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SAFETY
Absicherungskonzepte beim
Einsatz von Wasserstoff-
Gemischen
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen

• Einsatzmöglichkeiten

• Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen


und Begriffe

• Phänomene, Vorgänge und Bauarten

• Absicherungskonzepte
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen

Wasserstoff

✓ Ist das häufigste Element des Universums


✓ Ist in Wasser und allen organischen Verbindungen enthalten
✓ Ist farblos, geruchlos und geschmacklos
✓ Ist 14 mal leichter als Luft (Dichte Luft 1,23 zu Wasserstoff 0,09 kg/m³) und 8 mal als Erdgas
✓ Verflüssigung bei -253°C (Siedetemperatur)
✓ Minimale Zündenergie: 0.017 mJ
✓ Flamme ist bei Tageslicht kaum sichtbar
✓ Verfügt über das höchste Diffusionsvermögen aller Gase
✓ Zündtemperatur: 560°C (Methan 595°C)
✓ Der volumenbezogene Heizwert ist um den Faktor 3 bis 3,5 niedriger als bei den meisten
handelsüblichen Erdgasen
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen
Power-to-Gas Prozess: Anwendungsfelder

Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (Sonne, Wind)

Abwärme
H2 Kohlendioxidquelle
Elektrolyse Methanisierung

H2 CH4
Abwärme

Verschiedene
Möglichkeiten der Erdgasnetz /
Speicherung Gasspeicher

Industrielle Nutzung, Mobilität Verbraucher: Stromerzeugung,


Wärmeversorgung und Mobilität
Zumischkonzentration aktuell nach DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfachs e.V.) bis < 10 Vol.-
% H2 zulässig
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen

• Einsatzmöglichkeiten

• Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen


und Begriffe

• Phänomene, Vorgänge und Bauarten

• Absicherungskonzepte
Explosionsschutz – Explosionsgefahr erkennen und verhindern
Sind brennbare Stoffe vorhanden? Nein Keine Explosionsschutzmaßnahmen
Ja erforderlich

Kann ein explodierendes Gemisch entstehen? (Verteilung in Luft) Nein Keine Explosionsschutzmaßnahmen
Ja erforderlich

GefStoffV

Gefährdungsbeurteilung / Explosionsschutzdokument
Ist die Bildung von gefährlicher expl. Atmosphäre möglich? Nein Keine Explosionsschutzmaßnahmen
Ja erforderlich

Explosionsschutzmaßnahmen erforderlich

Die Bildung gefährlicher expl. Atmosphäre soweit wie möglich einschränken Inertisierung

Ist die Bildung von gefährlicher expl. Atmosphäre völlig verhindert? Keine Explosionsschutzmaßnahmen
Ja erforderlich
Nein
Weitere Explosionsschutzmaßnahmen erforderlich

Gefährliche explosionsfähige Atmosphäre vorhanden

BetrSichV
ständig, langzeitig oder häufig gelegentlich selten und kurzzeitig
Durch Gase, Dämpfe, Nebel / Zone 0 / Zone 20 Zone 1 /Zone 21 Zone 2 / Zone 22
Stäube

Vermeidung von wirksamen Zündquellen


Durch Gase, Dämpfe, Nebel / Normalbetrieb/bei vorhersehbaren Normalbetrieb /bei Normalbetrieb
Stäube Störungen/ seltenen Störungen vorhersehbaren Störungen (störungsfreier Betrieb)

Ist die Entzündung von gefährlicher expl. Atmosphäre sicher verhindert? Ja


Keine Explosionsschutzmaßnahmen
Nein erforderlich

Weitere Explosionsschutzmaßnahmen erforderlich

Konstruktive Maßnahmen, welche die Auswirkungen einer


Explosion auf ein unbedenkliches Maß beschränken wie z.B.
Flammendurchschlagsicherungen
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen
Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen und Begriffe

Kenngröße UEG UEL Ideale SGK Vol.-% Normspalt- Mindest- Zünd-


Vol.-% Vol.-% Mischung, (Mol.%) weite zündenergie temperatur
(Mol-%) (Mol%) Vol.-% (Mol %)

Wasserstoff 4,0 77 30 4,3 0,29 mm 0,017 mJ 560°C

Methan 4,4 17 9,5 9,9 1,14 mm 0,23 mJ 595°C


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Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen und Begriffe

Sicherheitstechnische Kenngröße: Normspaltweite NSW


Die Normspaltweite eines brennbaren Gases oder Dampfes ist der niedrigste Wert der Grenzspaltweite,

die unter Variation der Gemischzusammensetzung (meist bei nahezu stöchiometrischem Gemisch) nach

IEC 60079-20-1 gemessen wird ("Zünddurchschlag im zünddurchschlagfähigsten Gemisch„ ).

Die Grenzspaltweite ist die Spaltweite, bei der bei gegebener Gemischzusammensetzung ein
Flammendurchschlag gerade nicht möglich ist. Definition nach DIN EN ISO 16852: „Spaltweite, gemessen
nach IEC 60079-20-1:2010.“

• Ermöglicht Eingruppierung in Explosionsgruppen

• Entwickelt für Spalte bei elektrischen Betriebsmitteln

• Stoffeigenschaft, abhängig von Druck und Temperatur

• Tabelliert in mehreren Veröffentlichungen (z.B. IEC 60079-20-1) und Datenbanken (z.B. GESTIS-
Stoffdatenbank), selten in Sicherheitsdatenblättern
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Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen und Begriffe

Bestimmung: Normspaltweite NSW nach IEC 60079-20-1

• Randbedingungen:
– Ruhendes Gemisch
– Umgebungsdruck
– Umgebungstemperatur
• Medium: Gas/Luft-Gemisch
• Ergebnis:
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Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen und Begriffe

Explosionsgruppen und Normspaltweite

Anwendungsbereich Anforderungen an das Prüfgemisch


(Kennzeichnung)
Explosions- NSW des Gastyp Reinheitsgrad des Gases Volumenanteil von Grenzspaltweite der
gruppe Gemisches (Volumenanteil) Gas in Luft Gas-Luft-Gemische
mm % % mm
IIA1 ≥ 1,14 Methan ≥ 98 8,4 ± 0,2 1,16 ± 0,02
II A > 0,90 Propan ≥ 95 4,2 ± 0,2 0,94 ± 0,02
II B1 ≥ 0,85 5,2 ± 0,2 0,83 ± 0,02
II B2 ≥ 0,75 Ethylen ≥ 98 5,7 ± 0,2 0,73 ± 0,02
II B3 ≥ 0,65 6,6 ± 0,3 0,67 ± 0,02
II B ≥ 0,50 Wasserstoff ≥ 99 45,0 ± 0,5 0,48 ± 0,02
II C < 0,50 Wasserstoff ≥ 99 28,5 ± 2,0 0,31 ± 0,02

• Einteilung der Explosionsgruppen nach DIN EN ISO 16852

• Gängige Explosionsgruppen für Armaturen


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Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen und Begriffe

Auswirkungen auf die Normspaltweite bei Zugabe von unterschiedlichen Wasserstoffzusätzen


zum Erdgas.

Explosionsgruppen
nach ISO 16852
IIA1 IIA
IIA IIA
IIA IIA
IIB2 IIB2
IIB
IIC
IIC

Modelgase
1: 100% Methan
2: 89,3% Mol Methan, 8%-% Ethan, 2% Mol-% Propan, 0,7 Mol % n-Butan

Quelle:* SCHRÖDER, V., 2016. Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben 2539, Sicherheitstechnische Eigenschaften von Erdgas-Wasserstoff-
Gemischen, BAM, Berlin
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen
Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen und Begriffe
Normspaltweiten von Gemischen aus Methan und Wasserstoff

Messwerte aus Messungen von der PTB und in der Datenbank CHEMSAFE veröffentlicht
Quelle:* SCHRÖDER, V., 2016. Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben 2539, Sicherheitstechnische Eigenschaften von Erdgas-Wasserstoff-
Gemischen, BAM, Berlin
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Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen und Begriffe
Normspaltweiten von Gemischen aus Erdgas und Wasserstoff

Quelle:* SCHRÖDER, V., 2016. Abschlussbericht zum Forschungsvorhaben 2539, Sicherheitstechnische Eigenschaften von Erdgas-Wasserstoff-
Gemischen, BAM, Berlin
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• Einsatzmöglichkeiten

• Explosionsschutz, sicherheitstechnische Kenngrößen


und Begriffe

• Phänomene, Vorgänge und Bauarten

• Absicherungskonzepte
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen
Phänomene, Vorgänge und Bauarten

Definitionen Flammendurchschlagsicherung nach DIN EN ISO 16852:2016

Flammensperre:“ Teil einer


Flammendurchschlagsicherung, dessen
Hauptaufgabe die Verhinderung eines
Flammendurchschlages ist

Endarmatur Rohrleitungsarmatur

„Einrichtung, die an der Öffnung eines Anlagenteils oder in der verbindenden Rohrleitung eines Systems von Anlagen
eingebaut ist und deren vorgesehene Funktion es ist, den Durchfluss zu ermöglichen, aber den Flammendurchschlag zu
verhindern.“

Zoneneinstufung (0, 1 oder 2) ohne Belang, da Schutzsystem gem. ATEX


Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen
Phänomene, Vorgänge und Bauarten

Flammenlöschung im Spalt
Geschwindigkeits- und Temperaturprofil in der Grenzschicht

Q =   A  (T f − Tw )

Ein stöchiometrisches Gas-Luft Gemisch verfügt über die höchste Verbrennungsenergie und folglich
den höchsten Temperaturgradient. Bei mageren Gas-Luft Gemischen wird eine geringe Verbrennungs-
energie freigesetzt und folglich sinken die Verbrennungstemperatur, der Explosionsdruck und
die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Flamme.
Einfluss auf die Wärmeübertragung durch Spaltweite (Oberflächen/Volumenverhältnis),
Temperaturdifferenz zwischen Flamme des Frischgases und der Wand, Spaltlänge, Zwischenlagen und
Neigungswinkel
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen
Phänomene, Vorgänge und Bauarten

Explosion

Deflagration Detonation

Atmosphärische Deflagration (unverdämmt) Instabile Detonation

bei Endarmaturen: bei Rohrleitungsarmaturen:


• Kein stabilisiertes Brennen • Kurzzeitiges Brennen (1 min)
• Stabilisiertes Brennen • Dauerbrand
– Kurzzeitiges Brennen (1 – 30 min)
– Dauerbrand (optional zu Prüfen)

Stabile Detonation
Rohr-Deflagration (verdämmt)

bei Rohrleitungsarmaturen:
Volumen-Deflagration (verdämmt) • Kurzzeitiges Brennen (1 min)
• Dauerbrand

Lagern von Gasen, einschließlich verflüssigten Gasen (siehe hierzu TRBS


3146/TRGS 746 „Ortsfeste Druckanlagen für Gase“),
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen
Phänomene, Vorgänge und Bauarten
Explosionsverlauf in der Rohrleitung

v p v,p
L

Druck apr. 2000 m/s Tank


D
apr. 80 bar

343 m/s
Luft v = Flammengeschwindigkeit
ca. 8 bar p = Druckerhöhung durch
V,p

Volumenausdehnung des verbrannten


Gemisches (Stoßwelle)
Schallgeschwindigkeit= 343 m/s (Luft,
20°C)

instabile stabile L/D


Deflagration Detonation

Die maximale Flammengeschwindigkeit von Wasserstoff ist bis zu 8 mal höher als Erdgas
Absicherungskonzepte beim Einsatz von Wasserstoff-Gemischen
Phänomene, Vorgänge und Bauarten
Rohrleitungsexplosion
Deflagration Detonation
• Explosion, die sich mit
Unterschallgeschwindigkeit fortpflanzt • Explosion, die sich mit
• Nur begrenzte Anlauflänge zulässig, Überschallgeschwindigkeit fortpflanzt,
max. 50 x D (max. 30 x D bei IIB und IIC) gekennzeichnet durch eine Stoßwelle
• Mind. 10 % der Rohrquerschnittfläche an der • Vier mögliche Fälle nach Norm, Typ 1 – 4
Zündquelle muss offen sein o Instabil, mit Strömungshindernis – Typ 1
• Rohrabzweigstücke und Ventile auf der o Instabil, ohne Strömungshindernis – Typ 2
ungeschützten Seite müssen so nah wie
o Stabil, mit Strömungshindernis – Typ 3
möglich an der Flammendurchschlagsicherung
angebracht werden (Turbulenzen vermeiden) o Stabil, ohne Strömungshindernis – Typ 4

Allgemein gemäß ISO 16852:


Für Rohrsicherungen darf der Rohrdurchmesser auf der geschützten Seite nicht kleiner sein
als derjenige auf der ungeschützten Seite.
Für Rohrsicherungen darf der Rohdurchmesser auf der ungeschützten Seite nicht größer sein
als die Anschlussnennweite der Flammendurchschlagsicherung.

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