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Verlag Fuchs AG

Beat Knaus Einfach


schreiben
Deutsch am Gymnasium 2

©Verlag Fuchs AG ISBN: 978-3-03743-860-2 Konzept und Gestaltung:


Höchweid 14 «Einfach schreiben» Springrolls AG, Luzern
6023 Rothenburg Deutsch am Gymnasium 2 (ehemals Triebwerk)
Telefon 041 280 62 66 1. Auflage 2009
Telefax 041 280 60 45 Fotos:
E–Mail: info@verlag–fuchs.ch ISBN: 978-3-03743-850-3 Renato Regli
www.verlag–fuchs.ch «Sprache und Kommunikation»
Deutsch am Gymnasium 1 Gedruckt auf chlorfrei
1. Auflage, 2009 1. Auflage 2009 gebleichtem Papier

Abdruck und Vervielfältigung


sowie Erstellen von Kopien
irgendwelcher Art zu irgend-
welchen Zwecken ist – auch
nur auszugsweise – nur mit
Bewilligung des Verlages
gestattet.
4. Überarbeitung
4. Überarbeitung 92

Überarbeiten
Leserführung, Rechtschreibung und Zeichensetzung dienen nicht der Produktion
von Texten, sondern ausschliesslich der leichteren Lesbarkeit. Wirkt die Berück-
sichtigung von Orthografie und Interpunktion, von Kohärenz und Wortwahl im
Schreibprozess noch eher störend, sollten sie für die Endfassung eines Textes sorg-
fältig überprüft werden. Denn Sie schreiben einen Text selten für sich, sondern für
andere.

Die Verständlichkeitsmerkmale
Dass ein für die Öffentlichkeit geschriebener Text gut formuliert ist, zeigt sich nach
dem Hamburger Modell der Textverständlichkeit an vier Merkmalen:
–– Der Text ist so einfach, wie es der Inhalt zulässt.
–– Der Text ist so übersichtlich geordnet wie möglich.
–– Die Ausdrucksweise ist so kurz und prägnant, wie es der Inhalt zulässt.
–– Der Text enthält attraktive Elemente, welche die Lesenden zum Weiterlesen ani-
mieren.
➔M
 ehr zum Hamburger Verständlichkeitsansatz im Band «Sprache und Kommu-
nikation». Deutsch am Gymnasium 1, S. 140 – 142.

Schrittweise vorgehen
Liegt ein Text in der Rohfassung vor, steht man vor einer wichtigen Aufgabe: der
Überarbeitung. Dabei geht man schrittweise vor (von oben nach unten):

Inhalt

Zusammenhalt

gut
Entwurf Stil Rohfassung

Richtigkeit
Endfassung
Endfassung

Layout
Layout
noch nicht gut

Auf den folgenden Seiten erhalten Sie Anregungen zu sämtlichen Schritten der
Überarbeitung. Sie helfen Ihnen, Ihre Texte systematisch und effizient zu ver­
bessern.
4. Überarbeitung 93

Überarbeitung des Inhalts


Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig­ – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Die Abstandsprobe
Noch bevor Sie sich an die Überarbeitung machen, müssen Sie Distanz gewinnen
zu Ihrem Text. Versuchen Sie, ihn mit fremden Augen anzusehen. Dabei helfen
Ihnen folgende Techniken:
a) Lassen Sie den Rohtext eine Weile lang ruhen – vorausgesetzt, ein Aufschub ist
möglich und es bleibt genügend Zeit zur Überarbeitung.
b) Drucken Sie den Text aus. Tun Sie dies auf Ausschusspapier und mit niedriger
Druckqualität, damit das Schriftbild nicht endgültig wirkt. Wählen Sie mit Vor-
teil einen grossen Zeilenabstand, damit Sie zwischen den Zeilen Notizen machen
können.
c) Verändern Sie für die Lektüre Ihren gewohnten Arbeitsplatz. Am besten nehmen
Sie Ihren Text mit auf eine kleine Reise, z. B. in ein Restaurant oder in den Zug.
d) Lesen Sie sich den Text laut vor oder lassen Sie ihn, falls dies möglich ist, sich
vorlesen. So fallen Ihnen logische Brüche oder Lücken sogleich auf.
e) Lassen Sie sich von einer aussenstehenden Person eine ausführliche Rückmel-
dung geben.

Die Inhaltsprobe
Überprüfen Sie die Substanz des Textes:
a) Kommt der Grundgedanke, die grosse Idee des Textes, deutlich zum Ausdruck?
b) Wird das Kommunikationsziel beim Gegenüber erreicht?
Notizen
c) Welches sind die wesentlichen Teilaussagen? Kommen sie gebührend zur Sprache?
Lesetechniken
d) Fehlt nichtsSQ3R Markieren
von dem, was wichtig ist?
Abstracts
e) Ist das Inhaltsverzeichnis (wenn vorhanden) vollständig?
f) Wurde irgendwo vom Thema abgewichen?

Vollständigkeitsprobe
Überprüfen Sie gemäss dem strategischen Entwurf (siehe S. 19), ob Sie alle Dimen-
sionen des Textes berücksichtigt haben und ob der Text eine oder mehrere
Kernaussage(n) hat.

Ich
Das habe ich
(nicht) zu sagen.

Inhalt Form
Das überzeugt Das hat (nicht)
mich inhaltlich Kernaussage die richtige Form.
(nicht).

Du
Da fühle ich
mich (nicht)
angesprochen.
4. Überarbeitung 94

Überarbeitung des Zusammenhalts


Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Das Wort «Text» [lat. textus] bedeutet ursprünglich «das Gewobene». In einem Text
«weben» wir also Sätze so zusammen, dass sie wie das Gewebe eines Tuches oder
Teppichs zusammenhalten. Je fester dabei die Fäden des Textes verknüpft sind, umso
besser werden sich die Lesenden orientieren können.

Inhaltlicher Zusammenhalt (Kohärenz, siehe S. 95)


Zwei Arten von Fäden werden beim Schreiben ineinandergewoben. Der Zusam-
menhang des Textes ist zum einen inhaltlicher Natur: Der Text hat einen «roten
Faden», der durch alle einzelnen Teile läuft und sie zusammenhält. Diesen logisch-
inhaltlichen Zusammenhang nennt man die Kohärenz.

Sprachlicher Zusammenhalt (Kohäsion, siehe S. 96)


Zum andern kann dieser Zusammenhang mit sprachlichen Mitteln hergestellt wer-
den. Wir könnten dies den «grünen Faden» nennen. Worum handelt es sich beim
grünen Faden? Ganz einfach: Mit bestimmten Wörtern wird zwischen Sätzen und
Absätzen eine Verknüpfung erstellt. Diese Verknüpfung ist nicht inhaltlich, sondern
rein sprachlich.

Kohärenz und Kohäsion


Sprachlicher Zusammenhang bedeutet noch keine inhaltliche Logik. Ein Text kann
inhaltlich logisch aufgebaut sein und doch vollkommen unverständlich bleiben.
Beispiel A: Kohärenz ohne Kohäsion
Ein Zusammenhang wird nur mit inhaltlichen Verweisen hergestellt. Eine sprachliche
Verknüpfung zwischen den Sätzen gibt es nicht. Selbstverständlich kann man ihn
selber herstellen. Es ist schwierig.
Beispiel B: Kohäsion ohne Kohärenz
Der Zusammenhang zwischen Sätzen wird sprachlich getestet. Es kann dabei durch-
aus vorkommen, dass man zwar den Zusammenhang zwischen den Sätzen merkt,
dennoch nicht den Ursprung der Idee versteht, weil es am inhaltlichen Zusammen-
hang fehlt.

Fazit: Soll ein Text verständlich sein, braucht es beides, den «roten» und den
«grünen Faden», Kohärenz und Kohäsion.

➔M
 ehr Informationen zu Kohärenz und Kohäsion und zu weiteren Textmerkmalen
finden Sie im Band «Sprache und Kommunikation». Deutsch am Gymnasium 1,
S. 128 f.
4. Überarbeitung 95

Überprüfung der Kohärenz


Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Als Kohärenz bezeichnet man den inhaltlichen Zusammenhalt eines Textes. Dar-
unter fällt die Leserführung, die klarmacht, wann ein Teil oder ein Gedanke abge-
schlossen ist und ein neuer anfängt, und die Textlogik, die dafür zuständig ist, dass
sich die Sätze inhaltlich aufeinander beziehen.

Die Logikprobe
Untersuchen Sie, ob Ihr Text einen «roten Faden» hat, ob er kohärent ist:
a) Ist die Grundstruktur des Textes logisch und einleuchtend?
b) Ist der Übergang vom einen zum anderen Schritt überzeugend oder gibt es Sprünge?
c) Ist der Text geprägt von einer Frage, die erst am Ende beantwortet wird?
d) Hat der Text eine überzeugende Pointe bzw. eine überzeugende Schlussfolge-
rung?
e) Enthält der Text keine überflüssigen Teile, welche die Gedanken der Lesenden
in die Irre führen (könnten)?
f) Zusammenhang: Hat jeder der Teile einen offensichtlichen Bezug zu den anderen
Teilen des Textes?

Die Visualisierungsprobe
Eine kreative Möglichkeit, die Substanz eines Textes zu überprüfen, besteht darin,
ihn zu visualisieren. Stellen Sie ihn z. B. in Form einer Baumstruktur dar. So können
Sie herausfinden: Welches ist der Stamm? Welches sind die Hauptäste? Wo sind
Verästelungen, die überflüssig sind?
In der unten stehenden Zeichnung sehen Sie einen Entwurf für das vorliegende
Lehrmittel als Baum visualisiert.
4. Überarbeitung 96

Überprüfung der Kohäsion


Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Kohäsion bezeichnet den sprachlichen Zusammenhalt eines Textes, also alle Wörter,
die einen Satz mit dem vorangehenden oder dem nachfolgenden verbinden. Ein Text
kann logisch aufgebaut sein, doch wenn diese Logik sprachlich nicht ebenfalls be-
steht, wird er nicht oder nur schwer verständlich sein.

Die Kohäsionsmittel
Es gibt viele Möglichkeiten, die Sätze, Absätze und Kapitel mit sprachlichen Mit-
teln zu verknüpfen. Hier die wichtigsten:
– Metakommunikation: Man verweist explizit auf andere Textteile.
Beispiele: «Damit komme ich zu meiner Hauptthese …»; «Mein wichtigstes Ar-
gument ist …»; «Dem widerspricht erstens …, zweitens …, drittens ...»; «mit
anderen Worten».
Zur Metakommunikation gehören u. a. auch das Inhaltsverzeichnis, Zwischentitel,
das Vorwort.
– Verbindung: Man verbindet Sätze mit Konjunktionen und Pronominaladverbien
(siehe gegenüberliegende Seite).
Beispiele: «Du bist stark, aber das ist mir egal.» (Konjunktion) «Heute ist Freitag.
Darüber freue ich mich.» (Pronominaladverb)
– Wiederholung: Man wiederholt einzelne Wörter in der gleichen Form.
Beispiel: «Ich bin eine Frau. Eine Frau wie ich kennt keinen Schmerz.»
– Ersetzung: Statt sie zu wiederholen, ersetzt man einzelne Wörter durch ein gleich-
bedeutendes Wort (z. B. Synonym, Metapher, Oberbegriff, Pronomen).
Beispiele: Die junge Autorin veröffentlicht ihren dritten Roman. Das Nachwuchs-
talent / Sie / Die Dichterin hat Erfolg bei der Kritik.
– Zeigen (Deixis): Man weist auf bestimmte Wörter oder Textteile mit Demonstra-
tivpronomen hin.
Beispiele: Es war einmal ein Mädchen. Das / Dieses Mädchen lebte allein im Wald.
Sie findet ihn hinreissend schön. Dies sagt sie ihm jeden Tag.

Die Kohäsionsprobe
Überprüfen Sie die Zwischenräume in Ihrem Text. Grundsätzlich sollen alle Teile
miteinander verbunden sein:
– Kapitel: Sind die Kapitelübergänge sprachlich überbrückt?
– Absätze: Sind die Absätze mit Kohäsionssignalen verknüpft?
– Sätze: Ist jeder Satz mit dem folgenden verbunden?
4. Überarbeitung 97

Konjunktionen und Adverbien


Besonders einfach können Sie Ihre Sätze mit Konjunktionen und (Pronominal-)
Adverbien verknüpfen. Hier eine Zusammenstellung der wichtigsten Wörter und
Wendungen, gruppiert nach ihrer Funktion.

Folge Grund Art und Weise Einräumung Zweck

Konjunktion sodass –– weil –– indem –– obwohl –– damit


–– da –– ohne dass –– obgleich –– um … zu
–– denn –– aber –– dass
–– zumal –– wo doch

Pronominal­ –– also –– darum –– so –– allein –– dazu


adverb –– dadurch –– demgemäss –– dabei –– dennoch –– dafür
–– darum –– deshalb –– dessen unge- –– deshalb
–– dementspre- –– deswegen achtet –– deswegen
chend –– doch –– immerhin
–– demzufolge –– infolgedessen –– sowieso
–– folglich –– nämlich –– trotz allem
–– mithin –– somit –– trotzdem
–– somit –– weshalb

Bedingung Gegensatz Vergleich Anreihung Wahl Zeit

–– wenn –– sondern –– als ob –– und –– oder –– als


–– falls –– doch –– wie wenn –– sowie –– entweder … –– bevor
–– sofern –– jedoch –– sowohl … als oder –– ehe
–– sobald auch –– anstatt … dass –– nachdem
–– bevor … nicht –– nicht nur … –– anstatt … zu –– sobald
sondern auch –– während

–– andernfalls –– dagegen –– ähnlich –– ausserdem –– sonst –– danach


–– dann –– dennoch –– desgleichen –– dazu –– stattdessen –– zuvor
–– unter der Be- –– einerseits … an- –– ebenso –– ferner –– darauf
dingung derseits –– ganz anders –– überdies –– endlich
–– vorausgesetzt –– indes –– zudem –– damals
–– indessen –– einmal
–– zum einen … –– währenddessen
zum anderen –– früher
–– schliesslich

Aufgaben
1. Verknüpfen Sie die beiden Sätze «Ich denke» und «Ich bin» systematisch mit
sämtlichen oben angegebenen Satzverknüpfungsmitteln.
2. Bilden Sie zehn Sätze mit Kohäsionsmitteln. Schreiben Sie sie ab, wobei Sie
anstelle der Kohäsionsmittel eine Lücke stehen lassen. Tauschen Sie die Sätze
mit einer Kollegin, einem Kollegen und lassen Sie die richtigen Kohäsionsmittel
ergänzen.
4. Überarbeitung 98

Stilebenen
Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Eine Regel, die grundsätzlich für alle Textsorten gilt, ist die Wahl des angemessenen
Stils. Wir sollten generell so schreiben, wie man es von uns erwartet. Konkret heisst
dies: Wir sollten den Stil verwenden, der der Situation bzw. der Textsorte angemes-
sen ist.

Die Stilebenen
Derselbe Inhalt lässt sich in unterschiedlicher Weise in Worte kleiden. Je nach Kon-
text sind dabei verschiedene Stilebenen gefordert. Hier wird das am Beispiel des
Verbs «essen» gezeigt:

poetisch Dichtung
–– tafeln
–– schwelgen
–– sich gütlich tun

–– gehoben Fachsprache Standardsprache Gehobene Sprache


–– schriftlich –– Nahrungsstoffe –– essen –– kosten
aufnehmen –– speisen –– schmecken
–– sich ernähren –– schlemmen –– dinieren

–– umgangs- Jugendsprache Umgangssprache Jargon


sprachlich –– reinhauen –– futtern –– vertilgen
–– mündlich –– mampfen –– spachteln –– inebuttere
–– fooden –– verputzen –– schmausen

verpönt Vulgärsprache
–– (sich voll)fressen
–– reinschaufeln
–– sich den Bauch
vollschlagen

Die Angemessenheit des Stils


Welche Stilebene verwendet wird, hängt von der Situation bzw. von der Textsorte
ab. Gemeinhin unterscheidet man gehobenen und niedrigen Stil. Bei der Bewertung
von Stilen ist jedoch Vorsicht angebracht. Grundsätzlich gibt es keinen guten oder
schlechten Stil, nur Ausdrucksformen, die in der jeweiligen Situation angemessen
oder unangemessen sind.
Der Einsatz von Stilmitteln aus Jargons (z. B. Jugendsprache), der Umgangssprache,
des Dialekts oder der Vulgärsprache ist in vielen Textsorten unüblich. Im Allgemei-
nen empfiehlt es sich fast immer, den standardsprachlichen Ausdruck zu wählen.

➔M
 ehr Informationen zu Stil und Stilebenen finden sich im Band «Sprache und
Kommunikation». Deutsch am Gymnasium 1, S. 130.
4. Überarbeitung 99

Prägnanz
Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Das treffende Wort


«Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen», so
formulierte Mark Twain prägnant, «ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz
und dem Glühwürmchen.»
Beispiel für Synonyme zum Wort «suchen» (z. B. das treffende Wort suchen):

suchen Dichtung
(z. B. das –– erpicht sein
treffende –– zu entdecken
Wort suchen) trachten
–– versessen sein

–– gehoben Fachsprache Standardsprache Gehobene Sprache


–– schriftlich –– nachschlagen –– suchen –– ergründen
–– durchblättern –– ermitteln –– erkunden
–– nachforschen

–– niedrig Jugendsprache Umgangssprache Jargon


–– mündlich –– auskundschaften –– stöbern –– fahnden
(nicht für –– ergrübeln –– aufspüren –– sondieren
Sachtexte
geeignet)

verpönt Vulgärsprache
(nicht für derb, obszön
Sachtexte
herumeiern
geeignet)

Mit Wörtern geizen


Mit folgenden Tipps erhöhen Sie die Treffsicherheit Ihrer Wörter.
a) Mit Wörtern geizen
also nicht: zu diesem Zeitpunkt; ... war an der Tagesordnung, sondern: jetzt; ...
war die Regel
b) Nichtssagende Floskeln vermeiden
also nicht: in diesem Zusammenhang; Meines Erachtens; Ich würde sagen usw.
Jede dieser Formeln ist selbstverständlich. In der mündlichen Rede können sie
rhythmisierend wirken, in einem schriftlichen Text stören sie nur.
c) Füllwörter streichen
gewissermassen; selbstverständlich; insbesondere; regelrecht; eigentlich; irgend-
wie; aber; auch usw. Solche Wörter sollten fast immer gestrichen werden. Nur
sehr selten sind sie wirklich nötig.
d) -ung, -heit und -keit meiden:
Verben sollten Sie nicht substantivieren. Die Endungen -ung, -heit, -keit sind
sichere Indikatoren für ein substantiviertes Verb. Meiden Sie sie.
4. Überarbeitung 100

Einfachheit
Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Die Sätze des Rohtextes sollen wie gezeigt schnell geschrieben werden und dürfen
in sprachlicher Hinsicht etwas Rohes haben. Bei der Überarbeitung muss man die
Sätze allerdings einer kritischen Analyse unterziehen: Sind sie wirklich so einfach
wie möglich? Kann man es noch verständlicher sagen? Folgende Testverfahren ste-
hen Ihnen bei der sprachlichen Überarbeitung und Vereinfachung zur Auswahl.

Die Satzprobe
Nehmen Sie Ihren Sätzen den langen Atem.
a) Halten Sie die Sätze kurz (maximal 20 Wörter).
b) Vermeiden Sie verschachtelte Sätze.
c) Packen Sie nicht zu viel in einen Satz.
d) Machen Sie nicht aus Verben Nomen, also nicht «beim Schreiben», «am Über-
arbeiten» usw.
e) Vermeiden Sie eine unnötige Distanz zwischen Subjekt und Prädikat.
f) Vermeiden Sie wenn immer möglich Passiv.
g) Verzichten Sie auf Füllwörter.
h) Verwenden Sie die angemessene Stilebene (siehe S. 98).
➔S
 ie finden auf S. 118 f. im Anhang eine Anleitung für den Bau von prägnanten
und einfachen Sätzen.

Die Stilprobe
Verständlich schreiben ist gar nicht so einfach. Einige Hinweise helfen Ihnen, die
gröbsten Fehler gar nicht erst zu begehen.

Die 5 Gebote
1. keine wenn-Sätze, vor allem keine wenn-man-Sätze
Also nicht: «Wenn man die folgende Stelle liest, dann meint man, dass...»
2. so wenige dass-Sätze wie möglich
Also nicht: «Ich finde, dass es kein Zufall sein kann, dass Maria Stuart der Mei-
nung ist, dass sie nicht ...»
3. keine Passivsätze
Also nicht: «In diesem Werk wird die russische Gesellschaft realistisch darge-
stellt.»
4. keine und-Anschlüsse
Also nicht:«Ihr Umgang mit Männern ist belastet und wahre Liebe hat sie nie
erlebt.»
5. keine substantivierten Verben und Adjektive
Also nicht: «Beim Lesen dieses Schmökers erfuhr ich viel über das Lernen von
Schülern und die Annahme von schlechten Gewohnheiten vor hundert Jahren.»
➔M
 ehr Informationen und Beispiele zu den 5 Geboten für einen einfachen und
prägnanten Stil finden Sie im Band «Sprache und Kommunikation». Deutsch
am Gymnasium 1, S. 138 f.
4. Überarbeitung 101

Rhetorische Figuren
Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Mit eingängigen Formulierungen können Sie Ihren Text noch wirkungsvoller gestal-
ten. Dafür kennt man seit der Antike sogenannte rhetorische Figuren.
➔E
 ine ausführliche Übersicht über die verbreitetsten rhetorischen Figuren mit
finden Sie im Band «Sprache und Kommunikation». Deutsch am Gymnasium
1, S. 166 –169.

Rhetorische Figuren
Auswahl wichtiger rhetorischer Figuren, illustriert an Werbeslogans.

Alliteration Wissen, was wichtig wird. («Finanzzeitung»)


Dialekt S’isch guat, ds Valserwasser. (Mineralwasser)
Rhetorische What else? (Kaffeemarke)
Frage
Metapher Red Bull – verleiht Flügel! (Getränk)
Neologismus Sonderwunschlos glücklich. Nichts ist unmöglich. (Auto)
Paradox I’m so shy, … but I don’t show it. (Getränk)
Parallelismus Alles wird besser . Valser bleibt gut. (Mineralwasser)
Reim Der Kluge reist im Zuge.
Tautologie Geld macht reich.
Übertreibung Impossible is nothing. (Sportmarke)
Vergleich Nur Fliegen ist schöner. (Auto)
Wiederholung Wir verbinden, was Sie verbindet. (Mobilfunk)
Wortspiel Besser ankommen. (Auto)
Zitat Verliebt in Schwerin. (Tourismus)

Weniger ist mehr


Rhetorische Figuren soll man dosiert einsetzen. Wirkungsvoll sind sie besonders an
den Schlüsselstellen eines Textes: in den Titeln (inklusive Unter- und Zwischentitel),
zu Beginn und am Schluss sowie in zusammenfassenden Passagen.
4. Überarbeitung 102

Sprachrichtigkeit
Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Ein Text mit Schreibfehlern wirkt unseriös. Schnell entstehen Zweifel an der Ver-
lässlichkeit des Geschriebenen. Nehmen Sie also auch auf diesem Gebiet Rücksicht
auf die Erwartungen Ihrer Leserinnen und Leser. Reservieren Sie für die Überprü-
fung der formalen Korrektheit einen eigenen Arbeitsschritt. Lassen Sie nach Mög-
lichkeit den Text von einer aussenstehenden Person prüfen.

Übersicht: Interpunktionszeichen
Satzzeichen dienen der Leserführung und ermöglichen ein flüssiges Lesen. Jedes
Satzzeichen strukturiert und rhythmisiert den Text.
– Komma: Mehr dazu auf der folgenden Seite und in Band «Sprache und Kommu-
nikation». Deutsch am Gymnasium 1, S. 165.
– Punkt: Der Punkt steht am Ende eines Aussagesatzes, nach Abkürzungen (Abk.)
und nach Ord­nungszahlen (5.). Kein Punkt steht in Titeln, in Tabellen und nach
Masseinheiten (kg, m).
– Fragezeichen: Ein Fragezeichen steht am Ende eines Fragesatzes, selbst wenn die-
ser die Form eines Aussagesatzes hat («Du wirst doch an der Party sein?»). Kein
Fragezeichen steht nach einem indirekten Fragesatz («Sag mir, ob du an der
Party sein wirst.»).
– Ausrufezeichen: Das Ausrufezeichen steht nach Aufforderungssätzen, also Sätzen,
die einen Wunsch oder eine Bitte formulieren: «Hau ab!», «Kommen Sie bitte!»
– Strichpunkt: Der Strichpunkt trennt weniger als ein Punkt, aber mehr als ein Kom­
ma. Er steht nur dort, wo auch ein Punkt stehen könnte: «Mit unserer Mannschaft
ging es erst ganz gut; dann wurde der Mittelstürmer krank.» Der Strichpunkt kann
auch die Teile einer Aufzählung trennen.
– Doppelpunkt: Doppelpunkte markieren den Beginn einer Textpassage: Sie kündigen
als Gedankenbrücken an, dass die folgende Passage eine Erklärung oder eine Folge
formuliert. In diesem Fall schreibt man nach dem Doppelpunkt gross. Der Doppel-
punkt kann auch eine Aufzählung einleiten, dann schreibt man klein weiter.
– Absatz: Absätze gliedern einen Text am stärksten. Sie zeigen den Abschluss eines
Gedankens, einer Argumentation, eines Textteils (z. B. Einleitung) an.
– Bindestrich: Bindestriche dienen der Verbindung von zusammengesetzten Wörtern:
«Albrecht-Dürer-Strasse», «Katz-und-Maus-Spiel», «Ost-West-Gespräche».
– Gedankenstrich und Klammern: Für die Binnengliederung eines Satzes sind Kom-
mas vorgesehen. Gedankenstriche und Klammern dienen zwar dazu, in den Satz
einen Gedanken einzufügen. Sie sollten – weil sie den Lesefluss unterbrechen –
aber sehr zurückhaltend (oder gar nicht) eingesetzt werden.
– Spiegelstrich: Spiegelstriche zeigen die Einträge einer Tabelle. Spiegelstriche ver-
deutlichen, dass es sich um parallele Einträge handelt.
– Anführungszeichen: Anführungszeichen bezeichnen Anfang und Ende der direkten
Rede. In Sachtexten markieren sie Anfang und Ende von Zitaten und Buchtiteln
(siehe S. 42).
4. Überarbeitung 103

Die Kommaprobe
Kommas dienen der Gliederung von Sätzen. Es gibt zwar unzählige Möglichkeiten,
Sätze zu gliedern, wirklich wichtige Regeln zur Kommasetzung gibt es hingegen
nur wenige. Wer vier davon beherrscht, wird kaum mehr Kommafehler machen.
a) Nicht gleichrangige Teilsätze werden durch Kommas voneinander getrennt. In-
finitivsätze (mit zu) werden wie andere Teilsätze behandelt.
– Ich mag Äpfel, die süss sind, und Nüsse.
– Ich kam, um zu siegen.
b) Zwischen die Glieder von Reihungen (Aufzählungen) setzt man ein Komma.
Sätze, Wortgruppen und Einzelwörter können gereiht werden.
– Äpfel, Birnen, Nüsse.
– Ich kam, ich sah, ich siegte.
c) Bei Reihungen, die mit und, oder, sowie, wie, sowohl als auch, weder noch usw.
verbunden sind, gilt die 1. Regel nicht.
– Weder Äpfel noch Birnen.
– Sowohl Birnen als auch Äpfel.
d) Zusätze und Nachträge werden vorne und hinten mit Kommas abgetrennt.
Äpfel, die süssen Früchte, und Nüsse liebe ich besonders.

Die Rechtschreibeprobe
a) Zweifelsfälle kontrollieren Sie im Wörterbuch. Als Faustregel gilt: Lieber einmal
zu viel nachsehen als einmal zu wenig.
b) In den Info-Kästen und auf den einführenden Seiten des Wörterbuchs finden Sie
zu vielen besonderen Wörtern weitere Regeln und Angaben.
c) Im Bereich der Gross- und Kleinschreibung, die nicht zuverlässig vom Recht-
schreibeprogramm des Computers erkannt wird, gilt der Grundsatz: Alle Nomen
und Nominalisierungen werden gross geschrieben. In Zweifelsfällen gilt auch
hier: Nachschlagen geht über Studieren (beide Wörter sind nominalisiert: Das
Nachschlagen geht über das Studieren).

Die Grammatikprobe
a) Grammatische Fehler im eigenen Text zu entdecken, ist nicht einfach. Einige
Faustregeln gilt es zu beachten:
b) Falls Sie bei einem Satz unsicher sind, ob er grammatisch korrekt ist, ist dies
ein untrügliches Zeichen, dass er nicht den Weg des geringsten Widerstands
geht. Deshalb: Formulieren Sie ihn um, vereinfachen Sie ihn.
c) In Satzkonstruktionen hilft die Weglassprobe. Lassen Sie die unwichtigen Ele-
mente weg und reduzieren Sie den Satz auf sein Skelett – so finden Sie heraus,
ob er korrekt gebaut ist.
Die Mehrheit der Menschen, die in der Schweiz leben, hat / haben ein Dach über
dem Kopf. Die Mehrheit der Menschen hat / haben ein Dach über dem Kopf. Die
Mehrheit hat / haben ein Dach über dem Kopf.
d) In vielen Fällen macht ein Blick ins Wörterbuch alles klar. Insbesondere, wenn
man wissen will, wie man eine Präposition (z. B. wegen) in der Standardsprache
korrekt verwendet.
Wegen dem schlechten Wetter | Wegen schlechtem Wetter | Wegen schlechten
Wetters | Wegen des schlechten Wetters blieben wir zu Hause.
4. Überarbeitung
4.2 Die Überarbeitungsschritte 104

Layout
Inhalt Zusammenhalt Stil Richtigkeit Layout

–V ollständig- – Kohärenz – Prägnanz –– Grammatik – Schrift


keit – Kohäsion – Einfachheit –– Orthografie – Zeilenabstand
– Kernaussage – Rhetorische –– Interpunktion – Leerraum
Figuren
– Hervorheben

Am Schluss geben Sie Ihrem Text das passende Kleid. Die Möglichkeiten des Com-
puters erleichtern die Gestaltung des Layouts – und sie erschweren sie. Denn leicht
verliert man sich in Spielereien, die dem Text nicht angemessen sind und das Lesen
behindern statt erleichtern. Beachten Sie daher immer den Grundsatz: Weniger ist
mehr. Das heisst: wenige einfache gestalterische Elemente, die dafür konsequent
durchgehalten werden.
➔ Mehr Informationen zum Layout im Band «Sprache und Kommunikation».
Deutsch am Gymnasium 1, S. 152 – 158.

Die Layoutprobe
a) Stellen Sie den Lauftext mit einer Serifenschrift dar, d. h. einer Schrift «mit
Füsschen». Die gängigsten sind Times, Garamond, Georgia.
Ungeeignet sind serifenlose Schriften wie Arial, Helvetica, Frutiger.
b) Für Titel und Untertitel ist eine serifenlose Kontrastschrift geeignet. So kann
sich der Titel deutlich vom Haupttext abheben.
c) Verwenden Sie nicht mehr als zwei Schriftarten. Sonst entsteht ein unruhiger,
unseriöser Gesamteindruck.
d) Verwenden Sie nicht mehr als drei Schriftgrössen. Die einzelnen Schriftgrössen
müssen sich deutlich voneinander unterscheiden.
e) Mischen Sie keine ähnlichen Schriften oder Schriften mit ähnlicher Grösse. Ma-
chen Sie deutlich erkennbare Kontraste.
f) Verwenden Sie dieselbe Schrift (Type und Grösse) immer für dasselbe, z. B. Ti-
tel, Untertitel, Lauftext, Zitat usw.
g) Verwenden Sie weder einen zu engen noch einen zu grossen Zeilenabstand. Am
besten lesbar sind 120% der Schriftgrösse. Bei Schriftgrösse 10 Pt, meistens die
Standardschriftgrösse, empfiehlt sich also ein Zeilenabstand von 12 Pt.
h) Verteilen Sie den Leerraum nicht gleichmässig auf der Seite. Arbeiten Sie mit
Asymmetrie und unterschiedlichen Abständen.
i) Lassen Sie genügend Weiss auf dem Blatt, besonders an den Rändern. Eine span-
nungsvolle Anordnung entsteht nur durch Leerraum.
j) Heben Sie einzelne wichtige Elemente im Lauftext hervor. Geeignet sind Fett-
druck, Kursive, Kapitälchen und allenfalls Farbe. Nicht passend sind Unterstrei-
chen, S p e r r u n g , GROSSBUCHSTABEN (Versalien) oder ausgefallene Schrif-
ten. Verwenden Sie die Hervorhebung ausschliesslich für einzelne Wörter, nie
für längere Textblöcke.
k) Verwenden Sie für den Lauftext Blocksatz mit Silbentrennung. Für schmale Zeilen
empfiehlt sich Flattersatz. Auf zentrierte Darstellung sollten Sie verzichten.

Dieses Lehrmittel wurde gemäss diesen Kriterien gestaltet.

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