Abschlusspriifung 2017
an Berufsfachschulen fiir Altenpflege
Prifungsfach: Grundlagen der Pflege
Prifungstag: 26. Juni 2017
Bearbeitungszeit: 120 Minuten
Zugelassene
Hilfsmittel: keine
Hinweis:
Die folgende Aufgabe besteht aus Teil A und Teil B. Beide Aufgabenteile sind zu be-
arbeiten. Je Aufgabe sind insgesamt 100 Punkte zu erreichen (Teil A-30 Punkte, Teil
B- 70 Punkte)
Notenschitissel:
Note Punkte
1 (sehr gut) 100 bis 92
2 (gut) 91 bis 81
3 (befriedigend) | 80 bis 67
4 (ausreichend) | 66 bis 50
S(mangelhaft) | 49 bis 30
6(ungenigend) | 29 bis 0
| Punkte Note: Unterschrift
Erstkorrektor_|
ZweitkorrektorAufgabe:
Teil A (30 Punkte)
1 Der Pflegeprozess ist Grundiage for Ihr professionelles
Handein.
Zahlen Sie die vier Schritte des Pflegeprozesses nach der
WHO auf.
2 Geben Sie drei Ziele an, die die Pflegewissenschaft verfolgt.
3 Nennen Sie drei Merkmale des Pflegesystems ,Primary
Nursing’.
4. Zahlen Sie fanf Inhalte eines Pflegestandards auf.
5 Beschreiben Sie drei Grundsatze, die bei der Ethebung der
biographischen Daten eines alten Menschen zu beachten sind,
6. Zur Erarbeitung der Biographie gibt es verschiedene Methoden.
Geben Sie drei Methoden an.
7 Nennen und erlautern Sie drei erforderliche Kompetenzen, die
eine Pflegefachkraft ausmachen.
- 2- Aufgabe ,Herr Kerscher*
(4 P)
(3P)
(GP)
(@P)
(6P)
(3 P)
(6P)
30P.Aufgabe: ,,Herr Kerscher“
Teil B (70 Punkte)
Sie betreuen an Ihrem Arbeitsplatz, dem Pflegedienst ,Herzwerker’, den 90-jahrigen
Emil Kerscher. Herr Kerscher lebt mit seiner Ehefrau zuhause im Bayerischen Wald.
Er stammt aus einem Bauernhof und war im Autohandel tatig. Mit Leib und Sele war
er Jager. Sein geliebtes Hobby — das Kartenspielen — ist nicht mehr méglich, da er
nicht mehr mit dem Auto ins Dorf fahren kann.
Herr Kerscher ist ein kleiner, sehr schlanker Mann. Er bevorzuat brelige und weiche
Kost. Auf sein gepfiegtes Augeres legt er grofen Wert. Aufgrund seiner Erkrankung
COPD kann er sich nur innerhalb der Wohnung bewegen und geht kaum nach
drauBen. Er ist sehr gangunsicher und hat aufgrund seiner Arthrose standig
‘Schmerzen (besonders morgens). Er benutzt einen Rollator. Zur Unterstiitzung der
Atmung verwendet er ein Sauerstoffgerat mit Sauerstofforille, welches er selbst
bedienen kann. Besonders morgens leidet er unter Husten und Auswurf. Bei geringer
Belastung, z. B. Korperpfiege oder Gehabungen, gerat er sehr schnell in Atemnot. Er
bekommt nur in einer sitzenden Position ausreichend Luft, auch nachts ist das
Kopfteil des Bettes sehr hoch gestellt.
Aufgrund der Gesamtsituation ist die Ehefrau Oberfordert. Die Kinder sind der
Ansicht, far solche Situationen gabe es Pflegepersonal. Herr Kerscher lehnt jedoch
jede externe Hilfe ab. Er erwartet, dass seine Familie die anfallenden Aufgaben
‘bernimmt.
Die Kinder haben dennoch die Ubernahme der Kérperpflege dreimal wéchentlich
durch den Pflegedienst veranlasst. Der MDK sprach Herm Kerscher den Pflegegrad
3zu
Herr Kerscher halt mit seiner ablehnenden Haltung nicht hinter dem Berg, er schimpft
immer wieder: ,Far das bisschen Waschen so viel Geld zu verlangen’, ,Damit ich
meinen Mund spile, soll ich 3 Euro zahlen’ oder ,Die Anfahrtspauschale ist viel zu
teuer."
Ihre Kolleginnen fahren deshalb nicht gerne zu Herm Kerscher und beklagen sich in
der Teambesprechung bei der Pflegedienstleitung Uber die Situation. Die
Pflegedienstleitung beschlieft daraufhin, Sie im Rahmen einer Pflegevisite bei Herr
Kerscher zu begleiten, Dieser Besuch verlauft nicht zufriedenstellend. Nachdem die
Pflegedienstleitung sich vorgestellt hat, wirft Herr Kerscher sie beide aus dem Haus,
weil er keine Schwester flrs ,Zuschauen* bezahlt,
-3- Aufgabe ,Herr Kerscher"Aufgabe: ,,Herr Kerscher“
Teil B (70 Punkte)
2
a)
b)
°)
4,
a)
b)
5.
a)
»)
6.
Herr Kerscher zeigt seine ablehnende Haltung gegenuber dem
Pflegepersonal sehr deutlich.
Fuhren Sie vier mégliche GrUnde far die ablehnende Haltung
von Herm Kerscher auf.
Herr Kerscher hat Sie und die Pflegedienstleitung wahrend der
Pfiegevisite aus seinem Haus rausgeworfen. Er hat sie beide
Zusatzlich als ,faul und arbeitsscheu" beschimpft.
Nennen Sie drei mogliche Gefuhle, die in dieser Situation bei
Ihnen aufkommen kénnten.
Erlautern Sie den vorhandenen ethischen Konflikt zwischen
Herrn Kerscher und Ihnen.
Geben Sie zwei Unterstitzungsmoglichkeiten an, die Ihnen
und Ihrem Team zur Bewaltigung dieses Dilemmas zur
Verfiigung stehen.
‘Sie haben Uber Ihre Hausbesuche einen Pfiegebericht zu
fahren. Der heutige Pflegebericht fallt Ihnen besonders.
schwer,
Formulieren Sie funf allgemeine Prinzipien, die Sie bei der
Dokumentation im Pflegebericht beachten missen.
Formulieren Sie den heutigen Eintrag ins Berichteblatt mit drei
Angaben,
Herr Kerscher wurde zu Begin seiner Versorgung von Ihnen
aufgenommen und Sie haben ihn von Anfang an ablehnend
gegenuber dem Pflegepersonal erlebt.
Beschreiben Sie den ,ersten Eindruck’ als Wahrnehmungs-
und Beurteilungsfehler mit zwei Aspekten.
Fihren Sie zwei Folgen auf, die dieser Wahrehmungsfehler
far Ihre Arbeit mit Herm Kerscher haben kann.
Nennen Sie drei Ziele, die die PDL mit der Durchfuhrung einer
Pflegevisite im Rahmen des Pflegeprozesses verfolat.
-4- Aufgabe ,Herr Kerscher*
(Pp)
(3 P)
(2P)
(2P)
(SP)
(3P)
@P)
@P)
@P)10.
1
b)
b)
Um einen Zugang zu Herrn Kerscher herzustellen, ist es
hilfreich, im Gesprach an biographische Daten anzuknipfen.
Fiihren Sie drei biographische Daten von Herrn Kerscher aut
und geben Sie jeweils an, wie Sie diese Daten nutzen kénnen.
Ihnen stehen verschiedene Informationsquellen zur
Verfagung.
Nennen Sie drei Beispiele bezogen auf Herm Kerscher.
Sie beziehen bei der Erstellung der Pflegeplanung einige
Nationale Expertenstandards mit ein.
Nennen Sie drei Nationale Expertenstandards, die bei Herm
Kerscher anzuwenden sind und begrinden Sie jeweils die
‘Auswahl.
Bei Ihrer Auswahl handelt es sich zum Teil um potenzielle
Pflegeprobleme.
Definieren Sie den Begriff potenzielle Pflegeprobleme mit drei
‘Merkmalen.
Fuhren Sie drei weitere potenzielle Pflegeprobleme von Herrn
Kerscher auf.
Stellen Sie sich drei Fragen, die helfen, die Ressourcen von
Herrn Kerscher zu erkennen.
Formulieren Sie far Herm Kerscher fr die ABEDL®-Bereiche
sich bewegen kénnen’, , Vitale Funktionen aufrechterhalten
kénnen‘ und ,sich pflegen konnen‘ jeweils ein aktuelles
Problem nach dem PES/PAS-Format.
Arbeiten Sie zu den oben genannten Problemen jeweils eine
Ressource, ein Ziel und eine MaBnahme heraus,
- 5 - Aufgabe ,Herr Kerscher*
(6P)
(BP)
(6P)
(BP)
(3P)
(3P)
(9P)
(9P)
70PAbschlusspriifung 2017
an Berufsfachschulen fir Altenpflege
Prifungsfach: Grundlagen der Pflege
Prifungstag: 26. Juni 2017
Bearbeitungszeit: 120 Minuten
Zugelassene
Hilfsmittel: keine
Hinweis:
Die folgende Aufgabe besteht aus Teil A und Teil B. Beide Aufgabenteile sind zu be-
arbeiten. Je Aufgabe sind insgesamt 100 Punkte zu erreichen (Teil A-30 Punkte, Teil
B- 70 Punkte)
Notenschliissel:
Note Punkte
4 (sehr gut) 100 bis 92
~ 2 (gut) 91 bis 81
3 (befriedigend) | 80 bis 67
‘4 (austeichend) | 66 bis 50
‘5 (mangeinaft) | 49 bis 30
6 (ungendigend) | 29 bis 0
Punkte Note Unterschrift
Erstkorrektor i
([Zweitkorrektor
—S—— =Aufgabe:
Teil A (30 Punkte)
1 Teilen Sie die Pflegemodelle/-theorien nach A. Meleis ein und
nennen Sie jeweils eine/n Vertreteriin.
2 Zaflen Sie die funf Stufen der Bedurrnispyramide nach A. Maslow
auf.
3. __Definieren Sie mit vier Angaben den Begriff Evidence-based
Nursing" (EBN),
4. __D. Orem unterscheidet drei grundsatzliche Pfiegesysteme.
Nennen und eriautern Sie diese!
5. _Zahlen Sie drei Ma&nahmen der Primarpravention auf.
6 _ Im Pfiegeprozess ist die Biographiearbeit ein wesentlicher Be-
standtell
Erlautern Sie dies mit drei Argumenten.
- 2 Aufgabe .Frau Bernhardt"
(6P)
(5P)
(4P)
(6P)
(3 P)
(6 P)
30PAufgabe: ,,Frau Bernhardt“
Teil B (70 Punkte)
Fallbeispiel
Frau Bernhardt ist 82 Jahre und verbrachte ihr ganzes Leben auf dem elterlichen
Bauemnhof in Bayern. Nach dem Krieg heiratete sie und bekam die Zwillinge Kathari-
na und Therese. Ihr Mann Alfred verstarb frih durch einen Autounfall. Frau Bernhardt
war immer auf sich allein gestellt, auch bei der Bewirtschaftung des Hofes. Da die
Tochter nicht bereit waren den Bauernhof weiter zu fuhren, entschloss sich Frau
Bernhardt die Felder zu verpachten und den Viehbestand zu verkaufen.
Die letzten 20 Jahre lebte sie alleine auf ihrem Anwesen.
Aufgrund ihres hohen Alters fielen ihr das Einkaufen und Putzen immer schwerer.
Ihre beiden Téchter sind verheiratet und leben 100 km weit entfernt. Die geistig rege
Seniorin liest gerne und spielte Dienstag und Donnerstag mit ihren Freundinnen Kar-
ten. Da eine Freundin verstorben ist und die andere ihre Wohnung aus gesundheiti-
chen Griinden nicht mehr verlassen kann, muss sie auf dieses gesellige Hobby ver-
zichten. Frau Bernhardt faite sich oft sehr einsam und beschioss, in das éortliche Se-
niorenheim ,Herbstblatt* zu ziehen.
In die Hausgemeinschatt lebte sich Frau Bernhardt sehr leicht ein, da sie schnell
Kontakte kndpfen konnte. Ihr moidischer Kleidungsstil war auffallig,
Bei einer Geburtstagsfeier in der Einrichtung fiel sie wie ,vom Schlag getroffen* plotz-
lich vor Stuhl. Der sofort verstandigte Notarzt fand Frau Bernhardt bewusstlos vor
und veranlasste die Einweisung in die Klinik.
In der Notaufnahme wurde die Diagnose Apoplex gestellt. Nach abgeschlossener
Akutbehandlung auf der Stroke Unit und anschlieBender Rehabilitation wird Frau
Bemhardt wieder in das Pflegeheim entlassen.
Im Uberteitungsbogen werden folgende Informationen weitergeleitet:
Die Vitalwerte von Frau Bernhardt sind stabil.
Frau Bernhardt ist weitgehend immobil aufgrund einer Hemiparese rechts. Ihr groer
Wunsch ist es, sich wieder im Zimmer fortbewegen zu kénnen. Sie hat eine Gesichts-
feldeinschrankung rechts und eine Broca - Aphasie. Die Sprachstérung zeigt sich in
einem reduzierten, roboterartigen Sprachstil. Des Weiteren ist Frau Bernhardt harn-
und stuhlinkontinent. Far die momentane Versorgung erhielt sie eine PEG - Anlage,
da aufgrund einer Dysphagie 2urzeit die orale Nahrungsaufnahme nur erschwert
moglich ist. Frau Bernhardt winscht sich jedoch wieder normal essen zu kénnen.
Durch die massiven Einschrankungen ist sie auf eine umfassende Hilfestellung durch
das Pflegepersonal angewiesen.
Frau Bernhardt, eine ehemals gute Erzahlerin, leidet sehr unter der sprachlichen Ein-
schrankung. Auch beim Schreiben und Lesen werden die beschriebenen Probleme
deutlich. Dies stimmt sie oft traurig und weinerlich, da sie ein sehr geselliger Mensch
ist.
- 3 Aufgabe ,Frau Bernhardt"Aufgabe: ,,Frau Bernhardt“
Teil B (70 Punkte)
Fragestellungen zum Fallbeispiel:
1
b)
b)
Sie fahren das Aufnahmegesprach mit Frau Bernharct.
Benennen Sie vier Ziele dieses Gesprachs.
Ihre Aufgabe ist es das Pflegeassessment durchzufuhren.
Erklaren Sie anhand von drei Merkmalen den Begriff ,Pflegeas-
sessment’
‘Wahlen Sie drei Assessmentinstrumente aus, die Sie bei Frau
Bernhardt anwenden. Begruinden Sie jeweils Ihre Auswahl.
Bei der Pflegediagnostik ist die Formulierung nach dem PES,
bzw. PAS - Schema tiblich.
Nennen und erlautern Sie die Bestandteile des PES, bzw. PAS —
‘Schemas.
Erstellen Sie, bezogen auf das Fallbeispiel, zwei Pflegediagnosen
nach dem PES, bzw. PAS - Schema.
Das Erstellen der Pegeplanung ist eine Kemaufgabe berufich
Pflegender.
Nennen Sie drei ABEDL® - Bereiche, in denen Frau Bemhardt in
ihrer Selbstversorgung beeintrachtigt ist
Geben Sie zu den unter 4a) genannten ABEDL® je ein Problem
und eine Ressource an, formulieren Sie dazu ein Ziel und eine
MaBnahme.
Frau Bemhard soll auf der Pflegestation des Seniorenheims
Herbstblatt” weiterhin rehabilitativ versorgt werden.
‘Schatzen Sie die generelle Rehabiltationsfahigkeit von Frau
Bernhardt anhand von drei Kriterien ein.
Das interdisziplinare Team spielt bei der Rehabilitation eine groBe
Role.
Nennen Sie drei Berufsgruppen, die Sie im Fall von Frau Bem-
harat einbeziehen, und beschreiben Sie die Ziele jeder Beruts-
gruppe.
Die existentiellen Erfahrungen in der Biografie von Frau Bernhardt
haben entscheidenden Einfluss auf das Erleben und Verarbeiten
- 4~ Aufgabe ,Frau Bernhardt
@P)
(3P)
(6P)
@P)
(6P)
(BP)
(12P)
(3P)
(6P)
(6P)a)
b)
der plotzlich eingetretenen Krankheitssituation,
Fahren Sie drei wesentliche biografische Gesichtspunkte bei Frau
Bernhardt auf und beschreiben Sie jeweils deren Auswirkungen
auf ihre aktuelle Situation
Frau Bernhardt hat in der RehabilitationsKlinik ,Bezugspfiege" als
Pfiegesystem kennengelemt. Die Tochter der Bewohnerin, Frau
‘Schmidt, fragt Sie nach diesem Pflegesystem.
Erklaren Sie Frau Schmidt den Begriff ,Bezugspfiege" mithilfe von
rei Merkmalen
Zeigen Sie Frau Schmidt drei Vortelle dieses Pflegesystems fur
Frau Bernhardt aut.
Fiuhren Sie drei Nationale Expertenstandards aut, die bei der Ver-
ssorgung von Frau Bemhardt beachtet werden und belegen Sie
diese mit Hinweisen aus dem Fallbeispiel.
Beschreiben Sie anhand von drei Kriterien, wie Sie das ganzheit-
liche Menschenbild bei der Pflege von Frau Bemhardt umsetzen.
- 5 Aufgabe ,Frau Bernhardt"
(3P)
(6P)
70PAbschlussprifung 2017
an Berufsfachschulen fiir Altenpflege
Prifungsfach: Grundlagen der Pflege
Prifungstag: 26. Juni 2017
Bearbeitungszeit: 120 Minuten
Zugelassene
Hilfsmittel: keine
Lésungsvorschlag
Note | Punkte
[1 (sehrgut) | 00 bis 2]
[2 (gut 91 bis 81 a
3 (befriedigend) 80 bis 67
4 (ausreichend) 66 bis 50
5 (mangelhaft) 49 bis 30
[6 (ungenuigend) | 29 bis 0
Hinweis:
Die folgende Aufgabe besteht aus Teil A und Teil B. Beide Aufgabenteile sind zu be-
arbeiten. Je Aufgabe sind insgesamt 100 Punkte zu erreichen (Teil A-30 Punkte, Teil
B- 70 Punkte)
Die Vorsitzende/der Vorsitzende des Priifungsausschusses waht (im Benehmen mit
den fachlich zusténdigen Lehrkréfien des Prifungsausschusses) am Prifungstag
eine Aufgabe aus. Bei Parallelklassen konnen unterschiedliche Aufgaben gewahit
werden,Aufgabe: ,,Herr Kerscher“*
Teil A (30 Punkte)
1 Der Pflegeprozess ist Grundlage fur Ihr professionelles (4P)
Handeln.
Zahlen Sie die vier Schritte des Pflegeprozesses nach der
WHO auf.
2B.
- Pflegebedarfserhebung / Assessment
= Planung
- Intervention
- Evaluation
2. Geben Sie drei Ziele an, die die Pflegewissenschatt verfolgt. (BP)
zB.
~ - eine wissenschaftlich basierte Grundlage fiir die
berufliche Praxis schaffen
- Weiterentwicklung der beruflichen Pflege
= Starkung der beruflichen Autonomie
3 Nennen Sie drei Merkmale des Pflegesystems ,Primary @P)
Nursing"
2.B.:
= stdindig gleiche Bezugsperson
~ Umsetzung des Pflegeprozesses liegt in einer Hand
- die Verantwortung liegt 24 Stunden, 7 Tage die
Woche bei der Bezugsperson
4. Zahlen Sie funf Inhalte eines Pflegestandards aut. (P)
2B.
~ Titel des Standards
- Zweck und Ziel des Standards
= genaue Beschreibung, wann und von wem der
Pflegestandard angewandt wird
- MaBnahmenbeschreibung: Vorbereitung,
Durchfiihrung und Nachbereitung
- Evaluation: Hier wird ein Uberpriiftungsdatum des
Standards selbst genannt
5. (6P)
Beschreiben Sie drei Grundsaitze, die bei der Erhebung der
biographischen Daten eines alten Menschen zu beachten sind
zB.
- die persénlichen Daten der alten Menschen
-2- Losung ,Herr Kerscher*unterliegen dem Datenschutz, der alte Mensch dart
nicht zum glasernen Menschen werden, egal aus
welchen Motiven
- Informationen diirfen nicht ,erzwungen“ werden; es
ist zu respektieren, wenn ein Mensch Uber etwas
nicht sprechen will
-. der alte’Mensch darf niemals wegen Daten aus
seiner Biographie beschamt werden, die Wirde des
Menschen ist unantastbar
Zur Erarbeitung der Biographie gibt es verschiedene Methoden.
Geben Sie drei Methoden an.
2.B.:
= Biographiebogen
= Gesprache mit den Betroffenen, Angehérigen und
Bekannten
- Beobachtung und aufmerksames Zuhéren
Nehnen und erkéiutem Sie drei erforderliche Kompetenzen, die eine
Pflegefachkraft ausmachen.
ZB.
- Personale Kompetenz
Selbstsicheres Auftreten, durchdachte Wertvorstellungen,
Reflektion des eigenen Handelns, angemessener Umgang
mit Nahe und Distanz
Soziale Kompetenz
Bezeichnet die Bereitschaft und Fahigkeit eine Beziehung
aufzubauen und zu gestalten, Interesse, Offenheit und
Empathie fur den Menschen zu haben
- Fachkompetenz
aktuelles und umfassendes Fachwissen als Grundlage der
Pflegeinterventionen
-3- Losung ,Herr Kerscher"
(3P)
(6P)
30PAufgabe: ,,Herr Kerscher“
Teil B (70 Punkte)
Sie betreuen an Ihrem Arbeitsplatz, dem Pflegedienst ,Herzwerker", den 90-jahrigen
Emil Kerscher. Herr Kerscher lebt mit seiner Ehefrau zuhause im Bayerischen Wald.
Er stammt aus einem Bauemhof und war im Autohandel tatig. Mit Leib und Sele war
er Jager. Sein geliebtes Hobby — das Kartenspielen - ist nicht mehr méglich, da er
nicht mehr mit dem Auto ins Dorf fahren kann
Herr Kerscher ist ein kleiner, sehr schlanker Mann. Er bevorzugt breiige und weiche
Kost. Auf sein gepflegtes AuGeres legt er groSen Wert. Aufgrund seiner Erkrankung
COPD kann er sich nur innerhalb der Wohnung bewegen und geht kaum nach
draufen. Er ist sehr gangunsicher und hat aufgrund seiner Arthrose standig
Schmerzen (besonders morgens). Er benutzt einen Rollator. Zur Unterstutzung der
Atmung verwendet er ein Sauerstoffgerat mit Sauerstoffprille, welches er selbst
bedienen kann. Besonders morgens leidet er unter Husten und Auswurf. Bei geringer
Belastung, z. B. Kérperpfiege oder Gehbungen, gerat er sehr schnell in Atemnot. Er
bekommt nur in einer sitzenden Position ausreichend Luft, auch nachts ist das
Kopfteil des Bettes sehr hoch gestellt.
Aufgrund der Gesamtsituation ist die Ehefrau Oberfordert. Die Kinder sind der
Ansicht, fur solche Situationen gibt es Pflegepersonal, Herr Kerscher lehnt jedoch
jede externe Hilfe ab. Er erwartet, dass seine Familie die anfallenden Aufgaben
Obernimmt.
Die Kinder haben dennoch die Ubemahme der Kérperpfiege dreimal wéchentlich
durch den Pflegedienst veraniasst. Der MDK sprach Herrn Kerscher den Pflegegrad
3zu
Herr Kerscher halt mit seiner ablehnenden Haltung nicht hinter dem Berg, er schimpft
immer wieder: ,F dr das bisschen Waschen so viel Geld zu verlangen’, ,Damit ich
‘meinen Mund spale, soll ich 3 Euro zahlen* oder ,Die Anfahrtspauschale ist viel zu
teuer."
Ihre Kolleginnen fahren deshalb nicht gerne zu Herr Kerscher und beklagen sich in
der Teambesprechung bei der Pflegedienstleitung Uber die Situation. Die
Pflegedienstleitung beschliet daraufhin, Sie im Rahmen einer Pflegevisite bei Herm
Kerscher zu begleiten. Dieser Besuch veriauft nicht zufriedenstellend, Nachdem die
Pflegedienstleitung sich vorgestellt hat, wirft Herr Kerscher sie beide aus dem Haus,
weil er keine Schwester firs ,Zuschauen" bezahlt.
-4- Losung ,Herr Kerscher"Aufgabe: ,,Herr Kerscher“
Teil B
2.
a)
»)
)
4
(70 Punkte)
Herr Kerscher zeigt seine ablehnende Haltung gegendber dem
Pflegepersonal sehr deutlich.
Fahren Sie vier mégliche Grinde fir die ablehnende Haltung
von Herm Kerscher auf.
2.B.:
~ Angst vor dem Verlust der Selbstbestimmung
- finanzielle Griinde (so viel Geld fiir so wenig
Leistung)
- Angst vor Betrug (nicht erbrachte Leistungen
werden in Rechnung gestellt)
- Misstrauen (es kommen abwechselnd fremde
‘Menschen ins Haus)
Herr Kerscher hat Sie und die Pflegedienstleitung wahrend der
Pflegevisite aus seinem Haus rausgeworfen. Er hat sie beide
zuséitzlich als ,faul und arbeitsscheu" beschimpft.
Nennen Sie drei mégliche Gefiihle, die in dieser Situation bei
Ihnen aufkommen kénnten
“= Wut auf Herm Kerscher
~ Enttéuschung
= fehlende Wertschatzung
Erlautern Sie den vorhandenen ethischen Konflikt zwischen
Herrn Kerscher und Ihnen.
2.B.
Konflikt zwischen Fursorgepflicht/Verantwortung
gegeniiber Herrn Kercher, der fiir sich das
Selbstbestimmungsrecht und die
Entscheidungsfreiheit in Anspruch nehmen méchte
Geben Sie zwei Unterstatzungsméglichkeiten an, die Ihnen
und Ihrem Team zur Bewaltigung dieses Dilemmas zur
Verfuigung stehen,
2B.
~ ethische Fallbesprechung
- Supervision
Sie haben iber |hre Hausbesuche einen Pflegebericht zu
-5- Losung ,Herr Kerscher*
(@P)
(BP)
(2P)
(2P)b)
a)
fahren. Der heutige Pflegebericht falit Ihnen besonders
schwer.
Formulieren Sie funf allgemeine Prinzipien, die Sie bei der (P)
Dokumentation im Pflegebericht beachten mussen.
2B:
~ keine interpretation und Bewertung der Ereignisse
- die Situation beschreiben
- keine Eintragungen mit Bleistift
~ Eintragungen diirfen nicht dberklebt werden
~ zeitnahe Dokumentation
Formulieren Sie den heutigen Eintrag ins Berichteblatt mit drei (@P)
Angaben,
2B:
- Heute begleitete mich die PDL auf meiner Tour, um
bei Herrn Kerscher eine Pflegevisite durchzufiihren
~ Herr Kerscher brachte deutlich seinen Arger zum
Ausdruck, dass heute zwei Schwestern kommen (er
bezahit keine Schwester firs ,Zuschauen")
- Nachdem sich die Pflegedienstleitung vorgestellt
‘hat, wurden wir von Hr. Kerscher sofort aus dem
Haus gewiesen
Herr Kerscher wurde zu Beginn seiner Versorgung von Ihnen
aufgenommen und Sie haben ihn von Anfang an ablehnend
gegendber dem Pflegepersonal erlebt
Beschreiben Sie den ,ersten Eindruck* als Wahmehmungs- (2P)
und Beurteilungsfehler mit zwei Aspekten
2B:
Der erste Eindruck bildet sich bereits nach wenigen
‘Sekunden. Alle folgenden Wahrnehmungen und
Informationen werden so gewertet, dass sie den
ersten Eindruck nachhaltig stiitzen und ins bereits
gemachte Bild passen.
Fuhren Sie zwei Folgen auf, die dieser Wahmehmungsfehler (4P)
far Ihre Arbeit mit Herm Kerscher haben kann.
2B:
- die ablehnende Haltung von Herrn Kerscher kann
die weitere Beziehung zwischen der Pflegekratt und
ihm negativ beeinflussen
~ zudem kann der Vertrauensaufbau zwischen Herrn
Kerscher und der Pflegekraft dadurch behindert
werden
-6- Losung ,Herr Kerscher*a
Nennen Sie drei Ziele, die die PDL mit der Durchfahrung einer
Pflegevisite im Rahmen des Pflegeprozesses verfolgt,
2B:
- Oberpriifung der Datensammlung (Pflegeanamnese)
- Vollsténdigkeit der Biographiearbeit Uberpriifen
- Evaluation im Rahmen des Pflegeprozesses
Um einen Zugang zu Herm Kerscher herzustellen, ist es
hilfreich im Gespraich an biographische Daten anzukndpfen.
Fhren Sie drei biographische Daten von Herm Kerscher auf
und geben Sie jeweils an, wie Sie diese Daten nutzen kénnen
zB.
Herr Kerscher war mit Leib und Seele Jéger >
Gespréche Uber das Wild und die Tiere im Wald
- war im Autohandel tatig > Unterhaltung Uber Autos
- _ spielte gerne Karten > sich von Herm Kerscher die
Regein des Kartenspiels erklaren lassen
Ihnen stehen verschiedene Informationsquellen zur
\Verftigung. Nennen Sie drei Beispiele bezogen auf Herm
Kerscher.
2B:
- Herr Kerscher selbst
- die Ehefrau
- die Kinder
Sie beziehen bei der Erstellung der Pflegeplanung einige
Nationale Expertenstandards mit ein.
Nennen Sie drei Nationale Expertenstandards, die bei Herm
Kerscher anzuwenden sind und begrinden Sie jeweils die
‘Auswahl
ZB.
- Nationaler Expertenstandard Sturzprophylaxe in der
Pilege: er geht unsicher, leidet unter einer
Belastungsdyspnoe, benutzt einen Rollator
‘Nationaler Expertenstandard Dekubitusprophylaxe
in der Pflege: er bewegt sich nicht viel aufgrund der
Atemnot, sitzende Position auch nachts im Bett
- Nationale Expertenstandard Schmerzmanagement
in der Pflege bei chronischen Schmerzen: er leidet
unter chron. Schmerzen aufgrund der Arthrose
Bei Ihrer Auswahl handelt es sich zum Teil um potenzielle
Pflegeprobleme.
Definieren Sie den Begriff potenzielle Pfiegeprobleme mit drei
Merkmalen
-7- Losung ,Herr Kerscher*
(3P)
(6P)
(3P)
(6P)
(BP)10.
11. a)
ZB:
- Pflegeprobleme, die sich aus Folgeerkrankungen
ergeben kénnen
- potenzielle Probleme kénnen selbst zum akuten
Problem werden
- potenzielle Probleme kénnen durch prophylaktische
Manahmen verhindert werden
Fuhren Sie drei weitere potenzielle Pflegeprobleme von Herrn (3P)
Kerscher auf.
ZB.
- Pneumoniegefahr
- Gefahr der Mangelernthrung
- Gefahr der sozialen Isolation
Stellen Sie sich drei Fragen, die helfen, die Ressourcen von (BP)
Herm Kerscher zu erkennen.
2B:
- Ist Herr Kerscher daran interessiert, seine Situation
zu verbessern?
- Ist Herr Kerscher geistig, seelisch, kérperlich fit?
- Verfiigt Herr Kerscher liber ein unterstiitzendes
Umfeld?
Formulieren Sie fur Herm Kerscher far die ABEDL®-Bereiche (9P)
sich bewegen kénnen’, ,vitale Funktionen aufrechterhalten
kénnen* und , sich pflegen konnen" jeweils ein aktuelles
Problem nach dem PES/PAS-Format.
2B.
Sich bewegen kénnen“
P: Eingeschrankte Beweglichkeit
E/A; Schmerzen aufgrund der Arthrose
S: hat besonders morgens Schmerzen
»vitale Funktionen aufrechterhalten kénnen“
P: Atemnot
E/A: COPD
S:_ bekommt nur in sitzender Position ausreichend Luft
Sich pflegen kénnen*
P: __ Selbstversorgungsdefizit bei der Kérperpflege
E/A: Atemnot
S: gerdt schon bei geringer Belastung auBer Atem
Arbeiten Sie zu den oben genannten Problemen jeweils eine (9P)
Ressource, ein Ziel und eine MaBnahme heraus.
-8- Lésung ,Herr Kerscher*ZB.
wsich bewegen kénnen“
R: geht in der Wohnung mit dem Rollator
Bewegungsradius bis zum ... (Datum) erhéhen
‘M: regelméaBige Geh- und Bewegungsuibungen durch PK,
dreimal in der Woche
»vitale Funktionen aufrechterhalten kénnen“
Re bedient sein Sauerstoffgerat selbst
Z: Stabilisierung der Sauerstoffversorgung
M: atemerleichternde Positionierung durch PK dreimal in
der Woche durchfuhren
sich pflegen kénnen“
R: legt auf Kérperpfiege viel Wert
Z:_akzeptiert die Unterstiitzung durch das Priegepersonal
M: Vertrauensaufbau/Beratung durch das Pflegepersonal
-9- Lésung ,Herr Kerscher*Abschlusspriifung 2017
an Berufsfachschulen fiir Altenpflege
Prifungsfach: Grundlagen der Pflege
Priifungstag: 26, Juni 2017
Bearbeitungszeit: 120 Minuten
Zugelassene
Hilfsmittel: keine
Lésungsvorschlag
Note | Punkte
4 (sehr gut) | 100 bis 92
(gut) | 91 bis 81
3 (befriedigend) | 80 bis 67
4 (ausreichend) | 66 bis 50
5(mangelhaft) | 49 bis 30
[6 (ungenagend) | 29bis 0
Hinweis:
Die folgende Aufgabe besteht aus Teil A und Teil B. Boide Aufgabenteile sind zu be-
arbeiten. Je Aufgabe sind insgesamt 100 Punkte zu erreichen (Teil A-30 Punkte, Teil
B- 70 Punkte)
Die Vorsitzende/der Vorsitzende des Prifungsausschusses waht (im Benehmen mit
den fachlich zustandigen Lehrkraften des Prifungsausschusses) am Prifungstag
eine Aufgabe aus. Bei Parallelklassen kénnen unterschiedliche Aufgaben gewéhit
werden.Aufgabe: d
Teil A (30 Punkte)
1 Teilen Sie die Pflegemodelle/-theorien nach A. Meleis ein und (6P)
nennen Sie jeweils eine/n Vertreter/in.
2B.
= Bediirfnismodelle > D. Orem, M. Krohwinkel, V. Hender-
son
- Interaktionstheorien > H. Peplau, E. Bohm, J. King
- Ergebnistheorien > M. Rogers, C. Roy
2. _Zahlen Sie die funf Stufen der Bedarfnispyramide nach A. Maslow (P)
auf.
Physiologische Bediirfnisse
Bediirfnis nach Sicherheit
Bedlirfnis nach Zuwendung
Bediirfnis nach Anerkennung
- Bediirfnis nach Selbstverwirklichung
3. Definieren Sie mit vier Angaben den Begriff Evidence-based (4P)
Nursing’ (EBN).
»Beweisbasierte Pflege“ ist die Integration der derzeit bes-
ten wissenschaftlichen Erkenntnisse in die tagliche Pfle-
gepraxis unter Einbezug der Erfahrung der Pflegenden,
der Bediirfnisse und Vorstellungen des Klienten und der
vorhandenen Ressourcen und Strukturen der Einrichtung.
4 D. Orem unterscheidet drei grundsatzliche Pflegesysteme. (P)
Nennen und erlautern Sie diese.
- vollstéindig kompensatorisches System = die Selbst-
pflege wird volistindig durch die Pflegenden dber-
nommen
-teilweise kompensatorisches System = die Pflegenden
Gibernehmen Teile der notwendigen Selbstpfiege, weil
der Bewohner bestimmte Aktivitéten selbst ausibt
- _ unterstiitzend — anleitendes System = die Pflegenden
Uberwachen und beraten den Bewohner nur noch bei
der sicheren Ausiibung seiner Aktivitéiten
5. Zahlen Sie drei Ma&nahmen der Primarpravention auf. (@P)
~ 2- Lésung ,Frau Bernhardt"2B.
- Zéhneputzen zur Vermeidung von Karies
- Impfungen
- Einrichtung riickenschonender und -gerechter Ar-
beitsplitze
Im Pflegeprozess ist die Biographiearbeit ein wesentlicher Be- (6P)
standteil.
Erlautern Sie dies mit drei Argumenten.
28,
- Informationssammlung im Rahmen der Biographie-
arbeit dient als Grundlage einer individuellen Pfle-
geplanung
- die Biographiearbeit erméglicht die Umsetzung ei.
ner ganzheitlichen und bedirfnisorientierten Pflege
- sie gibt der Pflegekraft wichtige Informationen, um
den Bewohner bei der Lebensraumgestaltung zu
unterstiitzen
~ 30P-
~3~Lésung .Frau Bemnhardt*Aufgabe: ,,Frau Bernhardt“
Teil B (70 Punkte)
Fallbeispiel
Frau Bernhardt ist 82 Jahre und verbrachte ihr ganzes Leben auf dem elterlichen
Bauerhof in Bayern. Nach dem Krieg heiratete sie und bekam die Zwillinge Kathari-
a und Therese. hr Mann Alfred verstarb frih durch einen Autounfall. Frau Bernhardt
war immer auf sich allein gestellt, auch bei der Bewirtschaftung des Hofes. Da die
Tochter nicht bereit waren den Bauemhof weiter zu filhren, entschloss sich Frau
Bernhardt die Felder zu verpachten und den Viehbestand zu verkaufen.
Die letzten 20 Jahre lebte sie alleine auf ihrem Anwesen
‘Aufgrund ihres hohen Alters fielen ihr das Einkaufen und Putzen immer schwerer.
Ihre beiden Tochter sind verheiratet und leben 100 km weit entfemt. Die geistig rege
Seniorin liest geme und spielte Dienstag und Donnerstag mit ihren Freundinnen Kar-
ten, Da eine Freundin verstorben ist und die andere ihre Wehnung aus gesundheitl-
chen Grunden nicht mehr verlassen kann, muss sie auf dieses gesellige Hobby ver-
ichten. Frau Bernhardt fuhite sich oft sehr einsam und beschloss, in das ortliche Se-
niorenheim ,Herbstblatt zu ziehen,
In die Hausgemeinschaft lebte sich Frau Bernhardt sehr leicht ein, da sie schnell
Kontakte knupfen konnte. hr modischer Kleidungsstil war auffallig.
Bei einer Geburtstagsfeier in der Einrichtung fiel sie wie ,vom Schlag getroffen’ plotz-
lich vor Stuhl. Der sofort verstaindigte Notarzt fand Frau Bernhardt bewusstios vor
und veranlasste die Einweisung in die Klinik
In der Notaufnahme wurde die Diagnose Apoplex gestellt. Nach abgeschlossener
Akutbehandlung auf der Stroke Unit und anschlieBender Rehabilitation wird Frau
Bernhardt wieder in das Pflegeheim entlassen.
Im Uberteitungsbogen werden folgende Informationen weitergeleitet
Die Vitalwerte von Frau Bernhardt sind stabil
Frau Bernhardt ist weitgehend immobil aufgrund einer Hemiparese rechts. Ihr groRer
Wunsch ist es, sich wieder im Zimmer fortbewegen zu konnen. Sie hat eine Gesichts-
feldeinschrankung rechis und eine Broca - Aphasie. Die Sprachstérung zeigt sich in
einem reduzierten, roboterartigen Sprachstil. Des weiteren ist Frau Bernhardt harn-
Und stuhlinkontinent. Fur die momentane Versorgung erhielt sie eine PEG - Anlage,
da aufgrund einer Dysphagie zurzeit die orale Nahrungsaufnahme nur erschwert
moglich ist. Frau Bernhardt winscht sich jedoch wieder normal essen zu konnen.
Durch die massiven Einschrankungen ist sie auf eine umfassende Hilfestellung durch
das Pfiegepersonal angewiesen
Frau Bernhardt, eine ehemals gute Erzahlerin, leidet sehr unter der sprachlichen Ein-
schrénkung. Auch beim Schreiben und Lesen werden die beschriebenen Probleme
deutlich. Dies stimmt sie oft traurig und weinerlich, da sie ein sehr geselliger Mensch
ist.
- 4- Lésung ,Frau Bemhardt*Aufgabe: ,,Frau Bernhardt“
Teil B (70 Punkte)
Fragestellungen zum Fallbeispiel:
1
a)
b)
Sie fihren das Aufnahmegesprach mit Frau Bernhardt
Benennen Sie vier Ziele dieses Gesprachs.
2B:
- Gegenseitiges Kennenlernen
- Aufbau eines Vertrauensverhéitnisses
- Angste von Frau Bernhardt abbauen
- Sammein von Informationen
Ihre Aufgabe ist es das Plegeassessment durchzufilhren.
Erklaren Sie anhand von drei Merkmalen den Begriff ,Plegeas-
sessment.
2B:
Verfahren zur Einschatzung des Gesamtpfleqezustandes
eines Menschen mithilfe von Assessmentinstrumenten, Ge-
wrchen und Beobachtungen durch die Pflegekraft
Wahlen Sie drei Assessmentinstrumente aus, die Sie bei Frau
Bernhardt anwenden,
Begrunden Sie jeweils Ihre Auswahl.
2B.
~ Braden - Skala: Immobilitéit aufgrund der Hemiparese
rechts
‘Atemskala nach C. Bienstein: Aspirationsgefahr we-
gen einer Dysphagie
- Sturzrisikoskala: aufgrund der Hemiparese rechts
Bei der Pflegediagnostik ist die Formulierung nach dem PES,
baw. PAS - Schema Ublich.
Nennen und erlautern Sie die Bestandteile des PES, bzw. PAS —
Schemas.
zB.
- P= Problem: Was ist das Problem?
- E = Einflusstaktoren, bzw. A = Atiologie: Was ist der Grund
far das Problem?
- S = Symptome, Kennzeichen: Wie duBert sich das
Problem?
~ 5 Losung ,Frau Bernhardt"
(4P)
(3P)
(6P)
(6P)b)
a)
b)
Erstellen Sie, bezogen auf das Fallbeispiel, zwei Plegediagnosen (P)
nach dem PES, bzw. PAS - Schema.
zB.
P= — Selbstversorgungsdefizit: sich pflegen kénnen
E/A= bedingt durch die Bewegungseinschrénkung der
Hemiparese rechts
zeigt sich durch einen umfassenden Pflegebedarf
Beschéftigungsdefizit
E/A= bedingt durch die Auswirkungen (Sprachstérung,
Immobilitét) des Apoplex
S= zeigt sich durch trauriges und weinerliches Verhalten
Das Erstellen der Pflegeplanung ist eine Kemaufgabe berufiich
Pflegender.
Nennen Sie drei ABEDL® - Bereiche, in denen Frau Bemharat in (GP)
inter Selbstversorgung beeintrachtit ist.
2B:
- ABEDL: Kommunizieren kénnen
- ABEDL: Sich bewegen kénnen
- ABEDL: Sich kleiden kénnen
Geben Sie 2u den unter 4a) genannten ABEDL® je ein Problem (12P)
und eine Ressource an, formulieren Sie dazu jeweils ein Ziel und
eine MaBnahme.
2B:
je Bewohnerin ist in der verbalen Kommunikation aufgrund
einer Broca - Aphasie beeintrichtigt.
Resource:
Frau Bernhardt hat ein intensives Bedtirfnis nach Kommuni-
kation.
Ziel:
Die Sprache der Bewohnerin ist versténdlich.
MaBnahmen:
Pflegekraft gibt Fr. Bernhardt immer Zeit sich auszudrticken.
ABEDL: Sich bewegen kénnen
Problem.
Aufgrund der Hemiparese rechts ist Frau Bernhardt in ihrer
Beweglichkeit stark eingeschriinkt.
Ressourci
Bewohnerin ist motiviert, Fortschritte beztiglich ihrer Mobili-
tat zu erreichen.
Ziel:
Fr. Bernhardt bewegt sich mithilfe des Pflegepersonals vom
Bett zum Tisch.
- 6- Lésung .Frau Bernhardt«
«
Mobilisation vom Bett zum Tisch und zurtick nach dem
Bobath - Konzept durch die Pflegekraft 2x taglich im Friih-
und Spatdienst.
ABEDL: Sich kleiden kénnen
Problem:
Selbstversorgungsdefizit: Sich kleiden kénnen
Ressource:
Die Bewohnerin legt Wert auf moaische Kleidung.
Ziel:
Frau Bernhardt ist modisch gekleidet.
MaBnahmen:
Die Pflegekraft erméglicht es Frau Bernhardt, sich morgens
bei der Kérperpflege ihre Kleidung auszusuchen.
Frau Bernhard soll auf der Pflegestation des Seniorenheims
.Herbstblatt’ weiterhin rehabilitativ versorgt werden.
‘Schatzen Sie die generelle Rehabiltationsfahigkeit von Frau (3P)
Bernhardt anhand von drei Kriterien ein.
=a
- Frau Bernhardt ist motiviert, ihre Situation zu ver-
bessern
- Frau Bernhardt hat stabile Vitalwerte
- die bestehende Krankheit Apoplex kann gut behan-
delt werden
Das intercisziplinare Team spielt bei der Rehabilitation eine groke (6P)
Rolle.
Nennen Sie drei Berufsgruppen, die Sie im Fall von Frau Bern-
hardt einbeziehen und beschreiben Sie die Ziele jeder Beruts-
gruppe.
2B:
- Logopéiden zur Diagnostik und Therapie der Broca ~
Aphasie und der Diagnostik der Schluckstérungen
- Ergotherapeuten, um die Selbststandigkeit bei den
Lebensaktivititen zu fordern
- Physiotherapeuten zur Férderung der Beweglichkeit
und Mobilitét
Die existentielien Erfahrungen in der Biografie von Frau (6P)
Bembhardt haben entscheidenden Einfluss auf das Erleben
und Verarbeiten der plétzlich eingetretenen Krankheitssituati-
on.
Fahren Sie drei wesentliche biografische Gesichtspunkte bei
Frau Bernhardt auf und beschreiben Sie jeweils deren Aus-
wirkungen auf ihre aktuelle Situation.
~7- Lesung .Frau Bernhardt"S*
b)
2B.
- Frau Bernhardt war lange Abschnitte in ihrem Le-
ben auf sich allein gestellt. Im Fallbeispiel wird ge-
schildert, dass der Ehemann friih verstorben ist.
Sie hat die Kinder alleine erzogen. Sie hat ge-
lernt,schwierige Lebenssituationen zu bewéltigen.
Sie wird voraussichtlich auch jetzt hohe Wider-
standsressourcen entwickein, um mit der Krank-
heitssituation umzugehen
- Frau Bernhardt hat zwei Téchter, zu denen sie eine
gute Beziehung pflegt. Es ist anzunehmen, dass
die Téchter die Mutter besuchen und ermutigen die
rehabilitativen MaBnahmen zu nutzen
- Frau Bernhardt gilt als kontaktfreudig, sicherlich
ist sie bei der logopadischen Therapie motiviert,
um wieder ein HéchstmaB an Kommunikationsfa-
higkeit zu erreichen
Frau Bernhardt hat in der Rehabilitationsklinik .Bezugspflege"
als Pflegesystem kennengelernt. Die Tochter der Bewohne-
rin, Frau Schmidt, fragt Sie nach diesem Pflegesystem,
Erklaren Sie Frau Schmidt den Begriff ,Bezugspfiege" mithilfe (P)
von drei Merkmalen.
eB:
»,Frau Schmidt, bei der Bezugspflege wird Ihrer
Mutter eine Pflegekraft zugeordnet. Diese ist fiir
den gesamten Pflegeprozess Ihrer Mutter zustén-
dig und trifft in Absprache mit ihr die Entschei-
dungen."
Zeigen Sie Frau Schmidt drei Vorteile dieses Pegesystems (BP)
for Frau Bernhardt auf.
Z.B.:
- die intensive Beziehung zwischen Pflegekraft und
Frau Bernhardt vermindert deren Angste
- der Pflegebedart von Frau Bernhardt kann besser
erkannt werde
- Frau Bernhardts Bediirinis nach Kontakt wird
besser Rechnung getragen
Fuhren Sie drei Nationale Expertenstandards auf, die bei der (P)
\Versorgung von Frau Bernhardt beachtet werden und belegen
Sie diese mit Hinweisen aus dem Fallbeispiel.
2B:
- Ernahrungsmanagement zur Sicherstellung der
oralen Emahrung in der Pflege: Sie erhielt eine PEG
Anlage fiir die momentane Versorgung, da auf-
~ 8 - Lésung ,Frau Bernhardt”grund einer Dysphagie die orale Nahrungsaufnah-
‘me nur schwer méglich ist. Frau Bernhardt
wiinscht sich jedoch wieder normal essen zu kén-
nen
- Férderung der Harnkontinenz in der Pflege: Frau
Bernhardt ist harninkontinent. Es ist davon auszu-
gehen, dass ihr dies peinlich ist. RegelméBiges
Toilettentraining soll ihr helfen, die Kontrolle iiber
die Blase wieder zu erhalten und somit ihre Le-
bensqualitat zu steigern
- Dekubitusprophylaxe in der Pflege: Aufgrund ih-
rer momentanen Immobilitét und des bestehenden
Krankheitsbildes besteht die Gefahr eines Dekubi-
tus
9 Beschreiben Sie anhand von drei Kriterien, wie Sie das ganz-
heitliche Menschenbild bei der Pflege von Frau Bernhardt um-
setzen,
i
Neben der kérperlichen Versorqung spielen der
Beziehungsaufbau zwischen der Pflegekraft und
Frau Bernhardt und die Schaffung externer sozia-
Jer Kontakte eine ebenso entscheidende Rolle.
- 9 Lésung ,Frau Bernhardt”
(SP)
70P