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Nibelungenlied Kap1-3
Nibelungenlied Kap1-3
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1 Das Nibelungenlied
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2 Das Nibelungenlied
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5 Mittelhochdeutsch /Neuhochdeutsch
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9 Nach der Handschrift B herausgegeben
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von Ursula Schulze
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Ins Neuhochdeutsche übersetzt und kommentiert
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14 von Siegfried Grosse
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RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK Nr. 18914
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2010, 2011 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG,
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Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
27 Druck und Bindung: Canon Deutschland Business Services GmbH,
28 Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
29 Printed in Germany 2018
30 RECLAM, UNIVERSAL-BIBLIOTHEK und
31 RECLAMS UNIVERSAL-BIBLIOTHEK sind eingetragene Marken
32 der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-018914-6
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34 www.reclam.de
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3 Der Nibelunge Nôt
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Nibelungenlied
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6 1. Âventiure
1 1. Âventiure
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3 C 1 Uns ist in alten mæren wunders vil geseit 1
4 (1) von helden lobebæren, von grôzer arebeit, 1
5 von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,
6 von küener recken strîten muget ir nu wunder hœren
7 sagen.
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1 E〈z wuohs〉 in Burgonden ein vil edel magedîn, 2
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(2) daz in allen landen niht schœners mohte sîn, 2
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Kriemhilt geheizen; si wart ein schœne wîp.
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dar umbe muosen degene vil verliesen den lîp.
13 2 Ir pflâgen drîe kunege edel und rîch, 4
14 (4) Gunther unde Gêrnôt, di recken lobelich, 3
15 und Gîselher der junge, ein ûzerwelter degen.
16 diu frouwe was ir swester, di fürsten hetens in ir pflegen.
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3 Di herren wâren milte, von arde hôhe erborn, 5
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(5) mit kraft unmâzen küene, di recken ûzerkorn, 5
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dâ zen Burgonden, sô was ir lant genant.
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si frumten starkiu wunder sît in Etzelen lant.
22 4 Ze Wormeze bî dem Rîne si wonten mit ir kraft. 6
23 (6) in diente von ir landen vil stolziu ritterschaft 6
24 mit lobelichen êren unz an ir endes zît.
25 si ersturben sît jæmerliche von zweier edelen frouwen nît.
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5 Ein rîchiu kuneginne, frou Uote ir muoter hiez. 7
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(7) ir vater der hiez Dancrât, der in diu erbe liez, 4
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sît nâch sîme lebene, ein ellens rîcher man,
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der ouch in sîner jugende grôzer êren vil gewan.
31 6 Die drîe kunege wâren, als ich gesaget hân, 8
32 (8) von vil hôhem ellen. in wâren undertân 7
33 ouch di besten recken, von den man hât gesaget,
34 starc und vil küene, in scharpfen strîten unverzaget.
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Nibelungenlied
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1 1. Aventiure
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3 C 1 Uns wird in alten Erzählungen viel Wunderbares berich-
4 tet von berühmten Helden, großer Mühsal, von glücklichen Ta-
5 gen und Festen, von Tränen und Klagen und vom Kampf tapfe-
6 rer Recken könnt Ihr jetzt Erstaunliches erfahren.
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1 Es wuchs im Burgundenland ein junges Edelfräulein heran,
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so schön wie keine andere auf der Welt, Kriemhild hieß sie.
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Später wurde sie eine schöne Frau. Ihretwegen mussten viele
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Ritter ihr Leben verlieren.
13 2 Sie beschützten drei edle und mächtige Könige: Gunther
14 und Gernot, hoch angesehene Recken, und der junge Giselher,
15 ein ausgezeichneter Ritter. Kriemhild war ihre Schwester; die
16 Fürsten hatten sie in ihrem fürsorglichen Schutz.
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3 Die Herren waren freigebig, stammten aus hochadligem Ge-
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schlecht und waren von unermesslicher Kühnheit, kurzum: un-
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gewöhnliche Recken, da in Burgund, so nannte man ihr Land.
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Sie vollführten später im Lande Etzels gewaltige Wunder.
22 4 In Worms am Rhein lebten sie mit ihrer Heeresmacht. Ih-
23 nen diente eine stattliche Ritterschaft aus ihrem Land ehrenvoll
24 bis an ihr Lebensende. Sie gingen später am Hass zweier edler
25 Herrinnen kläglich zugrunde.
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5 Frau Ute, eine mächtige Königin, war ihre Mutter. Ihr Vater
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Dankrat hatte ihnen nach seinem Tode Land und Besitz ver-
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erbt, ein sehr mutiger Mann, der auch in jungen Jahren großes
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Ansehen erworben hatte.
31 6 Die drei Könige waren, wie ich gesagt habe, von hoher
32 Kampfbereitschaft. Außerdem waren ihnen die besten Recken
33 untertan, die man als stark, sehr tapfer und mutig in harten
34 Kämpfen bezeichnete.
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Nibelungenlied
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8 1. Âventiure
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(10) Sindolt und Hûnolt, dise herren muosen pflegen 9
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des hoves unt der êren, der drîer kunege man.
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si heten noch manegen recken, des ich genennen
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niene kan.
12 9 Dancwart, der was marschalc, dô was der neve sîn 11
13 (11) truhsæze des kuneges, von Metzen Ortewîn. 10
14 Sindolt, der was schenke, ein ûzerwelter degen.
15 Hûnolt was kamerære. si kunden hôher êren pflegen.
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10 Von des hoves krefte und von ir wîten kraft, 12
(12) von ir vil hôhen werdecheit und von ir ritterschaft, 11
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der di herren pflâgen mit vröuden all ir leben,
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des enkunde iu ze wâre niemen gar ein ende geben.
21 11 In disen hôhen êren troumte Kriemhilde, 13
22 wie si zuge einen valken, starc, schœn und wilde,
(13) 12
23 den ir zwêne aren erkrummen. daz si daz muoste sehen,
24 ir enkunde in dirre werlde leider nimmer geschehen.
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12 Den troum si dô sagete ir muoter Uoten. 14
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sine kundes niht bescheiden baz der guoten:
(14) 13
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»der valke, den du ziuhest, daz ist ein edel man.
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in enwelle got behüeten, du muost in schiere vloren hân.«
30 13 »Waz saget ir mir von manne, vil liebiu muoter mîn? 15
31 âne recken minne, sô wil ich immer sîn.
(15) 14
32 sus schœn ich wil belîben unz an mînen tôt,
33 daz ich von mannes minne sol gewinnen nimmer nôt.«
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Nibelungenlied
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1 7 Das waren Hagen von Tronje und auch sein Bruder, der
2 sehr gewandte Dankwart, Ortwin von Metz, die beiden Mark-
3 grafen Gere und Eckewart und Volker von Alzey, voll im Be-
4 sitz seiner ganzen Kraft.
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8 Der Küchenmeister Rumold, ein vortrefflicher Mann, Sin-
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dold und Hunold waren als Gefolgsmänner der drei Könige für
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die Hofhaltung und ihren Glanz verantwortlich. Dazu gehör-
10
ten noch viele erprobte Recken, die ich nicht alle namentlich
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aufzählen kann.
12 9 Dankwart war Stallmeister, der mit ihm verwandte Ortwin
13 von Metz Truchsess des Königs. Der hervorragende Sindold
14 war Mundschenk. Hunold war Kämmerer. Sie alle verstanden
15 es, das hohe Ansehen des Hofes zu hüten.
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10 Von der Wichtigkeit dieses Hofes, der weiten Wertschät-
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zung seiner Bewohner und ihrer Ritterlichkeit, die diese Her-
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ren lebenslang in froher Geselligkeit pflegten, könnte Euch be-
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stimmt niemand alles berichten.
21 11 Mitten in dieser höfischen Pracht träumte Kriemhild, wie
22 sie einen schönen, starken und wilden Falken abrichtete, den
23 ihr zwei Adler schlugen. Dass sie dies mit ansehen musste!
24 Kein größeres Leid hätte ihr auf dieser Welt zustoßen können.
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12 Den Traum erzählte sie ihrer Mutter Ute. Sie konnte der
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geliebten Tochter keine günstigere Deutung geben: »Der Falke,
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den Du aufziehst, der ist ein Edelmann. Wenn Gott ihn nicht
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beschützt, wirst Du ihn schnell verlieren müssen.«
30 13 »Was redet Ihr mir von einem Mann, liebste Mutter? Auf
31 die Liebe eines Recken will ich immer verzichten. Ich will so
32 schön bis an meinen Tod bleiben, so dass ich von der Liebe ei-
33 nes Mannes niemals Leid erfahren werde.«
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Nibelungenlied
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10 2. Âventiure
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ez ist an manegen wîben vil dicke worden schîn,
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wie liebe mit leide ze jungest lônen kan.
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ich sol si mîden beide, sône kan mir nimmer missegân.«
11 16 Kriemhilt in ir muote sich minne gar bewac. 18
12 sît lebte diu vil guote vil manegen lieben tac,
(18) 17
13 daz sine wesse niemen, den minnen wolde ir lîp.
14 sît wart si mit êren eins vil küenen recken wîp.
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17 Der was der selbe valke, den si in ir troume sach, 19
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den ir beschiet ir muoter. wi sêre si daz rach
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an ir næhsten mâgen, die in sluogen sint.
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durch sîn eines sterben starp vil maneger muoter kint.
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23 2. Âventiure
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18 Dô wuohs in Niderlanden eins vil edelen kuneges 20
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(20) kint, 19
27
des vater der hiez Sigemunt, sîn muoter Sigelint,
28
in einer rîchen bürge, wîten wol bekant,
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nidene bî dem Rîne: diu was ze Santen genant.
30 19 Sîvrit was geheizen der snelle degen guot. 22
31 er versuochte vil der rîche durch ellenthaften muot.
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32 durch sînes lîbes sterke er reit in menegiu lant.
33 hey, waz er sneller degene sît zen Burgonden vant!
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Nibelungenlied
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Siegfried in Xanten 11
12 2. Âventiure
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von sîn selbes muote waz tugende er an sich nam!
(23) 23
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des wurden sît gezieret sînes vater lant,
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daz man in ze allen dingen sô rehte hêrlichen vant.
10
11 22 Er was nu sô gewachsen, daz er ze hove reit. 25
12 di liute in sâhen gerne. manec frouwe und manec meit –
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13 im wunschten, daz sîn wille in immer trüege dar.
14 holt wurden im genuoge. des wart der herre wol gewar.
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23 Vil selten âne huote man rîten lie daz kint. 26
18
in hiez mit kleidern zieren Sigmunt und Siglint.
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sîn pflâgen ouch di wîsen, den êre was bekant.
20
des moht er wol gewinnen beide liute unde lant.
21
22 24 Nu was er in der sterke, daz er wol wâfen truoc. 27
23 swes er dar zuo bedorfte, des lag an im genuoc.
(26) 25
24 er begunde mit sinnen werben schœniu wîp,
25 di trûten wol mit êren des küenen Sîvrides lîp.
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25 Dô hiez sîn vater Sigmunt kunden sînen man, 28
28
er wolde hôchgezîte mit lieben vriuwenden hân.
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diu mære man dô fuorte in ander kunege lant.
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den vremden und den kunden gab er ross und guot
31
gewant.
32 26 Swâ man vant deheinen, der riter solte sîn 29
33 von art der sînen mâge, diu edeln kindelîn,
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34 diu ladet man zuo dem lande durch di hôchgezît.
35 mit dem jungen kunege swert genâmen si sît.
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Nibelungenlied
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Siegfried in Xanten 13
14 2. Âventiure
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mit samt Sîvride. vil manec schœniu meit
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von werke was unmüezec, wan si im wâren holt.
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vil der edelen steine die frouwen leiten in daz golt,
11 29 die si mit borten wolten wurken ûf ir wât 32
12 den jungen stolzen recken, des newas niht rât.
(31) 30
13 der wirt der hiez dô sideln vil manegen küenen man
14 ze einen sunewenden, dâ sîn sun Sîvrid wol riters namen
15 gewan.
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30 Dô gie ze einem münster vil manec rîcher kneht 33
(32) und manec edel riter. di wîsen heten reht, 31
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daz si den tumben dienten, als in was ê getân.
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si heten kurzewîle und ouch vil maneger vreuden wân.
21
22 31 Got man dô zen êren eine messe sanc. 34
23 dô huop sich von den liuten vil michel der gedranc,
(33) 32
24 dâ si ze riter wurden nâch riterlicher ê
25 mit alsô grôzen êren, daz wætlich immer mêr ergê.
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32 Si liefen, dâ si funden gesatelt manec marc 35
28
in hove Sigmundes. der bûhurt wart sô starc,
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daz man erdiezen hôrte palas und sal.
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di hôchgemuoten degene, di heten grôzlichen schal.
31 33 Von wîsen und von tumben man hôrte manegen stôz, 36
32 daz der schefte brechen gein den lüften dôz.
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33 trunzûne sach man vliegen für den palas dan
34 von maneges recken hende. daz wart mit vlîze getân.
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Nibelungenlied
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vil der edelen spîse si von ir müede schiet
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unt wîn der aller beste, des man in vil getruoc.
10
den vremden und den kunden bôt man êren genuoc.
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12 36 Swi vil si kurzwîle pflâgen al den tac, 39
13 (38) vil der varender diete ruowe sich bewac. 37
14 si dienten nâch der gâbe, di man dâ rîche vant.
15 des wart mit lobe gezieret allez Sigmundes lant.
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37 Der herre, der hiez lîhen Sîvrit den jungen man 40
18
lant und burge, als er het ê getân.
(39) 38
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sînen swertgenôzen, den gap dô vil sîn hant.
20
dô liebt in diu reise, daz si kômen in daz lant.
21 38 Diu hôchgezît, diu werte unz an den sibenden tac. 41
22 Siglint diu rîche nâch alten siten pflac
(40) 39
23 durch ir suns liebe teilen rôtez golt.
24 si kundez wol gedienen, daz im di liute wâren holt.
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39 Vil lützel man der varnder armen dâ vant. 42
27
ross und kleider, daz stoub in von der hant,
(41) 40
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sam si ze lebene heten niht mêr deheinen tac.
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ich wæn, ie ingesinde sô grôzer milte gepflac.
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31 40 Mit loblichen êren schiet sich diu hôchgezît. 43
32 von den rîchen herren hôrte man wol sît,
(42) 41
33 daz si den jungen wolden ze eime herren hân.
34 des engerte niht her Sîvrit, der vil wætliche man.
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Nibelungenlied
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18 3. Âventiure
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und ir hôchgemüete zuo der selben stunt
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an der juncfrouwen sô manec helt ervant.
17
ez ladete vil der geste in daz Gunthers lant.
18 44 Swaz man der werbenden nâch ir minne sach, 47
19 Kriemhilt in ir sinne ir selber nie verjach,
(46) 46
20 daz si deheinen wolde ze eime trûte hân.
21 er was ir noch vil vremde, dem si wart sider undertân.
22
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45 Dô gedâht ûf hôhe minne daz Siglinde kint. 48
24
ez was ir aller werben wider in ein wint.
(47) 47
25
er mohte wol verdienen schœner frouwen lîp.
26
sît wart diu edele Kriemhilt des küenen Sîvrides wîp.
27 46 Im rieten sîne mâge und genuoge sîne man, 49
28 sît er ûf stæte minne wolde tragen wân,
(48) 48
29 daz er dan eine wurbe, diu im mohte zemen.
30 dô sprach der küene Sîvrit: »sô wil ich Kriemhilden nemen,
31
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47 die schœnen juncfrouwen von Burgonden lant, 50
33
durch ir unmâzen schœne. daz ist mir wol bekant,
(49) 49
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nie keiser wart sô rîche, der wolde haben wîp,
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im zæme wol ze minnen der rîchen kuneginne lîp.«
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Nibelungenlied
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20 3. Âventiure
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»sô bin ich dîns willen wærlichen vrô
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und wil dirz helfen enden, sô ich aller beste kan.
19
doch hât der kunec Gunther vil manegen hôchferten man.
20 52 Ob ez ander niemen wære wan Hagene der degen, 55
21 der kan mit ubermüete der hôchverte pflegen,
(54) 54
22 daz ich des sêre fürhte, ez mug uns werden leit,
23 ob wir werben wellen di vil hêrlichen meit.«
24
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53 »Waz mac uns daz gewerren?«, sprach dô Sîvrit, 56
26
»swaz ich friuwentliche niht ab in erbit,
(55) 55
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daz mac sus erwerben mit ellen dâ mîn hant.
28
ich trûwe an in ertwingen beide liute und lant.«
29 54 Dô sprach der furste Sigmunt: »dîn rede, diu ist 57
30 (56) mir leit. 56
31 wan würden disiu mære ze Rîne geseit,
32 dune dorftest nimmer gerîten in daz lant.
33 Gunther und Gêrnôt, di sint mir lange bekant.
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22 3. Âventiure
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si begunde trûren um ir liebez kint.
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daz vorhte si verliesen von Gunthers man.
19
diu edele kuneginne vil sêre weinen began.
20 59 Sîvrit der herre gie, dâ er si sach. 62
21 wider sîne muoter er güetliche sprach:
(61) 61
22 »frouwe, ir sult niht weinen durch den willen mîn.
23 jâ wil ich ân sorge vor allen wîganden sîn.
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60 Und helfet mir der reise in Burgonden lant, 63
26
daz ich und mîne recken haben sölch gewant,
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daz alsô stolze helde mit êren mugen tragen.
28
des wil ich iu genâde mit triuwen wærlichen sagen.«
29 61 »Sît du niht wil erwinden«, sprach frou Siglint, 64
30 »sô hilf ich dir der reise, mîn einigez kint,
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31 mit der besten wæte, di riter ie getruoc,
32 dir und dînen gesellen. ir sult ir füeren genuoc.«
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Nibelungenlied
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24 3. Âventiure
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daz lützel ir deheiniu ruowe gepflac,
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unze man geworhte di Sîvrids wât.
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er wolde sîner reise haben deheiner slahte rât.
10 64 Sîn vater hiez im zieren sîn riterlich gewant, 67
11 (66) dâ mit er wolde rûmen daz Sigmunds lant, 66
12 und ir vil liehten brünne, di wurden ouch bereit,
13 und ir vesten helme, ir schilde schœn und breit.
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65 Dô nâhet in ir reise zen Burgonden dan. 68
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um si begunde sorgen wîb und man,
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ob si immer komen solden heim wider in daz lant.
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di helde in hiezen soumen beide wâfen und gewant.
19 66 Ir ross, diu wâren schœne, ir gereite goldes rôt. 69
20 lebt iemen ubermüeter, des enwas niht nôt,
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21 denne wære Sîvrit und di sîne man.
22 urloubes er dô gerte zuo den Burgonden dan.
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67 〈I〉n werten trûreclichen der kunec und sîn wîp. 70
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er trôste minneclichen dô ir beider lîp.
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er sprach: »ir sult niht weinen durch den willen mîn.
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immer âne sorge sult ir mînes lîbes sîn.«
28 68 Ez was leit den recken. ez weinte ouch manec meit. 71
29 ich wæn, in het ir herze rehte daz geseit,
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30 daz in sô vil der friuwende dâ von gelæge tôt.
31 von schulden si dô klageten. des gie in wærliche nôt.
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