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61411 - Algorithmische Mathematik, 23.09.2022 14:30-16:30 Matr.-Nr..............................

Aufgabe 1: 6 Punkte

Die Folge (an )n≥1 sei durch folgende Rekursion (6 P)


 
4n − 2
an = an−1
n+1

für n > 1 und a1 = 1 definiert. Zeigen Sie:


!
(n + 2)(n + 3) · · · (2n) ∏2n
i=n+2 i
an = = .
n! n!

Lösungsvorschläge:
Wir zeigen die Behauptung mittels vollständiger Induktion. Für n = 1 ist offenbar
a1 = 1 = 11 (das leere Produkt ist eins). Sei nun n > 1 und die Behauptung gelte für
alle m ≤ n. Dann folgt
    
4n − 2 IV 4n − 2 (n + 1)(n + 2) · · · (2(n − 1))
an = an−1 =
n+2 n+1 (n − 1)!
(4n − 2)(n + 2)(n + 3) · · · (2n − 2)n
=
n!
2(2n − 1)(n + 1) · · · (2n − 2)n
=
n!
(n + 2)(n + 3) · · · (2n − 2)(2n − 1)2n
=
n!
Nach dem Prinzip der vollständigen Induktion gilt die Behauptung also für alle
n ∈ N.
Bemerkung: Die Folge beschreibt die berühmten Catalan-Zahlen. Diese treten in
vielen kombinatorischen Problemen auf.

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Aufgabe 2: 6 Punkte

Auf einem Jahrmarkt steht folgendes Glücksrad:

Jeder Spieler zahlt einen Einsatz und darf dafür einmal drehen. Bei a erhält der
Spieler einen Euro, bei b zwei Euro und bei c drei Euro.

(a) Ein Spiel heißt fair wenn der Erwartungswert des Gewinns null ist. Wie hoch
muss der Einsatz sein, sodass das Glücksradspiel fair ist? (3 P)

(b) Benjamin dreht das Glücksrad vier mal. Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit,
dass er genau einmal c erhält. (3 P)

Lösungsvorschläge:

(a) Sei X die Auszahlung und a der Einsatz. Für den Erwartungswert des Gewinns
gilt
E(X − a) = E(X) − E(a) = E(X) − a. (1)
Wir berechnen also den Erwartungswert der Auszahlung:
1 1 1 7
E(X) = 1 + 2 + 3 =
2 4 4 4
Um einen Erwartungswert des Gewinns von 0 zu erhalten, muss der Einsatz
also 1,75C betragen.

(b) Das Feld c kann beim ersten, zweiten, dritten oder vierten Versuch auftauchen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass c bei genau einem von vier Versuchen auftaucht
beträgt
1 3 3
 
3
p(c)(1 − p(c)) = · .
4 4

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Da c bei vier verschiedenen Versuchen gedreht werden kann erhalten wir also

1 3 3 27
 
p(Benjamin dreht genau einmal c) = 4 · · = .
4 4 64

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Aufgabe 3: 7 Punkte

Zu einer Relation R ⊆ M × M auf einer Menge M sei

Rop := {(x, y) ∈ M × M | (y, x) ∈ R}

die zu R umgekehrte Relation. Zeigen Sie:


(a) R ∩ Rop ⊆ M × M ist immer symmetrisch. (3 P)

(b) Ist R reflexiv und transitiv, dann ist R ∩ Rop eine Äquivalenzrelation. (4 P)

Lösungsvorschläge:
(a) Es sei (x, y) ∈ R ∩ Rop . Nach Definition von Rop gilt (x, y) ∈ R ⇐⇒ (y, x) ∈ Rop
und (x, y) ∈ Rop ⇐⇒ (y, x) ∈ R. Insgesamt ist damit (y, x) ∈ R ∩ Rop .
(b) Nach Teil (a) ist R ∩ Rop symmetrisch. Zu zeigen bleiben Reflexivität und Tran-
sitivität.
(r) Für jedes x ∈ M ist nach Voraussetzung (x, x) ∈ R. Damit ist auch (x, x) ∈ Rop .
Also ist R ∩ Rop reflexiv.
(t) Es seien (x, y), (y, z) ∈ R ∩ Rop . Dann ist insbesondere (x, y), (y, z) ∈ R. Weil R
transitiv ist, gilt (x, z) ∈ R. Nach Definition von Rop ist auch (z, y), (y, x) ∈ R.
Weil R transitiv ist, gilt (z, x) ∈ R und damit (x, z) ∈ Rop .
Insgesamt ist also (x, z) ∈ R ∩ Rop .

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Aufgabe 4: 8 Punkte

Es sei G = (V, E) ein einfacher Graph mit Valenzsequenz (2, 2, 2, 2, 2, 2).


(a) Bestimmen Sie |V | und |E|. (2 P)

(b) Zeigen Sie, dass G keinen Kreis der Länge 4 oder 5 besitzen kann. (2 P)

(c) Zeigen Sie, dass es (bis auf Isomorphie) genau zwei verschiedene Graphen mit
obiger Valenzsequenz gibt. (4 P)
Hinweis zu (c): Benutzen Sie, dass jede Zusammenhangskomponente von G ein
Eulerscher Graph ist, also einen Kreis enthält.
Lösungsvorschläge:
(a) Nach Definition der Valenzsequenz hat der Graph 6 Knoten, d.h |V | = 6. Das
Handshake-Lemma liefert für die Summe der Knotengrade

2|E| = ∑ deg(v) = |V | · 2 = 12
v∈V

und damit |E| = 6.


(b) Es sei C = (VC , EC ) ein Kreis in G mit k = |VC | = |EC |. Dann ist jeder Knoten aus
VC bereits zu zwei weiteren Knoten aus VC benachbart und kann deshalb nicht
mehr zu Knoten aus V \VC benachbart sein. Entfernen von VC und EC liefert also
einen Teilgraphen (V \VC , E \EC ), wobei nach Teil (a) |V \VC | = 6−k = |E \EC |
gilt. Für k = 4 wäre dies ein Graph mit 2 Knoten und 2 Kanten. Für k = 5 wäre
dies ein Graph mit einem Knoten und einer Kanten. Beides ist nicht möglich.
Also ist k ∈ / {4, 5}.
(c) Jede Zusammenhangskomponente von G ist ein zusammenhängender Graph mit
geraden Knotengraden, also Eulersch und damit kantendisjunkte Vereinigung
von Kreisen. Insbesondere gibt es in G wegen |E| > 0 wenigstens einen Kreis
C = (VC , EC ). Nach Teil (a) und (b) gibt es für k = |VC | = |EC | nur die beiden
Möglichkeiten k = 6 oder k = 3.
- Ist k = 6, dann ist G = C = C6 .
- Ist k = 3, dann ist (V \VC , E \ EC ) ein Teilgraph mit 3 Knoten und 3 Kanten,
also ebenfalls ein Kreis der Länge 3. Insgesamt ist dann G disjunkte Vereini-
˙ 3 zweier Kreise der Länge 3.
gung C3 ∪C

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Aufgabe 5: 8 Punkte

Es seien S und T zwei aufspannende Bäume eines zusammenhängenden Graphen


G = (V, E) mit Kantenmengen ES und ET . Zeigen Sie:
(a) Es ist |ES | = |ET |. (2 P)

(b) Ist S 6= T , dann ist ES \ ET 6= 0.


/ (2 P)

(c) Ist S 6= T , dann besitzt G einen Kreis, der sowohl eine Kante aus ES \ ET als
auch eine Kante aus ET \ ES enthält. (4 P)

Lösungsvorschläge:
(a) Nach Definition haben beide aufspannende Bäume die gleiche Knotenmenge V
wie G. Weil es insbesondere Bäume sind, gilt |ES | = |V | − 1 = |ET |.
(b) Wir zeigen die Kontraposition der Aussage: aus ES \ET = 0/ folgt S = T . Zunächst
ist ES \ ET = 0/ äquivalent zu ES ⊆ ET . Nach (a) ist zudem |ES | = |ET |. Weil
wir es mit endlichen Mengen zu tun haben, folgt hieraus bereits die Gleichheit
ES = ET . Damit ist S = T .
(c) Nach Teil (b) gibt es wenigstens ein e ∈ ES \ ET . Wir betrachten den Teilgraphen
T + e = (V, ET ∪ {e}) von G, der entsteht, wenn zu T diese Kante hinzugefügt
wird. Weil T maximal kreisfrei ist, enthält T + e einen Kreis C mit Kantenmen-
ge EC ⊆ ET ∪ {e}.
- Weil T keinen Kreis besitzt, ist e ∈ EC .
- Weil S keinen Kreis besitzt, gibt es ein f ∈ EC \ ES ⊆ ET \ ES .
Insgesamt sind e ∈ ES \ ET und f ∈ ET \ ES die beiden gesuchten Kanten in EC .

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Aufgabe 6: 7 Punkte

• • • • • •

• • • • • • • •
• • • • • • • •

(a) Begründen Sie, warum der in der Abbildung oben links dargestellte Graph kein
perfektes Matching besitzt. (2 P)

(b) Erweitern Sie das oben rechts dargestellte Matching zu einem maximalen Mat-
ching und zeigen Sie dessen Maximalität (Sie können das resultierende Matching
in der linken Abbildung einzeichnen). (5 P)

Lösungsvorschläge:
(a) Der Graph besitzt insgesamt 11 Knoten. Damit können die Klassen einer Biparti-
˙ 2 der Knotenmenge nicht gleichmächtig sein. Ist etwa |V1 | < |V2 |,
tion V = V1 ∪V
so kann ein Matching höchstens |V1 | Kanten haben, so dass wenigstens ein Kno-
ten aus V2 ungematcht bleibt.
(b) Wir finden einen M -augmentierenden Pfad, also einen M -alternierenden Pfad
zwischen zwei ungematchten Knoten und vertauschen längs des Weges Mat-
chingkanten und Nichtmatchingkanten. Zwei Möglichkeiten sind hier dargestellt,
wobei die vorher ungematchten Knoten hell gezeichnet sind:

• • ◦ • • •

• • • • • • • •

◦ • • • ◦ • • ◦
Nach Teil (a) kann ein Matching höchstens 5 Kanten haben. Also sind beide
eingezeichneten Matchings maximal.

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Aufgabe 7: 8 Punkte

   
0 2 2 4
A=  3 9 −7  b=  8 
3 −7 3 2

(a) Berechnen Sie die LU-Zerlegung der Matrix A. Geben Sie L, U und ggf. die
passende Permutationsmatrix P an. (4 P)

(b) Lösen Sie Ax = b für x ∈ R3 . (3 P)

(c) Bestimmen Sie kAk1 . (1 P)

Lösungsvorschläge:

(a) Wir berechnen die LU-Zerlegung:


       
0 2 2 3 9 −7 3 9 −7 3 9 −7
 3 9 −7   0 2 2   0 2 2   0 2 2 
3 −7 3 3 −7 3 1 −16 10 1 −8 26
     
1 0 0 3 9 −7 0 1 0
⇒ L =  0 1 0 , U =  0 2 2 , P =  1 0 0 .
1 −8 1 0 0 26 0 0 1

(b) Wir verwenden die LU-Zerlegung aus (a). Wegen LUx = PAx = Pb müssen
wir zunächst die ersten beiden Zeilen von b tauschen und nennen den ent-
stehenden Vektor b∗ . Um das Gleichungssystem LUx = Pb = b∗ zu lösen,
lösen wir zunächst Ly = b∗ und dann Ux = y. Zunächst ermitteln wir y durch
Rückwärtseinsetzen aus Ly = b∗ :
y1 = b∗1 = 8,
y2 = b∗2 = 4,
1y1 + −8y2 + y3 = b∗3 = 2 ⇒ y3 = 26.
Nun ermitteln wir x durch Rückwärtseinsetzen aus Ux = y:
26x3 = y3 = 26 ⇒ x3 = 1,
2x2 + 2x3 = y2 = 4 ⇒ x2 = 1,
3x1 + 9x2 + −7x3 = y1 = 8 ⇒ x1 = 2.

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Die Lösung lautet also x = (2, 1, 1)T .

(c) Wir berechnen die Spaltensummennorm von A:

kAk1 = max{6, 18, 12} = 18

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Aufgabe 8: 6 Punkte
(a) Sei f (x) eine strikt konvexe Funktion. Zeigen Sie, dass − f (x) nicht konvex
ist. (2 P)

(b) Zeichnen Sie eine konvexe Funktion g(x), für die |g(x)| nicht konvex ist. Be-
gründen Sie Ihre Antwort kurz. (2 P)
5

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5

-1

-2

-3

-4

(c) Zeichnen Sie eine nicht konvexe Funktion h(x), für die |h(x)| konvex ist. Be-
gründen Sie Ihre Antwort kurz. (2 P)
5

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5

-1

-2

-3

-4

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Lösungsvorschlag:

(a) Da f (x) strikt konvex ist, gilt f (λ x + (1 − λ )y) < λ f (x) + (1 − λ ) f (y). Des-
halb haben wir

− f (λ x + (1 − λ )y) > −(λ f (x) + (1 − λ ) f (y)) = λ (− f (x)) + (1 − λ )(− f (x)),

was zeigt, dass − f (x) nicht konvex ist.

(b) Wir zeichenen g(x) = x2 − 1.


g(x) |g(x)|
5 5

4 4

3 3

2 2

1 1

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5

-1 -1

-2 -2

-3 -3

-4 -4

In Aufgabe 7.1.7 haben wir gezeigt, dass eine Funktion genau dann konvex ist,
wenn die 2. Ableitung auf dem ganzen Definitionsbereich nicht negativ ist. Wir
haben g00 (x) = 2. Diese Funktion ist offensichtlich auf ganz Rn nicht negativ.
Somit ist g(x) konvex. Für f (x) = |g(x)| haben wir

2
 für x ≥ 1,
00
f (x) = −2 für − 1 < x < 1,

2 für x ≤ −1.

Diese Funktion ist offensichtlich nicht auf ganz Rn nicht negativ und somit ist
|g(x)| nicht konvex.

(c) Wir zeichnen h(x) = x3 .

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h(x) |h(x)|
5 5

4 4

3 3

2 2

1 1

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5

-1 -1

-2 -2

-3 -3

-4 -4

In Aufgabe 7.1.7 haben wir gezeigt, dass eine Funktion genau dann konvex ist,
wenn die 2. Ableitung auf dem ganzen Definitionsbereich nicht negativ ist.
Wir haben h00 (x) = 6x. Diese Funktion ist offensichtlich nicht auf ganz Rn
nicht negativ. Somit ist h(x) nicht konvex. Für f (x) = |h(x)| haben wir
(
6x für x ≥ 0,
f 00 (x) =
−6x für x < 0.

Diese Funktion ist auf ganz Rn nicht negativ und somit ist |h(x)| konvex.

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Aufgabe 9: 11 Punkte

Lösen Sie das Problem (11 P)

Minimiere x12 + 2x22 + 2x1 x2 + x1 − x2 − x3


u. d. N. x1 + x2 + x3 ≤ 1
x3 ≤ 1.

Lösungsvorschläge:
Wir setzen

f (x) = x12 + 2x22 + 2x1 x2 + x1 − x2 − x3 ,


g1 (x) = x1 + x2 + x3 − 1,
g2 (x) = x3 − 1

und bestimmen die entprechenden Gradienten:

∇ f (x) = (2x1 + 2x2 + 1, 2x1 + 4x2 − 1, −1)> ,


∇g1 (x) = (1, 1, 1)> ,
∇g2 (x) = (0, 0, 1)> .

Da die Gradienten von g1 und g2 stets linear unabhängig sind, sind alle Punkte
regulär. Damit erhalten wir die KKT-Bedingungen

2x1 + 2x2 + 1 − µ1 = 0, (2)


2x1 + 4x2 − 1 − µ1 = 0, (3)
− 1 − µ2 − µ1 = 0, (4)
µ1 (x1 + x2 + x3 − 1) + µ2 (x3 − 1) = 0, (5)
µ1 , µ2 ≤ 0, (6)
g1 (x), g2 (x) ≤ 0. (7)

Aus (7), (6) und (5) folgt direkt

µ1 (x1 + x2 + x3 − 1) = 0, (8)
µ2 (x3 − 1) = 0. (9)

Sei nun zunächst µ1 = 0. (4) liefert dann µ2 = −1 < 0 und (9) direkt x3 = 1. Aus
(2) und (3) folgert man x2 = 1 und x1 = − 23 . Damit ist x∗ = (− 23 , 1, 1)> ein KKT-
Punkt mit Zielfunktionswert f (x∗ ) = − 49 .
Ist dagegen µ1 6= 0 und µ2 6= 0, so liefert (9) x3 = 1 und (8) und (2) dann µ1 = 1 >

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0, also keinen KKT-Punkt.


Gilt µ1 6= 0 und µ2 = 0, so erhält man mit (4) µ1 = −1 < 0 und mit (8),(2) x3 = 2,
mit (3) und (8) dann x2 = 1 und mit (8) schließlich x1 = −2. Allerdings erfüllt
x∗∗ = (−2, 1, 2)> nicht g2 (x∗∗ ) ≤ 0, ist also nicht zulässig und kein weiterer KKT-
Punkt.

Für die hinreichende Bedingung bestimmen wir


 
2 2 0
L(x) = ∇2 f (x) − µ1 ∇2 g1 (x) − µ2 ∇2 g2 (x) = 2 4 0
0 0 0

und, weil nur die zweite Ungleichng für x∗ it Gleichheit erfüllt ist

M 0 = {y ∈ R3 : ∇> gi (x)y = 0, falls µi < 0, i = 1, 2}


= {y ∈ R3 : (0, 0, 1)y = 0}
= {(y1 , y2 , 0)> : y1 , y2 ∈ R}

Da für alle y ∈ M 0 offenbar y> L(x)y = 2y21 +2y1 y2 +2y1 y2 +4y22 = 2(y1 +y2 )2 +2y22
gilt, ist die hinreichende Bedingung in x∗ erfüllt. Also löst x∗ das Problem.

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Aufgabe 10: 5 Punkte

Gegeben sei die Funktion f : R −→ R mit


1 1
f (x) = − x6 + x4 + 2x2 .
6 4
Führen Sie das Newton-Verfahren zur Bestimmung eines stationären Punktes von
f , beginnend in x0 = 2, durch. Iterieren Sie bis Sie einen stationären Punkt auf vier
Nachkommastellen genau bestimmt haben. Sie dürfen dabei sinnvoll runden. (5 P)
Lösungsvorschläge:
Wir bestimmen zunächst die erste und zweite Ableitung der Funktion

f 0 (x) = −x5 + x3 + 4x, f 00 (x) = −5x4 + 3x2 + 4

und setzen ε := 0, 001.


Wir berechnen:
f 0 (x0 ) 7
x1 = x0 − = .
f 00 (x0 ) 4
Nun ist | f 0 (x1 )| ≈ 4, 0537 > ε , also fahren wir fort:

−4, 0537
x2 = x1 − = 1, 6297.
−33, 7070

Da | f 0 (x2 )| ≈ 0, 6486 > ε berechnen wir:

x3 ≈ 1, 6019.

Es ist | f 0 (x3 )| ≈ 0, 0300 > ε und

x4 ≈ 1, 6005.

Nun ist | f 0 (x4 )| ≈ 0, 0003 < ε und wir erhalten als approximierten stationären Punkt
x4 .

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Aufgabe 11: 7 Punkte

Der kleine Zauberer Severus möchte sein Taschengeld mit dem Verkauf von Zauber-
tränken aufbessern. In seinem Repertoire sind Liebestrank (L), Schönheitssaft (S)
und Glückstrank (G). Für die Herstellung der Zaubertränke benötigt er pro Portion
folgende Zutaten:

Feenstaub Drachenkrallen Alraunenpulver


L 100g 0g 200g
S 0g 100g 100g
G 50g 50g 300g

Er rechnet mit folgenden Verkaufspreisen und Herstellkosten pro Portion Zauber-


trank:

Verkaufspreis Herstellkosten
L 10e 5e
S 8e 4e
G 9e 3e

Für seine erste Charge Zaubertränke hat Severus 130 e Startkapital. Leider können
Feenstaub, Drachenkrallen und Alraunenpulver nur in haushaltsüblichen Mengen
gekauft werden, deshalb kann er maximal 1,5kg Feenstaub, 2kg Drachenkrallen
und 3kg Alraunenpulver kaufen. Severus möchte seine Herstellmengen so planen,
dass sein Gewinn maximiert wird. Modellieren Sie dieses Problem als lineares Pro-
gramm. (7 P)
Lösungsvorschläge: Sei xi die Anzahl der hergestellten Portionen Zaubertrank, i ∈
{L, S, G}. Wir bestimmen zunächst den Gewinn pro verkaufter Portion Zaubertrank
und erstellen damit die Zielfunktion. Anschließend wandeln wir die Informationen
aus dem Text in Ungleichungen um.

max 5xL + 4xS + 6xG


Begrenztes Startkapital:
5xL + 4xS + 3xG ≤ 130
Begrenzte Einkaufsmöglichkeiten der Zutaten:
0, 1xL + 0, 05xG ≤ 1, 5 (Feenstaub)
0, 1xS + 0, 05xG ≤ 2 (Drachenkrallen)
0, 2xL + 0, 1xS + 0, 3xG ≤ 3 (Alraunenpulver)
Nichtnegativitätsbedingungen:
xL , xS , xG ≥ 0

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Das Folgende ist für die volle Punktzahl nicht notwendig:


Zum Lösen des Problems kann man beispielsweise die freie Software lpsolve ver-
wenden. Die Eingabedatei sieht wie folgt aus:
max: 5 xL + 4 xS + 6 xG;
5 xL + 4 xS + 3 xG <= 130;
0.1 xL + 0.05 xG <= 1.5;
0.1 xS + 0.05 xG <= 2;
0.2 xL + 0.1 xS + 0.3 xG <= 3;
xL >= 0;
xS >= 0;
xG >= 0;

Severus muss um seinen Gewinn zu maximieren 5 Liebestränke und 20 Schönheitssäfte


herstellen. Sein Gewinn liegt bei 105 e.

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Aufgabe 12: 11 Punkte

Gegeben sei folgendes Lineares Programm

min 3y1 + 16y2 + y3


y1 + y2 + y3 ≥2
−y1 + 2y2 ≥1
1
2 y1 − y2 ≥ − 21
− y3 ≥ 0.

(a) Bestimmen Sie das duale Programm. (4 P)

(b) Lösen Sie das Problem mit einer Methode Ihrer Wahl. (7 P)

Lösungsvorschläge:
(a) Das duale Programm lautet
1
max 2x1 + x2 − 2 x3
1
x1 − x2 + 2 x3 =3
x1 + 2x2 − x3 = 16
x1 − x4 =1
x1 , x2 , x3 , x4 ≥ 0.

(b) Wir lösen das duale Programm mithilfe des Simplexalgorithmus. Da wir keine
zulässige Startbasis haben starten wir mit Phase 1:

0 0 0 0 −1 −1 −1 0
2 1 −1/2 0 0 0 0 0
1 −1 1/2 0 1 0 0 3
1 2 −1 0 0 1 0 16
1 0 0 −1 0 0 1 1.

Wir berechnen die reduzierten Kosten indem wir auf den hinzugefügten Hilfsva-
riablen pivotieren:

3 1 −1/2 −1 0 0 0 20
2 1 −1/2 0 0 0 0 0
1 −1 1/2 0 1 0 0 3
1 2 −1 0 0 1 0 16
1 0 0 −1 0 0 1 1.

Wir wählen die erste Spalte und der Minimalquotiententest liefert die letzte Zeile.

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Wir erhalten:
0 1 −1/2 2 0 0 −3 17
0 1 −1/2 2 0 0 −2 −2
0 −1 1/2 1 1 0 −1 2
0 2 −1 1 0 1 −1 15
1 0 0 −1 0 0 1 1.
Wir wählen die zweite Spalte und können dort nur auf dem markierten Element
pivotieren.
0 0 0 3/2 0 −1/2 −5/2 19/2
0 0 0 3/2 0 −1/2 −3/2 −19/2
0 0 0 3/2 1 1/2 −3/2 19/2
0 1 −1/2 1/2 0 1/2 −1/2 15/2
1 0 0 −1 0 0 1 1.
Da 19/3 < 15 pivotieren wir auf dem markierten Element.
0 0 0 0 0 −1 −1 0
0 0 0 0 −1 −1 0 −19
0 0 0 1 2/3 1/3 −1 19/3
0 1 −1/2 0 −1/3 1/3 0 13/3
1 0 0 0 2/3 1/3 0 22/3.
Damit ist Phase 1 abgeschlossen und wir streichen die Zeile der Hilfszielfunktion
und die Spalten der Hilfsvariablen.
0 0 0 0 −19
0 0 0 1 19/3
0 1 −1/2 0 13/3
1 0 0 0 22/3.
Dieses Tableau ist final mit der Lösung (x1 , x2 , x3 , x4 ) = ( 22 13 19
3 , 3 , 0, 3 ) und Ziel-
funktionswert 19. Nach dem Dualitätssatz hat das ursprüngliche Problem al-
so auch Optimalwert 19 und wir raten die naheliegende Lösung (y1 , y2 , y3 ) =
(1, 1, 0). Offenbar ist (1, 1, 0) zulässig und löst somit das Problem.

1. Alternativer Lösungsvorschlag: Wir fassen die zweite und dritte Nebenbedin-


gung zu y1 − 2y2 = 1 zusammen und substituieren y1 = 2y2 − 1. Damit lösen wir
das primale Problem graphisch:

min 22y2 + y3 − 3
3y2 + y3 ≥ 3
− y3 ≥ 0.

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61411 - Algorithmische Mathematik, 23.09.2022 14:30-16:30 Matr.-Nr..............................

y3

1 2 3
y2

Wir lesen die Lösung (y2 , y3 ) = (1, 0) ab, resubstituieren y1 = 1 und berechnen
den Optimalwert 3 · 1 + 16 · 1 + 0 = 19.

2. Alternativer Lösungsvorschlag: Wir substituieren wieder y1 = 2y2 − 1 und


lösen das primale Programm mithilfe des Simplexalgorithmus. In Standardform
lautet dieses
− −
max −22y+
2 + 22y2 − y+
3 + y3 −3
− −
3y+
2 − 3y2 +
+
y3 − y3 − z1 =3
+ −
−y3 + y3 − z2 = 0
− + −
y+2 2 3 3 , z1 , z2 ≥ 0.
, y , y , y

Da wir keine zulässige Startbasis haben beginnen wir mit Phase 1:

0 0 0 0 0 0 −1 −1 0
−22 22 −1 1 0 0 0 0 0
3 −3 1 −1 −1 0 1 0 3
0 0 −1 1 0 −1 0 1 0

Berechnen der reduzierten Kosten ergibt:

3 −3 0 0 −1 −1 0 0 3
−22 22 −1 1 0 0 0 0 0
3 −3 1 −1 −1 0 1 0 3
0 0 −1 1 0 −1 0 1 0

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Wir können nur auf dem markierten Element pivotieren.

0 0 −1 1 0 −1 −1 −1 0
0 0 7 −7 −22/3 0 22/3 0 22
1 −1 1/3 −1/3 −1/3 0 1/3 0 1
0 0 −1 1 0 −1 0 1 0

Pivotieren auf dem markierten Element liefert:


0 0 0 0 0 0 −1 −2 0
0 0 0 0 −22/3 −7 22/3 7 22
1 −1 0 0 −1/3 −1/3 1/3 1/3 1
0 0 −1 1 0 −1 0 1 0

Damit ist Phase 1 abgeschlossen und wir können die erste Zeile und die zugehöri-
gen Spalten löschen:

0 0 0 0 −22/3 −7 22
1 −1 0 0 −1/3 −1/3 1
0 0 −1 1 0 −1 0
− + −
Dieses Tableau ist final und liefert die Lösung (y+
2 , y2 , y3 , y3 ) = (1, 0, 0, 0) mit
optimalem Zielfunktionswert −22 + 3, also löst (y1 , y2 , y3 ) = (1, 1, 0) das ur-
sprüngliche Problem mit optimalem Zielfunktionswert 19.

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