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Zentralabitur 2019 Material für Schülerinnen und Schüler

Chemie
Aufgabe I eA Bearbeitungszeit: 300 min

Aufgabenstellung: Salzkavernen

Aufgabe 1: Erdgasspeicherung
1.1 Stellen Sie die Prozesse der Erdgasspeicherung in Salzkavernen sowie die Rückführung in ei-
nem Schema dar (M1). (8 BE)
1.2 Erklären Sie mit Hilfe von Struktur-Eigenschaftsbeziehungen, warum im Gegensatz zu einer
Methanzufuhr eine Wasserzufuhr zur Vergrößerung der Salzkavernen führt. Entwickeln Sie einen
begründeten Vorschlag, welcher Stoff als Schutzflüssigkeit geeignet ist (M1). (11 BE)
1.3 Berechnen Sie die molare Standard-Reaktionsenthalpie der Verbrennung von Methan und den
volumenbezogenen Heizwert Hi,V von Methan (vereinfacht für Erdgas).
Berechnen Sie, wie viele durchschnittliche Haushalte mit dem Gas aus einer Kaverne ein Jahr
lang beheizt werden können (M2). (15 BE)
Hinweis: Gehen Sie bei den Berechnungen vereinfacht von Standardbedingungen aus.

Aufgabe 2: Redox-Fluss-Batterien
2.1 Erläutern Sie anhand des Entlade- und Ladevorgangs die Funktionsweise eines Vanadium-
Fluss-Akkumulators (M3a). (13 BE)
2.2 Bestätigen Sie mit Hilfe von relevanten Oxidationszahlen, dass es sich bei den Reaktionen an
den Elektroden der Polymer-Redox-Fluss-Batterie um Redoxreaktionen handelt (M3b). (5 BE)
2.3 Beurteilen Sie die zwei Arten der Nutzung von Kavernen als Energiespeicher (Erdgas oder
Polymer-Redox-Fluss-Batterie) aus ökologischer und ökonomischer Sicht (M1, M4). (12 BE)

Aufgabe 3: Chlor-Alkali-Elektrolyse
3.1 Skizzieren Sie eine Elektrolysezelle und die dort stattfindenden Vorgänge für die Chlor-Alkali-
Elektrolyse nach dem Membranverfahren und stellen Sie die Elektroden-Teilgleichungen und die
Gesamtgleichung auf (M5a). (11 BE)
3.2 Beschreiben Sie das Verfahren der Chlor-Alkali-Elektrolyse mit Sauerstoffverzehrkathode (SVK)
(M5b). Erklären Sie, warum dieses Verfahren zur Chlorgewinnung energieeffizienter ist als das
Membranverfahren (M5a, M5b). (10 BE)
3.3 Stellen Sie für die Synthese von Polytetrafluorethen (PTFE) ausgehend von Methan die vier
Reaktionsgleichungen in Strukturformeln unter Angabe des jeweiligen Reaktionstyps auf.
Begründen Sie, zu welchem Kunststofftyp PTFE gehört (M6). (15 BE)

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Chemie
Aufgabe I eA Bearbeitungszeit: 300 min

Material

M1: Bildung und Nutzung von Salzkavernen


Eine Kaverne ist ein natürlicher oder künstlich geschaffener unterirdi-
scher Hohlraum. Im engeren Sinne werden als Kavernen auch alle aus
einem Salzstock künstlich ausgespülten Hohlräume bezeichnet.

Die Bildung der Kavernen erfolgt, indem mit einem Bohrmeißel durch die
Gesteinsschichten gebohrt wird. Sobald die Salzschicht, welche im We-
sentlichen aus Natriumchlorid besteht, erreicht wird, werden Rohre ein-
betoniert, durch die Wasser eingepresst wird. Das Salz löst sich und es
entsteht gesättigte Sole, die durch ein anderes Rohr an die Oberfläche
gefördert wird. Zusätzlich wird eine Schutzflüssigkeit eingebracht, die auf
der Sole schwimmt. Dadurch wird gewährleistet, dass die Kaverne nicht
unkontrolliert nach oben wächst. Die Sole wird nach Aufreinigung dazu
genutzt, um durch Elektrolyse Chlor und Natronlauge herzustellen.

Die Erdgasversorgung in Deutschland wird durch die heimische Produk-


tion, Importe aus dem Ausland und durch Untertage-Erdgasspeicher in
Salzkavernen gewährleistet. Die Speicher haben einen maßgeblichen
Anteil an der Versorgungssicherheit, z. B. im Falle von Lieferunterbre-
chungen. Sie sind auch dazu geeignet Schwankungen zwischen Erdgas-
verbrauch und Erdgaslieferungen auszugleichen.
Jeder Salzkavernen-Erdgasspeicher ist über eine unterirdisch verlegte
Rohrleitung mit dem Fernleitungsnetz der Erdgasversorgungsgesell-
schaft verbunden. Durch sie wird das Gas an den Speicher herangeführt
und wieder abgeleitet. Das ankommende Gas durchströmt zunächst Filter, die Feststoffpartikel und
Flüssigkeiten abscheiden. Zum Einpressen in den Speicher muss der Gasdruck erhöht werden.
Gaskühler führen die bei der Verdichtung entstehende Wärme ab. Danach wird das Gas über Hoch-
druckleitungen in die Kaverne eingepresst.
Die Entnahme des Gases aus der Lagerstätte erfolgt durch dieselben Bohrungen, durch die es in
die Lagerstätte eingepresst worden war. Ein Vorwärmer heizt das Gas auf, damit es bei der nachfol-
genden Druckreduzierung auf den geringeren Fernleitungsdruck nicht zur Gaskondensation inner-
halb der Prozessanlage kommt.
zusammengestellt und verändert nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Kaverne; https://www.bveg.de/Erdgas/Erdgasspeicher;
https://www.solvay.de/de/standorte/bernburg/solvay-erschliesst-neues-solfeld.html; letzter Zugriff: 24.10.18

M2: Daten zur Speicherung und zum Energiegehalt von Erdgas


 Der Heizwert Hi ist die bei der Verbrennung maximal nutzbare Wärmemenge, bei der es nicht zu
einer Kondensation des im Abgas enthaltenen Wasserdampfes kommt. Bezogen auf die Masse
RHm0
des eingesetzten Brennstoffes gilt vereinfacht: 𝐻𝑖,𝑚 = -
M
 Angegeben wird der Heizwert als massenbezogener Heizwert (Hi,m) in Kilojoule pro Kilogramm.
Mit Hilfe der Dichte des Brennstoffes kann aus dem massenbezogenen Heizwert der volumen-
bezogene Heizwert (Hi,v) berechnet werden, also je Kubikmeter (kJ  m-3).
Methan hat bei Standardbedingungen eine Dichte von 0,67 kg  m-3.
 Ein durchschnittlicher deutscher Haushalt hat einen Heiz-Energiebedarf (EH) von etwa 57600 MJ
pro Jahr.
 Die 250 in Deutschland als Erdgasspeicher betriebenen Kavernen besitzen im Durchschnitt ein
Speichervolumen (VS) von ca. 60 Millionen Kubikmetern.
zusammengestellt und verändert nach: https://www.energieheld.de/blog/energieverbrauch-eines-
wohnhauses/#Gasverbrauch; https://www.bveg.de/Erdgas/Erdgasspeicher; letzter Zugriff: 24.10.18

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M3: Redox-Fluss-Batterien
M3a: Vanadium-Fluss-Batterie
Bei Redox-Fluss-Batterien (die korrekterweise eigentlich als Akkumulatoren bezeichnet werden
müssten) wird beim Aufladen elektrische Energie in Elektrolyten gespeichert. Es kommen dabei
zwei unterschiedliche Elektrolyte zum Einsatz, welche sich auf zwei getrennte Behälter verteilen.
Bislang verwendete man als Elektrolyt beispielsweise in Schwefelsäure gelöste Vanadiumsalze.
In der Abbildung ist der Entladevorgang dargestellt.

M3b: Polymer-Redox-Fluss-Batterie
Die Universität Jena hat eine Redox-Fluss-Batterie entwickelt, die als Elektrolyt in Salzwasser gelös-
te recyclebare Polymere nutzt.
Polymer-Fluss-Batterien sind eine Weiterentwicklung von Redox-Fluss-Batterien. Hierbei kommt es
unter anderem zu einer Reaktion mit organischen Polymeren. Die komplexen Polymer-Reaktionen
sind im Folgenden stark vereinfacht dargestellt:

Elektrode 1:

Elektrode 2:

Hinweis:
Die Reaktionen sind unvollständig dargestellt: Nur die organischen Moleküle sind angegeben.
zusammengestellt und verändert nach: http://energystorage.org/energy-storage/technologies/vanadium-redox-vrb-flow-
batteries; https://onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/ange.201604925; letzter Zugriff: 24.10.18

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M4: Verwendung von Redox-Fluss-Batterien


Vor- und Nachteile von Redox-Fluss-Batterien im Allgemeinen
Eine Redox-Fluss-Batterie kann Leistungen mehrerer Megawatt liefern, besitzt einen extrem hohen
Wirkungsgrad sowie eine extrem lange Laufzeit. Memory-Effekte treten bei Redox-Fluss-Batterien
generell nicht auf. Es sind mehr als 10000 Ladezyklen möglich, die dann Lebensdauern von 20 Jah-
ren und mehr garantieren.
Redox-Fluss-Batterien benötigen zur Herstellung keine seltenen Rohstoffe. Es gibt aber auch ent-
scheidende Nachteile: Die Energiedichte ist noch relativ gering, was dazu führt, dass die Speicher
selbst relativ groß sind und somit viel Platz einnehmen. Zudem sind sie noch recht teuer.

Polymer-Redox-Flussbatterien als Stromspeicher für Windenergie


Ein großer norddeutscher Energieversorger plant, die größte Batterie der Welt zu bauen. Dabei soll
das bekannte Prinzip der Redox-Fluss-Batterie mit neuen, umweltverträglichen Komponenten in
unterirdischen Salzkavernen angewendet werden. Es ist geplant, den Betrieb 2023 aufzunehmen.
Falls alles funktioniert, kann dies den Strommarkt grundlegend verändern: Wenn durch Windkraftan-
lagen mehr Strom produziert als verbraucht wird, kann die überschüssige elektrische Energie zur
Ladung von Redox-Fluss-Batterien verwendet werden, wodurch eine Abschaltung der Windkraftan-
lagen verhindert werden kann. Bei Windstille wird die Energie wieder in das Stromnetz eingespeist
und stabilisiert dieses somit. Die Strommenge, die in zwei durchschnittlich großen Kavernen gespei-
chert werden kann, ist ausreichend, um z. B. Berlin mit seinen ca. 1,8 Millionen Haushalten für eine
Stunde mit Strom zu versorgen.
verändert nach: https://www.energie-experten.org/erneuerbare-energien/photovoltaik/stromspeicher/redox-flow-
batterie.html; https://www.ewe.com/de/presse/pressemitteilungen/2017/06/ewe-plant-grte-batterie-der-welt-ewe-ag;
letzter Zugriff: 24.10.18

M5: Chlor-Alkali-Elektrolyse
M5a: Membran-Verfahren
Die aus Salzkavernen gewonnene Sole wird u.a. zur Herstellung von Chlor und Natronlauge mit
Hilfe des Membranverfahrens verwendet. Dazu wird die Sole zunächst gereinigt und dann in die
Elektrolysezellen geleitet. Die gereinigte Sole enthält neben den Natrium- und Chlorid-Ionen auch
Hydronium/Oxonium- und Hydroxid-Ionen, die aus der Dissoziation von Wasser-Molekülen entste-
hen. Legt man an den Elektroden eine Spannung an, findet bevorzugt die Redoxreaktion statt, die
die geringste Zersetzungsspannung erfordert. Beim Membranverfahren ist dies die Reaktion der
Chlorid-Ionen und der Hydronium/Oxonium-Ionen. Es wird eine Spannung von ca. 4 V benötigt. Zu-
rück bleiben die Natrium- und Hydroxid-Ionen, die die Natronlauge bilden. Die Trennung der Elekt-
rodenräume erfolgt durch eine dünne chlorbeständige Kationen-Tauschmembran, welche aus Poly-
tetrafluorethen (PTFE) besteht. Die Anionen können sie nicht passieren, wohingegen die Natrium-
Kationen hindurch gelangen. Somit entsteht eine kaum durch Natriumchlorid verunreinigte 35-
prozentige Natronlauge.

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Zentralabitur 2019 Material für Schülerinnen und Schüler
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Aufgabe I eA Bearbeitungszeit: 300 min

M5b: Verfahren mit Sauerstoffverzehrkathode (SVK)

zusammengestellt und verändert nach: www.chemie.de/lexikon/Chloralkali-Elektrolyse.html;


https://de.wikipedia.org/wiki/Chloralkali-Elektrolyse#Sauerstoffverzehrkathode_.28SVK.29; letzter Zugriff: 24.10.18

M6: Polytetrafluorethen
Polytetrafluorethen (PTFE) ist ein Polymer aus dem Monomer Tetrafluorethen (C2F4). Umgangs-
sprachlich wird dieser Kunststoff auch mit dem Handelsnamen Teflon® bezeichnet.
Polytetrafluorethen lässt sich aus Methan herstellen. Dazu lässt man Methan mit Chlor zu Trichlor-
methan reagieren (1), welches anschließend in einer partiellen Fluorierung mit Fluorwasserstoff zu
Chlordifluormethan umgesetzt wird (2). Im nächsten Schritt reagieren zwei Moleküle Chlordifluorme-
than unter Abspaltung von zwei Molekülen Chlorwasserstoff zum benötigten Monomer Tetrafluor-
ethen (3). Im letzten Schritt wird das Monomer unter Einwirkung von Licht zum gewünschten Poly-
mer umgesetzt (4).
verändert nach: www.chemie.de/lexikon/Polytetrafluorethylen.html; letzter Zugriff: 24.10.18

Hilfsmittel
1. Taschenrechner
2. Eine von der Schule eingeführte für das Abitur zugelassene Formelsammlung
3. Ggf. die Abbildung oder der Abdruck des Periodensystems

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