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K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

20.3 Verabreichen von


20.3 Verabreichen von Sondennahrung
Sondennahrung In manchen Fällen ist es notwendig, einen Patienten über eine Sonde zu ernähren, z. B. wenn
Wenn ein Patient selbst nicht mehr • der Patient selbst nicht mehr ausreichend Flüssigkeit oder Nahrung zu sich nehmen kann,
ausreichend Flüssigkeit oder Nahrung • er keinen Hunger verspürt,
zu sich nehmen kann, kann er über • er sich aufgrund seiner Demenz nicht mehr selbstständig ernähren kann oder
eine Sonde ernährt werden. • der obere Verdauungstrakt gestört ist, etwa der Schluckakt beeinträchtigt oder die Speiseröhre
verengt ist.
20 Die Anlage der Sonde erfolgt aus- Das Legen einer Sonde zur künstlichen Ernährung erfolgt ausschließlich auf ärztliche Anordnung.
schließlich auf ärztliche Anordnung. Dazu muss immer die Einwilligung des Patienten vorliegen.
Man unterscheidet: Man unterscheidet (Abb. 20.26):
• Ernährungssonden (nasal oder oral • Ernährungssonden: Diese werden durch ein Nasenloch (nasal) oder durch den Mund (oral) in den
in den Magen eingeführt) Magen oder den Zwölffingerdarm eingeführt.
• PEG-Sonde (über die Bauchdecke • PEG-Sonde: Die Abkürzung steht für perkutane endoskopische Gastrostomie. Dabei wird die Son-
direkt in den Magen eingeführt) de über die Bauchdecke gelegt: Während einer Gastroskopie (Magenspiegelung) wird die Bauch-
decke punktiert (durchstochen) und ein Katheter durch die Magendecke in den Magen eingelegt
und befestigt.

Abb. 20.26  Ernährung über Sonde.

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a b

Die künstliche Ernährung kann durch


a  Ernährungssonden, die nasal eingeführt werden, oder Foto: Paavo Blåfield, Thieme
b  durch eine PEG-Sonde erfolgen, wobei der Katheter durch die Magendecke in den Magen eingelegt wird.
Abb. von: Fresenius Kabi

20.3.1 Sondenkost 20.3.1 Sondenkost


Sondenkost muss Sondenkostprodukte (industriell hergestellte Substrate) müssen
• keimfrei sein, • definierte, standardisierte, ausgewogene und dokumentierte Inhaltsstoffe haben,
• gute Fließeigenschaften besitzen, • keimfrei sein,
• einfach und gebrauchsfertig sein. • gute Fließeigenschaften besitzen und
Abhängig von der Verdauungsleistung • einfach und gebrauchsfertig zu verwenden sein.
des Magen-Darm-Trakts unterscheidet Es gibt verschiedene Formen der Sondennahrung. Sie unterscheiden sich dadurch, dass der Magen-
man verschiedene Formen von Son- Darm-Trakt diese Sondenkostprodukte mit oder ohne vorherige Verdauung aufnehmen kann:
dennahrung:
• hochmolekulare Sondenkost
• Hochmolekulare Sondenkost: Diese Substrate (z. B. Biosorb plus Sonde, Osmolite mit Ballaststof-
fen oder Fresubin plus Sonde) fordern fast die gesamte Verdauungsleistung des Darms. Synonym
• niedermolekulare Sondenkost
wird häufig der Begriff nährstoffdefinierte Formeldiät (NDD) gebraucht.
• Home-made(= selbstgemachte)-
Kost • Niedermolekulare Sondenkost: Sie werden auch als chemisch definierte Elementardiät (CDD)
bezeichnet. Niedermolekulare Substrate (z. B. Survimed instant, Peptisorb oder Salvipeptid) wer-
den in den oberen Darmabschnitten aufgenommen. Sie können auch bei eingeschränkter Verdau-
ungsleistung des Patienten eingesetzt werden.
• Home-made-Kost: Diese Kost besteht aus sondengängig gemachten Grundnahrungsmitteln und
fordert fast die gesamte Verdauungsleistung. Sie ist nicht keimfrei und ihre Inhaltsstoffe sind
schwer zu definieren. Sie wird verabreicht, wenn Unverträglichkeit gegen industrielle Sondenkost
vorliegt oder der Patient es wünscht.

Praxistipp
Praxistipp ▶ Sondenkost soll keimfrei sein. Muss ich beim Verabreichen von Sondennahrung besondere
Hygieneregeln beachten?
Hände:
• Führen Sie vor jedem Umgang mit Sondenkost und jeder Manipulation am Überleitungssystem die
hygienische Händedesinfektion mit einem rückfettenden Händedesinfektionsmittel durch.
• Berühren Sie nach Möglichkeit nicht die Verbindungsstellen.
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20.3 ▶ Verabreichen von Sondennahrung K UR Z FA SSUN G

Sondenkost:
• Prüfen und beachten Sie immer das Haltbarkeitsdatum.
• Verwerfen Sie die Sondenkost bei Ausfällungen und Verklumpungen.
• Bereiten Sie pulverförmige Nahrung mit abgekochtem Wasser und nur in sauberen, trockenen Gefä-
ßen zu. Richten Sie immer nur bedarfsgerechte Portionen her, verabreichen Sie diese zeitnah. Bewah-
ren Sie keine Reste auf.
• Halten Sie Ernährungspausen ein (mindestens einmal täglich 4 Stunden). Denn wenn Sondenkost
ständig zugeführt wird, erhöht sich der pH-Wert und die Keime im Magen werden nur noch begrenzt
abgetötet. 20
• Versehen Sie die Flasche bei Anbruch mit Datum und Uhrzeit.
• Lassen Sie die Sondenkost nicht länger als 6 - 8 Stunden hängen (luftunabhängige, vorgefüllte Behäl-
ter bis 24 Stunden).
• Setzen Sie die Sondenkost nicht der direkten Sonneneinstrahlung aus.
Material:
• Spülen Sie die Sonde vor und nach jeder Mahlzeit mit stillem Wasser durch.
• Schließen Sie die Überleitungssysteme keimfrei (aseptisch) an.
• Wechseln Sie das Überleitungssystem 1-mal in 24 Stunden.

Sondenernährung per Schwerkraft verabreichen Sondenernährung per Schwerkraft


Vorbereitung der Materialien verabreichen

• Sondenkost in der Flasche oder

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Vorbereitung der Materialien
• Sondenkostbeutel mit Einfüllstutzen oder • Sondenkost in der Flasche oder
• Sondenkost nach Arztanordnung (rechtzeitig vorher aus dem Kühlschrank nehmen) zusätzlich einen Sondenkostbeutel
• spezielles Überleitungssystem für Ernährungssonde bzw. PEG-Sonde • Überleitungssystem für Sonde
• Infusionsständer • Materialien zur Überprüfung der
• Materialien zur Überprüfung der richtigen Sondenlage bei liegender Magensonde (20-ml-Spritze, richtigen Sondenlage
Stethoskop, Teststreifen)
• ggf. Flaschenöffner für Nährlösungen in Flaschen mit Kronkorken
Abb. 20.27  Hygienisches Arbeiten.

Beim Verbinden der Sondenkost mit dem Überlei-


tungssystem ist auf keimfreies Arbeiten zu achten.
Abb. aus: Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich. Thiemes Pfle-
ge. Thieme; 2012

Praktische Durchführung Praktische Durchführung


• Hände nach Hygieneplan desinfizieren. Notwendige Schritte:
• Benötigte Gegenstände auf desinfizierter Arbeitsfläche (z. B. fahrbarer Tisch) richten und Voll- • Händedesinfektion
ständigkeit überprüfen. • Kontrolle der Arztverordnung
• Sondenkost kurz schütteln. • Richten der Materialien auf desinfi-
zierter Arbeitsfläche
• Lösung in Sondenkostbeutel einfüllen und an Infusionsständer hängen, Überleitungssystem an
Beutel anschließen und entlüften (Abb. 20.27), spezielle Überleitungssysteme können auch direkt • Sondenkost in Sondenkostbeutel
an die Sondenkostflasche angeschlossen werden. einfüllen und Überleitungssystem
an Beutel anschließen oder Überlei-
• Patienten über geplante Maßnahme informieren (auch bewusstlose Patienten!). tungssystem direkt an Sondenkost-
• Fenster und Türen schließen, Besucher aus dem Zimmer bitten. flasche anschließen
• Patientenbett auf eine rückenschonende Arbeitshöhe bringen und Patienten mit erhöhtem Ober- • Patienten informieren und mit er-
körper lagern.
höhtem Oberkörper lagern
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K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

• vor dem Verabreichen die korrekte • Korrekte Sondenlage überprüfen (siehe unten). Bei einer PEG-Sonde ist diese Kontrolle nicht
Lage der Ernährungssonde über- notwendig.
prüfen • Überleitungssystem an die Ernährungssonde anschließen und Tropfengeschwindigkeit nach Arz-
• Überleitungssystem an Ernährungs- tanordnung einstellen.
sonde anschließen und Tropfge- • Nach Verabreichen der Sondenkost gesamtes System und Sonde mit stillem Wasser spülen. Vor-
schwindigkeit einstellen sicht beim Durchspülen mit Tee; dieser kann Ablagerungen bilden, wenn er längere Zeit in der
• Nach Verabreichung gesamtes Sys- Sonde verbleibt. Keine säurehaltigen Säfte oder gesüßten Flüssigkeiten zum Durchspülen der
tem mit stillem Wasser spülen Sonde verwenden (führt zu Gärungsprozessen und Verklebungen!).
20 • Patienten noch circa 30 Minuten mit erhöhtem Oberkörper lagern, um einen Reflux in die Speise-
röhre zu vermeiden.
• Patienten während und nach der Sondenernährung immer wieder beobachten und ihn auffor-
dern, sich bei Übelkeit oder Unwohlsein zu melden. Rufanlage in Reichweite bringen.
• Sonde abstöpseln und Fixierung überprüfen. Patienten bei der Mundpflege unterstützen.
Praxistipp
Praxistipp ▶ Wie überprüfe ich die korrekte Lage einer Ernährungssonde?
Die richtige Lage einer Ernährungssonde kann überprüft werden, indem ungefähr 20 ml Luft in den Magen
eingespritzt werden. Gleichzeitig wird mit einem Stethoskop der Magen abgehört. Liegt die Sonde richtig,
sind gurgelnde Luftgeräusche über dem Magen hörbar.
Die Lageprüfung kann aber auch durch den Säurenachweis erfolgen. Dazu wird Magensaft mit einer
Spritze angesaugt (aspiriert). Liegt die Magensonde korrekt, lässt sich Magensäure durch einen Teststrei-

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fen für Säure nachweisen. Das Indikatorpapier verfärbt sich dann rot.
Bestehen Zweifel, sollte immer die Pflegefachkraft hinzugezogen werden.

Die Tropfrate wird regelmäßig kont- Kontrollen. Bei der Sondenernährung über Schwerkraftsonden verringert sich oft im Laufe einer
rolliert. Sondenkostgabe die eingestellte Tropfrate. Daher ist eine regelmäßige Kontrolle der Tropfrate not-
wendig.

Sondenernährung mit Sondenernährung mit Ernährungspumpe


Ernährungspumpe
Vorbereitung der Materialien Vorbereitung der Materialien
Siehe oben „Sondenkost per Schwer- Die benötigten Materialien zur Applikation entsprechen denen der Verabreichung mittels Schwer-
kraft verabreichen“. kraft (s. o.). Zusätzlich kommen folgende Materialien zum Einsatz:
Zusätzlich benötigt man für diese • Ernährungspumpe (Abb. 20.28)
Form der Applikation: • spezielles Überleitungssystem für den Einsatz in Ernährungspumpen
• Ernährungspumpe
• spezielles Überleitungssystem Abb. 20.28  Ernährungspumpe.

Die Pumpe ermöglicht eine exakte Dosierung der


Sondennahrung. Foto: Werner Krüper, Thieme

Praktische Durchführung Praktische Durchführung


• Sondenkost in der Flasche oder • Hände nach Hygieneplan desinfizieren.
zusätzlich ein Sondenkostbeutel • Benötigte Gegenstände auf desinfizierter Arbeitsfläche (z. B. fahrbarer Tisch) richten und auf
• Überleitungssystem für Sonde Vollständigkeit überprüfen; Sondenkost sollte auf Körpertemperatur angewärmt sein.
• Materialien zur Überprüfung der • Ernährungspumpe nach Herstellerangaben überprüfen.
richtigen Sondenlage • Lösung in Sondenkostbeutel einfüllen und an Infusionsständer hängen, Überleitungssystem an
• Ernährungspumpe nach Hersteller- Beutel anschließen und entlüften, spezielle Überleitungssysteme können auch direkt an die Son-
angaben überprüfen denkostflasche angeschlossen werden.
• Überleitungssystem in die Ernährungspumpe einlegen und nach Herstellerangaben in Betrieb
nehmen; Tropfrate nach Arztanordnung einstellen.
• Patienten über geplante Maßnahme informieren (auch bewusstlose Patienten!), Fenster und
Türen schließen und Besucher aus dem Zimmer bitten.
• Patientenbett auf eine rückenschonende Arbeitshöhe bringen und Patienten mit erhöhtem Ober-
körper lagern.

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20.3 ▶ Verabreichen von Sondennahrung K UR Z FA SSUN G

• Korrekte Sondenlage überprüfen, bei einer PEG-Sonde ist diese Kontrolle nicht notwendig.
• Nach Verabreichen der Sondenkost gesamtes System und Sonde mit stillem Wasser spülen.
• Vorsicht beim Durchspülen mit Tee, da dieser Ablagerungen bilden kann, wenn er längere Zeit in
der Sonde verbleibt. Keine säurehaltigen Säfte oder gesüßten Flüssigkeiten zum Durchspülen der
Sonde verwenden (führt zu Gärungsprozessen und Verklebungen!).
• Patienten noch circa 30 Minuten mit erhöhtem Oberkörper lagern, um einen Reflux in die Speise-
röhre zu vermeiden.
• Patienten während und nach der Sondenernährung immer wieder beobachten und auffordern,
sich bei Übelkeit oder Unwohlsein zu melden; Rufanlage in Reichweite bringen. 20
• Sonde abstöpseln und Fixierung überprüfen; Patienten bei der Mundpflege unterstützen.
• Darauf achten, dass die Ernährungspumpe nach Gebrauch zum Aufladen des Akkus am Strom-
netz hängt.

20.3.2 Medikamente über die Ernährungssonde verabreichen 20.3.2 Medikamente über die
Ernährungssonde verabreichen
Immer wenn der Patient die Medikamente noch selbst einnehmen oder schlucken kann, werden Kann der Patient die Medikamente
diese nicht über die Sonde verabreicht. noch selbst einnehmen, werden diese
Flüssige Arzneimittel sind für die Sondengabe geeigneter als feste. Dickflüssige und stark konzen- nicht über die Sonde verabreicht.
trierte Flüssigkeiten müssen mit viel Wasser (circa 50 ml) verdünnt werden. Beipackzettel können Dickflüssige und stark konzentrierte
Auskunft geben, ob die festen Arzneiformen gemörsert oder Kapseln geöffnet werden dürfen bzw. ob Flüssigkeiten mit viel Wasser verdün-
es Alternativen in flüssiger Form gibt (Abb. 20.29) nen.
Achtung: Nicht alle Arzneiformen dür-

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fen gemörsert und nicht alle Kapseln
Merke geöffnet werden!
Nicht alle Medikamente dürfen gemörsert und nicht alle Kapseln geöffnet werden. ◀ Merke

Auch bei der Medikamentengabe über die Sonde muss dies zeitlich genau und einzeln erfolgen.
Eventuell ist dazu ein Zeitplan für die Gabe von Medikamenten und Sondenkost erforderlich.

Vorbereitung Vorbereitung
Folgendes Material wird benötigt: Material
• 20-ml-Spritze, ggf. Adapter • 20-ml-Spritze, ggf. Adapter
• Stethoskop • Stethoskop
• abgekochtes Wasser (ggf. spezielle Trägerlösungen) • abgekochtes Wasser (ggf. spezielle
• Arzneimittel Trägerlösungen)
• ggf. Porzellanmörser mit Stempel, Glas oder Becher • Arzneimittel
Weitere Vorbereitungen sind die hygienische Händedesinfektion und die Patienteninformation. • ggf. Mörser mit Stempel, Glas oder
Becher
Praktische Durchführung Praktische Durchführung
Die Medikamente werden folgendermaßen verabreicht: • Medikamente vorbereiten
• Medikamente vorbereiten, z. B. zermörsern (mehrere Medikamente getrennt zermörsern) und • Sondenlage überprüfen
aufschwemmen lassen, in Wasser zerfallen lassen, Pulver auflösen, dickflüssige Lösungen ver- • Sonde durchspülen
dünnen. • Medikament verabreichen
• Korrekte Sondenlage überprüfen, bei einer PEG-Sonde ist diese Kontrolle nicht notwendig. • Patienten auf Reaktionen beobach-
• Sonde mit 20 ml stillem Wasser durchspülen. ten
• Sonde nachspülen
• Medikament mittels Spritze über das T-Stück oder direkt durch den Sondenanschluss mit vor-
sichtigem Druck verabreichen.
• Patienten auf Reaktionen beobachten (z. B. Übelkeit, Unwohlsein).
• Sonde erneut mit 20 ml stillem Wasser nachspülen.

Abb. 20.29  Medikamentengabe über Sonde.

Vor der Gabe über die Sonde werden die Tabletten zerkleinert, zermörsert und mit Wasser aufgelöst. Abb. aus: Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich. Thiemes
Pflege. Thieme; 2012

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K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

Merke
Merke ▶ Mehrere unterschiedliche Arzneimittel dürfen nur nacheinander gegeben werden, dazwischen
wird die Sonde mit 10-20 ml stillem Wasser durchgespült.

Praxistipp
Praxistipp ▶ Darf ich die Medikamente zusammen mit der Sondenkost verabreichen?
Medikamente und Sondenkost dürfen in der Sonde nicht zusammenkommen. Es besteht die Gefahr, dass
20 die Nahrung ausflockt und die Sonde verstopft. Auf keinen Fall dürfen Arzneimittel der Sondenkost direkt
beigemischt werden.
• Planen Sie die Medikamentengaben zum richtigen Zeitpunkt (vor, während oder nach der Ernährung)
ein.
• Zermörsern Sie die Medikamente mit einem Stößel und ziehen Sie sie mit einer Spritze auf
(Abb. 20.29).
• Verabreichen Sie die Lösung einzeln über die Sonde oder geben Sie die Lösung mit einer Blasenspritze
direkt in die Magensonde. Spülen Sie danach die Sonde gut durch.

20.4 Injektionen
20.4 Injektionen
Definition

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Definition ▶ Bei einer Injektion werden Medikamente oder andere Stoffe mit einer Injektionskanüle durch die
Hautoberfläche hindurch direkt in den Körper appliziert (verabreicht). Der Magen-Darm-Trakt wird dabei
umgangen, deswegen spricht man auch von parenteraler (= am Darm vorbei) Verabreichung.

Nach Verabreichungsort und -form Nach Verabreichungsort und -form werden verschiedene Injektionen unterschieden (Tab. 20.5).
werden verschiedene Injektionen
unterschieden (Tab. 20.5). Tab. 20.5  Beispiele für Verabreichungsorte ausgewählter Injektionen.

Injektionsart Verabreichungsort im Gewebe

intraarteriell (= i. a.) Arterien

intrakutan (= i. c.) Lederhaut (Korium)

intramuskulär (= i. m.) Muskulatur

intravenös (= i. v.) Venen

subkutan (= s. c.) Unterhautfettgewebe (Subkutis)

20.4.1 Vorbereiten von Injektionen 20.4.1 Vorbereiten von Injektionen


Zu Beginn der Vorbereitung werden Zu Beginn der Vorbereitung werden Arbeitsplatz, Spritzentablett und Hände desinfiziert.
Arbeitsplatz, Spritzentablett und Das Aufziehen der Medikamente erfolgt an einem ausschließlich dafür vorgesehenen Arbeitsplatz.
Hände desinfiziert. Achten Sie darauf, dass Sie
• Injektionen ohne Zeitdruck zubereiten,
• eine angemessen große, freie und saubere Arbeitsfläche zur Verfügung haben,
• den Materialvorrat in Griffnähe stellen.
Material Material
Flüssige Medikamente werden in Flüssige Medikamente werden in sterilen Einmalspritzen aufgezogen, die in verschiedenen Größen
sterilen Einmalspritzen aufgezogen. angeboten werden. Es können Mengen von 1, 2, 5, 10, 20 und 50 ml aufgezogen werden (Abb. 20.30).
Weiterhin werden für die Vorbereitung Darüber hinaus gibt es besondere Skalierungen, z. B. Insulinspritzen mit 40 I E /ml (= Internationale
und auch die Verabreichung von Injek- Einheiten, Abb. 20.31).
tionen verschiedene Kanülen benötigt. Weiterhin werden für die Vorbereitung und auch die Verabreichung von Injektionen verschiedene
Kanülen benötigt.

Aufziehen des Medikaments Aufziehen des Medikaments


Damit die Medikamente ohne Störung Damit die Medikamente ohne Störung aufgezogen werden können, werden alle erforderlichen Mate-
aufgezogen werden können, werden rialien vorher bereitgestellt. Dazu zählen u. a.
alle erforderlichen Materialien vorher • sterilisierte Tupfer
bereitgestellt. • Aufziehkanüle
• Spritze
• Injektionskanüle
• Kanülenabwurfbox
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20.4 ▶ Injektionen K UR Z FA SSUN G

Abb. 20.30  Spritzen verschiedener Größen.

20

Foto: Paavo Blåfield, Thieme

Abb. 20.31  Insulinspritze mit Kanüle.

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Foto: Paavo Blåfield, Thieme

Die Fotoserie zeigt beispielhaft das Aufziehen eines Medikamentes aus einer Ampulle (Abb. 20.32).

Abb. 20.32  Aufziehen von Medikamenten aus einer Glasampulle.

1 2 3

4 5 6

Die Fotoserie zeigt, wie ein Medikament aus einer Glasampulle in eine Spritze aufgezogen wird. 1 Injektionslösung aus dem Ampullenkopf in die Ampulle
zurückbefördern, z. B. durch Beklopfen des Ampullenkopfs. 2 u. 3 Abbrechen des Ampullenhalses: Tupfer über den gesamten Ampullenkopf legen.
4 Ampullenkopf mit Daumen und Zeigefinger unter Druck auf die Markierung abknicken. 5 Aufziehen aus der Glasampulle: sorgfältiges Entnehmen von
Spritze und Kanüle aus der Verpackung. Peel-off-System nutzen, d. h. Kanüle und Spritze nicht durch die Verpackung stoßen. 6 Die Aufziehkanüle stößt auf
dem Boden der Ampulle auf. Der Zeigefinger bietet ein Widerlager an der Spritzengriffplatte. Daumen und Zeigefinger ziehen den Spritzenkolben zurück.
Foto: Alexander Fischer, Thieme

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K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

20.4.2 Subkutane Injektion 20.4.2 Subkutane Injektion


Bei der subkutanen (= s. c.) Injektion Bei der subkutanen (= s. c.) Injektionstechnik wird das Arzneimittel in die Subkutis (= Unterhautfett-
wird das Arzneimittel in die Subkutis gewebe) gespritzt.
(= Unterhautfettgewebe) gespritzt. Die Subkutis enthält fast den gesamten Fettanteil der Haut mit eingelagerten kleinen Blutgefäßen
und Nerven.

Injektionsstellen Injektionsstellen
20 Es eignen sich alle Körperregionen mit Es eignen sich alle Körperregionen mit ausgeprägter Subkutis. Bauch und Oberschenkel sind für die
ausgeprägter Subkutis (Abb. 20.33). subkutane Injektion besonders geeignet (Abb. 20.33).

Abb. 20.33  Injektionsbereiche für subkutane Injektionen.

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Bereiche für subkutane Injektion (s.c.) Abb. nach: Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich. Thiemes
Pflege; 2012

Merke
Merke ▶ Injektionen dürfen nicht in Narben, Hauterhebungen, Hämatome oder Tattoos erfolgen.

Durchführung mit Spritzen Durchführung mit Spritzen


Die subkutane Injektion wird wie in Die subkutane Injektion wird folgendermaßen durchgeführt:
(Abb. 20.34) beschrieben durchge- • Hände desinfizieren.
führt. • Patienten informieren.
• Material bereitlegen.
• Mit Daumen und Zeigefinger die Haut in einer 2-3 cm starken Falte abheben und eine Hautfalte
bilden.
• Haut desinfizieren.
• Kanüle senkrecht in die Hautfalte einstechen.
• Medikament langsam injizieren, danach Kanüle noch 8-10 Sek. in der Haut belassen, um einen
Medikamentenrückfluss zu vermeiden.
• Kanüle zügig entfernen und sofort entsorgen. Hautfalte loslassen.
• Mit einem neuen Tupfer die Einstichstelle kurz komprimieren, aber keine kreisenden oder rei-
benden Bewegungen ausführen (Abb. 20.34).

Abb. 20.34  Subkutaninjektion in den Bauchbereich.

Achten Sie vor der Injektion darauf, dass das Desinfek-


tionsmittel vollständig getrocknet ist, sonst kann es
mit in das Unterhautfettgewebe gelangen. Abb. aus:
Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich. Thiemes Pflege; 2012
a Hautfalte aufnehmen und
b Kanüle im 90°-Winkel einstechen. Ist der Patient
90° sehr schlank und hat nur wenig Unterhautfettge-
webe, kann eine Injektion im 45°-Winkel indiziert
a b
sein.

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20.4 ▶ Injektionen K UR Z FA SSUN G

Aspiration. Aspiration in diesem Zusammenhang ist das Ansaugen von Flüssigkeit aus dem Gewebe
vor der Injektion. Die Frage, ob aspiriert wird oder nicht, ist nicht eindeutig geklärt. Richten Sie sich
nach den Herstellerangaben der Medikamente und beachten Sie die hausinternen Standards.

Durchführung mit Insulinpen Durchführung mit Insulinpen

Definition
Insulinpens sind Insulinspritzen in der Form eines Füllhalters. Sie sind einfach zu verwenden und ◀ Definition
erleichtern Patienten, die sich selbst spritzen, die Handhabung.
20

Alle Insulinfirmen vertreiben eigene, produktgebundene Pens. Unbedingt zu beachten ist, dass Pat- Insulinpatrone, Nadel und Pen müssen
rone, Nadel und Pen zusammenpassen. Bei fast allen Pens kann die voreingestellte Dosierung geän- immer zusammenpassen.
dert werden, viele haben eine Dosisanzeige. Einige haben sogar ein Display mit Anzeige der gewähl- Es gibt Pens zum Wiederauffüllen und
ten Insulineinheiten und der Zeit der letzten Applikation. Es gibt Pens zum Wiederauffüllen mit Einmalpens.
Patrone/Kartusche und Einmalpens für Menschen, die die Patronen selbst nicht wechseln können. Zur schnelleren Orientierung können
Für Patienten, die verschiedene Insuline spritzen, gibt es zur schnelleren Orientierung und um eine verschiedenfarbige Injektionshilfen
Verwechslung zu vermeiden, verschiedenfarbige Injektionshilfen (S. 595). dienen.
Die Injektion von Insulin erfolgt subkutan, also in das unter der Haut liegende Fettgewebe. Insulin wird subkutan (s. c.) injiziert.
Damit sich das Insulin verteilt und nicht durch den Einstichkanal zurückläuft, sollte nach erfolgter
Injektion die Kanüle noch kurz in der Haut belassen werden (bis 15 zählen). Gegen das Zurücklaufen
kann auch die Kanüle leicht abgewinkelt herausgezogen werden, dann verschiebt/verschließt sich

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der Einstichkanal.

Insulinlagerung. Insulin wird im Kühlschrank bei 2-8 °C gelagert. Das Insulin darf weder gefrieren Insulin wird im Kühlschrank gelagert.
noch der direkten Sonneneinwirkung ausgesetzt sein. Insulin, im Anbruch und aktuell verwendet,
wird bei Zimmertemperatur aufbewahrt. Den im Gebrauch befindlichen Insulinpen nicht in den
Kühlschrank legen.

Vorbereiten der Materialien Vorbereiten der Materialien


• Injektionspen • Injektionspen
• Spezialkanüle • Spezialkanüle
• Kanülensicherheitsbox • Kanülensicherheitsbox
• eventuell neue Kartusche
Praktische Durchführung Praktische Durchführung

Merke
Vor der Injektion ist zu prüfen, ob genügend Insulin in der Kartusche ist. ◀ Merke

• Hände nach Hygieneplan desinfizieren. • Hände desinfizieren


• Benötigte Gegenstände auf desinfizierter Arbeitsfläche (z. B. Tablett) richten; den mit dem Na- • Material richten
men des Patienten beschrifteten Pen überprüfen (ist noch genügend Insulin vorhanden und ist • Patienten informieren
das richtige Insulin in der Patrone/Kartusche?). • Spezialkanüle auf Pen aufschrauben
• Patienten über geplante Maßnahme informieren (auch bewusstlose Patienten!), Fenster und • Pen-Funktionskontrolle durchführen
Türen schließen. • Verzögerungs- oder Mischinsulin:
• Besucher aus dem Patientenzimmer bitten. Pen 10-mal kippen
• Insulindosis einstellen
• Patientenbett auf eine rückenschonende Arbeitshöhe bringen und eventuell den Handlungsab-
lauf störende Kleidungsstücke entfernen, dabei die Intimsphäre beachten. • Injektionsstelle desinfizieren
• Schutzkappe von der Kanüle ent-
• Spezialkanüle auf den Pen aufschrauben. fernen
• Pen-Funktionskontrolle durchführen: 1-2 Einheiten Insulin senkrecht nach oben herausspritzen. • Hautfalte abheben und Injektionsna-
• Bei Verzögerungs- oder Mischinsulin: Pen circa 10-mal kippen, um die Flüssigkeit zu mischen. del im 90°-Winkel einführen
• Insulindosis nach Arztanordnung z. B. durch Drehen am Dosierring einstellen: Der eingestellte • Insulin injizieren, Kanüle kurz im
Wert ist am Sichtfenster ablesbar.
Stichkanal belassen
• Injektionsstelle nach Injektionsschema auswählen und desinfizieren. • Injektionsnadel rasch herausziehen,
• Schutzkappe von der Kanüle entfernen. Einstichstelle kurz komprimieren
• Hautfalte abheben und Injektionsnadel im 90°-Winkel einführen (Abb. 20.35). • Spezialkanüle abschrauben, in Kanü-
• Insulin durch Druck auf den Penkopf vollständig injizieren und Kanüle kurz im Stichkanal belas- lensicherheitsbox abwerfen
sen, um den Rückfluss des Medikaments beim Herausziehen zu vermeiden. • bei Nachblutung ggf. hautschonen-
• Injektionskanüle rasch herausziehen und Einstichstelle kurz komprimieren. den Wundschnellverband aufkleben
• Nach der Injektion Sicherungsring wieder in die Ausgangsposition drehen, Spezialkanüle ab-
schrauben und direkt in die Kanülensicherheitsbox abwerfen.
• Bei Nachblutung ggf. hautschonendes Pflaster aufkleben.

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K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

Abb. 20.35  Injektion mit Insulinpen.

20

Insulinpens gibt es in unterschiedlichen Farben und


Ausführungen. Foto: Alexander Fischer, Thieme

Nachbereitung
• Patienten beim Rücklagern und Anziehen unterstützen.
• Gebrauchte Materialien sachgerecht ver- bzw. entsorgen.
• Abschließend Hände desinfizieren.
• Maßnahme durch Eintragung in den Pflegebericht mit Handzeichen und Uhrzeit dokumentieren.
20.4.3 Intramuskuläre Injektion 20.4.3 Intramuskuläre Injektion

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Definition
Definition ▶ Die intramuskuläre Injektion ist eine Injektionstechnik, bei der Arzneimittel in einen Muskel
gespritzt werden.

Die Pflegefachkraft führt die intramus- Die Pflegefachkraft führt die intramuskuläre Injektion nach Arztanordnung durch. Besonders geeig-
kuläre Injektion nach Arztanordnung net für die i. m.-Injektion sind Gesäß- und Oberschenkelmuskel.
durch. Im Rahmen der intramuskulären Injektion ergeben sich für Pflegehelfer v. a. bei der Vorbereitung der
Injektion bestimmte Aufgaben (S. 436).

20.4.4 Intravenöse Injektion 20.4.4 Intravenöse Injektion


Definition
Definition ▶ Bei der intravenösen Injektion (= i. v. Injektion) wird das Arzneimittel direkt in die Vene gegeben.
Die Wirkung der Arznei tritt dadurch sofort ein.

Die i. v. Injektion führt der Arzt durch. Der Arzt führt die i. v. Injektion durch, oft erfolgt diese Technik in Notfallsituationen.
Im Rahmen der intravenösen Injektion ergeben sich für Pflegehelfer v. a. bei der Vorbereitung der i. v.
Injektion Aufgaben (S. 436).

20.5 Absaugen von Sekret


20.5 Absaugen von Sekret
Definition
Definition ▶ Beim Absaugen werden Blut, Sekrete, Luft oder feste Stoffe aus Körperöffnungen oder Körper-
höhlen mithilfe eines Absaugkatheters unter Sog entfernt.

20.5.1 Indikationen 20.5.1 Indikationen


Der Nasen-Rachen-Raum (nasal) oder
der Mund-Rachen-Raum (oral) werden Der Nasen-Rachen-Raum (nasal) oder der Mund-Rachen-Raum (oral) werden z. B. abgesaugt, um
z. B. abgesaugt, um Sekretanhäufun- Sekretanhäufungen zu vermeiden und die Lungenbelüftung zu verbessern. Das Absaugen wird auch
gen zu vermeiden und die Lungenbe- eingesetzt, wenn der Verdacht besteht, dass sich Fremdkörper in den Atemwegen befinden. Nasal
lüftung zu verbessern oder wenn der oder oral wird z. B. abgesaugt, wenn die Atmung Rasselgeräusche aufweist.
Verdacht besteht, dass sich Fremdkör-
per in den Atemwegen befinden. Merke
Merke ▶ Grundsätzlich gilt: So wenig wie möglich und so häufig wie nötig absaugen.

Das Absaugen greift in den Körper ein (ist invasiv). Dabei besteht also immer die Gefahr, dass durch
unsachgemäßes Arbeiten Keime in den Körper eingebracht werden.

440
20.6 ▶ Verabreichen von Sauerstoff K UR Z FA SSUN G

20.5.2 Vorgehen beim Absaugen 20.5.2 Vorgehen beim Absaugen

Vorbereitung der Materialien Vorbereitung der Materialien

• Schutzhandschuhe und 1 steriler Einmalhandschuh Vor Beginn des Absaugens werden die
• 2 sterile Absaugkatheter benötigten Materialien auf Vollstän-
• 1 Absauganlage oder Absauggerät mit Auffangbehälter (geschlossenes System) und Wasserbehäl- digkeit überprüft.
ter zum Durchspülen des Schlauchsystems
• 1 Abwurfbehälter
• 1 Mund- und Augenschutz 20
• ggf. Salbe oder Gel zur Schleimhautbetäubung (Anästhetikum)
• Materialien zur Mund- bzw. Nasenpflege
• Zellstoff, Nierenschale (falls Patient erbricht)
Praktische Durchführung
Praktische Durchführung • Hände desinfizieren
• Die Durchführung erfolgt durch die Pflegefachkraft. • Gegenstände richten, auf Vollstän-
• Hände nach Hygieneplan desinfizieren. digkeit prüfen
• Benötigte Gegenstände auf desinfizierter Arbeitsfläche richten und Vollständigkeit überprüfen. • Absauganlage kontrollieren
• Funktionsfähigkeit der Absauganlage durch Herstellen des Sogs kontrollieren. • Patienten informieren, Oberkörper
• Patienten über geplante Maßnahme informieren (auch bewusstlose Patienten!) und Oberkörper wenn möglich hochlagern
hochlagern, wenn keine Kontraindikation besteht. • Fenster/Türen schließen, Besucher
• Fenster und Türen schließen und Besucher aus dem Patientenzimmer bitten. aus dem Zimmer bitten

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• Patientenbett rückenschonend ein-
• Patientenbett auf eine rückenschonende Arbeitshöhe bringen.
stellen
• Mund- und Augenschutz anlegen.
• Mund- und Augenschutz sowie
• Schutzhandschuhe anziehen. Schutzhandschuhe anziehen
• Nierenschale und Zellstoff bereitstellen, falls Patient erbricht. • Mund- bzw. Nasenpflege durchfüh-
• Mund- bzw. Nasenpflege durchführen, um Gefahr einer Keimverschleppung zu reduzieren. ren
• Um dem Patienten unnötige Schmerzen zu ersparen und um Schleimhautverletzungen vorzu- • Katheter mit einem lokalbetäuben-
beugen, empfiehlt es sich, den Katheter mit einem betäubenden Gel oder mit einer betäubenden
den Gel/Salbe gleitfähig machen
Salbe gleitfähig zu machen.
• Mundschutz anlegen und Schutz-
• Patienten mehrmals tief und gleichmäßig durchatmen lassen oder Sauerstoff verabreichen, wenn handschuhe anziehen
vom Arzt angeordnet. Damit ist gewährleistet, dass der Patient ausreichend mit Sauerstoff ver- • Nierenschale/Zellstoff bereitstellen,
sorgt ist (Oxygenierung = Sauerstoffanreicherung). falls Patient erbricht
• Verpackung des Absaugkatheters öffnen und unter Wahrung der Sterilität mit dem Absaug- • Patienten tief und gleichmäßig
schlauch verbinden (Der Katheter verbleibt zunächst in der Verpackung). durchatmen lassen
• Sterilen Einmalhandschuh über den bereits angezogenen Handschuh ziehen; mit der unsterilen • Absaugkatheter steril mit Absaug-
Hand vorsichtig die Verpackung vom Katheter abziehen, dabei den Katheter mit der sterilen Hand schlauch verbinden
ergreifen. • Absauggerät einschalten, Unter-
• Absauggerät einschalten und auf einen Unterdruck von ca. 0,2 bar einstellen (Sog durch Ver- druck auf 0,2 bar einstellen
schließen der Öffnung am Fingertip mit dem Daumen der unsterilen Hand herstellen). • Absaugkatheter einführen, Rachen-
• Absaugkatheter über Mund oder Nase rasch einführen und Rachenraum absaugen (Sog max. 15 raum absaugen (Sog dabei max.
Sekunden halten), Sekret auf Menge, Konsistenz und Farbe beobachten. 15 Sekunden halten), Sekret beob-
achten
• Unter Sog Absaugkatheter zurückziehen, dabei um den Finger wickeln und Handschuh darüber-
stülpen. • unter Sog Absaugkatheter zurück-
ziehen
Nachbereitung Nachbereitung
• Vitalzeichen überprüfen
• Vitalzeichen überprüfen. • Materialien entsorgen
• Gebrauchte Materialien sachgerecht entsorgen und Absaugschlauch durchspülen. • Absaugschlauch durchspülen
• Bei Bevorratung der Materialien am Bett darauf achten, dass alles Notwendige für den nächsten • Hände desinfizieren
Absaugvorgang vorhanden ist.
• Maßnahme dokumentieren
• Abschließend Hände desinfizieren und Maßnahme dokumentieren.

20.6 Verabreichen von Sauerstoff 20.6 Verabreichen von Sauerstoff

Sauerstoff ist ein lebensnotwendiges Gas, das in der Luft enthalten ist. Die Zellen müssen durchge- Sauerstoff ist lebensnotwendig.
hend mit Sauerstoff versorgt werden, da sie ihn nicht speichern können. Kommt es im Körper jedoch Auf Sauerstoffmangel reagiert der
zu Sauerstoffmangel, reagiert der Körper mit Atemnot, die Haut und Schleimhäute verfärben sich Körper mit Atemnot, Zyanose, Benom-
blau (Zyanose). Allgemein kommt es zu Benommenheit, ggf. auch zu Angst und Unruhe, die Herz- menheit; der Patient hat ggf. Angst
frequenz ist erhöht oder ggf. erniedrigt. Der Patient ist verwirrt, hat Kopfschmerzen oder Übelkeit. und ist unruhig.

Verordnungspflicht. Eine Sauerstofftherapie muss, außer im akuten Notfall, ärztlich verordnet sein. Außer im akuten Notfall ist die Gabe
Die Verordnung enthält von Sauerstoff immer durch einen
• Dosierung der Menge des Sauerstoffs in Litern pro Minute, Arzt zu verordnen.
• Dauer der Anwendung:
–– durchgehend (kontinuierlich) oder
–– mit Unterbrechungen (intermittierend) und
441
K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

• Verabreichungsform (Abb. 20.36):


–– Sauerstoffbrille
–– Sauerstoffsonde
–– Sauerstoffmaske

Abb. 20.36  Sauerstoffgabe.

20

a b

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Sauerstoff zu verabreichen.


a Sauerstoffbrille. Foto: Werner Krüper, Thieme
b Sauerstoffmaske. Foto: Alexander Fischer, Thieme

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20.6.1 Sauerstoffapplikationssysteme 20.6.1 Sauerstoffapplikationssysteme
Man unterscheidet: Medizinischer Sauerstoff wird aus Luft gewonnen. Die Qualität unterliegt der Aufsicht des Apothe-
• zentrale Sauerstoffversorgung kers.
• Versorgung aus Sauerstoffflaschen
• Versorgung über mobile Sauerstoff- Zentrale Gasversorgung über Wandanschluss. Dabei wird der Sauerstoff aus einem über dem Pati-
konzentratoren entenbett installierten Wandanschluss entnommen. Die genaue Dosierung (l/min) wird am Feinre-
gulierventil eingestellt und am Durchflussströmungsmesser (Flowmeter) kontrolliert.

Sauerstoffflaschen. Fehlt eine zentrale Gasversorgung oder benötigt ein mobiler Patient Sauerstoff,
können Abfüllungen in Flaschen genutzt werden. Eine Sauerstoffflasche hat nur einen bestimmten
Rauminhalt, z. B. 10 l. Sie wird deshalb unter hohem Druck befüllt. Dieser Druck wird in Bar angege-
ben und lässt sich an einem Manometer ablesen. Um dem Patienten den Sauerstoff schadlos zufüh-
ren zu können, wird die Flasche mit einem Druckminderer verbunden. Den tatsächlichen Sauerstoff-
fluss aus der Flasche kann man am Flowmeter ablesen.

Merke
Merke ▶ Beim Umgang mit Sauerstoffflaschen ist immer große Vorsicht geboten, da das Gas unter
hohem Druck steht. Folgende Vorschriften sind strikt zu beachten:
• Es besteht absolutes Rauch- und Feuerverbot.
• Flaschen dürfen nicht gerollt oder geworfen werden.
• Beim Hinstellen müssen die Flaschen z. B. mit einer Kette vor dem Umstürzen gesichert werden.
• Direkte Sonneneinstrahlung ist zu vermeiden.
• Zum Öffnen des Flaschenventils darf keine Gewalt angewendet werden.
• Ventile dürfen niemals gefettet oder geölt werden (Gefahr der Selbstentzündung!).

Praxistipp
Praxistipp ▶ Wie kann ich den Sauerstoffvorrat einer Flasche berechnen?
Um den Sauerstoffvorrat einer Flasche zu berechnen, wird der verfügbare Rauminhalt der Sauerstofffla-
sche (z. B. 10 l) mit dem Manometerstand (z. B. 90 bar) multipliziert und durch die angeordnete Literzahl
(z. B. 3 l/min) dividiert. Die Lösung der Aufgabe finden Sie in der nachfolgenden Beispielrechnung
(Abb. 20.37).

Mobile O2-Konzentratoren. Diese gewinnen aus atmosphärischer Luft reinen Sauerstoff. Raumluft
wird angesaugt, verdichtet und der Luftstickstoff gebunden. Die Geräte sind etwa so groß wie ein
Koffer und können außer Haus mitgeführt werden.

442
20.6 ▶ Verabreichen von Sauerstoff K UR Z FA SSUN G

Abb. 20.37  Sauerstoffvorrat berechnen.

20

Beispielrechnung zur Ermittlung des Sauerstoffvor-


rats. Abb. nach: Schewior-Popp, Sitzmann, Ullrich. Thie-
mes Pflege, 2012

20.6.2 Hilfsmittel zur Sauerstoffverabreichung 20.6.2 Hilfsmittel zur


Sauerstoffverabreichung
Merke
Flussraten von mehr als 4 Litern pro Minute können Reizungen in der Nase verursachen. ◀ Merke

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Sauerstoffbrille. Sauerstoffbrillen werden für die Zufuhr geringerer Sauerstoff-Flussraten (bis zu 6 Sauerstoff kann über eine Nasenson-
Litern pro Minute) verwendet (Abb. 20.36 a). Sie sind zur langfristigen Verabreichung von Sauerstoff de, Sauerstoffbrille oder Sauerstoff-
geeignet. Die beiden Schlauchenden reichen circa 1 cm in die Nasenöffnung. Sie können bei Bedarf maske verabreicht werden.
gekürzt werden. Wie Brillenbügel lassen sich die Schläuche hinter die Ohrmuschel legen oder am
Hinterkopf befestigen. Wird die Brille ohne Schaumstoffpolster verwendet, geht sehr viel Sauerstoff
an die Umgebungsluft verloren. Eine genaue Dosierung der Sauerstoffzufuhr ist daher nicht möglich.

Sauerstoffmaske. Durch die Maske kann hoch dosierter Sauerstoff verabreicht werden (Abb. 20.3 b).
Der Nachteil ist, dass der Patient mit der Maske schlecht sprechen, nicht essen und trinken kann.
Außerdem verursacht eine Gesichtsmaske zunächst Unsicherheit und Angst.

Merke
Reiner Sauerstoff ist ein Medikament und daher nicht frei von Nebenwirkungen. In hohen Dosen ◀ Merke
wirkt Sauerstoff giftig. Als typische Zeichen einer Sauerstoffvergiftung treten Schwindel und Krämpfe
auf. Deshalb müssen die ärztlichen Angaben zu Dosis und Dauer der Behandlung genau beachtet werden.

20.6.3 Sauerstoffgabe 20.6.3 Sauerstoffgabe

Vorbereitung der Materialien Vorbereitung der Materialien


Es müssen gerichtet werden: • Hilfsmittel zur Sauerstoffgabe
• verordnetes Hilfsmittel zur Sauerstoffgabe • Sauerstoffanlage/Sauerstoffflasche
• zentrale Sauerstoffanlage mit Wandanschluss im Patientenzimmer oder Sauerstoffflasche • Reduzierventil
• Reduzierventil • Luftbefeuchter
• Luftbefeuchter • Aqua destillata (Befeuchterflasche)
• Aqua destillata (Befeuchterflasche)
Praktische Durchführung Praktische Durchführung

• Hände nach Hygieneplan desinfizieren. • Hände desinfizieren


• Benötigte Gegenstände auf desinfizierter Arbeitsfläche (z. B. Tablett) richten. • benötigtes Material richten
• Sauerstoffflasche auf Inhalt (Aufschrift „Sauerstoff“), Füllungszustand und Dichtigkeit überprü- • Luftbefeuchter mit Aqua destillata
fen. befüllen
• Sauerstoffvorrat berechnen. • Patienten informieren
• Luftbefeuchter mit Aqua destillata unter sterilen Bedingungen füllen und an Sauerstoffflasche • dem Patienten verordnetes Hilfsmit-
oder Wandanschluss ankoppeln oder wenn möglich direkt anschließen (Abb. 20.38). tel aufsetzen
• Sauerstoff mit verordneter Dosis
• Patienten über geplante Maßnahme informieren, Fenster und Türen schließen und Besucher aus
dem Patientenzimmer bitten. einstellen
• Vitalzeichen kontrollieren
• Patientenbett auf eine rückenschonende Arbeitshöhe bringen und Patienten unterstützen, eine
sitzende Position einzunehmen (atemerleichternd), sofern keine Kontraindikation vorliegt.
• Nase reinigen lassen, ggf. nasal absaugen.
• Dem Patienten verordnetes Hilfsmittel zur Sauerstoffgabe aufsetzen und mit dem Sauerstoffbe-
feuchter verbinden.
• Sauerstoffflasche öffnen und verordnete Literzahl nach Arztanordnung einstellen.
• Atemfrequenz und -tiefe, Puls, Blutdruck, Hautfarbe und Bewusstseinszustand des Patienten
regelmäßig überprüfen.
443
K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

Abb. 20.38  Sauerstoffwandanschluss mit Befeuchterflasche.

Durchfluss-
strömungsmesser

Druckluft-
anschluss
Sauerstoff-
Feinregulator wand-
anschluss
20

Patienten- Befeuchter-
anschluss flasche (ge-
(Sauerstoff- schlossenes
nasensonde) System)
Abb. aus: Kirschnick. Pflegetechniken von A-Z. Thieme; 2010

Hilfsmittel zur Sauerstoffgabe werden Nach der Sauerstoffgabe. Im Anschluss an die Sauerstoffgabe muss das Hauptventil geschlossen
täglich gewechselt, Sonde und Brille und das System entlüftet werden. Die Hilfsmittel zur Sauerstoffgabe werden täglich gewechselt und

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täglich auf Durchgängigkeit überprüft. Sonde sowie Brille auf Durchgängigkeit überprüft. Es muss immer darauf geachtet werden, dass sich
ausreichend Flüssigkeit (Aqua destillata) im Sauerstoffbefeuchter befindet.

20.7 Versorgen von Wunden


20.7 Versorgen von Wunden
20.7.1 Grundlagen 20.7.1 Grundlagen
Definition
Definition ▶ Eine Wunde ist ein Defekt von Gewebe oder Organen, der durch äußere Einwirkungen entstanden
ist.

Wunden werden abhängig von ihrem Je nach Erscheinungsbild und Verletzungshergang können Wunden eingeteilt werden in (Abb. 20.39):
Erscheinungsbild und dem Verlet- • Schürfwunden: Das sind flächenhafte Wunden. Sie sondern oft stark Wundsekret ab, bluten
zungshergang eingeteilt in: jedoch meist wenig.
• Schürfwunden • Schnittwunden: Diese entstehen durch spitze Gewalt. Sie zeigen glatte Wundränder und bluten
• Schnittwunden anfangs heftig.
• Stichwunden • Stichwunden: Eine Stichverletzung erscheint oft von außen als kleine Verletzung, kann aber sehr
• Platz-, Quetschwunden tief sein.
• Skalpierung/Décollement • Platz-, Quetschwunden: Sie entstehen durch stumpfe Gewalteinwirkung. Es kommt zur Blutung,
• Kratzwunden die Wundränder sind jedoch unregelmäßig begrenzt und gequetscht.
• Schusswunden • Skalpierung/Décollement: Durch Abscherung wird Haut und Gewebe teilweise oder ganz abge-
• Risswunden trennt.
• Bisswunden • Kratzwunden : Sie entstehen meist durch Tiere, deshalb besteht eine hohe Infektionsgefahr. Sie
• Pfählungsverletzungen entsprechen oberflächlichen Risswunden.
• Schusswunden: Diese Wunden entstehen durch ausgedehnte Gewebezerstörung aufgrund der
hohen Energieübertragung. Sie sind eine Kombination aus Riss- und Quetschwunde. Die Ein-
schusswunde ist meist klein mit Verbrennungen, und bei nahem oder relativ nahem Schuss, auch
mit Pulverschmauch versetzt. Die Ausschusswunde ist meist größer und stark zerfetzt.
• Risswunden: Sie entstehen durch Dehnung oder Zerrung. Sie bluten ebenfalls und zeigen unre-
gelmäßige, zerrissene Wundränder. Es können sich Wundtaschen bilden.
• Bisswunden : Bisse können durch Tiere und Menschen entstehen. Diese Wunden sind Kombina-
tionsverletzungen von Riss- und Quetschwunden. Auch hier zeigt sich häufig eine ausgedehnte
Taschenbildung.

444
20.7 ▶ Versorgen von Wunden K UR Z FA SSUN G

Abb. 20.39  Wunden.

20
a Schürfwunde b Schnittwunde c Stichwunde

d Platzwunde e Ablederungs- f Kratzwunde


wunde
(= Décollement)

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g Quetschwunde h Schusswunde Einteilung unterschiedlicher Wunden. Abb. nach: Paetz.
Chirurgie für Pflegeberufe. Thieme; 2013
a Schürfwunde.
b Schnittwunde.
c Stichwunde.
d Platzwunde.
e Ablederungswunde.
f Kratzwunde.
g Quetschwunde.
h Schusswunde.
i Risswunde.
i Risswunde j Bisswunde j Bisswunde.

Begleiterscheinungen von Wunden Begleiterscheinungen von Wunden


Schmerzen: Etwa ein Drittel aller Verletzten hat keine Schmerzen. Diese Schmerzlosigkeit kann Wunden gehen meist mit Schmerzen
Minuten bis Stunden anhalten. einher.
Blutung: Die Art der Wundentstehung, Ort und Tiefe der Verletzung sowie die beteiligten Gefäße Abhängig vom Ausmaß der Verletzung
bestimmen das Ausmaß der Blutung: kommt es zu einer Blutung.
• arterielle Blutung (aus einer Arterie): stark, spritzend, pulsierend, schneller Blutverlust, relativ
rasch Schockzustand durch Volumenmangel (Lebensgefahr)
• venöse Blutung (aus einer Vene): Sind größere Venen betroffen (z. B. Krampfadern), können auch
diese Blutungen ein beträchtliches Ausmaß annehmen.
• kapilläre Blutungen (aus Kapillaren = kleinste Gefäße im Gewebe): punktförmige oder Sickerblu-
tungen, auch Blutungen unter der Haut sind möglich (bei Gerinnungsstörungen).

Praxistipp
Wie dokumentiere ich den Zustand einer Wunde? ◀ Praxistipp
Durch die Wunddokumentation müssen der Zustand der Wunde, der Verlauf der Wundheilung, die Wund-
versorgung und der Verbandswechsel nachvollziehbar sein.
Folgende Wundmerkmale sind schriftlich zu dokumentieren:
• Sondert die Wunde Flüssigkeit (Exsudat) ab? Wie stark, z. B. starke Sekretabsonderung, Wunde am
Abtrocknen.
• Wie ist die Wundflüssigkeit (Exsudat) beschaffen, z. B. blutig?
• Wie stark neigt die Wunde zum Bluten?
• Wie schmerzhaft ist die Wunde für den Patienten?
• Weist die Wunde Infektionsanzeichen auf, z. B. Schwellung, Rötung, gelbliche oder grünliche, schmie-
rige Beläge, Geruch?
• Wie groß ist die Wunde, z. B. 2-Euro-Stück?
445
K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

Wundheilung Wundheilung
Je nach Wundart unterscheidet man primär heilende Wunden und sekundär heilende Wunden.
Primär heilende Wunden verschließen Primäre Wundheilung:
schnell. • Die Wunde verschließt sich durch direktes Aneinanderlagern, Verwachsen und Vernarben der
Entzündung oder Wundsekretion glatten Wundränder, z. B. bei Operationswunden.
besteht nicht. • Es wird nur minimal Gewebe neu gebildet.
• Die Heilung wird nicht durch Entzündung oder Wundsekretion verzögert.
Sekundär heilende Wunden sind in- Sekundäre Wundheilung:
20 fiziert. • Die Wunde ist meist mit Krankheitserregern verunreinigt (infiziert). Die Wunde verschließt sich
Die Wunde verschließt sich nur verzö- aufgrund einer Wundheilungsstörung nur verzögert und schrittweise.
gert und schrittweise. • Die Wunde neigt zu starker Narbenbildung (Kontraktion).
• Häufig sind betroffene Patienten psychisch stark gefordert, ggf. sozial und physisch belastet.
Praxistipp
Praxistipp ▶ Durch was kann die Wundheilung gestört sein?
Neben den Wundheilungsstörungen, die örtlich begrenzt (lokal) auftreten, können allgemeine Faktoren
die Wundheilung beeinträchtigen:
• schlechter Allgemeinzustand des Patienten
• Abwehrschwäche
• Mangelernährung
• Rauchen und Alkoholkonsum

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• Fieber
• Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Durchblutungsstörungen
• hohe psychische Belastung
• mangelnde Mitarbeit des Patienten
Lokale Faktoren sind
• Überempfindlichkeit (Hyperästhesien): Die Haut um die Verletzungsstelle wird zunehmend empfind-
lich und beginnt sich zu röten.
• Flüssigkeitsansammlungen (Serome): Exsudat (Lymphe, Serum) sammelt sich in Wundhohlräumen
an.
• Blutergüsse (Hämatome): Nachblutungen aus kleineren Gefäßen führen zu einem Bluterguss. Die
Wunde schwillt an und schmerzt, die darüberliegende Haut färbt sich blau.
• Entzündungen (Infektionen): Die Entzündung kann oberflächlich, tief oder organbezogen sein.
• Absterben von Gewebe (Nekrosen): Werden die Wundränder nicht oder nur mangelhaft durchblu-
tet, entstehen Wundrandnekrosen.
• Auseinanderklaffen (Dehiszenzen): Binde- oder Stützgewebe, Teile der Bauchwand oder Wundflä-
chen weichen auseinander.
• Überschießende Narbenbildung (Keloide): Es entwickeln sich scharf umschriebene sowie erhabene
(hypertrophe) Narben, die in der Regel auf das Wundgebiet begrenzt bleiben, aber auch die Wund-
grenzen überschreiten können.

Die Wundheilung kann in verschiede- Die Wundheilung kann in verschiedene Stadien eingeteilt werden. Um das Wundheilungsstadium
ne Stadien eingeteilt werden. festzustellen, ist die Wunde sorgfältig zu begutachten. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung dafür,
das passende Verbandsmaterial zu ermitteln (Tab. 20.6).

Wundversorgung Wundversorgung
Definition
Definition ▶ Die Wundversorgung umfasst alle Maßnahmen (z. B. operative Wundbehandlung, Ruhigstellung,
Wundverband), um eine schnelle Wundheilung zu erreichen.

Folgende allgemeine Hygienemaß- Neben den allgemeinen Hygienemaßnahmen müssen beim Wechseln von Wundverbänden folgende
nahmen gelten beim Wechsel von Hygienerichtlinien beachtet werden:
Wundverbänden: • Kreuzkontaminationen, also die Übertragung von Krankheitserregern von verunreinigten auf
• Kreuzkontaminationen vermeiden. keimarme/keimfreie Gebiete, sind zu vermeiden. Beispielsweise durch die hygienische Hände-
• Schutzkleidung tragen. desinfektion vor und nach jedem Verbandswechsel.
• Non-Touch-Technik praktizieren. • Nur ein Tablett, nicht der komplette Verbandwagen soll mit ins Zimmer genommen werden (Abb.
20.40).
• sollte Schutzkleidung getragen werden.
Es
• Die Non-Touch-Technik ist zu praktizieren, das heißt, zum Verbandswechsel werden Einmalhand-
schuhe, sterile Handschuhe und Instrumente verwendet. Es wird versucht, bei allen Maßnahmen
die Wunde nicht zu berühren.

446
20.7 ▶ Versorgen von Wunden K UR Z FA SSUN G

Tab. 20.6  Verschiedene Wundheilungsstadium und ihre Merkmale.

Bezeichnung des Merkmale empfohlene Wundauflage


­Wundheilungsstadiums

primär heilende Wunde trocken • Textilpflaster oder Kompresse


• oder andere wundheilungs-
unterstützende Verbände
(z. B. Folienverband, dünner
Hydrokolloidverband) 20
primär heilende Wunde mit Wundsekret wird abgesondert • Textilpflaster oder Kompres-
Wundabsonderung se/Vlies

sekundär heilende Wunde mit fibrinöse (= gerinnende) Beläge • Hydrokolloidverband


schmierigen Belägen, Granulati- • oder andere wundheilungs-
onsphase unterstützende Verbände
(z. B. Hydrogel, Alginat, Hyd-
ropolymerverband)

sekundär heilende Wunde mit trocken, Zelluntergang • Hydrogel


Nekrose, trocken (Schwarzfärbung) • oder andere wundheilungs-
unterstützende Verbände
(z. B. Hydrokolloidverband,

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Hydropolymerverband, Ten-
derWet)

sekundär heilende Wunde, Nekrose und Eiter • Alginatverband


­infiziert • oder andere wundheilungs-
unterstützende Verbände
(z. B. Kompressen, Tender-
Wet)

sekundär heilende Wunde, Granulation flächig (hellrot, gut • Hydrokolloidverband


­Granulationsphase durchblutet), am Rand noch • oder andere wundheilungs-
leicht fibrinös unterstützende Verbände
(z. B. Alginat, Hydropolymer-
verband)

sekundär heilende Wunde, Wunde fast komplett mit Epithel • Hydrokolloidverband


­Epithelisierungsphase bedeckt • oder andere wundheilungs-
unterstützende Verbände
(z. B. Hydropolymerverband)

Abb. 20.40  Verbandswechsel im Zimmer.

Für den Verbandswechsel im Zimmer kann ein Tablett


oder der Verbandwagen verwendet werden. Der Ver-
bandwagen ist dabei vor Kontamination zu schützen.
Foto: Kirsten Oborny, Thieme

447
K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

20.7.2 Verbandswechsel bei 20.7.2 Verbandswechsel bei aseptischen Wunden


aseptischen Wunden
Definition
Definition ▶ Bei keimfreien (aseptischen) Wunden wird der Verbandswechsel so durchgeführt, dass Keime
von der Wunde ferngehalten werden.

nach Operationen, an Eintrittsstellen Ein Wundverband bei aseptischer Wunde erfolgt z. B. postoperativ nach aseptischen Operationen
20 von Kathetern und Sonden und an der Eintrittsstelle von Kathetern und Sonden.

Material Material
Unsteril: Unsterile Materialien sind
• Verbandwagen, Einmalhandschuhe • Tablett bzw. Verbandwagen, Einmalhandschuhe,
• Desinfektionsmittel, Nierenschale • Händedesinfektionsmittel, Nierenschale,
• Pflaster, Binden, Schlauchmull • Materialien zum Befestigen des Wundverbands wie Pflaster, Binden, Schlauchmull,
• Abwurfbehälter, Verbandsschere • Abwurfbehälter, Verbandschere, eventuell Mundschutz.
Steril: Sterile Materialien sind
• Einmalhandschuhe, Kompressen/ • Einmalhandschuhe, Kompressen oder Tupfer,
Tupfer • Pinzette (chirurgisch), Schere, NaCl 0,9 %.
• Pinzette, Schere, NaCl 0,9 %
Vorbereitung

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Vorbereitung
• Benötigte Gegenstände auf einer desinfizierten Arbeitsfläche (Tablett, ausgezogener Nachttisch
• Gegenstände richten oder Verbandwagen) richten und auf Vollständigkeit überprüfen.
• Patienten informieren
• Den Patienten über die geplante Maßnahme informieren (auch bewusstlose Patienten!) und ggf.
• Fenster und Türen schließen Besucher aus dem Patientenzimmer bitten.
• Patienten lagern/positionieren
• Hände desinfizieren
• Fenster und Türen schließen und im selben Raum stattfindende Reinigungsarbeiten während des
Verbandswechsels beenden.
• Material vorbereiten
• Das Patientenbett auf eine rückenschonende Arbeitshöhe bringen und für den Handlungsablauf
störende Bekleidung entfernen (Sichtschutz).
• Der Patient sollte schmerzfrei in Abhängigkeit von der Wundlokalisation gelagert/positioniert
werden.
• Die Hände nach Hygieneplan desinfizieren und die Arbeitsfläche mit den notwendigen Materiali-
en gut erreichbar bereitstellen:
–– ggf. sterile Verpackung öffnen (Pinzette oder Kompressen, nachdem der äußere Verband ent-
fernt wurde).
–– Kompressen z. B. mit NaCl-Lösung tränken.
• Mundschutz anlegen (z. B. wenn Pflegende erkältet ist) und unsterile Einmalhandschuhe anzie-
hen.

Praktische Durchführung Praktische Durchführung


• äußeren Verband lösen • Den äußeren Verband vorsichtig lösen. Die Kompressen bei Verklebungen mit dem Wundgebiet
• Kompressen entfernen und entsor- z. B. mit NaCl-Lösung durchfeuchten, um sie besser ablösen zu können.
gen • Kompressen vorsichtig ohne Wundberührung entfernen und direkt mit den Einmalhandschuhen
• sterile Pinzette entnehmen/sterile im Abwurfbehälter entsorgen.
Einmalhandschuhe anziehen: • Wundinspektion.
• Wundgebiet von innen nach außen • Erneut hygienische Händedesinfektion durchführen und unsterile Einmalhandschuhe anziehen.
reinigen (Abb. 20.41)
• Sterile Pinzette entnehmen:
• für jeden Wischvorgang neue Kom- –– Wundgebiet bei aseptischer Wunde mit steriler Pinzette und den bereits mit NaCl-Lösung
presse verwenden getränkten Kompressen von innen nach außen reinigen (Abb. 20.41).
• Wunde auf Infektion/Veränderung –– Für jeden Wischvorgang eine neue Kompresse verwenden (beim Tragen von Einmalhandschu-
beobachten
hen nicht die Haut des Patienten berühren).
• sterile Kompresse auflegen
–– Die gereinigte Wunde sorgfältig auf Anzeichen einer Infektion (z. B. Rötung) oder Veränderung
• weitere Kompressen zur Abpolste-
des Wundgebiets (z. B. Schwellung) beobachten.
rung aufbringen
–– Wundabdeckende sterile Kompresse mit steriler Pinzette auflegen (bei Drainagen oder Kathe-
• Pflaster abgemessen und zurecht-
tern Schlitzkompressen verwenden oder Kompressen mit steriler Schere einschneiden).
schneiden
• beim Aufkleben Spannungsblasen –– Weitere Kompressen zur Abpolsterung des Wundgebiets aufbringen.
vermeiden: locker auflegen, vorsich- • Die Pflasterlänge wird an dem zu versorgenden Wundgebiet abgemessen und das Pflaster zu-
tig glatt streichen rechtgeschnitten. Beim Aufkleben Spannungsblasen vermeiden:
• Patienten lagern –– locker auflegen, vorsichtig glatt streichen,
• Material entsorgen –– Pflaster nach Empfindlichkeit der Patientenhaut wählen.
• Maßnahme dokumentieren • Ggf. den Patienten beim Anziehen und bei der bequemen Lagerung unterstützen.
• Gebrauchte Materialien sachgerecht ver- bzw. entsorgen (z. B. Müll trennen oder korrekten Um-
gang mit Sterilgut beachten, Arbeitsfläche desinfizieren).
• Abschließend die Hände desinfizieren und die Maßnahme durch Eintragung in den Pflegebericht
mit Handzeichen, Uhrzeit und Beobachtungen dokumentieren.

448
20.7 ▶ Versorgen von Wunden K UR Z FA SSUN G

Abb. 20.41  Aseptische Wundversorgung.

20

Beim Verbandswechsel aseptischer Wunden wird die


Wunde immer von innen nach außen gereinigt. Abb.
nach: Köther. Altenpflege. Thieme; 2011

20.7.3 Verbandswechsel bei septischen Wunden 20.7.3 Verbandswechsel bei


septischen Wunden
Definition
Bei keimbesiedelten (septischen) Wunden wird der Verbandswechsel so durchgeführt, dass vor- ◀ Definition
handene Keime auf der Wunde bekämpft und deren Ausbreitung verhindert wird.

Heruntergeladen von: Thieme Verlagsgruppe. Urheberrechtlich geschützt.


Material Material
• unsterile Materialien wie beim Verbandswechsel aseptischer Wunden. siehe oben, Verbandswechsel asepti-
• sterile Materialien wie beim Verbandswechsel aseptischer Wunden + ggf. verordnete Medika- scher Wunden (S. 448).
mente wie Hydrokolloide, Salben, Cremes + ggf. Materialien zur Wundspülung.

Vorbereitung und Durchführung Vorbereitung und Durchführung


Die Vorbereitung und Durchführung des Verbandswechsels bei septischen Wunden entspricht im s. aseptischer Verbandswechsel
Wesentlichen denen des Verbandswechsels bei aseptischen Wunden. Der entscheidende Unterschied (S. 448).
besteht in der Desinfektionsrichtung. Beim Verbandswechsels bei septischen Wunden wird immer • Hände desinfizieren
vom keimarmen zum keimbesiedelten Gebiet desinfiziert, also von außen nach innen (Abb. 20.42). • Schutzkittel, Mundschutz, unsterile
• Hände nach Hygieneplan desinfizieren und Schutzkittel, Mundschutz anlegen und unsterile Handschuhe anziehen
Handschuhe anziehen. • alten Verband entfernen
• Kompressen/Tupfer mit NaCl trän-
• Den alten Verband wie beim aseptischen Verbandswechsel entfernen; Verband verwerfen, Hand-
schuhe verwerfen, hygienische Händedesinfektion. ken
• sterile Handschuhe anziehen
• Kompressen bzw. Tupfer mit NaCl-Lösung tränken. • Wundgebiet von außen nach innen
• Sterile Einmalhandschuhe anziehen. reinigen
• Das Wundgebiet mit der sterilen Pinzette und den mit NaCl-Lösung getränkten Tupfern von au- • für jeden Wischvorgang neuen
ßen nach innen reinigen. Für jeden Wischvorgang einen neuen Tupfer verwenden, dabei mit den
Tupfer verwenden
Handschuhspitzen nicht die Haut des Patienten berühren.
• Wunde auf Infektion/Veränderung
• Die gereinigte Wunde sorgfältig auf Zeichen einer Infektion (z. B. Rötung) oder Veränderung des beobachten
Wundgebiets (z. B. Schwellung) beobachten. • Salben, Cremes, Hydrokolloide nach
• Eventuell Salben, Cremes oder z. B. Hydrokolloide nach Arztanordnung verwenden und mit der Arztanordnung verwenden
sterilen Pinzette oder mit sterilen Handschuhen auflegen (Hydrokolloide müssen nach dem Auf- • weitere Kompressen zur Abpolste-
legen leicht angedrückt und erwärmt werden). rung aufbringen
• Weitere Kompressen zur Abpolsterung bzw. zum Aufsaugen von Wundsekret aufbringen. • Wundauflage/Kompressen durch
• Abschließend die Wundauflage oder die Kompressen durch ein Pflaster bzw. einen Bindenver- Pflaster/Bindenverband befestigen
band befestigen.

Nachsorge Nachsorge
Die Nachsorge erfolgt entsprechend dem Verbandswechsel aseptischer Wunden (S. 448). siehe oben, Verbandswechsel asepti-
scher Wunden (S. 448).
Abb. 20.42  Verbandswechsel bei septischen Wunden.

Bei septischen Wunden wird die Wunde immer von


außen nach innen gereinigt. Abb. nach: Köther. Alten-
pflege. Thieme; 2011
449
K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

20.7.4 Umgang mit Wunddrainagen 20.7.4 Umgang mit Wunddrainagen


Definition
Definition ▶ Drainagen sind bewegliche, oft mit Löchern versehene Schläuche. Sie leiten aus Operationswun-
den sowie Körperhöhlen oder Eiterherden Flüssigkeitsansammlungen wie (Wund-)Sekret, Blut, Galle, Ver-
dauungssaft oder Eiter ab.

20 Sekret wird gefördert mithilfe von Mithilfe von Sog und Gummilaschen, Schläuchen (aus Gummi oder Kunststoff) und selbstsaugenden
• Sog, Materialien wie Gaze oder Schaumstoff wird Sekret gefördert.
• Gummilaschen, Die Druckdifferenz (Sog) zwischen Drainspitze und Auffangbehältnis entsteht dabei durch:
• Schläuchen, • Schwerkraft: Das angesammelte Sekret wird durch den Drain vom tiefsten Punkt, z. B. der Kör-
• selbstsaugenden Materialien. perhöhle, in einen tiefer gehängten Auffangbeutel abgeleitet.
• Kapillarwirkung : Die Kapillarkraft leitet Wundabsonderungen bzw. Stoffwechselprodukte, wie
Harn oder Schweiß, sogar verbandaufwärts.
• Heberprinzip: Flüssigkeiten werden zunächst aufwärts, dann jedoch in tiefer gelegene Auffang-
beutel oder -flaschen abgeleitet.
• Saugprinzip: Ein außen erzeugtes Vakuum wird genutzt.
Nach Einlage der Drainage müssen Nach der Einlage der Drainage müssen Pflegende klare Informationen über Lage und Aufgabe des
Pflegende klare Informationen über Systems erfragen. Die Überwachungskriterien werden vom Arzt schriftlich in der Patientenakte fest-
Lage und Aufgabe des Systems er- gehalten. Anhand dieser Kriterien werden z. B. Dichtigkeit, Sekretabfluss, Sogstärke, Soggeräusche,
fragen. Die Überwachungskriterien

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Schmerzen in regelmäßigen Abständen überprüft und dokumentiert. Dafür stehen meist gesonderte
werden vom Arzt schriftlich in der Pflegeverlaufs- und Bilanzbögen zur Verfügung, die in der Regel durch die Pflegefachkraft geführt
Patientenakte festgehalten. werden.

Abb. 20.43  Drainagen.

Beim Umgang mit Drainagen ist Vorsicht geboten.


An den Ableitungen darf nicht gezogen und sie dür-
fen nicht abgeknickt werden. Abb. aus: Schewior-Popp,
Sitzmann, Ullrich. Thiemes Pflege; 2012

Bei jeder Tätigkeit am Patienten ist Grundsätzlich ist bei jeder Tätigkeit am Patienten darauf zu achten, dass das abgeleitete Sekret nicht
darauf zu achten, dass das abgeleitete zurückläuft (z. B. weil der Auffangbeutel nicht tief genug hängt). Selbstverständlich dürfen Drains
Sekret nicht zurückläuft. nicht versehentlich abgetrennt werden, auch ein zu starkes Ziehen ist zu vermeiden (Abb. 20.43).

20.7.5 Anlegen von Verbänden 20.7.5 Anlegen von Verbänden


Ein Verband bedeckt verletzte oder Ein Verband bedeckt verletzte oder kranke Körperteile. Er schränkt die Mobilität des Patienten
kranke Körperteile. unterschiedlich stark ein (Tab. 20.7).
Verbände können nach ihrer Funktion Nach der Funktion des Verbands können folgende Verbände unterschieden werden:
eingeteilt werden in: • Wundverbände: Er saugt Wundabsonderungen auf und schütz vor Umwelteinflüssen.
• Wundverbände • Druckverbände: Er soll Blutungen stillen.
• Druckverbände • Stützverbände: Er soll verletzte Körperabschnitte ruhigstellen.
• Stützverbände • Funktionelle Verbände: Diese Verbände schützen, unterstützen und entlasten gefährdete, ge-
• funktionelle Verbände schädigte oder gestörte Abschnitte des Bewegungsapparats.

Praxistipp
Praxistipp ▶ Was muss ich beachten, bevor ich einen Verband anlege?
Bevor ein Verband angelegt wird, ist immer auf Folgendes zu achten:
• Die Haut muss trocken und sauber sein.
• Hautverletzungen müssen abgedeckt und druckgefährdete Körperstellen abgepolstert werden.
• Funktion und Lokalisation des anzulegenden Verbandes sind zu bestimmen. Davon hängt es z. B. ab,
ob er unter Ent- oder Belastung, im Liegen, Sitzen oder Stehen des Patienten angelegt wird.
• Die Anlage erfolgt straff, schnürt aber nicht ein.
• Der Arzt ordnet an, welcher Verband angelegt wird.

450
20.7 ▶ Versorgen von Wunden K UR Z FA SSUN G

Tab. 20.7  Verschiedene Verbandarten.

Verbandart Grad der Bewegungs- Indikationen Materialien


einschränkung

leichte Stützverbände schwach Salbenverbände, Ve- Kurz-, Mittel- oder


nenerkrankungen Langzugbinden,
Schlauchmull

kreisförmig angelegte leicht leichte Verstauchungen elastische Klebe­


Stützverbände binden
20
funktionelle Tapever- mittel Verstauchungen, unelastische Klebe-
bände ­Muskelfaserrisse binden

teilweise prophylaktische unelastische Klebe-


­Verbände im Sport binden

Extensions-, Schienen-, stark Verrenkungen, unelastische Klebe-


Rucksackverbände ­Bänderrisse binden, Schlauch-
mull

Gipsverbände total Knochenbrüche Gipsbinden

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Bindenverband mit elastischen Binden Bindenverband mit elastischen Binden
Elastische Binden werden je nach Elastizität unterteilt in: Elastische Binden sind unterschiedlich
• Kurzzugbinden: um circa 50 % (= auf 150 % der Länge) dehnbar. Sie bewirken einen hohen Druck stark dehnbar. Abhängig vom Zweck
bei Muskelanspannung und einen niedrigen Druck in Ruhe. Sie werden beispielsweise für starke des Verbands ist das Verbandsmaterial
Kompressionsverbände eingesetzt. wenig oder stark dehnbar.
• Mittelzugbinden: Dehnbarkeit circa 90 %. Sie werden bei mittelstarken Kompressionsverbänden
verwendet, z. B. bei Druckverbänden zur Wundversorgung.
• Langzugbinden: Dehnbarkeit circa 180 % (Abb. 20.44), bewirken geringen Druck bei Muskelan-
spannung und hohen Druck in Ruhe. Diese Form des Kompressionsverbandes stützt und entlastet
Bänder und Gelenke.

Abb. 20.44  Beispiel für Langzugbinden.

Langzugbinden geben genügend Halt, ohne einzuen-


gen. Foto: Michael Zimmermann, Thieme

Merke
Da Langzugbinden in Ruhe einen hohen Druck ausüben, dürfen sie nicht über Nacht anliegen. ◀ Merke

Praxistipp
Was muss ich beachten, wenn ich einen Verband mit elastischen Binden anlege? ◀ Praxistipp
Beim Anlegen von elastischen Binden ist Folgendes wichtig:
• Berechnen Sie die Bindenbreite nach dem Durchmesser des zu verbindenden Körperteils.
• Wickeln Sie den Verband immer in Richtung Herz. Es sei denn, der Arzt ordnet etwas anderes an.
• Legen Sie den Verband immer in der Stellung an, die für den verletzten Körperteil später nach der
Abheilung benötigt wird. Also entweder in Streckung oder Beugung.
• Legen Sie den Bindenabschluss nicht an den schmaler werdenden Körperteilen an, da sich der Ver-
band sonst lockern kann.
• Legen Sie den Bindenabschluss auch nicht über eine Wunde.
• Wickeln Sie beim Anlegen eines Verbands an den Extremitäten (z. B. Wickeln der Beine) immer von
innen nach außen. Wickeln Sie immer gegenläufig: Wickeln Sie an der einen Extremität nach rechts,
an der anderen nach links.

451
K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

Schlauchmullverbände Schlauchmullverbände
Schlauchmullverbände eignen sich für Schlauchmullverbände werden aus einem nahtlosen, nicht fransenden Mullgewebe in Form eines
schnell anzulegende anschmiegsame dehnbaren Schlauchs in verschiedenen Durchmessern angelegt. Sie eignen sich für schnell anzule-
Verbände bzw. zum Befestigen von gende anschmiegsame Verbände bzw. zum Befestigen von Wundauflagen. Die Verbände lassen sich
Wundauflagen. mit diesem Material schneller und einfacher als mit Mullbinden anlegen. Sie rutschen nicht und
liegen fest an, ohne abzuschnüren. Über kegelförmig geformten Körperpartien und Gelenkbeugen
bleibt der Verband angenehm glatt. Es sind verschiedene Modelle im Handel, die unterschiedliche
Größenbezeichnungen haben. Abhängig von der Lokalisation der zu verbindenden Körperpartie
20 muss die entsprechende Größe ausgewählt werden.
Schlauchmull kann man mit und ohne Schlauchmull kann man mit und ohne einen Applikator, in diesem Fall ein Hilfsmittel zum Anlegen
Applikator (in diesem Fall Hilfsmittel des Schlauchmulls, anbringen. Ein Schlauchmullverband wird grundsätzlich in 4 Schritten angelegt:
zum Anlegen des Schlauchmulls) • 1. Spannen: Der Schlauchmull wird in der entsprechenden Länge locker zusammengerafft oder
anbringen. gerollt. Dann wird mit beiden Händen in den Verband gegriffen und der Verband mit gespreizten
Händen über den zu verbindenden Körperteil geführt. Mit den Fingerspitzen wird gebremst,
dadurch spannt sich das Material.
• 2. Drehen: Mit dem Spannen wird der Verband gleichzeitig in der Längsachse gedreht. So wird
eine bestimmte Festigkeit erreicht. Die Drehung erfolgt immer in die gleiche Richtung. Dabei
muss auf richtige Kraftanwendung geachtet werden (Stauungsgefahr!).
• 3. Verankern: Am Ende des Verbandes wird der Schlauchmull unter leichter Spannung um 180°
gedreht (Abb. 20.45). Der Verband wird an beiden Enden verankert.
• 4. Befestigen: Der Verband wird mit Pflaster befestigt (Achtung: nicht kreisförmig!). Das End-

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stück des Verbands wird nun in Maschenrichtung eingeschnitten, beide Zipfel werden herausge-
zogen und die Enden miteinander verknotet.

Abb. 20.45  Handverband mit Schlauchmull.

Foto: Werner Krüper, Thieme

Netzschlauchverbände Netzschlauchverbände
Netzschlauchverbände kann man Netzschlauchverbände sind aus einem hochelastischen Baumwoll-Polyamid-Gemisch hergestellt.
an jeder Stelle und in jede Richtung Das Material kann man an jeder Stelle und in jede Richtung einschneiden, ohne dass es einreißt
einschneiden, ohne dass sie einreißen oder ausfranst. Auch hier sind verschiedene Produkte mit unterschiedlichen Größenbezeichnungen
oder ausfransen. im Handel. Die Größe wird passend zu der Körperpartie gewählt, an der der Verband angelegt wird
(Abb. 20.46).
Die Verbandtechnik mit Netzschlauchmull ist relativ einfach:
• Der Netzschlauchmull wird an dem zu verbindenden Körperteil abgemessen.
• Der Schlauch wird über die Wundauflage gezogen.
• Dazu wird ggf. die doppelte Netzschlauchmulllänge genommen und dann wie beim Schlauch-
mullverband gedreht und erneut übergestülpt.
• Es sollte immer ungedehnt am Körper abgemessen werden. Die richtige Länge entspricht der
Größe der Wundauflage und zusätzlich 10 cm an beiden Seiten.

Abb. 20.46  Netzschlauchverband zur Befestigung einer Kompresse am Unterschenkel.

Schlauchmull eignet sich besonders, um Wundaufla-


gen schnell zu fixieren. Foto: Werner Krüper, Thieme
452
20.8 ▶ Patientenbetreuung bei Transfusionen K UR Z FA SSUN G

20.8 Patientenbetreuung bei Transfusionen 20.8 Patientenbetreuung bei


Transfusionen
Definition
Unter Transfusion (lat.: transfusio = das Hinübergießen) versteht man die Übertragung von Blut ◀ Definition
und Blutbestandteilen auf einen Menschen.

Transfusionen können bei einer Reihe von Erkrankungen, Verletzungen und Operationen erforder- Transfusionen finden bei akutem
lich werden: immer dann, wenn Blutungen eintreten bzw. die Blutstillung gestört ist und eine vitale Blutverlust, aber auch bei chronischen 20
Bedrohung des Patienten besteht. Erkrankungen statt.
Vor einer Bluttransfusion sind zahlreiche Analysen durchzuführen. Blut hat typische Eigenschaften, Vor einer Transfusion werden verschie-
die als Blutgruppe und Rhesusfaktor bekannt sind. Insofern unterscheidet man mehrere Blutgrup- dene Eigenschaften des Blutes analy-
pensysteme. Von besonderer Bedeutung sind siert. Von besonderer Bedeutung sind
• AB0-System (Blutgruppe, A, B, 0, AB) und • AB0-System (Blutgruppe)
• Rhesus-System (Rhesuspositiv, Rhesusnegativ). • Rhesussystem (positiv, negativ)
Die Kenntnisse über die verschiedenen Blutgruppensysteme sind bei der Transfusion von Blut kli-
nisch relevant, da sich verschiedene Blutgruppen nicht vertragen. Übertrüge man z. B. einem Men-
schen mit der Blutgruppe A Blut der Gruppe B, käme es zu einer Antigen-Antikörper-Reaktion und
das Blut würde agglutinieren (verklumpen). Deshalb werden in der Regel nur Erythrozytenkonzent-
rate übertragen, die zur gleichen Blutgruppe gehören wie das Blut des Empfängers.

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Formen der Transfusion. Zur Bluttransfusion ist ein Spender erforderlich, dem eine gewisse Menge Man unterscheidet Fremdblut- von
Blut entnommen wird. Das Blut wird untersucht, aufbereitet, in spezielle Behälter abgefüllt und Eigenbluttransfusionen.
bereitgestellt. Man unterscheidet
• Fremdbluttransfusion (Spender und Empfänger sind 2 verschiedene Personen) und
• autogene Bluttransfusion (Spender = Empfänger).
Die Untersuchungen und vorbereitenden Tests erfolgen im Labor.

Rechtliche Aspekte. Das Anlegen einer Transfusion ist eine nicht zu delegierende ärztliche Aufgabe. Transfusionen sind immer Aufgabe des
Dazu gehören auch vorbereitende Tests wie der sogenannte Bedside-Test. Arztes!

20.8.1 Aufgaben der Pflege 20.8.1 Aufgaben der Pflege

Im Zusammenhang mit einen Transfusionstherapie ergeben sich für die Pflegefachkraft folgende Die Aufgaben im Zusammenhang mit
Schwerpunkte: einer Transfusionstherapie werden von
• Vorbereitung, Lagerung und Kontrolle der Blutkonserven, der Pflegefachkraft übernommen.
• Überwachung während der Transfusion,
• allgemeine Krankenbeobachtung und Erkennen von Früh- und Spätkomplikationen,
• erste Maßnahmen bei hämolytischen Transfusionszwischenfällen.
Auch Pflegehelfer müssen mit der Patientenbetreuung während und nach einer Transfusionstherapie Pflegehelfer müssen die Komplikatio-
vertraut sein und die Komplikationen kennen. nen einer Transfusion kennen.

Überwachung während der Transfusion Überwachung während der Transfusion


Um eine sichere Versorgung des Patienten zu gewährleisten, überwachen und versorgen Pflegende • Patienten regelmäßig befragen
den Patienten kontinuierlich. Die engmaschige Überwachung ist insbesondere in den ersten 20 (Übelkeit, flaues Gefühl, Schmer-
Minuten zu gewährleisten, da Frühkomplikationen dann eintreten. Zu den Beobachtungsmerkmalen zen?)
gehören: • Herzfrequenz, Blutdruck, Atmung
• Patienten regelmäßig befragen, ob er sich wohl fühlt (Übelkeit, flaues Gefühl im Bauch, Schmer- kontrollieren
zen?). • Haut beobachten (Erröten, Hautaus-
schlag)
• Herzfrequenz, Blutdruck und Atmung regelmäßig kontrollieren.
• Urin auf Verfärbung kontrollieren
• Haut insbesondere im Gesicht und am Körperstamm beobachten (Erröten [Flush], Hautausschlag
(Hämaturie = blutiger Urin)
[Urtikaria]).
• Körpertemperatur kontrollieren
• Urin auf eventuelle Verfärbung kontrollieren (Hämaturie). • Tropfgeschwindigkeit der Bluttrans-
• Körpertemperatur kontrollieren. fusion beobachten
• Tropfgeschwindigkeit der Bluttransfusion beobachten. Die Einlaufzeit einer Blutkonserve beträgt • Bedürfnisse des Patienten erfragen
in der Regel zwischen 1 und 4 Stunden und wird zuvor vom Arzt festgelegt.
• Blutkonserve in die Flüssigkeitsbi-
• Bedürfnisse des Patienten erfragen und so weit wie möglich erfüllen. lanz aufnehmen
• Blutkonserve mit in die Flüssigkeitsbilanz des Patienten aufnehmen. • ermittelte Parameter / Angaben des
• Alle ermittelten Parameter sowie die Angaben des Patienten dokumentieren. Patienten dokumentieren

Maßnahmen bei Beendigung der Transfusion Maßnahmen bei Beendigung der


Das Abnehmen der Blutkonserve und deren weitere Versorgung erfolgt durch die Pflegefachkraft. Transfusion
Diese sorgt auch dafür, dass der zur Transfusion verwendete venöse Zugang mit physiologischer
Kochsalzlösung durchgespült und mit einem Mandrin verschlossen wird.

453
K U R Z FA SS U N G 20 ▶ Assistenz bei Diagnostik und Therapie

Auch nach der Transfusion stehen wei- Die Vitalzeichen und der Zustand des Patienten sind für eine weitere Stunde nach der Blutüber-
tere Kontrollen an, die bis zu 8 Stun- tragung engmaschig im Rhythmus von 15-30 Minuten, danach für weitere 8 Stunden stündlich zu
den nach einer Transfusion andauern. kontrollieren. Alles, was der Patient während der Therapie nicht selbstständig durchführen konnte,
ist ihm nach der Transfusion zu ermöglichen.

Merke
Merke ▶ Bei Unwohlsein des Patienten oder Symptomen, die auf einen Transfusionszwischenfall hindeuten,
ist die Blutübertragung sofort zu stoppen, die Kanüle zu belassen und der Arzt zu benachrichtigen.
20
Beobachtung auf Frühkomplikationen Beobachtung auf Frühkomplikationen
Im Vordergrund stehen hämolytische Transfusionsreaktionen. Diese können eingeteilt werden in
• akute hämolytische Transfusionsreaktion und
• verzögerte hämolytische Transfusionsreaktion.
Frühkomplikationen können die Haut, Akute hämolytische (= blutauflösende) Transfusionsreaktion. Diese tritt während oder unmittelbar
die Atmung, die Nierenfunktion, nach der Transfusion von Erythrozyten auf. Symptome bei wachen, ansprechbaren Patienten sind:
Blutdruck und Puls betreffen. Auch • Unruhe, Angst,
vegetative oder gastrointestinale • Übelkeit, Erbrechen,
Beschwerden sind möglich. Schmer- • brennender Schmerz in der für die Transfusion genutzten Vene, Kopf-, Rücken-, Bauch- oder
zen zeigen sich vor allem in der für Brustschmerzen sowie präkordiale (vor dem Herzen) Schmerzen,
die Transfusion genutzten Vene, aber
• Fieber, Schüttelfrost, Gesichtsrötung, Hautprickeln,

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auch Kopf-, Rücken-, Bauch- oder
• Tachykardie, Hypotonie,
Brustschmerzen sind möglich.
• Anstieg der Atemfrequenz,
• Hämaturie.
Weitere Frühkomplikationen äußern sich z. B. durch Hautausschläge, Hautjucken, Hautrötung im
Gesicht und Körperstamm bis hin zu einem anaphylaktischen Schock oder durch Hypokalzämie,
Gerinnungsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Hyperkaliämie und Hypothermie.
Bei sedierten, narkotisierten Patienten Bei sedierten, narkotisierten Patienten können die Symptome durch Medikamente verdeckt werden.
können die Symptome durch Medika- Festzustellen sind Hämaturie, Hypotonie, Tachykardie und bei Operationen diffuse Blutungen im OP-
mente verdeckt werden. Gebiet, hervorgerufen durch Gerinnungsstörungen. In schweren Fällen kann es zu einer erhöhten
Blutungsneigung und akutem Nierenversagen kommen.

Ist die Transfusionsreaktion verzögert, Verzögerte hämolytische (= blutauflösende) Transfusionsreaktion. Sie tritt erst nach einigen Tagen
treten die Symptome erst nach eini- auf, wobei die Phase der Blutübertragung unauffällig war. Man unterscheidet:
gen Tagen auf. • Frühsymptome wie
–– Fieber, Anämie, Ikterus, Hämoglobinurie,
–– erhöhte Blutungsneigung,
–– Nierenversagen und
–– tödlich verlaufende Zwischenfälle.
• Spätsymptome wie
–– vegetative Symptome wie Übelkeit, Erbrechen,
–– Störungen der Atmung wie Atemnot und Zyanose,
–– Störungen des Bewusstseins wie Bewusstlosigkeit und delirante Zustände,
–– hämodynamische Störungen wie Bradykardie und kaltschweißige Haut,
–– Störungen der Temperaturregulation wie Frieren mit nachfolgendem Anstieg der Körpertem-
peratur.

Praxistipp
Praxistipp ▶ Was muss ich tun, wenn es zu Komplikationen während einer Transfusion kommt?
Folgende Maßnahmen werden bei hämolytischen Transfusionszwischenfällen ergriffen:
• Stoppen Sie sofort die Transfusion!
• Informieren Sie sofort die zuständige Pflegefachkraft und den Arzt.
• Beruhigen Sie den Patienten und bleiben Sie bei ihm.
• Bereiten Sie alles Weitere für eine Schockbehandlung vor.
• Leiten Sie weitere Maßnahmen nach Arztanordnung ein.

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