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Phytotherapie-Hausapotheke Aj 0314
Phytotherapie-Hausapotheke Aj 0314
Erst einmal abwarten und Tee trinken. Die meisten Menschen bleiben im akuten
Krankheitsfall zunächst am liebsten zu Hause. Viele suchen erst dann den Weg in
eine Arztpraxis, wenn starke Symptome mehrere Tage anhalten oder sich der
Krankheitsverlauf verschlechtert. Bis dahin helfen sie sich selbst – leider nicht immer
erfolgreich.
Der Ayurveda bietet eine Vielzahl an Kräutern und Gewürzen, aus denen eine
Hausapotheke zusammengestellt werden kann, die bei Bedarf schnell und sanft
hilft – ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Somit geht keine wertvolle Zeit
verloren, in der sich Krankheitserreger ausbreiten und Symptome verschlechtern
können.
Wenn Sie zum Beispiel eine Kapha dominierte Konstitution haben, aktuell
übergewichtig sind, vormittags lange ausschlafen und gerne Milchprodukte
verzehren, dann neigen Sie aus ayurvedischer Sicht zur Entwicklung von
schleimigen Erkältungen, Müdigkeit, schwacher Verdauung und
Wassereinlagerungen. Diesen Beschwerden können Sie gezielt vorbeugen.
Das ABC ayurvedischer Kräuter und Gewürze
Im Ayurveda werden alle Substanzen nach einer speziellen Systematik klassifiziert:
Geschmack (Rasa)
Es werden sechs Geschmacksrichtungen unterschieden: süß, sauer, salzig,
scharf, bitter und herb. Jeder Geschmack vertritt zwei der fünf Elemente der
Natur. Die ersten drei Geschmäcker erhöhen Kapha und senken Vata, die
letzten drei senken Kapha und erhöhen Vata. Sauer, salzig und scharf erhöhen
Pitta, während süß, bitter und herb dieses senken. Jedem Geschmack werden
eigenständige Wirkungen auf den Körper zugewiesen.
Eigenschaften (Guna)
Diese werden in zehn Gegensatzpaaren dargestellt, von denen die wichtigsten
heiß-kalt, trocken-feucht, leicht-schwer und träge-spitz sind. Der gezielte Einsatz
einer Eigenschaft gleicht die jeweils entgegengesetzte aus und wirkt
entsprechend lindernd. Ein Beispiel ist die trocken-heiße Wirkung von
Ingwerpulver bei schleimigen Erkältungskrankheiten.
Wirkung nach Verdauung (Vipaka)
Gemäß Ayurveda ändert sich die Wirkung eines Geschmackes nach
Verdauung der Substanz im Magen-Darm-Trakt vor Aufnahme in die Blutbahn.
Süß und salzig werden süß; sauer bleibt sauer; scharf, bitter und herb werden
scharf. Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Regel: manche Früchte wie
Amalaki schmecken sauer, wirken aber nach der Verdauung süß – und
reduzieren dadurch sogar Beschwerden durch übermäßige Säure. Manche
Gewürze wie der Langpfeffer (Pippali) schmecken scharf, wirken aber nach der
Verdauung süß – und reizen weniger die Schleimhäute.
Thermische Kraft (Virya)
Dem Temperaturverhalten wird eine große Bedeutung beigemessen. Erhitzende
Substanzen öffnen Körperkanäle, regen die Zirkulation an, stimulieren
Verdauung und Stoffwechsel. Kühlende Substanzen ziehen zusammen,
verlangsamen Prozesse, beruhigen, nähren und bauen auf.
Dosha-Bezug und Wirkung (Karma)
Gemäß der Zuordnung einer Substanz nach Geschmack, Eigenschaften,
Wirkung nach Verdauung und Thermik ergibt sich ein Gesamtbild hinsichtlich
ihrer Wirkung auf Vata, Pitta und Kapha und ihrer Einsatzmöglichkeiten bei
Beschwerden.
Im Handel verfügbar sind die ganzen Samen bzw. Früchte und das ausgemahlene
Pulver (Churna). Auch in klassischen Gewürzmischungen wie Hingvashtaka Churna
ist Ajwain ein wichtiger Bestandteil.
Anwendung:
Zerstoßen Sie die getrockneten Samen in einem Mörser und verrühren Sie ½
Teelöffel Pulver mit etwas Ghee oder Olivenöl. Nehmen Sie diese Mischung 1-3x
täglich kurz vor den Mahlzeiten ein und trinken Sie direkt danach etwas heißes
Wasser oder Ingwertee. Eine weitere traditionelle Anwendung ist die
Dampfinhalation bei Erkältungen und schleimiger Bronchitis – hierzu werden die
zerstoßenen Samen mit Wasser erhitzt und der entstehende Dampf 5-15 Minuten
lang inhaliert.
Anwendung:
Verrühren Sie täglich 1 Teelöffel der pulverisierten Trockenfrucht (Amalaki Churna)
in einem Glas warmem Wasser und trinken Sie dieses morgens oder abends
getrennt der Mahlzeiten. Möchten Sie den Magen unterstützen, nehmen Sie ½
Teelöffel nach den Mahlzeiten mit Wasser ein. Das Amla-Mus ist ein allgemeines
Tonikum für die ganze Familie, von klein bis groß – es wird v.a. zur Vorbeugung von
Atemwegsinfekten eingesetzt, 1 gehäufter Teelöffel morgens zum Frühstück mit
einer Tasse Ingwertee ist bereits ausreichend.
Im Handel verfügbar sind nebst dem Wurzelpulver (Churna) auch Presslinge des
Extrakts und der gleichnamige Kräuterwein Ashwagandharishta.
Anwendung:
Köcheln Sie 1 Teelöffel Wurzelpulver (Ashwagandha Churna) ein paar Minuten
lang in 250ml Bio-Kuhmilch mit einer Messerspitze Pippali-Langpfeffer. Trinken Sie
diese Mischung tiefwarm als nährender Cocktail am späten Nachmittag oder
Abend. Für den ruhigen Schlaf eignet sich auch ein Likörgläschen (40 ml, mit der
gleichen Menge Wasser verdünnt) des Kräuterweins.
Anwendung:
Rühren Sie 1 Teelöffel Pulver (Brahmi Churna) täglich in ein Glas heißes Wasser oder
Milch ein und fügen Sie einen halben Teelöffel Ghee hinzu. Alternativ können Sie
auch 40ml des Kräuterweins Saraswatarishta zur Entspannung am Abend
genießen.
Guduchi, der Schützer – für das Immunsystem
Geschmack: bitter, herb
Eigenschaften: schwer, ölig
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: erhitzend
Dosha-Bezug: alle drei reduzierend
Anwendung:
Verrühren Sie 1 Teelöffel des Pulvers (Guduchi Churna) in einem Glas warmen
Wasser und trinken Sie dieses morgens. Den bitteren Geschmack können Sie durch
das Kauen einiger Kardamom- oder Fenchelsamen danach schnell regulieren. Vor
allem in den infektreichen Wintermonaten ein wahrer Beschützer!
Im Handel verfügbar sind vor allem Kombinationen auf Basis von Guggulu: die
bekanntesten sind Kaishora Guggulu, Kancanara Guggulu, Yogaraja Guggulu,
Gokshuradi Guggulu, Triphala Guggule und Punarnavadi Guggulu.
Von einer Selbstanwendung ist klar abzuraten – stimmen Sie das geeignete
Guggulu-Produkt mit Ihrem Ayurveda Therapeuten ab, um die richtige Wahl zu
treffen.
Anwendung:
Bauen Sie präventiv Kurkuma täglich in Ihre Ernährung ein. Gemüsegerichte lassen
sich wunderbar mit Kokosmilch und Kurkuma zu traumhaften Curries verwandeln.
Bei akuten Infekten 3x täglich einen halben Teelöffel zusammen mit einer
Messerspitze Pippali-Langpfeffer in warmem Wasser eingerührt trinken. Alternativ
können Sie auch 3x täglich je 2-3 Presslinge einnehmen, wenn Ihnen der
Geschmack zu intensiv ist. Äußerlich mit Honig oder Aloe Vera Gel verrührt zeigt
die Gelbwurz exzellente Resultate bei Wunden und Hautausschlägen – aber
Vorsicht: die färbende Wirkung auf Textilien ist enorm, also besser die betroffene
Stelle bandagieren…
Anwendung:
Ihr Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, die gesundheitsfördernde Wirkung
möchte man aber nach dem Kennenlernen nicht mehr missen. Rühren Sie täglich
einen Teelöffel in einem Glas warmem Wasser ein, um die Verdauung anzuregen.
Um zu lockeren Stuhl zu binden, können Sie die gleiche Menge 5-10 Minuten
köcheln. Alternativ steht auch der Kräuterwein mit 40ml täglich, verdünnt mit der
gleichen Menge Wasser, zur Verfügung.
Nimba, der Nimbaum – das beste natürliche Antimikrobiotikum
Geschmack: bitter, herb
Eigenschaften: leicht, trocken
Wirkung nach Verdauung: scharf
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: Kapha und Pitta reduzierend
Anwendung:
Die Dauer einer Anwendung sollte maximal vier Wochen betragen, Schwangere
sollten von einer Einnahme absehen. Rühren Sie 1-3x täglich je einen halben
Teelöffel des Pulvers (Nimba Churna) in ein Glas Wasser ein und trinken Sie dieses.
Auch die äußerliche Anwendung von Neempulver mit Aloe Vera Gel zu einer
Paste verrührt hilft bei Sonnenbrand und Entzündungen.
Anwendung:
Schleim setzt sich gerne nachts in den Atemwegen und Nasennebenhöhlen fest,
daher ist eine morgendliche Gabe von Pippali besonders wirksam. Vermischen Sie
½ Teelöffel des Pulvers (Pippali Churna) mit 1 Teelöffel dunklem Honig (am besten
Thymianhonig) und rühren Sie diesen in lauwarmes Wasser oder Ingwertee ein. Bei
Bedarf kann diese Gabe 3x täglich wiederholt werden.
Sariva, die Wohlriechende – für ein gesundes Hormonsystem
Geschmack: süß, bitter
Eigenschaften: schwer, ölig
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: alle drei reduzierend
Anwendung:
Sariva eignet sich besonders gut zur Teezubereitung. Kochen Sie 1 Teelöffel des
Pulvers (Sariva Churna) mit 1200ml Wasser 8-10 Minuten lang bei mittlerer Hitze und
lassen Sie dann noch 2 Minuten das Pulver auf den Boden absinken. Dann einfach
in eine Thermoskanne abgießen und über den Tag verteilt trinken. Als 4-Wochen-
Kurprogramm bestens geeignet, zur langfristigen Einnahme reichen 1-2 Becher
täglich aus.
Im Handel verfügbar sind die Flohsamenschalen. Achten Sie darauf, dass diese
möglichst fein aufgespalten sind, da ansonsten Blähungen entstehen können.
Anwendung:
1-2 Esslöffel mit 300ml Wasser schnell trinken, um die tieferen Darmabschnitte zu
erreichen und dort aufzuquellen. Möchten Sie den Stuhl binden, sollte die
Wassermenge nur die Hälfte betragen. Sie können die Flohsamenschalen auch in
ein morgendliches Müsli einfügen.
Shatavari, die Spargelwurzel – „die über 100 Männer verfügt“…
Geschmack: süß, bitter
Eigenschaften: schwer, ölig
Wirkung nach Verdauung: süß
Thermik: kühlend
Dosha-Bezug: Vata und Pitta reduzierend
Anwendung:
Klassisch wird 1 Teelöffel Pulver (Shatavari Churna) in 200ml Milch ein paar Minuten
eingekocht und getrunken. Bei starker Trockenheit kann 1 TL Ghee und Sharkara
(Ayurveda Rohrzucker) zugefügt werden.
Anwendung:
1 Esslöffel Tulsiblätter mit 250ml heißem Wasser als Tee überbrühen und nach 5-8
Minuten abseihen. Nach dem Abkühlen 1 Teelöffel Thymianhonig und eine
Messerspitze Ingwerpulver beifügen und genießen. Mehrmals täglich im Akutfall
einsetzbar.
Avipattikara
In dieser Mischung schmecken Nelken und Sharkara hervor. Sie gilt als das
Verdauungsmittel bei Pitta-Dominanz mit Neigung zu übermäßiger Säurebildung im
Magen und Sodbrennen. Anwendung: ½ Teelöffel des Pulvers (Avipattikara
Churna) 15-30 Minuten nach den Mahlzeiten in lauwarmem Wasser eingerührt
einnehmen.
Hingvashtaka
Diese scharf-bittere Gewürzmischung setzt sich aus geröstetem Hing (Asafoetida),
drei Kümmelsorten, zwei Pfefferarten, Ingwer und Steinsalz zusammen. Sie gilt als
die wirkungsvollste Kombination bei Völlegefühl, Blähungen und Krämpfen.
Anwendung: kurz vor den Mahlzeiten je 1 gestrichenen Teelöffel des Pulvers
(Hingvashtaka Churna) mit 1 Teelöffel Ghee oder Olivenöl vermischen, dann
schlucken und etwas warmes Wasser nachtrinken.
Sitopaladi
Diese Pulvermischung basiert auf dem langen Pfeffer Pippali in Sharkara
Rohrzucker. Sie kräftigt den Körper nach einem Infekt und hilft Schleim zu
eliminieren, ohne dabei die Atemwege auszutrocknen. Anwendung: 1-3x täglich je
1 gestrichenen Teelöffel des Pulvers (Sitopaladi Churna) mit etwas Thymianhonig
und warmem Wasser oder Ingwertee vermischt einnehmen.
Trikatu
Die berühmteste scharfe Gewürzmischung im Ayurveda setzt sich aus trockenem
Ingwer, schwarzem Pfeffer und langem Pfeffer zusammen. Sie wirkt stark erhitzend,
regt die Zirkulation in allen Körperkanälen an und fördert die Entschleimung.
Anwendung: 1-3x täglich je ½ Teelöffel des Pulvers (Trikatu Churna) mit etwas
Thymianhonig und warmem Wasser vermischt einnehmen.
Triphala
Die Dreifruchtmischung ist aus dem Ayurveda nicht wegzudenken und gilt als eine
der wichtigsten Rasayana-Mischung zur Regeneration. Sie unterstützt die
Verdauung, pflegt Haut und Haare und stärkt die Augen. Anwendung: abends 2
Stunden vor dem Schlafen einen Teelöffel des Pulvers (Triphala Churna) in warmem
Wasser angerührt einnehmen.
Hausapotheken für jede Konstitution
Idealerweise stellt man seine persönliche Hausapotheke mit einem Ayurveda-
Therapeuten zusammen. Dieser kann konkret beraten, in welcher Jahreszeit
welche Substanzen wichtig sind. Im akuten Fall kann man dann die Einnahme
telefonisch direkt absprechen.