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Bewegung ist Lernen, Lernen ist Bewegung

Yvonne Müllner

In diesem Artikel möchte ich die Bedeutung der Unterstützung und Förderung des natürlichen
Bewegungsdrangs eines Kindes herausarbeiten. Meines Erachtens steht eine gute Bewegungserziehung im
direkten Zusammenhang mit dem individuellen Lernprozess und der Persönlichkeitsentwicklung des
Kindes.
Im 17. Jahrhundert entwickelten sich die ersten Kindergärten, die unter anderem "Sitzschulen" genannt
wurden. Da liegt der Schluss nahe, dass Kinder damals sitzen lernen mussten. Motorische Kompetenzen
entwickelten sie hingegen im freien Spiel in der Natur.
Bis vor 30 oder 40 Jahren war es selbstverständlich, Kinder alleine in der Natur spielen zu lassen. Dies ist
heute fast unmöglich und wird kaum mehr erlaubt. Vielmehr ist beinahe das Gegenteil der Fall: Kinder
verbringen immer mehr Zeit in geschlossenen Räumen. Auch beschäftigen sie sich zunehmend mit Medien
und elektronischen Geräten - im Sitzen oder im Liegen. Die Technisierung, der Medienkonsum und die oft
ungesunde Ernährung sowie die veränderte Lebens- und Bewegungswelt haben enorme Auswirkungen auf
das Bewegungsverhalten und damit auch auf die Entwicklung der Kinder (Starker et al. 2007). So überrascht
es nicht, dass immer mehr Menschen - auch junge - an sogenannten Zivilisationskrankheiten leiden.
Wo können Kinder in der heutigen Zeit noch Bewegungserfahrungen machen? Fast nur noch dort, wo sie
von Erwachsenen entsprechend gefördert werden. Die motorischen Fähigkeiten, die Kinder früher in der
Natur erwarben, müssen Kinder heute oft erst durch diverse Bewegungsangebote erlernen. Daraus resultiert
die Notwendigkeit, sich pädagogisch mit dem kindlichen Bewegungsdrang und dessen Förderung
auseinanderzusetzen.
In unseren privaten Kindergärten in Wien hat der Schwerpunkt Bewegungserziehung schon seit Jahren eine
große Bedeutung. Deshalb hat unser pädagogisches Fachpersonal zusätzliche Ausbildungen in diesem
Bereich absolviert (Tanzpädagogik, Motopädagogik, Yoga usw.) und ist immer bestrebt, den Kindern viel
Bewegung im Kindergartenalltag zu ermöglichen.
Auf Grundlage unseres Konzepts wird das pädagogische Team immer wieder dafür sensibilisiert, dass
Kinder durch Bewegung lernen. Ebenso wichtig ist es, die Eltern nachhaltig über die pädagogische Arbeit
im Bereich Bewegungserziehung zu informieren. Auch sollen neue Wege aufgezeigt werden, im beruflichen
Alltag die Bewegung nicht nur zu fördern, sondern auch zu leben. Essenziell dabei ist, dass die
Pädagog/innen sich auch selbst gerne bewegen und Kinder in ihrem Bewegungsdrang möglichst nicht
hemmen, sondern Bewegung zulassen - auch in Situationen, wo dies bisher nicht üblich war.
Das Kind in Bewegung
Kinder sind immer in Bewegung. Schon vor der Geburt bewegen sie sich im Mutterleib, und kaum auf der
Welt machen Kinder sich ihre Umwelt durch Bewegung begreifbar. Die Bedeutung der motorischen
Fähigkeiten und die Wichtigkeit, sich mit dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder zu befassen, sind in
der medizinischen Forschung, in der Kinder- und Jugendpsychologie sowie in der Sportpädagogik
unbestritten. Wenn motorische Fähigkeiten adäquat entwickelt werden, bilden sie einen lebenslangen
Schutzfaktor vor Zivilisationskrankheiten (z.B. vor Herz-Kreislauf-Problemen, Rückenschmerzen und
Übergewicht).
Breithecker (2002, S. 3-4) erklärt in seinem Artikel, wie wichtig die Bewegung und die damit verbundene
Auseinandersetzung des Körpers mit der Umwelt ist. Generell liegt es in der Natur des Menschen, sich zu
bewegen. Erwachsene wollen durch Bewegung gesund bleiben und gegen die vorgenannten
Zivilisationskrankheiten ankämpfen. Kinder benötigen keines dieser Motive - für sie bedeutet Bewegung
einfach Freude, Spaß und Lust. Schon für den Säugling ist die Bewegung (z.B. das Strampeln) eine
Möglichkeit der nonverbalen Kommunikation; sie ist Ausdruck seiner psychoemotionalen Befindlichkeit.
Nicht nur die körperliche, sondern auch die geistige und seelische Entwicklung des Kindes wird durch
Bewegungsmöglichkeiten und Bewegungserfahrung geprägt (ebd.).
Wie Hartnack (2014) erläutert, nehmen Kinder über die Bewegung ihre Umwelt auf und treten in Kontakt
mit ihr. In der heutigen Zeit werden die Bewegungsmöglichkeiten von Kindern oft von der Gesellschaft und
den Erwachsenen eingeschränkt. Kinder dürfen an vielen Örtlichkeiten nicht laufen, raufen oder
herumtoben. Doch eigentlich sollten Erwachsene Kindern den entsprechenden Freiraum für Bewegung
bieten, da diese der Motor für die körperliche und psychische Entwicklung ist. Zudem gehört beim
alltäglichen kindlichen Spiel die körperliche Interaktion einfach dazu.
Über den Körper und die Bewegung setzen sich Kinder mit ihrer Umwelt auseinander, lernen sich selbst
einzuschätzen und gewinnen Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. In den ersten Lebensjahren lernen
Kinder in erster Linie über Wahrnehmung und Bewegung. Das konkrete Handeln und der Einsatz aller Sinne
sind ein ganzheitlicher Prozess. Dieser bewirkt, dass Kinder ihre Umwelt erfassen, strukturieren und für sich
selbst rekonstruieren. So gewinnen Kinder Erkenntnisse, die sie auf die Umwelt einwirken und diese
verändern lassen (Zimmer 2014, S. 17).
Bewegung ist Lernen, Lernen ist Bewegung
Viele bedeutende Pädagog/innen haben sich dem Thema Bewegung und Bewegungserziehung gewidmet.
Beispielsweise hat Emmi Pikler der autonomen Bewegungsentwicklung eine große Bedeutung beigemessen
(Obermaier/ Hoffmann 2013). Kinder finden viele Bewegungen durch eigenständiges Tun, Probieren und
Üben von selbst heraus, ohne Zutun der Erwachsenen. So können sie Selbstwirksamkeit erleben. Der
natürliche Bewegungsdrang sowie das freie Spiel lassen Kinder sich selbst ausprobieren und den eigenen
Interessen nachgehen; die Entdeckerfreude ist schier unerschöpflich. So soll der Erwachsene auf die
individuellen Bedürfnisse des Kindes eingehen; ebenso müssen genügend Raum und Zeit für Bewegung
vorhanden sein. Emmi Piklers Konzept legt klar, dass Pädagog/innen die Bewegungskompetenz der Kinder
im "Alleine-Tun" fördern können. Hilfe soll den Kindern nur angeboten und nicht aufgedrängt werden.
Auch Renate Zimmer (2014) legt die Bedeutung des Kompetenzerwerbs durch Bewegung dar. Kinder lernen
auf diese Weise nicht nur ihren Körper, sondern auch sich selbst kennen. Durch den Körper leben sie ihre
Gefühle und Empfindungen aus und können diese gegebenenfalls verarbeiten. Freude, Lust, Erschöpfung
oder Energie werden körperlich erspürt und wahrgenommen. Ferner nehmen Kinder durch Bewegung
Kontakt mit anderen auf, verständigen sich, spielen miteinander, verabreden Regeln und geben nach
und/oder setzen sich durch. Sie lernen dabei auch ihre eigenen Grenzen kennen und überwinden; sie setzen
sich mit den eigenen Erwartungen - ebenso wie mit den an sie gestellten - auseinander und steigern ihre
Leistungsfähigkeit. Außerdem entwickeln sie besondere Fähigkeiten wie "Kunststücke" oder eine spezielle
motorische Fertigkeit. Auf diese Weise erwerben sie Voraussetzungen für das Selbstwertgefühl und das
Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Die Auseinandersetzung mit ihrer dinglichen und räumlichen
Umgebung lässt Kinder ihre Umwelt erkennen und verstehen. Sie setzen sich mit Geräten und Objekten
auseinander und lernen ihre Eigenschaften und Funktionen kennen (ebd.).
Bewegungserziehung als Bestandteil frühkindlicher Bildung
Renate Zimmer (zit. nach Fried/ Roux 2013, S. 193 f.) begründet die Notwendigkeit der
Bewegungserziehung im Elementarbereich aus folgenden unterschiedlichen Perspektiven.
Anthropologische Perspektive
Um ein Bild von der Welt und sich selbst machen zu können, bedarf es des Einsatzes aller Sinne und
insbesondere des Körpers. Erfahrungen werden über den Körper gemacht, und dieser ist zugleich
Gegenstand der Erfahrungen. Ein Kind nimmt seine Umwelt weniger über das Denken und Vorstellen auf,
sondern mehr über die Sinne und die Tätigkeiten mit seinem Körper. Auf diese Weise tritt es in einen Dialog
mit sich selbst und der Außenwelt. Zudem entwickelt es aus der Sinneserfahrung und körperlichen
Bewegung heraus Begriffe, erkennt Ursachen und Zusammenhänge.
Entwicklungspsychologische Perspektive
Von Geburt an haben Körpererfahrungen eine wichtige Funktion bei der Entwicklung des eigenen Ichs und
der Selbständigkeit. Eine erste Selbständigkeit zeigt sich, wenn Kinder zu robben und zu krabbeln beginnen.
Ein weiterer Höhepunkt in ihrer Selbständigkeitsentwicklung ist das Laufen. Mit diesen Erfahrungen der
ersten Lebensjahre erlangen Kinder eine enorme Zunahme an Selbstwertgefühl.
Lernpsychologische und neuropsychologische Perspektive
Die Verknüpfung von Nervenzellen (Synapsen) passiert durch die Verarbeitung von Reizen, die aus der
körperlichen Bewegung und den Sinnestätigkeiten resultieren. Das heißt, Wahrnehmung und Bewegung
bilden die Grundlage für das kindliche Lernen.
Sozialökologischer Perspektive
In der heutigen technisierten und motorisierten Welt erhalten Kinder immer weniger
Bewegungsmöglichkeiten. Aufgrund des massiven Medienkonsums haben Kinder seltener die Möglichkeit,
eigene Erfahrungen machen zu können.
Gesundheitspädagogische Perspektive
Eine Einschränkung der kindlichen Bewegung bedingt eine Vielzahl an Bewegungsmangelerkrankungen.
Bereits bei der Einschulung weisen viele Kinder Übergewicht, mangelnde Beweglichkeit und motorische
Defizite auf. Dies zählt zu den größten Risikofaktoren für eine gesunde Weiterentwicklung - nicht nur bei
Kindern, sondern auch bei Erwachsenen.
Bewegung in der elementarpädagogischen Einrichtung
Wenn Kinder sich bewegen, heißt das, mit Neugierde und Entdeckungsdrang auf Entdeckungsreise zu
gehen. Bedeutende Erfahrungsbereiche werden angesprochen, wenn Kinder mit dem eigenen Körper, mit
Materialien und mit anderen Kindern die Welt erkunden. Über die Bewegung interagieren Kleinkinder mit
ihren gleichaltrigen Spielgefährten; die Auseinandersetzung um Spielmaterial oder Ähnliches sind Teil des
Alltags im Kindergarten.
Renate Zimmer (2014, S. 26 ff.) beschreibt, wie wichtig der Spielraum für die kindliche Entwicklung ist.
Kinder benötigen auf ihre Bedürfnisse abgestimmte, architektonisch gut gestaltete und sinnvoll ausgestattete
Örtlichkeiten. Leider fehlt ihnen in den Kindergärten oft z.B. die Möglichkeit des selbständigen Tuns und
freien Zugangs zum Bewegungsraum. Folgende Punkte sind laut Zimmer (ebd.) besonders wichtig:
 Erziehung und Bildung sollen den Bedürfnissen der Kinder nach sinnlicher Wahrnehmung und
Bewegung entsprechen. Dies betrifft nicht nur die geplanten und begleiteten Angebote der
Pädagog/innen, sondern auch die räumliche Gestaltung der Einrichtung.
 Der Tagesablauf soll geprägt sein einerseits von frei gewählten, situativen Bewegungsaktivitäten,
andererseits von pädagogisch geplanter und begleiteter Bewegungserziehung. Das selbsttätige Tun
ist eine Gelegenheit für Kinder, sich ihre Lebensumwelt anzueignen. Wichtig sind dabei
veränderbare Spielräume und Materialien, die Kindern eine eigene Sinngebung im Spiel
ermöglichen.
 Kinder müssen und sollen auch den Lebensraum Natur entdecken. Kindergärten können der
Verhäuslichung des Spiels entgegenwirken, indem Aktivitäten ins Freie verlegt werden. Elementare
Erfahrungen durch die körpernahen Sinne sollten als Gegenpol für die Reizüberflutung von
körperfernen Sinnen dienen.
Leider sind - auch durch die unterschiedliche Gesetzgebung der Bundesländer - die Voraussetzungen und
Bestimmungen nicht für alle Kindergärten gleich. In Wien ist z.B. ein Bewegungsraum nicht Pflicht und
wird auch nicht für neue Kindergärten vorgeschrieben (WKTHG 2003). Es obliegt dem Betreiber, ob ein
Bewegungsraum eingeplant wird oder nicht. Derzeit widmen viele Betreiber ihre bestehenden
Bewegungsräume in weitere Gruppenräume um, weil zusätzliche Kinderbetreuungsplätze benötigt werden.
Aber damit entgehen den Kindern noch mehr Bewegungsmöglichkeiten. Deshalb müsste gesetzlich
verankert werden, dass ein Bewegungsraum in einer elementaren Bildungseinrichtung Pflicht ist. Gerade im
städtischen Raum ist das Außengelände eines Kindergartens oft sehr klein - deshalb ist meines Erachtens ein
Bewegungsraum von entscheidender Bedeutung.
Bewegung im pädagogischen Team
Pädagogische Bewegungsangebote wie Turnstunden und Rhythmikeinheiten werden im Rahmen der
Ausbildung zur Kindergartenpädagogin bzw. zum Kindergartenpädagogen ausreichend gelehrt. Deshalb
möchte ich hier einige weitergehende Fragen stellen:
 Welche Möglichkeiten hat eine Pädagogin/ ein Pädagoge, Bewegung in der Gruppe zu leben, wenn
kein ausreichend großer Bewegungsraum vorhanden ist?
 Wie kann auf kindliche Bedürfnisse wie Laufen, Toben und Klettern Rücksicht genommen werden
bzw. wie können diese gefördert werden?
 Wie kann Bewegung stattfinden, wenn in dem Kindergarten gar kein Bewegungsraum verfügbar ist?
 Wie kann die freie Nutzung des Bewegungsraums durch die Kinder z.B. mit Hilfe einer
Bewegungslandschaft ermöglicht werden?
Ferner möchte ich auf die Mitarbeiter/innen im Kindergarten eingehen, denn nur wenn das pädagogische
Team "Bewegung" lebt, können auch Veränderungen im pädagogischen Alltag geschehen.
Das "bewegte" Team
Zuerst sollte festgestellt werden, welchen sportlichen Tätigkeiten die Mitarbeiter/innen in ihrer Freizeit
nachgehen. Vielleicht können sie auch eventuelle Zusatzausbildungen im Bereich der Bewegung in den
Kindergartenalltag einbringen.
Sensibilisierung des Teams
Pädagog/innen wird im Laufe ihrer Ausbildung die Wichtigkeit der Bewegung für Kinder gelehrt. Doch
leider wird dies manchmal im pädagogischen Alltag vergessen. Hier ist die Leitung einer Einrichtung
gefordert, die Bedeutung der Bewegungserziehung in Teambesprechungen und durch entsprechende
Fortbildung wieder sichtbar zu machen.
Die Rolle der Pädagog/innen ist abhängig vom eigenen Verhalten. Es ist notwendig, sich als Fachkräfte
weiterzuentwickeln und das Erzieherverhalten immer wieder zu überprüfen. Gerade zum Thema Bewegung
ist es wichtig zu reflektieren: Kann ich es zulassen, Kinder auf einen Baum klettern zu lassen? Kann ich es
mit meinen Gewissen vereinbaren, einige Kinder unbeaufsichtigt im Bewegungsraum spielen zu lassen?
Zimmer (2014, S. 197) schreibt hierzu Folgendes: Nur Erwachsene, die sich mit sich selber
auseinandersetzen, die offen und bereit sind für die Wahrnehmung des eigenen Erlebens, können die
Gefühle und Erlebnisweisen von Kindern verstehen und fördern. Hierzu gehört z.B. auch das Annehmen
und Zulassen von eigener Unsicherheit. Durch die den Kindern gegenüber gezeigte Achtung lernen diese
Achtung vor sich selbst und erwerben eine positive Gefühlseinstellung gegenüber sich selbst.
Ressourcen und Möglichkeiten, Bewegung im Alltag umzusetzen
Die Leitung einer Einrichtung muss es ermöglichen, dass im Alltag Bewegung gelebt werden kann. Dies
bedeutet aber nicht zwingenderweise die kostspielige Anschaffung von Geräten und Materialien. Meines
Erachtens geht es vielmehr um die Unterstützung des Teams, neue Wege zu gehen, und auch um das
Erkunden, ob in der näheren Umgebung z.B. der Turnsaal einer Schule angemietet oder ein Sportplatz
genutzt werden kann. Ferner gilt es, Zusatzausbildungen einzelner Teammitglieder (wie z.B. eine Yoga-,
Aerobic- oder Judo-Ausbildung) in den Alltag zu integrieren.
Gemeinsam bewegen
Nach all den Recherchen geht es dann um das gemeinsame Bewegen. Hier bieten sich im Kindergartenalltag
viele Gelegenheiten, mit Kindern in Bewegung zu sein:
 Der Gruppenraum wird auch als Bewegungsraum genutzt, indem Tische, Sessel und Kuschelecken
z.B. als Bewegungsbaustelle dienen.
 Der Gangbereich wird für Rollbretter oder Laufräder der Kinder freigegeben.
 Eine Bewegungslandschaft wird im Bewegungsraum installiert und für alle Kinder der Einrichtung
zugängig gemacht.
 Die Früh- und/oder Abendstunden während der Öffnungszeiten werden durch spezielle
Bewegungsangebote ausgefüllt (Morgengymnastik, Yoga etc.).
 Alltagsmaterialien werden zweckentfremdet und für das freie Spiel und die Bewegung verwendet.
 Bei Ausflügen in die freie Natur wird sprichwörtlich über "Stock und Stein" gesprungen.
 Bewegungswochen werden eingeplant ("Winter- und Sommersportwochen").
 Verschiedene Sportangebote wie Eislaufen, Rodeln, Schwimmen, Radfahren etc. werden genutzt.
 Auch Alltagsbewegungen und Fertigkeiten wie An- und Ausziehen, Kehren etc. sollten vertieft
werden.
 Spielerisches Raufen dient dem Kräftemessen.
 Stiegen sollten anstatt des Aufzugs benutzt werden.
 In der Natur sollten die Kinder auch einmal barfuß laufen oder in Pfützen springen können.
 Ein "bewegte Morgenkreis" enthält auch motorische Aktivitäten.
Das Bild des Bewegungskonzepts nach außen
Für Eltern ist in erster Linie die Betreuung ihrer Kinder ausschlaggebend für die Entscheidung für einen
bestimmten Kindergarten. Doch zunehmend sind auch das pädagogische Programm und die Bildung der
Kinder von Bedeutung. Umso mehr muss eine Einrichtung nicht nur an dem eigenen, individuellen Profil
und Bildungsverständnis arbeiten, sondern diese auch in die Öffentlichkeit tragen.
Die "bewegte" Rolle der Eltern
Zunächst kann an einem Elternabend das Thema "Bewegung" mit den Eltern erarbeitet werden. Dadurch
kann diesen der Bewegungsdrang ihrer Kinder bewusst gemacht werden. Eventuell gibt es unter den Eltern
auch sportlich Aktive, die ihr Know-how in den Kindergarten einbringen können.
Die "bewegte" Rolle der umliegenden Firmen und/oder Personen
Welche Firmen oder Personen in der Nachbarschaft beschäftigen sich mit dem Thema Bewegung? Kann mit
diesen möglicherweise eine Kooperation eingegangen werden? Insbesondere in (größeren) Städten sollten
der Kindergarten und sein pädagogischer Schwerpunkt in der Nachbarschaft bekannt gemacht werden - in
ländlichen Gebieten ist dies zumeist gegeben.
Bekannte Persönlichkeiten einladen
So könnten z.B. Sportler/innen in den Kindergarten eingeladen werden. Bei einer Art "Pressekonferenz"
können die Kinder fragen, was Sportler/innen tun und wie sie leben.
Aktivitäten außerhalb des Kindergartenalltags gestalten
Werden Sommerfeste z.B. als "Olympische Spiele" veranstaltet, so sind nicht nur die Kinder, sondern auch
die Eltern gefordert. Ferner kann der Kindergarten an geeigneten öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen
(z.B. Lauf- oder Radveranstaltungen).
Eltern-Kind Turnen
Am späten Nachmittag wird im Bewegungsraum eine Stunde Eltern-Kind Turnen angeboten.
Vorträge organisieren
Fachleute wie Ärzte, Physiotherapeuten etc. informieren Eltern über die Wichtigkeit der Bewegung in der
frühkindlichen Bildung.
Fazit
Die Auseinandersetzung mit dem Thema Bewegung und der Fachliteratur hat mir bewusst gemacht, dass
Kinder in ihrer Bewegung so wenig wie möglich ausgebremst werden sollten, sondern vielmehr in ihrer
motorischen Entwicklung und im Prozess der Auseinandersetzung mit ihrem Körper unterstützt werden
müssen. Dies muss aber das gesamte pädagogische Team einer Einrichtung zulassen und annehmen können.
Nur dann ist eine Aufwertung der Bewegungserziehung möglich.
Eine fundamentale Aufgabe der Leitung einer elementaren Bildungseinrichtung ist somit, das pädagogische
Team auf den Bildungsbereich Bewegung vorzubereiten, diesen gemeinsam umzusetzen und das Team im
Alltag zu unterstützen. Die pädagogische Qualität in unseren Kindergärten ist geprägt davon, dass wir
miteinander den Schwerpunkt der Bewegung im Kindergartenalltag leben.
Literatur
Beins, Hans Jürgen (2007): Kinder lernen in Bewegung. Dortmund: Borgmann Media
Breithecker, Dieter (2002): Bewegung braucht das Kind ... damit es sich gesund entwickeln und wohl fühlen
kann. www.kindergartenpaedagogik.de/696.html (02.01.2015)
Fried, Lilian/Roux, Susanne (Hrsg.) (2006): Handbuch Pädagogik der frühen Kindheit. Berlin: Cornelsen, 3.
Aufl.
Hartnack, Florian (2014): Toben, Raufen, Rennen - Bewegungsanlässe für Kinder schaffen!
www.kindergartenpaedagogik.de/430.html (02.01.2015)
Högger, Dominque (2008): Kinder wollen sich bewegen. www.kindergartenpaedagogik.de/1941.html
(02.01.2015)
Köckenberger, Helmut (2003): Bewegungsräume - Wie kommt Montessori auf das Rollbrett?
www.kindergartenpaedagogik.de/957.html (02.01.2015)
Obermaier, Michael/Hoffmann, Cornelia (2013): Projekt Frühkindliche Erziehung. Paderborn: Schöningh
Starker, A./Lampert, T./Wirth, A./Oberer, J./Kahl, H./Bös, K. (2007): Motorische Leistungsfähigkeit -
Ergebnisse des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS).
http://edoc.rki.de/oa/articles/reseht2jMxKkw/PDF/24Pt3FjLXyHU.pdf (03.01.2015)
WKTHG - Wiener Kindertagesheimgesetz (7. März 2003).
https://www.wien.gv.at/recht/landesrecht-wien/landesgesetzblatt/jahrgang/2003/html/lg2003017.htm
(11.01.2015)

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