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Tutorium zum GK Literaturwissenschaft

Literatur und Wissenschaft


Lisa-Marie Grünewald
Wissenschaftsbegriff
Wissenschaft, was ist das?

1. Duden-Definition:
„(ein begründetes, geordnetes, für gesichert erachtetes) Wissen hervorbringende
forschende Tätigkeit in einem bestimmten Bereich […]“

 Forschung sollte immer einen höheren Zweck verfolgen:


Suche nach Sinn, Wahrheit, Erlösung von Übeln

Quelle: Dudenverlag: „Wissenschaft, die“. http://www.duden.de/rechtschreibung/Wissenschaft [03.05.2021].

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Literatur und Wissenschaft
Wissenschaft, was ist das?

2. Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache:

Wissenschaft, die (...)

historisch bestimmte, spezifische Form gesellschaftlich organisierter


Erkenntnistätigkeit in Einheit mit dem sich entwickelnden System der Erkenntnisse,
die die Gesetzmäßigkeiten der objektiven Realität sowie des Bewusstseins zum
Gegenstand haben und annähernd adäquat widerspiegeln: die Verbindung von
wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Praxis (...). Die Wissenschaft ist das
konzentrierte Ergebnis produktiven schöpferischen Denken und Handelns.

Quelle: Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG): „Wissenschaft“. https://www.dwds.de/wb/wdg/Wissenschaft (12. Oktober 2020).

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Literatur und Wissenschaft
Was macht Wissenschaftlichkeit aus?

• Methodisch begründetes Vorgehen


• Objektivität
• Systematik
• Kritikgebot
• Einhaltung von Darstellungskonventionen
• Sprachliche und terminologische Genauigkeit

Wissenschaftliches Arbeiten = ein Prozess

Wissenschaftliche Arbeit = ein Produkt1

1 Quelle: Wilhelm Peterßen: Wissenschaftliche(s) Arbeiten. Eine Einführung für Schüler und Studenten. 4. Aufl. München1994. S. 11.

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Literatur und Wissenschaft
Analyse und Interpretation

Analyse Interpretation

Objektivität Keineswegs subjektiv!

-Inhalt Deutung aufgrund eines bestimmten


-Form Aspekts
-Sprache
-

rhetorisch &
Interprationshypothese
stilistische baut auf der
-

Textanalyse auf

Mittel, Aufbau etc. -

Endziel ist das


verstehen des Textes bzw. eine
Form der
Sinnzuschreibung
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Literatur und Wissenschaft
Literaturbegriff
Literaturbegriff

Was ist ein literarischer Text?

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Literatur und Wissenschaft
Im Sinne wird literatur meist über spezifische Merkmale charakterisiert, die sie von anderen Texten abgrenzen.
engeren

1) Schriftliche Fixierung:Literarische Texte sind gedruckte oder handschriftlich publizierte Texte

2) Fiktionalität: Literarische Texte sind fiktional, imaginieren also


eigene Welten und referieren nicht unmittelbar auf

die reale Wirklichkeit

3) Literarizität: Literarische Texte weisen eine besondere Form der bewusst gestalteten künstlerischen"Sprache auf und

auf
Stellen somit andere Weise
Bedeutung her als andere Texte

4) Bedeutungsoffenheit: Literarische Texte lassen sich nicht auf eine einzige Bedeutung begrenzen, sie sind immer neu

aktualisierbar grundsätzlich unabschliebarer


und ihre
Ausdeutung ist Prozess.

Literarizität - zielt auf die spezifische Literarische qualität von Texten. Er


unterstellt, dass jenen Texten, denen man

das Prädikat, literatur' verleiht, eigenschaften innewohnen, anhand derer man sie von nichtliterarischen

Texten unterscheiden kann.

Poetizitat - tritt i.d.R. in zwei Formen auf:

1) als
synonym zu, literarizität"

2) als
unterkategorie bzw. Spezifizierung der Literarizität

↳ -

zielt dann nicht nur auf die spezifische Qualität literarischer, sondern genauer:poetische
Texte.

unterstellt also, dass neben besonderen Eigenschaften, literarischen Texten innewohnen


die
-

es

die Dichtung, in spezifischer und


auch
eigenschaften gibt, die poetische Texte, also

bestimmbarer Weise abheben


Historizität bezeichnet die Erkenntnis, dass alle literarischen Zeugnisse historisch
bedingt sind. Jede Form von

Literatur entsteht
zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem Spezifischen Kontext, von dessen Bedingun-
gen sie in jeder Hinsicht geprägt ist -

sei es durch die Übernahme, Abgrenzung, Verzerrung oder

thema-
auch bewusste ausblendung zeittypischer entwicklungen auf formaler, stilistischer oder

tischer Ebene.

Fiktionalitätsaspekt -> Annahme Beobachtung in der ein Leser die fehlende Referenzialisierbarkeit
eines fiktionalen

Textes akzeptiert, die imaginierte Welt also als eigenständig und nicht
annimmt versucht,
diese auf die reale Welt Hierbeiwird davon ausgegangen, dass ein
zu
übertragen. unaus-

Leser, Text besteht, einen fiktionalen Text als


gesprochener Pakt zwischen und Autor

solchen zu erkennen.
Literaturbegriff

„ Ein literarischer Text ist eine Sequenz von Laut- oder Schriftzeichen, die
fixiert und/oder sprachkünstlerisch gestaltet und/oder ihrem Inhalt nach
fiktional sind.“ (Jost Schneider)

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Literatur und Wissenschaft
Hauptmerkmale von Literatur

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Literatur und Wissenschaft
Literaturbegriff

„Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, und niemand wird bezweifeln, daß er


seine Daseinsberechtigung hat, dann muß es auch etwas geben, das man
Möglichkeitssinn nennen kann. Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier
ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muß geschehen; sondern er
erfindet: Hier könnte, sollte oder müßte geschehn; und wenn man ihm von
irgend etwas erklärt, daß es so sei, wie es sei, dann denkt er: Nun, es könnte
wahrscheinlich auch anders sein. So ließe sich der Möglichkeitssinn geradezu
als die Fähigkeit definieren, alles, was ebensogut sein könnte, zu denken und
das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist.“

Musil, Robert: Der Mann ohne Eigenschaften. Reinbeck 1987.


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Literatur und Wissenschaft
Gegenstand der Literaturwissenschaft

• Texte
• Literatur
• Dichtung
• Poesie
• Theorie
• Produktion, Distribution, Rezeption

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Literatur und Wissenschaft
Literarische Gattungen

Drama Epik Lyrik

• Drama • Biographie • Ballade


• Oper • Erzählung • Elfchen
• Tragödie • Epos • Haiku
• Komödie • Essay • Ode
• … • Fabel • Sonett
• Märchen • …
• Novelle
• Parabel
• Roman
• Sage
• Satire
• …
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Literatur und Wissenschaft
Ausgabetypen

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Einführung
Ausgabetypen

• Leseausgabe

• Studienausgabe

• Historisch-kritische Ausgabe (HKA)


Bestandteile:
 Kapitel zur Überlieferungs-, Entstehungs-, und Rezeptionsgeschichte
 Textkritischer Apparat mit Überlieferunsvarianten
 Kommentar mit Sach-, und Worterläuterungen

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Einführung
Leseausgabe
·
umfassen fast ausschlielich den blanken (meist sprachlich modernisierten)
Text
richten sich breiten Kreis von Lesern, die i.d.R. keine
an
spezifisch
·

wissenschaftlichen Ansprüche artikulieren


↳Lesbarkeit
geht vor kritischer und historischer Genauigkeit

Studienausgabe
·
Texteditionen die hinsichtlich ihres methodischen Anspruchs zwischen
Historisch-kritischen
den
Leseausgaben und den Ausgaben bewegen

akademisches (überwiegend studentisches) Publikum


·

adressieren ein

·
liefern neben dem (kritisch überprüften) Text
einen Anhang mit Infor-
mationen zur
Druck-, entstehungs- und Rezeptionsgeschichte
des Textes

Historisch-kritische Ausgabe Faksimileausgaben

Texte, welche die nächsten wissenschaftlichen standards bei ·

Editionen, die aus einer photomechanischen Reproduktion


der
Herstellung und
Darstellung eines Textes anlegen eines
Textträgers (meist einer Handschrift) und

/in den meisten Fällen) einer Zeichen- zeilen getreu -

↳. Deshalb im Hinblick auf umfang und Arbeitsweise als en transkription bestehen

Modelltypus unter den Ausgaben


·
ziel:Manus-oder Typusskripte (weitestgehend
ohne die Bearbeitung durch einen Editor direkt
richten sich speziell wissenschaftliches Fachpublikum
an ein
verfügbar
·

machen

für
bevorzugte Arbeitsgrundlage Literaturwissenschaftler
·
selbstständige und unselbstständige Literatur

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Einführung
selbstständige und unselbstständige Literatur

• "selbständige" Literatur  Druckwerke , die in der Form eines Buchs gebunden sind,
also auch physisch eine eigene Medieneinheit darstellen

• Beispiele:

• Monografie (ein Buch, verfasst von einem*einer oder mehreren Autor*innen)


• Sammelband (von einem*einer oder mehreren Herausgeber*innen publiziert, umfassen
sie die Aufsätze/Beiträge mehrerer Autor*innen)
• Hochschulschriften (zur Erlangung eines akademischen Abschlusses verfasste
Hausarbeiten wie die Diplomarbeit, Dissertation, Habilitationsschrift)

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Einführung
selbstständige und unselbstständige Literatur

• "unselbständiger" Literatur  Texte, die als Teil eines Druckwerks erschienen sind
↳ sind Teil eines Gesamtwerks, sind in einer selbststän-

• Beispiele: digen Literatur enthalten

Zeitschriftenaufsätze

Aufsätze in Sammelbänden

Lexikonartikel

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Einführung
Bibliographieren

Selbstständige Literatur

Unselbstständige Literatur

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Einführung
Bibliographieren

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Einführung
Autorisation
Autorisation

Frage nach derAutorisation" eines Textes ist eine zentrale der Text kunstitution, entscheiden, welche Texte
Kategorie
·

um zu

in
gesicherter Form für die Textgrundlage einer Edition
herangezogen werden können.

↳ (ob gedruckt oder die vom Autor selbst


Alle Textfassungen handschriftlich), niedergeschrieben oder von ihm gebilligt wur

den, als autorisiert"


Ziel der ob Text autorisiert oder nicht herauszufinden, welche Textfassungen den Vorstellungen des Autors
·

Frage zu

wirklich entsprechen
Techniken des literaturwissenschaftlichen Arbeitens -
Editionswissenschaft

- Textgrundlage

- Autorisation

Frage: Würde ich Goethes Faust neu herausgeben und einige nicht mehr zeitgemäße
Wörter ersetzen, wäre der Text dann noch authentisch bzw. autorisiert?

Frage: Würde ich Goethes Faust neu bearbeiten und herausgeben, weil ich im weimarer
Archiv einen handgeschriebenen Brief von ihm fände, in dem er ausdrücklich wünscht die
Figur des Mephistopheles nicht als einen Pudel sondern als Meerschweinchen darzustellen,
wäre der Text dann noch authentisch oder autorisiert?

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Einführung
Autorisation

Ausgabe „früher Hand“


- Auch „Erstausgabe“, früheste Ausgabe unter Beteiligung des Autors/der Autorin

Ausgabe „letzter Hand“


- Letzte Ausgabe unter Beteiligung der Autorin/ des Autors

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Einführung
Nachschlagewerke & Datenbanken
Herausgebertypen

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