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Wanzeck (2010)
Wanzeck (2010)
Begrüßung
Platz 1: Grüß Gott
Platz 2: Hallo
Verabschiedung
(Auf) Wiedersehen
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Begrüßung
Grüß Gott
Verabschiedung
(Auf) Wiedersehen
Für bestimmte Wörter ergibt sich die Bedeutung aus der Bedeutungsrelation (lat.
relatio ‚Beziehung‘) zu benachbarten Wörtern des Wortschatzes. Dabei ist zu tren-
nen in die binären Kontraste (Antonymie) und die nichtbinären Kontraste (Hypo-
nymie).
Die binären Kontraste sind bestimmt durch semantische Gegensatzrelationen.
Diese Bedeutungsbeziehungen werden mit dem Oberbegriff der Antonymie (griech.
antí ‚gegen‘ + ónoma ‚Name‘) bezeichnet. Unter einem Antonym versteht man also
ein sogenanntes Gegenwort. Die Antonyme treten paarweise auf und besetzen die
beiden Pole eines Gegensatzes. Der Terminus Polarität im Zusammenhang mit An-
tonymie ist von dem britischen Linguisten John Lyons eingeführt worden. Dabei
lassen sich vier Antonymiepaare voneinander abgrenzen:
Bedeutungsrelationen: Antonymie und Hyponymie 65
1. Konträre Antonymie
Die konträren Gegensatzwörter schließen sich nicht gegenseitig aus. Es besteht
noch ein mittlerer Grad zwischen beiden Polen.
anwesend abwesend
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Pol + Pol -
6 Strukturierung der Wortbedeutungen, 9783825233167, 2020
3. Konverse Antonymie
Die konversen Gegensatzwörter bezeichnen denselben Sachverhalt aus entgegen-
gesetzter Perspektive. Es ist eine Richtungspolarität.
kaufen verkaufen
Pol + Pol -
4. Reversive Antonymie
Die reversiven (‚umgekehrten‘) Gegensatzwörter beziehen sich auf Prozesse. Sie
bezeichnen den Anfangszustand eines ersten Geschehens (z. B. aufsperren), der
zum Endzustand eines zweiten Geschehens (z. B. zusperren) wird und umgekehrt
(der Endzustand des ersten Geschehens wird zum Anfangszustand des zweiten
Geschehens) (vgl. Lutzeier 1995). Meist wird diese Gegensatzrelation durch den
Austausch von Partikeln (auf- vs. zu-) oder Präfixe (be- vs. ent-) erreicht.
66 Strukturierung der Wortbedeutungen
Pol -
aufsperren zusperren
Pol +
heit unverheiratet?
Bei der konträren Antonymie gibt es die Besonderheit, vereinzelt den negativen
Pol mit zwei Gegenwörtern zu differenzieren. Bei dem Adjektivpaar gut vs. schlecht
kann gut mit dem Negationspräfix un- zu ungut abgeleitet werden. Es ist eine Frage
des Blickwinkels, ob ungut als eine Variante zu schlecht anzusehen ist oder ob es ein
abgeschwächtes Gegenwort sein kann.
Die konverse Antonymie ist eine besondere Form der lexikalischen Opposition.
Diese Gegensatzrelation bezieht sich auf die Sprecherperspektive. Bei Verben wie
kaufen vs. verkaufen richtet sich die polare Verteilung nach der Perspektive unter-
schiedlicher Sprecher (Käufer % kaufen vs. Verkäufer % verkaufen). Es kann aber
auch die Perspektive eines einzelnen Sprechers über die Umkehrbeziehung entschei-
den, wie bei den Adverbien vorne vs. hinten. So zum Beispiel bei einem Rucksack,
dessen Außenfach entweder mit „vorne“ oder „hinten“ bezeichnet wird. Wenn der
Sprecher den Rucksack auf dem Rücken trägt, dann ist das Außenfach für ihn hin-
ten, da dieses Fach von seinem Rücken weiter entfernt ist. Ist der Rucksack abge-
stellt, dann ist das Außenfach für den Sprecher vorne.
vorne
hinten
hinten
vorne
Bedeutungsrelationen: Antonymie und Hyponymie 67
Eine Besonderheit, die sich bei der Bestimmung von Antonymiebeziehungen erge-
ben kann, ist die sogenannte Antonymengabel. Einem Wort stehen am gegenüber-
liegenden Ende der Skala zwei Wörter gegenüber:
dünn
dick
schlank
Die Gegensatzrelationen lassen sich in umfassendem Maß (mit Belegen) in dem
3-bändigen Wörterbuch des Gegensinns im Deutschen von Peter Lutzeier nach-
schlagen. Band 1 (A-G) dieses Wörterbuchs ist 2007 erschienen und die beiden an-
deren Bände werden folgen. Es ist nicht das Ziel dieses Wörterbuchs, gegensätzliche
Wortpaare anzugeben, sondern die Gegensatzrelationen innerhalb der Bedeutungen
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eines Wortes zu bestimmen, wie der Eintrag unter dem Lemma abbinden verdeut-
licht:
abbinden Bedeutung 1 ‚lösen, losbinden; aufbinden‘
Bedeutung 2 ‚fest abschnüren‘
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6 Strukturierung der Wortbedeutungen, 9783825233167, 2020
Prinzip des Gegensatzes: etwas lockerer machen vs. etwas fester machen/
Lockerung vs. Festigung
Typ des Gegensatzes: reversible Art
durchführbar. Auch bei diesem Begriff wird je nach der Perspektive eine feine Un-
terscheidung vorgenommen:
men, Adjektiven und Verben werden dort abgebildet. Die Hierarchisierung steht
nicht im Zentrum. Vielmehr ist die Berücksichtigung möglichst unterschiedlicher
Relationstypen beabsichtigt. Auf diese Weise wird die Vernetzung wesentlich dichter.
Es werden die Antonymie, Hyponymie sowie die Meronymie verzeichnet.
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6 Strukturierung der Wortbedeutungen, 9783825233167, 2020
Die syntagmatischen Relationen zeigen sich in der linearen Abfolge von syntaktisch
zusammengehörigen Wörtern oder Wortgruppen. Zuerst hat sich Walter Porzig
(1895–1961) mit dieser Thematik befasst. Er wählt für die syntagmatischen Relatio-
nen den Begriff der wesenhaften Bedeutungsbeziehungen. Anhand von Beispielen
weist er die lexikologische Zusammengehörigkeit von Wörtern nach, und zwar in-
wiefern sie syntaktisch und vor allem aber semantisch kombinierbar sind. In diesem
Ansatz stehen nicht die Merkmale, sondern die Zusammengehörigkeit von Wörtern
im Mittelpunkt.
Zum Beispiel kann das Nomen Hund nur mit dem Verb bellen verbunden werden.
Es ist nicht möglich, bellen gegen rufen oder krähen auszutauschen. Ein Wort wie
bellen fordert das Nomen Hund. Bei Verben wie greifen ergibt sich eine implizite
(mit gemeinte) Bedeutungsbeziehung. Das Nomen Hand wird dementsprechend
nicht genannt. Erst wieder wenn Hand modifiziert wird, kommt es zu einer gemein-
samen Nennung mit greifen.