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*EP003744774A1*
(11) EP 3 744 774 A1
(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag: (51) Int Cl.:


02.12.2020 Patentblatt 2020/49 C08J 11/26 (2006.01)

(21) Anmeldenummer: 19176869.6

(22) Anmeldetag: 28.05.2019

(84) Benannte Vertragsstaaten: • DUDZIK, Horst


AL AT BE BG CH CY CZ DE DK EE ES FI FR GB 45326 Essen (DE)
GR HR HU IE IS IT LI LT LU LV MC MK MT NL NO • SCHAEFER, Dietmar
PL PT RO RS SE SI SK SM TR 45529 Hattingen (DE)
Benannte Erstreckungsstaaten:
BA ME (74) Vertreter: Evonik Patent Association
Benannte Validierungsstaaten: c/o Evonik Industries AG
KH MA MD TN IP Management
Bau 1042A/PB 15
(71) Anmelder: Evonik Operations GmbH Paul-Baumann-Straße 1
45128 Essen (DE) 45772 Marl (DE)

(72) Erfinder:
• KNOTT, Wilfried
45355 Essen (DE)

(54) VERFAHREN ZUM RECYCLING VON SILIKONEN

(57) Verfahren für das Recycling von Silikonen ins- konöle einer Wärmebehandlung in Aufschlusssystemen,
besondere von Silikonkautschuk und/ oder Silikonölen umfassend Essigsäureanhydrid und/oder Acetoxysilo-
durch deren chemische Transformation in Acetoxygrup- xan, sowie zumindest eine Brönstedtsäure, unter Zusatz
pen aufweisende Silane und/ oder Siloxane werden be- von Essigsäure unterzieht.
schrieben, wobei man Silikonkautschuk und/ oder Sili-
EP 3 744 774 A1

Printed by Jouve, 75001 PARIS (FR)


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Beschreibung Klasse IIb verwendet) und erfüllen dort kritische Funkti-


onen in Geräten wie Herzkathetern, Herzschrittmachern,
[0001] Die Erfindung liegt auf dem Gebiet der Silikone, Beatmungsgeräten, Neurostimulatoren oder Defibrillato-
insbesondere betrifft sie ein Verfahren zum Recycling ren. Silikonkautschuk, der für Langzeitimplantate einge-
von Silikonen, bevorzugt von Silikonkautschuk und von 5 setzt werden soll, wird weltweit nur von sehr wenigen
Silikonölen durch deren chemische Transformation in Produzenten angeboten (z. B. von NuSil Technology).
Acetoxygruppen aufweisende Silane und/oder Siloxane Die Herstellung der Mischungen erfolgt dabei unter stren-
und ein Verfahren zu deren Umwandlung in Alkoxygrup- gen Auflagen der U.S. Food and Drug Administration
pen tragende Silane und/oder Siloxane sowie ein Ver- (FDA). Auch bei der Verarbeitung muss auf besondere
fahren zur Umwandlung der Acetoxygruppen aufweisen- 10 Reinheit geachtet werden und eine Komponentenpro-
den Silane und/oder Siloxane in Hydroxygruppen tragen- duktion im Reinraum stattfinden.
de Silane und/oder Siloxane. [0006] Ein wichtiger Vorteil von Silikon ist dabei, dass
[0002] Silikonteile erfüllen aufgrund ihrer speziellen er biokompatibel ist und somit eine gute Verträglichkeit
Materialcharakteristik besondere Anforderungen in me- für den Menschen aufweist. Die Biokompatibilität einer
dizinischer, pharmazeutischer und lebensmitteltechni- 15 Silikonmischung wird häufig durch USP Class VI-Einstu-
scher Hinsicht. Sie sind bei entsprechender Verarbeitung fungen nachgewiesen (USP steht für United States Phar-
physiologisch völlig inert. So findet man Produkte aus macopeia) oder durch Tests gemäß der strengeren (DIN
Silikon in Lebensmittelanwendungen, in der Medizin und EN) ISO 10993 Richtlinie. Die (DIN EN) ISO 10993 dient
in pharmazeutischen Bereichen. Babysauger und dabei vor allen Dingen dem Testen von Medizinproduk-
Schnuller werden ebenso aus Silikon hergestellt wie Tau- 20 ten, die für lange Zeit oder permanent im menschlichen
cherbrillen. In technischen Industrieanwendungen Körper implantiert werden. Für kürzere Anwendungen ist
taucht Silikon vielfach als Werkstoff für Dichtungen auf die Einstufung nach USP Class VI oder ggf. eine niedri-
oder in dynamischen Anwendungen für Membranen. Im gere Einstufung ausreichend.
Automobilbereich wird es für Schläuche, Ummantelun- [0007] Darüber hinaus bietet Silikon aufgrund seiner
gen oder als Kabelisolierung eingesetzt. 25 Eigenschaft, in einem weiten Temperaturbereich von et-
[0003] Bezüglich seiner mechanischen Eigenschaften wa - 80 °C bis ca. 250 °C eingesetzt werden zu können,
hat Silikon gegenüber anderen Kautschuktypen einen die Möglichkeit zur Dampfsterilisation (Erhitzen im Auto-
entscheidenden Vorteil: Sie bleiben bei Silikon über ei- klaven). Produkte aus Silikon können so von lebenden
nen sehr großen Temperaturbereich auf relativ stabilem Mikroorganismen, deren Dauerformen, Viren etc. befreit
Niveau erhalten, wohingegen sich die mechanischen Ei- 30 werden. Auch die guten elektrischen Isolationsfähigkei-
genschaften vieler anderer Werkstoffe bei Kälte oder Hit- ten von Silikon sind im medizinischen Bereich von be-
ze stark verschlechtern. Ist beispielsweise ein EPDM- sonderer Bedeutung.
Werkstoff hinsichtlich seiner mechanischen Eigenschaf- [0008] Durch Variation der eingesetzten Silikonkaut-
ten beim Blick auf das technische Datenblatt einer Sili- schuke und der Vernetzungsarten können Silikone be-
kon-Mischung überlegen, weil hier die Eigenschaften bei 35 sondere Eigenschaften erhalten. So sind HTV-Silikon-
Raumtemperatur angegeben sind, so zeigt sich bei ho- kautschuke in einem breiten Temperaturbereich von -50
hen oder niedrigen Temperaturen das komplett gegen- °C bis zu 200 °C, teilweise bis zu 300 °C flexibel und
teilige Bild. Die Temperaturbeständigkeit in Luft liegt bei beständig. Sie finden sich in Dichtungen der Automobil-
Silikon dabei in etwa bei -80 °C bis ca. 250 °C. Diese oder Lebensmittelindustrie, in Kabelummantelungen
Eigenschaft wird gerne für Dichtungen verwendet, da 40 oder als Dämpfungsmaterial.
hierbei der für Silikon typische, sehr niedrige Druckver- [0009] RTV-Silikonkautschuke werden vor allem auf-
formungsrest zum Tragen kommt. grund ihrer Wärmeleitfähigkeit und elektrischen Isolier-
[0004] Aufgrund ihrer exzellenten Ozon-, UV- und Wit- fähigkeit geschätzt, weshalb sie vorzugsweise im Elek-
terungsbeständigkeit werden Mischungen aus Silikon tro- und Elektronikbereich eingesetzt werden.
zudem häufig in Außenanwendungen eingesetzt. Darü- 45 [0010] Flüssig-Silikone (auch LSR, liquid silicone rub-
ber hinaus ist Silikon sehr schwer entflammbar und so- ber) haben gegenüber den HTV- und RTV-Silikonkaut-
wohl gut elektrisch isolierfähig wie auch gut elektrisch schuken eine niedrigere Viskosität. Sie können im Spritz-
leitfähig. Chemisch beständig ist Silikon z. B. gegenüber gussverfahren in unterschiedlichste Formen gebracht
Pflanzen- und Tierfetten, heißem Wasser und Alkohol. werden und z.B. zu Silikonschläuchen verarbeitet wer-
Die Beständigkeit ist eingeschränkt gegenüber Säuren, 50 den. Da LSR-Silikone immer platinvernetzt hergestellt
Laugen, Kraftstoffen und Ketonen sowie Wasserdampf. werden, können Produkte auf der Basis von Flüssigsili-
Silikon hat zudem eine sehr hohe Gasdurchlässigkeit. konen in medizintechnischen Bereichen eingesetzt wer-
[0005] Neben industriellen Anwendungen wird Silikon den.
seit Jahrzenten als bevorzugtes Elastomer im medizini- [0011] Dank seiner hohen Stabilität innerhalb des
schen Bereich gewählt. Komponenten aus Silikon wer- 55 menschlichen Körpers stellt Silikon somit einen sehr gu-
den dabei auch als Kurz- (für weniger als 30 Tage in ten Schutz kritischer Komponenten dar und wird auf-
Medizinprodukten der Klasse IIa) oder Langzeitimplan- grund der genannten Eigenschaften zudem bevorzugt
tate (für 30 Tage oder mehr in Medizinprodukten der für funktionale Teile eingesetzt.

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[0012] Grundsätzlich liegt der Unterschied von Silikon- dioxids entstehen, die für noch größere technische Pro-
kautschuk im Vergleich zu anderen organischen Elasto- bleme sorgen. Andererseits wären nach Angaben der
meren darin, dass seine Hauptketten, die eine anorga- Firma ECO U.S.A. beim Recycling von 1 Tonne Silikon-
nische Struktur aufweisen, nicht aus Kohlenstoffverbin- kautschuk 5774 kWh Energie, 16,3 Fässer Erdöl und 98
dungen bestehen, sondern aus Kombinationen von Sili- 5 Millionen BTU Energie einzusparen.
zium- und Sauerstoffatomen gebildet wird, wobei als Füll- [0020] Abseits der werkstofflichen und der energeti-
stoff vor allem pyrogene Kieselsäure zur Ausbildung gu- schen Verwertung von Silikonabfällen definiert sich die
ter Eigenschaften verwendet wird. zu lösende technische Aufgabe somit darin, ein ökolo-
[0013] Entsprechend ihrer Aggregatszustände sowie gisch sinnvolles und zugleich wirtschaftlich attraktives
ihrer Vulkanisationstemperaturen lassen sich Silikon- 10 stoffliches Recyclingverfahren für Silikone aller Art zu
kautschuke in drei Gruppen gliedern: schaffen, das es gestattet, deren Deponieverbringung
Als HTV (high temperature vulcanizing) oder HCR (high zu vermeiden und die Silikonmaterialien wieder in wert-
consistency rubber) bezeichnet man Silikonkautschuke, stiftende, neue Silikon-basierte Stoffströme einzuspei-
deren Rohmaterial fest ist. Sie werden bei hohen Tem- sen. Darüber hinaus sollte das gesuchte Verfahren auch
peraturen üblicherweise zwischen 140 °C und 200 °C 15 auf Silikonöle anwendbar sein.
vulkanisiert. Die Vernetzung erfolgt durch Peroxide oder [0021] US 5110972 widmet sich der stofflichen Wie-
durch Additionsreaktion, wobei Platinverbindungen als derverwertung von Alt-Silikon durch Auflösen des Siliko-
Katalysator eingesetzt werden. nabfalls in einem geeigneten Solvens durch Umwandeln
[0014] Flüssigsilikon oder LSR (Liquid Silikon Rubber) des Abfalls in Dimethylsiloxanzyklen wie D 3, D4, D5 und
ist als Rohmaterial (zäh-)flüssig und besteht aus zwei 20 weiteren durch Anwendung eines zweistufigen Säu-
Komponenten, die direkt vor der Verarbeitung gemischt re-/Base-katalysierten Spaltprozesses. Der dort einge-
werden. Die Vernetzung erfolgt durch Additionsreaktion setzte Silikonabfall besteht aus Flüssigkeiten oder elas-
bei ähnlichen Temperaturen wie bei den HTV-Typen, wo- tomeren Stoffen hohen Molekulargewichts, besonders
bei die Vernetzung generell wesentlich schneller erfolgt. Feststoffen, die von einem Silikonpolymer gebildet wer-
[0015] Beide Silikon-Typen können eingefärbt wer- 25 den, das typischerweise kurze Alkylgruppen, insbeson-
den. Fertige Elastomer-Artikel aus HTV-Silikon und LSR- dere Methylgruppen trägt. In hohen Ausbeuten werden
Silikon unterscheiden sich in ihren Eigenschaften kaum. so Silikonzyklen destillativ gewonnen.
[0016] Die dritte Gruppe sind sogenannte RTV-Siliko- [0022] In der Japanischen Offenlegungsschrift Heisei
ne (room temperature vulcanizing). Bei diesen geschieht 9-176364, wird ein Verfahren vorgeschlagen, bei dem
die Vernetzung bereits bei Raumtemperatur. Sie werden 30 Silikonharze unter der Einwirkung von Orthocarbonsäu-
gerne als Dichtungsmasse oder in der Prototypenferti- reestern, sowie Verbindungen mit aktiven Wasserstoff
gung verwendet. Verfügbar sind sie sowohl aus Ein- wie enthaltenden Gruppen und Katalysatoren in recyclingfä-
auch als Zweikomponentensysteme. hige Siloxanmonomere oder - oligomere zerlegt werden.
[0017] So vorteilhaft die aus der besonderen chemi- Zum Nachteil gereicht dem dort beschriebenen, unter
schen Stabilität der Silikone ableitbaren Gebrauchsei- 35 relativ milden und kostengünstigen Bedingungen durch-
genschaften für die Nutzungsdauer der daraus gefertig- führbaren Verfahren die unvermeidbare Behaftung mit
ten Gegenstände sind, so belastend ist deren Stabilität unerwünschten Nebenprodukten, die aus der Hydrolyse
bei der Entsorgung der Silikone am Ende ihres Life-Cy- der Orthocarbonsäureester stammen, wie z.B. Methyl-
cles. formiat für den Fall, dass Methylorthoformiat als Ortho-
[0018] Eine werkstoffliche Verwertung von Silikonkau- 40 carbonsäureester eingesetzt wird. Weil Monomere re-
tschuken ist in sehr eingeschränktem Ausmaß möglich, spektive Oligomere, die den Orthocarbonsäureester ent-
indem man z.B. ausgediente Werkstücke bestehend aus halten nicht direkt, das heißt, wie sie anfallen, eingesetzt
Silikonkautschuk mechanisch zerkleinert und das so ge- werden können, ist deren weitere Aufarbeitung, wie z. B.
wonnene, zerkleinerte Gut als Füllmaterial neuen, noch in der japanischen Offenlegungsschrift Heisei 9-7779 be-
auszuhärtenden Silikonkautschukmassen hinzufügt. 45 schrieben, notwendig. In Sicht dieser Schwierigkeiten
Der Transport zu und die Einlagerung der Silikonabfälle und des zu treibenden Aufwandes hat es das Verfahren
auf geeigneten Deponien verursachen erhebliche Kos- nicht in die industrielle Praxis geschafft.
ten. In einer sich ständig verschärfenden Umweltdiskus- [0023] In Sicht dieser japanischen Schriften beschäf-
sion setzt ihre natürliche Nicht- bzw. Schwerabbaubar- tigt sich die US 6172253 B1 ebenfalls mit der stofflichen
keit Silikone unter dem Nachhaltigkeitsaspekt darüber 50 Wiederverwertung Siloxan-haltiger, d. h. Si-O-Si-Bin-
hinaus in ein ungünstiges Licht. dungen aufweisender Massen, indem diese mit Alkylcar-
[0019] Die energetische Verwertung, die bei rein Koh- bonaten, sowie Verbindungen die aktiven Wasserstoff
lenwasserstoff basierten Polymeren wie z.B. bei Polye- enthalten und in Gegenwart eines Katalysators zu einer
thylen und Polypropylen durch Verbrennung eine Mög- großen Vielzahl von Silikon-Monomeren und/ oder Sili-
lichkeit darstellt unter Kohlendioxid- und Wasser-Freiset- 55 kon-Oligomeren (mehr als 200 verschiedene im Produkt-
zung diese Polymere in thermische Energie umzuwan- gemisch) zerlegt werden.
deln, stellt für Silikone keine gangbare Option dar, da bei [0024] Ein Silikongummi, das dieser Lehre folgend in
deren Verbrennung riesige Mengen feinteiligen Silizium- einem Gemisch aus Dimethylcarbonat, Methanol und un-

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ter Zusatz von Schwefelsäure für 4 Stunden bei 90°C eingesetzte Dimethylsiloxy-Einheit bei 160°C ergibt eine
unter Rückflussbedingungen behandelt wurde, führt zu 51% Ausbeute an Dicetoxydimethylsilan neben Anteilen
einem wilden Substanzgemisch, das mehr als 200 ver- an Polydimethylsiloxanzyklen wie D4 und D6.
schiedene Verbindungen, darunter auch Dimethoxydi- [0030] Für technische Zwecke ist die Ausbeute be-
methylsilan umfasst. 5 scheiden und zudem ist der Einsatz einer recht großen
[0025] Die Nichtselektivität des ansonsten milden Auf- Menge hochkorrosiven Eisenhalogenids unattraktiv, da
schlussprozesses macht diesen unattraktiv, da jedwede die meisten Chemiereaktoren aus hochlegierten Edel-
Wiederverwendung der aus der Zersetzungsreaktion stählen und nicht beispielsweise aus Hastelloy® gefertigt
stammenden Stofflichkeit erst das Durchlaufen eines werden.
aufwendigen thermischen Trennverfahrens bedingt. 10 [0031] Noch weiter von einer technischen Realisation
[0026] Die EP 1057855 A1 lehrt ein Aufschlussverfah- entfernt, erscheinen die in gleicher Literaturstelle be-
ren für quervernetzte Silikonabfälle, wobei diese hydro- schriebenen Anstrengungen unter Zuhilfenahme eines
lysiert werden, indem man sie mit einem hydroxylgrup- Autoklaven, α,ω-Dihydroxypolydimethylsiloxane (Ket-
penhaltigen Solvens wie Methanol, Ethanol oder Isopro- tenlänge N = 7) in einem Überschuss an Methanol, Ei-
panol unter superkritischen Bedingungen zur Umset- 15 sensalz-katalysiert (Fe(III)fluorid) und unter Zugabe von
zung bringt. Erhalten werden dabei nichtquervernetzte, 3,0 Äquivalenten Poly(propylencarbonat) bezogen auf
nicht-funktionelle Silikonverbindungen (= Silikonöle), wie jede eingesetzte Dimethylsiloxy-Einheit im Laufe von 24
die darin enthaltenen Infrarotspektren belegen. Die Not- Stunden bei 180°C Reaktionstemperatur in das ange-
wendigkeit superkritische Druckbedingungen einzuhal- strebte Dimethoxydimethylsilan zu depolymerisieren. In
ten, bedingt die Nutzung druckfester Apparaturen, was 20 nur 18% Ausbeute entsteht hierbei Dimethoxydimethyl-
den Prozess in einer industriellen Größenordnung teuer silan neben 14% 1,2-Propandiol und 32% Propylencar-
macht. bonat.
[0027] Enthaler et al. beschäftigen sich mit der Eisen- [0032] Ein weiterer Weg zum stofflichen Recycling von
katalysierten Depolymerisation von Polysiloxanen zur Silikonen, speziell Silikonöl, wird von Enthaler et. al. in
Herstellung von Dichlordimethylsilan, Diacetoxydimeth- 25 ACS Sustainable Chemistry & Engineering 3(1), 2015,
ylsilan und Dimethoxydimethylsilan (J. Appl. Polym. Sci. Seiten 163 -169 beschrieben. Die Autoren benutzen das
2015, DOI:10.1002/APP.41287). Zur Gewinnung von Reagenz Bortrifluorid Etherat um z.B. ausgehend von
Dimethylchlorsilan lassen die Autoren aromatische und einem nur 7 D-Einheiten enthaltenden α,ω-Dihydroxy-
aliphatische Säurechloride sowie para-Toluolsulfon- polydimethylsioxan in mäßigen Ausbeuten Dif-
säurechlorid Eisensalz katalysiert bei Temperaturen von 30 luordimethylsilan und 1,3-Difluor-1,1,3,3-tetramethyldis-
170 bis 190°C auf α,ω-Dihydroxypotydimethytsitoxane iloxan zu gewinnen und diese anschließend unter der
einwirken. Die Ausbeuten an Dimethyldichlorsilan sind Einwirkung einer wässrigen Natronlauge in ein α,ω-Di-
in den meisten vorgestellten Reaktionssystemen sehr hydroxypolydimethylsiloxan umzuwandeln. Nicht zuletzt
bescheiden und liegen im Bereich von <1 bis 62% (Table diskreditieren die Handhabung des kostspieligen Borrea-
I, ibid.), lediglich das Reaktionssystem bestehend aus 35 genzes sowie die von Fluoriden, die wie die Autoren
α,ω-Dihydroxypolydimethylsiloxan (Kettenlänge N = 7), spekulieren, geeignet wären Bortrifluorid zu recyclen,
7,5 mol-% Eisen(III)fluorid und 3 Äquivalenten Ben- diese Methode für die industrielle Praxis.
zoylchlorid jeweils bezogen auf jede eingesetzte Dimeth- [0033] Enthaler et al. in Eur. J. Lipid Technol. 2015,
ylsiloxy-Einheit ergibt nach fünfstündiger Behandlung bei 117, 778-785 berichten von Versuchen zur Eisen-kata-
190°C Dimethyldichlorsilan in 86% Aubeute. 40 lysierten Depolymerisation von Poly(dimethylsiloxanen)
[0028] Abgesehen davon, dass eine Depolymerisation mit Hexansäureanhydrid bei 200°C über die Zeitdauer
von Silikonen zu Chlorsilankörpern aus von 24 Stunden. Die Autoren beobachten, dass diese
Umwelt- ,Handlings- und Abfallvermeidungsgesichts- Methode Siliconöle in guten Ausbeuten in die
punkten nicht erstrebenswert ist, was insbesondere für entsprechenden Hexanoxy-Funktionen tragenden kurz-
Chemieunternehmen zutrifft, die nicht selbst die Müller- 45 kettigen Silikonkörper überführt, jedoch da ihre Begren-
Rochow-Synthese betreiben, macht der Einsatz von Car- zung findet, wo hochmolekulare End-of-Life Silikone, wie
bonsäurechloriden den Prozess teuer und unwirtschaft- z. B. solche, die für Backformen Verwendung finden,
lich. Zudem ist die benötigte Menge (Eisen(III)fluorid er- eingesetzt werden.
heblich und beträgt per 550 g des eingesetzten α,ω-Di- [0034] So bereichernd diese akademischen Beiträge
hydroxypolydimethylsiloxans bereits 41 g. 50 zum Verständnis der hierin involvierten Abbaumechanis-
[0029] Dieselbe Literaturstelle (Seite 5 ff.) beschreibt men sind, kann man feststellen, dass es an einer tech-
auch die Möglichkeit unter Eisensalz-Katalyse α,ω-Dihy- nisch gangbaren und attraktiven Route mangelt, sowohl
droxypolydimethylsiloxane (Kettenlänge N = 7) mit Es- Silikonöle als auch feste Silikone stofflich zu Recyclen.
sigsäureanhydrid im Temperaturbereich zwischen [0035] Die WO 2014/130948 A1 lehrt ein Verfahren
140°C und 180°C und einer Reaktionszeit von 16 Stun- 55 zur Wiederverwertung von Silikonabfällen aus einer Mi-
den zu depolymerisieren. Hierbei gelangt ein Druckrohr schung mit einem organischen Polymer und einem De-
zum Einsatz. Ein Versuch mit 2,5 mol-% Eisen(III)chlorid, polymerisationskatalysator heraus, wobei diese Mi-
2 Äquivalenten Acetanhydrid jeweils bezogen auf jede schung mindestens so hoch erhitzt wird, dass wenigs-

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tens ein Teil des eingesetzten Silikons in ein Cyclosiloxan vorzugsweise konzentrierte Schwefelsäure, besonders
und einen Rückstand umgewandelt wird und das Cyclo- bevorzugt Protonensäuren mit einem pKa-Wert kleiner -
siloxan im Rahmen eines Ausgasens aus der erhitzten 4,90 wie vorzugsweise die Perfluoralkansulfonsäuren
Matrix entfernt wird. Die Beispiele dieser Patentschrift wie Heptafluorpropansulfonsäure, Pentafluorethansul-
verdeutlichen, dass der zur Gewinnung von Siloxanzyk- 5 fonsäure, Trifluormethansulfonsäure, dann Perchlorsäu-
len zu treibende technische Aufwand beträchtlich ist, da re und Chlorsulfonsäure
die Depolymerisation zunächst in einem ersten Schritt in verwendet, wobei unter diesen insbesondere Perfluoral-
einer Verschaltung zweier kommunizierender Schne- kansulfonsäuren präferiert werden, und hierbei Trifluor-
ckenextruder bei hohen Temperaturen und unter Anle- methansulfonsäure ganz besonders bevorzugt ist,
gen eines Hilfsvakuums vorgenommen wird, bevor der 10 sowie des weiteren auch vorzugsweise sulfonsaure oder
aus dem ersten Schritt hervorgehende Rückstand dann perfluoralkylsulfonsaure lonenaustauscherharze zum
in einem zweiten Schritt in einem mit Rührer ausgerüs- Beispiel in Form der kommerziell verfügbaren Typen Am-
teten Equipment bei Temperaturen bis 260°C und unter berlyst® und Lewatit® aber auch in Form der perfluoral-
Anlegen eines Hilfsvakuums noch weiter depolymerisiert kylsulfonsauren Harze wie Nafion® (dabei zum Beispiel
wird. 15 der Typ NR 50).
[0036] In Sicht dieses Standes der Technik stellt sich [0041] Die erfindungsgemäß besonders bevorzugt
die Aufgabe, ein einfaches Verfahren zu finden, dass das einzusetzende Brönstedtsäure ist eine Perfluoralkansul-
Recycling von Silikonen ermöglicht. Überraschender- fonsäure und hierbei ganz besonders bevorzugt Triflu-
weise konnten die Erfinder nun ein Verfahren bereitstel- ormethansulfonsäure.
len, das dies ermöglicht und das die Transfomation so- 20 [0042] Im Rahmen der Erfindung können grundsätz-
wohl von Silikonkautschuk als auch von Silikonölen in lich alle Silikone recycelt werden, insbesondere Silikon-
reaktive Siloxane und/oder Silane, sowie deren leichte kautschuk und/ oder Silikonöle. Insbesondere gilt das für
Verarbeitung z.B. in Alkoxygruppen tragende Silane und/ die Gesamtheit der im einleitenden Beschreibungsteil
oder Siloxane und/oder Hydroxygruppen tragende Sila- angeführten Silikone. Auf diese wird hiermit ausdrücklich
ne und/ oder Siloxane gestattet. Überraschenderweise 25 Bezug genommen. Gemäß einer bevorzugten Ausfüh-
wurde gefunden, dass man nicht nur Silikonöle, sondern rungsform der Erfindung betrifft das erfindungsgemäße
auch feste Silikonkautschuke wertstiftend in reaktive Verfahren ein Verfahren für das Recycling von Silikonen,
Acetoxygruppen tragende Siloxane und/oder Silane um- insbesondere von Silikonkautschuk und/ oder Silikonö-
wandeln kann, indem man sie einer Wärmebehandlung len, ausgenommen Hexamethyldisiloxan. Gemäß einer
in Aufschlusssystemen jeweils unter Zusatz von Essig- 30 bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind die zu
säure unterzieht. recyclenden Silikonöle aus D- und M-Einheiten zusam-
[0037] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist vor mengesetzt. Gemäß einer weiteren bevorzugten Ausfüh-
diesem Hintergrund ein Verfahren für das Recycling von rungsform der Erfindung weisen die zu recyclenden Si-
Silikonen, insbesondere von Silikonkautschuk und/oder likone Molmassen > 236 g/ mol auf.
Silikonölen, durch deren chemische Transformation in 35 [0043] Das erfindungsgemäße Verfahren für das Re-
Acetoxygruppen aufweisende Siloxane und/oder Silane, cycling von Silikonen lässt sich eindrucksvoll an dem Auf-
wobei man die zu recyclenden Silikone einer Wärmebe- schluss eines hochwertigen Silikonschlauchs demonst-
handlung in Aufschlusssystemen, umfassend Essigsäu- rieren (Beispiel 1).
reanhydrid und/oder Acetoxysiloxan, sowie zumindest [0044] Dieser erfindungsgemäße Aufschluss hochmo-
eine Brönstedtsäure, vorzugsweise unter Zusatz von Es- 40 lekularer fester Silikone gilt entsprechend auch für Sili-
sigsäure unterzieht. konöle (z.B. für die mit Trimethylsilylgruppen endver-
[0038] Gemäß einer besonders bevorzugten Ausfüh- schlossenen Polydimethylsiloxane, Beispiel 2).
rungsform wird das erfindungsgemäße Verfahren unter [0045] Erfindungsgemäß bevorzugt wird die Wärme-
Zusatz von Essigsäure durchgeführt. behandlung der Silikonöle respektive der Silikonkaut-
[0039] In einer bevorzugten Ausführungsform der Er- 45 schuke in den Aufschlusssystemen vorzugsweise zwi-
findung umfasst das Aufschlusssystem a) Essigsäure- schen 50°C und 200°C, bevorzugt zwischen 80°C und
anhydrid und Brönstedtsäure, b) Essigsäureanhydrid, 160°C, insbesondere zwischen 120°C und 150°C vorge-
Siloxanzyklen und/oder hydroxyfunktionelle Siloxane so- nommen.
wie Brönstedtsäure, c) Acetoxysiloxan und Brönstedt- [0046] Das erfindungsgemäße Aufschlussverfahren
säure, oder d) Acetoxysiloxan, Siloxanzyklen und/oder 50 kann vorteilhafterweise bei Normaldruck (1013 hPa), Un-
hydroxyfunktionelle Siloxane, Essigsäureanhydrid sowie ter- oder aber auch zur Realisierung hoher Wärmebe-
Brönstedtsäure, wobei vorzugsweise jeweils Essigsäure handlungstemperaturen bis 200°C in druckfesten Appa-
zugesetzt wird. raturen unter Überdruck vorgenommen werden. Bevor-
[0040] Erfindungsgemäß bevorzugt werden als zugt wird das erfindungsgemäße Aufschlussverfahren
Brönstedtsäuren Protonensäuren mit einem pKa-Wert 55 bei Normaldruck durchgeführt.
kleiner - 1,30, wie vorzugsweise Salpetersäure, Methan- [0047] Erfindungsgemäß bevorzugt wird die in den
sulfonsäure und para-Toluolsulfonsäure, vorzugsweise Aufschlusssystemen verwendete Brönstedtsäure in
Protonensäuren mit einem pKa-Wert kleiner - 2,90 wie Mengen vorteilhafterweise von 0,1 bis 1,5 Massenpro-

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zent, bevorzugt in Mengen von 0,15 bis 1,0 Massenpro- de Mengen Acetoxygruppen aufweisender Silane, wie
zent, besonders bevorzugt in Mengen von 0,2 bis 0,8 z.B. Trimethylsilylacetat, Diacetoxydimethylsilan, etc.)
Massenprozent bezogen auf die Gesamtmasse des je- enthalten.
weiligen Aufschlusssystems eingesetzt. [0055] Das Polymerisationsverhalten der erfindungs-
[0048] Erfindungsgemäß bevorzugt wird den Auf- 5 gemäß gewonnenen, mit reaktiven Acetoxygruppen ver-
schlusssystemen Essigsäure in Mengen von vorteilhaf- sehenen Silane und/oder Siloxane lässt sich bereits in
terweise 0,5 bis 4,0 Massenprozent, bevorzugt von 1,5 einem einfachen Handversuch zeigen, indem man ein
bis 3,5 Massenprozent bezogen auf die Masse des ge- kleines Volumen von ca. 0,5 bis 2 ml auf einen schwarzen
samten jeweiligen Aufschlusssystems hinzugesetzt. Bakelitdeckel aufträgt. Insbesondere die noch Brönstedt-
[0049] Falls gewünscht, können die aus dem erfin- 10 sauren Acetoxysilane/ -siloxane polymerisieren unter
dungsgemäßen Prozess gewonnenen, mit reaktiven dem Einfluss von Luftfeuchtigkeit sehr zügig und hinter-
Acetoxyfunktionen versehenen Silane und/oder Siloxa- lassen dabei einen opaken, weißen Silikonfilm.
ne z.B. als polymerysationsaktive Massen ggf. noch in [0056] Alternativ gestattet die hohe Reaktivität der
Abmischung mit weiteren vernetzenden Silanen und/ nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gewonnenen
oder Siloxanen, mit Füllstoffen gefüllt und/ oder ungefüllt 15 Acetoxysilane und/oder -siloxane auch deren Transfor-
wieder als Kleb - und Dichtstoffe eingesetzt werden. mation z.B. in die entsprechenden Alkoxysilane/ - silo-
[0050] Für den Fachmann verständlich prägt die jewei- xane.
lige Art und chemische Zusammensetzung des einge- [0057] Somit betrifft ein weiterer Gegenstand der vor-
setzten, für das Recycling vorgesehenen Silikons die Zu- liegenden Erfindung die Herstellung von alkoxysubstitu-
sammensetzung der nach dem erfindungsgemäßen Ver- 20 ierten Silanen und/oder Siloxanen aus den erfindungs-
fahren erhaltenen Acetoxygruppen enthaltenden Siloxa- gemäß gewonnenen, Brönstedt-sauren Acetoxysilanen
ne. Sind im Vormaterial z. B. Trimethylsilyl-Einheiten ent- und/oder -siloxanen.
halten, so führt deren Präsenz auch zur Bildung von Tri- [0058] Die Erfinder haben festgestellt, dass man die
methylsilylacetat (vgl. Bsp. 2, Silikonöl). nach dem erfindungsgemäßen Verfahren gewonnenen,
[0051] Somit stellt das erfindungsgemäße Verfahren 25 noch Brönstedt-sauren Acetoxysilane und/oder -siloxa-
in seiner auf das Recycling von Polydimethylsiliconölen ne zunächst vorzugsweise mit einer ausreichenden Men-
gerichteten Ausgestaltung sogar einen attraktiven syn- ge einer Base beaufschlagen sollte, um die darin enthal-
thetischen Alternativzugang zu Trimethylsilylacetat dar. tene Brönstedtsäure, vorzugswiese Trifluormethansul-
Trimethylsilylacetat ist ein Silylierungsreagenz, das in fonsäure, zu neutralisieren. Fügt man z.B.einem trifluor-
der Schutzgruppenchemie insbesondere bei der Synthe- 30 methansulfonsauren Acetoxysiloxan, das erfindungsge-
se von Naturstoffen und von pharmazeutisch wirksamen mäß aus dem Aufschluß eines Silikonkautschuks ge-
Molekülen eine große Rolle spielt. Die Bedeutung der wonnen wurde, die zur Neutralisation der darin befindli-
Trimethylsilylschutzgruppe wird zum Beispiel von Oppol- chen Trifluormethansulfonsäure notwendige Menge an
zer in der US 4328353 bei der Synthese von Norpatchou- Kaliumacetat (bevorzugt im Überschuss) hinzu, trennt
lenol aufgezeigt. 35 die Salzfällung ggf. ab, versetzt mit einem Überschuss
[0052] In einer bevorzugten Ausführungsform der Er- an Ethanol und erhitzt 6 Stunden unter leichtem Rück-
findung umfasst das Aufschlusssystem Essigsäureanhy- fluss auf 80°C, bevor man die Flüchtigen abtrennt. Hier-
drid. Die dabei vorteilhafterweise eingesetzte Menge an bei bestehen die Flüchtigen insbesondere aus dem je-
Essigsäureanhydrid bemisst sich sowohl an der der für weiligen Essigsäureester des eingesetzten Alkohols,
das Recycling eingesetzten Menge an Silikonkautschuk 40 den man im Falle der flüchtigen Alkohole dann leicht mit
und/ oder Silikonölen sowie der angestrebten Zielstruktur dem überschüssigen Alkohol destillativ entfernen kann.
des Acetoxygruppen-tragenden Silans/ Siloxan (Defini- Der Rückstand besteht aus dem entsprechenden, Alko-
tion der jeweils angestrebten mittleren Kettenlänge durch xygruppen tragenden Siloxan (im Beispiel 3 Ethoxygrup-
die Menge verwendeten Acetanhydrids bezogen auf die pen tragenden Siloxan), wie das zugehörige 29Si-NMR-
Menge der zu recyclenden Silikonmatrix). 45 Spektrum ausweist.
[0053] Nimmt man das erfindungsgemäße Auf- [0059] Auf diese Weise gelangt man erfindungsgemäß
schlussverfahren in mit einfachen Rühr- und/ oder Misch- einfach zu den entsprechenden Alkoxysilanen und/oder
aggregaten versehenen Reaktoren vor, so leitet allein - siloxanen, die man auch als polymerisationsaktive Mas-
die Beobachtung, wie sich die am Anfang des Prozesses sen und dann bevorzugt unter Zusatz geeigneter Vernet-
teilweise doch sehr heterogene Reaktionsmatrix (z.B. 50 zungskatalysatoren, ggf. noch in Abmischung mit weite-
bestehend aus stückigen Silikonkautschukteilen mit ren vernetzenden Silanen und/ oder Siloxanen, mit Füll-
Flüssigkeit) unter Zugabe der jeweiligen Reaktanden stoffen und/ oder Pigmenten gefüllt und/ oder ungefüllt
Durchmischen lässt, das Vorgehen, ggf. weitere Reakti- als Kleb - und Dichtstoffe einsetzen kann.
onsbestandteile hinzuzufügen. Illustriert wird ein solches [0060] Neutralisiert man die Brönstedtsäure hingegen
Vorgehen in Beispiel 5. 55 nicht, so führt z.B. die Umsetzung des noch Brönstedt-
[0054] Im Sinne der vorliegenden Erfindung umfasst sauren Acetoxysiloxans mit Ethanol unter ansonsten
der Begriff des Acetoxygruppen enthaltenden Siloxans gleichen Bedingungen zu einem aus in etwa gleichen
insbesondere auch solche Stofflichkeiten, die wechseln- Anteilen von Ethoxy- und Hydroxygruppen tragenden

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11 EP 3 744 774 A1 12

Siloxanen bestehenden Gemisch unter Kettenverlänge- die darin verwendete Base ein Hydroxyd der Alkalime-
rung (siehe nichterfindungsgemäßes Vergleichsbeispiel talle und/ oder der Erdalkalimetalle und oder ein Carbo-
4). nat und/ oder Hydrogencarbonat der Alkali- und/ oder
[0061] Ein weiterer Gegenstand der Erfindung ist somit Erdalkalimetalle darstellt. Bevorzugt stellt das wässrige
ein Verfahren zur Umwandlung der erfindungsgemäß im 5 alkalische System eine wässrige Hydrogencarbonatlö-
Aufschlusssystem gewonnenen Acetoxygruppen auf- sung dar. Die Hydrolyse wird vorzugsweise bei Tempe-
weisenden Silane und/ oder Siloxane in Alkoxygruppen raturen ≤ 90°C, bevorzugt bei Temperaturen < 50°C und
aufweisende Silane und/ oder Siloxane, wobei man bevorzugt über einen Zeitraum von mindestens 2 Stun-
den durchgeführt.
a) das Brönstedt-saure Acetoxysilan und oder Ace- 10 [0066] Ein weiterer Aspekt des erfindungsgemäßen
toxysiloxan zunächst mit mindestens einer zur Neu- Verfahrens liegt darin, dass die Hydrolyse in einem wäss-
tralisation der Brönstedtsäure ausreichenden Men- rigen alkalischen System bevorzugt so vorgenommen
ge einer Base beaufschlagt, wird, dass durch die Zugabe der verwendeten Base für
b) die entstandene Salzfällung gegebenenfalls ab- die Dauer der Hydrolyse sichergestellt wird, dass der pH-
trennt, 15 Wert der Reaktionslösung nicht unter 10 absinkt. Hierbei
c) einen 100 bis 500 %igen, bevorzugt einen 150 bis erschließt die hohe Reaktivität der nach dem erfindungs-
350%igen Überschuss eines Alkohols bezogen auf gemäßen Verfahren gewonnenen Acetoxysilane
das im Acetoxysilan und/ oder Acetoxysiloxan ent- und/oder-siloxane deren einfache Umwandlung in die
haltene Acetoxygruppen-Äquivalent hinzufügt und entsprechenden hydroxyfunktionellen Silane und/oder
d) den Austausch Si-gebundener Acetoxyfunktionen 20 Siloxane (hier z.B. in die PDM-Siloxane).
gegen Alkoxyreste im Temperaturbereich von vor- [0067] Unter dem Aspekt des vollständigen Recyclings
zugsweise 60°C bis 130°C, bevorzugt von 70°C bis ist das erfindungsgemäße Verfahren auch dahingehend
120°C in einem Zeitraum von vorzugsweise 1 bis 10 besonders attraktiv, als dass es die einfache Abtrennung
Stunden vornimmt und und Isolierung der Füllstoffe und Pigmente aus den hoch-
e) gegebenenfalls den entstandenen Essigsäurees- 25 molekular-vernetzten, mit Füllstoff und Pigmenten beauf-
ter zusammen mit dem überschüssigen Alkohol de- schlagten Silikonmatrices gestattet. Die Füllstoffe und
stillativ entfernt. Pigmente können nach durchgeführtem erfindungsge-
mäßen Aufschluss sehr einfach z.B. durch Absitzenlas-
[0062] Erfindungsgemäß bevorzugt ist der eingesetzte sen, Filtration, Zentrifugieren, etc. abgeschieden werden
Alkohol vorzugsweise ausgewählt aus der Gruppe der 30 (Filtration in Beispiel 5, Recycling einer weißen Fugen-
C1 bis C10- Alkanole, wie Methanol, Ethanol, 1- Propanol, masse).
2-Propanol, Isopropanol, (1-Butanol, 2-Butanol, iso-Bu- [0068] Ein weiterer Gegenstand vorliegender Erfin-
tanol, tertiär-Butanol), Pentanole, Hexanole, Heptanole, dung ist somit, dass die in den zu recyclenden Silikonen,
Octanole, Nonanole, Dekanole jeweils umfassend auch insbesondere in den zu recyclenden Silikonkautschuken
deren Isomere, 35 enthaltenden Füllstoffe am Ende des Aufschlusses durch
[0063] sowie Allylalkohol, 1-Hexenol, Butindiol, Dode- Absitzenlassen, und/ oder Filtration und/ oder Zentrifu-
canol, Stearylalkohol, Vinyloxybutanol, 2-Ethylhexanol, gieren abgetrennt werden.
Cyclohexanol, Benzylalkohol, Ethylenglykol, Propyleng-
lykol, Di-, Tri- und Polyethylenglykol, 1,2-Propylenglykol, Beispiele
Di- und Polypropylenglykol, 1,4-Butandiol, 1,6-Hexandi- 40
ol, Trimethylolpropan, Glycerin, Pentaerythrit, Sorbit [0069] Falls nicht explizit anders angegeben, sind alle
oder auf Naturstoffen basierende, Hydroxylgruppen tra- hier verwendeten Prozentangaben als Angaben in Mas-
gende Verbindungen, besonders bevorzugt Polyethero- senprozent zu verstehen. Die 29Si-NMR-Proben werden
le oder Phenole, Verbindungen mit 1 bis 8 phenolischen im Rahmen dieser Erfindung bei einer Messfrequenz von
OH-Funktionen, wie Phenol, Alkyl- und Arylphenole, Bis- 45 79,49 MHz in einem Bruker Avance III Spektrometer, das
phenol A und Novolake. mit einem Probenkopf 287430 mit 10 mm Spaltbreite
[0064] Erfindungsgemäß wird der Alkohol in einem ausgestattet ist, bei 22°C gelöst in CDCl3 und gegen Te-
100 bis 500 %igen, bevorzugt in einem 150 bis 350%igen tramethylsilan (TMS) als externem Standard [δ(29Si) =
Überschuss bezogen auf das im Acetoxysiloxan enthal- 0,0 ppm] gemessen.
tene Acetoxygruppen-Äquivalent hinzufügt. 50
[0065] Ein weiterer Gegenstand der vorliegenden Er- Beispiel 1 (erfindungsgemäß)
findung ist ein Verfahren zur Umwandlung der im Auf-
schlusssystem gewonnenen Acetoxygruppen aufwei- [0070] Ein opaker Silikonschlauch (Fa. Büchi, Artikel-
senden Siloxane in Hydroxygruppen aufweisende Silo- nummer: 048355) von 9 mm Außen- und 6 mm-Innen-
xane, wobei man diese einer Hydrolyse in einem alkali- 55 durchmesser wurde in Stückchen irregulärer Geometrie
schen System unterwirft. Es entspricht einer besonderen von durchschnittlich ca. 3 bis 4 mm Größe zerschnitten.
Ausführungsform der Erfindung, dass man die Hydrolyse In einem 500-ml-Vierhalskolben versehen mit KPG-Rüh-
in einem wässrigen alkalischen System vornimmt, wobei rer und aufgesetztem Rückflusskühler werden 50 g die-

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ser Silikonstückchen zusammen mit 50 g Dekamethyl- tationsverdampfer abgetrennt. Der Rückstand besteht
cyclopentasiloxan und 12,5 g Essigsäureanhydrid, 3,7 g aus einem aus etwa gleichen Anteilen von Ethoxy- und
Essigsäure und 0,23 g Trifluormethansulfonsäure 6 Hydroxygruppen tragenden Siloxanen zusammenge-
Stunden lang unter Rühren auf 130°C erhitzt. Bereits setzten Gemisch, das eine Kettenverlängerung bezogen
nach etwa 45 Minuten stellt sich die Reaktionsmischung 5 auf das eingesetzte Acetoxysilan zeigt, wie das zugehö-
als eine opake, homogene Flüssigkeit ohne irgendwel- rige 29Si-NMR-Spektrum belegt.
che erkennbaren Feststoffanteile dar.
[0071] Nach Abkühlen des Reaktionsansatzes wird ein Beispiel 5 (erfindungsgemäß)
29Si-NMR-Spektrum angefertigt, das in allen typischen

Signallagen charakteristisch für ein lineares α,ω-Diace- 10 [0075] 30 g einer durchgehärteten, mit weißem Füll-
toxypolydimethylsiloxan ist. stoff versehenen Silikonfugenmasse (MEM Universalsi-
likon, Innen + Außen, Artikelnummer 308226) werden
Beispiel 2 (erfindungsgemäß) zunächst in Stückchen irregulärer Geometrie von durch-
schnittlich ca. 3 bis 4 mm Größe zerschnitten und dann
[0072] Ein Silikonöl (Polydimethylsiloxan der mittleren 15 in einem 500-ml-Vierhalskolben versehen mit KPG-Rüh-
Kettenlänge N = 50) wird einer 6 stündigen Wärmebe- rer, Innenthermometer und aufgesetztem Rückflussküh-
handlung bei 130°C in einem Aufschlussystem beste- ler vorgelegt, mit 70 g Dekamethylcyclopentasiloxan ,
hend aus Essigsäureanhydrid (4,6 Mol bezogen auf 1 12,5 g Essigsäureanhydrid, 3,7 g Essigsäure und 0,69 g
Mol des Polydimethylsiloxans), Essigsäure (3,0 Massen- konzentrierter Schwefelsäure versetzt. Unter Rühren er-
prozent bezogen auf den Gesamtansatz) und Trifluor- 20 hitzt man die Reaktionsmatrix auf 130°C und man beauf-
methansulfonsäure (0,2 Massenprozent bezogen auf schlagt nach 30 Minuten die inzwischen in Gänze ver-
den Gesamtansatz) unterworfen. Das 29Si-NMR-Spek- flüssigte Reaktionsmischung mit einer weiteren Portion
trum des erhaltenen Silikons belegt, dass ein Acetoxy- (40 g) der zuvor in Stückchen geschnittenen, durchge-
funktionalisiertes Siloxan entstanden ist, das Anteile an härteten weißen Silikonfugenmasse.
Trimethylsilylacetat (stammend aus den Trimethylsilyl- 25 [0076] Nach zwei Stunden bei 130°C erlangt die Re-
Endgruppen des Silikonöls) enthält. aktionsmischung eine so große Viskosität, dass man ei-
ne weitere Menge an Essigsäureanhydrid (12,5 g) hin-
Beispiel 3 (erfindungsgemäß) zufügt.
[0077] Nach weiteren 6 Stunden bei 130°C und Ab-
[0073] 30 g des in Bsp. 1 gewonnenen, trifluormethan- 30 kühlung auf 100°C werden 2,76 g Kaliumacetat zur Neu-
sulfonsauren linearen α,ω-Diacetoxydimethylsiloxans tralisation der Schwefelsäure eingetragen. Unter weite-
werden unter Rühren in einem 100-ml-Dreihalskolben ren, ständigen Rühren lässt man den Ansatz auf 25°C
mit Magnetrührer, Innenthermometer und aufgesetztem abkühlen und trennt den Feststoff mit Hilfe einer Filter-
Rückflusskühler mit 0,20 g festen Kaliumacetats ver- presse (Filterscheibe Seitz K300) ab. Isoliert werden da-
setzt. Dann werden 14,7 ml technischen Ethanols (99 35 bei 38,5 g eines weißen Filterrückstands.
%ig, 300 %-stöchiometrischer Überschuss) hinzugefügt [0078] Von dem leicht gelblichen, klaren Filtrat wird ein
und man erhitzt für die Dauer von 6 Stunden auf 80°C, 29Si-NMR-Spektrum angefertigt, das in allen typischen

so dass sich immer ein leichter Rückfluss einstellt. Nach Signallagen charakteristisch für ein lineares α,ω-Diace-
Erkalten des Reaktionsansatzes und Abfiltrieren des toxypolydimethylsiloxan ist.
ausgefallenen Salzes werden die Flüchtigen bestehend 40
aus Essigsäurethylester und überschüssigem Alkohol Beispiel 6 (erfindungsgemäß)
am Rotationsverdampfer abgetrennt. Der Rückstand be-
steht aus dem entsprechenden, Ethoxygruppen tragen- Weiterverarbeitung des im Beispiel 5 gewonnenen, Ace-
den Siloxan, wie das zugehörige 29Si-NMR-Spektrum toxygruppen enthaltenden Siloxans zu einem Hydroxy-
belegt. 45 gruppen tragenden Siloxan

Beispiel 4 (erfindungsgemäß) [0079] In einem 5oo-ml-Vierhalskolben mit KPG-Rüh-


rer, Innenthermometer und aufgesetztem Rückflussküh-
[0074] 30 g des in Bsp. 1 gewonnenen, trifluormethan- ler werden 100 g destillierten Wassers mit 1,0 Natrium-
sulfonsauren linearen α,ω-Diacetoxydimethylsiloxans 50 hydrogencarbonat (NaHCO3) unter Rühren bei 25°C vor-
werden unter Rühren in einem 100-ml-Dreihalskolben gelegt. Man fügt zügig (leichtes Schäumen) 100 g des
mit Magnetrührer, Innenthermometer und aufgesetztem klaren Filtrats aus Beispiel 5 hinzu und ergänzt portions-
Rückflusskühler mit 14,7 ml technischen Ethanols (99 weise insgesamt 17,2 g Natriumhydrogencarbonat und
%ig, 300 %-Überschuss) versetzt und man erhitzt für die kontrolliert mit Hilfe feuchten Universalindikatorpapiers,
Dauer von 6 Stunden auf 80°C, so dass sich immer ein 55 dass die Reaktionsmatrix einen pH-Wert von ca. 10 hat.
leichter Rückfluss einstellt. Nach Erkalten des Reakti- Danach erwärmt man den Ansatz für die Dauer von 6
onsansatzes werden die Flüchtigen bestehend aus Es- Stunden auf 80°C.
sigsäurethylester und überschüssigem Alkohol am Ro- [0080] Nach Abkühlen des Ansatzes wird die alkali-

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sche, wässrige Phase mit Hilfe eines Scheidetrichters 1,30, wie vorzugsweise Salpetersäure, Methansul-
von der Silikonphase abgetrennt. Die Silikonphase wird fonsäure und p-Toluolsulfonsäure, vorzugsweise
über Natriumsulfat getrocknet. Ein hiervon aufgenomme- Protonensäuren mit einem pKa-Wert kleiner - 2,90
nes 29Si-NMR-Spektrum belegt durch seine typischen wie vorzugsweise konzentrierte Schwefelsäure,
Signallagen, dass ein lineares α,ω-Dihydroxy-polydime- 5 besonders bevorzugt Protonensäuren mit einem
thylsiloxan entstanden ist. pKa-Wert kleiner - 4,90 wie vorzugsweise die Per-
fluoralkansulfonsäuren wie Heptafluorpropansul-
Beispiel 7 (erfindungsgemäß) fonsäure, Pentafluorethansulfonsäure, Trifluorme-
thansulfonsäure, dann Perchlorsäure und Chlorsul-
Aufschluss einer rot eingefärbten Silikonbackform 10 fonsäure
verwendet werden, wobei insbesondere Perfluoral-
[0081] 90 g einer in Stückchen irregulärer Geometrie kansulfonsäuren präferiert werden, und hierbei
von durchschnittlich ca. 3 bis 4 mm Größe zerschnitte- Trifluormethansulfonsäure ganz besonders bevor-
nen, rot-orange eingefärbten Silikonbackform (Muffin- zugt ist,
backform, Fa. TEDI, Artikelnummer 15 sowie vorzugsweise sulfonsaure oder perfluoralkyl-
915270410510000000) werden in einem 500-ml-Vier- sulfonsaure lonenaustauscherharze.
halskolben mit KPG-Rührer, Innenthermometer und auf-
gesetztem Rückflusskühler mit 160 g Dekamethylcyclo- 4. Verfahren nach zumindest einem der Ansprüche 1
pentasiloxan, 12,5 g Essigsäureanhydrid und 0,5 g Triflu- bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die in den
ormethansulfonsäure unter Rühren auf 120°C erhitzt. 20 Aufschlusssystemen verwendete Brönstedtsäure in
[0082] Bereits nach etwa einer Stunde sind alle Sili- Mengen von 0,1 bis 1,5 Massenprozent, bevorzugt
konstückchen vollständig aufgelöst. Man lässt den An- in Mengen von 0,15 bis 1,0 Massenprozent und be-
satz erkalten und entnimmt eine Probe, deren zugehöri- sonders bevorzugt in Mengen von 0,2 bis 0,8 Mas-
ges 29Si-NMR-Spektrum in allen typischen Signallagen senprozent bezogen auf die Gesamtmasse des je-
charakteristisch für ein lineares α,ω-Diacetoxypoly-di- 25 weiligen Aufschlusssystems einschließlich vorzugs-
methylsitoxan ist. weise zugesetzter Essigsäure eingesetzt wird.

5. Verfahren nach zumindest einem der Ansprüche 1


Patentansprüche bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass dem Auf-
30 schlusssystem Essigsäure in Mengen von 0,5 bis
1. Verfahren für das Recycling von Silikonen, insbe- 4,0 Massenprozent, vorzugsweise von 1,5 bis 3,5
sondere von Silikonkautschuk und/ oder Silikonölen, Massenprozent bezogen auf die Gesamtmasse des
durch deren chemische Transformation in Acetoxy- jeweiligen Aufschlusssystems hinzugesetzt wird.
gruppen aufweisende Silane und/oder Siloxane, da-
durch gekennzeichnet, dass man die zu recyceln- 35 6. Verfahren nach zumindest einem der Ansprüche 1
den Silikone einer Wärmebehandlung in Aufschluss- bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärme-
systemen, umfassend Essigsäureanhydrid behandlung im Aufschlusssystem bei Normaldruck
und/oder Acetoxysiloxan, sowie zumindest eine (1013 hPa), Unter- oder Überdruck und besonders
Brönstedtsäure, vorzugsweise unter Zusatz von Es- bevorzugt bei Normaldruck durchgeführt wird.
sigsäure unterzieht. 40
7. Verfahren nach zumindest einem der Ansprüche 1
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekenn- bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die Wärme-
zeichnet, dass das Aufschlusssystem umfasst behandlung im Aufschlusssystem im Temperaturbe-
reich von 50°C bis 200°C, vorzugsweise 80°C bis
a) Essigsäureanhydrid und Brönstedtsäure, 45 160°C, insbesondere 120 bis 150°C vorgenommen
b) Essigsäureanhydrid, Siloxanzyklen und/oder wird.
hydroxyfunktionelle Siloxane sowie Brönstedt-
säure, 8. Verfahren zur Umwandlung der gemäß Anspruch 1
c) Acetoxysiloxan und Brönstedtsäure, oder bis 7 im Aufschlusssystem gewonnenen Acetoxy-
d) Acetoxysiloxan, Siloxanzyklen und/oder hy- 50 gruppen aufweisenden Silane und/ oder Siloxane in
droxyfunktionelle Siloxane, Essigsäureanhyd- Alkoxygruppen aufweisende Silane und/ oder Silo-
rid sowie Brönstedtsäure, xane, dadurch gekennzeichnet, dass man
wobei vorzugsweise jeweils Essigsäure zuge-
setzt wird. f) das Brönstedt-saure Acetoxysilan und/ oder
55 Acetoxysiloxan zunächst mit mindestens einer
3. Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 oder 2, zur Neutralisation der Brönstedtsäure ausrei-
dadurch gekennzeichnet, dass als Brönstedtsäu- chenden Menge einer Base beaufschlagt,
ren Protonensäuren mit einem pKa-Wert kleiner - g) die entstandene Salzfällung gegebenenfalls

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abtrennt, bevorzugt über einen Zeitraum von mindestens 2


h) einen 100 bis 500 %igen, bevorzugt einen Stunden durchgeführt wird.
150 bis 350%igen Überschuss eines Alkohols
bezogen auf das im Acetoxysilan und/ oder Ace- 13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekenn-
toxysiloxan enthaltene Acetoxygruppen-Äqui- 5 zeichnet, dass die Hydrolyse in einem wässrigen
valent hinzufügt und alkalischen System so vorgenommen wird, dass
i) den Austausch Si-gebundener Acetoxyfunkti- durch die Zugabe der verwendeten Base für die Dau-
onen gegen Alkoxyreste im Temperaturbereich er der Hydrolyse sichergestellt wird, dass der pH-
von vorzugsweise 60°C bis 130°C, bevorzugt Wert der Reaktionslösung nicht unter 10 absinkt.
von 70°C bis 120°C in einem Zeitraum von vor- 10
zugsweise 1 bis 10 Stunden vornimmt und 14. Verfahren nach Anspruch 1 bis 7, dadurch gekenn-
j) gegebenenfalls den entstandenen Essigsäu- zeichnet, dass die in den zu recyclenden Silikonen,
reester zusammen mit dem überschüssigen Al- insbesondere in den zu recyclenden Silikonkaut-
kohol destillativ entfernt. schuken enthaltenden Füllstoffe und/ oder Pigmente
15 am Ende des Aufschlusses durch Absitzenlassen,
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekenn- und/ oder Filtration und/ oder Zentrifugieren abge-
zeichnet, dass der eingesetzte Alkohol ausgewählt trennt werden.
ist aus der Gruppe der C1 bis C10- Alkanole, wie
vorzugsweise
Methanol, Ethanol, 1- Propanol, 2-Propanol, Isopro- 20
panol, 1-Butanol, 2-Butanol, iso-Butanol, tertiär-Bu-
tanol, Pentanole, Hexanole, Heptanole, Octanole,
Nonanole, Dekanole sowie Isomere der vorgenann-
ten,
sowie aus der Gruppe umfassend Allylalkohol, 1-He- 25
xenol, Butindiol, Dodecanol, Stearylalkohol, Vinylo-
xybutanol, 2-Ethylhexanol, Cyclohexanol, Benzylal-
kohol, Ethylenglykol, Propylenglykol, Di-, Tri- und
Polyethylenglykol, 1,2-Propylenglykol, Di- und Poly-
propylenglykol, 1,4-Butandiol, 1,6-Hexandiol, Tri- 30
methylolpropan, Glycerin, Pentaerythrit, Sorbit
und/oder auf Naturstoffen basierende, Hydroxyl-
gruppen tragende Verbindungen,
wobei Polyetherole oder Phenole,
Verbindungen mit 1 bis 8 phenolischen OH-Funkti- 35
onen, wie Phenol, Alkyl- und Arylphenole, Bisphenol
A und Novolake
besonders bevorzugt sind.

10. Verfahren zur Umwandlung der gemäß Anspruch 1 40


bis 7 im Aufschlusssystem gewonnenen Acetoxy-
gruppen aufweisenden Silane und/ oder Siloxane in
Hydroxygruppen aufweisende Silane und/ oder Silo-
xane, dadurch gekennzeichnet, dass man diese
einer Hydrolyse in einem alkalischen System unter- 45
wirft, wobei die darin verwendete Base vorzugswei-
se ein Hydroxyd der Alkalimetalle und/ oder der Erd-
alkalimetalle und oder ein Carbonat und/ oder Hy-
drogencarbonat der Alkali- und/ oder Erdalkalime-
talle darstellt. 50

11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekenn-


zeichnet, dass das alkalische System eine wässri-
ge Hydrogencarbonatlösung darstellt.
55
12. Verfahren nach Anspruch 10 oder 11, dadurch ge-
kennzeichnet, dass die Hydrolyse bei Temperatu-
ren ≤ 90°C, bevorzugt bei Temperaturen < 50°C und

10
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Europaisches
Patentamt
European
Patent Office Nummer der Anmeldung
Office europeen
EUROPAISCHER RECHERCHENBERICHT
des brevets EP 19 17 6869
5

EINSCHLAGIGE DOKUMENTE
Kategorie Kennzeichnung des Dokuments mil Angabe, soweit erforderlich, Betrifft KLASSIFIKATION DER
der maBgeblichen Teile Anspruch ANMELDUNG (IPC)

10
A STEPHAN ENTHALER: "Iron-catalyzed 1-14 INV.
depolymerization of polysiloxanes to C08Jll/26
produce dichlorodimethylsilane,
diacetoxydimethylsilane, or
dimethoxydimethylsilane",
15 JOURNAL OF APPLIED POLYMER SCIENCE,
Bd. 132, Nr. 3,
15. Januar 2015 (2015-01-15), XP055644825,
us
ISSN: 0021-8995, DOI: 10.1002/app.41287
20
* Zusammenfassung *
* Seite 5/8, rechte Spalte - Seite 7/8,
rechte Spalte *
A US 5 110 972 A (GREENLEE THOMAS W [US]) 1-14
5. Mai 1992 (1992-05-05)
25 * AnsprUche *
A US 4 276 425 A (BURKHARDT JUERGEN ET AL) 1-14
30. Juni 1981 (1981-06-30)
* AnsprUche * RECHERCHIERTE
SACHGEBIETE (IPC)
30
A CN 103 936 784 A (DONGZHI OASIS 1-14 C08J
ENVIRONMENTAL PROT CHEMICAL CO LTD)
23. Juli 2014 (2014-07-23)
* Zusammenfassung *

35 A CN 109 400 951 A (FOSHAN GOLDEN MILKY WAY 1-14


INTELLIGENT EQUIPMENT CO LTD)
1. Marz 2019 (2019-03-01)
* Zusammenfassung *

40
A DE 195 02 393 Al (WACKER CHEMIE GMBH [DE]) 1-14
1. August 1996 (1996-08-01)
* AnsprUche *

45

Der vorliegende Recherchenbericht wurde fur alle Patentanspruche erstellt


2,__________________________. _ _ ~ - - - - - - - - - - - - - t
50
C"1 Recherchenort I AbschluBdatum der Recherche I Prufer

§ Den Haag 20. November 2019 Niaounakis, Michael


[i-------------------------------------------1
~ KATEGORIE DER GENANNTEN DOKUMENTE T: der Erfindung zugrunde liegende Theorien oder Grundsatze
8
g
X: van besonderer Bedeutung allein betrachtet
Y: van besonderer Bedeutung in Verbindung m~ einer
E: :!!~ 0
Je~a:;~~~~~=t~~d!;',b~~~~~c~~!~~::f:1
D: in der Anmeldung angefuhrtes Dokument
:,;
anderen Veroffenllichung derselben Kalegorie L: aus anderen Grunden ange!Uhrtes Dokumenl
A: technologischer Hintergrund
55 ~ 0: nichtschriflliche Offenbarung & : M~lied der gleichen Patentfamilie, Obereinstimmendes
LL
0 P :_
w .___ Zwischenliteratur
__________________ Dokument
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ ___,
"-

11
EP 3 744 774 A1

ANHANG ZUM EUROPAISCHEN RECHERCHENBERICHT


UBER DIE EUROPAISCHE PATENTANMELDUNG NR. EP 19 17 6869

5 In diesem An hang sind die Mitglieder der Patentfamilien der im obengenannten europaischen Recherchenbericht angefuhrten
Patentdokumente angegeben.
Die Angaben Ober die Familienmitglieder entsprechen dem Stand der Daiei des Europaischen Patentamts am
Diese Angaben dienen nur zur Unterrichtung und erfolgen ohne Gewahr.
20-11-2019

10 Im Recherchenbericht Datum der Mitglied(er) der Datum der


angefOhrtes Patentdokument Ver6ffentlichung Patentfamilie Ver6ffentlichung
I I I
us 5110972 A 05-05-1992 AT 154374 T 15-06-1997
DE 69220294 Dl 17-07-1997
EP 0523323 Al 20-01-1993
15
us 5110972 A 05-05-1992
us 4276425 A 30-06-1981 CA 1135274 A 09-11-1982
DE 2839652 Al 20-03-1980
EP 0009202 Al 02-04-1980
20 JP S5538898 A 18-03-1980
JP S5929195 B2 18-07-1984
us 4276425 A 30-06-1981
CN 103936784 A 23-07-2014 KEINE
25
CN 109400951 A 01-03-2019 KEINE

DE 19502393 Al 01-08-1996 KEINE

30

35

40

45

50

55

Fur nahere Einzelheiten zu diesem Anhang : siehe Amtsblatt des Europaischen Patentamts, Nr.12/82

12
EP 3 744 774 A1

IN DER BESCHREIBUNG AUFGEFÜHRTE DOKUMENTE

Diese Liste der vom Anmelder aufgeführten Dokumente wurde ausschließlich zur Information des Lesers aufgenommen
und ist nicht Bestandteil des europäischen Patentdokumentes. Sie wurde mit größter Sorgfalt zusammengestellt; das
EPA übernimmt jedoch keinerlei Haftung für etwaige Fehler oder Auslassungen.

In der Beschreibung aufgeführte Patentdokumente

• US 5110972 A [0021] • EP 1057855 A1 [0026]


• JP 9176364 A [0022] • WO 2014130948 A1 [0035]
• JP 9007779 A [0022] • US 4328353 A [0051]
• US 6172253 B1 [0023]

In der Beschreibung aufgeführte Nicht-Patentliteratur

• J. Appl. Polym. Sci., 2015 [0027] • ENTHALER et al. Eur. J. Lipid Technol., 2015, vol.
• ENTHALER. ACS Sustainable Chemistry & Engi- 117, 778-785 [0033]
neering, 2015, vol. 3 (1), 163-169 [0032]

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