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Jugendschutz in Deutschland

Der Jugendschutz möchte Kinder und Jugendliche vor Gefahren und


schädlichen Einflüssen schützen. Doch wie hat sich der Jugendschutz in
Deutschland entwickelt, und welche Maßnahmen gibt es, um die junge
Generation zu schützen?

Die Geschichte des Jugendschutzes in Deutschland reicht weit zurück. 1938


verbot Preußen als erster deutscher Staat zum Beispiel, dass Kinder unter 9
Jahren in Fabriken arbeiten durften. Jugendliche unter 16 Jahren durften dann
nicht mehr als 10 Stunden pro Tag arbeiten. Klingt trotzdem hart - aber die
Zeit der Industrialisierung war eine schwierige Zeit für alle Arbeiter.

Das Deutsche Kaiserreich versuchte ebenfalls, die Kinder zu schützen: Sie


durften unter 13 Jahren nicht in Fabriken arbeiten. Nachtarbeit war verboten.

Im Jahr 1903 wurde das "Gesetz betreffend die Beschäftigung jugendlicher


Arbeiter" erlassen, das das Mindestalter für die Arbeit festlegte und bestimmte
Arbeitsstunden begrenzte. Dies war ein wichtiger Schritt, um Kinder vor
Ausbeutung zu schützen. Im Ersten Weltkrieg spielte dieses Gesetz allerdings
keine Rolle.

Während der Zeit des Nationalsozialismus in den 1930er und 1940er Jahren
wurde der Jugendschutz politisch missbraucht. Die Nationalsozialisten nutzten
die Jugendorganisationen, um junge Menschen zu indoktrinieren und für ihre
Zwecke zu instrumentalisieren. Dies führte zu einer starken Beeinflussung und
Unterdrückung der individuellen Entwicklung und Freiheit der Jugendlichen.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Jugendschutz in


Deutschland neu aufgebaut und weiterentwickelt. Die Bundesrepublik
Deutschland verankerte in ihrem Grundgesetz das Recht auf eine ungestörte

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kindliche Entwicklung und den Schutz der Jugend vor negativen Einflüssen.

In den 1950er.Jahren begannen die ersten Bestrebungen, den Jugendschutz


auch auf die Bereiche Film und Fernsehen auszuweiten. Die Freiwillige
Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) wurde gegründet, um Filme nach
Altersfreigaben einzuordnen und Kindern den Zugang zu ungeeigneten
Inhalten zu verwehren. Diese FSK-Empfehlung seht Ihr heute noch bei allen
Kinofilmen und mittlerweile auch bei Computerspielen.

In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Gesetze und Regelungen


erlassen, um den Jugendschutz zu stärken. Die Jugendschutzgesetze regeln
unter anderem den Verkauf von Alkohol und Tabak an Minderjährige, den
Zugang zu Glücksspielen und die Teilnahme an Veranstaltungen wie Konzerten
oder Diskotheken.

Das Internet und die digitalen Medien haben den Jugendschutz vor neue
Herausforderungen gestellt. Der Schutz vor jugendgefährdenden Inhalten im
Netz ist zu einer wichtigen Aufgabe geworden. Es gibt
Jugendschutzprogramme und Filter, die dabei helfen sollen, den Zugang zu
ungeeigneten Inhalten für Kinder und Jugendliche zu erschweren.

Eine kuriose Regelung im deutschen Jugendschutz betrifft den


"Taschengeldparagraphen". Dieser Paragraph besagt, dass Minderjährige über
ihr eigenes Taschengeld frei verfügen können, auch wenn es für
jugendgefährdende Inhalte ausgegeben wird. Diese Regelung mag auf den
ersten Blick seltsam erscheinen, doch sie soll Jugendlichen eine gewisse
finanzielle Eigenverantwortung ermöglichen.

Der Jugendschutz in Deutschland ist eine gemeinsame Aufgabe von Staat,


Eltern, Schulen, Medien und der Gesellschaft insgesamt. Es geht darum, Kinder
und Jugendliche vor Gefahren wie Gewalt, Suchtmitteln, radikalen Ideologien

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und sexuellem Missbrauch zu schützen. Gleichzeitig sollen junge Menschen


auch in ihrer Entwicklung gefördert und unterstützt werden, um zu
selbstbewussten und verantwortungsbewussten Erwachsenen heranzuwachsen.

Ich finde es interessant, dass sich unsere Gesellschaft was den Jugendschutz
angeht sehr verändert hat. Wir sind heute zum Beispiel viel mehr Gewalt und
Nacktheit gewohnt. Der erste „Indiana Jones“-Film hat noch eine alte FSK-
Einstufung von 16 Jahren, obwohl er wirklich nach heutigen Maßstäben eher
harmlos ist. So etwas wie Star Wars oder Herr der Ringe kann man mit 12
schon ansehen.

Aber auch wenn wir Erwachsenen die Kinder und Jugendlichen nur schützen
wollen: Jugendliche versuchen natürlich trotzdem oft, an die verbotenen
Inhalte heranzukommen. Das war schon immer so. Was verboten ist, wird
automatisch interessant.

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