzio, Andrea
Gabrieli, zeitweise Giovanni Pierluigi da Palestrina und Philippe de Monte (am Prager
Hof bei Rudolf II. und am Habsburger Hof bei Maximilian II.) . Letzterer kennzeichnet
auch den beginnenden Siegeszug des Madrigals in Europa.

Das späte Madrigal (1580–1620) - Wirkung nach England!

Bereits in den 1560ern und 1570ern kam England durch die Tätigkeit Alfonso
Ferraboscos am Hofe Queen Elizabeths I. in Berührung mit der neuen Form. Obgleich
bereits damals erste Nachahmungen durch englische Komponisten verfasst wurden, begann
die Blüte der Form in England erst 1588 mit dem Erscheinen einer Madrigalsammlung
namens Musica Transalpina mit in das Englische übertragenen Texten, verlegt von
Nicholas Yonge. Die äußerst erfolgreiche Sammlung initiierte explosionsartig die
Entstehung der wohl reichhaltigsten Madrigalkultur außerhalb Italiens mit Vertretern
wie Thomas Weelkes, John Wilbye, William Byrd, Orlando Gibbons, Thomas Morley,
Thomas Tomkins und Thomas Bateson und ließ in den 1620ern sogar einen
eigenständigen Typ des Madrigals, die Ayre, entstehen, die mit zunehmender Beliebtheit
das Madrigal vergessen machte.

Auch in Italien bleibt die Entwicklung nicht stehen. Voll chromatischer


Experimentierfreudigkeit (siehe Hör- und Notenbeispiel) und mit kontrapunktischer
Verflechtung der verschiedenen Stimmen lassen insbesondere das Madrigalwerk Carlo
Gesualdos und die ersten Madrigalbücher Claudio Monteverdis mit ihrer extremen
Ausdruckssteigerung die Ausgeglichenheit der Renaissancemusik bereits hinter sich und
kündigen das Barock an. Auch die Textvorlagen werden freier: meist 6 bis 13 sieben- und
elfsilbige Verse in freier Reimstellung bieten der Musik weiten Raum. Die Verständlichkeit
des Textes wird jedoch zugunsten der musikalischen Darstellung vernachlässigt. Bereits
1601 schrieb Giulio Caccini in seinen Le nuove musiche Arien und Madrigale für eine
Singstimme und Basso continuo; diesen Generalbass entwickelte Monteverdi ab 1605 in
seinen Madrigalbüchern weiter. Dessen achtes Buch Madrigali guerrieri et amorosi von
1638 wird gemeinhin als die Vollendung des Madrigals betrachtet.

Zugleich ist das Madrigal am Ende seiner Entwicklung angelangt. Die barocke Monodie löst
die Polyphonie der Renaissance ab, und die Entstehung neuer Formen wie Oper,
Rezitativ und Oratorium öffnet weitere Horizonte. Das Madrigal geht auf in Formen wie
Kantate und Dialog, als selbstständige Form hört es auf zu existieren.

Bedeutende Madrigalisten
Frühzeit Höhepunkt Spätzeit
• Orlando di Lasso (1532–
• Jacques Arcadelt • Claudio Monteverdi
1594)
(um 1500–1568) (1567–1643)
• Andrea Gabrieli (um
• Adrian Willaert • Carlo Gesualdo
1510–1586)
(1490–1562) (1566–1613)
• Giovanni Pierluigi da
• Costanzo Festa • Heinrich Schütz
Palestrina (um 1515–
(1490–1545) (1585–1672)
1594)
• Cyprian de Rore • Hans Leo Haßler
• Philippe de Monte (1521–
(1516–1565) (1564–1612)
1603)
• Philippe Verdelot • Johann Hermann
• Luca Marenzio (* 1553
(1490–1562) Schein (1586–1630)
oder 1554 - 1599)

Englische Schule

• Alfonso Ferrabosco (1543–1588) • George Kirbye (1565–1634)


(Italienischer Herkunft, aber in England • William Holborne (?–1760)
lebend und wirkend) • Giles Farnaby (1563–1640)
• William Byrd (1543–1623) • Michael Cavendish (1565–1628)
• John Dowland (1563–1626) • John Farmer (um 1570 – nach
• Orlando Gibbons (1583–1625) 1601)
• Thomas Morley (1557–1602) • John Bennett (1735–1784)
• Thomas Tomkins (1572–1656) • Richard Carlton (um 1558 – um
• Thomas Weelkes (1576–1623) 1638)
• John Wilbye (1574–1638) • Michael East (um 1580–1648)
• Peter Philips (1561–1628) • Thomas Greaves
• John Bull (1562–1628) • Robert Jones (1577 – nach 1617)
• Thomas Campion (1567–1620) • Henry Lichfield
• John Jenkins (1592–1678) • Francis Pilkington (um 1565–
• John Mundy (1529–1591) 1638)
• Thomas Bateson (1570–1630) • John Ward (1571–1638)
• Thomas Vautor (um 1580–?)

Beispiele siehe oben bei Lasso und Marenzio, zu England das nächste Mal.
5) Ergänzungen zur Kirchenmusik von 1300 bis 1600
Der Beginn der Protestantischen Kirchenmusik

Die erste Erwähnung des Wortes „Kirchenmusik“ : Um das Jahr 1300 wurde das
Wort „Kirchenmusik“ (musica ecclesiastica) erstmals von dem
Musiktheoretiker Johannes de Grocheo verwendet und zwar für den
Gregorianischen Gesang im Gegensatz zu den mehrstimmigen Gattungen.
Vom Konzil von Vienne und seinen Auswirkungen

Auf dem Konzil von Vienne, das in den Jahren 1311 und 1312 stattfand, forderten die
Dominikaner das Verbot der Motette (Problem: Die Textverständlichkeit war nicht
mehr gegeben). Daraufhin versuchte Papst Johannes XXII. das entstandene Problem durch
Verbot bestimmter Satztechniken zu lösen, sprach aber auch „gewisse Neuerer“ an. Wichtig
sind nun die Auswirkungen dieses Dekretes. Das Dekret hatte zwar keinen Einfluss auf die
musikalische Entwicklung, bewirkte aber, dass man vielerorts diese Entwicklung der
Motette abschloss. Somit kam es schon im 14. Jahrhundert zu der Verwendung einer
Orgel im Gottesdienst. Jedoch wurden die liturgischen Gesänge nicht verdrängt,
sondern die liturgische Musik war oft von Abwechslung zwischen Orgel und Gesängen
geprägt, der sog. „Alternatim-Praxis“. Dabei wird die eine Hälfte der Lieder vom Chor
gesungen, die andere Hälfte übernimmt die Orgel in einer mehrstimmigen Bearbeitung,
dem Versett. Andere Musikinstrumente wurden jedoch kaum verwendet.

Die Kirchenmusik der Renaissance

Im Laufe des 15. Jahrhunderts kam man von den meist lokalen musikalischen
Praktiken zur so genannten gemeineuropäischen Musikkultur, die durch das Konzil von
Konstanz entscheidend vorangetragen wurde. Das bedeutete, dass Hofkapellen die
„Funktion musikalischer Institutionen“ erhielten; es kam zu einer Gründungswelle von
Kapellen an Kathedralen, Stiftskirchen und Stadtkirchen. Die tragenden Komponisten
sind die Meister der „Franko-Flämischen Schule“,

Im 16. Jahrhundert kam es mit der Reformation zur Spaltung der Kirche in den
Katholizismus und den Protestantismus. Somit müssen ab hier katholische und
evangelische Kirchenmusik getrennt voneinander betrachtet werden. Eine ebenfalls
eigenständige Entwicklung nahm die gottesdienstliche Musik der Church of England.

Die Reform der katholischen Kirchenmusik auf dem Konzil von Trient

Konzil von Trient

Auf dem Konzil von Trient 1545 gab es zwei


unterschiedliche Auffassungen über die Reform der
Kirchenmusik: Die Einen suchten die Tradition von
Messe und Motette, die Anderen eine neue, wortgezeugte
Kirchenmusik, welche das Madrigal (= mehrstimmige,
solistische Vokalkomposition) zum Vorbild haben sollte. Das Konzil endete jedoch nur
mit einem Verbot von „anstößigen Melodien“. Außerdem wird auf dem Konzil die
Frage der Textverständlichkeit durch den Mailänder Kardinal Borromeo aufgegriffen.
(siehe Palestrina) Die eigentliche Bedeutung des Konzils für die Kirchenmusik liegt darin,
dass von nun ab die Kirchenmusik als „Ausschmückung“ der Liturgie betrachtet wurde.

Die evangelische Kirchenmusik

Die Anfänge
Die evangelische Kirchenmusik wurde durch Martin Luther, Thomas Müntzer und den
protestantischen Kantor Johann Walter begründet. Sie
verwendeten das Wort „Kirchenmusik“ jedoch nicht. Es ging
um die Musik als Schöpfergabe, speziell für den
gottesdienstlichen Gebrauch. Im Mittelpunkt standen der
deutschsprachige Choral und der Gemeindegesang.

Auch innerhalb der reformatorischen Täuferbewegung entstanden


eine Reihe neuer Kirchenlieder, die später im Ausbund abgedruckt
wurden.

Wegen der Gefahr, dass der ästhetische Genuss die inhaltliche


Botschaft verdrängen könne, verbannte Ulrich Zwingli die
Kirchenmusik zeitweise völlig aus dem Gottesdienst der
Reformierten Kirche. (Zürich)
Martin Luther
Johannes Calvin ließ den einstimmigen Gemeindegesang unter
strengen Auflagen wieder zu. Aber erst nach seinem Tod
fanden schlichte vierstimmige Chorsätze (Genfer Psalter)
ihren Platz im reformierten Gottesdienst.

Die weitere Entwicklung bis zum 19. Jahrhundert

Die Eigenständigkeit der evangelischen Kirchenmusik entfaltet


sich an dem, zunächst an mittelalterliche Formen anknüpfenden,
lutherischen Kirchenlied. Die typische Lesungsmusik waren oft
vertonte Evangeliensprüche.

Mitte des 17. Jahrhunderts entstand mit den Abendmusiken


an der Marienkirche in Lübeck unter den Marienorganisten
Johannes Calvin
Franz Tunder und Dietrich Buxtehude die erste Reihe von
kirchlichen Konzertveranstaltungen außerhalb des Gottesdienstes, für die sie speziell
komponierten. (Später dazu Näheres…)

Das Werk von J.S. Bach stellt schließlich den Höhepunkt der Entwicklung im Barock
dar.

Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde dann schließlich der Begriff „Kirchenmusik“
eingeführt. Er sollte lediglich die Funktion der Musik beschreiben, nicht jedoch den Stil.

Während der Aufklärung verfielen die alten gottesdienstlichen Formen, die alten
Kirchenlieder wurden modernisiert und es kam allgemein zur Emanzipation des
Geisteslebens. Die Aufklärung war somit eine Epoche des Niedergangs der
Kirchenmusik.

Durch die romantische Restauration im 19. Jahrhundert gab es zwar eine Rückkehr zur
Überlieferung. Jedoch versuchte man nur Vergangenes wiederherzustellen. Die Folge
war, dass sich die evangelische Kirchenmusik nun selbst ins Abseits der allgemeinen
musikalischen Entwicklung gestellt hatte. Das äußerte sich auch im Komponierverhalten
großer Komponisten jener Zeit, wie Mendelssohn Bartholdy oder Brahms, die kaum
Kirchenlieder komponierten.

Die Kirchenmusik im 20. Jahrhundert

Verbunden mit der liturgischen Erneuerung gab es in den 1920er und 1930er Jahren
auch eine kirchenmusikalische Erneuerungsbewegung mit dem Ziel einer neuen
Heiligung der gottesdienstlichen Musik, orientiert an der Reformation und der Musik
des deutschen Hochbarock, unter Ausschluss subjektiver Romantizismen.

Seit Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 kam es zu einer großen Entfaltung der
Kirchenmusik. Die Voraussetzung dafür war die Wiederherstellung eines
hauptberuflichen Kantorenstands.

Ab der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts führte die Entwicklung der
Kompositionsverfahren zu einem neuen Auseinandertreiben zwischen
kirchenmusikalischer Moderne und gottesdienstlicher Gebrauchsmusik.

Im Zuge der allgemeinen Entwicklung der Musik hielten Elemente aus der
Popularmusik Einzug in die Kirchenmusik. Vor allem in den 1960er Jahren kam es zu
zahlreichen Neuschaffungen von Kirchenliedern, von denen einige – wie das bekannte
„Danke-Lied“ – sofort immens populär wurden. Titel wie „Jazzmesse“ versuchten
Inspiration durch den Jazz zu suggerieren, aber faktisch ist ein großer Teil der damals
unter solchem Rubrum entstandenen Musik nicht eigentlich durch Jazz, Beat oder Rock
beeinflusst. Insofern diese Musik während eines Gottesdienstes und dazugehörend
aufgeführt wird, ist sie als Kirchenmusik zu bezeichnen (siehe Neues Geistliches Lied).
Dazu rechnet auch die auch außerhalb der USA immens beliebt gewordene
Gospelmusik, die aus dem Spiritual hervorgegangene sakrale Urform des Soul.

Die Kirchenmusik in der Anglikanischen Kirche

Auch in den Kirchen der anglikanischen Tradition gibt es Gesangbücher sowie eine reiche
Tradition von Kirchenliedern und anderer Kirchenmusik gemäß dem Book of Common
Prayer mit den Hauptformen Anthem und Service.
- Johann Walter
Johann Walter (alias Johann Blankenmüller, auch Johannes Walter; * 1496 in Kahla,
Thüringen; † 25. März 1570 in Torgau) war ein Kantor und Herausgeber des ersten
evangelischen Chorgesangbuchs (Geistliches Gesangbüchlein, 1524).

Leben

Christ lag in Todesbanden in Walters


Chorgesangbüchlein, 1524

Von 1548 bis 1554 war er Hofkapellmeister in


Dresden. Dort gründete und leitete er die
Kurfürstliche Hofkantorei.

1524 wurde Walter von Martin Luther beauftragt, das


Wittenberger Liederbuch ("Geistliches Gesangbüchlein") herauszugeben. 1525 zog
Luther ihn für die Ausarbeitung seiner "Deutschen Messe" heran. Johann Walter gilt
als „Urkantor“ der evangelischen Kirche. Viele Melodien zu Luther-Liedern sind in
Zusammenarbeit mit Johann Walter entstanden.

Einer seiner Torgauer Schüler war Georg Otto (1550–1618), der wiederum Lehrer von
Heinrich Schütz wurde.

„Christ lag in Todesbanden“

https://www.youtube.com/watch?v=0ZOl7_OKDUM

Lucas Osiander der Ältere - Kantionalsatz

Lucas Osiander (* 16. Dezember 1534 in Nürnberg; †


17. September 1604 in Stuttgart) war ein deutscher
Pfarrer der Evangelischen Landeskirche in Württemberg.
Er war der Sohn des Reformators Andreas Osiander.

Gleichermaßen in Theologie und Musik bewandert,


initiierte Lucas Osiander das erste württembergische
Gesangbuch von 1583 und vertonte 1586 die
reformatorischen Kernlieder als „Kantionalsätze“, um
damit der Gemeinde die Möglichkeit zu geben, bei
Figuralmusik mitzusingen.
- Andreas Osiander der Jüngere

Andreas Osiander, Holzschnitt von 1606

Andreas Osiander der Jüngere (* 26. Mai 1562 in


Blaubeuren; † 21. April 1617 in Tübingen) war ein
deutscher lutherischer Theologe und Kirchenlieddichter.

- Melchior Vulpius
Melchior Vulpius (* um 1570 in Wasungen; † 7. August 1615 in Weimar) war ein deutscher
Kantor und Kirchenkomponist.

Er verfasste und veröffentlichte Kirchenmusik, eine seiner bekanntesten Vertonungen ist die
für das Kirchenlied "Ach, bleib mit deiner Gnade" zum Text vom Josua Stegmann, das in
evangelischen Kirchen gern zum Jahreswechsel und zum Beschluss des Gottesdienstes
gesungen wird. Wichtige Zusammenstellungen waren die Cantiones sacrae (1602 und 1604);
Kirchengesänge und geistliche Lieder Dr. Luthers (1604); Canticum beatissimae (1605) und
Ein schön geistlich Gesangbuch (1609). Das Cantional (eine Liedersammlung) wurde 1646 in
Gotha, nach seinem Tod, veröffentlicht.

- Johann Staden

Portrait von Johann Staden

Johann Staden (getauft am 2. Juli 1581 in Nürnberg; dort


begraben am 15. November 1634) war ein deutscher Organist
und Komponist.

Von Richard Wagners Oper Rienzi gibt es ein Quodlibet im


Arrangement von Josef Schantl.
6) Begriff Hofkapelle - Staatskapelle in
Deutschland
Staatskapelle oder Staatsorchester ist ein Namensbestandteil mehrerer bedeutender
deutscher Orchester, die zumeist ihren Ursprung in den Hofkapellen der Fürstenhäuser
haben, für die sie die örtlichen Opernhäuser bespielten. Sie sind später zu staatlichen
Institutionen geworden. Auch heute noch sind diese Orchester in den meisten Fällen an die
Institution der Oper gebunden; sie treten aber auch als konzertierendes Sinfonieorchester auf.

Beispiele
Staatskapellen (ehemals Hofkapellen):

• Staatskapelle Berlin
• Sächsische Staatskapelle Dresden
• Staatskapelle Halle
• Badische Staatskapelle Karlsruhe
• Mecklenburgische Staatskapelle Schwerin
• Staatskapelle Weimar
• Königliche Hofkapelle (Kungliga Hovkapellet) – Königliche Oper (Stockholm)

Ebenfalls aus Hofkapellen leiten sich her:

• Bayerisches Staatsorchester
• Staatsorchester Braunschweig
• Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt (Oder)
• Meininger Hofkapelle
• Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
• Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
• Staatsorchester Kassel
• Philharmonisches Staatsorchester Mainz
• Staatsorchester Rheinische Philharmonie
• Staatsorchester Stuttgart
• Loh-Orchester Sondershausen

• Zur Wiener Hofmusikkapelle siehe hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wiener_Hofmusikkapelle

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