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Ayurveda Journal 41 – März 2014

Die Ayurveda Hausapotheke


Hilfe zur Selbsthilfe – mit Kräutern und Gewürzen

Autor und © Copyright: Ralph Steuernagel

Erst einmal abwarten und Tee trinken. Die meisten Menschen bleiben im akuten
Krankheitsfall zunächst am liebsten zu Hause. Viele suchen erst dann den Weg in
eine Arztpraxis, wenn starke Symptome mehrere Tage anhalten oder sich der
Krankheitsverlauf verschlechtert. Bis dahin helfen sie sich selbst – leider nicht immer
erfolgreich.

Der Ayurveda bietet eine Vielzahl an Kräutern und Gewürzen, aus denen eine
Hausapotheke zusammengestellt werden kann, die bei Bedarf schnell und sanft
hilft – ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Somit geht keine wertvolle Zeit
verloren, in der sich Krankheitserreger ausbreiten und Symptome verschlechtern
können.

Auch zur Prophylaxe eignet sich eine Ayurveda-Hausapotheke. Die regelmäßige


oder kurweise Einnahme spezieller Kräuter kann Infekten vorbeugen, Verdauung
und Stoffwechsel regulieren, das Energieniveau steigern, das Nervensystem
stärken, Hormone balancieren und den Alterungsprozess förderlich begleiten.

Ayurveda ist Hilfe zur Selbsthilfe


„So wie die Hitze dem Feuer und das Flüssigsein dem Wasser, so ist der Ayurveda
dem Menschen im Innersten zutiefst vertraut“, heißt es im wichtigsten
ayurvedischen Klassiker Caraka Samhita. Der Ayurveda denkt nicht verkopft,
sondern natur- und lebensnah. Jeder Mensch trägt dieses Wissen in sich und kann
es eigenständig nutzen, wenn er die Grundregeln kennt und respektiert.

Für eine erfolgreiche ayurvedische Behandlung sind Kenntnisse über die


individuelle Konstitution und den aktuellen Gesundheitszustand erforderlich. Eine
Diagnose kann nur der ausgebildete Ayurveda-Therapeut stellen. Anhand dieser
lassen sich aktuelle Anfälligkeiten erkennen und eine Hausapotheke
maßgeschneidert zusammenstellen. Zur Erhaltung der Gesundheit und Linderung
kleinerer Beschwerden kann sich jeder dagegen selbst helfen.

Wenn Sie zum Beispiel eine Kapha dominierte Konstitution haben, aktuell
übergewichtig sind, vormittags lange ausschlafen und gerne Milchprodukte
verzehren, dann neigen Sie aus ayurvedischer Sicht zur Entwicklung von
schleimigen Erkältungen, Müdigkeit, schwacher Verdauung und
Wassereinlagerungen. Diesen Beschwerden können Sie gezielt vorbeugen.
Das ABC ayurvedischer Kräuter und Gewürze
Im Ayurveda werden alle Substanzen nach einer speziellen Systematik klassifiziert:
 Geschmack (Rasa)
Es werden sechs Geschmacksrichtungen unterschieden: süß, sauer, salzig,
scharf, bitter und herb. Jeder Geschmack vertritt zwei der fünf Elemente der
Natur. Die ersten drei Geschmäcker erhöhen Kapha und senken Vata, die
letzten drei senken Kapha und erhöhen Vata. Sauer, salzig und scharf erhöhen
Pitta, während süß, bitter und herb dieses senken. Jedem Geschmack werden
eigenständige Wirkungen auf den Körper zugewiesen.
 Eigenschaften (Guna)
Diese werden in zehn Gegensatzpaaren dargestellt, von denen die wichtigsten
heiß-kalt, trocken-feucht, leicht-schwer und träge-spitz sind. Der gezielte Einsatz
einer Eigenschaft gleicht die jeweils entgegengesetzte aus und wirkt
entsprechend lindernd. Ein Beispiel ist die trocken-heiße Wirkung von
Ingwerpulver bei schleimigen Erkältungskrankheiten.
 Wirkung nach Verdauung (Vipaka)
Gemäß Ayurveda ändert sich die Wirkung eines Geschmackes nach
Verdauung der Substanz im Magen-Darm-Trakt vor Aufnahme in die Blutbahn.
Süß und salzig werden süß; sauer bleibt sauer; scharf, bitter und herb werden
scharf. Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Regel: manche Früchte wie
Amalaki schmecken sauer, wirken aber nach der Verdauung süß – und
reduzieren dadurch sogar Beschwerden durch übermäßige Säure. Manche
Gewürze wie der Langpfeffer (Pippali) schmecken scharf, wirken aber nach der
Verdauung süß – und reizen weniger die Schleimhäute.
 Thermische Kraft (Virya)
Dem Temperaturverhalten wird eine große Bedeutung beigemessen. Erhitzende
Substanzen öffnen Körperkanäle, regen die Zirkulation an, stimulieren
Verdauung und Stoffwechsel. Kühlende Substanzen ziehen zusammen,
verlangsamen Prozesse, beruhigen, nähren und bauen auf.
 Dosha-Bezug und Wirkung (Karma)
Gemäß der Zuordnung einer Substanz nach Geschmack, Eigenschaften,
Wirkung nach Verdauung und Thermik ergibt sich ein Gesamtbild hinsichtlich
ihrer Wirkung auf Vata, Pitta und Kapha und ihrer Einsatzmöglichkeiten bei
Beschwerden.

Die meisten Kräuter und Gewürze sind in unterschiedlichen Zubereitungsformen


wie Pulver, Presslinge oder Kräuterweine im Ayurveda Fachhandel erhältlich.
Meistens werden die Substanzen nach der Ernte getrocknet und dann fein
ausgemahlen. Diese Pulver (Churna) werden in Flüssigkeiten wie Wasser, Tee oder
Milch eingerührt. Ihre Haltbarkeit ist relativ unbegrenzt, das Aroma und einige
Wirkstoffe nehmen aber mit dem Alter ab. Deshalb empfiehlt sich spätestens nach
zwei Jahren ein Neukauf der Produkte, feine Gewürze sollten sogar jährlich
erneuert werden.

Hinweis: Die nachfolgenden Empfehlungen ersetzen keinen Arzt. Sollten


Beschwerden länger als drei Tage anhalten oder sich verschlechtern, sollte man
unbedingt einen fachkundigen Therapeuten aufsuchen. Schwangere, Kinder und
chronisch erkrankte Menschen sollten vor Einnahme der genannten Kräuter einen
Arzt oder Therapeuten konsultieren.
Ajwain, der Königskümmel – für einen freien Bauch
Geschmack: bitter, scharf
Eigenschaften: leicht, trocken, spitz
Wirkung nach Verdauung: scharf
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Der aromatische Königskümmel hilft dabei, schwere Nahrung (Fleisch, Käse,
Kartoffel- und Nudelgerichte, Linsen) leichter zu verdauen. Er lindert Blähungen,
Krämpfe und Völlegefühl. Auch Unterleibsbeschwerden vor und während der
Menstruation können gemildert werden.

Im Handel verfügbar sind die ganzen Samen bzw. Früchte und das ausgemahlene
Pulver (Churna). Auch in klassischen Gewürzmischungen wie Hingvashtaka Churna
ist Ajwain ein wichtiger Bestandteil.

Anwendung:
Zerstoßen Sie die getrockneten Samen in einem Mörser und verrühren Sie ½
Teelöffel Pulver mit etwas Ghee oder Olivenöl. Nehmen Sie diese Mischung 1-3x
täglich kurz vor den Mahlzeiten ein und trinken Sie direkt danach etwas heißes
Wasser oder Ingwertee. Eine weitere traditionelle Anwendung ist die
Dampfinhalation bei Erkältungen und schleimiger Bronchitis – hierzu werden die
zerstoßenen Samen mit Wasser erhitzt und der entstehende Dampf 5-15 Minuten
lang inhaliert.

Amalaki, die indische Stachelbeere – Königin der Prävention


Geschmack: alle außer salzig
Eigenschaften: trocken, spitz
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Amalaki gilt als das Verjüngungsmittel im Ayurveda. Die getrocknete Frucht
unterstützt das Immunsystem, reduziert im Magen übermäßige Säure, stärkt die
Augen und gilt als Tonikum für Haut, Haare und Nägel.

Im Handel verfügbar sind das Fruchtpulver (Churna), Presslinge des Extrakts,


Gärgetränke und die berühmte Rezeptur Chyavanprash – ein stärkendes
Fruchtmus mit zahlreichen Kräutern, Gewürzen, Honig, Ghee und Rohrzucker.
Amalaki ist zudem Bestandteil der berühmtesten Dreifruchtmischung Triphala.

Anwendung:
Verrühren Sie täglich 1 Teelöffel der pulverisierten Trockenfrucht (Amalaki Churna)
in einem Glas warmem Wasser und trinken Sie dieses morgens oder abends
getrennt der Mahlzeiten. Möchten Sie den Magen unterstützen, nehmen Sie ½
Teelöffel nach den Mahlzeiten mit Wasser ein. Das Amla-Mus ist ein allgemeines
Tonikum für die ganze Familie, von klein bis groß – es wird v.a. zur Vorbeugung von
Atemwegsinfekten eingesetzt, 1 gehäufter Teelöffel morgens zum Frühstück mit
einer Tasse Ingwertee ist bereits ausreichend.

Ashwagandha, der indische Ginseng – Kraft und Ruhe pur


Geschmack: bitter, süß, scharf
Eigenschaften: leicht, ölig
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Die Winterkirsche Ashwagandha zählt zu den bedeutendsten Pflanzen der
Ayurvedamedizin. Ihre Wurzel gilt als Aufbaumittel für gesunde Muskulatur und
Aphrodisiakum für eine gesunde Sexualität und Fortpflanzung. Sie stärkt das
Nervensystem, lindert Atemnot, fördert den Schlaf und die Regeneration.

Im Handel verfügbar sind nebst dem Wurzelpulver (Churna) auch Presslinge des
Extrakts und der gleichnamige Kräuterwein Ashwagandharishta.

Anwendung:
Köcheln Sie 1 Teelöffel Wurzelpulver (Ashwagandha Churna) ein paar Minuten
lang in 250ml Bio-Kuhmilch mit einer Messerspitze Pippali-Langpfeffer. Trinken Sie
diese Mischung tiefwarm als nährender Cocktail am späten Nachmittag oder
Abend. Für den ruhigen Schlaf eignet sich auch ein Likörgläschen (40 ml, mit der
gleichen Menge Wasser verdünnt) des Kräuterweins.

Brahmi, das Nabelkraut – für den gesunden Geist


Geschmack: bitter, herb
Eigenschaften: leicht
Wirkung nach Verdauung: scharf
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Brahmi gilt in Indien als heilig und wird verehrt wie keine zweite Pflanze. Im
Ayurveda wird es als Nerventonikum zur Steigerung der Aufnahme und
Konzentration und zum Ausgleich der Gemütslage eingesetzt.
Anwendungsmöglichkeiten bieten sich in jedem Alter: von überaktiven Kindern
über Studenten in Prüfungszeiten, Frauen mit Gemütsschwankungen in den
Wechseljahren bis zur Demenzprophylaxe bei alten Menschen.

Im Handel verfügbar: Kräuterpulver (Churna), Extrakt-Presslinge, Kräuterwein


(Saraswatarishta).

Anwendung:
Rühren Sie 1 Teelöffel Pulver (Brahmi Churna) täglich in ein Glas heißes Wasser oder
Milch ein und fügen Sie einen halben Teelöffel Ghee hinzu. Alternativ können Sie
auch 40ml des Kräuterweins Saraswatarishta zur Entspannung am Abend
genießen.
Guduchi, der Schützer – für das Immunsystem
Geschmack: bitter, herb
Eigenschaften: schwer, ölig
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Die Rankpflanze Guduchi ist ein wahrer Allrounder. Sie stärkt das Immunsystem und
beugt somit lästigen Infekten vor. Ihre Bitterstoffe werden besonders von der Leber
geschätzt, unterstützen die Verdauung und reinigen das Blut und die Körpersäfte.
Im traditionellen Ayurveda gilt Guduchi als große Hautheilpflanze.

Im Handel verfügbar: Kräuterpulver (Churna), Extrakt-Presslinge

Anwendung:
Verrühren Sie 1 Teelöffel des Pulvers (Guduchi Churna) in einem Glas warmen
Wasser und trinken Sie dieses morgens. Den bitteren Geschmack können Sie durch
das Kauen einiger Kardamom- oder Fenchelsamen danach schnell regulieren. Vor
allem in den infektreichen Wintermonaten ein wahrer Beschützer!

Guggulu, die indische Myrrhe – für den gesunden Stoffwechsel


Geschmack: bitter, herb, scharf
Eigenschaften: nicht-schleimig, trocken, subtil, leicht, spitz, rau
Wirkung nach Verdauung: scharf
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Das Myrrhenharz Guggulu genießt im klassischen Ayurveda eine Sonderstellung
und gilt als das wichtigste Mittel für den gesunden Stoffwechsel. Es hilft in der
Gewichtsreduktion, verbessert das Fließverhalten des Blutes, korrigiert Blutfette,
wirkt entzündungshemmend in Gelenken, der Muskulatur und der Haut. Auch zur
Behandlung der bekannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und
Bluthochdruck kommt das Harz traditionell zum Einsatz.

Im Handel verfügbar sind vor allem Kombinationen auf Basis von Guggulu: die
bekanntesten sind Kaishora Guggulu, Kancanara Guggulu, Yogaraja Guggulu,
Gokshuradi Guggulu, Triphala Guggule und Punarnavadi Guggulu.

Von einer Selbstanwendung ist klar abzuraten – stimmen Sie das geeignete
Guggulu-Produkt mit Ihrem Ayurveda Therapeuten ab, um die richtige Wahl zu
treffen.

Haridra, die Gelbwurz – der Entzündungshemmer


Geschmack: bitter, scharf
Eigenschaften: leicht, trocken
Wirkung nach Verdauung: scharf
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Zu kaum einer Pflanze wurden mehr wissenschaftliche Studien (über 1000)
durchgeführt. Curcuma, das gelbe Gold Südasiens reinigt das Blut und wirkt
Entzündungen entgegen. Es schützt die Leber, stärkt das Immunsystem und wirkt
vielen Mikroorganismen entgegen. Ein tolles Hausmittel bei Wunden und
Hautreaktionen sowie Infekten der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes.

Im Handel verfügbar: Gewürzpulver, Extrakt-Presslinge

Anwendung:
Bauen Sie präventiv Kurkuma täglich in Ihre Ernährung ein. Gemüsegerichte lassen
sich wunderbar mit Kokosmilch und Kurkuma zu traumhaften Curries verwandeln.
Bei akuten Infekten 3x täglich einen halben Teelöffel zusammen mit einer
Messerspitze Pippali-Langpfeffer in warmem Wasser eingerührt trinken. Alternativ
können Sie auch 3x täglich je 2-3 Presslinge einnehmen, wenn Ihnen der
Geschmack zu intensiv ist. Äußerlich mit Honig oder Aloe Vera Gel verrührt zeigt
die Gelbwurz exzellente Resultate bei Wunden und Hautausschlägen – aber
Vorsicht: die färbende Wirkung auf Textilien ist enorm, also besser die betroffene
Stelle bandagieren…

Haritaki, die Wunderfrucht – für eine gesunde Darmentleerung


Geschmack: alle außer salzig
Eigenschaften: leicht, trocken
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Haritaki gilt als Magen-Darm-Spezialist, da sie ungekocht den Stuhlgang fördert
und abgekocht diesen hemmt – und das ohne Nebenwirkungen. Im Ayurveda gilt
sie zudem traditionell als Anti-Aging-Mittel und Nerventonikum. Sie ist Bestandteil
der Dreifruchtmischung Triphala.

Im Handel verfügbar sind das Fruchtpulver (Churna) und der Kräuterwein


(Abhayarishta). Haritaki ist wie Amalaki Bestandteil der Dreifruchtmischung
Triphala.

Anwendung:
Ihr Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, die gesundheitsfördernde Wirkung
möchte man aber nach dem Kennenlernen nicht mehr missen. Rühren Sie täglich
einen Teelöffel in einem Glas warmem Wasser ein, um die Verdauung anzuregen.
Um zu lockeren Stuhl zu binden, können Sie die gleiche Menge 5-10 Minuten
köcheln. Alternativ steht auch der Kräuterwein mit 40ml täglich, verdünnt mit der
gleichen Menge Wasser, zur Verfügung.
Nimba, der Nimbaum – das beste natürliche Antimikrobiotikum
Geschmack: bitter, herb
Eigenschaften: leicht, trocken
Wirkung nach Verdauung: scharf
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: Kapha und Pitta reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Längst hat Nimba, oft auch Neem genannt, Einzug in Pflanzenschutzmittel,
Milbensprays und Kosmetikprodukte gehalten. Und das zu Recht – ist seine Wirkung
gegen zahlreiche Bakterien, Pilze und Parasiten doch wissenschaftlich erwiesen.
Bei akuten Magen-Darm- und Hautinfektionen hat sich Neem seit Jahrhunderten
bewährt.

Im Handel verfügbar: Kräuterpulver (Churna), Extrakt-Presslinge

Anwendung:
Die Dauer einer Anwendung sollte maximal vier Wochen betragen, Schwangere
sollten von einer Einnahme absehen. Rühren Sie 1-3x täglich je einen halben
Teelöffel des Pulvers (Nimba Churna) in ein Glas Wasser ein und trinken Sie dieses.
Auch die äußerliche Anwendung von Neempulver mit Aloe Vera Gel zu einer
Paste verrührt hilft bei Sonnenbrand und Entzündungen.

Pippali, der Langpfeffer – für Ihre freie Atmung


Geschmack: scharf
Eigenschaften: leicht, ölig, spitz
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: leicht erhitzend
Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Pippali gilt zusammen mit Ingwer als eine der besten Gewürzpflanzen bei
Erkältungsinfekten. Er reduziert Schleim und fördert dessen Auswurf. Er regt das
Verdauungsfeuer (Agni) an und verbrennt Rückstände aus unzureichender
Verdauung (Ama). Im Unterschied zu anderen scharfen Gewürzen wie Chili oder
Senf reizt Pippali kaum Schleimhäute, was auch eine längerfristige Anwendung
ermöglicht.

Im Handel verfügbar sind das Gewürzpulver (Churna), Extrakt-Presslinge und der


Kräuterwein (Pippalyadiasava). Pippali ist Bestandteil der berühmtesten
ayurvedischen Gewürzmischung Trikatu.

Anwendung:
Schleim setzt sich gerne nachts in den Atemwegen und Nasennebenhöhlen fest,
daher ist eine morgendliche Gabe von Pippali besonders wirksam. Vermischen Sie
½ Teelöffel des Pulvers (Pippali Churna) mit 1 Teelöffel dunklem Honig (am besten
Thymianhonig) und rühren Sie diesen in lauwarmes Wasser oder Ingwertee ein. Bei
Bedarf kann diese Gabe 3x täglich wiederholt werden.
Sariva, die Wohlriechende – für ein gesundes Hormonsystem
Geschmack: süß, bitter
Eigenschaften: schwer, ölig
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Sariva gilt als ayurvedischer Blutreiniger und unterstützt den weiblichen Organismus
in den fruchtbaren Jahren und im Klimakterium. Die Wurzel gilt traditionell als
menstruationsfördernd und milchbildend und kann zur Linderung von
Hitzewallungen eingesetzt werden. Sie fördert ein reines Hautbild und unterstützt
die Verdauung.

Im Handel verfügbar ist primär das Wurzelpulver (Churna).

Anwendung:
Sariva eignet sich besonders gut zur Teezubereitung. Kochen Sie 1 Teelöffel des
Pulvers (Sariva Churna) mit 1200ml Wasser 8-10 Minuten lang bei mittlerer Hitze und
lassen Sie dann noch 2 Minuten das Pulver auf den Boden absinken. Dann einfach
in eine Thermoskanne abgießen und über den Tag verteilt trinken. Als 4-Wochen-
Kurprogramm bestens geeignet, zur langfristigen Einnahme reichen 1-2 Becher
täglich aus.

Sat Isabgol, der indische Flohsamen – für Ihre Darmgesundheit


Geschmack: süß
Eigenschaften: schwer, ölig, schleimig
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: Vata und Pitta reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Flohsamen gilt als Quellstoffsubstanz, da sie in Verbindung mit Wasser aufquillt.
Diese Wirkung hilft Ihrem Darm, einen höheren Dehnungsreiz zu erzeugen und
damit den Stuhlgang zu fördern oder zu viel Wasser bei Durchfall zu binden. Seine
Schleimstoffe pflegen die Schleimhäute im ganzen Magen-Darm-Trakt.

Im Handel verfügbar sind die Flohsamenschalen. Achten Sie darauf, dass diese
möglichst fein aufgespalten sind, da ansonsten Blähungen entstehen können.

Anwendung:
1-2 Esslöffel mit 300ml Wasser schnell trinken, um die tieferen Darmabschnitte zu
erreichen und dort aufzuquellen. Möchten Sie den Stuhl binden, sollte die
Wassermenge nur die Hälfte betragen. Sie können die Flohsamenschalen auch in
ein morgendliches Müsli einfügen.
Shatavari, die Spargelwurzel – „die über 100 Männer verfügt“…
Geschmack: süß, bitter
Eigenschaften: schwer, ölig
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: Vata und Pitta reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Shatavari wird im Ayurveda gerne als die Frauenheilpflanze betrachtet. Sie wird zur
Gruppe der Phytoöstrogene gezählt, wirkt befeuchtend und kühlend. Sie schützt
alle Schleimhäute vor Entzündungen und beruhigt das Nervensystem. Vor einer
geplanten Schwangerschaft wird sie zur Steigerung der Fruchtbarkeit verwendet,
in den Wechseljahren hilft sie Beschwerden wie Hitze, Schlafstörungen und
Trockenheit entgegen.

Im Handel verfügbar: Wurzelpulver (Churna), Extrakt-Presslinge

Anwendung:
Klassisch wird 1 Teelöffel Pulver (Shatavari Churna) in 200ml Milch ein paar Minuten
eingekocht und getrunken. Bei starker Trockenheit kann 1 TL Ghee und Sharkara
(Ayurveda Rohrzucker) zugefügt werden.

Tulsi, der heilige Basilikum – für die Atemwege


Geschmack: scharf, bitter
Eigenschaften: leicht, trocken
Wirkung nach Verdauung: scharf
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Tulsi wird in Indien verehrt und seit Jahrtausenden bei Beschwerden der Atemwege
eingesetzt. Die Blätter beseitigen Schleim und Kapha und lindern Hustenreiz.
Zugleich wird Tulsitee zur nächtlichen Fiebersenkung empfohlen und wirkt
verdauungsfördernd.

Im Handel verfügbar: getrocknete Blätter, Kräuterpulver (Churna)

Anwendung:
1 Esslöffel Tulsiblätter mit 250ml heißem Wasser als Tee überbrühen und nach 5-8
Minuten abseihen. Nach dem Abkühlen 1 Teelöffel Thymianhonig und eine
Messerspitze Ingwerpulver beifügen und genießen. Mehrmals täglich im Akutfall
einsetzbar.

Vasa, das Lungenkraut – ein Muss für die Hausapotheke


Geschmack: bitter, herb
Eigenschaften: leicht, trocken
Wirkung nach Verdauung: scharf
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: Pitta und Kapha reduzierend
Im Handel verfügbar: Kräuterpulver (Churna), Kräuterwein (Vasakarishta)

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke:


Vasa oder Vasaka zählt zu den bedeutendsten Atemwegspflanzen der Welt. Sie
weitet die Bronchien und wirkt somit befreiend bei Atemenge, wie sie in akuten
Infekten häufig vorkommt. Rühren Sie ½ Teelöffel des Pulvers (Vasa Churna) in
einen Becher Ingwer- oder Pfefferminztee ein und fügen Sie 1 TL Thymianhonig
hinzu. Eine gute Alternative ist auch der Kräuterwein Vasakarishta, von dem Sie
20ml anstelle des Pulvers in den Tee geben können.

Ayurvedische Kräuter-, Gewürz- und Fruchtmischungen

Avipattikara
In dieser Mischung schmecken Nelken und Sharkara hervor. Sie gilt als das
Verdauungsmittel bei Pitta-Dominanz mit Neigung zu übermäßiger Säurebildung im
Magen und Sodbrennen. Anwendung: ½ Teelöffel des Pulvers (Avipattikara
Churna) 15-30 Minuten nach den Mahlzeiten in lauwarmem Wasser eingerührt
einnehmen.

Hingvashtaka
Diese scharf-bittere Gewürzmischung setzt sich aus geröstetem Hing (Asafoetida),
drei Kümmelsorten, zwei Pfefferarten, Ingwer und Steinsalz zusammen. Sie gilt als
die wirkungsvollste Kombination bei Völlegefühl, Blähungen und Krämpfen.
Anwendung: kurz vor den Mahlzeiten je 1 gestrichenen Teelöffel des Pulvers
(Hingvashtaka Churna) mit 1 Teelöffel Ghee oder Olivenöl vermischen, dann
schlucken und etwas warmes Wasser nachtrinken.

Sitopaladi
Diese Pulvermischung basiert auf dem langen Pfeffer Pippali in Sharkara
Rohrzucker. Sie kräftigt den Körper nach einem Infekt und hilft Schleim zu
eliminieren, ohne dabei die Atemwege auszutrocknen. Anwendung: 1-3x täglich je
1 gestrichenen Teelöffel des Pulvers (Sitopaladi Churna) mit etwas Thymianhonig
und warmem Wasser oder Ingwertee vermischt einnehmen.

Trikatu
Die berühmteste scharfe Gewürzmischung im Ayurveda setzt sich aus trockenem
Ingwer, schwarzem Pfeffer und langem Pfeffer zusammen. Sie wirkt stark erhitzend,
regt die Zirkulation in allen Körperkanälen an und fördert die Entschleimung.
Anwendung: 1-3x täglich je ½ Teelöffel des Pulvers (Trikatu Churna) mit etwas
Thymianhonig und warmem Wasser vermischt einnehmen.

Triphala
Die Dreifruchtmischung ist aus dem Ayurveda nicht wegzudenken und gilt als eine
der wichtigsten Rasayana-Mischung zur Regeneration. Sie unterstützt die
Verdauung, pflegt Haut und Haare und stärkt die Augen. Anwendung: abends 2
Stunden vor dem Schlafen einen Teelöffel des Pulvers (Triphala Churna) in warmem
Wasser angerührt einnehmen.
Hausapotheken für jede Konstitution
Idealerweise stellt man seine persönliche Hausapotheke mit einem Ayurveda-
Therapeuten zusammen. Dieser kann konkret beraten, in welcher Jahreszeit
welche Substanzen wichtig sind. Im akuten Fall kann man dann die Einnahme
telefonisch direkt absprechen.

Die Vata Hausapotheke könnte so aussehen:


• Ashwagandha zur Kräftigung und Schlafförderung
• Brahmi zur Nervenstärkung
• Haritaki zur verbesserten Stuhlentleerung
• Hingvashtaka zur Verdauungsoptimierung
• Sitopaladi Churna bei trockenem Reizhusten

Pitta benötigt häufig


• Amalaki als Rasayana
• Nimba zur Reinigung und Leberentlastung
• Sariva zur Kühlung
• Sat Isabgol bei zu lockerem Stuhlgang
• Avipattikara bei Sodbrennen

Kapha profitiert von


• Ajwain zur Verdauungsoptimierung
• Haridra zur Stoffwechselregulation
• Tulsi zur Hustenreizlinderung
• Vasa zur Befreiung der Atemwege
• Trikatu zur Entschleimung

Substanzen wie Guduchi, Haridra, Pippali und Triphala sollten in keiner


Hausapotheke fehlen.

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