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Rubrik
Zur Wirkung der biologisch-
dynamischen Präparate im Weinbau
Ergebnisse aus den ersten vier Jahren des INBIODYN-Versuchs

Dr. Georg Meißner Das Interesse am biologisch-dyna- ter mit mehreren hundert Hektar. ist, wurden durch Verkostungen
ist Önologe, Lehrbeauftragter mischen Weinbau ist stark gestiegen. Der Trend ist auf der ganzen Welt biologisch-dynamischer Weine
am Institut für allgemeinen Aufgrund von Berichten und Er- zu beobachten, ob nun in den Ein- überzeugt. Die Beschreibung, dass
und ökologischen Weinbau der fahrungen aus der Praxis über den bauregionen Frankreichs, dem Bur- die Weine finessenreicher werden
Hochschule Geisenheim sowie positiven Einfluss der biologisch- gund, dem Elsass, der Champagne, und das jeweilige „Terroir“ bezie-
beim Weingut Tenuta Alois dynamischen Wirtschaftsweise auf dem Rhônetal, aus Bordeaux, in hungsweise die Typizität besser
Lageder verantwortlich für den die Bodenstruktur, auf das Pflan- anderen europäischen Ländern wie zum Vorschein kommt, ist immer
Bereich Landwirtschaft , Keller, zenwachstum, die Pflanzengesund- Deutschland, Österreich, Italien, wieder zu hören.
Forschung und Lehre. heit und, nach Angaben von Erzeu- Spanien, Portugal und der Schweiz
eMail:g.meissner@hs-gm.de gern, vor allem auf die Weinquali- und auch in Übersee wie in Nord- 3. Zudem gibt es einige Weingüter,
tät, haben viele Weinbaubetriebe und Südamerika, Südafrika, Neu- die mehr und mehr auf oenologi-
auf biologisch-dynamischen Wein- seeland und Australien (Meissner sche Hilfsmittel bei der Weinher-
bau umgestellt oder befinden sich in 2010). stellung (Reinzuchthefen, Enzyme,
der Umstellung, oftmals direkt von Schönungsmittel etc.) verzichten
der bisher konventionellen Bewirt- Folgende Gründe werden häufig als wollen. Diese Winzer wollen
schaftung. Biologisch-dynamisch Grund für die Umstellung auf bio- Weine­bereiten, die voll den Ein-
wirtschaftende Weingüter weisen logisch-dynamischen Weinbau ge- fluss des jeweiligen „Terroirs“ zur
sehr unterschiedliche Strukturen nannt (Masson 2009, Meissner Geltung bringen und deshalb im
auf. Es gibt sowohl kleine Genos- 2010): Keller möglichst wenig beeinflusst
senschaftswinzer und kleine selb- werden sollen.
ständige Betriebe als auch Weingü- 1. Viele Winzer haben im bio-
logisch-dynamischen Landbau 4. Wieder andere nennen eine
Kenndaten der Versuchsparzelle „Geisenheimer Mäuerchen“ eine Methode gefunden, die dem Verbesserung der guten landwirt-
Gemarkung Geisenheim Menschen mehr Platz einräumt. schaftlichen Praxis durch den Ein-
Lage Mäuerchen (M4) Durch die Erweiterung des Be- satz der biologisch-dynamischen
Größe 0,795 ha (7948 m2) trachtungshorizonts in Hinblick auf Präparate, konkret
Pflanzdatum 15.03.1991 Boden- und Pflanzenleben, bis hin • eine Verbesserung der Boden-
Rebsorte Riesling zum Kosmos, allgemein das Hin- struktur, eine intensivere Durch-
Klon 168-30 einstellen dieser Beobachtungen wurzelung und eine höhere mik-
Unterlage Gerade Zeilennummer: Börner, in ein größeres Gesamtbild, wird robiologische Aktivität;
Ungerade Zeilennummer: SO4-60
ihrer Arbeit nun ein künstlerisch- • einen Einfluss auf die Wüchsig-
Umstellungsjahr 2006
Zeilenrichtung Nord-Süd
kreativer Charakter zugemessen. keit der Anlagen. Beobachtet
Steigung 6% Auch beschäftigen sich einige, wurde hier ein ausgeglicheneres
Anlagenform Spaliererziehung angeregt durch die Erfahrungen Wachstum, das sich in einer
Zeilenbreite 2m und Beobachtungen, die sie auf weniger dichten Laubwand und
Stockabstand 1,2 m ihren Betrieben machen konnten, einer lockereren Traubenstruktur
Standraum/Stock 2,4 m2 mit dem geisteswissenschaftlichen zeigt;
Erziehungsart Flachbogen Hintergrund, der Anthroposophie. • die Möglichkeit, den Aufwand
Anschnitt 1 Fruchtrute (10 Augen/Rute) an Pflanzenschutzmitteln zu
Bodenart Oberboden: sandig-toniger Lehm; 2. Andere Winzer, deren vor- verringern (Kupferreduzierung)
Unterboden: kiesig-sandiger Lehm rangiges Bestreben die ständige durch den Einsatz biologisch-
Tabelle 1. Kenndaten der Versuchsparzelle „Geisenheimer Mäuerchen“ (M4). Qualitätsverbesserung ihrer Weine dynamischer Präparate sowie

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verschiedener Tees und Pflanzen-


extrakte ist für viele entscheidend
in Hinblick auf die Zukunft ihrer
Böden.

5. Zuletzt gibt es noch eine Gruppe,


die sich durch die Umstellung auf
biologisch-dynamischen Weinbau
einen Vorteil am Markt erhofft.

Versuchsfeld und
Versuchsaufbau
Der Feldversuch zum Vergleich der
Bewirtschaftungsformen INtegriert
(gute fachliche Praxis), BIO-orga- die Trauben- und Weinqualität zu logisch-dynamischen Hornkiesel- Wachsen biodynamisch
nisch (ECOVIN Richtlinien) und untersuchen. präparates (501) in fünf vierfach gepflegte Reben anders?
bio-DYNnamische Bewirtschaf- wiederholten Varianten mit ver-
tung (DEMETER Richtlinien) Die biologisch-dynamische Wirt- schiedenen Applikationsintensitä-
wurde in vierfacher Wiederholung schaftsweise und die Wirkungen ten und Applikationszeitpunkten
angelegt und ist in der Geisenhei- der biologisch-dynamischen Präpa- untersucht (siehe Tabelle 2)
mer Lage“ Mäuerchen“ gelegen. rate auf die Rebe und den Wein
(vgl. Tabelle 1) werden in diesem Versuchspro- In Tabelle 3 sind die unterschiedli-
gramm besonders berücksichtigt. chen Bewirtschaftungsmaßnahmen
Zu Beginn des Versuches wurde Nach Praxisbeobachtungen von innerhalb der Varianten wiederge-
ein internationaler Beraterkreis ge- Winzern haben Hornkieselapplika- geben.
gründet, der den Versuch über die tionen einen sichtbaren Einfluss auf
Jahre begleitet. Dieser setzt sich zu- das Wachstum der Reben. Vor al-
sammen aus Praktikern, Forschern, lem über die Applikationszeitpunk- Ergebnisse der Versuchsjahre
Lehrbeauftragten und Beratern des te und Applikationshäufigkeit des 2006 bis 2009* *vgl. Meissner 2015
integrierten, biologisch-organi- Hornkieselpräparates gibt es die
schen und biologisch-dynamischen verschiedensten Hinweise. Zusätz- Die Ergebnisse aus den Versuchs-
Anbaus. lich zu den Varianten des System- jahren 2006–2009 zeigten, dass
vergleichs wird deshalb innerhalb die unterschiedlichen Bewirt-
Das Versuchsprogramm des der biodynamischen Bewirtschaf- schaftungsformen Auswirkungen
Systemvergleichs hat zum Ziel, tungsvariante die Wirkung des bio- auf das vegetative und generative
die anbautechnischen Praktiken
des integrierten Weinbaus, des
1. Systemvergleich
biologisch-organischen Weinbaus
= a1 Integrierter Weinbau (IW)
und insbesondere des biologisch-
= a2 organisch-biologischer Weinbau (OBW)
dynamischen Weinbaus zu unter-
= a3 biologisch-dynamischer Weinbau (BDW)
suchen und zu optimieren. Ziel des
Projekts ist es, die unterschiedli-
2. Einfluss des Hornkieselpräparates in Abhängigkeit vom Behandlungs-
chen Auswirkungen der Bewirt- zeitunkt und -häufigkeit
schaftungsformen „Integrierter = b1 ohne 501
Weinbau“, „Biologisch-organischer = b2 3 x 501 Austrieb + abggehende Blüte + Reifebeginn
Weinbau“ und „Biologisch- = b3 3 x 501 abggehende Blüte + Reifebeginn + Nachernte
dynamischer Weinbau“ auf das = b4 3 x 501 Vorblüte + Reifebeginn + Lesereife
Bodenleben, die Biodiversität im = b5 4 x 501 Austrieb + abggehende Blüte + Reifebeginn + Lesereife
Weinberg, das vegetative und ge-
nerative Wachstum der Rebe und Tabelle 2: Bewirtschaftungsformen der Versuchsanlage Geisenheimer Mäuerchen (M4)

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Abbildung 1: Weniger Schnitt erforderlich: Abbildung 2: Ohne Hornkiesel wächst es etwas anders:
Schnittholzgewichte (Feuchtgewicht) der Jahre 2006-2009 in kg/ar in den verschiedenen Schnittholzgewichte (Feuchtgewicht) der Jahre 2006-2009 in kg/ar in den Varianten
Bewirtschaftungssystemen der Versuchsanlage Geisenheimer Mäuerchen (M4). Werte des Hornkieselvergleichs der Versuchsanlage Geisenheimer Mäuerchen (M4). Werte
mit verschiedenen Buchstaben unterscheiden sich signifikant (Tukey-Test, α = 0,05). mit verschiedenen Buchstaben unterscheiden sich signifikant (Tukey-Test, α = 0,05).

Wachstum der Rebe haben. Bei der Als ein Grund für das verminderte gewichten und leicht niedrigeren
vegetativen und generativen Ent- Holzgewicht in den biologischen Gesamtsäurewerten.
wicklung der Reben konnten schon Varianten kann die Verminderung
im ersten Untersuchungsjahr Un- des Geiztriebwachstums angesehen Die Versuchsweine der verschiede-
terschiede in der Wüchsigkeit be- werden. Dies konnte anhand der nen Varianten konnten in Verkos-
obachtet werden. Die Wüchsigkeit Blattreihen gezeigt werden (vgl. tungen voneinander unterschieden
war in den biologischen Varianten Abbildung 3) werden. Aufgrund des hohen
deutlich reduziert. Dies zeigte sich Auch eine lockerere Traubenstruk- Befalles mit Botrytis cinerea in
besonders in den Holzertragsmes- tur konnten beobachtet werden (vgl. den Versuchsjahren 2006 und
sungen (vgl. Abbildung 1). Abbildung 4) 2008 ist die Bewertung der Weine
Kleinere Beeren und ein geringerer dieser Jahrgänge schwierig, da der
Auch bei den Hornkieselvarianten Kompaktheitsgrad hatten eine Re- Einfluss von Botrytis cinerea auf
wurde in allen Versuchsjahren das duzierung der Fäulnisanfälligkeit den späteren Wein eventuell stär-
Schnittholzgewicht gemessen. (Botrytis, Essigfäule) zur Folge ker war als der der verschiedenen
(vgl. Abbildung 5). weinbaulichen Bewirtschaftungs-
Die Variante b1 (ohne Hornkiesel) systeme. Im Jahr 2007 konnten al-
wies tendenziell immer die höchs- Die Ertrags- und Qualitätserfas- lerdings gesunde Trauben gelesen
ten Schnittholzgewichte auf, das sung in den Jahren 2006-2009 zeig- werden, und die Ergebnisse aus
Schnittholz der Variante b4 (3 x te einen um bis zu 20 % geringeren diesem Jahr können erste Hinweise
Hornkiesel), die zugleich auch die Traubenertrag in den biologischen bezüglich der Auswirkung der
Vergleichsvariante a3 im System- Varianten im Vergleich zur inte- Bewirtschaftungssysteme auf die
vergleich ist, wog immer am we- grierten Bewirtschaftung. Diese spätere Weinqualität geben. Die
nigsten (vgl. Abbildung 2). Ertragsdifferenz ist gekoppelt mit Weine des Systemvergleichs dieses
tendenziell leicht erhöhten Most- Jahrgangs wurden insgesamt an

Integriert Biologisch-Organisch Biologisch-Dynamisch


Begrünung Magerrasen­mischung vielseitige Wolff-Mischung
Kupferpräparate, Netzschwefel,
Pflanzenschutz organ.synth. Fungizide Pflanzenstärkungsmittel
Unterstock­bearbeitung Herbizeinsatz mechanische Unterstock­bearbeitung
Grünabfallkompost, mit den biodyn. Kompostpräpara-
Düngung Stallmist­kompost
Mineraldüngung ten behandelter Stallmistkompost
Hornmist und Hornkiesel
Einsatz der bio-dyn. Präparate Kompostpräparate
Tabelle 3: Bewirtschaftungsmaßnahmen innerhalb des Systemvergleichs

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Abbildung 3: Vergleich der Blattreihen des Versuchsjahres 2008 der Varianten integrierter Weinbau (links), biologisch-organischer Weinbau (Mitte) und biologisch-dynamischer
Weinbau (rechts) in der Versuchsanlage Geisenheimer Mäuerchen.

acht Terminen mit verschiedenen gewicht und vor allem Kompakt- Die in früheren Versuchen erfolg-
Verkostergruppen (bestehend aus: heitsgrad) finden. Aufgrund der reiche Anwendung der Bildschaf-
Studierenden, Journalisten, Som- Ergebnisse hinsichtlich der Wir- fenden Methoden für eine Differen-
meliers, Winzern) verkostet, davon kung der biologisch-dynamischen zierung von Proben verschiedener
an zwei Terminen in gealtertem Präparate sollten in den nächsten Anbausysteme wurde bestätigt.
Zustand (2 Jahre nach der Abfül- Jahren die Untersuchungen im Diese Ergebnisse sind sehr viel-
lung). Der Wein der biologisch- biologisch-dynamischen Kontext versprechend. Die Methode hat ein
dynamischen Variante kam bei der intensiviert werden. hohes Potenzial für die Charakte-
Rangordnungsprüfung bei 6 der risierung der Traubenqualität und
insgesamt 8 Verkostungstermine für eine treffgenaue Differenzie-
auf den ersten Platz. Dies konnte Fazit und Ausblick rung der Versuchsvarianten. Die
an drei Terminen signifikant abge- Ergebnisse waren vergleichbar mit
sichert werden. Der integrierte und In den Versuchsjahren 2006-2009 Ergebnissen pflanzenmorpholo-
der biologisch-organische Wein konnten konsistente Unterschiede gischer Untersuchungen und Ver-
belegte jeweils einmal den ersten in der vegetativen und generativen kostungsergebnissen. Damit diese
Platz. Entwicklung der Rebe, mit Auswir- Methode im Weinbau mehr genutzt
kungen auf die Traubenqualität und werden kann, ist eine weitere Ver-
Mit Hilfe der Bildschaffenden Weinqualität festgestellt werden. tiefung und Ausarbeitung der Me-
Methoden war eine Gruppierung thode zu erarbeiten. Insbesondere
und Differenzierung der Proben Zur Charakterisierung der vegeta- die Anwendung dieser Methode für
des Systemvergleichs in allen tiven und generativen Entwicklung
Versuchsjahren möglich. Über die wurde ein breites Methodenspek- Anbaubedingte Qualität von Traubensaft
Bildschaffenden Methoden konnte trum verwendet mit Fokus auf
Jahr Traubensaft der Anbausysteme
in jedem Jahr ein Qualitätsranking Charakterisierung der Pflanzen-
erstellt werden. Die Rebe scheint morphologie. Es war hierbei eine 2006 b5 + b5 > a3 + a3 > a2 + a2 > b1 + b1 > a1 + a1
sehr sensibel auf den Einsatz der klare Differenzierung der Vari- 2007 a3 + a3 > a2 + a2 > a1 + a1
biologisch-dynamischen Präparate anten möglich. Vor allem bei den 2008 a3 + a3 + a3 > a2 + a2 + a2 > a1 + a1 + a1
zu reagieren, was sich in den Bil- Wachstumsparametern konnten
2009 a3 + a3 + a2 > a3 + a2 + a2 > a1 + a1 + a1
dern (Steigbilder, Rundfilterchro- deutliche Unterschiede festgestellt
matographie, Kupferchloridkristal- werden. Die Untersuchungen sind Tabelle 4: Gruppierung verschlüsselter Traubenproben der verschiedenen
lisation) ausdrückte (vgl. Tabelle 3) allerdings in beiden Bereichen Bewirtschaftungssysteme der Versuchsanlage Geisenheimer Mäuerchen (M4) mit
noch ausbaufähig. Insbesondere den Bildschaffenden Methoden. „+“ Proben wurden nach gleichartigen
Weitere Hinweise zu den Wirkun- die Blattreihenmethode in Bezug Bildelementen gruppiert; „>“ Proben wurden als qualitativ verschieden beurteilt.
gen der biologisch-dynamischen auf Wachtums- und Qualitäts- Von links nach rechts brauchten die Proben erstens mehr Saft je Bild für ähnliche
Präparate auf Biodiversität und parameter sollte speziell für den Formenbildung, und zweitens wiesen die Bilder der Proben mehr Anzeichen für
Pflanzenwachstum lassen sich in Weinbau weiterentwickelt werden. eine fortgeschrittene Alterung auf.
den Ergebnissen der Regenwurm­ Eine Ausarbeitung dieser Methode a1: integrierter Weinbau
abundanz, den vegetativen Parame- und deren Anwendung, die wis- a2: biologisch-organischer Weinbau
tern (weniger Geiztriebwachstum, senschaftlichen Kriterien genügt, a3: biologisch-dynamischer Weinbau mit 3 x Hornkiesel
luftigere Laubwand) und den gene- wären deshalb in Zukunft sehr b1: biologisch-dynamischer Weinbau mit 0 x Hornkiesel
rativen Parametern (Einzelbeeren- erstrebenswert. b5: biologisch-dynamischer Weinbau mit 4 x Hornkiesel

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A B C

Abbildung 4: Lockerere Trauben in der biodynamischen Variante:


Vergleich der Traubenstruktur der Durchschnittstriebe der Varianten integrierter Weinbau (A), biologisch-organischer Weinbau (B) und biologisch-dynamischer Weinbau (C) in der
Versuchsanlage Geisenheimer Mäuerchen (M4).

die Analyse von Wein könnte viel- teme erklärende Untersuchungen, Eine Untersuchung, ob die un-
versprechend sein. wie zum Beispiel die Untersuchung terschiedlichen Systeme einen
verschiedener Phytohormone, aber Einfluss auf das Auftreten von Ant-
Offene Fragen innerhalb des auch vertiefende inhaltsstoffliche agonisten von Botrytis cinerea und
Systemvergleichs sind sicherlich Untersuchungen, Erfassung des Sekundärpilzen haben, wäre hier
die langfristigen Effekte der ver- Wasserpotenzials, der Feldkapa- interessant.
schiedenen Anbausysteme auf zität und der Auswirkungen auf
Bodenqualität und Bodenentwick- Bodenstruktur und Bodeninhalts- Die Untersuchung von im Rahmen
lung. Hierbei stellt sich die Frage stoffe sind für eine saubere Inter- dieser Arbeit nicht erfasster Trau-
nach deutlicheren Unterschieden pretation in Zukunft zu tätigen. beninhaltsstoffe und deren Aus-
hinsichtlich der Mikrobiologie, Hieraus könnten sich dann auch wirkungen auf die Traubenqualität
beispielweise ob sich langfristig Hinweise für eine Erklärung des und Rebkrankheitsentwicklung
deutlichere Unterschiede in den Einflusses auf die Gesundheit der könnten zu weiteren Erkenntnissen
Enzymaktivitäten und anderen in Reben und der Traubengesundheit führen und diese dann auch als
dieser Arbeit nicht erfassten Para- ergeben. Es wird sich zeigen, ob es Basis für eine Erklärung des Ein-
meter beobachten lassen. Weitere, zu einer Fortführung und Verdeut- flusses der Bewirtschaftungssyste-
den starken Einfluss auf vegetatives lichung des Trends zu geringerem me auf die Weinqualität dienen. In
und generatives Wachstum der ver- Botrytis- und Essigfäulebefall der Versuchsjahren, in denen gesundes
schiedenen Bewirtschaftungssys- biologischen Varianten kommt. Lesegut geerntet werden kann ist

Abbildung 5: Weniger Essigfäule bei Bio-Varianten:


Befallsstärke und Befallshäufigkeit der Trauben mit Essigfäule in % der Versuchsjahre 2008–2009 in den verschiedenen Bewirtschaftungssystemen der Versuchsanlage Geisenheimer
Mäuerchen (M4). Werte mit verschiedenen Buchstaben unterscheiden sich signifikant (Tukey-Test, α = 0,05).
integriert, bio-organisch, biodynamisch

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zu prüfen, ob eine Konsistenz bei gestützt werden. Der im System- malen Einsatzzeitpunkt der Präpa-
den in dieser Arbeit im Versuchs- vergleich verwendete Spritzplan rate im Weinbau anbelangt. Auch
jahr 2007 aufgetretenen Unter- mit 3 Applikationsterminen des ist trotz langjähriger Anwendung
schieden festgestellt werden kann, Hornkieselpräparates zu den Sta- der Präparate und Forschung noch
wie zum Beispiel die Tendenz der dien „Vorblüte“, „Reifebeginn“ und wenig über die Wirkungsweise der
Weine der integrierten Variante „Lesereife“ zeigte den günstigsten Präparate bekannt. Die Weinrebe
zu Primäraromen und die der Einfluss im Kontext des Standorts scheint im Vergleich zu anderen
biologisch-dynamischen Variante Geisenheim. Kulturpflanzen eine sehr gute
zu Sekundäraromen. Modellpflanze für eine intensivere
Bei optimaler Kombination der Präparateforschung zu sein, da sie
Der Hornkieselvergleichsversuch biologisch-dynamischen Präparate vergleichsweise deutlich auf den
war ein erster Tastversuch, um den zeigte sich die besondere Bedeu- Einsatz der biologisch-dynami-
Einfluss des Hornkieselpräparats tung der biologisch-dynamischen schen Präparate reagiert.
zu unterschiedlichen phänolo- Präparate in Bezug auf folgende
gischen Stadien untersuchen zu Parameter: höhere Regenwurman- Die Umstellung von integrierter
können. Die hierbei beobachten zahl, stärker reduziertes und ausge- Wirtschaftsweise auf biologisch-
Tendenzen zeigten, dass der Ver- glicheneres vegetatives und genera- organischen, bzw. auf biologisch-
zicht einer Applikation des Horn- tives Wachstum, Weinqualität (im dynamischen Weinbau scheint eine
kieselpräparats bei Anwendung der Versuchsjahr 2007 in Verkostungen vielversprechende Option zu sein.
anderen biologisch-dynamischen häufiger besser bewertet als die bio- Positive Effekte auf Bodenleben,
Präparate sowohl aus pflanzenmor- logisch-organische Variante). Die Biodiversität im Weinberg, das ve-
phologischer Sicht, als auch auf die Analysen der Bildschaffenden Me- getative und generative Wachstum
Trauben- und Weinqualität quali- thoden zeigten in allen Versuchs- der Rebe und auf die Trauben- und
tätsmindernd war. Die Ergebnisse jahren einen positiven Einfluss der Weinqualität konnten festgestellt
der Bildschaffenden Methoden biologisch-dynamischen Variante werden. Einige der beobachteten
lassen vermuten, dass ein Einsatz im Vergleich zur integrierten und Effekte konnten durch den Einsatz
des Hornkieselpräparates zu ei- biologisch-organischen Variante. der biologisch-dynamischen Präpa-
nem frühen Entwicklungsstadium rate verstärkt werden. l
vermutlich abhängig vom Gesund- Der Einsatz der biologisch-dyna-
heits-, Wasser- und Nährstoffver- mischen Präparate verspricht ein
sorgungszustand der Pflanzen ist. hohes Potenzial. Es ist allerdings
Diese Ergebnisse müssen aber noch diesbezüglich noch viel Forschung
durch weitere Untersuchungen nötig, insbesondere was den opti-

Literatur
Masson, P. (2009): De l‘agrobiologie à la viticulture biodynamique. In: Lamine, C. und Bellon, S. (2009) L’agriculture biodynamique. Transitions vers l‘agriculture biologique. Pratiques et accom-
pagnements pour des systèmes innovants. Éditions Quæ / éducagri éditions.
Meissner, G. (2010): Biologisch-dynamischer Weinbau, Dynamische Entwicklung für besondere Weine. In: Ökologie und Landbau 154 (38. Jg.), Ausgabe 2/2010, S. 28-29.
Meissner, G. (2015): Untersuchungen zu verschiedenen Bewirtschaftungssystemen im Weinbau unter besonderer Berücksichtigung der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise und des Ein-
satzes der biologisch-dynamischen Präparate. Dissertation, Justus-Liebig-Universität Gießen.

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