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Mikroökonomie

7 Oligopol
Prof. Dr. Andreas Landmann
Neue analytische Dimension:
strategische Interdependenzen

Analytisches Instrumentarium: Spieltheorie

Varianten
 Mengenwettbewerb / Preiswettbewerb
 homogenes / heterogenes Oligopol
 statischer Wettbewerb / dynamischer Wettbewerb
 dynamischer Wettbewerb: endliche oder unendliche
Anzahl von „Spielen“

Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 2


Einfachster Fall: Duopol (zwei Firmen)

Anwendungen
 Sollte die Commerzbank eine Werbekampagne starten?
Wie wird die Deutsche Bank darauf reagieren?
 Sollte Airbus den Preis seiner Flugzeuge senken? Wie
würde Boeing darauf antworten?
 Sollte Russland die Produktion von Erdöl erhöhen? Wie
wird Saudi-Arabien reagieren?

Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 3


1. Statischer Mengenwettbewerb im
homogenen Oligopol
a) Nicht-kooperatives Verhalten beider Firmen
Cournot Modell (A. Cournot, 1838)
Annahmen:
 Duopol: zwei Anbieter mit den Angebotsmengen Q1 und Q2;
 Gesamtangebot: Q = Q1 + Q2
 Mengenentscheidung des Konkurrenten wird als gegeben
angenommen
 Preis-Absatz Funktion: P = 100 – Q = 100 – (Q1 + Q2)
 Kostenfunktionen: C1 = 40 Q1 Firma 1
C2 = 40 Q2 Firma 2
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 4
 Keine Firma hat einen Kostenvorteil
 Die Kostenfunktionen wurden so aus Vereinfachungs-
gründen (keine Fixkosten, konstante Grenz- und
Durchschnittskosten von 40) gewählt
 Preis-Absatz Funktion sowie Grenz- und Durchschnittskosten

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Strategische Interdependenzen
 Gewinn einer Firma hängt von den
Produktionsentscheidungen der anderen Firma ab

 Gewinn Firma 1:
π1 = [100 – (Q1 + Q2)] Q1 – 40Q1 = 60Q1 –Q1² - Q1Q2
 Gewinne Firma 2:
π2 = [100 – (Q1 + Q2)] Q2 – 40Q2 = 60Q2 –Q2² - Q1Q2

Bsp.: Q1 = 10, Q2 = 20
π1 = 600 – 100 – 200 = 300
π2 = 1200 – 400 – 200 = 600

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Gewinne von Firma 1
Q1 \ Q2 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60
0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
5 275 250 225 200 175 150 125 100 75 50 25 0
10 500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0
15 675 600 525 450 375 300 225 150 75 0
20 800 700 600 500 400 300 200 100 0
25 875 750 625 500 375 250 125 0
30 900 750 600 450 300 150 0
35 875 700 525 350 175 0
40 800 600 400 200 0
45 675 450 225 0
50 500 250 0
55 275 0
60 0

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Gewinne von Firma 2
Q1 \ Q2 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60
0 0 275 500 675 800 875 900 875 800 675 500 275 0
5 0 250 450 600 700 750 750 700 600 450 250 0
10 0 225 400 525 600 625 600 525 400 225 0
15 0 200 350 450 500 500 450 350 200 0
20 0 175 300 375 400 375 300 175 0
25 0 150 250 300 300 250 150 0
30 0 125 200 225 200 125 0
35 0 100 150 150 100 0
40 0 75 100 75 0
45 0 50 50 0
50 0 25 0
55 0 0
60 0 menti.com: 1971 4253
 Umfrage Produktionsmenge
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 Optimale Produktionsstrategie in Abhängigkeit von den
Erwartungen über die Produktion der anderen Firma:

• Gewinn für Firma 1: 𝜋1 = 60Q1 –Q1² - Q1Q2e


𝜕𝜋1
• Gewinnmaximum: = 60 – 2Q1 – Q2e = 0
𝜕𝑄1
• Reaktionsfunktion: Q1 = 30 – 0,5Q2e  Q2e = 60 – 2Q1

 Interpretation: Wenn erwartet wird, dass Firma 2 zehn


Einheiten produziert, ist es für Firma 1 gewinnoptimal, 25
Einheiten zu produzieren:
Q1 = 30 – 0,5 ∙ 10 = 25
• Gewinn für Firma 2: 𝜋2 = (100 – Q1e – Q2 )Q2 – 40Q2
𝜕𝜋2
• Gewinnmaximum: = 60 – Q1e – 2Q2 = 0
𝜕𝑄2
• Reaktionsfunktion: Q2 = 30 – 0,5Q1e
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 9
Cournot-Nash-Gleichgewicht:
Im Gleichgewicht müssen die Erwartungen konsistent sein, d.h. die
erwartete Produktionsmenge entspricht der tatsächlich hergestellten
Menge: Q1=Q1e , Q2=Q2e.
Das Gleichgewicht ergibt sich dann als Schnittpunkt der
Reaktionsfunktionen.

 Optimale Menge für Firma 2: Q2 = 30 – 0,5Q1


= 30 – 0,5(30 – 0,5Q2)
= 15 + 0,25Q2
d.h. Q2 = 20 (Cournot-Lösung)
 Daraus folgt für Firma 1: Q1 = 30 – 0,5Q2 = 20
 Marktpreis: P = 100 – (Q1 + Q2)
= 100 – 40 = 60
 Wohlfahrtsverlust: P = 60 > Grenzkosten = 40
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Gewinne im Gleichgewicht:
 Gewinn für Firma 1: π1 = PQ1 – 40Q1
= 60 ∙ 20 – 40 ∙ 20
= 400

 Gewinn für Firma 2: π2 = PQ2 – 40Q2


= 60 ∙ 20 – 40 ∙ 20
= 400

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b) Gewinnmaximierung mit Kollusion
(wie bei Monopol)
 Gemeinsame Gewinnfunktion: π = (100 – Q)Q – 40Q
𝜕𝜋
 Bedingung für Gewinnmaximum: = 100 – 2Q – 40
𝜕𝑄
=0
 Gewinnoptimale Menge: Q* = 30
 Marktpreis P = 100 – Q = 70
 Der Nettowohlfahrtsverlust ist bei Kollusion noch höher als im
Cournot-Oligopol, weil der Preis mit P = 70 noch höher ist
 Gemeinsamer Gewinn: π = 70∙30 – 40∙30
= 900
 Aufteilung der Gesamtmenge: Q1 = Q2 = 15
 Aufteilung des Gewinns: π1 = π2 = 450
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Reaktionsfunktionen und Kollusionskurve

60

30

20
15

15 20 30 60
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c) Instabilität des Kartells: Eine Firma ist
nicht-kooperativ
 Firma 2 hält sich an die Absprache, 15 Einheiten zu
produzieren
 Firma 1 weicht von der Vereinbarung ab

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 Reaktionsfunktion von Firma 1: Q1 = 30 – 0,5Q2
 Optimale Reaktion auf Q2 = 15: Q1 = 30 – 0,5 ∙ 15 = 22,5
 Gesamtangebot Q = Q1 + Q2 = 22,5 + 15 =37,5
 Marktpreis P = 100 – (15 + 22,5) = 62,5
 Gewinn für Firma 1: π1 = PQ1 – 40Q1
= 62,5 ∙ 22,5 – 40 ∙ 22,5
= 506,25
 Gewinn für Firma 2: π2 = PQ2 – 40Q2
= 62,5 ∙ 15 – 40 ∙ 15
= 337,5

 Gegenüber der Kollusion hat die Firma 1 den Gewinn von 450
auf 506,25 erhöht
 Der Gewinn von Firma 2 ist von 450 auf 337,5 gefallen, weil
der Preis von 70 auf 62,5 zurückgegangen ist
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menti.com: 4513 2137
d) Zusammenfassung  Umfrage Strategie
 Outputentscheidungen (gerundet)
Unternehmen 2
Q1 / Q2 kooperativ nicht-kooperativ
Unternehmen 1
kooperativ 15 / 15 15 / 20
nicht-kooperativ 20 / 15 20 / 20
 Gewinne (siehe Tabellen Folien 7/8)
Unternehmen 2

Unternehmen 1 1 / 2 kooperativ nicht-kooperativ


kooperativ 450 / 450 375 / 500
nicht-kooperativ 500 / 375 400 / 400

Dominante Strategie für Unternehmen 1


 Strategie des Unternehmens 1, die für jede Strategiealternative
von Unternehmen 2 jeweils das optimale Ergebnis für Unter-
nehmen 1 ergibt (entsprechende Definition für Unternehmen 2)
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Nash-Gleichgewicht
 Kein Spieler kann durch Wechsel der Strategie seinen
Nutzen erhöhen, wenn die anderen Spieler bei ihren
Strategien bleiben
menti.com: 8638 794
Gefangenendilemma  Umfrage Nash-GG

Clyde

schweigen gestehen
Bonnie
1 Jahr Gefängnis 20 Jahre für Bonnie,
schweigen
für jeden Freiheit für Clyde

Freiheit für Bonnie,


gestehen 8 Jahre für jeden
20 Jahre für Clyde

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Wiederholte Spiele
 Cournot-Nash-Gleichgewicht bei endlicher Anzahl von
Spielen (Rückwärtsinduktion): Kartell ist instabil!
 Kooperationslösung ist möglich, wenn Abbruch des Spiels
unbekannt oder unendlich oft gespielt wird
 Spiel wird mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit in
der nächsten Periode wiederholt (Diskontfaktor)

Robert Axelrod
 Tit-for-tat (wie du mir, so ich dir) war beste Strategie im
Softwareturnier
 D.h.: Solange die andere Firma kooperativ ist, spiele die
Kollusionsstrategie. Bei Abweichung eines Spielers in einer
Periode kommt es in Zukunft zur Cournot-Lösung.
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2. Dynamischer Mengenwettbewerb im
homogenen Oligopol
Stackelberg Modell (H. v. Stackelberg, 1951)
Annahmen:
 Firma 1 legt zuerst die Menge Q1 fest (Stackelberg Führer)
 Nachdem Q1 feststeht, legt Firma 2 die Menge Q2 fest
 Marktnachfragefunktion: P = 100 – Q = 100 – (Q1 + Q2)
 Kostenfunktion: C1 = 40Q1
C2 = 40Q2
 Da Firma 1 die Reaktionsfunktion von Firma 2 kennt, legt Firma
1 ihre Produktionsmenge so fest, dass sie unter Ausnutzung
der antizipierten Produktionsentscheidung von Firma 2 ihren
eigenen Gewinn maximiert
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Lösungsidee
 Rückwärtsinduktion: Beginne bei Firma 2!
 Aus Sicht des Anpassers ist die Menge des Stackelberg-
Führers gegeben. Sie kann hier beobachtet werden.
 Firma 2 maximiert also ihren Gewinn in Abhängigkeit von
der Menge Q1.
 Hieraus ergibt sich die Reaktionsfunktion von Firma 2
(die dieses Mal von der tatsächlichen, nicht der
erwarteten Menge von Firma 1 abhängt).
 Erste Stufe: Firma 1 antizipiert die Entscheidung von
Firma 2.
 Der Stackelberg-Führer maximiert also seinen Gewinn, in
den die Reaktionsfunktion von Firma 2 eingesetzt wird.
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 Reaktionsfunktion von Firma 2:
Q2 = Q2(Q1) = 30 – 0,5Q1
Anmerkung: Reaktionsfunktion hat die gleiche funktionale Form wie
im Cournot-Fall.

 Gewinnfunktion von Firma 1:


π1 = (100 – Q1 – Q2(Q1))Q1 – 40Q1
= (100 – Q1 – 30 + 0,5Q1)Q1 – 40Q1
= 30Q1 – 0,5Q1²
𝜕π1
 Gewinnmaximum: = 30 – Q1 = 0
𝜕𝑄1
 Optimale Produktionsmenge: Q1* = 30
 Produktionsmenge für Firma 2: Q2* = 30 – 0,5Q1 = 15

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Stackelberg-Gleichgewicht
 Gesamtangebot Q = Q1 + Q2 = 30 +15
 Marktpreis P = 100 –(30 + 15) = 55
 Gewinn für Firma 1 π1 = (55–40)∙30 = 450
 Gewinn für Firma 2 π2 = (55–40)∙15 = 225

Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 23


 Graphische Bestimmung des Stackelberg Gleichgewichts

Isogewinnlinien des Stackelberg-Führers:


ഥ 𝟏 = 60Q1 –Q1² - Q1Q2 ⟹ Q2 =….
Folie 9: 𝝅
Wählt den Punkt auf R2 mit dem höchsten
Gewinn π1  niedrigste Isogewinnlinie

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 Firma 1 wählt entlang der Reaktionskurve von Firma 2 (R2)
denjenigen Punkt aus, der den höchsten Gewinn π1 impliziert
 Im Mengendiagramm (Q1-Q2) sind Iso-Gewinnlinien der Firma1
eingetragen: π1 = 60Q1 –Q1² - Q1Q2
bzw. Q2 = 60 –Q1 - π1/Q1
 Firma 1 wählt diejenige Iso-Gewinnkurve aus, die die
Reaktionskurve von Firma 2 berührt/schneidet und gleichzeitig den
höchsten Gewinn für Firma 1 impliziert
 Das ist für die rote Kurve (Iso-Gewinnlinie π1 = 450) der Fall, die R2
berührt
 Ergebnis:
• Es gibt einen Vorteil des ersten Zuges
• Firma 1 kann dadurch, dass sie als erste Firma ihre Menge festlegt,
den Gewinn auf 450 steigern (Gewinn wie bei Kollusion)
• Die nachfolgende Firma schneidet dagegen schlechter ab, Gewinn
fällt auf 225
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3. Statischer Preiswettbewerb im
homogenen Oligopol
menti.com: 4639 9544
Bertrand Modell (J. Bertrand, 1883)
 Umfrage Wettbewerb
Annahmen:
 Aktionsparameter ist der Preis und nicht die Menge)
 Preis-Absatz-Funktion: P = 100 – Q
 Kostenfunktion: C1 = 10Q1
C2 = 10Q2
 Nachfragefunktion für die Firma 1 (mit umgekehrten
Ungleichungen auch für Firma 2):
100 – P1 wenn P1 < P2
100 −𝑃1
Q1 = 2
wenn P1 = P2
0 wenn P1 > P2
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Statischer Preiswettbewerb im homogenen
Oligopol: Bertrand Modell
Q = 100 – P
Q1 + Q2 = Q
𝐶 𝐶
c1 = 𝑄1 = 10; c2 = 𝑄2 = 10
1 2
πi = PiQi – ciQi = (Pi – 10)Qi
 Beispiel 1: P1 = 25 P2 = 20  Q = Q2 = 80 Q1 = 0
𝜋1 = 0 𝜋2 = 10 ∙ 80 = 800
 Beispiel 2: P1 = 50 P2 = 50  Q = 50 Q1 = Q2 = 25
𝜋1 = 𝜋2 = 40 ∙ 25 = 1.000
 Beispiel 3: P1 = 80 P2 = 90  Q = Q1 = 20 Q2 = 0
𝜋1 = 70 ∙ 20 = 1.400 𝜋2 = 0
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p2
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100
0 -500 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000 -1000
5 -1000 -238 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475 -475
10 -1000 -475 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0
15 -1000 -475 0 213 425 425 425 425 425 425 425 425 425 425 425 425 425 425 425 425 425
20 -1000 -475 0 425 400 800 800 800 800 800 800 800 800 800 800 800 800 800 800 800 800
25 -1000 -475 0 425 800 563 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125 1125
30 -1000 -475 0 425 800 1125 700 1400 1400 1400 1400 1400 1400 1400 1400 1400 1400 1400 1400 1400 1400
35 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 813 1625 1625 1625 1625 1625 1625 1625 1625 1625 1625 1625 1625 1625
40 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 900 1800 1800 1800 1800 1800 1800 1800 1800 1800 1800 1800 1800
45 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 963 1925 1925 1925 1925 1925 1925 1925 1925 1925 1925 1925

p1 50 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 1000 2000 2000 2000 2000 2000 2000 2000 2000 2000 2000
55 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 1013 2025 2025 2025 2025 2025 2025 2025 2025 2025
60 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 1000 2000 2000 2000 2000 2000 2000 2000 2000
65 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 2000 963 1925 1925 1925 1925 1925 1925 1925
70 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 2000 1925 900 1800 1800 1800 1800 1800 1800
75 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 2000 1925 1800 813 1625 1625 1625 1625 1625
80 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 2000 1925 1800 1625 700 1400 1400 1400 1400
85 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 2000 1925 1800 1625 1400 563 1125 1125 1125
90 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 2000 1925 1800 1625 1400 1125 400 800 800
95 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 2000 1925 1800 1625 1400 1125 800 213 425
100 -1000 -475 0 425 800 1125 1400 1625 1800 1925 2000 2025 2000 1925 1800 1625 1400 1125 800 425 0

Grüne Zahlen: Gewinn/Verlust Firma 1; blaue Zahlen: Gewinn/Verlust Firma 2; gerundet.


Unterhalb der Hauptdiagonale sind die Gewinne von Firma 1 gleich null, weil P1 > P2 gilt.
Oberhalb der Hauptdiagonale sind die Gewinne von Firma 2 gleich null, weil P1 < P2 gilt.
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 28
Das Bertrand Modell: Gleichgewicht

Konvergenz zum Ergebnis des vollkommenen Wettbewerbs


Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 29
4. Statischer Preiswettbewerb im
heterogenen Oligopol
Launhardt–Hotelling Modell (W.Launhart, 1882, H.Hotelling, 1929)
 Zwei Firmen produzieren Güter Q1 und Q2, die keine perfekten
Substitute sind
 Nachfragefunktion für Gut Q1 : Q1 = 100 – 2P1 + P2
 Nachfragefunktion für Gut Q2 : Q2 = 100 – 2P2 + P1
 Der „Eigenpreis-Effekt“ ist doppelt so stark wie der
Kreuzpreiseffekt
 Substitutionalität der Güter erkennt man an den positiven
Kreuzpreiseffekten: Ein Anstieg von P2 erhöht die Nachfrage
nach Gut 1 und umgekehrt
 Kostenfunktionen: C1 = 10Q1
C2 = 10Q2
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 30
 Gewinnfunktionen: 𝜋1 = (100 −2P1 + P2 )(P1 − 10)
= -2P1² + 120 P1 + P1P2 – 10P2 – 1000
𝜋2 = (100 – 2P2 + P1)(P2 -10)
= -2P2² + 120P2 + P1P2 – 10P1 – 1000
𝜕𝜋1
 Gewinnoptimierung: = 120 – 4P1 + P2 = 0
𝜕𝑃1
𝜕𝜋2
= 120 – 4P2 + P1 = 0
𝜕𝑃2

𝑃
 Reaktionsfunktionen: P1 = 30 + 42
𝑃1
P2 = 30 + 4

 Gleichgewicht: P1 = P2 = 40

 Firma 1: Q1 = 100 – 2∙40 + 40 = 60 π1 = Q1 (P1–10) = 60∙30 = 1800


 Firma 2: Q2 = 100 – 2∙40 + 40 = 60 π2 = Q2 (P2–10) = 60∙30 = 1800
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 31
Reaktionsfunktionen im heterogenen
Preiswettbewerb

 Die Reaktionsfunktionen haben positive Steigungen, d.h. die


Firmen verhalten sich gleichgerichtet
 Wenn eine Firma ihren Preis erhöht, wird das auch die andere
Firma machen
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 32
Kollusion und Kartellrecht
GWB §1 (Kartellverbot)
 Vereinbarungen zwischen Unternehmen, Beschlüsse von
Unternehmensvereinigungen und aufeinander abgestimmte
Verhaltensweisen, die eine Verhinderung, Einschränkung oder
Verfälschung des Wettbewerbs bezwecken oder bewirken, sind
verboten
Kartellabsprachen der Zementindustrie
 Nov. 1994: EU Kommission verhängt Bußgeld von 248 Mio. ECU
gegen den europäischen Verband der Zementindustrie
(CEMBUREAU)
 8 nationale Vereinigungen von Zementherstellern (darunter
Bundesverband der Deutschen Zementindustrie) und 33
europäischen Zementhersteller (aus 15 Ländern) wegen Markt-
aufteilung, grenzüberschreitenden Absprachen und Exportab-
sprachen
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 33
 Cembureau Agreement: Abschottung der nationalen
Märkte (Principle of not transshipping to international
European markets) und Preisinformationsaustausch

Geldbußen (Mio. ECU): Alsen-Breitenburg 3,8


Dyckerhoff 13,3
Heidelberger Zement 15,7
Nordcement 1,9
Societe des Ciments Françai 24,7
Lafarge Coppee 22,9
Italcementi 32,5
Blue Circle 15,8

Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 34


 April 2003: Bundeskartellamt verhängte Geldbußen von
insgesamt 661 Mio. Euro gegen die 6 größten deutschen
Zementhersteller wegen Quoten- und Gebietsabsprachen
(2009 reduzierte OLG Düsseldorf die Geldbußen)

Geldbußen (Mio. €): HeidelbergCement 252


Schwenk Zement 142
Dyckerhoff 95
Lafarge Zement 86
Alsen 74
Readymix 12

Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 35


Bonusregelung (seit März 2006)
 Erlass einer Geldbuße, wenn der Kartellbeteiligte:
1. das Kartell vor einer Durchsuchung anzeigt und
2. dem Bundeskartellamt Informationen bereitstellt, um einen
Durchsuchungsbeschluss zu erwirken und
3. nicht Anführer des Kartells war oder andere zur Teilnahme am
Kartell gezwungen hat und
4. ununterbrochen und uneingeschränkt mit dem Bundeskartellamt
zusammenarbeitet.
 Geldbuße um bis zu 50% niedriger, wenn der Kartellbeteiligte dem
Bundeskartellamt Informationen bereitstellt, die wesentlich dazu
beitragen, die Tat nachzuweisen und Bedingung (4) erfüllt
 Readymix hatte als erstes Unternehmen (aber nicht bevor
Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde) Angaben zur Aufdeckung
des Kartells gemacht, uneingeschränkt Informationen bereit-
gestellt und keine entscheidende Rolle im Kartell gespielt
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 36
 Geschätzter Mehrerlös aus Kartellabsprachen: 10 € /t
 Preisrückgang nach Auflösung des Kartells: ca. 20 € /t

Preisindex für Zement

Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 37


Marktstruktur der Zementindustrie
(nach Monopolkommission, Hauptgutachten 2010/11, Anlage A,
Tab. A-2)

 Anzahl der Unternehmen: 33


 Herfindahl-Index: 1.122,9
 Konzentrationsraten: K3 48,6
K6 76,4
K10 87,7

 Oktober 2003: HeidelbergCement versucht, Readymix


aufzukaufen

Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 38


Charakteristika der Zementindustrie
 Die Zementindustrie ist standortgebunden, d.h. sie ist auf
Rohstofflagerstätten in unmittelbarer Nähe der Werke
angewiesen und setzt ihre Produkte aufgrund der hohen
Transportkosten vor allem in regionalen Märkten ab
 regionale Teilmärkte
 Weitgehend homogenes Produkt
 Relativ geringer technischer Fortschritt
 Versunkene Kosten
Fluch des Bertrand Wettbewerbs

Lektüre in Pindyck & Rubinfeld:


Kapitel 12 ohne die Abschnitte 12.1, 12.5 und 12.6;
Kapitel 13 ohne die Abschnitte 13.1, 13.5-13.9
Mikroökonomie Wintersemester 2022/23 Oligopol 39

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