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SE Praxisfelder der Klinischen Psychologie

Grundlagen der Neuropsychologischen


Diagnose und Rehabilitation

Univ. Prof. DDr. Elisabeth Weiss

1
TÄTIGKEITSMERKMALE:
Neuropsychologen/Neuropsychologinnen
• Erkrankungen des Gehirns und Hirnfunktionsstörungen
• deren Auswirkungen auf das (geistige) Leistungsvermögen, die Motivation, die Gefühle und das Verhalten.
Aufgabengebiete von

❖ testdiagnostische Abklärung kognitiver Funktionen:


z.B. Orientierung, Aufmerksamkeit und Konzentration, Lern- und Merkfähigkeit (Gedächtnis), visuelle
Wahrnehmung, konstruktive Fähigkeiten, Sprachverständnis und -produktion, Lesen und Schreiben,
schlussfolgerndes Denken, Planen und Problemlösen, intellektuelles Niveau, Persönlichkeit, Befindlichkeit des
Menschen
-> Verhaltensbeobachtung
->standardisierter Verfahren (z.B. Computertests) sowohl Defizite als auch erhaltene
Leistungen eines Patienten

❖ klinisch-neuropsychologische Behandlung und Beratung


❖ neuropsychologische Rehabilitation

2
BESCHÄFTIGUNGSMÖGLICHKEITEN
AUSBILDUNG

Berufsmöglichkeiten: im klinischen Bereich, in Rehabilitationseinrichtungen


und Heime, bei verschiedenen Beratungsstellen, in Forschung und Lehre, in
der Markt- und Meinungsforschung, in der Unternehmensberatung, in der
Erwachsenenbildung, in der öffentlichen Verwaltung, bei
Interessenvertretungen, in Justizbehörden, in Verbänden und Organisationen

Ausbildung: Voraussetzung: Diplom- oder Masterabschluss


Berufsbegleitendes Curriculum: Zertifizierung zum/zur Klinischen
NeuropsychologIn
3
Themengebiete im Seminar
Unterschiedliche neurologische und psychische Störungsformen
Referate (2 Personen) Dauer der Referate: ca. 45-60 Minuten

Sprachstörungen/Aphasie Apraxie
Raumwahrnehmung/Neglect Visuelle Wahrnehmung/Agnosie
Aufmerksamkeitsstörungen/ADHS Lese/Rechtschreibstörungen
Exekutive Störungen/Frontalhirnsyndrom Neuropsychologie der Schizophrenie
Gedächtnisstörungen/Demenz Neuropsychologische Störungen bei
Depression/Bipolare Erkrankungen
Neuropsychologische Störungen bei Autismus Zahlenverarbeitung/ Rechnen/Dyskalkulie

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Inhalt
Beschreibung des Störungsbildes – welche neuropsychologischen Auffälligkeiten zeigen sich

Ätiologie: Ursache für die Störung,


Neuroanatomische, Neurochemische, Neurophysiologie Ursachen

Verlaufsformen

Diagnostische Verfahren
Indikation, Durchführung und Vorgehensweise von verschiedenen diagnostischen Verfahren

Indikation, Durchführung und Vorgehensweise von verschiedenen therapeutischen Verfahren

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Lernergebnis

Die Studierenden erwerben Wissen über die neuropsychologischen


Aspekte von verschiedenen psychiatrischen und neurologischen
Erkrankungen des Gehirn, sowie über die Grundlagen
neuropsychologischer Diagnose und Rehabilitationsmethoden.

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Prüfungsmodus

Beurteilung aufgrund von regelmäßigen mündlichen Beiträgen der


TeilnehmerInnen und einer schriftlichen Abschlussarbeit

7
Termine
• Fehlzeiten: 1 LV-Block

Fehlzeiten: 1 LV-Block

8
Bsp. für versch. Bücher in der UB

Karnath & Thier Georg Goldenberg Hartje & Poeck


9
Bsp. Für versch. Bücher in der UB

10
Bsp. Für Praxisbücher in der UB

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Einteilung der Referate
30.03. Sprachstörungen/Aphasie
30.03. Apraxie
27.04. Raumwahrnehmung/Neglect
27.04. Visuelle Wahrnehmung/Agnosie
11.05. Aufmerksamkeitsstörungen/ADHS
11.05. Lese/Rechtschreibstörungen
25.05. Exekutive Störungen/Frontalhirnsyndrom
25.05. Neuropsychologie der Schizophrenie
08.06. Gedächtnisstörungen/Demenz
08.06. Neuropsychologische Störungen bei Depression/Bipolare Erkrankungen
22.06. Neuropsychologische Störungen bei Autismus
22.06. Zahlenverarbeitung/ Rechnen/Dyskalkulie
12
Biopsychologie
Definition:
wissenschaftliche Studium der Biologie des Verhaltens
(Dewsbury 1991)

• Funktion des Gehirns: die Generierung kontrollierten Verhaltens:


• - Sensorischer Input
• - Kognition und Emotion
• - Motorischer Output

Das Gehirn hat also die Aufgabe, uns kontrolliert in Bewegung zu halten! 13
Biopsychologie
Disziplin der Neurowissenschaften

• Andere Bezeichnungen:
• Psychobiologie
• Verhaltensbiologie
• Verhaltensneurobiologie
• Verhaltensneuro
wissenschaften
• ....

14
Leonardo da Vinci 1452-1519

15
Rene Descartes 1596-1650
Dualismus

16
Phrenologie: Gall 1758-1828

17
Läsions-Studien: Phineas Cage

18
Lobotomie/Leukotomier
1935 Egas Moniz

19
Hirnstimulation

20
Bildgebende Verfahren
strukturelle – funktionelle Verfahren

21
Röntgenaufnahme

Röntgenaufnahme

Röntgenkontrastaufnahmen: Angiogramme
Vaskuläre Schäden, Tumore

22
Computertomographie CT

Keine sehr gute Auflösung

23
Magnetresonanztomographie MRT

Relativ hohe räumliche Auflösung

24
Positronen-Emissions-Tomographie
PET
misst Zusammenhänge zwischen Aktivitäts-
zustand des Nervengewebes und dem lokal
erhöhten Stoffwechsel von
Neurotransmittern, O2, oder Glukose.

Radioaktive Chemikalie (Tracer), z.B.


radioaktive Form von Glucose, wird in
Blutkreislauf injiziert
wird von aktiven Neuronen aufgenommen
und reichert sich in ihnen an
Detektoren messen den Grad der
Radioaktivität in unterschiedlichen Teilen
des Gehirns
Halbwertszeit ca. 2-20 Minuten
Methoden
25
Positronen-Emissions-Tomographie
PET
•Vorteile:
–lokal erhöhter Verbrauch
nahezu jeder Substanz kann
gemessen werden (Glucose, O2,
Neurotransmitter)
–kaum Geräuschentwicklung

•Nachteile
:–invasiv
–SEHR teuer
–mässige räumliche und
schlechte zeitliche Auflösung
–Halbwertszeit des verwendeten
Tracers
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Funktionelle MRT fMRI
Die fMRT liefert Information über
Hirnaktivität durch Messung des
lokalen Sauerstoffgehalts im Blut..

Hirnareale, die durch eine


bestimmte Aufgabe aktiviert sind,
verbrauchen mehr Sauerstoff →
erhöhter Blutfluss sauerstoffreichen
Bluts (Oxyhämoglobin) in das aktive
Gebiet.

BOLD Veränderung (blood


oxygenation level dependet:
Verhältnis Oxyhämoglobin zu
Deoxyhämoglobin

27
Funktionelle MRT fMRI
Vorteile:
–nicht invasiv
–sehr gute räumliche Auflösung
(< 1mm)
–strukturelle und funktionelle
Information

Nachteile:
–BOLD-Effektdauert einige
Sekunden →zeitliche Auflösung
etwas geringer
–sehr laut
–teuer und aufwendig
–sehr sensitiv gegenüber
Bewegungen
28
Elektroenzephalographie EEG
Die EEG zeichnet elektrische
Spannungsschwankungen(µV) auf,
die im Zuge neuronaler Aktivität
entstehen.

Die Spannungsschwankungen beruhen


auf postsynaptischen Potentialen.

„Spontan-EEG“: rhythmische
Hirnaktivitäten.

„Ereigniskorrelierte Potentiale“
(EKPs): Untersuchung kurzer
abgrenzbarer Reaktionen, z.B.
Gedächtnisprozesse im
Zusammenhang mit bestimmten
Reizpräsentationen.
29
Elektroenzephalographie EEG
Vorteile:
–sehr gute zeitliche Auflösung
–billig
–nicht invasiv

Nachteile:
–schlechte räumliche
Auflösung
–viele Durchgänge
erforderlich →ungeeignet für
bestimmte Experimente (z.B.
Szenarien)

30
Transkranielle Magnetstimulation
TMS
Kurzzeitige Applikation von
starkem Magnetfeld über
dem Cortex: elektromagnetische
Induktion

Störung (virtuelle Läsion) oder


Förderung neuronaler
Kommunikation:

Vorteil:
Kausal

Nachteil:
Inexakte Lokalisation

31
Vergleich der funktionellen
Methoden

32
Weitere psychophysiologische Methoden

Elektrodermale Antwort (EDA) Elektrokardiogramm (EKG)

Elektromyographie (EMG) Elektrookulogramm (EOG), Pupillometrie


33
Neuropsychologie:

Erforschung kognitiver Prozesse wie Wahrnehmung, Gedächtnis,


Emotionen, Sprache
Klinische Neuropsychologie: Auswirkungen von Gehirnschäden
Kognitive / Experimentelle Neuropsychologie 34
Neuroanatomie

Mikroskopische Anatomie Brodman-Areale

35
Neurochemie – Neuroendokrinologie - Neuropharmakologie

Botulinustoxin

Neurochemie: Neuroendokrinologie: Neuropharmakologie


Erforschung der Erforschung der Effekte von Pharmaka
chemischen Interaktion zwischen dem und Drogen auf die
Grundlagen Nervensystem und dem neuronale Aktivität
neuronaler Aktivität endokrinen System:
z.B. Oxytocin 36
Vergleichende Psychologie:

• Evolutionäre
Psychologie
• Verhaltensgenetik

37
Anatomie des ZNS 3 Hirnhäute (Meningen):
Dura mater
Arachnoidea
Pia mater

Gehirn In allen Hohlräumen im Gehirn


2 Hemisphären (Ventrikeln, Subarachnoidalraum
(liegt unterhalb der Arachnoidea))
findet sich Cerebrospinalflüssigkeit
(Liquor): wird vom Plexus choroideus
gebildet.

Rückenmark

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Allgemeiner Aufbau des Nervensystems

Zentral- Peripheres Nervensystem:


Nervensystem:
Gehirn Somatisches Nervensystem
Rückenmark Afferente Nerven
Sensorische
Nerven
Efferente Nerven
Motorische
Nerven

Vegetatives
(Autonomes)
Nervensystem

afferent efferent: Sympathikus


Parasympathikus
39
Allgemeine Aufbau des Nervensystems

• Das Nervensystem ist


weitestgehend symmetrisch zur
vertikalen Achse.
• Fast alle Elemente kommen paarig
vor.
• „Ipsilateral“ = auf derselben Seite
• „kontralateral“ = auf der
gegenüber liegenden Seite

40
5 Hauptabschnitte des menschlichen Gehirns
Jung

+ Limbisches System,

Entwicklungsgeschichtliche Reihe
+ Basalganglien
:(Thalamus, Hypothalamus)

Hirnstamm

(Cerebellum, Pons)

Alt
41
Telencephalon
Cerebraler Cortex:

Alle höheren
kognitiven
Leistungen:
Sprache
Denken etc.

2 Hemisphären über Corpus callosum verbunden


Hirnwindungen: Gyrus; Gyri
Vertiefungen: Sulcus, Sulci

Graue Substanz: Nervenzellkörper


Weisse Substanz: Axone (myelinisiert)

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Cerebraler Cortex
4 grosse Lappen:
Frontallappen, Parietallappen, Temporallappen, Occipitallappen

Sulcus lateralis

43
Frontaler Cortex
Prämotorisch: Motorisch:
Planung von Bewegung Ausgangsstation für Bewegungsbefehle

Präfrontal
Arbeitsgedächtnis
Kurzzeitgedächtnis
Handlungsplanung
Kontrolle
Broca Zentrum
Motivation
Generierung von Sprache
Emotion
Antrieb
Konzentration

44
Primärer motorischer Kortex
Prämotorischer
Cortex (BA6)

Primärer motorischer Kortex


Gyrus präcentralis: (BA 4, M1)

Ausgangsstation für Bewegungsbefehle


von der Hirnrinde

Somatotopische Gliederung:
Benachbarte Muskelgruppen werden
durch benachbarte Zellverbände auf der
kontralateralen Kortexhälfte repräsentiert

Der angrenzende Prämotorischer Cortex (BA6)


Planung von Bewegung
45
Lateralität des motorischen Systems
Läsionen führen zu Ausfällen
in kontralateralen Körperhälfte

Dystonie
Lähmungen einzelner Muskelgruppen
Hemiparese, Hemiplegie

46
Broca-aphasie

motorischer Aphasie:
•Verlangsamte, unflüssige Sprache, geringe
Sprachproduktion, Telegrammstil
•Phonematische Paraphrasien („Schruch“ statt „Spruch“)
•Wortfindungsstörungen
•Agrammatismus
•Sprachverständnis wenig beeinträchtigt

Link: https://www.youtube.com/watch?v=JWC-cVQmEmY&t=16s
47
Präfrontale Cortex:
Tertiärer Assoziationskortex: führt Informationen verschiedener Modalität
(Sehen, Riechen, Schmecken..) zusammen.

48
Nach einer Vorlage bei sites.sinauer.com
Bedeutung des Frontallappens
Frontallappen ist spezialisiert, emotionale Stimuli angemessen zum
Kontext zu verarbeiten.
1. Beispiel
• Bär im Wald: Angstreaktion
• Bär im Zoo: keine Angstreaktion
→ emotionale Reaktion wird nur unter bestimmten Bedingungen
gezeigt

49
Ventromedialer präfrontaler Kortex

berücksichtigt Emotionen bei der


Entscheidungsfindung
Motivationssteuerung; Einleitung von
Handlungen
Läsionen: mangelnde Aufmerksamkeit,
Apathie ('Pseudodepression'),
Antriebs- bis Muskelschwäche.
->Ventromedialer Kortex beeinflusst die
Aktivität der Amygdala.

50
Dorsolateraler Präfrontalkortex
• problemlösendes und planendes Denken
• verknüpft unterschiedliche Ideen und
Wahrnehmungen,
vergleicht die momentane Situation mit Erinnerungen
(filtert aus dem sensorischen Input Bekanntes heraus
und entwirft einen motorischen Handlungsplan)
• Arbeitsgedächtnis
• reguliert den Fluss motorischer Information;
oberen Regionen: zeitlich-sequentielle Aufgaben
unteren Regionen: auf räumliche Aufgaben spezialisiert.
51
Orbitofrontaler Kortex
• Emotions- und Persönlichkeitssteuerung: Erzeugung und
Kontrolle von Emotionen.
• Berücksichtigt soziales Umfeld: Belohnung/Bestrafung
• Zielgerichtete Aufmerksamkeit

Läsionen: erhöhte Emotionalität, weniger intensive


Gesichtsausdrücke, schlechteres Erkennen von
Gesichtsausdrücken anderer
unangemessenes Verhalten (soziale Regeln werden
Phineas Gage missachtet), Empathiemangel; schnelle und extreme
Stimmungsschwankungen
(Präfrontale Lobotomy: bei chronisch erregten psychiatrischen
PatientInnen) 52
Verlagerung von Frontalhirn- auf limbische
Kontrolle bei Stresseinwirkung

Nach Arnsten AF, Stress signalling pathways that impair prefrontal cortex structure and function.
53
Nature Rev Neurosci 2009; 10: 410-22
Parietaler Cortex

Anteriorer Parietaler Cortex:


Bewußte Wahrnehmung von
Sensorik (Berührung, Wärme
Kälte, Druck, Schmerz Posteriorer Parietaler Cortex:
Weiterverarbeitung sensibler Reize

54
Primärer somatosensorischer Kortex
Gyrus Postcentralis: BA 1,2,3

Wahrnehmung sensorischer
Informationen

somatotopische kontralaterale
Organisation:
d.h. sie entspricht in ihrer
Strukturierung einer nach der
funktionellen Bedeutung gewichteten
"Karte" der Körperobefläche
(sensorischer Penfield-homunculus)
55
Abbildungen:Hinghofer_Szalkay: http://physiologie.cc/XVI.2.htm
© H. Hinghofer-Szalkay

Posteriorer Parietalkortex
Obere Parietallappen:
Wo-Bahn (dorsale Bahn):
Bewegung, Objektlokalisation
Teil des posterioren
'Aufmerksamkeitssystems:
Reizauswahl, Aufmerksamkeits-
zuwendung

Untere Parietallappen:
Objekterkennung durch Integration von
visueller mit somatosensorischer Information
Gyrus angularis: Umsetzung Lesen zu Sprechen

Abbildungen:Hinghofer_Szalkay: http://physiologie.cc/XVI.2.htm 56
Läsionen des oberen Parietallappens
Neglect: Meist nach Schädigung der rechten (nicht sprachdominanten Seite)
Vernachlässigung sensorischer Information (visuelle, taktil, auditiv, motorisch), der
kontraläsionalen linken Seite

Störung der Verlagerung der


Aufmerksamkeit

Link: https://www.youtube.com/watch?v=ADchGO-0kGo
57
Ataxie: Störung in der visuellen Kontrolle von Bewegungen
Läsionen des unteren Parietallappens
auf der dominanten Seite: Apraxie
(Störungen der Ausführung zielgerichteter und koordinierter Bewegungen)
Imitieren und Ausführen von Gesten

Gebrauch von Werkzeug:

Link: https://www.youtube.com/watch?v=vTFdNk7JIoo
auf der nichtdominanten Seite: Aprosodie
(=Unfähigkeit, emotionale Komponenten des Ausdrucks (motorisch/sensorisch)
zu erkennen, benennen, oder sinnvoll auszuüben)
58
Temporaler Cortex

Heschlsche- Windung: Primäre Hörrinde

Wernicke Sprachzentrum
Akustische Information (Laute, Töne werden zu Wörtern, Melodien integriert
Verständnis der Sprache 59
Primäre Hörrinde

Primäre Hörrinde: Heschlsche- Windung : BA 41, 42: Liegt tief im Sulcus lateralis
Tonotopie: jede Schwingungsfrequenz hat einen spez. Repräsentationsort
60
Sekundäre Hörrinde

Sekundäre Hörrinde: Wernicke Sprachzentrum, BA 42, 22


Interpretierende und integrierende Verarbeitung der Information: akustische Info
(Laute, Töne) -> Wörter, Melodien
Asymmetrie der auditorischen Cortexareale 61
Wernicke Aphasie

Teilinfarkt der A. cerebri media

Sensorische Aphasie:
• Flüssige, überschießende Sprache
• Verschachtelung von Wörtern, Sätzen und Satzteilen
• Schwere Beeinträchtigung des Sprachverständnisses
Link: https://www.youtube.com/watch?v=3oef68YabD0 62
Das Sprachnetzwerk: Wernicke-Geschwind-Modell
5) Sprachproduktion: Informationen zum Larynx, Sprechapparates
Senso-motorische Areale kontrollieren Gesichtsbewegungen, Gesichtssensorik

3) Fasciculus arcuatus

4) Broca areal
Motorischer Plan

1) auditorischen Cortex 2) Wernicke-areal .


Analyse des Tons: Integration, Interpretation

63
Sprachlateralität: links

Split-brain:
Sensorische Information aus einer Körperhälfte gelangt in kontralaterale Gehirnhälfte.
Bei Split-Brain-Patienten können die Informationen aus der einen Hemisphäre
nicht in die andere übertragen werden.
Rechte Hemisphäre kann das Wort „Apfel“ nicht produzieren.
Link: https://www.youtube.com/watch?v=ZMLzP1VCANo 64
Inselrinde

vegetativen Zustand des Organismus: Geschmackssinn, Körperbewusstsein,


Emotionale Aspekte des Schmerz

65
Occipitaler Cortex

Peristriatum Region 18, 19: Sekundäre Sehrinde:


Weiterverarbeitung der visuellen Information: Farbe, Form, Bewegung

Striatum Region 17: Primäre Sehrinde:


Verarbeitung optischer Information: Helligkeit, Kontrast

66
visueller Kortex
Dorsale Bahne: Wo Pfad:
Verarbeitung von Bewegungen, Orten, Objektlokalisation

Primärer visueller Kortex:


Area striata: BA 17
unmittelbare Verarbeitung visueller
Information:

Läsion: Rindenblindheit

Sekundäre Sehrinde:
Prästriärer Kortex: BA 18, 19
Stereoskopisches Sehen (Info aus
beiden Augen zusammengefügt)

Läsion: visuelle Agnosie


Ventrale Bahn: Was Pfad:
Verarbeitung von Größe, Form; Farbe, Objekterkennung
67
Apperzeptive Agnosie

Schaden:
lateraler
Okzipitallappen
intakt:
grundlegende Funktionen (Kontraste,
Farben)

Defizite:
Verfolgen von Konturen
Integration von Einzelheiten zu
Gesamtbild
Extraktion der globalen Struktur
Erkennen von Objekten 68
Assoziative Agnosie

Model
Schaden:
inferiorer
Temporallappen
Copy

intakt:
grundlegende Funktionen
Gesamtbild, globale Struktur Model

Defizite:
Erkennen von Objekten Copy
visuelle Vorstellung von Objekten 69
Prosopagnosie

Schaden:
inferiorer sekundärer Cortex
im Okzipitallappen +
angrenzende Regionen des
Temporallappens

intakt:
Wahrnehmung und Erkennen
von Objekten

Defizit:
Wiedererkennen von Gesichtern

Link: https://www.youtube.com/watch?v=VKa-PuJCrO4 70
Telencephalon
• Cerebraler Cortex

Subcorticale Kerngebiete (Ansammlung von Nervenzellkörper)


Limbisches System Basalganglien

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Subcorticale Kerngebiete
Limbisches System
• Reguliert Kampf.-, Flucht.-, Ernährungs.- Sexualverhalten

• Hippocampus
• Amygdala
• Fornix
• Cingulärer Cortex
• Septum
• Mammillarkörper

• Limbischer Ring

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Hippocampus
• Gedächtnisorganisator für bewusst werdende Inhalte
• Das Organisationsprinzip ist der Raum und die Zeit (
– wie in einem geordneten Bücherschrank).
• Die Gedächtnisinhalte sind an vielen anderen Stellen
im Gehirn verteilt niedergelegt. Der Hippokampus
sorgt dafür, dass sie an den richtigen Stellen
eingespeichert werden und wieder abgerufen werden.
• Aggression, Motivation, Bewusstsein
Leicht erregbares Nervengewebe → Epilepsie

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Im linken Hippocampus sind verbale Gedächtnisinhalte gespeichert
im rechten Hippokampus des Menschen sind räumliche Gedächtnisinhalte gespeichert

Die Aktivierung des rechten


Hippokampus korreliert mit der
Genauigkeit der Orientierung

Londoner Taxifahrer haben


einen größeren hinteren
Hippokampus

Je länger ein Londoner Taxifahrer bereits


Erfahrung als Taxifahrer hatte
um so größer war sein rechter hinterer
Hippokampus

Maguire EA, Gadian DG, Johnsrude IS, Good CD, Ashburner J, Frackowiak RS, Frith CD. Proc Natl Acad Sci U S A. 2000 Apr 11;97(8):4398-403.

74
Gedächtnisverlust nach bilateraler Entfernung des Hippocampus: Pat. H.M.
• Bilaterale Entfernung von Strukturen im
medialen Temporallappen (wegen Epilepsie)
• Hippocampus und Amygdala beidseitig
betroffen

• Retrograde Amnesie (ca. 10 Jahre)


• Massive anterograde Amnesie
– Normales Kurzzeitgedächtnis
– Keine Aufnahme von neuen Inhalten in das
Langzeitgedächtnis
• Normale Intelligenz

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Prozedurales Gedächtnis

Link: https://www.youtube.com/watch?v=Vwigmktix2Y 76
Amygdala

Emotionen: v.a. Angst, Furcht, Aggression


Emotionales Konditionieren;

emotionale Lernprozesse v.a. Angst-verbunden, Vermeidungsverhalten


Steuerung des gesellschaftlich angebrachten Verhaltens
Aufmerksamkeit, Entscheidungsfindung (emotional – aus dem Bauch heraus)

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Amygdala

Direkter Pfad:
Thalamus ->
Amygdala
(rasche Reaktion
Fight or flight):
Wenig Details

Indirekter Pfad:
Thalamus ->
Visueller Cortex ->
Amygdala ->
PFC
ACC

78
Klüver-Bucy Syndrom:
Entfernung des anterioren Temporallappen

- Es wird gegessen, was essbar ist


-Die sexuelle Aktivität ist erhöht
und richtet sich oft auf
unpassende Tiergattung

-Bekannte Objekte werden oft


wiederholt untersucht

-Es gibt eine starke Reduktion


der Empfindung von Furcht:
Annäherung auch an
furcht-induzierende Reize
(Schlangen etc.)
79
Gyrus cinguli
Gyrus cinguli anterior:
Steuerung der Aufmerksamkeit
Erkennen von Fehlern und
Konflikten
bewertet das Ausmaß von Fehlern
leitet entsprechende Handlungen ein.

Gyrus cinguli posterior:


Steuerung der allgemeinen
Aufmerksamkeit
Schmerz
Langzeitgedächtnis

Vegetative Funktionen: Atmung, Verdauung, Kreislauf


Emotionen (Aggression, Depression)
Motorik, Sensorik 80
Subcorticale Kerngebiete
Basalganglien

• Nucleus caudatus
• Putamen Corpus striatum
• Globus pallidus
• Substantia nigra,
• Ncl. Subthalamicus,
• Ncl. Accumbens
- der Feinsteuerung der Motorik,
- der Feinabstimmung der Kortexaktivierung bei selektiven Aufmerksamkeitsprozessen
- Auswahl von Gedächtnisinhalten. 81
Ncl. Caudatus
• Chorea Huntington: autosomal dominante Erbkrankheit: Degeneration von Ncl.
Caudatus und Putamen: Symptome: Hyperkinesien, psychische Störungen, Demenz

• Tardive Dyskinesien: irreversible Langzeitfolge von typischen Neuroleptika: Symptome:


unwillkürliche, unkontrollierbare Bewegungen (Gesicht, Zunge)

• Tourette-syndrom: Tics, Koprolalie, Zwänge, Echopraxie


Link: https://www.youtube.com/watch?v=FYkykmSZ2OA 82

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